Verena Graichen Dozent: Dr. Sprinz Seminar: Klimapolitik, national, europäisch, international Universität Potsdam, SS 2001 31.5.01 1. Klimasimulation: Weitere Maßnahmen zur Erreichung des CO2Reduktionszieles der Bundesregierung bis zum Jahre 2005 a) Skalierung Akteure: Bundesumweltministerium (BMU) Bund deutscher Industrie (BDI) Greenpeace Deutschland (GP) Forum Umwelt & Entwicklung (FUE) Enquete-Kommission des deutschen Bundestages (EK) World Wild Fund Deutschland (WWF) Beurteilungskriterien für Ressourcenstärke der Akteure: Finanzielle Ressourcen Mobilisierungsmöglichkeit der Öffentlichkeit Verflechtung mit Entscheidungsträgern (Lobby-Arbeit) Weitere Druckmittel Beurteilungskriterien für Salience der Akteure: Priorität des Themas für den Akteur 50 60 70 80 90 100 Staatlich wird Zwang ausgeübt (Regulierung) 40 Negative wirtschaftliche Anreize durch Besteuerung 30 Flexible ökonomische Mechanismen (JI, CDM, Emissionshandel) 20 Freiwillige Selbstverpflichtung, Informationskampagnen 10 Positive wirtschaftliche Anreize durch Förderungsprogramme Skalierung der Position der Akteure: Die Skala bewertet wie starkes Eingreifen des Staates zur Verwirklichung des CO2-Zieles erwünscht ist (0 Klimaschutz auf vollkommen freiwilliger Basis; 100 Staat bestimmt und reguliert Klimaschutz durch Anwendung von Zwang). Nachfolgend einige Anhaltspunkte zur Klassifizierung b) Akteurseigenschaften Akteur: BMU Ressourcen: 100 Finanziell gut ausgestattet, personell gut besetzt Einfluß auf Öffentlichkeit über Information, jedoch kaum Mobilisierung, höchstens über Regierungsparteien Enge Zusammenarbeit mit Regierung Kann regulativ tätig werden Machtbereich wird durch andere Ministerien (= Fachbereiche) eingeschränkt Position: 50 Befürwortet alle Arten von Steuerung von freiwilliger Selbstverpflichtung der Industrie über Ökosteuer bis zu gesetzlichen Regelungen Salience: 90 Deutschland vertritt international ein ehrgeiziges Ziel und möchte das Gesicht nicht verlieren, indem es dieses nicht erreicht Klima ist zwar nicht einziges Thema aber eng mit anderen wichtigen Themen wir z.B. Ökosteuer verwoben Akteur: BDI Ressourcen: 80 Größerer finanzieller Spielraum als die Umweltverbände doch geringer als das BMU Keine Mobilisierungsfähigkeit für breite Massen, jedoch von wichtigen Einzelpersonen Sehr gute Lobby-Kontakte, insbesondere zum Wirtschaftsministerium Erhebliches Drohpotential (z.B. Arbeitslosigkeit) Position: 10 Spricht sich gegen Abgaben und für Selbstverpflichtung aus Salience: 80 Wahrung der Standort- & Wettbewerbsvorteile der deutschen Industrie ist erklärtes Ziel Akteur: GP Ressourcen: 80 Finanziell gut ausgestatteter Umweltverband, nutzt vorhandene Ressourcen effizient Hohes Mobilisierungspotential, organisierte Aktivisten, hohes öffentliches Vertrauen In der Politik angesehen und z.T. gefürchtet Position: 65 Setzt weniger auf Regulierung sondern auf finanzielle Anreizsysteme (Ökosteuer, 1000-Dächer-Programm) und Einsparung durch technischen Fortschritt Salience: 70 Klimaschutz ist nicht das einzige Thema, aber die meisten Kampagnenthemen eng mit Klimaschutz verbunden. Akteur: Forum Umwelt & Entwicklung Ressorcen: 50 Finanzielle Mittel hauptsächlich projektgebunden Starke Mitgliederverbände, über sie kann die Öffentlichkeit erreicht und deren Mitglieder mobilisiert werden Tritt in der Lobby-Arbeit als gemeinsamer Vertreter der deutschen NGOs auf, ist auf Klimaverhandlung präsent Position: 100 Regulative Politik in den bereichen Energiewirtschaft, Stromeinspeisung und Energiesparverordnung sowie Verkehr befürwortet Fordert Besteuerung von Mineralöl- & Kerosin Finanzielle Anreize bei Förderung des Öffentlichen Personenverkehrs Will flexiblen Mechanismen sehr enge Rahmen setzen Salience: 80 FUE wurde gegründet um den Rioprozeß zu begleiten, die Klima-AG ist besonders aktiv Akteur: Enquete-Kommission Ressourcen: 40 Keine finanziellen Mittel Hohes Ansehen in der Öffentlichkeit Sehr gute Kontakte zu Parlament und Verwaltung Anfängliches Themenmonopol Meine Klassifikation mit 80 habe ich halbiert, da sie in dem betreffenden Jahr kein aktiver Akteur mehr ist Position: 55 Deckt die ganze Bandbreit an Instrumenten ab: Selbstverpflichtung, Joint Implementation, Zertifikathandel, Herkömmliche umweltpolitische Instrumente und eine CO2-Steuer. Salience: 100 Einzig zu diesem Zweck ins Leben gerufen Akteur: WWF Ressourcen: 30 Finanziell mittelmäßig ausgestattet Von der Öffentlichkeit als glaubwürdig angesehen, jedoch geringe Mobilisierung Da Klimapolitik nur ein Thema von vielen ist, laufen die besten Lobby-Kontakte zu anderen Themenbereichen Position: 80 Regulativ: Klimaschutzverordnung für Gebäude, Energiepass für Produkte Staatliche Förderung erwünscht Energieabhängige Grundsteuer für Gebäude, Anpassung des Mietspiegels an Energieverbrauch Salience: 50 Klimathema wird von anderen NGOs in Deutschland stärker vertreten c) Simulation Verhandlungsposition Verhandlungsverlauf 6 5 4 3 2 1 0 FUE WWF GP EK BMU 1. Runde 2. Runde 3. Runde BDI zeitlicher Verlauf Die Simulation sagt ein Verhandlungsergebnis von 3 voraus. Dies entspricht der Ursprungsposition von BMU und Enquete-Kommission, diese bewegen sich dementsprechend nicht. Sowohl der WWF wie auch das FUE werden schon in der ersten Runde von ihren eher extremen Positionen abgebracht, Greenpeace widersteht noch eine Runde länger, gibt dann aber ebenfalls nach. Der BDI bewegt sich in seiner Position nicht, in der letzten Verhandlungsrunde werden ihm auch keine Vorschläge mehr gemacht.