Page 1 1 2 3 4 5 6 Schwere Herzinsuffizienz Schwere Herzinsuffizienz. Medizinische Grundlagen für Förderantrag Zeidler Page 2 Schwere Herzinsuffizienz Zeidler 7 1. Herzinsuffizienz 8 Die Herzinsuffizienz geht mit einer unzureichenden Funktion des Herzens einher, bei der 9 das Herz nicht mehr imstande ist, eine den Anforderungen entsprechende Förderleistung 10 zu erbringen. Die Patienten leiden unter Leistungseinschränkungen, Kurzatmigkeit und 11 Luftnot sowie Ödembildung. Die Erkrankung entwickelt sich meistens über mehrere Jahre 12 und kann verschiedene Ursachen haben, die von der chronischen ischämischen 13 Schädigung des Herzmuskels aufgrund von Arteriosklerose der Koronararterien, über die 14 Schädigung nach einem akuten Myokardinfarkt, Infektionskrankheiten bis zu 15 Rhythmusstörungen oder gestörter cardialer Hämodynamik aufgrund von Klappenvitien 16 reichen. 17 18 Eine Übersicht über die Grunderkrankungen, die zur terminalen Herzinsuffizienz führen, 19 bietet Abbildung 2: 20 Abbildung 1: Grunderkrankungen der schweren Herzinsuffizienz, die zur Herztransplantation führen 21 Page 3 Schwere Herzinsuffizienz Zeidler 22 Eine Einteilung der Schwere der Erkrankung kann nach der NewYork Heart Association 23 (NYHA) Klassifikation vorgenommen werden. Diese reicht von NYHA I mit keiner 24 körperlichen Einschränkung bis NYHA IV, bei der die Beschwerden schon in Ruhe 25 auftreten. Anfangs kann die eingeschränkte Pumpleistung des Herzens noch durch einen 26 schnelleren Herzschlag, Zunahme des Durchmessers des Herzmuskels oder Konstriktion 27 der peripheren Blutgefäße erfolgen. In diesem Stadium der Kompensation sind die 28 Patienten weitgehend beschwerdefrei. Im dekompensierten Stadium treten die oben 29 beschriebenen Symptome auf. Die Herzinsuffizienz kann die linke, die rechte oder beide 30 Herzhälften betreffen. 31 Von der Herzinsuffizienz sind europaweit schätzungsweise 10 Millionen Menschen 32 betroffen. Die Erkrankung stellt in den westlichen Ländern eine der drei häufigsten 33 Todesursachen dar. 34 2. Therapieformen der schweren Herzinsuffizienz 35 Neben der medikamentösen Therapie von herzinsuffizienten Patienten kommen 36 chirurgische Verfahren zum Einsatz, um diese schwer eingeschränkten Patienten zu 37 behandeln. Es sind dies im Wesentlichen die cardiale Resynchronisations-Therapie 38 (CRT), die Implantation von Linksherzunterstützungssystemen (LVAD) und die 39 Herztransplantation (HTx). 40 Die Auswahl des für jeden Patienten geeigneten Verfahrens findet interdisziplinär durch 41 Kardiologen und Herzchirurgischen nach klinischen Kriterien statt (Abbildung 2). 42 Page 4 Schwere Herzinsuffizienz 43 Abbildung 2: Evaluation der chirurgischen Therapie der schweren Herzinsuffizienz 44 Zeidler Page 5 Schwere Herzinsuffizienz Zeidler 45 2.1. Cardiale Resynchronisations-Therapie 46 Die konventionelle Therapie der Herzinsuffizienz erfuhr durch die Einführung der 47 Cardialen Resynchronisations-Therapie (CRT) eine erhebliche Verbesserung. Patienten 48 mit schwerer Herzinsuffizienz wird ein Schrittmacher implantiert, der die bei diesen 49 Patienten oft gestörten, synchronisierte Aktion von Herzkammern (interventrikuläre 50 Asynchronie) durch gezielte elektrische Impulse wieder in einen effizienten Einklang 51 bringt. Die beeinträchtigte Pumpleistung des Herzens wird dadurch optimiert, die 52 Patienten fühlen sich besser und sind leistungsfähiger. 53 54 2.2. Herztransplantation 55 Bei Patienten mit besonders schwerer Herzinsuffizienz reicht die medikamentöse 56 Therapie trotz CRT nicht aus. Die Therapie der Wahl dieser terminalen Herzinsuffizienz 57 ist nach wie vor die Herztransplantation. Überlebensraten von bis zu 25 Jahren wurden 58 berichtet. Die Hälfte aller transplantierten Patienten ist nach 11 Jahren noch am Leben. 59 Abbildung 3: Kumuliertes Patientenüberleben nach Herztransplantation 60 Page 6 Schwere Herzinsuffizienz Zeidler 61 In den Anfängen der Transplantationschirurgie zählte die Beherrschung der 62 Abstoßungsreaktionen zu den größten Schwierigkeiten; aktuell ist es allerdings der 63 Mangel von Spenderorganen. In Deutschland wurden im Jahr 2006 insgesamt 412 64 Herzen transplantiert, der Bedarf ist aber doppelt so groß. Nach den Angaben von 65 Eurotransplant hat sich die Warteliste für eine Herztransplantation zwischen den Jahren 66 2007/ 2008 um 6% gesteigert. 67 Abbildung 4: Warteliste für Herztransplantationen in Europa (aus Haverich A, Transplantation in the age of donor shortage. Current status in 2010, EACTS daily 2010) 68 69 In Abbildung 5 wird ersichtlich, dass in Deutschland das Verhältnis von tatsächlich 70 transplantierten Patienten zu Patienten auf der Warteliste in den letzten Jahren noch 71 gesunken ist. 72 Abbildung 5: Verhältnis von transplantierten Patienten zu Patienten auf der Warteliste (aus Haverich A, Transplantation in the age of donor shortage. Current status in 2010, EACTS daily 2010) 73 74 In der MHH konnten in 2010 114 Lungentransplantationen und 17 Herztransplantationen 75 durchgeführt werden. 76 77 2.3. Linksherzunterstützungssysteme 78 Da nicht für jeden potentiellen Empfänger ein Organ zeitnah zur Verfügung steht oder der 79 Patient auf Grund einer Vorerkrankung nicht transplantiert werden kann, sind Alternativen 80 zur Organtransplantation gefragt. 81 82 Die zunehmenden Wartezeiten auf eine Herztransplantation und die stetig steigende 83 Anzahl von Patienten mit terminaler Herzinsuffizienz haben gezeigt, dass Menschen Page 7 Schwere Herzinsuffizienz Zeidler 84 lange Zeiträume mit mechanischen Kreislaufunterstützungssystemen und Kunstherzen 85 leben können und sich Ihre Lebensqualität entscheidend verbessert: 86 87 http://www.mh- 88 hannover.de/fileadmin/kliniken/httg_herz_thorax_chirurgie/download/presse/2010/HAZ- 89 28-10-2010_MHH-Kunstherz_feiert_Europarekord.pdf 90 91 http://www.mh- 92 hannover.de/fileadmin/kliniken/httg_herz_thorax_chirurgie/download/presse/herz/HAZ- 93 07-07-2009-Das_Kunstherz_als_Dauerfreund.pdf 94 95 Allein in der MHH werden jährlich ca. 50 Herzunterstützungssysteme implantiert. Mit 96 diesen Patienten bestehen in der entsprechenden Ambulanz ca. 600 postoperative 97 Kontakte pro Jahr. Deutschlandweit werden ca. 500 Kunstherzen jährlich implantiert. 98 99 Page 8 Schwere Herzinsuffizienz Zeidler 100 3. Ambulante Versorgung von Patienten mit chirurgisch 101 behandelter terminaler Herzinsuffizienz 102 Die regelmäßige ambulante Versorgung der Patienten mit chirurgisch behandelter 103 Herzinsuffizienz ist abhängig von der angewandten Therapie und wird in Tabelle 1 104 skizziert. Tabelle 1: Regelmäßige ambulante Versorgung von Patienten nach chirurgischer Therapie der schweren Herzinsuffizienz CRT LVAD HTX Kontrolle von Grund- und Nebenerkrankungen Kontrolle von Grund- und Nebenerkrankungen Gerätekontrolle Gerätekontrolle Echokardiographie zur Kontrolle der Kontrolle der Herzfunktion antikoagulatorischen Kontrolle von Grund- und Nebenerkrankungen Echokardiographie zur Kontrolle der Herzfunktion Therapie Biopsien zur Überwachung möglicher Abstoßungsreaktionen Kontrolle der Blutspiegel der Immunsuppresiva 105 106