Schulinterner Lehrplan Philosophie/Philosophie für das Fach Praktische I. Grundlagen des Unterrichtsfaches Praktische Philosophie Zentrales Anliegen des Faches Praktische Philosophie ist es, „zur Entwicklung von Kompetenzen bei Schülerinnen und Schülern beizutragen, die sie, die Wirklichkeit differenziert wahrzunehmen und sich systematisch mit Sinn- und Wertefragen auseinanderzusetzen, sie bei der Suche nach Antworten auf die Frage nach dem Sinn menschlicher Existenz anzuwenden und in einer demokratischen Gesellschaft selbstbestimmt, verantwortungsbewusst und tolerant zu leben.“ (Kernlehrplan in der Fassung von 2008, S. 9) Die Aufgabe der Auseinandersetzung mit Sinn- und Wertefragen geschieht im Religionsunterricht auf der Grundlage eines bestimmten Bekenntnisses, im Fach Praktische Philosophie „auf der Grundlage einer argumentativ-diskursiven Reflexion im Sinne einer sittlich-moralischen Orientierung ohne eine exklusive Bindung an eine bestimmte Religion oder Weltanschauung.“ (ebd.) Die drei Perspektiven des Faches: Der Unterricht im Fach Praktische Philosophie berücksichtigt grundsätzlich drei verschiedene Perspektiven: die personale Perspektive, die gesellschaftliche Perspektive und die Ideen-Perspektive (Kernlehrplan, S. 11). Die sieben Fragenkreise: Dabei lassen sich die zentralen Unterrichtsinhalte sieben Fragenkreisen zuordnen, die auf die Jahrgangsstufen verteilt werden (Kernlehrplan, S. 12): Fragenkreis 1: Die Frage nach dem Selbst Fragenkreis 2: Die Frage nach dem Anderen Fragenkreis 3: Die Frage nach dem guten Handeln Fragenkreis 4: Die Frage nach Recht, Staat und Wirtschaft Fragenkreis 5: Die Frage nach Natur, Kultur und Technik Fragenkreis 6:Die Frage n ach Wahrheit, Wirklichkeit und Medien Fragenkreis 7: Die Frage nach Ursprung, Zukunft und Sinn Zu erwerbende Kompetenzen für die Jg. 7 – 9 laut Kernlehrplan: Die zu erwerbenden Kompetenzen setzen sich zusammen aus personalen, sozialen, Sach- und Methodenkompetenzen. Am Ende der Sekundarstufe I des Gymnasiums sollen die Schülerinnen und Schüler über die nachfolgenden Kompetenzen verfügen (vgl. Kernlehrplan, S. 27ff.): 1. Personale Kompetenz: Die Schülerinnen und Schüler a) reflektieren den Wert der eigenen Persönlichkeit in Beziehung zu anderen und bringen das Bewusstsein der eigenen Fähigkeiten (zum Beispiel in symbolischer Gestaltung) zum Ausdruck b) artikulieren die Bewertung von Gefühlen als gesellschaftlich mitbedingt und erörtern Alternativen c) erproben in fiktiven Situationen vernunftgemäße Aktionen und Reaktionen, entwickeln bei starken Gefühlen einen rationalen Standpunkt und treffen eine verantwortliche Entscheidung d) bewerten komplexe Sachverhalte und Fallbeispiele und diskutieren diese angemessen e) diskutieren Beispiele autonomen Handelns und Zivilcourage hinsichtlich ihrer Motive f) stellen verschiedene soziale Rollen authentisch dar und antizipieren und reflektieren soziale Rollen g) treffen begründet Entscheidungen im Spannungsfeld von Freiheit und Verantwortung h) erörtern Antworten der Religionen und der Philosophie auf die Frage nach einem sinnerfüllten Leben und finden begründet eigene Antworten. 2. Soziale Kompetenz: Die Schülerinnen und Schüler a) reflektieren den Wert der Meinung anderer und formulieren Anerkennung und Achtung des anderen als notwendige Grundlage einer pluralen Gesellschaft b) denken sich an die Stelle von Menschen unterschiedlicher Kulturen und argumentieren aus dieser fremden Perspektive c) reflektieren und vergleichen individuelle Werthaltungen mit Werthaltungen verschiedener Weltanschauungen und gehen tolerant damit um d) erkennen und reflektieren Kooperation als ein Prinzip der Arbeits- und Wirtschaftswelt e) lassen sich auf mögliche Beweggründe und Ziele anderer ein und entwickeln im täglichen Umgang miteinander eine kritische Akzeptanz f) entwickeln ein konstruktives Konfliktverhältnis und argumentieren in Streitgesprächen vernunftgeleitet g) lernen Bereiche sozialer Verantwortung kennen, erproben Möglichkeiten der Übernahme eigener Verantwortung und reflektieren die Notwendigkeit verantwortlichen Handelns in der Gesellschaft. 3. Sachkompetenz: Die Schülerinnen und Schüler a) erfassen gesellschaftliche Probleme immer differenzierter in ihren Ursachen und ihrer geschichtlichen Entwicklung, diskutieren diese unter moralischen und politischen Aspekten und formulieren mögliche Antworten b) entwickeln Übersicht über unsere Medienwelt, gehen kritisch mit neuen Medien um und reflektieren die Bedeutung der Medien und medialen Kulturtechniken c) entwickeln verschiedene Menschen- und Weltbilder sowie Vorstellungen von Natur und diskutieren kulturvergleichend Grundfragen menschlicher Existenz d) erfassen ethische und politische Grundbegriffe und wenden diese kontextbezogen an e) begründen kriteriengeleitet Werthaltungen f) beschreiben differenziert Wahrnehmungs- und Erkenntnisprozesse und ordnen sie entsprechenden Modellen zu g) reflektieren kulturelle Phänomene und philosophische Aspekte von Weltreligionen h) nehmen gesellschaftliche Entwicklungen und Probleme in ihrer interkulturellen Prägung wahr, bewerten sie moralisch-politisch und entwickeln Toleranz gegenüber anderen Sichtweisen. 4. Methodenkompetenz: Die Schülerinnen und Schüler a) beschreiben Komplexität und Perspektivität von Wahrnehmung b) erarbeiten philosophische Gedanken und Texte c) erwerben ein angemessenes Verständnis von Fachbegriffen und verwenden diese sachgerecht d) erkennen Widersprüche in Argumentationen und ermitteln Voraussetzungen und Konsequenzen dieser Widersprüche e) führen Gedankenexperimente zur Lösung philosophischer Probleme durch f) analysieren in moralischen Dilemmata konfligierende Werte und beurteilen sie g) führen eine Diskussion über ein philosophisches Thema im Sinne des sokratischen Philosophierens h) verfassen eine Argumentation zu einem philosophischen Thema und legen ihre Gedanken strukturiert dar. II. Kompetenzorientierter schulinterner Lehrplan im Philosophie für die Jahrgangsstufen 7- 9 (zur genauen Kompetenzzuordnung siehe Übersichtstabelle!) Fach Praktische Jahrgangsstufe 7: Jg. 7.1 1. Thema Fragenkreis 1: Die Frage nach dem Selbst Themenschwerpunkt: Pubertät – eine Achterbahn der Gefühle Inhaltliche Einzelaspekte: Methoden: - Unterrichtsgespräch Was sind Gefühle, wie kommen - Begriffsanalyse sie zustande? - Textanalyse Gefühle benennen und - Plakatgestaltung ausdrücken - Podiumsdiskussion (z. B. mit Verstand und Gefühl – mögliche Rollenvorgabe) Konflikte Fallbeispiele, Dilemmata Typisch männlich, typisch weiblich? (Rollenbilder) Pubertät als Lebensabschnitt Jugend vs. Alter; Jugend als Rebellion? Jg. 7.1 2. Thema Jg. 7.2 1. Thema Fragenkreis 7: Die Frage nach Ursprung, Zukunft und Sinn Themenschwerpunkt: Glück und Sinn des Lebens Inhaltliche Einzelaspekte: Methoden: - Unterrichtsgespräch Glück haben, glücklich sein - Begriffsanalyse Bedürfnisse erforschen und - Textanalyse klassifizieren - Gedankenexperimente Macht die Erfüllung aller Wünsche - Essay verfassen glücklich? Geld, Erfolg, Schönheit als Glücksgaranten in der heutigen Gesellschaft / Beispiele von „Aussteigern“ Suche nach Sinn: eigene Lebensziele Formulieren Fragenkreis 7: Die Frage nach Ursprung, Zukunft und Sinn Themenschwerpunkt: Menschen- und Gottesbilder in Religionen Inhaltliche Einzelaspekte: Methoden: - Unterrichtsgespräch Religion als Teil der Kultur - Begriffsanalyse (fremde) Religionen kennenlernen - Textanalyse Menschen- und Gottesbilder - Referate untersuchen und reflektieren - Filme Religionen und ihre Ethiken Atheismus als Gegenposition Jg. 7.2 2. Thema Fragenkreis 2: Die Frage nach dem Anderen Themenschwerpunkt: Das Fremde und das Eigene Inhaltliche Einzelaspekte: Methoden: - Unterrichtsgespräch Was ist mir „fremd“? - Begriffsanalyse Fremdes: Abwehr oder - Textanalyse Neugierde? - Umfrage, Interviews Was/Wer ist ein Fremder? - Rollenspiel Vorurteile: Nutzen und Problematik Diskriminierung durch Sprache Anders sein – Tabus und Grenzen der Toleranz? Jg. 7.2 3. Thema Fragenkreis 2: Die Frage nach dem Anderen Themenschwerpunkt: Freundschaft, Liebe, Partnerschaft Inhaltliche Einzelaspekte: Methoden: - Unterrichtsgespräch Was macht eine Freundschaft - Begriffsanalyse aus? - Textanalyse Konflikte in Freundschaften? - Plakatgestaltung Formen der Liebe - Tagebucheintrag Was bedeutet Partnerschaft? - Umfrage Vorurteile vs. Toleranz: verschiedene Lebensmodelle und Rollenbilder Jahrgangsstufe 8: Jg. 8.1 1. Thema Fragenkreis 3: Die Frage nach dem guten Handeln Themenschwerpunkt: Lust am Leben ohne Gewalt / Lust und Pflicht Inhaltliche Einzelaspekte: Methoden: - Unterrichtsgespräch Ein Leben voller Lust? - Begriffsanalyse Schulpflicht und Schülerpflichten - Textanalyse Menschenrechte und –pflichten - Recherche (z. B. phil. Positionen (Kant, Epikur etc.) Menschenrechte) Arbeit als Lust oder Pflicht? Jg. 8.1 2. Thema Fragenkreis 3: Die Frage nach dem guten Handeln Themenschwerpunkt: Gewissen und Verantwortung Inhaltliche Einzelaspekte: Methoden: - Unterrichtsgespräch Wie/Wann treffen wir - Begriffsanalyse Entscheidungen? - Textanalyse Wie läuft ein - Rollenspiel Entscheidungsprozess ab? - Podiumsdiskussion Was ist ein Dilemma? Lösungen für Dilemma-Situationen Was ist das Gewissen? Gewissen und Schuldgefühle, Gewissen und Verantwortung Jg. 8.2 1. Thema Fragenkreis 1: Die Frage nach dem Selbst Themenschwerpunkt: Freiheit und Unfreiheit / Gefühl und Verstand Inhaltliche Einzelaspekte: Methoden: - Unterrichtsgespräch vorläufige Begriffsklärung - Begriffsanalyse Gefühl und Verstand – ein alt - Textanalyse bekannter Gegensatz? - Referate Leib und Seele – was soll das - Recherche/Internet (heute noch) bedeuten? Gefühle erkennen und benennen Hirnforschung vs. Religion Schuldfähigkeit u. Verantwortung Jg. 8.2 2. Thema Fragenkreis 6: Die Frage nach Wahrheit, Wirklichkeit und Medien Themenschwerpunkt: Was können wir wissen? Inhaltliche Einzelaspekte: Methoden: - Unterrichtsgespräch „wahr“ und „falsch“ - Begriffsanalyse Sinneswahrnehmungen, log. - Textanalyse Fehlschlüsse - Experimente (z. B. zu Bedeutung von Perspektivität Sinnestäuschungen) Was ist ein Urteil, was ein Vorurteil? Was können wir überhaupt wissen? Was wollen wir wissen? (im Ansatz: naiver Realismus, Empirismus/Rationalismus) Jg. 8.2 3. Thema Fragenkreis 6: Die Frage nach Wahrheit, Wirklichkeit und Medien Themenschwerpunkt: Wahrheit oder Lüge – Die Welt der Medien Inhaltliche Einzelaspekte: Methoden: - Unterrichtsgespräch Wahrheit und Lüge – Welchen - Begriffsanalyse Wissensquellen vertrauen wir? - Textanalyse In welchen „Welten“ leben wir? - Umfragen, Interviews Gefahr des Realitätsverlustes - Filmanalyse (z. B. „Truman durch das Internet? Show“) „Realität“/Täuschung der Bilder - Recherche/Internet Begriff der Virtualität Jahrgangsstufe 9: Jg. 9.1 1. Thema Fragenkreis 5: Die Frage nach Natur, Kultur und Technik Themenschwerpunkt: Natur – Kultur – Technik: Wie hängt das alles zusammen? Inhaltliche Einzelaspekte: Methoden: - Unterrichtsgespräch Sinn und Zweck von Technik - Begriffsanalyse Technik verändert unsere - Textanalyse Lebenswelt - Podiumsdiskussion Wie viel Technik braucht der - Recherche (z. B. neuste Mensch? Erfindungen/Robotik) Natur behüten oder beherrschen? – Gefahren/Grenzen der Technik Der Mensch als Natur- und Kulturwesen Jg. 9.1 2. Thema Fragenkreis 5: Die Frage nach Natur, Kultur und Technik Themenschwerpunkt: Verantwortlich handeln in Wirtschaft und Wissenschaft Inhaltliche Einzelaspekte: Methoden: - Unterrichtsgespräch Ökologie vs. Ökonomie? - Begriffsanalyse Wie umweltverträglich sind unsere - Textanalyse Bedürfnisse? - Filme („Galilei“, „Physiker“) Wissenschaft: Motive und Ziele - Essays, Argumentationen Wiss. Methoden, verfassen Induktion/Deduktion Wertekonflikte und mögl. Lösungen Jg. 9.2 1. Thema Fragenkreis 4: Die Frage nach Recht, Staat und Wirtschaft Themenschwerpunkt: Alle gerecht behandeln Inhaltliche Einzelaspekte: Methoden: - Unterrichtsgespräch Was heißt „gerecht“? - Begriffsanalyse ausgleichende vs. relative - Textanalyse Gerechtigkeit - Recherche (z. B. Amnesty Int., Spielregeln, Rechtsregeln, Die Menschenrechte/Todesstrafe) Goldene Regel Podiumsdiskussion Was sind gerechte Strafen? Todesstrafe ja – nein Menschenrechte – Rechte für alle Jg. 9.2 2. Thema Fragenkreis 4: Die Frage nach Recht, Staat und Wirtschaft Themenschwerpunkt: Mein Platz in der Arbeits- und Wirtschaftswelt Inhaltliche Einzelaspekte: Methoden: - Unterrichtsgespräch Eigene Fähigkeiten, Wünsche und - Begriffsanalyse Ziele erkunden - Textanalyse Anforderungen in der Arbeitswelt - Rollenspiele (z. B. Ist Arbeit = Leben? Vorstellungsgespräche) Gibt es ein Recht auf Arbeit? - Recherche Arbeitslosigkeit und ihre Folgen Mobbing am Arbeitsplatz Globalisierung von Arbeit III. Grundlagen der Leistungsbewertung: Leistungsbewertung im Fach Praktische Philosophie (s. Kernlehrplan S. 35f.) Da im Fach Praktische Philosophie keine Klassenarbeiten vorgesehen sind, erfolgt die Leistungsbewertung ausschließlich im Beurteilungsbereich „Sonstige Mitarbeit“. Dabei bezieht sich die Leistungsbewertung insgesamt auf die im Zusammenhang mit dem Unterricht erworbenen Kompetenzen. Lernerfolgsüberprüfungen Im Fach Praktische Philosophie kommen im Beurteilungsbereich „Sonstige Leistungen im Unterricht“ sowohl schriftliche als auch mündliche Formen der Leistungsüberprüfung zum Tragen: mündliche Beiträge zum Unterricht (z.B. Beiträge zum Unterrichtsgespräch, Kurzreferate) schriftliche Beiträge zum Unterricht (z.B. Protokolle, Materialsammlungen, Hefte/Mappen, Portfolios, Lerntagebücher) kurze schriftliche Übungen mit einer maximalen Dauer von 15 Minuten Beiträge im Rahmen eigenverantwortlichen, schüleraktiven Handelns (z.B. Rollenspiel, Befragung, Erkundung, Präsentation) Der Bewertungsbereich „Sonstige Leistungen im Unterricht“ erfasst die Qualität und die Kontinuität der mündlichen und schriftlichen Beiträge im unterrichtlichen Zusammenhang. Mündliche Leistungen werden dabei in einem kontinuierlichen Prozess vor allem durch Beobachtung während des Schuljahres festgestellt. Für die Bewertung der Leistungen ist die Unterscheidung in eine Verstehensleistung und eine vor allem sprachlich repräsentierte Darstellungsleistung hilfreich und notwendig. Weitere fachspezifische bzw. für das Fach Praktische Philosophie relevante Aspekte der Bewertung sind: die Fähigkeit, sich in andere Sicht- bzw. Erlebnisweisen hineinzuversetzen, diese differenziert und intensiv widerzuspiegeln, die Fähigkeit zur diskursiven Auseinandersetzung in verschiedenen Sozialformen des Unterrichts, dazu gehört insbesondere, anderen zuzuhören und auf deren Beiträge respektvoll und sachorientiert einzugehen, kritische und methodenbewusste Auseinandersetzung mit Problemstellungen mit dem Ziel selbstständiger Urteilsbildung, Dichte, Komplexität und Schlüssigkeit von Argumentationen, Berücksichtigung der Fachsprache in schriftlichen und mündlichen Beiträgen, Qualität der Gestaltung von praktischen Arbeiten ( z.B. Collagen, Fotoserien, Bildern, Plakaten und Videofilmen sowie Rollenspielen und szenischen Darstellungen). Die Kriterien zur Leistungsbewertung, die im Folgenden spezifiziert werden, werden den Schülern und Schülerinnen zu Beginn der Kurse mitgeteilt.