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begründen, verstehen, beurteilen – Argumentation, Hermeneutik und Kritik als
Methoden wissenschaftlichen Arbeitens
190170 VO, UE - Grundlagen: philosophische Methoden, 2.2.3 [21b2] laut Studienplan
Pädagogik 2002 (2 Std.)
Lehrveranstaltungsleiter: Mag. Martin Steger /TutorInnen: Claudia Gusenbauer, Angela Jansen,
Marlis Stöckl
Donnerstag, 9.00 - 11.00, HS 31
11. Termin 12.01.06: Konkretisierung am Text: theoretischer Kontext
Formalia:

Rückmeldungen 1. Gruppenarbeit: Sie haben hoffentlich in den Ferien meine
Rückmeldung bekommen – sonst schicken Sie mir bitte ein E-mail. Das können Sie auch
tun, wenn Sie Fragen haben, sich missverstanden fühlen etc.
Falls Sie sich nicht ganz ausgekannt haben, wo Sie beurteilungsmäßig stehen: Ich habe
versucht, Ihnen Niveauorientierungen zubieten, aber ich habe die Arbeit nicht benotet –
benotet wird die Gesamtleistung und das nicht in einer Durchschnittsrechnung. Sie werden
sich vielleicht noch an das Skript mit den Formalia zu dieser Arbeit erinnern (3.Termin):
"Zudem bekommen Sie nach der ersten Gruppenarbeit Rückmeldung und können
somit in der zweiten Gruppenarbeit verstärkt auf Ihre Schwächen achten. Diese
zweite Arbeit – und Ihr Lernfortschritt – sind vor allem beurteilungsrelevant."
Wenn wir schon beim Zitieren dieses Skripts sind, möchte ich noch etwas in Erinnerung
rufen:
"Ich werde nicht den Inhalt beurteilen – das heißt: ich beurteile nicht, ob Ihr
Verständnis von 'Verstehen 'richtig' ist - sondern die Begründung, den
Einigungsprozess. Wie Sie auf unserem Fahrplan sehen können, begleitet diese
Arbeit die Abschnitte 'Wissenschaft und Wahrheit' sowie 'Argumentation', noch
nicht 'Hermeneutik', wo es inhaltlich um 'Verstehen gehen wird.
Angesichts dessen wüsste ich gerne, wieso manche Gruppen glauben, sich Inhalte
erschummeln zu müssen. Ich habe in insgesamt 5 Arbeiten ganze Absätze aus fremden
Texten (ohne Zitation - z.B. aus Wikipedia) vorgefunden - nicht einmal neuformatiert, also
mit verbliebenen Hyperlinks etc.. Derartiges steht ganz oben auf der Liste der Todsünden
1
wissenschaftlichen Arbeitens – noch dazu, wenn es nicht um Inhaltswiedergabe, sondern um
Interpretation geht.
Ich habe absolut keine Lust, Wikipädia und Ähnliches zu beurteilen, ich muss auch gestehen,
mich beschleicht dabei das Gefühl, dass mir meine Zeit gestohlen wird – und bei Gruppen
mit 9er-Matrikelnummern denke ich, könnte man um so mehr voraussetzen, dass Sie
wissen, was Sie tun und dass das nicht erlaubt ist. Ich möchte Sie also vorwarnen: Sie
werden direkt in der Hölle landen, wenn Sie das noch einmal tun – nein, nicht ganz so
schlimm: Ich verkünde daher hiermit offiziell, dass das für Gruppen, bei denen ich
Derartiges bei der zweiten Arbeit feststelle, einfach ein 'Nicht Genügend' ohne weitere
Beachtung des Rests der Arbeit bedeutet . Ich muss Ihnen auch sagen, dass ich eine ganze
Menge Literatur zum Thema gut kenne – sie haben also gute Chancen, dass ich Absätze
auch dann identifiziere, wenn Sie die gescheiter formatieren – abgesehen von Stilbrüchen
und gedanklicher Konsistenz.
Sollten Sie tatsächlich noch nicht wissen, wie man mit Fremdliteratur umgeht empfehle ich
u.a., das Skript zur Fragestunde zu lesen (8.Termin).
Abgesehen davon waren einige Arbeit ausgezeichnet, zwei Drittel waren auf zumindest
gutem Niveau – Gratulation.

Textwahl 2. Gruppenarbeit: ist abgeschlossen. Es hat sich ein Favorit herausgebildet –
das ist der Text von Jürgen Habermas. Das heißt, dass die Habermas- Gruppen
wahrscheinlich nicht alle von Marlis Stöckl betreut werden. Wenn Sie darauf Wert legen,
sollten Sie schnell genug einen Termin ausmachen. Ich empfehle überhaupt, demnächst den
Tutorinnen-Termin abzuhalten, da er ja als Orientierungshilfe und Controlling für Ihre
Grundargumentation gedacht ist. Um das noch einmal festzuhalten: Für die LuhmannGruppen ist Claudia Gusenbauer, für die Buck-Gruppen Angela Janssen zuständig.

Zeitplan: Unsere letzten Lvs sind der Verknüpfung der Vo-Inhalte mit den drei Texten
gewidmet.
Plan ist folgender:

Diese Lv konnte der theoretische Kontext von Günther Buck und Jürgen Habermas
diskutiert werden.

Nächste Lv schließen wir, falls noch Fragen offen sind, Jürgen Habermas ab und
besprechen Niklas Luhmanns Theoriekontext und die Verstehensmodelle der Autoren
– soweit wir kommen.
2

Die letzte Stunde widmen wir etwaigen Überhängen aus der Vor-Lv sowie
allgemeinen Fragen von ihnen und einigen Details, die mir bei ihren ersten Arbeiten
aufgefallen sind.
Inhalt:
zum Verständnis des wissenschaftstheoretischen Kontextes:
Warum wissenschaftlicher Kontext?
Unsere Texte unterschieden sich auch im dahinterstehenden Theoriegebäude und sind in
einigem schwer verständlich, wenn man nicht auch darauf den Blick richtet – frei nach
Dilthey: höheres Verstehen als Erweiterung des Kontextes. Das trifft die Texte nicht in
gleichem Ausmaß – am stärksten wohl Luhmann.
Vorab eine Wiederholung – damit wir wissen, wo wir anknüpfen müssen:
Ich habe es schon einige Male angesprochen:
Wissenschaftliche Texte sind prinzipiell nur eingeschränkt verstehbar, wenn man nicht auch
ihren positionellen wissenschaftstheoretischen Hintergrund mitüberlegt:
Dem haben wir uns über ein kleines historisch unterfüttertes Modell genähert – extrem
vereinfacht auf 2 Aspekte (Verhältnis Mensch – Welt / Orientierungsfunktion und Bezug auf
eine metaphysische 'Ordnung
der Dinge').
Das Modell
soll
eine grobe Zuordnung
erkenntnistheoretischer Positionen erlauben – und damit den Hintergrund der Texte ein
wenig erhellen:
Wir
reduzieren
im
ersten
Schritt
die
Eingebundenheit
des
Menschen
auf
ein
Grundverhältns: das Verhältnis Mensch  Welt.

In der Wissenschaft thematisieren wir das Grundverhältnis Mensch-Welt unter der
Perspektive der Wahrheit(sfähigkeit).
Wann können wir nun sagen, etwas/ eine Aussage ist wahr?
Aus unserer Grundrelation drängt sich ein erster Aspekt geradezu auf: wenn sie mit der
Welt/Wirklichkeit übereinstimmt (Korrespondenztheorien). In unserem Modell zeigt sich aber
als Problem, dass die direkte Relation, wie wir sie aufgezeichnet haben, nicht ausreicht: Der
3
Mensch ist Teil der von ihm betrachteten Welt und durch seine Reflexivität und Expressivität
'trägt er diese Welt auch in sich' und schafft sie mit:
  

Diese gedankliche Rückkoppelungsschleife finden Sie unter verschiedenen Namen in
unterschiedlichsten Theoriegebäuden: die Reflexivität des Idealismus, die Zirkularität der
Hermeneutik, die Selbstreferenz der Systemtheorie, die Kybernetik als solche ua. – wobei all
diese Theorien durchaus unterschiedlich sind – es sind die Begriffe, unter denen ein
Phänomen in verschiedene Theoriegebäude 'eingepasst' wird.
Wir haben also als 1. prinzipielles Erkenntnisproblem die Tatsache, dass wir nicht trennbar
sind von der Welt.
Das zweite Erkenntnisproblem haben wir mit dem Namen Immanuel Kants verknüpft. Es
besagt im Prinzip, dass man nie sagen könne, was wirklich sei, sondern immer nur, was der
Mensch fähig sei, als wirklich zu erkennen (mit seiner Form der Sinne, der Vernunft etc.):
"Was es für eine Bewandtnis mit den Gegenständen an sich und abgesondert von all dieser
Rezeptivität unserer Sinnlichkeit haben möge, bleibt uns gänzlich unbekannt. Wir kennen
nichts als unsere Art, sie wahrzunehmen." (Kant, Immanuel: Kritik der reinen Vernunft.Frankfurt am Main: Suhrkamp 199011, §8/I, S. 87)
Das ist Immanuel Kants ‘kopernikanische’ Wende in der Philosophie - ein 'neues'
Erkenntnisprinzip:
von
Erkenntnis
des
regelhaft
Bestehenden
zu
regelhafter
Erkenntnis des Bestehenden. Damit wird Kohärenz vom ergänzenden zum alternativen
Wahrheitskriterium. Immanuel Kant lehnt die Grundüberlegung der Korrespondenztheorie die direkte Entsprechung von Erkenntnis und Wirklichkeit – erstmals prinzipiell ab: in seinem
erkenntnistheoretischen Grundgedanken,
Wie die Wirklichkeit an sich ist, können wir nicht erfahren, weil sie uns nicht unvermittelt
gegeben ist – sondern nur vermittelt durch unsere Erkenntnisfähigkeiten (Sinne und
Vernunft). Wahrheit ist möglich, weil diese Fähigkeiten bei uns allen gleich sind (der Titel der
'Kritik der reinen Vernunft' verweist auf die Vorstellung Kants der im Prinzip gleichen, nur
unterschiedlich 'aufgeklärten', klaren, 'gesäuberten' Vernunft). Wahrheit ist hier wieder eine
'kohärente', basierend auf der inneren Übereinstimmung und Widerspruchsfreiheit (der
Gesetzmäßigkeit) von Aussagen.
4
In unserem Modell entspricht das in etwa folgendem Bild:




Kant zieht mit unserer Erkenntnisfähigkeit einen 'Filter' zwischen der Welt und
dem Menschen ein – ein Theoriegebäude, das uns erlaubt, von Wissen zu sprechen, ohne
letztlich auf eine 'höhere, - ordnende, schöpferische - Instanz' zu verweisen. Dieses Modell
erlaubt Kant auch, vom Menschen als 'Bürger zweier Welten' zu sprechen, der Teil der
Natur/Wirklichkeit ist und ihren Gesetzen unterworfen und zugleich der Freiheit und Moral
fähig und für sein Tun selbst verantwortlich ist.
In dieser Konstruktion zeigen sich aber zugleich die Kritikpunkte an Kant und die
Richtungen, in denen sich Erkenntnistheorie weiterentwickelte:

prinzipiell ist seinem eigenen Modell zufolge die Gleichheit der Erkenntnisfähigkeit Teil
der Natur – also von uns eigentlich gar nicht feststellbar. Nachdem diese Fähigkeiten rein
formale sind (die Art, wie Inhalte aus der Welt 'verarbeitet' werden), treten sie auch nie als
gleiche in Erscheinung. Individuelle, historische und kulturelle Unterschiede des Umgangs
mit Vernunft sind aber mit Kant nicht fassbar.

praktisch bedeutet Kants Konstruktion eine 'Abwendung von der Welt' - indem er Inhalt
(Welt) und Form (Erkenntnisweise) trennt und nur über letzteres Aussagen macht, ist ihm
der Mensch in der Welt - in seiner konkreten Existenz – erkenntnistheoretisch kein Thema.
Erkenntnistheoretische Theorien nach Kant setzen dementsprechend vor allem bei
den Charakteristika an, die den Menschen in seiner Existenz in der Welt
auszeichnen: Geschichtlichkeit, Körperlichkeit, Wille, Sozialität,... Sie gehen dabei
aber nicht hinter Kant zurück, sondern bauen auf seiner Konstruktion der Vernunftfähigkeit
des Menschen auf.
Man kann also die bislang gezeichnete Linie als einen Versuch verstehen, Erkenntnis (und
damit Wahrheit) nicht in einer 'vorgegebenen' Ordnung, sondern im Menschen selbst zu
fundieren – um den Preis äußerster Abstraktion auf die 'reine' Form.
Folgende Überlegungen nach Kant versuchen in diesem Bild nun, den konkreten Menschen
und die Komplexität der Welt zunehmend einzubeziehen.
5
Dabei passiert noch etwas: War schon Kants Theorie erkenntnistheoretisch gegenüber den
vorigen Erklärungsweisen eine Rückzugsposition (Wir wissen nichts über die Welt an sich,
aber kraft der uns gleichen Vernunft, wissen wir etwas über die Welt, wie sie uns allen gleich
erscheint) sind spätere Modelle dadurch geprägt, dass sie diese Gleichheit der Erkenntnis
nicht mehr aufrechterhalten und - im weiteren Rückzug - dafür 'Ersatz' suchen - oder
Konsequenzen ziehen, wo sie keinen Ersatz sehen.
In aller Kürze einige Positionen:

Hermeneutik ist in unserem Modell dann beschreibbar als Erkenntnismodell, dass die
Konstruktion des Menschen als 'Bürger zweier Welten' weiterführt und darauf hinweist, dass
der Mensch (in seiner Lebenswelt) als reflexives Wesen nicht in der selben Art 'erkennbar' ist
wie die nicht reflexive Welt: den Menschen (laut unserem Modell: und die Welt, so wie wir
sie in uns tragen) verstehen wir (Sinn), die Natur erklären wir (Ursache).
In unserem Modell entspricht das in etwa folgendem Bild:



Empirisch-positivistische
Wissenschaften


des
20.
Jahrhunderts
(kritischer
Rationalismus) drehen den Fokus des Erkenntnisprozesses um – mit der Überlegung: Wenn
wir also (mit Kant) die Welt an sich nicht erkennen können und daher nicht sagen, was wahr
ist (verifizieren), können wir zumindest uns dieser Wahrheit annähern, indem wir feststellen,
was nicht wahr ist (der Welt, wie wir sie erkennen können, nicht entspricht – falsifizieren) 
Das ist die zur Zeit dominierende wissenschaftliche Position: Eine Korrespondenztheorie, die
Kants
Einwände
mitdenkt
-
als
pragmatische
Antwort
auf
das
Grundproblem
der
Korrespondenztheorie, die Welt prinzipiell nicht so erkennen zu können, wie sie 'an sich' ist.
In unserem Modell entspricht das in etwa folgendem Bild:





Einigungstheorien (Vertragstheorien, Diskurstheorien,...) versuchen, den Bezug auf
die eine, allen gleiche und bloß 'aufzuklärende' Vernunft als Garant der Wahrheit durch
Einigungsprozesse zu ersetzen – wenn wir auch nicht davon ausgehen können, dass jeder
6
für sich auf die gleiche Art denkt und derart zu den gleichen Ergebnissen kommen muss
(weil Vernunft auch historisch ausgeformt, auf individuelle Erfahrungen rekurrierend,...),
können wir doch annehmen, dass Aussagen, denen wir alle gemeinsam zustimmen können,
wahr sind. Diese Theorien sind oft weiter verbunden mit der Annahme einer uns allen
zukommenden Vernunftfähigkeit und sprechen daher von begündeten Einigungsprozessen –
schließen also weiter Entscheidungsfähigkeit aus Vernunftgründen im Diskurs mit ein Sie
finden sich vor allem in Sozial- und Kommunikationswissenschaften.
In unserem Modell entspricht das in etwa folgendem Bild:






Hier ist nach Korrespondenz und Kohärenz der dritte Typ von Wahrheitskonstruktionen mit
angesprochen – der Konsens zwischen Vernünftigen.

Skepsis versucht im Grunde, sich diesen letztlich nicht haltbaren 'Kompromissen' zu
entziehen, indem sie positive Aussagen zum Wesen / Zustand der Welt vermeidet – wenn
wir nicht sagen können, wie die Welt an sich ist, sollten wir das auch nicht tun. Diese
Perspektive
fragt
–
va.
in
der
tranzendental-kritischen
Ausformung
-
nach
den
'Erklärungsresten' und unbegründeten Vorannahmen in Aussagen über die Welt (mit Kant:
Was ist die Bedingung der Möglichkeit von...) und ist derart imstande, Geltungsfragen zu
thematisieren. In unserem Modell entspricht das in etwa folgendem Bild:



?


Konstruktivisten reagieren auf das Erkenntnisproblem mit abgeschwächtem Anspruch
offensiv – wenn wir die Welt an sich nicht erkennen können, dann behandeln wir unsere
Erkenntnisse eben wie Erfindungen und überprüfen, ob sie 'funktionieren' (Brauchbarkeit des
Konstruktes ersetzt Wahrheit der Erkenntnis: Bezugspunkt bleibt korrespondenztheoretisch
die Wirklichkeit, wenn auch wie bei Popper als 'unerreichbare ').
7
In unserem Modell entspricht das in etwa folgendem Bild:


?
 
Zugleich spiegelt unser Modell auch – natürlich wieder stark vereinfacht - die Positionen der
genannten Theorien bezüglich der wissenschaftlichen Beschreibungsperspektiven wieder:
Von subjektivistischen Positionen (1.Person – Hermeneutik: Der Wissenschaftler involviert
sich) über Einigungstheorien (dialogische: 2.Person: Du und Diskurstheorien: 1. Person,
Mehrzahl: Wir) bis zu strikt objektivistischen (3. Person: Kritische Rationalisten aber auch
Konstruktivisten) - wobei etwa bei Konstruktivismus eine hohe Breite bezüglich dieser
Perspektive gegeben ist, andere, wie Skeptiker oder auch Einigungstheoretiker, die
Perspektive mit dem Theoriekontext zu wechseln imstande sind.
Soweit unser Grundbild mit 5 exemplarischen Modellen.
Wo positionieren wir nun unsere Autoren?
Hegel
Kurz hergeleitet:
Wir können eine gedankliche Linie ziehen
8

von Kant: Wir erkennen die Welt nicht unvermittelt (keine Wahrheit im Sinne direkter
Korrespondenz zur Wirklichkeit), können aber aufgrund der im Prinzip bei allen Menschen
(als einzig bekanntes 'Exemplar' von Vernunftwesen) gleichen Vernunft (als 'reine', d.h.
solange sie nicht von unterschiedlichen Erfahrungen 'affiziert' ist und in formalen,
inhaltsunabhängigen Aspekten) allgemeingültige Aussagen treffen – diese betreffen aber
streng genommen nicht die Wirklichkeit, sondern unsere Art, sie zu erkennen.

über Hegel: Dessen
'objektiver Geist', wie wir ihn im Zuge der Hermeneutik
kennengelernt haben, lässt sich ja schon als eine Entwicklung weg von Kants Reflexion auf
das Abstrakte, bloss Formale (das Erkenntnisvermögen) verstehen
- hin zu einer
Perspektive, die den Menschen, wie er faktisch in der Welt steht, betont: als historisches,
kulturelles (und später: soziales) Wesen. Anstelle der einen 'reinen' Vernunft garantiert nun
der 'objektive Geist' Wahrheitsfähigkeit - als Kulmination des bisher Gedachten, als 'Sphäre
des gemeinsamen Wissens', an der wir teilhaben: eine historisch-kulturelle Deutung des
Gemeinsamen in unserem Denken, die sich durch die gesamten Hermeneutik zieht (als
Voraussetzung dafür, in 'die Haut des anderen zu schlüpfen' (Schleiermacher), sich 'im
Anderen wiederzufinden' (Dilthey)).

über Heidegger: der diese Wendung weiterführt und nicht die Reflexion auf ein
gemeinsames Abstraktes (formale Vernunft, objektiver Geist), sondern auf die je eigene
konkrete Lebenswelt betont. Er tut es (wie Habermas erwähnt) im Rahmen einer Ontologie
(einer 'Seinslehre'): Sein lässt sich erschließen in Differenz zum Nicht-Seienden, zum Nichts.
Der Mensch ist sich als Einziger seines Seins bewusst – im Vollzug dieses Seins als konkretes
'Dasein' – "seiend versteht er sein Sein". Die Reflexion geht also auf den Sinn dieses Seins
(vor der Folie des Nicht-Daseins: des Todes – um auch diesen berühmten Gedanken des
'Seins zum Tode' einzubinden): In dieser Konstruktion - der sinnbezogenen, 'verstehenden'
Reflexion auf das eigene Leben in Differenz zum Nicht-Sein - zeigt sich auch ein wenig,
warum unterschiedlichste Denkschulen sich heute auf Heidegger berufen: Phänomenologen
(das konkrete Sein als Gegenstand des Denkens), Existenzialisten (die Unbedingtheit der
'Existenz'
(im
Bewusstsein
des
Todes)),
Hermeneutiker
(der
Sinn
des
Seins),
Systemtheoretiker (das Verstehen des Seins in Differenz zu etwas),...

über Gadamer, der ein dialogisches Moment einführt in die Hermeneutik einführt (wie
vor ihm etwa Martin Buber in die Erkenntnistheorie), wenn er das Gemeinsame je als
Begegnung, als 'echte' Erfahrung deutet (und Wahrheit damit im Gegensatz zu Methode und
dem wissenschaftlichen 'allgemeingültig über etwas sprechen' sieht)

hin zu Habermas, der das Gemeinsame im Diskurs, in der Kommunikation, durch die wir
die je eigene Welt als gemeinsame erst verstehen können, verankert. Um es in einem
9
'Kurzschluss' dieser Entwickung zu formulieren: Habermas beruft sich gerne auf Kant – er
ersetzt dessen eine Vernunft, die für sich Wahrheit garantiert jedoch durch einen
Kommunikationsprozess, eine 'Vereinigung' der Vernunft im Gedankenaustausch. (Wahrheit
als Konsens, als Einigung über das, was wirklich ist (und pragmatisch als gültig angesehen
wird, solange niemand widerspricht)).
Damit haben wir eine Linie gezogen vom Menschenbild des Subjektes als individuellem
Vernunftwesen, das kraft/in seiner Vernunft frei von Zwängen der Natur ist, hin zum
Menschen
als
sozialem
Wesen,
das
in
rationaler
Kommunikation
soziale
Ordnung
konstituiert. Zu betonen ist wieder einmal, dass das natürlich nur eine von vielen denkbaren
Linien ist, festgemacht an einigen wenigen von vielen nennenswerten Denkern (in einem
ihrer Themen). 'Taufen' könnten wir diese Linie als eine der zunehmenden Erfassung der
Komplexität
des
menschlichen
Denkens/Seins
ausgehend
von
Kants
grundsätzlicher
Beschreibung der Vernunft (von der formalen Abstraktion zum zunehmenden Bezug auf
anderes Denken (geschichtlich, kulturell, sozial) bis zum gemeinsamen Denken).
Dann wäre ein naheliegender nächster Schritt (oder nächster Haken) derjenige, an dem das
Denken der Komplexität das Subjekt als 'vermittelnde Instanz' verliert: etwa hin zu
Luhmanns Systemtheorie, bei der Gesellschaft als 'eigendynamisches' System und nicht
mehr als Ergebnis der Vielzahl einzelner Akteure beschrieben wird.
Die Systemtheorie gehört inzwischen zu den wichtigen 'Supertheorien' im Bereich der
Human- und Sozialwissenschaften, - so nennt Luhmann Theorien, die vom Geltungsbereich
her im Prinzip die ganze Welt und auch sich selbst zum Thema haben.
Luhmann
Buck
Habermas
10
Das ist eine Sicht auf den Rahmen, in dem sich unsere Autoren bewegen. Unter Eingezug
erkenntnistheoretisch wichtiger Hermeneutiker aus den letzten Lvs (sowie der verwandten
Phänomenologie – siehe unten):
Luhmann
Dilthey
Gadamer
Husserl
Phänomenologie
Heidegger
Buck
Hegel
Habermas
Die 3 Positionen möchte ich jetzt mit Ihnen durchgehen – in schön alphabetischer
Reihenfolge von Buck über Habermas zu Luhmann (in der nächsten Lv).
Günther Buck
Hermeneutiker – wie viele mit phänomenologischem Einschlag - aus Münster, gest. 1983.
Zum theoretischen Kontext: Phänomenologie
Wir haben Hermeneutik an Kant angeknüpft, indem wir gesagt haben, dass sie sich auf die
menschliche, Sinn- und 'Freiheitsseite' unseres Modells konzentriert – das kann sie aber
nicht kantianisch, weil der ja vom Inhalt weg auf die Form reflektiert – sie braucht eine
Fundierung ihrer Inhaltsorientierung: Die hat sie im 19. Jahrhundert vor allem in der
Geschichtswissenschaft,
im
20.
Jahrhundert
in
der
Phänomenologischen
Philosophie
gefunden.
Phänomenologie ist eigentlich nicht ein homogenes Theoriegebäude, sondern ein Bündel
philosophisch/wissenschaftstheoretischer Positionen und daraus abgeleiteter Methoden mit
starken Überschneidungen zur Hermeneutik auf der einen, zum Existenzialismus auf der
11
anderen Seite. Sie beruht auf Edmund Husserls Überlegungen in den ersten Jahrzehnten des
20. Jahrhunderts; weitere Vertreter: Heidegger (im Übergang zur Hermeneutik), Sartre (im
Übergang
zum
Existenzialismus),
Dekonstruktivismus),
...
.
Die
Merleau-Ponty,
Überschneidungen
Levinas
zeigen
den
(im
Übergang
großen
Einfluß
zum
der
Phänomenologie als neuer erkenntnistheoretischer Ansatz auf das Denken des 20.
Jahrhunderts.
Phänomenologie bedeutet übersetzt: Lehre von den Erscheinungen. Ihr Name und ihr Motto
'zu den Sachen selbst' klingt nach Empirismus, ist aber genau das nicht - Phänomene
können auch Ideen, Weltanschauungen und ähnliches sein, nicht nur Gegenstände –
Phänomenologie ist eher als ein Versuch zu begreifen, in Kants Überlegungen die Inhalte
wieder einzubinden:
Husserl geht wie Kant nicht von der Wirklichkeit an sich aus, sondern davon, wie wir sie
erkennen: Phänomene sind all die Tatsachen, die dem Bewusstsein vorgegeben sind, mit
denen wir uns beschäftigen: "Die Phänomenologie macht die Erlebnisse des erkennenden
Denkens zum Thema" (Janssen)
D.h.: Gegenstand der Phänomenologie ist wie bei Kant das Bewusstsein – aber im
Unterschied zu Kant nicht in seiner formalisierenden 'Arbeitsweise', sondern wie es sich auf
die Welt richtet: Dieses Richten auf etwas nennt Husserl Intentionalität (damit ist die
Intentionalität sehr nahe zur 'Bedeutung', zum 'Sinn' in der Hermeneutik) . Die Welt ist für
uns nur, sofern und wie sie uns durch Bewusstsein gegeben ist und das Bewusstsein
umgekehrt ist nur, insofern es Inhalt hat.
Husserl thematisiert somit in unserem Modell nicht wie Kant den Filter zwischen Mensch und
Welt, sondern den Pfeil des auf die Welt gerichteten Bewusstsein (eigentlich an der
Schnittstelle des Filters, wo das Bewusstsein das 'vorgegebene' Phänomen erfasst):
 
Phänomene sind in einem die intentionalen – somit 'bedeutungsvollen' Gegenstände (die mit
Evidenz, selbstverständlich dem Bewusstsein vorgegeben sind) und die Bewusstseinsakte 
bei späteren Phänomenologen wird die Gegenstandsseite stärker betont.
Husserl entwickelt die Phänomenologie mit bescheidenem Anspruch: Aus der Kritik der
gegenwärtigen Wissenschaft seiner Zeit und als Versuch, der Wissenschaft insgesamt einen
12
sicheren Grund zu bieten – er sieht die Phänomenologie vor jeder Wissenschaft als ihre Basis
angesiedelt. Wie ist das möglich: Indem die Phänomenologie mit dem oben beschriebenen
Moment, in dem die 'Gegenstände des Denkens' dem Bewusstsein 'vorgegeben' werden
(also die 'Schnittstelle von gegenständlicher Welt und menschlichem, intentionalem
Bewusstsein) den Ort aufsucht, wo die Welt für uns erst entsteht, wo jedes Denken und
damit auch Wissenschaft ihren faktischen Ausgangspunkt hat.
Aus diesen Überlegungen entwickelt Husserl einen auch methodisch – als Denkverfahren zu verstehenden Ansatz, wie man zu diesem 'Ausgangspunkt des Denkens' gelangen und
von ihm weiter reflektieren kann. Dies geschieht durch Epoche´ genannte Schritte der
'Reduktion' – eine spezifische Art zu reflektieren:
Nach Husserl treten wir zunächst einer
theoretischen Welt
gegenüber – dh. unser Eindruck ist überlagert von 'Vorurteilen' aus Wissenschaft,
Religion, Tradition etc. In der
ersten Epoche
geht
es
darum,
'zu
den
Sachen
selbst'
zu
gelangen,
diese
vorgeformten
Wissensbestände zu hinterfragen, um die Phänomene so zu erfahren, wie sie uns in
unserer
Lebenswelt
(der
jeweils
konkret
erfahrbaren
Umwelt)
unmittelbar
vorgegeben sind. Das ist die Ebene der
natürlichen Einstellung
in der wir die Welt so hinnehmen, wie sie uns gegeben ist. In der
phänomenologischen Reduktion
setzen wir uns in kritische Distanz dazu – als unbeteiligte Zuschauer unserer
Denkerlebnisse in ihrer Intentionalität. In der so erreichbaren
phänomenologischen Einstellung
erfahren
wir
die
Phänomene
'als
etwas'
(gemäß
unserer
Intentionalität

Hermeneutik: in ihrer Bedeutung). Die
eidetische Reduktion
führt zu einer
Wesensschau,
13
indem wir auf das 'Invariante', Konstante der unterschiedlichsten Variationen des
Phänomes reduzieren (was ist das Wesen eines Tisches = Was ist das, was alle Tische
gemeinsam haben). Damit verlassen wir die bloß subjektive Ebene. Die
transzendentale Reduktion
sieht Husserl als abschließenden Schritt, der zur
transzendentalen Subjektivität
führt, in der sich die Frage stellt, wie die Welt insgesamt uns vorgegeben ist (Sinn
des Leben, Religion etc,...) – ein Schritt den spätere Phänomenologen nicht mehr mit
Husserl mitgehen.
Jürgen Habermas
zur Person Jürgen Habermas (1929 - ): Habermas gilt als einer der wichtigsten
Theoriebildner der zweiten Hälfte des 20.Jh. – nicht weil er so viel spektakulär und
grundsätzlich Neues sagt, sondern weil er enorm viele Wissensbestände in seine Perspektive
der Welt integriert hat und – pragmatisch - auf die Spitze gebracht: Wir haben hier ein sehr
'brauchbares' Theoriegebäude von beeindruckender Breite vor uns (darum wird Habermas
auch in unterschiedlichsten Wissenschaftsdisziplinen als zentraler Autor rezipiert).
Er 'entstammt' der Frankfurter Schule (die großen 'Vier': Adorno, Horkheimer (die beiden
Gründer des 'Frankfurter Instituts für Sozialforschung' in der Zwischenkriegszeit), Marcuse
und Habermas (beide eine Generation später)), einem ebenfalls bereits integrativem
Theoriegebäude – speist sich vor allem aus marxistischen und tiefenpsychologischen
Ansätzen und integriert methodisch Hermeneutik und Dialektik. Die Kritische (auch kritisch
emanzipatorische) Theorie der FS geht auf erkenntnistheoretischer Ebene von der
gesellschaftlichen Verflochtenheit allen Handelns aus - also auch der Wissenschaft. Sie war
damit bei den ersten, die jeden 'abgehobenen' Wahrheitsanspruch ablehnten (d.h. für sich
stehende
Wahrheit,
unabhängig
von
der
Art
ihrer
'Gewinnung')
–
und
derart
'Lieblingsgegner' der Positivisten um Popper (Positivismusstreit). Habermas unterscheidet
etwa schon früh zwischen technischem Erkenntnisinteresse der empirischen Wissenschaften,
praktischem
Erkenntnisinteresse
der
hermeneutischen
Wissenschaften
und
emanzipatorischem Erkenntnisinteresse der kritischen Wissenschaften (wie Kritische Theorie,
Marxismus,
Tiefenpsychologie,...)
Entsprechend
seine
Konstruktion
der
'freudianisch
unterfütterten' 'Tiefenhermeneutik' als 'aufklärerischer' Methode (siehe Text von Günther
Buck).
14
In seinem zentralen Ansatz – der 'Theorie kommunikativen Handelns' – entwirft er

das Modell einer Lebenspraxis auf Basis eines gemeinsamen, rational begründbaren
Einverständnisses über Handlungsziele

und in Folge Regelmechanismen menschlichen Handelns, die sich daraus ergeben – mit
Implikationen von Erkenntnistheorie über Soziologie bis Pädagogik und Ethik und weiter.
Erkenntnistheoretisch ist Habermas' Position auch als Versuch verstehbar, Kants Postulat der
'gleichen'
Vernunft
in
Richtung
einer
gemeinsamen
Vernunft
weiterzudenken.
Das
Gemeinsame verankert er in der Kommunikation, durch die wir die je eigene Welt als
gemeinsame erst verstehen können. Um es in einem 'Kurzschluss' dieser Entwicklung zu
formulieren: Habermas beruft sich gerne auf Kant – er ersetzt dessen eine Vernunft, die für
sich Wahrheit garantiert jedoch durch einen Kommunikationsprozess, eine 'Vereinigung' der
Vernunft im Gedankenaustausch. (Wahrheit als Konsens, als Einigung über das, was wirklich
ist (und pragmatisch als gültig angesehen wird, solange niemand widerspricht). Habermas
ist damit der vielleicht prominenteste Vertreter von 'Einigungstheorien'.

Jürgen Habermas versucht entsprechend seiner Herkunft aus der 'Frankfurter Schule'
über den Aspekt rationaler Begründungen eine kritische Perspektive in die Hermeneutik
einzuführen. Die 'Kritiklosigkeit' der Hermeneutik ist ihr altes Problem: Verstehen eines
vorgegebenen Sinns bedeutet natürlich auch, nicht hinter diesen Sinn steigen zu können, als
'Verstehen' über keinen externen Standpunkt zur Kritik zu verfügen. Historisch-faktisch hat
sich die Hermeneutik und ihre Vertreter vor allem im 3. Reich diskreditiert – als überwiegend
kritiklose Ausleger nationalsozialistischen Gedankenguts (bis hin zu Heidegger).
Jürgen Habermas ist somit nicht in einer Gegenposition zur Hermeneutik, sondern sucht sie
aus einer modifizierten erkenntnistheoretischen Position heraus zu erweitern.
In seinem Text thematisiert er das Problem der Wissenschaftlichkeit der Hermeneutik –
ausgehend
von
Sozialwissenschaften
einem
dürfen
historischen
Aufriss
hermeneutische
der
Diskussion.
Forschungsdimension
Seine
These:
(Problem
des
Verstehens) nicht aufgeben
Er ortet dagegen Einwände aus zwei Richtungen:

Gadamer: Hermeneutik keine Methodologie  Hermeneutik Kunst, nicht Methode
Gadamer begriff "Methode" als etwas der "Wahrheit" Entgegengesetztes; Wahrheit lasse sich
nur durch die geübte und kluge Praxis des Verstehens erlangen. Als eine Tätigkeit sei
Hermeneutik bestenfalls eine Kunst und niemals eine Methode - im Hinblick auf die
Wissenschaft eine subversive Kraft, die jeden systematischen Zugang unterläuft...
15

'konventionelle' Sozialwissenschaftler - also mit Nähe zum kritischen Rationalismus
Poppers - kritisieren aus Sicht eines wissenschaftlichen Objektivismus die Betonung des
Subjekts in der Hermeneutik:
Sie behaupteten, das Problem der Interpretation liege in deren Mystifizierung. Es gebe keine
allgemeinen Interpretationsprobleme, sondern lediglich Einzelprobleme, die sich mit den
üblichen
Forschungstechniken
bewältigen
ließen.
Eine
sorgfältige
Operationalisierung
theoretischer Terme, d. h. Tests für die Gültigkeit und Zuverlässigkeit von Instrumenten
könnten unkontrollierte Einflüsse verhindern...
Habermas
versucht
somit
eine
'Mittelposition
zwischen
'subjektivistischen'
und
'objektivistischen' Positionen zur Hermeneutik und will diese in ihrer subjektiven Ausrichtung
als wissenschaftliche Methode legitimieren (siehe Erstzitat).
Noch einmal ein Blick auf unser Modell: Es spiegelt auch die Positionen bezüglich der
wissenschaftlichen
vorwissenschaftlichen
Beschreibungsperspektiven
und
wissenschaftlichen
wieder:
Positionen
Von
(1.Person
subjektivistischen
-
Gadamer)
über
dialogische -/Diskurstheorien (2.Person – Habermas) bis zu strikt objektivistischen (3.
Person – Popper, aber auch Luhmann) - wobei etwa bei Konstruktivismus eine hohe Breite
bezüglich dieser Perspektive gegeben ist, andere, wie Skeptiker oder auch Habermas, die
Perspektive mit dem Theoriekontext zu wechseln imstande sind.
1. Person
3.Person
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Was wir hier sehen ist ein ziemlich großer Bereich mit offensichtlich problematischem
wissenschaftlichen Status – wenn man von Vertretern reiner Lehren ausgeht (wobei bei
Popper auch der Konstruktivismus zwar nicht von seiner Perspektive, aber seiner Methodik
her wissenschaftlich fragwürdig erscheint)
Im
zweiten
Teil
des
ersten
Kapitels
liefert
Habermas
seine
Sicht
auf
die
Wissenschaftsgeschichte der Nachkriegszeit – und zwar auf die Erschütterung der Dominanz
des objektivistischen Weltbildes des kritischen Rationalismus und relativiert somit eine Seite
der doppelseitigen Kritik in ihrer Relevanz (Man nehme zuerst seinen Lieblingsfeind an der
Gurgel!)
Ein Hinweis zur Arbeit: Wir tun wir nun mit Sätzen wie:
"In der Kontroverse Mitte der sechziger Jahre wurde die Hermeneutik entweder zum
philosophischen Ersatz für die Heideggersche Ontologie aufgebauscht oder als Folgeproblem
von Meßschwierigkeiten trivialisiert. "
Wir gehen in der hermeneutischen Spirale von einem (nicht abschließbar) zunehmenden
Verständnis aus – die Frage ist daher immer:

Wie relevant ist ein unverständlicher Satz für mein Gesamtverständnis des Textes?

Wie relevant ist ein unverständlicher Satz für mein Erkenntnisinteresse, weswegen ich
mich mit dem Text auseinandersetze (das Thema meiner Arbeit)?

Was muss ich wissen, um derartiges Gesamtverständnis herzustellen?

Interessiert mich mehr (Neugierde, Gesamtbezug auf Überthemen)?
Verständnisebenen dazu wären etwa:

Ich weiss, es geht um den wissenschaftshistorischen Kontext

Den zweiten Teil des Satzes kann ich dem Absatz davor – Position der konventionellen
Sozialwissenschaften – zuordnen

Ich vermute daher insgesamt das oben angesprochenen Spannungsfeld als Einstieg in
die historische Betrachtung

Ich schlage den Begriff Ontologie nach

Ich informiere mich über Heidegger (siehe oben: Kontext: Position Heidegger)
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In den weiteren Kapiteln sucht Habermas seine erkenntnistheoretische Mittelposition in
beide Richtungen zu verteidigen: Hermeneutik kann prinzipiell nicht so objektiv sein wie
positivistische Empirie, sie ist aber nicht beliebig und auf Grund ihres Erklärungsgehaltes
unverzichtbar.
Soweit eine kurze Skizze des erkenntnistheoretischen Gehalts des Textes. Fragen dazu
werde ich zu Beginn der nächsten Lv beantworten.
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