Enquete 2014 im Word-Format

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Berufsorientierung im
sonderpädagogischen Bereich
„Ich-Stärkung
und
Motivationsförderung im Fokus“
Dokumentation der Enquete
November 2014, Salzburg
Impressum:
Medieninhaber und Herausgeber:
Bundesministerium für Bildung und Frauen, Referat Sonderpädagogik / Inklusive Pädagogik
(I/5c), Freyung 1, A-1010 Wien
Für den Inhalt der einzelnen Beiträge sind die Autorinnen und Autoren verantwortlich.
Fotos: Für die Veröffentlichung der Fotos wurde das Einverständnis mündlich eingeholt.
Erscheinungsdatum: 2015
Redaktion: Mag.a Drin Silvia Guggenbichler, Dir. OSR Johann Weiß
Koordination: MRin Mag.a Christine Seifner
Erscheinungsjahr: 2015
Internetversion: www.cisonline.at
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Liebe Leserinnen und Leser!
Diese Dokumentation enthält die Referate und Zusammenfassungen der Workshops der
Enquete „Berufsorientierung im sonderpädagogischen Bereich – Ich-Stärkung und
Motivationsförderung im Fokus“, die in der Zeit vom 24. bis 25. November 2014 in Salzburg
stattgefunden hat. Die inhaltliche Verantwortung für die vorliegenden Texte liegt bei den
Autorinnen und Autoren.
Diese Tagung wurde vom Bundesministerium für Bildung und Frauen – Referat Sonderpädagogik / Inklusive Pädagogik (I/5c) – in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule
Salzburg veranstaltet.
Organisation: MRin Mag.a Christine Seifner
Planung: Mag.a vSLin Petra Becher (Niederösterreich), Dipl.Päd.in Gertrude Faustmann
(Wien), Mag.a Dr.in Silvia Guggenbichler (Kärnten), SD Bernhard Jäger (Salzburg),
Dipl.Päd. Martin Pratl (Burgenland), Dipl.Päd.in SOlin Martina Weichselbaumer
(Oberösterreich), Dipl.Päd.in Sandra Weikhard (Steiermark), SD OSR Johann Weiß
(Vorarlberg), Dipl.Päd. Heimo Wutte (Kärnten)
Wir hoffen, dass dieser Tagungsband nicht nur interessanten Lesestoff, sondern auch
nützliche Anregungen für die praktische Umsetzung des Unterrichtsgegenstandes
„Berufsorientierung“ bietet.
Das Team BERUFSORIENTIERUNG
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Inhalt
Vorwort
Seite 5
Programm
Seite 7
Frühkindliche Bindungsdefizite im pädagogischen Wirkungsfeld
Hannelore Jimenez-Alonso
Seite 9
Die Bedeutung von Bindung im Lernprozess
MMag. Dr. Peter Gurmann
Seite 14
Möglichkeiten und Grenzen der Schulsozialarbeit
Seite 18
MMag.a Sandra Jensen
Das Projekt Choice
Seite 19
a
MMag. Sabine Ammann
Beratungsunterricht – integrativ für verhaltensauffällige
Schülerinnen und Schüler
Mag. Martin Ebner
Seite 21
Eine kunsttherapeutische Methode zur Auflösung negativer Glaubenssätze
Hannelore Jimenez-Alonso
Seite 23
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Vorwort
MRin Mag.a Christine Seifner, Bundesministerium für Bildung und Frauen
Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrter Herr Landesschulinspektor!
Sehr geehrte Referentinnen und Referenten!
Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Mit dem Unterrichtsgegenstand „Berufsorientierung“ sollen unsere Jugendlichen unterstützt
werden, ihren persönlichen Berufsweg zu finden. Die bundesweite Arbeitsgruppe
„Berufsorientierung im sonderpädagogischen Bereich“ versucht immer wieder Maßnahmen
zu entwickeln, die die Lehrerinnen und Lehrer bei dieser nicht immer einfachen Aufgabe
unterstützen sollen – so finden bereits seit dem Jahr 2000 regelmäßig bundesweite
Fachtagungen zu einem Schwerpunktthema für Berufsorientierung statt.
In der Vorbereitung der Enquete 2014 setzten wir uns mit dem Thema „Berufsorientierung –
Ich-Stärkung und Motivationsförderung im Fokus“ näher auseinander. Der Bereich
„Bindung“ im Leben unserer Kinder und Jugendlichen haben dabei einen ganz besonderen
Stellenwert – Lernen geschieht auf Grund von Bindung.
Viele Expertinnen und Experten haben sich bei uns eingefunden und sich bereit erklärt, mit
ihren vielfältigen Erfahrungen, uns mit ihrem Wissen zur Verfügung zu stehen und sich der
Diskussion zu stellen. Die Bereiche umfassen Wissenschaft, Schulsozialarbeit, spezifische
Projekte, Kunst und dem Aspekt, der sich mit den verhaltensproblematischen Schülerinnen
und Schülern beschäftigt.
Besonders erfreulich für mich und der bundesweiten Arbeitsgruppe ist das große Interesse,
das Sie mit Ihrer Teilnahme an dieser Veranstaltung zum Ausdruck gebracht haben – dafür
möchte ich mich bei Ihnen sehr herzlich bedanken.
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Programm
Montag, 24. November 2014
13:00 Uhr
13:20 Uhr
Begrüßung
Hannelore Jimenez-Alonso
„Frühkindliche Bindungsdefizite im pädagogischen
Wirkungsfeld“
14:30 Uhr
Kurze Statements als Einstimmung für die Workshops
Mag.a Sandra Jensen – Workshop 1
MMag.a Sabine Ammann – Workshop 2
Mag. Martin Ebner – Workshop 3
Hannelore Jimenez-Alonso – Workshop 4




14:50 – 15:15 Uhr
15:15 – 17:30 Uhr
Pause
1. und 2. Runde der Workshops 1 – 4




„Möglichkeiten und Grenzen der Schulsozialarbeit“
„Das Projekt Choice“
„Beratungsunterricht – integrativ für verhaltensbeeinträchtigte
Schülerinnen und Schüler“
„Eine kunsttherapeutische Methode zur Auflösung negativer
Glaubenssätze“
Dienstag, 25. November 2014
08:30 Uhr
MMag. Dr. Peter Gurmann
„Die Bedeutung von Bindung im Lernprozess“
09:40 – 10:40 Uhr
3. Runde der Workshops 1 – 4



10:40 – 11:15 Uhr
„Möglichkeiten und Grenzen der Schulsozialarbeit“
„Das Projekt Choice“
„Beratungsunterricht – integrativ für verhaltensbeeinträchtigte
Schülerinnen und Schüler“
„Eine kunsttherapeutische Methode zur Auflösung negativer
Glaubenssätze“
Pause
11:15 – 12:15 Uhr
4. Runde der Workshops 1 – 4
10:30 – 12:10 Uhr
3. und 4. Runde der Workshops 1 – 4

12:20 Uhr
Plenum - „Was ich noch sagen wollte …“
12:30 Uhr
Abschluss
Gesamtmoderation: Mag.a Dr.in Silvia Guggenbichler
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Frühkindliche Bindungsdefizite im pädagogischen Wirkungsfeld
Hannelore Jimenez-Alonso
John Bowlby erforschte bereits Mitte des 20. Jahrhunderts die Auswirkungen der Trennung
von Mutter und Kind auf die kindliche Psyche und entwickelte daraus seine zuerst vor allem
von psychoanalytischer Seite stark bekämpfte Bindungstheorie. Heute ist die Bedeutung der
Bindungstheorie unbestritten, die auf die Wichtigkeit einer konstanten, feinfühligen
Beziehung zwischen Kindern und einer vertrauten, ihnen nahestehende Person aufmerksam
macht.
Mary Ainsworth, die mit Bowlby zusammenarbeitete, erweiterte die Bindungstheorie durch
gezielte Forschungsarbeiten, in denen sie verschiedene Bindungstypen aufzeigte. Sie schuf
den Begriff der „Sicheren Basis“.
Vergessen wir aber nicht, dass die Erkenntnisse der Bindungstheorie auf der Grundlage von
Generationen psychoanalytischer Kleinkindforscher/innen beruhen, wie zB Anna Freud, René
Spitz, Margaret Mahler, D.W. Winnicott, etwas später Daniel Stern, Fred Pine, Joseph
Lichtenberg bis zur großartigen Österreicherin Anni Bergman, um nur einige anzuführen. Die
Wienerin Anni Bergman, die einen hoch beachteten Beitrag zur Mutter-Kind-Interaktion
leistete und deren Separations-Individuations-Theorie sich der modernen entwicklungspsychologischen Forschung anschließt, erhielt 2013 den Ehrendoktortitel der Sigmund Freud
Privat Universität in Wien.
Wenn wir uns also heute mit dem Begriff der „Sicheren Bindung“ und ihrer Bedeutung für
den Schulalltag auseinandersetzen, kommt uns vieles sehr vertraut vor. Die Ideen der
begnadeten Pädagog/innen und Reformpädagog/innen, um wieder nur einige der bekanntesten
zu nennen wie Jean Piaget, Peter Petersen, Célestin Freinet, Charlotte und Karl Bühler,
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Siegfried Bernfeld, Viktor Löwenfeld, Helen Parkhurst, der große Pionier der Kunsterziehung
Franz Cizek, Trude Hammerschlag, Friedl Dicker-Brandeis usw., sind uns präsent, wenn wir
uns den neuesten Forschungen im Bereich der Neurobiologie zuwenden.
Ich möchte also dezidiert darauf hinweisen, dass die moderne Neurobiologie uns zwar
wichtige zusätzliche Erkenntnisse zur Theorie und Bedeutung der „Sicheren Bindung“ liefert,
aber das Rad nicht neu erfunden hat.
Wenn Gerald Huether sagt, dass ein Kind, das keine sichere Bindungserfahrung gemacht hat,
ein fast unlösbares Problem für Pädagoginnen und Pädagogen darstellt und Joachim Bauer
erklärt, dass Kinder ohne die Erfahrung tragender persönlicher Beziehungen keine Neugier
und Motivation für Wissenserwerb entwickeln können, macht uns das betroffen. Schule soll
doch Kinder und Jugendliche fit fürs Leben machen und dazu gehören Selbstvertrauen,
Motivation, fachliches Wissen sowie emotionale und soziale Kompetenz.
Neuere Forschungen weisen auf signifikante Zusammenhänge zwischen einer „Sicheren
Bindung“ und psychischer Stabilität hin. Im Gegensatz dazu führen „Unsichere Bindungen“
und deren Varianten eher zu psychisch-pathologischen Störungen, die sich in Form
emotionaler Störungen des Jugendalters zu erkennen geben wie zB Angststörung,
Impulskontrollstörung, Dependenzstörung. Ein sicher gebundenes Kind ist neugierig, hat Lust
an allem Neuen, ist sozial kompetent, mitfühlend, motorisch geschickt und hat ein gutes
Wahrnehmungsvermögen.
Immer häufiger werden Pädagoginnen und Pädagogen mit unsicher gebundenen Kindern
konfrontiert. Bei der sogenannten „Unsicheren Bindung“ wird zwischen einem unsichervermeidenden, wenn Bezugspersonen unzuverlässig erreichbar reagieren, einem unsicherambivalenten, wenn bindungsbezogener Stress oder schwankende Emotionen überwiegen und
einem desorganisierten Bindungsverhalten, wenn Bezugspersonen sich missbräuchlich
verhalten, unterschieden. Diese Kinder fallen durch aggressives Drohverhalten, zwanghaftes
Pflegeverhalten, Überangepasstheit auf. Sie sind hypermotorisch, können sich schwer bis
kaum konzentrieren, geben schnell auf, sind distanzlos, misstrauisch und zeigen wenig
Neugier auf Neues. Es mangelt ihnen an Einfühlungsvermögen, sie reagieren aggressiv auf
den Kummer anderer und erscheinen in Folge weniger intellektuell.
Der Grund dafür ist, dass sie zu Beginn ihres Lebens überwiegend zurückweisende
Erfahrungen gemacht haben. Es sind diese Kinder und Jugendlichen, die eine besondere
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Aufmerksamkeit und die Geduld der Pädagog/innen einfordern. Sie werden unter dem Begriff
des „Antisozialen Verhaltens“ oder auch kurz der „SSV“ (Störung des Sozialverhaltens)
beschrieben.
Eine SSV ist durch sechs Kernsymptome gekennzeichnet (Odgers et.al. 2007):
1. Körperliche Auseinandersetzungen
2. Quälen und Ärgern anderer
3. Zerstören von fremdem Eigentum
4. Lügen
5. Schulschwänzen
6. Diebstahl
Was kann der einzelne Lehrer, die einzelne Lehrerin dagegen tun, wie kann sie diese
schwierige Situation bewältigen? Helfen da die immer wieder neu eingeforderten „dienenden
Tugenden“ (Disziplin, Ordnung, Sauberkeit usw.) wie Joachim Bauer sie zitiert?
„Alles schulische Lehren und Lernen ist verankert in einem Beziehungsgeschehen“ oder
„Lernen und Lehren gelingt, wenn die Beziehung stimmt“. Diesen beiden Sätzen entnehmen
wir, dass die grundlegende Voraussetzung für gelingende Bildung konstruktive,
wertschätzende, das Lernen fördernde Beziehungen sind.
Joachim Bauer fordert in seinem Buch „Lob der Schule“, dass die bereits von Plato zitierten
Kardinaltugenden Mut, Weisheit (Wissen), Mäßigung und Gerechtigkeit in den Mittelpunkt
der Erziehung, die heute immer mehr von der Schule geleistet wird, gestellt werden sollten.
Gerald Huether weist in diesem Zusammenhang auch auf die Bedeutung der „Begeisterung“
hin. Dabei stellen sich die Fragen: „Wie steht es mit unserer eigenen Begeisterung?“ und
„Wie können wir unsere Schüler/innen begeistern?“
Pädagog/innen können ihre Schülerinnen und Schüler nur dann begeistern, wenn sie ihre
eigene Begeisterungsfähigkeit bewahrt haben.
Zu dieser Erkenntnis kam bereits 1908 Kurt Hahn, der diese Begeisterungsfähigkeit als
„schöpferische Leidenschaft“ bezeichnete.
Einige seiner berühmten Forderungen:
1. Gebt den Kindern die Gelegenheit sich selbst zu entdecken!
2. Gebt Kindern die Gelegenheit zur Selbsthingabe an die gemeinsame Sache!
3. Übt die Fantasie!
4. Sorgt für Zeiten der Stille!
Hahn war überzeugt davon, dass Erziehung versagt hat, wenn nicht jedes Kind / jeder
Jugendliche seine Begabung-Talent-Leidenschaft gefunden hat.
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Oder wir denken an Maria Montessori, die von der „Polarisation der Aufmerksamkeit“
spricht. Diese geschieht, wenn Kinder ganz in ihrem Tun versunken sind, sich nicht stören
lassen. Das Kind konzentriert sich auf den Bereich, der es gerade am meisten interessiert und
kann sich erstaunlich lange dabei aufhalten. Es vergisst bzw. beachtet nicht das Geschehen in
seiner Umgebung.
Jahrzehnte später beschreibt es der in Rijeka geborene amerikanische Psychiater Mihaly
Czikszentmihaly mit dem weltberühmten Schlagwort des „FLOW– Erlebens“ (1975).
Was geschieht nun bei „der schöpferischen Leidenschaft“, der „Polarisation der
Aufmerksamkeit“, dem „FLOW“? Darauf sucht die Neurobiologie seit Jahren nach
Antworten.
Zuerst ist es die Entdeckung der Spiegelneuronen durch die italienischen Forscher Rizzolatti
und Gallese. Was geschieht bei dem Prozess der Spiegelung? Voraussetzung für den Prozess
einer gelungenen Schüler/innen-Lehrer/innenbeziehung ist, dass der Erwachsene sich als
„Mensch mit Eigenschaften“ zeigt, als Mensch, der vital auftritt, das Leben liebt, der weiß,
wie man Probleme löst, für Werte eintritt und sich für Ziele begeistern aber auch eigene
Schwächen zugeben kann. Solche Menschen erzeugen über das System der Spiegelneuronen
im Kind / Jugendlichen RESONANZ, sie können im jungen Menschen das Feuer der
Begeisterung entzünden.
Des Weiteren ist es der „Motivationscocktail“. Die Entdeckung der neurobiologischen
Zentren, die für Energie, Motivation, Lebenswillen, Lust an Leistung sorgen, liegt erst kurz
zurück. Indem man drei wichtige Botenstoffe entdeckte, kam man den neurobiologischen
Motivationssystemen auf die Spur. Gemeinsam bilden sie einen biologischen „Cocktail“, der
dem Körper vom Gehirn zugeführt wird. Allen voran geht der Botenstoff Dopamin, eine Art
Dopingdroge, die unsere Lust an Leistung steigert und uns animiert.
Die körpereigenen Opioide helfen, uns körperlich und seelisch gut zu fühlen und das
Oxytozin macht uns offen für zwischenmenschliche Beziehungen.
Die Leistungsdroge Dopamin, die Wohlfühldroge aus der Gruppe der Opioiden und die
Freundschaftsdroge Oxytozin sind eine geniale Mixtur. Was muss geschehen, damit dieser
Motivationscocktail entsteht? Neueste neurobiologische Studien belegen, dass die
entscheidenden Voraussetzungen für die Aktivierung des „Cocktails“ echtes Interesse,
Anerkennung und persönliche Wertschätzung sind.
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Kinder mit unsicherer Bindung haben zum Selbsterhalt ihres Ich-Gefühls Abwehrstrategien
entwickelt, die bereits beschrieben wurden. Ihnen ist ihre Neugier, ihre Lust an einer neuen
Aufgabe, an Wissenserwerb verloren gegangen. Ihre Sehnsucht nach Anerkennung und ihr
Grundbedürfnis nach Zugehörigkeit ist viel stärker. Jedes Mittel ist ihnen recht, um das
schreckliche Gefühl der Minderwertigkeit nicht zu spüren, um die Angst vor dem Versagen
zu verleugnen bzw. zu verdrängen.
Haben Kinder mit einer schwierigen Lebensgeschichte aus neurobiologischer Sicht nun keine
Chancen mehr, sich aus diesem Bindungsmuster zu befreien?
Früher war man davon überzeugt, dass das Gehirn ausgereift sei, d.h. sich nicht mehr
verändere oder wachse. Diese Annahme stimmt jedoch nicht mehr. Es ist bewiesen, dass die
Formbarkeit, die sogenannte „Plastizität“ des Gehirns nicht mit der Kindheit oder Jugend
endet. Der Einfluss guter und schlechter Beziehungserfahrungen geht lebenslang weiter.
Daher können Lehrer/innen eine zweite Chance für das Kind / den Jugendlichen sein. Sie
können das Kind / den Jugendlichen stützen, die Position eines „Hilfs-Ich“ einnehmen, um
das Kind / den Jugendlichen in die „schöpferische Leidenschaft“ zu leiten, in ihm die
„Polarisation der Aufmerksamkeit“ zu wecken oder ihm das „FLOW-Erleben“ zu ermöglichen.
Bei
diesem
Prozess
kommt
es
zur
Ausschüttung
des
vielzitierten
„Motivationscocktails“, der auf das Gehirn großen Einfluss hat.
Abgestorbene Gehirnzellen können zwar nicht erneuert, aber Zellen bis ins hohe Alter neu
gebildet werden. Diese Regenerierungsfähigkeit des Gehirns ermöglicht es Pädagog/innen,
das Ich-Gefühl bei Kindern und Jugendlichen zu stärken, die Angst vor dem Scheitern zu
mildern und wieder Vertrauen in das eigene Können zu fassen.
Diese
Kinder
und
Jugendlichen
brauchen
eine
wohlwollende,
einfühlsame
Bindungserfahrung, eine von Wertschätzung getragene Beziehung, die es ihnen ermöglicht,
an eine Vision eines gelingenden Lebens zu glauben!
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Die Bedeutung von Bindung im Lernprozess
MMag. Dr. Peter Gurmann
Die Bindungstheorie (Bowlby, 1975) in der Psychologie versteht unter Bindung das Bedürfnis des Menschen, eine enge und von intensiven Gefühlen geprägte Beziehung zu einem Mitmenschen herzustellen. Der Pionier der Bindungsforschung, John Bowlby ging davon aus,
dass das Bindungsbedürfnis angeboren ist. Eine sichere Bindung zwischen der primären Bezugsperson (in der Regel die Mutter) und dem Säugling hat überlebenssichernde Funktion für
das Baby. Eine sichere Bindung bedeutet, dass Säuglinge und Kleinkinder ihre Hauptbindungsperson als „sicheren emotionalen Hafen“ (Brisch, 2009) für ihre Erkundungsgänge
(Exploration) benutzen, diese bietet ihnen die notwendige Sicherheit, sich altersgemäß zu
entwickeln und sich ein gesundes Explorationsverhalten anzueignen.
Elterliche Feinfühligkeit, das bedeutet Sensitivität (Empfindsamkeit) und Responsivität (Antwortbereitschaft) in der Reaktion auf die Bindungssignale der Kinder (schreien, weinen,
saugen, anklammern, lächeln, nachfolgen …) ist ein wesentlicher Faktor für den Aufbau einer
sicheren Bindung zwischen Bindungsperson und Säugling bzw. Kind. Die Gefühle der Kinder
werden mehr oder wenig „kohärent“ (stimmig) in die gemeinsam erlebte und besprochene
Situation mit einbezogen. Eine sichere Bindung stellt einen wichtigen protektiven Faktor
(Resilienzfaktor) für die psychosoziale Entwicklung des Kindes dar.
Die langjährige Mitarbeiterin von Bowlby, Mary Ainsworth (Ainsworth, Blehar, Waters &
Wall, 1978) erforschte durch den Einsatz der sogenannten „Fremden Situation“ (standardisierte Untersuchungssituation, das zentrale Instrument der Bindungsforschung für Kinder im
Alter zwischen ca. 12 bis 20 Monaten) drei Ausprägungen der Bindungsqualität:
 sicher gebunden (B-Muster)
 unsicher-vermeidend gebunden (A-Bindung) und
 unsicher-ambivalent gebunden (C-Bindung).
Bei sicher gebundenen Kindern ist ein grundsätzliches Vertrauen in die Verfügbarkeit ihrer
Bindungsperson erkennbar.
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Vermeidend gebundene Kinder wirken distanziert. Trotz Aussenden von Bindungssignalen in
Stresssituationen haben ihre Bindungspersonen im Regelfall mit Zurückweisung bzw. nur
dann reagiert, wenn keine Bindungssignale gesendet wurden. Diese Kinder haben die
Erfahrung gemacht, dass sie mehr Aufmerksamkeit erhalten, wenn sie keine (negativen)
Affekte zeigen.
Vermeidend gebundene Kinder fallen in der Regel in der Klasse nicht auf, sie nehmen von
sich aus kaum Kontakt zur Lehrperson auf.
Kinder mit einer unsicher-ambivalenten Bindung haben die Erfahrung gemacht, dass ihre
Bindungsfiguren nur zu einem geringen Prozentsatz (ca. 30 %) auf ihre Bindungssignale
sensitiv und responsiv reagieren. Ambivalent gebundene Kinder können sich nie sicher sein,
wird ihre Bezugsperson auf ihre Bedürfnisse adäquat (berechenbar) reagieren oder nicht? Aus
dieser Enttäuschung heraus reagieren diese Kinder aggressiv und beginnen sich an ihre
Fürsorgeperson zu klammern. Das C-Muster ist eine Kombination aus B (Nähe suchen) und
offener oder verdeckter Aggression.
Ambivalent gebundene Kinder suchen von Anfang an die Nähe der Lehrperson. Ihr starkes
Bindungsbedürfnis kann vom Lehrer/der Lehrerin kaum erfüllt werden und aufgrund dessen
rasch in Aggression umschlagen.
Sind die Bedingungen für Bindung optimal, wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit eine
sichere Bindung entwickeln. Sind die Bedingungen suboptimal, ist die Entwicklung eines
unsicher-vermeidenden oder unsicher-ambivalenten Bindungsmusters wahrscheinlich.
Main und Solomon (1990) beschreiben eine weitere Bindungsqualität, die desorganisierte
oder desorientierte Bindungsqualität (D-Bindung).
Desorganisiertes Bindungsverhalten ist bei Kindern zu erwarten, die Angst vor ihren Bindungsfiguren haben. Es handelt sich für diese Kinder um eine paradoxe und unlösbare
Situation: auf der einen Seite suchen sie die Sicherheit ihrer Fürsorgeperson, auf der anderen
Seite ist diese Person zugleich eine Quelle der Angst. Der Großteil der desorganisiert
gebundenen Kinder weist Gewalt-, Verlust- und Vernachlässigungserfahrungen auf, sie
wachsen unter pathogenen Bedingungen auf. Forschungsergebnisse zeigen auch, dass es einen
Zusammenhang zwischen einer desorganisierten Bindung und ungelösten Traumata der
Bindungsfiguren gibt.
Kinder mit einem desorganisierten Bindungsmuster verfügen über keine Verhaltensstrategie
zur Bewältigung von Stress. Stressreiche Situationen können für solche Kinder überwältigend
wirken. Bei größeren Kindern (ab ca. 6 Jahren) kann es zu einem Rollentausch mit den Eltern
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kommen, dies zeigt sich in einem strafend kontrollierendem oder unangemessen
fürsorglichem Verhalten gegenüber ihren Bindungspersonen.
Misshandelte oder vernachlässigte Kinder erwarten auch in neuen Beziehungen, z. B. zu
Lehrpersonen, wieder misshandelt oder vernachlässigt zu werden, Bindungstheoretiker/innen
sprechen in diesem Zusammenhang von Transmission von Bindung.
Jungmann und Reichenbach (2013) geben als Beispielitems zur Erfassung einer unsicheren
Beziehung zwischen Lehrperson und Schüler/in an: „Der Schüler versucht den Kontakt mit
mir zu vermeiden“, „Der Schüler misstraut mir“, aber auch „Der Schüler braucht ständige
Bestätigung von mir“. Für eine sichere Lehrer-Kind-Beziehung werden folgende
Beispielitems angeführt: „Der Schüler vertraut mir“, „Der Schüler nimmt meine Hilfe und
Unterstützung in Anspruch“, „Ich würde die Beziehung zu diesem Schüler als herzlich
bezeichnen“.
Welche pädagogischen Strategien können helfen, diesen „Circulus vitiosus“ (schädlicher
Kreis) bei unsicher gebundenen Kindern zu durchbrechen, ihnen in der Lehrer/in-KindBeziehung Diskontinuitätserfahrungen zu ermöglichen und dadurch ihre unsicheren
Bindungsmuster zu verändern?
 Vernetzungsgespräche an der Schule unter Einbeziehung der Lehrperson, der Eltern,
des Schulleiters/der Schulleiterin, der Schulpsychologie, des Sonderpädagogischen
Zentrums und des Beratungslehrers/der Beratungslehrerin.
 Die Lehrkraft sollte sich gegenüber diesen Kindern feinfühlig verhalten (Julius, 2009),
besonders wenn sie Ärger zeigen, d. h. sie nimmt die Bindungsbedürfnisse dieser
Kinder wahr, versteht sie richtig und reagiert angemessen darauf. Flankierend werden
alternative Formen der Ärgerregulation mit dem Kind eingeübt.
 Vereinbarung von klaren Regeln: Klare Grenzen geben Sicherheit und verkleinern die
Angst von unsicher gebundenen Schülern.
 Die Lehrperson verbalisiert ihre eigenen Gefühle im Umgang mit unsicher
gebundenen Schülern und Schülerinnen und versichert, dass sie sie nicht
zurückweisen oder misshandeln wird.
 Julius (2009) unterstreicht die Bedeutung von Ritualen (z. B. Begrüßungsrituale) und
fest vereinbarten Zeiträumen für persönliche Gespräche zwischen Lehrperson und
Schüler/in, da sie dem Schüler/der Schülerin ein Gefühl der Sicherheit,
Vorhersagbarkeit und Zuverlässigkeit seitens des Lehrers/der Lehrerin vermittelt.
Es ist unmittelbar einleuchtend, dass die (sonder-)pädagogische Arbeit mit Kindern mit
hochunsicheren Bindungsmustern mit einer hohen psychischen Belastung auf Seiten der
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Lehrkräfte verbunden ist. Ziel dieser Arbeit wäre es, dem unsicher gebundenen Kind in der
Lehrer/in-Schüler/in-Beziehung neue Bindungserlebnisse zu ermöglichen, damit sich das
Kind von früheren Bindungsmustern lösen kann und ein internales Arbeitsmodell (in der
Person selbst gespeichertes Wissen über Bindungserfahrungen) von anderen als responsiv und
sorgend und von sich selbst als wertvoll und liebenswert aufbaut.
Literatur:
Ainsworth, M., Blehar, M., Waters E. & Wall, S. (1978): Patterns of attachment. Erlbaum,
Hillsdale.
Bowlby, J. (1975): Bindung. München, Kindler.
Brisch, K. H. (2009): Bindungsstörungen – von der Bindungstheorie zur Therapie. KlettCotta, Stuttgart.
Julius, H. (2009): Bindungsgeleitete Interventionen in der schulischen Erziehungshilfe. In:
Julius, H., Gasteiger-Klicpera, B. & Kißgen, R. Bindung im Kindesalter. Diagnostik und
Interventionen. S. 293 – 315. Hogrefe, Göttingen.
Jungmann, T. u. Reichenbach, C. (20133): Bindungstheorie und pädagogisches Handeln. Ein
Praxisleitfaden. Borgmann Media, Dortmund.
Main, M. & Solomon, J. (1990): Procedure for identifying infants as disorganized/disoriented
during the Ainsworth Strange Situation. In: Greenberg, M., Cicchetti D. & Cummings, E.
(Hrsg.) Attachment in the preschool years. S. 121 – 160. The University of Chicago Press,
Chicago.
16
Workshop 1
Möglichkeiten und Grenzen der Schulsozialarbeit
Mag.a Sandra Jensen
Schulsozialarbeit ist in Österreich ein neues Berufsfeld, das dabei ist, auch hier Fuß zu fassen.
Schulsozialarbeit ermöglicht es, soziale Problemlagen im Rahmen des Lebensortes Schule
möglichst frühzeitig zu erkennen und mit den Methoden der sozialen Arbeit Lösungsansätze
zu entwickeln. Durch die niederschwelligen Angebote und die kontinuierliche Präsenz der
Schulsozialarbeiter/innen an der Schule können soziale Problemlagen schon im Anfangsstadium erkannt, entschärft oder sogar gelöst werden. Durch präventive Maßnahmen,
Beratung und Betreuung und die Chance zu sofortigen Kriseninterventionen wird nicht nur
den Schüler/innen geholfen, sondern es ermöglicht den Lehrer/innen, sich auf den Unterricht
und somit ihren Bildungsauftrag zu konzentrieren.
Kinder und Jugendliche werden im Prozess des Erwachsenwerdens begleitet und unterstützt.
Im Vordergrund stehen – nach dem Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“ – die persönliche Stärkung
der jungen Menschen, die Förderung ihrer sozialen und individuellen Kompetenzen sowie
eigenverantwortliches Handeln und Selbstwertgefühle aufbauen.
In dem Workshop wurde Schulsozialarbeit vorgestellt und mit den Teilnehmer/innen
verschiedene Übungen durchgeführt.
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Workshop 2
Das Projekt Choice
MMag.a Sabine Ammann
Choice – Training zur Anregung der Selbstwahrnehmung und zur Regulationsfähigkeit
von Gefühlen
Gefühle bestimmen unser Erleben, unser Verhalten und somit unsere Lebensführung
maßgeblich.
Gefühlswelten ufern im Jugendalter öfters aus, da das Erwachsenwerden einen besonders
hohen Anspruch an Körper und Geist der jungen Menschen stellt. Die Pubertät fordert
Jugendliche auf, sich mit ihren Empfindungen auseinanderzusetzen und einen zielorientierten
Umgang mit Emotionen zu erlernen.
Insbesondere,
wenn
es
um
Zukunftsorientierung
und
Berufswahl
bezüglich
sonderpädagogisch beschulter Jugendliche geht, kommt die Thematik Regulationsfähigkeit
eigener Gefühle stark zum Tragen.
Die Gesellschaft und enge Bezugspersonen geben den Rahmen vor, in welcher Form Gefühle
kanalisiert und zum Ausdruck gebracht werden sollen. Diesen gesellschaftlichen Rahmen
abzutasten und darin Platz zu nehmen, stellt eine große Herausforderung für junge Menschen
dar.
Zielsetzungen des Trainings
 In den Phasen des Erwachsenwerdens brauchen Jugendliche Verständnis und
Unterstützung in Hinblick auf ihre Gefühlswelten.
 Hier nimmt das Training „Choice“ Platz. Choice zeigt den jungen Menschen auf, dass
das Empfinden einer großen Spannbreite von Gefühlen normal und richtig ist.

Es bietet den Jugendlichen leicht umsetzbare Techniken an, Gefühle wahrzunehmen
und bewusst zu regulieren.
18
 Choice veranschaulicht, dass Gefühlzustände uns nicht grundsätzlich übermannen,
sondern, dass wir die Wahl haben, unsere Emotionen zu beeinflussen und belastende
Gefühle durch angenehm-stärkende Gefühle ersetzt werden können.
 Auch bietet Choice den jungen Menschen Methoden an, sich zu entspannen sowie das
innere Steuerrad in die Hand zu nehmen und zu führen.
 Somit werden die Handlungs- und Entscheidungsfähigkeiten junger Menschen
angeregt und das Selbstvertrauen gestärkt.
Aufbau und Rahmen von Choice

Choice ist ein Gruppenkurs für Jugendliche und passt sich den Strukturen und
Anforderungen der Gruppe wie der Institution an.

Die Anzahl der Trainingsteilnehmenden orientiert sich am individuellen
Anforderungsfeld.

Choice wird aktiv, wenn es um Gefühle und ihre Auswirkungen gehen soll.

Choice arbeitet mit Menschen zwischen 11 und 24 Jahren.

Der Umfang von Choice besteht generell zwischen fünf und zwölf Trainingseinheiten.

Eine Trainingseinheit besteht aus zwei Stunden intensivem Training; eine halbe
Stunde Einfinden und eine halbe Stunde Ausklang sollen zeitlich mitkalkuliert
werden.

Für das Training wird ein ruhiger, gut belüfteter, im Verhältnis eher großer Raum
gebraucht, der ungestört und angenehm temperiert ist.

Choice ist ein wirkungsvolles Projekt zur Sekundärprävention …

und basiert auf gesundheitspsychologischen Grundsätzen. Die Fähigkeit, die eigene
Gefühlswelt wahrzunehmen und zu regulieren, stellt ein ausschlaggebender Faktor zur
Verhütung von Missbrauch, Abhängigkeiten und Impulskontrollstörungen dar.
Choice wurde im Auftrag der SUPRO/Vorarlberg entwickelt und wird in Vorarlberg gefördert mit Mitteln der VGKK - von der SUPRO und in der Steiermark (VIVID) zumeist an
Schulen und in Bildungseinrichtungen für Jugendliche mit Förderbedarf durchgeführt.
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Workshop 3
Beratungsunterricht – integrativ für verhaltensauffällige Schülerinnen und
Schüler
Mag. Martin Ebner
Neben der Vermittlung von Wissen und sozialen Kompetenzen, der Entwicklung und
Förderung von individuellen Stärken und Aspekten der Integration im Allgemeinen sowie
dem Ausgleich von Defiziten gerät Schule immer öfter an die Grenzen ihrer Möglichkeiten.
Schülerinnen und Schüler befinden sich häufig in Problemsituationen oder bringen
traumatische Erfahrungen aus ihrer Lebensumwelt in den Schulalltag ein. Dies kann über
verschiedene Verhaltensweisen zum Ausdruck kommen:
 Aggression
 mangelnde Konzentration
 Lernblockaden
 Lern-, Arbeits- oder Schulverweigerung
 Suchtverhalten
 Rückzug
 und vieles mehr
Hier setzt die Arbeit von Beratungslehrer/innen (BL) ein.
BL beraten Schüler/innen, Lehrer/innen, Schulleiter/innen und Eltern in schulischen
Problemsituationen und suchen mit allen Schulpartner/innen nach gemeinsamen Lösungen.
Diese Arbeit geschieht systemisch durch
 Kollegiale Beratung
 Pädagogische Beratung von Eltern und Erziehungsberechtigten
 Clearing und Vernetzung mit inner- und außerschulischen Institutionen
 Mitwirkung bei Konferenzen u. Mitgestaltung von Schulentwicklungsprozessen
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BL arbeiten einzeln mit Schüler/innen, mit Schüler/innengruppen oder ganzen Klassen. Sie
führen Gespräche mit Eltern und Erziehungsberechtigten und analysieren mit Lehrer/innen
und Schulleiter/innen schulische Problemsituationen. Die Beratungen erfolgen während der
Unterrichtszeit. Dadurch wird ein möglichst niederschwelliger Zugang zu Beratung für die
Schüler/innen geboten, da sie so nicht in deren Freizeit in Anspruch genommen werden muss.
Ähnliche Support-Modelle gibt es in allen Bundesländern Österreichs. Bedingt durch die
jeweilige Entstehungsgeschichte und die teilweise unterschiedlichen Ausbildungen haben sich
neben
der
Bezeichnung
„Beratungslehrer/in“
auch
noch
„Betreuungslehrer/in“
(Oberösterreich) und „Psychagog/e/in“ (Wien) etabliert.
In jedem Fall soll jedoch durch verschiedene Mittel der Prävention im Vorfeld bzw. der
Intervention im Bedarfs- oder Akutfall eine Unterstützung von Schüler/innen in ihrer
emotionalen und sozialen Entwicklung geboten werden. So kann Schule neben der
Versorgung mit Wissen auch einen wesentlichen Beitrag zur Ausstattung der Jugendlichen
mit den für Berufs- und Arbeitswelt notwendigen Sozialkompetenzen leisten.
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Workshop 4
Eine kunsttherapeutische Methode zur Auflösung negativer Glaubenssätze
Hannelore Jimenez-Alonso
Glaubenssätze prägen unser Leben – unser Fühlen, Handeln, unsere Kontakte und
zwischenmenschliche Beziehungen. Wir kennen es alle, dieses plötzliche Gefühl von
Unzulänglichkeit.
Scheinbar grundlos sind wir gereizt, fühlen uns hilflos, handlungsunfähig, können schwer
Nein sagen, stagnieren und sind gehemmt und blockiert. Oft reagieren wir dann mit
Perfektionismus, überhöhtem Kontrollverhalten und schließlich reagiert unser Körper mit
Erkrankung.
Wir versuchen diese seelischen Konflikte durch positive Bestärkungen zu bewältigen. In
diesem Workshop wurde den Teilnehmer/innen mit kunsttherapeutischer Methode über den
Weg ihrer inneren Bilder einen neuen Zugang zu ihren Ressourcen gezeigt und damit die
Möglichkeit gegeben, negative Glaubenssätze zu überwinden.
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Augenblicke ……..
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