Einführung: Was macht „Die Anästhesie“ im Krankenhaus

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Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin
Medizinische Fakultät Mannheim der
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Scriptum
Anästhesie
2009
Vs. 2.0 vom 20. 3. 2009
Teil I Allgemeinanästhesie
Nur etwa 5,7% aller Ärztinnen und Ärzte in Deutschland mit oder ohne Fachgebietsbezeichnung
sind Anästhesisten(damit an Anzahl aber immerhin noch an vierter Stelle hinter
Allgemeinmedizinern, Internisten und Chirurgen). Deshalb ist es nicht das Ziel dieses Kurses, aus
Ihnen allen kleine Anästhesistinnen und Anästhesisten zu machen. Stattdessen setzen wir folgende
Prioritäten:
Ziele der Kurse in Anästhesiologie
(in absteigender Priorität)
1.
Vermittlung von allgemeinen medizinischen Kenntnissen, die fachübergreifend von Bedeutung sind
(z. B. auch in Chirurgie, Innerer Medizin und anderen Fächern), wo wir aber glauben, von unserem
Fachgebiet her, der Anästhesiologie, besonders weitreichende Erfahrungen zu besitzen.
Beispiel: Infusions- und Volumenersatztherapie oder perioperative Schmerztherapie und allgemein
perioperative Patientenbetreuung, Umgang mit bewusstlosen Menschen oder auch der Umgang mit
bestimmten Medikamentengruppen(z. B. Hypnotika, Sedativa, Opiate).
2.
Sie in die Lage zu versetzen, später einmal als Allgemeinmediziner, Chirurgen, Internisten oder als
Inhaber sonstiger Fachgebietsbezeichnungen besser mit Anästhesisten kommunizieren zu können.
Unsere Hauptaufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass Patienten, die operiert werden sollen, während
der Operation nichts mitkriegen und dabei auch noch am Leben bleiben. Dazu brauchen wir vorab
Informationen von Ihnen als die vorbehandelnden Ärztinnen und Ärzte, vor allem, wenn wir das
letztere Ziel erreichen wollen.
Beispiel: Wenn es als Hausarzt/ärztin darum geht, einen von Ihren Patienten auf eine Operation in
Narkose vorzubereiten.
3.
Sie wie in vielen anderen fachspezifischen Kursen auch, mit den Eigenheiten unserer Fachdisziplin,
der Anästhesiologie bekannt zu machen.
-1-
Zu diesem Scriptum
Dieses Scriptum hat das Ziel, Ihnen und Ihren Nachfolgern wesentliche Inhalte der Kurse zur
Anästhesie zur Vor- und Nachbereitung in schriftlicher, mail- und downloadbarer Form zukommen
zu lassen. Dieser erste Teil behandelt die Allgemeinanästhesie, ein zweiter separater Teil die
Regionalanästhesie. Weitere Teile gibt es vorerst noch nicht, da wir in den letzten Semestern voll
damit beschäftigt waren, den Übergang vom alten Regelstudiengang zum neuen Modellstudiengang
MaReCuM zu bewältigen und dabei auch Lehrveranstaltungen in der Vorklinik organisieren
mußten.
Der Teil „Praxis der Allgemeinanästhesie“ nimmt dabei mehr Raum ein als ursprünglich gedacht.
Aber es hat sich als schwieriger als erwartet erwiesen, Dinge in Worte zu fassen, die am praktischen
Beispiel im Operationssaal relativ einfach erklärt und auch relativ einfacher aufgenommen werden
können als beim Studium eines Textes.
Dieses und andere Scripten, sowie die Bilder der Lehrveranstaltungen sind auf der elektronischen
Lehrplattform Moodle eingestellt unter dem Titel „Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin,
Schmerztherapie(AINS)“. Allerdings kann man mit den Bildern einer Lehrveranstaltung ohne das
gesprochene Wort oft wenig anfangen, deshalb auch dieses Scriptum. Auf Moodle finden Sie auch
einige Buchbesprechungen. Guten Gewissens kann ich Studierenden wie Ihnen bis auf eines, das
vor kurzem herausgekommen ist, kein bestimmtes Lehrbuch empfehlen. Die Ergebnisse von
Umfragen unter Mitarbeitern, PJs, Famuli/ae und Ihren Komilitoninnen und Komilitonen in
vorausgegangen Kursen, welches Lehrbuch sie denn empfehlen würden, finden Sie auch auf
Moodle. Trotzdem sollten Sie sich die Lehrbücher selber ansehen und das für Ihren Lerntyp
geeignete heraussuchen.
Weiter möchten wir darauf hinweisen, dass für die anstehende Klausur der Prüfungsstoff
grundsätzlich das gesamte Fachgebiet der Anästhesiologie ist, soweit die einzelnen Teilgebiete im
Kurs angesprochen worden sind. Wir werden uns zwar bemühen, nur Dinge abzuprüfen, die im
Kurs gelehrt worden waren und die in diesem Scriptum stehen, eine hundertprozentige Garantie
können wir jedoch nicht geben. Die Teilgebiete im ersten klinischen Studienjahr(Klinische
Propädeutik) sind Allgemeinanästhesie, Regionalanästhesie, postoperative Patientenüberwachung,
Infusionstherapie sowie Injektionen und Punktionen.
Nun zu den Zahlenangaben in diesem Scriptum. Wenn man mehrere medizinische Lehrbücher und
Zeitschriftenartikel zu einem Thema liest, ist es oft wundersam, wie sehr die Angaben für
Halbwertszeiten, Wirkdauern, Konzentrationen, Dosierungen und ähnliches zwischen den einzelnen
Quellen variieren. Oft widersprechen sie auch dem selbst erlebten klinischen Alltag. Dies dürfte
daran liegen, dass sich die Autoren auf unterschiedliche Studien stützen und mit unterschiedlichen
Studienbedingungen und Patientenpopulationen arbeiten. Für die im weiteren Text angegebenen
Zahlenwerte, insbesondere an Patienten gemessenen Werte, mag dasselbe gelten, auch wenn sie alle
aus renommierten Lehrbüchern und Artikeln stammen. Sie dienen vorwiegend der gröberen
Unterscheidung, Einordnung und Orientierung. Wir werden Sie in der Klausur auch nicht nach
exakten Zahlen fragen, wohl aber nach Unterschieden, die aus diesen Zahlen hervorgehen, zum
Beispiel, welches Medikament länger wirkt als das andere.
-2-
Besonderer Hinweis:
Die Medizin unterliegt einem fortwährenden Entwicklungsprozess, sodass alle Angaben,
insbesondere zu diagnostischen und therapeutischen Verfahren, immer nur dem Wissenstand
zum Zeitpunkt der Drucklegung dieses Scriptums entsprechen können. Hinsichtlich der
angegebenen Empfehlungen zur Therapie, der Auswahl und Dosierung von Medikamenten
wurde die größtmögliche Sorgfalt beachtet. Gleichzeitig werden die Benutzer aufgefordert,
die Beipackzettel und Fachinformationen der Hersteller zur Kontrolle heranzuziehen und im
Zweifelsfall einen Spezialisten zu konsultieren. Fragliche Unstimmigkeiten sollten im
allgemeinen Interesse mir mitgeteilt werden. Die individuelle klinische Situation mag andere
Verhaltensweisen diktieren, als wie in diesem Scriptum angegeben ist und sollte mit den
jeweiligen Fachautoritäten der medizinischen Einheit in der Sie tätig sind abgeklärt werden.
Der Benutzer dieses Scriptums selbst bleibt allein verantwortlich für jede diagnostische oder
therapeutische Applikation, Medikation und Dosierung.
In diesem Scriptum sind manche eingetragenen Warenzeichen(geschützte Warennamen) nicht
besonders kenntlich gemacht. Es kann also aus dem Fehlen eines solchen Hinweises nicht
geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt.
Einige wenige Textpassagen außerhalb der Tabellen und Abbildungen, die zwar interessante
Informationen wiedergeben, aber sicher nicht prüfungsrelevant sind, sind in 10 Punkt-Schrift und
kursiv wiedergegeben.
Auch in dieser zweiten Auflage ist dieses Scriptum immer noch mit heißer Nadel gestrickt. Für
Hinweise auf Fehler, Kritik und weitere Wünsche wäre ich Ihnen dankbar, auch wenn sie vielleicht
nicht so schnell bearbeitet werden können als wie es wünschenswert wäre. Das Scriptum wurde auf
stilistische, Druck- und Rechtschreibfehler untersucht, aber sicher sind einige übersehen worden,
für die ich mich entschuldige.
Für diese zweite Auflage wurden einige kleinere inhaltliche, stilistische und grammatikalische
Änderungen vorgenommen. Außerdem wurde ein neuer Abschnitt über das Exzitationsstadium und
einer über die Antagonisierung von Muskelrelaxantien mit Sugammadex eingefügt.
Wenn Sie es für sinnvoll halten, können Sie dieses Scriptum natürlich gern kopieren und weiter
verteilen. Das Copyright behalten sich aber die Autoren und soweit betroffen, die Klinik für
Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin am Universitätsklinikum Mannheim, Medizinische
Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, vor.
Christian Lenz
Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin
Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg
Im Lenz 2009
-3-
Einführung: Was macht „Die Anästhesie“ im Krankenhaus:
Anästhesie heißt zuallererst, dass der Patient von der Operation nichts merkt, entweder, weil er wie
es auf mannheimerisch heißt „eingeschläfret wird“, auf hochdeutsch, eine Narkose bekommt, oder
„eine Rückemarksspritz kriegt“ auf hochdeutsch ein rückenmarksnahes
Regionalanästhesieverfahren oder eine andere regionale Betäubung mit einem Lokalanästhetikum.
Dazu ist folgendes 1. Statement abzugeben:
Mit den heutigen Anästhesieverfahren und Überwachungsmaßnahmen ist es mittlerweile
möglich fast jeden ohne große Probleme zu narkotisieren.
Aber danach muss gleich das 2. Statement folgen:
Die Probleme fangen erst dann an, wenn man den so narkotisierten Patienten auch noch
gleichzeitig operieren will.
Denn außer dem Ziel, dass der Patient von der Operation nichts mitkriegt, ist es die zweite
Aufgabe „der Anästhesie“, dafür zu sorgen, dass der Patient während der Operation auch am
Leben bleibt.

Das ist in der Regel die schwierigere Aufgabe.
Deshalb ist es wichtig, vor einer Operation die körperliche Leistungsfähigkeit in Bezug auf den
erwarteten Operationsstress abschätzen zu können und die nötigen Überwachungsmaßnahmen und
Steuerungsmaßnahmen zu planen, damit der menschliche Körper diesen Operationsstress
bewältigen kann.
Dazu ein Vergleich:
Vergleich Hausarzt – Anästhesist:
Der Hausarzt sorgt dafür, dass ein Mensch mit möglichst wenig medizinischen Mitteln, vor allem
ohne besondere Überwachungsmaßnahmen und ohne Präsenz des Hausarztes seinem Körper
angepasste Belastungen bewältigen kann.
Zum Beispiel Fitmachen für eine leichte Mittelgebirgswanderung fernab jeglicher medizinischer
Hilfsmöglichkeiten.
Der Anästhesist sorgt dafür, dass ein Mensch mit maximalen medizinischen Mitteln, unter
Anwendung maximaler medizinischer Überwachungsmaßnahmen unter ständiger Anwesenheit
eines speziell geschulten Arztes körperliche Höchstbelastungen überstehen kann. Das können sein
Kreislaufbelastung bei hämorrhagischem Schock, sympatikoadrenerge Stimulation bei Schmerz,
drohende Hypoxämie bei respiratorischer Insuffizienz.
Ein Beispiel wäre das Fitmachen für einen Tausendmeter-Wettlauf mit Hilfe aller möglichen
Dopingmittel und unter ständiger Anwesenheit eines Notarztes, der bei anfallenden Problemen
sofort helfen kann bis hin zur kardiopulmonalen Wiederbelebung.
-4-
1. Allgemeinanästhesie (Narkose)
Eine Allgemeinanästhesie hat vier Ziele: Ausschalten des Bewusstseins(Hypnose, „Schlaf“),
Betäubung des Operationsschmerzs(Analgesie), Ausschaltung vegetativer Reflexe auf den
Operationsstress(z. B. Blutdruckanstieg, Tachykardie) und je nach operativer Notwendigkeit
Muskelerschlaffung(Relaxierung), damit die Operateure besser operieren oder einzelne
Maßnahmen, z. B. die Intubation(Einführung eines Plastikschlauchs in die Trachea zur Sicherung
der Atemwege und zur Beatmung) einfacher durchgeführt werden können.
Nachdem lange Jahre vergeblich nach einem Universalmedikament gesucht worden ist, das diese
vier Ziele optimal erreicht, haben die heutigen Allgemeinanästhesieverfahren das Konzept, jedes
dieser vier Ziele mit demjenigen separaten Medikament zu erreichen, das am besten dafür geeignet
ist. Dieses Konzept wird gewöhnlich als Kombinationsanästhesie, balanzierte Anästhesie oder
balanced anesthesia bezeichnet.
Die Hypnose wird in der Regel durch injizierbare Hypnotika, wie z. B. Barbiturate oder
Benzodiazepine und durch die Inhalation von Narkosegasen erreicht, die Analgesie durch Opiate,
die Dämpfung vegetativer Reflexe durch gängige Medikamente zur Beeinflussung des vegetativen
Nervensystems und die Muskelrelaxierung durch curareartige Substanzen, hergeleitet aus Curare,
dem Pfeilgift der südamerikanischen Indianer. Im folgenden soll auf die einzelnen Substanzen
genauer eingegangen werden.
1.1. Medikamente
1.1.1. Hypnotika
Hypnotika mit denen eine Narkose eingeleitet werden kann, sind in Tab. 1 vorgestellt. Innerklinisch
gebräuchlich sind aber im wesentlichen Propofol(PropofolTM), Thiopental(TrapanalTM), früher auch
Etomidat(HypnomidateTM). Midazolam(DormicumTM) hat eine zu lange Anschlagszeit(Zeit
zwischen Injektion und Wirkungeintritt) und Wirkungsdauer, sodass es eher für Langzeitnarkosen
bei Intensivpatienten, zur präoperativen Sedierung(Prämedikation) der Patienten und zur
intraoperativen Sedierung bei Regional- und Lokalanästhesien verwendet wird.
Ketamin(KetanestTM) hat eine Reihe von Wirkungen(u. a. Sympatikomimetik, Hypersalivation,
Möglichkeit von Albträumen), die zwar alle bei Bedarf therapiert werden können, den
innerklinischen Einsatz aber oft umständlich machen. Im Gegensatz zu den anderen Hypnotika hat
es aber eine gute analgetische Wirkung, außerdem führt es nur zu wenig Atemdepression, sodass es
vorwiegend im außerklinischen Notarztdienst und innerklinisch bei kleineren Eingriffen eingesetzt
wird, bei denen eine passive Beatmung nicht möglich ist(z. B. bei Kieferverschnürungen).
Thiopental ist jahrzehntelanges Standardeinleitungshypnotikum. Nachdem aber Propofol
mittlerweile billiger als Thiopental geworden ist, hat Propofol seit kurzem Thiopental als
Standardeinleitungsmedikament verdrängt. Der Vorteil von Propofol liegt in seiner kurzen
Eliminationshalbwertszeit(vgl. Tab. 1). Das ermöglicht es, nach einer Einmalinjektion öfters
nachzuinjizieren. Propol ist zudem das einzige Einleitungshypnotikum, das bei einer normalen
Operation kontinuierlich zur Hypnose infundiert werden kann, da die kurze
Eliminationshalbwertszeit ein schnelles Aufwachen nach der Narkose ermöglicht(zusammen mit
der wiederholten Injektion eines Opiats als "Totale IntraVenöse Anästhesie" bezeichnet, TIVA).
Wenn Sie dagegen dasselbe mit Thiopental machen, wachen die Patienten erst am nächsten Tag
wieder auf. Alle dieser drei Einleitungshypnotika induzieren durch Vasodilatation und in
geringerem Ausmaß durch negativ inotrope Wirkung einen Blutdruckabfall, am ausgeprägtesten bei
Propofol, am wenigsten bei Etomidat. Deshalb wird Etomidat zur Narkoseeinleitung bei
-5-
hypovolämischen und kardiovaskulären Risikopatienten empfohlen um den Blutdruck auch nach
Narkoseeinleitung stabil zu halten. Mittlerweile gehen aber viele Anästhesisten dazu über, einen
solchen Blutdruckabfall(der auch mit Etomidat auftreten kann), durch die Gabe eines
Vasokonstriktors(z. B. AkrinorTM, oder Noradrenalin in kleinen Dosen) zu korrigieren.
1.1.1.1. Atemdepression
Im Gegensatz zu Opiaten weisen Einleitungshypnotika nur eine geringfügige Atemdepression auf.
Diese reicht aber mit Ausnahme von Ketamin zusammen mit der Verlegung der Atemwege durch
Erschlaffung der Pharynxmuskulatur in der Regel aus, dass die Patienten nach Injektion einer
Einleitungsdosis beatmet werden müssen.
Hypnotika zur Narkoseeinleitung
Thiopental
Propofol
Etomidat
Midazolam
S-Ketamin
Stoffklasse
Barbiturat
2,6 –
Diisopropyphenol
Imidazolderivat
Benzodiazepin
Phencyclinderivat
Einsetzen der
Wirkung
(Anschlagzeit)
20-30 sec
30-40 sec
30 sec
1,5 min
60 sec
Wirkungsdauer
3 – 6 min
4 – 6 min
3 – 5 min
15 – 30 min
5 – 10 min
Eliminationshalbwertszeit
12 h
0,9 h
4,6 h
2,5 h
2,5 h
Vasodilatation
und Blutdruckabfall
+++
++++
+
(+)
---
Schmerzen bei
Injektion
-
++++
++
-
-
Antagonisierbarkeit
Nein
Nein
Nein
Ja, mit
Flumazenil
(AnexateTM)
Nein
Bemerkungen
Langjähriges
Standardeinleitungshypnotikum
Wegen kurzer
Eliminationshalbwertszeit
Nachinjektionen
und
kontinuierliche
Gabe möglich,
zunehmend
Standardeinleitungshypnotikum
In kleinen
Repetitionsdosen Einsatz
zur Sedierung
Wenig
Blutdruckabfall
Hemmung der
HypophysenNebennierenrindenachse
Wegen langer
Wirkdauer
selten zur
Narkoseeinleitung
benutzt, aber
häufig zur
Sedierung
Anterograde
Amnesie
Notfallmedikament, da
Atmung
weitgehend
erhalten bleibt
und Blutdruckanstieg
Amnesie
Analgesie
Salivation++
Albträume++
Tabelle 1: Hypnotika zur Narkoseeinleitung.
-6-
1.1.1.2. Pharmakokinetik der Einleitungsanästhetika
Wenn Thiopental, Propofol und Etomidat aber so verschiedene Eliminationshalbwertszeiten haben,
wieso ist dann die Wirkdauer einer Einmalinjektion in etwa gleich? Das liegt daran, dass die
Wirkdauer einer Einmalinjektion nicht durch Abbau oder Ausscheiden der Substanzen bestimmt
wird, sondern durch Umverteilung. Nach der Injektion besteht zuerst eine hohe Blutkonzentration,
die zu einer hohen Anreicherung der Substanzen in gut durchbluteten Geweben führt, unter
anderem dem Hirn, wo es seine Wirkung entfaltet. Nach wenigen Minuten reichert sich aber auch
das weniger gut durchblutete Gewebe(Muskel, später Fettgewebe) an, der Blutspiegel des
Hypnotikums fällt. Wenn der Blutspiegel niedriger ist als die Konzentration im Nervensystem
kommt es zur Rückdiffusion des Hypnotikums aus dem Hirngewebe ins Blut, die Wirkung wird
beendet und die Patienten wachen auf, obwohl noch die volle Dosis des Hypnotikums unverändert
im Körper vorhanden ist.
1.1.1.3. Wirkung der Einleitungshypnotika
Mit Ausnahme von Ketamin wird die hypnotische Wirkung dieser Medikamente am Neuron
wahrscheinlich durch Verstärkung der hemmenden Wirkung von Gammaaminobuttersäure(GABA)
am GABA-Rezeptor, durch Wirkung am GABA-Rezeptor selbst, oder an einem speziellen
Benzodiazepinrezeptor bewirkt. Stimulation dieser Rezeptoren führt zu erhöhtem Chlorid-Einstrom
in die Zelle, dieser zur Hyperpolarisierung der Zellmembran und damit zur Hemmung der zellulären
Erregbarkeit.
Bei Ketamin kommt dagegen die anästhetische Wirkung vorwiegend durch Hemmung der
erregenden N-Methyl-D-Aspartat(NMDA)-Rezeptoren zustande.
1.1.2. Inhalationsanästhetika(Volatile Anästhetika)
Wenn die Einleitungshypnotika aber eine so kurze Wirkdauer haben, wie „schlafen“ die Patienten
dann weiter? Das ist im Prinzip möglich durch die kontinuierliche Zufuhr von Propofol über eine
Spritzenpumpe(Perfusor), eine sogenannte Totale IntraVenöse Anästhesie(TIVA). Das machen wir
so auch bei einigen operativen Eingriffen, z. B. in der Neurochirurgie. Häufiger wird aber die
Hypnose während der Operation aufrecht erhalten durch die Inhalation von Narkosegasen(auch
bezeichnet als Inhalationsanästhetika oder volatile Anästhetika). Im Klinikum werden die
Narkosegase Isofluran, Sevofluran, Desfluran(alles ätherartige Substanzen) und zunehmend
weniger Lachgas, N2O, verwendet. Narkosegase haben eine gute hypnotische Wirkung, aber eine
geringe muskelrelaxierende und mit Ausnahme von Lachgas auch nur eine geringe analgetische
Wirkung. Um die Dosierung der Narkosegase niedrig zu halten, damit die Patienten schneller
aufwachen, werden sie deshalb mit Opiaten und Muskelrelaxantien im Sinn einer balanzierten
Anästhesie kombiniert. Um Narkosegase genau dosiert applizieren zu können, existieren
Präzisionsgeräte:
Narkosebeatmungsmaschinen: Hier wird das Atemgas für den Patienten gemischt(Sauerstoff, Luft,
evtl. Lachgas), in ein Reservoir gegeben und der Patient mit Atemgas aus diesem Reservoir mit
positiv inspiratorischem Druck beatmet.
Narkosegasverdampfer: Hier wird unabhängig von Temperatur und Geschwindigkeit des Gasstroms
das Atemgas mit der gewünschten Narkosegaskonzentration angereichert.
Meßgeräte für die endexspiratorische Narkosegaskonzentration: Hier wird die Konzentration des
Narkosegases gegen Ende der Exspiration im ausgeatmeten Atemgas gemessen. Wenn man davon
ausgeht, daß es sich bei diesem Gas um Alveolarluft handelt und die Narkosegaskonzentration in
der Alveolarluft mit der Narkosegaskonzentration im Blut im Gleichgewicht steht, kann auf die
-7-
Narkosegaskonzentration im Blut und damit auf den im Blut vorhandenen Wirkspiegel des
Medikaments geschlossen werden.
Der größte Teil des ausgeatmeten Narkosegases, Sauerstoffs und Stickstoffs wird bei der
Narkosebeatmung zurückgewonnen und nach Entfernung des ausgeatmeten Kohlendioxids dem
Patienten wieder zugeführt. Das geschieht, indem das Gasgemisch in einem sogenannten
Kreissystem, über Ventile gesteuert in einer Richtung zirkuliert(vgl. Abb. 1).
Narkosekreissystem
Frischgaszufuhr
Inspirationsventil
Inspirations
schenkel
Y-Stück
Atemkalk
zum
Patienten
Überdruckventil
Exspirations
schenkel
Exspirationsventil
Reservoir und
Beatmungsdruck
Eingeatmetes Gas
Ausgeatmetes Gas mit CO2
Abbildung 1: Narkosekreissystem.
Bei positivem Druck auf das Kreissystem schließt sich das Exspirationsventil und öffnet sich das
Inspirationsventil: Die Lunge des Patienten wird mit einem gereinigten und mit frischem Gas
angereicherten Gasgemisch beatmet. Wenn der Beatmungsdruck abfällt, senkt sich der Brustkorb
durch die Schwerkraft, das Inspirationsventil schließt sich durch den erhöhten Druck in der
Exspiration, das Exspirationsventil öffnet sich und das verbrauchte Atemgasgemisch gelangt in den
Exspirationsschenkel des Kreissystems. Dabei wird das mit Kohlendioxid angereicherte
Gasgemisch über einen Kohlendioxidabsorber geleitet und dabei in einer katalytischen Reaktion
von „gebranntem Kalk“(das ist eigentlich CaO, in Wirklichkeit handelt es sich um
Kalziumdihydroxid) gebunden und in Form von Kalziumkarbonat abgelagert:
Bestandteile des Atemkalks: Ca(OH)2 94%, NaOH 5%, KOH 1%
Chemische Reaktion:
CO2 + H2O <---> H2CO3
H2CO3 + 2 NaOH (KOH) <---> Na2CO3 (K2CO3) + H2O + Wärme
Na2CO3 (K2CO3) + Ca (OH)2 <---> CaCO3 + 2 NaOH (KOH)
-8-
Unter exakter messtechnischer Kontrolle(endexspiratorisches O2, CO2 und
Narkosegaskonzentration, inspiratorische O2-Konzentration u. a.) läßt sich mit dieser Aufbereitung
und Wiederverwendung des Narkosegasgemischs sehr viel an Narkosegas einsparen(Low Flow
Anesthesia: Frischgaszufuhr circa < 2 L/min) was nicht nur von finanziellem Vorteil ist, sondern
auch die Umwelt schont(Volatile Anästhetika in der Atmosphäre tragen, wenn auch quantitativ in
äußerst geringem Ausmaß, zum Treibhauseffekt bei).
1.1.2.1. Anwendung volatiler Anästhetika
Es ist etwas verwirrend, dass auf den Narkosegasverdampfern und bei den Gasmessungen immer
die Konzentration des Narkosegases und nicht der dazu proportionale Partialdruck im
Atemgasgemisch angegeben ist. Die individuelle Narkosegaskonzentration in den einzelnen
Kompartimenten ist aber abhängig von der Gewebeart und im Gleichgewichtszustand zwischen
Atemgasgemisch und den einzelnen Geweben durchaus verschieden. Zum Verständnis besser wäre
es, den Partialdruck anzugeben, denn der ist im Gleichgewichtszustand in allen Geweben und im
Atemgasgemisch gleich. Das hieße, man stellt am Narkosegasverdampfer den Partialdruck ein, bei
dem eine genügende Narkosegaskonzentration im zentralen Nervensystem erzielt wird um Narkose
zu bewirken. Damit wird folgendes klarer:
Atmet eine Patient ein Atemgasgemisch mit einer bestimmten Konzentration, bzw. eines
bestimmten Partialdrucks eines volatilen Anästhetikums ein, dauert eine
Äquilibrierung(„Anflutung“) des Partialdrucks des volatilen Anästhetikums zwischen
Atemgasgemisch und Blut, bzw. Nervensystem und damit die Erreichung einer gewünschten
Narkosetiefe umso länger, je besser das spezifische Anästhetikum im Blut und Nervengewebe
löslich ist, denn in diesem Fall muss eine große Menge an Narkosegas über die alveolokapilläre
Membran diffundieren um den gewünschten Partialdruck im Blut zu erreichen. Ist das Narkosegas
dagegen nur sehr gering löslich, ist der gewünschte Partialdruck und die gewünschte Narkosetiefe
schnell erreicht.
Bei der Narkoseeinleitung kann dieses Problem überwunden werden, indem zuerst eine viel höhere
Konzentration an Narkosegas als wie gewünscht im inspiratorischen Gasgemisch eingestellt wird,
sodass zu Anfang in derselben Zeiteinheit mehr Narkosegas ins Blut diffundiert. Wenn die
gewünschte Gaskonzentration im Blut erreicht ist, wird die inspiratorische Gaskonzentration auf
den gewünschten Wert reduziert. Bei der Narkoseausleitung ist dies aber nicht möglich. Das heißt,
wenn viel Narkosegas in den Körpergeweben gelöst ist, dauert die Abatmung(„Abflutung“) und
damit die Narkoseausleitung und die Zeit, bis die Patienten aufwachen länger.
Deshalb ging das Bestreben bei der Neuentwicklung von Narkosegasen dahin, Substanzen zu
entwickeln, die möglichst wenig blutlöslich sind und deshalb bei Narkoseausleitung schneller
abgeatmet werden können. Jahrzehntelang diente als Behelf für dieses Problem die Zumischung
von Lachgas zum Narkosegasgemisch, z. B. 35% Sauerstoff, 64% Lachgas und 1%volatiles
Anästhetikum, da Lachgas im Vergleich zu den älteren Anästhetika eine äußerst geringe
Blutlöslichkeit hat und deshalb schnell abgeatmet werden kann. Die Blutlöslichkeit neuerer
Narkosegase ist aber sehr gering, im Fall von Desfluran sogar geringer als die von Lachgas, sodass
sicher bei Desfluran und Sevofluran, eventuell auch bei Isofluran, die Verwendung von Lachgas
nicht mehr notwendig ist um die Ausleitung einer Narkose zu beschleunigen. Da zudem bei der
Verwendung von Lachgas eine Reihe von Besonderheiten und Kontraindikationen zu beachten
sind, kommen zunehmend mehr Anästhesisten davon ab, dieses Gas noch für die Narkose zu
verwenden. Deshalb soll es hier auch nicht weiter behandelt werden.
-9-
1.1.2.2. Differenzierung der Wirkungsstärke volatiler Anästhetika(MAC-Wert)
Um die Wirkungsstärke volatiler Anästhetika vergleichen zu können wurde der sogenannte MACWert(Minimal Alveolar Concentration) eingeführt. Es handelt sich dabei um die alveoläre(das heißt
endexspiratorisch) gemessene Konzentration eines volatilen Anästhetikums, das bei 50% der
Patienten noch eine Bewegung auf einen definierten Schmerzreiz(Hautschnitt) auslöst. Der MACWert erlaubt es, die Wirkungsstärke volatiler Anästhetika zu quantifizieren und zu vergleichen und
ist vor allem für wissenschaftliche Zwecke von Bedeutung. Außerdem kann er ansatzweise zur
Steuerung einer Narkose mit volatilen Anästhetika verwendet werden. So wird z. B. empfohlen, bei
Verwendung von Lachgas einen MAC von 0,7 anzustreben, der bei zusätzlicher Verwendung von
Opioiden auf 0,4-0,5 gesenkt werden könne(Striebel HW, 2003).
Isofluran
Sevofluran
Desfluran
48,5
58,5
22,8
1,4
Blut-GasVerteilungskoeffizient*)
0,65
0,45
1,6
Gehirn-BlutVerteilungskoeffizient*)
1,7
1,3
MAC-Wert in 100% O2 1,15
2,0
6,0
Stechend, zur
inhalatorischen
Narkoseeinleitung
schlecht geeignet
süßlich, zur
inhalatorischen
Narkoseeinleitung, vor
allem bei Kindern,
geeignet
stechend, zur
inhalatorischen
Narkoseeinleitung
schlecht geeignet
Kombination mit
Lachgas sinnvoll
Sehr geringe
Löslichkeit
Volatiles
Anästhetikum der
Wahl bei
Kindernarkosen
Siedepunkt(°C)
Geruch
Geringste Löslichkeit
aller volatilen
Anästhetika
Wegen des niedrigen
Siedepunkts teuerer
Überdruckverdampfer
notwendig
("Dampfkochtopf")
*) Je niedriger, desto bessere Steuerbarkeit der Narkose und schnellere Narkoseausleitung.
Tabelle 2: Vergleich gebräuchlicher volatiler Anästhetika(Narkosegase).
Bemerkungen
Der Wirkmechanismus volatiler Anästhetika ist nach wie vor unklar. Es gibt verschiedene
Hypothesen, wahrscheinlich wirken sie am Neuron multimodal. Die Verstoffwechselung moderner
volatiler Anästhetika ist minimal, die Beendigung der Wirkung erfolgt durch Abatmung.
1.1.2.3. Vorteile volatiler Anästhetika versus Vorteile der totalen intravenösen
Anästhesie
Volatile Anästhetika:
Abschätzung der Gewebekonzentration und des Wirkspiegels möglich durch Messung der
endexspiratorischen Konzentration, die die Konzentration in der Alveolarluft widerspiegelt und
damit bessere Steuerbarkeit der Narkose; Applikation unabhängig von intravenösen Zugängen;
Beendigung der Wirkung weitgehend unabhängig von biochemischen Abbau- oder
- 10 -
Ausscheidungsmechanismen, sondern durch Abatmung.
Totale intravenöse Anästhesie:
Ohne viele technische Hilfsmittel und Messgeräte einsetzbar; fehlende Umweltbelastung durch
Narkosegase innerhalb und außerhalb des Ops; einsetzbar, wenn volatile Anästhetika
kontraindiziert sind.
1.1.2.4. Exzitationsstadium
Es stellt sich die Frage: Warum leitet man Narkosen nicht häufiger durch Inhalation eines
Narkosegases ein, wie früher die Äthertropfnarkose über eine Schimmelbuschmaske.
Das hat folgende Gründe: Erstens geht die Narkoseeinleitung durch Injektionsanästhetika viel
schneller, zweitens fällt die Kontamination der unmittelbaren Umwelt mit Narkosegasen weg(viele
Anästhesisten, die wie es früher üblich war, so circa 8-10 Kinder am Tag mit Inhalationsanästhetika
eingeleitet hatten, klagten gegen Ende des Tages, dass sie nun selbst halb in Narkose seien) und
schließlich als dritter und wichtigster Punkt: Um das sogenannte Exzitationsstadium bei der
Narkoseeinleitung möglichst rasch zu überspringen. Etwas platt gesagt handelt es dabei um das
Phänomen, dass bei einer Narkoseeinleitung zuerst hemmende Nervenbahnen betäubt werden und
erst später die erregenden, sodass es kurzfristig zu einer Exzitation des Nervensystems kommen
kann. Die Folgen sind Bewegungen des Patienten, kurzfristiges Anhalten des Atems,
Schwierigkeiten der Maskenbeatmung, eventuell sogar Verspannung der Kehlkopfmuskulatur
glücklicherweise selten bis hin zum Laryngospasmus(Kehlkopfkrampf), der eine Beatmung
erschwert oder unmöglich macht. Dies kann vermieden werden durch eine schnelle
Narkoseeinleitung mit einem injizierbarem Anästhetikum, bei dem dieses Stadium schnell
übersprungen wird. Man muss sich aber im Klaren sein, das dieses Exzitationsstadium auch bei der
Narkoseausleitung durchlaufen wird. Hier sind aber die Atemwege noch gesichert.
Glücklicherweise erlauben die heute benutzten Narkosegase Sevofluran und Desfluran auch bei der
Narkoseausleitung ein relativ schnelles Durchlaufen dieses Stadiums, was im Vergleich zu früher
eine sicherere Narkoseausleitung bewirkt und allein deshalb ihren Einsatz rechtfertigt.
1.1.3. Analgetika (Opiate)
Ziel des Einsatzs von Opiaten ist die intra- und postoperative Schmerzdämpfung. Intraoperativ ist
mit dem Einsatz von Opiaten zusätzlich eine erhebliche Einsparung von Hypnotika möglich. So
kann der MAC-Wert volatiler Anästhetika durch den Einsatz der Opiate Fentanyl oder Sufentanil
um maximal 60-70% gesenkt werden(tierexperimentell). In Kauf genommen müssen dabei aber
auch die Nebenwirkungen: Atemdepression, die künstliche Beatmung nötig macht, Übelkeit und
Erbrechen, Miosis, die eine Beurteilung der Narkosetiefe an Hand der Pupillengröße nicht mehr
ermöglicht, Juckreiz und bei längerem Gebrauch vor allem in der Schmerztherapie, Obstipation.
Letztere Nebenwirkung hat dazu geführt, dass nach größeren Darmoperationen seit einigen Jahren
die Regionalanästhesie, vor allem die Periduralanästhesie, mittels Lokalanästhetika einen hohen
Stellenwert bei der postoperativen Schmerztherapie einnimmt um die Darmmotilität postoperativ zu
fördern.
Die Wirkung von Opiaten wird über Rezeptoren im zentralen Nervensystem vermittelt. Vor allem
sind das die µ-Rezeptoren, die eine starke supraspinale Analgesie, Bradykardie, leichte Sedierung,
Atemdepression, physische Abhängigkeit und Euphorie vermitteln, sowie die Kappa-Rezeptoren,
die eine schwache spinale Analgesie, eine geringe Atemdepression und Sedierung bewirken. Die µRezeptoren können noch aufgeteilt werden in µ1- Rezeptoren, die Analgesie vermitteln und µ2Rezeptoren, die Atemdepression bewirken. Künstliche Opiate, die nur an den µ1-Rezeptoren
ansetzen und keine Atemdepression über die µ2-Rezeptoren bewirken, wären wünschenswert sind
aber derzeit nicht in Aussicht.
- 11 -
Im Klinikum Mannheim werden in der Anästhesie vorwiegend folgende Opiate angewendet:
Häufig verwendete Opiate und deren Antagonist (Naloxon)
Opiat
Applikation
Eigenheiten
Verwendung
Bemerkungen
Intraoperative
Analgesie
Standardanalgetikum unter
Allgemeinanästhesie
Intraoperativ
Fentanyl
(FentanylTM)
0,05 - 0,25 mg
Bolus i.v.
Sufentanil
(SufentaTM)
0,01 - 0,02 mg
Bolus i.v.
Hypnose ↑
Intraoperative
Analgesie,
Periduralanästhesie
Einzig zugelassenes Opiat für
peridurale Injektion außer
Morphin
Remifentanil
(UltivaTM)
Perfusor
Einleitung:
2 min
0,5µg/kgKG
Anschließend
0,2-0,3
µg/kgKG
Thoraxrigität ↑↑
bei Injektion,
deshalb
Applikation über
Perfusor
Intraoperative
Analgesie
In geringen Dosen
ergänzende
Analgesie bei
Eingriffen unter
Lokalanästhesie und
Spontanatmung
Kurzzeitanalgetikum, kumuliert
nicht
In geringer Dosierung auch zur
Unterstützung von Eingriffen in
Lokalanästhesie oder Sedierung
bei erhaltener Spontanatmung
geeignet
Piritramid
(DipidolorTM)
3,75 - 7,5 mg
Bolus i.v.
Hypnose ↑,
Emesis ↓ lange
Wirkdauer
Postoperative
Schmerztherapie
Primäre Schmerztherapie im
Aufwachraum
Oxycodon
(OxygesicTM)
1 – 2 mg
Bolus i.v.
0,03 mg/kgKG
Lange Wirkdauer, Postoperative
oral verfüglich*)
Schmerztherapie
Schmerztherapie im
Aufwachraum und auf
Normalstation
Meperidin
(DolantinTM)
25 - 50 mg
Bolus i.v.
Lange Wirkdauer, Postoperative
nicht μ-bedingte
Therapie des
Reduktion des
Kältezitterns
postoperativen
Kältezitterns
Nebeneffekte möglich: Agitation,
Schweißausbruch, Hypotension
Naloxon
(NarcantiTM)
0,4 mg
fraktioniert
(verdünnt)
i.v.nach
Wirkung
μ-RezeptorAntagonist,
Wirkungsdauer
kürzer als alle
Opiate außer
Remifentanil
Nur im Notfall verwenden, da
alle Symptome des
Opiatentzugs auftreten:
Schmerzen, Tachykardie,
Hypertonus, Schweißausbruch;
nach Ende der Wirkungsdauer
erneute Atemdepression möglich
Postoperativ
Therapie der
opiatinduzierten
Atemdepression
*) Aktuell zunehmend zur Standardisierung der parenteralen und oralen postoperativen
Schmerztherapie im Klinikum Mannheim eingesetzt. Vorzug: Auch als orales Präparat verfügbar.
Tabelle 3. Häufig verwendete Opiate.
Weil preiswert und in der Tradition, ist Fentanyl in Mannheim das bei weitem am häufigsten
intraoperativ verwendete Opioid. Bei dessen Einsatz ist jedoch zu bedenken, dass ähnlich wie bei
den meisten Injektionshypnotika auch Fentanyl zuerst eine Umverteilung in Muskel- und
Fettgewebe erfährt und deshalb Fentanyl in diesen Geweben akkumuliert. Bei Abfall des
Fentanylspiegels im Blut durch den Abbau von Fentanyl in der Leber diffundiert dann Fentanyl aus
diesen Geweben zurück ins Blut und stellt damit praktisch eine zusätzliche, kontinuierliche
Injektion von Fentanyl dar. Deshalb müssen mit zunehmender OP-Dauer die Repetitionsdosen von
Fentanyl zunehmend geringer gehalten werden um einem Opiatüberhang mit Atemdepression am
Ende der Operation vorzubeugen. Andere Opiate haben entweder geringere Verteilungsräume, z. B.
das hier nicht weiter besprochene Alfentanil, oder so große Verteilungsräume, dass eine
- 12 -
Kumulation nicht von Relevanz ist(Sufentanil), oder werden von unspezifischen Esterasen relativ
schnell abgebaut(Remifentanil).
1.1.4. Reflexdämpfung
Früher wurden hier Psychopharmaka, vor allem Butyrophenone(vor allem Droperidol) eingesetzt.
Auf Grund deren Nebenwirkungen benutzt man dafür heute die zur Narkose verwendeten
Hypnotika und Opiate(Vertiefung der Anästhesie) und wendet zusätzlich symptomspezifische
Medikamente an (z. B. Antihypertonika oder Betablocker, vgl. Tabelle „Die wichtigsten
Hilfsmedikamente zur Beeinflussung vegetativer Reaktionen unter Anästhesie im Klinikum
Mannheim“ im Anhang).
1.1.5. Muskelrelaxantien
Nicht depolarisierende Muskelrelaxantien(Altbeispiel „Curare“) binden an die
Acetylcholinrezeptoren der neuromuskulären Endplatte ohne eine Depolarisation auszulösen und
hemmen damit kompetitiv die Impulsübertragung durch den Überträgerstoff Acetylcholin.
1.1.5.1. Das depolarisierende Muskelrelaxans Succinylcholin
Depolarisierende Muskelrelaxantien wirken ähnlich, lösen aber nach Bindung an den
Acetylcholinrezeptor eine Depolarisation, in der Regel mit einem kurzen Muskelzucken, und eine
nachfolgende Erschlaffung des Muskels aus. Da sie nicht von der Acetylcholinesterase abgebaut
werden können wie der normale Überträgerstoff Acetylcholin, sondern von der Pseudo- oder
Plasmacholinesterase, hält ihre Wirkung einige Zeit an. Das einzige derzeit noch gebräuchliche
depolarisierende Muskelrelaxans ist Succinylcholin(LystenonTM) und wird vorwiegend bei
Notfällen(u. a. im Notarztdienst) eingesetzt. Da Succinylcholin die schnellste Anschlagszeit und
kürzeste Wirkungsdauer aufweist, wurde es früher bei fast allen Narkoseeinleitungen verwendet um
schnell gute Intubationsbedingen herzustellen und die Patienten schnell wieder zur Spontanatmung
zu bringen und aufwachen zu lassen, wenn größere Schwierigkeiten bei Maskenbeatmung und
Intubation auftreten. Da Succinylcholin aber eine Reihe von Nebenwirkungen hat, hat die Deutsche
Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin(DGAI) die Empfehlung herausgegeben,
Succinylcholin nur noch in bestimmten Fällen einzusetzen: Zur schnellen Intubation bei
aspirationsgefährdeten Patienten und zur Therapie des Laryngospasmus(„Kehlkopfkrampf“ mit
Verschluss der Stimmritze, der gelegentlich vor allem in einer Exzitationsphase bei
Narkoseausleitung auftreten kann, besonders bei Kindern). In Mannheim verwenden wir
Succinylcholin noch zusätzlich für Kurznarkosen für die Elektrokrampftherapie(EKT) im
Zentralinstitut für Seelische Gesundheit(ZI) und wenn sich bei der Narkose ein Patient schwierig
beatmen lässt und der Anschein besteht, dass er auch schwierig zu intubieren sein könnte.
Nebenwirkungen von Succinylcholin sind: Postoperative Muskelschmerzen durch initiale
Muskelfibrillationen("Muskelkater"), Bradykardie bis hin zur vorübergehend Asystolie, vor allem
bei zusätzlicher Vagusstimulation z. B. durch Laryngoskopie, Anstieg des
Plasmakaliumspiegels(normalerweise um circa 0,5 mMol/L, erheblich höher bis zur Auslösung
einer Asystolie bei lange immobilisierten Patienten, deren Muskulatur vermehrt
Acetylcholinrezeptoren aufweist), Histaminfreisetzung mit Erythem und Quaddelbildung,
Steigerung von Augen- und mageninnendruck; äußerst selten Auslösung einer malignen
Hyperthermie(Entkoppelung des Muskelstoffwechsel mit extremer Erhöhung des
Sauerstoffverbrauchs; im Endstadium extreme Temperaturerhöhung und Tod, falls keine
medikamentösen Gegenmaßnahmen ergriffen werden) oder Auslösung einer
Rhabdomyolyse(vorwiegend bei Kindern mit nicht erkannten neuromuskulären Erkrankungen). Das
- 13 -
Ausmaß der häufigeren Nebenwirkungen(Muskelfibrillationen, Kaliumanstieg) kann reduziert
werden, indem 2-4 min vor Gabe von Succinylcholin etwa 15% der Vollwirkungsdosis eines nicht
depolarisierenden Muskelrelaxans gegeben werden(bezeichnet als „Präcurarisierung“). Diese Dosis
führt noch zu keiner spürbaren Relaxierung, besetzt aber schon knapp 75% der
Acetylcholinrezeptoren, sodass bei Injektion des Succinylcholins weniger freie Rezeptoren
vorhanden sind, die die Nebenwirkungen auslösen.
1.1.5.2. Nicht depolarisierende Muskelrelaxantien
Die Auswahl einer bestimmten Substanz hängt von der gewünschten Wirkungsdauer, den im
Organismus des betreffenden Patienten vorhandenen Abbauwegen und der Anschlagszeit, das ist
die Schnelligkeit des Wirkungseintritts, ab(Vgl. Tab. 4).
Schließlich ist noch zu bemerken, dass sowohl depolarisierende als auch nicht depolarisierende Muskelrelaxantien im
Blutplasma so stark elektrisch geladen sind, daß sie nicht über die Bluthirnschranke und auch nicht über die
Placentabarriere übertreten und so weder Wirkungen im Gehirn auslösen noch die Muskulatur von zu gebärenden
Kindern während einer Sectio caesarea relaxieren. Aus denselben Gründen werden sie auch nicht im Magen-DarmTrakt in die Blutbahn aufgenommen, was der Grund ist, warum die südamerikanischen Indianer Tiere zwar mit CurarePfeilen erlegen können, aber nicht beim Verzehr der Beute an Atemdepression sterben.
Relaxans
Rocuronium
Mivacurium
Atracurium
Cis-Atracurium Succinylcholin
Wirkart
nicht depol.
nicht depol.
nicht depol.
nicht depol.
depolarisierend
Dosierung
0,5 mg/kgKG
0,2 mg/kgKG
0,5 mg/kgKG
0,1 mg/kgKG
1 mg/kgKG
Anschlagzeit
1-2 min
2,5 min
2-4 min
3-5 min
1 min
Wirkdauer
30-40 min
15-20 min
30 - 40 min
45 min
7 min
Ende der
Wirkung durch
Leber/Niere
Pseudocholinesterase
Esterhydrolyse
und spontaner
Zerfall
Spontaner
Zerfall
Pseudocholinesterase
Antagonisierbarkeit
Ja
Ja
Ja
Ja
Nein
Einsatz
Standard-Muskelrelaxans
Kurze Eingriffe
Patienten, mit
Leber- oder
Niereninsuffzienz
Patienten, mit
Leber- oder
Niereninsuffzienz,
Laparoskopische
Abdominalchirurgie
Narkoseeinleitung bei
aspirationsgefährdeten
Patienten,
Laryngospasmus,
Elektrokrampftherapie
Histaminausschüttung mit
Erythem
Histaminausschüttung mit
Erythem
Repetition
Häufigere
Nebenwirkungen
Vgl. Text
Tabelle 4. Vergleich im Klinikum Mannheim gebräuchlicher Muskelrelaxantien.
1.1.5.3. Messung der relaxierenden Wirkung(Relaxometrie)
Das Ausmaß der Relaxierung kann gemessen werden, indem während der Operation zugängliche
Muskeln(Adductor pollicis über den N. ulnaris oder Orbicularis oculi über den N. facialis) mit
elektrischem Strom stimuliert und das Ausmaß der induzierten Muskelzuckung beobachtet oder
gemessen wird. Eine genauere Einschätzung ist möglich durch eine Stimulation mit 4 kurz
hintereinander folgenden Einzelstimulationen("Train of four"). Dies führt beim nicht relaxierten
Muskel zu vier gleichstarken Zuckungen, beim voll relaxierten Muskel zu gar keiner Zuckung und
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beim teilweise relaxierten Muskel zu einer "Ermüdungserscheinung" mit zunehmend geringerem
Ausmaß der Zuckungen im Verlauf der 4 Einzelstimulationen. Da diese Phase der teilweisen
Relaxierung auch meistens die Phase ist, in der sich die Frage stellt, ob während der OP Relaxans
nachinjiziert werden muss, oder zu Ende der OP, ob die Narkose gefahrlos für den Patienten
ausgeleitet werden kann, besteht hier die Möglichkeit, den Grad der Relaxierung abzuschätzen und
entsprechend zu entscheiden(Vgl. Abb. 2).
"Train of Four": Messung der Muskelrelaxierung mit elektrischer Vierfach-Stimulation
Muskuläre Reizantwort bei Stimulation
Keine Relaxierung
vor OP-Beginn
Vollrelaxierung
intraoperativ
Beginn der Erholung
-> Nachinjizieren
Erholung
Keine Relaxierung
fortgeschritten
nach OP-Ende
Evtl. antagonisieren
-> Extubation
Abbildung 2. Train of Four zur Relaxometrie.
1.1.5.4. Antagonisierung nicht depolarisierender Muskelrelaxantien
Die Wirkung nicht depolarisierender Muskelrelaxantien kann antagonisiert werden durch Erhöhung
der Acetylcholinkonzentration am Rezeptor, welche in der Lage ist, die Moleküle des
Muskelrelaxans kompetitiv vom Rezeptor zu verdrängen. Die Erhöhung der
Acetylcholinkonzentration ist möglich durch Injektion eines Acetylcholinesterasehemmers. Die
Substanz die in Mannheim verwendet wird ist Pyridostigmin(MestinonTM), da es mit 90 min die
längste Wirkungsdauer aller Acetylcholinesterasehemmer hat. Die Dosis für die Einmalinjektion
beträgt 5 mg, traditionell nach einer zusätzlichen Injektion von 0,25 - 0,5 mg Atropin, um vagale
Reaktionen auf die erhöhte Acetylkonzentration(Bradykardie, Bronchospasmus, Übelkeit und
Erbrechen) abzufangen. Reicht diese Dosierung nicht aus, können noch einmal 5 mg nachgegeben
werden. Dann ist aber häufig mit den bereits genannten Nebenwirkungen zu rechnen. Es empfiehlt
sich dringend, eine Antagonisierung von Muskelrelaxantien unter relaxometrischer Kontrolle
vorzunehmen und erst dann, wenn bereits erste Atemzugsbewegungen erkennbar
sind(Atemzugsvolumen 200 ml).
Die Antagonisierung von Muskelrelaxantien durch Acetylcholinesterasehemmer könnte aber
möglicherweise schon bald Medizingeschichte sein. Denn am 1. Oktober 2008 wurde ein neues
Medikament zugelassen, Sugammadex(BridionTM), das die Wirkung von Muskelrelaxantien nach
einem neuen Wirkprinzip antagonisieren kann: Es handelt sich um ein großes, vorwiegend aus
Zuckern(modifiziertes Gamma-Cyclodextrin) bestehendes ringförmiges Molekül(„DoughnutForm“), das in der Mitte seines Rings Moleküle wie Rocuronium oder Vecuronium einfangen und
festhalten kann, sodass diese Muskelrelaxantien nicht mehr an den Acetylcholinrezeptor binden
können(„Muskelrelaxanz-Enkapsulation“). Untersuchungen haben gezeigt, dass damit sehr schnell
die Wirkung auch höherer Dosen von Muskelrelaxantien antagonisiert werden kann. Laut
Herstellerangaben soll bei entsprechender Dosierung die Erholungszeit bei flacher Muskelblockade
2 min betragen, bei tiefer Muskelblockade 3 min, in hoher Dosierung eine sofortige Reversierung
auch schon nach 1,5 min möglich sein.
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Nach den bisherigen Erkenntnissen scheint Sugammadex außer metallischem oder bitterem
Geschmack keine größeren Nebenwirkungen aufzuweisen, sodass der Gabe auch einer hohen Dosis
nichts im Weg steht.
Dies hätte große Folgen auf die jahrelangen allgegenwärtigen und kontrovers geführten
Diskussionen zwischen Anästhesisten und Operateuren über das ausreichende Ausmaß einer
Muskelrelaxierung. Den Operateuren kann es meistens nie genug sein um besser operieren zu
können, die Anästhesisten haben Angst dass eine zu hohe Dosis zu einem postoperativen Überhang
führt, der auch mit den konventionellen Antagonisten nicht antagonisiert werden kann und so zu
langer postoperativer Nachbeatmung führt, im schlechtesten Fall zu respiratorischer Insuffizienz im
Aufwachraum bei zu früher Extubation. In Zukunft wäre es aber möglich, sehr hohe Dosen von
Muskelrelaxantien zu geben und deren Wirkung zu Ende der Operation mit
Sugammadex(BridionTM) zügig zu antagonisieren.
Allerdings dürfte der Einsatz von Sugammadex(BridionTM) vorerst begrenzt sein, da eine solche
Antagonsierung bei einem Erwachsenen etwa 70 € kostet. Das zweite Problem ist, dass das Molekül
Sugammadex nur geeignet ist, Rocuronium und Vecuronium und diesen sehr ähnliche
Medikamente zu binden, dagegen nicht die Moleküle anderer Muskelrelaxantien, wie Atracurium,
Cisatracurium oder Mivacurium.
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1.2. Praxis der Allgemeinanästhesie
1.2.1. Vorbereitung
Da Narkosen heute regelhaft und Eingriffe unter Sedierung gelegentlich mit Atemdepression,
Verlust von Schutzreflexen und Verlegung der Atemwege einhergehen, werden Vorrichtungen zur
künstlichen Beatmung benötigt, des weiteren die im vorigen Abschnitt abgehandelten Medikamente
um die Narkose zu erzeugen und schließlich für Notfallsituationen Medikamente, wie sie teilweise
in der Tabelle im Anhang genannt werden.
1.2.1.1. Beatmung
Es wird eine Gerätschaft benötigt, mit der inspiratorisch positiver Beatmungsdruck erzeugt werden
kann. In seiner einfachsten Form kann das ein sich selbst entfaltender
Beatmungsbeutel(Ambubeutel) sein - im Grunde genommen ist jeder Notfallkoffer im Klinikum ein
rudimentärer Narkose-Arbeitsplatz -. In der Regel finden Sie aber ein differenziertes
Narkosebeatmungsgerät vor, mit dem es möglich ist, wohldosiert Sauerstoff, Luft und volatile
Anästhetika unter Beatmung mit positiv inspiratorischem Druck, aber auch unter Spontanatmung zu
applizieren. Am Narkosegerät ist zusätzlich noch eine Absaugvorrichtung angebracht, mit der
sichtbehinderndes Sekret oder im Notfall Erbrochenes aus Rachen und Bronchialsystem sowie
Flüssigkeit oder Luft aus der Magensonde abgesaugt werden kann. Diese Gerätschaften werden vor
Beginn einer Narkose vom Anästhesiepflegepersonal zum Teil aufwendigen Funktionschecks
unterzogen. Trotzdem sollte man als Anästhesist vor Narkosebeginn noch einige wenige, nur
Sekunden dauernde Funktionstests durchführen: Prüfung, ob der Sauerstofffluß funktioniert, ob das
Beatmungsystem dicht ist(Das Y-Stück am patientenseitigen Ende des Beatmungssystems mit dem
Daumen verschließen und prüfen, ob mit dem Beatmungsbeutel Druck erzeugt werden kann) und
ob die Saugung funktionsfähig ist(Saugschlauch abknicken und prüfen, ob das Manometer der
Absaugung beim Saugen Unterdruck anzeigt. Die Ursache der meisten Fehlfunktionen ist die
Diskonnektion von Beatmungs- und Saugschläuchen.
1.2.1.2. Weiter muß geprüft werden, ob folgende Gerätschaften vorhanden sind:
Beatmungsmasken Größe 2 und 3
Oropharyngeale Atemwege(Guedel-Tubi) in verschiedenen Größen.
2 kurz vorher auf ihre Funktion geprüfte(Leuchtet das Licht beim Aufklappen?) Laryngoskope mit
mehren verschieden großen Blättern.
Tubi(tracheale Atemwege, Einzahl Tubus) in verschiedenen Größen(in Mannheim für Männer 7,5
und für Frauen 7,0 mm Innendurchmesser, aber es müssen auch welche mit kleinerem
Innendurchmesser greifbar sein).
Eine 20 ml Blockerspritze für den Cuff(damit vorher prüfen, ob der Cuff dicht ist). - Der Cuff ist
ein kleiner, aufblasbarer Plastikballon zirkulär um den Tubus herum im Bereich der Tubusspitze,
der die Trachea um den Tubus herum abdichtet, sodass in der Lunge ein positiver Beatmungsdruck
aufgebaut werden kann und von pharyngeal nichts in das Bronchialsystem eindringen kann, was
nicht hinein soll(z. B. Mageninhalt oder Blut).
Ein Mandrin, mit dem falls nötig, der Tubus in eine für die Intubation angepasste Form gebracht
werden kann.
Optional, aber wahrscheinlich sinnvoll, ein Gel mit Lokalanästhetikum zur Befeuchtung des Cuffs.
- 17 -
Optional, aber sinnvoll, in der Schublade Larynxmasken bei Intubationsproblemen.
Zusätzlich sollte bekannt sein, wo bei Beatmungs- und Intubationsschwierigkeiten weitere
hilfreiche Gerätschaften zu holen sind.
Medikamente zur Narkoseeinleitung
Einleitungshypnotikum(in ausreichender Menge), Opiat und Muskelrelaxans.
Prüfung, ob der Narkosegasverdampfer mit volatilem Anästhetikum gefüllt ist.
Notfallmedikamente
An entlegenen und selten genutzten Anästhesiearbeitsplätzen empfiehlt sich ein Blick in die
Schublade mit den Notfallmedikamenten und Prüfung auf Vollständigkeit.
Zusätzlich sollte an jedem Arbeitsplatz ein einfacher, nach Applikation eines Atemzuges
selbstentfaltender Beatmungsbeutel greifbar sein(Ambubeutel), falls eine Beatmung mit dem
Narkosegerät nicht möglich ist.
1.2.1.3. Patientenüberwachung
Standard: Pulsoximetrie, EKG, nichtinvasive Blutdruckmessung; nach Narkoseeinleitung
endexspiratorische CO2-Messung.
1.2.2. Narkoseeinleitung
Begrüßung und Identifikation des Patienten.
Prüfung der Patientenunterlagen auf Vollständigkeit und ob alle präoperativen Verordnungen
durchgeführt worden sind.
Anlegen eines gut laufenden intravenösen Zugangs.
Präoxigenierung der Lunge des Patienten:
Bei hohem Sauerstofffluß wird die an die Beatmungschläuche angeschlossene Beatmungsmaske
über Mund und Nase des Patienten gehalten und dieser aufgefordert, tief ein- und auszuatmen.
Eine optimale und zügige Oxigenierung bei besonders kritischer pulmonaler Situation wird erzielt,
wenn die Maske dicht aufgesetzt wird und der Patient maximal ein- und forciert ausatmet.
Vorgabe einer geringen Dosis des Opiats um die Wirkung des Einleitungshypnotikums zu
unterstützen. Abwarten von mindestens 1 min.
Wenn dann der Patient eine Wirkung verspürt(Schwindel, Wärmegefühl, gelegentlich Husten),
Narkoseeinleitung mit dem Hypnotikum, dabei Dosis nach Wirkung(eine zweite Ampulle sollte
bereit sein). Dosierung nach Wirkung. Eine Dosierung nach kg KG ist bei den
Einleitungsmedikamenten nur eine grobe Orientierungshilfe. Die Auswirkungen von
Gewöhnungsmechanismen (Alkohol, Nikotin usw.) und gegebenenfalls verabreichte
Prämedikationsmedikamente und der Zeitpunkt der Verabreichung(z. B. wie leider oft nur wenige
Minuten vor Ankunft des Patienten im OP) müssen einkalkuliert werden.
Nach Erlöschen des Lidschlagreflexes(Nach vorsichtigem Streichen über die Wimpern kommt es
nicht mehr zum Lidschlag) Kopf überstrecken - spätestens zu diesem Zeitpunkt sollte der Kopf des
Patienten leicht erhöht auf einem Kissen liegen, Freimachen der Atemwege mit Hilfe des
Esmarchschen Handgriffs(Englisch: Jaw thrust), dichtes Aufsetzen der Beatmungsmaske und
manuelle Beatmung mit reinem Sauerstoff bei 4-15 l/min Frischgaszufuhr. Dies dient zur
Überprüfung, wie gut der Patient von Hand zu beatmen ist, falls Intubationsschwierigkeiten
- 18 -
auftreten und er längere Zeit ohne Tubus beatmet werden muß und zur weiteren Oxigenierung der
Lungen als Vorbereitung für die Apnoephase während der Intubation. Gute Anzeichen für eine
erfolgreiche manuelle Beatmung sind ein rascher Rückstrom von Gas aus der Lunge in den
Beatmungsbeutel in der Exspiration, ein Heben und Senken des Brustkorbs und die Anzeige
endexspiratorischen CO2s. Liegt dies vor, kann relaxiert werden, ansonsten sollte Hilfe geholt
werden oder man sollte den Patienten wieder aufwachen lassen. Zur Vermeidung einer Aufblähung
des Magens sollte nach Möglichkeit eine inspiratorische Druckbegrenzung von 20 cm H2O
eingehalten werden.
1.2.3. Intubation
Nach Abwarten des Eintritts der Relaxierung(mindestens 2 min, je nach Relaxans auch länger),
Laryngoskopie und Einführung des Beatmungsschlauchs in die Trachea des Patienten(Intubation).
Lagerung: Kopf im Atlantooccipitalgelenk überstreckt(und nur in diesem) und leicht erhöht, Hals
eher leicht gebeugt um den normalerweise rechten Winkel zwischen Rachen- und Kehlkopfachse zu
vergrößern und so bei der Intubation der Trachea bessere Sichtbedingungen zu haben(optimal
180°).
Öffnen des Mundes von Hand(empfehlenswert Kreuzgriff).
Einführen des Laryngoskops leicht schräg auf der rechten Seite, Anheben des Unterkiefers und
Darstellen des Kehlkopfeingangs. Dazu ist eventuell starker Zug am Laryngoskopgriff und
manuelle Mobilisation des Kehlkopfs von außen nötig. Möglicherweise muss der Tubus mit dem
Mandrin zurecht gebogen werden, damit die Tubusspitze den Kehlkopfeingang erreichen kann.
Intubation unter Sicht. Eine "blinde" Intubation sollte nur sehr erfahrenen Anästhesisten
vorbehalten sein. Dabei ist bei den geringsten Zweifeln an der richtigen Tubuslage dieser wieder zu
entfernen und mit der Maskenbeatmung fortzufahren. Bei Intubationsschwierigkeiten sollte nicht in
die emotional naheliegende Panikhaltung verfallen werden, die Trachea des Patienten auf den
letzten Drücker doch noch intubieren zu können, sondern man sollte sich rechtzeitig auf eine
sichere Rückzugsposition begeben: Maskenbeatmung, Reoxigenierung der Lunge, gegebenenfalls
einen aufgeblähten Magen mit einer Magensonde absaugen, Einführen einer Larynxmaske, Hilfe
holen.
Zur Überprüfung der Tubuslage wird unmittelbar zuerst der Magen abgehört(Geräusch bei Lage des
Tubus im Ösophagus), anschließend die Lunge auf Atemgeräusche(Anzeichen für zu tiefe
Tubuslage im rechten Hauptbronchus: Atemgeräusch rechts lauter als links. Der Tubus muss dann
vor der Fixierung zurückgezogen werden). Die einzig sicheren Zeichen einer trachealen Intubation
sind aber nur die Intubation unter Sicht oder die Anzeige von endexspiratorischem CO2 nach
Intubation.
Anschließend wird der Tubus mit zwei Pflasterstreifen oder einem Bändchen fixiert und die
Narkose auf ein volatiles Anästhetikum umgestellt. Um Absorptionsatelektasen zu vermeiden,
sollte die inspiratorische Sauerstoffkonzentration(FiO2, fraction of inspired oxygen) auf mindestens
70%(FiO2=0,7) reduziert werden. Anschließend sollten die Alarmgrenzen weiterer Alarme am
Narkosegerät, z. B. Diskonnektions- und Stenosealarm angepasst werden. Danach können alle
weiteren Vorbereitungen für die OP getroffen werden(z. B. Legen von zentralem Venenkatheter –
ZVK -, arterieller Blutdruckmessung, weiterer Kanülen und Blasenkatheter). Um mit dem Patienten
in den Saal zu fahren werden alle Verbindungen gelöst, zuerst das Monitoring, dann die Beatmung.
Im OP-Saal wird in umgekehrter Reihenfolge alles wieder angeschlossen: Atemwege herstellen,
von Hand beatmen – um sicher zu gehen, dass von Hand beatmet werden kann, falls die
Beatmungsmaschine ausfällt oder nicht funktionsfähig ist -, Beatmungsmaschine anschließen,
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anschließend Kreislauf überprüfen.
1.2.4. Narkoseausleitung
Zu einem adäquaten Zeitpunkt werden keine Repetitionsdosen injizierbarer Substanzen mehr
gegeben, gegebenenfalls eine noch bestehende Relaxierung relaxometrisch überprüft, das
Atemzeitvolumen auf leichte Hypoventilation eingestellt um damit einen Anreiz zur
Spontanatmung zu geben und zum ebenfalls adäquaten Zeitpunkt das volatile Anästhetikum
reduziert, und schließlich dessen Applikation ganz beendet.
Für die Extubation sollte der Patient ausreichend spontan atmen und adäquate Schutzreflexe
aufweisen. Nach Absaugen von Rachensekret erfolgt die Extubation unter Blähen der Lunge, da es
sich gezeigt hat, dass Patienten, bei denen dieses Manöver durchgeführt worden war, nach
Extubation eine höhere Sauersättigung aufwiesen.
Unabhängig vom Stadium der Narkose ist bei allen nicht vermehrt aspirationsgefährdeten Patienten
eine Extubation jederzeit möglich, wenn sichergestellt ist, dass die Patienten weiterhin oxigeniert
und ventiliert werden können (z. B. durch Fortsetzen der Ausleitung mittels Maskenbeatmung). Um
die Patientensicherheit zu erhöhen und die eigene Tätigkeit zu erleichtern, ist es jedoch
empfehlenswert, die Extubation in zeitlicher Nähe zum endgültigen Aufwachen des Patienten
durchzuführen. Dieses wird angezeigt durch Schlucken, Einsetzen des Cornealreflexes, festen
Tonus des Unterkiefers, im Rahmen des späten Exzitationsstadiums auch durch Grimassieren oder
gezielte Abwehrbewegungen zum Tubus hin. Wenn der Patient in Narkose bereits spontan geatmet
hat, kann spätestens jetzt der Tubus entfernt werden (in der Regel unter Blähen). Anschließend
muss der Patient im Saal oder im Ausleitungsbereich noch so lange überwacht werden, bis
sichergestellt ist, dass er auch nach Extubation weiter ausreichend spontan atmet. Bei jeder
Narkoseausleitung ist es nötig, darauf vorbereitet zu sein, bei drohender respiratorischer
Insuffizienz den Patienten zu reintubieren. Wenn der Patient ausreichend spontan atmet, ohne dass
er vom Anästhesisten manuell unterstützt werden muss(kein Esmarchscher Handgriff nötig,
Guedel- oder Wendel-Tubus sind dagegen erlaubt), kann er in den Aufwachraum gebracht werden.
Zuvor sind Herzfrequenz und Blutdruck zu stabilisieren. Deshalb sollte bei allen Patienten nach
Extubation noch einmal Blutdruck gemessen und das Monitoring erst unmittelbar vor dem Transfer
entfernt werden.
1.2.5. Überführung des Patienten in den Aufwachraum
1.2.5.1. Transport
Ein Transport kann erst erfolgen, wenn die Vitalfunktionen des Patienten unter Überwachung des
Anästhesisten ausreichend stabil sind. Dabei wird der Oberkörper zur Erhöhung der funktionellen
Residualkapazität 30° erhöht gelagert, falls nicht kontraindiziert. Während des Transports des
Patienten in eine postoperative Überwachungseinheit müssen mit einfachen klinischen Mitteln
Vorhandensein und Regelmäßigkeit der Atmung(warme Expirationsluft) und gegebenenfalls auch
Kreislauffunktionen(Pulskontrolle) und Vigilanz kontinuierlich überwacht werden. Bei Patienten
mit Herz-, Lungen- oder schweren zerebralen Erkrankungen und bei Patienten mit grenzwertiger
pulmonaler Funktion ist Sauerstoffgabe beim Transport angeraten.
Bei jedem Transport eines Patienten in eine postoperative Überwachungseinheit muss sichergestellt
sein, dass bei Komplikationen während der Fahrt(z. B. respiratorische Insuffizienz) entweder:
- Notfallmaßnahmen schnell durchgeführt werden können(Notfallkoffer, Intubationsbesteck,
sich selbst entfaltender Beatmungs(Ambu)beutel).
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- eine Station mit den entsprechenden Notfallmöglichkeiten in ausreichender Zeit angefahren
werden kann(z. B. Narkoseeinleitungseinheit, Aufwachraum)
- oder sich die Patienten bereits soweit von der Narkose erholt haben, dass schwerwiegende
anästhesiologische Komplikationen wie eine respiratorische Insuffizienz nicht zu erwarten
sind.
Außerdem ist zu gewährleisten dass bei längeren Transporten die Möglichkeit besteht, Hilfe zu
rufen (2-Personen-Transport; 1 Person führt Notfallmaßnahmen durch, die andere ruft Hilfe).
1.2.5.2. Übergabe der Patienten im Aufwachraum
Wenn Patienten im Aufwachraum ankommen, ist es anzustreben, dass sie ohne besondere
Atemhilfsmittel mit Ausnahme von Guedel- oder Wendeltubus und Sauerstoffmaske suffizient
spontan atmen und ausreichende Schutzreflexe aufweisen, damit keine Person ständig daneben
stehen muss um die Atmung zu unterstützen.
Im Aufwachraum wird eine Übergabe an die betreuenden Pflegekräfte durchgeführt, die folgende
Informationen beinhaltet: Patientenname, Art der Operation, verwendete Anästhetika, insbesondere
genaue Angaben zu den verwendeten atemdepressiven Anästhetika, Blutverlust und AusgangsBluthämoglobingehalt, Vorerkrankungen; gegebenenfalls weitere Anweisungen wie
Laborkontrollen, Infusions- und Medikamententherapie und späterer Verbleib des Patienten.
1.2.5.3. Verlegung vom Aufwachraum auf die Normalstation
- Zur Übergabe auf eine Normalstation müssen die Patienten wach sein, alle Schutzreflexe
besitzen, in der Regel ohne Sauerstoffgabe bei Spontanatmung eine altersentsprechende
Oxygenierung und ausreichende Ventilation aufweisen. Die Möglichkeit einer postoperativen
Atemdepression muss ausgeschlossen sein.
- Außerdem sollte die Möglichkeit extremer chirurgischer Komplikationen (z. B. Nachblutung)
oder extremer Komplikationen bei internistischen Vorerkrankungen gering sein. Die
Einschätzung solcher möglichen Komplikationen ist jedoch schwierig und erfolgt in der
Regel in Absprache mit den jeweiligen Disziplinen.
Anhang
Die wichtigsten Hilfsmedikamente zur Beeinflussung vegetativer Reaktionen unter Anästhesie im
Klinikum Mannheim
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Die wichtigsten Hilfsmedikamente zur Beeinflussung vegetativer Reaktionen unter Anästhesie
im Klinikum Mannheim
AnHandelswendungs name und
-zweck Medikament
Medikamentenklasse/ Wirkort
und -mechanismus
Vorteile
Nachteile
Beispiel für
Standarddosierung
Blutdrucksteigerung
Schneller Blutdruckanstieg
Tachykardie bei Hypovolämie
durch Theoadrenalin,
langsamerer, aber länger
anhaltender Blutdruckanstieg
durch Cafedrin, das heißt länger
anhaltender Blutdruckanstieg
nach Einmalinjektion
Einfache Applikation durch i. v.
Injektion; Volumeneffekt durch
venöse Vasokonstriktion;
Keine Reduktion der
Uterusdurchblutung
0,5 – 1 ml
Akrinor i. v.
ArterenolTM Katecholamin, AlphaNoradrenalin Mimetikum/Aktivierung der
Alpha-rezeptoren
Katecholamin mit der stärksten
vasokonstriktiven Wirkung
Extremer Blutdruckanstieg
möglich
Kontinuierliche
Gabe im Perfusor;
im Notfall 1-2 ml
von 1 Ampulle (1
mg), verdünnt mit
100 ml NaCl-Lösung
SuprareninT
Katecholamin mit der stärksten
Wirkung insgesamt
Tachykardie, extremer
Blutdruckanstieg möglich.
Eingesetzt vorwiegend unter
Reanimationsbedingungen
Unter Reanimationsbedingungen 1 mg
(1 ml) i. v.
ansonsten verdünnen
AkrinorTM
Cafedrin +
Theoadrenalin
M
Adrenalin
Theophyllinartige
Präparate/Stimulation zentraler
und peripherer Beta-Rezeptoren
Katecholamin, Alpha- und BetaMimetikum/Aktivierung von
Alpha- und Beta-Rezeptoren
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AnHandelswendungs name und
-zweck Medikament
Medikamentenklasse/ Wirkort
und -mechanismus
Vorteile
Nachteile
Beispiel für
Standarddosierung
Blutdrucksenkung
EbrantilTM
Urapidil
Zentraler Alpha-2Agonist/Zentral vermittelte
Blockade des Sympathikotonus
durch Aktivierung der zentralen
Alpha-2-Rezeptoren, das die
endogene Freisetzung von
Noradrenalin hemmt.
Unveränderte Herzfrequenz,
keine Sedierung
Empirisch nur kurze
Wirkungsdauer
12,5 – 25 mg (½ – 1
Amp.) i. v., evtl.
mehrmals
wiederholen
CatapressanTM
Clonidin
Zentraler Alpha-2Agonist/Zentral vermittelte
Blockade des Sympathikotonus
durch Aktivierung der zentralen
Alpha-2-Rezeptoren, das die
endogene Freisetzung von
Noradrenalin hemmt.
Blutdrucksenkung aber
wahrscheinlich über spezielle
Clonidin-bindende Rezeptoren
(Imidazolinrezeptoren)
Zusätzlich zur
Blutdrucksenkung Sedierung,
Analgesie und Reduktion der
Herzfrequenz; vielfältige weiter
Anwendungsmöglichkeiten
Sedierung, Reduktion der
Herzfrequenz; nach schneller
Gabe vorübergehender
Blutdruckanstieg durch
Aktivierung von Alpha-1Rezeptoren
0,75 Mikrogramm
(½ Amp.) langsam
i. v.,
1- 3 mal wiederholen
AdalatTM
Nifedipin
Calciumantagonist/Hemmung der Reserveantihypertonikum,
Calciumaufnahme in der
orale Aufnahme möglich,
Gefäßmuskulatur
Reflextachykardie möglich
1 Kapsel mit 5 oder
10 mg Adalat
aufstechen und dann
sublingual
applizieren
NepresolTM Vasodilatator (vorwiegend
Dihydralazin Arteriolen)/Relaxierung der
Erhöhung der
Reserveantihypertonikum,
Nierendurchblutung; bevorzugt Reflextachykardie möglich,
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¼ Ampulle (6,75
mg) i. v., dann
AnHandelswendungs name und
-zweck Medikament
Medikamentenklasse/ Wirkort
und -mechanismus
NepresolTM glatten Gefäßmuskulatur
Dihydralazin
Vorteile
eingesetzt bei Schwangeren
(keine Reduktion der
Uterusdurchblutung)
Nachteile
langsamer Wirkungseintritt (15
– 20 min bei i. v. - Injektion),
das heißt Überdosierung bei
ungeduldigen Anästhesisten
leicht möglich
Beispiel für
Standarddosierung
abwarten; nach
gegebener Zeit
eventuell
wiederholen
Verminderung der Herzfrequenz
BreviblocTM Betablocker/Hemmung der
Esmolol
Betarezeptoren
Kurz anhaltende Wirkung (circa Blutdruckabfall, kurze
10 min), geeignet um
Wirkungsdauer
auszuprobieren, ob
Betablockade in der aktuellen
Situation von Vorteil ist
10 – 30 mg (1-3 ml)
i. v.; Wirkung
abwarten und
eventuell mehr
injizieren
BelocTM
Metoprolol
Länger anhaltende Wirkung,
wenig Blutdrucksenkung
Kontrainduziert bei
dekompensierter
Herzinsuffizienz
Bis zu 1 Ampulle (5
mg in 5 ml)
fraktioniert i. v.
Einfache Applikation
Etwas langsamer
0,25-0,5 mg (½ – 1
Wirkungseintritt, Herzfrequenz Ampulle) i. v.
eventuell therapierefraktär,
dennoch Tachykardie möglich
Betablocker/Hemmung der
Betarezeptoren
Steigerung der Herzfrequenz
AtropinTM
Atropin
Vagolytikum/Hemmung
cholinerger Rezeptoren
AlupentTM
Betamimetikum/Aktivierung von
Orciprenalin Beta-Rezeptoren
(auch Metaproterenol)
Schnellere und bessere
Tachykardie möglich, kurze
Herzfrequenzsteigerung als
Wirkungsdauer
durch Atropin und wenn
Atropin therapierefraktär, kurze
Wirkungsdauer
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1 Ampulle (0,5 mg)
auf 10 ml NaCl
aufziehen und
fraktioniert injizieren
(jeweils 1 – 3 ml)
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