Die psychoanalytische Neurosenlehre

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Hausarbeit
„Wie erklärt die Psychoanalyse die Entstehung und die
Symptomatik der Neurosen?“
Vorlesung:
„Psychopathologie“
Veranstaltungsnummer: 06934/ D1 HSTa
Dozent: Prof. Dr. Ewald Rumpf
Universität Kassel
Fachbereich Sozialwesen
WS 2005/ 2006
vorgelegt von:
Tim Werner, Friedrich-Engels-Straße 2, 34117 Kassel
Kassel, 09.02.2006
„Wie erklärt sich die Psychoanalyse die Entstehung und die Symptomatik der Neurosen?“
1. Zitat
2. Vorwort
3. Das zentrale Ziel und die 4 Gesichtspunkte der menschlichen Betrachtungsweise der
Psychoanalyse
3.1 Das Strukturmodell des psychischen Apparats
3.2 Biographische genetische Aspekte und die Verteilung der Libido
3.3 Objektbeziehungen und Trieborganisation der Entwicklungsstufen
3.3.1 Die „Orale Phase“
3.3.2 Die analsadistische Phase
3.3.3 Die phallisch.narzistische Phase
3.3.4 Der Ödipuskomplex
3.3.5 Der Kastrationskomplex
3.3.6 Die Latenzzeit
3.3.7 Die Pubertät
4. Kurzdefinitionen von Neurosen
4.1 Schopenhauers Stachelschweine
4.2 Neurose und Traum; Konfliktbewältigung durch Kompromiss
4.3 Die traumatische Situation
4.4 Erkrankungstypen
5. Symptombildung bei Übertragungsneurosen
5.1 Die Konversionshysterie
5.2 Die Phobie
5.3 Die Zwangsneurose
6. Charakterneurosen
7. Fazit
8. Literatur Verzeichnis
9. Erklärung
2
1. Zitat
„ Die Psychoanalyse hält sich in der Tat sehr nah bei jener kritischen Funktion, von der wir
sagen, dass sie allen Humanwissenschaften eignet. Indem sie sich die Aufgabe gestellt hat,
durch das Bewußtsein des Diskurs den Unbewußten sprechen zu lassen, schreitet sie in
Richtung jenes grundlegenden Gebietes vorwärts, indem sich die Beziehungen der
Reproduktion und der Endlichkeit abspielen.
Während alle Humanwissenschaften nur mit ihm zugewandten Rücken zum Unbewußten
gehen und darauf warten, dass es sich in dem Maß enthüllt, in dem sich gewissermaßen
rückschreitend die Analyse des Bewußtseins vollzieht, zielt die Psychoanalyse direkt mit
Überlegung auf das Unbewußte und nicht auf das, was sich allmählich in dem
fortschreitenden Beleuchten des Impliziten aufhellt, sondern auf das, was da ist, sich entzieht,
was mit der stummen Festigkeit einer Sache, eines in sich selbst abgeschlossenen Textes oder
einer freien Stelle in einem sichtbaren Text existiert und was sich dadurch verteidigt.“ (...)
„Das heißt: im Unterschied zu den Humanwissenshaften, die, indem sie den Weg zum
Unbewußten rückwarts zurücklegen, stets im Raum des Repräsentierbaren bleiben, geht die
Psychoanalyse vorwärts, um die Repräsentation zu überschreiten, sie auf der Seite der
Endlichkeit zu Übersteigen und so, dort wo man die tragende Funktion ihrer Normen
erwartete, die regelbeladenen Konflikte und die systembildenden Bedingungen, die nackte
Tatsache hervorruft, dass es ein System (also Bedeutung), eine Regel (also Opposition) und
eine Norm (also Funktion) geben kann.“1
2. Vorwort
Seit dem Ausgang des vorigen Jahrhunderts hat sich aus der Beobachtung und dem Studium
neurotischer, insbesondere zunächst hysterischer Krankheitsbilder die Psychoanalyse
entwickelt. Die Psychoanalyse ist heute ein Fachgebiet eigener Prägung, eine selbständige
Disziplin, denn sie verfügt:
1) Über eine eigene Forschungsmethode2, mit deren Hilfe sie ihre Daten gewinnt und
2) über eine eigene allgemeinen Theorie, die psychoanalytische Metapsychologie. Diese
integriert und systematisiert gewonnenen Daten und kann zumindest qualitativ durch
Erfahrung bestätigt werden..
Michel Foucault, „Die Ordnung der Dinge“, S. 447 ff.
S. Freud schreibt zu Recht die stolzen Worte: „In Wirklichkeit ist die Psychoanalyse eine Forschungsmethode,
ein parteiloses Instrument, wie etwa die Infinitesimalrechnung.“ (vgl. Freud, S: „Die Zukunft einer Illusion“,
1927, S. 360)
1
2
3
3) eine Krankheitslehre zu entwickeln, dass heißt, sie gelangte zu Aussagen über die Struktur
und Kausalgenese solcher Krankheitsbilder, an deren Herkunft und Aufbau psychische
Faktoren bestimmend und gestaltend beteiligt sind. Die Psychoanalyse entwickelt
4) eine Behandlungstechnik, die psychoanalytische Psychotherapie und entwarf schließlich
5) eine umfassende Persönlichkeitstheorie, in der über die Genese, die Struktur und Funktion
der Psyche systematische Feststellungen getroffen werden.
Diese Hausarbeit wird sich vor allem mit der Theorie und der Krankheitslehre der
Psychoanalyse beschäftigen ohne auf bestimmte Behandlungstechniken einzugehen. Die
Persönlichkeitstheorie der Psychoanalyse (PA) soll, soweit es zur Klärung des behandelten
Themas erforderlich ist, im Rahmen der „allgemeinen psychoanalytischen“ Theorie erklärt
und behandelt werden. Insofern hat diese Hausarbeit eher einen einführenden Charakter, als
einen detaillierten.
3. Das zentrale Ziel der Psychoanalyse und die 4 Gesichtspunkte der menschlichen
Betrachtung
„Geheime(s) Motiv(e)“ des psychischen „So-Seins“, also nicht unmittelbar sichtbare oder
repräsente Ziele aufzuweisen war das zentrale Ziel der Psychoanalyse, weshalb sie auch von
Freud 1928 als Tiefenpsychologie bezeichnet wurde. Ohne die Auffindung dieser Motive
wäre es Freud nicht möglich gewesen den Sinngehalt hinter den psychischen Krankheiten zu
erkennen. Die Verfolgung dieser „Motivgeschichten“ eines Patienten bis in die Kindheit, den
Träumen, die Erziehung und des Milieus in der Kinder groß werden, enthüllte darüber hinaus,
dass eine enge Verbindung zwischen biologisch- somatischen Vorgängen und den
psychosozialen Verhältnissen und deren Einflüsse besteht.
Man spricht von den vier Psychologien der Psychoanalyse um klar zu machen, unter welchen
Gesichtspunkten der Mensch betrachtet werden kann und deren Kriterien:
1) Triebpsychologie/ Libidotheorie
-
Bedürfnisse und Wünsche, geformt in der frühen Erfahrung werden verkörpert in
bewußten oder unbewußten Phantasien.
-
Die Wünsche aber sind oft unannehmbar; Zeichen dieser Konflikte und ihrer Lösungen
sind Angst, Schuld, Scham, Hemmungen, Symptombildung sowie pathologische
Charakterzüge.
4
2) Ich Psychologie
-
Die Fähigkeit zur Anpassung, Realitätsprüfung, Abwehrprozessen und umgehen mit der
inneren Welt der Bedürfnisse, Affekten sowie der äußeren Welt der Realitätsanforderung.
→ „Ich-Defekt“
3) Psychologie des Selbsterlebens
-
anhaltendes subjektives Befinden in Hinblick auf eigene Grenzen, Kontinuität,
Wertschätzung, Reaktion und Schwankungen des subjektiven Zustands
-
Selbst- Erleben
-
Die zentrale Stellung des Selbst
4) Psychologie der Objektbeziehung
-
Erleben der Objektbeziehung als Kind, welches im Gedächtnis noch gespeichert ist und
sich wiederholt.
-
3.1
Die Wiederholung des Familiendramas ( Suche nach Liebe und Bewältigung)
Strukturmodell des psychischen Apparats
Strukturm. d. psychischen Apparats
Es
Ich
zentraler Inhalt der 3 Instanzen ist das Selbst
ÜberIch
(nach Battegay, 1971)
Das Es ist unterste, ursprüngliche Schicht. Es arbeitet nach dem Lust- Unlust- Prinzip und
will sofortige und totale Befriedigung der Impulse. Es kennt keine Logik, Moral und
Beständigkeit, ist zeitlos, unbelehrbar und unberechenbar und hängt eng mit dem Somatischen
zusammen.
Das Ich ist Wahrnehmung, Gedächtnis, Motorik, arbeitet nach Realitätsprinzip und ist
denkend und planend. Das Ich wird ebenfalls als der Träger des Bewußtseins und des
Selbsterhaltungsorgan der Psyche bezeichnet. Das Ich muss umgehen mit Verbindungen des
Über-Ich, den Strebungen der Umwelt und sammelt Erfahrungen. Außerdem schützt das Ich
die Entwicklung von Angst (Gegenbesetzung des Es)
Das Über-Ich ist das System aller Motive, das Gewissen, ist einschränkend und verfolgend.
Es hängt mit dem gefürchtetem Eltern Objekt zusammen.
5
3.2 Biographisch genetische Aspekte und die Verteilung der Libido
Die biographisch-genetische Betrachtungsweise betrifft, zusammenfassend gesehen, zum
einen die Eindrücke, die das Individuum im Laufe des Lebens, vor allem in der Kindheit, in
seinen Objektbeziehungen gewonnen hat und zum anderen hat sie die Reifungs- und
Entwicklungsphasen der Triebe und der Ich-Organisation im Blick, die sich in
phasenspezifischer Wechselwirkung mit seinen wichtigen Bezugspersonen, seinen Trieb„Objekten“ ergeben.
Libido [die; lateinisch] Begierde, Geschlechtstrieb; nach S. Freud eine spezifische sexuelle
Triebkraft, die die energetische Komponente vieler seelischer Vorgänge darstellt; nach C. G.
Jung eine allgemeine seelische Energie, Lebenskraft.3
Objekt des Triebes ist der Gegenstand, an dem und mittels dessen der Trieb sein Ziel erreicht.
Er ist sehr inkonstant, auswechselbar und ursprünglich gar nicht mit dem Trieb verbunden.
Erst sekundär hat sich der Trieb auf ein bestimmtes Objekt gerichtet und zwar nach Maßgabe
der Befriedigung, die ihm dieses Objekt verspricht. Dieser wesentliche Fortschritt in der
Entwicklung der psychoanalytischen Trieblehre war zugleich ein wichtiger Anstoß zur
Konzeption einer differenzierteren psychoanalytischen Theorie des Ich, als Freud zu der
Auffassung gelangte, daß die Libido nur Objekte sucht sondern auch die eigene Person, das
Selbst besetzen kann. Fortan unterschied man Objektlibido von einer narzißtischen Libido,
wobei Freud den Ausdruck Nazißmus in Erinnerung der griechischen Sage vom Jüngling
„Narzissus“ wählte, der in sein eigenes Spiegelbild verliebt blieb.
Die Libidoverteilung, das Verhältnis von Objektlibido und narzißtischer Libido, gewann vor
allem unter zwei Aspekten große Bedeutung: einerseits in entwicklungspsychologischer
Hinsicht und zum anderen in pathogenetischer4 Hinsicht. Die Libido findet ihre Ziele
ungefähr so wie bei einer lebenswichtigen Körperfunktion. Die Nahrungsaufnahme
beispielsweise ist mit lustvoller Berührung der Mundschleimhaut und mit warmen, zartem
Hautkontakt, also mit einer adäquaten Reizung der auf der frühesten Entwicklungsstufe
führenden erogenen Zonen verknüpft. Die Objektbeziehungen des erwachsenen Menschen, im
engeren Sinne die Objektwahl, also die Libidoverteilung in der Beziehung zu den
bevorzugten, den geliebten Objekten orientiert sich nach zwei Grundformen, zwischen denen
manigfaltige Übergänge möglich sind.
3
vgl. www.wissen.de
Pathogenese[die; griechisch]
die Entstehung einer Krankheit, hinsichtlich der Ursache (kausale Pathogenese) und der Art (formale
Pathogenese).
4
6
I.
Die Objektwahl nach dem Anlehnungstyp vollzieht sich nach dem Vorbild des
Kleinkindes, das die primär narzißtische Libido allmählich auf eine nährende und
pflegende Mutter überträgt. Bestimmend ist dabei zunächst das Maß an
Triebbefriedigung, die das Objekt vermittelt. Das Objekt wird begehrt, weil und
insofern es der Triebbefriedigung dienlich ist. Je größer die Befriedigung, um so mehr
Libido fließt dann aber umgekehrt dem Objekt zu, um so wertvoller erscheint das
Objekt dem Ich, das seinerseits in gleichem Maße an Eigenliebe und stolzer
Selbsteinschätzung verarmt. Nach dem Anlehnungstyp liebt ursprünglich etwa der
Mann die nährende Frau, die Frau den schützenden Mann.
II.
Anders bei der Objektwahl nach dem narzißtischen Typ. Danach liebt man was man
selbst ist, was man selbst war, was man sein möchte (Ich-Ideal) oder die Person, die
ein Teil des eigene Selbst war (die Eltern lieben ihr Kind für dafür das sie das sind was
sie mal waren als Kind).
Die psychoanalytische Trieblehre war in einem ersten Schritt als Theorie der Sexualität
begründet worden. Die infantile Entwicklung der Sexualität aus multiplen Partialtrieben und
die ursprüngliche autoerotische Befriedigung sowie die Regulation der kontinuierlich aus
ihren Quellen fließenden Triebenergie durch das Lust- Realitätsprinzip bildeten die Grundlage
der Theorie der Triebe, speziell der Libido.
Die sogenannten Geisteskrankheiten oder Psychosen, insbesondere die Schizophrenie und die
Paranoia, die vor allem durch Wahnbildung ausgezeichnet sind bildeten aber eine vorläufige
Grenze für weitere Einblicke in das Wesen der Libido (sie sind vor allem durch
Wahnbildungen ausgezeichnet aber auch durch Melancholie) diese entzog sich dem
psychoanalytischen Verständnis und der therapeutischen Beeinflussung durch die
psychoanalytische Methode. Den Grund dafür sah man darin, dass der Psychosekranke,
soweit seine Persönlichkeit von der Krankheit befallen war, gefühlshafte Beziehungen zu
anderen Menschen und demgemäß auch zum Arzt in einem gewissen Krankheitsstadium
vermissen ließ. Ganz anders der an einer Neurose erkrankte.
Der Hysteriker und Zwangsneurotiker hat sofern seine Krankheit „reicht“, die Beziehung zur
Realität zwar aufgegeben, die Analyse zeigt aber, dass er die erotischen Beziehungen zu
Personen und Dingen keinesfalls aufgegeben hat. „Er hält sie in seiner Phantasie fest.“5
5
Freud, S.: „Triebe und Triebschicksale“, 1915a, S. 139
7
3.3 Objektbeziehungen und Trieborganisation der Entwicklungsstufen
Freud war der Auffassung das allen neurotischen Erkrankungen im Erwachsenenalter eine
infantile Neurose zugrunde liegt, deshalb machte er es sich auch zum Auftrag bei jeder
Psychoanalytischen Behandlung zum Kern der Neurose und damit soweit in die Kindheit des
Patienten vorzudringen wie es geht. Dafür wurde und ist die Phasenlehre der
Libidoentwicklung geschaffen worden.
3.3.1 Die orale Phase
In der frühesten Stufe der Libidoentwicklung, in der oralen Phase, zentriert sich das
Luststreben auf die Mundschleimhaut und die Haut der Körperoberfläche als die führenden
erogenen Zonen. Mund und Haut bringen das in seinem Lusterwerb noch völlig hilflose Kind
beim Stillen, Baden, Trockenlegen und so weiter in lustbringende Berührungen mit der
Mutter, mit der es anfänglich noch eine Erlebniseinheit bildet, man könnte sagen psychisch
identisch ist. Das Kind hat psychisch gesehen noch kein eigenes Objekt; Vorgänge wie
gestillt, gewiegt, getragen und liebevoll umsorgt zu werden, bieten ihm den ersten
autoerotischen Lustgewinn.
Dass das Bedürfnis und die Befriedigung nicht immer durch z. B. schreien gestillt wird spürt
es alsbald und erfährt damit seine Abhängigkeit von etwas Fremden. Das Baby gelangt
dadurch immer mehr zum Weg der ersten Unterscheidung zwischen Subjekt (Säugling) und
Objekt (Mutter), also von Ich und Außenwelt. Ist aber die ursprüngliche Einheit von Kind und
Mutter einmal zerbrochen, so ist eine Trennung vollzogen und dass Kind strebt danach, sich
des mütterlichen Objekts, von dem es abhängt, zu versichern, von ihm Besitz zu ergreifen.
Sobald die Reifungsvorgänge an Muskeln und Nerven vorangeschritten sind, sind auch
koordinierte Bewegungen möglich und nicht zuletzt auch das Beißen beim Säugen. Diese
Saugbewegungen unterliegen der Tendenz zu sichern, zu behalten. Der Säugling hat das
Befriedigung spendende Objekt lieb gewonnen. Die Tendenz ist um so größer, je nachhaltiger
die Versagungen sind, denen der Säugling ausgesetzt ist. Diese Ambivalenz zwischen den
ersten Keimen von Objektlibido und narzißtischer Libido hat noch einen anderen Aspekt:
in der Aufhebung der Eigenexistenz des Objekts durch Introjektion6 kann man eine
destruktive, objektfeindliche Regung erblicken, den sogenannten oralen Sadismus7.
6
Introjektion [lateinisch]
Hineintragung, Hineinlegung menschlicher Gedanken, Willensregungen und Gefühle in Außermenschliches (z.
B. unseres Kraftgefühls in die leblosen Dinge). Ebenso das Verinnerlichen von fremden Anschauungen und
Werten.
8
Gerade diese Zwiegesichtigkeit ist nun der entscheidende für die Verwendung bei der Bildung
neurotischer Symptome. Sie zeigt sowohl libidinöse als auch aggressive Regung und kommt
der Notwendigkeit der Verdichtung verschiedener, gegensätzlicher Motive im neurotischen
Symptom im hohen Maße entgegen.
3.3.2 Die analsadistische Phase
Auf dieser zweiten Organistionsstufe lösen die Afterschleimhaut und die benachbarte Haut
die Mundschleimhaut als führende erogene Zone ab. After und Enddarm werden zur
Hautquelle der Libido. Einerseits ist dies auf körperliche Reifungsvorgänge zurückzuführen
zum anderen auf erzieherische Faktoren, und die Maßgabe der jeweiligen Kultur.
Das Kind erlebt die häufigen Berührungen bei der Körperpflege als höchst lustvoll, aber
selbst der Darminhalt wirkt als Reizkörper auf die Darmschleimhaut und Haut. Mit der
Fähigkeit des willkürlichen Öffnens des Afterschließmuskel gewinnt das Kind eine neue
Möglichkeit autoerotischen8 Lustgewinns über die es nach belieben Verfügen kann. Neben
diesen After-Enddarm-Regionen erhält aber auch die Extremitätenmuskulatur in dieser Phase
zunehmend erogene Bedeutung. Das Kind läuft, hüpft, klettert und gibt sich immer wieder
langanhaltenden rhythmischen Bewegungsabläufen hin. Die Objektbeziehungen bleiben
vorerst prinzipiell narzißtisch orientiert, das heißt, das Objekt wird nur insofern begehrt, als es
dem Lustgewinn und der Bedürfnisbefriedigung des Kindes dient. Besonders in er frühen
analsadistischen Phase aber drohen die destruktiven (zerstörerischen) (Trieb)Kräfte in
Konkurrenz mit den libidinösen vorübergehend die Oberhand zu gewinnen. Für die anale
Triebquelle ist der Darminhalt der Prototyp der Objekte. Die libidinösen Bestrebungen gehen
dahin, das Objekt zu besitzen, dass heißt den Stuhl zurück zu bekommen. Die destruktiven
Kräfte dagegen tendieren dahin das Objekt abzulehnen, also den Darminhalt auszustoßen. Die
ambivalente9 Beziehung zum Äußeren Objekt spiegelt sich in der Einstellung zum Darminhalt
wider. Das wird um so verständlicher wenn man bedenkt, dass sich das Kind schon auf der
oralen Stufe sein Objekt einverleibt, wodurch es zum inneren Objekt geworden ist. Mit
diesem inneren Objekt wird nun der Darminhalt identifiziert, er nimmt dadurch die lustvollen
und unlustvollen Aspekte der äußeren Objekte an. Das gilt natürlich wiederum in verstärktem
Maße, wenn das Kind in seiner Beziehung zur Mutter bzw. zur Erzieherperson nachhaltige
7
Sadismus[nach dem Marquis de Sade] von R. von Krafft-Ebing eingeführte Bezeichnung für eine dem
Masochismus entgegengesetzte Triebabweichung, bei der die Geschlechtslust mit dem Zufügen von Qualen und
Erniedrigungen verbunden ist. Im weiteren Sinne Lust an Grausamkeiten und Verbrechen aller Art.
8
Erklärung siehe „Narzißmus“
9
am|bi|va|lent [–va–, lat.] doppelwertig
9
Enttäuschungen erlebt und sich nun zum Schutz gegen erneute Frustrationen auf die
autoerotische Bestätigung zurückzieht.10
Für die Extremitätenmuskulatur liegen die Objekte eindeutiger in der Außenwelt. Ihr
libidinöses Ziel besteht darin, das Objekt in Besitz zu nehmen, es sich anzueignen, zu
umarmen und zu beherrschen bzw. absolut darüber zu verfügen und das kann heißen, es
loslassen zu müssen, fallenzulassen und nach belieben wegwerfen zu können. Hier werden die
destruktiven Kräfte erkennbar, dass eigentliche destruktive Ziel der Extremitätenaktivität ist
aber die Verrichtung, die ungehemmte Zerstörung des Objekts. Libidinöse und destruktive
Regungen gehen in der Muskelbetätigung aber durchweg Verbindungen ein, die vom
Unterwerfen und Beherrschen über Quetschen, Drücken und Unterdrücken bis zum Schlagen,
Erschlagen und zur Zerstörungslust reichen. Diese Verbindung wird dann Sadismus genannt.
Gegen die eigene Person gerichtet stellt sie eine Form des Masochismus dar, den sogenannten
erogenen Masochismus. Dieser Masochismus äußert sich bei Kindern oft dahingehend, dass
sie daran gehindert sind ihre Wut an einem äußerem Objekt auszulassen, sie werfen sich auf
den Boden oder schlagen sich selbst.
Diese dualistische Triebtheorie ist unter Psychoanalytikern bis in die Gegenwart kontrovers,
allerdings ist die Existenz aggressiver Impulse bis heute unumstritten.
Dieser frühen destruktiv- sadistischen Phase folgt eine zweite, eher libidinös geprägte Phase,
in der man von einer Objektfreundlichkeit spricht, von beherrschender Regung.
Diese Unterteilung der analsadistischen Phase in eine frühere destruktiv-sadistischen und eine
spätere libidinöse objektfreundliche Phase ist für das pathogene Verständnis der narzißtischen
Neurosen und ihre Abgrenzung gegen die Übertragungsneurosen von großem Belang.
Abraham wies nach, dass Libido und Aggression bei der Zwangsneurose bis auf die spätere
Stufe der analsadistischen Phase zurückfallen. Die wachsende Beherrschung der eigenen
Motorik und damit die Fähigkeit, Objekte zu beherrschen, vermitteln dem Kind ebenso wie
die Erfahrung, dass es seiner Umgebung etwas Wertvolles, nämlich den Darminhalt schenken
oder vorenthalten kann, das Gefühl eigener Macht, die zum Allmachtsgefühl werden kann.
Wo diese Selbstüberschätzung nicht dem Selbst als ganzes, sondern einzelnen Organen und
Funktionen gilt, wird sie zur „Magie“. Besonders jener Organe, die als erogene Zonen
vermehrt libidobesetzt sind, misst es magische Kräfte zu.
Lampl-De Groot erwähnte ein schönes Beispiel: „John, zwei Jahre und zehn Monate alt,
erzählte seiner Mutter, sein Penis würde wachsen, bis er so groß wäre wie der
10
Schimpfen anstatt zu loben um das Kind „sauber“ zu bekommen etc.
10
Gartenschlauch; er würde den ganzen Ozean füllen und dann würde ein großer Dampfer
kommen und mit ihm übers Meer fahren“11
3.3.3 Die phallisch-narzißtische Phase
Im dritten Lebensjahr etwa löst das Genitale den Enddarm als führende erogene Zone ab.
Diese Entwicklungsphase ist also bei den Geschlechtern dadurch charakterisiert, dass die
Außenweltobjekte, real oder in der Phantasie, das gleiche phallische Genitale haben wie das
Subjekt. Ein Körperteil, das in hohem Maße libidobesetzt ist, wird auf das Objekt projiziert
oder am eigenen Leib identifikatorisch umgewandelt, eine narzißtische Objektwahl also.
Freud hat diese Phase als die phallische bezeichnet, in der Auffassung, dass psychisch für
beide Geschlechter nur ein Geschlechtsorgan vorhanden ist, der Penis. Junge und Mädchen
befriedigen ihre sexuelle Erregung durch Onanie. Der Junge reizt den Penis, das Mädchen die
Klitoris, die entwicklungsgeschichtlich als Rudiment12 des männlichen Organs aufzufassen
ist. Der Junge schätzt sein Glied als lustbringenden Besitz so hoch, dass es zum Maßstab
seines Selbstgefühls wird. Der Penis wird mit dem Ich identifiziert, auch die Größe spielt für
den Stolz des Jungen eine wichtige Rolle. Die weiblichen Objekte, vorweg die Mutter, stattet
er in der Phantasie mit einem Penis aus. Seine Objektwahl ist also durch Projektion bestimmt.
Das Mädchen nimmt dagegen bald zur Kenntnis, dass der Vergleich mit dem Organ des
Jungen zu ihrem Nachteil ausfällt. Der Penisneid bestimmt ihre Objektwahl, der Wunsch,
einen Penis zu haben wie der Junge, führt dazu, dass sich das Mädchen mit dem Jungen
vorübergehend identifiziert; sie bietet burschikose Wesenszüge und versucht sich mit dem
Jungen auf den verschiedensten Gebieten zu messen, sie entfaltet eine sogenannte „phallische
Rivalität“. In diesem Nebeneinander männlich-aktiver und weiblich-rezeptiver Strebungen
bei beiden Geschlechtern äußert sich eine bisexuelle Anlage, die auch im anatomischen und
hormonalen Bereich nachweisbar ist. Der Anlage nach könnte sich jedes Individuum sowohl
zur männlichen als auch zur weiblichen Geschlechtlichkeit differenzieren. Die Entscheidung
darüber, welcher Entwicklungsgang tatsächlich eingeschlagen wird, ist in erster Linie in den
Chromosomen des Zellkerns festgelegt, kann aber durch äußere Einflüsse, auch psychischer
Art, gewisse Modifikationen erfahren. Im seelischen Bereich sind beispielsweise später
rückwirkend die latenten passiv-rezeptiven Strebungen des Jungen und die manifesten
Lampl-de Groot, J.:“ Ich-Ideal und Über-Ich, Psyche“, XVII, 6, 321f. 1963
Rudiment[das; lateinisch] Rudimentärorgan, im Lauf der Stammesentwicklung funktionslos gewordenes und
daher verkümmertes Organ, z. B. der Wurmfortsatz am menschlichen Blinddarm // ru |di|men|tär: nicht
ausgebildet, verkümmert
11
12
11
männlich-aktiven
Identifikationen
des
Mädchens
aus
der
phallisch-narzißtischen
Entwicklungsphase wieder belebbar. Das kann bis zur Aufnahme homosexueller Beziehungen
führen, wenn konflikthafte innere, aber auch äußere Umstände in diese Richtung drängen.
3.3.4 Der Ödipuskomplex
Der Ödipuskomplex steht für eine Korrektur der noch überwiegend narzißtischen Objektwahl
der Kinder. Der Junge nimmt zur Kenntnis, dass Frauen, insbesondere die Mutter keineswegs
mit einem männlichen Genital ausgestattet sind und das Mädchen muss sich eingestehen, dass
es in der rivalisierenden Identifikation mit dem Knaben eher Enttäuschung als Befriedigung
und Bestätigung erfährt. Es ahnt, dass seine Bestimmung nicht darin liegen kann, es dem
Jungen gleichzutun. Das Ich und die Außenweltobjekte erhalten in dieser Phase immer mehr
wirklichkeitsentsprechende Aspekte und die magische Weltauffassung tritt allmählich zurück.
Die nach wie vor autoerotische Befriedigung, die Onanie, geht nun mit Objektvorstellungen,
mit Phantasien einher. Diese genital-sexuellen Wünsche in dieser infantil-genitalen Phase
stürzen das Kind in tiefe Konflikte. Schon die Triebeinschränkungen, die sich das Kind in
früheren
Stadien,
etwa
bei
der
Reglementierung
der
Ernährung,
bei
der
Reinlichkeitserziehung und bei der Einschränkung seiner Aggression gefallen lassen musste,
haben es in Konflikte mit der Umwelt und seinen Objekten gebracht. Dies waren aber
durchweg Konflikte auf der Zwei-Personen-Ebene. Auf der infantil-genitalen Stufe nun sind
es Konflikte von neuer Art, sie betreffen eine Drei-Personen-Beziehung und entstammen dem
Bereich des Ödipuskomplexes.13 Freud hat diese Bezeichnung in Erinnerung an die
griechische Sage gewählt, nach welcher Ödipus seinen Vater erschlug, ahnungslos seine
Mutter heiratete, mit ihr Kinder zeugte und schließlich blendete. Der Themenkreis, der die
Phantasien und die seelische Einstellung des Kindes in diese frühgenitalen Phase erstmals
bestimmt, ist dem der Ödipussage sehr ähnlich. Der Junge liebt seine Mutter, will sie
vielleicht sogar heiraten, wenn er groß ist und dem Vater gegenüber bringt er gemischte
Gefühle entgegen, er liebt ihn zwar aber verwünscht ihn auch manchmal („wenn ich so groß
bin wie der Papa und der Papa nicht mehr da ist, heirate ich dich Mama“). Beim Mädchen
hingegen verhält sich die Sache anders, sozusagen umgekehrt. In diesem Ambivalenzkonflikt
in der Beziehung zum gleichgeschlechtlichen Elternteil wächst das Kind aus inneren
Bedingungen, im Zuge seiner Reifung und Entwicklung hinein, auch ohne das es besonders
Feindseligkeit weckender Erziehungsmaßnahmen bedarf. Diese ödipale Ambivalenz hat eher
einen biologischen und mehr sozialen Aspekt, biologisch betrachtet repräsentiert sie die
12
bisexuelle Anlage des Menschen; sozial gesehen enthält sie die Wertschätzung beider Eltern
aufgrund früherer befriedigender Erfahrungen an ihnen, zum anderen aber die Rivalität mit
dem gleichgeschlechtlichen Elternteil im Werben um das selbe Objekt. Der soziale Aspekt
des ödipalen Konfliktes erweitert sich im übrigen dadurch, dass die Eltern dem Kind auch die
Normen der Gesellschaft repräsentieren, in die sie ebenso wie das Kind hineingeboren sind.
Diese Gesellschaft ist Träger von Traditionen, Sitten und Gesetzen, in denen bestimmte
Vorstellungen und Wertungen bezüglich der frühkindlichen Triebansprüche, speziell aber der
Rolle der Geschlechter und der Generationen ihren Niederschlag gefunden haben. Im der
ödipalen
Konstellation
begegnet
also
das
Kind
einerseits
den
geschlechtlichen
Verhaltensmustern, die in der Gesellschaft gelten, zum anderen aber den individuellen, mehr
oder weniger konflikthaften Varianten in der Sexualeinstellung der Eltern. Die Bewältigung
des Ödipuskomplexes ist eine Leistung der Anpassung von inneren und äußeren
Gegebenheiten und das Resultat dieser Bemühungen wird fortan zum Modell, nach dem das
Individuum seine zwischenmenschlichen Beziehungen gestaltet.
3.3.5 Der Kastrationskomplex
Der ödipale Inzestwunsch bringt den Jungen in seiner Beziehung zum Vater in einen Konflikt.
Das Genitale ist das eigentliche Vollzugsorgan dieser Rivalität, deshalb fürchtet der Knabe,
der väterlichen Rache zum Opfer zu fallen und seine Genitale zu verlieren. Diese Angst und
die Gefühle die damit verbunden sind nennt man Kastrationkomplex.
Strafandrohungen die das Masturbieren betreffen und die Entdeckung, dass ein Mädchen
tatsächlich keinen Penis hat deutet der Junge unter dem Eindruck seiner Angst dahingehend,
dass sie die Kastration schon erdulden mußte und ihn nun bald das selbe Schicksal ereilen
wird. Wird diese Angst nicht überwunden, dann stellen sich später oft Potenzstörungen ein
Der Anblick einer penislosen Frau mobilisiert ständig erneut die alte Angst. Damit er das alles
nicht auch erleiden muss, stellt er seine sexuellen Wünsche auf das Abstellgleis und ersetzt sie
durch den Wunsch ein weibliches Genital zu besitzen und wie die Mutter vom Vater geliebt
zu werden. Man nennt dieses gipfeln im Kastrationswunsch femininen Masochismus und es
geht einher mit lebhaften Minderwertigkeitsgefühlen und Lähmung der männlichen Tatkraft.
Gelingt es aber dem Jungen diese Angst zu überwinden, so bleibt oftmals eine stolze
Verachtung gegenüber der penislosen Frau zurück, sie gilt als minderwertig.
Stichwort: „Triangulierung“, nicht nur die Mutter ist als Objekt für das Kind wichtig sondern zunehmend auch
der Vater oder andere „Objekte“.
13
13
Die Phantasien, die dem Ödipus- und Kastrationskomplex entspringen, spielen als unbewußte
Determinanten14 der neurotischen Symptome eine hervorragende Rolle.
3.3.6 Die Latenzzeit
Im vierten oder fünften Lebensjahr kommt die Entwicklung der Trieborganisation zunächst zu
einem Stillstand, die Latenzzeit setzt ein. Die Triebenergien, libidinöse und aggressive,
werden in verstärktem Maße den Zwecken des Ich dienstbar gemacht. Das Ich muß sich mit
aller Kraft der Sozialanpassung widmen und die Schulreife zeichnet sich langsam ab. ÜberIch und Ich-Ideal als Subkulturen des Ich von übergeordneter Bedeutung gelangen zur
Ausgestaltung
und
Stabilisierung.
Neue
Vorbilder
wie
Lehrer,
Gruppenführer,
Erzieher(innen) oder andere bewunderte Persönlichkeiten, werden durch Identifizierung den
Elternimages zugesellt und die Elternbilder entidealisieren sich langsam. Die Allmacht der
Eltern macht langsam realitätsgemäßen Eindrücken Platz, mit denen das Kind sich
identifiziert. Damit ist die Bildung des Über-Ich vorläufig abgeschlossen. Die Latenzzeit
bietet charakteristische Abnormitäten, wenn es dem Kind nicht gelingt seine prägenitalen
Triebregungen phasengemäß abzuwehren, dann kommen sie in krankhaften Symptomen zur
Geltung. Ängste, vor allem angstvolle nächtliche Unruhe, Bettnässen und Essstörungen sind
relativ häufig. Es ist auch als abnorm zu werten, wenn in der Latenz die genitale
Sexualbetätigung, die Onanie, nicht aufgegeben werden kann. Dem Kind fehlt dann die Ruhe,
die es für eine stabile Strukturierung des Ich benötigt. Die Latenzzeit erstreckt sich etwa vom
fünften bis ins zehnte Lebensjahr.
3.3.7 Die Pubertät
Mit dem Ende der Latenzzeit, um das zehnte Lebensjahr, kommt es zu einem tiefgreifenden
Umbruch im seelischem Gefüge, das Gleichgewicht zwischen Ich und Es, in der Latenzzeit
durch rigorose Triebeinschränkung und die Dominanz sachlicher Außenweltinteressen
bestimmt, wird erschüttert durch eine hormonelle Umstellung, die zur Produktion der
Fortpflanzungssubstanzen führt. Dies geht mit einer Zunahme der Triebstärke einher, deren
Bewältigung einen großen Energieaufwand vom Ich verlangt, so groß, dass die materielle
Außenwelt wieder zugunsten der inneren Aufgaben zurücktritt. Der eigentlichen Pubertät geht
die Vorpubertät voraus, in der alle Partialtriebe wiederbelebt werden und die
Sexualentwicklung in geraffter Form nochmals durchlaufen wird. Fressphasen, Schmutzlust
14
Determinante [die; lateinisch]
cytoplasmatische Faktoren (RNA oder Proteine), die bei einer Zellteilung ungleich auf die beiden Tochterzellen
verteilt werden und deren weitere Entwicklung bestimmen.
14
und Unordentlichkeit, Wildheit, Grausamkeit und Schamlosigkeit sind an der Tagesordnung.
Bei Jungen spricht man von Flegeljahren. Die Onanie wird wieder aufgenommen, genitale
Regungen setzen sich durch, der Ödipus- und Kastrationkomplex erhalten neue Aktualität und
finden in Phantasien und Tagträumereien ihre Darstellung. Beide Geschlechter müssen ihre
sexuellen Wünsche von den Kindheitsobjekten lösen und auf neue, nicht-inzestuöse Objekte
richten. Diese Lösung aus der familiären Bindung entspricht einer Erschütterung der
Beziehungen zwischen dem Ich und den Elternimages im Über-Ich und Ich-Ideal. Die
elterlichen Leitbilder verlieren ihre absolute Gültigkeit und das Ich verliert seine absoluten
Maßstäbe. Eine lebhafte Suche nach neuen Idealen beginnt, leidenschaftliche Freundschaften,
schwärmerische
Verehrung
idealer
Vorbilder
und
begeisterte
Gefolgschaft
von
Führerpersonen wechseln in rascher Folge ab. Dies dient in diesem Fall nicht der
Besitzwunscherfüllung, sondern dem Wunsch nach Identifikation, nach Angleichung an neue
Leitbilder. Mehr noch als die Infragestellung der elterlichen Normen löst das physiologisch
bedingte Anschwellen der Triebstärke Ängste aus, Angst vor der Reaktion der Umwelt auf die
triebhaften Impulse, es hat „Realangst“ formulierte Freud. Realangst und Gewissensangst
signalisieren den Andrang einzelner verpönter Wünsche und rufen das Ich zu speziellen
Abwehrmechanismen auf. Es geht nicht mehr um die Qualität der Triebwünsche sondern um
die Quantität. Diese Angst vor der eigenen Triebstärke löst eine generelle Machtprobe
zwischen Ich und Es aus, dass Ich bietet alle früher erworbenen Abwehrmechanismen auf und
erweitert sein Arsenal um neue, um den Ansturm des pupertierenden Es zu überstehen.
Diese Machtprobe kann zu extremen Resultaten führen, wenn das Ich unterliegt, denn dann
drohen alle charakterlichen Formationen zu zerfallen, es kommt zu hemmungsloser
Triebbefriedigung, zur Verwahrlosung und Kriminalität. Werden dagegen die Triebansprüche
vollends unterdrückt, dann braucht das Ich fortan sehr große Mengen an Energie zur
Aufrechterhaltung der Triebabwehr. Die Intellektualisierung in der Pubertät ist Ausdruck
dieses Konfliktes zwischen Trieb, Gewissen und Realität, mit Hilfe der Gedankenarbeit,
durch grübeln, sucht der Jugendliche die großen Themen des menschlichen Lebens (Liebe,
Haß, Leben und Tod, Gott und die Weltordnung) zu ergründen.
Normalerweise gelingt es dem Ich, sich gegen diesen pubertären Triebansturm zu erwehren,
ohne die Triebbefriedigung permanent zu unterdrücken. Ein glücklicher Ausgang ist dann
erreicht, wenn das Ich direkte, vor allem genitale Befriedigung gewähren kann, aber dennoch
im Stande ist, Triebenergie für seine Zwecke in solchem Maße zu sublimieren und
neutralisieren, dass es den wechselnden Erfordernissen der Realität gewachsen ist. Wenn es
15
mißlingt, im Laufe der Pubertät die prägenitalen Partialtriebe der Genitalität unterzuordnen,
dann stellen sich Störungen im Liebesleben ein, Perversionen, Potenzstörungen, Neurosen
und Psychose kündigen sich dann bereits zum Ausgang der Pubertät an.
4. Kurz- Definitionen von Neurosen
„Unter Neurosen wird eine Gruppe von psychischen Störungen verstanden. Durch die
Klassifikationssysteme ICD-1015 und DSM-IV16 wurde der Begriff Neurose allerdings faktisch
abgeschafft. In der offiziellen Nomenklatur dieser Systeme kommt nur noch das Adjektiv
„neurotisch“ vor. Begründung für dieses, wenn auch nicht völlig konsequent durchgeführte,
Vorhaben, den Begriff „Neurose“ zu meiden, ist die unzulängliche Abgrenzbarkeit zur
Psychose und die Theoriegebundenheit des Begriff: Er stammt aus der Psychoanalyse und
impliziert somit bestimmte theoretische Vorstellungen über das Zustandekommen von
psychischen Störungen, die von anderen Theorieeinrichtungen nicht akzeptiert werden.
In weiten Kreisen der deutschsprachigen Ärzte und Psychotherapeuten ist die traditionelle
Unterscheidung zwischen Neurose und Psychose jedoch nach wie vor üblich. (...)17
„Neurosen sind allgemeine Bezeichnung für psychische Störungen, die nicht auf einer
Erkrankung des Nervensystems beruhen“.18
„Unter Neurosen wurden früher psychische Störungen verstanden, die sich durch
übertriebene Ängste äußern und bei denen von einer lebensgeschichtlichen - psychischen Verursachung ausgegangen wurde. Sie wurden als Gegenstück zu den Psychosen gesehen, bei
denen körperliche Ursachen vermutet wurden. Inzwischen wurde der Begriff aber zugunsten
einer differenzierteren Aufteilung in verschiedene Störungsgruppen aufgegeben - zum einen,
um den verschiedenen unter "Neurosen" zusammengefassten Störungsbildern besser gerecht
zu werden, zum anderen, weil sich die damit verbundenen theoretischen Annahmen (wie die
der psychischen versus körperlichen Verursachung) nicht in dieser Form halten ließen (...)
In neueren Diagnosesystemen (erstmals im Diagnostischen und Statistischen Manual
Psychischer Störungen III der Amerikanischen Psychiatrischen Vereinigung von 1980) wird
inzwischen auf den Neurosenbegriff verzichtet. Zum einen hat sich gezeigt, dass Störungen,
ICD-10, „International Classification of Diseas and Related Health Problems“ Internationale Klassifikation der
Krankheiten und verwandten Gesundheitsprobleme der WHO auf Basis des ehemaligen Internationalen
Todesursachenverzeichnisses und der Bertillon-Klassifikation.
16
DSM-IV, „Diagnostic and Statistical Manual of Metal Disorders“ Amerikanische Klassifikationsmodell der
American Psychiatric Association.
17
Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie (www.wikipedia.de)
15
16
die unter dieser Kategorie zusammengefasst wurden, sich zum Teil sehr verschieden äußern:
So zeigen beispielsweise Patienten, die an Zwangsstörungen oder Hypochondrie leiden, sehr
unterschiedliche Symptome und sprechen auch auf unterschiedliche Behandlungsformen an.
Die globale Kategorie "Neurose" wurde zugunsten einer differenzierteren Aufteilung in
verschiedene Störungsgruppen aufgegeben. Zum anderen sollte eine Begrifflichkeit vermieden
werden, die eng mit theoretischen - in diesem Fall psychoanalytischen - Annahmen über die
Entstehung der jeweiligen Störung verbunden ist. Zudem wird inzwischen davon
ausgegangen, dass die Trennung von psychisch bedingten Störungen einerseits und körperlich
verursachten Krankheiten andererseits nicht aufrecht zu erhalten ist. Neuere Modelle gehen
davon aus, dass ein Wechselspiel psychischer und körperlicher Faktoren, z.B. eine genetische
Anfälligkeit in Kombination mit einer belastenden Lebenssituation, zur Entstehung
psychischer Störungen beiträgt.19
4. 1 Schopenhauer
Ein Vergleich von A. Schopenhauer, dass berühmte „Stachelschweinbeispiel“.
Schopenhauer vergleicht die neurotischen Menschen mit Stachelschweinen, deren Problem
darin besteht, eine Position zu finden, in der sie einander wärmen können, um dem
Erfrierungstod zu entgehen, die aber gleichzeitig den nötigen Abstand halten müssen, damit
sie sich mit ihren Stacheln nicht gegenseitig verletzen. Hin- und hergerissen zwischen zwei
gegenläufigen Bedürfnissen laufen sie also abwechselnd aufeinander zu und voneinander weg
und halten sich dadurch ein wenig warm. Denn der Abstand, der uns von den Stacheln des
Nächsten schützt, scheint nur wenig Wärme und Trost zu spenden. Das neurotische Symptom
wäre hier die seltsame Laufbewegung, die zwar den eigentlichen Konflikt zwischen zwei
kontroversen Bedürfnissen nicht beseitigt, aber partiell Spannungsabfuhr bietet. So gesehen
ist keine Neurose zwecklos, im Gegenteil, sie ist der Versuch, mit überfordernden
Schwierigkeiten fertig zu werden und ein erster Schritt auf dem Weg zur konstruktiven
Lösungen. Leider kann sie auch eine Quelle des Leidens werden, nämlich wenn der Kranke
keine befriedigenden Konfliktbewältigungen zu lernen vermag.
Dieses Beispiel macht es klar, es kommt immer dann zu einer Neurose, wenn ein Mensch
zwei oder mehreren, einander entgegengesetzte Vitalbedürfnisse nicht integrieren kann,
zwischen ihnen keine Entscheidungsmöglichkeit sieht und sie zu einem angstbesetzten
Konflikt auftürmt, dessen Spannungen ihm unerträglich werden. Dann greift er zu
Ersatzbefriedigungen in Form neurotischer Symptome. Der Neurotiker weicht also dem
18
www.bdo-ev.de/Glossar/Glossar-N.html
17
Konflikt zwischen Innen und Außenwelt passiv aus und ist so im Gegensatz zu einem
Psychotiker nur partiell verhaltensgestört.
4. 2 Neurose und Traum bzw. Konfliktbewältigung durch Kompromiss
Die psychoanalytische Traumtheorie ist, wie die psychoanalytische Theorie überhaupt, eine
psychologische Theorie, wenngleich sie an biologische Voraussetzungen anknüpft. Sie geht
von einer Theorie des Schlafes aus. Freud hat den seelischen Apparat als ein Instrument der
Organismen aufgefasst, das der Bewältigung von Reizen dient, die der Außenwelt oder den
eigenen Inneren entstammen. Im Wachzustand erregen die Reize zunächst den
Wahrnehmungsapparat,
hinterlassen Erinnerungsspuren im
Gedächtnis
und streben
progredient20 durch das Vorbewusste (Vbw) zum Bewusstsein oder zur Abfuhr in einer
motorischen Reaktion. Reize vom Inneren sind Triebenergie, die zu vermehrter Besetzung
unbewußter Sachvorstellungen führt, welche als Erinnerungsspuren früherer Wunscherfüllung
bzw. Triebbefriedigungen im Gedächtnis gespeichert sind. Der Wunsch nach Wiederholung
wird so stimuliert, drängt ins Bewußtsein über vorherige Verknüpfung mit dem im Vbw
gespeicherten Wortvorstellungen und wird zur Abfuhr in einer Affekterregung oder Aktion
gebracht. Im Schlaf nun hat das Ich, welches Zugang zum Vbw, zum Bw und zur Motilität
beherrscht, seine Besetzungsenergetik von Wortvorstellungen, von der Motorik und dem
Wahrnehmungsapparat mehr oder weniger abgezogen. Der seelische Apparat ist dadurch
weitgehend gegen Außenreize abgeschirmt ( außer starke Reize). Da aber die Motorik, also
der Abfuhrmechanismus auch weitestgehend lahmgelegt sind, gibt es keine befriedigende
Möglichkeit der „Entladung“. Kraft der intensiven Energie, die diese Wünsche besitzen, steigt
der Spannungszustand aber weiter und weiter und gestaltet anhand der als Erinnerungsspuren
gespeicherten
unbewußten
Sachvorstellungen
szenische
Darstellungen
von
Wunscherfüllungen. Zusammenfassend könnte man also sagen, dass die Traumarbeit der
Lösung eines Konflikts dient und ein Kompromiss zwischen dem nach Erfüllung strebenden
Es und dem im Ich herrschenden teilweise unbewußten Tendenzen ist.
4.3 Die traumatische Situation
Den Anlass für die Entstehung einer Neurose gibt die sogenannte traumatische Situation, mit
anderen Worten ein energetischer Notstand. Den Außenreizen entsprechen im Inneren des
Organismus die Triebe. Einen Reizschutz nach innen gibt es aber nicht. Der seelische Apparat
kann sich wachsender Triebspannung nicht etwa durch Flucht entziehen. Wird also ein
19
Dr. Buchmüller (www.dr.buchmueller.de/michA/Neurosen.html.)
18
Triebanspruch so stark, dass sich das Ich außerstande sieht, die Spannung zu bewältigen, also
auf eine Art die den Ich-Interessen und dem Über Ich, sowie den Erfordernissen der Realität
gleichermaßen Rechnung tragen, dann entsteht eine traumatische Situation. „Ein Trauma
nennt man also eine Reizgröße, die in der gewohnten, jedem Individuum eigenen Zeiteinheit
vom Ich nicht bewältigt werden kann“.21
4.4 Erkrankungtypen
Aus dem Zusammentreffen der äußeren und inneren Dispositionen der Realitätsgegebenheiten
und der Eigenart von Es, Ich und Über-Ich, ergeben sich typische Konfliktkonstellationen, die
zur neurotischen Erkrankung führen. Der Anlaß zur neurotischen Erkrankung kann in einem
Konflikt zwischen Ich und Es, einem Konflikt zwischen Ich und Über-Ich oder einem
Konflikt zwischen dem Ich und der Realität bestehen. Der häufigste Erkrankungstyp, der
Konflikt zwischen dem Ich als dem Anwalt der Libido einerseits und der Realität andererseits,
ergibt sich aus einer äußeren Versagung. Der Mensch war so lange Gesund, solange seine
Liebesbedürftigkeit durch ein reales Objekt der Außenwelt befriedigt wurde; er wird
neurotisch, sobald ihm dieses Objekt entzogen wird, ohne Ersatz zu erhalten. Es kommt zur
Triebstauung, die das Ich schließlich nicht mehr in Spannung halten oder durch Sublimierung
zur Abfuhr bringen kann. Der Weg, den das Individuum nun weiter beschreitet, um sich der
Triebstauung zu entledigen, ist durch die Eigenart des Es und des Über-Ich bestimmt, die
Libido zieht sich aus der Realität zurück und wendet sich seinem Phantasieleben zu, in dem es
neue Wunschbildungen schafft und die Spuren früherer, vergessener Wunschbildung
wiederholt. Sind nun die regressiv verstärkten infantilen Wünsche dieser Regression mit den
Forderungen des Über-Ich unvereinbar, so ergibt sich der neurotische Konflikt, den das Ich
durch Symptombildung zu lösen Versucht. Der zweite Typus der Krankheitsveranlassung
entspricht einem Konflikt zwischen Ich und Es, das Individuum erkrankt an einem
Entwicklungsvorgang. Das reifende Ich sieht sich veranlaßt, überkommene Arten der
Triebbefriedigung gegen andere, der fortgeschrittenen Entwicklung gemäße einzutauschen.
Dabei erweist sich die Libido aber als zu starr fixiert. Die Kraft des Ich reicht nicht aus, die
fixierte Libido auf neue Ziele und Objekte zu verschieben. Der innere neurotische Konflikt
zwischen Ich und Es ist hier also nicht erst die Folge einer Libidoregression. Ein dritter Typus
ist dem zweiten nahe verwandt. Auch hier sind krankheitsveranlassender und neurotischer
Konflikt identisch und Ausdruck einer relativen Schwäche des Ich im Kampf gegen das Es.
Die traumatische Situation ergibt sich aus dem Ansteigen der Triebstärke im Zuge
20
progredient = progressiv
19
biologischer Wandlungsprozesse (Pubertät oder Menopause). In allen dargestellten
Erkrankungsfällen aber spielt bei der eigentlichen neurotischen, der inneren Versagung ein
Konflikt zwischen Ich und Über-Ich die entscheidende Rolle. Das Ich muß selbst bei starker
Libidofixierung- oder regression versuchen, gegen das Über-Ich ein gewisses Maß an
Triebbefriedigung durchzusetzen um die ökonomische Regulation und damit die Stabilität der
seelischen Struktur zu sichern. Es erreicht sein Ziel indirekt durch die Bildung neurotischer
Symptome.
5. Symptombildung bei Übertragungsneurosen
Durch eine äußere Versagung entsteht eine traumatische Situation, die Libido zieht sich
zurück von der enttäuschenden Realität und besetzt in der Phantasie regressiv infantile Ziele
und Objekte. Diese regressiv verstärkten infantilen Regungen beleben alte, bis dahin inaktive
Phantasien wieder, die aber vom Über-Ich und Ich missbilligt und vom Bewusstsein
abgehalten werden. Mit anderen Worten sie unterliegen der Verdrängung. Die in der
Phantasie wiederbelebten infantilen Objektbeziehungen können auf Beziehungen zu realen
Objekten der Gegenwart übertragen werden, dabei werden die Triebziele mehr oder weniger
nach den Regeln des Primävorganges verändert. Ausgedehnte Tagträumereien nehmen bald
soviel Aufmerksamkeit in Anspruch, dass sich das Ich nur noch mit Mühe auf die
Alltagsaufgaben konzentrieren kann. Nahezu alle Neurotiker klagen mindestens zu Anfang
der Erkrankung über ein Nachlassen des Konzentrationsvermögens. Die Triebe verlangen
nach Umsetzung in eine motorische, sekretorische22 oder sensorische23 Entladung. Dieses
kann nur in Triebhandlungen, neurotischen Symptomen oder in psychosomatischen
Krankheitsprozessen erfolgen. Sollte es zur einer „Verfestigung“ einer Neurose kommen, so
ist die Form der Neurose und damit die Qualität der neurotischen Symptome im Einzelfall vor
allem davon abhängig auf welcher Organisationsstufe die Libido ihre entscheidenden ,
zonalen und modalen Fixierungspunkte hat. Die Rückkehr der Libido zu den Objekten der
Ödipuskonstellation ist bei allen Übertragungsneurosen ein zentrales Merkmal, Ödipus- und
Kastrationskomplex werden wieder belebt. Die Triebansprüche, die sich in der Phantasie um
Nunberg, H.: „Allgem. Neurosenlehre“, 2. Aufl., Huber, Bern 1959
Definition: segretorisch: auf Sekretion beruhend: Anatomie: Abgabe von Sekreten (Sekret), bei äußerer
Sekretion an die Körperoberfläche oder in den Darmkanal, bei innerer Sekretion in die Blutbahn. Verschiedene
Typen der Sekretion:
1. ekkrine Sekretion, die Drüsen bleiben während der Sekretion völlig intakt (z. B. Schweißdrüsen);
2. apokrine Sekretion, die Drüsen öffnen sich am Ende und entleeren einen Teil des Inhalts (z. B. Milchdrüsen);
3. merokrine Sekretion, der Endteil der Drüse wird abgeschnürt und aufgelöst, die Sekrete werden dadurch frei;
4. holokrine Sekretion, die Drüsenzellen gehen bei der Sekretion zugrunde und werden durch neue ersetzt (z. B.
Talgdrüsen).
23
sen|so|risch: zu den Sinnesorganen gehörend, auf ihnen beruhend
21
22
20
die Inzestobjekte kristallisieren, sind bei der Hysterie vor allem phallisch-frühgenitaler, bei
der Zwangsneurose vor allem anal-sadistischer Natur. Die prägenitalen Inzestwünsche werden
vom Über-Ich noch schärfer abgelehnt als die genitalen. Sie fordern daher zusätzliche
Abwehrmaßnahmen des Ich heraus. Die Abwehrmechanismen des Ich sind mehr oder minder
spezifisch auf Triebansprüche bestimmter Qualität bezogen, dass heißt, bestimmter
Organisationsstufen der Libido zugeordnet. Neben der Libidoregression deutet das auch auf
eine regressive Ich-Veränderung hin (bezüglich der Sicht auf die Neurose).
5.1 Die Konversionshysterie
Bei der Konversionshysterie bleibt der Primat der genitalen Libido sozusagen erhalten. Die
Triebziele die in den Phantasien den Objekten der Ödipuskonstellation gelten, sind genitaler
Natur, dennoch hat die Libido auch hinsichtlich ihrer Ziele in der Hysterie einen ersten
Rückzug vollzogen, denn sie ist mit mehr oder weniger erheblichen Beträgen auf die
phallische Organisationsstufe regrediert. Eine Rückkehr zur narzißtischen Objektbesetzung,
(waren die Objektbeziehungen zuvor überwiegend vom Typ der Objektliebe, wurde das
Objekt als Ganzes, so wie es wirklich ist, begehrt so bestimmen jetzt wieder stärker
Identifikation und Projektion die Beziehung zum Objekt). Bei der Frau wird dies durch den
Widerstreit zweier schwer miteinander vereinbarer Tendenzen beherrscht, den Inzestwunsch
und den Penisneid. Der Wunsch, sich dem Mann als dem Verschiebungsersatz für das
Inzestobjekt, den Vater oder Bruder, hinzugeben, trifft auf den Männlichkeitskomplex, den
Wunsch, selber den Penis zu besitzen und mit dem Mann zu rivalisieren. Auch beim Mann
wecken die unbewußten Inzestwünsche lebhafte Schuldgefühle und konstellieren den
Kastrationskomplex, der hysterische Mann weicht in die passiv-feministische Einstellung aus,
er reaktiviert die hinter den phallisch-aktiven Regungen verborgenen rezeptiven Wünsche, die
aus der analsadistischen Organisation überkommen sind und sich in Höhlenphantasien
dokumentieren. Der Mann gibt die Rivalität zu seinem Vater sozusagen auf, um sich dessen
Liebe zu erhalten und weiterhin von ihm versorgt, geliebt zu werden. Eine mehr aktivhomosexuelle Einstellung ergibt sich dagegen häufig dann, wenn statt der ödipalen Wünsche
die phallisch-narzißtischen Regungen überwiegen. Der Stolz auf den phallische Besitz führt
dazu, dass nur solche Objekte begehrenswert erscheinen, die durch betont männliche
Wesensmerkmale ausgezeichnet und somit geeignet sind, die eigenen phallischen
Omnipotenzphantasien widerzuspiegeln. Der Kastrationskomplex scheint aber auch hier als
21
ein entscheidendes Motiv.24 Hysteriker äußern in Erregunszuständen zum Beispiel wiederholt
das ihr Kopf voller Spannung und hocherregt sei, und bald darauf, das es durch Strahlungen
entladen wird, daran zeigt sich, dass ihre angestrengten Denkversuche der unbewußten
Phantasie entsprangen, die Welt durch die Ausstrahlung ihre Kopfes zu befruchten. Eine
Verschiebung von phallisch-narzißtischer Omnipotenzphantasien ist dabei unverkennbar. Ein
Beispiel Freuds läßt die wesentlichen Merkmale hysterischer Symptombildung erkennen 25:
Eine beruflich sehr erfolgreiche unverehelichte Frau erkrankt im vierten Lebensjahrzehnt
innerhalb kurzer Zeit an verschiedenen neurotischen Störungen, nachdem die langjährige
Freundin einen gemeinsamen Freund geheiratet hat. Jahrelang waren lebhafte homosexuelle
und heterosexuelle Regungen in sublimierten Freundschaftsbeziehungen zu beiden Partnern
befriedigt worden, beim Sport, beim Wandern, in den Ferien, bei Theater- und
Konzertbesuchen und in der Pflege zahlreicher anderer gemeinsamer Interessenbereiche,
zunächst zu zweit, später zu dritt. Nun sieht sich die Patientin durch Heirat von Freund und
Freundin ausgeschlossen. Die bisher als unbekümmert geltende Frau entwickelte nun
zunächst eine allseits als übertrieben empfundene Sorge, ihren Bekannten, besonders aber
dem jungen Ehepaar ungelegen zu kommen, zu stören, wenn sie nicht lange zuvor ihren
Besuch angekündigt hat. Allgemein hält sie sich ebenfalls sehr zurück und ist auch oft allein.
Als sie nun aber erfährt, dass bei dem Paar Nachwuchs zu erwarten ist,( man wollte ihr die
Patenschaft anbieten), wird sie krank, sie klagte über krampfhafte Schmerzen in den Beinen
und ein Gefühl, als wenn ihr die Beine schwellen würden. Bald darauf stellte sich eine
Gangstörung ein, sie hinkte in wechselnder Art. Entweder sie zieht ein Bein wie bei einer
spastischen Beinlehmung nach und nennt das „ihr steifes Bein“, oder sie sinkt bei jedem
Schritt „aus Schwäche“ mit dem anderen Bein in das Knie, was sie sehr große Anstrengung
kostet und den sehnlichsten Wunsch weckt, sich einmal richtig fallen zu lassen, so erzählte sie.
Des öfteren leidet sie auch an Übelkeitsgefühlen die sich zum Brechreiz steigern. Zu Hause
fühlt sich die Frau auch nicht mehr wohl, sie kündigt schließlich ihre zuvor angenommene
Patenschaft, verläßt unter umständlichen Begründungen den Ort und sucht in einem fernen
Krankenhaus Zuflucht.
Freuds Analyse förderte nun zu Tage, dass die Frau unbewußt eine Reihe früherer Erlebnisse
und Wünsche wiederholten und in ihrer Symptomatik zur Darstellung brachten.
Als die Frau sieben Jahre alt wird erwartet ihre Mutter ein weiteres Kind. Im Verlauf der
Schwangerschaft, so erinnert sie sich später, bei der Mutter eine Entzündung der
Krampfadern eingestellt, wie sie auch später noch mehrmals aufgetreten sei. Die Beine
schwollen an und ihre Mutter pflegte dies mit einem Klagen, wie Hart die Adern doch seien,
zu untermalen. Ebenfalls um das siebte Lebensjahr hat die Frau vorübergehend wieder
eingenäßt. Als sie mit zehn Jahren erlebt, dass die Mutter abermals ein Kind erwartet, näßt
sie sich erneut ein. Sie betritt nur mit widerwillen das Schlafzimmer der Eltern um sauber zu
machen, mit ekel und brechreiz macht sie die Betten oder putzt dort, weil sie sich lebhaften
Ohantasien hingeben muß, was sich in diesem Zimmer wohl ereignet wenn die Eltern alleine
sind. Sie fühlt sich ausgeschlossen.
Freud erklärt dies wie folgt:
siehe auch Kuiper, P.C. (1962): “Probleme der psychoanalytischen Technik in Bezug auf die passiv-feminine
Gefühlseinstellung des Mannes, das Verhältnis der beiden Ödipuskomplexe und die Aggression“, XVI, 6, S.
321ff.
25
Freud, S. : 12 „Hysterische Phantasien und ihre Beziehung zur Bisexualität“, 1908, Bd. XII, S. 196 ff.
24
22
„Die heterosexuelle auf den Freund und homosexuell auf die Freundin eifersüchtige Frau
hatte sich offenbar mit ihrer Mutter identifiziert, sie belebte die kindlichen Wünsche wieder,
an die Stelle der Mutter zu treten und selbst dem Vater ein Kind zu schenken und übernahm
zur Strafe nun auch das mütterliche Krankheitsbild“.
„Der Widerwille, dass Elternzimmer zu betreten, ließ sich verstehen als Reaktionsbildung
gegen den Wunsch, dort einzudringen und selbst mit dem Vater das Schlafzimmer teilen zu
wollen. Der Brechreiz war, im Sinne einer Verschiebung von unten nach oben, von genitalen
zur oralen Körperöffnung zu sehen, er war Ausdruck des Widerwillens gegen den Wunsch
nach sexuellem Kontakt. Das Einnässen hatte die Bedeutung einer Selbstbefriedigung.“
Als die Patientin 16 Jahre alt ist, hat die ödipale Eifersucht einen neuen Höhenpunkt erreicht,
die Atmosphäre im Elternhaus ist gespannt, so sehr das die Patientin nach einem
dramatischen Streit, eifersüchtig auf die Mutter und enttäuscht vom Vater, dass Haus verläßt.
Sie will sich selbständig machen und auf niemanden mehr anwiesen sein.
„Diese abrupte Trennung hatte sie offenbar wiederholt, als das befreundete Ehepaar ein Kind
erwartete. Bewußt wurden diese Zusammenhänge aber erst als sich die Patientin auch vom
Arzt in der Analyse zunehmend vernachlässigt fühlte, sie träumte nun, sie forderte die letzte
Honorarrechnung, beglich sie und erklärte heute sei sie zum letzten mal da gewesen. Sie
wollte also nun auch ihren Arzt gekränkt verlassen.“
Nach der Trennung vom Elternhaus ist die Frau eine tüchtige Arbeitskraft, dennoch sieht sie
auf ihre männlichen Kollegen geringschätzig herunter.
„ Die phallische Rivalität war unverkennbar und schlug sich in der Gangstörung nieder. Das
Bein war genitalisiert; die Störung hatte die Bedeutung ein steifes Glied, das habe ich selbst!
Ich bin auf meinen Vater, auf meine Arbeitskollegen, auf meinen Freund und auf meinen Arzt
nicht angewiesen und kann mir selber helfen. Die andere Form der Gangstörung, das in die
Knie gehen, drückte den gegenteiligen Wunsch aus, schwach zu werden, vor dem Mann auf
die Knie zu fallen, also eine Identifikation mit der Mutter, den Wunsch sich an ihre Stelle zu
setzen.“26
5.2 Die Phobie
Die Phobie steht in mancher Hinsicht der Konversionshysterie nahe, die Angst jedoch, die in
der Konversionshysterie durch Bildung von Konversionssymptomen gebunden wird, ist bei
der Phobie laut PA das Hauptsymptom. Die Libido hat auch hier ihre Fixierungspunkte vor
Zur „Revision der klassischen Hysterie-Lehre“ siehe J.O.Wisdom, W. Loch, M. Klein, M. Balint 1970, S. O.
Hoffmann, 1979 und R. Malcom-Riesenberg 1996
26
23
allem auf der phallisch-narzißtischen Organisationsstufe, die Phantasien sind vorwiegend
durch die genitale Libido und die ödipale Konstellation der Objektbeziehungen
gekennzeichnet. Allerdings ist die Mischung der libidinösen und destruktiven Triebkräfte
schwieriger geworden, denn die genital-libidinösen Triebregungen heben sich bei der Phobie
bereits in erhöhtem Maße ab. Der Phobiker bleibt im Gegensatz zum Konversionhysteriker
allerdings der Außenwelt verhaftet, er schiebt seine Triebenergien und vorbewußten
Besetzungsenergien nicht auf den Körperbereich, sondern auf andere Objekte und andere
Situationen in der Außenwelt. Dennoch bleibt auch die phobische Angst ein Warnsignal einer
inneren Gefahr, sie ist eine Schutzvorrichtung, gegen das Auftreten vedrängter Vorstellungen
und damit vor dem Bewußtwerden eines neurotischen Konflikts, der Unverträglichkeit
bestimmter Triebansprüche mit den Forderungen des Über-Ich. Ein klassisches Beispiel ist
die von Freud analysierte Tierphobie des „kleinen Hans“27.
Der fünfjährige Knabe hatte versucht, sich seiner ödipalen Ambivalenz gegen den Vater
dadurch zu erwehren, dass er sie auf ein Ersatzobjekt, ein Pferd verschob. Der Haß war
lebhaft, aber verdrängt und kehrte eingestellt in das Bewußtsein zurück, als die Erwartung,
vom Pferd gebissen zu werden. Die eigene aggressiven Affekte waren auf das Pferd projiziert
und wurden in dieser Form jedesmal mobilisiert, wenn der kleine Hans mit einem Pferd
zusammen traf. Den Pferden oder dem Pferd konnte er sich aber dadurch entziehen, dass er
es ängstlich vermied, den Schutz des Hauses zu verlassen, dem Vater dagegen konnte er nun
ohne Hemmungen und Angst begegnen.
Dieses Beispiel ist typisch für eine kindliche Phobie, bei einem Kind aber spielen Realangst,
Schuldgefühle und Strafangst noch eine größere Rolle als bei Erwachsenen. Wenn das Ich in
der Phobie die Triebgefahr wie eine äußere Gefahr behandelt, dann steht ihm zur Bekämpfung
der Triebgefahr ein Instrumentarium zur Verfügung, dessen es sich auch sonst zum Schutz
vor überstarken Außenreizen bedient, der Reizschutz und das Ersatzobjekt der Außenwelt
repräsentiert die triebhafte Objektbeziehung, die ihm übertragen sind, so auch bei Hans im
Beispiel. Wenn sich diese phobischen Vermeidungen ausbreiten und das pflegen sie in der
Regel zu tun, dann sucht das Ich sich Ersatzobjekte, hinter denen sich die
Ausgangsvorstellung zuverlässiger verbergen kann. Dies Geschieht durch die ersten
Ersatzbildungen,
das
Ich
sucht
nach
einem
Verschiebungsersatz
für
einen
Verschiebungsersatz solange, bis minimale, kaum noch bewußt werdende Angstsignale
genügen, um anzuzeigen, dass sich die Person der Peripherie des Angstbezirkes näher
gekommen ist, in dessen Zentrum die primäre Ersatzbildung zu suchen ist. Ein Mann der
unter der Angst leidet allein auf Straßen zugehen, weil er fürchtet überfahren zu werden, der
aber seine ungewöhnliche übersteigerte Angst selber bewußt ist zum Beispiel zeigt offenbar
27
Freud, S. (1915): 31 „Die Verdrängung“ Bd. X
24
immer die gleichen Symptome. Daran aber das dies seine Angst keineswegs alle Straßen in
gleicher weiße betrifft, enge Straßen bereiten kaum Angst, dagegen freie Plätze mehr, zeigt
dass sich zwei Angstkreise mit eigenen, voneinander verschiedenen Zentren zum Symptom
verdichtet haben. 1979 allerdings zeigt sich eine neue Dimension des psychoanalytischen
Verständnisses phobischer Syndrome. J. Henri Rey stieß in seiner Untersuchung der
schizoiden Phänomene auf andere mögliche Charaktere von hysterischen und Zwanghaften
Neurosen. Eines dieser Phänomene ist das „klaustro-agoraphobe-Syndrom“ oder auch
„Dilemma“ genannt. Ray geht von einer Darstellung des Denkens in den frühesten Stadien
der Entwicklung der Objektbeziehungen aus. Genau so funktioniert auch das schizoide
Denken seiner Meinung nach, „Gedanken sind materielle Objekte, irgendwo aufbewahrt, um
dann in den einen oder anderen Behälter umgefüllt zu werden; sogar das aufbewahrte Objekt
selbst wird irgendwo aufbewahrt“.28 Klaustrophobische Patienten fürchten sich hingegen
davor in eine Situation zu geraten, in der es eng wird, sie entwickeln extreme Angst und
wollen hinausgelangen. Angelehnt an Arbeiten Piagets stellte Rey die Entwicklung des frühen
Denkens als ein Denken bzw. Erleben dar, dass auf einen endogenen Raum bezogen ist,
einen Raum, der den Bedürfnissen des Säuglings befriedigenden Objekten entstammt,
Objekte, welche es als Teil seiner selbst zu besitzen verlangt, die Enttäuschung darüber, das
Objekt nicht haben zu können wird zur Quelle von Gier und Neid. Frustration und
Nichtbefriedigung kann zur Bestrafung des anderen Raumes führen, der mit frustrierenden
Objekten gefüllt wird. Die in den Raum des Nicht-Selbst eliminierten Teile oder Inhalte des
Selbst-Raumes werden aber weiterhin als Teile des Selbst-Raumes erlebt. Ein Fallbeispiel
Rey´s:
„Über eine Klaustrophobische Frau soll ein Gutachten für eine Psychotherapie erstellt
werden. Sie klagt, sie habe Angst, es würde etwas entsetzliches passieren, wenn sie
hinausgehe. Sie besteht darauf, nicht zu wissen, was das Entsetzliche sei. Ich weise darauf
hin, dass es nur zwei Möglichkeiten gibt: entweder werden die anderen etwas tun, oder
andere werden ihr was tun. Nach längerem Zögern sagt sie: „Ich habe Angst etwas
Verrücktes zu tun.“ Und nach weiterem Zögern: „Ich werde schreien und die Leute werden
denken, ich sei wahnsinnig“. Ich sage: „Das Schreien kommt aus Ihnen heraus, was könnte
noch aus Ihnen herauskommen?“ Sie verkrampft sich und wird ungeheuer nervös, und kurz
darauf bittet sie darum, gehen zu dürfen. Ich antworte, sie könne natürlich gehen, wenn sie
unbedingt wolle, dass ihr andererseits jedoch eine lange Behandlung und viel Leid erspart
bleibe, wenn die den Mut hätte zu sagen, welche Gedanken ihr so unbehaglich seien, dass sie
lieber gehen wolle. Sie faßte allen Mut zusammen und sagte: „Urin und Fäzes“.29
Rey kommentiert diese Episode mit der Feststellung, dass die Patientin das Zimmer, den
Raum, der sie mit etwas Bedrohlichem in Berührung brachte, verlassen wollte und er verweist
28
29
Wisdoms: „Konzept des hysterischen Konversionssymptoms“, 9.1.1,
Rey, J. H. : „schizoide Phänomene im Borderline-System“, Bd. 1, 1990
25
darauf, dass Phobiker bestimmte Situationen vermeiden, Z. B. in der Öffentlichkeit zu essen
und den äußeren Raum, den sie noch aufsuchen, immer mehr eingrenzen. Solange bis sie
schließlich ans Haus gefesselt sind. Rey ist der Ansicht, dass „ein primitives, tief eingeprägtes
Abbild der Geburtserfahrung in der Hierarchie von Transformation und Repräsentation jener
frühen Erfahrung erhalten geblieben ist. Sobald aus dem Körper etwas nach Außen gelangt,
ein Schrei, Urin, etc., bringt es das System „Herauskommen“ in Gang und rufe die mit ihm
verbundenen Affekte hervor. Rey bezeichnet das als „eine Identifizierung durch projektive
Identifizierung, das Subjekt wird mit dem Inhalt seines eigenen Körpers, sein eigener Körper
mit dem der Mutter identifiziert. Deshalb erlebt es sich, als käme es aus der Mutter heraus.30
Zuletzt sei hier noch ein Traum einer Patientin von Rey wiedergegeben, der das klautrophobagoraphobe Dilemma eindrucksvoll Darstellt:
„Der Patient träumte, „ganz glücklich im Inneren der Mutter zu sein. Dann hatte er das
Gefühl, über das „Außen“ etwas in Erfahrung bringen zu wollen. Er kam heraus, begann sich
sexuell zu amüsieren und war auch aggressiv. Er bekam Angst, als er merkte, dass einige
Leute vielleicht zornig über ihn werden könnten und er sich draußen im Freien befand,
ungeschützt. Deshalb begab er sich zurück ins Innere der Mutter: Glücklicher Weise wurde
ihm klar, dass es hier nicht viel sicherer war, da er von innen heraus seiner Mutter Dinge
antun konnte, die ihn genauso in Gefahr zu bringen drohten.““31
5.3 Die Zwangsneurose
In der Zwangsneurose vermag sich das bewußte Ich des neurotischen Konflikts schlecht
erwehren. Es kann sich nicht mehr mit einer Grundform der Symptombildung begnügen. Der
Gegensatz von Es und Über-Ich hat sich extrem verschärft, so dass das Ich sich immer
neuer Abwehrmechanismen bedienen muß, um wachsenden Unzulänglichkeiten seiner
Verdrängungsleistung zu begegnen und den neurotischen Konflikt ertragen zu können. Aus
der Verschiedenartigkeit der der Verdrängung nachgeordneten Abwehrmittel ergeben sich
die diversen Syptombildungen der Zwangsneurose. Die Verschärfung des nerotischen
Konfliktes in der Zwangsneurose ist die Folge einer Rückkehr zur fortgeschritteneren Phase
der analsadistischen Trieborganisation, zunächst verfolgt der Zwangsneurotiker noch
überwiegend phallisch-narzißtische Ziele, diese treten aber allmählich in den Hintergrund der
analerotischen und sadomasochistischen Bedürfnisse zurück. Das Genitale als sexuelles
Vollzugsorgan wird mehr oder minder aufgegeben, und zwar unbewußt. Im Zuge dieser
Regression greift die schon in der Phobie einsetzende Triebmischung um sich. Die
sadomasochistischen Triebkräfte werde aus ihrer Bindung an die genitale Libido zunehmend
freigesetzt, gewinnen ihre dersruktive Note immer mehr zurück und richten sich in heftigem
Widerstreit mit den libidinösen Impulsen, isoliert auf die Objekte zurück.
Fallbeschreibung: Caros Wasch- und Kontrollzwänge
30
31
Rey S, J. H. : „Schizoide Phänomene im Borderline-System“, Bd. 1, 1990, S. 279
Rey S, J. H. : „Schizoide Phänomene im Borderline-System“, Bd. 1, 1990, S. 280
26
Caro, zur Zeit der Anamnese (Vorgeschichte der Krankheit) ein 14jähriges, hoch aufgeschlossenes
Mädchen, ist das jüngste Kind einer sehr puritanischen Familie der höheren Mittelschicht. Über
intime Dinge wird grundsätzlich nicht gesprochen. Daher ist es kein Wunder, das Caro, deren älterer
Bruder bereits ausgezogen ist, ihre erste Monatsblutung als Schock erlebte. Sie empfand das, was da
geschah, als ekelerregend, sündhaft und bedrohlich. Jeden Gedanken verdrängte sie in ihr
Unbewußtsein zurück, der eventuell darauf hinauslief, dass ihre Mutter ähnliches an sich geschehen
lassen mußte. Einerseits verlangte sie also unbewußt nach Aufklärung und Beseitigung der quälenden
Vorwürfe, andererseits fürchtete sie die Familiennormen zu verletzen, die alles körperliche
tabuisierten. Aus diesem Konflikt befreite sie sich teilweise, indem sie anfing, ihre Hände überaus
gründlich und immer öfter zu waschen. Sie entwickelte ganze Waschrituale, kaufte Desinfektionsmittel,
Alkohol, Cremes etc. um ja saubere Hände zu bekommen und möglichst zu behalten. Nach diesen
Waschszenen verspürte sie so etwas wie ein teilweise Nachlassen ihrer inneren Spannung. Kam die
Spannung wieder, eilte sie ins Badezimmer und begann mit dem zum Schluß stundenlangen Säubern
der Hände. Da beide Eltern vornehmlich die Blockierung des Badezimmers lästig fanden, wurde Caro
erst zu diesem Zeitpunkt von ihnen darauf angesprochen. Die Frage nach den Gründen für ihr
ungewöhnliches Reinlichkeitsbedürfnis, wie es die Eltern nannten, beantwortete Karin damit, man
müsse sich angesichts von Millionen von Bakterien vor einer Infektionsgefahr schützen. Anscheinend
Zufrieden mit dieser Auskunft Caros lebte die Kritik erst wieder mit einem Besuch des Klassenlehrers
zu Hause auf. Sie begann in der Folgezeit alles über Hygiene und Bakterien zu lesen und wurde
dadurch auf diesem Gebiet ungemein kompetent, jeden Versuch von externer Kritik begegnete sie von
nun an mit einer fülle von Wissen und Argumenten. Dieses Wissen war fachlich sicherlich Richtig aber
enorm verzerrt auf ihr eigenes Bedürfnis zugeschnitten. Darüber hinaus bangte sie um ihr Symptom,
zumal auch die Klassenkameraden es ironisierten, belächelten oder für verrückt erklärten. Jede Pause
verbrachte sie deshalb auf der Toilette ihrer Schule, wo sie sich ganz mit ihren Waschutensilien
beschäftigte und sich den üblichen Waschgewohnheiten, wenn auch kürzer als zu Hause, widmete. All
diese Verunsicherungen ließen wiederum Spannungszustände in ihr anwachsen und Caro entwickelte
ein zweites neurotisches Symptom. Ab sofort kontrollierte sie alle möglichen Handgriffe, die sie getan
hatte. Sie ging aus dem Haus und hatte schon als sie auf die Strasse kam die Angst ob sie alle
Elektrogeräte im Haus abgestellt hatte, so eilte sie zurück, schaute nach, war befriedigt und ging
wieder. Unterwegs fiel ihr ein, dass sie die Waschmaschine unkontrolliert gelassen hatte, ging also
wieder zurück, obwohl sie nun schon Sorge um das pünktliche Erscheinen beim Unterricht verspürte.
In der Schule endlich angekommen fiel Karin vor allem dadurch auf , dass sie immer auf der Bank saß
und ständig nachsah ob ihre Bücher und Hefte alle in ihrer Tasche waren. Beeinträchtigt durch diese
ständigen Kontrollzwänge, ließ ihre Konzentration rapide nach, sie hatte Mühe eine längere Arbeit zu
schreiben und folgte dem Unterricht nur noch sporadisch. Zum Schluss wurden die Wasch- und
Kontrollzwänge so schlimm, daß Karin immer seltener wagte, das Haus zu verlassen. In dieser
Situation wurde Karin in pädagogisch- psychiatrische Behandlung gebracht.32
Die Angst der Zwangsneurose ist demnach Straf- und Vergeltungsangst, Angst vor der Rache
der im Über-Ich introjizierten Objekte. Der Zwangsneurotiker erwartet Züchtigungen und
Qualen, welche die der eigenen Quälsucht entspringenden Phantasien widerspiegeln. Das
Allmachtsgefühl ermöglicht es dem Zwangsneurotiker (so auch Caro) andererseits: „ das
Unheil, das seinen Objekten durch seine sadistischen Impulse droht, durch Gedanken und
Aktionen zu verhüten, so etwa durch den Kontrollzwang, um damit eine bereits erfolgte
Triebbefriedigung nachträglich noch ungeschehen zu machen (Waschzwang).33
Die Zwangsvorstellungen und Zwangshandlungen sind demgemäß oft auch formal kaum noch
von magischen Beschwörungsformeln und zauberhaften Zeremoniell zu unterscheiden.
32
33
Winkler, Rainer: „Pädagogische Psychologie für Eltern, Lehrer und Erzieher“, 1991, S. 93 ff.
Freud, S.: 49, S. 149 f.
27
Die Konversionshysterie, die Phobie und die Zwangsneurose gelten als die klassischen
Übertragungsneurosen. Die Frage, weshalb es im einen Fall zur Hysterie und im anderen etwa
zur Zwangsneurose kommt, läßt sich ebensowenig generell beantworten, wie die Frage nach
den Ursachen der neurotischen Erkrankung überhaupt. Alle Neuroseformen sind aber vor
allem durch die infantilen Organisations- und Entwicklungsstufen determiniert, zu denen die
Triebe und das Ich regredieren bzw. an die sie fixiert sind. Es und Ich machen auf ihrem Weg
in die Vergangenheit jedoch nur selten an einem einzigen Fixierungspunkt halt. Deshalb sind
die drei Übertragungsneurosen auch kaum einmal in reiner Form anzutreffen. Die
Konversionshysterie weist gewöhnlich auch phobische, manchmal sogar zwangsneurotische
Merkmale auf, und umgekehrt.
6. Charakterneurosen
Das neurotische Symptom stellt also den Versuch dar, einen unerträglichen äußeren und
inneren Konflikt auf eine Weise zu lösen, die in die Krankheit führt. Äußere und Innere
Konflikte gehören als normales Wesenmerkmal zur menschlichen Natur. Es kommt aber zu
krankhaften Lösungsversuchen, wenn das noch unentwickelt-schwache, oder das überforderte
geschwächte Ich noch nicht oder nicht mehr imstande ist, dem Es ein Mindestmaß an
Spannungsabfuhr einzugestehen. Psychoanalytisch betrachtet kann man als Charakter die
individuelle, relativ konstante Art und Weise sehen, in der das Ich seine Repräsentanzenwelt,
die Selbst- und die Objekt- Repräsentanzen organisiert, man könnte auch sagen, wie es zu
sich selbst, den Triebregungen, den inneren Objekten, dem Über-Ich zu Ich-Ideal und zur
Außenwelt verhält. Der Charakter bildet sich bereits mit der Ur-Identifikation (vgl. Loch, W.
und Hinz, H.) und er bildet sich bis zum Schluss des Lebenszyklusses (vgl. Erikson, E. H.,
1966). Otto Kernberg schlug 1970 und 1975 vor, bei der Klassifizierung der
Charakterpathologie einem (Zeit) Kontinuum zu folgen, das sich von hoch spezifizierten zu
fundamentalen ("„high-level“ to „low-level“) erstreckt, allerdings wird hier nur noch von
solchen Charaktestörungen die Rede sein, die mehr den höheren Entwicklungsstadien
zugeordnet sind. Die „lower-level“ Pathologie ist, wie die auf ähnlich frühen
Enwicklungsstufen beruhende Prädisposition zu psychosomatischen Erkrankungen, zu
Süchten und schweren Perversionen.
Hemmungen zu Beispiel, als Ausdruck von Funktionseinschränkungen des Ich, ergeben sich,
wenn eine Ich-Funktion sexualisiert oder aggressiviert ist, das heißt, der Abfuhr triebhafter,
nicht neutralisierter Energie dienen soll, deshalb jedoch vom Über-Ich mißbilligt wird.
Beispiel hierfür sind der psychogene Schreikrampf und die hysterische Gangstörung.
28
Entsprechend diesen Hemmungen körperlicher Ich-Funktionen können psychische IchFunktionen, wie Denkakte und allgemeine Verhaltensweisen, etwa die zwischenmenschliche
Kontaktaufnahme, unbewußt stark sexualisiert und aggressiviert, vom Über-Ich verpönt und
daher gehemmt sein. Starke Fixierung auf der oralen Stufe kann sich hier als Gier auf
körperliche oder auch auf geistiger Ebene äußern, sadistische Unterwerfungs- und
Beherrschungslust in Form intoleranter Rechthaberei. So findet sich infantile Sexualneugier,
die sich mit einem gewissen Maß von Aggression vereint in mancher Forscherleidenschaft
wieder. Von anderer Art sind aber solche Wesensmerkmale, die sich aus Angst vor
narzißtische Kränkungen der Eigenliebe ergeben. Ein typisches Beispiel dafür ist der von
Anna Freud beschriebene Abwehrmechanismus der Ich-Einschränkung; das Ich verzichtet
hier auf die Wahrnehmung bestimmter Fähigkeiten und Erlebnismöglichkeiten, um einer
unbewußte gefürchteten Niederlage zu entgehen. A. Freud schreibt dazu ein Beispiel:
„ Ein Knabe findet eines Tages bei mir einen kleinen Block mit magischen Blättern, die er sehr schätzt
und liebt. Er macht sich eifrig daran, die einzelnen Blätter mit einem bunten Bleistift anzustreichen
und ist zufrieden, dass ich das gleiche tue. Plötzlich wirft er aber einen Blick auf meine Arbeit
hinüber, stockt und wird verstört. Im nächste Augenblick legt er seinen Bleistift beiseite, schiebt mir
den ganzen Vorrat zu, den er bis dahin eifersüchtig gehütet hat, steht auf und sagt. :Mach du sie nur
fertig, ich schau lieber zu.“ Es ist deutlich, daß ihm beim Herüberschauen mein Zeichenblatt schöner,
fertiger oder vollkommener erschienen ist als seines. Aber er beendet schnell gefaßt, die Konkurrenz
mit ihren peinlichen Folgen durch den Verzicht auf die eben noch lustbetonte Tätigkeit. Er begibt sich
in die Rolle des Zuschauers, dessen nicht vorhandene Leistung mit keiner fremden mehr verglichen
werden kann, und verhütet durch dessen Einschränkung die Wiederholung des lustvollen Eindrucks.“
Solche Einschränkungen der Ich-Funktionen können sich generalisieren und perpetuieren,
sehr zum Schaden der Ich-Entwicklung. Die Betreffenden ziehen sich von allen Situationen
zurück, in denen sie die Möglichkeit ähnlich gearteter Niederlagen vermuten. Die Analyse in
oben genannten Fall ergab sogar, dass die bessere Leistung der anderen den „Anblick eines
größeren Genitales“ bedeutete, welches den Jungen neidisch machte, der Wettstreit aber die
„aussichtslose Konkurrenz mit dem Rivalen der Ödipusphase“. Ich-Einschränkungen solcher
Art können sogar zu Dissozialität führen, wenn etwa die Betreffende Person aus Angst vor
Mißerfolgen arbeitsscheu werden, oder sich an keine regelmäßige Tätigkeit mehr binden. Eine
besonders interessante Form der Asozialität hat erstmals Sigmund Freud beschrieben, den
„Verbrecher aus Schuldgefühl“. Freud fand, dass oft später sehr anständige Personen von
Straftaten berichten, die sie sich in der Jugend zuschulden kommen ließen, Diebstähle,
Betrügereien und selbst Brandstiftung. Als sich schließlich Gelegenheiten boten, solche
Vergehen zu analysieren, brachte die analytische Arbeit das überraschende Ergebnis, dass
solche Taten vor allem darum vollzogen wurden, weil sie verboten waren und weil mit ihrer
Ausführung eine seelische Erleichterung für den Täter verbunden war.
29
Die gegebenen Hinweise und Beispiele mögen zeigen, dass triebhafte Bedürfnisse, Ich, ÜberIch und die Realitätsgegebenheiten, sowie die sich aus ihrer Unvereinbarkeit ergebenden
Konflikte ähnlich wie die Symptomentwicklung so auch die Charakterbildung entscheidend
determinieren. Sie bestimmen die Ideale, die Einstellungen und Zielsetzungen des Ich, die
Verhaltensgewohnheiten
und
Reaktionsbereitschaften,
die
Bevorzugungen
und
die
Vermeidungen bestimmter Erlebnis- und Wirklichkeitsbereiche, kurz das , was auch der
Volksmund als den Charakter des Menschen zu bezeichnen pflegt. Gemeinhin lassen sich
auch bei den Symptomneurosen pathologische Wesensmerkmale finden. Wo den krankhaften
Charaktereigentümlichkeiten verglichen mit den Symptomen die größere Bedeutung
zukommt, pflegt man von Charakterneurosen zu sprechen. Die Charakterzüge gewinnen bei
den Symptomneurosen oft geradezu die Qualität eines Symptomäquivalents, sie dienen
gleichen Zwecken wie die Symptome und man kann oft im Laufe einer analytischen
Behandlung sehen, wie sich Symptome und Charaktermerkmale parallel oder auch
antagonistisch mildern oder verstärken
8. Fazit
Der Charakter des Menschen ist, das war längst vor der Entwicklung der Psychoanalyse klar,
nicht nur als Phänotypus ererbter Anlagen zu verstehen, sondern in hohem Maße von
Umweltkonstellationen und intrapsychischen Prozessen, speziell von Vorgängen der
Triebbewältigung bestimmt. Es ist aber der Verdienst der Psychoanalyse, mit der Einführung
der genetischen, dynamischen, strukturellen, adaptiven und ökonomischen Gesichtspunkte der
wissenschaftlichen Charakterkunde, Kriterien geliefert zu haben, anhand derer man
überprüfbare
Einsichten
in
die
Charakterstrukturen gewinnen kann.
Weiterentwicklungen
Freudscher
Entstehungsbedingungen
typischer
individueller
Alle Neuerungen auf diesem Gebiet sind
Grundannahmen.
Melanie
Klein
entwickelte
den
Ödipuskomplex weiter aus, sowie die Narzißmustheorie und viele andere schrieben eine
Vielzahl von Literatur. Dennoch scheinen die meisten der Freudschen Grundannahmen
unübertroffen. Das die Begrifflichkeiten Freuds für heutige Zeiten „mittelalterliche“ Anmut
haben ist sicherlich dennoch kein Geheimnis und der Umgang damit erscheint vielen immer
noch schwer. Diese Hausarbeit will enden mit zwei Zitaten:
„ Wenn unser Gehirn so einfach wäre, dass wir es verstehen könnten, dann wären wir so
einfach, dass wir es nicht verstehen könnten“.34
34
Emerson Pugh
30
„Mit der Ablehnung der Metapsychologie geht oft auch eine Zurückweisung von Freuds
Trieblehre und der zentralen Bedeutung der Triebe als intrapsychischer Motivation einher. Es
sind vor allem viele der sogenannten Objektbeziehungstheoretiker, die Freuds Triebtheorie
verwerfen. Dem gegenüber stehen die Psychoanalytiker, die an der Notwendigkeit und
Legitimität der Suche nach einer tieferen Ebene des Verständnisses festhalten und denen es
ein Anliegen bleibt, Freuds metapsychologische Erklärungen zu vertiefen und nötigenfalls im
Lichte neuer Forschungsergebnisse zu revidieren (...) So erscheint es eher als eine Illusion,
daß die Psychoanalyse metapsychologische Hypothesen gänzlich sollte entbehren können.“35
35
Freud, Sigmund: „ Das Ich und das Es, Metapsychologische Schriften“ Einleitung von Alex Holder
31
9. Literaturverzeichnis
Freud, S.: 1 (1887-1902) „Aus den Anfängen der Psychoanalyse. S. Fischer, Frankfurt, 1950
2 (1895) „Studien über Hysterie“ Gesammelte Werke. S. Fischer, Bd. I.
3 (1900) „Die Traumdeutung“. Bd. II.
4 (1901) „Über den Traum“. Bd. II/III.
5 (1905) „Bruchstück einer Hysterie-Analyse“. Bd. V.
11 (1908) „Über infantile Sexualtheorien. Bd. VII
12 (1908) „Charakter und Analerotik“ Bd. VII.
16 (1909) „ Analyse der Phobie eines fünfjährigen Knaben“. Bd. VII.
25 (1913) „Die Disposition zur Zwangsneurose“. Bd. VIII.
22 (1912) „Über neurotische Erkrankungstypen“ Bd. VIII.
45 (1924) „Neurose und Psychose“. Bd. XIII.
54 „ Abriß der Psychoanalyse, Schrift aus dem Nachlass, Bd. XVII
Hartmann, H. (1939): „Ich Psychologie und Anpassungsproblem“, Psyche XIV, 2 (1960)
Erikson, E. H. (1966): „Identität und Lebenszyklus“, Frankfurt.
Freud, A. (1936): „ Das Ich und die Abwehrmechanismen“, Imago Publishing Co. Ltd.
London
M. Klein (1945): „Der Ödipuskomplex im Lichte früher Ängste“ Bd. I,1.
Nunberg, H. (1959): „Allgemeine Neurosenlehre“, 2. Aufl., Huber, Bern.
Rey, J. H. (1979): „Schizoide Phänomene im Borderline Syndrom., Hrsg. E. Spott-Spillus,
Bd. 1, 1990
Klußmann Rudolf: „Psychoherapie“ 3. Auflage, Springer- Verlag, 2000
Winkel, Rainer (1991): „Pädagogische Psychiatrie für Eltern. Lehrer und Erzieher“, Schneider
Verlag
Inge Seiffge-Krenke (1986): „ Psychoanalytische Therapie Jugendlicher“, W. Kohlhammer
Verlag Stuttgart
Deister/ Möller (1998): „ Schizophrenie und verwandte Psychosen“, Wissenschaftl.
Verlagsgesellschaft, Stuttgart
Batteson, Jackson/Laing/Lidz/ Wynne u.a (1972): „Schizophrenie und Familie“ Suhrkamp
Verlag
32
10. Erklärung
Ich versichere hiermit, dass die vorliegende Arbeit ohne fremde Hilfe angefertigt wurde und
dass ich außer der von mir angegebenen Literatur keine weitere benutzt habe. Die wörtlich
übernommenen Stellen sind als solche kenntlich gemacht.
08.02.06
Tim Werner
33
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