GEESTESWETENSCHAPPEN 2010 UNIVERSITEIT UTRECHT Dr. H. Bolte Deutungen von Sprichwörtern. Auf der Suche nach der Bedeutung von Kontext Bachelorarbeit Vorgelegt von: Sylvia Seidelmann BA Deutsche Sprache und Kultur Schiedamseweg 79B 3026 AD Rotterdam tel. 06-34502668 E-Mail: [email protected] Abgabedatum: 09.08.2010 1 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis................................................................................................................................. 2 Einleitung ............................................................................................................................................. 3 §1. Das Sprichwort: von der Begriffsbestimmung zur Form und Funktion ........................................ 6 §2. Bedeutung und Gebrauch von Sprichwörtern in Hinsicht auf Effekt .......................................... 13 §3. Sprachkritik: Änderungen und Deutungen .................................................................................. 17 §4. Sichtweisen in Bezug auf Sexismen im Sprachsystem und im Sprachgebrauch ......................... 22 Schlussfolgerung ................................................................................................................................ 31 Literaturverzeichnis ........................................................................................................................... 35 2 Einleitung Das Sprichwort ist ein sehr populäres Thema in der westlichen Sprach- und Kulturgeschichte. Schon Aristoteles hat sich mit Sprichwörtern befasst und nach ihm auch viele andere Personen, wie Shakespeare und Goethe. Trotz langer Beschäftigung und Popularität dieses Themas in den verschiedenen Teildisziplinen gibt es noch viele Fragen, über welche diskutiert wird. Während der letzten Jahrzehnte hat die Sprachwissenschaft verschiedene wichtige Entwicklungen durchgemacht. Lange lag der Schwerpunkt auf dem Sammeln und dem Formulieren eines theoretischen Grundbegriffes von Sprichwörtern. In der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts wurde das Analysieren von Sprichwörtern wichtiger. Aus den vielen verschiedenen Sammlungen wurden neue Sammlungen nach den verschiedensten Begriffsfeldern sortiert. So gibt es heute viele Sammlungen von Sprichwörtern über Umwelt wie Tiere, Wetter und Wasser; Geld; Recht; und so weiter. Noch immer ist das Analysieren von Sprichwörtern anhand verschiedener Themen und Kontexten einer der Hauptbeschäftigungen in der Sprichwörterforschung. Unter anderem mit dem starken Aufstieg des Feminismus in den 70er Jahren erschienen verschiedene Publikationen von Analysen von Sprichwörtern in Beziehung zu den Denkweisen der Gesellschaft. Ein Beispiel hierfür ist eine Arbeit, verfasst in 1968, worin die soziale Stellung der bulgarischen Frau anhand bulgarischer Sprichwörter beschrieben und analysiert wurde. Und auch heute werden Analysen gemacht, wo Sprichwörter als Ausgangspunkt der Moral einer Gesellschaft gedeutet werden. Mieneke Schipper, Professorin Dr. Interkultureller Literaturwissenschaft an der Universität Leiden, hat es sich in verschiedenen Nachforschungen zur Aufgabe gemacht, Sprichwörter und Redensarten aus der ganzen Welt, in denen es um Frauen geht, zu sammeln. Ihre Schlussfolgerung besteht daraus, dass in allen Ländern die Sprichwörter eine ähnliche Sichtweise auf Frauen zeigen. In ihrer Analyse bezieht sie die Existenz von Sprichwörtern auf eine herrschende Norm und Denkweise der Gesellschaft. Kritiker fragen sich, ob eine sozial-gesellschaftliche Analyse aufgrund existierender Sprichwörter möglich ist. Es sollte berücksichtigt werden, dass in solchen Analysen die Annahme besteht, dass Sprichwörter als Spiegel der Gesellschaft gesehen werden. Eine Analyse, welche auf existierenden Sprichwörtern basiert, geht nämlich davon aus, dass Sprichwörter eine Aussage über die Gesellschaft machen. Doch hierin ergeben sich einige Schwierigkeiten. Eines der Probleme bei Analysen von Sprichwörtern ist, dass es viele Sprichwörter gibt, die sich widersprechen. Durch diese Widersprüche ist es schwierig eine objektive Analyse zu erstellen. Man könnte bis ins Unendliche darüber diskutieren, 3 welche Metaphern schwerer wiegen beziehungsweise ob positive und negative Äußerungen in einem bestimmten Thema einander ausgleichen. Zweitens ist es fragwürdig, davon auszugehen, dass Sprichwörter eine einzige Bedeutung, und damit eine absolute Wahrheit tragen. Es gibt nicht nur Schwierigkeiten hinsichtlich der gegensätzlichen Sprichwörter, auch unterschiedliche Bedeutungen der Sprichwörter müssen in der Analyse mitgewogen werden. So hat der Kontext großen Einfluss auf die Bedeutung der Sprichwörter. Ein Problem, das hier unter anderem mitspielt, ist das des individuellen Gebrauches. So können Sprichwörter jedes Mal in einem anderen Kontext aus unterschiedlicher Motivation gebraucht werden und somit auch unterschiedlich gedeutet werden. Darüber hinaus sollte beachtet werden, dass Sprache als Kommunikationsmittel mehrere Ziele hat. So wird Kommunikation auch als Teil einer Strategie gedeutet, wobei der Sprachbenutzer etwas beim Hörer erreichen will. Hier kommt hinzu, dass die Nuancen von Bedeutungen und Kontexten schwierig in eine Analyse einzubeziehen sind, denn der Gebrauch der Sprichwörter ist mit großer Kreativität verbunden. So werden Sprichwörter auch als Äußerung der Kreativität der Sprache und der Gesellschaft gedeutet. Alte Weisheiten, Erfahrungen und moralische Denkbilder spielen, durch Abwechslung von Sarkasmus und Witz mit Warnung und Seriosität, ein Spiel mit der Sprache. Vor allem Sprüche und Vergleiche über Mensch und Tier zeigen ein kreatives Bild mit vielen witzigen Spielereien mit Reim und Metaphern der Sprache, sodass in einer Sprichwortsammlung eine vielfältige Übersicht der verschiedensten Sprichwörter entstanden ist. Mit der Kreativität des Sprachgebrauches verbunden ist auch die Eigenschaft der Veränderlichkeit der Sprache. Sprache als Form der Kommunikation zwischen Menschen zeigt einen (sehr kreativen) Einfluss der Gesellschaft auf Sprachen. Sprichwörter werden deshalb als gute Illustrationen gesehen, sowohl für die Kreativität als auch für die Veränderlichkeit der Sprache. Da Sprichwörter Teil der Sprache sind, wird auch die Verbindung zwischen die Ideen der Gesellschaft und deren geäußerten Sprichwörtern gelegt. Dass sie als Beispiel für die Moral einer Gesellschaft gesehen werden, ist das Hauptthema dieser Arbeit. Es bleibt aber die Frage, wie Sprichwörter etwas über Normen und Werte der Gesellschaft, in der sie gebraucht werden, aussagen können. Weitere Fragen, welche meistens nicht mit einbezogen werden beziehungsweise nicht mit einbezogen werden können, betreffen den praktischen Gebrauch und die Quantität des Gebrauches. Die folgenden Fragen sind schwierig zu beantworten: Welche Sprichwörter werden noch benutzt? Welche sind in Vergessenheit geraten? Wer benutzt welche Sprichwörter, wie oft und wann? Noch 4 dazu sind sie schwierig in eine, wie oben beschriebene, Analyse miteinzubeziehen. Interessant ist es deshalb zu untersuchen, wie eine Analyse, die eine Verbindung zwischen Sprichwörtern und der Gesellschaft darlegen will, all diese Schwierigkeiten berücksichtigen kann. Die Hauptfrage dieser Arbeit lautet deshalb: Wie können die Faktoren Kontext und gegensätzliche Bedeutungen von Sprichwörtern in Forschungsarbeiten, die Sprichwörter mit Bezug auf die Gesellschaft zu deuten versuchen, miteinbezogen werden? Diese Arbeit wird sich nicht auf eine Kritik zuspitzen. Sie wird vielmehr auf die Suche gehen nach einer gerechten Analyse von Sprichwörtern im Hinblick auf soziologische Verhältnisse. Diese Arbeit wird sich mit der Frage beschäftigen, wie man eine gute, gerechte Analyse durchführen kann, wenn man eine Beziehung zwischen Sprichwörtern und den Auffassungen und Denkweisen einer Gesellschaft nachweisen will. In der Theoriebeschreibung der Sprichwörter, in den ersten zwei Paragraphen dieser Arbeit, wird zuerst versucht, die Frage zu beantworten, wie es kommt, dass das eine Sprichwort positiv über ein Thema, wie zum Beispiel den Charakter der Frau, und ein anderes Sprichwort über das gleiche Thema, genau das Entgegengesetzte aussagt. Auch ist es nicht glaubwürdig, dass die Aussagen von zwei gegensätzlichen Sprichwörtern einander neutralisieren, denn auch der individuelle Gebrauch der Sprichwörter und die unterschiedlichen Kontexte sind wichtig für die Bedeutung und somit für eine Analyse von Sprichwörtern. Obwohl diese Schwierigkeiten genannt werden, werden sie nicht in die Analyse Schippers miteinbezogen. Die erste Teilfrage lautet deshalb: Wie können widersprüchliche Sprichwörter gedeutet werden? Hierzu werden die Grundbegriffe, Bedeutung und Kontext, im Hinblick auf Sprichwörter erläutert, um danach auf den Wahrheitsanspruch des Sprichwortes einzugehen. Der zweite Teil dieser Arbeit, die Paragraphen drei und vier, befasst sich mit der Frage: Was sagt die Sprache über die Denkweisen der jeweiligen Gesellschaft aus und ist es möglich, eine solche Verbindung auch mit Sprichwörtern zu ziehen? Anhand des Beispiels von Analysen über Sexismen in der Sprache wird zunächst eine Verbindung mit Stereotypisierungen in Sprichwörtern gemacht. Eine weitere Verbindung wird zwischen der Sprachkritik mit ihrer Diskussion über die Deutung von Sexismen in der Sprache und der 5 Sprichwortforschung mit der Frage nach Stereotypisierungen und deren Beziehung zur Gesellschaft gezogen. Mit dieser Verbindung werden Parallelen und Unterschiede analysiert um zu einer Antwort auf die Hauptfrage zu gelangen, wie man eine gute, gerechte Analyse machen kann, wenn man eine Beziehung zwischen Sprichwörtern und den Auffassungen und Denkweisen einer Gesellschaft nachweisen will. §1. Das Sprichwort: von der Begriffsbestimmung zur Form und Funktion §1.1 Kategorie und Form Kategorial werden Sprichwörter den Phraseologismen zugeteilt. Unter Phraseologismen versteht man Sätze, bestehend aus mindestens zwei Wörtern beziehungsweise Lexemen, welche nur in einer bestimmten Kombination stehen und nur in diesem Sinne in ihrer Bedeutung bekannt und zu erkennen sind. Mit anderen Worten: Sie bilden eine semantische Einheit. (Vgl. Pilz 1981:20) Burger spricht von den folgenden zwei Eigenschaften, die den Bereich der Phraseologie im weiteren Sinne bilden: (1)Polilexikalität- der Phraseologismus besteht aus mehr als einem Wort. (2)Festigkeit- wir kennen den Phrasologismus in genau dieser Kombination von Wörtern, und er ist in der Sprachgemeinschaft – ähnlich wie ein Wort – gebräuchlich. (Burger 2003: 14) Phraseologismus ist also ein sehr weiter Begriff. So sind zum Beispiel auch Begrüßungsformeln, Redensarten und geflügelte Worte unter Phraseologismen zu verstehen. Obwohl hier nicht näher darauf eingegangen wird, sollte schon erwähnt werden, dass in dieser Arbeit von 'Phraseologie im weiteren Sinne' ausgegangen wird. Der Grund hierfür ist, dass sowohl Burger als auch Pilz dafür plädieren, zwei Wissenschaftler, deren Theorien in dieser Arbeit oft benutzt werden. Das heißt, dass auch satzwertige phraseologische Einheiten wie Sprichwörter, Redensarten, Stereotypen und Slogans zu Phraseologismen im weiteren Sinne gezählt werden. (Vgl. Pilz 1981:21) Neben der kategorischen Einteilung des Sprichwortes sollte auch die Definition bestimmt werden. Die Definitionsbestimmung des Sprichwortes ist aber mit einigen Schwierigkeiten verbunden. Denn schreibt Mieder in 1977, dass es immer noch keine endgültige Definition des Sprichwortes gebe, was auch schon fünf Jahrzehnte zuvor von einem anderen Wissenschaftler geäußert wurde. Der 6 Wissenschaftler Archer Taylor, spezialisiert auf Parömiologie (Sprichwörterkunde) und Autor des bekannten Buches „The Proverb“, hatte nämlich in 1931 konstatiert, dass: „es keine umfassende Definition des Sprichwortes geben kann“. (Röhrig, Mieder 1977: S.1) Mieder selbst ist auch immer noch sehr vorsichtig in seiner 'Arbeitsdefinition' des Sprichwortes: Ganz allgemein könnte man vielleicht als Arbeitsdefinition folgende Formulierung aufstellen: Sprichwörter sind allgemein bekannte, festgeprägte Sätze, die eine Lebensregel oder Weisheit in prägnanter, kurzer Form ausdrücken. Diese Vorsichtigkeit liegt vor allem in einem Teil der Definition, nämlich dem funktionellen Aspekt. Im Begriff „Sprichwort“ liegt eine linguistische und eine referentielle Seite, oder wie Mieder referiert, eine innere und äußere Form. Burger wiederum macht einen Unterschied zwischen Form und Funktion, womit in dieser Arbeit gearbeitet wird. Die Form des Sprichwortes ist weitgehend einfacher zu definieren als die Funktion. Mieder erklärt, dass „in der internationalen Forschung man daher versucht (hat), durch die linguistische Strukturanalyse zu einer Definition zu gelangen.“ (Mieder 1977: 2) Beide Aspekte sind aber eng aneinander gebunden, wodurch Aussagen über Funktion beziehungsweise Inhalt auch durch eine linguistische Strukturanalyse gedeutet werden können. Die Form sagt also etwas über die Funktion aus, wie im Folgenden erläutert wird. Wie schon erwähnt, hat das Sprichwort in seiner Form das Merkmal, da es aus mindestens zwei lexikalischen Elementen besteht, welche in einer bestimmten Kombination als semantische Einheit fungieren. Somit werden Sprichwörter zu Phraseologismus gezählt, aber die Frage, worin Sprichwörter sich von anderen Phraseologismen -wie Sentenzen, geflügelte Wörter, Aphorismen und Slogans- unterscheiden bleibt damit noch unbeantwortet. Erstens ist man sich darüber einig, dass es sich beim Sprichwort um einen „vollständigen und festen Satz“ handelt (Mieder 1977: 2), welcher eine „selbständige Aussage“ darstellt. (Mieder 1977: 17 und Burger 2003: 120) „Dabei ist es unwichtig, durch welches poetische Mittel […] sich dieser Satz auszeichnet. Die Hauptsache ist, der Satz hat eine allgemeine Gültigkeit und drückt diese in einprägsamer Sprache aus.“ (Mieder 1977: 2) Andererseits meint Beyer, dass es sich nicht um einen „allgemeingültigen Charakter“ handele, sondern, dass Sprichwörter „Erfahrungssätze mit verallgemeinertem Charakter“ sind. (Beyer 1984: 18) Hierdurch werden Sprichwörter als allgemeingültig erfahren. Wichtig ist auch der von Seiler betonte Begriff der Volksläufigkeit. Diese ist immer noch eines der Hauptmerkmale, das von der neueren Forschung als wichtiges Grundelement des Sprichwortes angesehen wird. (Vgl. Mieder 1977: 1) 7 Trotz all diesen Merkmalen liegt das wichtigste Element aber im Gebrauch des Sprichwortes. Sprichwörter, als in sich geschlossene Sätze, müssen nämlich nicht durch ein lexikalisches Element an den Kontext angeschlossen werden. (Vgl. Burger 2007, S. 108) Sie werden „kontextfrei“ verstanden und können auch kontextfrei, das heißt selbständig, gebraucht werden. Wie auch später erläutert wird, trägt die Bildhaftigkeit des Sprichwortes hierzu bei, denn das metaphorische Bild, das ein Sprichwort hervorruft, sorgt dafür, dass, „sie als Einheit abgerufen werden (können) und keine textlinguistische Anpassung an einen Kontext (benötigen).“ (Burger 2007, S. 108) Diese Struktur, die Burger „entindexikalisiert“ nennt, impliziert, dass ein Sprichwort „in der Regel keine Verweise auf irgendwelche Situationsfaktoren“ benötigt. (Burger 2007, S. 109, zit. Nach Lüger 1999, S. 92) Das Element Kontext ist auch für weitere Klassifizierungen der Sprichwörter wichtig. Nach Burgers Klassifizierung gehören Sprichwörter nämlich nicht zu den 'festen Phrasen' der Phraseologismen, stattdessen sollten sie als 'topische Formeln' betrachtet werden. Die Unterscheidung, die Burger macht liegt, wie vorher betont, im Kontext. Wo 'feste Phrasen' einen Kontext für ihre Bedeutung brauchen, “bilden (topische Formeln) generalisierende Aussagen, die auch ohne Verankerung in einem spezifischen Kontext, einer spezifischen Situation verständlich sind.” (Burger 2003: 40) Auch Pilz betont diese Eigenschaft von Sprichwörtern. Darüber hinaus tritt er für die formale Flexibilität des Sprichwortes ein. Denn obwohl man sich darüber einig ist, dass es sich beim Sprichwort um einen vollständigen und festen Satz handelt, heißt das nicht, „dass sie in einem sprachlichen Kontext nicht veränderbar sind. Die Satzstruktur kann (elliptisch) verkürzt und sogar aufgelöst und in einen größeren Satzzusammenhang eingebettet werden [...]“ (Pilz 1981:16) Wichtig ist, dass die lexikalischen Elemente als Einheit erhalten bleiben, sodass sie noch als Sprichworter zu erkennen sind; natürlich kontextfrei . Wie wichtig diese kontextfreie Eigenschaft der Sprichwörter ist, wird auch im Rest dieser Arbeit deutlich werden. Zusammenfassung Sprichwörter werden unter Phraseologismen eingeordnet. Hierzu gehören auch Begrüßungsformeln, Redensarten und geflügelte Wörter. Trotzdem gibt es einige Schwierigkeiten in Bezug auf die Definition des Sprichwortes. Im Begriff „Sprichwort“ werden Form und Funktion voneinander unterschieden, wobei die Form des Sprichwortes weitgehend einfacher zu definieren ist als die Funktion. Als Phraseologismen haben alle Sprichwörter zwei Merkmale miteinander gemein: Sie bestehen aus mehr als einem Wort (Polilexikalität) und sie tragen eine Festigkeit in sich. Hiermit ist gemeint, dass der Phraseologismus nur in eine fester Formelhaftigkeit, das heißt, in nur einer Kombination von Wörtern zu erkennen ist und in dieser Kombination gebraucht wird. Durch ihren 8 allgemeinen Charakter, werden Sprichwörter als allgemeine Gültigkeiten erfahren. Das Sprichwort unterscheidet sich unter anderem in Bezug auf den Gebrauch, das Motiv und den Kontext, welche alle unter die Kategorie Funktion fallen. Das bemerkenswerteste und wichtigste Merkmal, worin das Sprichwort sich von anderen Phraseologismen unterscheidet ist, dass Sprichwörter kontextfrei verstanden werden können. §1.2 Funktion Wahrend die Form des Sprichwortes bereits erläutert wurde, ist die Funktion weitgehend noch nicht erfasst worden. Einige Punkte -'allgemeine Gültigkeit', 'Volksläufigkeit', 'Bildhaftigkeit', 'Lebensregel' und 'Weisheit'- sind schon erwähnt worden, brauchen aber noch eine gründlichere Auslegung. Anschließend werden auch die Elemente 'Inhalt', 'Bedeutung' und 'Handlungsaspekt' und ihr Zusammenhang beleuchtet. Zuerst sollten aber die Eigenarten 'Volksläufigkeit' und 'Weisheit' von Sprichwörtern besprochen werden. Diese Merkmale scheinen auf den ersten Blick wenig Erläuterung zu brauchen, denn in Umfragen darüber, was ein Sprichwort ist, werden beide Aspekte fast immer genannt. (Vgl. Burger 2003: 105, zit. nach Mieder 1993: 5) Hieraus kann konkludiert werden, dass es ein allgemeines Verständnis vom Inhalt des Begriffes 'Sprichwort' gibt. Auch ist hiermit begründet, dass ein Sprichwort meistens als Sprichwort erkannt wird. Diese allgemeine Bekanntheit der Sprichwörter ist ein Argument für den Aspekt der Volksläufigkeit. Ohne die weitverbreitete Bekanntheit würde es überhaupt keine Sprichwörter geben, weil sie nicht weitergegeben werden könnten und in diesem Sinne auch nicht als Sprichwort benutzt werden könnten. Weil Sprichwörter „Gemeingut“ sind, können sie ihre Funktion erfüllen. (Beyer 1984: 7) Ist der Aspekt 'Weisheit', der dem Sprichwort so einfach zugeschrieben wird, auch so selbstverständlich wie die Volksläufigkeit? Wird die 'Lebensregel des Sprichwortes' im Gebrauch auch so gedeutet und ernst genommen? Wie viele Wissenschaftler bemerkte Burger Folgendes: Es wird freilich wohl immer schon so gewesen sein, daß die Wahrheit von Sprichwörtern nicht als eine absolute, sondern mindestens teilweise als eine relative aufgefaßt wurde, relativ zu bestimmten Situationen, Lebensumständen usw. (Burger 2003: 108) Auch Mieder betont, dass die allgemeine Gültigkeit ein Hauptmerkmal des Sprichwortes ist, aber dass das nicht heißt, dass sie eine absolute Weisheit ausdrückt. Er zitiert hierin Burger, dass Sprichwörter „allgemeine Aussagen oder Urteile (sind), mit denen eine gegebene Situation erklärt, 9 eingeordnet, beurteilt wird.” (Mieder 1977: 2, zit. nach Burger 1973: 54) Auch Permjakov sieht Sprichwörter als Vertreter und Inhaber von situationellen Zuständen der Realität, oder „Zeichen und Modell für typenhafte reale oder gedachte Situationen des Lebens“. (Burger 2003: zit. Nach Permjakov 1986: 10) Beyer dagegen meint: „ Allgemeingültigkeit im Sinne von unumstößlichen Lebensweisheiten besitzen Sprichwörter nicht.“ (Beyer 1984: 7) Dennoch wird die Tragbarkeit in der Gesellschaft für wichtig gehalten. So heißt es später im Text: „Ohne der Stütze der jeweils herrschenden Moral verliert sich die Gültigkeit von Lebensregeln.“ (Beyer 1984: 7) Zusammenfassend kann man sagen, dass Sprichwörter eine relative Wahrheit ausdrücken, welche auch von der Gesellschaft so gedeutet wird. Einer der Gründe, dass Sprichwörter nicht als absolute Wahrheit oder Weisheit aufgefasst werden, könnte in der 'Bildhaftigkeit' liegen, denn „das Sprichwort meint häufig etwas anderes, als der Wortlaut zum Ausdruck bringt.“ (Mieder 1977: 53) Durch den Gebrauch von Metaphern illustrieren Sprichwörter einen Zustand der Realität, welcher auf viele Ereignisse bezogen werden kann. Neben seiner Entindexikalisierung sorgt das metaphorische Bild für die verallgemeinerte Bedeutung, wodurch es in verschiedenen Situationen benutzt werden kann. Es wird deshalb auch von 'metaphorischen Bedeutung' gesprochen. Für den Gebrauch der Sprichwörter ist das metaphorische Bild eines der wichtigsten Elemente. So schreiben auch Horst und Anelies Beyer in ihrem Vorwort des Sprichwörterlexikons: Der Inhalt solcher Sprichwörter erschließt sich nicht aus dem Wortlaut, nicht aus dem eigentlich mitgeteilten Sachverhalt, sondern über eine metaphorische, verallgemeinerte Bedeutung, die als “tieferer Sinn” zugrunde liegt. [...] Andererseits ist diese Bildhaftigkeit und die ihr innewohnende Deutbarkeit ein wichtiger Grund für das Überleben von Sprichwörtern, die einer Zeit entstammen, die nicht mehr die unsere ist. (Beyer 1984: 7) Mieder erkennt auch die Bildhaftigkeit als wichtiges Element. Denn obwohl es auch Sprichwörter gibt, die „eine klare Aussage“ erhalten, erklärt er, dass „das sprichwörtliche Bild kräftiger, sprechender und einprägsamer“ ist. (Mieder 1977: 52) Abstrakta wie Eifersucht, Faulheit, Fleiß, Frechheit, Tugendhaftigkeit, Armut, Reichtum, Verlust, Gewinn und so weiter werden durch Bildfelder in Sprichwörtern anschaulich gemacht. Das metaphorische Bild wird verstärkt durch Stilmerkmale. Wie nach Mieders treffender Aussage gilt unter anderem der Stil der „schlagfertigen Kürze und geschliffenen Prägnanz“. Dieser wird oft erreicht durch „Auslassung von Artikel, Verb und Relativpronomen (zum Beispiel 'Ende Gut – alles Gut', 'Ein Mann – ein Wort', 'Fettes Mägdlein – magere Frau').“ Weiterhin arbeitet das Sprichwort gerne mit „scheinbarer Unlogik und 10 Paradoxie“, mit „reiner Ironie“, oder mit „Hyperbolik“. Beispiele, welche Mieder unter anderem gibt, sind: 'Ein Mann – kein Mann', 'Geteilte Freude ist doppelte Freude', 'der Hunger treibt's rein – und wenn es Schweinebraten ist', 'Ein Kind kann mehr fragen, als ein Weiser antworten'. Nicht zu vergessen ist die Neigung zur „hyperbolischen Übertreibung, zur Drastik und Groteske“. Hierfür passen folgende Sprichwörter, von Mieder gut gewählt zur Illustration. 'Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen', 'Wer Pechvogel ist, bricht sich den Finger beim Nasebohren'. Außerdem zeigen Sprichwörter oft einen Gegensatz, weshalb Wortkontraste und Gegensatzpaare in einem Sprichwort ein übliches Faktum sind. (Vgl. Mieder 1977: 56 f.) Mieder macht gleichzeitig auch klar, dass die Anschaulichkeit, die dem Sprichwort gegeben wird, durch „die bildhafte Einkleidung eines abstrakten Gedankens” eine Doppeldeutigkeit mit sich bringt. Er unterscheidet zwei Geltungsbereiche, worin ein Sprichwort verstanden werden kann, „einen wörtlichen, realen und daneben einen übertragenen.” (Vgl. Mieder 54) Es sind, so erklärt Mieder später, „im Sprichwort deutlich zwei unterschiedliche Aussageformen zu differenzieren, nämlich: die direkte und die indirekte Aussage. In direkten Sprichwörtern decken sich Sachverhalt und Aussage; es sind unverhüllte Aussagen. Obwohl der Realbereich des Sprichwortes stimmen muß, ist doch der Realbereich selten der eigentlich gemeinte, sondern häufiger ist es die übertragene Bedeutung. Meist wird das bildhafte Sprichwort nur bildlich gebraucht. (Mieder 1977: 54) Der Begriff 'Bedeutung', den Mieder benutzt, wird aber auch als problematisch erfahren. Wenn von Bedeutung in Beziehung zu Phraseologismen im Allgemeinen und Sprichwörtern im spezifischen Sinne gesprochen wird, ist es nämlich nicht unbedingt der Fall, dass diese eine einzige und feste Bedeutung haben. Neben verschiedenen Bedeutungen hat ein Sprichwort, auch mehrere 'Lesearten', weil “es sich bei dieser Zuweisung um die Aktivität des Sprachbenutzers bei der Produktion, beziehungsweise der Rezeption von Texten handelt”. (Burger 2003: 59) In Kürze unterscheidet Burger vier Lesearten. Es gibt Sprichwörter mit 1.Nur einer Lesart a) Dank sagen (aus den Elementen verstehbar, allerdings mit leichter Abschwächung von sagen, verblaßt), bedeutet ungefähr 'danken' b) gang und gäbe (die lexikalischen Komponenten haben keine freie Bedeutung, außer und) c) klipp und klar (ein lexikalisches Element hat eine freie Bedeutung und behält diese innerhalb des Phraseologismus, das andere hat keine freie Bedeutung) 2.Zwei Lesearten, die sich disjunktiv zueinander verhalten a) jmdm. einen Korb geben (Hymonymie) b) das fünfte Rad am Wagen [sein] (metaphorischer Zusammenhang zwischen 11 wörtlicher und phraseologischer Leseart) c) jmdm. Feuer unter dem Hintern machen (metaphorischer Zusammenhang, wobei aber die wörtliche Leseart sehr unwahrscheinlich ist) 3.Zwei Lesearten, die simultan realisiert werden bzw. werden können die Achseln zucken 4.Gemischter Typ: partiell zwei Lesearten und eine Leseart vom Fleck weg heiraten (vom Fleck weg zwei Lesearten, heiraten eine Leseart, und zwar die freie Bedeutung des Lexems) Für Sprichwörter (und soweit bekannt nur für Sprichwörter) gilt aber öfters auch, dass sie nicht nur zwei Lesearten haben, sondern sogar “zwei echte phraseologische Bedeutungen, die beide als konventionelle Bedeutungen des Sprichworts zu gelten haben”. (Burger 2003: 104) Die unterschiedlichen Dimensionen der Bedeutungen und Lesearten lassen sich unter anderem erläutern aus den vielen unterschiedlichen Motivationen, aus denen Sprichwörter gebraucht werden. „Sprichwörter können (...) als Warnung, Überredung, Argument, Bestätigung, Trost, Besänftigung, Überzeugung, Mahnung, Zurechtweisung, Feststellung, Charakterisierung, Erklärung, Beschreibung, Rechtfertigung, Zusammenfassung fungieren.“ (Burger 2007, S. 110, zit. nach Röhrich/ Mieder 1977, 81; vgl. auch Grzybek 1984, 225) Wie schon erklärt, sind Sprichwörter durch ihre Form und Bildhaftigkeit entindexikalisiert. Das heißt, dass sie als selbständiger Ausdruck ohne Erläuterung von jeglichem Kontext eingesetzt werden können. Gleichzeitig sorgen die Form und Bildhaftigkeit auch für die Möglichkeit mehrerer Bedeutungen und Lesearten, denn Sprichwörter tragen in unterschiedlichen Kontexten andere Bedeutungen und Lesearten. Aus diesem Grund können sie aus verschiedenen Motivationen, und mindestens in genauso vielen Situationen eingesetzt werden. Sprichwörter verordnen weiterhin auch implizit eine Handlungsanweisung. (Burger 2003: 109, nach Seiler 310) Das Sprichwort als Handlungsanweisung und nicht als Wahrheit zu sehen, ist eine weniger radikale Auffassung, welche nicht nur von Burger herangetragen wird. Dieser “Handlungsaspekt” kann in zwei Dimensionen eingeteilt werden: 1) Formulierungen von Überzeugungen, Werten und Normen einer bestimmten Kultur und Zeit. 2) Funktional für Hintergrund, Kontext, in die Situation für die sie ein Modell sein wollen. (Burger 2003: 102) Zur Erläuterung eignet sich folgendes Sprichwort 'Heiraten in Eile bereut man mit Weile'. 12 (Düringsfeld 1872: 338) Es ist die Formulierung einer Überzeugung, und man könnte sogar sagen aus Erfahrung geformt. Es kann auch unterschiedlich interpretiert werden, wortwörtlich und figürlich. Die figürlichen Bedeutungen, die sogenannten Lesearten, sind im Bild des Sprichwortes eingeschlossen. Durch ihren verallgemeinerten Charakter können sie nämlich als Modell dienen und in den verschiedensten Situationen eingesetzt werden. So braucht das Sprichwort nicht notwendigerweise in Beziehung zu einer (vermeintlich) zu frühen Heirat genannt zu werden. Schließlich bekommt es in dem jeweiligen Kontext einen endgültigen Inhalt. Außer, dass es als aufrichtige Warnung oder Ratschlag gebraucht wird, kann es in einem Kontext ironisch gemeint sein und wiederum in einer anderen Situation als Drohung dienen. Welches Motiv auch gemeint ist, es beinhaltet immer implizit eine Handlungsanweisung und nicht unbedingt eine Wahrheit. Aus den obenstehenden Informationen (sprich Handlungsaspekt, Handlungsanweisung, Bedeutung und Kontext) lässt sich logischerweise schließen, dass Sprichwörter aus verschiedenen und unterschiedlichen Motivationen heraus verwendet werden können. Damit ist dieser Paragraph abgeschlossen und im folgenden Paragraph wird auf den Gebrauch des Sprichwortes eingegangen. Darin werden Sachverhalte wie Bedeutung, Motiv und Kontext und deren Zusammenhang noch ausführlicher besprochen. Zusammenfassung Der Inhalt und die Bedeutung eines Sprichwortes tragen eine allgemeine Gültigkeit, obwohl es auch Argumente dafür gibt, von „Erfahrungssätzen mit verallgemeinertem Charakter“ zu sprechen. Dennoch wird das Sprichwort als Weisheit oder Lebensregel gedeutet, es trägt aber keinesfalls eine Absolutheit in sich. Grund hierfür liegt in der Bildhaftigkeit des Sprichwortes. Darüber hinaus sorgen auch Stilmerkmale wie Metaphorik, Unlogik, Paradoxie, Ironie und Hyperbolik für das Verständnis der Weisheit von Sprichwörtern im relativen Sinn. Neben mehreren Bedeutungen kann man dem Sprichwort auch mehrere Lesearten zuschreiben, was auch mit unterschiedlichen Motivationen für die Benutzung zusammenhängt. §2. Bedeutung und Gebrauch von Sprichwörtern in Hinsicht auf Effekt § 2.1 Bedeutung Bevor der Gebrauch von Sprichwörtern besprochen wird, sollte noch kurz auf die Bedeutung und Interpretation eingegangen werden. Wie schon besprochen, kann ein Sprichwort mehrere phraseologische Bedeutungen haben, zu denen noch die unterschiedlichen Lesearten hinzukommen. 13 Für die Bedeutung und Leseart der Sprichwörter spielt nämlich der Kontext eine wichtige Rolle. Im Kontext bekommen Sprichwörter ihre definitive Bedeutung. So könnte es vorkommen, dass innerhalb eines Kontextes vermeintliche Gegensätze als Parallele benutzt werden. Andersherum können auch Sprichwörter mit ähnlicher phraseologischer Bedeutung als Gegensätze in einer Situation verwendet werden. Das bedeutet, dass ein Sprichwort in der gegebenen Situation interpretiert wird. Deshalb wird oft zu Recht gewarnt „vor einer zu direkten Auslegung des Sprichwortes, da der Sinn des Sprichwortes letzten Endes erst durch Kontext und Situation bestimmt werde“. (Burger 2003: 110) Kontext und Bedeutung haben also beide Einfluss auf die Art und Weise wie ein Sprichwort benutzt wird. Umgekehrt haben Gebrauch und Kontext auch Einfluss auf die Bedeutung. So ergibt sich folgendes Schema. Kontext Gebrauch Bedeutung Das Schema zeigt, wie Kontext, Bedeutung und Gebrauch miteinander verbunden sind, und dass der Kontext als selbständiges Element eine Rolle darin hat. Weder der Gebrauch noch die Bedeutung haben Einfluss auf den Kontext im Moment des Aussprechens eines Sprichwortes. Natürlich ändert sich der Kontext, sobald ein Sprichwort benutzt ist, aber das ist hier nicht gemeint. In Bezug auf die Bedeutung zeigt unter anderen Burger sich kritisch gegenüber der Interpretationsbedürftigkeit. Zur Argumentation benutzt er Hebels Aussage, dass abgesehen von einem verkehrten Verständnis eines Sprichwortes, „(die Interpretationsbedürftigkeit) sich am krassesten dann zeigt, wenn zwei Sprichwörter sich widersprechen.“ (Burger 2003: 110) Auch Kirschenblatt-Gimblett erwähnt dieses Problem. Sie argumentiert, dass Sprichwörter neben einer Mehrdeutigkeit auch eine Kontradeutigkeit besitzen, weil die Bedeutung letzten Endes im sozialen Kontext liegt und nicht in der wortwörtlichen Bedeutung des Satzes. Der Wahrheitsanspruch, diskutiert in Paragraph 1.2, weist sich also auch in diesen Beispielen nicht als selbstverständlich aus. Beyer formuliert zudem: Jedes Sprichwort steht im Grunde für sich allein, oft im Widerspruch zu anderen; (…) aber jedes Sprichwort, das überdauert, beweist damit 14 zugleich seine Anpassungsfähigkeit und Ausdeutbarkeit. (Beyer 1981: 18) Trotz obengenannten Kontradiktionen wird Sprichwörtern eine allgemeine Gültigkeit, Weisheit oder Lebensregel zugeschrieben. Sie werden zwar als Relative aufgefasst, dennoch werden sie als „Formulierung von Überzeugungen, Werten und Normen einer bestimmten Kultur und Zeit“ definiert. (Burger 2003: 102) Wie Beyer behauptet, könnte der Grund des Überlebens in der Anpassungsfähigkeit und Ausdeutbarkeit der Sprichwörter liegen. Daraufhin kann man sich fragen wie ein Sprichwort benutzt wird und welchen Wert man ihm zuschreibt. Zusammenfassung In der Bedeutung und Leseart der Sprichwörter spielt der Kontext eine wichtige Rolle, denn im Kontext bekommen Sprichwörter ihre definitive Bedeutung. Es wurde erklärt, wie Kontext und Bedeutung gemeinsam Einfluss haben auf die Benutzung des Sprichwortes. Auch andersherum haben Gebrauch und Kontext Einfluss auf die Bedeutung. Der Kontext dagegen steht unabhängig vom Gebrauch und von der Bedeutung. Damit ist die Interpretation nicht immer eindeutig. Probleme zeigen sich zum Beispiel im falschen Verständnis eines Sprichwortes, oder wenn zwei Sprichwörter sich widersprechen. Trotzdem wird Sprichwörtern eine allgemeine Gültigkeit, Weisheit oder Lebensregel zugeschrieben. Der Grund dafür könnte in der Anpassungsfähigkeit und Ausdeutbarkeit der Sprichwörter gesucht werden. Das erklärt gleichzeitig warum der Inhalt als Relative aufgefasst wird. § 2.2 Gebrauch Obwohl Beyer das Argument gibt, dass die Anpassungsfähigkeit und Ausdeutbarkeit Gründe sind für das Überleben der Sprichwörter, ist damit noch nicht bewiesen, dass sie auch als Weisheit großen Wert haben. Im vorletzten Paragraphen sind die Motive, mit welchen ein Sprichwort benutzt wird, aufgelistet worden, sowohl positive als auch negative. Dabei ist es unbedeutend, aus welcher Motivation heraus ein Sprichwort benutzt wird: Es verleiht dem Sprecher immer Macht oder wenigstens Autorität. So zitiert Burger Gläsers Auseinandersetzung, dass „indem man etwas scheinbar Selbstverständliches sagt, man dem Gemeinten besonderen Nachdruck (gibt), oft mit einem Hauch von Fatalismus.“ (Burger 2007, S. 111, zit. vgl. Nach Gläser 1990, S. 120) Auch Schipper rechnet dem Sprichwort große Autorität und Macht zu. Sie argumentiert, dass durch das metaphorische Bild Sprichwörter die Möglichkeit bekommen, viele Sachen indirekt anzudeuten. Das, so argumentiert sie weiter, führt zu einer bestimmten Freiheit im Sinne des Benutzens. So kann indirekt Kritik geäußert werden, oder Jemand beleidigt oder verspottet werden. (vgl. Schipper 1993: 15 14) Auch Mieder hatte hierzu die gleiche Meinung: „Das [...]Sprichwort drückt manches besser aus, als man es selber formulieren könnte, und es verdeckt doch genügend, was man nicht direkt aussprechen will und soll.” (Mieder 1977: 55) Aber ein Sprichwort kann auch im positiven Sinne benutzt werden. Wie auch im Paragraph 1.2 gesagt wurde, kann es didaktisch oder argumentativ, als Ratschlag oder Warnung verwendet werden. Burger erklärt aber auch: Daß Sprichwörter argumentativ verwendet werden, indem sie als Stütze für Argumente oder Begründung für Handlungen dienen, steht beim heutigen Sprichwort-Gebrauch sicherlich nicht mehr im Vordergrund. (Burger 2003: 114) Heute werden Sprichwörter vor allem spielerisch eingesetzt. Demzufolge kann ein Sprichwort neben einem humoristischen Effekt auch Konfliktsituationen entschärfen. (Vgl. Burger 2003: 119) Obwohl der Inhalt nur relativ ist, wirkt der Sprecher in all diesen Fällen doch glaubwürdig und erlangt auf diese Weise Autorität über den Empfänger. Häufig werden Sprichwörter auch zu diesem Zweck genutzt. Der Benutzer des Sprichwortes setzt es ein, um kräftiger zu wirken, um ein Argument beizufügen und tatsächlich führt es zu einer gewissen Autorität und Einfluss über den Adressaten. Dies stützt Beyers Aussage, dass „man heutzutage seine Weisheit gewiß nicht aus Sprichwörtern (bezieht), sondern (man) diese anwendet, um seine eigene Auffassung zu bekräftigen. Es kann (so) resignierend, doch ebenso kritisch oder ironisch gemeint sein. (Beyer 1984: S.18) Man sollte hier auch Burgers Auffassung beachten, dass das Bekräftigen eines Argumentes mittels eines Sprichwortes heute nicht mehr oft vorkommt. Gemäß beiden Standpunkten kann man abschließend sagen, dass, obwohl der argumentative Charakter nicht mehr im Vordergrund steht, das Sprichwort trotzdem mächtig sowohl auf den Sender als auch den Empfänger wirkt. Die Autorität des Sprichwortes ist hiermit also bekräftigt. Wie im letzten Paragraphen erklärt wurde, werden Sprichwörter in vielen Kontexten und aus den unterschiedlichsten Motiven heraus benutzt. Daneben wurden auch die möglichen Effekte erläutert. Man kann konkludieren, dass Sprichwörter ungeachtet des Motives dem Benutzer neben Glaubwürdigkeit und Autorität auch eine Art Freiheit verleihen, zu sagen was er denkt. Da niemand die Verantwortung für ein Sprichwort trägt, führt das zu einer bestimmten Freiheit im Umgang mit dem Sprichwort. Das bedeutet, dass man sagen kann, was man denkt, weil man sich auf die Autorität des Sprichwortes beruft. Diese Freiheit liegt im allgemeinen Charakter begründet, denn 16 dieser sorgt dafür, dass das Sprichwort als Modell auf viele Situationen und aus den verschiedensten Motivationen angewendet werden kann. Das hat wiederum zur Folge, dass Sprichwörter kaum in Frage gestellt werden können und so eine große Freiheit im Gebrauch ermöglichen. (Vgl. Schipper 1993: 14f.) Zusammenfassung Heute werden Sprichwörter vor allem spielerisch benutzt, zum Beispiel um eine Konfliktsituation zu entschärfen. Weiterhin sind sie besonders gut geeignet, um eine Meinung oder einen Gedanken zu verhüllen. Häufig werden Sprichwörter auch dazu genutzt, eine Art von Autorität über den Empfänger zu bekommen, was unabhängig von der Motivation steht. Zwar werden Sprichwörter nicht mehr oft argumentativ eingesetzt, jedoch üben sie in jeder Situation eine implizite Macht aus. Sprichwörter tragen diese sogenannte Autorität der Unabhängigkeit, welche in Verbindung mit der Unabhängigkeit des Kontextes steht. Sprichwörter sind selbständig und geben dem Benutzer eine Freiheit, auf indirekte Weise zu sagen was er denkt. Diese Freiheit liegt in der Kontextfreiheit, dem allgemeinen Charakter und der Anpassungsfähigkeit. Diese sorgen dafür, dass Sprichwörter kaum in Frage gestellt werden können, dadurch autoritär wirken und so eine große Freiheit im Gebrauch ermöglichen. §3. Sprachkritik: Änderungen und Deutungen §3.1 Sprache als Deutung für die Denkweisen einer Gesellschaft Dass der Kontext einer Sprache wichtig für die Bedeutung einzelner Sätze beziehungsweise Sprichwörter ist, ist ausführlich dargelegt worden. Jetzt wird darauf eingegangen, wie genau der Einfluss vom Kontext auf die Entwicklung der Sprache ist, um weiterhin einen Teil der Hauptfrage zu beantworten: Was sagt die Sprache über die Denkweisen der Gesellschaft aus und ist es überhaupt möglich solch eine Verbindung zu ziehen? Dass aufgrund von Sprache Analysen über die Gesellschaft gemacht werden, ist ein Teil der Aufgabe der Sprachkritik. Zimmer erklärt, dass die Denkweisen einer Gesellschaft durch die Sprachkritik zu entfalten sind. Zur Aufgabe der Sprachkritik meint er: Sie muß das Bewußtsein dafür zu schärfen suchen, welchen Gedanken – treffenden oder abwegigen – eine bestimmte Sprache Vorschub leistet und welche sie auf der anderen Seite diffamiert; welche Denkweisen Konjunktur haben, wenn bestimmte Sprechweisen aufkommen; was die Sprache verrät und was sie verbirgt und was sie 17 verdreht und was sie verfälscht; wo sie Illusionen und Vorurteile verfestigt.” (Zimmer 1988: 10, 11) Ein Argument hierfür liegt im Gebrauch der Sprache, denn wie vorher argumentiert, ist der Kontext der Sprache eng mit dem Kontext der Gesellschaft verbunden. Wie an späterer Stelle noch näher erläutert, wird Sprache als Code benutzt, womit erklärt werden kann, dass Sprache neu produziert wird. In diesem sogenannten Code sind die Denkweisen verborgen, welche die Sprachkritik zu enthüllen versucht: “[...] während Sprache nie ein Code ist, (wirkt) es trotzdem für Benutzer wie ein Code. Teil unserer Sprachäußerungen sind Wiederholungen von Formulierungen und Bedeutungen. Teil der Response auf Normierungen ist das schematisierende, das wir untergehen, das Sortieren von früheren Erfahrungen an erinnerte Scripts, Aktivitäten und stereotypische Situationen.” (Mills 2008:8, nach Toolan 1996:9) Wir sind also an bestimmte Patronen im Sprachgebrauch gewöhnt und diese Patronen reproduzieren wir. In Paragraph 2.2 ist dargelegt, dass das auch für Sprichwörter gilt. Es wurde erklärt, dass der allgemeine Charakter als eine Art Modell für Sprichwörter fungiert und sie deshalb in den verschiedensten Situationen benutzt werden können. Modell und Script tragen hier also die gleiche Bedeutung. In dieser Hinsicht kann man konkludieren, dass Sprache und Sprachgebrauch etwas von den Denkbildern der Benutzer zeigen, das heißt die Gesellschaft der Sprache. Denn das, was man mittels Sprache reproduziert, sind sogenannte Scripts. Diese Scripts basieren auf Denkbildern, Normen, Werten und Ansichten einer Gesellschaft. Wenn eine Gesellschaft analysiert wird, um die Denkbilder herauszufiltern, kann man sich bewusst werden von Denkweisen, welche durch Sprache unbewusst wiederholt werden. Wahrscheinlich überträgt man auch veränderte Denkweisen und Denkbilder auf die Sprache. Sprache wirkt also reproduzierend wie Scripts. Zusammenfassung In der Sprachkritik wird Sprache analysiert, und versucht so die Denkweisen der Gesellschaft zu enthüllen. Sprache wird so als Deutung für die Normen, Werte und Moral einer Gesellschaft benutzt. Ein Argument hierfür liegt im Gebrauch der Sprache. Weil der Kontext der Sprache eng mit dem Kontext der Gesellschaft verbunden ist, können die Kontexte der Sprache und der Gesellschaft auch zusammen analysiert werden. Außerdem ist der Gebrauch der Sprache in sogenannten Scripts oder Modellen welche neu produziert werden zu verstehen. Der Sprachgebrauch kann deshalb gut 18 analysiert werden und somit auch die Denkweisen der Gesellschaft, welche in der Sprache verborgen liegen. §3.2 Änderungen in der Sprache Die allgemeine Gültigkeit, Weisheit oder Lebensregel, welche Sprichwörtern zugeschrieben werden, liegen wie erklärt in Paragraph 2.1, in der Anpassungsfähigkeit und Ausdeutbarkeit der Sprichwörter. Hierdurch wird der Inhalt nicht als eindeutige und absolute Wahrheit aufgefasst, aber das Sprichwort trägt trotzdem Ansehen und Autorität. Wie die Anpassungsfähigkeit und Ausdeutbarkeit innerhalb der Sprache von der Sprachkritik gedeutet wird, und wie sie in Bezug auf Entwicklungen in der Gesellschaft verstanden werden kann, wird im Folgenden besprochen. Im nächsten Paragraphen werden dann die Verbindung von Änderungen in der Sprache zu Sexismen und die unterschiedlichen Betrachtungsweisen hierzu erläutert. Dies führt dann schließlich zu der Einsicht, wie Darlegungen von Analysen über Sprichwörter in Bezug auf die Gesellschaft gemacht werden können. Dabei wird auf die Schwierigkeiten bei Analysen wie unterschiedliche Bedeutungen, Kontexte, und widersprüchliche Sprichwörter Bezug genommen. Wie bei Sprichwörtern werden in der Sprache selbst auch kontinuierlich Anpassungen gemacht. Die meisten Änderungen bemerken wir kaum, aber Sprache ist immer in Bewegung und wir nehmen selbst die Änderungen vor. Hierzu kurz einige Fakten über Änderungen in der Sprache: Die auffälligsten und raschesten (Änderungen) ereignen sich im Wortschatz. Die Grammatik ist sehr viel schwerer beweglich. 3,8 Prozent unseres Wortschatzes sind Neuschöpfungen. Hiervon sind 3,1 Prozent neue Zusammensetzungen alter Wörter, und 0,5 Umdeutungen, Umfunktionierungen alter Wörter. Wirkliche Neologismen machen nur 0,2 Prozent aus. (Vgl. Zimmer 1988: 11 f.) Änderungen ereignen sich also am meisten im Wortschatz, wobei Zusammensetzungen und Umdeutungen am Üblichsten sind. Durch neue Entwicklungen, Änderungen im Zeitgeist und so weiter, kommen Änderungen in der Sprache zustande. So kann ein deutsches Wort durch den Einfluss von Mondialisierung eine extra Bedeutung erlangen. Zimmer nennt hier das Beispiel 'Realisieren'. So gab es früher nur die Bedeutung 'zu Geld machen' und vor allem 'Verwirklichen'. „Um 1970 aber nahm es dann auch noch die Bedeutung von das englische 'to realize' an: 'verstehen', 'sich klar machen': 'Er realisiert nicht, daß er ein hohes Risiko eingeht.'” (Zimmer 1988: 26) Ähnlich wie bei 'Realisieren' hat auch 'Konfirmieren' sich in Bedeutung und Gebrauch geändert. Früher hieß es fast immer nur 'einsegnen', aber heute heißt es auch 'bestätigen'. (Vgl. Zimmer 1988: 26f.) Neben 19 zusätzlichen Bedeutungen kommt es auch vor, dass Verschiebungen in der Schärfe der Bedeutungen entstehen. 'Lieben' und 'hassen' haben unter Einfluss des englischen „viel von ihrer einstigen emotionalen Schärfe” verloren. Dass das Deutsche schon ausreichende Begriffe bietet, hat damit nichts mehr zu tun. (Vgl. Zimmer 1988: 29) Trotz andauernd gemachten Änderungen und Verschiebungen ist unser Sprachgehör konservativ eingerichtet, sagt Zimmer. Hiermit wird darauf gezielt, dass wir geneigt sind, Änderungen als Fehler zu betrachten. Selbst gemachte Änderungen nehmen wir nicht wahr. Dahingegen werden Änderungen, die außerhalb unseres Sprachbereichs erfolgt sind, als fremd erkannt und als Fehler gesehen. Wie Zimmer richtig bemerkt, mag das Sprachgehör nicht, was es nicht gewöhnt ist. Darum ist es nicht selbstverständlich anzunehmen, dass Änderungen in der Sprache einfach von oben aufgetragen werden, um von den jeweiligen Benutzern gebraucht zu werden. Sprache ist, gleich der Gesellschaft, immer in Entwicklung und ändert sich andauernd. Zimmer bemerkt hierzu: Nur darum hat die Sprache überhaupt eine Geschichte, weil immer wieder gegen ihre Normen verstoßen wird und weil die Allgemeinheit einige dieser Verstöße schließlich annimmt. Der Sprachverstoß von heute ist die potentielle Sprachnorm von morgen […]. (Zimmer 1988: 9) Man kann hieraus konkludieren, dass der Sprachbenutzer Teilnehmer dieses Prozesses ist. Sie trägt an Änderungen in der Sprache bei, genauso wie sie, als Teilnehmer der Gesellschaft, auch diese ändert. Aus dieser Sicht kann gesagt werden, dass der Kontext, das heißt die Normen und Werte der Gesellschaft sich in Bezug zur Sprache ungefähr parallel miteinander entwickeln. Dass diese Theorie nicht unumstritten ist und früher hierüber sehr anders gedacht wurde, wird im nächsten Paragraphen deutlich werden. Zusammenfassung Sprache ist langsam aber andauernd in Bewegung, wobei die auffälligsten und schnellsten Änderungen im Wortschatz -und zwar als neue Zusammensetzungen und Umdeutungen- zu sehen sind. Trotz der andauernd gemachten Änderungen und Verschiebungen ist unser Sprachgehör konservativ eingerichtet. Da man früher anders sprach, werden Änderungen und Verschiebungen als Fehler beurteilt: Das Sprachgehör mag nicht, was es nicht gewöhnt ist. 20 Der Sprachbenutzer ist Teilnehmer der Gesellschaft und trägt damit zu Änderungen in beiden Bereichen bei. Änderungen in der Sprache gehen daher Hand in Hand mit Entwicklungen in der Gesellschaft. §3.3 Stereotypen und Gegensätze in Sprichwörtern über das Thema Frau Soviel auch vom theoretischen Aspekt des Sprichwortes gesprochen worden ist, ist hier noch nicht auf die Sprichwörter selbst eingegangen worden. Gerade das ist aber nicht nur interessant, sondern auch notwendig, um den Aspekt des Wahrheitsanspruches miteinzubeziehen. Wie vorher konkludiert, tragen Sprichwörter keine absolute Wahrheit in sich. Metaphorik, Anpassungsfähigkeit und doppelte Bedeutungen sorgen für das Verständnis dieser relativen Wahrheit von Sprichwörtern. Trotzdem wird ihnen große Autorität zugeschrieben und sie werden in Analysen oft als 'Spiegel der Gesellschaft' bezeichnet. Als Illustration wird hier eine Analyse der Denkweisen über Frauen anhand von Sprichwörtern über Frauen durchgeführt. Bevor in den 70er Jahren feministische Bewegungen in den Akademien aktiv wurden, schien das Thema der sozialen Stellung der Frau uninteressant. Unter anderem versuchte die feministische Bewegung, die damalige akademische Umgebung dazu zu bewegen, von einer anderen Perspektive Wissenschaft zu betreiben. Von anderen Ausgangspunkten, wie der Perspektive der Frau, sollten andere Fragen gestellt werden. So kam es, dass die soziale Stellung der Frau durch verschiedene Disziplinen der Wissenschaft erforscht wurde, so auch in der Sprichwörterforschung. Schipper argumentiert, dass die Tatsache, dass überall auf der Welt mehr oder weniger die gleichen Sprichwörter über Frauen existieren, als Bestätigung dafür gesehen werden kann, dass diese Ähnlichkeiten eine Aussage über die scheinbar universal herrschende Wahrheitsbefindung der Idee “Frau” zulassen. In ihrer Analyse bezieht sie die Existenz von Sprichwörtern auf eine vorherrschende Norm und Denkweise der Gesellschaft. Die Glaubwürdigkeit der Sprichwörter scheint bekräftigt durch die Tatsache, dass es gemeinsame Bedeutungen von verschiedenen Sprichwörtern und Redensarten gibt, die in verschiedenen Kulturen, Ländern und Weltteilen zu finden sind. Außerdem gibt es auch Parallelen in der Form, argumentiert sie. Ihre Schlussfolgerung besteht darin, dass Sprichwörter über Frauen klischeehafte Vorstellungen hervor geben. Hierbei werden Frauen auf antonymische Weise unterteilt in entweder gut oder schlecht: Hässlich oder schön, (zu) lieb oder teuflisch schlecht; tugendhaft oder faul. Dabei enthalten Sprichwörter Aussagen darüber, wie die ideale schöne Frau aussieht, wie eine Frau sich verhalten soll, um tugendhaft zu sein, und wie eine tugendhafte Frau zwar das Herz, aber nicht der 21 Kopf ihrer Familie ist (oder je sein konnte). Gemäß dieser Forschung sind verschiedene Kombinationen unmöglich. Eine Frau kann nicht schön und tugendhaft zugleich sein. So werden Mädchen und Frauen mit steigendem Alter weniger positiv dargestellt. Alles, was ein Mädchen oder Frau 'zu unabhängig' vom Mann macht, wird ebenfalls negativ bewertet und als Brutalität, Frechheit, Sittenlosigkeit, Ungehorsamheit, Unzuverlässigkeit und Respektlosigkeit gegenüber dem Mann gesehen. §4. Sichtweisen in Bezug auf Sexismen im Sprachsystem und im Sprachgebrauch Die Anpassungsfähigkeit der Sprache hat auch die feministischen Sprachkritiker in den 70er und 80er Jahren beschäftigt. Von feministischer Seite kam der Gedanke auf, mittels Sprache die Repräsentation der Weiblichkeit positiv zu verändern, um einen Geschlechtsneutralen Sprachgebrauch zu erreichen. Der Ausgangspunkt war, dass das Sprachsystem und Sprachgebrauch die Denkweise der Gesellschaft formt. Wie diese feministiche Sprachpolitik aussah und auf welchen Denkweisen sie basiert ist, wird hier aufgezeigt. Auch wird die heutige gangbare Meinung der Sprachkritik in Bezug auf Sexismen erläutert. Danach wird der Bezug zu dem Hauptthema dieser Arbeit hergestellt. Es wird angetrebt, Sprache aus anderen Perspektiven zu betrachten und zu analysieren. §4.1 Feministische Sprachkritik und ihre Sprachpolitik Die feministische Sprachwissenschaft interressierte sich für ein Forschungsgebiet, das „den Zusammenhang zwischen Sprache und Geschlecht aus feministischer Sichtweise neu erarbeitet”. (Samel 1995: 9) Feministische Sprachkritiker erforschten unter anderem die Teilbereiche des Sprachsystems und Sprachgebrauchs; beide Begriffe werden weiter unten näher erklärt. Die Meinung der feministischen Sprachkritik war, dass Frauen in der Sprache diskriminiert werden und mit sprachlichen Ausdrücken des Weiblichen verbundene Assoziationen oft herabwürdigend und bagatellisierend wirken. (Vgl. Mills 2008: 1) Hellinger stellte drei Regularien auf, worin die ungleiche Behandlung von Frauen und Männern in unserem Sprachgebrauch sich einordnen lässt. a) Frauen haben nicht dieselben Chancen des Gemeintseins wie Männer, denn es wird auf Frauen und Männer unterschiedlich Bezug genommen. Die Verwendung von generischen Maskulina machen Frauen und ihre Leistungen (…) unsichtbar. 22 b) Maskuline und feminine Ausdrücke sind semantisch asymmetrisch. Das Femininum hat einen niedirigen Rang als das Maskulinum (Vergleiche engl. Master – misstress, dt. Gouverneur – Gouvernante, Sekretär – Sekretärin). c) Die Bezeichnung einer Frau mit einem Maskulinum wird als Aufwertung interpretiert („Vera ist ein zweiter Mozart”, „Sie steht ihren Mann”). Die Bezeichnung eines Mannes mit einem Femininum (Memme, Stadtpräsidentin) oder schon der Vergleich mit dem weiblichen Geschlecht wird als Degradierung empfunden („heulen wie ein Weib”). (Samel 19985: 46, Zit. nach Hellinger 1985: 3f.) Wie der Titel dieses Paragraphs schon andeutet, entstand aus der feministischen Sprachkritik eine Sprachpolitik, die Änderungen im Sprachsytem und Sprachgebrauch vorstellte. Samel erklärt in ihrer 'Einführung in die feministische Sprachwissenschaft', was das Ziel der feministischen Sprachkritik ist und zugleich was die feministische Sprachpolitik beinhaltet: „Es ist ein Ziel der feministischen Sprachkritik, adäquate Bezeichnungen für Frauen zu finden und zu propagieren, damit sich Frauen richtig identifizieren können.” (Samel 1995: 11) Was die feministische Sprachkritik als sexistisch bezeichnete und welche Stellung sie in Bezug auf Sexismen im Sprachsystem und Sprachgebrauch einnahm, wird anhand der Erläuterung dieser Begriffe erklärt. Im 'Studienbuch Linguistik' wird der Unterschied zwischen 'Sprachsystem' und 'Sprachgebrauch' anhand folgenden Beispiels erklärt: Werden Sprachregeln verletzt, wird das Produkt als ungrammatisch oder sprachlich falsch taxiert. Werden dagegen Sprachgebrauchsregeln verletzt, sprechen wir davon, dass eine Äusserung nicht angemessen ist. (Linke, Nussbaumer, Portmann 2004: 9) Erklärt wird, dass der Sprachgebrauch „Sprache handlungsbezogen betrachtet”, was heisst: „die Sprache daraufhin zu untersuchen, wie sie als Mittel der Kommunikation eingesetzt werden kann und auf welche Weise mit der Verwendung von Sprache kommunikative Ziele erreicht werden können.” (Linke, Nussbaumer, Portmann 2004: 9) Unter Sprachgebrauch versteht man Sprache als Mittel zur Kommunikation. Unter Sprachsystem versteht man die zugrunde liegende Struktur des Sprachgebrauchs, die Grammatik, Morphologie und Lexik. Das heisst, die Sprache wird „als System, als in sich strukturiertes Gebilde” betrachtet. (Linke, Nussbaumer, Portmann 2004: 8) Die feministische Sprachkritik suchte und fand sexistische Unterschiede in beiden Bereichen der 23 Sprache. Allerdings verhält es sich so, dass sich beide Bereiche häufig überschneiden. Fragen welche auf das Sprachsystem eingehen sind: Funktionieren Aussagen mit Personenbezeichnungen, die entweder auf eine oder mehrere Personen beliebigen Geschlechts zielen, auch in dem Sinne? Präziser gesagt, funktionieren Wörter wie: man, wer, jemand, Mensch und Passagier, Geschlechtsneutral, und im Sinne ihrer jeweiligen Funktion? (Gefragt wird jedoch nicht, „warum es der Tisch heißt statt die Tisch”) Weitere Themen sind: „das Fehlen geschlechtsneutraler Berufsbezeichnungen (das Professor) oder das Fehlen des Indefinitpronomens frau analog zu man.” (Vgl. Samel 1995: 50f.) Ein Beispiel des „Untersuchungsgegenstands der feministischen Sprachgebrauchskritik ist: die Unterlassung des splitting nach dem Geschlecht in der Anrede eines gemischtgeschlechtlichen Publikums.” Ziel ist, das „beide Personen” benannt werden (Beidbenennung), „der Professor” und „die Professorin”. (Samel 1995: 54, 55) Beachtet werden muss, dass eine symetrische Struktur von maskulin und feminin auf allen Ebenen der Sprache angestrebt wird. Das genannte Beispiel betrifft aber speziell den Sprachgebrauch. Das Fundament der Ungleichheiten in der Gesellschaft lag nach Einsicht der feministischen Sprachkritik im Sprachsystem und somit auch im Sprachgebrauch. Der Ausgangspunkt war, dass sexistische Unterschiede und die Diskriminierung der Frau, die sich in der Gesellschaft manifestierten, den Sexismen in der Sprache zu Grunde lagen: „Die Sprache ist nicht nur das Produkt der Gesellschaft und ihrer Sprecherinnen und Sprecher, sondern die Sprache prägt auch die Gesellschaft.” (Samel 1995: 81) Änderungen im Sprachsystem und im Sprachgebrauch sollten die Unterschiede der Gesellschaft aufheben. Samel erklärt weiter: „In der Annahme, daß das Sprechen das Denken beeinflußt und somit Bewußtseinsstrukturen durch eine anderes Sprechen verändert werden können, soll damit auch zur Veränderung der sozialen Wirklichkeit beigetragen werden.” (Samel 1995: 47) Auf Grundlage dieser Annahme suchte die feministiche Sprachkritik nach Alternativen für die oben beschriebenen Sexismen, womit sie die Sichtweise der Gesellschaft auf die Beziehung zwischen Männern und Frauen zu ändern versuchte. Es folgen zwei Beispiele einiger „Vorschläge für ein geschlechtergerechtes Deutsch”. Wie vorher schon angedeutet, wurde eine 'Beidbenennung' propagiert, um eine gleiche Position wie das Maskuline zu erzielen und so das feminine Geschlechts aus dem Schatten zu holen. Samel erklärt dass „es die Möglichkeit (gibt), die Adjektive männlich und weiblich als Attribute beizufügen: männliche und weibliche Lehrer [...].” (Samel 1995: 71) Ein anderer Vorschlag ist die 'Neutralisierung', womit wie bei einer 'Beidbenennung' auch 24 eine 'symetrische Struktur' zustande kommt. Vor allem neutrale Berufsbezeichnungen fehlen im Sprachsystem. Der Vorschlag ist die femininen Endungen weg zu nehmen, wodurch eine Bezeichnung neutral wird. „[...] in all den Fällen, wo eines des beiden Geschlechter bevorzugt werden könnte, nicht diskriminierend das Profossor zu sagen.” (Samel 1995: 73) Jedoch wurden die herangetragenen Alternativen zur Eliminierung der Sexismen in der Sprache nicht in den Sprachgebrauch übernommen. Die Sprachpolitik der Feministen wirkte oft (nicht nur bei Männern) lächerlich. Nächstes Zitat von Zimmer illustriert, wie die allgemeine Sprachkritik die feministische Sprachpolitik einschätzt. Obwohl das Zitat als Parodie gesehen werden soll, da es nicht die Denkweise der feministische Sprachpolitik entspricht, zeigt es dennoch wie lächerlich die feministische Sprachpolitik empfunden wird. Wer hier reformieren wollte, müßte am Ende aus jeder 'Herrensocke' wegen unfairer Bevorzugung der Männer und böswilliger Unsichtbarmachung der Frauen einen 'Damenstrumpf' machen. (Zimmer 1988: 65, 66) Ein Grund für diese entfremdete Wirkung der vorgestellten Änderungen im Sprachgebrauch, kann in der falschen Annahme gesucht werden auf der die feministische Sprachpolitik stützt. In den letzten Paragraphen ist klar geworden, wie Veränderungen in der Gesellschaft auf den Sprachgebrauch Einfluss haben können und dass das Sprachsystem sich nicht so schnell ändert. Eines der Probleme dieser Sichtweise ist, dass sie sich selber unterstreicht. Die feministische Sprachkritik argumentiert ihre eigene Sichtweise indem sie Geschlechtsunterschiede in der Sprache deutet. Gestützt von der oben genannten Annahme, kann die Hypothese unterstrichen werden, dass die Sprache tatsächlich sexistisch ist. Somit wird die Schlussfolgerung gezogen, dass eine Veränderung zu einem geschlechtsneutralen Sprachsystem und Sprachgebrauch „das Bewußtsein” verändert. (Samel 1995: 54, Zit. nach Doerfer 1985: 150) Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob die festgestellte Wirkung der Diskriminierung auf sprachliche Ebene bezüglich der Gesellschaft beabsichtigt ist. Obwohl hierauf keine eindeutige Antwort gegeben werden kann, kann man aus obenstehender Schilderung eine Sichtweise die darauf anspielt, herauskristallisieren. So analysiert Mills, dass die feministische Sprachkritik von der Annahme ausgeht, dass sprachliche Ausdrücke und ihr Gebrauch von einer männlichen elitären Macht der Gesellschaft geformt wurde. Mills spricht in diesem Zusammenhang auch von dem Eindruck, „als hätte Sprache einen (maskulinen) Kreator”. (Vgl. Mills 2008: 43) Diese Sichtweise 25 ist auch zu erklären aus den Tendenzen der Frauenbewegung der 70er Jahren woraus sich dieser Sprachkritik entwickelte. Die Unterdrückung der Frau lag der Dominanz des Mannes zu Grunde. „Frauen (erschien) die weibliche Existenz als Produkt männlicher Zuschreibungen und Projektionen […].” (Samel 1995: 16) Hierauf stützt sich die feministische Sprachpolitik mit ihren Vorschlägen von Veränderungen bezüglich eines geschlechtsneutralen Sprachgebrauchs. Auch dass Frauen hierin keinen Einfluss ausübten ist aus der Sichtweise der Feministen erklärt worden. „Frauen passten sich einfach hieran an”, erklärt Ingrid Samel „indem sie je nach ihrer sozialen Rolle entsprechenden Gebrauch von ihr machen.” (Samel 1995: 5) In Paragraph 4.3 wird zu diesem Ausgangspunkt eine andere Herangehensweise für eine Sprachkritik über Sexismen vorgeführt, welche von Mills herangetragen ist in 'Language and Sexism'. §4.2 Die individuelle Sichtweise von Sexismen im Sprachgebrauch Die Einsicht, dass Sprache das Fundament für Denkweisen einer Gesellschaft ist, verschob sich in eine Richtung, wo nicht die Gesellschaft, sondern der individuelle Gebrauch von sexistischen Aussagen zum Kristallisationspunkt wurde. Der Ausgangspunkt ist hier, dass Sexismen nicht im Sprachsystem liegen, sondern im individuellen Sprachgebrauch. Diese Sichtweise geht davon aus, dass Sexismen Meinungen sind welche mittels Sprachgebrauch geäußert werden können. Im Sprachgebrauch wurden Sexismen 'politisch inkorrekt' und sollten so unterbunden werden. Folglich sollten nach Ansicht dieser Sichtweise Äußerungen von sexistischen Meinungen vermieden werden. Dass die Strategie 'des Vermeidens' heute auch noch sehr verbreitet ist, zeigt einerseits, dass die durch die Feministen erreichte Fokussierung auf Sexismen in der Sprache, schon gewirkt hat. Die Gesellschaft wurde auf verschiedene Manifestationen von Ungleichheiten aufmerksam. Dazu haben auch andere Entwicklungen in der Gesellschaft beigetragen, sodass sexistischer Sprachgebrauch erkannt wird und heute überhaupt den Stempel 'politisch inkorrekt' tragen kann. Andererseits beinhaltet diese Sichtsweise eine Grundlegung bei der Sexismen an sich nicht ernst genommen werden, weil sie 'Meinungen' von einem 'Individuum' sind. Die Denkweisen der Gesellschaft und ihr Einfluss auf den Sprachgebrauch, wie in letzen Paragraphen dargestellt ist, wird nicht miteinbezogen. Die Verantwortung für sexistisch Sprachgebrauch wird nur dem individuellen Sprecher zugesprochen, wie unter anderem auch Zimmer argumentiert. Dahinzu wird aus dieser Sichtweise Sprache nur als Mittel für Kommunikation gesehen, wobei die verschiedenen Motive für Kommunikation nicht 26 miteinbezogen werden. Obwohl die Betrachtungsweise davon ausgeht, dass der Sprachbenutzer eine Wahl trifft, wenn er sich sexistisch äußert, wird daran vorbeigegangen, dass Sprache oft für strategische Ziele eingesetzt wird. „Die Sprache an sich ist schuldlos.”, begründet Zimmer (1988: 66). Die Wahl mit der der Sprachbenutzer sich sexistisch auslässt oder sich politisch korrekt äußert, gehört aber zur Strategie. Der Begriff von Sprache als Kommunikationsmittel kann mit einem strategischen Sprachgebrauch erweitert werden, sowie durch verschiedenen Motivationen, welche im Paragraphen 2.2 erklärt sind. §4.3 Die strategische Sichtweise auf Sexismen im Sprachgebrauch Es ist klar geworden, dass der Sprachgebrauch durch Entwicklungen die in der Gesellschaft stattfinden ändert; die Sprachbenutzer selbst ändern die Sprache. Dabei ändern sich Bedeutungen und der damit verbundene Gebrauch von Sprachlichen Ausdrücken ungefähr synchron mit Änderungen die in der Gesellschaft stattfinden. (vgl. Mills 2008: 9) Auch ist erklärt warum es zu einfach ist zu behaupten, dass Sexismen in der Sprache von Männern eingeführt worden sind, um irgend welche Ideen über das Verhältnis von Männer und Frauen der Gesellschaft aufzudrängen. Mills ist der Meinung, dass Sexismen auch zu leicht als Meinung und Sprache als Mittel zur Äusserung dieser Meinung gedeutet werden. Dabei ist der Ausgangspunkt von dem aus Sexismen gedeutet werden sehr wichtig für den weiteren Aufbau der Kritik. Sie bestimmt die Richtung der Analyse. Beim Analysieren von Sprache im Allgemeinen, und speziell Sprichwörter und Sexismen, muss mitt vielen Faktoren gerechnet werden. Mit dem Zitat von Deutscher, illustriert Mills wie komplex die Sprache ist, und wie viele Elemente berücksichtigt werden müssen um Sprache, und damit auch Sexismen, zu analysieren um somit eine Aussage über die Gesellschaft machen zu können. Sprache ist kein monolithisches unbeugsames Wesen, sondern eine flexibeles undurchsichtiges System, mit einer großen Anzahl von synchronen Variationen... es besteht eine Variation von Sprache der Menschen aus verschiedenen Gebieten, verschiedene Altern, verschiedenen Geschlechtern, verschiedene Klassen und verschiedenen Berufen. Die gleiche Person könnte sogar, abhängig von der Situation, verschieden sprechen... und durch diese Variationen ergeben sich die sprachliche Änderungen. Was sich im laufe der Zeit verändert sind die Frequenzen von allerhand Formen der Sprache. (Mills 2008: 125, zit. nach Deutscher 2005: 68) Wie auch im anderen Paragraphen deutlich geworden ist, beweist sich der Kontext des Sprachgebrauchs wiederum als wichtiges Element für Analysen von Sprachen, beziehungsweise Sexismen, in Beziehung zur Gesellschaft. Mills argumentiert dann auch, dass Sexismen nicht nur in 27 Aussagen die sich auf Geschlechtsverhältnisse fokussieren gesucht werden sollten. (Mills 2008: 21) Ob eine Aussage sexistisch ist oder nicht, liegt oft nicht in ihrem Ausdruck oder Wort, sondern im Wert der Bedeutung, die der Ausdruck durch den Kontext, indem er benutzt wird, gibt. In gleicher Weise wie bei Sprichwörtern, können Aussagen auch indirekt sexistisch sein. Zum Beispiel mit Gebrauch von Ironie, Intonation oder einem bestimmten Tonfall. Mills erklärt: “Es ist nicht wahrscheinlich, dass die gleichen Wörter immer in jeden Kontext genauso als Sexistisch interpretiert werden.” (Mills, 2008: 3) Die Aussage selbst braucht also nicht unbedingt einen Sexismus zu enthalten. Demnach können Sexismen sozusagen versteckt liegen. Da der ganze Kontext von Sprachgebrauch (Situation, Zeit, und so weiter) eine Rolle spielt ob eine Aussage sexistisch ist oder nicht, kann konkludiert werden, dass nicht das Sprachsystem sexistisch ist, sondern die Sprachbenutzer die sich mit Sprache als Instrument sexistisch auslassen. Auf diesen Punkt, der Beziehung von Motivation mit dem Sprachgebrauch, geht Mills weiter ein um Sexismen im Sprachgebrauch anders zu deuten und somit von einem anderen Standpunkt aus, Sexismen zu analysieren. Sexistische Äußerungen sind weder die Fundierung der gesamten Gesellschaft, wie es nach Ansicht der Feministinnen in den 70er Jahren war, noch die Äußerungen von individuellen Meinungen, wie unter anderem Zimmer argumentiert. Mills plädiert für eine Sichtweise, die als eine Kombination beiden genannten Sichtweisen gesehen werden kann, indem sie aus beiden, kritische Punkte in einen andere Perspektive setzt. Sie plädiert dafür, Sexismen nicht nur als 'individuelle Meinung' zu sehen, sondern als 'kollektiv unterstütztes Urteil'. Erstens sieht Mills eine Diskrepanz in der letzten Theorie, die einerseits Sexismen als individuelle Meinung deutet, und der Sprachgebrauch als gesellschaftliches Phänomen betrachtet. Diese zwei Annahmen funktionieren nicht zusammen in einer Herangehensweise begründet Mills. Wenn die Sprachkritik davon ausgeht, dass die Denkweisen der Gesellschaft mit Änderungen im Sprachgebrauch verbunden sind, sollten Sexismen im Sprachgebrauch auch als Äußerung der Gesellschaft verstanden werden, argumentiert sie. (Vgl. Mills 2008: 19) Weiterhin führt Mills an, dass der Sprachgebrauch neben der Übertragung von Werten, auch reproduzierend wirkt. In Paragraph 3 wurde unter anderem erklärt, dass: „Teil unserer Sprachäußerungen Wiederholungen von Formulierungen und Bedeutungen sind.” (Mills 2008:8, nach Toolan 1996:9) Weil Sprachgebrauch, als Code reproduzierend wirkt, werden auch Sexismen reproduziert. Wenn man dahinzu die Sichtweise in Anspruch nimmt, dass Sprachgebrauch eine 28 Manifestation eines gesellschaftlichen Systems ist, kann man die Schlussfolgerung ziehen, dass die Gesellschaft, sich in der Sprache manifestiert, die sprachlichen Sexismen unterstützt. Die Schlussfolgerung die Mills zieht ist, dass es zwar die Werte sind, die durch Sprache herausgetragen werden, die sexistisch sind, aber dass diese Werte nicht individuell sind. Die Sichtweise der Gesellschaft macht diese Reproduktion möglich, ist die Schlussfolgerung die Mills zieht. Neben der ersten Herangehensweise könnte aber auch der feministische Ausgangspunkt, dass Sprache einen Kreator hat und von mächtigen Gruppen der Gesellschaft geformt wird, anders verstanden werden, erklärt Mills. Nach ihrer Ansicht, könnte man diesen Ausgangspunkt verschieben, indem man Sprache als ein nutzbares Instrument ansieht, womit Macht ausgeübt werden kann. Wie Rassismus, sind Sexismen im Sprachgebrauch, keine Äußerungen von individuellen Meinungen, sondern eine Manifestation eines gesellschaftlichen Systems. In diesem gesellschaftlichen System, existieren Ungleichheiten von Macht. (Vgl. Mills 2008: 1) Mächtigere Gruppen der Gesellschaft äußern ihre Ideen mit Hilfe der Sprache. Da die Macht bei ihn liegt, haben sie somit auch mehr Einfluß auf die Denkweisen der Gesellschaft und somit auf dem Sprachgebrauch. Kritik könnte an der Anschauungsweise geäußert werden, dass sich Normen und Werte der mächtigeren Gruppen einer Gesellschaft in der Sprache offenbaren. Mills motiviert dieser Sichtweise indem sie veranschaulicht wie Sprachgebrauch als strategisches Mittel eingesetzt wird, und darüber hinaus auch reproduzierend wirkt. Auch bagatellisiert ihre Sichtweise Sexismen nicht als eine von mächtigen Gruppen kreiertes Sprachsystem, um somit deren Ideen und Einflüsse der Gesellschaft durch Sprachgebrauch aufzudrücken. Diese Sichtweise legt eine Verbindung zwischen den Sexismen und der reproduzierende Wirkung, die der Sprachgebrauch in sich trägt. Zusammenfassung Von feministischer Seite kam der Gedanke auf, die Sprache im Sinne der Repräsentation des Weiblichen positiv zu ändern. Sie sahen, dass Sprache die Frau diskriminiert und (sprachliche) Assoziationen mit dem Weiblichen oft herabwürdigend und bagatellisierend wirken. Zu gleicher Zeit entstand die Idee, dass die Gesellschaft durch Sprache geformt wird und sexistische Unterschiede darauf basieren. Von diesem Ausgangspunk, wurden Alternativen und Änderungen verschiedener Sexismen an die Sprache herangetragen, sodass sie im Sprachgebrauch benutzt werden konnten und sich damit die Ideen der Gesellschaft über Frauen ebenfalls änderten. Sowohl die herangetragenen Alternativen um diese Sexismen aus der Sprache zu eliminieren, als auch die angegebenen Sexismen, wirkten oft lächerlich, und erwiesen sich häufig unbrauchbar. Es gibt 29 hierfür unterschiedliche Gründe. So ist aus der falschen Annahme eine Sprachpolitik entstanden, die davon ausging, dass mit der Sprache die Gesellschaft zu ändern ist. Die daran gekoppelte zwingende Aufgabe an die Gesellschaft, Alternativen zu benutzen funktionierte somit nicht. Die Einsicht, dass Sprache als das Fundament für die Denkweise einer Gesellschaft gilt, verschob sich in eine andere Richtung. Nicht mehr die Gesellschaft, sondern der individuelle Gebrauch von sexistischen Aussagen stand nun im Zentrum der Sprachkritik. Der Gebrauch von Sexismen in der Sprache wurde 'politisch inkorrekt' und sollte deshalb nicht benutzt werden. (Vgl. Mills 2008: 35, 100 f.) Dieser Ausgangspunkt gilt auch heute noch. Er trägt aber nicht dazu bei, dass Sexismen nicht mehr vor kommen. Sexismen werden oft nicht mal als Problem empfunden. Unter anderen kommt das dadurch, dass Sexismen als individuelle Meinungen gesehen werden. Sprache ist nur das Mittel diese Meinungen zu äußern. Mills argumentiert für eine andere Sichtweise und Interpretation der Sexismen, womit nach ihrer Meinung, eine ausgewogene Herangehensweise für eine Analyse von Sexismen möglich wird. Aus der Einsicht, dass die Gesellschaft Einfluss hat auf dem Sprachgebrauch des individuellen Benutzters, macht Mills den Vorschlag für eine Kritik die von einer Gesellschaft mit Normen und Werten ausgeht, welche Sexismen im Sprachgebrauch erst möglich macht und vielleicht auch unterstützt. Sexismen im Sprachgebrauch sind keine Äußerungen von individuellen Meinungen, sondern eine Manifestation eines gesellschaftlichen Systems. Sexistischen Werte, die durch Sprache herausgetragen werden, sind nach Mills Einsicht also nicht individuell. In der Gesellschaft existieren Ungleichheiten von Macht. (Vgl. Mills 2008: 1) Mächtigere Gruppen der Gesellschaft haben mehr Einfluß auf die Denkweisen der Gesellschaft und somit auf dem Sprachgebrauch. Das Argument das Mills für diesen Ausgangspunkt heranträgt ist, dass der Sprachgebrauch als Code reproduzierend wirkt: Somit werden auch Sexismen reproduziert. Wenn man die Sichtweise im anspruch nimmt, dass Sprachgebrauch eine Manifestation eines gesellschaftlichen Systems ist, kann man, nach Mills Einsicht, die Schlussfolgerung ziehen, dass die Sichtweise der Gesellschaft die sprachlichen Sexismen unterstützt. Die Argumente, die Mills gibt, illustrieren ihr Argument, dass der Kontext als eine historisch-soziale Grundlegung von stereotypischen Denkweisen wirkt. Schlussfolgerung In dieser Arbeit ist versucht worden, eine Einsicht zu bekommen, wie Deutungen über die 30 Denkweisen einer Gesellschaft anhand von Sprichwörtern, Faktoren bezüglich des Kontextes und widersprüchlichen Sprichwörtern einbezogen werden können. Der Hauptfrage dieser Arbeit ist: Wie können die Faktoren Kontext und entgegengestellte Sprichwörter in Forschungsarbeiten, welche eine Deutung aus Sprichwörter auf der Gesellschaft versuchen zu machen, mit einbezogen werden? Bevor es zu einer Antwort auf dieser Hauptfrage kommt, wird zuerst zu den Teilfragen dieser Arbeit zurückgegangen. In der Theoriesetzung im ersten Teil dieser Arbeit kamen die Elemente Kontext und Bedeutung zur Sprache. Hier ist versucht die erste Teilfrage zu beantworten: Wie können widersprüchliche Sprichwörter gedeutet werden? Daraufhin wurde der Zusammenhang von Kontext und Bedeutung mit sprachkritischen Theorien dargelegt, um so in den nachfolgenden Paragraphen zu einer Antwort auf die zweite Teilfrage zu kommen: Was sagt die Sprache über die Denkweisen der jeweiligen Gesellschaft aus und ist es möglich, eine solche Verbindung auch mit Sprichwörtern zu ziehen? In der Begriffsbestimmung werden einige Schwierigkeiten deutlich. Die Form der Sprichwörter kann linguistisch gedeutet werden, die Funktion aber bringt Uneinigkeiten mit sich. Mit der Funktion sind Sachverhalte wie Gebrauch, Kontext und Bedeutung gemeint. Diese Elemente sind mit der Form verbunden, da die Form einen kontextfreien Charakter hat. Sprichwörter brauchen keinen Kontext, um verstanden zu werden. Oft sind sie allgemein bekannt oder können aus der Bildhaftigkeit gedeutet werden. Der verallgemeinerternde Charakter wird oft mit dem allgemein gültigen Charakter verwechselt. Das erste sorgt allerdings dafür, dass Sprichwörter als allgemein gültig gedeutet werden. Genau in dieser Nuance liegt die Kraft der Sprichwörter. Sie scheinen eine allgemeine Weisheit zu tragen. Durch den Gebrauch von Metaphern illustrieren Sprichwörter einen Zustand der Realität, welche auf viele Ereignisse bezogen werden können. Neben ihrer Entindexikalisierung sorgt das metaphorische Bild das ausgetragen wird, für die verallgemeinerte Bedeutung, womit sie in verschiedenen Situationen benutzt werden können. Sie übertragen also ein Bild, von einer Erfahrung, das für wahr gehalten wird. Da Sprichwörter in allen möglichen Situationen eingesetzt werden können und kontextfrei sind, können sie diese 'Erfahrung' einfach mit jedem anderen Kontext verbinden. Obwohl Sprichwörter nicht als absolute Wahrheit gedeutet werden, können sie mit großer Autorität eingesetzt werden. Der Sprecher wirkt in all diesen Fällen glaubwürdig, wenngleich der Inhalt nur relativ ist, und erlangt auf diese Weise Autorität über den Empfänger. Gegen ein Sprichwort kann man nichts einwenden, auch dann nicht, wenn trotz Interpretationsbedürftigkeit zwei Sprichwörter 31 das Gegenteilige behaupten. Jedes Sprichwort steht für sich und kann aus vielen unterschiedlichen Motivationen in vielen verschiedenen Situationen eingesetzt werden. Die Antwort auf die Frage, wie widersprüchliche Sprichwörter gedeutet werden können, sollte vor allem den Kontext mit einbeziehen. Zwar ermöglicht die allgemeine Form, dass Sprichwörter in allen möglichen Kontexte eingesetzt werden können, der Kontext gibt aber letztendlich die definitive Bedeutung von dem Sprichwort. Wegen dieser Ausdeutbarkeit und Anpassungsfähigkeit können Sprichwörter, so auch widersprüchliche Sprichwörter, überhaupt existieren und zusammen überleben. Die zweite Teilfrage dieser Arbeit geht darauf ein: Was sagt die Sprache über die Denkweisen der jeweiligen Gesellschaft aus und ist es möglich, eine solche Verbindung auch mit Sprichwörtern zu ziehen? Moral und Denkweisen als Kontext der Gesellschaft sind mit Änderungen in der Sprache verbunden. Mit der Einsicht, dass Änderungen in der Sprache aus Änderungen in der Gesellschaft hervorkommen, wird Sprache in der Sprachkritik analysiert, um die verborgenen Normen und Werte der Gesellschaft herauszufiltern. Sexismen dagegen werden hierin nicht mitgewogen. Der Ausgangspunkt ist, dass sexistische Sprachäußerungen weder im Sprachgebrauch, noch im gesellschaftlichen Sprachgebrauch liegen, sondern im individuellen Sprachgebrauch. Trotz der Einsicht, dass Sexismen sich nicht speziell in der Sprache befinden, sondern im Kontext des individuellen Sprachbenutzers, wird die Verbindung zwischen individuellem Sprachgebrauch und gesellschaftlichem Kontext nicht gelegt. Auch die Beziehung von Sprache als Mittel zur Strategie der Meinungsäußerung wird nicht gelegt. Teil der Aufgabe der Sprachkritik ist ausgehend von der Sprache, Analysen über die Gesellschaft zu machen. In der Einsicht, dass Sexismen sich nicht unbedingt in der Sprache, sondern sich auch in dem Kontext, das heißt Sprachgebrauch und Motivationen des Sprechers, manifestieren, zeigt sich die Beziehung zu der Sprichwortforschung. Theorien über Sexismen und Analysen von Sprichwörtern, welche eine Aussage über die Denkweisen der Gesellschaft machen, finden die gleichen Schwierigkeiten vor. Damit können die Schwierigkeiten, die hier sichtbar werden, in den Theorien über Sexismen die Grundlage für die Antworten der Hauptfrage bilden. Mills spricht sich für eine Analyse und Interpretation von Sexismen in der Sprache aus. Aus der Einsicht, dass die Gesellschaft Einfluss auf den Sprachgebrauch des individuellen Benutzers hat, macht sie den Vorschlag für eine Kritik, die von einer Gesellschaft mit Normen und Werten ausgeht, welche, Sexismen im Sprachgebrauch möglich macht und vielleicht auch unterstützt. Die 32 Argumente, die Mills gibt, illustrieren, dass der Kontext als eine historisch-soziale Grundlegung von stereotypischen Denkweisen wirkt. Mills geht anders als die feministische Sprachtheorie davon aus, dass Sexismen sich nicht speziell in der Sprache befinden, sondern vor allem im Sprachgebrauch, dem Bereich, wo eventuelle Änderungen stattfinden. Der Sprachgebrauch ist aber auch an die Motivation des Sprachbenutzers gekoppelt. Demnach ist die Sprache Teil einer Motivation und somit ein strategisches Mittel, wie Mills deklariert. Diese Herangehensweise ist auch eine gute Fundierung für Analysen von Sprichwörtern in Bezug zu der Gesellschaft. Die Sprache als Werkzeug für strategische Ziele zu sehen, passt nämlich in die beschriebene Theoriesetzung von Sprichwörtern. Festgestellt wurde, dass auch Sprichwörter als Strategie benutzt werden, und dass der Kontext worin ein Sprichwort gebraucht wird, zu einer Deutung des Sprichwortes führt. Die Sprachkritik versucht die Denkweisen einer Gesellschaft anhand des Sprachgebrauches, worunter sich auch Sexismen und Sprichwörter befinden, zu analysieren. Auf diese Weise kann die Beziehung zwischen Sprachkritik, Sexismen und Sprichwörtern verstanden werden. Es ist für alle drei Bereiche wichtig, den gesellschaftlichen Kontext des Sprachgebrauches miteinzubeziehen, wobei auch die Nuancen der Bedeutungen erläutert werden. Jetzt kann auf die Hauptfrage eingegangen werden: Wie können die Faktoren Kontext und gegengesätzliche Bedeutungen von Sprichwörtern in Forschungsarbeiten, die Sprichwörter mit Bezug auf die Gesellschaft zu Deuten versuchen, miteinbezogen werden? Da Sprichwörtern aus der Kontext des Gebrauchs gedeutet werden, bleibt nur noch die Frage wie der Kontext in einer Analyse betrachtet werden soll. Wie anhand der Theorien über Sexismen in der Sprache deutlich wurde, sind die Ausgangspunkte worauf sich die Theorien basieren problematisch. Deshalb sollte eine Antwort auf der Frage wie der Kontext in eine Analyse miteinbezogen werden kann, gesucht werden im Ausgangspunkt worauf sich die Analyse basiert. Die Fundierung der Analyse sollte ausgehen von dem variablen Charakter des Kontextes. Die Variationen von Situationen und Motivationen die sich letztendlich in den Bedeutungen zeigen, sollten nicht nebenbei erzählt werden, um dann weiter eine Analyse zu machen welche sie nicht einbezieht (wie das Vorbild von der Analyse Schippers illustriert). Der Kontext und die Verhältnisse von widersprüchlichen Sprichwörter sollten einen großen Teil der Analyse beinhalten. Eine Analyse und Theorie, welche Rechnung trägt mit einem so relativen Faktor wie der Kontext, kann viel mehr aussagen, als eine Analyse die sich unnuanciert auslässt. Eine Analyse, die sich auf Sprichwörter bezieht, sollte der Kraft und Mächtigkeit des Sprichwortes nicht nachstehen: die Nuance wodurch ein Sprichwort sich in jede Situation einsetzen 33 lässt, sollte auch in der Analyse liegen. 34 Literaturverzeichnis Archer, John and Lloyd, Barbara. Sex and gender. Cambridge: Cambridge UP, 2002. Beyer, Horst und Annelies. Sprichwörterlexicon. Leipzig: Bibliographisches Institut, 1984. Burger, Harald. Phraseologie. 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