Notizenvom07112003durchSYLVIaGONZALES: Liebe Kommiliton(Inn)en ! Sylvia hat das toll geschafft, vor allem als vermutlich spanisch sprechendes Menschenkind. Herzlichen Dank vor allem für den Mut. Vielleicht überlegen sich auch mal einige Herren Studenten, ob sie nicht mal ein Protokoll, eine Mitschrift anferigen wollen. Sie lernen dabei übrigens selbst sehr viel. Wie fast immer packen Frauen einfach beherzter zu. Ich korrigiere das Nötigste und füge die beiden Abschlußpunkte – wie versprochen - hinzu. Meine Bitte an alle Protokollanten/Mitschriftler wäre: Bitte zusammenhängender Text!!!!! Die Bindestriche und die Absätze schlucken manchmal die diff. Sachverhalte einfach weg. Wenn noch jemand ein Protokoll angefertigt hat, bitte mir zusenden. Dieses ist ein wenig lückenhaft. Ich kann es aus Zeitgründen nicht auffüllen. Bin schon bei ‚Dienstag’. Es folgen jetzt erst mal die Vorlesungs-Notizen von SYLVIA GONZALES: Prof. Dr. Löcherbach Politische Ideengeschichte: 4.Vorlesung: Die Politik-Philophie des A R I S T O T E L E S GliederungzurdrittenVorlesungPOLPHILvonARISTOTELES: 1 - Vorbemerkung zum 2. Grundmuster von antiker Politik-Philosophie bei Aristoteles. 2 - Geschichtlicher Hintergrund a) realgeschichtlich b) denkgeschichtlich c) lebensgeschichtlich 3 - Aristoteles’ Kritik und Anknüpfung an PLATON a) Kritische Abgrenzung von Platon’s Ideenlehre b) Was bleibt an Gemeinsamkeiten mit Platon c) Platon und Aristoteles als antike politische Philosophie (in vorgriffhafter Abgrenzung zur späteren Politik-Philosophie in Neuzeit und Moderne) 4 - Die ‚praktische Philosophie’ des Aristoteles sowie die Gründe und Ursachen für ihre Ausdifferenzierung in die beiden Disziplinen von ETHIK und POLITIK 5 - Die ‚Nikomachische Ethik’ des Aristoteles und ihre 10 Bücher a) Die Gesamtgliederung b) Unser Focus: Buch 1: Glück, Lebensformen, Tugenden Buch 3: Prohairesis, Mitte Buch 5: Gerechtigkeit (Vergl. den gelben Reader) Buch 6: Phronesis (Klugheit) Buch 8: Philia (Freunschaft) Buch 10: Vita activa oder Vita contemplativa ? c) Der Übergang zur ‚Politik’ 6 - Die ‚Politik’ des Aristoteles und ihre 8 Bücher a) Die Gesamtgliederung b) Unser Forcus: Buch 1: Mensch als ‚politisches Lebewesen’ Buch 2: Platon-Kritik Bücher 4 – 6: Fragen der Verfassung, sowie der Bedingungen ihrer Stabilität/ihres Wandels Hierin: Die Politie (IV 8-9, 11-12) (Vergl. den gelben Reader) Bücher 7 – 8: Die best-verfaßte Stadt 7 - Zur Wirkungsgeschichte der aristotelischen Politik-Philosophie 8 - Gibt es einen Typus von aristotelischer Politik-Philosophie und - Theorie. (Was ist z.B. heute ein Neo-Aristotelismus ?) PROTOKOLL- SG I. Vorbemerkungen zum 2. Grundmuster von antiker Politik - Philosophie bei Aristoteles A. Platon neigt zu sehr radikalen und extremen Lösungen Mutig!! lässt sich nicht von den Beständen des griechischen Lebens beeindrucken.Vieles von dem, was er schreibt, war den Griechen sehr fremd und wäre von ihnen wahrscheinlich niemals akzeptiert worden. B. Aristoteles geht weniger stark von der politischen Theologie aus (teilweise emanzipiert) Konsequenz: ein freiheitlicheres (nach Freiheit strebendes) Programm. Trotz Metöke (innergriechiche Auswärtiger) orientiert er sich zur Mitte Säkularer Denker, geht von der empirischen Realität aus Fragt sich: Wovon kann ich ausgehen? Was ist bisher von anderen Philosophen zu einer bestimmten Frage gesagt worden? weltimmanent orientiert säkular denkend geht von der Natur aus im Ganzen ein starker Empiriker, Denker des Maßes (Mesotes), sehr viel mehr bei der Demokratie als Platon, der die Herrschaft der Elite bevorzugt. Was ist das Gemeinsame? z.B. gegenüber der Neuzeit/der Moderne ? -3– Beide betreiben politische Philosophie und politische Theorie in sittlicher Absicht Absicht. In die sittlichen Verhältnisse der Menschen eingreifen. 1. Platonische Art 2. Aristotelische Art Konstruktion ganz neuer Dinge Anknüpfen an Bestehendes II. Geschichtlicher Hintergrund a. realgeschchtlich Griechische Geschichte - Peloponnesicher Krieg -Athen vs. Sparta - Sparta gewinnt, trotzdem hat sich Athen geschwächt und reduziert erhalten. -Platon hat sich von Sparta beeinflussen lassen, von ihr Gewinn gegen Athen. -402 Notdürftige Restitution der alten Demokratie -Griechiche Welt in Spannung, Verhältnis zwischen Sparta und Theben (im Hintergrund droht Persien) -338 Schlacht Chaironeia-Makedonien vs. Poleis (Vereinigte Stadt-Staaten) Makedonien gewinnt, daraus folgt anti-makedonische Stimmung in Athen -336 Phillip II ermordet, sein Sohn Alexander übernimmt die imperiale Rolle -338-324 Aristoteles lebt in Athen, wurde Makedonismus vorgeworfen, obwohl er von der griechichen Polis überzeugt war. b) Denkgeschichtlich (s.u.) c.) Lebensgeschichte 367 Eintritt in die Akademia von Platon. War 20 Jahre lang sein Schüler. 343 Wird zum Makedonischen Hof zurück gerufen, um die Erziehung von Alexander zu übernehmen 335 zweiter langer Aufenthalt in Athen. Gründet eine eigene Schule Lykeion (Lyceum) 323 Kehrt nach Euboa (Insel vor Attika) zurück Zentral: Ein Leben in Angst und häufigen Aufenthaltswechsel. III. Kritik an Platon a. Ideenlehre: Lehre/Pragmatie von Platon -4– Platons Lehre: 1.Ideen, ewig und unveränderlich 2. Ideen = Unabhängig von den Einzeldingen 3.Ideen = Urbild von allen Dingen, die wir sehen (Paradeigma) 4. Ideen sind das woran die Dinge in der Welt draußen nur teilhaben(Methexis) Ideen sind Idealvorbilder der Einzeldinge, die nicht nur über eigene, über die eigentliche Realität verfügen. Platon: Das Sein der Idee ist viel höher als das Sein der konkreten Dinge. Aristoteles macht hiier nicht mit! Kommentar: (Dies alles sei eine hybride Konstruktion)! Hauptvorwurf!! Platon hat eine Verdopplung der Realität vorgenommen. Alle Dinge sind als einzelne Dinge und in ihrer Ideailtät (Wesenheit) vorhanden, also zweimal. Aristoteles- Die Ideen im allgemeinen werden immanentisiert und gleichzeitig teleologisiert. Idee als Allgemeinbegriff - geht in die Dinge ein (immanent), werden zu Substanzen Die werden auf etwas hin programmiert. (Telos) Gesundheit als Begriff, ist nichts mehr, was neben den einzelnen Gesunden existiert, sie wird zu einer in den Menschen befindlichen Möglichkeit. Susbstanz und Entelecheia. 3b. Was bleibt an Gemeinsamkeiten ? 1. Theorie in sittlicher Absicht (sittliche Verhältnisse verbessern) 2. Priorität des Ganzen vor dem Einzelnen (nicht mit NS verwechseln!) 3. Mensch von Natur aus auf die Gemeinschaft angewiesen (nicht atomar individuell) 4. Harmonie zwischen Makro- und Mikro- Welt herrscht 5. Metaphysicher Begriff von Natur ZIEL : Entelecheia nicht durch Reflexion und Meditation erreichbar, sondern durch praktisches Handeln. Platon Philosophen weisen dem Menschen seinen Platz an Aristoteles - Entdecker der praktischen Philosophie, nimmt zwei Gebiete von Platons politischer Philosophie auf: Nein. Platons noch einheitlich gedachte, weil über das Göttliche vereinigt gedachte Welt tritt hier in 2 Bereiche auseinander (weil Gott ja an den Angang der Natur) Ethika Politika - betrifft die Sitten - Mensch betrifft die Stadt - strukturell/institutionell, vor allem die praktische Vearwirklichungaa des ethisch Gewollten -Griechen denken in komplementären Strukturen. -5– -Strukturen des Individuums passen fast immer zu den Starukturen der Polis z.B. Diogenes Laertes: Erziehe Deien Sohn zu einem Menschen mit guten Tugenden für eine Polis mita guten Gesetzen. Die Komplementarität besteht zwischen den guten Tugenden auf menschlicher Seite und den guten Gesetzen aufseiten der Polis. Erziehung zu einem tugendhaften Burger eines Staates mit gutem Gesetz. IV. Gesamtwerk Was ist Praktische Philosophie ? Abgrenzungen: 1. Theoretische Erkenntnisse haben keinen Nutzen für den Menschen. Man braucht als also etwas konkret Nützliches für das praktische Leben dear Menschen 2. Theoretische Philosophie zielt auf ein von Menschen unabhängiges Sein Praktische Philosophie zielt auf seine konkrete Realität. Am Ende soll der Mensch sein Bios so fokussieren, dass er Glück erstrebt Bei Platon eher Nebenprodukt (z.B. Besitzlosigkeit, Wächter waren vermutlich nicht sehr glückliche Mewnsachen) Aristoteles richtet sich mehr an das Individuum 3. Alles, was in der rein theoretischen Philosophie betrachtet wird, muss auf das Praktische zurück gefragt werden. Gutes Handeln = Eupragia 4. Alles läuft auf Harmonie - organologische harmonische Ordnungsvorstellung 5. Prohairesis:=Menschen können sich selbst ihren Lebensentwurf aussuchen. freie Wahl Buch III Ethik Hier wird eine Art Freiheitsverständnis eingeführt 6. Lebensziel ist eine Art Handlung , keine bloße Beschaffenheit. -Glück hängt von eaigener Handlung, von eigenem Tun ab Platon: Gott Maß aller Dinge Aristoteles: Mensch Maß aller Dinge -Mensch a. Ethik von (Ethos- Sitte Hiebei geht um 2 verschiene Aspeklte:) -6– a) Äthos (gesprochen) =ηθος (als Gewohnheit verstanden) b) Ethos „ = εθος (als Charaktear, Habitus vearstanden) Gewöhnung - angewöhntes Verhalten Charakter – Habitusorientierung V. Nikomatische Ethik (Wichtigste Ethik von dreien)) Buch 1: Glück „Jede Handlung und jeder Entschluss scheint irgend ein Gut zu erstreben.“ Strebensethik, die eine Zielorientierung hat = teleologische Orientierung Ziel: Das Glück = Eudaimonia Buch 2: Tugenden Klasische Tugenden: Weisheit, Tapferkeit, Gerechtigkeit, Besonnenheit Aristoteles 1.Gewöhnungstugenden = ethische Tugenden 2.Dianoethische Tugenden = durch Erkenntnis, Erziehung vermittelt insbesondeare:::::::::Phronesis = situative Klugheit Alle Tugenden werden auf Mittel orientiert; mesotisiert = auf Mitte und Maß zurückbezogen !!Buch 3: Prohairesis Entscheidung Freiwillige Entscheidung, ALLE Menschen Buch 4: Großartigkeit, Gesinnheit Buch 5: Gerechtigkeit (=====fremdes Gut)“ was einem anderen nutzt“) Intersubjektive Kategorie, weil Ger. aus der Vertikalen in die Horizontale verschoben worden war. Da Gott nicht mehr von oben (Qua Philosoph) für uns sorgt, müssen wir Menschen (quasi quer und horizontal unter ‚Gleichen’) füreinander sorgen. unter den Menschen (Horizontal) Die Menschen müssen füreinander sorgen, da Gott nicht für uns sorgt Entstehung des Gedankens des Sozialstaates Zur Einteilung dessen, was Gerechtigkeit ist, siehe den Text und seine Interpretation in den Tutorien. !!Gleiches gleich behandeln, Ungleiches ungleich behandeln Zwischen welchen Eckpunkten ist Gerechtigkeit die Mitte ? Bitte fragen Sie Ihre Turoren !!!!! Billigkeit – Angemessenheit Buch 6: Phronesis (Klugheit) !Situative Klugheit (‚Urteilskraft’ nach Kant) konkreter Fall im Auge der Situation adäquates Handeln, kommt aus Erfahrung -7– Buch 7: Negative Tugenden Abgrenzung von Sokrates (gibt kein Schlechtes); naiv! Buch 8: Freundschaft (Philia) Was hält auf horizontaler Ebene die Menschen zusammen? als Kitt ? Freundschaft unter allen Menschen - Buch 9: Autophilia Der Mensch mag sich selbst Voraussetzung für alles Identität wird positiv betont Buch 10: Bioi (Lebensform/Lebensweisen) bios Theoretikos: denken, meditieren bios Politikos – setzt Muße voraus. bios Chrematikos (auf Erwerb) Rangordnung Das Schönste, was ein Mensch anstreben kann: bios Theoretikos, dafür braucht man die Frauen und Sklaven. Wie sieht der Übergang zur „Politik“ aus ? Was mache ich mit der großen Menge von Menschen? Da helfen nur GESETZE Institutionelle Ordnung - Staat im Bereich der Politik VI. „Die Politik“ des Aristoteles Buch 1: Definition: Jeder Staat ist eine Gemeinschaft (erste Kommunitarist) Mensch ist von Natur aus ein staatsbildendes Lebewesen Politik ist wie eine zweite Natur des Menschen Gemeinwesen aus Gemeinwohl Gemeinschaft, Organisation Lehre vom Staat - höchste Wissenschaft -8– Platon grenzt ab: Polis - Regierung der Freien über Freie Oikos (Haus) - despotische Herrschaft = Herrschaft über Unfreie 3 Herrschaften nicht politisch 1. Mann über Frau 2. Eltern über Kind 3. Freie über Sklaven Aristoteles hat nie etwas gegen die Sklaverei gesagt. Warum ? 1. Die Sklaverei war ein Teil des Staates war ein wesentlicher Teil der System ohne hätte es die Muße nicht gegeben 2. Negative Folge von verlassener und nicht mehr konstitutiver Theologie höhere Instanz (Gott) fehlte - Alle Menschen sind gleich Entstehung der Gleichheit - alle Menschen sind gleich, fängt mit dem Gott des Christentums an. (Gleichheit durch den Schäöpfungasgedanken) Buch 2: 1. Vielheit/Pluralität 2. Mensch braucht Eigentum vs. Platons Besitzlosigkeit 3. Bürger nimmt teil an allem 4. Verfassung als Politeia Ziel: Gemeinschaften Klassifikation Verfassung Staatsform Buch 3: Schema Mittelpunkt zwischen Oligarchie und Demokratie =POLITIE Ideale Verfassung Mindestverfassung Durchschnitt, beste Verfassung Buch 4-6 Bitte hier genauer unseren Text lesen in den Tutorien: Bitte genau nach Politie fragen ! Buch 7-8 Beste Verfassung =====Ideal des Abendlandes Wie kann ich das Gemeinwesen stabil halten? = Ich brauche immer ein verfassungstreue Mehrheit. Hierzu: Mittelstand fördern. Mittelständige Auskömmlichkeit ist die beste Voraussetzung für Teilnahme des Bürgers an den öffentlichen -9– Dingen durch Vernunft. SG DL: Bitte mehr über P o l i t i e lesen und diskutieren in den Tutorien !!!!!!!!! DL: 7) Zur Wirkungsgeschichte: = wichtig bei Römern = wichtig bei Christen = wichtig bei Karolingern = wichtig bei Arabern = wichtig bei Hochmittelalter: Th. v. Aquin. Später mehr!!!!) Aristotelismus ist fast eine Art Archetypus von politischem Denken geworden. Zu 8) Was meint man eigentlich, wenn man z.B. von Neo-Aristotelismus spricht ? = Situative Klugheit (Phronesis) = Orientierung an Erfahrung, Empirie und Realität = Aversion gegen Utopien, gegen Revolutionen, gegen Vertragsdenken = größere Bindung an bei den Menschen real noch vorhandene Sittlichkeit, statt neue Moralnormen zu entwickeln = Orientierung an Gemeinschaft = gegen allzu viel Egoismus = Der Aristotelismus glaubt so etwas wie ein übergeschichtliches „Allgemein-Menschliches-Muster’ (Huizinga) entdeckt zu haben, DL: Ich habe hier allergrößte Zweifel bei der ungeheuren Variabilität der Menschen und ihrer spezifischen historischen Erfahrungenin den vielen Kulturen der Welt. = Aristoteleismus hat sich deshalb oft verstanden als Grundmuster jeglicher Kulurkritik deren Muster man im AMM zu besitzen glaubte und das man gegen alle Neuerungen ins Feld führen zu dürfen glaubte. = DL: Man sollte mit mindest gleicher Legitimation und Berechtigung fragen dürfen, ob nicht nach den großen Katastrophen der letzten Jahrhunderte: bestimmte Sinn-Ressourcen vielleicht verbraucht sind und einfach nicht mehr taugen als AMM-ReklamationsMuster . -- In vielen Bereichen müssen wir Menschen dieser Erde uns einfach etwas Neues ausdenken, wenn wir überleben wollen mit und in dieser Welt und alle zusammen. Und das hieße dann: Wir müssen unsere kollektive Autonomie benutzen und mit einer aus allen Kulturen der Welt gespeisten Vernunft: eine neue gerechte Weltordnung herstellen, in der wir alle individuell-autonom und hoffnugnsfroh: das Geschenk unseres Lebens in einer immer noch wunderschönen Welt als je eigenes Projekt verwirklichen können. – Dies ist zumindest meine Position, über die wir später noch ausführlich diskutieren sollten. _______________________________________________________________________DL