Pressedienst Travail.Suisse – Nr. 3 – 27. Februar 2006 - Umwelt _______________________________________________________________________________ Umweltmärkte bieten ein grosses Wachstumspotenzial Umweltmärkte wachsen schneller als die restliche Wirtschaft. Damit dieses Potenzial ausgeschöpft werden kann, müssen die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen, besonders im Bereich der erneuerbaren Energien, verbessert werden. Die Wachstumsrate der Umweltmärkte (siehe Kasten) überstieg zwischen 1998 und 2002 die 3-Prozent-Marke deutlich (3.6 Prozent), wie eine dokumentierte Studie zeigt1. Damit liegt dieser Bereich klar über dem Durchschnitt der Wirtschaft. Wie wir im Pressedienst Nr. 1 vom 30. Januar 2006 gesehen haben, ist der Umweltschutz ein Motor für die Beschäftigung und das Wachstum. Aber mit welchen Tätigkeiten im Umweltbereich werden Arbeitsplätze geschaffen? Wie sehen die Wachstumsperspektiven auf lange Sicht aus? Welche Veränderungen sind bei den wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen erforderlich, damit das künftige Potenzial der Umweltmärkte wirklich genutzt werden kann? Rasch wachsende Märkte In Bezug auf die Umsätze sind die wichtigsten Umweltmärkte die erneuerbaren Energien, der Detailhandel (mit den verschiedenen Öko-Labels), der Ökobau (Minergie-Label, Wärmepumpen usw.) und die biologische Landwirtschaft. Das Wachstum war zwischen 1998 und 2002 besonders stark für die ökologische, FSC-zertifizierte Forstwirtschaft (+187 Prozent), die nachhaltigen Anlagefonds (+27,6 Prozent), die Recycling-Industrie (+12,8 Prozent), den Ökobau (+12,7 Prozent) und den ökologischen Detailhandel (+11,8 Prozent). Für den Zeitraum von 2002 bis 2015 wird ein anhaltendes Wachstum der Umweltmärkte prognostiziert, im Besonderen für den Detailhandel, die erneuerbaren Energien, den Ökobau und die ökologische Forstwirtschaft. 30'000 bis 40'000 neue Arbeitsplätze Die Umweltmärkte erwirtschaften einen jährlichen Umsatz von 21 Milliarden Franken (2002) und beschäftigen 95'000 Menschen. Die Studie des WWF geht davon aus, dass viele Umweltmärkte über ein grosses Wachstumspotenzial verfügen. Bis ins Jahr 2015 sollten 30'000 bis 40'000 neue Arbeitsplätze entstehen. Die meisten davon entstehen in den 1 Umweltmärkte in der Schweiz. Perspektiven für Wirtschaft, Beschäftigung und Bildung. Eine Studie des Bildungszentrums WWF, Bern, Dezember 2005. Pressedienst Travail.Suisse – Nr. 3 – 27. Februar 2006 - Umwelt _______________________________________________________________________________ Bereichen Ökobau, ökologische Forstwirtschaft, biologische Landwirtschaft, BioDetailhandel und Umweltbüros. Ökologischere Rahmenbedingungen erforderlich Nichts desto trotz: Wenn die Schweiz auf den Umweltmärkten eine Spitzenposition gegenüber der internationalen Konkurrenz behalten will, muss sie die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen verbessern. Man müsste beispielsweise die Umwelttechnologie und den Wissenstransfer weiterentwickeln, was sich positiv auf den Export von Umwelttechnologien auswirken würde. Ökologische Überlegungen müssten auch im Paket des Bundesrats zur Überwindung der Wachstumsschwächen berücksichtigt werden (was derzeit überhaupt nicht der Fall ist!). Weitere mögliche Massnahmen sind zum Beispiel die Berücksichtigung von Umwelttechnologien bei der Vergabe öffentlicher Aufträge oder die Schaffung von ökologischen Anreizen bei den Reformen der Unternehmensbesteuerung. Erneuerbare Energien: Wird die Schweiz bald zum Schlusslicht? In erster Linie besteht jedoch bei den erneuerbaren Energien ein echter und dringender Handlungsbedarf. In diesem Bereich betrug die Wachstumsrate von 1998 bis 2002 nämlich bescheidene 1.6 Prozent und liegt damit deutlich unter dem Durchschnitt der Umweltmärkte, der sich auf 3,6 Prozent beläuft. Im selben Zeitraum betrug die Wachstumsrate der erneuerbaren Energien zum Beispiel 6,4 Prozent in Deutschland und 12,8 Prozent in Dänemark. Um den Anteil der erneuerbaren Energien (Holz, Biomasse, Erdwärme, Sonne, Wind) in der Produktion und beim Energieverbrauch bedeutend zu erhöhen, muss man: die CO2-Abgabe einführen; die Stromtransportpreise um 0,2 oder 0,3 Rappen pro Kilowattstunde heraufsetzen (was etwa 100 Millionen Franken für die erneuerbaren Energien einbringen würde); den Energieversorgungsunternehmen Mindestquoten an grünem Strom vorschreiben. Es ist kein Zufall, dass die photovoltaischen Zellen in Deutschland 10 W pro Einwohner ausmachen, während in der Schweiz nur 3 W erreicht werden. Diese Entwicklung in Deutschland ist auf den Kaufpreis, der den Stromverteilern durch den politischen Willen auferlegt wurde, zurückzuführen. Und sicher nicht darauf, dass die Sonne in Deutschland häufiger scheint als in der Schweiz! Denis Torche, Leiter Umweltpolitik, Travail.Suisse Pressedienst Travail.Suisse – Nr. 3 – 27. Februar 2006 - Umwelt _______________________________________________________________________________ Umweltmärkte kurz erklärt Es ist nicht einfach, die Aktivitäten der Umweltmärkte in Kategorien einzuteilen, denn es gibt sie in allen wirtschaftlichen Sektoren. Zusammengefasst kann man drei Hauptgruppen von Umweltmärkten unterscheiden: Eindämmung der Umweltverschmutzung (z. B. Recycling, Behandlung von Gewässern und Abfällen) Saubere Technologien und Produkte (z. B. saubere Technologien im Maschinenbau, Recycling-Papier) Ressourcenmanagement (z. B. biologische Landwirtschaft, erneuerbare Energien, Ökobau) Travail.Suisse, Hopfenweg 21, 3001 Bern, Tel. 031 370 21 11, E-Mail: [email protected], www.travailsuisse.ch