Fachwissen - Kinder psychisch kranker und suchtkranker Eltern

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Krenz, Armin (Hrsg.)
Handbuch für ErzieherInnen
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in Krippe, Kindergarten, Kita und Hort
Ausgabe: 61
Thema: Umgang mit Kindern: Medizinische Probleme
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Titel: Kinder psychisch kranker und suchtkranker Eltern (22 S.)
Produkthinweis
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eDidact - Fachwissen
Kinder psychisch kranker und suchtkranker Eltern 20
Teil 3
Kinder psychisch kranker und suchtkranker Eltern – Kindertagesstätten
als ein resilienzfördernder Ort
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1 Vorbemerkung
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Inhaltsverzeichnis
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Prof. Dr. Silvia Denner/Prof. Dr. Albert Lenz
2 Häufigkeit von psychischen Erkrankungen und Suchterkrankungen in der
Gesamtbevölkerung
3 Elternschaftsrate bei psychisch kranken und suchtkranken Menschen: Zahl der
Kinder, die bei einem psychisch kranken oder suchtkranken Elternteil aufwachsen
4 Risiken für Kinder, selber eine Krankheit oder Sucht zu entwickeln
5 Belastungen der Kinder beim Zusammenleben mit einem psychisch kranken
oder suchtkranken Elternteil
6 Verhaltensprobleme/Rollenmuster
7 Stärkung der Resilienz der Kinder psychisch kranker und suchtkranker Eltern
im Kindergarten
8 Professionelle Unterstützung und Hilfsmöglichkeiten
9 Literatur
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Handbuch für ErzieherInnen, 61. Ausgabe
Schule, Kita, Seniorenbetreuung, Religion Interessierte: Handbuch, Nachschlagewerk, Hintergrundwissen
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20 Kinder psychisch kranker und suchtkranker Eltern
Teil 3
1 Vorbemerkung
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Kinder psychisch kranker und/oder suchtkranker Eltern tragen erhebliche Gesundheitsrisiken. In der Kindheit stellen sie eine Hochrisikogruppe für Vernachlässigung und Kindeswohlgefährdung dar. Im weiteren Verlauf ihrer Entwicklung sind sie in erheblichem
Maße selbst davon betroffen, psychisch krank zu werden und/oder ein Suchtverhalten zu
entwickeln. Doch ein Teil der Kinder entwickelt sich trotz der Belastungen unauffällig. Sie
haben gelernt, mit widrigen Lebensumständen positiv umzugehen und gesund zu bleiben.
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Um diese Resilienzfähigkeit (psychische Widerstandskraft) zu mobilisieren und zu erhalten,
brauchen die Kinder eine hilfreiche Unterstützung. Da Kindertagesstätten zentrale Lebensräume von Kindern sind, haben sie eine Schlüsselfunktion in diesem Prozess. Erzieher/-innen
haben täglich mit den betroffenen Kindern zu tun und stellen wichtige Vertrauenspersonen
dar. Durch Stärkung von Schutz- und Resilienzfaktoren können Erzieher/-innen wesentlich
dazu beitragen, die gesundheitlichen Risiken der Kinder zu mindern. Für diese Aufgabe ist
es wichtig, dass Erzieher/-innen über ein umfassendes Wissen über die Besonderheiten der
Kinder und ihrer Familien verfügen. Dazu will der Artikel einige Informationen beitragen.
2 Häufigkeit von psychischen Erkrankungen und Suchterkrankungen in
der Gesamtbevölkerung
Untersuchungen machen deutlich, dass psychische Erkrankungen und Suchterkrankungen
in der Gesamtbevölkerung sehr häufig vorkommen. Man kann davon ausgehen, dass in
Deutschland im Verlauf eines Jahres ca. 30 % der Erwachsenen unter einer psychischen
Störung oder Suchtstörung leiden.
Substanzstörungen
(ohne Nikotinabhängigkeit)
4,5 %
Psychotische Störungen
2,6 %
Affektive Störungen
11,9 %
Angststörungen
14,5 %
Somatoforme Störungen
11,0 %
Essstörungen
0,3 %
Psychische Störungen aufgrund einer
körperlichen Erkrankung (z.B. Krebserkrankung)
1,3 %
31,0 %
Tabelle 1: Prozentuale Häufigkeit psychischer Störungen in der deutschen Bevölkerung im Verlauf eines
Jahres; Ergebnisse des Bundesgesundheitssurveys (12-Monate-Prävalenz)
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Kinder psychisch kranker und suchtkranker Eltern 20
Teil 3
Psychotische Störungen sind schwere psychische Störungen, bei denen Denken, Affekt
und die Motorik beeinträchtigt sind. Die Betroffenen erleben häufig Fehlwahrnehmungen
(Wahn) und Sinnestäuschungen (Halluzinationen).
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Affektive Störungen sind durch Störungen der Stimmungslage, des Antriebs und der Motivation (Interessen) gekennzeichnet. Die häufigste affektive Störung ist die Depression, bei
der die Stimmung ungewöhnlich gedrückt und der Antrieb reduziert ist.
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Bei den Angststörungen werden zwei große Gruppen unterschieden: Bei den phobischen
Störungen handelt es sich um Ängste, die sich auf bestimmte Gegenstände oder Situationen
eingrenzen lassen, z.B.: Akrophobie (Höhenangst), Klaustrophobie (Angst vor geschlossenen
Räumen), Agoraphobie (Angst vor öffentlichen Plätzen), spezifische Phobien (z.B. Angst
vor Spinnen) und soziale Phobien (Angst im Zusammenhang mit der Anwesenheit anderer
Menschen). Die zweite Gruppe bezeichnet man als generalisierte Angststörung, bei der die
Betroffenen allgemein und anhaltend unter vielen Sorgen und Ängsten leiden, die sich nicht
auf bestimmte Situationen beschränken.
Menschen mit somatoformen Störungen klagen über körperliche Probleme, für die sich keine
hinreichende organische Ursache finden lässt. Dahinter stecken vielmehr psychische Faktoren, insbesondere Ängste (Beispiele: somatoforme Schmerzstörung und Hypochondrie).
Bei den Essstörungen werden zwei große Gruppen unterschieden: die Anorexia nervosa
(Magersucht) und die Bulimia nervosa (Ess-Brech-Sucht)
(vgl. Hautzinger & Thies, 2008).
Von den Substanzstörungen ist der Alkoholismus die verbreitetste Suchterkrankung. Aus
dem Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung 2009 geht hervor, dass 9,5 Millionen
Personen von Alkoholproblemen betroffen oder gefährdet sind. Davon werden 1,3 Millionen
Menschen als akut alkoholabhängig eingestuft. Die anderen Gruppen konsumieren Alkohol
in gesundheitlich schädlicher und riskanter Art.
Abbildung 1: Häufigkeit von Alkoholproblemen in der Bevölkerung (Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung, 2009)
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Teil 3
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Neben Alkohol werden Medikamente, Cannabis, Opiate und andere Suchtmittel von großen
Personengruppen missbraucht. So sind ca. 1,4 Millionen Menschen medikamentenabhängig. Davon sind 70 % der Betroffenen Frauen. Die Medikamentenabhängigkeit stellt damit
die zweithäufigste Suchterkrankung dar. 600.000 Personen sind von Cannabis abhängig
oder missbrauchen diese Substanz. 200.000 Menschen in Deutschland konsumieren Opiate,
Kokain und Amphetamine. Bei einigen der Suchtkranken besteht eine Mehrfachabhängigkeit, d.h. sie gebrauchen parallel mehrere Suchtmittel (Drogen- und Suchtbericht der
Bundesregierung, 2009).
Abbildung 2: Alkoholismus und Medikamentenabhängigkeit sind die häufigsten Suchterkrankungen
(Quellennachweis: polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes)
Alkoholismus und Drogenabhängigkeit sind keine »Charakterschwächen«, sondern behandlungsbedürftige Erkrankungen. Sie haben vielfältige Ursachen, gehen oft mit körperlichen
Schäden einher und können zu einer Veränderung der Persönlichkeit sowie zu einer Störung
der sozialen Beziehungen führen.
3 Elternschaftsrate bei psychisch kranken und suchtkranken Menschen:
Zahl der Kinder, die bei einem psychisch kranken oder suchtkranken
Elternteil aufwachsen
Bei den Kindern psychisch kranker Eltern sind wir weitgehend auf Schätzungen angewiesen.
Internationale Studien legen den Schluss nahe, dass psychisch kranke Menschen im Durchschnitt genauso häufig Kinder haben wie psychisch gesunde Menschen. Es kann in etwa
davon ausgegangen werden, dass in Deutschland ca. 3 Millionen Kinder im Verlauf eines
Jahres einen Elternteil mit einer psychischen Erkrankung erleben. Etwa 175.000 Kinder
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