Anlage zur Vorlage-Nr. 12/3914 – Sitzung KrhA 2 am 13.01.2009 Hilfen für Kinder psychisch kranker Eltern Angebote des LVR-Klinikums Kliniken Düsseldorf Kliniken der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Gliederung 1. Ausgangslage 2. Hintergrundinformation / Rahmenbedingungen 3. Angebote / Projekte im Einzugsbereich des LVR-Klinikums Düsseldorf 3.1 Klinikinterne Unterstützungsangebote 3.1.1 Angebote der Fachabteilungen der Erwachsenenpsychiatrie 3.1.2 Angebote der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie 3.2 Klinikexterne Unterstützungsangebote und Kooperationen 4. Konzeptionelle Grundlagen der Projekte 5. Aktueller Stand der Angebote / Projekte 6. Finanzierung der Projekte 7. Ausblick / Weiterentwicklung 1 1. Ausgangslage Mit Vorlage 12/2887 wurde am 22.01.2008 dem Krankenhausauschuss 2, mit Vorlage 12/2887/1 am 01.04.2008 dem Sozialausschuss und am 17.04.2008 dem Landschaftsausschuss und mit Vorlage 12/2887/2 in allen weiteren Krankenhausauschüssen und dem Gesundheitsausschuss in den Sitzungsterminen vom 05.05.2008 bis 09.05.2008 über die Hilfen für Kinder psychisch kranker Eltern in den Rheinischen Kliniken Langenfeld berichtet. Mit Beschlüssen der Krankenhausausschüsse und des Gesundheitsausschusses aus der Sitzungsrunde im Mai 2008 wurden die einzelnen LVR-Kliniken aufgefordert, über die Hilfen für Kinder psychisch kranker Eltern in den jeweiligen Kliniken zu berichten. Diese Berichte sollen im Januar 2009 vorgelegt werden. Der Landschaftsausschuss hat in seiner Sitzung am 12.09.2008 folgenden Beschluss gefasst: „ Die Verwaltung wird beauftragt, 1. ein flächendeckendes ambulantes Angebot für Kinder psychisch kranker Eltern im Rheinland in Kooperation mit den Kommunen zu initiieren. Hierbei ist insbesondere die Zuständigkeit der Jugendhilfe zu berücksichtigen. 2. die bestehenden Projekte Kipkel, KIPS und KIK Lev so zu unterstützen, dass sie ihre Arbeit erfolgreich fortsetzen können und eine dauerhafte Finanzierung sichergestellt ist. 3. Der Sozialausschuss und der Landesjugendhilfeausschuss sind zu beteiligen. Sie sollen die Maßnahme begleiten.“ Die Verwaltung wird gemäß o. g. Beschlusslage im Nachgang zu den Berichten der einzelnen LVR-Kliniken über die Hilfen für Kinder psychisch kranker Eltern in den jeweiligen Kliniken und über die Möglichkeit der Initiierung eines flächendeckenden Angebotes im Rheinland berichten. Die einzelnen Berichte aus den LVR-Kliniken werden u. a. hinsichtlich der vorhandenen bzw. anzustrebenden Qualitätsstandards für Hilfen für Kinder psychisch kranker Eltern in den LVR-Kliniken ausgewertet. Die Ergebnisse werden in die Eckpunkte eines Rahmenkonzeptes zu den Hilfen für Kinder psychisch kranker Eltern für das Rheinland aufgenommen. Die bisherige Beschlusslage zu den Projekten in Zusammenarbeit mit der LVR-Klinik Langenfeld und dem Paten-Projekt Köln in Zusammenarbeit mit der LVR-Klinik Köln wird dazu eine wichtige fachliche, finanzielle und organisatorische Grundlage sein. Mit dieser Vorlage wird über Hilfen für Kinder psychisch kranker Eltern im LVR-Klinikum Düsseldorf berichtet. 2 2. Hintergrundinformationen / Rahmenbedingungen Nach Angaben des Bundesgesundheits-Surveys (2004, vgl. Wittchen & Jacobi 2005) erkrankt jeder dritte erwachsene Deutsche im Laufe seines Lebens an einer psychischen Störung. Ein Großteil dieser Personen hat Kinder. In einer konsekutiven Erhebung (Lenz 2005) von zwei psychiatrischen Kliniken über einen Zeitraum von sechs Monaten lag der Anteil erwachsener Patienten mit Kindern unter 18 Jahren bei 27%. Kinder von psychisch kranken Eltern sind besonderen Belastungen und Beeinträchtigungen ausgesetzt und tragen ein bis um das vierfache erhöhtes Risiko, selber an einer psychischen Störung zu erkranken. In kinder- und jugendpsychiatrischen Inanspruchnahmepopulationen lebt bis zur Hälfte der behandelten Kinder und Jugendlichen bei einem psychisch kranken Elternteil (Mattejat & Remschmidt 2008). Eine Stichtagserhebung der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie des LVR-Klinikums Düsseldorf im November 2008 ergab, dass bei 55 % der behandelten Kinder und Jugendlichen der Kinderstation und Tagesklinik die Eltern sich in psychiatrisch/psychotherapeutischer Behandlung befanden bzw. befinden. Etwa 3 bis 4 Millionen Kinder und Jugendliche leben in Familien, in denen mindestens ein Elternteil suchtmittel-, insbesondere alkoholabhängig ist. (Schätzung Dachverband Drogen und Rauschmittel e. V. 2005). Etwa 50.000 Kinder und Jugendliche haben Mütter und /oder Väter, die drogenabhängig sind. Rechnet man die geschätzte bundesweite Anzahl von Kindern auf die Anzahl von Kindern in Düsseldorf um, so dürften hier etwa 1000 Kinder leben, deren Mütter oder Väter Drogen konsumieren. Neben anlagebedingten Faktoren insbesondere angeführt werden: können als psychosoziale Belastungsfaktoren Ein Lebensalltag, der längere Zeit durch die psychische Erkrankung oder Sucht des Elternteils geprägt ist, bei gleichzeitiger Tabuisierung der Problematik. Umkehr im familiären Rollengefüge (Die Kinder übernehmen Verantwortung für Ihre Eltern, Stichwort: Paternalisierung) Erfahrung familiärer Gewalt Eingeschränkte objektive Lebensbedingungen Teilweise unzureichende physische und emotionale Versorgung der Kinder Inadäquate Unterstützung und soziale Isolation Schuldgefühle, weil die Kinder glauben, sie seien verantwortlich für die psychischen Probleme der Eltern. Leben in Angst vor Trennung durch längere Krankenhausaufenthalte Andererseits zeigen verschiedene Studien zur Resilienzforschung, dass auch bei ungünstigen familiären und sozialen Konstellationen Kinder in der Lage sind, schwere Krisen zu meistern. Schutzfaktoren – hierunter versteht man Faktoren, die das Risiko verringern, selbst klinisch relevante Symptome zu entwickeln – sind hierbei: Ein robustes, aktives Temperament Emotional sichere Bindungen sowie u. a. Eine ausreichende dem Alter und der Entwicklung angemessene Aufklärung über die Erkrankung und Behandlung Das Erleben von Selbstwirksamkeit Der Umgang des erkrankten Elternteils mit der Erkrankung Umfang und Qualität des sozialen Netzwerkes 3 Die Existenz eines sozialen Netzes aus Verwandten und Freunden, aber auch aus außen stehenden Personen und sozialen Institutionen wie Freunden, Lehrern, Pädagogen und Erziehern kann in Krisensituationen einen Rückhalt bieten und wesentlich zur Resilienz beisteuern. Es trägt weiter zur unmittelbaren Problemreduktion bei und kann gleichzeitig als Modell wirken für ein aktives und konstruktives Bewältigungsverhalten (vgl. Lenz 2005). 3. Angebote / Projekte im Einzugsbereich des LVR-Klinikums Düsseldorf Das LVR-Klinikum Düsseldorf – Kliniken der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf bietet auf verschiedenen Ebenen Angebote für psychisch kranke Eltern und deren Kinder an. Sie lassen sich unterteilen nach speziellen Unterstützungsangeboten innerhalb der verschiedenen Fachabteilungen des LVR-Klinikums (interne Unterstützungsangebote) und Kooperationsprojekten mit verschiedenen Jugendhilfeträgern und dem Jugendamt der Stadt Düsseldorf (externe Unterstützungsangebote). 3.1 Klinikinterne Unterstützungsangebote 3.1.1 Angebote der Fachabteilungen der Erwachsenenpsychiatrie (Allgemeine Psychiatrie und Psychotherapie, Abhängigkeitserkrankungen, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie) Aufnahmesituation Schon bei Aufnahme wird in den einzelnen Abteilungen der Klinik die Familienkonstellation mit einem besonderen Fokus auf vorhandene Kinder erhoben. Im Rahmen der Anamnese wird routinemäßig die psychosoziale Versorgungslage der Kinder erhoben. Geplant ist eine Erweiterung der BADO-Items zur Erfassung entsprechender Informationen (z. B. Anzahl der Kinder unter 18 Jahren, Schulbesuch, Betreuungsstatus etc.) sowie eine Integration dieser Informationen ins KIS-System. Psychisch kranke Eltern erhalten das Angebot, sich in der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP) beraten zu lassen. Die Abteilung KJP wird über das KIS-System direkt über einen möglichen Unterstützungsbedarf von Kindern informiert. Fallkonferenzen Dreimal jährlich finden gemeinsame Fallkonferenzen der Fachabteilungen des Erwachsenenbereichs und der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie zur Optimierung der Behandlungsplanung für die betroffenen Familien statt. Hierzu werden ggf. externe Kooperationspartner eingeladen. Gemeinsame Aufnahme von Eltern und Kind Die Fachabteilung Allgemeine Psychiatrie bietet Aufnahmemöglichkeiten für Mütter und Kinder (auch Säuglinge) an. Dieses Angebot gilt insbesondere bei Psychoseerkrankungen und depressiven Erkrankungen. Das Behandlungsangebot einer gleichzeitigen Aufnahme und Behandlung von Mutter und Kind gleich nach der Geburt schließt für die betroffenen Frauen einen wichtigen Behandlungsengpass, da viele Mütter nach Erkrankung an einer postpartalen Depression oder Psychose oft in dem Dilemma sind, sich von ihrem Kind trennen oder die Behandlung zurückstellen zu müssen. In der Tagesklinik Moorenstraße der Abteilung Allgemeine Psychiatrie besteht an Wochenenden und Feiertagen die Möglichkeit, Kinder mit zur Behandlung zu bringen. Psychoedukative Beratungs- und Gruppenangebote In den verschiedenen Fachabteilungen existiert ein vielfältiges psychoedukatives Gruppenangebot z. B. für depressiv Erkrankte oder an einer Psychose erkrankte Personen. Innerhalb dieses Therapieangebotes wird auf die besondere Situation der Kinder im 4 Haushalt eingegangen. Die Angebote können sowohl während der stationären Behandlung, als auch tagesklinisch und ambulant wahrgenommen werden. In der psychiatrischen Ambulanz der Moorenstraße wird eine türkischsprachige Psychoedukation für depressiv Erkrankte angeboten. Die Migrationsambulanz der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie sowie die multikulturelle Ambulanz der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie bieten Beratungsmöglichkeiten für psychisch kranke Eltern in verschiedenen Sprachen an (russisch, türkisch, kurdisch, serbokroatisch, albanisch, englisch und französisch). 3.1.2. Angebote der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie Sprechstunde für psychisch kranke Eltern und interaktionszentrierte Mutter-Kindbzw. Eltern-Kind-Therapien Die Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie bietet bei Bedarf für Eltern, die in den Fachabteilungen behandelt werden, eine Sprechstunde an. Der Kontakt wird über den Erwachsenbereich hergestellt. Für Eltern mit Migrationshintergrund wird versucht, ein Beratungsangebot in der Muttersprache bereitzustellen (z. B. russisch, türkisch, englisch, französisch). Zusätzlich wird neben einem bindungsdiagnostischen Angebot eine interaktionszentrierte Mutter-Kind-Beratung / -Behandlung angeboten, die für Kinder mit frühen Regulationsstörungen entwickelt wurde. Im Mittelpunkt steht hier die Stärkung der elterlichen Sensibilität, kindliche Signale wahrzunehmen, sie richtig zu interpretieren sowie angemessen darauf einzugehen. Gruppenangebot für Kinder psychisch kranker Eltern Die Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie stellt seit zwei Jahren in den Räumlichkeiten der Ambulanz ein ambulantes Gruppenangebot für Kinder psychisch kranker Eltern zur Verfügung. Die Inhalte sind je nach Alterszusammensetzung der Teilnehmer (Kinder oder Jugendliche) auf den jeweiligen Entwicklungsstand zugeschnitten. Neben Informationen zur Erkrankung der Eltern wird ein Schwerpunkt auf die Förderung und Stärkung der sozialen Kompetenzen der Kinder gelegt (Empowerment, vgl. Lenz 2005, 2008). Ferner haben sie die Möglichkeit, Antworten auf für sie wichtige Fragen zu erhalten, die in der eigenen Familie tabuisiert werden (Warum ist Mama manchmal so komisch? Bin ich schuld, dass Papa krank ist? Kann ich das auch bekommen?). Fortbildung für Mitarbeiter zum Themenbereich Für Mitarbeiter des ärztlichen / therapeutischen Dienstes sowie des Pflege- und Erziehungsdienstes gibt es ein regelmäßiges Fortbildungsangebot zum Themenbereich (z. B. Vorstellung von Präventionsprojekten). Die Bibliothek des LVR-Klinikums Düsseldorf erweitert kontinuierlich die Fachliteratur zum Themenbereich. Ergänzend zur Fachliteratur ist geplant, die einzelnen Fachabteilungen mit Kinder- und Jugendbüchern zum Thema auszustatten. Bereitstellung Eltern-Kind-gerechter Besuchsmöglichkeiten Im Bereich der Erwachsenenpsychiatrie (Haus 13) ist die Ausstattung eines kind- und familiengerechten Besucherraums bzw. Spielzimmers geplant (bequeme Sitzmöglichkeiten, Ausstattung mit Spielmaterialien, Möglichkeiten zum Wickeln etc.). 3. 2 Klinikexterne Unterstützungsangebote Kinder, die in ihrer Alltagsbewältigung durch die psychische Erkrankung eines Elternteils einen hohen Unterstützungsbedarf haben, erhalten angepasst an ihre individuelle Situation 5 Hilfestellungen, damit sie auch durch einen längeren Krankenhausaufenthalt eines Elternteils ihre sozialen Bezüge nicht verlieren bzw. diese erweitern können. Hilfekonzepte werden gemeinsam mit den Familien, Vertretern der klinischen Fachabteilungen, dem Jugendamt und verschiedenen Jugendhilfeträgern zusammengestellt. Bezogen auf den speziellen Unterstützungsbedarf wird ein ganzheitliches Hilfekonzept entwickelt, bei dem fachärztliche Behandlung und Psychotherapie mit verschiedenen Angeboten der Jugendhilfe vernetzt werden. Seit etwa zwei Jahren werden verschiedene Kooperationsmodelle entwickelt, die die Situation von Kindern psychisch kranker Eltern verbessern sollen. Koordiniert werden die Angebote durch eine Steuerungsgruppe, die sich zusammensetzt aus Vertretern der Jugendhilfe bzw. der verschiedenen Jugendhilfeträger, des sozialpsychiatrischen Dienstes sowie Mitarbeitern der Kliniken für Erwachsenenpsychiatrie und Kinder- und Jugendpsychiatrie. Ziele der verschiedenen Angebote sind, allgemeine Entwicklungsrisiken der Kinder und Jugendlichen zu senken, sowie deren soziale Kompetenzen und deren psychische Stabilität zu stärken. Folgende Kooperationen mit klinikexternen Unterstützungsanbietern existieren: Präventionsprojekt „Zukunft für Kinder in Düsseldorf“ Das LVR-Klinikum Düsseldorf ist eine der kooperierenden Kliniken in dem Präventionsprojekt „Zukunft für Kinder“. Hierbei handelt es sich um ein Angebot der Gesundheits- und Jugendhilfe für Familien mit Säuglingen und Kleinkindern (0 bis 3 Jahre), die an einer chronischen Erkrankung oder Behinderung leiden bzw. von ihr bedroht sind, oder die aus psychosozial belasteten Familien stammen. Durch frühzeitige individuelle Unterstützungsangebote, Förderung und Betreuung kann ein Teil möglicher Langzeitdefizite kompensiert werden. Hierbei ist eine multiprofessionelle Betreuung erforderlich, die die unterschiedlichen Entwicklungsaspekte der Kinder erfasst und diese in geeigneter Form fördert. Bei Aufnahme in die Klinik weisen die aufnehmenden Kollegen auf das Präventionsprojekt hin und geben Informationen (Sprechstunden in der Klinik, Unterstützungsangebote etc.) an die Eltern weiter. Die Teilnahme an dem Projekt ist für die Eltern freiwillig. Im Rahmen dieses Projektes bietet die psychiatrische Ambulanz des LVR-KLinikums Düsseldorf in der Tagesklinik Moorenstraße psychisch kranken oder auffälligen Eltern innerhalb weniger Stunden eine psychiatrische Behandlung an, ohne Wartezeiten. Psychisch kranke Eltern werden auf Unterstützungsmöglichkeiten durch das Jugendamt und Jugendhilfeträger hingewiesen. Eine sofortige Kontaktaufnahme durch die jeweiligen Unterstützungsanbieter kann angeboten werden. Ein spezielles Informationsblatt zu Unterstützungsmöglichkeiten durch die Jugendhilfe für psychisch kranke Eltern (Patienteninformation) wird derzeit vom Jugendamt Düsseldorf erstellt. Kooperation mit Kipkel e. V. Kreis Mettmann Die Abteilung KJP bietet als pflichtversorgende Klinik für den Kreis Mettmann für Kinder und Jugendliche und deren Eltern sowie für Mitarbeiter von Kipkel (Präventionsprojekt für Kinder psychisch kranker Eltern) ambulante Sprechstunden und ebenso kinder- und jugendpsychiatrische Diagnostik an. Die Sprechstunde findet in der Regel in den Räumlichkeiten der KJP statt, kann jedoch auch ortsnah im Gesundheitsamt Hilden durchgeführt werden. Kooperation mit dem Kinderhilfezentrum Düsseldorf Eine sichere Betreuung im sozialen Umfeld der Familien wird gewährleistet durch Bereitstellung eines Kitaplatzes oder Ermöglichung einer Ganztagsbeschulung, ggf. ist auch der Einsatz von speziell geschulten Betreuungsfamilien möglich. Durch die Kopperation mit dem Kinderhilfezentrum Düsseldorf können psychisch kranke Eltern im 6 LVR-Klinikum Düsseldorf stationär behandelt werden, während die Kinder im Kinderhilfezentrum betreut werden. Regelmäßige Besuche von Eltern und Kindern werden durch Mitarbeiter des Zentrums und der Klinik koordiniert. Ein ambulantes therapeutisches Gruppenangebot für Kinder und Jugendliche sowie eine ambulante Elternsprechstunde in den Räumlichkeiten des Kinderhilfezentrums ist geplant. Dieses Angebot wendet sich an Kinder und Jugendliche sowie psychisch kranke Eltern, die sich bisher noch nicht oder nicht mehr in Behandlung befinden. Start der Gruppe und der Sprechstunde ist für Januar 2009 vorgesehen. Das Gruppenkonzept soll Berührungsängste vor der Psychiatrie abbauen und vermittelt neben einer Stärkung der Selbstwirksamkeit psychoedukative Elemente, Stressbewältigungsstrategien und eine Stärkung der sozialen Kompetenzen. Kooperation mit der Jugendhilfe Düsseldorf Eine Unterstützung im Familienalltag erfolgt durch sozialpädagogische Familienhilfe, koordiniert über die Bezirkssozialdienste. Über die Klinik wird eine spezielle Fortbildung zum Thema „Kinder psychisch kranker Eltern“ für Mitarbeiter der Jugendhilfe durch die KJP angeboten. 4. Konzeptionelle Grundlagen der Projekte Die vorgestellten Projekte greifen konzeptionell die Ergebnisse aktueller Studien über Risiko- und Schutzfaktoren auf (Resch 1996) sowie zum Themenbereich „Kinder psychisch kranker Eltern“ (vgl. Lenz 2005, 2008). Als Grundlage einer erfolgreichen Prävention lassen sich drei Komponenten ableiten: Neben einer qualifizierten und effektiven Behandlung der elterlichen Erkrankung sind dies psychoedukative Interventionen und spezielle Hilfen, die an die jeweilige Situation der Familie angepasst sind und nach genauer Indikationsstellung erfolgen sollten. Hierzu zählen zum Beispiel psychotherapeutische Unterstützung, sozialpädagogische Hilfen oder spezielle Gruppen- und Betreuungsangebote (vgl. Mattejat & Remschmidt 2008). Aus dieser Erkenntnis ergibt sich für die Praxis die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit zwischen den an den Behandlungs- und HiIfeprozessen beteiligten Stellen der allgemeinen Psychiatrie und Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie Fachkräften der Jugendhilfe, aber auch der Schulen und Kindertagesstätten. Dadurch wird erreicht, dass ein speziell auf die Zielgruppe psychisch kranker Eltern und deren Kinder zugeschnittenes tragfähiges Unterstützungsangebot im Sinne ganzheitlicher Hilfen entwickelt wird. Diese enge Zusammenarbeit soll im LVR-Klinikum Düsseldorf gewährleistet sein und mit dem hier vorgestellten Projekt optimiert werden. Die konzeptionelle Grundlage des Projektes stellt aus diesem Grunde eine Vernetzung der Angebote in den Mittelpunkt. In Düsseldorf sind unterschiedliche Hilfsangebote für Kinder psychisch kranker Eltern vorhanden, doch kann die Vernetzung und Kommunikation zwischen den Angeboten optimiert werden. Dadurch wird im Sinne der Prävention eine Verbesserung der Versorgung und Unterstützung von Kindern psychisch kranker Eltern sichergestellt. 5. Aktueller Stand der Angebote/ Projekte Die internen und externen Angebote wie Sprechstunden und Gruppenangebote, gemeinsame Eltern-Kind-Behandlung, abteilungsübergreifende Fallkonferenzen sowie Kooperationen mit der Jugendhilfe werden bereits durchgeführt: So wird die Sprechstunde für psychisch kranke Eltern in der Abteilung für KJP seit zwei Jahren regelmäßig angeboten. Bei Anfragen aus dem Bereich der Erwachsenenpsychiatrie wird kurzfristig ein Beratungsgespräch angeboten. Bei 7 Bedarf wird dann gemeinsam das weitere Vorgehen festgelegt (z. B. Einzel-, Paaroder Familiengespräche, Einzelgesprächsangebot für Kinder und Jugendliche, Erziehungsberatung, kinder- und jugendpsychiatrische Diagnostik und Behandlung, Eltern-Kind-Behandlung). Die Clearing-Stelle „Zukunft für Kinder“ hat die Klinikabteilungen in das Anmeldesystem eingeführt. Das Projekt ist in den einzelnen Abteilungen der Erwachsenenpsychiatrie vorgestellt und implementiert. Eine Kooperationsvereinbarung steht kurz vor dem Abschluss. Die Ergänzung der BADO um Items, die die Versorgung und Betreuung von Kindern mit einem psychisch kranken Elternteil erfassen, sowie eine Integration entsprechender Informationen ins KIS-System sind an die entsprechende Stelle der Trägerverwaltung des Landschaftsverbandes Rheinland weitergeleitet worden. Die Ausstattung eines Eltern-Kind-gerechten Besucher- und Spielraums ist aktuell in Planung und wird im Rahmen der vorgesehenen Umbaumaßnahmen für die Häuser 13 und 14 berücksichtigt. Derzeit können bei Bedarf geeignete Räumlichkeiten in der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie zur Verfügung gestellt werden. Trotz der schon vorhandenen Kooperationen ist eine engere Verzahnung und die Implementierung eines Behandlungspfades zur besseren Versorgung von Kindern psychisch kranker Eltern dringend geboten. Dazu gehört insbesondere die Möglichkeit, auch bei stationär behandlungsbedürftigen Eltern den Kontakt zu den Kindern aufrecht zu erhalten. Folgender Behandlungspfad scheint hierzu sinnvoll: Aufnahme eines psychisch kranken Elternteils, falls notwendig gleichzeitige Aufnahme der Kinder (z. B. Mutter-Kind-Station nach der Entbindung). Information über Projekt „ Zukunft für Kinder“ durch den jeweiligen Sozialarbeiter Falls notwendig (z. B. bei allein erziehenden, stationär behandelten Patienten/innen), Hausbesuch durch einen Sozialarbeiter und aktive Herstellung eines Kontaktes der Familie zu ambulanten Unterstürzungsangeboten (gemeinsame Terminvereinbarung, Begleitung des psychisch kranken Elternteils zum Termin etc.). Zusätzlich das Angebot zur Teilnahme am ambulanten Gruppenangebot der KJP für Kinder psychisch kranker Eltern (Kinder bzw. Eltern und Kinder). Bei Auffälligkeiten seitens der Kinder Angebot der ambulanten Mitbehandlung in der Ambulanz der KJP. Im Rahmen der Fallkonferenzen Absprachen zur Sicherung der psychischen Stabilität der psychisch kranke Eltern und deren Kindern: Z. B. besonders engmaschige individualisierte Behandlung der Eltern sektorübergreifend (stationär, teilstationär, ambulant), Teilnahme an psychoedukativen Gruppenangeboten für psychisch kranke Eltern, konsequenter Einbezug der externen Unterstützungsanbieter (Jugendamt etc.). Abstimmung des individuellen ambulanten Behandlungspfades zur langfristigen Sicherung der psychischen Stabilität unter Einbeziehung aller notwendigen Angebote nach Entlassung mit den psychisch kranken Eltern und den Kindern. Ggf. Unterstützung bei Terminvereinbarungen, Sicherstellung des Transportes zu bestimmten Therapie- und Unterstützungsangeboten sowie Hilfe bei Gesprächen mit Schulen, Kitas etc. die, falls notwendig, vor der Entlassung zu führen sind. 6. Finanzierung der Projekte 8 Die bisher vorgestellten Angebote, Projekte bzw. Vorarbeiten werden aus Mitteln der Klinik bereitgestellt. Hier wäre es zu begrüßen, wenn finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt würden: Fortbildungen zum Themenbereich Kinder psychisch kranker Eltern und interaktionszentrierte Mutter-/Eltern-Kind-Therapie pro Jahr, insbesondere für den Sozialdienst Ambulantes Gruppenangebot für Kinder psychisch kranker Eltern Koordination der Hilfen und Case Management für Kinder psychisch kranker Eltern mit dem Projekt „Zukunft für Kinder in Düsseldorf“, Sicherstellung der Annahme von Unterstützungsangeboten für Kinder in Düsseldorf, Vorbereitung der Fallkonferenzen etc. durch einen Sozialarbeiter / eine Sozialarbeiterin 7. Ausblick / Weiterentwicklung Die bestehenden Angebote sollen weiter ausgebaut und fester Bestandteil des Behandlungsangebotes werden. Durch die Implementierung eines Behandlungspfades für die schwierige Situation des Kindes eines psychisch kranken, stationär behandlungsbedürftigen Elternteils wird insbesondere die netzwerkbezogene Zusammenarbeit weiter intensiviert. Es wird sichergestellt, dass routinemäßig auch wirklich allen Kindern psychisch kranker Eltern ein Unterstützungsangebot (z. B. Zukunft für Kinder, Gruppe in der KJP usw.) unterbreitet wird, und dass bei mangelnder Umsetzungskompetenz der psychisch kranken Eltern (z. B. Termine vereinbaren etc.) dieses vom Case Manager (Sozialarbeiter/in) unterstützt wird. Die bereits vorhandenen Angebote der Hilfen für Kinder psychisch kranker Eltern werden durch die engere Abstimmung und Verzahnung aller Elemente im Rahmen eines Behandlungspfades und der Etablierung eines Case Managers also sinnvoller genutzt und für die Kinder einfacher und übersichtlicher gestaltet. Der regelmäßige Kontakt zwischen allen Anbietern wird gestärkt und die Prozesse und Ergebnisse der Zusammenarbeit werden transparenter gemacht (Fallkonferenzen u. a.). Die Angebote (klinikintern und extern) sind für alle Unterstützungsanbieter somit einfacher zu beurteilen und anzuwenden, und so für die Kinder – was das wesentliche Ziel ist – leichter zugänglich. Anhang Literaturliste: Kinder psychisch kranker Eltern Lenz, A. (2005). Kinder psychisch kranker Eltern. Göttingen: Hogrefe Lenz, A. (2008). Interventionen bei Kindern psychisch kranker Eltern. Göttingen: Hogrefe. Mattejat, F. & Remschmidt, H. (2008). Kinder psychisch kranker Eltern. Deutsches Ärzteblatt, 23, 413-418. Wittchen, H.-U. & Jacobi, F. (2005). Size and burden of mental disorders in Europe – a critical review and appraisal of 27 studies. European Neuropsychopharmacology, 15, 357376. 9