Die Kritik der Nahtod-Forschung seitens der - RPI

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John B. aus Charlottesville „erlebte“ ein NahtodEreignis
Nahtod-Erfahrung – ein Problem seit dem Altertum
Die Nahtod-Theorie der Arztes Raymond Moody
Die Kritik der Nahtod-Forschung
Psychologin Susan Blackmore
seitens
der
Drogen als simulierter Nahtod?
John B. aus Charlottesville „erlebte“ ein NahtodEreignis
"Im letzten Moment meines Lebens wusste ich,
dass ich dem Aufprall nicht entkommen konnte", so
erinnert sich John B. aus Charlottesville in Virgina,
USA. "Ich würde sterben. Dann traf mich ein harter
Schlag. Ich lag auf der Straße. Mein Körper war
durch den Unfall schrecklich entstellt, und ich
blickte auf ihn herab. Der Anblick war fürchterlich.
Menschen kamen herbei. Notarzt, Polizei und
andere. Ich konnte sie hören, sehen was sie taten.
Ich wollte mit ihnen reden, doch sie hörten und
sahen mich nicht. Ich begriff, dass ich tot sein
musste ... "
Es war ein schwerer Unfall, der sich am frühen
Abend auf der regennassen Landstraße ereignet
hatte. Als der Notarzt eintraf, konnte er bei John B.
keinen Herzschlag mehr feststellen. Der Puls war
nicht mehr messbar. "Es ist zwecklos. Wir kommen
zu spät!" waren die Sätze, die in dieser Situation
gesprochen wurden. Doch der Motorradfahrer
wurde gerettet. Sein Herz wurde reanimiert. Später
– viel später erzählte er von seiner Begegnung mit
dem Tod: "Die Sanitäter sagten, dass es zu spät sei
und zwecklos. Ich konnte alles mit ansehen und
hören, doch keiner wollte mir zuhören."
"Nichts ist seither so, wie es früher einmal war."
Seitdem John B. die Erfahrungen mit dem Tod
machte, ist er ein anderer Mensch geworden. "Ein
besserer", urteilt er selbst. "Ein ruhiger,
verschlossener", meinen seine Freunde. Der
Mittfünfziger hat es aufgegeben, anderen von
seinen "Erlebnissen im Jenseits" zu berichten. Er
fühlt, dass seine Zuhörer ihn heimlich innerlich
belächeln; für ihn aber ist das Erlebte zu
bedeutsam, um es dem Hohn seiner Mitmenschen
preiszugeben, denn es veränderte ihn und sein
Leben grundsätzlich.
Früher, so erklärt John B., habe er über das Gute
oder Bösee seiner Handlungen kaum jemals
nachgedacht. Der Moment an der Schwelle zum
Tod, an dem sein gesamtes bisheriges Leben wie in
einem Film vor seinem inneren Auge ablief, nahm
ihm seine Angst vor dem Sterben und gab ihm den
Respekt vor dem Leben und vor anderen Menschen
zurück. "Der kurze Tod war das beste, was mir im
Leben passiert ist."
Nahtod-Erfahrung – ein Problem seit dem
Altertum
In jeder Sekunde sterben auf der Erde zwei
Menschen. In derselben Zeit werden drei Kinder
geboren. Sie kommen in einem Körper zur Welt,
der aus 60 Trillionen Zellen besteht und dessen
sämtliche Atome in einem Zyklus von etwa sieben
Jahren
durch
Stoffwechselprozesse
einmal
ausgetauscht werden.
Unsere Hülle unterliegt demzufolge einer ständigen
Veränderung, und trotzdem bleibt der Mensch Zeit
seines Lebens er selbst, unverkennbar und
unverwechselbar für seine Mitmenschen. Der Geist,
der Charakter, das Wesen – seine Seele bleibt
immer dieselbe.
Was passiert also, wenn die Hülle stirbt, die den
Geist umgibt? Was geschieht mit unserem
Bewusstsein, dass sich in Einheit mit dem
menschlichen Körper bereits mit der Frage nach
einem Leben im Jenseits beschäftigt hat? Gibt es
ein Leben nach dem Tod?
Nahtod-Erfahrungen (im Englischen: Near Death
Experiences, abgekürzt: NDE) werden von
Männern, Frauen und Kindern jeglicher sozialer
Herkunft oder Religion erlebt. Die Berichte derer,
die auf der Schwelle des Todes standen, sind
einander – unabhängig von Kultur oder Zeit –
erstaunlich ähnlich. Sind Nahtod-Erfahrungen der
Schlüssel zum Tor ins Jenseits?
Schon in Überlieferungen alter Kulturen der
Ägypter, Azteken, Griechen oder Tibeter finden sich
Berichte, die – in Teilen – denen von heute
verblüffend gleichen.
Zwei Beispiele:
- Der griechische Philosoph Platon (427–347 v.
Chr.) beschrieb in zahlreichen Werken den Tod als
Loslösung der Seele vom Körper. Platons
Beschreibungen von der Art und Beschaffenheit
des Jenseits und dem Übergang der Seele in ein
anderes Leben ähneln den Beschreibungen der
Menschen unseres Jahrhunderts, die NahtodErlebnisse hatten.
- Erstaunliche Parallelen finden sich auch in den
Schriften des "Tibetanischen Totenbuches", einer
Dokumentensammlung
alt-tibetischer
Weisheitslehren,
die
aus
verschiedenen
Jahrhunderten zusammengetragen und überliefert
worden sind.
Sind diese Berichte aus vergangenen Zeiten ein
Beweis für ein Leben nach dem Tod?
Die Nahtod-Theorie der Arztes Raymond
Moody
Als junger Arzt stieß der Amerikaner Raymond
Moody vor mehr als 30 Jahren auf das Phänomen
Nahtod und war fasziniert von den Berichten der
Patienten. So fasziniert, dass er seine Arbeit fortan
auf die Erforschung der sogenannten "Near Death
Experiences" konzentrierte. Und zwar mit großem,
vor allem auch öffentlichem Erfolg.
Sein erstes Buch erschien 1975 und beschrieb die
Erfahrungen von rund 150 Personen an der
Schwelle des Todes: "Ein Mensch liegt im Sterben.
Während seine körperliche Bedrängnis sich dem
Höhepunkt nähert, hört er, wie der Arzt ihn für tot
erklärt. Mit einem Mal nimmt er ein unangenehmes
Geräusch wahr, ein durchdringendes Läuten oder
Brummen, und zugleich hat er das Gefühl, dass er
sich rasch durch einen langen, dunklen Tunnel
bewegt. Danach befindet er sich plötzlich außerhalb
seines Körpers, jedoch in derselben Umgebung wie
zuvor ..." Das Buch wurde zum Klassiker. Nicht
zuletzt auch deshalb, weil es der Gesellschaft einen
Zugang zu einem bis dahin weitgehend tabuisierten
Thema ermöglichte.
Doch
seine
Studien
und
Befragungen
beeindruckten Raymond Moody mehr, als
Wissenschaftler-Kollegen für gut befanden. Obwohl
der Arzt, Philosoph und Psychologe nicht müde
wird, immer wieder den wissenschaftlichen Ansatz
seiner Studien zu betonen, zählt er mittlerweile in
Fachkreisen zu den "Esoterikern" und gilt damit als
einer derjenigen, die den Abstieg in die Sphären der
"Glaubenden" gewählt haben.
Die Kritik der Nahtod-Forschung seitens
der Psychologin Susan Blackmore
Die britische Psychologin Susan Blackmore gehört
zu den schärfsten Kritikern der Nahtod-Forschung.
Heute. Doch vor über 20 Jahren war das einmal
anders. Nachdem sie selbst im Zusammenhang mit
Drogenkonsum eine Art Nahtod-Erfahrung erlebte,
wurde sie zunächst zur engagierten Befürworterin
des jenseitigen Lebens. Sie avancierte sogar zur
Präsidentin der parapsychologischen Gesellschaft
in Oxford und wollte das Phänomen als
Wissenschaftlerin genauer untersuchen.
Fünfundzwanzig Jahre eigener Forschung führten
sie jedoch zu einem radikal gegenteiligen Fazit: "Ich
kann nicht länger an die Seele und einen höheren
Geist glauben. Ich denke, sie sind nur dumme
Ideen des Gehirns." Im Gegensatz zu ihrem
amerikanischen Kollegen Raymond Moody führte
sie ihr Weg zur Ernüchterung.
Nicht jenseitige Kräfte, sondern das noch diesseitig
funktionierende Sehzentrum im Gehirn gerät
durcheinander und liefert "Fehlbilder". Grelles Licht
oder absolute Schwärze seien Reizungen der
Sehrindenneuronen. Und auch das Gedächtnis
spielt verrückt, wenn der Sauerstoff knapp wird. Aus
diesem Grund würden – so die These der Britin –
schlagartig Erinnerungen freigesetzt, die dazu
führen, dass der Betroffene sein Leben wie im Film
vor sich vorüberziehen sieht.
Drogen als simulierter Nahtod?
Ein weiteres Erklärungsmodell kommt aus der
Arzneimittelforschung: Der inzwischen verstorbene
LSD-Papst Timothy Leary bezeichnete einen
Drogen-Trip mit einem Mittel namens Ketamin als
ein "Experiment mit dem vorübergehendem Tod".
Tatsächlich stellt der in England lebende Psychiater
Karl Jansen fest: "Die intravenöse Injektion von 70
bis 150 Milligramm Ketamin kann alle Aspekte der
Nahtod-Erfahrung reproduzieren.
Ketamine
und
natürliche,
so
genannte
Endopsychosine, wie der Stoff Cyclohexanon,
wirken als Schutzkappe, mit der alle Sinneskanäle
abgekoppelt und nahtodähnliche Erfahrungen erlebt
werden. Die Schlussfolgerung liegt auf der Hand:
Die
Nahtod-Erfahrung
könnte
eine
Art
Schutzmechanismus sein, der dem sterbenden
oder todesnahen Menschen ermöglicht, seine
Angst zu beherrschen. Die Realität kann erfasst
werden, ohne dass sich Panik ausbreitet. Eine
Schutzfunktion des Körpers, der um sein Leben
ringt.
Das Wissen um diese chemischen Prozesse im
Körper ist nicht neu. Sind Nahtod-Erfahrungen
demnach nichts weiter als neuronale Muster, die
unserem Hirn helfen mit Ereignissen umzugehen,
die andernfalls nicht zu bewältigen wären? Oder
findet man im Grenzbereich zwischen Leben und
Tod doch die ersehnten Antworten auf ungelöste
Fragen unserer Existenz?
Das
Erklärungsmodell
Sauerstoffmangel
ist
inzwischen von vielen Wissenschaftlern in
zahlreichen Studien angezweifelt worden. Der
neurologische Ansatz liefert einleuchtende Theorien
über das, was beim Sterben in unserem Gehirn
passiert - und dennoch: Sind solche Erkenntnisse
tatsächlich schon der eindeutige Beweis für die
Nichtexistenz des Jenseits?
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