Übungsblatt 3 MAT121.1 Analysis 1 Herbstsemester 2016 Prof. Dr. Camillo De Lellis Die Übungsblätter werden jeweils am Freitag auf der Homepage der Vorlesung publiziert. Für den Leistungsnachweis müssen mindestens 8 gelöste Übungsblätter mit mindestens 12 Punkten abgegeben und insgesamt mindestens 280 Punkte erreicht werden. Generell soll die Herleitung der Resultate übersichtlich sein, und es wird gebeten, leserlich zu schreiben. Abgabe : 14. Oktober 13:00 im Briefkasten “Analysis 1 Mat 121.1” im K-Stock am Institut für Mathematik Aufgabe 1 (12 Punkte) Zeigen Sie die folgenden Ungleichungen: (i) ∀A, B, N > 0 ∃C > 0 sodass Cn4 ≥ An3 + Bn2 + N für alle natürlichen Zahlen n ≥ 1 (C muss unabhängig von n sein). (ii) ∀N ∈ N ∃C > 0 sodass sein). (N +1)n nN N ≥ C für alle natürlichen Zahlen n ≥ 1 (C muss unabhängig von n (iii) @C > 0 unabhängig von n, sodass n3 ≤ 10C n2 für alle natürlichen Zahlen n ≥ 1. Lösung: (i) Sei C := A + B + N . Da n ≥ 1, gilt n4 ≥ n3 ≥ n2 ≥ 1. Wir folgern, dass Cn4 = An4 + Bn4 + N n4 ≥ An3 + Bn2 + N. N (ii) Da (N + 1)n = PnN i=0 nN i N i ≥ 1 + nN N , rechnen wir (N + 1)n nN N ≥ 1 + nN N nN N ≥ = N. nN nN Es ist genug C := N zu definieren. (iii) Für jedes C > 0 betrachten wir n := 10C + 1. Wir folgern, dass n3 = (10C + 1)3 > 10C (10C + 1)2 = 10C n2 . Also existiert kein C > 0 , sodass n3 ≤ 10C n2 für alle natürlichen Zahlen n ≥ 1. Aufgabe 2 (12 Punkte) Finden Sie die Lösungsmengen für die folgenden Ungleichungen: 1 (i) |2x − 3| > 5. (ii) |x3 + 3x2 + x + 3| > 2x(1 + x2 ). (iii) |x + 3| ≥ |3x + 4|. Lösung: Der Einfachheit halber schreiben wir (−∞, a) = {x ∈ R : x < a}, (−∞, a] = {x ∈ R : x ≤ a}, (b, ∞) = {x ∈ R : x > b} und [b, ∞) = {x ∈ R : x ≥ b}. (i) Falls x ≥ 32 , dann |2x − 3| = 2x − 3 und 2x − 3 = |2x − 3| > 5 ⇐⇒ x > 4. Wir bemerken, dass x ≥ 3 2 für jedes x > 4. Demnach ist (4, ∞) in der Lösungsmenge enthalten. Falls x ≤ 32 , dann |2x − 3| = −2x + 3 und −2x + 3 = |2x − 3| > 5 ⇐⇒ x < −1. Wir bemerken, dass x ≤ enthalten. 3 2 für jedes x < −1. Demnach ist (−∞, −1) in der Lösungsmenge Wir folgern, dass die Lösungsmenge gleich (−∞, −1) ∪ (4, ∞) ist. (ii) Wir bemerken, dass |x3 + 3x2 + x + 3| = |(x + 3)(1 + x2 )| = |x + 3|(1 + x2 ). Da für jedes x ∈ R die Ungleichung (1 + x2 ) 6= 0 gilt, folgt |x3 + 3x2 + x + 3| = |x + 3|(1 + x2 ) > 2x(1 + x2 ) ⇐⇒ |x + 3| > 2x. Falls x ≥ −3, dann |x + 3| = x + 3 und x + 3 = |x + 3| > 2x ⇐⇒ x < 3. Demnach ist [−3, 3) in der Lösungsmenge enthalten. Falls x ≤ −3, dann |x + 3| = −x − 3 und −x − 3 = |x + 3| > 2x ⇐⇒ x < −1. Wir bemerken, dass x ≤ −3 für jedes x < −1 und somit ist (−∞, −3] in der Lösungsmenge enthalten. Wir folgern, dass die Lösungsmenge gleich (−∞, 3) = (−∞, −3] ∪ [−3, 3) ist. (iii) Falls x ≥ − 34 , dann |x + 3| = x + 3, |3x + 4| = 3x + 4 und 1 x + 3 = |x + 3| ≥ |3x + 4| = 3x + 4 ⇐⇒ x ≤ − . 2 Demnach ist [− 34 , − 12 ] in der Lösungsmenge enthalten. Falls x ∈ [−3, − 43 ], dann |x + 3| = x + 3, |3x + 4| = −3x − 4 und 7 x + 3 = |x + 3| ≥ |3x + 4| = −3x − 4 ⇐⇒ x ≥ − . 4 Demnach ist [− 74 , − 43 ] in der Lösungsmenge enthalten. 2 Falls x ∈ (−∞, −3], dann |x + 3| = −x − 3, |3x + 4| = −3x − 4 und 1 −x − 3 = |x + 3| ≥ |3x + 4| = −3x − 4 ⇐⇒ x ≥ − . 2 Wir bemerken, dass [− 21 , ∞) ∩ (−∞, −3] = ∅, demnach, für jedes x ∈ (−∞, −3], ist x keine Lösung. Wir folgern, dass die Lösungsmenge gleich [− 47 , − 12 ] = [− 74 , − 34 ] ∪ [− 43 , − 12 ] ist. Aufgabe 3 (12 Punkte) Zeigen Sie, ob die folgenden Mengen die Supremumseigenschaft besitzen: (i) A = R \ Q. (ii) B = N. (iii) C = (1, 7]. (iv) D = [0, 4). (v) E = {− n1 : n ∈ N \ {0}} ∪ {0}. √ (vi) F = Q ∩ (−3, 11]. Erinnerung: Eine Menge L ⊆ R besitzt die Supremumseigenschaft, wenn jede nichtleere und nach oben beschränkte Teilmenge M ⊆ L ihr Supremum sup M ∈ L hat. Lösung: (i) Wir betrachten G := [0, 1] \ Q. Wir bemerken, dass G ⊂ A, G nach oben beschränkt durch 1 und nicht leer ist. Da A dicht in R ist, gilt sup G = 1 6∈ R \ Q. Damit besitzt A nicht die Supremumseigenschaft. (ii) Sei G ⊂ B nicht leer und nach oben beschränkt. Das impliziert, dass G eine endliche Anzahl von Elementen hat und sup G = max G ∈ G ⊂ B. Wir folgern, dass B die Supremumseigenschaft besitzt. (iii) Sei G ⊂ C nicht leer. G ist nach oben beschränkt, weil x ≤ 7 für jedes x ∈ C. Das impliziert, dass sup G ∈ (1, 7] = C. Wir folgern, dass C die Supremumseigenschaft besitzt. (iv) Wir betrachten G := D ⊆ D. Wir bemerken, dass G durch 4 nach oben beschränkt ist und G nicht leer ist. Aber sup G = 4 6∈ D. Demnach besitzt D die Supremumseigenschaft nicht. (v) Sei G ⊂ E nicht leer. G ist nach oben beschränkt, weil x ≤ 0 für jedes x ∈ E. Falls G eine endliche Anzahl von Elementen hat, sup G = max G ∈ G ⊂ E. Falls G eine unendliche Anzahl von Elementen hat, sup G = 0 ∈ E. Wir folgern, dass E die Supremumseigenschaft besitzt. √ (vi) Wir betrachten G := F ⊆ F . Wir bemerken, dass G durch 11 nach oben beschränkt ist und G √ nicht leer ist. Aber sup G = 11 6∈ F , demnach besitzt F nicht die Supremumseigenschaft. Aufgabe 4 (12 Punkte) Zeigen Sie die folgenden Schritte: (i) ∀x ∈ R \ Q, ∀n ∈ N, ∃(p, q) ∈ Z × N : 1≤q≤n und x − p 1 ≤ . q nq Hinweis: Betrachten Sie die Menge {lx − [lx] : l ∈ N ∩ [1, n + 1]}, wobei [lx] die grösste ganze Zahl kleiner oder gleich lx ist. Benutzen Sie das Schubfachprinzip. 3 (ii) Folgern Sie, dass ∀x ∈ R \ Q, ∀N ∈ N, ∃(p, q) ∈ Z × N Hinweis: Benutzen Sie den Schritt 1, mit n sodass ist. 1 n : q>N und x − p 1 ≤ 2. q q kleiner als min{|x − pq | : (p, q) ∈ Z × N, q ≤ N} Lösung: (i) Wir betrachten die Menge L := {lx − [lx] : l ∈ N ∩ [1, n + 1]}, wobei [lx] die grösste ganze Zahl kleiner oder gleich lx ist (wir bemerken, dass es nicht gleich lx sein kann, anderenfalls lx ∈ Z impliziert den Widerspruch x ∈ Q). Demnach L ⊂ [0, 1). Wir können schreiben [0, 1) := n−1 [ i=0 i i+1 , n n . Wir benutzen das Schubfachprinzip, um den folgenden Satz zu deduzieren ∃(j, l) ∈ N2 , 1≤j <l ≤n+1 : 0 ≤ |(lx − [lx]) − (jx − [jx])| ≤ 1 . n Da l > j, rechnen wir 1 x − [lx] − [jx] ≤ . l − j n(l − j) Wir setzen p := [lx] − [jx] ∈ Z und q := l − j ∈ N (da n + 1 ≥ l > j ≥ 1, n ≥ q ≥ 1 ist), sodass wir die Behauptung folgern. (ii) Es existiert eine endliche Anzahl von Paaren (p, q) ∈ Z × N, sodass q ≤ N und |x − pq | ≤ 1. Tatsächlich falls |p| ≥ N (2 + |x|), dann | pq | ≥ 2 + |x| und |x − pq | ≥ | pq | − |x| ≥ (2 + |x|) − |x| = 2. Das impliziert, dass min{|x − pq | : (p, q) ∈ Z × N, q ≤ N } existiert und, da x ∈ R \ Q, es nicht null ist. Demnach existiert n ∈ N, sodass n1 < min{|x − pq | : (p, q) ∈ Z × N, q ≤ N }. Mit Hilfe von Schritt (i), folgern wir, dass ein Paar (p0 , q 0 ) ∈ Z × N existiert mit 0 x − p ≤ 1 ≤ 1 < min x − q0 nq 0 n p : (p, q) ∈ Z × N, q q≤N Das impliziert q 0 > N , wie gewünscht. Aufgabe 5 (12 Punkte) Zeigen Sie, dass nur eine endliche Zahl von Paaren (p, q) ∈ Z × N existiert, sodass: √ 2− p 1 ≤ . q q3 Lösung: √ √ Für jedes Paar (p, q) ∈ Z × N sodass 2 − pq > 1 gilt 2 − pq > √ Falls 2 − pq ≤ 1, dann p √ √ − 2 ≤ 2 − p ≤ 1. q q Wir folgern √ p ≤ 1 + 2, q 4 1 q3 . . und √ 2+ √ p p √ ≤ 2 + ≤ 1 + 2 2. q q √ Da p2 − 2q 2 ∈ N und 2q 2 − p2 = 6 0, anderenfalls p = q 2 6∈ Q, haben wir (1) 2 p − 2 = p2 − 2q 2 1 ≥ 1 . q2 q2 q2 (2) Von Ungleichungen (1) und (2), rechnen wir 2 p √ 1 ≤ 2 − 2 = 2 + 2 q q p √ · 2− q √ √ p ≤ (1 + 2 2) 2 − q p . q (3) √ Für jede natürliche Zahl q > (1 + 2 2), folgern wir √ 1 2− < 3 q p . q √ √ Also gibt es die Möglichkeit, dass 2 − pq ≤ q13 nur, wenn q ≤ (1+2 2). Es existiert eine endliche Zahl √ √ √ von Paaren (p, q) ∈ Z×N, sodass q ≤ (1+2 2) und |x− pq | ≤ 1. Tatsächlich falls |p| ≥ (1+2 2)(2+ 2), √ √ √ √ √ dann | pq | ≥ 2 + 2 und | 2 − pq | ≥ | pq | − 2 ≥ (2 + 2) − 2 = 2. 5