1 Pressezentrum Nachrichtenredaktion Datum: 3. Mai Stichworte: Käßmann, Karimi, Religiöse Erziehung Veranstaltung: Wie viel Glaube darf´s denn sein? Ort: CCH Saal 1 Programm Seite: 259 Meldung Nr. 069 „Irgendwann macht Gott uns an“ Das Feuer des Glaubens weitergeben – Margot Käßmann, Milad Karimi, Angela Krumpen Man kennt das: Kaum steht der Name Käßmann bei einer Veranstaltung, ist eines sicher: Halle überfüllt. So auch diesmal: Trotz gülden scheinender Sonne ist der riesige Saal 1 im CCH rappelvoll, die Eingänge werden gesperrt, Menschen in Trauben vor dem Saal diskutieren enttäuscht. Aber alles bleibt friedlich und halbwegs höflich – immerhin. Drinnen gespannte Gesichter im Rund. Ob alle wissen, worum es hier eigentlich geht? Oder war doch das Namensregister des Programmhefts der Wegweiser? Egal: Was sie hören werden, gehört zu den Glanzlichtern dieses Kirchentages: Mit Ernst und spürbarer Leidenschaft ringen die Christin Margot Käßmann, der Muslim Milad Karimi sowie die Journalistin und praktizierende Patchwork-Religiöse Angela Krumpen um Wege, das Feuer des eigenen Glaubens auch an andere weiterzugeben. „Religiöse Erziehung“ nennt dies das Programmheft – man könnte auch schlicht sagen: Mission. Für Käßmann hat religiöse Erziehung zwei Komponenten: Die Haltung der Erziehenden und die Weitergabe religiöser Traditionen. „Religiös erziehen heißt, Kinder zu frei denkenden Menschen zu erziehen, die Mut haben, weil sie vom Gottvertrauen geprägt sind.“ Gewalt in der Erziehung, zumal der religiösen, sei ein „ Irrweg“. Käßmann pointiert: „Wenn wir glauben, das Gott selbst Kind war, wie können wir dann ein Kind demütigen und schikanieren?“ Zur Frage nach den religiösen Traditionen, die es unbedingt weiterzugeben gelte, stellt Käßmann ihre persönliche „Notration des Glaubens“ vor: „Psalm 23, Das Vater unser, das Glaubensbekenntnis“; weiter empfiehlt sie „Geschichten, Rituale, das Beten – und Lieder wie „Du meine Seele, singe!“ Käßmann macht sich ein Motto der evangelischen Kirchenmusik zu Eigen: „Eine Antwort auf Pisa: Singen!“ Milad Karimi, Islam-Professor aus Münster, verwebt Theorie und Leben, indem er von der konkreten religiösen Erziehung seines kleinen Sohnes erzählt: „Was mir nicht so recht gelingt: meinem Sohn Glauben beizubringen. Ich weiß eigentlich gar nicht, wie das geht. Aber der kleine Knirps schafft es irgendwie, er hat mir gezeigt, was Glaube heißt“, so Karimi. Das Glaube sich nicht einfach wie Kleidung weitergeben lässt, habe Gründe, so Karimi weiter: „Im Islam ist es mit dem Glaube wie mit der Liebe – über beides können wir nicht verfügen, nicht Glaube und Liebe beibringen, aber wir können glauben und lieben.“ Und weiter: „Glaube ist etwas, das uns widerfährt. Irgendwie macht uns Gott an, er berührt uns mit seinem Koran: Gott macht den ersten Schritt.“ Das müsse nicht an den Grenzen der 2 eigenen Religion halt machen: „Ich bin auch sehr berührt von Jesus Christus und von anderen religiösen Offenbarungen“, bekennt Karimi unter Beifall. Angela Krumpen, Journalistin und Grenzgängerin zwischen Katholizismus und Buddhismus, berichtet ebenfalls aus ihrem Familienleben: „Mein Sohn hat mit acht Jahren einfach das 800 Seiten starke Buch ,Buddhistische Schatztruhe´ angeschleppt und es tatsächlich gelesen“, so Krumpen. Er fühle sich seitdem von Buddha berührt „und wollte nicht zur Erstkommunion“, was der Priester traurig fand. „Der sagte: „Aber der Junge weiß doch am meisten von allem über die Bibel!“ Aber das Nein des Jungen sei glaubwürdig gewesen. Ganz anders dann der Pflegesohn, der mit drei Jahren bekannte „Jesus ist so lieb – und ganz doll gestorben.“ Derselbe Priester konnte nun den Pflegesohn taufen. Mit Folgen: „Das Kind ist heute Messdiener mit Hingabe, und vermutlich der einzige Förderschüler, der die Orgel spielt – das hätte niemand für möglich gehalten.“ „Eine wunderbares Beispiel dafür, dass der Glaube Berge versetzen kann“, lautete der Kommentar eines Zuhörers. Krumpens Schlussfolgerung, die schließlich auf dem Podium und im Saal mehrheitsfähig war: „Wenn das Göttliche Musik ist, dann ist es unsere Aufgabe, die Kinder Musizieren zu lassen. Darin fühlen sie das Leben – ganz gleich, ob im Jazz, im Gospel oder bei Bach.“ Denn: „Wo, sie es fühlen, ist ganz egal, Hauptsache sie fühlen das Leben!“ Genauso sei es auch mit dem Glauben, so Krumpen unter tosendem Beifall.