Anthropologie - Erziehung

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Anthropologie
Die Anthropologie fragt nach der Besonderheit, dem Wesen und der Bestimmung des Menschen
1. Biologisch – anthropologischer Ansatz
Ansatz beruht auf der Kausalität, d.h. der Entwicklungsverlauf wird durch einen UrsachenWirkungszusammenhang bestimmt.
1.1. Kennzeichnung des Menschen
-
-
Mensch unterliegt der selben Evolution, die sich in der Natur allgemein zeigt.
Individualentwicklung (Ontogenese) eines Lebewesens vollzieht sich als Rückblick auf die
Stammesgeschichte (Phylogenese)
Mensch ist gegenüber dem Tier benachteiligt, beim Menschen zeigt sich ein Mißverständnis zwischen
Umweltanpassung und Instinktausstattung
 HERDER: „Der Mensch ist ein Mängelwesen.“
GEHLEN: „Mensch mit mangelhafter Ausstattung mit organischen Waffen, rückgebildeten Instinkte
und bescheidenen Sinnesleistungen.“
PORTMANN: Der Mensch erreicht erst ein Jahr nach der Geburt den Ausbildungsgrad, den ein
anderes Säugetier schon bei der Geburt hat.
 „Mensch ist eine physiologische Frühgeburt.“
1.2. Konsequenzen für die Erziehung
-
erziehungsbedürftig: wegen fehlender Instinkte müssen dem Menschen durch Erziehung richtige
Verhaltensweisen übermittelt werden.
erziehungsfähig: Mensch ist fähig Eigenerfahrungen, aber auch Fremderfahrung zu machen
erziehungspflicht: Da der Mensch in Fremderfahrung lernen kann, muß die ältere Generation bereit
sein, Wissen und Erfahrungen der nächsten Generation weiterzugeben.
2. Philosophisch – anthropologischer Ansatz
Ansatz geht auf die Entelechie zurück, d.h. Zukünftiges bestimmt das Gegenwärtige, nicht Ursache,
sondern Ziel!
Der Mangel an Instinkten ist die Voraussetzung für:
- menschliche Entfaltungsmöglichkeit
- menschliches Handeln
- menschliche Freiheit und Verantwortung
STAUDINGER: „Nicht durch einen Mangel an biologischer Ausstattung, sondern durch eine positive
Besonderheit, durch seinen Geist, wird der Mensch zum Menschen.“
2.1. Kennzeichnung des Menschen
(1) Offenheit des Verhaltens (homo philosophus)
-
negative Deutung des Fehlens der Instinkte wird durch den Begriff der Offenheit überwunden
Mensch ist frei von starrem Reiz- Instinkt- Schema
Offenheit wird zum wesentlichen Kennzeichen einer Person
Offenheit heißt, Variationsmöglichkeiten im Handeln zu haben
Offenheit überwindet die Determiniertheit des Menschen, er kann Fragen stellen
KANT: „Was kann ich wissen, was soll ich tun, was darf ich hoffen.“
 Die Frage fragt nach dem Sinn, der Sinn kann noch offen sein
(2) Freiheit, Fähigkeit zum Handeln (homo individualis)
-
Mensch kann Handeln, das Tier zeigt ein Verhalten auf Reaktionen aus der Umwelt
Mensch bewältigt die Welt durch Denken und Handeln
PIAGET: „Denken geht aus dem Handeln hervor.“
Handeln bedeutet sich von der Abhängigkeit zu lösen  Freiheit
Der Mensch entscheidet selbst, was gut oder schlecht für ihn ist
Freiheit bedeutet auch Verantwortung, gegen die sich der Mensch nicht stellen kann
 Die Freiheit ist die Freiheit, sich nach verschiedenen Sinnmöglichkeiten zu entscheiden
(3) Dialogizität (homo sozialis)
-
-
Mensch muß sich in seinem Handeln für richtiges und falsches entscheiden
Um sich selbst zu reflektieren, braucht er die Gemeinschaft anderer (ARISTOTELES: „zoon
politicon), braucht er „die Hilfe von Seiten einer anderen Person zur wesensgemäßen
Selbstverwirklichung“ (Fritz STIPPEL).
Nur im Sinne der „vom DU zum ICH“- Komponente kann sich der Mensch selbstverwirklichen
 „Du Bezug“ ist Dialog über die menschliche Möglichkeit, Sinn zufinden
(4) Geschichtlichkeit (homo historicus)
-
Mensch gelangt durch die Offenheit in den Prozeß der Geschichtlichkeit
Er besitzt ein Bewußtsein für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft  Religion
 Erfahrung eines Sinnes, der sich im irdischen Leben entzieht
2.2. Konsequenzen für die Erziehung
-
erziehungsbedürftig: begründet sich in der Offenheit des Menschen, aber nicht als Kompensation für
den Mangel, sondern als Folge der positiven Bestimmung des Menschen als weltoffenes Wesen
erziehungsfähig: Dialogizität begründet, warum der Mensch erziehungsfähig ist
erziehungspflicht: Verantwortung des Erwachsenen gegenüber dem Heranwachsenden
 Der Mensch ist auf Sinnsuche, strebt Persönlichkeitsentfaltung = Bildung an
 Um dem Menschen im Sinne der interpersonalen Erziehung dabei zu helfen, bedarf es der
Anerkennung der Personalität und Individualität des Menschen.
3. Personalität und Individualität
Der Mensch ist gekennzeichnet durch Personalität und Individualität
3.1. Personalität
-
Alleine dass der Mensch eine Person ist, unterscheidet er sich vom Tier. Personalität kommt allen
Menschen zu
Person sein entfaltet sich in der Ganzheit von Leib, Seele und Geist
 Diese Wesensmerkmale lassen sich im Begriff Personalität zusammenfassen
SCHRÖDER: „Personalität ist die Grundbestimmung (existentiell, unveränderlich, unterschiedslos) des
Menschen, die ihn von allen Lebewesen unterscheidet, ihn in seiner Ganzheit betrifft und sein Verhältnis
zur Welt und sein Handeln in der Welt bestimmt.“
3.1.1. Merkmale der Personalität
Personale Würde (= Dignität)
- kommt jedem Menschen zu, auch wenn er nicht den gesellschaftlichen Wertvorstellungen entspricht
(geistige Behinderung)
- Jeder Mensch hat seinen Eigenwert
Gerichtetheit
- jeder Mensch besitzt eine Gerichtetheit auf der „Seins“-Gesetzlichkeit
- jeder Mensch besitzt eine Gerichtetheit auf die „Sollens“-Gesetzlichkeit  Sphäre
Geistbetroffenheit
- Mensch kann sich unabhängig von seiner augenblicklichen geistigen Entfaltung denkend und
schöpferisch mit der Welt auseinandersetzen
3.1.2. Personalität und Erziehung
-
Personalität kann nicht durch Erziehung entwickelt werden, auch nicht verändert
Erziehung muß die Personalität anerkennen
Ziel: Hilfe bei der Entfaltung zur Persönlichkeit
Umsetzung:
 Vermeidung jeglicher Diskriminierung  Lehrerpersönlichkeit
 Respektieren des persönlichen Bereichs beim Schüler
 Sozial-integrativer Erziehungsstil
 Angst- und Repressionsfreiheit im Unterricht und Schulleben
3.2. Individualität (Einmaligkeit)
- Mensch unterscheidet sich in seiner Personalität von keinem anderen Menschen
- Nur durch die Individualität, also durch die Einmaligkeit, unterscheidet er sich von anderen Menschen
SCHRÖDER: „Individualität ist das Gesamt der leiblichen und seelisch-geistigen Besonderheiten, durch
welche sich jeder einzelne Mensch vom anderen unterscheidet.“
3.2.1. Merkmale der Individualität
Strukturiertheit
- die Strukturiertheit ergibt die Unterschiedenheit einer Individualität von der anderen
- in der Individualität ergeben sich Teilbereiche und schaffen somit die Struktur der Individualität
Ganzheitlichkeit
- Teilbereiche des Individuums sind nicht isoliert und unabhängig voneinander.
- Teilbereiche erfüllen ihre Funktion nur immer mit anderen Teilbereichen.
Bezogenheit
- die individuelle Entfaltung ist abhängig von Faktoren, die von der Welt her wirksam werden
- Der Mensch wirkt auf die Welt, und sie wirkt auf ihn ein
Einmaligkeit
- Alle Menschen unterscheiden sich in ihrer individuellen Entfaltung
Zufälligkeit
- Jeder Mensch entwickelt sich zufällig; wie er sich entwickelt hängt von den Erbanlagen, der Umwelt
und den erzieherischen Maßnahmen ab
Veränderlichkeit
- Jeder Mensch ist veränderlich in seiner Individualität. Sie ist ein stetiger Prozeß
3.2.2. Individualität und Erziehung
-
Alleine die Individualität ergibt die Möglichkeit der erzieherischen Einwirkung
Erziehung kann sich nur auf das Variable im Menschen, d.h. auf seine Individualität erstrecken
Erziehung ist begrenzt durch die Gegebenheiten der Individualität
Erziehung ist nur dann effektiv, wenn sie diese individuellen Gegebenheiten weitgehend
berücksichtigt
Ziel der Erziehung: keine Normierung, sondern eine Förderung der individuellen Merkmale
Umsetzung (speziell durch Differenzierung  Prinzip der Differenzierung):
 Einbringung des Entwicklungsstandes und der Interessenslage bei der Auswahl der Unterrichtsinhalte
 Berücksichtigung der Verständnisfähigkeit der Schüler
 Abstimmung des Schwierigkeitsgrades der Aufgaben auf das persönliche Fähigkeits- und
Anspruchsniveau
 Übereinstimmung der Lehrgeschwindigkeit mit der individuellen Lerngeschwindigkeit
 Allgemeine Förderung aller Bereiche der Individualität
 Gezielte Förderung spezifischer Begabungsschwerpunkte
 Vermeidung von Über-Unterforderung
Fazit:
Personalität und Individualität sind nicht im Sinne der Ganzheit voneinander zu trennen.
Fundierung der Individualität in der Personalität des Menschen
Erziehung: „Anerkennung der Personalität und Berücksichtigung der Individualität“
Erziehung
1. Definition
Einleitung (Ver. Kindheit, Humanisierung in der Schule, Auslesprinzip und Erzie. vertragen sich nicht)
- Erziehung kann nicht problemlos definiert werden, da der Begriff mit verschiedenen Vorstellungen
verbunden ist
BREZINKA: „Begriffsverwirrung im Problemkreis Erziehung“
- lat. „educare“ = Höherführen
ZÖPFL: „Erziehung ist personale Hilfe, die die Grundlage für eine positiv-kritische Lebenseinstellung
gibt und zur Weltorientierung und Sinnfindung führt.“
BRECINKA: „Erziehung ist Lebenshilfe; soziale Handlungen von Personen sollen anderen Personen die
Förderung der Persönlichkeit ermöglichen.“
SPECK: „Erziehung ist gerichtete soziale Interaktion, der die Intention zu Grunde liegt, einen anderen
Menschen in seiner Entwicklung und in seiner Verwirklichung rechten Lebens zu fördern und zu stützen.“
KOBI: „Erziehung als Haltung, als gegenseitiges Aushandeln von Gestaltungsmöglichkeiten, Erziehung
als gemeinsam vollzogener Gestaltungsprozess, Erziehung als stimulativer Vorgang, Erziehung gibt
Impulse, Zögling kreiert innerhalb seines Gestaltungsrahmens seine eigene Mustergültigkeit.“
 Arbeitsdefinition: Erziehung ist Hilfe bei der Entwicklung zur Persönlichkeit
(1) Hilfe
- Erzieher nimmt sich dort, wo keine Hilfe gebraucht wird, zurück
- Erziehungsmaßnahmen können von anderen, von sich selbst oder von Kulturgütern
ausgehen
- Erziehung kann absichtlich (intentional) oder unbeabsichtigt (funktional) sein
funktionale Erziehung: bezeichnet die von selbst (unbewußt und nicht absichtsvoll) gegebenen
Einwirkungen eines Kulturkreises, einer Gesellschaft mit ihrem spezifischen Lebensstil, ihren Normen
und Erwartungen an die Person. (z.B. Verhalten des Lehrers führt zur Nachahmung durch den Zögling)
intentionale Erziehung: bezeichnet alle absichtsvollen bewußten Maßnahmen (Zielsetzung in die
Zukunft) der pädagogischen Beeinflussung einer Person
(2) Entwicklung
- Veränderung in quantitativer und qualitativer Hinsicht
- Zeitliche Dimension: Entwicklung kann auch stagnieren
(3) Persönlichkeit
- Stellt das Ziel der Erziehung dar (ICH- Kompetenz, Soziale- Kompetenz,
Sachkompetenz, Kommunikative Kompetenz, Lebens- und Naturbejahung, Religion und
Sinnfindung, Ästhetisches Erleben)
2. Erziehungsmodelle
2.1. Handwerkliche Konzeption („passe das Kind an“)  Prinzip des Empirismus
-
-
Der Erzieher erhält die Fähigkeit, Möglichkeit und Freiheit zugesprochen, aus allem alles zu machen.
Der Zögling wird als ein formbares Material aufgefaßt, das bildbar, formbar, gestaltbar und
schließlich herstellbar wird.
Die handwerkliche Konzeption geht davon aus, dass durch planmäßige Anwendung der richtigen
Methode bei ausreichender Materialkenntnis und genügender Ausdauer das angestrebte Ergebnis
erreicht wird.
Die Ziele für die Formung des Menschen liefert die Ethik, die Materialkenntnis liefert die
Psychologie.
 Würde man Erziehung als eine bloße Anpassung und Formung des Menschen an gesellschaftliche
Normen verstehen, so würde man den Menschen in seinem Wesen verletzen, man würde ihm die
Freiheit und die Würde absprechen.
2.2. Organische Konzeption („lasse das Kind nur wachsen“)  Prinzip des Nativismus
-
Der Zögling wird als Analogie zur Pflanze gesehen.
Der Mensch entfaltet sich von innen her nach einem in ihm angelegten Ziel.
Aufgabe des Erziehers ist, nicht direkt auf den Menschen einzuwirken, sondern ihn vor Schädlingen
und Gefahren zu bewahren, die diesen Entwicklungsprozess stören könnten.
 Erziehung bedeutet einen Wachsenlassen, alle Bahnen der Entwicklung sind von vornherein schon
festgelegt.
2.3. Personale Konzeption („führe das Kind in Verantwortung zur Entscheidungsfähigkeit“)
-
Die entscheidendste Bedingung für Erziehung ist die Dialogizität des Menschen (vgl. Anthropologie).
Der Mensch ist auf andere angewiesen, er kann erst mit der Hilfe anderer zu sich selbst finden.
Die Selbstverwirklichung bzw. Selbstfindung erfüllt sich also immer im Dialog mit anderen (Martin
BUBER: „vom Du zum Ich“).
3. Erziehungsstil
Erziehungsstile bezeichnen die dominante Form konkreten erzieherischen Verhaltens in der Interaktion
mit Kindern.
3.1. Autoritär (autokratisch)
 Lehrer: starke Lenkung und Kontrolle; hält sich abseits von der Gruppe; Lob und Tadel nach
persönlichen Gesichtspunkten
 Schüler: große Leistungsquantität bei geringerer Motivation; starke Rivalität beim „Punktesammeln“
beim Lehrer  negative soziale Verhaltensweisen
3.2. Sozial-integrativ (demokratisch)
 Lehrer: Offenheit gegenüber allen Meinungen; alle Probleme und Mitteilungen werden in der Gruppe
diskutiert, partnerschaftliches Verhältnis zwischen Erzieher und Zögling
 Schüler: höchste Arbeitsmoral; geringere Produktionsmenge, aber dafür bessere Qualität; soziale
Verhaltensweisen
3.3. Antiautoritär (laissez-faire, gleichgültiger Erziehungsstil)
 Lehrer: völlige Freiheit für alle Schüler; nimmt nicht an den Arbeitsprozessen teil, Desinteresse,
keine Regeln im Ablauf,
 Schüler: geringes Arbeitsverhalten; Orientierungslosigkeit; mangelhafte Gruppenstruktur
 ein reiner Erziehungsstil ist in der Wirklichkeit nicht möglich, es gibt immer Mischformen!
4. Begründung für Erziehung
4.1. Historische Begründung
Von verschiedenen Pädagogen hat es schon immer Forderungen an Erziehung gegeben
-
Mittelalter: Erziehung als Disziplinierung und Zucht
ROUSSEAU: Forderung nach Wachsenlassen des Kindes
PESTALOZZI: Schulen müssen ähnlich einer Wohnstube gestaltet werden (Wohnstubenerziehung)
(Kopf, Herz, Hand)
HUMBOLDT: Erziehung als höchstmögliche Realisierung von Humanität, sie soll zur allgemeiner
Menschbildung führen
KERSCEHNSTEINER: Charakterbildung durch Selbsttätigkeit
Heute: vor dem Hintergrund der veränderten Kindheit muß dem Erziehungsauftrag besondere
Bedeutung zu kommen
 Erziehungsauftrag unterliegt in Inhalt und Gewichtung dem Wandel der Zeit (z.B. 60/70er Jahre:
Wissenschaftsorientierung; 80er Jahre: Schülerorientierung)
4.2. Anthropologische Begründung
-
Mensch ist auf Sinnsuche, Selbstverwirklichung = Bildung
Erziehung soll als Angebot gelten, bei der Persönlichkeitsentfaltung zu helfen
4.3. Pädagogische Begründung
-
Mensch ist erziehungsbedürftig
Die Pädagogik klärt die Ziele der Erziehung und der Erziehungsmaßnahmen
4.3. Soziologische Begründung
Weitergabe tradierter Normen, Werte, Verhaltensmuster und Kulturgut  Enkulturation
4.4. Rechtliche Begründung („die schulische Erziehung ist nicht dem Ermessen des Lehrers überlassen“)
-
Grundgesetz (indirekte Formulierung des Erziehungsauftrages)
Art.1 (1): Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung
aller staatlichen Gewalt.
Art.2 (1): Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit...
Art. 6 (2): Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvorderst
ihnen obliegende Pflicht. Über ihre Bewältigung wacht die staatliche Gemeinschaft
-
Bayerische Verfassung Art. 131 (1-3)
(1) Die Schulen sollen nicht nur Wissen und Können vermitteln, sondern auch Herz und Charakter
bilden.
(2) Oberste Bildungsziele sind Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor religiöser Überzeugung und vor der
Würde des Menschen, Selbstbeherrschung, Verantwortungsgefühl und Verantwortungsfreudigkeit,
Hilfsbereitschaft und Aufgeschlossenheit für alles Wahre, Gute und Schöne und Verantwortung für
Natur und Umwelt.
(3) Die Schüler sind im Geiste der Demokratie, in der Liebe zur Bayerischen Heimat und zum deutschen
Volk und im Sinne der Völkerversöhnung zu erziehen.
5. Merkmale von Erziehung

Erziehung ist kommunikatives Handeln: in einer eingeführten Kommunikationsstruktur wird
versucht, im Sinne der lernbezogenen Zielorientierung pädagogische Ziele umzusetzen.

Erziehung ist Interaktion: Lehrer und Schüler stehen in einem Beziehungsgeflecht zueinander

Erziehung ist Reproduktion: über gesellschaftliche und ökonomische Verhältnisse werden die
Beziehungen von Lehrer und Schüler bestimmt.

Erziehung geht von einem anthropologischen Weltbild des Menschen aus. Somit begründet sich die
Erziehungsbedürftigkeit in der Dialogizität, Freiheit, Offenheit, Würde und Geschichtlichkeit des
Menschen.

Erziehung ist immer ein personales Geschehen. Die Person, die zu erziehen ist, hat immer Vorrang
vor der Sache!!!
KOBI: „Nicht das Was ist wichtig, sondern das Wie“
Fritz STIPPEL: „Erziehung ist die unumgängliche notwendige Bildungshilfe von Seiten einer
anderen Person“



Erziehung ist kein bloßes Wachsenlassen. Sie weiß um die Hilfsbedürftigkeit des Menschen
(biologisches Mängelwesen)
Erziehung ist somit ein zielgerichtetes Geschehen, ein Höherführen des Zöglings.
Erziehung braucht eine Sinn –und Wertorientierung. Es gibt keine wertneutrale Erziehung. (kein
Mensch kann ohne Wertvolles, Sinnvolles und Lebenswertes leben)
 Erziehung wird zur:
- Lebenshilfe
- Bildungshilfe
- Hilfe zur Selbstverwirklichung
5.1. Schaubild zur Erziehung
Erzieher
Zögling
-
-
-
Erzieher muss sich Ziel bewußt machen
Reifevorsprung ermöglicht die Auswahl von
Erziehungszielen
Übernimmt Verantwortung
Bringt Fachwissen mit
Soll Vorbild sein
Autorität
-
-
besitzt Urteilsfähigkeit
hat Vorrang vor der Sache
besitzt Würde und Freiheit
ist ein Mängelwesen, das auf Hilfe
angewiesen ist
kann sich für oder gegen ein Erziehungsziel
aussprechen
unterschiedl. Lernvoraussetzungen
Interaktion im Dialog
Personales Geschehen
Grundidee ist die Untrennbarkeit von Erziehung und Unterricht.
Unterricht wird als ein pädagogischer Akt aufgefaßt.
Unterricht
1. Entstehung und Notwendigkeit von Unterricht
Fertigkeiten werden beim Menschen nicht vererbt, sondern jedes Verhalten muß neu erworben werden,
d.h. gelernt werden.
Das anfängliche Lernen (natürliches Lernen) ist in reale Lebenssituationen eingebunden und erfolgt ohne
direkte Instruktion  ursprüngliche Sphäre ist die „Schule des Lebens“ (PESTALOZZI).
Um bei der kulturellen Entfaltung und bei der Kompliziertheit gesellschaftlicher Zusammenhänge den
Menschen zu unterstützen, wurde eine kunstgemäße Unterweisung (Schule) geschaffen.
2. Bestimmung des Begriffs Unterricht
Unterricht ist neben Erziehung, Bildung und Schule einer der wichtigsten Begriffe innerhalb der
Pädagogik.
Unterricht wird zu einer spezifischen Form der Lehre. Schulunterricht hat als Aufgabe die Welt
darzustellen.
Dabei zeichnet sich die Welt im Unterricht dadurch aus:
-
die Welt ist kategorisiert und elementarisiert
d.h. die Welt wird in bestimmte Ordnungspunkte eingeteilt, z.B. Begriff, Zahl und Raum.
Sachverhalte werden dabei elementarisiert, d.h. es gibt eine Vereinfachung der Dinge.
Die Gefahr besteht bei einer Vereinfachung, dass man die Welt nicht mehr als Ganzes sieht, sondern
nur mehr Ausschnitte und dabei den Zusammenhang verliert.
-
die Welt ist ausschnitthaft und verwesentlicht
Im Unterricht erfolgt eine Vorbereitung des Schülers auf das Leben. Die Aspekte des
Lebensdienlichen werden gedanklich durchgespielt.
-
die Welt ist geschönt und ethisch gefiltert
Die vermittelten Sachverhalte werden schülergerecht aufbereitet und moralisch gut dargestellt.
SCHÖNEBERG: „... mit romantisierenden und harmonisierenden Tendenzen wird die Härte der
Gegebenheiten unserer Zeit überdeckt.“
2.1. Formale Merkmale des Unterrichts

Komplexe Zusammenhänge
Unterricht hat ein großes, radial ausstrahlendes Lehrgebiet, welches in Einzeldisziplinen (= Fächer)
unterteilt ist.
Durch diesen Stoffumfang unterscheidet sich Unterricht von den sporadischen, unsystematischen
Belehrungen der Natur.

Dimension der Zeit
Aufgrund der Stoffülle erstreckt sich Unterricht über mehrere Stunden und Jahre.

Absichtlichkeit und Planmäßigkeit
Das natürliche Lernen ist situativ bestimmt. Im Schulunterricht dagegen wird das Lernen intentional
bestimmt durch Lernziele, Curricula und Stundenpläne.
 Unterricht ist ein intentionaler Bildungsvorgang, der durch regelhafte Organisation erreicht wird.
Unterrichtsgestaltung:
-
Gegenstandsanalyse (fachwissenschaftlich strukturiert)
Didaktische Analyse (Bedeutung der Inhalte und Ziele für den Schüler in seinem jetzigen Sein und in
der Zukunft)
Methodische Analyse (z.B. Artikulationsstufen, Sozialformen, Aktionsformen...)
Die Organisation dient dazu, dass:
-
Lernziele zeitlich richtig eingeteilt werden,
die Starrheit, aber auch die Willkürlichkeit im Unterricht eingeschränkt wird,
der Lehrer eine gewisse Souveränität bekommt, sich an unvorhersehbare Situationen anzupassen,
eine Kontrolle erfolgen kann.

Methodisches Vorgehen
Unterricht wird in seiner Intentionalität mit bestimmten Methoden verwirklicht. Auf grundlegende
Kenntnisse und Fertigkeiten werden voraussetzungsvollere aufgebaut.

Berücksichtigung des Entwicklungsstandes
Unterricht muß von den Verstehens- und Könnenskräft (soziokulturell) der Schüler ausgehen. Es darf
keine Über- und Unterforderung auftreten.
J.J. ROUSSEAU: „Gleichgewicht von Wollen und Können“

Sorge für Behalten und Bewahren
Gelerntes soll ein Leben lang dem Schüler zur Verfügung stehen. Deshalb kommt dem Unterricht die
Aufgabe zu, Gelerntes zu wiederholen und zu festigen.  Prinzip der Erfolgssicherung

Moment der Sprachlichkeit
Unterricht erfolgt durch das Ansprechen und Aussprechen von Dingen  Zustände der Welt werden
durch Sprache buchstabiert

Mitarbeit der Schüler
Bildung erfolgt nur durch eine Selbsttätigkeit. Der Schüler muß selbst lernen wollen. Der Lehrer kann
nur geeignete Lernsituationen schaffen, um den Schüler zum Lernen zu motivieren.
 Interaktion zwischen Lehrer und Schüler  Prinzip der Motivierung und Aktivierung

Moment der Kommunikation
In jeder zwischenmenschlichen Situation gibt es eine Kommunikation.
WATZLAWICK: „man kann nicht nicht kommunizieren.“
Die Kommunikation hat einen Inhaltsaspekt (über was wird kommuniziert?) und einen
Beziehungsaspekt (wie wird kommuniziert?).
 Interaktion zwischen Lehrer und Schüler

Institutionalisierung
Damit sind alle Orte gemeint, an denen delegierte Personen Unterricht durchführen.
2.2. Strukturierende Merkmale
2.2.1. Zielorientierung
-
Zielauswahl (Kriterien, nach denen ein Ziel ausgewählt wird)
Hierarchie der Ziele (Richt-, Grob-, und Feinziel  Konkretisierung der Lernziele)
Taxonomie (Einteilung in kognitiv, affektiv und psychomotorisch)
Operationalisierung (das Verhalten des Schülers, welches er am Ende des Lernprozesses haben soll,
wird konkret beschrieben)
2.2.2. Inhaltsbestimmung
-
Stoffauswahl (im Sinne der didaktischen Analyse: was ist für den Schüler bedeutend?
Thematisierung
2.2.3. Methodengestaltung
-
Artikulation (Aufteilung des Unterrichts im Sinne der zeitlichen Einteilung)
z.B. HERBARTschen Stufen: Vorbereitung, Darbietung, Verknüpfung,
Zusammenfassung, Anwendung
z.B. ROTH: Motivation, Erkennen der Schwierigkeit, Planung der Lösung,
Durchführung der Lösung, Übertragung (Transfer) und Integration
-
Unterrichtsprinzipien (z.B. Prinzip der Motivierung, Differenzierung...)
2.2.4. Medienauswahl
2.2.5. Lehrform (Aktionsform)
-
Darbietend
Zusammenwirkend
Aufgebend
2.2.6. Sozialform
-
Partnerarbeit
Gruppenarbeit
Einzelarbeit
3. Definition von Unterricht
WIATER: „Unterricht ist ein Interaktionsgeschehen, bei dem Kinder und Jugendliche (Schüler) unter
Anleitung professioneller Erwachsener (Lehrer) in einem planmäßigen initiierten und unterstützten
Lernprozess in eigens dazu errichteten Institutionen (Schule) zum Zwecke ihrer Sozialisation,
Qualifikation und Personalisation ausgewählte Inhalte der Kultur aufnehmen und weiterentwickeln.“
ZÖPFL: „Unterricht ist ein weitgehend planmäßig vorgehender, am Kind orientierter pädagogischer Akt
der Lebenshilfe.
Stets getragen von erzieherischen Intentionen dient er der Vermittlung von Wissen, Können, Fähigkeiten
und Fertigkeiten. Dabei richtet er sich nicht nur am Lerninhalt, sondern grundsätzlich am Kind und den
Erziehungszielen aus. Er zielt damit auf die Entwicklung des ganzen Menschen, auf Mündigkeit und
positive Lebenseinstellung. Die Bezeichnung „Erziehender Unterricht“ betont dabei die erzieherische
Intention des Unterrichts.“
HEHLMANN: „Unterricht ist jede Übermittlung von Wissen, Können und Fertigkeiten durch
Anschauung, Belehrung oder Übung.“
3.1. Dimensionen von Unterricht
-
anthropogene Dimension: trägt er dem Menschenbild der Gegenwart und den Erkenntnissen der
Persönlichkeitsentwicklung Rechnung?
Lern –und entwicklungspsychologische Dimension: werden psychologische Forschungsergebnisse
berücksichtigt?
Soziologische Dimension: wie sind die sozialen Beziehungen organisiert, wird der Schüler zur
Mündigkeit erzogen?
Ästhetische Dimension: wird künstlerisches Erfahren möglich?
Weltanschauliche Dimension: bringt er die Sinnfrage und die Stellung des Menschen zur Sprache?
-
Politische Dimension: wie drückt sich der gesellschaftliche Status des Lehrers aus?
Juristische Dimension: werden die schulrelev. Artikel des GG/Länderverfassung berücksichtigt?
4. Aufgaben von Unterricht
4.1. Vermittlung von Wissen
Unterricht ist bestrebt, jedem Menschen eine Grundausstattung an Wissen zu vermitteln, die ihn befähigt,
einen Beruf auszuüben und das Leben sinnvoll zu gestalten.
4.2. Vermittlung von Fertigkeiten
Unterricht ist bestrebt, Fertigkeiten anzubahnen, d.h. ein spezifisches Können. Fertigkeiten sind geistige
Vollzüge, die sich häufig in psychomotorischen Abläufen manifestieren.
4.3. Entwicklung von Fähigkeiten
-
Wahrnehmungsfähigkeit
Aufmerksamkeit
Sprechfähigkeit
Ideenreichtum
Kreativität
Konstruktionsfähigkeit
4.4. Erziehliche und soziale Aufgabe von Unterricht  erziehender Unterricht
5. Unterricht an der Geistigbehindertenschule
Grundsätzliche didaktische Besonderheiten:
-
Lebensunmittelbarkeit (Unterrichtsinhalte aus grundlegenden Lebenssituationen)
Lernmaterialien (aus dem täglichen Leben)
Ganzheitlichkeit (Kopf-Herz-Hand)
Selbsttätigkeit (durch Handeln werden Erfahrungen gemacht, durch Verinnerlichung der Handlungen
wird das Denken entwickelt)
Individualisierung (große Unterschiede in den Lernfähigkeiten)
Übung (um die angebahnten Fähigkeiten zu festigen)
5.1. Normatives Entwicklungsmodell (entwicklungsbezogener Unterricht)
Annahme: vom einfachen zum komplexen Lernen
Die Entwicklung bei Geistigbehinderten ist gleich, nur verlangsamt!
Forderung: Lernen in kleinsten Schritten (Präzisionslehren), Vermeidung von Überforderung
5.2. Handlungsbezogener Unterricht
Offenes Agieren in realen Lebenssituationen  projektorientierter Unterricht
6. Unterrichtskonzepte
-
Anschauungsunterricht
Gesamtunterricht
Aktivierenden Unterricht
Exemplarischer Unterricht
Programmierter Unterricht
Wissenschaftsorientierter Unterricht
Zielorientierter Unterricht
Wertorientierter Unterricht
Schülerorientierter Unterricht
Projektorientierter Unterricht
HandlungsorientierterUnterricht
Offener Unterricht
Erziehender Unterricht
1. Definition
HERBART: „... und ich gestehe hier, keinen Begriff zu haben von Erziehung ohne Unterricht; sowie ich
rückwärts keinen Unterricht anerkenne, der nicht erzieht.“
Erstmals bei HERBART ist die Aufgabe des Unterrichts neben der Vermittlung von Wissen und
Fertigkeiten auch der sittlichen Bildung zu dienen.
KLAFKI: „Erziehung und Unterricht sind zwar verschiedene Aspekte des pädagogischen Tuns, über die
man separat reflektieren kann, sie sind aber mit ihren Bedingungen und Wirkungen nicht so zu trennen,
dass das eine oder das andere zu realisieren wäre.“
IPFLING: „Schule soll sachliches Wissen vermitteln und ein begründetes, verantwortetes Verhalten
hervorrufen, d.h. Erziehung und Unterricht sollen gleichzeitig stattfinden: im erziehenden Unterricht.
Erst der Zusammenhang von Wissen und Haltung macht den Gebildeten aus.“
ZÖPFL: „Unterricht als ein planmäßiger, am Kind orientierter pädagogischer Akt der Lebenshilfe
kann sich nicht auf eine wertfreie Vermittlung von Kenntnissen, Einsichten, Fähigkeiten und
Fertigkeiten beschränken, sondern muß erzieherisch bedeutsame Lerninhalte (bezogen auf die
Lebenssituation des Kindes) auswählen und die Schüler anregen, sich mit ihnen unter Sinn –und
Wertgesichtspunkten auseinanderzusetzen. Nach dem HS- Lehrplan soll Wissensvermittlung mit
Wertorientierung, der Aufbau von Handlungsdispositionen mit der einsichtigen Übernahme gültiger
Normen verbunden werden. Wertorientierter Unterricht ist immer erziehender Unterricht.“
1.1. Zielproblematik in der Erziehung
Erziehungsziele greifen als Entwürfe über die Wirklichkeit hinaus und werden zu einer Antizipation von
Zukünftigem.
-
Problematik bezüglich des Entscheidungsträgers
d.h. wer entscheidet und bestimmt Erziehungsziele?
-
Problematik bezüglich der Verbindlichkeit
d.h. es darf kein Erziehungsziel verabsolutiert werden. Sie sind einem historischen Wandel
unterworfen.
-
-
Problematik bezüglich Inhalt und Methode
d.h. ein Erziehungsziel muß sich in der Methode des Zusammenwirkens von Erzieher und Zögling
verwirklichen lassen.
Problematik bezüglich der Gesellschaft
d.h. Eltern fordern eine Leistungsdimension in der Schule
2. Ziele von erziehendem Unterricht
-
Jeder Mensch ist Person und hat Individualität
durch eine individuelle Entfaltung wird der Mensch zur Persönlichkeit
SCHRÖDER: „Persönlichkeit ist ein Reifegrad der individuellen Entfaltung des Menschen.“
NOHL: „Die Grundlage der Erziehung ist das leidenschaftliche Verhältnis eines reifen Menschen zu
einem werdenden Menschen, und zwar um seiner selbst willen, dass er zu seinem Leben und zu seiner
Form komme.“
 Erziehung mit dem Ziel der Persönlichkeit wird dem Mensch Förderungshilfen anbieten in seiner
Entwicklung als:
-
-
Individualität (Verhältnis zu seinem Selbst)  Individuation
Sozialwesen (Verhältnis zum Mitmenschen)  Sozialisation
Kulturwesen (Verhältnis zu den Kulturwerten)  Enkulturation
In all diesen Bereiche soll der Schüler Kompetenz erhalten
SCHRÖDER: „Kompetenz ist Bereitschaft, Fähigkeit, Zuständigkeit und Verantwortung für einen
freien und sinnvollen Bezug und Umgang mit Personen (soziale Kompetenz), der Sprache
(kommunikative Kompetenz) und sachlichen Gegebenheiten (Sach-Kompetenz), aber auch das eigene
Selbst betreffend (Ich-Kompetenz).“
2.1. Ich-Kompetenz (=Mündigkeit, Selbstentfaltung, Selbstbestimmung)
Definition
„Ich-Kompetenz ist die Freiheit, Fähigkeit und Verantwortung zur Selbstbestimmung“
Merkmale
Fähigkeit zur Selbstgestaltung
Fähigkeit zur Selbstgestaltung
Bereitschaft zur Selbstverantwortung
Teilziele
Einsicht in persönliche Fähigkeiten
Freiheiten kennenlernen, die jedem zustehen
Neinsagen können
Unterricht
Förderung von bewußtem und kritischem Lernen und Leisten  Leistungsbeurteilung
prozessorientiert
Erweiterung der Sprachkompetenz, der Ausdrucks- und Kommunikationsfähigkeit
Schwierigkeiten
Überversorgung
Anonymität in der Masse
Leistungsdruck und Verängstigung
2.2. Sozialkompetenz
Definition
„Soziale Kompetenz ist die Bereitschaft, Fähigkeit und Verantwortung für den mitmenschlichen Bezug“
Merkmale
Bejahung des Mitmenschen
Toleranz gegenüber dem Anderssein und Anders-Denken
Bereitschaft zur friedlichen Konfliktlösung
Teilziele
Weckung sozialer Einstellungen
Bereitschaft zur Hilfeleistung
Wissen um die Bedeutung des Friedens
Unterricht
Aufbau einer dauerhaften Grundeinstellung sozialen Mitgefühls  soziales Lernen
Erfassen der Bedeutung und Geltung von Regelungen für das Zusammenleben
Schwierigkeiten
Dominanz egozentrischer Einstellungen
Vorbildwirkung durch die Medien (Macht durch Gewalt)
2.3. Sachkompetenz
Definition
„Sachkompetenz ist die Fähigkeit, sich sachlich und verantwortlich handelnd mit den Realitäten
auseinanderzusetzen“
Merkmale
Streben nach Wahrheit (=gültige Erkenntnisse über unsere Welt)
Sachgerechte Anwendung
Teilziele
Fähigkeit zur Unterscheidung von Wirklichkeit und Anschein
Umgang mit Realitäten
Unterricht
Vermittlung grundlegender Einsichten, Fertigkeiten, Kenntnisse für Problemlösungen
Originale Sachbegegnung  Prinzip der Veranschaulichung
Schwierigkeiten
Vorgefertigte Meinungen (Wert und Unwert einer Sache durch die Medien)
2.4. Kommunikative Kompetenz
Definition
„Kommunikative Kompetenz ist die Fähigkeit und Möglichkeit mit anderen selbstgewählten Partnern in
Kommunikation treten zu können“
Merkmale
Zeichen mit Bedeutung werden übermittelt
Kommunikation erfolgt auch im nonverbalen Bereich
Teilziele
Fähigkeit, eigene Interessen verständlich vorzutragen
Fähigkeit zuzuhören
Unterricht
Entscheidungsfreiheit über Gestaltung der unterrichtlichen Kommunikation
Diskussion und Reflexion über Entscheidungen
Schwierigkeit
Mangel an eigenen Kommunikationsmöglichkeiten
Übertriebene Berieselung durch Massenkommunikationsmittel
2.5. Religion und Sinnbezug
Definition
„Religion und Sinnfindung sind Einstellungen und Handlungen des Menschen, welche ihn über die
Probleme der augenblicklich erlebten Situation hinaus verweisen und ihm Kräfte sowohl zur Lösung als
auch zur Zufriedenheit vermitteln können“
2.6. Lebens- und Naturbejahung
Definition
„Lebens- und Naturbejahung meint eine positive Einstellung des Menschen zum Leben und zur Welt, in
der er lebt, die ihm zugleich gegeben und aufgegeben ist“
 Obersten Bildungsziele in Bayern
3. Forderungen an einen erziehenden Unterricht

Orientierung an der Ganzheit des Kindes
-
Da Unterricht eine Einheit mit Erziehung bildet, hat er sich somit ausschließlich am ganzen Kind zu
orientieren.
Es gibt nicht nur Teilaspekte z.B. den kognitiven oder den affektiven Aspekt, sondern alle Aspekte
des Kindes müssen berücksichtigt werden (gesunde Gesamtpersönlichkeit):
Bsp. Wasser: nicht nur H2O, sondern erfrischender Trunk, Lebenselexier...
momentane Lebenssituation wird berücksichtigt
Orientierung an kindlichen Erfahrungen und Erlebnissen
-
Das Kind muß sein Kindsein ausleben dürfen (Erziehung nicht nur auf Zukünftiges ausgerichtet,
sondern auch auf die Gegenwart; „Glück des Augenblicks“)  Prinzip der Kindgemäßheit

Kinder brauchen Zuwendung und Geborgenheit
- für eine gesunde seelische, geistige und körperliche Entwicklung
- für eine positive Lebenseinstellung
 wichtig ist die Vorbildfunktion des Lehrers  Lehrerpersönlichkeit

Kinder sind aufgeschlossen und lebensbejahend
-
Kinder sind der Welt gegenüber aufgeschlossen und positiv eingestellt.
Lebensängste sind nicht angeboren, sondern können nur erworben werden.
 Prinzip der Repressionsfreiheit

Kinder sind von Natur aus neugierig
-
Aufgrund der Anthropologie ist der Mensch ein „Fragewesen“, welches nach dem Grund, dem Ziel
des Lebens fragt.
Erhaltung dieser Fragefähigkeit durch Förderung und Ernstnehmen der Fragen des Kindes
 Prinzip der Motivierung

Kinder sind experimentierfreudig und kreativ
-
Experimentierfreudigkeit durch viel Handeln im Unterricht fördern  Prinzip der Aktivierung
Trial and error Prinzip des Kindes unterstützen.

Kinder sind kommunikativ, interaktiv und kooperativ
-
Kinder wollen in der Regel mit anderen Kindern oder Erwachsenen zusammenarbeiten. Dies gilt es zu
erhalten.  Unterrichtsformen (Sozialformen wie Gruppenarbeit)

Kinder erleben die Welt ganzheitlich (mit allen Sinnen der Wahrnehmung)
4. Umsetzung im Unterricht
4.1. Inhalte
Stoffinhalte sollten so ausgewählt werden, dass sich die Ziele (nach Persönlichkeitsentfaltung)
verwirklichen lassen.
Bsp.
-
Vorstellung der Schüler durch sich selbst (Persönlichkeit)
Meine Hobbies (Persönlichkeit)
Umwelt (Normen, Werte)
Haustiere (Werte)
Übernahme von Verantwortung in der Schule (Normen, Werte)
Prinzipiell alle Inhalte, die:
-
den Schüler zu wertendem Urteil und Entscheidungen bringen,
-
zu einer positiven Lebenseinstellung führen,
den Schüler ermöglichen, soziale Verhaltensweisen einzuüben,
die gestalterischen und kreativen Fähigkeiten wecken,
dem Schüler eine demokratische Lebensführung erfahrbar machen.
 KLAFKIS didaktische Analyse der Gegenwarts- und Zukunftsbedeutung, d.h. Erziehung ist von der
Zielerwartung und Zielmöglichkeit des Zöglings abhängig.
4.2. Methoden und Prinzipien







Artikulation
Prinzipien des Unterrichts, speziell für erziehenden Unterricht
Anschauung
Aktivierung
Motivierung
Differenzierung
Erfolgsbestätigung
Erfolgssicherung
Projektorientierter Unterricht
Unterrichtsform (Sozialform, Aktionsform)
Schülerorientierung
Angst und Repressionsfreiheit
Schulleben
5. Grenzen
-
große Klassen
Medien sind geheime Miterzieher
Personale Miterzieher (Eltern)
Stoffbelastung
Eigenbestimmung des Schülers
Lehrerpersönlichkeit
6. Erziehender Unterricht an der Schilb
Schule zur individuellen Lebensbewältigung will dem Schüler Hilfe für eine weitgehend selbständige
Lebensführung geben.
Lernverhalten nach BACH
Lernniveaustufen nach LEONTJEW
Didaktische Niveaustufen nach SPECK
Die Schule will helfen bei:
-
Erschließung von Lebenszutrauen
Vermittlung von Lebensorientierung
Bildung von Lebenshaltung
Ausbildung von Fertigkeiten
Somit ist das Ziel: Selbstverwirklichung in sozialer Integration
Schüler an der Schilb haben ungünstige Lebensbedingungen im:
-
somatisch – organischen Bereich (veränderte Chromosomenstruktur, cerebrale Schädigung)
-
psychischen Bereich (Verzögerung in der Entwicklung und in einzelnen Funktionsbereichen)
erzieherischer Bereich (meist extreme Überbehütung oder Vernachlässigung)
familiären Bereich (gespannte Familiensituation, Eltern wollen Behinderung nicht wahrhaben)
Diese Lebensbedingungen führen zu Erschwernissen:
-
körperlicher Art
emotional- sozialer Art
kommunikativer Art
motorischer Art
Erschwernissen im schulischen Bereich
Erschwernissen im alltäglichen Bereich
Unterricht an der Schilb muß sich speziell auf die Schüler einstellen:
-
überwiegend handlungsorientiert
an Schülerinteressen orientiert
sehr anschauliche konkrete Objekte im Unterricht
Personal soll unterrichtlich erziehend und therapeutisch erziehend sein
7. Fazit
Der Erziehungsauftrag sollte so verwirklicht werden, dass Schüler Spaß an der Schule haben
 Schulleben
 Außerschulische Aktivitäten
Seneka: „Wenn ein Seemann nicht weiß, wohin er segelt, ist kein Wind der richtige“
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