PS Balle: Aristoteles - Erste Zusammenfassung 1. Eudaimonia Das Glück als höchstes Gut. Jeder Mensch will glücklich sein. Definition des Glückes + Weg zum Glück. Wie muss die Seele und der Geist beschaffen sein, welche Tugenden muss der Mensch haben, damit das menschliche Leben glückt? -> „Glück setzt ethische Vollkommenheit voraus!“ 2. Tugenden Tugenden als allgemeinverbindliche Eigenschaften für das eigene Wohlergehen sowie das der Mitmenschen. Aristoteles’ drei Kardinaltugenden: Tapferkeit, Besonnenheit und Gerechtigkeit.Zwei Arten von Tugenden: A. Die dianoetische (Verstandes-) Tugenden: Fähigkeiten des rationalen Seelenteils 1. Klugheit (Phronesis, sittliche Einsicht): Sittliche Einsicht hat der, der fähig ist zu handeln im Bereich dessen, das für den Menschen wertvoll ist oder nicht. Dabei ist nicht speziell auf konkrete Mittel und Wege zu achten, sondern der allgemeine Weg zu einem guten und glücklichen Leben ist ausschlaggebend. Sittlich einsichtig handelt derjenige, der die Fähigkeit zu richtiger Planung besitzt. Sittliche Einsicht ist ein Wesensvorzug und kein praktisches Können. Die sittliche Einsicht hat als Bereich die menschlichen Dinge und zwar dahingehend, wie man mit erwägender Reflexion Einsicht in die Dinge erlangt. 2. Intuitive Einsicht (nous): Die intuitive Einsicht geht auf die Ausgangspunkte für die wissenschaftliche Erkenntnis ein, also sie hat mit den Grundlagen für induktive und syllogistische Schlußfolgerungen zu tun. Intuitive Einsicht hat mit Dingen zu tun, die eine weitere Erklärung nicht mehr zulassen. 3. Wissenschaft (Episteme): Im Gegensatz zum praktischen Können ist der Gegenstand der Wissenschaft bei Aristoteles von ewiger Natur. Er stellt sie in Gegensatz zum Wissenschaftsgegenstand bei Platos „Theaetetos“ Dabei ist eine exakte Beschreibung des Gegenstandes der wissenschaftlichen Erkenntnis charakteristisch, denn alles was zweideutig, oder wie Aristoteles es ausdrückt anders sein kann, ist unserer unmittelbaren Beobachtung entzogen und somit kein Gegenstand wissenschaftlicher Erkenntnis. Bei Aristoteles vollzieht sich der kognitive Akt der wissenschaftlichen Erkenntnis entweder durch deduktiven Schluß, indem man von schon Bekanntem ausgeht. Aristoteles bezeichnet das als „Syllogismus“. Oder aber durch Induktion, in dem man vom Besondern zum Allgemeinen schließt. Beide Verfahren der Erkenntnisgewinnung ergänzen sich. Dabei ist es wichtig, das man weiß, wie man zum Ergebnis kam. Dadurch das man durch Schlußfolgerung zum Ergebnis kommt, kann der Ausgangspunkt selbst kein Objekt der wissenschaftlichen Erkenntnis sein, dies bleibt der intuitiven Einsicht vorbehalten. 4. Weisheit (Sophia): Philosophische Weisheit ist die vollendeste Form von Erkenntnis. So kennt der Weise nicht nur die Ergebnisse der Schlußfolgerung, sondern auch die Ausgangspunkte, die zur Schlußfolgerung führen. Sie ist Wissenschaft in Vollendung. Für Aristoteles ist der Mensch nicht das höchste Wesen im Weltall, so wird er von den Gestirnen an „Göttlichkeit“ übertroffen, dadurch erhöht er die philosophische Weisheit über die sittliche Einsicht. Er begründet dies damit, dass philosophische Weisheit einen Weg klar und deutlich aufzeigt, aber es müsste viele Arten der übrigen Tugenden geben. 5. Praktisches Können Was man als Kunst (Techne) bezeichnet, kommt von „können“. Für Aristoteles ist praktisches Können ein auf Hervorbringen abzielendes reflektierendes Verhalten. Entscheidend dabei ist die Veränderung, denn so entsteht etwas dabei. Das praktische Können ist dabei von richtigem Planen geleitet und Gegenstand des Tuns ist das Veränderliche. -> Die bloße Vermutung ist für Aristoteles bedeutungslos für die Erkenntnis des Richtigen, sie gehört also nicht zu den dianoetischen Tugenden, da die bloße Vermutung uns täuschen kann. Die dianoetischen Tugenden können nach Aristoteles wie folgt gegliedert werden: Praktisches Können und sittliche Einsicht zum „beratenden“ Teil der Seele, die übrigen drei zum „erkennenden“ Teil. -> Diese Tugenden kann der Mensch erlernen, man braucht dazu Erfahrung und Zeit. b. Die ethischen (Charakter-)Tugenden Gerechtigkeit, Tapferkeit, Besonnenheit (sophrosyne) Großzügigkeit, Freigebigkeit (elentheriotes) Vornehmheit (megaloprepeia) Hochsinnigkeit, Ehr und Schamgefühl Diese Tugenden kann man nicht theoretisch erlernen, sie sind auch nicht angeboren; sie sind durch praktische Ausübung, Gewöhnung und tätigem Bemühen zu erlangen. Es gibt in Aristoteles’ Tugendethik keine moralischen Entscheidungsregeln, sondern nur vorbildliche Verhaltensweisen. Die Richtschnur für das Maß des Guten ist die Mitte, die moderate Lebenshaltung des klugen, guten und gerechten Menschen. Allerdings benötigt der Mensch beide Arten der Tugenden.: „Das den Menschen spezifische Handeln kommt zustande durch die Klugheit und durch die ethische Tugend. Und zwar bewirkt die Tugend, dass das Ziel richtig ist, und die Klugheit, dass man die richtigen Mittel dazu wählt.“ Ohne die nötige Intelligenz und Einsicht findet auch kein tugendhaftes Handeln statt. Vgl. Die Idee des Guten zwischen Platon und Aristoteles, Hans-Georg Gadamer 3. Die Mitte und die Tugenden und das praktische Überlegen „Es gibt also drei Grundhaltungen: Zwei fehlerhafte, durch Übermaß und Unzulänglichkeit gekennzeichnet und eine richtige: die Mitte.“ Am Beispiel der Tapferkeit erläutert er das Zuviel und das Zuwenig. Während wir die Feigheit eindeutig noch als ein zuwenig erkennen, ist uns die Tollkühnheit gar nicht so sehr als ein Zuviel der Tapferkeit bewusst. Wir sind dabei frei diese Mitte zu verfolgen, wir handeln aus einer feien Entscheidung. Beispiele: Feigheit – Tapferkeit – Tollkühnheit; Stumpfheit - Besonnenheit – Zuchtlosigkeit; Knauserigkeit – Großzügigkeit – Verschwendungssucht; Engherzigkeit – Großgeartetheit- Prahlsucht Klugheit (praktisches Wissen, sittliche Einsicht, gr. Phronesis) ist nach Aristoteles diejenige zu einer besten Verfassung (arete) habituell ausgebildete Fähigkeit, Mittel und Wege im Bereich dessen zu finden, was für den Menschen gut ist. Gut ist aber für den Menschen dasjenige, was zu seiner eudaimonia (Glückseligkeit) beiträgt. Die Klugheit ist somit in der aristotelischen Ethik dafür zuständig, dass das Handeln, das immer schon auf die Erreichung des Glücks ausgerichtet ist, auch gelingt. Nach Aristoteles handelt der Mensch klug, wenn die Entscheidungen, die er trifft, ausgerichtet sind am Gesamtentwurf eines gelingenden Lebens. Die Klugheit versetzt den Handelnden in die Lage, etwas zu wollen, d.h. eine Handlungswahl überlegt zu treffen und nicht den Leidenschaften ausgeliefert zu sein. Dabei geht Aristoteles von der These aus, dass es ohne ethische Tugend keine Klugheit, ohne Klugheit aber auch keine ethische Tugend geben kann. Im Vergleich zur neuzeitlichen Reduktion der Klugheit auf instrumentelle Vernunft eignet der aristotelischen Klugheit eine selbstbezügliche moralische sowie politische Dimension, die sie für moderne Versuche ihrer Rehabilitierung wieder interessant macht.