Handout OBC Seminar SoSe 07 Wie kann bei der chemischen Peptidsynthese die richtige Sequenz gewährleistet werden? !Durch die passende Kombination von permanenten und temporären Schutzgruppen, möglichst nach dem Orthogonalitätsprinzip (temp. und perm. Schutzgruppen werden durch völlig unterschiedliche Mechanismen gespalten)! Peptidsyntheseablauf: 1. Permanente Schutzgruppen einführen : FEST: C-Term an Linker geschützt (Linker je nach Strategie) FLÜSSIG: C-Term wie auch fktnelle Gruppen möglichst orthogonal schützen UND temp. Schutzgruppe an Aminoende haben (je nach Strategie) 2. ENTSCHÜTZEN: temp Schutzgruppe vom Aminoende von AS1 abspalten 3. KOPPLUNG: aktivierte (an Carboxy) AS2 zugeben (an N und fktneller Gruppe entsprechend geschützt) 4. Nach Ende der Synthese permanente Schutzgruppen abspalten (ACHTUNG: so mild wie möglich, damit Peptidbindung dabei nicht kaputt geht) Temporäre Schutzgruppen 1. Die Z-Schutzgruppe (auch Cbo = Benzyloxycarbonyl) - leicht hydrogenolytisch spaltbar temporär nutzbar - acidolytisch nur drastisch spaltbar( 2M HBr in Eisessig oder HF) permantent nutzbar - Einführung über Benzylchlorformiat: Oder über Benzyloxycarbonyl-N-Hydroxysuccinimid: - milde hydrolytische Spaltung: - drastische sauer Hydrolyse mit sehr starker Säure wie HBr Methode nicht mehr so oft angewandt, da Abspaltung so drastische Maßnahmen erfordert 2. Die Boc-Schutzgruppe (= tert-Butyloxycarbonyl) - Einführung über tert-Butyloxycarbonyl-Azid - Spaltung unter sauren Bedingungen mit 20-50% Trifluoressigsäure in Dichlormethan Boc/Bzl-Strategie: - Beruht auf der abgestuften Labilität der temp. zu perm. Schutzgruppen: hier müssen also die permanente Schutzgruppe säurestabiler sein (v.a. ebgeleitete Verbindungen von Benzylestern, ethern oder -urethanen) 3. Die Fmoc- Schutzgruppe (= 9-Fluorenylmethoxycarbonyl) - Synthese über 9-Fluorenylmethyl-Oxycarbonylchlorid Oder über (Fmoc-Osu) 9-FLuorenyl-methyl-Succinimidylcarbonat ACHTUNG: Deprotonierung der Aminosäure nur über sehr schwache Base, da sonst Schutzgruppe gleich wieder mit abgespalten wird. - Spaltung durch β-Eliminierung in Dimethylformamid mit Basen wie Peperidin, Piperazin oder Morpholin: Fmoc/tBu-Strategie: Sehr erfolgreich wegen orthogonalitätsprinzip: Aminogruppe durch Fmoc geschützt und permanente schutzgruppen sind säurelabil, aber stabil gegen basen 4. Permanenter Schutz der funktionellen Gruppen der AS: Die wichtigsten Schutzgruppen für die Seitenkettenfunktionen: Bei Boc-Benzyl-Strategie: Die permanenten Schutzgruppen bei dieser Strategie sind auch säurelabil, allerdings nur unter drastischeren Bedingungen Fktnell Abspaltbar Abspaltbar mit Abspaltbar mit Abspaltbar e mit HF Trimethylsilyl- Trifluormethan mit HBr/HAc Gruppe Trifluormethan -Sulfonsäure von sulfonat Arg Asp Cys Glu His Lys Mts Tos NO2 OBzl Acm pMeBzl pMeOBzl Obzl Bom Dnp Z (=Cbo) 2-Cl-Z Bzl Bzl CHO 2-Br-Z Mts MBs Mts Mts OBzl Acm OBzl Acm pMeOBzl OBzl Acm pMeOBzl Bom Dnp Z (=Cbo) 2-Cl-Z Bzl Bzl CHO 2-Br-Z Obzl Bom Dnp Z (=Cbo) 2-Cl-Z Bzl Bzl CHO 2-Br-Z Obzl Bom Z (=Cbo) 2-Cl-Z Ser Bzl Thr Bzl Trp CHO Tyr 2-Br-Z di-Cl-Bzl spaltbar, also bei 20-50% TFA in Dichlormethan stabil. Bei Fmoc-tBu-Strategie: Die permanenten Schutzgruppen sind basenstabil und können nach Fertigstellung der Synthese sauer mit Trifluoressigsäure gespalten werden : Fktnelle Gruppe Abspaltbar mit TFA Arg Pmc Pbf Asn Trt Tmob Asp OtBu Cys Trt tBu Acm Gln Trt Tmob Glu OtBu His Trt Lys Boc Ser tBu Thr tBu Trp Boc Tyr tBu 5. Permanenter Schutz der Carboxygruppe Flüssigsynthese: Je nach Strategie: Fmoc:basisch stabil. Z.B. Boc Boc: stabil bei TFA z.B. O-Benzyl- Festphasensynthese: Schutzgruppe für α-Carboxlgruppe ist Linker: Je nach Synthese muss er basen oder TFA-Stabil sein. Außerdem muss er variiert werden, je nachdem ob freies, geschütztes oder teilweise geschütztes Peptid entstehen soll Bsp: Merrifield-Harz (Funktionen am Carboxlende können sein Säure, Säureamid, Ester, Hydrazid; spalten mit Nucleophilen, HF…) oder PAM-Harz (Säure; HF) für Boc, Wang(Säure;TFA95%) oder HMPB-Harz (Säure; TFA/DCM 1%v/v 15-30min )für Fmoc. Aktivierung der Carboxygruppe der anzukoppelnden Hohe Energiezufuhr für Peptidbdgbildung nötig, weil Säureramidgruppe höheres Gruppenübertragungspotential hat als Carboxygruppe. Einfach so mehr Energie rein gäbe aber viele Nebenreaktionen. Die Aktivierung der Carboxylgruppe wird durch Erhöhung der Elektrophilie des C erreicht, also durch Substituenten, die Elektronen ziehen (-I, -M) Direkte Aktivierung durch Carbodiimide Bildung eines labilen O-Acyl-Isoharnstoff-Derivats: ( meist in Dichlormethan (event. Mit Dimethylformamid), muss gekühlt werden zur Vermeidung von Nebenreaktionen) In Boc /Bzl oft Dicyclohexylharnstoff verwendet (andere strategieen schwer, weil Nebenprodukt Dicyclohexylharnstoff in vielen LM unlöslich) Indirekte Aktivierung über Aktivester indirekte Aktivierung weiter aus Isoharnstofderivat zur Vermedung von Nebenreaktionen Anwesenheit stöchiometrischer Mengen von HydroxylaminDerivaten rasche Bildung reaktionsfreudiger Ester um Nebenreaktionen durch intermediären Isoharnstoffderivat zu vermeiden werden Aktivester aus Uroniumsalzen gebildet: BOP= (Benzotriazol-1-yloxy)-(tris-(dimethylamino))-Phosphonium Hexafluorophosphat PyBOP= (Benzotriazol-1-yloxy)-(tris-(pyrrolidino))-Phosphonium hexafluorophosphat TBTU= O-(Benzotriazol-1-yl)-N,N,N',N'-Tetramethyl-Uronium hexa-fluorophosphat HBTU= O-(benzotriazol-1-yl)-N,N,N',N'-tetramethyl-Uronium hexafluorophosphat Aktivierung über intermediäre Anhydride reagieren schneller als Aktivester 2 Äquivalente n-Term. Geschützter AS + 1 Äquivalent Carbodiimid intermediärer O-Acyl-Isoharnstoffderivat kann mit den beiden AS zum symmetrischen Anhydrid weiterreagieren: schlecht, weil doppelte Menge an AS nötig Gemischte Anhydride nur 1 AS, gerne mit Kohlensäureestern (isobutyl für R) Nebenprodukte sind dann nur CO2 und Isobutanol