A Fachbereich Mathematik Prof. Christian Herrmann Richard Holzer Tobias Löw TECHNISCHE UNIVERSITÄT DARMSTADT Wintersemester 2003/04 4. Dezember 2003 Allgemeine Algebra für Inf./WI-Inf. Lösungshinweise zum siebten Übungsblatt Präsenzübungen (T 6) Maxitest Ein Halbring ist eine algebraische Struktur (S, ⊕, ⊗, I0 , I1 ) mit ⊕, ⊗ : S × S → S und I0 , I1 ∈ S, für die für alle a, b, c ∈ S gilt (i) a ⊕ (b ⊕ c) = (a ⊕ b) ⊕ c (iv) a ⊗ I1 = I1 ⊗ a = a (ii) a ⊕ I0 = I0 ⊕ a = a (v) a ⊕ b = b ⊕ a (iii) a ⊗ (b ⊗ c) = (a ⊗ b) ⊗ c (vi) a ⊗ (b ⊕ c) = (a ⊗ b) ⊕ (a ⊗ c) Erfüllt ein Halbring darüber hinaus (vii) Für jede Folge (a1 , a2 , . . .) kann man unabhängig von der Reihenfolge eine Summe ∞ M an ∈ S n=1 definieren. (viii) ∞ M n=1 ! an ⊗ ∞ M ! bn = ∞ M an ⊗ bm n,m=1 n=1 dann wird er als abgeschlossener Halbring bezeichnet. (vgl. Inf III Skript / Waldschmidt,Guntermann, p. 84f) (a) Welche der obigen algebraischen Strukturen (S, ⊕, ⊗) wird zum Halbring, wenn man I0 und I1 geeignet wählt? (b) Welche erfüllt (a), wenn man zu S ein Element ∞ hinzunimmt und x ⊕ ∞, ∞ ⊕ x, x ⊗ ∞ und ∞ ⊗ x passend definiert? (c) Welche erfüllt (a) und erlaubt die Definition einer Summation (a1 , a2 , . . .) 7→ ∞ M an n=1 so, daß man einen abgeschlossenen Halbring erhält, für den ∞ M n=1 an = a1 ⊕ · · · ⊕ am falls an = I0 für n > m gilt? (d) Welche erfüllt (c) nachdem man gemäß (b) ∞ hinzugenommen hat? 1. (N, +, ·): (a) I0 = 0, I1 = 1 (b) x + ∞ = L ∞ = ∞ + x, x · ∞ = ∞ = ∞ · x für x > 0, 0 · ∞ = 0 (c) Ja. Setze ∞ n=1 an = 0 für divergente Reihen. (d) Ja 2. (R≥0 , +, ·): (a) I0 = 0, I1 = 1 (b) x + ∞ = L ∞ = ∞ + x, x · ∞ = ∞ = ∞ · x für x > 0, 0 · ∞ = 0 (c) Ja. Setze ∞ n = 0 für divergente Reihen. n=1 a L (d) Ja. Wähle z. B. ∞ n=1 an = ∞ falls es kein m gibt, sodaß an = 0 für alle n > m. 3. (R≥0 , min, +): (a) Nein (b) I0 = ∞, I1 = 0 (c) Nein (d) Ja 4. (P(X), ∪, ∩): (a) I0 = ∅, I1 = X (b) x ∪ L ∞ =S ∞ = ∞ ∪ x, x ∩ ∞ = ∞ = ∞ ∩ x (c) Ja. L = (d) Ja. ∞ n=1 an = ∞ genau dann wenn mindestens ein an = ∞. 5. (P(X), ∩, ∪) (a) I0 = X, I1 = ∅ (b) x ∪ L ∞ =T ∞ = ∞ ∪ x, x ∩ ∞ = ∞ = ∞ ∩ x (c) Ja. L = (d) Ja. ∞ n=1 an = ∞ genau dann wenn mindestens ein an = ∞. (P 15) Teilen mit Rest Zeige mittels Ordnungsinduktion, daß es für Zahlen a, b ∈ N mit b > 0 stets Zahlen q, r ∈ N mit r < b gibt, sodaß a=q·b+r gilt. Wir induzieren über a: Angenommen wir haben obige Aussage für alle Zahlen kleiner a gezeigt, dann gibt es zwei mögliche Fälle: a < b: In diesem Fall wählen wir q = 0 und r = a. a ≥ b: Dann gilt a − b < a und nach Induktionsannahme gibt es q, r ∈ N mit r < b, sodaß a−b=q·b+r gilt. Addiert man auf beiden Seiten b dann erhält man a = (q + 1) · b + r und der Beweis ist fertig. (P 16) Rekursion Sei C die Menge aller Worte über dem Alphabet {a, b, c, d, e}, die keines der Wörter cd, ce, ed, ee als (zusammenhängendes) Teilwort enthalten. (Die Elemente in C bezeichnen wir auch als die erlaubten Worte.) Sei cn die Anzahl der erlaubten Worte der Länge n. Gesucht ist eine explizite Formel zur Berechnung von cn . Sei weiterhin B die Menge aller erlaubten Worte, die c oder e als letzten Buchstaben haben, sowie A := C \ B. (a) Betrachte die Anzahl bn der Wörter in B von Länge n, sowie an = cn − bn . Berechne die Werte ai , bi und ci für i = 0, 1, 2. Durch einfaches Abzählen erhalten wir b0 b1 b2 c0 c1 c2 =0 =2 =5·2−2=8 =1 =5 = 5 · 5 − 4 = 21 (es gibt kein leeres Wort, daß mit ’c’ oder ’e’ endet) (’c’ oder ’e’) a0 = 1 a1 = 3 a2 = 13 (b) Gib rekursive Definitionen für A und B an. Hinweis: Definiere A (bzw. B) durch Ausdrücke mit A und(!) B. Betrachte hierfür die letzten und vorletzten Buchstaben der Wörter. Durch eine genaue Analyse der letzten beiden Buchstaben der erlaubten Wörter erhalten wir B = Ac ∪ Ae ∪ Bc und A = Aa ∪ Ab ∪ Ad ∪ Ba ∪ Bb ∪ {ε} wobei Xy := {cat(w, y) | w ∈ X}, cat(w, y) an das Wort w den Buchstaben y anhängt und ε das leere Wort ist. P∞ n (c) Bestimme gebrochenrationale Polynome die gleich den Potenzreihen bzw. n=0 an x P∞ n b x sind. n=0 n P P∞ n n Zur Einfachheit sei PA := ∞ n=0 an x und PB := n=0 bn x . Unter Verwendung des vorherigen Aufgabenteils folgt PB = 2x · PA + x · PB PA = 3x · PA + 2x · PB + 1 es folgt (3x − 1) PA + 2x PB = −1 2x PA + (x − 1) PB = 0 also PB = 2x PA 1−x und (3x − 1)PA + 4x2 PA = −1 1−x bzw. PA = 1−x 1 − 4x − x2 und PB = 2x 1 − 4x − x2 P n (d) Bestimme daraus eine Darstellung der Potenzreihe ∞ n=0 cn x als gebrochenrationales Polynom. P n Wir definieren wieder PC := ∞ n=0 cn x und es folgt sofort PC = PA + PB = 2x 1+x 1−x + = 2 2 1 − 4x − x 1 − 4x − x 1 − 4x − x2 (e) Gib eine rekursive Definition für die cn an. Durch Umformen der Darstellung von PC erhalten wir 1+x 1 − 4x − x2 2 (1 − 4x − x )PC = 1 + x PC − 4xPC − x2 PC = 1 + x PC = Daraus folgt c0 = 1, c1 − 4c0 = 1 und cn − 4cn−1 − cn−2 = 0 für n ≥ 2 und damit die Rekursionsvorschrift c0 = 1 c1 = 5 cn = 4cn−1 + cn−2 für n ≥ 2 (f) Finde mittels Partialbruchzerlegung eine explizite Darstellung für die cn . Mittels Partialbruchzerlegung erhalten wir PC = 1+x 1 −√4x − x2 5−5 10 √ 5+5 10 √ √ − x+2− 5 x+2+ 5 √ √ 1 1 5+5 5−5 √ · √ · = + −x −x √ 10(2 + 5) 1 − 2+√5 10(2 − 5) 1 − 2− 5 √ √ n n ∞ ∞ −1 −1 5+5 X 5−5 X n √ √ √ √ xn = x + 10(2 + 5) n=0 2 + 5 10(2 − 5) n=0 2 − 5 = also √ 5−5 √ cn = 10(2 − 5) −1 √ 2− 5 n Übrigens, cn ist die (3n + 2)-te Fibonacci-Zahl. √ 5+5 √ + 10(2 + 5) −1 √ 2+ 5 n