BWL 1 - Einführung in die Betriebswirtschaftslehre Literaturhinweise: Baetge „Bilanzanalyse“ S. 1 – 76 Wöhe „Einführung in die BWL“ 1. Abschnitt: S.1 – 18 2. Abschnitt: S. 93 – 101; 102 – 161; 240 – 278 3. Abschnitt: S. 417 – 456 4. Abschnitt: S. 479 – 488; 514 – 575 6. Abschnitt: S.1062 – 1094 7. Abschnitt: S.1107 – 1148, 1156 – 1164 Steward, G. Bennett “Fact and Fantasy” EVATM 1) Grundlagen Was versteht man unter „wirtschaften“? Wirtschaften läßt sich charakterisieren als planmäßiger Einsatz knapper Güter für die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse. a) Maximumprinzip: Mit gegeben Aufwand an Produktionsfaktoren, den größtmöglichen Güterbeitrag zu erzielen, d.h. der Ertrag soll maximiert werden. b) Minimumprinzip: Mit dem geringsten Aufwand einen bestimmten Ertrag zu erzielen, d.h. der Aufwand soll minimiert werden. c) Extremumprinzip: Ein möglichst günstiges Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag soll realisiert werden. A,b,c = Ökonomisches Prinzip Wirtschaften ist jede planvolle menschliche Tätigkeit, die unter Beachtung des ökonomischen Prinzip mit dem Zweck erfolgt, die bestehende Knappheit an Gütern zu verringern. Ertrag Wirtschaftlichkeit = >1 Aufwand Das Wirtschaften in Unternehmen vollzieht sich als ein Komplex von Prozessen, die nach verschiedenen Aspekten analysiert werden können: 1) Wirtschaften sollte an klaren Zielen orientiert sein: z.B. Geld verdienen, Verdienstquelle sichern 2) Der Wirtschaftsprozeß ist in Richtung dieser verfolgten Ziele zu lenken 3) Gegenstand wirtschaftlichen Handelns sind die sich im Unternehmen real vollziehenden Prozesse der Leistungserstellung und Verwertung. Dies gliedert sich in die 3 elementaren Aufgaben Beschaffung, Produktion und Absatz. 4) Der Leistungsbereich ablaufenden Prozesse schlagen sich in der Regel in der Finanzierung nieder, die auch allgemeine Prozesse der Kapitalzuführung, Kapitalbindung, Kapitalfreisetzung und Kapitalentziehung umfasst (1.Spiegelbildaufgabe) 5) Erfassung aller Güter- und Geld- (Finanz-) bewegungen und Bestände im Rechnungswesen (2.Spiegelbildaufgabe) Unternehmensziele Die Ziele jeder unternehmerischen Tätigkeit lassen sich auf zwei wesentliche ökonomische Motive zurückführen. Finanzielle ökonomische Ziele sind: a) Geld verdienen (Maßgröße hierfür ist der Erfolg) b) Verdienstquelle sichern (Maßgröße ist hier das Eigenkapital) Zu a) Eigenkapitalrentabilität ist ein Indikator für die Erreichung des Verdienstziels: Erfolg EK-Rentabilität = Ø EK Zu b) Die Eigenkapitalquote steht als Indikator für das Sicherungspotential eines Unternehmens, d.h. für das Unternehmensziel „Verdienstquelle sichern“: EK EK-Quote = Gesamtkapital 2 Die Niveau-Erreichung beider finanzieller Zielgrößen lässt sich auch durch eine einzige Zielgröße, dem Return on Investment (ROI), angeben, indem beide Zielgrößen miteinander multipliziert werden: Erfolg ROI = EKR * EKQ = Ø EK * Ø EK Erfolg = Ø FK Ø GK Unternehmerisches Handeln bedarf über die finanziellen Ziele hinaus der Konkretisierung der Ziele bei den Elementaraufgaben z.B. bei Absatz / Marketing Investition Produktion Beschaffung Bereichsstrategien: Marketingstrategie ( auf der Basis von Marktforschung) Investitionsstrategien ( auf der Basis von Finanzmittelausstattung) Produktionsstrategien (auf der Basis des Know-How) und Beschaffungsstrategien ( auf der Basis des Angebotes) Diese Strategien sind aufeinander und auf die finanziellen Ziele (Shareholder Value etc.) abzustimmen! Marketing/ Absatzstrategie Absatzprogramm ( Produkte nach Art und Menge) Preisstrategie (Hoch, Normal, Tiefpreis) Werbestrategie Qualitätspolitik (Qualitätsführer?/ Marktführer?) Distributionspolitik (Vertreter ? Reisender?) Produktionsstrategie Produktionsprogramm Losgröße Kapazitätsauslastung / Überstunden Ein- oder Mehrschichtbetrieb Beschaffungsstrategie Opt. Bestellpolitik Finanzierungsstrategie Sollte die vorgegebene Eigenkapitalquote beachten Die Liquidität mit minimalen Zinsaufwand erreichen 3 Investitionsstrategie Unternehmer sollte sich an der gewünschten EK-Quote und dem geplanten Absatz- und Produktionsprogramm orientieren Die gesamten finanziellen Ziele sollten auch im Einklang mit den sozialen Aspekten gebracht werden. Nach Festlegung von a) finanzielle Zielsetzung und b) darauf abgestimmte Bereichsstrategien unter Einhaltung der sozialen Aspekte durch die Unternehmensleitung sind diese Leitlinien in konkrete Pläne und danach in betriebliche Prozesse durch das Management umzusetzen. Phasen des Managementprozesses 1) Planung ( Planung des Absatz- und Produktionsprogrammes, Planung der Finanzierung: Formulierung betriebl. Ziele 10 % Rendite alternative Vorschläge) 2) Entscheidung (endgültige Auswahl der Problemlösungsvorschläge, d.h. Entscheidung für ein Bündel von Handlungsalternativen) 3) Realisation (Übertragung der ausgewählten Aufgaben auf bestimmte Personen) 4) Kontrolle (Kontrolle, ob die wirtschaftlichen Ziele wirklich realisiert worden sind, falls Abweichungen warum?) Phasen der Leistungs- und Finanzierungsprozeß 1) Beschaffung ( von Produktionsfaktoren z.B. Arbeitsleistungen, Rohstoffe, Betriebsmittel etc.) 2) Kombination der Produktionsfaktoren Produktion (Be- und Verarbeitung von Werkstoffen zu Erzeugnissen) 3) Absatz/ Marketing ( marktliche Verwertung der produzierten Erzeugnisse, was wiederum Zahlungsvorgänge auslöst) Betriebliches Rechnungswesen mit folgenden Teilgebieten: 1) Externes RW (Buchführung, Inventar, Jahresabschluß, Lagebericht, Zwischenbilanzen) 2) Internes RW (a) Kostenrechnung/ Controlling z.B. Kostenartenstellenrechnung; b) Investitions-/ Wirtschaftlichkeitsrechnung, EUR) 3) Betriebswirtschaftliche Statistik und Vergleichsrechnung (Soll - Ist Vergleiche, Zeitvergleiche, Betriebswirtschaftliche Statistik) 4) Planungsrechnung (mengen- und wertmäßige Schätzung der betr. Entwicklung) Entwicklung eines Geschäftsplans 1) Festlegung der finanziellen Zielsetzung bzw. der finanziellen Strategie (Geld verdienen, Verdienstquelle sichern durch konkrete Vorgaben z.B. nach Inhalt, Ausmaß und Zeitbezug) 2) Marktforschung als Voraussetzung für die Entwicklung von Bereichsstrategien 3) Festlegung der Bereichsstrategien (Marketing, Investition, Produktion, Beschaffung, Finanzierung) 4 2) Planungs- und Kontrollsysteme Definition: Gedankliche Vorwegnahme zukünftiger Entwicklungen Abwägung bestimmter Handlungsalternativen durch Erste Stufe des Planungsprozess: Informationsbeschaffung und -verarbeitung als Voraussetzung für Planung und Entscheidung. Um Entscheidungen treffen zu können, benötigt die Betriebsführung (Management) möglichst umfassende Informationen über die Lage am Absatz- und Beschaffungsmarkt Finanzierungsmöglichkeiten Zur Wahl stehenden technischen Verfahren Leistungsfähigkeit und das Verhalten der Konkurrenz (KKV ja/nein?) Allgemeine Wirtschaftslage (Konjunktur!) Je unvollkommender die Informationen, desto unsicherer sind die Entscheidungen u. das Risiko für Fehlentscheidungen steigt. Problem. Datenunsicherheit Zweite Stufe des Planungsprozesses: Auf der Basis der Informationen und Schätzungen werden verschiedene Alternativepläne ausgearbeitet, von denen jeder eine Möglichkeit darstellt, dass Ziel zu erreichen: Beispiel: Erwartungswerttabelle EW = ∑ Gewinn * Wahrscheinlichkeit Umweltsituation Alternative 1 2 3 1 W1 = 0,2 2 W2= 0,4 3 W3 = 0,4 Erwartungswert 15 10 11 + 18 + 20 +4 +8 +9 + 10 13,4 13,6 7,8 Bei ungewissen Eintrittswahrscheinlichkeiten nimmt man das Minimax Prinzip (schlechteste Möglichkeit), was zur Überbewertung des Risikos führt, oder das Maximax-Prinzip (bestmögliche Situation), welches zu einer Unterbewertung d.R. führt. Beim Erwartungskriterium erhält man wenigstens eine indifferente Einstellung Unterschiedliche Planungsarten: 1) Strategische Planung (ist meist als primäre und langfristige Planung des Unternehmens zu verstehen. Es ist also eine Grundsatzplanung. Wie richte ich mich aus? Was produziere ich? oberste Ebene entscheidet) 2) Taktische und operative Planung (hier werden die Ergebnisse aus der strategischen Planung aufgegriffen und versucht in den einzelnen Funktionsbereichen umzusetzen z.B. für die nächsten 2-5 Jahre) 5 Dritte Stufe des Planungsprozesses Entscheidung für den, im Hinblick auf das zu erreichende Ziel, optimalen Alternativplan Diese Entscheidung enthält das unternehmerische Risiko. (Z.B. werden Fixkosten festgelegt, weil eine neue Halle gebaut wird) Durch die Entscheidung wird ein Soll vorgegeben, dessen Einhaltung bei der Planrealisation durch einen Soll-Ist-Vergleich kontrolliert werden muss. Vierte Stufe des Planungsprozesses Kontrolle der Ergebnisse Abweichungsanalyse (Soll - Ist) Abweichungen sind bei weiteren Plänen zu berücksichtigen Kontrolle dient also letztendlich der Verbesserung künftiger Planung 3) Bereitstellungsplanung Aufgaben: 1) Die Produktionsfaktoren (Arbeit, Betriebsmittel, Werkstoffe) in der erforderlichen Art, Güte und Menge zur richtigen Zeit am richtigen Ort zur Verfügung stellen. 2) Eine ökonomische Aufgabe für die Bereitstellungsplanung aus den ökonomischen Zielen (Geld verdienen) abzuleiten (z.B. Minimierung der Beschaffungskosten) Einflussfaktoren auf die Bereitstellungskosten: Beschaffungspreise ( z.B. Rabatte) Beschaffungskosten (Angebotseinholung) Kosten für Faktorreserven (Kapitalbindungs- und Lagerkosten, Leerkosten) Verzugs- und Fehlmengenkosten (entgangener Gewinn) Planung der Personalbereitstellung 1) Personalbedarfsplanung (wie viele und va. Was für Arbeitskräfte brauche ich?) 2) Personalbeschaffung 3) Personaleinsatz Formel zur Berechnung der Arbeitsproduktivität: Arbeitsleistung (ME) Arbeitsproduktivität = Arbeitseinsatz (ME) Abhängig von 3 Komponten 6 1) objektive Arbeitsbedingungen (Arbeitszeit, Arbeitsplätze, Art der Reihenfolge der Verrichtungen) 2) Individuelle Eignung (AN soll mit Aufgaben betraut werden, die seiner Eignung entsprechen) 3) Subjektiver Leistungswille (Leistungsbereitschaft, Leistungsanreize Incentives) Planung der Betriebsmittelbereitstellung (Gebäude, Maschinen, Grundstücke, Werkzeuge etc.) 4 Stufen 1) Planung des Betriebsmittelbedarfs (Neubedarf, Erweiterungs- und Ersatzbedarf) 2) Planung der Betriebsmittelbeschaffung (Auswahl geeigneter Hersteller, Kauf oder Leasing, opt. Beschaffungszeitpunkt, Make or Buy, Ersatzzeitplanung) 3) Planung des Betriebsmitteleinsatzes (Werkstatt, Fließ- und Straßenfertigung) 4) Planung der Wartung und Instandhaltung (optimaler Ersatzzeitpunkt wenn Reparaturkosten = Abschreibungen) Anmerkung zu 2: Wenn sich eine Unternehmung eine Maschine beschafft, bindet sie über viele Jahre Kapital, welches über Abschreibungen wieder in die Unternehmung zurückfließen soll. Für das Unternehmen besteht aber das Problem, die wirtschaftliche Nutzungsdauer der Betriebsmittel für das Investitionskalkül zu schätzen und die Wertminderung (=Abschreibung) „richtig“ zu ermitteln. Wirtschaftliche Nutzungsdauer(WIND) = Zeitspanne, in der es wirtschaftlich sinnvoll ist, die Anlage zu nutzen. Technische Nutzungsdauer (TND) = Zeitspanne, während der eine Anlage technisch einwandfrei genutzt werden kann (TND = unendlich z.B. kanadische Holzfälleraxt) Materialwirtschaft ( Bereitstellungsplanung der Werkstoffe) Aufgabe: Ermittlung der Materialarten nach Art, Menge und entsprechender Qualität zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Ziel: Minimierung aller Kosten (Beschaffung, Lager, Kapitalbindung) Welche Kosten entstehen? Unmittelbare Beschaffungskosten Mittelbare Beschaffungskosten Lager und Kapitalbindungskosten 7 Planung der Materialbereitstellung (3 Stufen) 1) 2) 3) Planung des Materialbedarfs für die Planungsperiode (Materialart, Menge) Materialbeschaffungsplanung Lagerplanung Zu 1: Die Planung Verbrauchsgebunden sein: kann entweder Programmgebunden oder Programmgebunden: Ermittlung des Materialbedarfs anhand von Stücklisten (analytisch, synthetisch) Verbrauchsgebunden: Ermittlung des Verbrauchs an Hand einer Durchschnittsperiode problematisch bei saisonalen Gütern Fazit: Während für Rohstoffe die programmgebundene Bedarfsplanung sinnvoll ist, ist für Hilfs- und Betriebsstoffe die verbrauchsgesteuerte Bedarfsermittlung vorteilhafter! Zu 2: Einkauf so, dass der Materialbedarf Zu günstigen Konditionen Vom richtigen Lieferanten (Liefertreue, Qualität etc.) Zum richtigen Zeitpunkt Zum richtigen Ort Bei Vorratshaltung wird diese Aufgabe ergänzt durch die Beschaffungsmengenoptimierung (optimale Bestellmenge Produktionsprogramm) Zu 3: Hierbei gibt es zwei verschiedene Entscheidungen (lang- und kurzfristig) Langfristige Entscheidungen: zum Aufbau von Lagerkapazitäten (WO soll das Lager sein?; Ausstattung des Lagers?; Größe des Lagers?) Kurzfristige Entscheidung zur Optimierung der Bestellmenge (optimale Bestellmenge die Menge, bei der die Lager- und Bestellkosten ihr Minimum erreichen ) 8 4) Produktion Produktionsbereich Produktion ist die Kombination von Produktionsfaktoren zur absatzreifen Produkten (sowohl Sach- als auch Dienstleistungen) Produktionsdurchführungsplanung (teilt sich in die folgenden Teilpläne auf) 1) Produktionsaufteilungsplanung: Arbeitskräfte und Betriebsmittel Aufteilung der Produktionsmengen auf 2) Planung der zeitlichen Verteilung der Produktionsmengen Ziel: Auswahl der Produktion mit den geringsten Gesamtkosten Voll synchronisierte Fertigung Emanzipation 3) Planung der innerbetrieblichen Auftragsgröße: Ziel ist die optimale Losgröße (Minimum an Rüst und Lagerkosten) 4) Zeitliche Ablaufplanung: Wann, welche innerbetrieblichen Aufträge auf welchen Betriebsmitteln mit welchen Arbeitskräften produziert werden? Produktionsprogrammplanung Ihre Aufgabe ist es, festzulegen welche Erzeugnisse in welchen Mengen im Planungszeitraum zu produzieren sind. Ermittlung des optimalen Produktionsprogramms mit und ohne Engpaß also Ermittlung des Deckungsbeitrages, oder des rel. Deckungsbeitrages (Deckungsspanne DSP) 9 5) Absatz A) Produkt- und Sortimentspolitik Aufgabe der Produkt- und Sortimentspolitik: Marktgerechte Gestaltung des Absatzprogramms (z.B. durch Marktforschung Was wollen die Kunden?) Aufbau und Pflege (Qualitätspflege) des Absatzprogramms Gegenstand der Produkt und Sortimentspolitik: Produktinnovation Produktvariation Produkteliminierung Prozess zur Entwicklung und Markteinführung von Neuprodukten, wobei folgende Phasen von Bedeutung sind: a) die Ideengewinnung (neue Ideen gedankliche Produktkonzeption Vorauswahl aus verschiedenen Möglichkeiten) b) die Ideenprüfung ( ist es überhaupt möglich die Ideen umzusetzen?) c) die Ideenrealisation Kapitalwertmethode zur Überprüfung der Vorteilhaftigkeit der Ideen Annahme: Eigenkapitalfinanzierung: C0 = A0 + = ∑ (et – at) * (1 + i)-t Abzinsung auf t = 0 Entscheidungskriterium: Entscheidung für die Alternative mit dem höchsten Kapitalwert. Break-even-Analyse zur Überprüfung der Vorteilhaftigkeit einer Alternative/ Idee Break-even-Absatz = Absatz zur Deckung aller Kosten für Entwicklung, Produktion, Investition und Absatz G=U–K=0 p * xB = Kfix + kv * xB Entscheidungskriterium: Entscheidung für Idee, bei der der Gewinn zu erst erreicht wird. 10 Preis – Absatz – Funktion zu welchen Preis kann ich welche Mengen absetzen? P=a–b*x a PAF x Preiselastizität: Als Elastizität bezeichnet man allgemein das Verhältnis der prozentualen Änderung einer abhängigen Variablen zur prozentuellen Änderung einer Instrumentvariablen. So setzt die Preiselastizität der mengenmäßigen Nachfrage die prozentuale Veränderung der Nachfrage (-dx/x) zu einer prozentuellen Veränderung des Angebotspreises (dp/p) ins Verhältnis. ( Wie wirkt sich die Preisänderung auf die Menge aus) Punktelastizität = Ex,p = -dx/x : dp/p = -dx/dp * p/x Streckenelastizität: = E x,p = -∆x/x : ∆p/p = -∆x/∆p * p/x Kurvenelastizitäten: Drei typische Fälle werden unterschieden P p p X X X Ex,p = ∞ Ex,p = 0 Völlig elastisch unelastisch relativ elastisch (zu einem Preis jede x-beliebige Menge) (eine Menge zu jedem x-beliebigen Preis) (negativ elastisch) 11 Skizze: Punkt- und Streckenelastizitäten bei einer linearen rechtsgeneigten konjekturalen PAF Pmax A Ex,p = - ∞ (völlig elastisch) - ∞ < E < -1 (elastisch) x,p Pmax 2 Ex,p = -1 (PB = PA; starr) -1 <Ex,p <0 (relativ unelastisch) Xmax 2 B XmaxEx,p=0(völlig unelastisch) Beachte: Bei einer Preissenkung von Pmax kommt man auf eine unendliche Steigung der Absatzmenge (nämlich von –10 auf –9 , dann steigt die Absatzmenge von 0 auf 2 Mit jeder Preissenkung sinkt der Umsatz Siehe hierzu auch den Exkurs! Punktelastizitätsmessung mit dem „Streckenkonzept“ bei nicht linearen Preisabsatzfunktionen (1) Gegeben: Konvexe PAF p x 12 Gesucht: Punktelastizität im Punkte P p PAF A P x1 x B (Tangente) Lösung: Tangente in den Punkt P, Verhältnis der Streckenabschnitte Ex,p = -PB (rel. Mengenänderung) / PA (rel. Preisänderung) Frage: Welche Preispolitik betreibt ein Unternehmer im Angebotsmonopol? Monopolistische Marktstellung autonome Preispolitik Gewinn max. Preispolitik kann mit dem Cournot Modell ermittelt werden Prämissen (Voraussetzungen) des Cournot Modells: G max! Gegebene PAF Kostenkurve rechts ansteigend mit zunehmender Ausbringung (Output) Zeitlose Produktion, keine Lagerhaltung Definitionsgleichungen für das Cournot – Modell: G = U – K Max! mit: G = Gewinn U = Umsatz, Erlös K = Gesamtkosten U=p*x mit: p = Preis x = Absatzmenge 13 Verhaltensgleichungen für das Cournot – Modell (Folien 14, 19) PAF: P = a (Höchstpreis) – b * x (Preisänderung) U=p*x = (a – b * x) * x = a * x – b * x2 Technologische Gleichung für das Cournot-Modell: K = Kfix + kv * x Mit: Kfix = Fixe Kosten (gesamte) kv = variable Kosten je Stück Mit Hilfe dieser Gleichungen lässt sich die gewinnmaximale Menge xc wie folgt ermitteln: G = U – K Max! U´= K´(notwendige Bedingung) (a * x – b * x2)´= (Kfix + kv * x )´ (Folie 52) 1. Ableitung: Extremum (Max/Min) a –2bx = kv -2bx = kv - a -x = (kv-a)/2b xc = (a – kv)/ 2b (Grenzerlös – Grenzkosten) (x = xc) (hinreichende Bedingung: 2. Ableitung ist negativ) Der gewinnmaximale Preis pc lässt sich sodann durch Einsetzen xc in die PAF ermitteln: PAF: p =a–b*x pc = a – b * (a – kv) / 2b pc = a – (a – kv) / 2 pc = (a + kv)/2 Cournotscher Preis 14 Kreuzpreiselastizität (1): Def: Relative Preisänderung Gut 1 zu relativer Mengenänderung von Gut 2 (Komplementärgüter Auto, Benzin / Substitutionsgüter Butter, Margarine) Die Preisstrategie eines Unternehmens wird durch die marktformspezifischen Determinanten bestimmt. Dabei ist vor allem die Intensität der Konkurrenzbeziehungen zu berücksichtigen. Die Intensität der Konkurrenzbeziehung kann mit Hilfe des Triffinschen Koeffizienten (T = Kreuzpreiselastizität) gemessen werden. Punktkreuzpreiselastizität (2) dxB T= dpA : XB pA Die Kreuzpreiselastizität setzt die prozentuale Veränderung der Nachfrage von Gut B ins Verhältnis zur prozentualen Preisänderung von Gut A. Das Vorzeichen der Kreuzpreiselastizität zeigt an, ob zwischen Gut A und Gut B eine Substitutions- oder Komplementaritätsbeziehung besteht. T > 0: Substitutionsbeziehung (z.B. Streichhölzer und Feuerzeuge) Wenn x % P-Senkung Streichhölzer, dann x % Senkung der Nachfrage an Feuerzeugen T < 0: Komplementaritätsbeziehung (z.B. Pfeife und Tabak) Wenn Preissenkung bei den Pfeifen, dann Nachfrageerhöhung beim Tabak Kritik: Bei Anwendung treten erhebliche Datengewinnungsprobleme auf Die Aussagefähigkeit ist von der Gültigkeit der Ceteris-paribus-Bedingung abhängig. Wie werden neue Produkte beurteilt, für die es noch keine beobachtbare Nachfrage gibt? 6) Finanzierung/ Investition 6.1 Die Stakeholder eines Unternehmens 6.2 Der Shareholder – Value – Ansatz 6.3 Konzept des Economic value Added 6.4 Vor- und Nachteile des EVA - Konzepts 15 7) Kostenrechnung 7.1 Aufbau der Kostenrechnung 7.2 Abgrenzung der Rechengrößen der Kostenrechnung 7.3 Relevanz von Kosteninformationen für die Zwecke der Preispolitik Die Bestandteile des betrieblichen Rechnungswesen Jahresabschluß (externes RW) Kostenrechnung (internes RW) Investitionsrechnung Finanzrechnung Geeignete Aspekte zur Abgrenzung der Bestandteile des betriebl. RW sind a) Zweck der Rechnung (Planung, Kontrolle, Dokumentation) b) Welche Rechnungsgrößen werden verwendet (Ein/Ausgaben, Ertrag/Aufwand, Kosten/Leistungen)? c) Welche Adressaten (extern/ Intern)? d) Erstellungszyklus (regelmäßig, unregelmäßig Jahr, Quartal Monat) Zusammenfassend im Bezug auf die Kostenrechnung: Der Zweck der Kostenrechnung besteht in der Planung und Kontrolle von Erfolgen in den Bereichen Beschaffung, Produktion und Absatz. Die in der Kostenrechnung verwendeten Rechengrößen sind Kosten und Leistungen. Bei den Adressaten der Kostenrechnung handelt es sich um Unternehmensangehörige und dabei vor allem um das Management. Die Kostenrechnung wird regelmäßig und bei besonderen Entscheidungsproblemen auch fallweise erstellt. Aufbau der Kostenrechnung (Bestandteile): Kostenartenrechnung (Welche, Wo und in welcher Höhe) Kostenstellenrechnung Kostenträgerrechnung a) Zur Kostenartenrechnung: Stellt den 1. Teilbereich der Kostenrechnung dar und Dient der Erfassung und Gliederung aller im Laufe der jeweiligen Abrechnungsperiode angefallenen Kostenarten. Kategorisierung der Kostenarten nach Art der verbrauchten PF Personalkosten Sachkosten Kapitalkosten Kosten für Dienstleistungen Dritter Kosten für Steuern/ Gebühren / Beiträge 16 nach Art der betrieblichen Funktion Kosten für Beschaffung Kosten für Lagerhaltung (Sachkosten, Personalkosten) Kosten der Fertigung Kosten für die Verwaltung (A€inistrativ, Distributiv) Kosten für den Vertrieb nach Art der Verrechnung Einzelkosten (werden unmittelbar der Kostenstelle bzw. dem Kostenträger zugeordnet Materialkosten, variable Kosten) Gemeinkosten (z.B. Energie, können dem Produktionsprozess nicht direkt zugeordnet werden. Fazit: „Lassen sich Kosten nicht direkt zurechnen, die für mehrere oder alle Leistungen der Kostenbereiche entstanden sind, so sind dies Gemeinkosten b) Kostenstellenrechnung In der Kostenstellenrechnung werden die Kosten auf die Betriebsbereiche (=Kostenstellen) verteilt, in denen sie angefallen sind. Frage: Welche Kosten sind in welcher Höhe angefallen? Die Verteilung der Kosten erfolgt mit Hilfe des Betriebsabrechnungsbogens (BAB Verteilung der Gemeinkosten auf die Kostenstellen) Frage: Welche Zwecke werden mit der Kostenstellenrechnung verfolgt? Kostenkontrolle: Wo sind die Kosten entstanden und wie können sie beeinflusst werden. Stückkostenrechnung ist nur möglich, wenn die Leistungen mit den Kosten derjenigen Stellen belastet werden, die diese Leistung erbracht haben. Bildung von Kostenstellen nach betrieblichen Funktionen Beschaffung Fertigung Verwaltung Vertrieb nach Verantwortungsbereichen nach räumlichen Gesichtspunkten nach abrechnungstechnischen Gesichtspunkten a) Hilfskostenstellen b) Hauptkostenstellen c) Kostenträgerrechnung Kostenträgerstückrechnung Kostenträgerzeitrechnung 17 Zu Kostenträgerstückrechnung Die Kostenträgerstückrechnung ermittelt die Kosten der einzelnen Leistungseinheiten (= Kostenträger). Die Ermittlung der Kosten ist erforderlich, da Betriebliche Leistungen zu bewerten sind Preispolitische Entscheidungen getroffen werden müssen, diese als Planungsunterlagen dienen Zu Kostenträgerzeitrechnung: Die Kostenträgerzeitrechnung stellt dagegen eine periodenbezogene Rechnung dar. Dabei werden die gesamten Kosten einer Produktart den Leistungen dieser Produktart gegenübergestellt, um so den Erfolg der Produktart im jeweiligen Zeitabschnitt zu ermitteln. (Produkterfolgsrechnung oder Segmentserfolgsrechnung) Die Abgrenzung der Rechengrößen in der Kostenrechnung Aufwand (1) N.A (3) Zweckaufwand = betr. Bedingt (2) Kostengleicher Zweckaufwand Kostenverschiedener Zweckaufwand Anderskosten (6) Zusatzkosten (7) Grundkosten (5) Kalkulatorische Kosten (8) Kosten (4) Mit der Gewinn- und Verlustrechnung (des externen Rechnungswesens) wird der vom Unternehmen erwirtschaftete Erfolg einer Periode, als Differenz zwischen Ertrag und Aufwand, ermittelt. (1) Aufwand/ Aufwendungen Die Aufwendungen stellen die zu diesem Zweck periodisierten, d.h. auf die Abrechnungsperiode bezogenen Ausgaben dar, die aus einem Güterverbrauch, Leistungs- oder Werteverzehr oder sonstigen das Reinvermögen mindernden Ausgaben resultieren. (2) Zweckaufwand Soweit sich Aufwendungen und Kosten decken, sprich man von Zweckaufwand (Akkordlöhne oder Verpackungskosten) 18 (3) Neutraler Aufwand Neutrale Aufwendungen einer Periode führen entweder nicht oder in einer anderen Periode zu Kosten. Neutrale Aufwendungen, die in einer anderen Periode zu Kosten führen, bezeichnet man als periodenfremde Aufwendungen (Nachzahlung von Gewerbekapitalsteuer) Bei den neutralen Aufwendungen, die nicht zu Kosten führen, unterscheidet man zwischen a) betriebsfremde Aufwendungen (z.B. Spenden für karitative Zwecke, Reparaturen an nicht betriebsnotwendigen Gebäuden) und b) betrieblichen, indes außergewöhnlichen Aufwendungen, die nicht als Kosten im sinne eines normalen Werteverzehrs zu qualifizieren sind (Katastrophenschäden) (4) Kosten Unter Kosten ist der bewertete Verzehr von Gütern und Diensten zur Erstellung der betrieblichen Leistung zu verstehen (hängt ab vom Bewertungszweck) (5) Grundkosten Grundkosten sind aufwandsgleiche Kosten (6) Anderskosten Die Anderskosten sind kalkulatorische Kosten, denen Aufwand in anderer Höhe gegenübersteht. Dies ist z.B. der Fall, wenn zur Berechnung der kalkulatorischen Abschreibungen in der Kostenrechnung die gestiegenen Wiederbeschaffungswerte und zur Berechnung der bilanziellen Abschreibungen dagegen in der pagatorischen GuV-Rechnung die tatsächlichen Anschaffungsausgaben des Vermögensgegenstandes zugrunde gelegt werden. Die Anderskosten werden auch als bewertungsverschiedene Kosten bezeichnet. (7) Zusatzkosten Zusatzkosten sind kalkulatorische Kosten, denen überhaupt kein Aufwand gegenübersteht (kalkulatorischer Unternehmerlohn , kalkulatorische EK-Zinsen) Sie werden auch als wesensverschiedene Kosten bezeichnet. (8) Kalkulatorische Kosten Setzen sich aus Anderskosten (bewertungsverschiedene K) und Zusatzkosten (wesensverschiedene K) zusammen. Kalkulatorische Kosten werden verrechnet, damit in der Kostenrechnung der „richtige“ Werteverzehr an Produktionsfaktoren berücksichtigt wird, der mit den Aufgaben der Kostenrechnung als Planungs- und Kontrollinstrument korrespondiert. Handels- oder steuerrechtliche Vorschriften dienen anderen Zwecken als die Kostenrechnung. Bewertungen für handels- und steuerrechtliche Zwecke weichen deshalb ab von Bewertungen für Zwecke der Kostenrechnung. 19 Relevanz von Kosteninformationen für die Zwecke der Preispolitik Als eine wichtige Aufgabe der Kostenrechnung wurde in älteren Veröffentlichungen die Ermittlung der Selbstkosten von Produkten angesehen. Die Selbstkosten wurden bei der Preispolitik um einen Gewinnzuschlag erhöht, um so zu einem kostendeckenden Preis zu gelangen, der am Markt zu fordern ist. Im folgenden Beispiel werden zunächst die Selbstkosten eines Produktes ermittelt und davon ausgehend, der am Markt zu fordernde Preis. Außerdem werden die Auswirkungen im Zeitablauf schwankender Absatzmengen auf diese Art der Preiskalkulation untersucht. Schema zur Ermittlung der Selbstkosten (bei der Produktion von 1000 Stck Fertigerzeugnissen Kostenart 1. Fertigungsmaterial + 2. Materialgemeinkosten (10 % auf das Fertigungsmaterial) + 3. Fertigungslohn + 4. Fertigungsgemeinkosten (102 % auf den Fertigungslohn) = Herstellkosten + 5. Verwaltungsgemeinkosten ( 8 % auf die Herstellkosten) + 6. Vertriebsgemeinkosten (7,5 % auf die Herstellkosten) Selbstkosten Produkt (= Kostenträger= 100,00 € 10,00 € 30,00 € 30,60 € 170,60 € 13,65 € 12,80 € 197,05 € Prämisse: Die Gemeinkostenzuschlagsätze seien mit dem Betriebsabrechnungsbogen berechnet worden. Preiskalkulation auf Vollkostenbasis: Ausgangssituation: Variable Kosten des Produktes Gesamte Gemeinkosten = = 130,00 € 67.050,00 € Annahmen: Die Gemeinkosten sind in voller Höhe Fixkosten Gewinnzuschlag = 10 % auf die Selbstkosten Es gelte folgende linear fallende PAF: p = 390 – 0,17324 * x Ermittlung des Ausgangspreis nach dem Vollkostenprinzip: Preis = (Selbstkosten) * 1,1 (= Gewinnzuschlag von 10 %) P0 = (130 + 67,05 €) * 1,1 P0 = 216,76 20 PAF: P = 390 – 0,17324 * x 216,76 = 390 – 0,17324 * x x = 1000 Zum Preis P0 = 216,76 kann eine Menge von 1.000 Stück abgesetzt werden. Fall: Aufgrund einer Nachfrageflaute geht die zum Preis p0 abgesetzte Menge auf x1 = 800 Stück zurück. In diesem Fall wird ein neuer Preis p1 ermittelt: P1 = ( 130,00 € + 67.050,00 €/ 800 Stück) x 1,1 P1 = 235,19 € Die Folge dieser Preiserhöhung wäre ein nochmaliger Mengenrückgang usw. Die folgende Abbildung der PAFs verdeutlich diesen Zusammenhang. Skizze: PAF neu 235,19 Nachfrageflaute 216,76 PAF alt 693 800 1000 Zunächst verschiebt sich die ursprüngliche PAF zum Ursprung des Koordinatensystems hin, da zum Ausgangspreis aufgrund einer Nachfrageflaute nicht mehr eine Menge von 1.000 Stück, sondern lediglich eine Menge von 800 Stück abgesetzt werden kann. Wird der Preis auf 235,19 € erhöht ergibt sich daraus ein Rückgang der absetzbaren Menge auf 693 Stück. (Hinweis: Die Ausgangs-PAF lautet: p = 390 – 0,17324 * x und die parallel verschobene PAF: p = 355 – 0,17324 * x ) Wenn die Menge auf x2 = 693 Stück zurückgeht, wird der neue Preis p2 wie folgt ermittelt: P2 = ( 130,00 € + 67.050,00 €/ 693 Stück) * 1,1 P2 = 249,43 € Die Folge dieser Preiserhöhung ist, das die absetzbare Menge auf 611 Stück zurückgeht. 21 P3 = (130,00 € + 67.050,00 €/ 611 Stück) * 1,1 P3 = 263,71 € Aufgrund dieser Preiserhöhung sinkt die absetzbare Menge auf 528 Stück. Durch jede weitere Preiserhöhung sinkt die absetzbare Menge immer weiter. Das Unternehmen würde sich durch eine solche Kalkulation selbst aus dem Markt kalkulieren. Besser ist es daher, den Preis unter Berücksichtigung der Kosten am Markt herauszufinden. Beispiel: Cournot-Kalkül (Kapitel 5) 8) Bilanzanalyse 8.1. Grundlagen 8.2. Kennzahlen und Hypothesenbildung 8.3. Moderne Bilanzanalyse mit BBR 8.1 Grundlagen Unternehmen müssen über die wirtschaftliche Lage und Entwicklung ihrer Geschäftstätigkeit mindestens einmal jährlich Rechenschaft ablegen. Nach § 242 HGB muß jeder Kaufmann für den Schluß eines Geschäftsjahres auf der Grundlage der Finanzbuchführung eine Bilanz sowie eine GuV aufstellen. Bilanz und GuV bilden zusammen den Jahresabschluß Die wirtschaftliche Lage eines Unternehmens gliedert sich in folgende Teillagen: Vermögenslage (VL), Finanzlage (FL) und Ertragslage (EL) Die folgenden Bestandteile des Jahresabschlusses geben über obige Teillagen Auskunft: VL = Bestandsgröße der Bilanz EL = GuV mit Aufwendungen und Erträgen FL = Überwiegend Bilanz – bezogen Ziel der Bilanzanalyse ist die Gewinnung von Entscheidungsrelevanten Informationen über die Gegenwart bzw. jüngste Vergangenheit und wenn möglich Zukunft ( Lagebericht bei mittelgroßen + großen Kapitalgesellschaften inkl. Prognosebericht) Die 2 wesentlichen Informationsziele der Analyse sind a) Info über Ertragslage ( erfolgswirtschaftliche Analyse) b) Info über die Vermögens- und Finanzlage ( finanzwirtschaftl. Analyse) 22 Die beiden Ziele der Bilanzanalyse, Ermittlung der Ertragslage und Ermittlung der Vermögens- und Finanzlage, korrespondieren mit den Zielen jeder unternehmerischen Tätigkeit, nämlich mit dem Ziel, Geld zu verdienen, und mit dem Ziel, die Verdienstquelle zu sichern. Mit der erfolgswirtschaftlichen Analyse möchte der Bilanzanalytiker Informationen darüber erhalten, ob und vor allem auf welche Weise das analysierte Unternehmen Geld verdient oder verloren hat. Mit der finanzwirtschaftlichen Analyse möchte der Bilanzanalytiker Informationen darüber erhalten, ob und wieweit die Verdienstquelle gesichert werden konnte. Beide Zielerreichungsgrade zusammen sollen den Bilanzanalytiker informieren, welche Bestandsfestigkeit bzw. welchen Gesundheitszustand das Unternehmen zum Bilanzstichtag erreicht hat. Frage: Besteht zwischen den Zielen eines Unternehmens, „Geld zu verdienen“ und „Verdientsquelle zu sichern“, ein Zielkonflikt? Antwort: Ja, siehe EKR – EKQ – Diagramm (Teil 1, Abschnitt 1.2 „Unternehmensziele“) Skizze: 100 % Rendite – Risiko - Strategie Risiko – Ausgleichsstrategie (kein Zielkonflikt) 5% Sicherheitsstrategie 5% 100% 5 % ROI – Isoquante (5 % Rückfluss auf eingesetztes Kapital) Zumindest langfristig besteht kein Zielkonflikt. Vielmehr sind eine stabile Vermögens- und Finanzlage und eine gute Ertragslage langfristig interdependente Unternehmensziele: Auf Dauer finanziell stabil ist nur ein ertragsstarkes Unternehmen. Umgekehrt ist die finanzielle Stabilität Voraussetzung für einen langfristigen kontinuierlichen Einkommensstrom. Aus diesem Grund darf keines der beiden finanziellen Ziele bei der Bilanzanalyse vernachlässigt werden 23 8.2 Kennzahlen- und Hypothesenbildung Die Daten des Jahresabschlusses sind bei der Bilanzanalyse zu Kennzahlen zu verdichten, die erst eine Analyse der Unternehmenssituation erlauben. Bei der Kennzahlenbildung muss versucht werden, bilanzpolitische Maßnahmen durch kreative Kennzahlen zu konterkarieren; „ Creative Accounting“ erfordert „Creative Analysing“! Zu jeder Kennzahl ist eine Hypothese (= eine versuchsweise Behauptung über die wirtschaftliche Realität) zu formulieren, die angibt, ob ein hoher Wert der betreffenden Kennzahl tendenziell positiv oder negativ zu beurteilen ist. Kennzahl zur Vermögenslage (1) Das Eigenkapital besitzt als Maßgröße des monetären Ziels „Verdienstquelle sichern“ eine wesentliche Bedeutung für die Analyse des Jahresabschlusses. Um diese Maßgröße zeitlich und zwischenbetrieblich vergleichen zu können, muß das Eigenkapital auf eine andere Wertgröße bezogen werden, d.h. es muss relativiert werden. K<G K>G Für EKR gilt: K < G Für FKQ gilt: K > G Legende: K = Krankes Unternehmen G = gesundes Unternehmen Kennzahl zur Vermögenslage (2) Um das Eigenkapital zwischenbetrieblich vergleichen zu können, bietet es sich an, die Höhe des jeweiligen Unternehmens-Eigenkapitals (als Maßgröße für das Ziel „Verdienstquelle sichern“) zum insgesamt vom Unternehmen eingesetzten Gesamtkapital in Beziehung zu setzen. Eigenkapital Eigenkapitalquote = Gesamtkapital Kennzahl zur Vermögenslage (3) Die Eigenkapitalquote (EKQ) als Quotient aus Eigenkapital und Gesamtkapital steht als Indikator für das Sicherungspotential eines Unternehmens Die Arbeitshypothese für die Eigenkapitalquote lautet G > K, d.h. dass gesunde Unternehmen (G) im Durchschnitt eine höhere EKQ aufweisen als kranke Unternehmen (K). 24 Bei der Ermittlung der EKQ können – je nach Ermittlung des Eigenkapitals sowie des Gesamtkapitals unterschiedliche Varianten dieser Kennzahl ermittelt werden. Rentabilitätsanalyse: Erfolg Formel: Rentabilität = Einsatzgröße Mit der Rentabilitätsanalyse wird die Ertragskraft des zu analysierenden Unternehmens untersucht. Ziel der Rentabilitätsanalyse ist es, über den Erfolg oder Misserfolg der unternehmerischen Betätigung Aufschluss zu erhalten. Jahresüberschuss + Zinsaufwand Formel: Gesamtkapitalrentabilität = Gesamtkapital Der Vorteil einer Rentabilitätskennzahl besteht darin, dass das Unternehmen damit besser als mit Absolutwerten verglichen werden kann. Das gilt sowohl für den Vergleich mit branchendurchschnittlichen Ergebnissen als auch mit den Ergebnissen einzelner Vergleichsunternehmen oder mit anderen Anlagemöglichkeiten (Opportunitäten) Zu jeder Kennzahl ist eine Hypothese zu formulieren, die angibt, ob ein hoher Wert der betreffenden Kennzahl tendenziell positiv oder tendenziell negativ zu beurteilen ist. Für alle Rentabilitätskennzahlen gilt dabei für erwerbswirtschaftlich orientierte Unternehmen die Arbeitshypothese, dass gesunde Unternehmen (G) im Durchschnitt eine höhere Rentabilität aufweisen als kranke Unternehmen (K), also G > K. Die Gesamtkapitalrentabilität: Die Gesamtkapitalrentabilität (GKR Verzinsung der Bilanzsumme) ist ein Maß dafür, wie effizient das Unternehmen mit dem ihm insgesamt zur Verfügung stehenden Mitteln gearbeitet hat. Während das Jahresergebnis grundsätzlich den Eigenkapitalgebern zusteht, dienen die Fremdkapitalzinsen zur Bezahlung der Fremdkapitalnutzung. Skizze: AV EK UV FK ∑B ∑B 25 Sie soll die Verzinsung des Gesamtkapitals angeben Die Gesamtkapitalrentabilität ergibt sich in ihrer Grundvariante gemäß der folgenden Formel: Jahresergebnis + Fremdkapitalzinsen Gesamtkapitalrentabilität = Durchschn. Gesamtkapital Sie ist von der Finanzierungsstruktur eines Unternehmens, also vom Verhältnis zwischen Eigenkapital und Fremdkapital, unabhängig. Durch die Addition des Zinsaufwands zum Jahresergebnis im Zähler der Kennzahl sowie durch die Berücksichtigung des Gesamtkapitals im Nenner der Kennzahl werden unterschiedliche Finanzierungsstrukturen der zu vergleichenden Unternehmen neutralisiert. Die Eigenkapitalrentabilität (EKR) Das Jahresergebnis besitzt als Maßgröße des monetären Ziels „verdienen“ eine wesentliche Bedeutung für die Analyse des handelsrechtlichen Jahresabschlusses. Um diese Maßgröße zeitlich und zwischenbetrieblich vergleichen zu können, muss das Jahresergebnis auf das durchschnittlich eingesetzte (Verhältniszahlen) Eigenkapital bezogen werden. Eigenkapitalrentabilität Jahresergebnis Formel: EKR = Durchschn. EK Die EKR gibt die Verzinsung des dem Unternehmen im Laufe des Jahres im Durchschnitt zur Verfügung gestellten Eigenkapitals an. Ganzheitlich betrachtet ist eine niedrige EKR bei einer niedrigen EKQ im Regelfall schlechter zu beurteilen als eine (identische) niedrige EKR bei einer hohen EKQ. Im Fall einer hohen EKQ kann die EKR u. U. durch eine Substitution von EK durch FK oder durch die Aufnahme zusätzlichen Fremdkapitals erhöht werden. Leverage-Effekt 8.3 Moderne Bilanzanalyse mit BBR ( Baetge – Bilanz – Rating) siehe Skript!!! 26 BBR „Intelligente“ Kennzahlen der Vermögenslage (5 Beispiele) Kennz. EKQ 1 Kapitalstruktur Definition Wirtschaftliches Eigenkapital – Immaterielle Vermögensgegenstände Bilanzsumme – Immat. Verm.g. – Flüssige Mittel – Grundst. + Bauten Anmerkung Hyp. I<S “Creative Accounting needs creative Analyzing! Vergleichbarkeit von Jahresabschlüssen am Bsp. Der Kennz. EKQ 1 EKO = EK/GK (siehe Mitschrift) Wirtschaftliches Eigenkapital + Rückstellungen Bilanzsumme – Flüssige Mittel – Grundstücke und Bauten EKQ 2 I<S Rentabilität Ordentliches Betriebsergebnis (intern) Umsatz Ertragswirtschaftlicher Cash Flow (intern) Bilanzsumme Bereinigung von außerordentlichen Elementen (Beispiel Fuhrpark) CF = weniger gestaltbar = Einzahlungsüberschuss I<S Ertragswirtschaftlicher Cash Flow (intern) + Zuführung z.d.Pensionsrü. Bilanzsumme CF = JÜ + Abschreibung d. Jahres + Zuführung zu den Rückstellungen I<S UR CF1ROI CF2ROI Beispiel: Vergleichbarkeit von Jahresabschlüssen am Beispiel EKQ1 bei Porsche (siehe Artikel Baetge Bilanzanalyse) I<S Erklärung für EKQ1 bzgl. 1.Teil der immateriellen Vermögensgegenstände „GOF“ (Geschäfts- oder Vermögenswert) GOF = Kaufpreis für Unternehmung – Reinvermögenszeitwert (EK) Reinvermögenszeitwert = ∑ MarktwerteVG – MarktwerteSchulden GOF bei Hoechst aktiviert, bei Mannesmann gegen EK gekürzt I II AV EK AV EK UV FK GOF UV FK 27 2. Teil: Sale and lease back Grundstücke und Bauten berücksichtigen, zurückgeleast, teils werden sie behalten. I teils werden sie verkauf und II AV EK Grundstücke + Bauten AV EK UV UV FK FK FK 3. Teil: Flüssige Mittel Manche Unternehmen halten große Liquiditätsreserven I AV II EK AV EK FK UV FK UV Liquidität Skizze: siehe Skript!!! Exkurs: Kapitalwertmethode / Break-even-Analyse Frage: Müssen die Werte immer identisch sein? Verweis: 5.1. Produkt und Sortimentspolitik (Folie 6, Aufgabe 1) Break-Even-Analyse = periodenbezogene Rechnung (Musterperiode, „habe ich in dieser Periode meinen Break-even erreicht?) Kapitalwertmethode = Zeit-Raum-Berechnung (gesamte Dauer) Folie 13a (neu) Neuproduktidee 1: XB = 40000/5 * 0,05 Neuproduktidee 2: XB = 110.000/5 * 0,10 Neuproduktidee 3: XB = 140.000/5 * 0,20 = 160.000 Stück/ FE = 220.000 Stück/ FE = 140.000 Stück/ FE Der Absatz liegt jeweils oberhalb von BE Erzielbarer Gesamtdeckungsbeitrag/ Produkt für Neuproduktidee 1,2 oder 3 (siehe Folie 9) 28 Skizze: Neuproduktidee 1 Umsatz 8000 = T 160 * BE Menge Neuproduktidee 3 ist zu wählen, da sie die geringste Break-Even-Menge hat und in jeder Periode den höchsten DB aufweist. Antwort der Frage: Die Break-Even-Analyse gibt an, ab welcher Absatzmenge/ Periode eines Produktes die Erlöse die Kosten decken. Mit der Kapitalwertmethode wird die Vorteilhaftigkeit eines Produktes ermittelt, die sich unter der Annahme prognostizierter Daten (Unsicherheit) für den gesamten Planungszeitraum ergibt. Zur Ermittlung der Daten werden bspw. Die PAF, der Produktlebenszyklus, etc berücksichtigt. Daher können beide Verfahren zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. (Das gleiche Ergebnis im Beispiel ist Zufall) 15. Vbg Gewerkschaftsschule/Wg 2006 29