MOTIVATIONS- UND LEISTUNGSSTEIGERUNG DURCH VARIABLE VERGÜTUNG 5 1 5 EINLEITUNG 1.1 MOTIVE FÜR EINE VARIABLE VERGÜTUNG 1.1.1 ARBEITGEBERMOTIVE 1.1.2 ARBEITNEHMERMOTIVE 1.2 MOTIVATION 1.2.1 INTRINSISCHE MOTIVATION 1.2.2 EXTRINSISCHE MOTIVATION 1.3 LEISTUNG 1.4 LEISTUNGSANALYSE UND LEISTUNG 1.4.1 GRÜNDE FÜR EINE LEISTUNGSANALYSE UND LEISTUNGSBEURTEILUNG 1.4.2 VORAUSSETZUNGEN FÜR EINE LEISTUNGSBEURTEILUNG 1.4.3 ANFORDERUNGEN AN DIE LEISTUNGSKRITERIEN 1.5 ARBEIT 1.6 QUALIFIKATIONEN 1.6.1 FUNKTIONALE QUALIFIKATIONEN 1.6.2 EXTRAFUNKTIONALE QUALIFIKATIONEN 1.6.2.1 Kompetenzen 1.7 ENTGELT 1.7.1 GRUNDSÄTZE DER ENTGELTGESTALTUNG 1.8 ANREIZE 1.8.1 FORMEN DER ANREIZE 1.8.1.1 Monetäre Anreize bzw. materielle Anreize 1.8.1.2 Nicht monetäre Anreize, bzw. immaterielle Anreize 1.8.2 FUNKTIONEN VON ANREIZSYSTEMEN 6 6 7 8 8 8 9 9 10 10 11 12 13 13 13 14 14 15 15 16 17 17 17 2 19 GRÜNDE FÜR VARIABLE ANREIZSYSTEME 2.1 ÖKONOMISCHE MODELLE 2.1.1 ASYMMETRISCHE INFORMATION 2.1.2 DIE AGENTURTHEORIE ( PRINZIPAL – AGENT – PROBLEM) 2.2 PSYCHOLOGISCHE MOTIVATIONSTHEORIEN 2.2.1 INHALTSTHEORIEN 2.2.1.1 ERG – Theorie von Alderfer 2.2.1.2 Die Leistungsmotivationstheorie von McClelland / Atkinson 2.2.2 PROZESSTHEORIEN 2.2.2.1 VIE – Theorie von Vroom 2.2.2.2 Die Gleichheits- oder Equity Theorie von Adams 2.2.2.3 Attributionstheorie 2.2.3 KRITISCHE POSITIONEN 2.2.3.1 Bruno S. Frey und Margit Osterloh: „Sanktionen oder Seelenmassage?“ 2.2.3.2 Reinhard Sprenger: Mythos Motivation – Wege aus einer Sackgasse 19 19 19 23 23 24 25 28 28 30 32 35 35 39 3 ARTEN VON VARIABLEN VERGÜTUNGSSYSTEMEN 42 GRUNDLAGEN DER ENTGELT- UND ANREIZGESTALTUNG 42 3.1 3.1.1 ELEMENTE DER ENTGELT- UND ANREIZGESTALTUNG 3.1.2 BEMESSUNGSGRUNDLAGEN DER WERTSCHÖPFUNGSVERTEILUNG 3.2 VARIABLER LOHNANTEIL : ENTLOHNUNGSGRUNDSÄTZE IN DER INDUSTRIE 3.2.1 ZEITLOHN 3.2.2 AKKORDLOHN 3.2.3 PRÄMIENLOHN 3.2.4 NUTZUNGSPRÄMIE 3.2.5 QUALITÄTSPRÄMIE 3.2.6 FLEXIBILITÄTSPRÄMIE 3.2.7 AUSBLICK 3.3 VARIABLER LOHNANTEIL: ENTLOHNUNGSGRUNDSÄTZE IM VERKAUF BZW. DIENSTLEISTUNGSSEKTOR 3.3.1 WERTORIENTIERTE VERGÜTUNG 3.3.1.1 Aktienoptionen 3.3.1.2 Employee Stock Ownership Plans (ESOPs) 3.3.1.2.1 Merkmale 3.3.1.2.2 Erfolgsbedingungen der Ausgestaltung von ESOPs 43 43 44 44 45 46 47 47 48 48 4 51 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6 4.7 5 VARIABLER VERGÜTUNG IN BEZUG AUF MOTIVATIONSTHEORIEN ALDERFERS ERG-THEORIE HERZBERGS ZWEI-FAKTOREN-THEORIE MC CLELLANDS THEORIE DER GELERNTEN BEDÜRFNISSE VROOMS VIE-THEORIE DAS MODELL VON PORTER & LAWLER GLEICHHEITSTHEORIE (EQUITYTHEORIE) MANAGEMENT BY OBJECTIVES (MBO) MOTIVATIONALE WIRKUNGEN VON VERGÜTUNGSSYSTEMEN IN BANKEN 5.1 ALLGEMEINES 5.2 LOHNGERECHTIGKEIT 5.2.1 ARBEITSBEZIEHUNGEN SIND MACHTBEZIEHUNGEN 5.2.2 WECHSELSEITIGE ABHÄNGIGKEIT 5.3 LEISTUNGSSTIMULIERENDE VERGÜTUNGSKULTUR 5.3.1 DAS IMAGE DER BANK 5.3.2 GEHALTS UND TITELSTRUKTUREN 5.3.3 GEHALTSSUBSTITUTE 5.3.4 STATUSSYMBOLE 5.4 ENTSUBJEKTIVIERUNG VON VERGÜTUNGSENTSCHEIDUNGEN 5.4.1 LEISTUNG LÄSST SICH NUR SCHWER BESTIMMEN 5.4.2 ERFOLG STATT LEISTUNG 5.4.2.1 Bedeutung des Deckungsbeitrags 5.4.2.2 Bedeutung von Verkaufsvolumina 5.5 TABUISIERUNG VON GEHALTSENTSCHEIDUNGEN 5.5.1 STABILITÄT DES VERGÜTUNGSSYSTEMS 5.5.2 INFORMELLER AUSTAUSCH UNTER MITARBEITERN 5.5.3 VERUNSICHERUNG UND UNZUFRIEDENHEIT 5.6 DER VERGÜTUNGSPOLITISCHE EINSATZ VON BUDGETS 48 49 50 50 51 51 52 53 54 54 55 56 57 57 57 58 58 59 59 59 60 60 60 61 61 61 62 62 62 63 63 63 64 2 5.6.1 VERFAHREN ZUR BUDGETERSTELLUNG 5.6.2 KOMPONENTEN DES DECKUNGSBEITRAGS 5.6.3 LEGITIMIERUNGSFUNKTION 5.7 ARBEITSMOTIVATION BEI FILIALLEITERN 5.7.1 INTRINSISCHE UND EXTRINSISCHE ANREIZE 5.7.2 ERREICHEN VON BUDGETS 5.7.3 WIRKUNG EXTRINSISCHER ANREIZE 5.7.4 VARIABLE ENTGELTBESTANDTEILE 5.7.5 DYSFUNKTIONALITÄT EXTRINSISCHER ANREIZE 5.7.5.1 Ressortegoismus 5.7.5.2 Verdrängung intrinsischer durch extrinsischer Motivation 5.7.5.3 Manipulation von Informationen 5.7.6 DER ENTMUTIGUNGSPUNKT DES FILIALLEITERS 6 MOTIVATIONSWIRKUNG DES ENTGELTS IN DER AUTOMOBILINDUSTRIE 6.1 6.2 LOHNGERECHTIGKEIT MOTIVATIONSWIRKUNG DES ENTGELTSYSTEMS IN DER AUTOMOBILINDUSTRIE 64 65 66 66 66 66 67 67 68 68 69 69 69 70 6.4.1 GRUPPENARBEIT 6.4.2 EXPERTENGETRAGENER UND MITARBEITERGETRAGENER KVP 6.4.2.1 Betriebliches Vorschlagswesen (BVW) 6.4.2.2 Von ausführenden zu mitdenkenden Mitarbeitern 6.4.2.3 Einbeziehung der Mitarbeiter 6.4.3 VERÄNDERUNGEN BEI DEN LEISTUNGS- UND ENTLOHNUNGSBEDINGUNGEN 6.4.4 FESTES ARBEITSENTGELT 6.5 VERGLEICH MIT DER BMW AG 6.6 ERGEBNISBETEILIGUNG 70 71 72 72 73 73 73 74 75 75 75 76 76 76 77 77 78 78 79 79 7 79 6.3 ENTGELTSYSTEM BEI DER BMW AG 6.3.1 6.3.2 6.3.3 6.3.4 6.3.5 6.3.6 6.3.7 FUNKTIONSINTEGRATION GRUPPENARBEIT KVP (KONTINUIERLICHER VERBESSERUNGSPROZESS) ZIELERREICHUNGSPRÄMIE FEINERE ABSTUFUNG DER ENTGELTGRUPPEN PRÄMIENENTGELT MITARBEITERGESPRÄCH 6.4 ENTGELTSYSTEM BEI DER DAIMLER-CHRYSLER AG VARIABLE ENTLOHNUNG IN DER WOLFORD AG 7.1 ALLGEMEIN 7.2 MITARBEITER 7.3 VARIABLE ENTLOHNUNG 7.3.1 AUFBAU DES LOHNSYSTEMS 7.4 DIE FLEXIBILITÄTSPRÄMIE 7.4.1 AUFBAU DER FLEXIBILITÄTSPRÄMIE 7.4.2 EINFÜHRUNG UND UMSETZUNG DES NEUEN LOHNSYSTEMS 7.4.3 SCHWIERIGKEITEN BEI DER UMSETZUNG 7.4.4 VORTEILE DER FLEXIBILITÄTSPRÄMIE 7.4.5 NACHTEILE DER FLEXIBILITÄTSPRÄMIE 79 80 80 80 81 81 82 82 82 83 3 7.4.6 ZUSAMMENFASSUNG 83 8 SCHLUSSBETRACHTUNG 84 9 ANHANG 86 10 LITERATURVERZEICHNIS: 88 4 Motivations- und Leistungssteigerung durch variable Vergütung 1 Einleitung Unsere Arbeit die sich mit der Fragestellung beschäftigt, inwieweit die variable Vergütung eine motivations- und leistungssteigernde Wirkung erzielt, wird wahrscheinlich keine eindeutige Antwort darauf liefern können, ob variable Entgeltsysteme die Effizienz von Entlohnungssystemen positiv beeinflussen, wir wollen jedoch versuchen, die unterschiedlichen Aspekte in Bezug auf variable Vergütung aufzuzeigen. Wahrscheinlich liegt es sozusagen „im Auge des Betrachters“, ob man eher positiv oder negativ der variablen Entgeltgestaltung gegenübersteht. Der Aufbau unserer Arbeit zielt darauf ab, den Leser zuerst mit den Grundlagen im Zusammenhang mit der Entgeltgestaltung vertraut zu machen, wie z.B. Anreize, Motivation, Bedürfnisse usw. und natürlich mit den wichtigsten Motivationstheorien. Danach wollen wir einen kleinen Überblick über die in der Praxis üblichen Entgelt- und Anreizgestaltungsmöglichkeiten geben. Der Hauptteil unserer Arbeit stellt sozusagen auch das Kernstück dieser Seminararbeit dar, indem wir die Prinzipien der variablen Vergütung mit den Grundaussagen der Motivationstheorien verbinden; bzw. untersuchen ob diese Theorien auf das Konzept variabler Entgeltgestaltung überhaupt anwendbar sind. In diesem Zusammenhang werden auch die Vor- und Nachteile variabler Vergütung verdeutlicht. Diese Arbeit soll aber neben dieser „Theorieaufarbeitung“ auch einen Einblick in die Praxis geben, indem wir die Handhabung variabler Vergütung im Bereich der Textil- und der Automobilindustrie; sowie im Kreditbereich untersuchen. Durch diese Praxisbeispiele kann man darüber hinaus auch sehr gut verdeutlichen, inwieweit Theorie und Praxis korrespondieren und in welcher Form die variable Vergütung in den unterschiedlichen Unternehmen Einzug genommen hat. 5 Motivation durch Vergütung – Leistungssteigerung durch variable Vergütung – dabei stellt sich unweigerlich die Frage: „Wirkt Geld überhaupt leistungssteigernd?“ Und: „Wie muss ein Entlohnungssystem beschaffen sein, damit es die Leistung der Beschäftigen stimuliert?“1 Um diese Fragen beantworten zu können möchten wir zunächst einmal einige „Kernbegriffe“ definieren und beginnen damit, zu analysieren, was sind überhaupt die Motive für variable Vergütung. 1.1 Motive für eine variable Vergütung Motive sind Verhaltensbereitschaften, unter denen zum Teil angeborene und im Rahmen der Sozialisation unterschiedlich entwickelte, zeitlich stabile Dispositionen verstanden werden. Sie legen fest, was Individuen wünschen, um motivational befriedigt zu sein. Motive können durch wahrgenommene Arbeitsbedingungen (=Anreize) aktiviert werden (=Motivation) und sich nachfolgend in individuellem Verhalten manifestieren.2 Im folgenden möchten wir näher auf Arbeitgeber- und Arbeitnehmermotive für variable Vergütung eingehen. Für Arbeitgeber bestehen in erster Linie folgende Motive: 1.1.1 Arbeitgebermotive3 wirtschaftliche Lage des jeweiligen Unternehmens: die Arbeitgeber erwarten sehr oft von leistungsgerechter Entgeltfindung die Lösung anderer betriebswirtschaftlicher Probleme, jedoch ist der Zeitpunkt betriebswirtschaftlicher Krisen der schlechteste und wirkt meist kontraproduktiv. generelle Etablierung flexibler Gehälter in den Industrieunternehmungen: Allen arbeitsrechtlichen und vor allem kollektivvertragsrechtlichen Einwänden zum Trotz wird die innerbetriebliche Flexibilisierung von Gehältern versucht. An die Stelle von erhoffter Leistungsgerechtigkeit und Transparenz in der Entgeltfindung tritt dann oft arbeits- und sozialrechtliches Chaos. 1 2 Vgl. : Eckardstein von, Dudo: Neue Wege der Lohnfindung für die Industrie, Wien 1995, Manz Vgl.: www.symposium.de/vergütung/entgeltsysteme, 29.12.2000 6 Erwartung stärkerer Leistungsmotivation: Diese soll natürlich wieder bessere Unternehmensergebnisse – Produktivitätsverbesserungen – bringen. 1.1.2 Arbeitnehmermotive4 Eine Abhandlung der gegenständlichen Thematik darf nicht außer acht lassen, dass beurteilungsbezogene Entgeltfindung auch manchen Interessen der Angestellten entgegenkommt. Gerade in der ersten Projektphase zur innerbetrieblichen Verwirklichung von beurteilungsbezogener Entgeltfindung spielen diese Angestelltenmotive eine wichtige Rolle. In ihrer Studie beschreibt die Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt (FORBA), Angestellteninteressen an beurteilungsbezogener Entgeltfindung im wesentlichen wie folgt: Anerkennung: Angestellte haben ein Interesse daran, dass ihre Bemühungen und ihre Erfolge im Betrieb Anerkennung finden. Beurteilungsbezogenes Entgelt kann eine Anerkennung darstellen. Allerdings können bei beschränkten Budgets oder vorgegebenen Verteilungen nicht wirklich alle Leistungen berücksichtigt werden. Das Interesse an Anerkennung wird daher auch oft frustriert. Differenzierung: Das Interesse der Angestellten an Anerkennung schließt auch ein, dass unterschiedliche Anstrengungen und Arbeitsergebnisse zu Unterschieden in der Anerkennung führen soll. Fließen andere Kriterien wie etwa arbeitsmarktbezogene in die Entgeltgestaltung ein, dürfte die Differenzierung allerdings nicht den Interessen der Angestellten entsprechen. Gerechtigkeit: Die Gerechtigkeitsvorstellungen der Angestellten beziehen sich weniger auf das Gleichheitsprinzip als auf das Leistungsprinzip. Allerdings müssen bei den konkreten Verfahren auch die Voraussetzungen dafür erfüllt sein, dass sie als gerecht wahrgenommen werden können. Werden Diskriminierungen verstärkt statt abgebaut, wird das Interesse an Gerechtigkeit verletzt. 3 4 Vgl: Eckardstein von, Dudo: Neue Wege der Lohnfindung für die Industrie, Wien, 1995, Manz Vgl.: Eckardstein von, Dudo: Neue Wege der Lohnfindung für die Industrie, Wien 1995, Manz 7 Einkommenssteigerung: Die Erwartung, durch eine individuell beeinflussbare Höhe des Entgelts zu einer Steigerung des Einkommens zu gelangen, wird grundsätzlich mit beurteilungsbezogenen Entgeltformen verbunden sein. Wieweit sich dieses Interesse aber angesichts der betrieblichen Kostensenkungsziele erfüllt, ist fraglich. 1.2 Motivation Mit verschiedenen Motivarten lassen sich unterschiedliche Zugänge zum Motivationspotential differenzieren: 1.2.1 Intrinsische Motivation5 Als intrinsisch motiviert wird Verhalten angesehen, wenn es um seiner selbst Willen angestrebt wird; es bietet Befriedigung unmittelbar aus Leistungs-, Macht-, Kontakt-, Tätigkeits- und Selbstverwirklichungsmotiv. 1.2.2 Extrinsische Motivation Als extrinsisch motiviert wird Verhalten angesehen, das instrumentellen Charakter zur angestrebten Belohnung hat. Es ist umweltabhängig. Extrinsische Motive materieller Art betreffen das Streben nach monetär erfassbaren Belohnungen, beispielsweise Einkommens-, Zusatzleistungen und bestimmte Konsumwünsche. Mit extrinsischen Motiven immaterieller Art verbunden sind finanziell nicht messbare Ziele, zum Beispiel Sicherheits-, Karriere- und Prestigestreben. Um Mitarbeiter zu motivieren, sind verschiedene Schritte notwendig. Dabei kann wie folgt vorgegangen werden: 1) Diagnose des Ist-Zustandes, 2) Definition des Soll-Zustandes, 3) Bereitstellen von Veränderungswissen, 4) Einleitung des eingreifenden Handelns, 5) Diagnose des neuen Ist-Zustandes.6 5 Vgl.: Rosenstiel von, Lutz: Motivationale Grundlagen von Anreizsystemen: in Bühler, W./Siegert T./(Hrsg): Unternehmenssicherung und Anreizsysteme 6 Vgl.: Rosenstiel von, Lutz: Motivationale Grundlagen von Anreizsystemen: in Bühler, W./Siegert T.(Hrsg.): Unternehmenssicherung und Anreizsysteme 8 Motivation ist ein sehr komplexes Thema und es haben sich mittlerweile eine Vielzahl von Motivationstheorien herausgebildet. Auf einzelne diese Motivationstheorien wollen wir später noch detaillierter eingehen. 1.3 Leistung Leistung oder auch Arbeitsleistung ist definiert als Arbeitsquantum pro Zeiteinheit. Sie ist das Ergebnis eines betrieblichen Produktionsprozesses. Leistung ist der Gegenbegriff zu Kosten.7 Leistung kann quantitativ gemessen werden. Das Arbeitsquantum kann individuell variieren. Die Leistung des Arbeitnehmers bringt die tatsächliche qualitative und quantitative Ausführung der Arbeit zum Ausdruck. Für den Personaleinsatz ist die Kenntnis der Bedingungen, die die Arbeitsleistung beeinflussen, von besonderer Bedeutung. Die menschliche Arbeitsleistung wird von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst. Arbeitsleistung ist nicht nur abhängig von der objektiven Gestaltung der Arbeitssituation innerhalb einer Organisation. Sie ist auch abhängig davon, wie Arbeitnehmer behandelt werden, wie Vorgesetzte mit ihnen umgehen und wie das Betriebsklima aussieht. Ein quantitativ und qualitativ zufriedenstellendes Arbeitsergebnis kommt nur dann zustande, wenn der Mitarbeiter leistungsfähig und leistungsbereit ist. Die Leistungsfähigkeit Leistungsbereitschaft. ist bestimmt Physische durch die Leistungsbereitschaft physische ist und abhängig psychische zB von Umgebungseinflüssen, dem Lebensalter und dem Gesundheitszustand. Die psychische Leistungsbereitschaft wird etwa durch die Motivation und allgemeine Einstellung zur Arbeit bestimmt. 1.4 Leistungsanalyse und Leistung War es Aufgabe der Arbeitsanalyse, die Arbeit zu definieren, ist es Aufgabe der Leistungsanalyse, Leistung zu beschreiben und zu bewerten. Dabei ist wie folgt zu unterscheiden:8 7 Vgl.: Knorr, Friedhelm/Scheppach, Maria: Leistungsbezogene Entgeltsysteme, Regensburg 1998, WallhallaFachverlag 8 Vgl.: Knorr, Friedhelm/Scheppach, Maria: Leistungsbezogene Entgeltsysteme, Regensburg 1998, WallhallaFachverlag 9 Brauchbare Leistungen: sind das gelungen Ergebnis eines betrieblichen Erzeugungsprozesses. Die Leistung wird gemessen in mengenmäßigem Output und als Wert des Prozessergebnisses, er ist der Gegenbegriff zu Kosten. Unbrauchbare Leistungen: sind Arbeitsleistungen, die zu unbrauchbaren und/oder unnötigen Ergebnissen führen, sie sind wertlos. 1.4.1 Gründe für eine Leistungsanalyse und Leistungsbeurteilung Wozu dient eine Leistungsanalyse und Leistungsbeurteilung und was sind die Voraussetzungen für eine Leistungsbeurteilung, sind die nächsten Fragen die wir uns stellen. Als Beispiele wofür eine Leistungsanalyse und Leistungsbeurteilung dienen, können wie folgt genannt werden:9 zur Mobilisierung der Leistungsanstrengung aller Mitarbeiter als allgemeiner Orientierungsrahmen für gewünschte Leistungshöhe als „objektive“ Begründung für die Belohnungen des Mitarbeiters als „objektive“ Begründung für Sanktionierung des Mitarbeiters als Grundlage für Leistungsbezogene Entgeltsysteme 1.4.2 Voraussetzungen für eine Leistungsbeurteilung10 Unternehmenskultur, die Leistung honoriert Objektivität der Leistungsanalyse Vergleichbarkeit der Leistungen zwischen einzelnen Mitarbeitern Vergleichbarkeit der Leistungen unterschiedlicher Abteilungen und Hierarchiestufen gleiche Startchancen für alle Mitarbeiter individuelle Zurechenbarkeit von Leistung individuelle Möglichkeiten der Leistungsbeeinflussung 9 Vgl.: Knorr, Friedhelm/Scheppach, Maria: Leistungsbezogene Entgeltsysteme, Regensburg 1998, WallhallFachverlag 10 Vgl.: Knorr, Friedhelm/Scheppach, Maria: Leistungsbezogene Entgeltsysteme, Regensburg 1998, WallhallFachverlag 10 Akzeptanz bei den Mitarbeitern Existenz von kompetenten Personalverantwortlichen als objektive Beurteiler von Mitarbeiterleistung 1.4.3 Anforderungen an die Leistungskriterien11 Damit jedoch eine Leistungsbeurteilung überhaupt möglich ist, müssen folgende Anforderungen gestellt werden: Erheblichkeit (für die Gesamtleistung wesentlich) Vollständigkeit (bezogen auf den gesamten Leistungsbereich) Unabhängigkeit (keine Überschneidungen mit anderen Leistungskriterien) Unterscheidbarkeit (klare Differenzierung von anderen Leistungskriterien) Allgemeingültigkeit (auf alle zu Beurteilenden anwendbar) Beobachtbarkeit (konkretes Verhalten, konkrete Ergebnisse) Anwendbarkeit (erkennbare und bestimmbare Leistung) Verstehbarkeit (logisch nachvollziehbar und sinnvoll) Eindeutigkeit (genaue Beschreibung) Prinzipiell gilt bei der Leistungsanalyse das Leistungsprinzip. Das Leistungsprinzip orientiert sich betriebswirtschaftlich an Ertragszahlen einer Unternehmung, volkswirtschaftlich am Anteil des Produktionsfaktors Mensch an der Höhe des in einer Periode erwirtschafteten Sozialproduktes. Das Leistungsprinzip kann unter aufwandsorientierten Aspekten oder unter ertragsorientierten Aspekten betrachtet werden. Beim aufwandorientierten Leistungsprinzip erhält derjenige Mitarbeiter ein höheres Entgelt, der mehr Engagement, eine höhere Belastung, eine größere Erfahrung etc. mitbringt. Das ertragsorientierte Leistungsprinzip belohnt denjenigen Mitarbeiter, der einen höheren Beitrag zum ökonomischen Erfolg der Unternehmung geliefert hat. 11 Vgl.: .: Knorr, Friedhelm/Scheppach, Maria: Leistungsbezogene Entgeltsysteme, Regensburg 1998, WallhallFachverlag 11 1.5 Arbeit Die Frage der Bewertung und Entlohnung menschlicher Arbeit stellt sich, seitdem Menschen ihre Arbeitskraft gegen eine Entlohnung zur Verfügung stellen. Ursprünglich war der Begriffsinhalt von Arbeit stark negativ und abwertend definiert. Heute gilt Arbeit und das daraus resultierende Arbeitseinkommen in den westlichen Industriegesellschaften einer hohen positiven sozialen Bewertung. Arbeit wie folgt definiert werden:12 Arbeit kann definiert werden als bewusste, produktive körperliche und geistige Lebensfähigkeit des Menschen, die sowohl zielgerichtet als auch zweckdienlich ist. Arbeit wird dabei willensmäßig durch das beabsichtigte Ziel geleitet. Arbeit nimmt Einfluss auf die Entwicklung der Persönlichkeit. Arbeit kann verstanden werden als Einsatz physischer und psychischer Kräfte mit dem Ziel der maximalen Ergiebigkeit. Arbeit bezeichnet in der Betriebswirtschaft und Volkswirtschaft einen Produktivitätsfaktor, der kombiniert mit Betriebs-, Hilfsmitteln und Werkstoffen in der betrieblichen Leistungserstellung benötigt wird. Umfassend kann Arbeit definiert werden als Potential des Menschen zur Existenzsicherung. Es umfasst soziologische, psychologische, physiologische und ökonomische Dimensionen. Die Zielrichtung und der Zweck bestimmen Form, Art und Umfang der Arbeit. Da Arbeit in der Regel eine soziale Aktivität darstellt, muss Arbeit organisiert werden. Organisierte Arbeit ist in modernen Industriegesellschaften meistens durch Arbeitsteilung geprägt. Arbeit wird aufgelöst in Teilverrichtungen, die von verschiedenen Wirtschaftseinheiten ausgeführt werden. Arbeitsteilung führt zur Arbeitszerlegung und damit zur Ausbildung verschiedenster Berufe und qualitativer Anforderungen und Qualifikationen an den Arbeitnehmer. 12 .: Knorr, Friedhelm/Scheppach, Maria: Leistungsbezogene Entgeltsysteme, Regensburg 1998, WallhallFachverlag 12 Damit wären wir auch schon bei einem weiteren sehr wichtigen „Kernbegriff“ – der Qualifikation.13 1.6 Qualifikationen Der Stelleninhaber muss zur Erfüllung seiner Aufgaben und Funktionen über entsprechende Qualifikationen, Fähigkeiten und Fertigkeiten verfügen. Qualifikation ist die Gesamtheit an individuellen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnissen, die zur Bewältigung einer spezifischen beruflichen Tätigkeit nötig sind. Fähigkeiten sind erkennbare Potentiale des Mitarbeiters. In erster Linie sind hier soziale und fachspezifische Fähigkeiten gefragt. Fertigkeiten sind Teile des Potentials, die durch Routine entstanden sind. Sie können durch Trainingsmaßnahmen und Lernprozesse am Arbeitsplatz verbessert werden. Kenntnisse sind durch schulische Lernprozesse erworbenes geistiges Wissen. Qualifikationen können prinzipiell in funktionale und extrafunktionale Qualifikationen geschieden werden14. 1.6.1 Funktionale Qualifikationen Funktionale Qualifikationen sind fachspezifische und an den unmittelbaren Arbeitsprozess gebundene Qualifikationen. 1.6.2 Extrafunktionale Qualifikationen Extrafunktionale Qualifikationen beziehen sich nicht auf den direkten Arbeitsprozess, sie beziehen sich auf Verhaltensnormen, wie etwa Verantwortungs- und Arbeitsbereitschaft oder Identifikation mit den Zielen der Organisation, in der man arbeitet. 13 Vgl .: Knorr, Friedhelm/Scheppach, Maria: Leistungsbezogene Entgeltsysteme, Regensburg 1998, WallhallFachverlag 14 Vgl .: Knorr, Friedhelm/Scheppach, Maria: Leistungsbezogene Entgeltsysteme, Regensburg 1998, WallhallFachverlag 13 Extrafunktionale Qualifikationen werden in fünf Kompetenzen gegliedert und können nicht durch positive Wissensvermittlung wie funktionale Qualifikation gelehrt und gelernt werden. Sie sind zum Teil angeboren – wie etwa die kognitive Kompetenz – oder durch die Sozialisation im Elternhaus und in der Schule gelernt worden – wie etwa die Sozialkompetenz. Dies bedeutet nicht, dass sie durch Lernprozesse nicht verändert werden können. Es handelt sich dabei jedoch um ein „soziales“ Lernen, das geprägt ist durch gruppendynamische Prozesse und die Übernahme der Normen und Werte der Verfolgung der Organisationskultur 1.6.2.1 Kompetenzen15 Fachkompetenz: Fähigkeit, den Berufsanforderung zu entsprechen Methodenkompetenz: Fähigkeit, professionelle Arbeitsmethoden einzusetzen Sozialkompetenz: Fähigkeit erfolgreicher sozialer Anpassung Führungskompetenz: Fähigkeit, Mitarbeiter erfolgreich zur Unternehmensziele zu motivieren Ökonomische Kompetenz: Fähigkeit mit vorhandenen bzw. mit einem Minimum an Produktionsfaktoren eine maximale Wirkung zu erzeugen Kognitive Kompetenz: Fähigkeit, durch geistiges Vermögen Lernsituationen auch bei übergreifenden Problemstellungen erfolgreich zu gestalten 1.7 Entgelt Das Entgelt ist der Preis für die geleistete Arbeit, im Tauschverkehr wird für die Überlassung der Arbeitskraft ein Entgelt bezahlt. Dieser Preis bildet sich – wenn auch eingeschränkt – unter dem Einfluss des Arbeitsmarktes.16 Das hier auftauchende Problem des „gerechten Lohns“ versucht man unter anderem durch leistungsabhängige Entgeltsysteme zu lösen. Einerseits orientiert sich die Höhe des Entgeltes 15 .: Knorr, Friedhelm/Scheppach, Maria: Leistungsbezogene Entgeltsysteme, Regensburg 1998, WallhallFachverlag 16 Vgl. : Knorr, Friedhelm/Scheppach, Maria: Leistungsbezogene Entgeltsysteme, Regensburg 1998, WallhallFachverlag 14 an den Anforderungen der Stelle, andererseits sollen unterschiedliche Leistungen individuell honoriert werden. Individuelle Leistung und Stellenanforderung sind allerdings nur ein Bestimmungsgrund für die Höhe des Entgeltes. Weitere Bestimmungsgründe einer normativen Bewertung des „gerechten“ Entgeltes sind zB Alter, Firmenzugehörigkeit, Geschlecht und Familienstand. Bestimmte Leistungen, wie etwa die Sozialversicherung oder die besondere Berücksichtigung von Alter und Kindern, spiegeln soziale Komponenten bei der Entgeltfestlegung wider. 1.7.1 Grundsätze der Entgeltgestaltung Leistungsgerecht: Entspricht der Leistung und dem Verhalten des Einzelnen Anforderungsgerecht: Entspricht den Anforderungen der Stelle Sozialgerecht: Entspricht gesellschaftlichen Anforderungen (gesetzliche und freiwillige Sozialleistungen) 1.8 Marktgerecht: Wettbewerbsfähige Entgeltgestaltung Anreize Ein Anreiz ist nach Knorr eine situative Bedingung, die aufgrund einer gegebenen Bedürfnisstruktur bzw. inhaltlichen Arbeitsmotivation Aufforderungscharakter zum Vollzug einer Handlung für die Person aufweist. Anreize können recht verschieden gestaltet werden. Es werden u.a. positive und negative, materielle und nichtmaterielle, teilnahmemotivierende und leistungsmotivierende Anreize unterschieden. Weiterhin können Anreize in der eigenen Tätigkeit oder im Tätigkeitsvollzug liegen. Anreize, die im Tätigkeitsvollzug liegen, verbinden sich mit intrinsischer Motivation. Anreize, die schwerpunktmäßig entweder im Arbeitsumfeld (Kollegen) oder in den Folgen des Tätigkeitsvollzugs liegen (z.B. monetäre Anreize), verbinden sich mit extrinsischer Motivation. Jedes in einem Unternehmen angewandte Anreizsystem beeinflusst die Verhaltens- und Leistungsorientierung seiner Mitarbeiter positiv oder negativ. Hohe Krankenstände, allgemeine Arbeitsunlust bis hin zur inneren Kündigung, aber auch außerordentlich hohes Engagement und Identifikation mit der Aufgabenstellung einer Organisation sind das 15 Ergebnis von Persönlichkeitsstruktur des einzelnen Mitarbeiters und Anreiz-Mix des Arbeitgebers. Die Herausforderung bei einem neuen Anreizsystem ist es, die richtige Mischung der Anreize zu entwickeln. Das optimale Anreizsystem ist eine Kombination entsprechender Anreize und damit ein Verfahren zur Leistungssteigerung, zur Erhöhung etwa des Kosten- und Leistungsbewusstseins und anderer betriebswirtschaftlicher Kennzahlen. Anreizwirkungen können dabei durch Erfolgsbeteiligung, immaterielle Mitarbeiterbeteiligung, Zulagen und sonstige Prämien oder die Perspektive eines beruflichen Aufstieges erzielt werden. Die Wirkung dieser Anreizsysteme kommt zustande, weil Bedürfnisse oder Motive der Mitarbeiter angesprochen werden und dies zu Verhaltensweisen führt, die dem Unternehmenszweck nützlich sind. Anreizsysteme dienen daher einerseits der Persönlichkeitsentwicklung des Mitarbeiters und andererseits den strategischen Zielsetzungen des Arbeitgebers. 1.8.1 Formen der Anreize17 Auch die Form der Anreize kann unterschiedlich ausgestaltet werden. Sie können sowohl in der zeitlichen als auch der persönlichen Dimension variieren. Dauerhafte Anreize, wie sie durch Beförderung oder fixe Zulagen erzielt werden können, stehen dabei neben regelmäßigen Anreizen, die in regelmäßigen Abständen, z.B. jährlich, verteilt werden. Der Mitarbeiter kann bei entsprechender Leistung davon ausgehen, dass er regelmäßig in den Genuss eines bestimmten Anreizes, z.B. in Form von Geld, kommt. Punktuelle Anreize werden nicht dauerhaft gegeben, sondern nur bei besonderen Anlässen. Dies kann eine Treueprämie für die lange Betriebszugehörigkeit sein oder eine Prämie für die herausragende Einzel- oder Gruppenleistungen. In erster Linie kann man Anreize wie folgt unterscheiden:18 Dauerhafte Anreize: Beförderungen 17 Vgl.: Knorr, Friedhelm/Scheppach, Maria: Leistungsbezogene Entgeltsysteme, Regensburg 1998, WallhallFachverlag 16 Regelmäßige Anreize: Prämien, die nach Leistung jährlich ausgeschüttet werden Punktuelle Anreize: zu einem bestimmten Anlass aufgrund Leistungen einmalig Individuelle Anreize/Gruppenanreize: Zugeschnitten auf ein Individuum 1.8.1.1 Monetäre Anreize bzw. materielle Anreize19 Besoldungs- und Gehaltsformen nach Zeit Besoldungs- und Gehaltsformen nach Leistung Mischformen verschiedener Besoldungs- und Gehaltsformen Betriebliche Zusatzleistungen Erfolgsbeteiligung, Tantieme Prämie, Bonus Dienstwagen, Dienstwohnung, Dienstreisen, Spesenkonto zusätzliche Alterssicherung 1.8.1.2 Nicht monetäre Anreize, bzw. immaterielle Anreize20 Mitgestaltungsmöglichkeiten von Arbeitsinhalten und Arbeitsplatz Personalbeurteilungssysteme Personalbeförderungssysteme Führungssysteme und soziale Kommunikation interne/externe Wettbewerbe Flexible Arbeitszeitgestaltung 1.8.2 Funktionen von Anreizsystemen Die Gestaltung eines Anreizsystems stellt letztendlich eine Reaktion auf die wahrgenommenen Grenzen der Einsatz- und Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter dar. Im 18 Vgl. : Gillenkirch Robert, Gestaltung optimaler Anreizverträge : Motivation, Risikoverhalten und beschränkte Haftung, Wiesbaden 1996, Gabler Verlag 19 Vgl. : Gillenkirch Robert, Gestaltung optimaler Anreizverträge : Motivation, Risikoverhalten und beschränkte Haftung, Wiesbaden 1996, Gabler Verlag 20 Vgl. : Gillenkirch Robert, Gestaltung optimaler Anreizverträge : Motivation, Risikoverhalten und beschränkte Haftung, Wiesbaden 1996, Gabler Verlag 17 einzelnen kommen dem Führungsinstrument vor allem folgende, nicht ganz überschneidungsfreie Funktionen zu: Aktivierungsfunktion: die vorhandenen Mitarbeitermotive sollen aktiviert und die kognitiven Komponenten positiv beeinflusst sowie letztendlich in eine aktuell wirkende Motivation (Leistungsbereitschaft) umgesetzt werden, um die gesamte Qualifikation der Mitarbeiter besser zu nutzen. Steuerungsfunktion: Prinzipiell besteht bei verschiedenen Elementen eines Anreizsystems (z.B. variable Entgelte, Karrierekriterien) die Möglichkeit, eine direkte Verknüpfung zu betrieblichen Zielen vorzunehmen. Anreize können dadurch Art und Intensität des Mitarbeiterverhaltens antizipativ und nachhaltig beeinflussen, indem sie dieses entsprechend positiv oder negativ sanktionieren. Informationsfunktion: Anreizsysteme vermitteln mit ihren Elementen Informationen über die Führungspolitik, die Strategie, die Organisationskultur und anderes. Es werden explizit formulierte wie hintergründige Signale gesendet, die den Mitarbeitern vermitteln, was angesehen ist oder nicht und entsprechend positiv beziehungsweise negativ sanktioniert wird. Veränderungsfunktion: Im Rahmen von Veränderungsstrategien können Anreizsysteme dazu genutzt werden, veränderte Anforderungen an die Mitarbeiter zu verdeutlichen. Anreize können an die intendierten Veränderungen angepasst werden, um so einen Beitrag zur Umsetzung zu leisten. Welche der Funktionen nun durch ein spezielles Anreizsystem erfüllt werden soll, liegt in den Intentionen der Systemgestalter begründet.21 Im nächsten Kapitel möchten wir nun näher eingehen auf die Gründe von variablen Anreizsystemen. 21 Vgl.: www.flexible-unternehmen.de, 29.12.2000 18 2 2.1 Gründe für variable Anreizsysteme Ökonomische Modelle 2.1.1 Asymmetrische Information Informationsasymmetrien entstehen häufig in Situationen in denen zwei Personen einen Vertrag abschließen, wobei eine Person jeweils über einen vertragsrelevanten Aspekt weniger informiert ist als die andere Person. Es kann sich bei diesen vertragsrelevanten Aspekt z.B. um Talente und Begabungen handeln, die für eine Vertragsleistung besonders befähigen oder aber um Anstrengung, Sorgfalt, Kulanz bei der Vertragserfüllung. Häufig werden solche Informationsasymmetrien betrachtet, die sich zu ungunsten des Arbeitgebers auswirken. Dazu gehören:22 Situationen der Qualitätsunsicherheit Hold – up Situationen Moral – Hazard – Situationen Diese hier genannten Informationsasymmetrien werden genauer in der Prinzipal – Agent – Literatur beleuchtet und sind auch unter diesem Punkt in der Arbeit behandelt. Dabei kann die Informationsasymmetrie: „Situation der Qualitätsunsicherheit“ mit dem Agenturproblem „hidden information“ verglichen werden und die Informationsungleichheit „Hold – up Situation“ mit dem Problem der „hidden action“. 2.1.2 Die Agenturtheorie ( Prinzipal – Agent – Problem) Die Agenturtheorie eignet sich zur Analyse von Vertragsbeziehungen, in denen eine Vertragspartei im Auftrag der anderen handelt, also Agent des Prinzipals ist. Typische Beispiele für solche Auftrags- oder Agenturbeziehungen im Rahmen von Unternehmungen 22 vgl. Alewell, D.: Informationsasymmetrien in Arbeitsverhältnissen. In: Zeitschrift für Betriebswirtschaft; Nr. 64; Heft 1; Gabler Verlag 1994; S 57-79 19 sind die Beziehungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, Käufer und Verkäufer, Eigentümer und Geschäftsführer usw. Die Agenturtheorie geht grundsätzlich davon aus, dass jeweils der beauftragte Agent risikoavers eingestellt ist, während der Prinzipal risikoneutral ist. Außerdem geht man von der Annahme aus, dass die Informationen zwischen Prinzipal und Agent asymmetrisch verteilt sind. Beide sind dabei Eigennutzen – Maximierer und haben im allgemeinen nicht die gleichen Nutzenfunktionen und Interessen. Das schließt mit ein, dass sie zur Erreichung ihrer Ziele auch opportunistische Taktiken (z.B. Betrug,...) anwenden.23 Aus der Sicht des Prinzipals ist es nicht nur negativ, dass der Agent einen Informationsvorsprung hat. Es ist sogar wünschenswert, da der Agent seinen Informationsvorsprung nutzen kann, um die Aufgabe so gut und schnell wie möglich zu lösen. Allerdings ergibt sich durch die Aufgabendelegation des Prinzipals ein Problem: Da der Prinzipal einen Informationsmangel bezüglich Motive, Handlungsmöglichkeiten und Leistungsverhalten des Agenten hat, besteht das Risiko, dass der Agent nicht gemäß der vereinbarten Auftrags handelt, sondern die eigenen Interessen zum Nachteil des Prinzipals verfolgt. Die Aufgabe des Prinzipals ist es deshalb den Vertrag so festzulegen, dass der Agent eine Leistung erbringt, die der Vereinbarung möglichst gut entspricht. Solche Situationen werden auch als Morzal-Hazard-Situationen bezeichnet. Agenturprobleme: Aufgrund der Informationsasymmetrie und der Interessenskonflikte zwischen Prinzipal und Agent kommt es zu Agenturproblemen.24 1. Im Fall der „hidden information“ verfügt der Agent bereits vor Vertragsabschluß oder zu Beginn der Vertragserfüllung über Informationen die der Prinzipal nicht hat bzw. ihm nicht kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Die Handlungen des Agenten sind zwar beobachtbar, können aber aufgrund von Informationsmängel nicht bewertet werden. Der Prinzipal geht bereits im Vorfeld seiner Auftragserteilung das Risiko ein, dass der Agent seinen Informationsvorsprung strategisch für seine eigenen Interessen und nicht optimal 23 vgl. Ebers M./ Gotsch W.: Institutionenökonomische Theorien der Organisation; In.: Kieser, A. (Hrsg): Organisationstheorien; 3.Auflage; Kohlhammer-Verlag, 1999 24 vgl. Müller, M. : Institutionsökonomische Ansätze; In: Management: Theorien – Führung - Veränderung 20 zugunsten des Prinzipals nutzt. Der Agent weiß oft besser als der Prinzipal, wie gut er für die Auftragserfüllung geeignet ist und kann durch eine täuschende Selbstdarstellung seine Vorteile vergrößern. Möglichkeiten wie der Arbeitgeber mit dieser Informationsungleichheit umgehen kann sind: (a) „Screening“, d.h. die eigene Informationsbeschaffung bei der Personalauswahl (b) „Selfselection Designs“: Darunter werden Vertragsangebote verstanden, die dem Vertragspartner der den Informationsvorsprung hat, dazu veranlasst, wahre Informationen über die interessierenden vertragsrelevanten Merkmale preiszugeben. Beispielsweise werden in der Anfangsphase des Arbeitsverhältnisses geringe Löhne gezahlt und erst mit längerer Betriebszugehörigkeit ist es möglich höhere Löhne zu erreichen. Dadurch werden Arbeitnehmer mit hoher Fluktuationswahrscheinlichkeit weniger angesprochen. Eine andere Möglichkeit ist, dass die Testgebühr für Einstiegstests von den Bewerbern selbst bezahlt werden muss und erst wenn der Test bestanden wurde, wird die Gebühr über die Lohnzahlungen zurückerstattet. Weiters kann vor dem Test eine Ausbildungsphase liegen, während dieser nur sehr geringe Löhne gezahlt werden. Arbeitnehmer mit hoher Qualifikation und daher hoher Bestehenswahrscheinlichkeit werden bereitwilliger die Kosten der Testteilnahme oder der Ausbildung auf sich nehmen, da diese eher damit rechnen können, hinterher eingestellt zu werden und höhere Löhne zu erhalten. Die anderen Bewerber werden in entsprechend geringerer Zahl in der Bewerbergruppe vertreten sein. Damit kommt durch das Screening des Arbeitgebers und die Erhebung der Testgebühr Selfselection in der Bewerbergruppe zustande.25 Bei der Personalauswahl kann jedoch eingewendet werden, dass es als fraglich erscheint, ob potentielle Arbeitnehmer einen Informationsvorsprung bezüglich ihrer Eignung für bestimmte Stellen haben und ihn auch uneingeschränkt nutzen können. Denn die Eignung ist nicht nur abhängig von der Qualifikation sondern auch von den Anforderungen des Arbeitsplatzes. Der Bewerber kennt normalerweise die Arbeitsanforderungen nicht genau und hat deshalb auch keinen generellen Informationsvorsprung vor dem Arbeitgeber was die Eignung für einen 25 vgl. Alewell, D.: Informationsasymmetrien in Arbeitsverhältnissen. In: Zeitschrift für Betriebswirtschaft; Nr. 64; Heft 1; Gabler Verlag 1994; S 57-79 21 bestimmten Arbeitsplatz betrifft. Der Arbeitgeber kann zwar die Qualifikation schlechter beurteilen, aber er kennt dafür die Arbeitsanforderungen besser.26 2. Ein weiteres Agenturproblem stellt „hidden action“ dar. In diesem Fall besteht bereits ein Vertragsverhältnis jedoch sind die Handlungen des Agenten für den Prinzipal nicht beobachtbar. Der Prinzipal ist nicht über die Handlungsmöglichkeiten und das tatsächliche Leistungsverhalten des Agenten informiert. Der Agent hat die Möglichkeit verschiedene Vorgehensweisen zur Zielerreichung zu wählen, er kennt die jeweiligen Kosten für ihn selbst und den entsprechenden Nutzen. Er kann sich zwischen den Handlungsalternativen frei entscheiden auch wenn dadurch der Nutzen für den Prinzipal geschmälert wird. Diese Situation ist folgendermaßen charakterisiert: Ein Vertragspartner ist vom anderen Partner abhängig und kann, auch wenn es juristisch möglich wäre den Vertrag nur mit großen Nachteil lösen. Grund dafür können „sunk costs“ sein. Als „sunk costs“ werden bereits getätigte Investitionen bezeichnet, die nicht wieder rückgängig gemacht werden können, und bei Vertragsauflösung wertlos würden, bei jedem zukünftigen Vertragsabschluß mit anderen Vertragspartnern aber erneut anfallen würden. Ein Vertragspartner ist abhängig, weil keine alternativen Vertragspartner verfügbar sind. (knappes Angebot am Arbeitsmarkt aufgrund betriebsspezifischer Qualifikationen) Es bestehen rechtliche Grenzen der Vertragsauflösung (z.B. Kündigungsschutzbestimmungen) Der nicht abhängige Vertragspartner hat Spielraum bei der Ausgestaltung seiner Gegenleistungen. Diesen Vorteil kann er gegen den abhängigen Vertragspartner nutzen, z.B. aus bewussten Opportunismus oder aber unbedacht (fehlende Kommunikation oder Information) 26 vgl. Alewell, D.: Informationsasymmetrien in Arbeitsverhältnissen. In: Zeitschrift für Betriebswirtschaft; Nr. 64; Heft 1; Gabler Verlag 1994; S 57-79 22 Steuerungs- und Kontrollmechanismen Diese Steuerungs- und Kontrollmechanismen kann der Prinzipal einsetzen, um die Agenturprobleme zu lindern und den Agenten zu disziplinieren. Die Agenturtheorie zieht die drei folgenden Grundarten in Betracht: Anreizmechanismen: Besonders wenn Leistungsergebnisse im Vordergrund stehen ist eine Beteiligung des Agenten an den Ergebnissen zielführend. Dadurch werden die Präferenzen von Prinzipal und Agent aneinander gebunden und Zielkonflikte reduziert, da die Erträge für beide von den gleichen Leistungen abhängen. Hier lässt sich eine direkte Verbindung schaffen zwischen Agenturproblem und deren Lösung durch variable Vergütungssysteme. Eine Ergebnisbeteiligung verliert jedoch dann ihre Wirkung, wenn das Ergebnis nur teilweise vom Agenten beeinflussbar ist und auch von Umweltfaktoren abhängt Kontrollmechanismen: Bei dieser Art der Disziplinierung des Agenten werden im Vertrag bereits Normen festgelegt, an die sich der Agent halten muss. Diese Art der Verhaltenssteuerung des Agenten ist nur beschränkt möglich und verursacht hohe Kosten, denn es ist kaum möglich, aufgrund der mangelnden Information über zukünftige Situationen, das erwünschte Verhalten festzulegen. Außerdem würde eine solche Vorgehensweise unerwünschte Inflexibilität des Agenten erzeugen. Informationsmechanismen: Durch die Verbesserung der Informationssysteme soll das Verhalten des Agenten transparenter gemacht werden. Möglich wäre die Einrichtung von Personalinformationssystemen, Ausweitung der Rechenschaftspflicht des Agenten, Zeitaufnahmen 2.2 im Rahmen der Akkordarbeit usw. Psychologische Motivationstheorien 2.2.1 Inhaltstheorien Die Inhaltstheorien der Motivation beschreiben Bedürfnisse, Motive und Ziele der Menschen. Inhaltstheorien wollen erklären, was im Individuum Verhalten erzeugt und aufrecht erhält. 23 Die meisten Autoren geben eine genaue Beschreibung und Aufzählung von Motiven, die sie bestimmten Motivklassen zuordnen. 2.2.1.1 ERG – Theorie von Alderfer Alderfer27 fasst die fünf Bedürfnisgruppen Maslows zusammen, um die Unsicherheiten der Reihung zu umgehen, und unterscheidet nur noch drei große Klassen (ERG) von Motiven.28 E.existence needs: Daseins- und Existenzbedürfnisse R... relatedness needs: Beziehungsbedürfnisse G...growth needs: geistig-potentielle Wachstums- und Selbsterfüllungsbedürfnisse Im Gegensatz zu der, in dieser Arbeit nicht genauer ausgeführten Theorie von Maslow, ist bei Alderfer keine strenge Hierarchieordnung zu finden, Alderfer führte in sein Modell eine „Frustrations-Regressions-Komponente ein. Damit unterscheidet sich Alderfers Modell von Maslows in zwei wesentlichen Punkten: (1) Alderfer geht nicht davon aus, dass die Person ein Bedürfnis erst befriedigen muss, ehe das nächst höhere in Aktion treten kann; und (2) die Bedürfnishierarchie funktioniert auch in umgekehrter Richtung, d.h. falls die Befriedigung der Bedürfnisse der oberen Ebene blockiert ist (=Frustration), wird das darunter liegende Bedürfnis reaktiviert. Damit dienen auch bereits zufriedengestellte Bedürfnisse noch als „Motivatoren“, solange sie als Substitut für noch unbefriedigte Bedürfnisse dienen. Bedeutung von Entgelt und variabler Vergütung in der ERG – Theorie: Das Entgelt gehört bei Alderfers Theorie zu der Kategorie der „existence needs“, also der Grundbedürfnisse der physischen und materiellen Sicherheit, die jedoch nicht unbedingt Voraussetzung dafür sein müssen, andere Bedürfnisse zu befriedigen. (FrustrationsRegressions-Komponente). Variable Vergütungssysteme würden vielleicht, durch die veränderte Gestaltung des Entgeltsystems, dazu beitragen, dass der Mitarbeit mehr Verantwortung übernehmen muss und mehr individuellen Spielraum bei der Ausführung 27 28 Clayton P. Alderfer (geb. 1940), Organisationsverhaltensforscher (USA) vgl. Staehle Wolfgang H., Management, 6. Auflage, München 1991 24 seiner Tätigkeit hat. Dies würde zu einer gesteigerten Befriedigung der „growth needs“ (Entfaltungsbedürfnisse) führen. 2.2.1.2 Die Leistungsmotivationstheorie von McClelland / Atkinson Nach dieser Theorie prägen drei erlernte Bedürfnisse das menschliche Verhalten: das Leistungsstreben, das soziale Streben und das Machtstreben. McClelland29 vertritt die Ansicht, dass viele Bedürfnisse von früher Kindheit an erlernt sind, und jenes Verhalten, das belohnt wird, tritt mit höherer Häufigkeit wieder auf. Außerdem ist es wichtig, dass die Belohnung „direkt“ an dieses „Arbeitsverhalten“ gekoppelt ist. Die drei Schlüsselbedürfnisse nach McClelland und Atkinson sind: 1. das Bedürfnis nach Leistung (n Achievement = n-Ach) 2. das Affiliations- oder Zugehörigkeitsbedürfnis (Affiliative Motives = n-Aff) 3. das Machtbedürfnis (n Power = n-Pow) Diese drei Motive haben bedeutende Wirkung auf das kurzfristige und langfristige Verhalten einer Person. Im Folgenden werden die drei unterschiedlichen Bedürfnisse beschrieben. 1. Bedürfnis nach Leistung (n-Ach): McClelland stellte fest, dass Personen mit einem großen n Achievement Wert ein starkes Bedürfnis besitzen, etwas um seiner selbst willen besser zu machen; für sie steht also der intrinsische Befriedigungseffekt im Vordergrund ihrer Anstrengungen und Handlungen. Das Leistungsmotiv ist also für das Veränderungsverhalten relevant und richtet sich auf die kontinuierliche Verbesserung der Leistung. Um typische Verhaltensmuster und Persönlichkeitszüge zu erforschen, hat McClelland eine große Anzahl von hoch Leistungsmotivierten untersucht und dabei einige Charakteristika erarbeitet, die hier exemplarisch angeführt werden; Hoch Leistungsmotivierte: 30 29 David D. McClelland (geb. 1912), Prof. für Psychologie (USA) vgl. Kriegelstein – Sternfeld Christian K: Derzeitiger Stand der wissenschaftlichen Überlegungen zum Motivationsmanagement, 1993 30 25 -) gehen gut kalkulierte Risiken ein, -)übernehmen individuelle Verantwortung, -) konzentrieren sich mehr auf die Arbeit selbst als auf die Mitarbeiter, -) sind vor allem intrinsisch motiviert usw. Diese starke Zentriertheit ist daher sicher einer der Gründe, warum Führungskräfte der oberen Führungsebene über ein geringer ausgeprägtes Leistungsmotiv verfügen. Denn zu ihren Aufgaben zählt vielmehr die Führung und Beeinflussung von Mitarbeitern, eine Aufgabe, bei der ein zu starkes Leistungsmotiv eher hinderlich als förderlich wäre. Das Leistungsverhalten wird aber in Organisationen von Mitarbeitern eher dann in Gang gesetzt, wenn es durch bestimmte Situationskonstellationen oder Anreize stimuliert wird, die dem Menschen Anlass geben, anzunehmen, dass ein bestimmtes Arbeitsverhalten das Gefühl der Leistung bewirken wird. Es stellt sich dann ein Gefühl der inneren Zufriedenheit und des Leistungsstolzes ein. Das dafür entwickelte Modell ist im eigentlichen Sinn ein „Erwartungs-Valenz-Modell“ der Motivationsprozesse.31 Mit diesem Modellansatz konnte Atkinson eine Brücke von den Inhalts- zu den Prozesstheorien schlagen. Geld und sein Einfluss auf das Leistungsmotiv: Im Laufe der Untersuchungen von McClelland et al. stellte sich heraus, dass Geld als Leistungsanreiz nur bedingt tauglich ist. Bei Personen, die über ein starkes Leistungsmotiv verfügen, stellte sich heraus, dass die Einführung von Geld als Belohnung für das Erledigen von Aufgaben die Leistung nicht wesentlich erhöhte, ja im Gegenteil sogar leicht verringerte. Sie sind vielmehr an der Leistung und an Ergebnissen interessiert als an finanzieller Belohnung. 2. das Affiliations- und Zugehörigkeitsbedürfnis (n-Aff): Das Affiliationsmotiv ist relevant für den Zusammenhalt der Gruppe, für die Zusammenarbeit, für zwischenpersönliche Attraktivität und für die gegenseitige Unterstützung der Gruppenmitglieder. 31 vgl. Weinert Ansfried B., Organisationspsychologie, 4. Auflage, Psychologie Verlag Union: Weinheim 26 Zu den Charakteristika von Personen mit einem stark ausgeprägten Bedürfnis nach Anschluss und Zugehörigkeit zählt die Fähigkeit, bei Vorhandensein von Anreizen, die das Affiliationsmotiv anregen, bessere und ausdauerndere Leistungen an den Tag zu legen als Individuen mit einem geringeren n-Aff Wert. Ein weiteres Charakteristikum, ist die Tendenz, Konflikten mit anderen eher aus dem Weg zu gehen. Sie versuchen auch entgegengesetzte Meinungen von anderen Personen zu akzeptieren. Es wird auch behaupte, dass Manager mit einem starken Bedürfnis nach Anschluss eher schlechte Manager abgeben, da sie dazu neigen, sich zu sehr mit allen Angestellten zu beschäftigen, um es ihnen recht zu machen. Diese Vorgangsweise erlaubt es ihnen aber nicht harte Entscheidungen auch zum Nachteil der Angestellten zu treffen. 3. Das Machtbedürfnis (n-Pow): Das Machtbedürfnis ist relevant für die Überzeugungsfähigkeit, für die Wettbewerbs- und Konkurrenzorientierung und für die Kampfbereitschaft. Nach McClelland ist Aggressivität eine unter mehreren Formen, wie sich das Machtbedürfnis geäußert werden kann, jedoch wird es nicht in seiner reinen Form ausgelebt, sondern es müssen andere, von der Gesellschaft akzeptierte, Wege gefunden werden. Bedeutung von variabler Vergütung in der Leistungsmotivationstheorie von McClelland / Atkinson: Wie zu Beginn der Theorie erwähnt, kann es durch die Anwendung der Überlegungen von McClelland und durch die Kenntnis, welcher Mitarbeiter eine stärke Ausprägung des jeweiligen Schlüsselbedürfnisses hat, zu Verhaltensänderungen kommen. Jedoch sollte, laut der Theorie, die Belohnung für das positive gezeigte Verhalten „direkt“ erfolgen. Das kann bei variablen Vergütungssystemen einerseits schwierig sein, wenn die Incentives erst später ausgezahlt werden, kann aber auch andererseits sehr unmittelbar erfolgen bei z.B. Leistungsprämien usw. Grundsätzlich spielt die Entlohnung, welcher Form auch immer bei Personen mit hoher Leistungsmotiv zu keiner positiven Veränderung, auch bei Personen, bei denen das Machtbedürfnis oder das Bedürfnis nach Zugehörigkeit besonders ausgeprägt ist, hat materielle Entlohnung nur eine untergeordnete Stellung, da viel eher auf Bestandteile der Arbeit Wert gelegt wird, die geeignet sind, die bei dem jeweiligen Motiv auftretenden Bestrebungen zu befriedigen. (wie z.B. bei überwiegenden Machtbedürfnis, die Kontrolle über Personen, Informationen und Ressourcen). 27 2.2.2 Prozesstheorien Prozesstheorien klären die Frage, wie ein bestimmtes Verhalten hervorgebracht, gelenkt, erhalten und abgebrochen wird.32 Sie machen überwiegend Aussagen über die Handlungsveranlassung, nicht über den eigentlichen Handlungsakt. Sie unterscheiden sich von den Inhaltstheorien vor allem dadurch, (1) dass sie die kognitiven Aspekte im menschlichen Handeln betonen ( z.B. die Frage, ob Energie aufgewendet werden soll oder nicht) und (2) dass sie davon ausgehen, dass Menschen kognitive Erwartungen bezüglich dem zu erreichenden Ziel oder Endresultat haben. Menschen entschließen sich entsprechend diesen Theorien nur dann zum Handeln, um etwas zu erreichen, das für sie „Wert“ hat. 2.2.2.1 VIE – Theorie von Vroom Die VIE – Theorie (Valenz-Instrumentalitäts-Erwartungs-Theorie) von Vroom beruht auf einem Weg-Ziel-Ansatz, wonach eine Leistung (der Weg) von Individuen nur dann als erstrebenswert wahrgenommen wird, wenn damit ein erwünschtes Ziel erreicht werden kann. In diesem Zusammenhang sind auch die drei zentralen Begriffe der VIE – Theorie zu sehen: (1) Valenz (=V), (2) Instrumentalität (=I) und (3) Erwartung (=E). Die Valenz (Wertigkeit) misst die Attraktivität eines Ergebnisses für ein Individuum. Ein positiver Wert für die Valenz eines Ergebnisses (z.B. Geld und Bezahlung) bedeutet, dass dieses Ergebnis anzustreben ist, ein negative Valenz (z.B. Gefahr und Schmutz) bewirken den Wunsch, ein Ergebnis zu vermeiden. Ehe eine Arbeitshandlung begonnen wird, interessiert sich die Person schon für den „Wert“ des Endergebnisses (=Valenz). Vroom unterscheidet zwei Ebenen von Ergebnissen: Ergebnisse 1. Ebene sind z.B. Belohnungen, Ergebnisse 2. Ordnung sind bestimmte Bedürfnisse und angestrebte Ziele. Die Instrumentalität (Mitteleignung)33 ist die erwartete Eignung eines Mittels zur Erreichung des angestrebten Zieles. Die Instrumentalität eines Ergebnisses steht für die Erwartung, dass ein durch ein bestimmtes Verhalten bewirktes Ergebnis 1 zur Erreichung der erwünschten Ziele (Ergebnis 2) führt. Ein Mitarbeiter mag annehmen, dass er, falls er gute Arbeit leistet, 32 33 vgl. Staehle Wolfgang H., Management, 6. Auflage, München 1991 vgl. Staehle Wolfgang H., Management, 6. Auflage, München 1991 28 auch befördert wird. Der Grad nun, in dem der Mitarbeiter diesen Glauben hegt, ist ein Schätzwert subjektiver Wahrscheinlichkeit, der als Instrumentalität bei Vroom bekannt ist. Die Erwartung ist die angenommene Wahrscheinlichkeit, dass ein gewisses Bemühen zu einem bestimmten Ergebnis führt. Die Person wird im Erreichen des Resultats 1. Ebene ein Mittel sehen, um das Resultat 2. Ebene zu erreichen. Die Überlegungen des Motivationsmodells von Vroom lassen sich demnach wie folgt ausdrücken: Eine Person strebt ein Endziel an (Ergebnis 2. Ebenen) und denkt zuerst darüber nach, wie wichtig dieses Endziel eigentlich ist (z.B. Beförderung, Lohnerhöhung usw.) (Valenz). Danach wird geprüft, ob die dafür zur Verfügung stehenden Mittel (hier Ergebnis 1. Ebene) dazu geeignet sind, das Endresultat zu erreichen. Man schätz hierbei die Instrumentalität ein. Weiters ist noch zu prüfen, ob die von der Person geplante Handlung tatsächlich das Endergebnis herbeiführen kann. Die Person bildet sich darüber eine Wahrscheinlichkeit. Bewertung des Modells: Der entscheidende Beitrag von Vroom zur Motivationstheorie und damit zur Personalführungstheorie besteht im Hinweis darauf, dass Individuen nicht nur Ziele mit individuell geltenden Wert versehen, sondern auch Urteile über die Instrumentalität und Wahrscheinlichkeit bilden. Es genügt damit nicht, dem Untergebenen einen für ihn interessanten Anreiz zu bieten. Ihm muss auch gezeigt werden, dass es Mittel zur Erreichung dieser Ziele gibt (Instrumentalität), die im Bereich des Möglichen für den Mitarbeiter liegen. Bedeutung von variabler Vergütung in der VIE – Theorie: Bei der VIE – Theorie ist es besonders ausschlaggebend für die Arbeitsleistung eines Mitarbeiters, dass der Arbeitnehmer glaubt durch seine Handlung ein für ihn positives Ergebnis erreichen zu können. Der Arbeitnehmer muss natürlich drüber informiert sein, wie sich seine Anstrengung auf die zu erwartende Entlohnung auswirkt, deshalb ist ein transparentes Vergütungssystem ausgesprochen wichtig. Es muss auch darauf geachtet werden, dass hohe Arbeitsleistung tatsächlich zu höherer Vergütung führt und nicht auch bei geringerer Leistung das gleiche Entlohnungsniveau erreicht werden kann. Meiner Meinung 29 nach eignen sich variable Vergütungssysteme laut dieser Theorie dafür eine Steigerung der Arbeitsleistung zu bewirken, da durch diese Art der Vergütung der Mitarbeiter über seine Arbeitsleistung mehr Einfluss auf die Vergütung hat. 2.2.2.2 Die Gleichheits- oder Equity Theorie von Adams34 Der grundsätzliche Gedanke in der Equity – Theorie besteht darin, dass angenommen wird, dass Mitarbeiter in Organisationen Vergleiche anstellen zwischen ihren Bemühungen (Input) und den dafür erhaltenen Belohnungen (Output) einerseits, und den Bemühungen und den dafür erhaltenen Belohnungen „relevanter anderer Personen“ in ähnlichen Situationen. Unter Input werden Faktoren wie Erfahrung, Ausbildung, Intelligenz, Erziehung, Alter, Geschlecht, sozialer Status und Arbeitsanstrengung genannt. Output – Faktoren sind beispielsweise Entlohnung, Prestige, Sozialleistungen und Status.35 Entspricht der Wert des eigenen Austauschverhältnisses dem des Austauschverhältnisses der Vergleichsperson, so entsteht ein Gefühl der Gerechtigkeit. Ist das eigene Austauschverhältnis kleiner oder größer als das der Vergleichsperson, so empfindet die vergleichende Person einen Spannungszustand. Dieser wird (1) als unangenehm empfunden und (2) veranlasst den Menschen zum Handeln, um diese Spannung zu reduzieren, d.h. Motivation wird verursacht. Das Ausmaß der Abweichung vom Gleichgewichtszustand bestimmt die Stärke der Motivation. Eine Person vergleicht die Beziehung zwischen eigenem Bemühungen und Belohnung nicht mit dem einem beliebigen Kollegen, sondern mit einer ausgewählten Vergleichsperson, die auch außerhalb des Unternehmens stehen kann. Da die Person Ungleichgewicht als Spannung empfindet, gibt es mehrere Möglichkeiten diesen Spannungszustand zu reduzieren: Veränderung des Inputs, besonders gute Möglichkeiten bieten hier Produktivität und Qualität. Es können hier die „Eingangsleistungen“ erhöht oder verringert werden. Veränderung des Outputs : realistisch sind hierbei jedoch meist nur Verbesserungen des Outputs (z.B. Gehaltserhöhungen), kaum eine Herbeiführung von Verschlechterungen. 34 35 Jean Stacy Adams (1925 – 1984), Prof. für Psychologie (USA) vgl. Scholz Ch, Personalmanagement, München 1989, Verlag Franz Vahlen GmbH 30 Verzerren der Selbstwahrnehmung: es vollzieht sich hier eine subjektive Umbewertung verschiedener Nutzenbeiträge (z.B. Höherbewertung der Freizeit, des sicheren Arbeitsplatzes gegenüber hohem Einkommen.) Wechsel der Vergleichsperson Verlassen des Feldes: Kündigung; ist die radikalste Lösung und bewirkt letztlich Gerechtigkeit nur mehr durch grundsätzlichem Verzicht auf den Vergleich. Bewertung des Modells: Die Equity – Theorie zeigt vor allem, dass der Mitarbeiter die interindividuellen Vergleiche aus seinem Blickwinkel (subjektive Interpretation) anstellt und diese abhängig von der Vergleichsperson sind. Es gibt keine objektiv richtigen Wertmaßstäbe. In welcher Form (z.B. geringeres Engagement, Suche nach Ersatzbefriedigung) der Mitarbeiter versucht, die so entstandene Dissonanz abzubauen, kann dieser Ansatz nicht vorhersagen. Dies erschwert im betrieblichen Alltag die Festlegung „richtiger“ Gehaltsbandbreiten. Vor allem berücksichtigt die Gleichheitstheorie soziale Einflussfaktoren, die sicherlich große Bedeutung für das menschliche Verhalten haben. Bedeutung von variabler Vergütung in der Equity – Theorie: Geprüft werden sollte, mit wem sich der Mitarbeiter vergleicht (relevante Vergleichsperson). Unrealistische Vergleichspersonen oder –gruppen führen zu verzerrten Vorstellungen darüber, welche Vergütung als gerecht interpretiert wird. Außerdem sollte geprüft werden, ob durch eine vom Mitarbeiter mitbeeinflussbare Komponente im Output (d. h. in der Entlohnung) das Gerechtigkeitsgefühl erhöht werden kann: möglich wäre hier die Einführung des „Cafeteria-Systems“ bei dem die Mitarbeiter die Möglichkeit haben, selbst zwischen den verschiedenen Entgeltbestandteilen innerhalb eines bestimmten Budgets auszuwählen. Da der Mitarbeiter nun selbst bestimmen kann, welche betrieblichen Zusatzleistungen bzw. Gehaltsbestandteile er in Anspruch nimmt, ist dieser Ansatz hoch motivationswirksam und trägt damit zur Effektivitätsverbesserung im Personalbereich bei. 31 2.2.2.3 Attributionstheorie Die Grundfrage dieser Theorie ist, wie sich Menschen das Verhalten anderer Menschen erklären. Im Zentrum attributionstheoretischer Überlegungen steht auch, wie es uns möglich ist, unsere alltägliche Umgebung zu verstehen, sie vorherzusagen und sie zu kontrollieren. 36 Die Forschung zum Arbeitsverhalten in Organisationen hat gezeigt, dass Attributionen, die von Führungskräften und Mitarbeitern gemacht werden, sehr nützliche Erklärungen für die Arbeitsmotivation ergeben. Attributionen sind Zuschreibungen von Ursachen zu Verhaltensweisen bzw. Ereignissen. Sie schaffen Ordnung und ermöglichen die Vorhersage und Kontrolle von Ereignissen. Kelly37, einer der Hauptvertreter dieser Theorie, betont, dass sich die Attributionstheorie vor allem mit den kognitiven Prozessen beschäftigt, mit Hilfe derer eine Person Verhalten interpretiert. Die Attributionstheorie fragt nach dem „Warum“ der Motivation und des Verhaltens. Individuen fragen nicht andauernd nach den Ursachen von Ereignissen, meist erfolgt die Ursachenzuschreibung unreflektiert und automatisch. Menschen verfügen schon über, oft nicht wahrgenommene, Annahmen (Schemata) von Ereignissen. Die bewusste Frage nach dem „Warum“ wird ausgelöst, (1) in neuen Situationen, wenn noch kein passendes Schema vorhanden ist, (2) in wichtigen Situationen, wenn der Wunsch nach Kontrolle besteht, (3) in überraschenden Situationen. Das Verhalten wird jene Ursache zugeschrieben, die sich mit diesem Verhalten verändert (kovariiert), d.h. (1) meist vorhanden ist, wenn das Verhalten auftritt und (2) meist nicht vorhanden ist, wenn das Verhalten nicht auftritt. (=Kovarianzprinzip) Kelly nennt drei Klassen von Ursachen, die in vielen Situationen für die Erklärung von Ereignissen in Frage kommen: Personen, Entitäten (Stimuli) und Zeit (Umstände). Beispiel: „Wenn Karl einen Seminartext nicht versteht, so kann die Ursache für diesen Effekt ein Merkmal der Person (Karl) sein, oder es kann ein Merkmal des Textes (allgemeiner der Entität) sein, oder es können besondere Umstände sein, die zu dem Zeitpunkt des Nichtverstehens des Textes durch Karl vorliegen.“38 Die Variablen Person, Stimuli (Entität) und Umstände (z.B. Zeit) werden auf 3 Dimensionen miteinander verglichen: 36 vgl. Meter, Wulf-Uwe; Försterling, Friedrich: Die Attributionstheorie, in: Frey, Dieter; Irle, Martin (Hrsg): Theorie der Sozialpsychologie, Band 1: Kognitive Theorien; 2. Auflage, Bern: Huber 1993 37 Harold H. Kelly (geb. 1921), Prof. für Psychologie (USA) 32 Konsens: bezieht sich auf Personen: handeln andere in dieser Situation gleichermaßen? Distinktheit: bezieht sich auf die Aufgabe (Stimuli): handelt diese Person bei dieser Aufgabe genauso wie bei anderen Aufgaben? Konsistenz: bezieht sich auf die Umstände (Zeit): handelt die Person (über die Zeit hin) immer in gleicher Weise? Diese Dimensionen beeinflussen die Art der Attribution. Eine weitere, häufig verwendetet Attribution ist der Locus of Contorl (=LOC). Mit Hilfe dieser Attribution wird versucht, Arbeitsverhalten zu erklären. Dabei kann der einzelne Mensch seine Erfolge und Misserfolge intern attribuieren, d.h., seinen Fähigkeiten und Bemühungen zuschreiben, oder extern attribuieren, was bedeutet, dass er dem Glück oder der Art der Aufgabe die „Schuld“ an seinem Erfolg/Misserfolg zuweist. Wichtig dabei ist, dass dieser wahrgenommene LOC Einfluss auf die Leistung und Zufriedenheit des Mitarbeiters hat. Obwohl die Attributionstheorie Möglichkeiten gibt, Arbeitsverhalten zu erklären, muss doch auf eine Reihe von Fehlerquellen geachtet werden: Attributionstendenzen: Unterschiede zwischen Akteuren und Beobachtern: Der Akteur führt sein Verhalten auf situative Umstände zurück, während der Beobachter das Verhalten abhängig sieht von relativ stabilen Personeneigenschaften des Akteurs. Die Ursache für diese unterschiedliche Attribution kann darauf zurückgeführt werden, daß der Akteur und der Beobachter unterschiedliche Informationen zur Verfügung haben. Falsche Konsens – Annahme: Die eigenen Annahmen, Verhaltensweisen, etc werden als verbreiteter („normaler“) angesehen, als sie tatsächlich sind. Selbstwertdienliche Verzerrung: Eigene Erfolge werden internal attribuiert, eigene Misserfolge werden external attribuiert ( zur Aufrechterhaltung des positiven Selbstbildes) 38 Meyer, Wulf-Uwe; Försterling, Friedrich: Die Attributionstheorie, in: Frey, Dieter; Irle, Martin (Hrsg): Theorie der Sozialpsychologie, Band 1: Kognitive Theorien; 2. Auflage, Bern: Huber 1993 33 Fundamentaler Attributionsfehler: Es zeigte sich, dass nicht alle Attributionsmöglichkeiten in gleicher Weise gewählt werden, sondern daß eine starke Bevorzugung von Person-Attributionen zu verzeichnen ist. Attributionstheoretische Analysen gehen davon aus, dass man das Verhalten anderer nicht nur beobachtet, sondern (unter bestimmten Bedingungen) auch hinterfragt, warum es gezeigt wird. Die Antwort auf diese Warum – Frage (die Attribution), beeinflusst dann wiederum das auf den anderen gerichtete Verhalten. So hängen unsere Reaktionen gegenüber Partnern zum Beispiel davon ab, wie wir deren Verhalten erklären. Zusammenfassende Gedanken zu den bereits behandelten Theorien: Die dargestellten Theorien zeigen vor allem eines: Vergütung als Faktor, der Menschen dazu bringt, Zielvereinbarungen zu erreichen, muss immer als ein Faktor unter mehreren in einem komplexen System menschlicher Interpretation verstanden werden. Menschen haben anders als Maschinen ihre eigene, einzigartige Ausprägung durch ihre Erfahrung, ihre Erziehung usw. Die Aussage „Hohe Vergütung bedeutet immer hohe Motivation/Leistung“ ist daher falsch. Die Theorien verdeutlichen uns, dass es ab einer Basisversorgung (Erfüllung der Grundbedürfnisse des Mitarbeiters) wichtiger ist, nicht mechanistisch zu reagieren, sondern uns mit dem Menschen und seinem Hintergrund auseinanderzusetzen. In einer Extremforderung würde das bedeuten: Abstimmung auf die individuelle Situation der Person. Teilweise wird in der Praxis versucht, dies durch Eigenwahl bei der Vergütung zu ermöglichen: Bei sogenannten Cafeteria – Systemen hat der Mitarbeiter Wahlfreiheit bei bestimmten Anreizbestandteilen. Geld ist damit ein Maßstab für Anerkennung. Es kommt dabei nicht nur auf die absolute Höhe, sondern auf die relative Gerechtigkeit (d.h. im Vergleich zu den Kollegen) an. 34 2.2.3 Kritische Positionen 2.2.3.1 Beitrag von Bruno S. Frey und Margit Osterloh:39 „Sanktionen oder Seelenmassage?“ Die grundsätzlich Position, die die beiden Autoren in diesem Beitrag einnehmen ist, dass extrinsische (ökonomische) Anreize die intrinsische Motivation zerstören können, und dies auch experimentell nachgewiesen wurde.(Verdrängungseffekt) Unter diesem Blickwinkel ist es deshalb fraglich, ob die so hochgepriesenen Incentive – Systeme und Bonussysteme tatsächlich so erfolgversprechend sind. Frey und Osterloh folgern deshalb, dass „Pay for Performence“ – Systeme abgeschafft werden müssten, oder gar nicht eingeführt werden dürften, weil Leistungslöhne eine ausgesprochen negative Motivationswirkung hätten. Der Beitrag möchte vor allem zweierlei behandeln: (1) Die Verdrängung der Motivation durch Belohnung, jedoch geben sie auch an, unter welchen Bedingungen dieser Effekt auftritt und wann dieser Effekt schädlich oder sogar nützlich ist; und (2) die Folgerung, dass Unternehmen dem Markt überlegen sind, wenn es ihnen möglich ist, den Opportunismus zu reduzieren und die geeignete Motivation zu wecken. In dieser Arbeit wird jedoch überwiegend auf den 1. Punkt eingegangen. Der Verdrängungseffekt: B. Frey und M. Osterloh bezweifeln nicht die Wirkung extrinsischer Motivation, sie bemerken, dass die leistungssteigernde Wirkung extrinsischer Motivierung von keiner Motivationstheorie bestritten wird. Entscheidend ist nur, dass „wenn ein Ziel nur als Mittel zur Erreichung eines anderen Ziels angesehen wird, dann büßt das erste Ziel an Wert ein“ 40. Diese Wirkung sei bei materieller Belohnung größer als bei symbolischer und bei erwarteter Belohnung größer als bei unerwarteten. Das ist der Grund, weshalb bei Bonussysteme das unmittelbare Ziel (z.B. Erhöhung der Kundenzufriedenheit) bei den Mitarbeiter/innen an 39 vgl. Bruno S. Frey / Margit Osterloh (1997): Sanktionen oder Seelenmassage? Motivationale Grundlagen der Unternehmensführung. In: Die Betriebswirtschaft, Jg. 57, (1997), S 307 – 321 35 Interesse verliert. Der gleiche Effekt ist bei Kindern zu beobachten, die für eine Aufgabe, die sie ursprünglich interessiert hat, eine Belohnung erhalten (z.B. Geld). Zuerst kommt es zwar zu einem Disziplinierungseffekt, jedoch bald erfüllt das Kind die Aufgabe nur noch gegen Geld. Ein Verdrängungseffekt ist eingetreten. D.h. Belohnung verdrängt die intrinsische Motivation unter bestimmten Bedingungen. Der Verdrängungs – Effekt lässt sich laut Frey / Osterloh mit fünf einander ergänzenden Teileffekten erklären: 1) Verminderte Selbstbestimmung: Hier ist die Theorie der internalen / externalen Kontrollüberzeugung ganz wesentlich. Danach hat jede Belohnung einen kontrollierenden und einen informierenden Aspekt. Je mehr man glaubt, dass die Geschehnisse extern kontrolliert werden, um so mehr verstärkt sich der kontrollierende Aspekt einer Belohnung, d.h. das Gefühl der Fremdsteuerung. Der informierende Aspekt verstärkt die internale Kontrollüberzeugung und beeinflusst die erlebte Kompetenz. Je nachdem welcher Aspekt mehr im Vordergrund steht, wird die intrinsische oder die extrinsische Motivation verstärkt. Die intrinsische Motivation wird jedoch verdrängt, wenn gemäß subjektiver Empfindung der kontrollierende Effekt der Belohnung den informierenden übersteigt. 2) Reziprozität: wenn eine intrinsisch motivierte Handlung extrinsisch belohnt, so wird ein impliziter Vertrag verletzt, der auf gegenseitige Wertschätzung des Engagement beruht.(Reziprozität)41. Es ist also wichtig, dass die Beweggründe einer Person gewürdigt werden. Dies erklärt auch, weshalb Befehle die intrinsische Motivation verdrängen, Befehle nehmen keine Rücksicht auf Beweggründe. 3) Fairness: B. Frey und M. Osterloh behaupten, dass Individuen Anreize nicht absolut bewerten, sondern in Abhängigkeit von möglichen Referenzgrößen (vgl. Equity Theorie von Adams). Ist z.B. eine Lohnerhöhung geringer als erwartet, sinkt die intrinsische Motivation, in dem Maß, in dem diese als unfair im Vergleich zu Lohnveränderungen von Kollegen wahrgenommen wird. 4) Reaktanz: Eine Person, die intrinsisch motiviert z.B. hilft, und der dann eine Belohnung angeboten wird, wird sich in ihrem freiwilligen Engagement eingeschränkt fühlen. Durch 40 vgl. Kuglanski, Arie W. et al. (1975): Can money enhance intrinsic motivation? A test of the contentconsequence hypothesis In: Journal of Personality an Social Psychology. Vol. 31,(1975), S. 744 - 750 41 vgl. Gouldner, Alvin Ward (1960): The Norm of Reciprocity: A Preliminary Statement. In: American Sociological Review, Vol. 25, (1960), S. 161 - 178 36 die Belohnung wird ihr ein impliziter Vertrag aufgedrängt, durch den sich der Spielraum, in welchen die Person bereit ist Hilfe zu leisten, einschränkt. Sie fühlt sich unter Druck gesetzt. 5) Spillover – Effekt: Dieser Effekt schließt an den oben erwähnten Verdrängungseffekt an, dass eine wiederholte Belohnung (z.B. bei Schulaufgaben) sich auf die Freiwilligkeit der Leistung in anderen Bereichen (z.B. Mithilfe im Haushalt) auswirkt. Je ähnlicher die Gegenstandsbereiche sind, um so mehr wird der Spillover-Effekt gefördert. Bestimmungsgründe für den Verdrängungseffekt: Die erste Gruppe von Bestimmungsgründen beeinflusst das Niveau der intrinsischen Motivation: Persönliche Beziehung und Kommunikation: experimentelle Untersuchungen zeigen, dass Kommunikation die intrinsische Motivation zur Kooperation steigert.42 Partizipation: Je höher die Mitentscheidungsmöglichkeit, desto mehr engagieren sich Menschen für gemeinsam getroffene Ziele und machen sie zu ihren eigenen. Interesse an der Tätigkeit: wird gefördert durch 1. das Wissen um die Ergebnisse, 2. die Verantwortung für die Arbeitsergebnisse und 3. die Bedeutsamkeit der Arbeit für einen selbst (vgl. Hackman/Oldham) Vermittelte Botschaft: würdigt der Prinzipal durch sein eingreifen die intrinsische Motivation des Agenten, desto mehr wird die intrinsische Motivation verstärkt. Die zweite Gruppe von Bestimmungsgründen beeinflusst, wie stark die intrinsische Motivation verdrängt wird: Uniformität der Eingriffe: Reagiert der Prinzipal bei allem Beschäftigten gleich, ohne dass er sich bemüht seine Eingriffe dem vermuteten Ausmaß an intrinsischer Motivation bei den unterschiedlichen Agenten anzupassen, so wird die intrinsische Motivation verdrängt. Art der Intervention: Belohnung vs. Befehl: Befehle, wie schon oben erwähnt, schränken die Selbstbestimmung mehr ein als Belohnungen. Vor allem strikte Befehle unterstützen die Lethargie. Abhängigkeit der Belohnung von der Leistung: Je enger eine erbrachte Leistung mit der Belohnung gekoppelt ist, um so mehr wird die intrinsische Belohnung verdrängt. Folgt 42 vgl. Bohnet, Iris (1996): Kooperation und Kommunikation. Eine Analyse individueller Entscheidungen. Tübingen 1996 37 man dieser These, so sind die vor allem in den USA vorhandenen Erfolgsbeteiligungssysteme ein Schritt in die falsche Richtung, denn dieses Argument spricht für den Zeitlohn und gegen „pay for performance“ bzw. Erfolgsbeteiligungssysteme43. Faire Behandlung: Die intrinsische Motivation sinkt, wenn sich Agenten ungerecht behandelt fühlen. Die Kunst, die „richtige“ Motivation zu erzeugen: Die Autoren meinen, dass es wichtig sei in Unternehmen nicht „irgendeine“ intrinsische Motivation zu erzeugen, sondern eine „inhaltlich geeignete“ Motivation zu generieren und diese zwischen den Mitarbeiter/innen abzustimmen. Für B. Frey und M. Osterloh sind in diesem Zusammenhang folgende Punkte von Bedeutung: 1) Die „richtige“ intrinsische Motivation ist schwierig zu erzeugen. Die Aktivität muss selbst Genuss hervorrufen, erst dann verschwindet der Unterschied zwischen Spiel und Arbeit.44 2) Extrinsische Motivation ist auch nützlich: extrinsische Motivation kann disziplinieren und auch unerwünschte emotionale Konflikte im Unternehmen zügeln. Weiters führt extrinsische Motivation zu einer inhaltlichen Flexibilisierung der Handlungsziele. Das bedeutet, daß sich ein Unternehmen, dessen Mitarbeiter/innen gut bezahlt werden, nicht um die persönliche Überzeugung seiner Angestellten kümmern muss, während bei freiwilligen Mitarbeiter/innen einer Non-profit Organisation diese sehr sensibel auf Differenzierungen der Unternehmensziele reagieren. Frey / Osterloh geben zu bedenken: „Empirische Untersuchungen zeigen, dass eine als uninteressant empfundene Arbeit durch Belohnung zwar nicht interessanter wird, insgesamt aber mehr Zufriedenheit auslöst.“45Belohnungen können intrinsische Motivation sogar erzeugen, nämlich dann, wenn intrinsische Motivation durch Selbstbestimmung und Kompetenzerleben entsteht. 43 vgl. Becker, Fred G./ Holzer, H. Peter (1986): Erfolgsbeteiligung und Strategisches Management in den USA. In: Die Betriebswirtschaft, Jg. 46, (1986), S 438 - 459 44 vgl. Csikszentmihalyi, Mihaly (1993): Das Flow – Erlebnis. Jenseits von Angst und Langeweile: Im Tun aufgehen. 5. Auflage, Stuttgart 1993 45 vgl. Calder, Bobby J./ Staw, Barry M. (1975): The Self-Perception of Intrinsic and Extrinsic Motivation. In: Journal of Personality and Social Psychology, Vol. 31, (1975), S 599 - 605 38 Schließlich stellen B. Frey und M. Osterloh fest, dass es zwar schwierig ist die geeignete intrinsische Motivation im Unternehmen zu erzeugen, jedoch sind die Möglichkeiten zur Vermeidung des Verdrängungseffekts in Unternehmen besser als auf anonymen Märkten. Unternehmen können differenzierter und gezielter mit Motivation umgehen und das macht sie Märkten gegenüber überlegen. 2.2.3.2 Reinhard Sprenger: Mythos Motivation – Wege aus einer Sackgasse46 Sprenger nimmt eine besonders kritische Haltung dem Thema Motivation gegenüber ein. „Führen“ ist für ihn immer „Verführen“ und Motivation schafft meist das Gegenteil, nämlich Demotivation. Motivation ist für den Autor nichts weiter als Manipulation und der Grund für viele innerlich gekündigte Mitarbeiter. R. Sprenger bemerkt, dass sich nicht die Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter geändert hat, es ändern sich vielmehr die geltenden Werte. Früher konnte man noch als Unternehmen mit hohen Gehältern und Prestigeobjekten ködern, jetzt ist vielmehr der Sinn der Arbeit wichtig und zwischen Arbeitssphäre und übrigen Lebensbereichen will man keine zu großen Barrieren haben. Mitarbeiter sind laut Sprenger immer weniger dazu bereit, ihre Einstellungen und Wertorientierungen morgens „beim Pförtner“ abzugeben. Sprenger bemängelt vor allem, dass ein wirkliches Ernstnehmen der Mitarbeiter nicht stattfindet. Statt dessen wird nur nach noch ausgefeilteren Anreizsystemen gesucht, die den Motivations-Druck jedoch nicht verringern können. Jedoch sollte Führungskraft die Motivationslage jedes einzelnen Mitarbeiters genau erforschen, die auch von Variablen wie Familie und Umwelt beeinflusst ist. Da die Unternehmungen und ihre Führungskräfte immer noch von der Annahme ausgehen, dass Menschen eine angeborene Abneigung gegen Arbeit hätten und ihr überall aus dem Weg zu gehen versuchen, kann laut Sprenger der Ursprung der Motivation „in einer behaupteten oder beobachteten Lücke zwischen tatsächliche und möglicher Arbeitsleistung“ gefunden werden. Mit anderen Worten: „Das System der Motivierung ist methodisiertes Misstrauen“. Das Misstrauen, dass Führungskräfte ihren Mitarbeiter entgegenbringen ist eine „self – fulfilling prophecy“, es bestätigt und verstärkt sich im Miteinander. Sprenger Reinhard K.: Mythos Motivation – Wege aus einer Sackgasse. Fankfurt am Main. Campus Verlag 1992 46 39 In einem weiteren Teil seines Buches bemängelt R. Sprenger die Wirkung von Incentives, denn hierbei gibt es keine Grenzen und von Jahr zu Jahr müssen den Mitarbeitern attraktivere und kuriosere Angebote unterbreitet werden. Doch bleibt die Frage offen, ob ein derartiges Vorgehen tatsächlich das bewirkt, was es soll, nämlich motivieren. R. Sprenger meint dazu: „Die bei Incentive-Programmen ausgelegten Leistungsanreize schrauben sich daher von Jahr zu Jahr in die Höhe. Aber die von solcher Bestechung ausgehende Faszination verliert mit jeder neuen Runde. Der Grenznutzen sinkt. Es wird für relativ immer geringer Leistung immer mehr geboten.“ Statt zu motivieren tauchen bei den Mitarbeitern Fragen auf wie: „Was muss das Unternehmen an mir verdienen (und mir damit anteilig vorenthalten), wenn es solche Unsummen für Incentives ausgeben kann.?“ Außerdem sind die „Nebenwirkungen“ solcher Incentives katastrophal, nämlich bei Mitarbeitern, die leer ausgehen. Diejenigen, die nicht in den „Genuss“ des Incentives kommen, werden das System als ungerecht ansehen. Es geht daher eindeutig hervor, dass Belohnung nicht das beste Mittel der Leistungssteigerung ist. R. Sprenger spricht von einem Dilemma der Motivation und behauptet: „Alle Motivierung zerstört die Motivation.“ Die zuvor behauptete Motivationslücke zwischen gemessener und möglicher Arbeitsleistung – der Ursprung der Motiviations-Idee – entsteht tatsächlich. Mit anderen Worten: „Die Motivierung ist die Krankheit, für deren Heilung sie sich hält.“ Unzufriedenheit sei die Folge von Verwöhnung der Mitarbeiter, die kreative Energie der Individuen wird umgewandelt in Frustration, aggressive Langeweile, ständig steigende Ansprüche, Mäkeln, Lamentieren usw. Besonders kritisch spricht sich R. Sprenger gegen die pauschalen Belobigungen aus. Loben ist „in“ geworden, es gilt als besonders humane, „mitmenschliche“ Form des betrieblichen Miteinanders, doch wird es meist nicht ohne Hintergedanken ausgesprochen. „Das motivierende Lob soll sich direkt in die Seelen der Mitarbeiter schrauben und dort ungeahnte Energie freisetzten.“ Doch bewirkt die formelle Handhabung des Lobens oft genau das Gegenteil. Sprenger meint, dass Menschen am Arbeitsplatz oft ein Anerkennungsdefizit verspüren, das heißt aber nicht, dass sie auch ein „Lob-Defizit“ wahrnehmen. Grundsätzlich ist dazu zu sagen, dass Lob meist kontraproduktiv wirkt, wenn es manipulativ eingesetzt wird. Lob engt, besonders wenn es zu häufig verwendet wird, den Handlungsspielraum der Mitarbeiter ein. Es wird auch in Unternehmen strategisch eingesetzt, wenn der Vorgesetzte 40 vom Mitarbeiter etwas „Außerplanmäßiges“ erwartet. Der erfahrene Mitarbeiter weiß deshalb, dass Lob sehr oft nichts Gutes bedeutet, und so bewirkt es statt Motivation Demotivation. Grundsätzlich meint R. Sprenger in Bezug zu variablen, leistungsabhängigen Vergütungssystemen, dass sich Mitarbeiter einerseits mehr auf die Manipulation des variablen Einkommensanteils konzentrieren, statt sich um den Kunden und den Wettbewerb zu kümmern. Und andererseits wird durch eine leistungsabhängige Vergütung dem Mitarbeiter seine Leistungsbereitschaft abgesprochen. Der Mitarbeiter wird abgewertet, denn man nimmt nicht von vornherein an, dass der Mitarbeiter tatsächlich bereit ist, etwas zu leisten, deshalb enthält man ihm Gehaltsanteile vor, die er sich erst „verdienen“ muss. Besonders grotesk findet Sprenger die Forderung nach „Leistungsbezogenen variablen Vergütungsanteile als Motivationsinstrument für Führungskräfte“. Mögliche Ansätze um Demotivation zu vermeiden: Sprenger geht davon aus, das die Menschen grundsätzlich motiviert sind. Sie haben kreative Energien, die auf Entfaltung drängen und Leistungswille steckt in jedem. Der Mensch ist neugierig und sucht nach Spannung in seinem Leben. Deshalb meint Sprenger, ginge die Praxis der Motivierung von einer falschen Grundannahme aus: Es besteht keine MotivationsLücke! Die Mitarbeiter sollten nicht gefragt werden, was motiviert, sondern weshalb sie demotiviert sind. Sprenger liefert einige Ansätze, wie Demotivation vermieden werden kann, einige davon werden hier aufgezählt: Fordern: Dabei ist es wichtig, den Mitarbeiter zu fordern, ihm etwas zuzutrauen und die Aufgabe zu einer Herausforderung zu machen. Vereinbaren: Führungskräfte klagen oft über die mangelnde Leistung ihrer Mitarbeiter, aber selten können sie beantworten, wie die geforderte hohe Leistung konkret auszusehen hat, was erwartet wird. Laut Sprenger ist Leistung nichts Absolutes, sondern eine Frage der Erwartung. Deshalb muss zuerst festgelegt werden, was unter Leistung verstanden wird. Ziele dürfen nicht einfach vorgesetzt werden, sondern sind zu verhandeln, um die volle Zustimmung des Mitarbeiters und damit seine voll Leistung zu garantieren. 41 Demotivation vermeiden: Laut R. Sprenger kann man Leistungsbereitschaft nicht von außen erhöhen, sondern nur behindern, wenn der Mitarbeiter nicht die gewünschte Leistung erbringt, hat ihn etwas demotiviert. Deshalb ist es wichtig zu fragen, was demotiviert, meist wird es nur unterstellt. Führung ist die Aufgabe, Energieblockaden bei den Mitarbeitern aufzuspüren und so die Demotivation zu vermeiden. Lassen statt Machen: Lassen bedeutet: Zulassen der Persönlichkeit des Mitarbeiters, wie sie ist, und es bedeutet unterlassen, was ihn demotivieren könnte. Unterforderung der Leistungsfähigkeit: „Auf die Dauer hat der Chef die Mitarbeiter, die er verdient.“ Sprenger bemängelt, das es oft für den Mitarbeitern keine „Beweg-Gründe“ gibt, die ihn fordern, und ihm nicht die Möglichkeit geben, seine Problemlösungsfähigkeit und Kreativität anwenden zu lassen. Menschen langweilen sich dann und müssen deshalb Probleme erfinden, um diese Langeweile zu überwinden und auf diese Weise ihre Fähigkeiten erleben zu können Führen bedeutet demnach das Überwinden des engen und einengenden Kästchen-Denkens. Es bedeutet Grenzüberschreitungen fordern. Und zulassen! Initiative nicht als Disziplinlosigkeit zu denunzieren. Der Autor meint. „Können wir uns weiterhin leisten, wie bisher „Menschen für Jobs“ zu suchen. Ist es nicht sinnvoller „Jobs für Menschen“ zu kreieren, d. h. die Jobs sehr individuell auszugestalten, mit flexiblen und veränderbaren Grenzen zu versehen und die Mitarbeiter sehr „persönlich“ in das Unternehmen zu integrieren!“ 3 3.1 Arten von variablen Vergütungssystemen Grundlagen der Entgelt- und Anreizgestaltung Die betriebliche Entgelt- und Anreizgestaltung umfasst alle monetären und nicht-monetären Leistungen eines Unternehmens im Gegenzug für die Arbeitsleistung der Mitarbeiter. Die Entgeltgestaltung hat eine lenkende Wirkung, indem sie einen großen Einfluss auf die Entscheidung, in ein Unternehmen ein- oder auszutreten ausübt. Darüber hinaus beeinflusst sie die Effizienz der Aufgabenerfüllung. 42 Monetäre Entgelte und Anreize bilden in der Summe die Wertschöpfungsverteilung eines Unternehmens; darunter ist die Gesamtheit aller Werte, die im Zusammenhang mit der Unternehmenstätigkeit geschaffen und an die Beteiligten einer Organisation verteilt werden können. 3.1.1 Elemente der Entgelt- und Anreizgestaltung Die Wertschöpfung eines Unternehmens enthält folgende Elemente: Materielle Werte: Die Differenz zwischen Erlös und Sachaufwand wird auf die Angestellten und die Kapitalgeber aufgeteilt. Materielle Leistungen können frei oder gebunden sein, je nachdem, ob die Empfänger über die Verwendung frei bestimmen können oder ob diese gesetzlich bzw. vertraglich fixiert ist. Nicht-materielle Werte: Dazu zählen vorwiegend soziale Werte, wie z.B. Anerkennung und soziale Kontakte am Arbeitsplatz und darüber hinaus die Möglichkeit Macht zu erlangen. Jene Fähigkeiten und Kenntnisse die die Mitarbeiter im Rahmen ihrer Tätigkeit erwerben, ausbauen und auch anderweitig einsetzen können, werden unter dem Begriff kulturelle Werte zusammengefasst. 3.1.2 Bemessungsgrundlagen der Wertschöpfungsverteilung Die Entgelt- und Anreizgestaltung steht im Spannungsfeld von vier Prinzipien der Verteilungsgerechtigkeit: Anforderungsgerechtigkeit: Je größer die psychische und physische Belastung am Arbeitsplatz, desto größer soll die monetäre Gegenleistung der Unternehmung sein. Sozialgerechtigkeit: Da Unternehmen auch im gesellschaftspolitischen Sinne Verantwortung tragen, müssen auch die Beiträge einzelner Personen zur Realisierung der sozialpolitischen Ziele honoriert werden. Marktgerechtigkeit: Je größer die Qualifikationen und Motivation einer Person, desto größer der Anteil an der betrieblichen Wertschöpfung. Leistungsgerechtigkeit: Je höher die Leistung einer Person in der abgelaufenen Periode war, um so größer soll ihr Anteil an der betrieblichen Wertschöpfung sein. 43 3.2 Variabler Lohnanteil : Entlohnungsgrundsätze in der Industrie Soweit nicht für bestimmte Tätigkeiten, bei denen Leistungsunterschiede nur schwer messbar sind, auf eine Leistungsdifferenzierung verzichtet und daher ein leistungsunabhängiger Zeitlohn gezahlt wird, soll über möglichst objektive Kriterien und Verfahren die individuelle Leistung der Arbeiter/innen festgestellt und zur Grundlage der Lohnberechnung gemacht werden, um einen Anreiz zur Leistungssteigerung zu setzen. Dies kann z.B. durch eine Kontrolle von Stückzahl und Qualität der Produkte erfolgen. Das Verhältnis zwischen Mengenleistung und Lohnhöhe ist bei verschiedenen Lohnsystemen unterschiedlich. Die Lohnsysteme lassen sich grob in Zeitlohn/Gehalt und Leistungslohn unterscheiden. Im Leistungslohn werden besondere Zuschläge auf eine Mehrleistung gezahlt. Verbreitet sind das Akkordsystem und verschiedene Prämiensysteme. In den neunziger Jahren hat sich zudem ein Trend entwickelt, einhergehend mit dem Aufbau von Teamstrukturen, zu Entlohnungsgrundsätzen zu kommen, die den Aufbau von Qualifikationen, Flexibilität und teamarbeitsförderlichen Verhaltenspotentialen unterstützen. Dabei handelt es sich nicht um Leistungslohnsysteme im engeren Sinne, bzw. der Leistungsbegriff wird damit sehr großzügig gefasst. 3.2.1 Zeitlohn Als Zeitlohn wird die Entlohnung einer Person für bestimmte Zeiteinheiten geleisteter Arbeit bezeichnet. Es gibt dabei keinen Anreiz, eine bestimmte Arbeitsgüte oder Arbeitsgeschwindigkeit zu erreichen. Er wird lediglich nach den Anforderungen des Arbeitsplatzes an die Qualifikationen und Geschicklichkeit der Arbeitskraft differenziert. Daher wird der Zeitlohn durch die Mitarbeiter/innen subjektiv als Entlohnung für Anwesenheit am Arbeitsplatz empfunden. Vom Management wird vorausgesetzt, dass mindestens eine „normale“ Leistung erbracht wird. Die Definition einer normalen Leistung und die Kontrolle über die tatsächlich erbrachte Leistung ist hierbei in die Verantwortung der Vorgesetzen gestellt. Etwaige Abweichungen von der bisher erbrachten Leistung des Mitarbeiters oder der Mitarbeiterin wie auch Leistungsdifferenzen zwischen den Mitarbeiter/innen haben keinen Einfluss auf die Lohnhöhe. Eine Motivation zu hoher und gleichbleibender Leistung kann nur 44 über den Einsatz anderer Führungsinstrumente wie Mitarbeiter/innengespräch, Lob und Tadel oder Belohnung erreicht werden. Zeitlohnarbeiter/innen sind im Regelfall die Instandhaltungsfachleute eines Betriebes und Arbeitskräfte, die Aufgaben erfüllen, die vielgestaltig und daher nicht einfach vorausberechenbar sind oder nicht häufig wiederholt werden können. Zeitlohn kann auch gezahlt werden, wenn Maschinenbedienungstätigkeiten ausgeführt werden, bei denen Stückleistung nicht von der Arbeitskraft beeinflusst werden kann. Beim Zeitlohn mit Leistungszulage wird auf einen stets gleichbleibenden Grundlohn eine variable Leistungszulage gezahlt, deren Höhe sich nach der regelmäßigen Leistungsbeurteilung durch den betrieblichen Vorgesetzten richtet. Dabei werden in den Betrieben sehr unterschiedliche Verfahren und Methoden zur Leistungsbeurteilung verwendet. Die besondere Problematik der Beurteilung menschlicher Leistung wird in einem eigenständigen Kapitel behandelt. 3.2.2 Akkordlohn Der Akkordlohn ist nach wie vor ein sehr verbreiteter Entlohngsgrundsatz für Arbeiten, die häufig wiederkehren und bei denen die Stückleistung von der Arbeitskraft beeinflusst werden kann. Es handelt sich hierbei im einen proportionalen Stücklohn. Bei Überschreitung einer festgelegten Mindeststückleistung wird ein zur Mehrleistung proportionaler Zuschlag, bei Unterschreiten der Vorgabeleistung lediglich der Mindestlohn gezahlt. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht besteht der Vorteil des Akkordlohns in konstanten Stückkosten, wenn die Vorgabezeit unterschritten wird. Voraussetzung für die Anwendung des Akkordsystems ist eine genaue Quantifizierbarkeit der Mengenleistung und darüber hinaus muss die Tätigkeit akkordfähig und akkordreif sein. Die Akkordfähigkeit setzt voraus, dass die Arbeitsmenge von der menschlichen Arbeitskraft gesteuert wird; akkordreif ist ein Arbeitsvorgang erst, wenn die Einarbeitungszeit abgeschlossen ist. Dem Akkordsystem liegen Normen zu Grunde, die der Akkordberechnung dienen. Die Bestimmung der Preise wird durch ausgebildete Zeitnehmer/innen vorgenommen. Sie ermitteln methodengeleitet die Ist-Zeiten für die einzelnen Arbeitsgänge. Traditionell erfolgt die Normfestsetzung über Zeitstudien. Dabei werden die Arbeiter/innen beobachtet und ihr 45 Zeitbedarf für den betreffenden Vorgang mit der Stoppuhr ermittelt. Die Zeitwirtschaft hat hierbei auch eine betriebswirtschaftliche Funktion zur Kalkulation der Produktionskosten. Kritisch lässt sich zum Akkordlohn anmerken, dass die „politische Dimension“ völlig ausgeblendet wird; d.h. für die Mitarbeiter kann sich eine hohe Leistung letztendlich negativ auswirken, wenn das Management der Meinung ist, dass die erforderlichen Mengenleistungen erneut erhöht werden können. Die Mitarbeiter werden daher unter Umständen nicht ihre volle Leistungsfähigkeit einsetzen, um einen gewissen „Zeitpolster“ zur Verfügung zu haben. Der Akkordlohn kann im Bezug auf die Motivationstheorien vor allem mit der Equity-Theorie in Verbindung gebracht werden, deren Grundaussage der Akkordentlohnung entgegengesetzt ist. Denn es ist augenscheinlich, dass der Akkordlohn dem Gleichheitsprinzip widerspricht, wenn ein Teil der Mitarbeiter auf Grund höherer Arbeitsleistung eine höhere Entlohnung erhält. Dies kann zu einer verringerten Motivation bei jenen Mitarbeitern führen, die aus unterschiedlichen Gründen (Alter, Gesundheit) die hohen Leistungen der Kollegen nicht erreichen können. 3.2.3 Prämienlohn Der Prämienlohn ist ein Leistungslohnkonzept, in dem die quantifizierbare Mehrleistung und die zusätzliche Entlohnung wie beim Akkordlohn proportional sein kann, aber nicht muss. Die Prämienlohnkurve kann über- oder unterproportional verlaufen, aber auch degressiv oder progressiv. Für den Verlauf der Prämienlohnlinie sind die Ziele entscheidend, die das Management mit dem Lohnsystem erreichen will. So kann z.B. eine Prämienobergrenze eingezogen werden, um die Maschinen und die menschliche Arbeitskraft zu schonen. Aus dem gleichen Grund bietet sich ein degressiver Zusammenhang von Mengenleistung und Bezahlung an. Anders als beim Akkordlohn ist es beim Prämienlohnsystemen außerdem möglich, auch Leistungen zu entlohnen, die sich nicht auf eine möglichst hohe Stückzahl beziehen. So kann eine Prämie für die Einhaltung einer genau spezifizierten Qualität vereinbart sein oder eine Prämie für einen hohen Nutzungsgrad der Maschinen. Auch Materialersparnisprämien werden in der Praxis angewendet. Hin und wieder gibt es kombinierte Prämien, wie z.B. die Verbindung aus Mengen- und Qualitätsprämie. 46 Sämtliche Prämiensysteme basieren auf einigen Motivationstheorien. Hier könnte man unter anderem Mc Clellands Theorie der gelernten Bedürfnisse oder die VIE-Theorie anführen. Theorie der gelernten Bedürfnisse: Die Belohnung ist direkt an das Arbeitsverhalten gekoppelt, was eine sehr gute Steuerbarkeit der erwünschten Leistung ermöglicht. Darüber hinaus ist für den Mitarbeiter klar ersichtlich was von ihm erwünscht wird, um die Belohnung zu erhalten, dies wirkt wiederum motivationssteigernd. Vrooms VIE-Theorie: Die Grundaussage der Theorie besagt, dass ein Mensch seine Bemühungen erhöhen wird, wenn er dadurch ein bestimmtes Ergebnis erreichen kann und dieses Ergebnis für ihn sozusagen „wertvoll“ bzw. erstrebenswert ist. Auf die Prämienentlohnung angewandt bedeutet dies, dass die Mitarbeiter ihre Bemühungen danach ausrichten, eine möglichst gute Arbeitsleistung zu erzielen, um in den „Genuss“ der Prämie zu kommen. 3.2.4 Nutzungsprämie Die Einführung computergesteuerter Maschinen lässt das Akkordlohnsystem dysfunktional werden, weil die Arbeiter/innen keinen direkten Einfluss auf die produzierte Stückzahl mehr haben. Die Produktionsmengen können lediglich durch die Maschinenlaufzeiten beeinflusst werden; um daher einen möglichst hohen Nutzungsgrad erreichen zu können, versucht das Management die Stör-, Warte- und Rüstzeiten möglichst gering zu halten, die mittels Nutzungsschreibern an den Maschinen ermittelt werden. Die Entlohnung der Arbeiter/innen richtet sich nach dem erreichten Nutzungsgrad, der sich aus der erreichten Maschinenlaufzeit im Verhältnis zur möglichen Laufdauer errechnet. Die Prämienendleistung (der höchste anzustrebenden Nutzungsgrad) sollte so bestimmt sein, dass die Pausenzeiten eingehalten werden können. Die Nutzungsprämien sollen das Verhalten der Arbeiter/innen so beeinflussen, dass Störungen antizipiert und vermieden bzw. rasch beseitigt werden. 3.2.5 Qualitätsprämie Um die Höhe des Ausschusses zu vermindern, ist es möglich, Qualitätsprämien auszuschütten, die in einem direkten Verhältnis zur Größe des Ausschusses liegen. Qualitätsprämien werden häufig in Kombination mit einem Mengenprämiensystem genutzt, 47 weil sich Menge und Qualität in der Regel umgekehrt proportional zueinander verhalten. Durch die kombinierte Prämie soll ein optimales Mengen-/Qualitätsverhältnis erreicht werden. 3.2.6 Flexibilitätsprämie Zur Unterstützung der Flexibilität im Personaleinsatz kann eine Flexibilitätsprämie dienen, die die Mitarbeiter/innen motivieren soll , sich zusätzliche Qualifikationen anzueignen. Durch diese Maßnahme besitzen die Mitarbeiter/innen sogenannte Überschussqualifikationen, wodurch sie auf verschiedenen Arbeitsplätzen eingesetzt werden können. 3.2.7 Ausblick Auf Grund der weiter fortschreitenden Computerisierung und damit einhergehenden neuen Arbeitsorganisationsformen ist ein Abgehen von den traditionellen Lohnkonzepten (Akkord) festzustellen. Modifizierten Zeitlohnmodellen auf Qualifikationslohnbasis und Prämienlohnkonzepten gehört die Zukunft, weil sie die Möglichkeit bieten, Teamarbeit und veränderte, qualitativ hochwertigere Arbeitsinhalte vom materiellen Anreiz her zu unterstützen. In den verbleibenden Bereichen der Massenproduktion ist auf absehbare Zeit aber nach wie vor mit dem Akkordlohn zu rechnen. 3.3 Variabler Lohnanteil: Entlohnungsgrundsätze im Verkauf bzw. Dienstleistungssektor Im Bereich Verkauf und Dienstleistung gestaltet sich die Einrichtung leistungsorientierter Entlohnungssysteme wesentlich schwieriger; denn im Gegensatz zur Industrie, wo Quantität und Qualität der Arbeit leichter zu spezifizieren sind, ist die Festlegung derartiger Kriterien im Verkauf/Dienstleistung nicht so eindeutig. Gerade im Dienstleistungsbereich ist der schnelle Austausch von Informationen innerhalb einer Unternehmung von großer Bedeutung, da die Qualitätsansprüche seitens des Kunden ständig zunehmen. Auf Grund dieser Entwicklung ist es für jene Unternehmen, die erfolgreich im Markt bestehen wollen, unabdingbar den „Dienstleistungsgedanken“ im ganzen Unternehmen zu etablieren. 48 Bis heute ist es in vielen Unternehmen üblich, dass z.B. Außendienstmitarbeiter, die mit den Kunden Verträge abschließen , eine Prämie erhalten. Allerdings muss man in der Praxis immer wieder die Feststellung machen, dass jene firmeninternen Mitarbeiter, die ebenfalls in die Bearbeitung des Kundenauftrages involviert sind, unter Umständen nicht zufriedenstellend arbeiten und somit die Kundenzufriedenheit nicht gewährleistet ist. Mitarbeiter die nicht in direkten Kontakt mit dem Kunden treten, sehen oft keinen Anlass effizienter zu arbeiten, da die Leistungsanreize nur für externe Mitarbeiter gelten. Viele Unternehmen haben neben dem Prämienlohnsystem daher weitere Anreizsysteme implementiert, die für alle Mitarbeiter motivations- und leistungssteigernd wirken. Diese Anreizsysteme können auf verschiedene Arten gestaltet werden, dazu einige Beispiele: Teamziele vereinbaren, da viele Ziele nur von mehreren Mitarbeitern erreicht werden können. Den Mitarbeitern mehr Verantwortung übertragen; diese Maßnahme hat für viele Mitarbeiter eine motivationssteigernde Wirkung Mitarbeitergespräche mit dem Vorgesetzten zwecks Erfolgskontrolle, Feedback, Entwicklungsmöglichkeiten usw. Als Schlussfolgerung lässt sich feststellen, dass Prämiensysteme im Verkauf/Dienstleistung nur bedingt erfolgreich sind. Da die Prämiensysteme, abgeschlossenen Verträge durch die Mitarbeiter meistens nur die Anzahl der honorieren, müssen sie andere Anreizsysteme erweitert werden, die intern eine leistungssteigernde Wirkung haben und somit auch die Kundenorientierung erhöhen, was schlussendlich den Unternehmenserfolg positiv beeinflusst. 3.3.1 Wertorientierte Vergütung In den 80er Jahren rückte das Thema der wertorientierten Führung , also der Orientierung am Nutzen der Aktionäre (Shareholder Value) in den Mittelpunkt, nachdem man feststellen musste, dass die Interessen des Managements und der Anteilseigner stark divergierten. Im Gegensatz zu Ländern wie den USA, Kanada und England fehlen in Deutschland und in Österreich langfristige Anreize, die eine wesentliche Voraussetzung zur Gestaltung wertorientierter Anreizsysteme darstellen. 49 Solche Anreizsystem müssen gewährleisten, dass nachhaltig Wert für das Unternehmen geschaffen wird, und nicht durch gezielte Maßnahmen des Managements der Unternehmenswert nur kurzfristig positiv beeinflusst wird. Wertorientierte Incentive-Systeme können auf verschiedene Weise gestaltet werden. 3.3.1.1 Aktienoptionen Ein Aktienoptionsmodell soll dazu dienen, einen Anreiz zur langfristigen und nachhaltigen Wertschaffung für das Management setzen. Die Vergütung des Managements ist dabei an die Kursveränderungen gebunden. Entscheidend ist wie bei allen wertorientierten IncentiveSystemen eine möglichst hohe Transparenz für Außenstehende bezüglich der Modalitäten wie Zuteilung, Wertermittlung und Ausübung. Darüber hinaus muss die Akzeptanz sowohl innerhalb der Unternehmung als auch unter den Investoren gewährleistet sein. Aktienoptionsprogramme müssen folgenden vier Anforderungen entsprechen: 1. Die Laufzeit der Aktienoptionsprogramme sollte mindestens drei Jahre betragen 2. Die Optionsgewinne sollten nicht direkt vom Aktienkurs, sondern von der Entwicklung der Aktie im Bezug auf einen Industrie/Marktindex abhängig gemacht werden. 3. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Angemessenheit der Bezüge. Die Beteiligten sollten darüber informiert sein, in welchem Fall sie über welche Bezüge verfügen können. 4. Weiters muss danach getrachtet werden, dass eine Kapitalverwässerung durch die Ausgabe neuer Aktien vermieden wird, die nicht im Sinne der Investoren ist. Es lässt sich somit feststellen, dass die erfolgreiche Implementierung von Aktienoptionsprogrammen vor allem von der Transparenz nach außen und der Kommunizierbarkeit abhängig ist. 3.3.1.2 Employee Stock Ownership Plans (ESOPs) Ich möchte in diesem Kapitel nur einen Überblick über die ESOPs geben, speziell über die Bedingungen die zu einer motivationssteigernde Wirkung führen, da eine intensivere Auseinandersetzung mit diesem umfangreichen Thema zu weit von der Fragestellung dieser Arbeit abweichen würde. 50 3.3.1.2.1 Merkmale Eine weitere Alternative der Anreizgestaltung stellen die ESOPs dar, darunter versteht man die Beteiligung der Mitarbeiter am Kapital der Unternehmung. Folgende besondere Merkmale charakterisieren die ESOPs: „Es handelt sich um eine indirekte Beteiligungsform , bei der die Aktien in einer Fondgesellschaft gesammelt werden. Dennoch erhalten die ESOP-Aktionäre ihre Stimmrechte unmittelbar übertragen. Die Kapitalanteile sind erst bei Pensionierung oder bei Ausscheiden aus dem Unternehmen verfügbar; d.h. es handelt sich um eine hinausgeschobenen Entlohnung. Es existieren eigenund fremdfinanzierte ESOP-Typen, wobei letztere sich durch die Möglichkeit einer steuerbegünstigten Kreditaufnahme des Belegschaftskapitals auszeichnen.“ (Wächter u.a.,1998, S. 288) 3.3.1.2.2 Erfolgsbedingungen der Ausgestaltung von ESOPs Bei der Ausgestaltung von ESOPs müssen bestimmte Kriterien erfüllt werden, um positive Effekte bei den Mitarbeitern zu bewirken. Bei einem geringen Umfang der Kapitalbeteiligung und letztlich auch einem marginalen Anteil der ESOP-Entlohnung am Individualeinkommen sind kaum Motivationseffekte zu erwarten. Weiters werden die Aktionäre bei einer geringen Kapitalbeteiligung dem ESOP nur eine geringe subjektive Bedeutung beimessen. Die Erwartungen des Managements, dass individuelle Anstrengungen zu einer wahrnehmbaren Steigerung der ESOP-Entlohnung führen, werden sich kaum entwickeln. Darüber hinaus sollten keine Belegschaftsmitglieder von der Teilnahme ausgeschlossen werden und man sollte eine von der Belegschaft als gerecht empfundene Individualzuteilung wählen, die Zuteilung und die Unverfallbarkeit nicht zu weit auseinanderfallen lassen und die Dividenden jeweils unmittelbar ausschütten, um eine subjektive Bedeutung der ESOP-Entlohnung sicherzustellen. 4 Variabler Vergütung in bezug auf Motivationstheorien In diesem Kapitel möchte ich untersuchen, ob und in welchem Ausmaß die wichtigsten Motivationstheorien auf das Konzept der variablen Vergütung anwendbar sind. Generell 51 kann man sagen, dass es drei entscheidende Faktoren für die Effizienz von Entlohnungssystemen gibt, die natürlich auch für die variable Vergütung von Relevanz sind: 1. Die Art der Beziehungen zwischen Be- und Entlohnungssystem und der individuellen Arbeitsleistung. 2. Die subjektive Wahrnehmung dieser Beziehungen 3. Die unterschiedliche Bewertung von Be- und Entlohnungssystemen durch Mitarbeiter in derselben Arbeitssituation Diese Faktoren treten in den folgenden behandelten Theorien in unterschiedlichem Ausmaß in Erscheinung und haben einen großen Einfluss auf die variable Entgeltgestaltung. 4.1 Alderfers ERG-Theorie Alderfer entwickelte eine Bedürfnistheorie der Organisationspsychologie. Diese besteht aus aus drei verschiedenen Ebenen von Grundbedürfnissen: Die „existence“ oder Daseins- und Existenzbedürfnisse Die „relatedness“ oder Beziehungsbedürfnisse Die „growth“ oder geistig-potentiellen Wachstums- und Selbsterfüllungsbedürfnisse Alderfer hat sozusagen das Modell vom Maslow weiterentwickelt, wobei er die Meinung vertritt dass die Bedürfnishierarchie auch in umgekehrter Richtung funktioniert, indem bereits befriedigte Bedürfnisse „reaktiviert“ werden können, falls höhere Bedürfnisse unbefriedigt bleiben. Auch bereits zufriedengestellte Bedürfnisse dienen noch als Motivatoren, solange sie als Substitut für noch unbefriedigte Bedürfnisse dienen. In welchem Zusammenhang stehen nun die variable Vergütung und die ERG-Theorie? Ich sehe die Vorteile der variablen Vergütung darin, dass die Bedürfnisse der Menschen nach Anerkennung und der Honorierung ihrer Leistungen durch variable Vergütung befriedigt werden können. Denn der Mensch strebt danach, dass etwaige herausragenden Leistungen (sowohl in qualitativer als auch in quantitativer Hinsicht) angemessen honoriert, und Bedürfnisse wie Prestige, Ansehen , gute Bezahlung befriedigt werden. Die variable 52 Vergütung kann somit als ein wichtiger Motivator zur Bedürfnisbefriedigung angesehen werden. Allerdings (und dies gilt für sehr viele Theorien) kann die variable Vergütung auch eine demotivierende Wirkung haben, wenn die Mitarbeiter aus unterschiedlichen Gründen (Leistungsanforderungen zu hoch, Leistungsfähigkeit des einzelnen zu gering usw.) jene Ziele nicht erreichen, um den gewünschten Anteil an der variablen Vergütung zu erhalten. Dies kann zur Folge haben, dass die Mitarbeiter demotiviert werden und eine gewisse Frustration eintritt, da am Ende des Monats das Gehalt niedriger „ausfällt“ als z.B. bei einem reinen Zeitlohn. 4.2 Herzbergs Zwei-Faktoren-Theorie Herzberg postuliert, dass alle Mitarbeiter in Arbeitsorganisationen zwei Arten von Grundbedürfnissen haben; nämlich die Motivationsbedürfnisse und die Hygienebedürfnisse. Herzberg kam in seinen Studien zum Schluss, dass es Arbeitsbedingungen gibt, die , wenn sie nicht vorhanden sind, im Menschen Unzufriedenheit hervorrufen. Sollten diese Bedingungen erfüllt sein, besteht zwar keine Unzufriedenheit; jedoch auch noch keine Motivation. Man bezeichnet die Hygienebedürfnisse als Grundbedürfnisse und die Motivationsbedürfnisse als Bedürfnisse höherer Ordnung. Auf Grund dieser Aussagen führt eine anteilige variable Vergütung noch nicht zu erhöhter Motivation der Mitarbeiter; vielmehr müsste in erster Linie die Tätigkeit selbst abwechslungsreich und interessant gestaltet sein und die Möglichkeit zum selbständigen Arbeiten geben; also die Grundbedürfnisse befriedigt sein. Erst dann kann sozusagen das Motivationsbedürfnis variable Vergütung seine Wirkung entfalten. Kritisch in diesem Zusammenhang wäre anzuführen, dass nicht alle Menschen im gleichem Ausmaß nach schwierigen Aufgaben streben. Man muss also erst überprüfen, ob die Motivationsbedürfnisse bei allen Mitarbeitern überhaupt den gleichen Effekt haben. 53 4.3 Mc Clellands Theorie der gelernten Bedürfnisse Mc Clelland vertritt die Ansicht, dass viele Bedürfnisse aus der kulturellen Umwelt, in der der Mensch lebt, erlernt werden, indem er sich mit der Umwelt auseinandersetzt und die Umwelt bewältigen muss. Auf die Arbeitswelt übertragen bedeutet dies, dass die Mitarbeiter durch finanzielle wie nicht finanzielle Belohnungen angeregt werden können, ein gewisses Arbeitsverhalten zu zeigen. Darüber hinaus sagt Mc Clelland, dass es drei „Schlüsselbedürfnisse“ gibt, die dem einzelnen allerdings nicht bewusst sind; nämlich: das Bedürfnis zur Leistungsmotivation, das Zugehörigkeitsbedürfnis sowie das Machtbedürfnis. Diese drei Bedürfnisse haben eine erhebliche Wirkung auf das kurzfristige und langfristige Verhalten einer Person. Die wichtigste Aussage im Zusammenhang mit der variablen Vergütung die Mc Clelland tätigt ist, dass die Belohnung direkt an das Arbeitsverhalten gekoppelt sein muss. Das bedeutet, dass die Mitarbeiter wissen müssen, welche Leistungen von ihnen erwartet werden, um einen hohen Anteil des variablen Entgelts zu erhalten. Sollte diese Bedingungen nicht erfüllt sein, so wird der motivierende Aspekt der variablen Vergütung nicht oder nur teilweise eintreten. Als Merksatz könnte man somit festhalten: Nur ein Entlohnungssystem mit variablen Anteilen, das für die Mitarbeiter einsichtig ist, wird verhaltenssteuernd und motivierend sein. 4.4 Vrooms VIE-Theorie Diese Theorie beinhaltet folgende drei Konzepte: Valenz, Instrumentalität und Erwartung. Die Kernaussage besteht darin, dass sich jede Person bevor sie eine Arbeitshandlung tätigt, sich für den Wert des Endergebnisses interessiert. Der Mensch arbeitet sozusagen zielorientiert und wird sich nach einer Auswahlsituation für jene Handlungsalternative entscheiden, deren Ergebnis den größten Wert für den Betreffenden hat. Damit wird auch die Erwartung verknüpft, dass bestimmte Bemühungen zu einem bestimmten Resultat führen. Bezogen auf die variable Vergütung bedeutet dies, dass die Honorierung der Leistungen durch variable Entgeltkomponenten für die Mitarbeiter auch erstrebenswert sein muss. (Wert des Endergebnisses) Darüber hinaus muss der Weg zur Erreichung des Zieles ebenso ersichtlich 54 sein und die Mitarbeiter müssen sich für diesen „Weg“ entscheiden. Hier wird damit auch die verhaltenssteuernde Wirkung ersichtlich. Als Kritikpunkt lässt sich auch wieder anführen, dass nicht alle Arbeitnehmer der variablen Vergütung den gleich großen Stellenwert einräumen und somit ihre Anstrengungen in gewünschter Weise danach ausrichten. Weiters ist es fraglich, ob nicht variable Entgeltanteile den physischen und psychischen Druck für einige Mitarbeiter erhöhen, da sie ja nicht mehr mit einem fixen Gehalt am Ende des Monats rechnen können. 4.5 Das Modell von Porter & Lawler Das Motivationsmodell von Porter & Lawler ist eng verwandt mit den Vroomschen Modell, setzt aber seinen Schwerpunkt auf die Anforderungen in industriellen Organisationen. Es handelt sich hier um ein „Zirkulationsmodell“ der Beziehung zwischen der Arbeitsleistung und dem Endzustand im Arbeitsprozess der Arbeitszufriedenheit. Porter & Lawler beschreiben mit diesem Modell Arbeitsverhalten in Organisationen, indem sie rationalen und kognitiven Elemente des menschlichen Verhaltens betonen. Vor allem im Hinblick auf Planungen und Entscheidungen des Menschen gegenüber der zu erwartenden, zukünftigen Ereignissen am Arbeitsplatz. Die beiden Kernpunkte dieses Motivationsmodells bestehen aus: der subjektiven Wahrscheinlichkeit durch erhöhte Bemühungen ein Ziel zu erreichen, sowie aus der Valenz, die das Erreichen dieses Zieles für den Betreffenden hat. Vereinfacht gesagt heißt das: die Motivation eines Organisationsmitgliedes gute Arbeit zu leisten wird von zwei Wahrscheinlichkeitsfaktoren bestimmt; nämlich dass erhöhte Bemühungen zu verbesserter Arbeitsleistung führen und dass diese Arbeitsleistung zu Zielen und Ergebnissen führt, die für die Person von „Valenz“ sind. In Verbindung mit der variablen Vergütung kann man von den selben Effekten sprechen wie beim VIE-Modell, d. h. das Erreichen eines möglichst hohen variablen Entgeltanteils muss für den Mitarbeiter „erstrebenswert“ sein und er muss Bescheid wissen, welche Bemühungen zum Ergebnis führen. Die Kritik an der Überlegung besteht darin, dass es auch dann, wenn eine Person die Anforderungen erfüllen kann und will, Hindernisse geben kann, die den 55 Erfolg vereiteln können. Das bedeutet, dass ein hohes Leistungsniveau zum Teil auch eine Funktion der Abwesenheit von Hindernissen darstellt, die den Mitarbeiter bei seiner Tätigkeit einschränken. 4.6 Gleichheitstheorie (Equitytheorie) Die Kernaussage besteht darin, dass Mitarbeiter in Organisationen Vergleiche anstellen zwischen ihren Bemühungen und den dafür erhaltenen Belohnungen einerseits, und den Bemühungen den dafür erhaltenen Belohnungen „relevanter anderer Personen“ in einer ähnlichen Arbeitssituation andererseits. Für eine Person am Arbeitsplatz ist das „Gleichheitsprinzip“ gewahrt, wenn sie erkennen kann, dass das Verhältnis zwischen den eigenen Bemühungen äquivalent zu entsprechenden Verhältnis bei anderen Personen in der gleichen Arbeitssituation ist. Das Bestehen einer vom Mitarbeiter empfundenen „Ungleichheit“ verursacht einen inneren Spannungszustand, der darauf drängt, die Gleichheit und damit die „Gerechtigkeit“ wiederherzustellen. Adam postuliert darüber hinaus, dass die Stärke des motivierten Verhaltens direkt proportional zur Höhe oder Menge der Spannung, die durch die Ungleichheit verursacht wird. Die Person im Arbeitsprozess kann die empfundenen Ungerechtigkeit auf verschiedene Weise reduzieren: sie kann ihre eigenen Bemühungen erhöhen, um damit selber in Genuss einer höheren Belohnung zu kommen, oder sie kann ihre Anstrengungen verringern. Sollten diese Möglichkeiten nicht in Betracht kommen; so kann die Person unter Umständen vom Arbeitsplatz fernbleiben oder sogar kündigen, um auf die Ungerechtigkeit aufmerksam zu machen. Darüber hinaus kommen noch Reaktionen wie Verzerrung der Selbstwahrnehmung, Verzerrung der Fremdwahrnehmung und die Veränderung der Wahl der Bezugsperson in Betracht. Es ist nicht sehr schwer festzustellen, dass die variable Vergütung dem Gleichheitsgrundsatz widerspricht. Die Mitarbeiter in einer Unternehmung weisen natürlich ein unterschiedliches Leistungsniveau auf , womit auch die variable Vergütung für den einzelnen unterschiedlich hoch ausfällt. Jene Mitarbeiter, die „schlechtere“ Arbeitsergebnisse erzielen, werden somit eine gewisse Ungerechtigkeit empfinden und wie bereits beschrieben gewisse „Gegenmaßnahmen“ ergreifen. 56 Die variable Vergütung wird somit auch keinen leistungssteigernden Effekt auf die benachteiligten Mitarbeiter haben; sondern zum Teil dysfunktional sein. 4.7 Management by Objectives (MBO) Hierbei handelt es sich um einen gemeinsamen Prozess des Setzens von Zielen zwischen den über- und untergeordneten Personen eines Unternehmens, durch den die Unternehmensziel von „oben“ nach „unten“ fließen und vermittelt werden. Das MBO-Programm besteht aus vier Grundkomponenten: Genaue Beschreibung des Zieles Teilnahme an der Entscheidungsfindung Ein explizit festgelegter Zeitabschnitt Feedback über die erbrachte Leistung Die Grundidee des MBO harmoniert meiner Meinung nach sehr gut mit dem Konzept variabler Vergütung. Denn mit der variablen Entgeltgestaltung soll ein Leistungsanreiz erfolgen, um bestimmte Aufgaben zu erfüllen (=Ziele der Organisation). Die genaue Zieldefinition ist, wie bereits bei anderen Motivationstheorien erwähnt, eine wichtige Voraussetzung für die variable Entgeltgestaltung. Die Mitarbeiter sind dadurch informiert welche Leistungen erwartet bzw. belohnt werden. Die variable Entlohnung für sich allein, hat neben einem verbalen Feedback, eine große Aussagekraft über die Zufriedenheit mit der erbrachten Leistung. 5 5.1 Motivationale Wirkungen von Vergütungssystemen in Banken Allgemeines Kreditinstitute und insbesondere die direkt am Markt agierenden Organisationseinheiten, also Filialen sind einem zunehmenden Kostendruck durch einen sich ständig verschärfenden Wettbewerb ausgesetzt. 57 Der Kampf um anspruchsvolle Kunden, sinkende Margen im traditionellen Zinsgeschäft machen es notwendig neue Konzepte zu erarbeiten, um auch in Zukunft am Markt bestehen zu können. Vor diesem Hintergrund gilt es zunächst einen wichtigen Problembereich der Vergütungspolitik an sich, nämlich den nach der gerechten Vergütung zu analysieren.47 5.2 Lohngerechtigkeit In der Literatur wird von verschiedenen Begriffen der Lohngerechtigkeit ausgegangen. Zunächst einmal hängt es von der dahinterstehenden Wertvorstellung ab, was als gerecht empfunden wird.48 Darüber hinaus kann man einerseits einen Vergleich zu Kollegen innerhalb des Unternehmens anstellen (=interne Lohngerechtigkeit), und andererseits den Vergleich zum externen Arbeitsmarkt anstellen (=externe Lohngerechtigkeit), oder aber man „strapaziert“ den Begriff relative Lohngerechtigkeit und subsumiert zugleich ethische, soziale, anforderungs- und leistungsmäßige Gerechtigkeit mit ein. In Verbindung mit dem Begriff der Lohngerechtigkeit werden dann auch sogenannte Gehaltssubstitute wie Statussymbole, Entscheidungskompetenz etc. gebracht, die zum „traditionellen“ Tauschhandel Geld gegen Leistung hinzukommen. Diese verdrängen auch zunehmend den Motivationsfaktor Geld.49 5.2.1 Arbeitsbeziehungen sind Machtbeziehungen Grundsätzlich sind Arbeitsbeziehungen immer auch Machtbeziehungen zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern und insofern konfliktbehaftet. Sie sind es deshalb, weil in diesen Beziehungen die Interessen und Erwartungen von Vorgesetzten und Mitarbeitern hinsichtlich einer leistungsgerechten Vergütung differenziert und häufig widersprüchlich sind. Vorgesetzte entwickeln nämlich Strategien, um potentiellen Mitarbeiterdruck gering zu halten.50 47 Vgl. Bucksteeg (Vergütungspolitik in Banken) S.5 Banderet in Pizal (Vergütungssysteme in Banken) S.57 49 Magazin Format vom 27.Nov.2000) S84 50 Vgl Bucksteeg (Vergütungspolitik in Banken) S.95 48 58 Da es für Vorgesetzte schwierig ist alle Mitarbeiter gemäß ihrer individuellen, vergütungsspezifischen Erwartungen entsprechend zufrieden zu stellen, weil sie (die Vorgesetzten) auch die „ von oben“ an sie gerichteten Erwartungen hinsichtlich eines kostenbewussten Personalmanagements zu berücksichtigen haben, erkaufen Vorgesetzte den Konsens der Mitarbeiter.( vorausgesetzt das Unternehmen ist weiterhin am Mitarbeiter interessiert und von ihm abhängig) 5.2.2 Wechselseitige Abhängigkeit Möglichkeiten um den Mitarbeiter noch enger an das Unternehmen zu binden beziehungsweise die Abhängigkeit des Mitarbeiters vom Unternehmen zu erhöhen sind nämlich beispielsweise die bankbetriebliche Altersversorgung oder Lebensversicherung, die so gestaltet wird, dass die Versicherung bei einem Austritt des Mitarbeiters aus der Bank deutlich an Attraktivität verliert. 5.3 Leistungsstimulierende Vergütungskultur Auch spielt die Vertrautheit mit der informellen Bankenstruktur insbesondere bei älteren Mitarbeitern eine größere Rolle, da diese auch bei besseren Konkurrenzangeboten lieber ihre gewohnte Umgebung, wenn auch bei eventuellen finanziellen Abstrichen in Kauf nehmen. 5.3.1 Das Image der Bank Weiters wird auch das Image einer Bank im Außenverhältnis zu ihren Kunden und Konkurrenten vergütungspolitisch genutzt. Denn Attraktivität des Arbeitsplatzes hängt für Mitarbeiter nicht nur von sichtbaren Handlungsgegenständen ab, sondern auch davon, inwieweit Mitarbeiter ihren Arbeitgeber als in der Öffentlichkeit und Fachwelt angesehenes Institut wahrnehmen. Ein geringeres Gehalt wird also beispielsweise akzeptiert, weil man beispielsweise die Visitenkarte eines imageträchtigen Arbeitgebers als Identitätsaufhänger begehrt und Ansehen unter Kollegen anderer Banken genießt.51 51 Vgl.Bucksteeg (Vergütungspolitik in Banken) S.107 59 5.3.2 Gehalts und Titelstrukturen Der vergütungspolitische Einsatz von Gehalts und Titelstrukturen wird über die hierarchieorientierte Gehaltsdifferenzierung vorgenommen. Symbolisiert wird der hierarchische Aufbau einer Bank über die Titelstruktur, sofern Titel an die jeweiligen Hierarchie- beziehungsweise Funktionsebenen gebunden sind.52 5.3.3 Gehaltssubstitute Wenn die vom Mitarbeiter erwünschte Beförderung aufgeschoben werden soll, und auch der Gefahr des Austrittes des Mitarbeiters begegnet werden soll, kann durch eine Gewährung besonderer Anreize der Mitarbeiter trotzdem bei der Bank gehalten werden. Man kann den Mitarbeiter ins Ausland schicken, ihn auf Seminare einladen, um seine Gehaltsforderungen einstweilen auf Eis zu legen, oder um ältere Mitarbeiter, die die Endstufe ihrer Karriere erreicht haben, persönlich zu motivieren, indem diese etwas erleben. Auch eignen sich bestimmte Personalentwicklungsmaßnahmen als sogenannte Gehaltssubstitute, um einen dauerhaften vergütungsbedingten Personalkostenanstieg zu vermeiden, beziehungsweise aufzuschieben. Denn die ökonomische Machtressource „Geld“ ist zwar knapp, aber eben auch auf vielfältige Weise substituierbar. Darüber hinaus werden auch gerne einmalige Sonderzahlungen, wie Mietkostenzuschüsse oder Fahrtkostenzuschüsse gewährt, um Mitarbeiter zu halten, weil sie aus strukturellen Gründen momentan keine Gehaltserhöhung erhalten. 5.3.4 Statussymbole Einen weiteren wesentlichen Beitrag zum Aufbau und Erhalt einer bankbetrieblichen, leistungsstimulierenden Vergütungskultur liefern Statussymbole (Titel, Dienstwagen, Büroraumgröße). 52 Vgl.Svoboda (Leistungs- und ergebnisorientierte Personalführung auf der Grundlage moderner Personalentwicklungs- und Vergütungspolitik in der deutschen Bank S. 63 60 Nicht Geld alleine ist also die tragende Größe, über die die Gegenleistung des Arbeitgebers definiert wird, sondern vor allem auch Geldwert, den der Einzelne Statussymbolen beimisst (Gehaltssubstitut).53 5.4 Entsubjektivierung von Vergütungsentscheidungen Um das Spannungsfeld zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern zu entpersonalisieren, ist es für die Bank sinnvoll für Vergütungsentscheidungen ein Kontrollsystem einzuschalten. Für die für die Vergütung verantwortlichen Führungskräfte ergibt sich dadurch die Möglichkeit durch die Koppelung an bestimmte, quantifizierbare und EDV-technisch erfassbare Leistungskriterien Vergütungsentscheidungen zu versachlichen, um sie damit gegenüber den Mitarbeitern als eine nichtautoritäre und kaum angreifbare Entscheidung ausgeben zu können.54 5.4.1 Leistung lässt sich nur schwer bestimmen Problematisch hinsichtlich der Bemühungen von Banken, den Tauschhandel „Geld gegen Leistung“ zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern über eine einheitliche Definition des Begriffes „Leistung“, d.h. über eine Vorgabe von konkreten Leistungskriterien zu entsubjektivieren, ist die Tatsache, dass sich Leistung nicht exakt bestimmen und messen lässt. Grundsätzlich besteht keine innerbetriebliche Einigkeit darüber, wie beziehungsweise über welche Dimensionen der Leistungsbegriff in Kundenbetreuungsbereichen von Banken zum Zwecke der Tauschhandelsobjektivierung definiert werden kann. 5.4.2 Erfolg statt Leistung Als Ersatzbegriff der im Rahmen des Tauschhandels zunehmend an Bedeutung gewinnt, wird immer häufiger der Begriff des „Erfolges“ genannt, den ein Kundenbetreuer beispielsweise mit seinem Kundenportfolio vorweisen kann. Als Erfolg wird dabei der individuelle Beitrag zum Unternehmenserfolg verstanden. 53 54 Vgl. Bucksteeg (Vergütungspolitik in Banken) S.169 Vgl. Bucksteeg (Vergütungspolitik in <Banken) S.131 61 5.4.2.1 Bedeutung des Deckungsbeitrags Während bis vor einigen Jahren noch das Volumen von Geschäftsabschlüssen als Maßstab für den Erfolg des Einzelnen beziehungsweise einer Organisationseinheit im Vordergrund stand, verwenden Banken seit einigen Jahren den Deckungsbeitrag als eine wesentliche Kontrollkomponente, über die der Erfolg des Einzelnen beziehungsweise einer Organisationseinheit im Kundenbetreuungsbereich (Filiale) definiert wird.55 Erfolg in Form des Deckungsbeitrags tritt jetzt neben anderen, nicht so gewichtigen Faktoren, wie beispielsweise Kundenneugewinnung, oder Kundenzufriedenheit, und zusätzlich zum Gehaltsschema, wo man aufgrund der Qualifikation beziehungsweise entsprechender Vordienstzeiten eingestuft wurde, hinzu.56 5.4.2.2 Bedeutung von Verkaufsvolumina Verkaufsvolumina zählen allerdings immer noch zu den wesentlichen Erfolgsgrößen bei der Implementierung von Verkaufswettbewerben oder Provisionssystemen insbesondere im Privatkundengeschäft. Vielen Mitarbeitern in Filialen die im unmittelbaren Kundenbetreuungsbereich tätig sind, werden Volumensvorgaben, zur Kundenakquirierung „auferlegt“.57 5.5 Tabuisierung von Gehaltsentscheidungen Zahlreiche Banken behandeln individuelle Gehälter, Gehaltserhöhungen, und Gehaltsbandbreiten (im außertariflichen Bereich) als formales Geheimnis. Das Ziel, das mit der Geheimhaltung des Vergütungssystems verfolgt wird ist, dass intransparente Vergütungssysteme es für den Einzelnen unmöglich machen, die eigene Gehaltserhöhung und Gehaltspositionierung innerhalb der entsprechenden Bandbreite zu 55 Vgl. Sikorski (Budgetierung als Instrument zur Motivation von Filialleitern in Kreditinstituten) S.16 Vgl. Pizal ( Vergütungssysteme in Banken ) S.73 57 Vgl. Broschüre der CA (Arbeitszeitflexibilisierung und Zeitmanagement) 56 62 hinterfragen und Vergleiche zu den Gehältern der Kollegen anzustellen, beziehungsweise diese zu relativieren.58 5.5.1 Stabilität des Vergütungssystems Über die Geheimhaltung der Gehälter und Gehaltsbandbreiten wird die Gefahr von vergütungsspezifischen Konflikten zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern von vornherein verringert, der Leistungsmythos aufrechterhalten und die Stabilität des Vergütungssystems gewährleistet. 5.5.2 Informeller Austausch unter Mitarbeitern Die Stabilität des Vergütungssystems bleibt auch bei der informellen Kommunikation der Mitarbeiter über Gehaltsthemen gewahrt, weil nicht alle Mitarbeiter gemeinsam, sondern nur vereinzelt Mitarbeiter entsprechenden ihre informell „Vergütungsspielen“ gewonnenen Erkenntnisse Gehaltsforderungen dazu gegenüber nutzen, in Vorgesetzten durchzusetzen. Denn Koalitionen unter Mitarbeitern bleiben aus, weil bereits die Bildung einer Koalition die durch den informellen Informationsaustausch erfolgte Überschreitung der offiziellen(Geheimhaltungs-)Spielregeln offenbar würde und Mitarbeiter insofern mit einer Sanktionierung ihrer Verhaltensweisen rechnen müssten. Konsens über die Geheimhaltung des eigenen Gehalts besteht darüber hinaus auch deshalb, weil im Falle der Nichtbeachtung von Geheimhaltungserwartungen die durch die Bank legitimiert wurden, die Gefahr droht, aus dem Unternehmen auszuscheiden.59 5.5.3 Verunsicherung und Unzufriedenheit Diese vom Unternehmen legitimierten und reproduzierten Gehaltstabuisierungen lösen aber bei den Mitarbeitern Verunsicherung und Unzufriedenheit aus und bewirken, dass sich 58 59 Vgl. Bucksteeg (Vergütungspolitik in Banken) S.183 Vgl. Bucksteeg (Vergütungspolitik in Banken) S.194 63 Mitarbeiter im Rahmen ihrer informellen Kommunikationsbeziehungen über ihre Gehälter und die bankinternen Gehaltsbandbreiten gegenseitig austauschen. Dies wird implizit von Vorgesetzten akzeptiert und geduldet, solange die informellen Kommunikationen nicht die ganze Stabilität des Vergütungssystems gefährden. Die Stabilität bleibt also insofern gewahrt, als nicht alle Mitarbeiter gemeinsam, sondern nur vereinzelt Mitarbeiter entsprechenden ihre informell Vergütungsgesprächen gewonnenen Erkenntnisse Gehaltsforderungen dazu gegenüber nutzen, in Vorgesetzten durchzusetzen. 5.6 Der vergütungspolitische Einsatz von Budgets Als Instrument der Steuerung und Motivation von Filialleitern wird die Budgetierung herangezogen, wobei darunter ein „ in wertmäßigen Größen formulierter Plan, der einer Entscheidungseinheit für eine bestimmte Periode mit bestimmtem Verbindlichkeitsgrad vorgegeben ist“, verstanden wird.60 Mit Hilfe von Budgets versucht das obere Management Vorstellungen und Ziele hinsichtlich des Personalkostenmanagements durchzusetzen. 5.6.1 Verfahren zur Budgeterstellung Im Prinzip gibt es drei Möglichkeiten ein Budget zu erstellen: Erstens das Top down-Verfahren, das die Ableitung des Budgets -klassisch- von oben nach unten gemäß den Hierarchieebenen des Kreditinstituts charakterisiert. Zweitens das Bottom up- Verfahren, wo sich jeder Verantwortungsbereich die Höhe der Budgets selbst plant und diese an die nächsthöhere Ebene weiterleitet.(äußerst selten) Und letztendlich das Gegenstromverfahren, das mit einer Top down-Eröffnung oder Bottom up-Eröffnung kombiniert wird.61 Im letzteren Fall stellen die Budgetverantwortlichen auf der untersten Ebene vorläufige Budgets auf, die nach einer Überprüfung und Korrektur dieser Ziele durch die 60 61 Vgl. Sikorski (Budgetierung als Instrument zur Motivation von Filialleitern In Kreditinstituten) S.10 Vgl. Sikorski (Budgetierung als Instrument zur Motivation von Filialleitern in Kreditinstituten) S.14 64 Unternehmensleitung in einem Rücklauf den Budgetverantwortlichen wieder zugewiesen werden. Grundlage zur Steuerung der Filialleiter durch Budgetierung bilden dabei die verschiedenen Arten von bankbetrieblichen Budgetinhalten, die sich einerseits aus dem Deckungsbeitrag der Filiale, sowie den verschiedenen Arten von Volumenbudgets ergeben. 5.6.2 Komponenten des Deckungsbeitrags Von der Zentrale werden die jeweiligen Komponenten des Deckungsbeitrags, das sind Zinsüberschussbudgets, Provisionsüberschussbudgets, Risikokostenbudgets und Betriebskostenbudgets ermittelt und dem Filialleiter zugewiesen. Zinsüberschussbudgets ermitteln sich dabei in Anwendung der Marktzinsmethode als Summe aller aktivischen und passivischen Konditionsbeiträge (Vergleich der Kundenkondition mit einem alternativ möglichen Geld- und Kapitalmarktgeschäft bei gleicher Laufzeit). Provisionsüberschussbudgets betreffen die Erträge abzüglich der Aufwendungen der Filialen aus dem Dienstleistungsgeschäft (Wertpapierkommissionsgeschäft, Zahlungsverkehrs- geschäft) Risikokostenbudgets betreffen das Ausfallsrisiko bei einem Forderungsverlust aus einem Kreditgeschäft Das Betriebskostenbudget dient der Steuerung der Produktivität von Filialen. Bei Volumenbudgets können wert- und mengenmäßige Größen in Frage kommen. (Geschäftsvolumen der einzelnen Filiale, Vermittlung eines bestimmten Bauspar- oder Lebensversicherungsvolumens beziehungsweise Anzahl neuer Kunden, Jugendkunden etc.) Der ökonomische Handlungsspielraum von Vorgesetzten wird durch Budgetzuteilungen des Unternehmens symbolisiert und beschränkt.62 62 Vgl. Sikorski (Budgetierung als Instrument zur Motivation von Filialleitern in Kreditinstituten) S.16 65 5.6.3 Legitimierungsfunktion Aus dieser handlungsbegrenzenden Funktion ergibt sich zugleich die für den Vorgesetzten in Konfliktfällen entscheidende Machterweiterungsfunktion, denn Vorgesetzte benutzen die Gehaltserhöhungsbudgets häufig dazu, eine in den Augen des Mitarbeiters ungenügende Gehaltserhöhung mit dem Argument zu rechtfertigen, dass man als Vorgesetzter eben nicht mehr Geld zur Verfügung habe. Budgets werden somit als normatives Machtmittel eingesetzt, stellen für Vorgesetzte eine Legitimationsstrategie dar und bewirken zugleich bei den Mitarbeitern eine resignative Konsensbereitschaft. (Der Vorgesetzte kann nicht anders).63 5.7 Arbeitsmotivation bei Filialleitern Den Grad an Energie, den ein Mitarbeiter beziehungsweise eine Führungskraft im Unternehmen in einer bestimmten Situation einsetzen möchte, um die von der Unternehmung geforderte Arbeitsleistung zu erbringen, insbesondere für Filialleiter um die gesetzten Budgets zu erreichen, bezeichnet man als Arbeitsmotivation.64 5.7.1 Intrinsische und extrinsische Anreize Für Filialleiter und Führungskräfte im allgemeinen gilt es nun intrinsische beziehungsweise extrinsische Anreize auszuloten, um latent vorhandene Bedürfnisse befriedigen zu können. Weiters sind Filialleiter nur dann zu motivieren, wenn die festgesetzten Budgets zu Erwartungen der Erreichbarkeit, Herausforderung und Gerechtigkeit führen.65 5.7.2 Erreichen von Budgets Das Erreichen von Budgets bietet einerseits intrinsische Anreize zur Befriedigung von Leistungsbedürfnissen ( Wunsch nach Auseinandersetzung mit Gütemaßstab, Vergleich mit 63 Vgl. Sikorski (Budgetierung als Instrument zur Motivation von Filialleitern in Kreditinstituten) S.192 Vgl. Sikorski (Budgetierung als Instrument zur Motivation von Filialleitern in Kreditinstituten) S.21 65 Vgl. Sikorski (Budgetierung als Instrument der Motivation von Filialleitern in Kreditinstituten) S.24 64 66 Kollegen) und andererseits intrinsische Anreize zur Befriedigung von Selbstwertschätzungsbedürfnissen (Stolz auf die eigene Leistung). Entsprechend kann bereits das alleinige Setzen von Budgets ein Motivator sein, weil Filialleiter auch ohne an Budgets geknüpfte Belohnungen bereit sind, Überdurchschnittliches zu leisten. Die Motivation des Filialleiters wirkt natürlich ansteckend auf alle anderen Mitarbeiter der Filiale und letztendlich auch auf die Zufriedenheit der Kunden. Filialleiter sind aber nur dann intrinsisch motiviert, wenn sie Budgets akzeptieren beziehungsweise sich mit ihnen identifizieren. 5.7.3 Wirkung extrinsischer Anreize Extrinsische Anreize zur Budgeterreichung wie Lob und Ermutigung, können die intrinsische Motivation auch sinnvoll ergänzen, indem lobende Worte von Kollegen, Vorgesetzten den Stolz auf die eigene Leistung noch erhöhen. Ein weiterer extrinsischer Anreiz wäre die Erhöhung von Kompetenzen für Kreditentscheidungen beziehungsweise eine damit einhergehende Beförderung. Sie würden zusätzlich das Vertrauen des Vorgesetzten in die Fähigkeiten des Filialleiters kundtun. 5.7.4 Variable Entgeltbestandteile Weiters könnten an Budgeterreichungsgrade geknüpfte variable Entgeltbestandteile die Möglichkeit bieten, die individuelle Leistung des Filialleiters zu entlohnen. Die Höhe des variablen Anteils an den gesamten Einkünften sollte hierbei aber nicht zu gering sein, d.h. nicht unter 10-15% des Festgehalts liegen. Denkbar wäre hierbei auch an eine Staffelung der Geldbeträge in Abhängigkeit vom Budgeterreichungsgrad.66 66 Vgl. Sadowski (Vorschläge jenseits der Lohnpolitik) S.13 67 5.7.5 Dysfunktionalität extrinsischer Anreize Ausgangspunkt ist hierbei die Frage, ob durch eine Verknüpfung der Budgeterreichung mit extrinsischen Anreizen nicht doch einerseits die Motivation des Filialleiters entweder sinkt, oder in eine für das Kreditinstitut nicht wünschenswerte Richtung gelenkt wird. Probleme wie Ressortegoismus, wo das Erreichen von Budgets aufgrund von extrinsischen Anreizen zum alleinigen Selbstzweck wird, wo Außenaspekte in den Hintergrund gedrängt werden, sowie die Verdrängung intrinsischer durch extrinsischer Motivation sind dabei in Betracht zu ziehen.67 5.7.5.1 Ressortegoismus Je wertvoller das Erreichen von Budgets aufgrund von extrinsischen Anreizen für Filialleiter ist, um so mehr dürften Filialleiter sich auf das Erreichen von Budgets und damit auf die eigene Filiale konzentrieren. Zwar ist eine gedankliche Konzentration der Filialleiter auf Budgets gewünscht und zur Motivation notwendig, problematisch ist die Konzentration auf Budgets aber dann, wenn das Erreichen von Budgets aufgrund von extrinsischen Anreizen zum alleinigen Selbstzweck wird, dem alle anderen Interessen im Zusammenhang mit der Arbeitsaufgabe untergeordnet sind. Die Interessen der eigenen Filiale können so stark im Vordergrund stehen, dass Außenaspekte der Tätigkeit „Filialleitung“, wie die Beziehungen zu anderen Unternehmen oder Gesamtbankinteressen unwichtig werden. Ressortegoismus beziehungsweise die übermäßige Konzentration auf eigene Budgets ist auch deshalb problematisch, weil die Fähigkeit und die Bereitschaft von Filialleitern zur Übernahme gemeinsamer Verantwortung reduziert wird. Letztendlich wird aber zu einem unternehmensinternen Konkurrenzkampf aufgerufen, der sich dann insbesondere bei der Vergabe von Volumenbudgets auswirkt. Prämiert wird also im 67 Vgl. Sikorski (Budgetierung als Instrument zur Motivation von Filialleitern in Kreditinstituten) S 55 68 Extremfall der Filialleiter, der die meisten Kunden „an Land zieht“, von welcher Filiale, ist dabei egal.68 Im übrigen sei hier zugleich hingewiesen, dass auch in der Automobilindustrie aufgrund der Plattformstrategie von VW, eine mögliche dysfunktionale Wirkung zwar nicht unbedingt bei der Entgeltgestaltung eintreten könnte, aber in der Vermarktungsstrategie, wenn nämlich viele potentielle Kunden und auch Mitarbeiter des VW-Konzerns zu billigeren Schwestermodellen greifen und somit einen „Kannibalismus“ im eigenen Unternehmen betreiben.69 5.7.5.2 Verdrängung intrinsischer durch extrinsischer Motivation Wenn nämlich intrinsische Motivation durch extrinsische verdrängt wird, sind Führungskräfte nicht mehr durch die Herausforderung der Budgeterreichung an sich motiviert, sondern nur noch dann zu guten Leistungen zu bringen, wenn zusätzliche Belohnungen versprochen werden. Überlegt werden sollte in diesen Fällen also, ob intrinsisch motiviertes Handeln zusätzlich extrinsisch belohnt werden sollte.(Korrumpierung)70 5.7.5.3 Manipulation von Informationen Im übrigen können Filialleiter auch Informationen manipulieren, um die negativen Folgen einer Budgetverfehlung zu vermeiden. Die Befürchtung bei einer Budgetverfehlung zur Rechenschaft gezogen zu werden, beziehungsweise eventuell finanzielle Einbußen erleiden zu müssen, veranlasst Filialleiter nicht selten zu Manipulationen von Ist-Informationen im Rahmen der Budgetkontrolle beziehungsweise zur Ablehnung von Budgetierung als solche. 5.7.6 Der Entmutigungspunkt des Filialleiters Zudem hängt die Motivation des Filialleiters von den subjektiven Erwartungen der Erreichbarkeit, der Herausforderung und Gerechtigkeit von Budgets ab. Wie hoch das Budget nun angesetzt werden soll hängt vom sogenannten Entmutigungspunkt des Filialleiters ab. Filialleiter müssen Budgets als noch erreichbar einschätzen können. 68 Vgl.von Rosenstiel (Motivationale Grundlagen von Anreizsystemen) S.73 Vgl. Niederländer (Dynamik in der internationalen Produktpolitik von Automobilherstellern) S.77 70 Vgl. von Rosenstiel (Motivationale Grundlagen von Anreizsystemen) S.76 69 69 Die Motivation von Filialleitern kann durch das Festsetzen höherer Budgets nur solange gesteigert werden, bis der persönliche Entmutigungspunkt erreicht wird. Wird der Entmutigungspunkt überschritten, geht die Motivation der Filialleiter stark zurück, weil Filialleiter eine solche Budgethöhe als unerreichbar einstufen. Um den Erwartungen der Gerechtigkeit des Filialleiters zu entsprechen, ist ein Vergleich der eigenen Budgethöhe mit den Budgets anderer Filialleiter angebracht. Die Filialleiter müssen die Budgets ihrer Kollegen kennen und überzeugt sein, dass diese sich genau so anstrengen müssen, wie sie selbst. Das Gerechtigkeitsempfinden von Filialleitern zeigt sich aber nicht nur in subjektiv wahrgenommenen Unterschieden zwischen der eigenen Anstrengung und der Anstrengung von Kollegen zur Budgeterreichung.71 Darüber hinaus kann die Erwartung der Gerechtigkeit auch dann betroffen sein, wenn Filialleiter keine Möglichkeit sehen, die Gerechtigkeit der eigenen Budgets im Vergleich zu den Budgets von Kollegen zu überprüfen. 6 Motivationswirkung des Entgelts in der Automobilindustrie 6.1 Lohngerechtigkeit Für den Arbeitgeber ist Lohn ein Kostenfaktor. Wegen der hohen Arbeitskosten versucht die Automobilindustrie seit vielen Jahren durch die Automatisierung und Rationalisierung mittels Gruppenarbeit den Lohnanteil an den Herstellkosten möglichst niedrig zu halten. Denn nur wenn es gelingt die Kosten auf einem angemessenen Niveau zu halten, können die Unternehmen im Wettbewerb bestehen und ihre Zukunft sichern. Die Höhe des Lohnes bestimmt die Lebensgrundlage des Arbeitnehmers und der Arbeitnehmer ist daher an einem möglichst hohen Lohn interessiert. 71 Vgl. Sikorski (Budgetierung als Instrument zur Motivation von Filialleitern in Kreditinstituten) S.76 70 Aus diesem Interessengegensatz heraus gilt es nun ein bestimmtes Maß an Lohngerechtigkeit herauszufinden. Es gibt im Prinzip zwei Formen der Lohngerechtigkeit nämlich die Relative und die Absolute. Weniger Transparenz geht von der relativen Lohngerechtigkeit aus, da die absolute Lohngerechtigkeit jeweils der Aushandlungsphase der Tarifparteien obliegt. Die relative Lohngerechtigkeit betrifft die Lohndifferenzierung und damit die Verfahren zur Entlohnung der Arbeitnehmer aufgrund des Schwierigkeitsgrades beziehungsweise ihrer Arbeitsleistung. Da sich eine exakte Lohngerechtigkeit kaum feststellen lässt ist es erforderlich, ein möglichst objektives Maß zu finden, um zumindest eine Annäherung an einen gerechten Lohn zu ermöglichen.72 6.2 Motivationswirkung des Entgeltsystems in der Automobilindustrie In den vergangenen Jahren wurde in den Produktionswerken der Automobilindustrie zunehmend eine Trennung zwischen ausführender Arbeit und Funktionen der Planung und der Steuerung vorgenommen. Die Arbeit des Produktionsmitarbeiters beschränkte sich vielfach auf die reine Verrichtung von unmittelbaren Produktionsaufgaben. Übergeordnete Aufgaben wie Planung, Steuerung und Kontrolle wurden von den Führungskräften oder von spezifischen Fachfunktionen wahrgenommen. Die ausführenden Mitarbeiter degenerierten zu Erfüllern von vorgeschriebenen Produktionsaufgaben. Die Beibehaltung des starren Akkordsystems ließ bei den Arbeitnehmern keine übermäßige Motivation aufkommen und Maßnahmen von seiten der Arbeitnehmer um die Produktivität zu drosseln (gold bricking , quota restriction), weil man sowieso nur seinen Akkordlohn bekam, waren an der Tagesordnung. Die Auswirkungen dieser Entwicklung zeigten sich schmerzlich in der Effizienz der Produktionsabläufe. Im zunehmend verschärften Wettbewerb und dem daraus resultierenden Kostendruck wurden Sofortmaßnahmen zur Produktivitätssteigerung erforderlich. Beispielhaft seien die Unternehmen der BWM AG und der Daimler Chrysler AG genannt und deren Lohnsystem zu analysieren. 71 6.3 Entgeltsystem bei der BMW AG Das Entgelt bei der BMW AG setzt sich zusammen aus dem Grundentgelt und einer tariflichen Zulage. Diese ergeben dann das Basisentgelt. Dazu kommen noch eine Prämie und eine persönliche Zulage. Das Prämienentgelt erhalten alle Mitarbeiter, die regelmäßig Produktionsaufgaben mit Leistungsvorgaben ausführen, wobei alle Mitarbeiter die keine Produktionstätigkeit ausführen ein Zeitentgelt erhalten. 73 Warum ging BMW nun weg von der Akkordentlohnung, so wie viele Automobilhersteller, und hin zu einer Prämienentlohnung? Erstens gab und gibt es für die meisten Arbeitsbereiche eine genaue Stückzahlvorgabe, die weder über- noch unterschritten werden soll. Der bei der Akkordentlohnung vorhandene Anreiz, mehr Stückzahlen pro Zeiteinheit zu produzieren existiert nicht mehr. Der Kunde erwartet nunmehr ein Fahrzeug von hoher Qualität und die neuen Arbeitsstrukturen verlangen von den Mitarbeitern auch Leistungen, die sich nicht in Stückzahlen messen lassen. 6.3.1 Funktionsintegration Man ging vom Akkordsystem auch deswegen ab, weil alleine durch die Entlohnung von Stückleistung die Mitarbeiter und dadurch der betriebliche Leistungserstellungsprozess nicht ausreichend und effizient gesteuert werden konnte. Die Mitarbeiter neigten dazu nach Erreichen der Lohnstückanzahl die Arbeit niederzulegen, beziehungsweise warteten bei kleinen Störungen lieber auf den Instandhalter, als das sie sie selbst hätten beheben können.74 Ausgehend von dieser Tatsache entwickelte man neue Arbeitsstrukturen wie die Funktionsintegration, wo Sekundärfunktionen, also beispielsweise die Instandhaltung in die Kostenstelle integriert wurde und reduzierte somit die Schnittstellen. 72 Vgl. Bergmann (Lohndifferenzierung bei betrieblicher Gruppenarbeit am Beispiel der deutschen Automobilindustrie) S.43 73 Vgl. Bergmann (Lohndifferenzierung bei betrieblicher Gruppenarbeit am Beispiel der deutschen Automobilindustrie) S.88 74 Vgl. Svoboda ( Das neue Entlohnungssystem in der Produktion bei BMW Motoren in Steyr) S. 63 72 6.3.2 Gruppenarbeit Parallel dazu versuchte man durch verstärkte Gruppenarbeit dem Mitarbeiter das Gefühl der gesamthaften Aufgabenstellung zu vermitteln und man erreichte dies indem man jedem Einzelnen ein Mehr an Verantwortung im jeweiligen Arbeitsbereich übertrug. Der dritte und elementare Baustein der neuen Arbeitsstruktur sollten die sogenannten KVP (kontinuierlicher Verbesserungsprozess) bilden. 6.3.3 KVP (kontinuierlicher Verbesserungsprozess) Hierbei zielt man auf eine laufende Verbesserung von Arbeitsvorgängen und Abläufen ab, wobei die Mitarbeiter an den Ergebnissen ihrer Aktivitäten in Form einer Prämienregelung beteiligt werden. Man versteht darunter auch eine Prozessoptimierung der gesamten Wertschöpfungskette. Mit dem Instrument des KVP (kontinuierlicher Verbesserungsprozess)-Workshops wird mit hoher Multiplikatorwirkung darauf abgezielt, die Qualität, die Produktivität, den Umlaufbestand, die Durchlaufzeit, den Flächenbestand, die Komplexität und die Ökologie der Prozesse durch die direkte Beteiligung der Mitarbeiter zu verbessern. Da in der mechanischen Fertigung die Einflussmöglichkeiten der Mitarbeiter in der Optimierung der ablaufenden Prozesse bedeutend sind, gilt es einen Anreiz zur gegenseitigen Aushilfe durch intelligente Zusammenarbeit mittels einer Zielerreichungsprämie zu schaffen.75 6.3.4 Zielerreichungsprämie Die Bedingungen für eine Zielerreichungsprämie in der Motormontage sind einerseits die kundenrelevanten Ziele als Kriterien heranzuziehen und andererseits zwei 75 Vgl Bergmann (Lohndifferenzierung bei betrieblicher Gruppenarbeit am Beispiel der deutschen Automobilindustrie) S.94 73 Prämienkomponenten zu berücksichtigen. Diese sind die tägliche Erfüllung der vorgegebenen Produktionsprogramme und die Erreichung von Qualitätskennzahlen. Insgesamt sind bei der Prämienermittlung nur das Zusammenspiel aller beteiligten Personen und Funktionen ausschlaggebend, ob die Prämie tatsächlich ausbezahlt wird oder nicht. Dabei tauchen oft Probleme auf, weil häufig Schuldige gesucht werden, anstatt das versucht wird Gesamtprozesse zu optimieren. Es soll im Grunde zu einer gesamthaften Verantwortung der Arbeitsgruppen für den Produktionsprozess gefunden werden. Letztendlich ist es aber doch nur eine temporäre Umstellungsphase, anschließend soll die Prämie in eine festen Lohnbestandteil übergeführt werden. 6.3.5 Feinere Abstufung der Entgeltgruppen Das Grundentgelt bei BWM wurde nunmehr durch eine feinere Abstufung der Entgeltgruppen festgelegt und es ist jetzt möglich eine genauere Eingruppierung vorzunehmen.(größere Bandbreiten wurden angelegt) Die Eingruppierung folgt in der Weise, dass alle Arbeitsaufgaben der Mitarbeiter summarisch berücksichtigt werden. Das bedeutet, dass sie hinsichtlich Schwierigkeit, Vielseitigkeit etc. anhand eines Entgeltgruppenkataloges kategorisiert und somit berücksichtigt werden. Zur endgültigen Eingruppierung dienen sogenannte Funktionsbilder. Hierbei werden die Aufgaben der Mitarbeiter ganzheitlich beschrieben. Diese stellen den Zusammenhang zwischen Arbeitsaufgabe und Entgeltgruppe des Mitarbeiters her. Zusätzlich zum Grundentgelt wird eine BMW- Zulage gezahlt. Diese beträgt 10 % des Grundentgeltes und ist als Firmenzulage zu verstehen, die einen Anreiz auf gute Fachkräfte ausüben soll, bei BMW tätig zu sein. Grundentgelt und BMW- Zulage machen somit in Summe das Basisentgelt aus.76 76 Vgl. Bergmann (Lohndifferenzierung bei betrieblicher Gruppenarbeit am Beispiel der deutschen Automobilindustrie).S.87 74 6.3.6 Prämienentgelt Zusätzlich zum Basisentgelt bekommen Mitarbeiter in Form des Prämienentgelts eine Prämie in Höhe von 25% des Basisentgelts. Hierfür muss das Arbeitspensum mit der dazu ermittelten Personalbemessung in der vorgeschriebenen Qualität erzielt werden. Das Arbeitspensum und die dafür vorgesehene Personalbemessung ermittelt sich aus den gemessenen Ausführungszeiten, den berechneten Maschinenzeiten und zusätzlichen Erfahrungs- beziehungsweise Schätzwerten. Als letzte Stufe der viergliedrigen Entgeltsäule Grundentgelt, BMW-Zulage, Prämie kommt noch die persönliche Zulage hinzu, wobei der Beitrag des einzelnen Gruppenmitglieds zum Gesamtergebnis der Gruppe bewertet und vergütet wird. 6.3.7 Mitarbeitergespräch Da Anforderungen wie Arbeitsqualität, Flexibilität und Initiative näher definiert werden müssen, finden regelmäßig Mitarbeitergespräche beziehungsweise Gruppengespräche statt. In diesen Gesprächen werden zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern konkrete Ziele vereinbart und regelmäßig überprüft. 6.4 Entgeltsystem bei der Daimler-Chrysler AG Auch bei der Daimler-Chrysler AG wurden Vereinbarungen für eine neue Arbeitspolitik getroffen. Neben einer breitflächigen Einführung von Gruppenarbeit, die eine stärkere Zusammenarbeit von Vorgesetzten und Mitarbeitern vorsah, wurde eine Rahmenvereinbarung zum sogenannten mitarbeitergetragenen KVP (kontinuierlichen Verbesserungsprozess) beschlossen und zusätzlich die Leistungs- und Entlohnungsbedingungen neu adaptiert.77 77 Daimler-Chrysler AG,Headline,Newsletter im Daimler-Chrysler Konzern, Nr.12,26.06.1997 75 6.4.1 Gruppenarbeit Wiederum führt die Zusammenfassung von direkten und indirekten Aufgaben (Instandhaltung, Qualitätssicherung), also die gemeinsam getragene Arbeitsausführung zu einer stärkeren Arbeitsanreicherung und einer besseren Auslastung. Zur Verbesserung der Akzeptanz der Gruppenarbeit geht man bei Daimler- Chrysler jetzt auch verstärkt daran Gruppenarbeit qualitativ zu bewerten. Abgefragt werden in dem Zusammenhang verschiedene Kriterien, wie Zufriedenheit der Mitarbeiter, Nutzen der Gruppengespräche etc. 6.4.2 Expertengetragener und mitarbeitergetragener KVP (kontinuierlicher Verbesserungsprozess) Daimler-Chrysler unterscheidet zwischen einem expertengetragenen und einem mitarbeitergetragenen KVP (kontinuierlicher Verbesserungsprozess). Der expertengetragene wird von Führungskräften und Spezialisten vorangetrieben, beim mitarbeitergetragenen sollen die Mitarbeiter motiviert werden in Gruppengesprächen Verbesserungsmaßnahmen anzuregen und durchzuführen. Dabei sollen die Führungskräfte die brauchbaren Ideen der Mitarbeiter aufgreifen und sie bei der Ausarbeitung in anwendbare Verbesserungsvorschläge unterstützen.78 6.4.2.1 Betriebliches Vorschlagswesen (BVW) Vorschläge werden hierbei im Rahmen des betrieblichen Vorschlagswesens (BVW) honoriert. Hierbei werden Vorschläge aus dem eigenen Arbeitsgebiet ebenfalls honoriert und nicht als zum arbeitsvertraglichen Umfang zugehörig angesehen. Zur Abschöpfung der Innovationskraft wird mittels BVW ein ökonomischer Anreiz für die Preisgabe von Rationalisierungswissen geschaffen. Dieser Anreiz dient damit als Gegengewicht zum Verlust des Vorteiles, den die Nutzung des Wissensvorsprungs durch die Arbeiter im Akkordsystem bietet. 78 Vgl. Bullinger (Kreative Entgeltgestaltung in produzierenden Unternehmen) S.112 76 Bei positiver Begutachtung bekommt der Mitarbeiter meist eine Prämie in Höhe von 15-20 % einer Jahreseinsparung.79 Daimler-Chrysler: ( Die Prämie richtet sich nach der Höhe der erzielten Einsparung). Weiters braucht ein Mitarbeiter keine Sorge zu haben, dass er seinen Arbeitsplatz oder den eines Kollegen wegrationalisiert. Falls ein Arbeitsplatz in Folge eines mitarbeitergetragenen KVP (kontinuierlichen Verbesserungsprozess) wegfällt, hat der betroffene Mitarbeiter einen Anspruch auf einen gleichwertigen und zumutbaren Arbeitsplatz. Hintergrund der KVP (kontinuierlicher Verbesserungsprozess)-Idee ist, dass die Produktivität und das Leistungsverhalten der Mitarbeiter dauerhaft nur verbessert werden kann, wenn es gelingt die Mitarbeiter selbst aktiv in den Prozess der Gestaltung der eigenen Arbeit einzubeziehen.80 6.4.2.2 Von ausführenden zu mitdenkenden Mitarbeitern Der Grundsatz der Überlegungen basiert darauf, die bisher versteckten Potentiale der Mitarbeiter aufzuzeigen und nutzbringend für das Unternehmen und die Mitarbeiter umzusetzen. Die ausführenden Mitarbeiter sollen sich wandeln zu mitdenkenden Mitarbeitern. Dies kann jedoch nur gelingen bei einer aktiven Einbeziehung der Mitarbeiter in die Gestaltung der eigenen Arbeit und durch die Übertragung erweiterter Handlungs- und Entscheidungsspielräume auf die Mitarbeiter.81 6.4.2.3 Einbeziehung der Mitarbeiter Die Leistungsstandards werden nicht mehr einseitig vorgegeben, sondern zwischen Vorgesetzten (Meister) und Mitarbeiter vereinbart. Diese enge Einbeziehung der Mitarbeiter kann mitunter Probleme aufwerfen (unterschiedliche Vorstellungen), ermöglicht aber zugleich eine umgehende Einleitung von Verbesserungsmaßnahmen und erhöht die Akzeptanz für die Leistungsstandards bei den Mitarbeitern. 79 Vgl Kasper,Mayrhofer (Personalmanagement, Führung,Organisation) S.531 Vgl. Bergmann (Lohndifferenzierung bei betrieblicher Gruppenarbeit am Beispiel der deutschen Automobilindustrie) S.108 80 77 Die Einbeziehung der Mitarbeiter in die Leistungsgestaltung beginnt gegebenenfalls bereits bei der Auswahl der geeignetsten Datenermittlungsmethoden zur anforderungsorientierten Ermittlung der Daten. Die Mitarbeiter übernehmen Verantwortung für erweiterte, gesamtheitliche Arbeitsaufgaben einschließlich ihrer eigenen Leistungsgestaltung. 6.4.3 Veränderungen bei den Leistungs- und Entlohnungsbedingungen Änderungen zu den Leistungs- und Entlohnungsbedingungen hat es insoweit bei DaimlerChrysler gegeben, als keine Soll- Mengenleistung mehr vorgegeben wird, da die Produktionsergebnisse weitgehend vom Ablauf der technischen Prozesse abhängig sind. Zukünftig sollte die Leistungsvorgabe in Form einer vereinbarten Soll-Personalbesetzung für automatisierte Arbeitssysteme vorgenommen werden.82 Die Leistungsstandards werden zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern auf Basis zeitwirtschaftlicher Daten vereinbart. Es soll zu einer Neudefinition der allgemeinen Arbeitsaufgabe der Mitarbeiter in automatisierten Arbeitssystemen kommen. Vorderhand soll zu einer Aufrechterhaltung eines möglichst störungsfreien Arbeitsablaufs und an der laufenden Optimierung des Arbeitssystems hingearbeitet werden. 6.4.4 Festes Arbeitsentgelt Es wird ein festes Arbeitsentgelt eingeführt, die Zeitwirtschaft und die Entlohnung werden entkoppelt, und die Datenermittlungen haben keine Auswirkungen mehr auf den Lohn. Die erbrachten Leistungen werden zusammen mit anderen relevanten Daten auf Schautafeln im Arbeitsbereich der Gruppe visualisiert und laufend auf dem letzten Stand gehalten. Dies ermöglicht der Gruppe, den Vorgesetzten und Spezialisten jederzeit einen Überblick über den Leistungsstand der Gruppe und aktuelle Probleme zu diskutieren. 81 Vgl. Sadowski ( Vorschläge jenseits der Lohnpolitik ) S.219 Vgl. Bergmann (Lohndifferenzierung bei betrieblicher Gruppenarbeit am Beispiel der deutschen Automobilindustrie) S.101 82 78 6.5 Vergleich mit der BMW AG Beim Entgeltaufbau der Daimler-Chrysler AG geht man grundsätzlich auch (ähnlich wie bei der BMW AG) vierstufig vor. Das heißt man erhält eine Grundvergütung, die als Monatslohn ausbezahlt wird und sich nach dem Arbeitswert ( Arbeitsplatzanalyse: aktive Anforderungen wie beispielsweise Fachkenntnisse, und passive Anforderungen wie beispielsweise Umweltbelastung) des Arbeitsplatzes richtet. Die Grundvergütung erhöht sich bei einer entsprechenden persönlichen Leistung durch eine Leistungszulage. Dabei wird Arbeitsqualität, Einsatz, und die Zusammenarbeit in der Gruppe beurteilt. Zusätzlich kann ein Überverdienst erzielt werden, wobei von der Gruppe festgelegt wird, was Standard sein soll und ab welchem Leistungsgrad ein Überverdienst entlohnt wird. 6.6 Ergebnisbeteiligung Eine Prämie wird im Rahmen des BVW gezahlt und seit 1997 gibt es auch eine zusätzliche Ergebnisbeteiligung, die nach Feststellung des Jahresabschlusses jeweils im Frühjahr des nächsten Jahres ausbezahlt wird. Die Bezugsgröße für diese Ergebnisbeteiligung ist das Betriebsergebnis für den Fahrzeugsektor der Daimler- Chrysler AG.83 Gedacht ist weiters eine Mitarbeiterbeteiligung am Unternehmen durch Überlassung von Belegschaftsaktien zum Vorzugspreis, sowie ein auf den Verantwortungsbereich bezogenes Gain Sharing Modell, mit dem die Mitarbeiter am Produktivitätsfortschritt beteiligt werden.84 7 7.1 Variable Entlohnung in der Wolford AG Allgemein Der Stammsitz der Wolford AG befindet sich in Bregenz in Vorarlberg. Beinahe die gesamte Produktion wird in Bregenz durchgeführt (ein kleiner Produktionsbetrieb befindet sich in 83 Vgl. Bergmann (Lohndifferenzierung bei betrieblicher Gruppenarbeit am Beispiel der deutschen Automobilindustrie) S108 79 Feldbach, Steiermark, mit ca. 100 Mitarbeiter/innen). Wolford ist somit einer der wenigen Textilbetriebe Österreichs, die noch im Inland produzieren. Der Produktionsstandort ist zwar relativ teuer, jedoch ist es nur so möglich, die hohe Qualität, die bei Wolford an erster Stelle steht, zu halten und ständig zu verbessern. 7.2 Mitarbeiter Die Zahl der Mitarbeiter/innen im Bregenzer Stammhaus sowie in den 11 internationalen Tochtergesellschaften beträgt per 30.04.2000 1.965. Im Jahresmittel des Geschäftsjahres 1999/2000 sind 1.360 Damen und 550 Herren beschäftigt. Ihr Durchschnittsalter beträgt 35 Jahre, die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit liegt bei 10 Jahren. Es sind somit also überwiegend Frauen, die in den Unternehmen der Wolford Gruppe Werte wie Leistung, Qualität, Kultur, Verantwortung und Verlässlichkeit mitbestimmen. Im Geschäftsjahr 1999/2000 nehmen rund 57 % der Mitarbeiter/innen an Weiterbildungsprogrammen teil. Wolford sieht in qualifizierten Mitarbeiter/innen einen Vermögenswert. In diesen wird daher investiert, mit dem Ziel, die Fähigkeiten zu aktivieren, Wissen zu aktualisieren und die Mitarbeiter/innen zu motivieren, die Chancen mit Verantwortung und Begeisterung zu leben.85 7.3 Variable Entlohnung Variable Entlohnung gibt es bei Wolford in allen Produktionsabteilungen. Großteils besteht diese Variable Entlohnung aus zwei Komponenten: einmal aus einem Akkordlohn und zum zweiten aus einer Qualitätsprämie. Wie dieses Lohnsystem aufgebaut ist, wird im folgenden erläutert. 7.3.1 Aufbau des Lohnsystems Leistung: Die Ermittlung erfolgt über tatsächlich ermittelte Vorgabezeiten und Abzählung der tatsächlich produzierten Stück. Qualitätsprämie: pro Arbeitsgang wird ein maximal zu erreichende Qualitätsprämie festgelegt und mit einem Punktesystem nach Fehlerkriterien hinterlegt. Eine Prüfung erfolgt 84 Vgl. Bullinger (Kreative Entgeltgestaltung in produzierenden Unternehmen) S.16 80 nach der Methode der Stichprobe bis zu 5 % der produzierten Ware (oder allenfalls in Selbstkontrolle). Die Fehlerbewertung ergibt die Basis für die Höhe der Prämie. Leistung/Qualität: soweit nicht zumindest eine Qualitätsprämie von Stufe 2 erreicht wird, kann eine Leistung über 130 % Zeitgrad nicht ausbezahlt werden. Viele Jahre lang, hat dieses System sehr gut funktioniert und die Mitarbeiter/innen waren zufrieden damit. In den letzten Jahren ist jedoch ein starker Wandel eingetreten – die Produktpalette wurde immer größer, die zu produzierenden Mengen immer kleiner. Davon waren besonders die Mitarbeiter/innen in der Abteilung Konfektion betroffen. Durch die vielen verschiedenen Artikel, mussten die Mitarbeiter/innen viel öfter die Maschinen bzw. die Arbeitsgänge wechseln. Das hatte zur Folge, dass die Mitarbeiter/innen an Leistung und somit an Lohn verloren. Dazu kam noch, dass vor allem die Mitarbeiter/innen, die besonders flexibel und überall einsetzbar waren, also die, die sich immer am meisten angestrengt haben, auch am meisten verloren haben. Die Mitarbeiter/innen die praktisch nur eine Maschine beherrscht haben, konnten an dieser Maschine bleiben und konnten dadurch natürlich eine höhere Leistung erreichen und erhielten den höheren Lohn. Die Folge war also Demotivation und Unzufriedenheit unter den Mitarbeitern. Vor rund 2 Jahren war dann, aufgrund der Initiative von Näher/innen und Betriebrat, klar, dass sich am Lohnsystem etwas ändern musste. In Folge wurde 1,5 Jahre intensiv an einem neuen System entwickelt und schlussendlich entstand dadurch die sogenannte „Flexibilitätsprämie“. 7.4 Die Flexibilitätsprämie 7.4.1 Aufbau der Flexibilitätsprämie Die Flexibilitätsprämie ist spezifisch für Wolford entwickelt worden. Aufgrund der Veröffentlichung der Arbeit im Internet, können an dieser Stelle daher keine Details bekannt gegeben werden, da es sich teilweise um sehr vertrauliche Informationen handelt. 85 Vgl.: Woford AG, Geschäftsbericht 1999/00 81 7.4.2 Einführung und Umsetzung des neuen Lohnsystems Um einen Eindruck gewinnen zu können, wie die Einführung der Flexibilitätsprämie erfolgte, was die Schwierigkeiten dabei waren und was die Vor- und Nachteile des neuen Lohnsystems sind, wurden von mir Interviews in der Wolford AG durchgeführt und auch auf Video aufgezeichnet. Die detaillierten Fragen der Interviews finden Sie im Anhang an die Seminararbeit. Interviewt wurden folgende Personen: Norbert Eberle, Leiter der Arbeitstechnik und somit verantwortlich für die verschiedenen Entlohnungssysteme bei Wolford. Peter Zechner, Leiter der Abteilung Konfektion, die mit rund 400 Mitarbeiter/innen die größte der Produktionsabteilungen ist. Isabella Hofer, Abteilungsschreiberin in der Abteilung Konfektion und somit verantwortlich für die Verwaltung der Leistungen der Mitarbeiter/innen. Slavica Brajovic, Näherin in der Abteilung Konfektion und bereits seit 1978 in dieser Abteilung beschäftigt. Durch die Interviews und auch durch weitere Gespräche mit den betroffenen Personen konnte ich folgende Eindrücke von der Einführung und Umsetzung der Flexibilitätsprämie gewinnen: 7.4.3 Schwierigkeiten bei der Umsetzung das neue System musste den Mitarbeiter/innen erst transparent gemacht werden ein Umdenken bei den Mitarbeiter/innen war erforderlich die Mitarbeiter/innen mussten erst begreifen, wie das neue System funktioniert alles Neue wird zuerst mit Skepsis aufgenommen, es herrschte eine ängstliche Stimmung, da die Mitarbeiter/innen Lohneinbußen befürchteten. 7.4.4 Vorteile der Flexibilitätsprämie Mitarbeiter/innen sind zufriedener 82 Mitarbeiter/innen sind einfacher zu führen und zu motivieren Mitarbeiter/innen sind flexibler gerechtere Entlohnung für flexible Mitarbeiter/innen im Vergleich zu vorher keine finanziellen Einbußen für die Mitarbeiter/innen durch die Flexibilität das Unternehmen braucht flexible Mitarbeiter/innen 7.4.5 Nachteile der Flexibilitätsprämie das neue System ist weniger transparent als vorher die Mitarbeiter/innen können nicht mehr selbst ihren Stundenlohn errechnen nicht-deutschsprachige Mitarbeiter/innen brauchen länger bis sie das neue System verstehen 7.4.6 Zusammenfassung Zusammenfassend möchte ich die Einführung des neuen Lohnsystems wie folgt beurteilen: Die Einführung wurde von den Mitarbeiter/innen im großen und ganzen sehr positiv aufgenommen. Die Entlohnung wird nun wieder gerechter empfunden – die Mitarbeiter/innen die kurzfristig an Leistung verloren haben, aufgrund ihrer Flexibilität, können nun durch die Flexibilitätsprämie diese Einbussen wieder wettmachen. Viele Mitarbeiter/innen befinden sich noch im Lernprozess um das neue System wirklich zu verstehen. Dies wird von Seiten des Unternehmens durch laufende Erklärungen unterstützt, was sehr positiv zu beurteilen ist. Das dass neue System für die Mitarbeiter/innen positiv ist, zeigt sich meiner Meinung auch darin, dass es nun innerhalb von 3 Monaten Lohnsteigerungen von durchschnittlich ATS 4,-pro Stunde gegeben hat. Ich denke auch, dass noch mit weiteren Lohnsteigerungen zu rechnen ist, wenn die Mitarbeiter/innen das neue System noch besser kennen lernen. Die Mitarbeiter/innen sind nun deutlich motivierter, sie nehmen die für das Unternehmen so notwendigen Maschinenwechsel gerne in Kauf. Somit kann gesagt werden, dass mit der Prämie, die mit dem Ziel eingeführt wurde, die Motivation zu steigern, auch tatsächlich das Ziel erreicht wurde. 83 Direkte Leistungssteigerungen konnten zwar bisher nicht bemerkt werden, doch das war auch nicht Ziel dieser Prämie. Meiner Meinung nach, sind jedoch sehr wohl indirekte Leistungssteigerungen aufgetreten, nämlich insofern, dass die Mitarbeiter/innen vor Einführung der Prämie sichtlich demotiviert waren und somit sicherlich auch weniger an Leistung erbracht haben, bzw. die Leistung vermutlich eher gesunken wäre, wenn keine Flexibilitätsprämie eingeführt worden wäre. Im Anbetracht an obige Analyse möchte ich schlussendlich noch wie folgt anmerken: Entscheidend für den Motivationseffekt der Vergütung ist nicht die absolute Lohn- und Gehaltshöhe, sondern eher die relative Gehaltsgerechtigkeit. Dabei orientieren sich die Arbeitnehmer vor allem an der Vergütung von Kollegen, deren Arbeitsaufgabe und Leistungsfähigkeit sie direkt einschätzen können. Bei der Gestaltung des optimalen Vergütungssystems muss allerdings darauf geachtet werden, dass es nicht allzu kompliziert ausfällt. Ein mehrstufiges, kompliziertes Lohn- und Gehaltssystem ist in der „Gestaltung und Pflege“ meist teuer und, was schwerer wiegt: oftmals unübersichtlich für die betroffenen Arbeitnehmer! In jedem Fall muss der einzelne Entgeltempfänger in der Lage sein, seine voraussichtliche Vergütung selbst zu berechnen und direkte Vergleiche zwischen seiner individuellen Leistung und dem daraus resultierenden Lohn und Gehalt anzustellen.86 8 Schlussbetrachtung Die Entgelt- und Anreizgestaltung ist eine wichtige Komponente in einem Unternehmen und jedes Management muss sich mit der Frage auseinandersetzen, welches Konzept für das betreffende Unternehmen „am besten“ zur Erreichung der Unternehmensziele und damit einhergehend der Motivationssteigerung der Mitarbeiter geeignet ist. Die Einführung variabler Lohn- bzw. Gehaltskomponenten gewinnt immer mehr an Bedeutung, da man sich gerade durch dieses Entgeltgestaltungssystem eine Erhöhung der Effektivität des Unternehmens basierend auch auf dem Gedanken einer höheren Autonomie der Mitarbeiter erhofft. 86 Vgl.: Strutz, Hans, Handbuch Personalmarketing, Wiesbaden 1989, Verlag Gabler 84 Bei unserem Studium der Motivationstheorien sind wir zu dem Schluss gekommen, dass einige der Theorien sehr gut mit dem Konzept der variablen Vergütung korrespondieren; einige andere verhalten sich diesbezüglich neutral und wieder andere stehen der variablen Entgeltgestaltung sogar negativ gegenüber. Hier wäre unter anderem die Theorie von Sprenger zu nennen, die ja behauptet „jede Motivation führe zur Demotivation“; somit werden auch die möglichen Motivationseffekte variabler Vergütung explizit verneint. Wir persönlich sind in unserer Arbeit zu dem Schluss gekommen, dass es viele Pro und Contras in Bezug auf variable Vergütung gibt. Dies ist natürlich auch von der Sichtweise der involvierten Personen abhängig; für die Arbeitgeber hat sie überwiegend positive Aspekte, da generell eine leistungssteigernde Wirkung der Mitarbeiter festgestellt werden konnte und die Bezahlung von dieser Leistung abhängig gemacht wird. Die Auswirkungen auf die Mitarbeiter sind unterschiedlich; sie hängen zum Großteil von der Einstellung des betroffenen Mitarbeiters ab. Der Vorteil für die Mitarbeiter besteht darin, dass eine Mehrleistung auch entsprechend honoriert wird, auf der anderen Seite geht ein gewisses Maß an Sicherheit, was die Höhe des Gehaltes/Lohnes betrifft verloren. Darüber hinaus ist nicht jeder Mensch in gleichem Maß motivierbar bzw. leistungsfähig; somit besteht die Gefahr, dass durch die variable Vergütung die Leistungsfähigkeit bzw. -wille dieser Menschen weiter abnimmt. Es ist aber eine Tatsache, dass die variable Vergütung wie bereits eingangs erwähnt an Bedeutung zunimmt und die traditionellen Entlohnungsformen wie z.B. den Zeitlohn zurückgedrängt werden, was auch mehr Flexibilität der Arbeitnehmer erfordert. 85 9 Anhang Interview – Wolford AG, Abteilung Konfektion Norbert Eberle – Leiter Arbeitstechnik Wie hat das Entlohnungssystem in dieser Abteilung ursprünglich ausgesehen? Was war der Anlass um zusätzlich zum Leistungslohn und zur Qualitätsprämie noch eine Flexibilitätsprämie einzuführen? Wie wurde bei der Einführung der Flexibilitätsprämie vorgegangen? Was ist so einzigartig bei der „Wolford-Flexibilitätsprämie“? Wie setzen sich die drei verschiedenen Komponenten zusammen? Ist es geplant, die Flexibilitätsprämie auch in anderen Abteilungen einzusetzen? Was hat sich aus ihrer Sicht für die Mitarbeiter geändert? Wie haben aus ihrer Sicht die Mitarbeiter das neue System aufgenommen? Was war besonders schwierig bei der Entwicklung und bei der Umsetzung der Flexibilitätsprämie? Peter Zechner – Leiter Konfektion Von wem ging die Initiative aus, ein neues Entlohnungssystem einzuführen? Wie haben Sie ihren Mitarbeitern das neue System transparent und schmackhaft gemacht? Wo lagen für Sie die Schwierigkeiten bei der Umsetzung des neuen Systems? Wie hat sich aus ihrer Sicht das neue System auf die Motivation der Mitarbeiter/innen ausgewirkt? Wie haben ihre Mitarbeiter/innen auf das neue System reagiert? Konnte durch die Einführung der Flexibilitätsprämie eine Leistungssteigerung erzielt werden? Was sind aus ihrer Sicht die Vor- und Nachteile des neuen Systems? 86 Isabella Hofer – Abteilungsschreiberin Konfektion Wie haben Sie, als langjährige Mitarbeiterin bei Wolford, den Wandel miterlebt? Wie beurteilen Sie die Einführung der Flexibilitätsprämie? Wie haben die Mitarbeiter/innen aus ihrer Sicht die Einführung des neuen Systems aufgenommen? Wie wirkt sich die Flexibilitätsprämie prozentuell auf den Lohn aus? Welche Lohnsteigerungen haben sich nach der Einführung ergeben? Mitarbeiter – Abteilung Konfektion Wie war die Arbeit früher, im Vergleich zu heute? Sind Sie froh über die Einführung der Flexibilitätsprämie? Wie wurde Ihnen das neue Lohnsystem erklärt und wer hat es Ihnen erklärt? Was hat sich für sie durch die Einführung geändert? Sind sie durch das neue Lohnsystem motivierter? 87 10 Literaturverzeichnis: Albach, H. /Colbe, B. von /Sabel, H. /Vaubel, L. (Hg.) (1977): Mitarbeiterführung. Wiesbaden: Gabler. (Universitätsseminar der Wirtschaft-Schriften für Führungskräfte. Bd. 9) Alewell, D.(1994): Informationsasymmetrien in Arbeitsverhältnissen. In: Zeitschrift für Betriebswirtschaft; Nr. 64; Heft 1; Gabler Verlag Altmann, Hans Christian (1989), Motivation der Mitarbeiter: Methoden, Konzepte, Erfolgsbeispiele, Frankfurt, Frankfurter Allgemeine Zeitung Banderet, Stephanie (1994): Leistungsanreize für Bankmitarbeiter. 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