Projekt: Audio A63 – Thema Rheumatoide Arthritis – Autor: Helmut Weiss / IFAG A63 – Stand: 16.5.2013 Medizinische Sicht Pflegerische Sicht Sehr geehrte Damen und Herren, das folgende Thema ist Rheumatoide Arthritis. Ich werde zunächst in ca. 3 bis 4 Minuten die medizinische Sicht darstellen und dann in den restlichen 6 bis 7 Minuten die pflegerische Sicht darstellen Bei der medizinischen Betrachtung werde ich den Vortrag unterteilen in Definition, Ursachen und Risikofaktoren, Symptome, Diagnostik, Therapie und gegebenenfalls Komplikationen. Fangen wir mit der Definition an. Was ist eine rheumatoide Arthritits? Antwort: Eine rheumatoide Arthritis ist eine chronisch verlaufende Entzündung der Gelenke, selten mit Organbefall. Ursache für eine rheumatoide Arthrititis ist, dass das Immunsystem in den Gelenken die Synovialmembran angreift, also die Membran, wo die Synovialflüssigkeit, also die Gelenkschmiere prodziert wird. Durch diese Attacke auf die Synovialmembran kommt es zu einer Entzündung im Gelenk und durch die Entzündung wird Gewebe zerstört. Der Verlauf ist in der Regel schubweise und die Erkrankung fängt bereits im Alter zwischen 20 und 30 Jahren an. Warum das Immunsystem die Synovialmembran angreift, ist dabei unbekannt. In der Geriatrie ist trotz frühem Erkrankungsalter di eKrankheit wichtig, weil die Folgen im Alter verstärkt spürbar sind. So, soweit zur medizinischen Betrachtungsweise. Kommen wir zur pflegerischen Sicht. Ich strukturiere die pflegerische Sicht in die bekannten 14 AEDLs und dazu jeweils nach Problemen und Ressourcen, eventuell speziellen Zielen und jeweiligen Massnahmen. Bei der rheumatoiden Arthritis sind vor allem folgende AEDLs pflegerisch zu berücksichtigen: Sich bewegen können, Vitale Funktionen aufrecht erhalten können, Essen und Trinken, Ausscheiden können, sich pflegen können, schlafen können, sich beschäftigen können, sich als Mann oder Frau fühlen können, soziale Bereiche regeln können sowie mit existenziellen Erfahrungen umgehen können. Zur Symptomatik. Wie äussert sich rheumatoide Arthritits? Antwort: Rheumatoide Arthritis beginnt häufig mit morgendlichen Schmerzen in den Fingergelenken, und zwar beidseits. Die Fingergelenke zeigen die typischen Entzündungszeichen, also Dolor, d.h. Schmerz, Calor, d.h. Wärme, Tumor, also Schwellung usw. Später kommt es dann zu Fehlstellungen, z.B. dass die mittleren Fingergelenke vertieft sind oder die sogenannte Schwanenhalsdeformation, weil die Fingerstellung dann wie ein Schwanenhals aussieht, oder die sog. Ulnardeviation. Und es kommt zu Versteifungen und Kontrakturen bis hin zur totalen Bewegungsfähigkeit. In ca. 10% der Fälle gibt es immunologisch bedingten Organbefall, z.B. Entzündungen der Augen, oder des Herzbeutels, die sog. Perikaditis) oder der Lunge oder Anämie, also Blutarmut. Pflegeziel bei rheumatoider Arthritis ist in allen AEDLs die Förderung und Aufrechterhaltung der grösstmöglichen Selbständigkeit und Unabhängigkeit. Dies werde ich daher nicht extra bei den einzelnen AEDLS erwähnen. Zur AEDL sich bewegen können: Welche besonderen Probleme haben wir hier? Antwort: Hier ist ein häufiges Problem die Schonhaltung wegen der Schmerzen und damit eine erhöhtes Kontrakturenrisiko. Darüber hinaus haben wir unterschiedliche Bewegungseinschränkungen, je nachdem welche Gelenke betroffen sind. Pflegemassnahmen dazu sind Bewegungsübungen zur Kontrakturenprophylaxe. Wichtig ist dabei, die Schmerzgrenze zu beachten. In Absprache mit dem behandelnden Arzt kann zu Gelenkschutz geraten werden, z.B. Orthesen. Weitere Massnahmen sind Schulungen durch Physiotherapeuten und durch die Pflegekräfte entsprechende Lagerungen. Zur AEDL sich bewegen können gehört dann auch die Mitwirkung bei der Medikation und hier insbesondere die Beobachtung der Wirkung und Nebenwirkungen inklusive Dokumentation und gegebenenfalls Information des Arztes. Um die Nebenwirkungen zu minimieren, sollte die Pflegebedürftie über den richtigen Zeitpunkt der Einnahme der Medikamente informiert Projekt: Audio A63 – Thema Rheumatoide Arthritis – Autor: Helmut Weiss / IFAG A63 – Stand: 16.5.2013 Zur Diagnostik: Wie diagnostiziert man rheumatoide Arthritits? Antwort: Man diagnostiziert rheumatoide Arthritis mit Röntgen, Arthroskopie, d.h. also mit einem Endoskop, dann einer Blutuntersuchung, bei der man unspezifische Entzündungsstoffe im Blut feststellt, nämlich 1. die Leukozytenzahl, die normal zwischen 4 und 9.000 pro Milliliter liegt und bei Rheumaerkrankten leicht bei 20.000 oder 30.000 pro Milliliter. Dann 2. die sogenannte BSG, also Blutsenkungsgeschwindigkeit, die bei Rheumaerkrankten niedriger als normal ist und 3. die CRP, also das Creaktve Protein. Das sind aber alles nicht-spezifische Diagnosen, die auch auf andere Entzündungen im Körper hinweisen können. Eine spezifische Diagnoseform ist allerdings der sogenannte Rheumafaktor, bei dem Antikörper gegen Gelenke im Blut festgestellt werden und die gibt es nur bei Rheuma. Allerdings ist der Rheumafaktor keine ausschliessliche Diagnose für Rheuma, weil sie aufgrund der Messtechnik nicht bei jedem Rheumaerkrankten festgestellt werden kann. Weitere Diagnosemöglichkeiten sind schliesslich Anämie, weil auch das Blut betroffen sein kann also auch bildgebende Verfahren wie CT oder MRT, die wir ja immer bei Gelenkerkrankungen haben und schliesslich eine klinische Anamnese mit Beobachtung und Befragung des Patienten. werden, also in den frühen Morgenstunden bei Kortisonprodukten und bei NSAR, also nicht-steroidalen Antirheumatika nach den Mahlzeiten mit viel Flüssigkeit. Gegebenenfalls sollte die Medikamenteneinnahme kontrolliert werden. Eine wichtige Ressource wäre bei Rheumaerkrankten das Wissen um die Bedeutung von Bewegung, eine entsprechende Pflegemassnahme wäre also entsprechende Beratung und Aufklärung vor allem über die Kontrakturrisiken. Zur AEDL Vitale Funktionen aufrecht erhalten können: Welche besonderen Probleme sind bei rheumatoider Arthritis zu beachten? Antwort:Krankheitsschübe und Ausbreitung der Entzündung gehen oft einher mit Fieber. Bei starken Schmerzen im Schulter- und Brustbereich kann es zu einer Schonatmung kommen, mit einem erhöhten Pneumonierisiko. Als pflegerische Massnahmen sind daher wichtig die regelmässige Kontrolle der Körpertemperatur, täglich bei Schüben und entsprechender Pneumonieprophylaxe. Zur Therapie: Wie therapiert man rheumatoide Arthritis? Im Zur AEDL Essen und Trinken Vordergrund steht die Schmerztherapie, weil damit die Mobilität verbessert wird. Dann ist Bewegung wichtig, inklusive Physiotherapie und weil es um die Verbesserung der alltäglichen Verrichtung geht, auch Ergotherapie, z.B. auch mit Hilfsmitteln wie Spezialbesteck usw. Darauf gehe ich auch bei der pflegerischen Betrachtung nochmal genauer ein. Dann gibt es die Kälte- und Wärmetherapie, wobei hier immer der Patient Recht hat, wenn es darum geht, was hilft. Weil rheumatoide Arthritits eine Autoimmunerkrankung ist, gibt es folglich auch hier eine medikamentöse Therapie mit Immunsuppressiva, womit also das Immunsystem unterdrückt wird. Hier wird vor allem MTX eingesetzt, also Methotrexat, das die Fresszellen des Immunsystems lahmlegt. Schliesslich gibt es auch bei rheumatoider Arthritits di eMöglilichkeit der TEP, Bei rheumatoider Arthritis in den Finger- und Handgelenken gibt es oft Probleme bei der Nahrungszubereitung, insbesondere beim Schneiden z.B. von Fleisch und dem Bestreichen von Broten. Pflegemassnahmen sind hier Beratung und Besorgung bezüglich des oben schon erwähnten Spezialbestecks. Da gibt es Messer und Gabel mit speziellen Griffen, die auch Rheuma-Erkrankte noch benutzen können. Weiter ist wichtig, viel Zeit für die Nahrungsaufnahme einzuplanen und wegen dem erhöhten Zeitbedarfs für die Nahrungsaufnahme auch Warmhalteteller bereitzustellen. Zur AEDL Ausscheiden können Da gibt es häufig Probleme beim Toilettengang aufgrund der Projekt: Audio A63 – Thema Rheumatoide Arthritis – Autor: Helmut Weiss / IFAG A63 – Stand: 16.5.2013 also der totalen endogenen Prothese, die es auch für Finger gibt, allerdings nicht für Handgelenke. Bei einem akuten Schub wird auch Kortison direkt in die Gelenke gespritzt, das aber wegen der vielen Nebenwirkungen nur ultima ratio ist, worauf ich hier aus Zeitgründen aber nicht näher eingehen kann. Bewegungseinschränkungen. Pflegerische Massnahmen sind diesbezüglich eine Toilettensitzerhöhung und seitlich befestigte Haltegriffe. Zur AEDL Sich pflegen können Komplikationen bei einer rheumatoiden Arthritis sind wie auch bei einer Arthrose übrigens die totale Immobilität Hier gibt es häufig Einschränkungen bzw. Hilfebedarf aufgrund der entsprechenden Bewegungseinschränkungen. Pflegerische Massnahmen sind hier Vollübernahme der Pflege bei einem akuten Krankheitsschub. Allerdings sollte beachtet werden, dass Hilfestellung nur da gegeben werden sollte, wo es unbedingt notwendig ist, weil die Förderung und Erhaltung der Selbständigkeit im Vordergrund steht. Weitere Pflegemassnahmen sind die Bereitlegung von Kleidung und Hilfsmitteln in erreichbarer Umgebung sowie Beratung hinsichtlich entsprechenden Hilfsmitteln wie Knöpfeverschliesser, Wasserhahnöffner oder Anziehhilfen, die es heutzutage für Rheumaerkrankte gibt. Zur AEDL Schlafen können Besondere Problematik ist hier häufig, dass Rheumaerkrankte nachts und frühmorgens Schmerzen haben und daher Schlafstörungen. Pflegerische Massnahmen dazu sind dazu korrekte Lagerungen sowie Information des behandelnden Arztes hinsichtlich entsprechender Schmerzmedikation Zur AEDL Sich beschäftigen können Spezielle Problematik bei rheumatoider Arthritis ist hier häufig, dass ja Alltagsverrichtungen mit Schmerzen verbunden sind und daher die Gefahr besteht, dass die Pflegebedürftigen keine befriedigenden Beschäftigungsmöglichkeiten mehr haben. Pflegerische Maßnahmen sind daher Physiotherapie und Ergotherapie, wo es Projekt: Audio A63 – Thema Rheumatoide Arthritis – Autor: Helmut Weiss / IFAG A63 – Stand: 16.5.2013 ja um die Wiederherstellung der Alltagstauglichkeit geht sowie von Seiten der Pflegekraft das Suchen nach anderen befriedigenden Freizeitaktvitäten. Zur AEDL Sich als Mann oder Frau fühlen Hier ist eine spezielle Problematik bei rheumatoider Arthritis, dass sich Betroffene aufgrund der Einschränkungen nicht mehr als attraktiv fühlen. Pflegerische Massnahmen dazu ist insbesondere die Beratung zur Anschaffung von Kleidung, die nicht nur praktisch ist, also einfach anzuziehen, sondern auch schön. Zur AEDL Soziale Kontakte aufrechterhalten können Hier ist die spezielle Problematik häufig, dass ein sozialer Rückzug aufgrund der Schmerzen erfolgt, verbunden mit einem sozialen Isolationsrisiko. Pflegerische Massnahmen dagegen ist die Aufforderung, an Gruppenaktivitäten z.B. im Heim teilzunehmen oder die Anregung, sich mit anderen Rheumaerkrankten auszutauschen, z.B. auch in Selbsthilfegruppen wie z.B. von der Rheuma-Liga. Zur AEDL existenzielle Erfahrungen meistern können Hier ist ein häufiges Problem, dass die Betroffenen aufgrund der Schmerzen oft unter Sinnlosigkeit und Depression leiden und Ängste haben hinsichtlich des Fortschreitens der Erkrankung oder der Nebenwirkungen der Medikamente. Teilweise haben die Betroffenen Schuldgefühle, z.B. wenn sie meinen, dass sie die Krankheit durch eine ungünstige Lebensweise selbst herbeigeführt haben. Pflegerische Massnahmen hier sind das Ansprechen der Betroffenen auf die Ängste und Gefühle und diesbezüglich Gesprächsbereitschaft signalisieren. Wichtig ist, sich als Pflegekraft ausreichend Zeit zu nehmen, um Stimmungsschwankungen erkennen zu können und eventuell durch eigenes Verhalten positiv beeinflussen zu können. Wenn notwendig, sollte ein Projekt: Audio A63 – Thema Rheumatoide Arthritis – Autor: Helmut Weiss / IFAG A63 – Stand: 16.5.2013 Psyochologe hinzugezogen werden.