Universität Leipzig Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Professur für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Mikroökonomik Prof. Dr. Harald Wiese Klausur: Grundzüge der Mikroökonomik Sommersemester 2001 Bearbeitungszeit: 60 Minuten Maximal erzielbar: 60 Punkte zulässige Hilfsmittel: keine, insbesondere kein Taschenrechner Sonstige Vorbemerkungen: Schreiben Sie, bitte, leserlich! Geben Sie kurze, präzise Antworten! Machen Sie jeweils Ihren Rechenweg deutlich! Aufgabe 1 (a) (b) (6 Punkte) Definieren Sie den Begriff „Dominante Strategie“! Definieren Sie den Begriff „Nash-Gleichgewicht“! Lösungsvorschlag (a) Eine Strategie eines Spielers heißt dominant, wenn sie bei jeder Strategiewahl des Gegenspielers eine Auszahlung garantiert, die mindestes so hoch ist wie bei irgendeiner anderen Strategie. (b) Eine Strategiekombination heißt Nash-Gleichgewicht, wenn sich keiner der Spieler durch einseitiges Abweichen von seiner Strategie verbessern kann. Aufgabe 2 (12 Punkte) Ein Haushalt verfüge über ein Einkommen in Höhe von m. Seine Nutzenfunktion sei durch u( x1 , x2 ) min( x1 , 2 x2 ) gegeben. Der Preis für das erste Gut wird mit p1 und der Preis für das zweite Gut mit p 2 bezeichnet. (a) Bestimmen Sie für Gut 1 die Nachfragefunktion und die Preiselastizität der Nachfrage! Wie ist demnach das Gut zu klassifizieren? (b) Bestimmen Sie für Gut 1 die Engelkurve und die Einkommenselastizität der Nachfrage! Wie ist demnach das Gut zu klassifizieren? (c) Bestimmen Sie die Einkommens-Konsum-Kurve! Lösungsvorschlag Im Haushaltsoptimum muss x1 2x 2 gelten (perfekte Komplemente!). Nach Einsetzen in die Budgetgerade p1 x1 p 2 x 2 m erhält man m x1 . (1) 1 p1 p 2 2 Zu (a). Die Nachfragefunktion für Gut 1 ergibt sich aus (1), wenn x 1 als Funktion der Variablen p1 verstanden wird. Die Preiselastizität für Gut 1 lautet dx p p1 p1 m x1 ,p1 1 1 0. 2 m 1 dp1 x 1 1 p1 p 2 p1 p 2 1 2 2 p1 p 2 2 Somit handelt es sich bei Gut 1 um ein gewöhnliches Gut. Zu (b). Die Engelkurve ergibt sich aus (1), wenn x 1 als Funktion der Variablen m verstanden wird. Die Einkommenselastizität für Gut 1 lautet dx m 1 m x1 , m 1 1 0. 1 m dm x 1 p1 p 2 1 2 p1 p 2 2 Somit handelt es sich bei Gut 1 um ein normales Gut. Zu (c). Die Gleichung der Einkommens-Konsum-Kurve lautet x 2 1 x1 . 2 Aufgabe 3 (8 Punkte) Ada und Onno leben in einer Zweier-WG. Neben dem Konsum von Tiefkühlpizza, die Euro 4 das Stück kostet, ist die Goldfischzucht ihre einzige Freude. Das Halten eines Goldfisches verursacht Ausgaben in Höhe von Euro 1. Die Präferenzen der beiden sind durch die Nutzenfunktionen u A x A , g x A 2 g 1 2 uO xO , g xO 2 g und 1 2 gegeben, wobei uA Adas und uO Onnos Nutzenfunktion sowie xA die von Ada und xO die von Onno konsumierte Menge Pizza ist, und g die Anzahl der in der WG gehaltenen Goldfische. Bestimmen Sie die Pareto-optimale Anzahl Goldfische! Lösungsvorschlag Bei den Goldfischen handelt es sich um ein öffentliches Gut, bei der Pizza um ein privates. Die Optimalitätsbedingung lautet ! MRS A MRSB MRT . Wobei 1 u A 2 2 g d x A MU g 1 g MRS A , d g MU x A u A 1 g xA 1 uO 2 MU g 2 g dx 1 g MRSO O . d g MU xO uO 1 g xO und MRT pg px 1 4 gelten. Zusammn ergibt sich MRS A MRSO 1 1 2 ! 1 pg MRT . g g g 4 px Auflösen nach g ergibt schließlich die Pareto-optimale Anzahl Goldfische, 64. Aufgabe 4 (14 Punkte) Die Marktnachfrage für ein Gut sei durch die folgende Nachfragefunktion gegeben: Q(p) = 100(30 - p). Die langfristigen Kosten der diesen Markt bedienenden Unternehmen sind identisch und betragen 25 q 2 K q 0 für q 0, für q 0, wobei q die produzierte Menge ist. Auf dem Markt herrscht Wettbewerb mit freiem Marktzu- und -austritt. a) Wie viele Unternehmen agieren auf diesem Markt im langfristigen Gleichgewicht? b) Der Staat erhebt nun eine Pauschalsteuer in Höhe von 75 von jedem Unternehmen, der die Unternehmen nur entgehen können, wenn sie aus dem Markt ausscheiden. Wie ändert sich die Anzahl der am Markt befindlichen Unternehmen? Lösungsvorschlag a) Im langfristigen Gleichgewicht gilt ! ! AC MC p . Wir bestimmen zunächst diejenige Produktionsmenge eines Einzelunternehmens, bei der die Durchschnittskosten minimal sind, AC = MC. AC q K q 25 q 2 25 dK q 2q MC q . q q q dq Auflösen nach q ergibt 5. Einsetzen in die Durchschnittskostenfunktion ergibt dann die minimalen Durchschnittskosten und mit der Null-Gewinn-Bedingung AC = p auch schon den Preis im langfristigen Gleichgewicht, p ACmin AC 5 25 5 10 . 5 Einsetzen in die Nachfragefunktion ergibt die insgesamt produzierte Menge, denn das Angebot entspricht ja der Nachfrage. Also Q Q10 100 30 10 2.000 . Schließlich erhalten wir die Anzahl der am Markt befindlichen Unternehmen, indem wir die insgesamt produzierte Menge (2.000) durch von einem Einzelunternehmen im langfristigen Gleichgewicht produzierte Menge (5) teilen. Also n 2.000 400 . 5 b) Wir gehen ganz analog zur Teilaufgabe a) vor. Der einzige Unterschied ist die durch die Pauschalsteuer geänderte Kostenfunktion – die Steuer kann ja als Kostenbestandteil aufgefaßt werden. Wir erhalten 25 q 2 75 für q 0, K q 0 für q 0. Das Minimum der Durchschnittskosten wird über AC q K q 100 q 2 100 dK q 2q MC q q q q dq bei q = 10 erreicht. Der Preis im langfristigen Gleichgewicht beträgt also p ACmin AC 10 100 10 20 . 10 Einsetzen in die Nachfragefunktion ergibt die insgesamt produzierte Menge Q Q20 100 30 20 1.000 . Damit verbleiben nach der Einführung der Pauschalsteuer n 1.000 100 10 Unternehmen am Markt; die Anzahl der Markt agierenden Unternehmen sinkt um 300. Aufgabe 5 (10 Punkte) Ein Haushalt konsumiert zwei Güter, Ortsgespräche und Zitronen. Der Preis für Zitronen beträgt 1 Euro je Zitrone. Der Tarif der Telefongesellschaft setzt sich aus einer monatlichen Grundgebühr von 8 Euro und einer Gebühr von 0,1 Euro je Gesprächseinheit zusammen. Die Nutzenfunktion des Haushaltes lautet u xZ , xG xZ xG , wobei xZ die Anzahl der konsumierten Zitronen und xG die Anzahl der Gesprächseinheiten ist, und sein monatliches Einkommen beträgt 20 Euro. (a) Stellen Sie die Budgetgerade graphisch dar! (b) Wie lautet das Haushaltsoptimum? Lösungsvorschlag a) Die Budgetgerade lautet in der analytischen Form: pZ xZ pG xG m Gebühr, nach Einsetzung der Zahlen erhält man 1x Z 0,1xG 12 . Die Achsenabschnitt ergeben sich als xG xZ 12 120 für x Z 0 und 0,1 12 12 als für xG 0 . 1 Graphische Darstellung XG 120 12 XZ b) Das Haushaltsoptimum bestimmen wir nach den Optimierungsbedingungen ! ! p MRS Z und xZ 0.1xG 12 . pG ! MR S x OC ! 0.1x 12 pZ 1 10 . pG 0.1 Die Grenzrate der Substitution berechnet man so: Das Preisverhältnis ist u MU Z x Z xG MRS . u MU G xZ xG Aus diesen zwei Gleichungen mit zwei Unbekannten erhält man xZ 6 , xG 60 * * und damit das Haushaltsoptimum x Z , xG 6,60 . xG xZ 0.1 10 x Z 12 10 660. Aufgabe 6 (10 Punkte) Bestimmen Sie die Kostenfunktion c(y) für die Produktionsfunktion y f ( x1 , x2 ) x11/ 4 x23 / 4 , wenn der Preis des ersten Faktors 1 Euro beträgt und der Preis des zweiten Faktors 3 Euro. Lösungsvorschlag Kostenfunktion ist definiert als c y min x1 , x2 mit y f x1 , x2 w1 x1 w2 x2 Die Kostenfunktion ergibt sich aus diesen zwei Bedingungen: ! w a) MRTS 1 w2 ! b) y x11/ 4 x23 / 4 . ! b) y 1 x1 / 4 x 3 2 / 4 Die Grenzrate der technischen Substitution berechnet man als Quotient der Grenzproduktivitäten: y MP1 x1 1x2 MRTS MP2 y 3 x1 x2 und Preisverhältnis ist w1 1 . w2 3 Die Gleichung a) impliziert x1 x2 . Durch Einsetzung in die Gleichung b) bekommt man y x11/ 4 x13 / 4 x1 x2 . Die Kostenfunktion lautet c y 1x1* y 3x2* y 1y 3 y 4 y.