Therapiekonzept der Schule am Wiesendamm Zielsetzung der Therapie Erläuterung inhaltlicher Schwerpunkte der Berufsgruppen Therapeutische Qualifikationen und angewandte Behandlungskonzepte Tätigkeitsfelder Therapeutische Auswahlkriterien Vertretung innerhalb des Therapeutinnenteams bei langfristiger Ausfallzeit Zusammenarbeit/Kooperation Die Schule und ihre therapeutischen Angebote Seite 1 Seite 1 Seite 1 Seite 4 Seite 5 Seite 6 Seite 6 Seite 6 erstellt von Antje Bladauski, Frauke Heßler, Bettina Jürgens, Barbara Rüger in Zusammenarbeit mit dem Schulleiter Thomas D. Kroll Stand: 28.01.2010 1 Zielsetzung der Therapie Therapeutische Maßnahmen sind Teil des individuellen Förderplans des Schülers/der Schülerin Unterstützung der Entwicklung und Anwendung größtmöglicher Selbstständigkeit im Schulalltag Steigerung der Lebensqualität 2 Erläuterung inhaltlicher Schwerpunkte der Berufsgruppen Zurzeit arbeiten 4 Therapeutinnen mit einem Stellenumfang von 2,98 Stellen an der Schule am Wiesendamm mit zurzeit 110 Zeitstunden am Kind und 22,5 Zeitstunden für weitere Tätigkeiten aufgeteilt in Physiotherapie zurzeit 79 Stunden/wöchentlich am Schüler Ergotherapie zur Zeit 31 Stunden /wöchentlich am Schüler Tiergestützte Therapie (siehe Konzept im Anhang) Reittherapie (siehe Konzept im Anhang) Innerhalb der beiden Berufsgruppen kommt es zu Überschneidungen der therapeutischen Inhalte und Konzepte Es gibt gemeinsame und berufsübergreifende Angebote von therapeutischen Gruppen, wie z.B. die Psychomotorikgruppen Die Therapie ist eingebettet in den Schulalltag und findet in Einzel- und /oder Gruppentherapie oder im Klassenverband statt. Die Durchführung der Therapie kann einer Behandlung in einer ambulanten Praxis nicht gleichgesetzt werden Ziel der Therapie ist das Erreichen der größtmöglichen Selbstständigkeit und Handlungskompetenz Die Therapie verknüpft ganzheitlich, umfassend und systematisch die Förderpläne und Therapiekonzepte, um für den Schüler/die Schülerin eine für ihn/sie optimale Lernsituation zu schaffen Die Therapie hat den Schüler/die Schülerin mit seinen/ihren geistigen, emotionalen und körperlichen Funktionen im Blick 3 Therapeutische Qualifikationen und angewandte Behandlungskonzepte Das Bobath-Konzept wurde von Dr. h.c. Berta Bobath (Krankengymnastin) und ihrem Mann Dr. Karel Bobath (Neurologe und Psychiater) zur Behandlung zerebralbewegungsgestörter Kinder entwickelt. Nach dem Tod gibt es eine ständige Weiterentwicklung des Konzeptes. Behandlungsziel ist heute nicht mehr Tonusnormalisierung, die Vermeidung pathologischer Bewegungsmuster und das Anbahnen möglichst physiologischer Bewegungen. Behandlungsziel ist viel mehr die Ermöglichung respektive Verbesserung selbstständigen, für das einzelne Kind bedeutungsvollen Handelns im Alltag.1 1 Das Bobath-Konzept im Alltag des Kindes, Ute-Steding-Albrecht, Thieme, 2003, S. 10 1 Auszugehen ist von einer ganzheitlichen Entwicklungsförderung durch Hilfen zur Eigenregulierung der Emotion, Kognition, Perzeption und Motorik. Die Psychomotorik versteht sich als Methode zur Förderung der Persönlichkeitsentwicklung von Kindern. Sie baut auf einem ganzheitlichen Ansatz auf, d.h. sie spricht sowohl Körper als auch Geist an. Grundlegend ist die Vorstellung, dass Kinder über Sinneswahrnehmungen ihre Umwelt erfahren und mit Handlungen (z.B. Bewegung, Sprache, Mimik) reagieren, durch die wiederum die Umwelt beeinflusst wird. Eine gestörte kindliche Wahrnehmung kann zu unangepassten Handlungen führen, die entsprechende Reaktionen der Umwelt bewirken. Durch eine gezielte Unterstützung von - sensorischen Fähigkeiten (z.B. Wahrnehmung) - motorischen Fähigkeiten (z.B. Bewegungskoordination) - geistigen Fähigkeiten (z.B. Konzentration) - sozialem und emotionalem Verhalten (z.B. Kooperation und Angstüberwindung) versucht die Psychomotorik die Persönlichkeitsentwicklung zu fördern.2 Die Manuelle Therapie wird in den Heil- und Hilfsmittelrichtlinien als Behandlung von Gelenkblockierungen und ihren muskulären, reflektorischen Fixierungen durch gezielte (impulslose) Mobilisation oder durch Anwendung von Weichteiltechniken definiert. Auch diese Definition entspricht nicht den tatsächlichen Inhalten der Aus- und Weiterbildung in der Manuellen Therapie, da die Befundaufnahme als wesentlicher Bestandteil nicht erwähnt wird und der Begriff der Gelenkblockierungen zu einseitig im Sinne von Hypomobilitäten verstanden wird. Da Störungen im Sinne der Hypermobilitäten, sowie das Heraufsetzen der Belastungsfähigkeit der betroffenen Strukturen ebenso hinzugefügt werden muss, ist folgende Definition sinnvoller: Manuelle Therapie = Herausfinden und Behandeln von reversiblen Störungen am Bewegungssystem. Das Ziel ist es, Funktionsstörungen am Bewegungssystem herauszufinden, die normale Funktion wieder herzustellen bzw. zu erhalten und die Belastungsfähigkeit heraufzusetzen. 3 Die Therapie nach dem Hanke-Konzept basiert auf neurophysiologischer Grundlage. Sie bedient sich der genetisch codierten Kriech- und Drehmuster, die schon vor der Geburt ausgebildet sein sollten. Die Therapeutin unterstützt diese ganzheitlichen Prozesse des Körpers durch die gezielte Aktivierung von Muskeln, Gewebe und Nerven in den Ausgangsstellungen des Kriechens oder Drehens. Die vorrangigen Ziele sind Schmerzfreiheit, die Wiederherstellung von Beweglichkeit und Körpergefühl, die Optimierung der Leistungsfähigkeit im Alltag und die Verbesserung des körperlichen und seelischen Wohlbefindens. 4 Die Cranio-Sacrale-Therapie ist eine sanfte und nicht invasive Therapie. Grundlegend ist der craniosacrale Rhythmus (pulsierender Liquorfluß von Gehirn bis ins Rückenmark), der in den Geweben, in den Flüssigkeiten, insbesondere der Gehirnflüssigkeit und im ganzen 2 Leitfaden Physiotherapie, Urban & Fischer, S.152 Grundlagen der Manuellen Therapie, Heiko Dahl/Achim Rößler, Thieme 1999, S. 10 4 Entwicklungskinesiologie E.-Technik, Das Peter-Hanke-Konzept, Lindemann und Berger, Verlag für Vitaltherapie, 2000, Vorwort 3 2 Körper wirkt. Dabei werden die empfindlichen Nervenstrukturen versorgt und geschützt. Harmonisch bewegt werden so auch die einzelnen Knochen vom Schädel bis zum Kreuzbein. Die Aufgabe der Cranio-Sacral-Therapeutin ist es, Blockierungen dieses rhythmischen Flusses zu erspüren und die Blockierungen während der Behandlung durch spezielle, sehr sanfte Drucktechniken wieder aufzulösen. Dadurch können Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert und eine tief greifende Heilung eingeleitet werden.5 Die Hydrotherapie ist die methodische Anwendung von Wasser in seinen verschiedenen Aggregatzuständen (Bäder, Dampf, Eistherapie etc.). Die Wirkungen der Hydrotherapie sind sehr vielseitig. Die Einwirkung von Temperaturschwüngen auf den menschlichen Körper (Reaktion), Anregung von Atmung und Kreislauf, Förderung der Durchblutung, Gefäßtraining, Förderung der Stoffwechselvorgänge, Stabilisierung der Abwehrkräfte und vieles mehr kann die Hydrotherapie bewirken. An unserer Schule wird hauptsächlich die Therapie im Schmetterlingsbad durchgeführt. Es wird zusätzlich zur Wassergewöhnung, zur Entspannung (z.B. Tonusregulierung bei cerebralparetischen Schülern/Schülerinnen), zur Mobilisation der Gelenke, zur Bewegungsförderung und zum Hygienetraining genutzt. Unter Sensorischer Integration nach Jean Ayres ist der neurologische Prozess zu verstehen, bei dem vom eigenen Körper und der Umwelt ausgehende Sinneseindrücke geordnet werden, und der es dem Menschen ermöglicht, seinen Körper innerhalb der Umwelt sinnvoll einzusetzen. Räumliche und zeitliche Aspekte der verschiedenen Sinneseindrücke werden interpretiert, verknüpft und vereint. Durch eine gezielte Therapie in Anlehnung an dieses Konzept lässt sich die Verarbeitung und Integration von Sinneseindrücken im ZNS positiv beeinflussen…und somit kann auch das konzeptuelle und motorische Lernen durch gezielte Reizzufuhr im Rahmen sinnvoll ausgewählter Aktivitäten sowie außerdem durch das Schaffen von Möglichkeiten zur Planung und Organisation von adaptivem Verhalten verbessert werden.6 Unter Sportphysiotherapie versteht man die Arbeit von Physiotherapeuten im Sport. Die Einsätze von Sportphysiotherapie sind vielfältig – ob als Prävention von Verletzungen und Überlastungserscheinungen, als Rehabilitation nach Verletzungen oder in Phasen reduzierter Leistungsfähigkeit.7 Snoezelen beinhaltet eine tiefgehende Stimulation aller Sinne in angenehmer Atmosphäre, um einen neuen Zugangsweg zu Schülern/Schülerinnen mit schweren geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen zu finden. Auch die Perzeptionsentwicklung von Schülern/Schülerinnen mit Wahrnehmungsstörungen, Teilleistungsstörungen, leichteren cerebralen Störungen und Verhaltensproblemen kann positiv beeinflusst werden.8 5 www.desicare.de, Therapiemethoden Craniosacrale Therapie Sensorische Integrationstherapie, Fisher, Murray, Bundy, Springer-Verlag, S.4f 7 www.uni-salzburg.at/spo/sportphysiotherapie 8 Therapie- und Förderkonzepte, Antje-Catrin Loose, Pflaum, 2005, S. 276 6 3 Schwerpunkte in der Therapie sind Erhalt und Verbesserung der motorischen Fähigkeiten im Sinne der funktionellen Therapie Förderung von Koordination Förderung der Grob- und Feinmotorik Förderung der Wahrnehmung Tonusregulierung Förderung der Kraftdosierung Förderung der Konzentration und Ausdauer Sensomotorische Entwicklungsförderung Konzentrationsförderung Förderung der sozio-emotionalen Fähigkeiten Training im lebenspraktischen Bereich Hilfsmittelversorgung Kontrakturprophylaxe Einsatz von ergotherapeutischen Mitteln wie z.B. Holz, Ton, Papier zur Förderung handwerklicher Fähigkeiten mit dem Ziel der Verbesserung der feinmotorischen Fertigkeiten und der Handlungsplanung 4 Tätigkeitsfelder therapeutische Tätigkeiten finden in Einzelförderung, Kleinst-, Kleingruppen oder unterrichtsbegleitend im Klassenverband statt bedarfsorientierte Begleitung im Schwimm- oder Sportunterricht, in außerschulischen Lernorten wie z.B. Klassenfahrten, Ausflüge Wassergewöhnung, Alltagsschulung Unterstützung im lebenspraktischen Bereich von Therapeutinnen und pädagogischen Teams gemeinsam gestaltete Einheiten Befund Begutachtung Entwicklungsberichte therapiebegleitende Inhalte Zusammenarbeit mit Kolleginnen des Therapieteams und den pädagogischen Teams Bedarfsorientiert interdisziplinäre schulexterne Kontakte Hilfsmittelversorgung Gestaltung der eigenen Ablauforganisation, wie Vorbereitung, Nachbereitung, Reflexion der Therapieeinheiten, Dokumentation Schülerakten, ergänzende Berichte, Fachliteratur Begleitung von Praktikanten 4 Zusätzliche Aufgaben Teilnahme an Dienstbesprechungen, Konferenzen und bedarfsorientiert an Besprechungen der pädagogischen Teams und der Stufen Teilnahme an schulinternen und externen Fortbildungen Begleitung der Schülerinnen und Schüler bei Schulveranstaltungen Vorbereitung, Begleitung der Durchführung, Nachbereitung der Sprechstunden des Landesarztes für Körperbehinderte an der Schule am Wiesendamm Vertragsbedingt hat Frau Rüger mehr Vorbereitungsstunden und somit zusätzlich zur Zeit folgende Aufgaben: Sicherheitsbeauftragte für Inneres, Beauftragte für Erste Hilfe, Mitarbeit im Fortbildungsteam 5 Therapeutische Auswahlkriterien In jeder Klasse sollten lt. Erlass zur Zuweisung von Pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an Schule für Geistig Behinderte und an Schulen für Körperbehinderte (vom 20.08.2002-307-84033-VORIS 22410) 10 Therapiestunden aus dem Gesamttopf der pädagogischen Mitarbeiter zur Verfügung stehen. Es ergibt sich eine Sollversorgung von 230 Zeitstunden. Somit fehlen zur Zeit ca. 2,5 Stellen im therapeutischen Bereich. Eine lückenlose Therapieversorgung aller Schülerinnen und Schüler ist somit momentan nicht gegeben. Priorität hat die Schülerschaft der Primarstufe mit derzeit 40 Schülerinnen und Schülern. Je nach Situation des Schülers/der Schülerin besteht die Notwendigkeit verschiedener Therapien gleichzeitig besteht die Notwendigkeit der Versorgung durch 2 Therapeutinnen ist es indiziert, eine Therapiepause einzulegen, um eine Therapiemüdigkeit zu vermeiden bzw. vorzubeugen Die Auswahl erfolgt durch Schülerakten, Gutachten, Arztberichte, Diagnosen Absprachen im therapeutischen Team therapeutische Befundung Absprachen und Beobachtungen mit den pädagogischen Teams Handhabung mit Schülern/Schülerinnen, die im laufenden Schuljahr neu an der SAW beschult werden Einsicht in die Schülerakte, wenn vorhanden Kontaktaufnahme zur evtl. abgebenden Praxis für Physio-, und/oder Ergotherapie und Anfordern eines Befundes eigene Befunderhebung im Rahmen der Befundstunde Absprache im therapeutischen und zuständigen pädagogischen Team bei dringendem Bedarf kann es zu Verschiebungen oder Ausfall eines anderen Schülers/anderer Schülerin in den Therapieplänen kommen Umgang mit Schülern/Schülerinnen, Behandlungsbedarf aufweisen die einen akut kurzfristig aufgetretenen 5 Bei dringendem Bedarf kann es zu Verschiebungen oder Ausfall eines anderen Schülers in den Therapieplänen kommen 6 Vertretung innerhalb des Therapeutinnenteams bei langfristiger Ausfallzeit Therapie wird in der Regel bei dringendem Bedarf untereinander vertreten mit der Folge einer Verschiebung oder Ausfall innerhalb der in den Plänen ausgewiesenen Schüler Therapiegruppen finden möglichst weiterhin statt 7 Zusammenarbeit/Kooperation im therapeutischen Team finden Besprechungen statt mit Themen wie z.B. - fachlicher Austausch über Schüler mit Zielsetzung etc. - Planung von gemeinsamen Gruppen - Hilfsmittelversorgung - Raumverteilung in den pädagogischen Teams Ständiger Austausch und durch wechselseitige Hospitation in Therapie und Unterricht, um die individuellen Förderziele zu besprechen, evaluieren und ggf. schriftlich zu dokumentieren mit der Schulleitung - Informationsaustausch - bedarfs- und projektorientierte Zusammenarbeit interdisziplinär mit Eltern, Ärzten, Sanitätshäusern, Einrichtungen und dem Netzwerk 8 Die Schule und ihre therapeutischen Angebote Die Schule am Wiesendamm besteht aus dem Hauptstandort Am Wiesendamm und den Außenstellen Wanna und Hagen, sowie 2 ausgelagerten Klassen im Schulzentrum An der Mühle, Bad Bederkesa. Am Hauptstandort befindet sich das umfangreichste therapeutische Angebot. Das Therapieangebot steht nach Möglichkeit auch den Außenstellen zur Verfügung. Schule Am Wiesendamm zurzeit 118 Schülerinnen und Schüler in 17 Klassen drei Therapieräume, Snoezelraum, Schmetterlingsbad, Turnhalle und Rhythmikraum Schulhof, Außenflächen, Kanal 6 Physio- und Ergotherapie in Einzel- und Gruppentherapie (Psychomotorik, Rückenschule und Schmetterlingsbad) Reittherapeutisches Angebot durchgeführt von Frau Gebhard, Frau Bardenhagen (FÖL) und Frau Barth (PM) Tiergestützte Therapie durchgeführt von Frau Barth (PM) Außenstelle Wanna Drei Klassen mit zur Zeit 21 Schülerinnen und Schülern, Kooperationen Zwei Klassenräume sind mit Gruppenräumen ausgestattet, davon einer mit Bobathbank, desweiteren Nutzung der Turnhalle, Werkraum Außenanlagen mit Korbschaukel, Klettermöglichkeiten und Fußballfeld Bedarfsorientiert Physio- und Ergotherapie, Psychomotorikgruppe Reittherapeutisches Angebot durchgeführt von Frau Gebhard (FÖL) und Frau Barth (PM) Schulzentrum zur Zeit zwei Klassen mit 15 Schülerinnen und Schülern Hagen zur Zeit eine Klasse mit 7 Schülerinnen und Schülern zur Zeit keine therapeutische Versorgung Verabschiedet auf der Gesamtkonferenz am 14. April 2010 7