begründen, verstehen, beurteilen – Argumentation, Hermeneutik und Kritik als Methoden wissenschaftlichen Arbeitens 190170 VO, UE - Grundlagen: philosophische Methoden, 2.2.3 [21b2] laut Studienplan Pädagogik 2002 (2 Std.) Lehrveranstaltungsleiter: Mag. Martin Steger /TutorInnen: Claudia Gusenbauer, Angela Jansen, Marlis Stöckl Donnerstag, 9.00 - 11.00, HS 31 11. Termin 12.01.06: Konkretisierung am Text: theoretischer Kontext Formalia: Rückmeldungen 1. Gruppenarbeit: Sie haben hoffentlich in den Ferien meine Rückmeldung bekommen – sonst schicken Sie mir bitte ein E-mail. Das können Sie auch tun, wenn Sie Fragen haben, sich missverstanden fühlen etc. Falls Sie sich nicht ganz ausgekannt haben, wo Sie beurteilungsmäßig stehen: Ich habe versucht, Ihnen Niveauorientierungen zubieten, aber ich habe die Arbeit nicht benotet – benotet wird die Gesamtleistung und das nicht in einer Durchschnittsrechnung. Sie werden sich vielleicht noch an das Skript mit den Formalia zu dieser Arbeit erinnern (3.Termin): "Zudem bekommen Sie nach der ersten Gruppenarbeit Rückmeldung und können somit in der zweiten Gruppenarbeit verstärkt auf Ihre Schwächen achten. Diese zweite Arbeit – und Ihr Lernfortschritt – sind vor allem beurteilungsrelevant." Wenn wir schon beim Zitieren dieses Skripts sind, möchte ich noch etwas in Erinnerung rufen: "Ich werde nicht den Inhalt beurteilen – das heißt: ich beurteile nicht, ob Ihr Verständnis von 'Verstehen 'richtig' ist - sondern die Begründung, den Einigungsprozess. Wie Sie auf unserem Fahrplan sehen können, begleitet diese Arbeit die Abschnitte 'Wissenschaft und Wahrheit' sowie 'Argumentation', noch nicht 'Hermeneutik', wo es inhaltlich um 'Verstehen gehen wird. Angesichts dessen wüsste ich gerne, wieso manche Gruppen glauben, sich Inhalte erschummeln zu müssen. Ich habe in insgesamt 5 Arbeiten ganze Absätze aus fremden Texten (ohne Zitation - z.B. aus Wikipedia) vorgefunden - nicht einmal neuformatiert, also mit verbliebenen Hyperlinks etc.. Derartiges steht ganz oben auf der Liste der Todsünden 1 wissenschaftlichen Arbeitens – noch dazu, wenn es nicht um Inhaltswiedergabe, sondern um Interpretation geht. Ich habe absolut keine Lust, Wikipädia und Ähnliches zu beurteilen, ich muss auch gestehen, mich beschleicht dabei das Gefühl, dass mir meine Zeit gestohlen wird – und bei Gruppen mit 9er-Matrikelnummern denke ich, könnte man um so mehr voraussetzen, dass Sie wissen, was Sie tun und dass das nicht erlaubt ist. Ich möchte Sie also vorwarnen: Sie werden direkt in der Hölle landen, wenn Sie das noch einmal tun – nein, nicht ganz so schlimm: Ich verkünde daher hiermit offiziell, dass das für Gruppen, bei denen ich Derartiges bei der zweiten Arbeit feststelle, einfach ein 'Nicht Genügend' ohne weitere Beachtung des Rests der Arbeit bedeutet . Ich muss Ihnen auch sagen, dass ich eine ganze Menge Literatur zum Thema gut kenne – sie haben also gute Chancen, dass ich Absätze auch dann identifiziere, wenn Sie die gescheiter formatieren – abgesehen von Stilbrüchen und gedanklicher Konsistenz. Sollten Sie tatsächlich noch nicht wissen, wie man mit Fremdliteratur umgeht empfehle ich u.a., das Skript zur Fragestunde zu lesen (8.Termin). Abgesehen davon waren einige Arbeit ausgezeichnet, zwei Drittel waren auf zumindest gutem Niveau – Gratulation. Textwahl 2. Gruppenarbeit: ist abgeschlossen. Es hat sich ein Favorit herausgebildet – das ist der Text von Jürgen Habermas. Das heißt, dass die Habermas- Gruppen wahrscheinlich nicht alle von Marlis Stöckl betreut werden. Wenn Sie darauf Wert legen, sollten Sie schnell genug einen Termin ausmachen. Ich empfehle überhaupt, demnächst den Tutorinnen-Termin abzuhalten, da er ja als Orientierungshilfe und Controlling für Ihre Grundargumentation gedacht ist. Um das noch einmal festzuhalten: Für die LuhmannGruppen ist Claudia Gusenbauer, für die Buck-Gruppen Angela Janssen zuständig. Zeitplan: Unsere letzten Lvs sind der Verknüpfung der Vo-Inhalte mit den drei Texten gewidmet. Plan ist folgender: Diese Lv konnte der theoretische Kontext von Günther Buck und Jürgen Habermas diskutiert werden. Nächste Lv schließen wir, falls noch Fragen offen sind, Jürgen Habermas ab und besprechen Niklas Luhmanns Theoriekontext und die Verstehensmodelle der Autoren – soweit wir kommen. 2 Die letzte Stunde widmen wir etwaigen Überhängen aus der Vor-Lv sowie allgemeinen Fragen von ihnen und einigen Details, die mir bei ihren ersten Arbeiten aufgefallen sind. Inhalt: zum Verständnis des wissenschaftstheoretischen Kontextes: Warum wissenschaftlicher Kontext? Unsere Texte unterschieden sich auch im dahinterstehenden Theoriegebäude und sind in einigem schwer verständlich, wenn man nicht auch darauf den Blick richtet – frei nach Dilthey: höheres Verstehen als Erweiterung des Kontextes. Das trifft die Texte nicht in gleichem Ausmaß – am stärksten wohl Luhmann. Vorab eine Wiederholung – damit wir wissen, wo wir anknüpfen müssen: Ich habe es schon einige Male angesprochen: Wissenschaftliche Texte sind prinzipiell nur eingeschränkt verstehbar, wenn man nicht auch ihren positionellen wissenschaftstheoretischen Hintergrund mitüberlegt: Dem haben wir uns über ein kleines historisch unterfüttertes Modell genähert – extrem vereinfacht auf 2 Aspekte (Verhältnis Mensch – Welt / Orientierungsfunktion und Bezug auf eine metaphysische 'Ordnung der Dinge'). Das Modell soll eine grobe Zuordnung erkenntnistheoretischer Positionen erlauben – und damit den Hintergrund der Texte ein wenig erhellen: Wir reduzieren im ersten Schritt die Eingebundenheit des Menschen auf ein Grundverhältns: das Verhältnis Mensch Welt. In der Wissenschaft thematisieren wir das Grundverhältnis Mensch-Welt unter der Perspektive der Wahrheit(sfähigkeit). Wann können wir nun sagen, etwas/ eine Aussage ist wahr? Aus unserer Grundrelation drängt sich ein erster Aspekt geradezu auf: wenn sie mit der Welt/Wirklichkeit übereinstimmt (Korrespondenztheorien). In unserem Modell zeigt sich aber als Problem, dass die direkte Relation, wie wir sie aufgezeichnet haben, nicht ausreicht: Der 3 Mensch ist Teil der von ihm betrachteten Welt und durch seine Reflexivität und Expressivität 'trägt er diese Welt auch in sich' und schafft sie mit: Diese gedankliche Rückkoppelungsschleife finden Sie unter verschiedenen Namen in unterschiedlichsten Theoriegebäuden: die Reflexivität des Idealismus, die Zirkularität der Hermeneutik, die Selbstreferenz der Systemtheorie, die Kybernetik als solche ua. – wobei all diese Theorien durchaus unterschiedlich sind – es sind die Begriffe, unter denen ein Phänomen in verschiedene Theoriegebäude 'eingepasst' wird. Wir haben also als 1. prinzipielles Erkenntnisproblem die Tatsache, dass wir nicht trennbar sind von der Welt. Das zweite Erkenntnisproblem haben wir mit dem Namen Immanuel Kants verknüpft. Es besagt im Prinzip, dass man nie sagen könne, was wirklich sei, sondern immer nur, was der Mensch fähig sei, als wirklich zu erkennen (mit seiner Form der Sinne, der Vernunft etc.): "Was es für eine Bewandtnis mit den Gegenständen an sich und abgesondert von all dieser Rezeptivität unserer Sinnlichkeit haben möge, bleibt uns gänzlich unbekannt. Wir kennen nichts als unsere Art, sie wahrzunehmen." (Kant, Immanuel: Kritik der reinen Vernunft.Frankfurt am Main: Suhrkamp 199011, §8/I, S. 87) Das ist Immanuel Kants ‘kopernikanische’ Wende in der Philosophie - ein 'neues' Erkenntnisprinzip: von Erkenntnis des regelhaft Bestehenden zu regelhafter Erkenntnis des Bestehenden. Damit wird Kohärenz vom ergänzenden zum alternativen Wahrheitskriterium. Immanuel Kant lehnt die Grundüberlegung der Korrespondenztheorie die direkte Entsprechung von Erkenntnis und Wirklichkeit – erstmals prinzipiell ab: in seinem erkenntnistheoretischen Grundgedanken, Wie die Wirklichkeit an sich ist, können wir nicht erfahren, weil sie uns nicht unvermittelt gegeben ist – sondern nur vermittelt durch unsere Erkenntnisfähigkeiten (Sinne und Vernunft). Wahrheit ist möglich, weil diese Fähigkeiten bei uns allen gleich sind (der Titel der 'Kritik der reinen Vernunft' verweist auf die Vorstellung Kants der im Prinzip gleichen, nur unterschiedlich 'aufgeklärten', klaren, 'gesäuberten' Vernunft). Wahrheit ist hier wieder eine 'kohärente', basierend auf der inneren Übereinstimmung und Widerspruchsfreiheit (der Gesetzmäßigkeit) von Aussagen. 4 In unserem Modell entspricht das in etwa folgendem Bild: Kant zieht mit unserer Erkenntnisfähigkeit einen 'Filter' zwischen der Welt und dem Menschen ein – ein Theoriegebäude, das uns erlaubt, von Wissen zu sprechen, ohne letztlich auf eine 'höhere, - ordnende, schöpferische - Instanz' zu verweisen. Dieses Modell erlaubt Kant auch, vom Menschen als 'Bürger zweier Welten' zu sprechen, der Teil der Natur/Wirklichkeit ist und ihren Gesetzen unterworfen und zugleich der Freiheit und Moral fähig und für sein Tun selbst verantwortlich ist. In dieser Konstruktion zeigen sich aber zugleich die Kritikpunkte an Kant und die Richtungen, in denen sich Erkenntnistheorie weiterentwickelte: prinzipiell ist seinem eigenen Modell zufolge die Gleichheit der Erkenntnisfähigkeit Teil der Natur – also von uns eigentlich gar nicht feststellbar. Nachdem diese Fähigkeiten rein formale sind (die Art, wie Inhalte aus der Welt 'verarbeitet' werden), treten sie auch nie als gleiche in Erscheinung. Individuelle, historische und kulturelle Unterschiede des Umgangs mit Vernunft sind aber mit Kant nicht fassbar. praktisch bedeutet Kants Konstruktion eine 'Abwendung von der Welt' - indem er Inhalt (Welt) und Form (Erkenntnisweise) trennt und nur über letzteres Aussagen macht, ist ihm der Mensch in der Welt - in seiner konkreten Existenz – erkenntnistheoretisch kein Thema. Erkenntnistheoretische Theorien nach Kant setzen dementsprechend vor allem bei den Charakteristika an, die den Menschen in seiner Existenz in der Welt auszeichnen: Geschichtlichkeit, Körperlichkeit, Wille, Sozialität,... Sie gehen dabei aber nicht hinter Kant zurück, sondern bauen auf seiner Konstruktion der Vernunftfähigkeit des Menschen auf. Man kann also die bislang gezeichnete Linie als einen Versuch verstehen, Erkenntnis (und damit Wahrheit) nicht in einer 'vorgegebenen' Ordnung, sondern im Menschen selbst zu fundieren – um den Preis äußerster Abstraktion auf die 'reine' Form. Folgende Überlegungen nach Kant versuchen in diesem Bild nun, den konkreten Menschen und die Komplexität der Welt zunehmend einzubeziehen. 5 Dabei passiert noch etwas: War schon Kants Theorie erkenntnistheoretisch gegenüber den vorigen Erklärungsweisen eine Rückzugsposition (Wir wissen nichts über die Welt an sich, aber kraft der uns gleichen Vernunft, wissen wir etwas über die Welt, wie sie uns allen gleich erscheint) sind spätere Modelle dadurch geprägt, dass sie diese Gleichheit der Erkenntnis nicht mehr aufrechterhalten und - im weiteren Rückzug - dafür 'Ersatz' suchen - oder Konsequenzen ziehen, wo sie keinen Ersatz sehen. In aller Kürze einige Positionen: Hermeneutik ist in unserem Modell dann beschreibbar als Erkenntnismodell, dass die Konstruktion des Menschen als 'Bürger zweier Welten' weiterführt und darauf hinweist, dass der Mensch (in seiner Lebenswelt) als reflexives Wesen nicht in der selben Art 'erkennbar' ist wie die nicht reflexive Welt: den Menschen (laut unserem Modell: und die Welt, so wie wir sie in uns tragen) verstehen wir (Sinn), die Natur erklären wir (Ursache). In unserem Modell entspricht das in etwa folgendem Bild: Empirisch-positivistische Wissenschaften des 20. Jahrhunderts (kritischer Rationalismus) drehen den Fokus des Erkenntnisprozesses um – mit der Überlegung: Wenn wir also (mit Kant) die Welt an sich nicht erkennen können und daher nicht sagen, was wahr ist (verifizieren), können wir zumindest uns dieser Wahrheit annähern, indem wir feststellen, was nicht wahr ist (der Welt, wie wir sie erkennen können, nicht entspricht – falsifizieren) Das ist die zur Zeit dominierende wissenschaftliche Position: Eine Korrespondenztheorie, die Kants Einwände mitdenkt - als pragmatische Antwort auf das Grundproblem der Korrespondenztheorie, die Welt prinzipiell nicht so erkennen zu können, wie sie 'an sich' ist. In unserem Modell entspricht das in etwa folgendem Bild: Einigungstheorien (Vertragstheorien, Diskurstheorien,...) versuchen, den Bezug auf die eine, allen gleiche und bloß 'aufzuklärende' Vernunft als Garant der Wahrheit durch Einigungsprozesse zu ersetzen – wenn wir auch nicht davon ausgehen können, dass jeder 6 für sich auf die gleiche Art denkt und derart zu den gleichen Ergebnissen kommen muss (weil Vernunft auch historisch ausgeformt, auf individuelle Erfahrungen rekurrierend,...), können wir doch annehmen, dass Aussagen, denen wir alle gemeinsam zustimmen können, wahr sind. Diese Theorien sind oft weiter verbunden mit der Annahme einer uns allen zukommenden Vernunftfähigkeit und sprechen daher von begündeten Einigungsprozessen – schließen also weiter Entscheidungsfähigkeit aus Vernunftgründen im Diskurs mit ein Sie finden sich vor allem in Sozial- und Kommunikationswissenschaften. In unserem Modell entspricht das in etwa folgendem Bild: Hier ist nach Korrespondenz und Kohärenz der dritte Typ von Wahrheitskonstruktionen mit angesprochen – der Konsens zwischen Vernünftigen. Skepsis versucht im Grunde, sich diesen letztlich nicht haltbaren 'Kompromissen' zu entziehen, indem sie positive Aussagen zum Wesen / Zustand der Welt vermeidet – wenn wir nicht sagen können, wie die Welt an sich ist, sollten wir das auch nicht tun. Diese Perspektive fragt – va. in der tranzendental-kritischen Ausformung - nach den 'Erklärungsresten' und unbegründeten Vorannahmen in Aussagen über die Welt (mit Kant: Was ist die Bedingung der Möglichkeit von...) und ist derart imstande, Geltungsfragen zu thematisieren. In unserem Modell entspricht das in etwa folgendem Bild: ? Konstruktivisten reagieren auf das Erkenntnisproblem mit abgeschwächtem Anspruch offensiv – wenn wir die Welt an sich nicht erkennen können, dann behandeln wir unsere Erkenntnisse eben wie Erfindungen und überprüfen, ob sie 'funktionieren' (Brauchbarkeit des Konstruktes ersetzt Wahrheit der Erkenntnis: Bezugspunkt bleibt korrespondenztheoretisch die Wirklichkeit, wenn auch wie bei Popper als 'unerreichbare '). 7 In unserem Modell entspricht das in etwa folgendem Bild: ? Zugleich spiegelt unser Modell auch – natürlich wieder stark vereinfacht - die Positionen der genannten Theorien bezüglich der wissenschaftlichen Beschreibungsperspektiven wieder: Von subjektivistischen Positionen (1.Person – Hermeneutik: Der Wissenschaftler involviert sich) über Einigungstheorien (dialogische: 2.Person: Du und Diskurstheorien: 1. Person, Mehrzahl: Wir) bis zu strikt objektivistischen (3. Person: Kritische Rationalisten aber auch Konstruktivisten) - wobei etwa bei Konstruktivismus eine hohe Breite bezüglich dieser Perspektive gegeben ist, andere, wie Skeptiker oder auch Einigungstheoretiker, die Perspektive mit dem Theoriekontext zu wechseln imstande sind. Soweit unser Grundbild mit 5 exemplarischen Modellen. Wo positionieren wir nun unsere Autoren? Hegel Kurz hergeleitet: Wir können eine gedankliche Linie ziehen 8 von Kant: Wir erkennen die Welt nicht unvermittelt (keine Wahrheit im Sinne direkter Korrespondenz zur Wirklichkeit), können aber aufgrund der im Prinzip bei allen Menschen (als einzig bekanntes 'Exemplar' von Vernunftwesen) gleichen Vernunft (als 'reine', d.h. solange sie nicht von unterschiedlichen Erfahrungen 'affiziert' ist und in formalen, inhaltsunabhängigen Aspekten) allgemeingültige Aussagen treffen – diese betreffen aber streng genommen nicht die Wirklichkeit, sondern unsere Art, sie zu erkennen. über Hegel: Dessen 'objektiver Geist', wie wir ihn im Zuge der Hermeneutik kennengelernt haben, lässt sich ja schon als eine Entwicklung weg von Kants Reflexion auf das Abstrakte, bloss Formale (das Erkenntnisvermögen) verstehen - hin zu einer Perspektive, die den Menschen, wie er faktisch in der Welt steht, betont: als historisches, kulturelles (und später: soziales) Wesen. Anstelle der einen 'reinen' Vernunft garantiert nun der 'objektive Geist' Wahrheitsfähigkeit - als Kulmination des bisher Gedachten, als 'Sphäre des gemeinsamen Wissens', an der wir teilhaben: eine historisch-kulturelle Deutung des Gemeinsamen in unserem Denken, die sich durch die gesamten Hermeneutik zieht (als Voraussetzung dafür, in 'die Haut des anderen zu schlüpfen' (Schleiermacher), sich 'im Anderen wiederzufinden' (Dilthey)). über Heidegger: der diese Wendung weiterführt und nicht die Reflexion auf ein gemeinsames Abstraktes (formale Vernunft, objektiver Geist), sondern auf die je eigene konkrete Lebenswelt betont. Er tut es (wie Habermas erwähnt) im Rahmen einer Ontologie (einer 'Seinslehre'): Sein lässt sich erschließen in Differenz zum Nicht-Seienden, zum Nichts. Der Mensch ist sich als Einziger seines Seins bewusst – im Vollzug dieses Seins als konkretes 'Dasein' – "seiend versteht er sein Sein". Die Reflexion geht also auf den Sinn dieses Seins (vor der Folie des Nicht-Daseins: des Todes – um auch diesen berühmten Gedanken des 'Seins zum Tode' einzubinden): In dieser Konstruktion - der sinnbezogenen, 'verstehenden' Reflexion auf das eigene Leben in Differenz zum Nicht-Sein - zeigt sich auch ein wenig, warum unterschiedlichste Denkschulen sich heute auf Heidegger berufen: Phänomenologen (das konkrete Sein als Gegenstand des Denkens), Existenzialisten (die Unbedingtheit der 'Existenz' (im Bewusstsein des Todes)), Hermeneutiker (der Sinn des Seins), Systemtheoretiker (das Verstehen des Seins in Differenz zu etwas),... über Gadamer, der ein dialogisches Moment einführt in die Hermeneutik einführt (wie vor ihm etwa Martin Buber in die Erkenntnistheorie), wenn er das Gemeinsame je als Begegnung, als 'echte' Erfahrung deutet (und Wahrheit damit im Gegensatz zu Methode und dem wissenschaftlichen 'allgemeingültig über etwas sprechen' sieht) hin zu Habermas, der das Gemeinsame im Diskurs, in der Kommunikation, durch die wir die je eigene Welt als gemeinsame erst verstehen können, verankert. Um es in einem 9 'Kurzschluss' dieser Entwickung zu formulieren: Habermas beruft sich gerne auf Kant – er ersetzt dessen eine Vernunft, die für sich Wahrheit garantiert jedoch durch einen Kommunikationsprozess, eine 'Vereinigung' der Vernunft im Gedankenaustausch. (Wahrheit als Konsens, als Einigung über das, was wirklich ist (und pragmatisch als gültig angesehen wird, solange niemand widerspricht)). Damit haben wir eine Linie gezogen vom Menschenbild des Subjektes als individuellem Vernunftwesen, das kraft/in seiner Vernunft frei von Zwängen der Natur ist, hin zum Menschen als sozialem Wesen, das in rationaler Kommunikation soziale Ordnung konstituiert. Zu betonen ist wieder einmal, dass das natürlich nur eine von vielen denkbaren Linien ist, festgemacht an einigen wenigen von vielen nennenswerten Denkern (in einem ihrer Themen). 'Taufen' könnten wir diese Linie als eine der zunehmenden Erfassung der Komplexität des menschlichen Denkens/Seins ausgehend von Kants grundsätzlicher Beschreibung der Vernunft (von der formalen Abstraktion zum zunehmenden Bezug auf anderes Denken (geschichtlich, kulturell, sozial) bis zum gemeinsamen Denken). Dann wäre ein naheliegender nächster Schritt (oder nächster Haken) derjenige, an dem das Denken der Komplexität das Subjekt als 'vermittelnde Instanz' verliert: etwa hin zu Luhmanns Systemtheorie, bei der Gesellschaft als 'eigendynamisches' System und nicht mehr als Ergebnis der Vielzahl einzelner Akteure beschrieben wird. Die Systemtheorie gehört inzwischen zu den wichtigen 'Supertheorien' im Bereich der Human- und Sozialwissenschaften, - so nennt Luhmann Theorien, die vom Geltungsbereich her im Prinzip die ganze Welt und auch sich selbst zum Thema haben. Luhmann Buck Habermas 10 Das ist eine Sicht auf den Rahmen, in dem sich unsere Autoren bewegen. Unter Eingezug erkenntnistheoretisch wichtiger Hermeneutiker aus den letzten Lvs (sowie der verwandten Phänomenologie – siehe unten): Luhmann Dilthey Gadamer Husserl Phänomenologie Heidegger Buck Hegel Habermas Die 3 Positionen möchte ich jetzt mit Ihnen durchgehen – in schön alphabetischer Reihenfolge von Buck über Habermas zu Luhmann (in der nächsten Lv). Günther Buck Hermeneutiker – wie viele mit phänomenologischem Einschlag - aus Münster, gest. 1983. Zum theoretischen Kontext: Phänomenologie Wir haben Hermeneutik an Kant angeknüpft, indem wir gesagt haben, dass sie sich auf die menschliche, Sinn- und 'Freiheitsseite' unseres Modells konzentriert – das kann sie aber nicht kantianisch, weil der ja vom Inhalt weg auf die Form reflektiert – sie braucht eine Fundierung ihrer Inhaltsorientierung: Die hat sie im 19. Jahrhundert vor allem in der Geschichtswissenschaft, im 20. Jahrhundert in der Phänomenologischen Philosophie gefunden. Phänomenologie ist eigentlich nicht ein homogenes Theoriegebäude, sondern ein Bündel philosophisch/wissenschaftstheoretischer Positionen und daraus abgeleiteter Methoden mit starken Überschneidungen zur Hermeneutik auf der einen, zum Existenzialismus auf der 11 anderen Seite. Sie beruht auf Edmund Husserls Überlegungen in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts; weitere Vertreter: Heidegger (im Übergang zur Hermeneutik), Sartre (im Übergang zum Existenzialismus), Dekonstruktivismus), ... . Die Merleau-Ponty, Überschneidungen Levinas zeigen den (im Übergang großen Einfluß zum der Phänomenologie als neuer erkenntnistheoretischer Ansatz auf das Denken des 20. Jahrhunderts. Phänomenologie bedeutet übersetzt: Lehre von den Erscheinungen. Ihr Name und ihr Motto 'zu den Sachen selbst' klingt nach Empirismus, ist aber genau das nicht - Phänomene können auch Ideen, Weltanschauungen und ähnliches sein, nicht nur Gegenstände – Phänomenologie ist eher als ein Versuch zu begreifen, in Kants Überlegungen die Inhalte wieder einzubinden: Husserl geht wie Kant nicht von der Wirklichkeit an sich aus, sondern davon, wie wir sie erkennen: Phänomene sind all die Tatsachen, die dem Bewusstsein vorgegeben sind, mit denen wir uns beschäftigen: "Die Phänomenologie macht die Erlebnisse des erkennenden Denkens zum Thema" (Janssen) D.h.: Gegenstand der Phänomenologie ist wie bei Kant das Bewusstsein – aber im Unterschied zu Kant nicht in seiner formalisierenden 'Arbeitsweise', sondern wie es sich auf die Welt richtet: Dieses Richten auf etwas nennt Husserl Intentionalität (damit ist die Intentionalität sehr nahe zur 'Bedeutung', zum 'Sinn' in der Hermeneutik) . Die Welt ist für uns nur, sofern und wie sie uns durch Bewusstsein gegeben ist und das Bewusstsein umgekehrt ist nur, insofern es Inhalt hat. Husserl thematisiert somit in unserem Modell nicht wie Kant den Filter zwischen Mensch und Welt, sondern den Pfeil des auf die Welt gerichteten Bewusstsein (eigentlich an der Schnittstelle des Filters, wo das Bewusstsein das 'vorgegebene' Phänomen erfasst): Phänomene sind in einem die intentionalen – somit 'bedeutungsvollen' Gegenstände (die mit Evidenz, selbstverständlich dem Bewusstsein vorgegeben sind) und die Bewusstseinsakte bei späteren Phänomenologen wird die Gegenstandsseite stärker betont. Husserl entwickelt die Phänomenologie mit bescheidenem Anspruch: Aus der Kritik der gegenwärtigen Wissenschaft seiner Zeit und als Versuch, der Wissenschaft insgesamt einen 12 sicheren Grund zu bieten – er sieht die Phänomenologie vor jeder Wissenschaft als ihre Basis angesiedelt. Wie ist das möglich: Indem die Phänomenologie mit dem oben beschriebenen Moment, in dem die 'Gegenstände des Denkens' dem Bewusstsein 'vorgegeben' werden (also die 'Schnittstelle von gegenständlicher Welt und menschlichem, intentionalem Bewusstsein) den Ort aufsucht, wo die Welt für uns erst entsteht, wo jedes Denken und damit auch Wissenschaft ihren faktischen Ausgangspunkt hat. Aus diesen Überlegungen entwickelt Husserl einen auch methodisch – als Denkverfahren zu verstehenden Ansatz, wie man zu diesem 'Ausgangspunkt des Denkens' gelangen und von ihm weiter reflektieren kann. Dies geschieht durch Epoche´ genannte Schritte der 'Reduktion' – eine spezifische Art zu reflektieren: Nach Husserl treten wir zunächst einer theoretischen Welt gegenüber – dh. unser Eindruck ist überlagert von 'Vorurteilen' aus Wissenschaft, Religion, Tradition etc. In der ersten Epoche geht es darum, 'zu den Sachen selbst' zu gelangen, diese vorgeformten Wissensbestände zu hinterfragen, um die Phänomene so zu erfahren, wie sie uns in unserer Lebenswelt (der jeweils konkret erfahrbaren Umwelt) unmittelbar vorgegeben sind. Das ist die Ebene der natürlichen Einstellung in der wir die Welt so hinnehmen, wie sie uns gegeben ist. In der phänomenologischen Reduktion setzen wir uns in kritische Distanz dazu – als unbeteiligte Zuschauer unserer Denkerlebnisse in ihrer Intentionalität. In der so erreichbaren phänomenologischen Einstellung erfahren wir die Phänomene 'als etwas' (gemäß unserer Intentionalität Hermeneutik: in ihrer Bedeutung). Die eidetische Reduktion führt zu einer Wesensschau, 13 indem wir auf das 'Invariante', Konstante der unterschiedlichsten Variationen des Phänomes reduzieren (was ist das Wesen eines Tisches = Was ist das, was alle Tische gemeinsam haben). Damit verlassen wir die bloß subjektive Ebene. Die transzendentale Reduktion sieht Husserl als abschließenden Schritt, der zur transzendentalen Subjektivität führt, in der sich die Frage stellt, wie die Welt insgesamt uns vorgegeben ist (Sinn des Leben, Religion etc,...) – ein Schritt den spätere Phänomenologen nicht mehr mit Husserl mitgehen. Jürgen Habermas zur Person Jürgen Habermas (1929 - ): Habermas gilt als einer der wichtigsten Theoriebildner der zweiten Hälfte des 20.Jh. – nicht weil er so viel spektakulär und grundsätzlich Neues sagt, sondern weil er enorm viele Wissensbestände in seine Perspektive der Welt integriert hat und – pragmatisch - auf die Spitze gebracht: Wir haben hier ein sehr 'brauchbares' Theoriegebäude von beeindruckender Breite vor uns (darum wird Habermas auch in unterschiedlichsten Wissenschaftsdisziplinen als zentraler Autor rezipiert). Er 'entstammt' der Frankfurter Schule (die großen 'Vier': Adorno, Horkheimer (die beiden Gründer des 'Frankfurter Instituts für Sozialforschung' in der Zwischenkriegszeit), Marcuse und Habermas (beide eine Generation später)), einem ebenfalls bereits integrativem Theoriegebäude – speist sich vor allem aus marxistischen und tiefenpsychologischen Ansätzen und integriert methodisch Hermeneutik und Dialektik. Die Kritische (auch kritisch emanzipatorische) Theorie der FS geht auf erkenntnistheoretischer Ebene von der gesellschaftlichen Verflochtenheit allen Handelns aus - also auch der Wissenschaft. Sie war damit bei den ersten, die jeden 'abgehobenen' Wahrheitsanspruch ablehnten (d.h. für sich stehende Wahrheit, unabhängig von der Art ihrer 'Gewinnung') – und derart 'Lieblingsgegner' der Positivisten um Popper (Positivismusstreit). Habermas unterscheidet etwa schon früh zwischen technischem Erkenntnisinteresse der empirischen Wissenschaften, praktischem Erkenntnisinteresse der hermeneutischen Wissenschaften und emanzipatorischem Erkenntnisinteresse der kritischen Wissenschaften (wie Kritische Theorie, Marxismus, Tiefenpsychologie,...) Entsprechend seine Konstruktion der 'freudianisch unterfütterten' 'Tiefenhermeneutik' als 'aufklärerischer' Methode (siehe Text von Günther Buck). 14 In seinem zentralen Ansatz – der 'Theorie kommunikativen Handelns' – entwirft er das Modell einer Lebenspraxis auf Basis eines gemeinsamen, rational begründbaren Einverständnisses über Handlungsziele und in Folge Regelmechanismen menschlichen Handelns, die sich daraus ergeben – mit Implikationen von Erkenntnistheorie über Soziologie bis Pädagogik und Ethik und weiter. Erkenntnistheoretisch ist Habermas' Position auch als Versuch verstehbar, Kants Postulat der 'gleichen' Vernunft in Richtung einer gemeinsamen Vernunft weiterzudenken. Das Gemeinsame verankert er in der Kommunikation, durch die wir die je eigene Welt als gemeinsame erst verstehen können. Um es in einem 'Kurzschluss' dieser Entwicklung zu formulieren: Habermas beruft sich gerne auf Kant – er ersetzt dessen eine Vernunft, die für sich Wahrheit garantiert jedoch durch einen Kommunikationsprozess, eine 'Vereinigung' der Vernunft im Gedankenaustausch. (Wahrheit als Konsens, als Einigung über das, was wirklich ist (und pragmatisch als gültig angesehen wird, solange niemand widerspricht). Habermas ist damit der vielleicht prominenteste Vertreter von 'Einigungstheorien'. Jürgen Habermas versucht entsprechend seiner Herkunft aus der 'Frankfurter Schule' über den Aspekt rationaler Begründungen eine kritische Perspektive in die Hermeneutik einzuführen. Die 'Kritiklosigkeit' der Hermeneutik ist ihr altes Problem: Verstehen eines vorgegebenen Sinns bedeutet natürlich auch, nicht hinter diesen Sinn steigen zu können, als 'Verstehen' über keinen externen Standpunkt zur Kritik zu verfügen. Historisch-faktisch hat sich die Hermeneutik und ihre Vertreter vor allem im 3. Reich diskreditiert – als überwiegend kritiklose Ausleger nationalsozialistischen Gedankenguts (bis hin zu Heidegger). Jürgen Habermas ist somit nicht in einer Gegenposition zur Hermeneutik, sondern sucht sie aus einer modifizierten erkenntnistheoretischen Position heraus zu erweitern. In seinem Text thematisiert er das Problem der Wissenschaftlichkeit der Hermeneutik – ausgehend von Sozialwissenschaften einem dürfen historischen Aufriss hermeneutische der Diskussion. Forschungsdimension Seine These: (Problem des Verstehens) nicht aufgeben Er ortet dagegen Einwände aus zwei Richtungen: Gadamer: Hermeneutik keine Methodologie Hermeneutik Kunst, nicht Methode Gadamer begriff "Methode" als etwas der "Wahrheit" Entgegengesetztes; Wahrheit lasse sich nur durch die geübte und kluge Praxis des Verstehens erlangen. Als eine Tätigkeit sei Hermeneutik bestenfalls eine Kunst und niemals eine Methode - im Hinblick auf die Wissenschaft eine subversive Kraft, die jeden systematischen Zugang unterläuft... 15 'konventionelle' Sozialwissenschaftler - also mit Nähe zum kritischen Rationalismus Poppers - kritisieren aus Sicht eines wissenschaftlichen Objektivismus die Betonung des Subjekts in der Hermeneutik: Sie behaupteten, das Problem der Interpretation liege in deren Mystifizierung. Es gebe keine allgemeinen Interpretationsprobleme, sondern lediglich Einzelprobleme, die sich mit den üblichen Forschungstechniken bewältigen ließen. Eine sorgfältige Operationalisierung theoretischer Terme, d. h. Tests für die Gültigkeit und Zuverlässigkeit von Instrumenten könnten unkontrollierte Einflüsse verhindern... Habermas versucht somit eine 'Mittelposition zwischen 'subjektivistischen' und 'objektivistischen' Positionen zur Hermeneutik und will diese in ihrer subjektiven Ausrichtung als wissenschaftliche Methode legitimieren (siehe Erstzitat). Noch einmal ein Blick auf unser Modell: Es spiegelt auch die Positionen bezüglich der wissenschaftlichen vorwissenschaftlichen Beschreibungsperspektiven und wissenschaftlichen wieder: Positionen Von (1.Person subjektivistischen - Gadamer) über dialogische -/Diskurstheorien (2.Person – Habermas) bis zu strikt objektivistischen (3. Person – Popper, aber auch Luhmann) - wobei etwa bei Konstruktivismus eine hohe Breite bezüglich dieser Perspektive gegeben ist, andere, wie Skeptiker oder auch Habermas, die Perspektive mit dem Theoriekontext zu wechseln imstande sind. 1. Person 3.Person 16 Was wir hier sehen ist ein ziemlich großer Bereich mit offensichtlich problematischem wissenschaftlichen Status – wenn man von Vertretern reiner Lehren ausgeht (wobei bei Popper auch der Konstruktivismus zwar nicht von seiner Perspektive, aber seiner Methodik her wissenschaftlich fragwürdig erscheint) Im zweiten Teil des ersten Kapitels liefert Habermas seine Sicht auf die Wissenschaftsgeschichte der Nachkriegszeit – und zwar auf die Erschütterung der Dominanz des objektivistischen Weltbildes des kritischen Rationalismus und relativiert somit eine Seite der doppelseitigen Kritik in ihrer Relevanz (Man nehme zuerst seinen Lieblingsfeind an der Gurgel!) Ein Hinweis zur Arbeit: Wir tun wir nun mit Sätzen wie: "In der Kontroverse Mitte der sechziger Jahre wurde die Hermeneutik entweder zum philosophischen Ersatz für die Heideggersche Ontologie aufgebauscht oder als Folgeproblem von Meßschwierigkeiten trivialisiert. " Wir gehen in der hermeneutischen Spirale von einem (nicht abschließbar) zunehmenden Verständnis aus – die Frage ist daher immer: Wie relevant ist ein unverständlicher Satz für mein Gesamtverständnis des Textes? Wie relevant ist ein unverständlicher Satz für mein Erkenntnisinteresse, weswegen ich mich mit dem Text auseinandersetze (das Thema meiner Arbeit)? Was muss ich wissen, um derartiges Gesamtverständnis herzustellen? Interessiert mich mehr (Neugierde, Gesamtbezug auf Überthemen)? Verständnisebenen dazu wären etwa: Ich weiss, es geht um den wissenschaftshistorischen Kontext Den zweiten Teil des Satzes kann ich dem Absatz davor – Position der konventionellen Sozialwissenschaften – zuordnen Ich vermute daher insgesamt das oben angesprochenen Spannungsfeld als Einstieg in die historische Betrachtung Ich schlage den Begriff Ontologie nach Ich informiere mich über Heidegger (siehe oben: Kontext: Position Heidegger) 17 In den weiteren Kapiteln sucht Habermas seine erkenntnistheoretische Mittelposition in beide Richtungen zu verteidigen: Hermeneutik kann prinzipiell nicht so objektiv sein wie positivistische Empirie, sie ist aber nicht beliebig und auf Grund ihres Erklärungsgehaltes unverzichtbar. Soweit eine kurze Skizze des erkenntnistheoretischen Gehalts des Textes. Fragen dazu werde ich zu Beginn der nächsten Lv beantworten. 18