Andreas Einbock Matr.-nr.: 8511149 Seminar Sportmedienpsychologie Dozent: J. Hagenah M.A. 12.06.2002 Darstellung und Wirkung des Sports in den Medien II - Gewalt im MediensportSchlüsselwörter: Gewaltdarstellung, Sportler, Fans, Berichterstattung, Medien, Fairness 1. Einführung Gerade in der heutigen Gesellschaft, in der nur noch Sieg, Gewinn und Höchsterfolg zu zählen scheinen, spielt die Vermittlungs- und Informationsrolle der Medien eine ganz spezielle Rolle. Besonders wenn man sich nicht immer an die Regeln hält, sei es in („Ellenbogen“-) Gesellschaft oder wie in dem jetzt behandelten Beispiel des Sports kommt den Medien ein hoher Stellenwert bei. Wie meistern die Medien dieser schwierigen Aufgabe der Gradwanderung und wenn ja, wie? Wie gehen die Medien mit Aussagen wie zum Beispiel von George Allen (amerikan. Footballcoach) „Jedes Mal, wenn du gewinnst bist du wiedergeboren, wenn du verlierst stirbst du ein bisschen“, „Niederlage ist schlimmer als der Tod, weil man mit der Niederlage leben muss“ oder eines amerikanischen Werbesolgans „Du gewinnst nicht Silber, du verlierst Gold“ (Olympische Sommerspiele 1996 in Atlanta) einerseits und den selbstgestellten Ansprüchen einer erzieherischen und wertevermittelnden Rolle andererseits um? Außerdem wird der Frage nach der Auswirkung von Gewalt und Gewalt im Sport in den Medien, die so alt wie die Medien selbst sind, nachgegangen. Auf diesem Gebiet steht die Kernfrage, ob sich die Darstellung von Gewalt bei den Konsumenten gewaltfördernd, gewaltmindernd oder ohne nennenswerten Einfluss auswirkt. Also wie wird Gewalt im und beim Sport in den Medien dargestellt und welche Folgen hat die Darstellung dieser Gewalt bei den Rezipienten? 2. Gutachten „Darstellung von Gewalt im Sport in den Medien und ihre Auswirkungen“ (Erwin Hahn, Gunter A. Pilz, Hans J. Stollwerk, Kurt Weis) Im Jahre 1978 wurde auf Empfehlung des Bundesministers des Innern beim Bundesinstitut für Sportwissenschaft in Köln eine Projektgruppe „Sport und Gewalt“ eingerichtet. Sie legte im Jahre 1981 ein wissenschaftliches Gutachten (Gunter PILZ, Dirk ALBRECHT, Hartmut GABLER, Erwin HAHN, Dieter PEPER, Jochen SPRENGER, Hans Friedrich VOIGT, Meinhard VOLKAMER, Kurt WELS, veröffentlicht in PILZ u. a. 1982, S. 9-22) zu Problemen der Gewalthandlungen im Sport, vor allem zu Ausschreitungen und Aggressionen von Zuschauern bei sportlichen Großveranstaltungen, vor. Zur Begründung des Gutachtens wurden die Ursachen und Bedingungen aggressiver Handlungen von Sportlern und Zuschauern herangezogen, die situativen Bedingungen und strukturellen Voraussetzungen der Sportarten diskutiert und die gesamtgesellschaftlichen Zusammenhänge, die beim Entstehen von Gewalttätigkeiten wirken, betont. In diesem Zusammenhang wurden auch allgemeine Empfehlungen für die Sportberichterstattung gegeben, die bei den Medien nicht erkennbar umgesetzt wurden. Die Phänomene der Aggression und Gewalt von Sportlern und Zuschauern eskalierten in der Bundesrepublik vor allem zu Ende der 70er und zu Beginn der 80er Jahre. Eine Vielzahl von Initiativen und Veränderungen wurde erkennbar, die darauf hinzielt, dieser Entwicklung sachgerecht zu begegnen. Wieweit dabei die Leitlinien des Gutachtens zur Prävention, Kontrolle und Intervention von Gewaltanwendung im Sport mittelbar oder unmittelbar Berücksichtigung fanden, lässt sich nur schwer umreißen. Veränderungen von Spielbedingungen, wie sie durch Regeländerungen beim Internationalen Handballverband oder durch Verschärfungen bei Regelauslegungen und Sanktionen bei Zuschauerausschreitungen im Internationalen und Europäischen Fußballverband erfolgten, sind wohl ausschließlich Reaktionen auf Probleme der Spiele selbst. Weitaus stärker erscheint der Bezug zu den um das Jahr 1980 entstandenen Fan-Initiativen in Bundesligastädten, vornehmlich im norddeutschen Raum. Der Einsatz von Sozialpädagogen und -arbeitern zur Realisierung alternativer Verhaltensformen, zur Reduktion von gewalttätigem Handeln und zur verringerten Konfrontation mit Ordnungskräften wird weitgehend positiv, aus polizeilicher Sicht gelegentlich auch kritisch beurteilt. Die Auswirkungen im sportlichen Raum waren vielschichtig: Das Gutachten wurde 1981 der Europäischen Sportministerkonferenz vorgelegt, die es als Grundsatzpapier einstufte. Im Europarat war das Gutachten eine der Grundlagen zur Erstellung von Empfehlungen zur „Zuschauergewalt bei Sportveranstaltungen“ (1984). Der Deutsche Sportbund richtete eine Arbeitsgruppe zu „Fairness und Fan-Verhalten“ ein, die im Vorfeld des DSBBundestages 1984 „Fair miteinander leben“ bei der Entscheidungsfindung mitwirkte. Zusätzlich angefacht wurde die Diskussion über „Sport und Gewalt“ durch die Katastrophe vom 28. Mai 1985 in Brüsseler Heysel-Stadion, bei der im Rahmen der Zuschauerausschreitungen 39 Menschen zu Tode kamen. 2. 1. Das Hearing des Sportausschusses des Deutschen Bundestages 1985 Zu dem am 23. 10. 1985 durchgeführten Hearing im Deutschen Bundestag waren auch Vertreter von Presse und Fernsehen als Sachverständige geladen. Sie betonten, dass die Kommunikationswissenschaften bisher keine ausreichenden Erkenntnisse über die Wirkung von sportlichen Gewaltdarstellungen in den Medien bereitstellen könnten. In diesem Bereich gebe es nur Vermutungen. So werde stärker in Richtung Informations- pflicht, weniger nach Informationsmoral gearbeitet. Grenzen der Informationspflicht, wieweit man gehen kann und wann man sie missbraucht, seien nur schwer zu ziehen. Eine zentrale Frage war, ob durch die Berichterstattung über Ausschreitungen eine Plattform geliefert wird, die Fans als Bestätigung ihres Handelns erleben. Gesicherte Erkenntnisse als Handlungsgrundlage wurden gefordert. Der Bundesminister des Innern griff diese Forderung sofort auf. Er erteilte dem Bundesinstitut für Sportwissenschaft den Auftrag, eine gutachterliche Stellungnahme zur Gewaltdarstellung in den Medien abzugeben. Im Zuge einer Bestandsaufnahme bisher erschienener Literatur zu diesem Thema wurden drei Teilaufträge vergeben: - Wirkung von Gewaltdarstellungen in den Medien (allgemein) - Darstellung der Wirkungen von Gewalt im Sport im Rundfunk und in den audiovisuellen Medien (beide Teilaufträge gingen an Gunter PILZ, Institut für Sportwissenschaft, Universität Hannover) und - Darstellung von Gewalt im Sport in den Printmedien und ihre Auswirkungen (dieser Teilauftrag ging an Kurt Wels, Institut für Sozialwissenschaften, Technische Universität München). Angesichts der Kürze war eine über die Bestandsaufnahme hinausgehende Medienwirkungsforschung nicht beabsichtigt. Um Defizite und Wege der Forschung aufzuzeigen, wurden jedoch zwei Pilotprojekte gestartet, die dazu beitragen sollen, einzelne Sachverhalte dataillierter zu beschreiben: - Medienverarbeitung durch Fans (Befragung und gezielte Interviews von Fans) (Gunter PILZ, Hannover) und - Voruntersuchung zu der Gewaltdarstellung in den Medien (als eine über vier Wochen im Kölner Raum dauernde Gesamtaufnahme aller in Fernsehen, Hörfunk WDR und ausgewählten Printmedien berichteten Sportereignisse und ihre Analyse auf Gewalt) (Hans STOLLENWERK, Institut für Sportsoziologie und Freizeitpädagogik, Deutsche Sporthochschule Köln). 2. 2. Hypothesen zu Auswirkungen von Gewaltdarstellungen in den Medien Katharsis-Hypothese: Meist ausgehend von einem angeborenen Aggressionstrieb wird eine reinigende Wirkung medial vermittelter Gewalt in dem Sinne unterstellt, dass durch das Verfolgen von Gewaltdarstellungen die Bereitschaft der Rezipienten, selbst gewalttätig zu werden, abnimmt. Genau so wenig wie ein angeborener Aggressionstrieb im Menschen empirisch nachweisbar ist, kann auch die Katharsishypothese — auch in ihren verschiedenen Modifikationen — empirisch nicht belegt werden (vgl. KUNCZIK 1975). Damit ist nicht gesagt, dass Gewaltdarstellungen in den Medien nicht auch einen gewaltreduzierenden Effekt im Sinne von Ablenkung, Flucht aus den Ängsten und Zwängen des Alltags haben können. Inhibitions-Hypothese: Je realistischer Gewaltdarstellungen in den Medien auf den Rezipienten wirken, umso eher rufen sie bei ihm Aggressionsangst hervor, die letztlich die Bereitschaft zu eigenem aggressivem Verhalten mindert. Vor allem, wenn die Konsequenzen solcher realistischer Gewaltdarstellungen auch sehr deutlich gezeigt werden, tritt eher Angst als Aggressionsbereitschaft bei den Rezipienten auf (KNIVETON 1978). (Ergebnisse der Studien zur Katharsishypothese können hiermit auch alternativ interpretiert werden.) Stimulations-Hypothese: BERKOWITZ (1970) formuliert hiermit einen gegen- kathartischen Effekt. Durch den Konsum von Gewalt in den Medien wird die Bereitschaft zu gewalttätigem Handeln der Rezipienten erhöht. Allerdings kann eine mittel- und langfristige Wirkung in diesem Sinne bislang nicht empirisch belegt werden. Auch kurzfristig beobachtete Aggressivität nach dem Verfolgen aggressiver Filme wird weniger als Folge des aggressiven Inhalts dieser Filme angesehen, sondern eher als Ursache einer allgemeinen Erregung, die auch durch andere Inhalte des Films bewirkt werden kann (vgl. TANNENBAUM/ZILLMANN 1975). Habitualisierungs-Hypothese: Ständiger Konsum von Fernsehgewalt bewirkt eine stete Minderung der Sensibilität gegenüber Gewalt, so dass Gewalt mehr und mehr als normales Alltagsverhalten angesehen und toleriert wird. Auch hier fehlen bislang die empirischen Belege, vor allem bezüglich einer Langzeitwirkung. Dennoch scheinen jüngere Studien darauf hinzuweisen, dass häufige Darstellung von Gewalt in den Medien unter bestimmten Bedingungen dazu beiträgt, dass Gewalt auch im Alltag zusehends als normal und legitim angesehen wird (vgl. Psychologie heute, 1986, Heft 4). Hierbei muss jedoch auch die Wirkung der alltäglichen Gewalt, der Menschen ausgesetzt sind und die sie erfahren, mit berücksichtigt werden. So ist zumindest nicht auszuschließen, das nicht nur bei labilen und sozial deprivierten Individuen die Anhäufung, Dauer und Intensivierung von Gewalthandlungen in den Medien, quasi „schleichend“ negative Effekte im Sinne von Gewöhnungseffekten und Verharmlosungen der Gewalt erzeugen können; dies umso mehr, wenn die betreffenden Individuen auch in ihrer Alltagswirklichkeit vermehrt mit Gewalthandlungen in Berührung kommen. Hypothese der Wirkungslosigkeit: Die These, Fernsehgewalt sei für die Entstehung realer Gewalt bedeutungslos, wird besonders damit begründet, dass bislang keine einzige Studie empirisch einwandfrei den Nachweis einer direkt durch die Medien verursachten Gewaltsteigerung erbracht habe (vgl. KUNCZIK 1975, 1978, 1982). Eine (mono-) kausale Abhängigkeit von Gewaltdarstellungen in den Medien und entsprechend sozialnegativen Auswirkungen auf die Rezipienten kann nicht eindeutig festgestellt werden. Aus diesen Thesen ergeben sich zwei entgegengesetzte Positionen: Zum einen deutet sich als Argumentationsweise eine direkte, kausale Verknüpfung von medialer und Zuschauergewalt an. Es ist anzunehmen, dass „Gewaltdarstellungen in den Medien mit hoher Wahrscheinlichkeit einen ungünstigen Einfluss auf Kinder und Jugendliche nehmen“ (so z. B. auch SELG 1985, 1986). Eine andere Argumentation schließt einen kausalen Zusammenhang von medialer Gewalt und Zuschauergewalt weitgehend aus. Nach KUNCZIK (1983, 1984) ist für die Genese realer Gewalt Fernsehgewalt ziemlich bedeutungslos, wobei zugestanden wird, dass sie zumindest die Rezipienten nicht friedlicher mache und die Möglichkeit sozial schädlicher Effekte nicht unwahrscheinlich erscheint. NOELLE-NEUMANN (1986) zeigt dabei auf, dass diesen beiden Positionen historische Phasen unterlegt werden können: Bis etwa 1940 glaubte man an eine starke Medienwirkung; bis Mitte der 60er Jahre wurde dann eher die These einer äußerst schwachen Wirkung der Medien favorisiert, bis man schließlich wieder zur These einer starken Medienwirkung zurückkehrte. Zur Zeit lässt sich eine gewisse Annäherung der beiden Extrempositionen feststellen, wobei vor allem die Vertreter der Wirkungslosigkeit (Kunczik) ihre harte Position aufgegeben haben und die Möglichkeit sozial-schädlicher Effekte nicht mehr ausschließen möchten. 3. Die Rolle der Printmedien bei der Gewaltdarstellung im Sport Durch die damalig mangelnde Literatur konnten die Fragestellungen nach der Darstellung von „Sport und Gewalt“ und deren Auswirkung nur unbefriedigend beantwortet werden. Somit wurde thematisch benachbarte Literatur herangezogen, die sich überwiegend mit Gewalthandlungen bei Fußballspielen beschäftigt (insgesamt 73 Arbeiten). Zur Ursachenforschung von Gewalt wurde die Sicht der Aktiven, zweitens die gemeinsame Betrachtung von Aktiven und Zuschauern und drittens die ausschließliche Betrachtung der Zuschauer herangezogen. Für den Bereich der aktiven Sportler üben nach Auswertung der Literatur die Medien keinen erkennbaren Einfluss auf Gewalthandlungen unter Sportlern aus. Man glaubt hierbei, dass hier die Betonung des Erfolges und der Mittel, die den Erfolg sichern sollen, die ständige zunehmende Gewalt verursachen (z. B. Professionalisierung, Kommerzialisierung). Im Bereich Aktive und Zuschauer wird allerdings auf den deutlichen Einfluss der Medien hingewiesen. Als Ursache für den Einfluss der Medien für das ansteigende Ausmaß an Gewalt auf dem Sportplatz wird ein Wechselspiel von individuellen und gesamtgesellschaftlichen Funktionen gesehen (z. B. Gehaltsdiskussionen bei Sportlern). Die Autoren gehen von einer neuen Werthierarchie aus, in der die Vorbildwirkungen der Sportleridole zu einem Feindgruppendenken führen. Auch auf dem Gebiet der reinen Zuschauer/Fanbetrachtung verweisen die Ursachen wieder auf den Einfluss der Medien. Es wird aber deutlich gemacht, dass die individuellen Interessen einen nicht zu unterschätzenden Einfluss an der Verrohung haben. In den Medien eingehend geschilderte oder auch im vorhinein warnend befürchtete Ausschreitungen von Zuschauern können auf bestimmte Gruppen von Fans Aufforderungscharakter haben. Allerdings gibt es auch Gruppen von Fans, die unabhängig von der Berichterstattung in erklärter Hoffnung oder Absicht, um etwas zu erleben selbst Randale inszenieren. In diesem Zusammenhang werden Sozialisationsbedingungen, wie zum Beispiel Jugendarbeitslosigkeit, als wichtige Faktoren genannt. Übereinstimmend für alle drei Gruppen (Aktive, Aktive und Zuschauer, Zuschauer) gehen die Autoren auch medienübergreifend davon aus, dass die Gewalt im und beim Sport verfälscht dargestellt wird. Einzelnen Akten von Gewalt werde übertriebene Aufmerksamkeit gewidmet. Diese verzerrende Darstellung in den Medien wird für die folgenden Aussagen verantwortlich gemacht: In der ersten Gruppe (Aktive) führt die Darstellung der Printmedien dazu, dass bereits im Vorfeld des Sports die Wahrnehmung aufgrund der verzerrten Darstellung negativ beeinflusst wird, ferner werden die Medien, als Verstärker der Aggressionsanwendung betrachtet. In der zweiten Gruppe (Aktive und Zuschauer) wird den Medien der Vorwurf gemacht, sie seien gefährliche Manipulationsinstrumente aufgrund ihrer allmächtigen Funktion und würde demzufolge Verhalten maßgeblich beeinflussen (DIGEL 1983). Ferner wird davon ausgegangen, Mutmaßungen in den Zeitungen über bevorstehende Kämpfe seien Grund dafür gewesen, dass daraufhin besonders heftige Prügeleien stattfanden (WElS 1981). Gleichzeitig wird angenommen, die Darstellung von Gewalt trage dazu bei, dass sportliche Erfolge und dafür eingesetzte aggressive Mittel gesellschaftlich höher bewertet werden (PILZ 1982). Für die dritte Gruppe (Zuschauer) wird die Darstellung in den Medien als, Gradmesser für die Wahrscheinlichkeit von gewalttätigen Handlungen der Fans angesehen (PILZ 1984). Weiter wird von einer Reihe von Autoren die Meinung vertreten, die Darstellung in den Printmedien verschlimmere das Ausmaß der Ausschreitungen (GABLER et al. 1982, WEls 1982, HEITMANN 1985, BALL 1978, HORAK 19S5). Das alles zeigt, gleichgültig von welchem Standpunkt aus die Autoren das Phänomen Gewalt im Sport betrachten, dass den Medien der Vorwurf gemacht wird, sie berichteten über das sportliche Geschehen unrealistisch, verzerrt und nicht der Wahrheit entsprechend. Primäres Interesse der Sportjournalisten sei es allem Anschein nach, Umsatz und Absatz ihrer Zeitung zu fördern. In dem sportjournalistischen Dilemma zwischen Berichterstattung und Skandalsuche führe dies zuungunsten einer Darstellung einer (heilen?) Welt des Sports zur Suche nach einer guten, umsatzfördernden Schlagzeile und zu Stories zur Überbetonung des Ungewöhnlichen, Abweichenden, Gewalttätigen und sonst Kriminellen. Die dadurch provozierten Wirkungen und Gefahren würden offensichtlich in Kauf genommen, zumindest führten sie zu keiner erkennbaren Rückbesinnung in der Darstellung. Das Dilemma des Sportjournalismus ist nur zu verstehen, wenn man der hier geschilderten Entwicklung die ursprünglichen Ideale der Sportpresse gegenüberstellt. Danach sollten die Sportjournalisten aller Länder in erzieherischer Weise zusammenarbeiten zur Verteidigung der sittlichen Werte ihres schönen Berufs und zum Ruhm des Sports. Durch den Sport und seine Darstellung sollten die Menschen nämlich besser gemacht und ihr Gemeinschaftsgefühl geweckt und gestärkt werden. 4. Darstellung von Gewalt im Sport in den audiovisuellen Medien und ihre Auswirkungen Das Problem von Sport und Gewalt in den audiovisuellen Medien und vor allem dessen Auswirkungen auf das Verhalten der Rezipienten ist im Vergleich zur generellen Frage der Wirkung von Gewaltdarstellungen in den Medien wissenschaftlich bislang kaum untersucht worden. Es überwiegen weitgehend theoretische, hypothetische Abhandlungen; empirisch abgesicherte Aussagen sind vergleichsweise spärlich. Dennoch lassen sich erste, wenn auch noch vorläufige, beachtenswerte Ergebnisse/Erkenntnisse ableiten: — Gewalt im Sport, seien es Gewalthandlungen von Zuschauern (vgl. z. B. TAYLOR 1982) oder von Sportlern (vgl. z. B. BRYANT/ZILLMANN 1982; BLÖDORN 1982; VOLKAMER 1981, 1982), ist in den Medien ein willkommenes Ereignis im Interesse einer optimalen Dramaturgie der Sportberichterstattung. Gewalt hat so gesehen für die Medien vorwiegend einen unterhaltenden Charakter, der durch Sprache (gewaltverherrlichende oder -verharmlosende Sprache) und Bildregie (Zeitlupenwiederholungen, Nahaufnahmen von Gewalthandlungen), aber auch durch die selektive Auswahl von Sportarten und Sportereignissen, über die berichtet wird, zusätzlich verstärkt wird. Hier wird vor allem das Problem der Macht der Medien, hier besonders der Sportberichterstattung, relevant. — Regelverletzungen, Gewalthandlungen im Sinne von absichtlichen Fouls werden durch die Art und Weise der Berichterstattung, vor allem durch die Kommentierung dieser Handlungen, medial verstärkend legimitiert (vgl. PILZ 1983, VOLKAMER 1981, 1982). Dabei besteht vor allem die Gefahr, dass Kinder und Jugendliche — insbesondere, wenn sie selbst in diesen Sportarten leistungssportlich aktiv sind — in der Weise beeinflusst werden, dass sie solche Verhaltensmuster verstärkend verinnerlichen und legitimieren (BLÖDORN 1982). Dies kann eine zusätzliche Ursache für die zunehmende Tendenz der Verharmlosung sportlicher Gewalt, der wachsenden Tolerierung absichtlicher Regelverletzungen sein (LIENEN 1982, SMITH 1978, 1983, Gutachten „Sport und Gewalt“ 1981). Ein „Spiel mit Haken und Ösen“, das vom Reporter als „dennoch insgesamt gesehen fair“ bezeichnet wird, oder viele Fouls, die mit dem Kommentar versehen „angesichts der Bedeutung des Spiels ein dennoch faires Spiel“ über den Bildschirm kommen, können dazu beitragen, dass sich bei den Rezipienten der Eindruck verfestigt, dass Fouls, manchmal auch härtere Fouls, legitim sind, zumindest einfach dazugehören und entschuldigt werden können. Auch wenn der empirische Beleg bislang fehlt, dass diese Art der Berichterstattung direkten Einfluss auf das Verhalten von — vor allem jugendlichen — Leistungssportlern hat, so steht zumindest zu befürchten, dass hierdurch in der Tat Verharmlosungstendenzen und Legitimierungstendenzen gewalttätiger Regelverstöße im Sport bei Sportlern verstärkt werden. Auch bei Zuschauern sind solche Einflüsse nicht auszuschließen. Zunehmende gesellschaftliche, wirtschaftliche, politische Aufwertung und Bewertung sportlicher Erfolge unterstützen solche Verharmlosungs- und Legitimierungstendenzen. Gewalthandlungen bei Sportübertragungen haben im Sinne einer Vorbildwirkung (Lernen am Modell), aber auch im Sinne der Bekräftigung solcher Handlungen durch Erfolg (operantes Konditionieren), sowohl Einfluss auf die Einstellungen der Rezipienten zu Gewalthandlungen im Sport allgemein als auch auf das eigene, konkrete Verhalten in ähnlichen sportspezifischen Situationen. Durch die Übertragung von Sportereignissen, in denen gewalttätige Handlungen von Sportlern regelmäßig vorkommen, lernen vor allem Jugendliche modellhaft gewalttätige Handlungen im Interesse sportlichen Erfolges zunehmend zu legitimieren, aber auch selbst in der konkreten Situation anzuwenden (SMITH 1978, 1983). Verstärkt wird diese Tendenz durch die Tatsache, dass besonders Jugendliche sehr viel Sport über die Medien konsumieren, dass das Bild vom „Sport“ bei Jugendlichen und Kindern vorwiegend ein medial vermitteltes Sportbild ist. SMITH (1983) macht dabei zusätzlich darauf aufmerksam, dass — zumindest bezogen auf das kanadische Eishockey — die Jugendlichen auch solche Gewalthandlungen sehen wollen, damit also auch der Hang zur überdurchschnittlichen Präsentation von gewalttätigen Handlungen im Sport in den Medien in einen Kreislauf mündet, aus dem Medien wie Konsumenten kaum herauskommen: Medien präsentieren Gewalt im Interesse einer optimalen Dramaturgie, die Rezipienten wollen die Gewalt sehen, legen Wert auf dieses dramaturgische Inszenarium und werden dadurch selbst in ihren Einstellungen zu gewalttätigen Handlungen und in der konkreten Anwendung von Gewalt beeinflusst. Dies wiederum greifen die Medien in ihrer Berichterstattung erneut auf. Allerdings darf dieser Kreislauf nicht als eine monokausale Abfolge gesehen werden. Er wird durch zusätzliche intervenierende Variablen bedingt. So kann es dazu kommen, dass ordnungspolitische Maßnahmen interne Kontrollsysteme zerstören und dadurch diesen Kreislauf fördern. Die Absicht, diesen Kreislauf seitens der Medien zu unterbrechen, ist höchst selten. Es ist nur einmal durch den Fernsehfilm „Gewalt in Stadien – Schlagzeilen und Wirklichkeit“ (GRAHAM-WEIS; ZDF-Erstsendung 1980) deutlich versucht worden, die eskalierende Wirkung der Medien direkt darzustellen und durch diese kritische Darstellung eine deeskalierende Wirkung auf die Medien und die Betroffenen auszuüben. Auch wenn sich hier wiederum kein monokausaler Zusammenhang zwischen medial vermittelten sportspezifischen Gewalthandlungen und der Einstellung zu und Anwendung von Gewalt der Rezipienten in deren sportlicher Praxis herstellen lässt, so kann und muss dennoch geschlossen werden, dass über die mediale Vermittlung und Kommentierung sportspezifischer Gewalthandlungen die Neigung und Bereitschaft, in ähnlichen sportlichen Handlungssituationen genauso oder ähnlich sich zu verhalten, bei den Rezipienten, wenn auch nicht ursächlich erzeugt, so zumindest doch verstärkt wird. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Gewalt im Sport für die Medien zunehmend unterhaltenden Charakter im Interesse einer optimalen Dramaturgie besitzt. Dadurch wird ein einseitiges Bild vom Sport vermittelt, was vor allem deshalb problematisch ist, weil zum einen Jugendliche und Kinder ihr Verständnis von Sport und ihre Einstellung zum Sport vorwiegend über den medial vermittelten Sport gewinnen und damit zum Teil doch sehr einseitiges Bild vom Sport vermittelt bekommen. Zum anderen steigt die Gefahr die Verharmlosung, der Legitimierung und Tolerierung gewalttätiger Handlungen im Sport. Aufgrund der Vorbildwirkung von Spitzensportlern ist davon auszugehen, dass über die mediale Vermittlung von gewalttätigen Handlungen der Sportler, vor allem die jugendlichen Rezipienten in ihrer Neigung und Bereitschaft zu ähnlichen Verhaltensmustern in ihrer sportlichen Praxis verstärkt werden. 4.1. Empirisches Pilotprojekt zur Darstellung von Gewalt im Sport in den Medien und ihre Auswirkungen – Analyse der Sportberichterstattung vom 22. 11. bis 24. 12. 1985 Gegenstand der Untersuchung war die Aufnahme und Analyse der Sportberichterstattung in den drei Medien (Fernsehen, Rundfunk und Printmedien). Im Zeitraum zwischen dem 20. November und dem 24. Dezember 1985 wurden in den folgenden Medien alle Sportbeiträge dokumentiert, die Anteile von Gewalthandlungen qualitativ und quantitativ analysiert und deren Aufarbeitung durch Berichterstatter und Kommentatoren kritisch beleuchtet. — Im Fernsehen wurden sämtliche Standard- und Sondersportsendungen von ARD, ZDF, WDR III, sowie der Sportblock innerhalb der Nachrichtensendung APF-Blick (SAT 1) analysiert. — Gegenstand der Bearbeitung waren beim Rundfunk die Standard- und Sondersportsendungen des Westdeutschen Rundfunks (WDR). — Bei den Printmedien wurden insgesamt 16 verschiedene Zeitungen bzw. Zeitschriften zur Bearbeitung ausgewählt. Für die vorliegende Analyse wurde bewusst ein sehr umfassender Gewaltbegriff gewählt, denn nicht nur die vordergründigen, eindeutigen und schlagzeilenträchtigen Gewalttätigkeiten wie z. B. „grobe Fouls“ oder Krawalle im Umfeld von Sportereignissen sollten Gegenstand der Betrachtung sein, sondern ebenfalls die subtileren und weniger plakativen Erscheinungsformen von Gewalt, teilweise auch Aspekte von Unfairness. Allerdings findet sich die überwiegende Mehrzahl der Phänomene im vorliegenden Untersuchungszeitraum nach wie vor in jenem Bereich, der schon immer eindeutig unter „Gewalt“ geführt wurde. Dabei ist zu berücksichtigen, dass es sich bei dieser Zuordnung von „groben Fouls“ zu „Gewalt um eine sportwissenschaftliche und nicht um eine journalistische Etikettierung handelt. Denn Sportjournalisten sprechen selbst noch bei gravierenden Formen von Gewalt im Sport meist noch von „Unfairness“ („Es war ein unfaires Spiel“). Dies ist um so bemerkenswerter, als sie einerseits zwar den Gewaltbegriff aus dem unmittelbaren sportlichen Handlungsablauf heraushalten, auch wenn er zwingend angebracht wäre, andererseits aber nur allzu schnell bereit sind, vergleichsweise harmlose Fan-Aktivitäten als „gewalttätig“ zu deklarieren, nach dem Motto „nicht der Sport ist gewalttätig, sondern sein Umfeld“. Bei der Analyse der „Darstellung von Gewalt im Sport in den Medien“ müssen medienspezifische Strukturen, Besonderheiten und Sachzwänge berücksichtigt werden. Teilweise wird im Fernsehen das Gewaltereignis über den Informationsträger „Bild“, teilweise nur über das Wort vermittelt, meist aber liegt eine Synchronität vor, wenn das im Bild erscheinende Foul gleichzeitig kommentiert wird. Gerade der Kommentierung kommt bei einer Analyse ein besonderer Stellenwert zu. Der Reporter kann in seiner Wortwahl sachlich distanziert oder wertend sein, einseitig Partei ergreifen, zu einer gefärbten Übertreibung neigen oder die Gewalt bagatellisieren. Sieht man von den fernsehspezifischen Wechselbeziehungen zwischen Bild und Ton (Text) ab, gelten für die Texte im Hörfunk vergleichbare Analysefragen. Für beide Medien Hörfunk und Fernsehen — ist zudem von Interesse, um welche Art des Beitrages es sich handelt (Moderation, Kommentar, Live-Reportage, Interview, Diskussion usw.). Printmedien bringen durch ihre spezifischen Bedingungen, etwa den Einsatz von Fotos und Überschriften, zusätzliche Gestaltungsmöglichkeiten von Gewaltphänomenen und mithin auch weitere für eine Analyse relevante Fragestellungen. Ein simples Aufzählen von Gewaltsymptomen (z. B. Schlägereien, Morde, Explosionen, Vergewaltigungen, Schießereien), wie dies bei einer Analyse von „Gewalt in Spielfilmen oder Fernsehserien“ möglich ist und auch praktiziert wird, erweist sich bei der Gewalt im Sport und ihrer medialen Bearbeitung als nur bedingt realisierbar bzw. als teilweise auch nicht sinnvoll, da kaum interpretierbar. Um gewisse Grundtendenzen festzustellen, wurden zwar auch quantitative Analysen auf der Basis inhaltsanalytischer Kategorien durchgeführt, da aber zentrales Interesse an einem Verständnis der im Zusammenhang mit dem Thema „Sport und Gewalt“ in der Berichterstattung ablaufenden Prozesse und an den komplexen Wechselwirkungen bestand, wurde konsequenterweise eine vorrangig qualitative Analyse unter Nutzung beschreibend-interpretativer Vorgehensweisen gewählt. Ein praktisches Beispiel soll diese theoretische Anmerkung ergänzen: Innerhalb eines mittlerweile weitgehend akzeptierten informellen Normensystems im Sport, insbesondere in Sportarten wie Fußball, Handball oder Eishockey, wird selbst „härteren“ Fouls kaum größere Aufmerksamkeit geschenkt. Dies ändert sich jedoch grundlegend, hat ein Foul Folgen in Form einer besonders schweren Verletzung oder wenn das „Opfer“ ein bekannter Sportler ist. Mit dem Bekanntheitsgrad des betroffenen Sportlers und steigender Verletzungsintensität steigt die Aufmerksamkeitszuwendung der Medien und die „Empörung“ mit der der Sportler, der das Foul verursacht hat, zum Buhmann, Übeltäter oder Bösewicht hochstilisiert wird. Bei seinem nächsten Auftreten wird dieser Sportler meist das Ziel wütender Angriffe von Zuschauern und Sportlern der gegnerischen Mannschaften (z. B. Argentinischer Abwehrspieler foulte englischen Superstar David Beckham). Dass die Basis für eine solche brisante Atmosphäre, die vielfach Züge von Pogromstimmung oder Lynchjustiz trägt, unter anderem durch Art und Umfang der Berichterstattung nahezu aller Medien gelegt wird, lässt sich im objektiven Methoden kaum beweisen, aber aus dem Gesamtkontext interpretieren. Die Haltung gegenüber des Phänomens Gewalt etlicher Sportjournalisten ist von einer gewissen Gedankenlosigkeit und Unbedarftheit geprägt. Dies wird auch dadurch deutlich, dass Gewalt gleichsam lustvoll zur Schau gestellt wird. In Interviews wird geradezu suggestiv versucht, Gewalt in Form verbaler Angriffe zu provozieren. Dies ist in allen Medien erkennbar. In eine vergleichbare Richtung weist folgender Befund: Es existiert eine Tendenz, Konflikte und Meinungsverschiedenheiten zwischen Beteiligten der Sportszene, etwa zwischen Athleten, Trainern und Funktionären zum gravierenden Krach, zum Skandal oder Eklat hochzustilisieren. Dies geschieht auch in Fällen, in denen kaum Anzeichen zu erkennen sind, dass zwischen den Beteiligten sozial akzeptierte und verbindliche Regeln und Normen in der Auseinandersetzung um eine strittige Frage außer acht gelassen wurden. Gelegentlich kann man sich des Eindrucks kaum erwehren, dass um der Schlagzeile oder des Aufmachers willen, de facto nicht existierende Konflikte dafür konstruiert werden. In der gesamten Sportberichterstattung wird immer wieder deutlich: Sportjournalisten praktizieren einen problematischen Umgang mit dem Begriff „aggressiv“ bzw. „Aggressivität“ Nahezu alltäglich wird in der Sportberichterstattung gefordert, dass Sportler oder Mannschaften sich gegenüber ihren Gegnern oder Konkurrenten aggressiv verhalten sollen. Insbesondere in Hörfunk- und Fernsehreportagen und -kommentaren im Fußball dominiert die Forderungen nach aggressiver Spielweise, oder die fehlende Aggressivität wird bedauert. Was immer der betreffende Berichterstatter mit dieser Formulierung sagen will, er sollte sich im klaren sein, dass hier die Basis für „Gewalt“ geschaffen wird bzw. sogar „Gewalt“ gefordert wird. In diesem Zusammenhang wird erkennbar: Doppelmoral und Heuchelei gehören bei der Darstellung von „Sport und Gewalt in den Medien“ zu den alltäglichen Charakteristika in der Sportberichterstattung – eine Art Pilatus-Syndrom des Sportjournalismus. Äußert sich die von vielen Kommentatoren und Reportern, aber auch von Trainern, Funktionären und Zuschauern geforderte Aggressivität und der bedingungslose kämpfe- rische Einsatz im Foulspiel, wird dies meist toleriert und unkommentiert belassen, wenn es keine nennenswerten Folgen nach sich zieht, wie etwa in Form von Verletzungen oder durch Reaktionen des Schiedsrichters mit gelben und roten Karten. Ähnliches stellte PILZ (1983, 62) in bezug auf die mediale Aufarbeitung von Fouls fest, wenn er schreibt, dass brutal und gewalttätig nur noch die folgenschweren Fouls sind, während all die anderen bösartigen und oft noch übleren Fouls, die aber keine sichtbaren Folgen haben, unerwähnt bleiben. Sämtliche Medien verurteilen den Spieler, der gefoult hat, auf das Schärfste, und werden zum vehementen Anwalt von Fairness. Diejenigen, die versuchen, solche Fälle zu relativieren, werden ins „moralische Abseits“ gestellt. Dabei wird nicht registriert, dass ein nicht unbeträchtlicher Teil des eigenen Berufsstandes der Sportberichterstatter auch durch die Forderung nach Aggressivität stetig den Boden für Gewalt mit vorbereitet. Aber auch bei den vermeintlichen weniger harten Formen von Gewalt, die vielfach unter „Unfairness“ gefasst werden, verdeutlicht sich ein problematischer Trend. Zunehmend werden die Grenzen zwischen Fairness und Unfairness verschoben — teilweise stillschweigend akzeptiert, teilweise verständnisvoll bis wohlwollend durch Sportberichterstatter aller Medien kommentiert. Im Sport existieren zwei nur bedingt vereinbare Wertsysteme, die durch das Regelwerk in einer meist labilen Balance gehalten werden. Das erste ist repräsentiert durch Aspekte wie Fairness, Teamgeist, Kameradschaft, Ehre u. a., das zweite durch Begriffe wie Härte, Einsatzbereitschaft, unbedingter Siegeswille und Unfairness. Unter dem Einfluss zusätzlicher Faktoren im heutigen Sport, z. B. hohe materielle Anreize, hat das zweite Wertsystem seinen Wirkungsbereich nachhaltig auf Kosten des ersten erweitert. Die Verschiebung dieser Grenzen und die daraus resultierende Zunahme instrumenteller Gewalt und Unfairness im Sport wird von Sportjournalisten weitgehend unreflektiert als selbstverständlich hingenommen. Vor allem im Fußball, Handball, Eishockey und neuerdings auch im Tennis kann dies registriert werden. In der Berichterstattung zeigt sich eine nicht immer nur stillschweigende Akzeptanz permanenter Regelüberschreitung und der Verschiebung sportlicher Normen in Richtung der Unfairness. Sehr oft wird auch, insbesondere beim Fußball, das Nichtvorhandensein von Gewalt betont („außerordentlich faires Spiel“,...“ hatte der Schiedsrichter wenig Mühe mit der Begegnung“). Es zählt aber schon geradezu zu den Stereotypen der Berichterstattung, daß dieses positive Herausheben von Gewaltfreiheit meist gleich wieder relativiert oder ad absurdum geführt wird. Insbesondere in der zusammenfassenden Hörfunk- und Fernsehberichterstattung wird die Betonung von Fairness unmittelbar kontrastiert mit Aussagen bzw. Bildern über die Fouls, die „dennoch“ vorgekommen sind, oder mit der Nennung der oft nicht geringen Anzahl von gelben Karten, die der Schiedsrichter vergeben hat („Insgesamt ein sehr faires Spiel — nur drei gelbe Karten“/,,Trotz der vier gelben Karten ein alles in allem außerordentlich faires Spiel“/,,Es ist ein gelbes Kartenfestival geworden hier, obwohl es, wie ich eben schon sagte, kein unfaires Spiel ist“). „Unfairness“ liegt für viele Sportjournalisten erst dann vor, wenn über besonders schwere Folgen von Gewalt zu berichten ist. Das vielfache Überschreiten oder Missachten des sportlichen Regelwerks allein ist für sie noch kein Indiz für „Unfairness“. Gelegentlich werden sogar unfaire Verhaltensweisen (Beispiel: „Elfmeter-Schinden“ im Fußball) positiv bewertet und geradezu bewundernd als „Cleverness“ bezeichnet. Militärische Fachterminologie („Deutsche Panzer rollten Saudis nieder“, „Der Bomber der Nation“), umgangssprachliche Gewaltbegriffe sowie Formulierungen aus der Vulgärsprache gehören zum vielgenutzten Repertoire der Sportberichterstattung — vornehmlich in der Boulevardpresse Manfred BLÖDORN (1984) bezeichnet den Vorwurf, der „Evergreen der Kulturkritik an der Sportberichterstattung“, der Sportjournalismus, bediene sich in hohem Maße eines aus Lehnwörtern aus der Kriegsberichterstattung bestehenden Vokabulars, als „weitgehend überholt“. Der Behauptung, die Sportjournalisten hätten die o. g. Kritik längst rezipiert und die notwendigen Folgen für die Praxis ihrer Arbeit gezogen, kann aufgrund des Materials dieser Untersuchung nur deutlich widersprochen werden. Etliche Formulierungen aus diesem Bereich dienen dabei nicht, wie zu erwarten wäre, der Beschreibung sportlicher Handlungsabläufe in Sportarten, in denen sie aufgrund des Kampfcharakters noch andeutungsweise sinnvoll wären (z. B. Fußball, Eishockey), sondern als Aufmacher für Ereignisse im Umfeld des Sports (z. B. Meinungsverschiedenheiten zwischen Sportlern und Trainern) bzw. zur Etikettierung von Sportgeschehen, das sogar weitgehend frei ist von Varianten physischer Gewalt (z. B. Tennis). Ein weiterer Trend der medialen „Gewaltaufarbeitung“ zeigt, dass die Ursachen von Gewalt im Sport und seinem Umfeld weniger von Interesse sind und, außer in der überregionalen Tagespresse, kaum erörtert werden. Gegenstand der Sportberichterstattung sind vorwiegend die Symptome von Gewalt und die Folgen, womit Auswirkungen auf den Verlauf und den Ausgang von Sportereignissen, aber auch Personen- und Sachschäden gemeint sein können. Gewaltereignisse ohne „nennenswerte Folgen“ sind dagegen weniger der „Rede oder des geschriebenen Wortes wert. Eine bemerkenswerte Ausnahme stellen in diesem Zusammenhang einige Beiträge in der überregionalen Tagespresse dar, die teilweise höchst kritisch die eigenen Kollegen und deren Verhältnis zu Gewalt und Unfairness im Sport unter die Lupe nehmen. Vorrangig in der Live-Kommentierung internationaler Wettkämpfe (insbesondere im Fußball) mit bundesdeutscher Beteiligung lässt sich gelegentlich folgende Tendenz erkennen: Es existiert ein Trend zur Verharmlosung der Gewalt der „eigenen“ Mannschaft und einer wesentlich stärkeren Verurteilung von Gewalt der »fremden“ Mannschaft. Durchweg sind die Sympathien des jeweiligen Reporters deutlich erkennbar. Zu kritisieren ist keinesfalls die Sympathie oder sogar die Identifikation mit einer Mannschaft, sondern die daraus resultierende gelegentlich emotional-manipulative Berichterstattung im Bereich „Foulspiel und Kommentare“. Eine solch einseitige Parteinahme in Form eines unterschiedlichen Maßstabes im Hinblick auf die Beurteilung von Gewalt, wie sie z. B. auch von JESTAEDT (1985) in seiner Analyse der Hörfunkberichterstattung über die Fußballeuropameisterschaft 1984 diagnostiziert wurde, findet sich auch im vorliegenden Untersuchungszeitraum. Zwar gab es im Dokumentationszeitraum keines jener besonders gravierenden „Negativereignisse“ im Umfeld von Fußballfans, aber bemerkenswert ist, dass jedes Ereignis, auch dasjenige, das noch so randständig mit Fußballfans zu tun hat, das noch so weit entfernt ist, für sämtliche Medien Nachrichtenwert hat. Dieser Tatbestand gilt in besonderem Maße für die Tagespresse und hier vor allem für die Boulevardzeitungen. Auch wenn ein Fußballfan außerhalb der eigentlichen Fußballszene in ein schlagzeilenträchtiges Ereignis (z. B. Verbrechen) verwickelt ist, wird vorrangig seine Fußballanhängerschaft hervorgehoben. Dabei ist es gleichgültig, ob der Betreffende Opfer oder Täter ist. Der „Fußballfan“ eignet sich aufgrund seines vor allem von den Medien vermittelten Negativimages insbesondere für die Boulevardpresse hervorragend als verkaufsfördernder Aufmacher. Die festgestellten Tendenzen im Hinblick auf die „Gewaltverarbeitung“ der Sportberichterstattung verdeutlichen ein oft problematisches Verhältnis zwischen Informationspflicht und Informationsmoral. Es ist sicherlich illusionär anzunehmen, dass in den Bereichen der Medien (etwa in der Boulevardpresse), in denen herausgehobene und extreme Darstellung von Gewalt ein zentraler Faktor der Verkaufspolitik ist, Grundlegendes zu ändern sei. Vor allem bei Hörfunk und Fernsehen erweist sich aber die Mehrzahl der zu kritisierenden Tendenzen der Berichterstattung weniger medienspezifisch bedingt als vielmehr durch den persönlichen Stil und die individuelle Arbeitsweise des jeweiligen Journalisten geprägt. Hier sollten sich bei entsprechender Aufarbeitung, etwa innerhalb eines Redaktionsteams, durchaus Möglichkeiten bieten, auf die Problematik hinzuweisen, um eine differenziertere und vielleicht auch sachlichere Auseinandersetzung mit der „Gewalt“ zu initiieren. Insgesamt sind die gegenwärtig feststellbaren Trends in bezug auf die Darstellung von Gewalt im Sport weitgehend durch die Aufweichung sportlicher Regeln und Normen und einer Tendenz zum selbstverständlichen Akzeptieren von Unfairness gekennzeichnet. Wird Gewalt kritisiert, geschieht dies in einer Form, die die Schuld nahezu ausschließlich beim einzelnen Sportler oder einer Mannschaft sucht, kaum bei den zugrundeliegenden Strukturen, Problemen, Zwängen und Abhängigkeiten des modernen Hochleistungssports. Diese Individualisierung des Gewaltproblems, das letztlich nur Symptome aufzeigt, lenkt von den komplexen Ursachen ab und ist kaum dazu angetan, eine Trendwende hin zu weniger Gewalt zu initiieren, zumal auch eine Tendenz recht deutlich ist; für viele Journalisten ist die negative, die Gewaltnachricht, die gute Nachricht. 5. Kritischer Kommentar Der Bundesligakommentar: Die ganz normale Perversion der Fairneß (Frankfurter Allgemeine Zeitung 2. 12. 1985) FAZ FRANKFURT. Halbzeit in der Fußball-Bundesliga, Minuten zum Nachdenken, für Lob und Tadel, Ansporn und Mahnung. Die Pause zwischen Vor- und Rückrunde ist diesmal so kurz wie die Bedenkzeit zwischen zwei Halbzeiten, eigentlich gar keine Pause, zumindest nicht für gründliche Analysen und Korrekturen. Nachholspiele folgen in den nächsten Tagen, der erste Ruckspieltag beginnt schon am Freitag. Bis April muß man am Ende sein, im Mai soll schließlich bei der Weltmeisterschaft in Mexiko ein neuer Anfang gemacht werden. Die Hetzjagd durch die Zeit paßt zur Hetze auf dem Spielfeld. Da bleibt auch kaum noch Zeit zur Besinnung, zum Beispiel auf ein schöneres Spiel, sonst ist der Ball weg. Franz Beckenbauer wird nicht müde, diese erschwerenden Zustande als mildernde Umstände ins Leistungsbewusstsein der Zuschauer zu rufen. Die Fußball-Anhänger müssen also hin- und hergerissen sein. Sollen sie das Wachstum der Schnelligkeit einfach als adäquaten Ausgleich für den Verlust an Ästhetik anerkennen? Das fällt schwer. Zumal doch immer wieder Spiele einen Strich durch die Rechnung machen. Wie in dieser Woche Mönchengladbach gegen Real Madrid und Bayern München oder Bremen gegen Stuttgart. Siehe da, schön, schnell und erfolgreich passt doch zusammen. Die Anhänger müssen noch mehr in sich zerrissen werden: Warum sind solche Spiele denn nicht häufiger möglich, warum sind sie nur die Ausnahme? Könnte man sie nicht zur Regel machen? Das ist leichter gesagt als getan. Tückischerweise wehrt sich die Mehrzahl der Konkurrenten mit allen Kräften (und vor allem mit denen und weniger mit Ideen) dagegen, dass die Zuschauer solche Bescherungen häufiger erleben. Denn in Madrid, München und Stuttgart hat man sie gar nicht als schön empfunden, dort wird man jetzt, soweit die knappe Zeit es zulässt, die Spieler zur Besinnung bringen wollen. Da werden sie zum Beispiel daran erinnert, dass auch das Zerstören und Verhindern eines Spiels eine Leistung ist, ja oft geradezu notwendig, wenn man in diesem Geschäft Erfolg haben will. Das Prädikat „gut“ verleihen Trainer nach ganz anderen Kriterien als Zuschauer. Zeugnisse des Widerstandes gegen mehr Sehenswürdigkeiten und damit gegen die Interessen des Publikums liefert schon die Statistik dieser BundesligaVorrunde genug: Der Rückgang der Treffer sowie die neue „Blüte“ der Roten und Gelben Karten, aber auch der Verletzten und der Elfmeter. In dieser Liste fehlen noch etliche Platzverweise und Verwarnungen, zu denen Schiedsrichter nicht den Mut hatten. Viele Trainer, Spieler und andere Vereinsangehörige sehen die prägnante Zwischenbilanz dieser Saison ganz anders. Sie sehen darin vor allem eine neumodische Überempfindlichkeit der Unparteiischen gegen „ganz normale Fouls“, gegenüber Spielern, die ihre „Pflicht und Schuldigkeit“ beim Toreverhindern tun, denen „notwendige“ Fouls halt mal „unabsichtlich“ und allenfalls aus „Ungeschicklichkeit“ unterlaufen. Ein merkwürdiges Vokabular, das da Spielern von Augenthaler bis Buchwald und Trainern von Lattek bis Schlappner unterläuft. Normal, Pflicht, notwendig, ungeschickt sind Fouls denn gar keine Vergehen, die bestraft werden müssen, sondern reguläre Bestandteile dieses Spiels? Sind sie inzwischen ein Recht, ein Gewohnheitsrecht? Von dieser Begriffsverwirrung und Geistesverwirrung sind auch Reporter angesteckt, wenn sie davon reden, dass ein Spieler die „Notbremse ziehen musste“. Oder wenn einer, wie am Wochenende ZDF „Hofberichterstatter“ Töpperwien, seine Kritiklosigkeit so weit treibt, dass er die Unfairness von Burgsmüller, der einen Elfmeter für Bremen schauspielernd errang, noch als Tugend eines „Schlitzohrs“ preist. Beim Thema Fairness ist offensichtlich kein Gipfel der Perversion zu hoch, da wird das Fußballspiel zum absurden Theater, dessen einzige Logik im Erfolgszwang besteht. Da kann ohne weiteres der fromme Sportlerspruch, nach dem der Bessere gewinnen möge, umgedreht werden: Der Bessere darf nicht gewinnen. Die Beteiligten können derartige Vorhaltungen in der Regel nicht begreifen. „Ja, soll man denn den Gegenspieler davonlaufen lassen?“ Warum eigentlich nicht? Wer besser ist, sollte eigentlich dafür belohnt werden. Wie der schnellste Schwimmer oder der beste Hochspringer. Das soll nicht vergleichbar sein, weil doch Gegner zum Fußball gehören? Das sei ein Männersport, pflegen Trainer gewisse Härten zu verteidigen. Aber ist es völlig normal, dass man einem besseren Konkurrenten Knüppel zwischen die Beine werfen darf, ohne dafür eine angemessene Strafe befürchten zu müssen? Der Gefoulte bekommt in der Regel und von der Regel nur den Ball zurück, den er ohnehin schon hatte. Ist das ein gerechter Lohn? Wird nicht die „Leistung“ des Diebs höher honoriert? Macht da die bessere Leistung überhaupt noch Sinn? Vielleicht hat dieses merkwürdige Spiel auch deshalb Schwierigkeiten, seine Zuschauer zu überzeugen. Es kann noch einige Denkpausen gebrauchen. Pausen zum Denken, nicht Pausen vom Denken. 6. Zusammenfassung, Kritik, Ausblick – Diskussion Intensive und längerfristige Analysen der gesamten Sportberichterstattung erscheinen im Hinblick auf Einordnung und Bewältigung von Gewalt dringend nötig. Daneben müssen Presseseminare und Fortbildungsveranstaltungen für Sportjournalisten durchgeführt werden, um den Journalisten das Problem von Sport und Gewalt aus der wissenschaftlichen Sichtweise her bewusst zu machen, um den Prozess der Selbstbesinnung und der Verantwortungsbereitschaft zu fördern. Dabei müssen gemeinsame Vorstellungen entwickelt werden, wie dem Problem der Gewaltdarstellung in den Medien, vor allem dem Problem der Intensivierung und Vermehrung solcher Handlungen und möglicher negativer Auswirkungen entgegengesteuert werden kann. Die Journalisten müssen in ihrer Verantwortung bezüglich der Informationsmoral bestärkt werden. Es ist zu empfehlen, dass der Rückgriff auf das Herausstellen von Gewalthandlungen im Interesse der Dramaturgie der Sportberichterstattung unterbleibt oder in eine adäquate Darstellung einbezogen wird. Bei der Kommentierung von gewalttätigen Handlungen und Regelverstößen sollten die Sportjournalisten darüber aufgeklärt werden, dass dies zur Verharmlosung oder Legititmierung solcher Verhaltensmuster beitragen kann. Dem Gedanken des Fairplay ist mehr Rechnung zu tragen. Die Sportjournalisten müssen sich des Konflikts zwischen Informationspflicht und Informationsmoral verstärkt bewusst werden. Über Ursachen und Bedingungen von gewalttätigen Handlungen, von bewussten Regelverletzungen, absichtlichen Fouls, von Betrügereien im Wettkampfsport muss ausführlicher und nachhaltiger aufgeklärt werden, Probleme des Einhaltens von Fairness müssen aufgezeigt werden. Weder Moralisieren, noch Verharmlosen und Propagieren einer heilen Welt sind gefragt, sondern ein kritisches Auseinandersetzen mit Ursachen und Bedingungen von Gewalt und Unfairness. Der Sportausschuss des Deutschen Bundestages fordert in seiner Entschließung vom 19. 3. 1986: „Die Medien müssen sich ihrer Verantwortung bei der Übertragung von Sportveranstaltungen und der Behandlung eventuell auftretender Ausschreitungen bewusst werden.“ Dies setzt eine entsprechende Ausbildung und Schulung von Sportjournalisten voraus. In einer solchen Medienerziehung ist über die Wirkung von Gewaltdarstellungen in den Medien aufzuklären, da diese gewaltorientierte Art von Berichterstattung wenig dazu angetan ist, auch nur noch entfernt Vorbildcharakter für Kinder und Jugendliche zu haben. In Bezug auf die Berichterstattung über Fußball-Fans ist eine sachgerechtere Berichterstattung zu fordern. Sie muss Vorrang vor einer marktwirtschaftlichen und dramaturgischen Inszenierung in den Medien haben. Dies gelingt, wenn das verengte Bild des „saufenden, grölenden und randalierenden“ Fans als eines ausgegrenzten Jugendlichen aufgegeben wird und verstärkt auch über produktive Fan-Aktivitäten berichtet wird, wenn die breite Palette des Fan-Alltags mehr in den Blickpunkt gerückt wird. Erste politische Erfahrungen haben Fan-Projekte dann erzielt, wenn sie durch gerichtete Medienarbeit verstärkt auch positive Berichte über Fans in den Tageszeitungen unterbringen konnten. Es ist zu fordern, dass die Wiedergabe von Polizeiberichten über Fan-Verhalten einer Gesamtwürdigung weichen muss, die das breite Spektrum subkultureller Verhaltensweisen zeigt. So könnten auch Gewalttätigkeiten relativiert werden und einer realistischen Schilderung von Fans Platz machen und damit auch ein gefährliches Angstklima, das leicht zu Fehlreaktionen führen kann, verhindern, zumindest aber abbauen. Diskussionsansatz: Soll die Sportberichterstattung weiterhin mehr die Spiegelung der Realität erfüllen oder sich mehr seiner bewertenden und beurteilenden Aufgabe widmen? Literatur: Hahn, E., Pilz, G. A., Sollwerk, H.J. & Weis, K. (1988). Fanverhalten, Massenmedien und Gewalt im Sport. Schriftreihen des Bundesinstitutes für Sportwissenschaften. 1. Aufl.. Schorndorf: Hofmann. Lenk, H. & Pilz, G. A. (1989). Das Prinzip Fairneß. Zürich: Edition Interfrom. Osnabrück. Pilz, G. A. (1983). Sportjournalismus – oder die Unfähigkeit zur kritischen Distanz. In Mentz, S. (Hrsg.), Die Sportberichterstattung im Siegel der Öffentlichkeit (S. 57-83). Loccumer Protokoll 14/1983, Loccum. Volkmar, M. (1981). Der Einfluß der Sportberichterstattung auf Sportler und Zuschauer. In Binnewies, H. (Red.). Sport und Massenmedien (S. 17-29). Ahrensburg. Volkmar, M. (1982). Der Einfluß der Sportberichterstattung auf Sportler und Zuschauer. In Pilz, G. A. (Hrsg.). Sport und körperliche Gewalt (S. 93-99). Reinbek, 2. Aufl. 1986. Seifart, H. (1983). Moral - ein ungelöstes Problem in der (Sport-) Berichterstattung. In Mentz, S. (Hrsg.). Die Sportberichterstattung im Siegel der Öffentlichkeit (S. 83-93). Loccum.