PRESSE-INFORMATION/update Internationale Konferenz: Shah Rukh Khan and Global Bollywood 30.09. – 02.10.2010 Eröffnung Museum für Völkerkunde, Neue Burg 30. September, 14.00 Vorträge, Ausstellung 1.-2. Oktober Institut für Kultur- und Sozialanthropologie, Universität Wien, NIG, Universitätsstraße 7/4 Zur Konferenz: Populäre Hindi Filme – allgemein als Bollywood bekannt – sind heute ein globales kulturelles Phänomen, mit enthusiastischen Filmfans in aller Welt. Die Produkte der indischen Filmindustrie, die jährlich wesentlich mehr Filme generiert als Hollywood, gehen schon lange auf Reisen und haben populäres Mainstream Kino geschaffen, das dem US-Kino auch außerhalb des Subkontinents oder der südasiatischen Diaspora Konkurrenz macht – Bollywood hat das Euro-Amerikanische Bild von Indien völlig verändert, es ist beinahe zum Synonym für das moderne, globalisierte Indien der Gegenwart geworden. Aber vor allem trat es im Westen nicht als eine cineastische Mode in Erscheinung, sondern gleich als ein Lebenstil. Seit den 1990er Jahren ist Bollywood Basis für verschiedene Formen von Populärkultur – Kleidungsstile, Tanz, Musik, Schmuckgestaltung, Wohndesign – die global verbreitet und lokal immer wieder anders gestaltet werden. Dies wiederum wirkt sich auf die Gestaltung von Filminhalten sowie deren Produktion und internationale Zirkulation und Rezeption aus. Bei der globalen Rezeption und Verbreitung indischer Filmkultur spielt vor allem das Internet eine große Rolle, man spricht von "einem teilnehmenden Publikum, bzw. von "prosumers", die Medieninhalte gleichzeitig konsumieren und gestalten, es werden Bilder, Videos, Erzählungen und auch Objektkunst produziert, sogennante "fan fiction" und "fan art", die ihrerseits global verbreitet ist. Indisches Kino und seine Rolle im Rahmen medialer Verflechtungen sowie kosmopolitischer Kunst und Populärkultur stellen ein aktuelles interdisziplinäres Forschungsfeld dar und sind Fokus wissenschaftlicher Forschung aus unterschiedlichen theoretischen Perspektiven wie Film – und Medien- oder Kunsttheorie im Kontext globaler Kultur und Postkolonialismus, aber auch von Forschung zu postkolonialen Dynamiken und neuen künstlerischen Praktiken, zu Diaspora und Migration sowie transkulturellen Prozessen aus sozial- und wirtschaftswissenschaftlicher Sicht. Eine wachsende Zahl an Publikationen und Konferenzen widmen sich diesen Themen, wobei kulturelle Praktiken und Performances und die Rolle von ICT in diesen Prozessen als neuer Interessensschwerpunkt diskutiert werden, vor allem in Bezug auf Studien zu Fankultur und partizipierendem Publikum. Die Konferenz ist eingebettet in laufende Forschungen sowie Lehre zu dem Themenfeld an der Universität Wien (z.B. Bernhard Fuchs – Institut für Europäische Ethnologie, Claus Tieber – Theater, Film- und Medienwissenschaften, Elke Mader – Kultur- und Sozialanthropologie), wo auch während der Konferenz ein neues internationales und interdisziplinäres Bollywood Forschungsnetzwerk eingerichtet wird. Der Star: Die Wiener Konferenz ist die erste Konferenz, die den Fokus und Ausgangspunkt der Diskurse auf den indischen Megastar Shah Rukh Khan legt und verschiedene Dimensionen der Globalisierung von indischem Kino durch das Prisma des Schauspielers als zentralem Akteur in all diesen Prozessen diskutiert. Sie trägt der Tatsache Rechnung, dass der Star die zentrale Ikone der Globalisierung von Bollywood in den vergangen 10 Jahren darstellt, sowohl in der indischen Diaspora als auch für das westliche Publikum; im deutschsprachigen Raum etwa stehen seine Filme als „Kultmedium“ im Mittelpunkt einer sehr aktiven Fankultur. Shah Rukh Khan verkörpert in seinen Filmen häufig eine Verbindung von Gegensätzen – etwa zwischen indischer Identität und Kosmopolitismus, Tradition und Moderne, zwischen verschiedenen Religionen oder auch Männlichkeiten und Weiblichkeiten, er bietet Identifikationsmöglichkeiten für verschiedene Identitäten in unterschiedlichen kulturellen Kontexten. Diese verbindende und vermittelnde Funktion von Shah Rukh Khan sowie die starke Emotionalität seiner Schauspielkunst begründen seinen weltweiten Erfolg. WissenschaftlerInnen, FilmemacherInnen und RepräsentantInnen der Filmindustrie aus Asien, Europa, USA und Kanada beschäftigen sich mit verschiedenen Aspekten von SRK und seiner Arbeit, seinem sozialen Einfluss als Star und seiner Verkörperung von Werten, Einstellungen und Emotionen. Der “Star“ ist ein Weg, Bedeutung in einer medienzentrierten Welt zu vermitteln, denn Indisches Kino ist – viel stärker als heute das westliche Kino – von einem Starsystem geprägt, das einerseits mit dem frühen Hollywood vergleichbar ist und andererseits noch darüber hinaus geht (etwa die Ritualisierung des Umgang mit Stars und ihre besondere Rolle als einflussreiche Personen des öffentlichen Lebens). Daher ist es auch von großer Relevanz, die Bedeutung eines Megastars in Zusammenhang mit Globalisierungsprozessen zu untersuchen und Shah Rukh Khan als einen Repräsentanten des postkolonialen Indien zu diskutieren. Konferenzhighlights: Den Eröffnungsvortrag hält Nasreen Munni Kabir, Regisseurin, Produzentin und Filmwissenschafterin, die selbst einen renommierten Dokumentarfilm über Shah Rukh Khan gedreht hat (The Inner and Outer World of Shah Rukh Khan, Indien/GB/USA 2005). Die Palette der Vortragenden umfasst weitere prominente Kulturschaffende des indischen Kinos wie Filmemacherin und Art Direktorin Aradhana Seth, die Einblick gibt in ihre Arbeiten in dem Shah Rukh Khan Blockbuster Don (Indien 2006, R: Farhan Akhtar). Die fünf Workshops (1- Reception and Fandom, 2 - Song and Dance, 3 - Gender, 4 Religion and Film, 5 - Stardom and Globalisation) diskutieren Bollywood Cinema, den Indischen Megastar Shah Rukh Khan und die vielfältigen Themenbereiche, die sich rund um seine persona eröffnen. Filmvorführungen (Dokumentarfilm von Mehru Jaffer über österreichische Shah Rukh Khan Fans und der „erste österreichische Bollywoodfilm“ von Sandeep Kumar), eine Ausstellung zu Shah Rukh Khan & Fankultur am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie, sowie eine Bollywood Party, gestaltet von Satish Gandhi, begleiten das Programm. Unter den ca. 45 Vortragenden sind, neben vielen anderen renommierten WissenschaftlerInnen und KünstlerInnen, namhafte internationale Kapazitäten wie Rajinder Dudhra, der einer der wichtigsten Protagonisten des Themenfeldes ist und Vorstand des Department of Drama der University of Manchester. Dudrah hat in den vergangenen Jahren mit seinen Publikationen (Bollywood: Sociology Goes to the Movies , Sage Publications, 2006 oder The Bollywood Reader, Open University Press, 2008) wesentliche Impulse zur sozial – und kulturwissenschaftlichen Forschung zum populären indischen Kino gesetzt, vor allem in Zusammenhang mit Fragen von Transnationalismus und Gender. Weiters ist der international prominente Forscher Ashish Rajadhyaksha vom Centre for Studies in Culture and Society, Universität Bangalore, zu Gast; er ist u.a. Mitherausgeber der Encyclopaedia of Indian Cinema (British Film Institute and OUP, 1994) und gilt als der einer der berühmtesten und angesehensten indischen Filmtheoretiker. Zwei Sektionen werden von herausragenden britischen Wissenschafterinnen zum indischen Kino moderiert – Rachel Dwyer (Professor of Indian Cultures and Cinema at SOAS, University of London) und die Sozialanthropologin Rosie Thomas (Director of CREAM: Centre for Research and Education in Arts and Media, University of Westminster). Unter den internationalen Vortragenden aus verschiedenen Fachdisziplinen sind u.a. Sumita Chakravarty (The New School, New York), die sich in ihrem Vortrag mit “Bodies and Borders“ auseinandersetzt, Amy Villarejo (Cornell University), die Fragen von Intermedialität und der Konstruktion des Stars behandelt, Sudha Rajagopalan (Utrecht University), die sich mit der Rezeption von Shah Rukh Khan in Russland beschäftigt, oder die Musikwissenschafterlerin Silvia Martinez Garcia (ESMUC, Barcelona), die den Stellenwert des Stars für die „Multikulti“ Musikszene in Spanien untersucht. Im Zentrum Europas ist die Konferenz ein Treffpunkt für Forschende, Fans und Filmund Kunstschaffende aus Asien, Europa, den USA und Canada, die in/über/mit Bollywood und seinem charismatischen Protagonisten Shah Rukh Khan arbeiten. Er selbst kann auf Grund von laufenden Dreharbeiten in Indien leider nicht dabei sein. Für weitere detaillierte Information besuchen Sie die Conference Website: http://www.univie.ac.at/srk2010/ oder kontaktieren Sie das Pressebüro: Ulrike Davis-Sulikowski: [email protected] Gesamtkoordination: Elke Mader (University of Vienna, Department of Social and Cultural Anthropology, Research Group: Visual Studies in Social Sciences) [email protected] Bernhard Fuchs (University of Vienna, Department of European Ethnology) [email protected] Konferenzkomitee: Rajinder Dudrah (University of Manchester, Department of Drama and Screen Studies) Martin Gaenszle (University of Vienna, Department of South Asian, Tibetan and Buddhist Studies) Deana Heath (Delhi University) Mehru Jaffer (IANS, University of Vienna, Department of South Asian, Tibetan and Buddhist Studies) Christian Schicklgruber (Museum of Ethnology, Vienna) Claus Tieber (University of Vienna, Department of Theatre, Film and Media Studies)