1 Einführung in die Instruktionspsychologie 1) Fragen zum

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1
Einführung in die Instruktionspsychologie
1)
Fragen zum Gedächtnis
1.1.)
In welche drei Kategorien lassen sich unsere Erinnerungen einteilen?
Nach Brewer und Pani ( 1983 ) werden unsere Erinnerungen in folgende drei Kategorien
eingeteilt:
a)
Persönliche Erinnerungen
Sie umfassen Ereignisse, an denen wir beteiligt waren ( Frühstück ). Wir können bei unserer
Erinnerung im „Geiste“ sehen, was passiert ist. Mentale Bilder vermitteln uns einen Eindruck
des Vergangenen.
b)
Allgemeine Erinnerungen
In diesem Fall wissen wir nicht, in welchem Zusammenhang wir unser Wissen erworben
haben. Es sind Gedächtnisinhalte, die auf die Bedeutung von abstrakten Begriffen ( Liebe...)
oder auch von konkreten Begriffen ( Tisch...) bezogen sind. Auch
Wahrnehmungserinnerungen ( Geruch von Brot oder der Klang eines Klaviers ) gehören zum
Allgemeinwissen.
c)
Fähigkeitserinnerungen
Sie bestehen aus:
a) kognitiven Fähigkeiten ( Lösen mathematischer Gleichungen )
b) motorischen Fähigkeiten ( Radfahren )
c) auswendig gelernten verbalen Sequenzen ( Telefonnummer,
Gedicht...)
1.2.)
Welche drei Gedächtnisprozesse unterscheiden Psychologen?
a)
Erwerb
Prozeß der Wahrnehmung und Aufnahme von Informationen
b)
Behalten
Wir speichern Informationen in unserem Gedächtnis
c)
Abruf
Wir holen Informationen aus unserem Speicher und rufen sie in unser Bewußtsein ( wir
erinnern uns )
1.3.)
Was ist die Aufgabe der selektiven Aufmerksamkeit?
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Um überhaupt eine Information weiterverarbeiten zu können ( ins KZG ), müssen wir ihr
unsere Aufmerksamkeit schenken. Da wir aber nicht alle Reize gleichzeitig verarbeiten
können, brauchen wir einen Filter, der Wichtiges von Unwichtigem trennt. Diese
Filterfunktion zwischen dem Sensorischen Gedächtnis ( SG ) und dem KZG nennen wir
selektive Aufmerksamkeit.
Der Versuch mit einer Münze von Nickerson und Adams ( 1979 ) verdeutlicht dies nochmals.
1.4)
Welche Eigenschaften eines Reizes erhöhen die Wahrscheinlichkeit, daß wir
unsere Aufmerksamkeit auf ihm richten?
Folgende Variablen bestimmen, auf welche Reize wir unsere Aufmerksamkeit richten:
a)
b)
c)
Dinge, die intensiv, groß, laut oder bunt sind
Der Zusammenhang mit Dingen ist auch von Bedeutung. Wir betrachten Reize eher,
wenn sie in einer bestimmten Situation neu oder unerwartet sind ( ein Hund, der hinter
dem Steuer sitzt )
Reize, die unsere Gefühle, Ziele und Wünsche oder unser Selbstwertgefühl treffen
1.5.)
Definieren Sie den Begriff „Kurzzeitgedächtnis“!
Wenn wir aufmerksam auf einen sensorischen Eindruck achten und er damit den Filter der
selektiven Aufmerksamkeit passieren kann, wird dieser Eindruck in eine dauerhafte Phase
überführt, die wir Kurzzeitgedächtnis nennen, manchmal auch aktives oder Arbeitsgedächtnis.
1.6.)
Was versteht man unter dem „Sensorischem Gedächtnis“?
Das Sensorische Gedächtnis beinhaltet nur flüchtige Sinneseindrücke, welche nur sehr kurz
andauern.
1.7.)
In welcher Form speichern wir Reize im KZG und in welcher Form im SG?
KZG:
Hier werden Informationen von einer Darstellungsform in die andere gebracht
( Enkodierung ). Wir sehen z.B. die Ziffer „2“ und sagen daraufhin das Wort
„zwei“ zu uns selbst und enkodieren die Information als den Klang „zwei“.
Die Information wird also beim Enkodieren in eine akustische Form transformiert.
Akustische Enkodierung
SG:
Es speichert ein nahezu vollständiges Abbild der uns umgebenden Reize für
etwa 2 Sekunden in der Form wie wir sie wahrnehmen; entweder visuell oder
akustisch
1.8.)
Welches Beispiel für einen visuellen sensorischen Nacheffekt kennen Sie?
Man läßt eine Taschenlampe im Dunkeln schnell genug rotieren, bis eine Kreisbahn zu sehen
ist. Das andauernde Bild des Kreises beruht auf der Trägheit der Sinnesorgane. Das Abbild
des Lichtstrahls ist noch sichtbar, obwohl der Strahl auf seiner Kreisbahn schon
weitergezogen ist.
1.9.)
Welches Beispiel für einen auditiven sensorischen Nacheffekt kennen Sie?
3
Wenn jemand eine Frage stellt, während man selbst beschäftigt ist antwortet man häufig mit:
„Was hast Du gesagt?“. Bevor allerdings das letzte Wort ausgesprochen wurde, ist die Frage
als eine Art inneres Echo noch einmal zu hören und sie wird beantwortet.
1.10.) Was versteht man unter einer Gedächtnisspur?
Wir lesen z.B. die Buchstaben L und Z lautlos und denken an sie, während wir sie sprechen.
Auf diese Weise bilden wir eine Gedächtnisspur der Buchstaben.
1.11.) Wie läßt sich die Beziehung zwischen KZG und LZG beschreiben?
In unserem LZG enthalten wir eine Fülle von Wissen, das aber nicht immer aktiv sein kann.
Wird es abgerufen, holen wir es in unser KZG. Dabei dürfen wir uns das LZG und das KZG
nicht als Orte im Gedächtnis vorstellen, sondern als unterschiedliche Grade der Aktivation.
Das KZG enthält die aktivierten Teile des LZG. ( Netzwerkmodell )
2)
Fragen zum Kurzzeitgedächtnis
2.1.)
Was sind wesentliche Unterschiede zwischen KZG und SG
KZG
SG
Enkodierung:
akustisch
visuell und audi-visuell
Kapazität:
sie ist begrenzt, da
nach George Miller
nur 7 Chunks fehlerfrei behalten werden
können
sehr hoch
Speicherung:
hier befinden sich zwar
nur wenige Informationen,
aber dafür für längere Zeit
( ca. 10-15 sek. )
hier befinden sich sehr viele
Informationen, aber nur für sehr
kurze Zeit ( ca. 2 sek. )
2.2.)
Wie heißen die Einheiten im KZG und wie werden sie gebildet?
Die Einheiten der im KZG enkodierten Inhalten werden Chunks genannt. Sie können aus
unterschiedlich großen Elementen bestehen:
Beispiel:
„THU“ besteht aus drei Chunks, nämlich T, H und U
„HUT“ ist dagegen nur ein Chunk, da es ein uns bekanntes Wort ist
Das Gehirn erkennt einen Chunk aus bekanntem Material automatisch und ohne Mühe, sobald
ihm ein halbwegs angemessenes Organisationsmuster angeboten wird. Wir brauchen dieses
Organisationsmuster, um Informationseinheiten ( H, U, T ) zu einem Chunk zusammenfassen
zu können. Das Wort „HUT“ ist uns ein solch bekanntes Organisationsmuster.
2.3.)
Welches sind die beiden Gründe für das Vergessen aus dem KZG?
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1. Grund:
Das Experiment von Peterson und Peterson ( 1959 ), bei dem Versuchspersonen eine Reihe von sinnlosen Buchstabenfolgen lernen und direkt
danach als Ablenkaufgabe subtrahieren mußten, zeigt, daß Items im KZG sehr
schnell vergessen werden, sobald man auf andere Dinge achtet und so die
Items nicht wiederholt werden konnten.
2. Grund:
Informationen im KZG werden langsam durch einen Ersetzungs-oder Verdrängungsprozess deaktiviert. Neu in das KZG aufgenommene Items verdrängen die früheren Items. Diese Ursache ist weitaus bedeutsamer ( nach
J.Reitmann 1974 ).
2.4.)
Chunk:
Item:
Was ist der Unterschied zwischen einem Item und einem Chunk?
Ein Chunk ist eine Einheit, die man bildet, um sich etwas zu merken
Ein Item ist ein Element einer zu lernenden Einheit
AEBRDGFBIQTBBCRJKSPD
Die ganze Buchstabenfolge bezeichnet ein Item.
BRD, FBI, BBC und SPD sind die dazugehörigen Chunks.
2.5.)
Auf welchen zwei Wegen kann Information ins KZG gelangen?
1)
Es können Reize aus der Umgebung aufgenommen werden, die den Filter der selektiven Aufmerksamkeit passiert haben
2)
Es können Informationen aus dem LZG aktiviert werden
2.6.)
Wie kann man experimentell zeigen, daß Informationen aus dem KZG schnell
vergessen werden?
Bei einem Versuch sollten sich Testpersonen eine Telefonnummer merken und dann nach
verschieden langer Zeit wieder aufsagen. Um zu vermeiden, daß die Personen die Nummer
laut vor sich hersagen, sollten sie in Dreierschritten rückwärts zählen und danach die Nummer
aufsagen. Je länger die Behaltensintervalle sind, desto häufiger kam es vor, daß die Nummer
vergessen wurde.
2.7.)
Worin liegt der Nachteil der akustischen Enkodierung im KZG?
Ähnlich klingende Wörter, Buchstaben werden leicht verwechselt wie in einem Experiment
von Locke und Locke ( 1971 ) gezeigt wurde. Ein weiter Nachteil liegt darin, daß wir Mühe
haben, uns an Material zu erinnern, für das wir keine eindeutige und sprachlich einfache
Bezeichnung haben. Es fällt uns z.B. schwer, ein abstraktes Gemälde einzuprägen.
2.8.)
Worin liegt der Vorteil der akustischen Enkodierung im KZG?
Er besteht in der leichten Wiederhol-und Einprägbarkeit von Informationen. Das Wiederholen
von Items hilft uns, sie im Geiste aktiv zu halten. Außerdem fällt es uns leichter
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zusammenfassende Bezeichnung zu reduzieren, welche dann leichter zu behalten sind. Die
Zahlenfolge 55665566 könne wir viel besser behalten, wenn wir uns die 8 Ziffern als vier
wechselnde Paare von Fünfern und Sechsern merken.
Am besten behalten wir Informationen, je kürzer ihre verbale Beschreibung ist. ( Experiment
von Glanzer und Clark 1963 )
2.9.)
Was versteht man unter Chunking?
Darunter versteht man das Zusammenfassen verschiedener Informationen im KZG, die in eine
einzelne Einheit umgewandelt werden.
2.10.) Wie kann man experimentell zeigen, daß die Suche nach Items im KZG Zeit
braucht?
Die Testpersonen bei Sternberg ( 1966 ) lernten kurze Ziffernfolgen, während Sternberg ihnen
eine Testziffer zeigte. Wenn diese Testziffer eine Ziffer aus der gelernten Folge war, so
mußten sie es bejahen und wenn nicht, dann mußten die es verneinen. Dabei wurden die
Ziffernfolgen immer länger. Die Zeit, die die Testpersonen benötigten, um ein einzelnes Item
im KZG wiederzufinden, ist umso länger, je mehr Items insgesamt im KZG aktiv gehalten
werden müssen.
3)
Studierfragen zur Enkodierung ins Langzeitgedächtnis
3.1.)
Wie unterscheidet sich die Kapazität von KZG und LZG?
Die Kapazität des LZG scheint unbegrenzt zu sein. Während unseres Lebens lernen wir
ständig nur Dinge hinzu und wir sind auch in der Lage, uns an Fakten zu erinnern, die schon
Jahre zurückliegen. Dagegen ist die Kapazität des KZG auf sieben Chunks begrenzt.
3.2.)
Wie kann man in einem Satzlernexperiment zeigen, daß verbales Material im
LZG anhand seiner Bedeutung gelernt wird?
Diese Enkodierung anhand seiner Bedeutung nennen wir übrigens semantische Enkodierung.
Von einem Satz lernt man meistens nur die Bedeutung, nicht aber seinen Aufbau. Legt man
einer Testperson einen Satz vor, den sie sich merken soll, lernt sie seine Bedeutung. Der
Satzaufbau wird schon nach wenigen Minuten vertauscht.
3.3.)
Worin unterscheiden sich starke und schwache Assoziationen?
Der Zugriff auf starke Assoziationen erfolgt schneller und häufiger, weil diese Assoziation
unsere Aufmerksamkeit stark erregt hat. Starke Assoziationen fallen uns auch häufiger ein als
schwache Assoziationen. ( Assoziation:Verbindungen zwischen Informationen im
Gedächtnis)
3.4.)
Wie ist das Behalten der ersten und letzten Wörter einer zuvor gelernten Wortliste zu erklären?
Zum Zeitpunkt des Abrufs sind die letzten Wörter noch aktiviert, das heißt im KZG, während
die übrigen Wörter nicht mehr aktiv sind. Folglich ist zu erwarten, daß die letzten Wörter sehr
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gut erinnert werden, weil Items aus dem KZG leicht abgerufen werden können. Dieser Effekt
wird als Rezenzeffekt bezeichnet.
Aber auch die ersten Wörter der Liste können noch recht gut erinnert werden, was als
Primäreffekt bezeichnet wird. Bei den ersten Wörtern hatten die Testpersonen nämlich noch
viel Aufmerksamkeit auf die Wörter geschenkt und da es noch wenige waren, konnten sie
auch häufig wiederholt werden. Doch bei der Zunahme der Anzahl war die Kapazität bald
erschöpft, so daß nicht mehr jedes Wort ausreichend genug wiederholt werden konnte.
Serielle Positionskurve:
3.5.)
Was versteht man unter einer „seriellen Positionskurve“?
Serielle Positionskurven werden z.B. beim Lernen von Wortlisten eingesetzt. Der Prozentsatz
erinnerter Wörter ist in Abhängigkeit von der Position der Wörter in der Liste gezeigt.. Im
linken Teil der Kurve sind die ersten genannten Wörter, die zu merken sind, und im rechten
Teil der Kurve sind die Wörter dargestellt, die zuletzt genannt wurden. Auf der x-Achse sind
die Prozentzahlen erinnerter und auf der y-Achse sind die Positionen der Wörter in der Liste.
3.6.)
Wie wirkt sich das Lernen einer Wortliste auf die Behaltensleistung aus, wenn
zwischendurch Rechenaufgaben gelernt werden müssen?
Wenn man zwischen dem Lernen der Liste und dem Abruf 30 Sekunden lang
Rechenaufgaben lösen muß, werden die letzten dargebotenen Wörter der Liste verdrängt, da
das Lösen der Rechenaufgaben eine große Kapazität des KZG verbraucht. Peterson und
Peterson (1959 ) können dies auch mit ihrem Experiment bestätigen. Der Abruf der ersten
Wörter der Liste wird jedoch nicht durch diese Ablenkung verschlechtert, da sie ja aus dem
LZG abgerufen werden.
3.7.) Wie kann man experimentell zeigen, daß bloßes Aufsagen nicht
notwendigerweise
zu dauerhaften Behalten von Informationen führt?
Testpersonen sollten sich bestimmte Zahlen merken, die sie später wiederholen sollen. Um sie
abzulenken, wurden ihnen einige Wortpaare genannt, die sie ein bis zehnmal wiederholen
sollten, um sie angeblich von den Zahlen abzulenken. Fragte man sie später nach den
Wortpaaren, so konnte nur ein Bruchteil der genannten Wortpaare wiederholt werden.
3.8.)
Wie wirkt sich die Darbietungsdauer auf die Behaltensleistung aus?
Eine längere Darbietungsdauer ( jedes Wort wird statt 1 Sekunde 2 Sekunden dargeboten )
bedeutet mehr Zeit zum Wiederholen der Wörter und somit mehr Zeit für den Aufbau von
Assoziationen im LZG.
3.9.)
Welche Rolle spielt die Aufmerksamkeit beim Lernen durch Wiederholen?
Informationen, die eine starke emotionale Wirkung haben, werden lange Zeit aktiv gehalten,
weil wir unsere bewußte Aufmerksamkeit auf sie richten und immer wieder an sie denken.
Manchmal aber wiederholen wir auch Material, ohne über seine Bedeutung nachzudenken
( oberflächliches Aufsagen ). Das tritt z.B. auf, wenn wir eine Telefonnummer suchen und sie
uns auf dem Weg zum Telefon immer wieder vorsagen. In einer Untersuchung von Glenberg
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und Bradley ( 1979 ) ( siehe Frage 3.7. ) wurde gezeigt, daß eine bloße mündliche
Wiederholung ohne Lernabsicht kaum zu langfristigem Behalten führt.
3.10.) Warum helfen uns Vorstellungsbilder, Informationen besser zu behalten?
Mit Hilfe von Vorstellungsbildern werden Assoziationen aufgebaut und elaboriert. Solange
das Material noch aktiv im KZG vorhanden ist, desto dauerhafter und zugänglicher sind diese
Inhalte dann im LZG.
3.11.) Wie kann man experimentell zeigen, daß Vorstellungsbilder die
Behaltensleistung
fördern?
Die Versuchspersonen von Gordon Bower ( 1972 ) sollten ein beziehungsstiftendes
Vorstellungsbild zu Wörtern eines Paares, die in keinem Zusammenhang standen, bilden.
( Hund - Zigarre
Hund raucht Zigarre ) Sie wurden aber nicht aufgefordert, diese Paare zu
lernen. Im Gegensatz dazu mußten andere Testpersonen diese Wortpaare verbal wiederholen
im Hinblick sie für einen Test zu lernen. Die ersten Versuchspersonen ( Vorstellungsbilder )
zeigten eine bessere Behaltensleistung als die anderen ( verbale Wiederholung ).
3.12.) Wie kann man experimentell zeigen, daß verbale Elaboration die Behaltensleistung fördert?
In einer Untersuchung von Bradshaw und Anderson ( 1982 ) mußten Testpersonen Fakten von
Persönlichkeiten lernen, wobei diese entweder ohne oder mit Zusatzinformation ( Ursache des
Faktums ) dargeboten wurden. Verbale Elaboration wirkt sich erst dann positiv auf das
Behalten gelernter Fakten aus, wenn die Fakten mit Zusatzinformation gelernt werden.
3.13.) Wie kann man experimentell zeigen, daß die hierarchische Organisation des
Lernmaterials die Behaltensleistung fördert?
Man teilt eine Gruppe von Testpersonen in zwei Gruppen und läßt die eine Gruppe die Wörter
in zufälliger Reihenfolge lernen, während die andere Gruppe nach dem Prinzip der
hierarchischen Darstellung der Wörter lernt ( Informationen werden in Gruppen eingeteilt und
dann werden Beziehungen zwischen diesen Gruppen hergestellt, so daß jede Gruppe als
Stichwort für andere Gruppen dient. So können wir Ebene für Ebene die dazugehörigen
Informationen finden ). Als Ergebnis beim späteren Abruf der zu lernenden Wörter ist
festzustellen, daß durch die hierarchische Organisation wesentlich mehr Wörter behalten
wurden als durch das Auswendiglernen der Wörter nach einer zufälligen Reihenfolge.
4)
Fragen zum Erinnern und Vergessen aus dem LZG
4.1.)
Welche Rolle spielen Stichwörter beim Abruf aus dem LZG?
Das Stichwort aktiviert Assoziationen, die vom LZG ins KZG gelernt werden. Bei gängigen
Stichwörtern, die wir täglich nutzen oder eine Verbindung ziehen, geschieht das ohne
Problem, während bei seltenen Stichwörtern, die nicht oft benutzt werden, andere
Verbindungen hergestellt werden.
4.2.)
Erläutern Sie das „Es-liegt-auf-der-Zunge-Phänomen“!
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Bei diesem Phänomen haben die jeweiligen Personen sehr wohl einige Informationen über das
Wort, können sie aber nicht abrufen. So können sie z.B. manchmal angeben, wie viel Silben
das Wort hat und wie es etwa klingt, aber sie kommen trotzdem nicht darauf.
4.3.)
Welche Strategie wenden Personen an, die sich an die Namen früherer
Klassenkameraden erinnern sollen?
Williams und Hollan ( 1981 ) haben diesen ausgedehnten Abrufprozess untersucht und dabei
folgendes entdeckt:
Die Testpersonen versuchen sich an ihr Bild oder irgendwelche Fakten ( Schwimmverein ) zu
erinnern oder sie gehen das Alphabet durch und nennen zu jedem Buchstaben einen Namen,
um zu überlegen, ob jemand aus ihrer eigenen Klasse so heißen könnte.
4.4)
Wie kann man Effekte der äußeren Umgebung auf den Abruf von Informationen
aus dem LZG zeigen?
Bei einer Untersuchung von Godden und Baddely ( 1975 ) mußte eine Gruppe von Tauchern
unter Wasser eine Liste mit Wörtern lernen, die andere auf dem Land. Der Behaltenstest
konnte entweder an Land oder unter Wasser durchgeführt werden. Die Taucher, die unter
Wasser gelernt hatten, erinnerten sich an mehr Wörter, wenn sie auch unter Wasser statt an
Land, den Behaltenstest durchgeführt hatten.
Das Erinnern wird durch die Übereinstimmung von Lern-und Erinnerungsumgebung deutlich
gefördert ( Enkodierungsspezifität ).
4.5.)
Wie kann man Effekte des verbalen Kontextes auf den Abruf von Informationen
aus dem LZG zeigen?
Anderson und Bower ( 1974 ) erklären den Versuch, in dem Testpersonen Wortpaare wie
„Zug - schwarz“ gezeigt bekommen haben und sich dabei die Zielwörter ( schwarz ) merken
sollten. Dabei haben die Personen beim Lernen das Zielwort in einen bestimmten
Zusammenhang enkodiert ( dunkler Stahl der Lokomotive: Zug - schwarz ). Bei der
Wortassoziationsaufgabe ( sie sollten alte Zielwörter in einen neuen verbalen Kontext
bringen),hingegen wurde „schwarz“ in einen anderen Zusammenhang gebracht, so daß eine
andere Assoziation aktiviert wird. Auf diese Weise wird erklärt, daß das Wiedererkennen
eines Wortes durch die Veränderung des verbalen Kontextes um einiges erschwert wird.
4.6.)
Wie kann man Effekte des Befindens auf den Abruf von Informationen
experimentell zeigen?
In einer Untersuchung von Bower ( 1981 ) wurden Studenten durch Hypnose in eine traurige
oder eine glückliche Stimmung versetzt.
Studenten, die beim Erinnern in glücklicher Stimmung waren, erinnerten einen höheren
Prozentsatz der glücklichen Ereignisse im Vergleich zu den unglücklichen. Offensichtlich
führt die momentane Stimmung dazu, daß sie einen leichteren Zugriff auf die
Gedächtnisinhalte hatten, die in ähnlicher Stimmung gespeichert worden waren Der Zugriff
auf Erlebnisse, die nicht zur Stimmung beim Erinnern paßten, war hingegen erschwert. Man
kann also erkennen, wie wichtig der Kontext für den Abruf von Informationen au dem LZG
ist.
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4.7.) Welchen Einfluß hat der Kontext für den Abruf von Informationen aus dem
LZG
und welchen aus dem KZG?
LZG: Er beeinflußt die Dauer und Schwierigkeit des Abrufprozesses
KZG: Er steuert die Auswahl der verarbeiteten Sinnesreize bei der selektiven Aufmerksamkeit
4.8.)
Welche Gründe sprechen dagegen, daß Vergessen allein dadurch zustande
kommt, daß im Gedächtnis gespeicherte Informationen im Laufe der Zeit
verfallen?
1)
2)
3)
Vergessen ist nicht von der Zeitspanne abhängig, sondern von äußeren Einflüssen
Wir können motorische Eigenschaften nutzen, die wir jahrelang nicht mehr in
Anspruch genommen haben
Ältere Menschen können sich gut an Ereignisse aus ihrer Jugend erinnern
4.9.)
Was besagt die Spurenzerfallstheorie des Vergessens?
Sie besagt, daß Gedächtnisspuren im Laufe der Zeit immer mehr abnehmen.
4.10.) Was versteht man unter Interferenz?
Darunter versteht man ,daß der Abruf von bestimmten Gedächtnisinhalten durch das Lernen
anderer Informationen erschwert wird.
4.11.) Was versteht man unter retroaktiver und proaktiver Interferenz?
Diese Frage möchte ich mit Hilfe eines typischen Interferenzexperiments beantworten.
Testpersonen lernen eine Liste von Wortpaaren, welche aus einem Stichwort und einem
Zielwort bestehen. Wenn die Liste A gelernt wurde, lernen sie eine neue Liste B, die zwar die
gleichen Stichwörter wie die Liste A enthält, aber dafür sind die Zielwörter hingegen neu. Die
Testpersonen sollen nun, nachdem sie die Listen gelernt haben, die Zielwörter der Liste A
abrufen. Diejenigen, die beide Listen gelernt hatten, erinnerten sich an weniger Zielwörter der
Liste A als andere, die nur die Liste A gelernt haben, da sie sich häufig auch ungewollt an die
Zielwörter der Liste B erinnern. Da bei diesem Experiment das Lernen einer nachfolgenden
Liste zu Interferenz führt, nennt man diesen Prozeß retroaktive Interferenz.
Retroaktive Interferenz:
Das störende Material wird gelernt, nachdem die Zielinformation gelernt wurde
Proaktive Interferenz:
Sie entsteht durch das Lernen von störendem Material vor dem
Erlernen der Zielinformation
Während Interferenz nur den Zugang zu einer Information im LZG erschwert, führt Ersetzung
zum Verlust der Informationen aus dem KZG.
4.12.) Wie wirkt sich die Interferenz auf die Behaltensleistung aus?
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Bei Andersons ( 1981 ) Versuch,in dem Testpersonen einmal Listen mit gemeinsamen
Stichwörtern ( Interferenz ist zu erwarten ) und welche ohne gemeinsame Stichwörter ( keine
Interferenz ) lernen und sie danach frei reproduzieren oder wiedererkennen ( aus anderen
Wortpaaren ) mußten, stellte sich heraus, daß die Interferenz nur den Abruf der Zielwörter
erschwerte, nicht aber zu ihrem völligen Vergessen führte, da die Testpersonen noch einige
Zielwörter wiedererkennen konnten.
4.14.) Welche Symptome treten bei retrograder und welche bei anterograder Amnesie
auf?
Retrograde Amnesie:
Die Gedächtnisinhalte sind hier nicht verloren, sondern einfach
für eine gewisse Zeit nicht abrufbar ( Abrufunmöglichkeit ).
Patienten sind einfach nicht in der Lage, sich an Ereignisse zu
erinnern, die direkt vor der Verletzung passierten. Das Ausmaß
ist hierbei unterschiedlich. Man kann Ereignisse vergessen, die
Minuten, Stunden oder gar Tage vor der Bewußtlosigkeit stattfanden. Dabei sind vor allem Erinnerungen an persönliche Ereignisse betroffen. Das Allgemeinwissen und die motorischen
Fähigkeiten bleiben normalerweise unversehrt.
Anterograde Amnesie:
Patienten mit anterograder Amnesie sind nach dem Unfall nicht
in der Lage, neue Informationen dauerhaft zu speichern, obwohl
sie sich an länger zurückliegende Ereignisse meist noch gut
erinnern können.
5)
Fragen zur Verbesserung der Gedächtnisleistung
5.1.)
Was versteht man unter Mnemotechnik?
Mit der Mnemotechnik ist es möglich seine Gedächtnisleitung zu verbessern. Spezielle
Techniken der Mnemotechnik ( Loci-,Ankerwort- und Schlüsselwortmethode ) helfen bei
dieser Gedächtnisförderung.
5.2.)
Wie kann man experimentell zeigen, daß integrierende Vorstellungsbilder unsere
Behaltensleistung stärker fördern als getrennte Bilder?
Bower ( 1970 ) zeigte in seinen Studien den Effekt von integrierten Vorstellungsbildern. Seine
Versuchspersonen sollten Wortpaare wie z.B. „Schwein-Eis“ lernen und sie instruieren
( in einem Vorstellungsbild miteinander verknüpfen ), so daß z.B. „ein Schwein, das Eis frißt“
entsteht. Durch die zusätzlichen Verbindungen wird die Behaltensleistung integrierter Bilder
gegenüber einzelnen Bildern erhöht. Am besten ist es noch, sich eine Szene mit stark
emotionaler Wirkung vorzustellen.
5.3.)
Welche beiden behaltensfördernden Prinzipien kommen bei der LOCI-Methode
zum Tragen?
Die Loci-Methode basiert darauf, daß es Orte und Reihenfolgen von Orten gibt, die wir in
unserem Gedächtnis besonders gut verankert haben ( z.B. Zimmer in meiner Wohnung ).
Folgende behaltensfördernde Prinzipien kommen dabei zum Tragen:
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1)
Sie bietet uns ein bildhaftes Einprägesystem, in dem wir bildhafte Verbindungen
zwischen den bekannten Orten und en zu erlernenden Objekten herstellen
2)
Sie bietet uns einen systematischen Abrufplan, in dem man die Orte in der gewohnten
Reihenfolge abgeht
5.4.)
Wie läßt sich die Schlüsselwortmethode am effektivsten einsetzen?
Sie läßt sich am effektivsten Einsetzen für das Lernen von Fremdsprachen. Zu jeder neuen
Vokabel probiert man ein deutsches Wort zu finden, das so ähnlich klingt.
Beispiel:
Möwe = sea gull ( neue Vokabel )
Segel ( ähnlich klingendes Wort )
Segel ist also ein geeignetes Schlüsselwort. Und jetzt stellen wir uns eine Möwe vor, die auf
einem Segel sitzt. Mit dem Bilden solcher Vorstellungsbilder, lernen wir doppelt so viel
Vokabeln wie zuvor.
5.5.)
Wie funktioniert die Ankerwortmethode?
Hier werden zunächst zehn oder mehr einfache Begriffe gelernt und dann später als
sogenannte Anker benutzt. Eine mögliche Liste von Ankerwörtern könnte aus Begriffen
bestehen, die vom Klang her zu den ersten zehn Zahlen gehören:
„Eins kommt aus Mainz, zwei liegt im Heu...“ Jedes Item der Liste, die man sich merken will,
stellt man sich nun bildlich zusammen mit dem entsprechenden Ankerwort vor.
5.6.)
Warum verbessert es die Behaltensleistung, wenn man den Abruf übt?
Durch Üben des Abrufs, probiert man sein Gedächtnis aus und korrigiert falsch gelerntes oder
man fügt noch etwas zu dem gelernten hinzu. Außerdem erhöht man die Chance, daß einer der
verschiedenen Lernkontexte dem späteren Abrufkontext ähnlich ist.
5.7.)
Erläutern Sie die fünf Schritte der PQRST-Methode!
Der Name der PQRST-Methode ( von Thomas und Robinson 1982 ) leitet sich von den
Anfangsbuchstaben der fünf Schritte ab. Diese Schritte erklären wir nun, indem wir sie auf ein
Lehrbuch anwenden:
1)
P = Preview: Überblick über das Kapitel verschaffen, indem wir erstmal nur auf
Überschriften und hervorgehobene Begriffe achten. Das Inhaltsverzeichnis sollten wir dabei auch berücksichtigen.
Q = Question: Zu den Überschriften und hervorgehobenen Begriffen Fragen stellen.
R = Read:
Text sorgfältig lesen und dabei vor allem auf Informationen achten, die
meine Fragen beantworten.
S = Self-Recitation: Man sollte versuchen, sich an Hauptideen des Textes zu
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erinnern und sie sich vortragen ( leise oder besser laut ).
T = Test:
5.8.)
Mit der Wissensüberprüfung beginnen wir erst, wenn wir das gesamte
Kapitel gelesen haben. Wir müssen dann Hauptideen des Textes benennen und sie untereinander in Beziehung setzen.
Was bewirken die einzelnen Schritte der PQRST-Methode in bezug auf
Verbesserung der Behaltensleistung?
Die Wirksamkeit beruht darauf, daß beim Lernen der Schritte, daß zu lernende Material
hierarchisch geordnet, gründlicher verarbeitet und zielgerecht elaboriert sowie der Abruf
geübt wird.
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