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Inhaltsverzeichnis
Einleitung...............................................................................................
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1. Theoretischer Teil..............................................................................
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1.1. Der Begriff „Sprichwort“ in der Linguistik....................................
6
1.2. Strukturell-semantische Besonderheiten der Sprichwörter............. 9
1.3. Semantik des Wortes „Freundschaft“ in der deutschen Sprache..... 12
2. Praktischer Teil................................................................................... 15
2.1. Sprichwörter mit der Komponente „Freund“.................................. 15
2.2. Sprichwörter mit der Komponente „Freundschaft“......................... 19
2.3. Sprichwörter mit der Komponente „freundlich“............................. 23
Schlussfolgerung.................................................................................... 25
Literaturverzeichnis................................................................................ 26
3
Einleitung
Die vorliegende Belegarbeit ist dem Thema „Repräsentation des Begriffs
‚Freundschaft’ in deutschen Sprichwörtern“ gewidmet. Die Aktualität der Arbeit
ist von dem Interesse der gegenwärtigen Linguistik an die Äußerung
menschliches Wesens und menschlicher Eigenschaften in der Sprache bedingt.
Die Repräsentation von zwischenmenschlichen Beziehungen in der Sprache
wird zum Thema linguistischer Untersuchungen, zu nennen seien die Arbeiten
von I. W. Borissowa, I. W. Korogodina, die der Erforschung der sprachlichen
Widerspiegelung von Liebe, Hass, Abneigung und Zuneigung gewidmet sind
(Борисова 2003, Корогодина 2007). Aber es gibt keine Monographie, deren
Objekt der Begriff „Freundschaft“ ist. Unerklärt bleiben einige Momente, vor
allem das Register der sprachlichen Mittel des Ausdrucks dieses Begriffs in der
deutschen Sprache und ihr konnotativer Wert.
Neue Ergebnisse der Belegarbeit bestehen darin, dass es zum ersten Mal
der Versuch gemacht wird, die semantischen und strukturellen Besonderheiten
der deutschen Sprichwörter, die den Begriff „Freundschaft“ ausdrücken,
aufzuklären und zu beschreiben. Sprichwörter, gekennzeichnet von ihrer
Stabilität, enthalten traditionelle Ansichten und Bewertungen, die auch in der
modernen Gesellschaft wirksam bleiben.
Der Versuch der Analyse genannter Besonderheiten ist zum Ziel der
vorliegenden Belegarbeit gesetzt worden.
Dieses Ziel wird durch folgende Aufgaben verwirklicht:
1. durch die Bestimmung der Begriffe „Phraseologismus“; „Sprichwort“;
2. durch die Betrachtung der Besonderheiten von Sprichwörtern;
3. durch die Erforschung des semantischen Umfangs des Wortes
„Freundschaft“ und dessen Etymologie;
4. durch die Feststellung der quantitativen Beziehungen zwischen den
Sprichwörtern
mit
den
Komponenten
„Freundlich“;
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„Freund“,
„Freundschaft“,
5. durch die Analyse der Sprichwörter mit den Komponenten „Freund“,
„Freundschaft“, „Freundlich“.
Als Untersuchunsverfahren sind in der Arbeit folgende gebraucht worden:
die Analyse der theoretischer Literatur, die linguistische Beschreibung, die
semantische Analyse, die etymologische Analyse, die Analyse der Satzstruktur,
die Analyse der Metaphern.
Als Stoff der Untersuchung dienen die Belege aus Sprichwörterbüchern
und entsprechenden Internetseiten. Die Zahl der analysierten Beispiele beträgt
120.
Ihrer Struktur nach besteht die vorliegende Belegarbeit aus einer
Einleitung, einem theoretischen und einem praktischen Teil, und aus den
Schlussfolgerungen. Im ersten Teil wird die kurze Übersicht des theoretischen
Stoffes zu den Problemen „Das Wesen und die Merkmale der Sprichwörter“ und
„Der Begriff ‚Freundschaft’ in der deutschsprachigen Kultur“ gemacht. Im
zweiten Teil analysieren wir die semantischen und die strukturellen
Besonderheiten der Sprichwörter, die diesen Begriff repräsentieren.
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1. Theoretischer Teil
1.1. Der Begriff „Sprichwort“ in der Linguistik
Unter einem Sprichwort verstehen wir einen im Volksmund umlaufenden
kurzen Spruch, der eine Lebenserfahrung oder Lebensregel mit lehrhaften
Tendenz und meist in bildlicher Einkleidung voträgt (Iskos, Lenkova 1975: 134)
: Beim Gelde hört die Freundschaft auf (Beyer).
Der Begriff „Sprichwort“ existierte schon in der mhd. Periode der
deutschen Sprachgeschichte, das Wort wurde für die Bezeichnung „geläufiger
Redewendungen“ gebraucht (Duden). Jetzt befasst sich mit Sprichwörtern ein
relativ neuer Bereich der Linguistik, die Phraseologie.
Der Fachausdruck „Phraseologie“ ist zweideutig. Unter Phraseologie
versteht
man
die
Disziplin
der
Sprachwissenschaft,
die
sich
mit
Phraseologismen, also mit festen Sprachbausteinen beschäftigt. Darüber hinaus
bezeichnet der Terminus Phraseologie auch das phraseologische System einer
Sprache,
also
den
phraseologischen
Bestandteil
des
Wortschatzes
(de.wikipedia.org).
M.D. Stepanova und I.I. Cernyseva bestimmen die Phraseologie als
einen neuen Bereich der Linguistik, der sich mit festen Wortkomplexen einer
Sprache befasst (Stepanova, Cernyseva 1986: 175).
Die
Phraseologismen
sind
feste
Wortkomplexe
verschiedener
syntaktischer Strukturtypen mit singulärer Verknüpfung der Konstituenten,
deren Bedeutung durch eine vollständige oder teilweise semantische
Transformation des Konstituentenbestandes entsteht (Stepanova, Cernyseva
1986: 178).
Die Phraseologismen als sprachliche Benennung besitzen folgende
Spezifik: Sie dienen nicht zur rationellen Benennung des Referenten, sondern
zur expressiv-wertenden, konnotativen.
Eines der schwierigsten Probleme in der Phraseologieforschung bildet die
Auffindung
eines
objektiven
Verfahrens
zur
Identifizierung
fester
Wortkomplexe. Die Schwierigkeit entsteht infolge der Tatsache, dass diese
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Gebilde sehr heterogen sind. Sie unterscheiden sich nach der syntaktischen
Struktur, nach dem Typ der Semantik, nach der Verknüpfbarkeit der
Konstituenten oder Komponenten innerhalb des Wortkomplex und anderes mehr
(Stepanova, Cernyseva 1986: 179).
Einem
Komplex
von
strukturell-semantischen
Kriterien
nach
unterscheiden M.D. Stepanova und I.I. Cernyseva folgende Subklassen der
Phraseologismen:

phraseologische Einheiten

festgeprägte Sätze

phraseologische Verbindungen (Stepanova, Cernyseva 1986: 180).
Die Sprichwörter gehören zur Subklasse der Phraseologie, die
festgeprägte Sätze heißt. Die festgeprägten Sätze sind Phraseologismen mit der
syntaktischen Struktur der Sätze (Stepanova, Cernyseva 1986: 191).
Was die Sprichwörter betrifft, sind in der russischen linguistischen
Literatur
zwei Termini im Gebrauch: пословица und поговорка (Iskos,
Lenkova : 190).
M.D. Stepanova und I.I. Cernyseva übersetzen das Wort „поговорка"
als „sprichwörtliche Redensart“ (Stepanova, Cernyseva 1986: 193), A. Iskos und
A. Lenkowa als „sprichwörtliche Wortverbindung“ (Iskos, Lenkova 1970: 190).
Wir werden den Begriff „sprichwörtliche Redensart“ benutzen.
In der deutschen Sprache gibt es nur einen Fachausdruck, das ist das
Sprichwort, obwohl diese beiden Arten auch vorhanden sind.
Im Gegensatz zu Sprichwörtern bezieht sich die sprichwörtliche
Redensart meistens auf eine Wortgruppe, besitzt keinen belehrenden Charakter
und drückt keinen Rat aus.
Im Satz tritt die sprichwörtliche Redensart als ein sprichwörtliches
Redensartenatzglied aus (Iskos, Lenkova 1970: 190).
Die sprichwörtlichen Redensarten werden in der Umgangs- oder auch in
der Literatursprache gebraucht und geben der Rede eine gewisse Frische,
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Natürlichkeit und Derbheit. Sie sind mit den Sprichwörtern verwandt und wie
diese volksläufig (Iskos, Lenkowa 1975: 148).
Die
sprichwörtlichen
Redensarten
besitzen
gleich
anderen
phraseologischen Einheiten eine semantische Singularität, die infolge rein
sprachlicher Prozesse zustande kommt. Das sind semantische Transformationen
des
Typs
metaphorische
und
metonymische
Bezeichnungsübertragung
einschließlich Bedeutungserweiterung.
Aus semantischer Sicht sind die sprichwörtlichen Redensarten als
charakterisierend oder wertend zu bezeichnen, denn ihre funktionale Spezifik
besteht in der Stellungnahme zu dem unmittelbar vorangehenden Kontext. Die
Wertung kann positiv oder negativ sein.
Aus semantischer Sicht können die sprichwörtlichen Redensarten noch
interjektional und modal sein. In diesem Fall sind sie den einfachen
Interjektionen des Typs ach! nanu! pfui! ebenso den Modalwörtern des Typs
ja, nein, keineswegs sehr nah (Stepanova, Cernyseva 1986: 191).
Die Sprichwörter weisen im vergleich zu sprichwörtlichen Redensarten
einen grundsätzlichen Unterschied auf: Ihre Semantik entsteht nicht durch die
Phraseologisierung des Konstituentenbestandes im jeweiligen Sprichwort,
sondern stellt die auf bestimmte Situationen bezogenen Verallgemeinerungen
der menschlichen Lebenserfahrung dar (Stepanova, Cernyseva 1986: 193).
Nach ihrer Entstehung „im Volksmund“, ihrer Semantik („lehrhafte
Tendenz“, Verallgemeinerung der Lebenserfahrung, Volksweisheit) und ihrem
Gebrauch, - sie fungieren als selbständige Texte – gehören diese Gebilde zur
Folklore (Stepanova, Cernyseva 1986: 191).
Im Weiteren betrachten wir die strukturell-semantiche Merkmale dieser
Subklasse der Phraseologismen.
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1.2.
Strukturell-semantische Besonderheiten der Sprichwörter
Da Sprichwörter eine Abart der Phraseologismen sind, sind für sie auch
einige allgemeine Merkmale der Phraseologismen charakteristisch. Vor allem
betrifft es die Stabilität der Sprichwörter.
Die Stabilität der Phraseologismen bzw. Sprichwörter ist durch die
Unersetzlichkeit ihrer Komponenten und durch die Einheitlichkeit ihrer
Bedeutung bedingt. Der häufige Gebrauch der Phraseologismen, ihre
Verbreitung in der mündlichen und schriftlichen Sprache trägt auch zu ihrer
Stabilität bei (Iskos, Lenkowa 1970: 194).
Manche Sprichwörter bewahren infolge ihrer Stabilität lexikalische
Archaismen (Iskos, Lenkowa 1970: 194), z. B.:
Wo man die Taler lässt, da bleibt auch die Freundschaft.
Das Wort „Taler“ ist jetzt nicht mehr gebräuchlich. Der Taler war eine
bedeutende
europäische
Guldengroschen
hieß.
Großsilbermünze,
Später
verstand
die
man
ursprünglich
unter
Taler
zunächst
zahlreiche
Großsilbermünzen, die mehr als 1 Lot wogen. Größere Bedeutung erlangte der
Taler mit den Reichsentscheiden des 16. Jahrhunderts, die ihn als Reichstaler
neben dem Gulden zur offiziellen Reichswährung erhoben (Caspar 2006).
Die Stabilität der Sprichwörter führt dazu, dass der Verlust eines Teils des
Sprichwortes nicht den Zerfall der ganzen lexikalischen Einheit bewirkt, im
Gegenteil, die Bedeutung des Sprichwortes geht dann auf die gebliebene
Komponente über, und diese vertritt das ganze Sprichwort (Iskos, Lenkova
1970: 190).
Kennzeichnend für die Sprichwörter sind inhaltliche und strukturelle
Besonderheiten, die sie von anderen phraseologischen Wortverbindungen
unterscheiden. Die Sprichwörter sind erstarrte, im Volksmunde umlaufende
kurze Sprüche; sie existieren in der Form eines Satzes und drücken bildlich
einen geschlossenen Gedanken aus (Iskos, Lenkova 1970: 190).
Das Hauptmerkmal der Sprichwörter ist die Volksläufigkeit (Iskos,
Lenkowa 1975: 143). Wenn das Sprichwort aber in einen Volksmund
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kommen soll, so bedarf es der Schlichtheit und Einfältigkeit. Es darf weder im
Sinne noch im Ausdruck eine gewisse Grenze nach oben hin überschreiten. Der
Gedanke muss fasslich und nicht allzu hoch sein, die Worte allgemein bekannt
und dem Volke vertraut. Gedanken, die über den Begriffskreis der mittleren und
unteren Volksschichten hinausgehen, Worte, die den gewöhnlichen Leuten
fremd sind und ihnen daher geziert oder hochtrabend erscheinen, werden nie
volkstümlich werden.
Das Sprichwort muss im ganzen Volke gangbar sein. Viele Sprichwörter
sind nur in einzelnen Orten, Landschaften oder Volksstämmen heimisch und
erscheinen dann häufig im Dialekt (Iskos, Lenkowa 1975: 144).
Aus der Volksläufigkeit folgt auch, dass das Sprichwort einer besonderen
Formgebung bedarf. Was im Gedächtnis haften soll, das muss dem Gedächtnis
leicht eingehen und bequem zu behalten sein. Das Sprichwort muss also
möglichst kurz und knapp sein. Lange Sätze werden nicht volksläufig. Das
Sprichwort will aber nicht nur im Gedächtnis aufbewahrt werden, es will
durchdringen, eine Wirkung erzielen, von andern aufgenommen und beherzigt
werden. So ist es von jeher ein vorzügliches Werkzeug der Redner in der
Volksversammlung und in der populären Debatte gewesen. Das Sprichwort
strebt vielmehr eine über die gewöhnliche Rede gehobene Formgebung, die es
eindrucksvoll und nachhaltig wirksam macht. Allerdings erscheinen dem
oberflächlichen Blick die meisten Sprichwörter, soweit sie nicht durch Reime
gebunden sind, als gewöhnliche Prosa. In der Tat sind aber weit mehr
Sprichwörter, als man gemeiniglich denkt, durch künstlerische Formung zu
einem Stück Kleinpoesie gemacht worden (Iskos, Lenkova 1975: 146).
Ein anderes Merkmal der Sprichwörter ist die sogenannte lehrhafte
Tendenz. Das ist semantische Spezialisierung der Sprichwörter, die infolge des
logisch-syntaktischen Phraseologisierungstyps zustande kommt (Stepanova,
Cernyseva 1986: 193).
Die lehrhafte Tendenz bezieht sich auf alles, was mit der Lebenskenntnis
und Lebenserfahrung des einzelnen zusammenhängt, z. B.:
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Niemand ist uns ein näherer Freund, als wir uns selber sind (Gerr).
So vermitteln die Sprichwörter Erkenntnisse und Normen, die für die
Auffassung und Gestaltung des Lebens bedeutsam sind, z. B.:
Freund sein will, ist niemands Freund
Wer jedes
(http://www.sruecheportal.de/). Die
lehrhafte Tendenz, die auf Wollen und Handeln der Menschen entwirken will,
tritt auch äußerlich zutage bei den Sprichwörtern, die eine Vorschrift oder
Warnung direkt aussprechen (Iskos, Lenkova 1975: 145). Dies geschieht teils in
befehlender Form:
Suche die Freundschaft desjenigen, der keine Freunde hat. Meide die
Freundschaft desjenigen, der keine Feinde hat (http://www.spruecheportal.de/);
teils durch Wendungen mit man muss, man soll, man kann:
Kann man’s nicht tun in Freundschaft, so muss man’s tun mit Recht
(Paffen).
Oft aber spricht das Sprichwort seine Lehre nicht direkt aus, sondern
indirekt in Form eine Beobachtungs- oder Erfahrungssatzes, aus dem ein jeder
sich die in ihm liegende Mahnung oder Warnung entnehmen kann, z. B.:
Die Freundschaft muss bloß gehen, d.h. einem Freunde muss man sich so
zeigen, wie man wirklich ist (Beyer).
Die
wichtigste
Folge
der
bezeichneten
logisch-syntaktischen
Phraseologisierung ist die Bildung bzw. Entstehung der Spracheinheiten, die,
ähnlich anderen Phraseologismen, zum Inventar der konnotativen sprachlichen
Zeichen gehören (Stepanova, Cernyseva 1986: 193).
Das nächste grundlegende Merkmal der Sprichwörter als Spracheinheiten
ist die Reproduzierbarkeit. Erst dieses Merkmal überführt die Einheiten der
Volkskunst in die Klasse der Spracheinheiten des Typs Phraseologismen
(Stepanova, Cernyseva 1986: 194).
Die Realisierung der oben genannten Besonderheiten erforschen wir am
Beispiel der Sprichwörter mit den Komponenten „Freund“, „Freundschaft“, und
„freundlich“.
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1.3. Semantik des Wortes „Freundschaft“ in der deutschen Sprache
In diesem Teil werden wir die Etymologie und Semantik der Wörter
„Freund“, „Freundschaft“ und „freundlich“ untersuchen. Aber da die Wörter
„Freundschaft“ und „freundlich“ die Ableitungen des Wortes „Freund“ sind,
werden wir zuerst das Wort „Freund“ betrachten.
Das Wort „Freund“ stammt vom Wort „frei“ und bezeichnete
ursprünglich einen „Liebenden“ (Duden).
Auch der Meinung der Gebrüder Grimm nach, stammt das Wort „Freund“
von frijôn, also „ein Liebender“. Ahd. frîônt ist zweisilbig und bald wurde in
einsilbiges friunt geschwächt, welchen Diphthong das mhd. vriunt, nhd. freund
meistens festhalten, wodurch sich freund dem verschiednen freuend, gekürzt
freund, part. praes. von freuen nähert. Alts. friund, nl. vriend, nd., früher oft
auch nhd. fründ, wie zuweilen mhd. fründe und daneben friwent vorkommt;
ags. freond für älteres frîônd merkwürdig altn. frændi für frîandi, schw. dän.
frände. Der Gegensatz ist feind, abweichend gebildet aus fijan, ahd. fîên.
(Grimm)
Heute hat das Wort „Freund“ mehrere Bedeutungen. Die Grundbedeutug
ist folgende: der Freund ist jemand, der einem anderen in Freundschaft
verbunden ist, ihm nahe steht: ein guter Freund von mir; mein bester Freund;
Freunde werden; die beiden sind dicke Freunde; Freunde in der Not gehn
hundert auf ein Lot (Duden).
Die Nebenbedeutungen sind:
1. männliche Person, mit der eine Frau befreundet ist [u. mit der sie
zusammenlebt]: sie hat einen festen, neuen Freund;
2. a) jemand, der etwas Bestimmtes besonders schätzt: ein Freund des
Weins, guter Musik; *kein Freund von etwas sein (etwas nicht schätzen
und es daher nicht [gern] tun): ich bin kein Freund von vielen Worten;
b) jemand, der etwas besonders unterstützt od. fördert: Verein der
Freunde und Förderer des Stadttheaters;
c) Gesinnungsgenosse, Parteifreund: meine politischen Freunde;
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3. Freund ist allgemeine höfliche, vertrauliche Anrede: wie gehts,
mein alter Freund? (Duden).
Weiter werden wir das Wort „Freundschaft“ betrachten.
Das Wort „Freundschaft“ stammt vom Wort friuntscaft (ahd.) (Grimm).
Das Suffix -schaft wird auf das ahd. Substantiv -scaft mit der Bedeutung
„Beschaffenheit“, „Zustand“, „Eigenschaft“ zurückgeführt. Daher bedeutet das
Wort „Freundschaft“ eigentlich „der Zustand des Freundseines“ (Iskos,
Lenkowa 1970: 54).
Das Wort „Freundschaft“ hat auch mehrere Bedeutungen. Nach dem
Duden Großwörterbuch kann man die Hauptbedeutung folgenderweise
formulieren: Freundschaft ist auf gegenseitiger Zuneigung beruhendes
Verhältnis von Menschen zueinander (Duden).
Die erste Nebenbedeutung des Wortes ist: Freundschaft ist der Kreis der
Personen, mit denen jemand bekannt oder befreundet ist. Aber in diesem
Sinn wird das Wort „Freundschaft“ selten verwendet (Duden).
Noch eine Nebenbedeutung des Wortes „Freundschaft“ ist folgende:
Freundschaft ist die Gesamtheit der Verwandten (Duden).
Im übertragenen Sinne bezeichnet "Freundschaft" ein gutes und oft
vertraglich geregeltes politisches Verhältnis zwischen Völkern oder Nationen
(de.wikipedia.org).
Die Bedeutung des Begriffs „Freundschaft“ kann man von verschiedenen
Seiten untersuchen. Zum Beispiel, vom psychologischen Standpunkt bezeichnet
Freundschaft eine positive Beziehung und Empfindung zwischen nicht
verwandten Menschen, die sich als Sympathie und Vertrauen zwischen ihnen
zeigt. Freundschaft beruht auf Zuneigung, Vertrauen und gegenseitiger
Wertschätzung.
In der Soziologie hat Ferdinand Tönnies Freundschaft als „Gemeinschaft
des Geistes“ kategorisiert (Gemeinschaft und Gesellschaft, 1. Buch, § 6). Auch
gibt es einige wissenschaftliche Untersuchungen zum Verhalten innerhalb einer
Freundschaft. So streiten enge Freunde mehr als lediglich miteinander bekannte
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Personen. Der Grund dafür wird von Psychologen und Soziologen darin
gesehen, dass sich enge Freunde einander sicher sind und daher nicht
übervorsichtig agieren müssen. Außerdem haben sie mehr Kontakt zueinander,
d.h. mehr Reibungsfläche (de.wikipedia.org).
Weiter werden wir das Wort „freundlich“ betrachten.
Das Wort „freundlich“ stamm vom Wort friuntlih (ahd; mhd. vriuntlich).
Das Suffix -lich entstand aus dem althochdeutschen Substantiv lîhhi mit der
Bedeutung „Körper“,
„Gestalt“. Darum bedeutet das Wort „freundlich“
eigentlich „derjenige, der die Gestalt des Freundes hat“ (Iskos, Lenkova 1970:
35).
Die grundlegenden semantischen Bedeutungen sind folgende:
1.
aufmerksam, entgegenkommend, lebenswürdig (im Umgang),
z.B.: ein paar freundliche Worte, mit freundlichen Grüßen (Briefschluss)
2.
angenehm,
entsprechend,
z.B.:
freundliches
Wetter,
ein
freundliches Zimmer, diese Farben sind besonders freundlich;
3.
wohlwollend, freundschaftlich, z.B.: jemadem freundlich gesinnt
sein.
Die Besonderheiten von der Wahrnehmung des Begriffs „Freundschaft“
in der deutschsprachigen Kultur finden in Sprichwörtern ihre Widerspiegelung.
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2. Praktischer Teil
2.1. Sprichwörter mit der Komponente „Freund“
Deutsche Sprache ist reich an den Sprichwörtern mit der Komponente
„Freund“. Unsere Untersuchung ließ uns siebzig solche Sprichwörter
ausgliedern.
Was die Struktur solcher Sprichwörter angeht, so kann sie mannigfaltig
sein. Es gibt viele Beispiele, wo die Sprichwörter der Form der
zusammengesetzten Sätze entsprechen:
Das sind die besten Freunde, die man bei sich im Säckel trägt. Der ist
mein Freund, der es redlich mit mir meint. Der Wein schmeckt nicht so gut, als
wenn man ihn mit Freunden trinkt (Beyer).
Der ist reich, der Freunde hat. Daran erkennt man, dass es einem Freund
gut geht: er hat kein Gedächtnis mehr (http://www.sinnsprueche.de).
Der Freund ist ein Mensch, zu dem du aufrichtig sein darfst
(http://www.spruecheportal.de)
Aber die Mehrheit der Sprichwörter hat die Form der einfachen Sätze, z.
B.:
Einerlei Sinn macht Freunde. Ohne Freunde ist unser Leben kein
richtiges Leben. Freunde sind über Silber und Gold. Arme Leute haben keinen
Freund. Einer guten Küche fehlt’s nie ein Freund. Lob macht Freunde (Beyer).
Zu den von den Empfindern der Sprichwörter gebrauchten Kunstmitteln
gehört die Bildlichkeit. Diese ist von besonderer Bedeutung für die
Begriffsbestimmung des Sprichworts (Iskos, Lenkowa 1975: 147).
Diejenigen Sprichwörter, die ihren Gedanken ganz oder teilweise in ein
Bild kleiden, sind poetischer und wirksamer, als die, welche eine Wahrheit
direkt und unverhüllt aussprechen.
Die sprachliche Ausformung der Sprichwörter
Anwendungen von verschiedenen Mitteln. Dazu
geschieht unter
gehören semantische
Transformationen, unter denen ganz besonders beliebt die Metaphorisierung ist,
z.B.:
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Es ist eine rechte Gottesgabe um einen weisen und sorgfältigen Freund
(Gerr).
Ein Freund ist des anderen Spiegel. Es macht der Freund des Freundes
Ketten zu den seinen. Dem Freunde ist eine Meile kein Umweg. Ein treuer
Freund ist ein großer Schatz (Beyer).
Diese Beispiele zeigen, dass der Freund eine große Bedeutung für die
Menschen hat. Und es ist ein rechtes Geschenk, einen echten Freund zu haben.
Die Ironie ist in Sprichwörtern nicht selten, z.B.:
Es gibt zwei Arten von Freunden: Die einen sind käuflich, die anderen
sind unbezahlbar (http://www.spruecheportal.de).
Nach dem Schmaus gehen die Freunde nach Haus. Volle Schüssel findet
viel Freunde. Wer Pfennige hat, hat auch Freund. Aller Leute Freund ist aller
Leute Geck. An eines Königs Hof ist jeder selbst sein bester Freund (Graf).
Solche Sprichwörter machen sichtbar, dass die Freunde verschieden sein
können. Die Freunde sind nicht immer selbstlos.
Solche Erscheinung wie die Antithese dient der Anschaulichkeit und der
Einprägsamkeit der Sprichwörter, z.B.:
Altem Haus und neuem Freund ist nicht leicht zu trauen. Besser ein gutes
Wort als einen verlorenen Freund. Ein falscher Freund ist schlimmer als ein
offener Feind (Beyer).
Leichter ist es das Meer bis zum Grunde auszuleeren, als einen wahren
und aufrichtigen Freund zu finden (Graf).
Ein Freund ist schwer zu finden, aber leicht zu verlieren. Viel Bekannte,
wenig Freunde. (http://www.heinrich-tischner.de).
Diese Volksweisheiten illustrieren die Schwierigkeiten, die in den
Wechselbeziehungen der Freunde entstehen können. Freunde können Feinde
sein. Es ist sehr schwer, einen echten Freund zu finden.
Die „äußere Redeformen“ tragen der Einprägsamkeit bei. Dazu gehören
Reim, Parallelismus usw., z.B.:
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Besser ist in der Tasche kein Geld als ohne Freund in dieser Welt. Des
Freundes Mangel soll man kennen, aber nicht nennen. Ein Freund im Glück
bleibt in der Not zurück (Beyer).
Freunde in der Not gehen hundert auf ein Lot. Freunde mit dem Mund,
einer auf ein Pfund (Wolf).
Freunde in der Not tausend auf ein Lot. In der Not sind die Freunde tot.
Keine
Mühle
ohne
Mehl,
kein
Freund
ohne
Fehl
(http://www.spruecheportal.de/).
Allermanns Freund ist Allermanns Narr. Ein guter Freund, ein guter
Arzt. Gut Freund, gut Pfand (Paffen).
Jedermanns Freund ist keines Freund. Jedermanns Freund, jedermanns
Narr.
Naher
Freund,
naher
Vormund.
Neuer
Freund,
neuer
Wein
(http://www.sinnsprueche.de).
Viel Gulden, viel Freunde (Binowitsch, Grischin).
Die Sprichwörter mit der Komponente „Freund“ haben viele Synonyme.
Als Beispiele sind folgende Volksweisheiten anzuführen. So das Sprichwort
„Allerwelts Freund, niemands Freund“ kann in der Rede verschieden realisiert
werden:
Jedermanns Gesell ist niemands Freund. Jedermanns Freund ist keines
Freund.
Aller Leute Freund, jedermanns Geck. Wer alle Welt zum Freund will
haben, der ist ein Narr bei jedermann (Geflügelte Worte).
Oder das Sprichwort „Alte Freunde und Wege sollt man nicht verlassen“
hat folgende sprachliche Realisierungen:
Ein alter Freund ist besser, als zwei neue. Ein alter Irrtum hat mehr
Freunde, als eine neue Wahrheit (http://www.sinnsprueche.de).
Alte Freunde und alter Wein sind am besten. In alten Kleidern und bei
alten Freunden ist einem am wohlsten. Alte Freunde soll man nicht verlieren,
man weiß nicht, wie die neuen geraten (Beyer).
Das Sprichwort „Die alten Freunde halten in der Not“ kann
folgenderweise in der Sprache realisiert werden:
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Ein Freund im Unglück bleibt in der Not zurück. Ein Freund in der Not ist
ein Freund in der Tat. Freunde erkennt man in der Not. Freunde in der Not
gehen hundert auf ein Lot (Graf).
Freunde mit dem Mund, einer auf ein Pfund. Freunde in der Not, tausend
auf ein Lot. Im Unglück fliehen die Freunde. Im Unglück zeigt sich der Freund.
In der Not sind die Freunde tot. In der Not spürt man den Freund (Paffen).
Man muss erst einen Scheffel Salz mit einem essen, ehe man ihn zum
Freunde nimmt. Unglück bringt seltsame Freunde. Wen das Glück verlässt, den
verlassen auch die Freunde. Wenn die Not am Tisch sitzt, braucht man für
Freunde nicht zu decken (http://www.heinrich-tischner.de/).
Die Reihe von Synonymen zu diesem Sprichwort kann man noch weiter
fortsetzen.
Bei dem Sprichwort „Dem es wohl geht, der hat viele Freunde“ gibt es
auch einige Synonyme. Das sind solche Sprichwörter, wie:
Der
freigebigen
Hand
fehlt
es
an
Freunden
nicht
(http://www.spruecheportal.de/).
Ein reicher Mann kennt seine Freunde nicht. Ein voller Beutel hat viel
Freunde. Gebende Hand hat viel Freunde. Geiz ist niemands Freund (Gerr).
Wer Pfennige hat, hat auch Freunde. Wer viel gibt, der hat viel Freunde
(Graf).
Im Allgemeinen sei es zu unterstreichen, dass sich in den Sprichwörtern
mit
der
Komponente
„Freund“
alle
Merkmale
der
Phraseologismen
widerspiegeln. Aber die lehrhafte Tendenz wird in diesem Fall am stärksten
ausgedrückt.
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2.2. Sprichwörter mit der Komponente „Freundschaft“
Im Deutschen, wie auch in anderen Sprachen, gibt es sehr viele
Sprichwörter,
die
zwischenmenschliche
freundschaftlichen,
Beziehungen,
und
zwar
die
widerspiegeln. Die Zahl der von uns gesammelten
Sprichwörter mit der Komponente „Freundschaft“ beträgt siebenunddreißig.
Die Struktur solcher Sprichwörter kann verschieden sein. Sie kann der
Form der einfachen Sätze entsprechen:
Alte Freundschaft ist bald erneuert (Graf).
Gleiches Unglück macht Freundschaft. Freundschaft geht über die
Verwandschaft. Die Freundschaft muss bloß gehen (Gerr).
Zur Freundschaft gehören zwei. Gleiche Bürde hält feste Freundschaft
(Beyer).
Es können auch die zusammengesetzten Sätze sein:
Freundschaft, die nicht traut, ist auf Sand gebaut. Nur der ist hoher
Freundschaft
fähig,
der
auch
ohne
sie
fertig
zu
werden
vermag
(http://www.sinnsprueche.de).
Die älteste Freundschaft muss uns, wie die Weine die Jahre zählen, die
lieblichste sein (http://www.operone.de/spruch.htm).
Eine große Rolle spielt für die Begriffsbestimmung des Sprichworts die
Bildlichkeit. Dank diesem Kunstmittel sind die Volksweisheiten poetischer und
wirksamer.
Wie
schon
gesagt,
geschieht
die
sprachliche
Ausformung
der
Sprichwörter unter Anwendungen von verschiedenen Mitteln. Dazu gehören
semantische Transformationen, unter denen die Metaphorisierung von
besonderem Wert ist, z.B.:
Freundschaft ist das Geschenk der Götter (Graf).
Freundschaft ist des Lebens Salz.
Freundschaft ist die Blüte des
Augenblicks und die Frucht der Zeit (Beyer).
Wie die Analyse der Metaphern zeigt, verbindet das Volk mit
Freundschaft meist positive Erscheinungen. Die Metaphern unterstreichen den
19
großen Wert dieses Verhältnisses, das dem Leben Geschmack und Schönheit
verleiht.
Neben der Metaphorisierung gehört zu den beliebten Mitteln der
Ausformung der Sprichwörter auch Ironie, z.B.:
Wahre Freundschaft kommt am schönsten zur Geltung, wenn es
ringsumher dunkel wird (Graf).
Siedet der Topf, so blüht die Freundschaft; Trinken macht Freundschaft
(Bezer).
Diese Volksweisheiten zeigen, dass Freundschaft nicht immer selbstlos
ist, dass ihre Ursachen einen pragmatischen Charakter haben können. Dieser
Gedanke wird von Beispielen konkreter, leicht zu verstehender Situationen
illustriert.
Zu den Mitteln der Bildkraft gehört auch die Antithese, z.B.:
Kleine Zeche, große Freundschaft;
kurze Rechnung, lange Freundschaft (Beyer).
Freundschaft verlangt Einsätze. Der
Freundschaft
Sterbeglocken
Beispiel Brautglocken sind der
(http://www.spruecheportal.de/)
zeigt,
dass
Freundschaft und Liebe, Freundschaft und Familienpflichten in Konflikt
miteinander kommen können.
Sehr oft verwendet man auch den Vergleich als Mittel der Bildkraft, z.B.:
Eine Freundschaft, die der Wein gemacht, wirkt wie der Wein nur eine
Nacht (Graf).
Die Freundschaft ist wie ein Baum, der das Begießen braucht. Die älteste
Freundschaft muss uns, wie die Weine die Jahre zählen, die lieblichste sein
(Beyer).
Solche Vergleiche zeigen, dass die Freundschaft verschieden sein kann.
Aber die echte Freundschaft braucht „das Begießen“.
Zu „äußeren Redeformen“ der Sprichwörter zählen Reim, Parallelismus
usw, z.B.:
20
Viel versprechen, wenig halten lässt die Freundschaft bald erkalten
(http://www.spruecheportal.de/).
Bei einem Schwager ist die Freundschaft mager. Nach dem Schmaus ist
die Freundschaft aus. Eine verlorene Freundschaft ist eine gewonnene
Feindschaft. Warme Suppe, warme Freundschaft. Halbe Gabe, halbe
Freundschaft. Leer Fass, leere Freundschaft (Beyer).
Die Form der genannten Sprichwörter verstärkt ihren belehrenden
moralischen Sinn.
Unter den Sprichwörtern zum Thema „Freundschaft“ gibt es Synonyme.
Zum Beispiel, das Sprichwort „Beim Gelde hört die Freundschaft auf“ hat
verschiedene sprachliche Realisierungen:
Beim Geschäft hört die Freundschaft auf. Wo man die Taler lässt, da
bleibt auch die Freundschaft (Paffen).
Nach dem Schmaus ist die Freundschaft aus; Kurze Rechnung, lange
Freundschaft (Gerr).
Oder das Sprichwort „Verkehrte Freundschaft ist Feindschaft“ hat
folgende sprachliche Variationen:
Freundschaft, die endet, war keine Freundschaft.
Eine verlorene
Freundschaft ist eine gewonnene Feindschaft (Beyer).
Bei dem Sprichwort „Kleine Zeche, große Freundschaft“ gibt es auch
einige Synonyme. Das sind solche Sprichwörter, wie:
Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Kurze Besuche verlängern
die Freundschaft (Wolf).
Schläge machen keine Freundschaft.
Schweigen bricht Freundschaft
(http://www.spruecheportal.de).
Ungleich trennt Freundschaft; Seltener Besuch vermehrt die Freundschaft
(Beyer).
Wie es sichtbar ist, haben die Sprichwörter mit der Komponente
„Freundschaft“ eine große synonymische Reihe. Das hilft die Sprichwörter in
21
verschiedenen Situationen zu verwenden und die Rede verschiedenartig zu
gestallten.
Zusammenfassend sei zu betonen, dass bei den Sprichwörtern mit der
Komponente „Freundschaft“ die lehrhafte Tendenz sehr krass ausgeprägt ist.
Das
könnte
damit
verbunden
werden,
dass
Freundschaft
deutschsprachigen Kultur als großer Wert empfunden wird.
22
in
der
2.3. Sprichwörter mit der Komponente „freundlich“
In der deutschen Sprache gibt es nicht so viele Sprichwörter mit der
Komponente
„freundlich“,
wie
mit
der
Komponente
„Freund“
oder
„Freundschaft“. Den Angaben der Analyse von 5 Quellen nach beträgt ihre Zahl
acht.
Die Struktur dieser Sprichwörter kann auch verschieden sein. Sie können
die Form des einfachen Satz haben, z.B.:
Die freundlichsten Hunde beißen am schlimmsten (Beyer).
Und auch kann die Struktur der Form des zusammengesetzten Satzes
entsprechen, z.B.:
Wenn du Freunde erwerben willst, muss du selbst freundlich sein
(http://www.heinrich-tischner.de).
Die Bildlichkeit der Sprichwörter mit dieser Komponente kann mit Hilfe
von verschiedenen Mitteln geschaffen werden.
Von besonderer Bedeutung sei die Ironie, z.B.:
Die freundlichsten Hunde beißen am schlimmsten (Beyer).
Wer regieren will, muss einen freundlichen Kopf aufsetzen (Graf).
Diese Sprichwörter zeigen, dass Freundlichkeit nicht immer eine gute
Eigenschaft ist. Sie kann Lügenhaftigkeit sein und jemanden irreführen.
Diese Volksweisheiten können auch eine Antithese enthalten, z.B.:
Freundlich mit allen, gemein mit wenigen (Graf).
Ins Gesicht freundlich, im Herzen feindlich (Beyer).
In
diesen
Beispielen
werden
Freundlichkeit
und
Feindlichkeit
gegenübergestellt. Es wird damit gemeint, dass ein freundlicher Mensch nicht
immer ein Freund ist.
Reim, Parallelismus usw. sind auch in solchen Sprichwörtern zu treffen.
Dazu gibt es einige Beispiele:
Ein freundliches Wort findet guten Ort (Graf).
Ins Gesicht freundlich, im Herzen feindlich (Beyer).
23
Ein
freundliches
Gesicht
ist
das
beste
Gesicht
(http://www.spruecheportal.de/)
Wer freundlich gibt, gibt reichlich (Beyer).
Unter den Sprichwörtern mit der Komponente „freundlich“ gibt es auch
Synonyme. Zum Beispiel, das Sprichwort „Die freundlichsten Hunde beißen am
schlimmsten“ kann in der Rede folgenderweise realisiert werden:
Ins Gesicht freundlich, im Herzen feindlich (Beyer).
Oder die Volksweisheit „Wer freundlich gibt, gibt reichlich“ hat folgende
sprachliche Realisierungen:
Ein freundliches Gesicht ist das beste Gesicht (Gerr).
Ein freundliches Wort findet guten Ort (Graf).
Abschließend kann man sagen, dass die Sprichwörter mit der
Komponente „freundlich“ auch die lehrhafte Tendenz ausprägen. Das kann man
damit verbinden, dass Freundlichkeit und Freundschaft für das deutsche Volk
von großer Bedeutung ist.
24
Schlussfolgerungen
Die durchgeführte
Untersuchung
stellt
einen
Versuch dar, die
Besonderheiten der Äußerung des Begriffs „Freundschaft“ in deutschen
Sprichwörtern zu erforschen. Um dieses Problem aufs tiefste zu erläutern, haben
wir das Wesen des Sprichwortes erlernt. Die Untersuchung lässt uns die
Merkmale bestimmen, die allgemeinen Merkmalen der Phraseologismen
entsprechen, sowie inhaltliche und strukturelle Besonderheiten, die sie von
anderen phraseologischen Wortverbindungen unterscheiden.
Die Analyse der Etymologie der Wörter „Freund“, „Freundschaft“ und
„Freundlich“, ebenso wie die Analyse deren Semantik, zeugt davon, dass die
Wahrnehmung entsprechender Begriffe in der deutschsprachigen Kultur, neben
den universellen Tendenzen, auch ihre Spezifik enthält.
Auf Grund der von uns festgestellten Merkmale der Sprichwörter wurde
die Analyse der Beispiele durchgeführt. Wie die Ergebnisse zeigen, sind die
Sprichwörter mit der Komponente „Freund“ gegenüber denen mit den
Komponenten „Freundschaft“ und „freundlich“ quantitativ vorherrschend.
Die Struktur, die Mittel der Bildkraft und Ironie tragen der
Einprägsamkeit und Anschaulichkeit solcher Sprichwörter bei, was für diese
Abart der Phraseologismen allgemein geltend ist.
Die Semantik der analysierten sprachlichen Einheiten weist einige
Uneindeutigkeiten in der Einschätzung des Begriffs „Freundschaft“ von den
Muttersprachlern. Obwohl die positive Bewertung ganz deutlich zu beobachten
ist, existieren daneben die Sprichwörter, die vor Unaufrichtigkeit der Freunde
und vor den mit Freundschaft verbundenen großen Einsätzen warnen.
Als Ergebnis der Untersuchung wurden einige synonymische Reihen von
Sprichwörtern herausgegliedert. Ihre Anwesenheit, wie auch die große Zahl der
von uns gefundenen Sprichwörter und ihre allgemeine positive Konnotation
lässt folgern, dass in der deutschsprachigen Kultur der Begriff „Freundschaft“
von großer Bedeutung ist.
25
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