Pädagogische Hochschule Ludwigsburg Fakultät für Sonderpädagogik Reutlingen Veranstaltung: Unterrichtlicher Umgang mit Schülern/innen mit herausfordernden Verhaltensweisen in der Schule für Geistigbehinderte Dozent: Peter Glas Wintersemester 2006/07 Protokoll der Veranstaltung vom 18.12.2006 Seminarthema: Herausfordernden Verhaltensweisen – die Situation von Lehrern/innen und Arbeitshypothesen Unterrichtlicher Umgang mit Schüler/innen mit herausfordernden Verhaltensweisen in der Schule für Geistigbehinderte Protokoll der Veranstaltung vom 18.12.2006 Gliederung der Veranstaltung: 1. Begrüßung 2. Besprechung des Blattes: „Ich kann nicht mehr“ a.) Räumlich-bauliche Hintergründe b.) Unterrichtliche-organisatorische Hintergründe c.) Die Klassenzusammensetzung d.) Die Situation der betreffenden Lehrer/innen e.) Die Haltung und Einstellung des Kollegiums f.) Die Eltern und Angehörige des auffälligen Kindes g.) Die Eltern und Angehörigen der KlassenkameradInnen und andere SchülerInnen der Schule h.) Die Haltung der Vorgesetzten und der übergeordneten Schulinstanzen i.) Die Nachbarschaft der Schule, die Haltung der Gemeinde 3. Besprechung des Blattes: „Herausfordernde Verhaltensweisen – Arbeitshypothesen“ 4. Nachbesprechung des Blattes: „Herausfordernde Verhaltensweisen – Arbeitshypothesen“ 5. Reflexion 1 Unterrichtlicher Umgang mit Schüler/innen mit herausfordernden Verhaltensweisen in der Schule für Geistigbehinderte Protokoll der Veranstaltung vom 18.12.2006 1. Begrüßung: Zu Beginn der Sitzung begrüßte der Dozent die Seminarteilnehmer zur letzten Sitzung vor den Weihnachtsferien. Er gab daraufhin bekannt, dass er aufgrund eines Termins die Sitzung früher schließen müsse. Nachdem die Rahmenbedingungen für die Sitzung geklärt wurden, verwies der Dozent auf die letze Sitzung, in der er ein Blatt mit dem Titel „Ich kann nicht mehr“ ausgeteilt hatte. Daraufhin wurden fehlende Blätter nochmals ausgeteilt. 2. Besprechung des Blattes: „Ich kann nicht mehr“ Herr Glas verwies darauf, dass bestimmte Themen dieses Blattes schon in der letzten Sitzung besprochen wurden, so zum Beispiel der erste Punkt der „Räumlichbaulichen Hintergründe“. Jedoch wurden auch neue Aspekte angeführt. Daraufhin ging der Dozent das Blatt Schritt für Schritt durch. a.) Räumlich-bauliche Hintergründe: Dieser Punkt wurde schon in der letzten Sitzung über eine Gruppenarbeit ausführlich behandelt. b.) Unterrichtliche-organisatorische Hintergründe: Unter diesem Punkt führte Herr Glas die Wichtigkeit einer Supervision an. Es kann für den Einzelnen, wie auch für die Schule produktiv sein, wenn gerade in schwierigen Situationen eine Fachberatung in Anspruch genommen wird. c.) Die Klassenzusammensetzung: Für die Klassenzusammensetzung ist es ganz entscheidend, dass die Voraussetzungen der Lehrer/innen mitberücksichtigt werden. Jedoch nicht nur die Lehrer/in sollte ins Auge gefasst werden, sondern auch die einzelnen 2 Unterrichtlicher Umgang mit Schüler/innen mit herausfordernden Verhaltensweisen in der Schule für Geistigbehinderte Protokoll der Veranstaltung vom 18.12.2006 Klassenmitglieder innerhalb der Klasse und ob sich diese voll entfalten können oder ob ein Schüler/in durch die Klassenzusammensetzung gehemmt wird. d.) Die Situation der betreffenden Lehrer/innen: Der Punkt der Belastbarkeit spielt im Schulbetrieb eine ganz zentrale Rolle. Gerade bei älteren Lehrer/innen kommt oftmals der Wunsch auf, nicht eine Unterstufenklasse zu unterrichten, weil in solchen Klassen die Belastungen zu groß wären. Hierzu führte Herr Glas ein Beispiel aus seiner Schule an: Eine neue Lehrerin bekam eine sehr unruhige und schwierige Klasse. Die Tatsache, dass die Lehrerin neu war sah Herr Glas jedoch nicht unbedingt als problematisch an, denn die Kollegen und Kolleginnen haben der betroffenen Lehrerin weitergeholfen. Außerdem kann gerade die Unvoreingenommenheit, die eine solche Lehrerin zeigt zu einem guten Gelingen beitragen. e.) Die Haltung und Einstellung des Kollegiums: Ein Aspekt, der hier angeführt wurde, ist schon unter d.) angesprochen worden. Für den Umgang mit herausfordernden Verhaltensweisen ist es von großer Bedeutung, ob sich das Kollegium mitverantwortlich fühlt oder aber, ob ein Lehrer/in mit den Problemen allein gelassen wird. f./g.) Die Eltern und Angehörige des auffälligen Kindes / Die Eltern und Angehörigen der KlassenkameradInnen und andere SchülerInnen der Schule: In erster Linie sollten die Eltern des betroffenen Schülers/in miteinbezogen werden. Jedoch ist dies nur ein Teil der Elternarbeit, denn gerade die Eltern von Klassenkameraden/innen des betroffenen Schülers/in sind ebenso, wenn auch oft nur indirekt, involviert. Ein Beispiel aus der Erfahrung von Herr Glas behandelt genau dies. Wenn ein Schüler/in gewalttätig gegenüber seinen Mitschülern/innen wird, dann belastet dies auch die Eltern der geschlagenen Schüler/innen. Hierfür bedarf es einer Zusammenarbeit von allen Seiten und dazu gehören eben auch die Eltern der geschlagenen Schüler/innen. 3 Unterrichtlicher Umgang mit Schüler/innen mit herausfordernden Verhaltensweisen in der Schule für Geistigbehinderte Protokoll der Veranstaltung vom 18.12.2006 Einwurf einer Kommilitonin: Sie beschreibt ein Konzept, dass mit so genannten Elternmediatoren arbeitet. Diese Elternmediatoren sollen mehr in die Schule miteinbezogen werden. Sie beschrieb, dass gerade dieses Konzept in Ihrer Schule Erfolge verzeichnen konnte. Ausführung von Herr Glas: Es werden durch Kurse Eltern ausgebildet, damit diese konkret ins Schulleben eingreifen können. Ein Beispiel wäre, wenn neue Eltern an die Schule kommen, dass diese nicht vom Lehrer/in eingeführt werden, sondern dass sich Eltern dieser annehmen. Gerade in der Lebenshilfe spielt ein solcher Ansatz eine große Rolle – „wie können die Eltern das Schulleben mitgestalten?“. h.) Die Haltung der Vorgesetzten und der übergeordneten Schulinstanzen: Der Dozent bringt zur Verdeutlichung der Problematik ein Beispiel aus seiner Schule an: Hier beschwerte sich ein Vater über einen Lehrer, trotz mehrerer Elterngespräche, direkt beim Regierungspräsidium. Solch eine Situation ist immer sehr heikel für einen Lehrer/in. Deswegen muss der Rektor auch einen Lehrer/in in Schutz nehmen, wenn er das Gefühl hat, dass der Lehrer/in nicht falsch gehandelt hat. i.) Die Nachbarschaft der Schule, die Haltung der Gemeinde: Dieser Punkt wurde in den letzen Sitzungen immer wieder angesprochen. Gerade, wenn es einen sehr auffälligen Schüler/in in der Schule gibt, sollte die Nachbarschaft darauf aufmerksam gemacht werden, sodass auch Mitglieder der Nachbarschaft auf die Schule zugehen können, wenn Ihnen etwas aufgefallen ist. Eine Schule sollte sich von der Sichtweise, die nur auf das Verhalten des Schülers/in gerichtet ist, distanzieren. Alle zusammen sollten Systeme entdecken, die helfen mit herausfordernden Verhaltensweisen besser zurecht zu kommen. 4 Unterrichtlicher Umgang mit Schüler/innen mit herausfordernden Verhaltensweisen in der Schule für Geistigbehinderte Protokoll der Veranstaltung vom 18.12.2006 3. Besprechung des Blattes: „Herausfordernde Verhaltensweisen – Arbeitshypothesen“ Bei der Erstellung dieses Blattes bezog sich der Dozent auf das Buch: „Pädagogik bei geistiger Behinderung und Verhaltensauffälligkeiten“, welches von Georg Theunissen geschrieben wurde. Nachdem Herr Glas dieses Buch kurz vorgestellt hatte, begann er mit der Besprechung dieses Blattes, wobei er Punkt für Punkt kurz ausführte. - Frustrations – Aggressionshypothese: Aus vielen Untersuchungen, aber auch aus eigenen Erfahrungen von Herrn Glas, kann bestätigt werden, dass ein hohes Aufkommen von Frustrationserlebnissen zu auffälligen Verhaltensweisen führen kann. Dies kann sich auch über einen längeren Zeitraum aufstauen, bis es sich entlädt. Wobei dies sich nicht nur in Fremdaggressionen, sondern auch in selbstverletztendem Verhalten zeigt. - Vermeidungshypothese: Ein Schüler/in weiß, dass er eine für ihn ungewollte Situation vermeiden kann, wenn er sich dementsprechend verhält. Die Vermeidungshypothese hat also auch etwas mit lernen zu tun – eine Person lernt eine für ihn ungewollte Situation zu vermeiden. - Überforderungshypothese: Eine Verhaltensweise, die der Dozent als eine herausfordernde Verhaltensweise empfindet ist es, wenn sich Schüler/innen während des Sportunterrichts die Schuhe binden. Dies wird wohl allgemein nicht als herausforderndes Verhalten angesehen, jedoch kann dies ein Beispiel für eine bewusste Vermeidung sein. Dann nämlich, wenn der Schüler/in sich gerade die Schuhe bindet, weil er weiß, dass er durch eine solche Verhaltensweise eine Überforderung überwinden kann. Er vermeidet also durch sein Verhalten eine Situation, die ihn überfordert. 5 Unterrichtlicher Umgang mit Schüler/innen mit herausfordernden Verhaltensweisen in der Schule für Geistigbehinderte - Unterforderungshypothese: Diese Protokoll der Veranstaltung vom 18.12.2006 ist mit der Überforderungshypothese vergleichbar. Beide sind gerade in der Schule für geistig behinderte Menschen immer präsent. In dieser Schulform ist das Klientel so heterogen, wie wohl in keiner anderen Schulform. Deswegen ist es enorm schwierig ein gesundes Maß zu finden. Häufig werden jedoch einzelne Schüler unter- oder überfordert. - Zuwendungshypothese: Diese Hypothese ist für den Dozent kritisch zu sehen, denn in Situationen, in denen Schüler/innen sich selbst oder ihre Klassenkameraden/innen gefährden, kann nicht darauf verzichtet werden einzugreifen. Da den Schülern/innen aber oftmals eine negative Reaktion lieber ist als gar keine, zeigen sie herausfordernde Verhaltensweisen. Bei solchen Problemen muss von Situation zu Situation entschieden werden, wie damit umgegangen wird. - Herausfordernde Verhaltensweisen als Kontrollverlust: Der Dozent nannte das Beispiel der „lauten Schule“, in der immer etwas los ist. Dies ist vergleichbar mit den neuen Medien, die ebenfalls eine Reizüberflutung darstellen können. Gerade Schüler/innen an Schulen für geistig behinderte Menschen, fällt es schwer mit solchen Situationen zurecht zu kommen. Dies stellt ein Kontrollverlust für die Schüler/innen dar, weil sie sich nicht mehr in Balance befinden. - Herausfordernde Verhaltensweise als Entwicklungsbeschränkung: Es ist immer problematisch einen älteren Menschen auf einen jüngeren Entwicklungsstand einzustufen, weil die Fassade der Person nicht diesen Entwicklungsstand vermuten lässt. Darum ist diese Hypothese immer mit Schwierigkeiten verbunden. - Herausfordernde Verhaltensweisen als Folge von Objektverlust: Dieser Auslöser kann gerade bei Kindern vorkommen, die aufgrund einer längeren Stationären Behandlung von ihrer Mutter getrennt waren und darum herausfordernde Verhaltensweisen zeigen. 6 Unterrichtlicher Umgang mit Schüler/innen mit herausfordernden Verhaltensweisen in der Schule für Geistigbehinderte - Protokoll der Veranstaltung vom 18.12.2006 Herausfordernde Verhaltensweisen als Abwehrmechanismus bei Depression: Die Depression kann, laut dieser Hypothese, ein Auslöser für ein auffälliges Verhalten sein. - Herausfordernde Verhaltensweisen als Durchsetzungsstrategie: Wenn von Durchsetzungsstrategien fremdaggressives gesprochen wird, denkt man sofort an ein Verhalten. Jedoch können gerade auch Autoaggressionen eine Durchsetzungsstrategie darstellen. Die Situation, dass sich ein Schüler/in selbst schlägt, um seinen Willen durchzusetzen, kommt in der Schule für geistig behinderte Menschen nicht selten vor. - Herausfordernde Verhaltensweisen als Mittel zur Spannungsabfuhr: Diese Hypothese hat gute Anknüpfungspunkte, um dem Verhalten entgegen zu wirken. Oft liegt es an einem Bewegungsmangel, dass sich eine innere Spannung bildet. Der Dozent ist an seiner Schule mit zwei Schülern vor dem Unterricht gejoggt und hat so der Spannung ein Stück weit entgegen gewirkt. - Herausfordernde Verhaltensweisen als Mittel zur Schmerzlinderung: Am Beispiel Zahnweh oder vielmehr des „Zahnens“ bei Säuglingen wurde dies beobachtet. Die Säuglinge schlugen sich, weil sie ihre Zähne bekamen und dadurch Schmerzen empfanden. Diese Problematik betrifft gerade Schüler/innen, die sich verbal nicht verständigen können. - Herausfordernde Verhaltensweisen zur Herstellung eines inneren Gleichgewichts: Es gibt viele Möglichkeiten seine innere Balance wieder herzustellen. Der Dozent führte hierfür die Konsumierung von Talk Shows an. Jedoch besteht eben auch die Möglichkeit, dass eine Autoaggression zu einer inneren Balance führt. - Herausfordernde Verhaltensweisen als Mittel zur Kommunikation: Wenn eine Person über einen längeren Zeitraum nicht ausreichend Möglichkeiten zur Kommunikation hatte, kann dies zu herausfordernden Verhaltensweisen führen. 7 Unterrichtlicher Umgang mit Schüler/innen mit herausfordernden Verhaltensweisen in der Schule für Geistigbehinderte - Protokoll der Veranstaltung vom 18.12.2006 Selbststimulationshypothese: Herr Glas berichtete hierzu von einem Schüler, der im Alter von 18 Jahren mit einem Eishockeyhelm durch das Leben ging. Er trug diesen Helm, weil er sich ohne ihn ständig in den Augen gebohrt hatte. Der Helm mit einem Gitter vor den Augen war ein Schutz, damit der Junge nicht vollständig erblindete. Dies könnte eine Art der Selbststimulation sein. Es kann vorkommen, dass sich Personen über massive Reize versuchen selbst zu stimulieren. - Herausfordernde Verhaltensweisen herausfordernde Verhaltensweise in automatisierter automatisiert Form: wurde, dann Wenn kann eine es vorkommen, dass sich dieses Verhalten auch ohne den eigentlichen Auslöser weiterhin zeigt. In solch einem Fall ist die Suche nach der Ursache des Verhaltens äußerst schwierig. - Regressionshypothese: Bei Schwer-Mehrfachbehinderten wird diese Hypothese oft angebracht. - Herausfordernde Verhaltensweisen aus lerntheoretischer Sicht: Schüler/innen lernen, dass sie durch ihr Verhalten eine gewisse Reaktion hervorrufen. Dieser Faktor spielt in einigen Hypothesen, die schon besprochen wurden, eine Rolle. So zum Beispiel in der Über- oder Unterforderungshypothese, genauso wie in der Vermeidungshypothese. Hierzu brachte Herr Glas ein weiteres Beispiel an: Wenn Schüler/innen gelernt haben, dass sie in der Pause wieder rein dürfen, wenn sie sich negativ verhalten, dann ist dies eine so genannte Vermeidungshypothese, die auf dem lernen des Schülers/in basiert. - Neurochemische Hypothesen: Es gibt verschiedene Hypothesen, die die Abhängigkeit von Trägerstoffen im Körper und herausfordernden Verhaltensweisen thematisieren. Hierbei wird davon ausgegangen, dass wenn bestimmte Trägerstoffe erhöht oder erniedrigt sind, es genau zu einem auffälligen Verhalten führen kann. 8 Unterrichtlicher Umgang mit Schüler/innen mit herausfordernden Verhaltensweisen in der Schule für Geistigbehinderte - Protokoll der Veranstaltung vom 18.12.2006 Herausfordernde Verhaltensweisen als Zwangsverhalten: Diese Hypothese beschreibt ein Verhalten, dass aufgrund von Zwängen hervorgerufen wird, so zum Beispiel Ängste. - Herausfordernde Verhaltensweisen bei klinischen Syndromen: Cornelia De Lange ist ein solches Syndrom. Herr Glas konnte hierzu nichts genaueres sagen. Ein Kommilitone erzählte hierzu, dass er von einem Syndrom weiß, dass sich ganz speziell in der Reaktionsweise des Haare ausreisen zeigt. Jedoch konnte er dieses Syndrom nicht benennen. - Herausfordernde Verhaltensweisen infolge eines Triebstaus: Hierzu wurde die Situation von Kindern geschildert, die stark unterdrückt erzogen werden. Sie unterdrücken ihre Aggressionen, bis sich diese irgendwann nach außen entladen. Herr Glas berichtete von einem solchem Beispiel, wobei er jedoch das Gefühl hatte, dass es diesem Jungen sogar gut getan hat. Im Anschluss an die Besprechung dieses Blattes verwies der Dozent noch einmal auf das Buch von Herrn Theunissen. Das Buch zeichnet sich vor allem wegen der vielfältigen Bezüge zur Praxis aus. 4. Nachbesprechung des Blattes: „Herausfordernde Verhaltensweisen – Arbeitshypothese“ Herr Glas verwies auf die Problematik, dass in Situationen, in denen Schüler/innen herausfordernde Verhaltensweisen zeigen, immer noch zu oft „Täter orientiert“ gedacht wird. Die Schüler/innen bekommen einfach ein Medikament, jedoch wird nicht genügend über die Gründe reflektiert. Deswegen sollte das Umfeld und alle Menschen, die mit diesem Schüler/in zu tun haben im Blick behalten werden. Es sollte nach Anknüpfungspunkten Ausschau gehalten werden, die helfen das Verhalten zu verstehen. 9 Unterrichtlicher Umgang mit Schüler/innen mit herausfordernden Verhaltensweisen in der Schule für Geistigbehinderte Protokoll der Veranstaltung vom 18.12.2006 Auf diese Ausführung hin zeigte eine Kommilitonin Probleme auf, die gerade durch eine solche Auflistung von Hypothesen entstehen können. Sie berichtete von einem Beispiel aus ihrer Schule, wo bei einem Fall mehrere Personen an den unterschiedlichsten Hypothesen angeknüpft haben. Es gab eine Art Eigendynamik. Jeder wollte helfen, jedoch gab es kein einheitliches Konzept. Der Dozent gab ihr in diesem Punkt recht, jedoch liegt für ihn das Hauptaugenmerk bei einer solchen Auflistung daran, dass wir einsehen sollen, dass Schüler/innen mit herausfordernden Verhaltensweisen diese nicht ohne Sinn zeigen. Es gibt immer einen Grund, der eine solche Verhaltensweise nach sich zieht und gerade dies muss ein erster Schritt sein, wenn man mit auffälligen Verhaltensweisen konfrontiert ist. Da an dieser Stelle nicht mehr genügend Zeit für die Bearbeitung eines weiteren Themas war, beendete Herr Glas mit der Verteilung eines Blattes zum Bildungsplans und dem Hinweis dieses Blatt über die Ferien anzuschauen die Sitzung. Daraufhin bedankte er sich bei den Seminarteilnehmern und verabschiedete sich. 5. Reflexion Diese Sitzung war alles in allem sehr hilfreich für den Umgang mit herausfordernden Verhaltensweisen, da konkrete Hypothesen für die Ursache von einem solchen Verhalten besprochen wurden. Was die Aufbereitung der Stunde angeht, kann ich aus meiner Sicht resümieren, dass ich es besser finde, wenn es vereinzelt Gruppenarbeiten, wie in den Sitzungen zuvor, gibt. Die Stunde war mehr oder weniger ein Monolog, sodass ich mir an verschiedenen Stellen gewünscht hätte auch mit meinen Kommilitonen über die Thematik ins Gespräch zu kommen. Es könnte sein, dass das Thema eine solche Gruppenarbeitsphase verhindert hat. Das erste Blatt wurde zum Teil schon in Arbeitsgruppen behandelt und der zweite Teil war mit Sicherheit für viele Neuland. Die Besprechung des Blattes „Ich kann nicht mehr“, war sehr informativ, wenn auch ein paar Dinge schon in den letzten Sitzungen behandelt wurden. Gerade die neuen Perspektiven, die durch dieses Blatt eröffnet wurden, haben mich veranlasst weiter 10 Unterrichtlicher Umgang mit Schüler/innen mit herausfordernden Verhaltensweisen in der Schule für Geistigbehinderte Protokoll der Veranstaltung vom 18.12.2006 darüber nachzudenken, wo es noch Ressourcen gibt, die bei herausfordernden Verhaltensweisen aktiviert werden können. Das zweite Blatt („Herausfordernde Verhaltensweisen – Arbeitshypothesen“), behandelte für mich teilweise völlig neue Punkte. Aufgrund dessen fand ich es sehr fruchtbar eine solche Auflistung zu bekommen. Eine solche Liste veranlasst, wie Herr Glas gesagt hat, darüber zu reflektieren, dass die Schüler/innen sich nicht ohne Sinn so verhalten, wie sie es tun. Die Hypothesen geben einen Überblick darüber, warum Schüler/innen sich auffällig verhalten und tragen somit dazu bei, sie besser zu verstehen. Auf der anderen Seite muss auch beachtet werden, dass gerade die große Anzahl der Hypothesen dazu führen kann, dass es zu den unterschiedlichsten Meinungen bezüglich einer Ursache und damit verbunden, dem weiteren Vorgehen kommt. Dies wird dann problematisch, wenn sich durch diese differenten Vorstellungen keine einheitliche Vorgehensweise erarbeiten lässt. Meinem Erachten nach ist es wichtig einzusehen, dass eine Hypothese zur Erklärung nicht ausreichen muss, sondern dass es zu Überschneidungen kommen kann. Dies bestärkt gerade dazu die Verhaltensweise aus mehreren Blickwinkeln zu sehen und über dies eine einheitliche Vorgehensweise zu erarbeiten. Abschließend kann ich aus meiner Sicht berichten, dass diese Einheit für meine spätere Arbeit viele neue Blickwinkel eröffnet hat. Einzigstes Manko, das ich auch oben schon angesprochen habe, war die Tatsache, dass es zu wenig Raum für die Studierenden gab. Dieser Punkt lässt sich allerdings auch auf die Thematik des Seminars zurückführen, da in den vorherigen Sitzungen die Studierenden genügend Möglichkeiten hatten, sich einzubringen. 11