Gliederung: Nationalismus

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Gliederung: Nationalismus
1.Nationalismus, das ist Parteilichkeit für die – eigene – Nation. Sie gibt es in allen
möglichen Formen, ist in allen Schichten und Klassen der Gesellschaft beheimatet, trägt
unterschiedliche politische Färbungen, bleibt gelegentlich platonisch, wird manchmal rabiat
und bestimmt bei einigen Bürgern den Inhalt ihres Amtes.
Als Deutscher lernt man – und zwar nur als Deutscher -, dass es den Nationalismus gut und
böse gibt. Gut heißt er Patriotismus oder Vaterlandsliebe, soll „die Liebe zu den Seinen“
betreffen, böse heißt er Nationalismus, meint „den Hass auf die Fremden“; und denken soll
man bei Letzterem an den dt. Faschismus und an Neonazis. Die Unterscheidung ist erfunden.
Sie ergibt sich allein als der deutschen Gleichsetzung von Nationalismus mit
Nationalsozialismus.(Warum das nur in Deutschland? NS-Zeit-Aufarbeitung mit negativem
Nationalismus, der später zum ideologischen Grund für positiven wurde. Grün/Fischer)
2. Zentrale Frage: Wie schaffen es erwachsene Menschen, sich das Interesse ihrer Nation zu
eigen zu machen? Lohnt sich solche Parteilichkeit? Wenn ja, für wen? Gehen die Interessen
aller Patrioten mit denen des Staates, an dem die Geschicke der Nation hängen, zusammen?
Einleitende Frage: Wofür sind diese patriotischen Menschen, wenn sie für D. sind? Was ist die
Sache der Nation, für die sie sind?
- Sind sie für eine bestimmte Verfassung ihrer Nation nach innen? Sprechen sie sich für ein
sozialistisches, kommunistisches, demokratisches, kapitalistisches D. aus? Oder nur für D., so
wie es geht und steht, verfasst ist und regiert wird? Mit der (jeweils) gegebenen nationalpol.
Zwecksetzung, den gegebenen Einrichtungen und Verfahrensregeln?
- Wer für D. ist, ist dies nicht im Namen eines bestimmten polit. Standpunkts, der in D.
regieren muss („Unter den und den Bedingungen wäre ich für D.!“), sondern getrennt davon.
Patriotismus ist abstrakte Parteilichkeit, die etwas Absolutes an sich hat: Für D., wie es
jeweils regiert wird. (Abstraktion 1)
Wozu wird mit dieser abstrakten nationalen Parteilichkeit Ja gesagt und was schließt dieses Ja
ein? Wer in dieser Weise Ja zu D sagt – ohne Bedingungen für das Ja anzugeben -, der denkt
von vornherein in den Kategorien von „Wir und die anderen“; der bestimmt das Ja zu D als
logische Negation aller anderen, „fremden“ Nationen. Wir gehören zusammen; die anderen
gehören nicht dazu!
- Ich bin Deutscher und kein Franzose, Türke, US-Amerikaner etc., zusammengefasst: das
sind alless Ausländer; wobei die Negation erst einmal nur eine Abgrenzung darstellt, die je
nach Außenpolitik mit unterschiedlichstem Inhalt gefüllt werden kann (Bündnispartner,
befreundete Nation, Konkurrent, Widersacher, Feind...). Sachlich ergibt sich diese Negation
aus der Konkurrenz von Staaten.
3. „Wir und die anderen.“ (I) Die Parteilichkeit zu D behauptet damit eine Gemeinsamkeit
aller Deutschen. Die hier lebenden Menschen sind darin identisch, dass sie alle für D sind.
Exkurs:Ich bin Werder-Fan....
Ich bin Steuerzahler.
Ich bin Friseuse...
Ich bin Deutscher.
Was heißt das „Ich bin....“jeweils? Wie wird man das alles? Was ist die Identität aller
Deutschen sachlich? Rechtsstellung zum Staat (qua Staatsbürgerschaftsrecht); politische
Rekrutierung als Teil des nationalen Volks getrennt vom Willen. (Abstraktion 2) Darin gleich
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gemacht und auf alle gültigen Systeme (Politik, Ök., Recht, Bildung, Gewalt....) instrumentell
als Lebensbedingungen verpflichtet und zu Staatsvolk zusammengefasst. Gilt für alle,
gleichgültig welche Stellung in der dt. Gesellschaft: Eigentümer, Nichteigentümer, Mitglied
von Herrschaft und Masse der Regierten (Abstraktion 3). (Ius soli, ius sanguinis: Verweise
auf differente bevölkerungspolitische Zwecke des Staates) Volk – eine furchtbare Abstraktion.
Wieso furchtbar?
- „Ich bin Deutscher“-Überzeugung: Der Schuh passt mir, in den der dt. Staat mich gesteckt
hat. Formen: Urlaubsfrage „Woher kommst du?“ „Aus Deutschland.“ Dabei kommt er gerade
vom Baden, vom Frühstück....
7.
Ideologische Begründungen des Deutschtums/nationale Identität: Sprache, Geschichte,
Kultur, Sitten,Werte.
- Vorpolitische Bestimmungen sollen politische Volksrekrutierung und Parteilichkeit
legitimieren. Behauptung: Dt ist man nicht qua Entscheidung, sondern qua
Wesen/Art/Herkunft. (Rassismus) Alle konkreten Bestimmungsversuche von dt-nationaler
Identität blamieren sich dabei an der Abstraktion, die da legitimiert werden soll. Alle Dt., egal
welche ök., soz., polit. Gegensätze sie bestimmen, sprechen dieselbe Sprache – mehr oder
weniger gut: Und deswegen soll man für D sein? Den Zusammenschluss gibt es nicht:. CDUler und linker Kapitalismus-Kritiker streiten sich in derselben Sprache. Richter verknackt
Verbrecher auf deutsch.....Gilt für alle genannten Bebilderungen einer nationalen Identität.
- Schon gar nicht spricht das alles für diese Gemeinschaft im Unterschied zu allen anderen
Nationen.
- Dass vorpolitische Wesensbestimmung und quasi-natürliche Zuordnung von Menschen zu
bestimmtem nationalen Menschenschlag ist, eine deutsche Identität ausmacht, ist auch
dadurch widerlegt, dass sich das politische Identifikationssubjekt „Nation“ nach jedem Krieg
mit oder ohne territoriale Eroberungen neu darstellt und der siegreiche Staat das Volk neu
ordnet/zuordnet: z.B. nach Wiedervereinigung mussten DDR-ler sich in neue politische
Kultur einordnen, „ihre“Geschichte neu sortieren und sittlich umdenken.
- Staat selbst widerlegt das durch Einbürgerungspolitik: Macht Ausländer zu Deutschen....
8. „Wir und die anderen.“ (II) Nicht harmlose Benennung von Unterschieden (Rothaarige
und Grünhaarige), sondern Negation/Ausschluss der anderen, der Ausländer macht UNS zur
Besonderheit: „Wie gut, dass ich nicht zu den Anderen gehöre.“ Inland/Ausland und
Inländer/Ausländer schließt Vergleich in allen Affären ein, der mit der Sonde der dt.
Überlegenheit Leistungsvergleiche betreiben:
- dt. Wachstum im Vergleich mit ….
- dt. Währung im Währungsvergleich....
- dt. Fußballnationalmannschaft....
- dt. Bildungswesen (PISA)...
Parteilichkeit schließt Stolz auf Überlegenheit und Scham/Schande bei Unterlegenheit ein: D
ist siegesberechtigt! Sachlich ist dies der Stolz auf Erfolge bzw. Scham mit Misserfolgen in
der Benutzung des Volks (plus Land) durch hoheitliche Macht für Stärkung der nationale
Zwecke (Wachstum und Hoheit/Hegemonie).
9. Dies sind tatsächlich die Zwecke jener Amtsbrüder und -schwestern, die als Politiker
Dienst an der dt. Nation tun. Politiker sind Berufsnationalisten. Dies der Nationalismus von
oben. Was haben sie davon? Eben die Erfolge den Nation, wen sie diese mit ihrer Macht ins
Werk setzen können. Privatmaterialismus ist nicht ihr Nutzenkriterium. Für das vollständige
Aufgehen in dieser praktischen politischen Parteilichkeit werden sie von materiellen Sorgen
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freigestellt. Dies der instrumentelle Zweck dieser Einrichtung: Gehälter, Diäten etc.
Exkurs: Merkel sagt:„Ich bin stolz auf Deutschland!“
VW-Chef sagt: „Ich bin stolz auf Deutschland!“
Lohnarbeiter sagt:„Ich bin stolz auf Deutschland!“
Was bedeutet Stolz? Worauf kann man Stolz sein? Stolz nur auf Erfolge bei eigener Leistung,
bei Gelingen selbst gesetzter Zwecke (Achtung: falscher Übergang von Stolz auf Person!).
Wer hat Grund dazu? Nur Merkel. VW-Chef – als Eigentümer-Charaktermaske - kann stolz
auf Ausbeutungserfolge in der Konkurrenz sein, nicht auf D. Dafür D als das Land
ausgewählt, das zur Zeit (kann sich ändern) im internationalen Vergleich die besten
Bedingungen liefert. („Vaterlandslose Gesellen“; Kapitalexport) Beim Arbeiter – als
Lohnarbeiter - streicht sich Stolz auf eigene Leistung/Erfolge durch, da abhängiger
Dienstleister an Kapital- und Staatsinteressen. Der könnte – aber dies gerade nicht als
Lohnarbeiter – z.B. stolz auf seinen gepflegten Vorgartenrasen, sein Modellflugzeug etc. sein.
Exkurs: Was ist mit denen, die denken, ihr gutes Leben hätten sie der Nation zu verdanken?
(„Mir geht es hier gut!“) Das gibt es, dass Leute hierzulande im Wohlstand leben, d.h.
tatsächlich Nutznießer des hier produzierten Reichtums sind. Aber: Lässt nie Schluss auf
Parteilichkeit für D – insgesamt mit allen Zwecken, Einrichtungen etc. - zu? Rationell führt
das zur Frage: Warum geht es denen unter dt. Verhältnissen so gut und anderen so schlecht?
Auf wessen Kosten leben sie im Wohlstand? Spricht der Gegensatz von Arm und Reich für D
?
10. Auflösung: Nationalismus aller einkommensabhängigen Menschen, also Nationalismus
von unten ist ein echtes Rätsel. Denn bei denen keine (guten ) Gründe für Parteilichkeit.
Denn: Gehört 1. dem Kollektiv nicht aus freiem Willen an (Zwangskollektiv); kann 2. die
Zwecke des Kollektivs nicht mit bestimmen, sind im alternativlos vorgesetzt
(Geldverdienen als existenzielle Lebensbedingungen und Lebensform für Mehrheit der
Nichteigentümer) und zieht 3. nicht nur keinen Nutzen aus der Nation, sondern ist als
Volk Ressource für Mehrung von fremder/entgegengesetzter Staats- und Geldmacht. Nie
im Leben eine materiell positive Bilanz, sondern gerade getrennt davon, berechnungslose
Parteilichkeit.
(Achtung beim Folgenden: Begründung durch Patrioten ist nicht dasselbe wie Grund für
Patriotismus)
11.Wie begründet der Nationalist/Patriot (von unten) seine Parteilichkeit – wo ihr eben keine
vernünftige und schon gar nicht materiell positiv ausfallende Bilanz zugrunde liegt. Zwei
klassische Begründungsformen hat er parat:
(1)Hierzulande darf jedermann ..... sein Glück machen, d.h. man kann mit seiner Leistung
seinen Erfolg bestimmen, darf seine Interessen verfolgen, d.h. seinen Beruf wählen, alles
kaufen, was man will, seine Meinung frei sagen, demonstrieren, frei wählen, frei reisen, frei
seinen Lebenspartner wählen, glauben, was man will …
(2) Im Vergleich zu (früher, DDR, Afrika., NS-Zeit…. ) ist hier alles viel besser.
Schon die erste Begründung lebt sachlich von dem Vergleich, der in der zweiten Begründung
das Thema ist. Denn woanders darf man nicht dürfen. D.h. beide Begründungen beziehen ihre
Argumentation nicht aus positiv bestimmten Leistungen der Nation für sie, sondern aus dem
Vorhandensein von Erlaubnissen und anderen Lebensumständen, die woanders nicht
existieren. Ob das gut oder weniger gut ist, hier sein Glück machen zu dürfen, frei wählen zu
dürfen (1) , einen Hausstand mit Waschmaschine und Mittelklassewagen zu haben, den
andere nicht haben bzw. hatten (2), wird nicht begründet. Das aber ist dringend nötig:
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12. Zum Dürfen: Die Freiheit des bgl. Subjekts ist nicht zu leugnen; sie ist grundgesetzlich
garantiert. Das heißt aber: Sie ist eine staatliche Erlaubnis, wird von oberster Gewalt gewährt.
Was nicht Gutes verheißt. (Vergleich bereits: Eltern mit Erziehergewalt ausgestattet sprechen
Erlaubnis aus...) Es verheißt: Die freie Wahrnehmung meiner Interessen unterliegt einer
hoheitlichen Kontrolle. Sie ist also nicht zu verwechseln mit: Ich darf hier machen, was ich
will! Denn: Staatlich sind die Bedingungen gesetzt, die Zwecke der Lebensgestaltung
ökonomisch vorgegeben, die Mittel dafür bestimmt, die Verfahren vorgeschrieben und die
Grenzen angegeben, unter denen man hier „sein Glück“ machen darf:
Alle Bedingungen setzt der Rechtsstaat; die Zwecke laufen ökonomisch auf Geldverdienen
hinaus; die Mittel sind die eigene Leistung unter Anwendung des jeweils individuell
ökonomisch Verfügbaren (Eigentum oder Arbeitskraft); das Verfahren heißt Konkurrenz und
die Grenzen liegen darin, Person und Eigentum aller anderen Konkurrenten zu respektieren,
egal wie viel Eigentum sie besitzen und welche Qualität ihre ökonomischen Ressourcen
haben. Dabei hat das Verfahren, auf das jedermann verpflichtet ist, die Konkurrenz, die
Eigenart, dass in ihr alle mit gleichen Interessen antreten (vgl. Schule oder Arbeitsmarkt),
aber von vornherein klar ist, dass gerade nicht die Interessen aller aufgehen können/sollen.
Deswegen sind die Konkurrenten in ein gegensätzliches Verhältnis gesetzt: Sie müssen sich
anstrengen, um besser zu sein als andere, d.h. denen mit eigener Leistung den Erfolg streitig
machen.
Damit ist gesagt, was man nicht darf: Sich Zwecke setzen, die allein an Bedürfnisbefriedigung
orientiert sind; dafür eine Produktion organisieren , die nicht im Dienst an fremden Eigentums
steht; zu arbeiten, etwas zu leisten, was Maß nimmt an optimaler Vermittlung des Zwecks der
Bedürfnisbefriedigung mit möglichster Schonung der Arbeitskraft; und dies für alle, die
diesen Zweck teilen, also gegen jede Konkurrenz; und dies so, dass nicht Eigentum und
Eigentümer respektiert werden, sondern Menschen sich als vernünftige Wesen mit identischen
Zwecken „respektieren“; weswegen sie dann ohne die Gewalt des Rechtsstaats auskämen.
Weswegen die eingerichtete, herrschende Freiheit, die jedermann praktiziert, ja, praktizieren
muss, - für die Mehrheit, die „Nationalisten von unten“ - insofern eine abstrakte Freiheit ist,
als sie den Willen des Bürgers freisetzt, ihn aber nicht ausstattet mit den dazu gehörenden
materiellen Mitteln, sondern ihm vorschreibt, wie er ihn nur verfolgen darf. Das meint: Du
darfst dir den Wunsch erlauben, auf Reisen zu gehen, nette Klamotten zu tragen und in einer
gemütlichen komfortablen Wohnung zu leben. Aber alles das geht nur, wenn du das dafür
nötige Geld aufbringst. Wenn du über kein Eigentum verfügst, das regelmäßig Geld abwirft
und zwar ein an den Preisen orientiertes hinreichendes Quantum, dann musst du dir als (Geld)Eigentumsloser die Geldbeschaffung zum Lebenszweck machen. Dann sind nicht Essen,
Trinken, Wohnen, Unterhaltung Lebensmittel und -inhalt, sondern das Geld. Diese Trennung
von erlaubtem Bedürfnis bzw. Interesse und den dafür hierzulande vorgeschriebenen
Aneignungsmitteln ist das Abstrakte der Freiheit: Ich darf alles, aber komme nur ran, wenn
ich mich dem Zweck des Geldverdienens im Dienst an fremden Eigentums mit allem, was da
dran hängt (Arbeitssuche, Qualifikation für kap. Arbeit, die Gesundheit ruiniert und nicht
einmal das abwirft, was man für sein Leben braucht – s. Sozialstaat, HartzIV... - ,
Arbeitslosigkeit...), unterwerfe.
Wie kann all das eine Begründung für den Patriotismus abgeben? Spricht doch schon bei
etwas näherer Betrachtung eher gegen als für die Nation, die bzw. in der das alles staatlich so
organisiert ist.
13. Eine Begründung gibt das nur ab, wenn man sich die alternativlose Verpflichtung auf das
staatlich, also per Gewalt eingerichtete System und d.h. die Abhängigkeit von ihm als guten
Grund für die Parteinahme behandelt; sich also die für jedermann eingerichteten funktionellen
abstrakten Freiheiten, in denen man sich einzurichten hat, falsch zurechtlegt. D.h.:
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Wenn man an der abstrakten Freiheit das Abstrakte durchstreicht, also. ihres funktionellen
Zwangsgehalts entkleidet und sie nur noch als Chance für sich begreift.
Wenn man alle Vorschriften, unter denen man seine Freiheiten nur verwirklichen darf, als
Mittel für das eigene Fortkommen deutet, die hierzulande auch allein für mich und
Meinesgleichen eingerichtet worden sind.
Wenn man deswegen dem politischen Garanten dieser Mittel, dem Staat, deswegen zugetan
ist. Weil: Er ist – im Prinzip – für mich da. Weswegen er immer – ausschließlich - daran
gemessen wird.
Was umgekehrt die „Einsicht“ einschließt, dass der Bürger auch dafür etwas leisten muss,
dass der Staat dieser seiner bürgerfreundlichen Funktion nachkommen kann (Arbeit, Steuer,
andere Opfer...). Wodurch aus Leistungen, mit denen der Bürger doch „sein Glück“ machen
wollte, Leistungen werden, die er „der Allgemeinheit“ geleistet hat.
Und schon ist der Patriot geboren: Er schließt sich einerseits mit dem Staat zusammen,
entdeckt in ihm fälschlicherweise die Instanz, die es nur gibt, damit er hier mit seiner Leistung
sein Glück machen kann. Und weiß sich andererseits darin identisch mit allen anderen
Bürgern: Denn diese Sorte Freiheit gilt für alle gleichermaßen, was er der Gleichheit aller vor
dem Recht entnimmt. Und schon sind alle Mitbürger seine nationalen Brüder (und
Schwestern natürlich). Der doppelte Zusammenschluss heißt dann WIR. Das ist der Kern des
Alltagspatriotismus, der dann das Leben unter Konkurrenzbedingungen ganz praktisch
bestimmt – inklusive aller nationalistischen Beschwerden.
14. Was hat der Patriot eigentlich von seinem Patriotismus? (I) Warum hält er so daran fest,
obwohl er ständig die Alltagserfahrung macht, dass er von der Nation so wenig hat, sich keine
„Glücksvorstellung“ erfüllt, Lebensperspektiven ständig nach unten korrigiert werden
müssen....? Achtung: Festhalten nicht notwendig/automatisch. Jede Erfahrung eines alltägl.
Scheiterns im Kap. wäre Anlass, sich gescheite Gedanken über die Gründe zu machen, d.h.
letztlich seine Parteilichkeit in begründete Gegnerschaft zu verwandeln.
a. Statt dessen verbreitete Touren, sich – gerade auch gegen Kritik an Parteilichkeit für Nation
- die Verträglichkeit von schlechten Erfahrungen/Beschädigungen in und durch Nation mit
(abstrakter) Parteilichkeit für Nation zurechtzulegen:
- Will ich nicht vielleicht zu viel? Erfolgsmaßstäbe nach unten korrigiert, wenn Erfolg nicht
eintritt; nationale Erfolgsmittel dann in Ordnung, wenn ich meine überzogenen Ansprüche an
ihnen korrigiere.
- Im Vergleich zu, geht es uns doch gold; verräterische, da von Eingeständnis der
Beschädigungen getragene Relativierung.
- Politik kann auch nicht so, wie sie will: Sachzwänge als Grund, mit denen Politik für
Beschädigungen verantwortlich gemacht und zugleich entschuldigt wird.
- Wenn kein Erfolg, dann selbst schuld, nicht genug angestrengt; deswegen existente
nationale Erfolgsmittel nicht genutzt.
- Es gibt doch keine (erfolgreiche; keine erlaubte [vgl. aktuell Kommunismusdebatte um
Lötzsch]) Alternative. Defensive und zugleich geheuchelte Form von Realismus; als ob man
für Kommunismus als polit. System wäre und sich nur durch Misserfolg zum Realismus
bekehrt hätte. (Erfolg-gibt-recht-Logik!) (Übergang zur Menschenbild-Debatte:
Kommunismus vielleicht als schöne Idee, scheitert aber an „dem Menschen“; als Parteinahme
für „Deutsch“ ist Berufung auf „den – gerade seiner bestimmten Nationalität entkleideten Menschen“ doppelt blöd.)
- Es gibt zuviel rücksichtslose Zeitgenossen, die nur egoistisch sind (Ellenbogenkonkurrenz);
dadurch Ungerechtigkeit und Kriminalität. Alles wäre in Ordnung, wenn jeder im Kollektiv
Rücksicht nehmen würde und (!) wenn Politik darauf aufpassen würde. Übergang zur PolitikKritik als Ruf nach mehr Gewalt.
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- Politik/Wirtschaftsbosse, überhaupt die Herrschenden erfüllen die nationalen Pflichten
nicht, versagen, Missmanagement....Alles wäre in Ordnung und jeder käme zu dem Seinen,
wenn Politik etc. ihre – idealistisch zurechtkonstruierten - Aufgaben (Arbeitsplätze und
Einkommen sichern, gleiche Bildung für alle, für Gerechtigkeit sorgen ...) erfüllen würden..
- Das Ausland, die Ausländer sind schuld daran, dass es „uns“ nicht gut geht. Klar, das kann
von den Inländern, den „Unsrigen“, mit denen man im positiven, guten Kollektiv
verschmolzen ist, nicht kommen.
- Daraus aber neue Qualität von Politikkritik: Aus Pflichtvergessenheit (Staatsidealismus)
wird tendenziell der Vorwurf des Landesverrats: Wenn Politik nichts gegen Ausländer tut, die
„uns“ zerstören, dann ist sie selbst verantwortlicher Mitzerstörer. Übergang des von deutscher
Politik enttäuschten Nationalisten zu Rechtsradikalismus, Sarrazin, NPD...
b. Nationalismus ist also nicht satte Zufriedenheit; nie allein ein „Hurra, Deutschland vor...!“,
sondern ist immer fordernd gegen die nationale Führung, geht immer mit – nationalistischer Kritik schwanger.(Nur) Für kritischen Nationalismus taugen (!) denn auch die eingerichteten
und staatl. erlaubten Beschwerdeformen: Beschwerden, Meinungsfreiheit, Leserbriefe,
Demonstrationen, (Protest-)Wahlen....
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