Gliederung 1. Kurzprofil des Patienten……………………………………...S.4 2. Relevante Krankheitsbilder……………………………..……S.4 2.1 Krankheitsbilder………………………………………..…S.4 2.1.1 2.1.2 2.2 Schizophrenie Geistige Behinderung Egotherapeutische Maßnahmen………………………....S.14 3. Falldarstellung……………………………………………….S.15 3.1 Angaben zur Person der Patientin……………………….S.15 3.1.1 3.1.2 3.1.3 3.1.4 3.1.5 3.1.6 3.2 Anamnese………………………………………………..S.17 3.2.1 3.2.2 3.2.3 3.2.4 3.2.5 3.3 Persönliche Daten Daten zur Aufnahme Therapierelevante Diagnosen Medikation Besonderheiten Bisheriger Therapieverlauf Medizinische Anamnese, Krankheitsverlauf Sozialanamnese Arbeitsanamnese Suchtanamnese juristische Anamnese Befunderhebung…………………………………………S.21 3.3.1 3.3.2 3.3.3 3.3.4 3.3.5 3.3.6 3.3.7 Persönlichkeitsbeschreibung Soziale Kompetenz Kognitive Kompetenz Psychomotorische Merkmale Organisation der Arbeitsabläufe Kurbeschreibung der Tätigkeit Beschreibung der Arbeitsausführung 4. Behandlungsplanung………………………………………...S.25 4.1 Zielsetzung………………………………………………S.25 4.1.1 4.1.2 4.1.3 4.1.4 Zusammenfassung der Stärken und Defizite Zielvorstellungen des Patienten Rehabilitationsziel Ergotherapeutische Zielsetzung 2 4.2 Therapieplanung……………………………………...….S.27 4.2.1 4.2.2 4.2.3 begründete Therapiemethode begründete Therapiemittel begründete Sozialform 4.3 Bisheriger Therapieverlauf………………………………S.29 4.4 Planung der exemplarischen Therapieeinheit………..….S.37 4.4.1 4.4.2 4.4.3 4.4.4 4.4.5 4.4.6 4.4.7 Zielsetzung begründete Sozialform begründete Therapiemethode begründete Therapiemittel Behandlungsdurchführung Alternative Planung / Variationen Arbeitsplatzbeschreibung 5. Anhang………………………………………………………..S.40 5.1 Quellen 5.2 Literaturverzeichnis 3 1. Kurzprofil der Patientin Frau B. ist 22 Jahre alt und befindet sich aufgrund der folgenden (nach ICD-10 klassifizierten) Diagnosen in der Einrichtung der Barmherzigen Brüder. F20.1 Hebephrene Schizophrenie F70.1 leichte Intelligenzminderung mit Verhaltensstörungen 2. Relevante Krankheitsbilder 2.1 Krankheitsbilder 2.1.1 Schizophrenie Definition: (lt. Lv. 1) Unter Schizophrenie versteht man die Gruppe psychotischer Störungen, die durch massive Störungen des Denkens, der Emotionen und des Verhaltens gekennzeichnet sind. Die Bezeichnung Schizophrenie (“Spaltungsirresein”) geht auf E. Bleuler zurück; E. Kraepelin wählte für die Erkrankung den Begriff Dementia Praecox (“frühzeitige Verblödung”). Beide Bezeichnungen können aber nicht als charakteristische Kennzeichen der schizophrenen Störungen gelten. Ätiologie und Pathogenese: (lt. Lv. 2, S.303) Die Ursache ist meist unbekannt, es wird aber von einer multifaktoriellen Genese ausgegangen. Eine genetische Disposition gilt nach heutigem Stand als gesichert. Das statistische Risiko bei Kindern eines Schizophrenen beträgt 9-16% (d.h. 5-15faches Erkrankungsrisiko) Geschwister erkranken mit einer Häufigkeit von 6-12%. Die Erkrankungs-Konkordanz beträgt bei Eineiigen Zwillingen sogar 30-80%. Risikoallele befinden sich vermutlich auf Chromosom 6 und 10, jedoch wird insgesamt von einer polygenen Vererbung ausgegangen. Zusätzlich diskutiert werden embryonale Entwicklungsstörungen und frühkindliche hirnorganische Störungen, entwicklungspsychologische Momente sowie psychodynamische und sozio-kulturelle Aspekte. Sie sind jedoch alle nur modulierend zu bewerten und dürfen nicht für die alleinig mögliche Ätiologie verstanden werden. Die Hypothese zur Pathogenese wird u.a. aus der Wirksamkeit der Neuroleptika abgeleitet. Daraus ergibt sich eine erhöhte Dopaminkonzentration an den Rezeptoren im Gehirn, insbesondere im Bereich der limbischen Areale im präfrontalen Kortex, außerdem eine fronto-temporo-limbische Dyskonnektivität der neuronale Netzarchitektur. Vorkommen: (lt. Lv. 2, S.303) Ca. 1% der Bevölkerung (weltweit, d. h. keine wesentlichen transkulturellen Unterschiede) ist an Schizophrenie erkrankt. Die Erkrankung hat einen Altersgipfel zwischen dem 20.-40. Lebensjahr, bei Männern am häufigsten 15.-25. Lj., bei Frauen zwischen 25.-34. Lj. Sogenannte Spätschizophrenien (nach 40. Lj.) sind bei Frauen häufiger. Frauen erkranken insgesamt etwas häufiger und später als Männer. Symptome: (lt. Lv. 2, S.304) Bleuler unterscheidet bei den Schizophrenie typischen Symptomen zwischen andauernder Grundsymptomatik und zeitweilig auftretender akzessorischer Symptomatik. 4 Grundsymptome: Störung der Affektivität o Inadäquate Affektivität o Läppische Affektivität (enthemmt, laut ausgelassen) o depressive Verstimmung o Stimmungsschwankungen o Angst (bis zum Verfolgungswahn) o Ambivalenz o Autismus Störung des Denkens (formale Denkstörung) o Zerfahrenheit, alogisches Denken o Gedankenabreißen, Begriffszerfall, Konkretismuss o Sprachstörungen mit Wortneubildungen und Maniertheit Akzessorische Symptome: Wahn (inhaltliche Denkstörung) o aufgezwungene Gedanken o Personenverkennung o Verfolgungswahn o Vergiftungswahn Fehlende Krankheitseinsicht Halluzinationen o Akustische Stimmenhören Gedankenlautwerden Geräusche o selten optisch, olfaktorisch, gustatorisch o Körpermissempfindungen (z.B. Bestrahlung) Katatone Störungen o Stupor (Bewegungslosigkeit) o Mutismus (Sprachlosigkeit) o Katalepsie (Verharren in abnormen Stellungen) o psychomotorische Unruhe o Bewegungssteriotypien Gebräuchlich ist auch eine zusätzliche Unterscheidung in Plus- und Minus-Symptome: Zu den Plus-Symptomen zählen: Wahn, Halluzinationen, formalen Denkstörungen und psychomotorische Symptome Zu den Minus-Symptomen zählen: Apathie, Aufmerksamkeitsstörung, Affektverflachung, Alogie, Anhedonie, Asozialität Verlauf und Prognose: (lt. Lv. 3, S.93f.) Der Verlauf kann in verschiedene Krankheitsphasen und –stadien unterteilt werden. Akute Phasen (sog. Schübe), die teilweise über Monaten andauern wechseln sich mit weniger akuten Phasen ab. Im Krankheitsverlauf kann ein akutes Stadium und einen chronischen Verlauf übergehen. Das Verlaufsbild wird im ICD mithilfe der 5. Stelle klassifiziert: F20.x0 Kontinuierlich F20.x2 Episodisch, stabil F20.x4 Unvollst. Remission F20.x8 Andere F20.x1 Episodisch, zunehmend F20.x3 Episodisch remittierend F20.x5 Vollst. Remission F20.x 9 Beobachtungszeitraum <1 Jahr 5 Der akuten und diagnostizierten Erstmanifestation können jahrelange unspezifische Verhaltensauffälligkeiten vorausgehen, die schwer abgrenzbar und nicht selten zu Fehldiagnosen führen. Im Vorfeld findet häufig ein Drogenmissbrauch statt, welcher wiederum seinerseits psychoseauslösend sein kann. Im günstigsten Fall klingt eine Schizophrenie unter Behandlung vollständig ab(Vollremission). Weniger günstig sind Teilremissionen mit relativer oder absoluter Therapieresistenz. Aufgrund von Langzeitstudien lässt sich eine prognostische Daumenregel aufstellen: 1/3 lebt relativ ungestört 1/3 zeigt deutliche Symptome, bleibt aber sozial integriert 1/3 schwer beeinträchtigt, wird häufig rehospitalisiert oder dauerhospitalisiert Die Mortalität bei Schizophrenen ist aufgrund des hohen Suizidrisikos(10-15%) im Gegensatz zur gesunden Bevölkerung deutlich erhöht. Therapieverfahren: (lt. Lv. 2, S.305) Bei akut ausgeprägten produktiven Symptomen werden Patienten in die stationäre Therapie aufgenommen um Fremd- od. Selbstgefährdung zu unterbinden. Bei Langzeitpatienten kommen die Behandlungskonzepte der Sozio-, Psycho-, Verhaltensund Ergotherapie zum Tragen. Grundlage der der Pharmakotherapie bilden die Neuroleptika, dieser wirken antipsychotische auf produktive Wahn und Sinnestäuschungen. Bei überwiegender Plus-Symptomatik werden hochpotente Neuroleptika gewählt, wohingegen bei überwiegender Minus-Symptomatik atypische Neuroleptika bevorzugt werden. Neben der pharmakologischen Behandlung kommt auch die Elektrokrampftherapie(EKT) zum Einsatz. Diagnoseverfahren: (lt. Lv. 2, S.305 u . Lv. 3, S.89ff.) Da es bisher keine Möglichkeit besteht mit einem wie auch immer gearteten Test die Diagnose zu sichern in letztendliche eine genaue Verlaufsbeobachtung entscheidend für die Diagnose der Schizophrenie. Anwendung findet auch die neuropsychologische Testung PANSS (Positive and Negative Syndrome Scale for Schizophrenia). Zusätzlich kommt es zur Organischen Ausschlussdiagnostik mithilfe der neurologischen und internistischen Diagnostik (Blutbild, Leberwerte, CT, EEG etc.) bei einem unklaren diagnostischen Bild. Der ICD-10 unterscheidet zwischen folgenden diagnostischen Untergruppen: F20.0 Paranoid-halluzinatorische Schizophrenie Die paranoide Schizophrenie ist durch beständige, häufig paranoide Wahnvorstellungen gekennzeichnet, meist begleitet von akustischen Halluzinationen und Wahrnehmungsstörungen. F20.1 Hebephrene Schizophrenie Eine Form der Schizophrenie, bei der die affektiven Veränderungen im Vordergrund stehen, Wahnvorstellungen und Halluzinationen flüchtig und bruchstückhaft auftreten, das Verhalten verantwortungslos und unvorhersehbar ist und Manierismen häufig sind. Die Stimmung ist flach und unangemessen. Das Denken ist desorganisiert, die Sprache zerfahren. Der Kranke neigt dazu, sich sozial zu isolieren. Wegen der schnellen Entwicklung der Minussymptomatik, besonders von Affektverflachung und Antriebsverlust, ist die Prognose zumeist schlecht. Eine Hebephrenie soll in aller Regel nur bei Jugendlichen oder jungen Erwachsenen diagnostiziert werden. Die Prognose ist eher ungünstig. F20.2 Katatone Schizophrenie 6 Die katatone Schizophrenie ist gekennzeichnet von den im Vordergrund stehenden psychomotorischen Störungen, hierzu zählen bizarre Zwangshaltungen und zwischenzeitliche Erregungszustände. Die Prognose ist als positiv zu werten. F20.3 Undifferenzierte Schizophrenie Diese Kategorie steht für die allgemeinen diagnostischen Kriterien der Schizophrenie, ohne einer der Unterformen von F20.0-F20.2 zu entsprechen, oder ohne dass bestimmte diagnostische Charakteristika eindeutig überwiegen. F20.4 Postschizophrene Depression Eine unter Umständen länger anhaltende depressive Episode, die im Anschluss an eine schizophrene Krankheit auftritt. Depressive Zustände sind mit einem erhöhten Suizidrisiko verbunden. F20.5 Schizophrenes Residuum Wird diagnostiziert, wenn sich nach einer früheren akuten Episode ein chronisches Bild mit ausgeprägter Negativsymptomatik entwickelt F20.6 Schizophrenia simplex Eine Störung mit schleichender Progredienz von merkwürdigem Verhalten, mit einer Einschränkung, gesellschaftliche Anforderungen zu erfüllen und mit Verschlechterung der allgemeinen Leistungsfähigkeit. Die charakteristische Negativsymptomatik des schizophrenen Residuums (Affektverflachung und Antriebsminderung) entwickelt sich ohne vorhergehende produktive psychotische Symptome. F20.8 Sonstige Schizophrenie F20.9 Schizophrenie, nicht näher bezeichnet 2.1.2 Geistige Behinderung Definition: „Behinderung: (engl.) impairment, handicap, disability; 1. (allg.) Bez. für Einschränkungen des Wahrnehmungs-, Denk-, Sprach-, Lern- und Verhaltensvermögens; 2. von der WHO in Impairment (Schädigung), Disability (Funktionsbeeinträchtigung) u. Handicap (Benachteiligung, Behinderung) differenzierte Bez.;...“ (lt. Lv. 5, S.190) „Behinderung, geistige: (engl.) mental handicap; Bez. für angeb. od. frühzeitig erworbene Intelligenzminderung, die mit einer Beeinträchtigung des Anpassungsvermögens einhergeht; Einteilung nach dem Schweregrad der Intelligenzminderung in leichte bis schwere g. B.;...“ (lt. Lv. 5, S.190) „Intelligenzminderungen (Synonyme: Oligophrenie, Minderbegabung, Retardierung, geistige Behinderung, Schwachsinn) sind nach ICD-10 Störungen der Entwicklung der geistigen Fähigkeiten, die besonders zum Intelligenzniveau beitragen (z.B. Kognition, Sprache, motorische uns soziale Fertigkeiten). Die Entwicklung kann hierbei stehen geblieben oder unvollständig sein. Neben der Beeinträchtigung intellektueller Funktionen ist immer auch die (soziale) Anpassungsfähigkeit mit beeinträchtigt. Wesentliche Merkmale der Kennzeichnung von Intelligenzminderung sind demnach: Beeinträchtigte Intelligenz, unzureichende Anpassungsfähigkeit sowie die Manifestation dieser Beeinträchtigungen in der Entwicklung.“ Klassifikation der Intelligenzminderung nach ICD 10: F70 Leichte Intelligenzminderung (etwa 80% der Betroffenen) Intelligenzbereich 50-69 F71 Mittelgradige Intelligenzminderung (etwa 10% der Betroffenen) Intelligenzbereich 35-49 7 F72 Schwere Intelligenzminderung (etwa 3% der Betroffenen) Intelligenzbereich 20-34 F73 Schwerste Intelligenzminderung (etwa 2% der Betroffenen) Intelligenzbereich <20 F74 Andere Intelligenzminderung F79 Nicht näher bezeichnete Intelligenzminderung (lt. Lv. 3, S. 198ff.) Ätiologie und Pathogenese: „Die Ursache von Intelligenzminderungen sind hauptsächlich organischer Natur, wenngleich hinsichtlich der Entwicklung soziokulturelle Umweltfaktoren, besonders bei den leichteren Formen, von Bedeutung sind. Es muss im Wesentlichen von angeborenen, anlagebedingten oder in der führen Entwicklung erworbenen Störungen ausgegangen werden. Dabei sind leichte Störungen zu 50-75% genuin und schwere zu 80-90% exogen bedingt.“ (lt. Lv. 3, S. 202) Exogene Schäden Pränatal (vorgeburtlich) o ZNS-Schäden durch Infektionen (Röteln, Herpes, Lues, Toxoplasmose, Listeriose, Zytomegalie-Virus) o ZNS-Schäden durch Schwangerschaftstoxikose der Mutter (Hypothyreose, Blutungen , Strahlenschäden, Alkoholkonsum, Abtreibungsversuche, Narkosemittel ) Perinatal (während der Geburt) o mechanische Geburtstraumen mit Blutungen o Hirnmangelversorgung durch verlängerte Asphyxie, Azidose, Hypoglykämie, kalorische Mängel, Unterkühlung o weitere Risikofaktoren sind: rasche Druckschwankungen bei Sturzgeburt Gewalteinwirkungen Gerinnungsstörungen Postnatal (nachgeburtlich) o frühkindliche Infektionen (Masern, Meningitis, Enzephalitis, Hirntumor, Zytomegalie, o Gewalteinwirkungen (Unfälle, SH-Trauma) o Impfungen, Ernährungsstörungen Chromosomale Störungen Down-Syndrom (Trisomie 21) 1 Kind mit Down-Syndrom auf 600 - 800 Neugeborenen ca. jedes 7. Kind der Gruppe geistig Behinderter auch unter Lernbehinderten sind Kinder mit Down-Syndrom Symptome: weit auseinander stehende Lidspalten schräg nach außen Augen gezogen 8 breite Nasenwurzel Mund leicht geöffnet - Epikanthusfalte Kinder und Erwachsene mit Down-Syndrom verfügen im allgemeinen über hoch entwickelte Fähigkeiten, offen und direkt auf Mitmenschen zuzugehen und Kontakte zu knüpfen Klinefelter-Syndrom (XXY- Muster) angeborene Fehlanlage der Geschlechtsorgane meist leichte geistige Behinderung nur Jungen sind betroffen führt oftmals zu überangepassten Verhalten, Sterilität und Retardierung Turner-Syndrom (X0 - Muster) seelisch gestörte Entwicklung der Mädchen oder Frauen ist häufiger als geistige retardiert Entwicklungsstörungen des Gehirns angeborener Hydrocephalus Makro- und Mikrozephalie Tubeöse Hirnsklerose (M. Bourneville-Pringle) verschiedene Formen des mangelhaften Abschlusses des embryonalen Neuralrohres Phakomatosen (Gewebsmissbildungen): Fehlbildungen, die sich außer am ZNS an anderen Organen zeigen z.B. Haut, Augen Stoffwechselbedingte Störungen Genetisch bedingte Enzymdefekte führen überwiegend zu schwerer geistiger Behinderung meist rezessiv vererbt bei der Geburt besteht lediglich der Enzymdefekt, die Symptome entwickeln sich erst später und durch die Nahrung, deren normale Umsetzung gestört ist ca. 50 solcher Störungen sind bekannt, ein Teil von ihnen durch früh einsetzende Stoffwechsel-Kompensation therapierbar Fettstoffwechsel: z.B. M. Gaucher, M. Niemann-Pick, M. Tay-Sachs TSH-Mangel mit schwerer Hypothyreose Kohlenhydratstoffwechsel: z.B. Galaktosämie, Gargolysmus führt zu Kleinwuchs Ahornsirupkrankheit: Hartnupkrankheit renaler Diabetes insipidus Diabetes der Mutter: häufig verminderter BZ-Spiegel oder einer Vermehrung des Bilirubins im Blut, kann hirnorganische Schäden auslösen Phenylketonurie (PKU): Aminosäurestoffwechselstörung kommt bei 1% aller geistig Behinderten vor Eiweiß wird nicht verarbeitet und kann zu Vergiftung führen ab 1. L.J. strenge phenylalaninarme Diät für mind. die ersten 10 Jahre 9 Millieubedingte Faktoren Hospitalismus Folge: Autismus seelische Misshandlung fehlende oder mangelnde Förderung Zurückweisung Zusammenhänge zwischen der geistigen Behinderung und der Umwelt (soziale Situation): (lt. Lv. 6) Isolation ständige Sorge der Eltern: Schuldgefühle, Überfürsorge "Rollenfindung" innerhalb der Familie: behindertes Kind, Eltern, Geschwister Vorkommen : (lt. Lv. 3, S.198) „Epidemiologische Angaben zur Häufigkeit von Intelligenzstörungen sind aus verschiedenen Gründen nur schwer zu erhalten (Wechsel des Grads der Behinderung im Verlauf, hohe Mortalität, verschiedene Klassifikationssysteme, öffentliche Statistiken erfassen nur „anerkannte“ Behinderungen usw.). Angaben zur Häufigkeit in der Bevölkerung schwanken zwischen 2% und 4% wobei etwa 0,25% eine schwere und 0,5% eine mittelgradige Intelligenzminderung aufweisen sollen. Nach Cooper und Liepmann sind Prävalenzraten aus unterschiedlichen Ländern, die nicht auf operationalisierten Diagnosekriterien basieren, aber irreführend. So finden sich z.B. im WHO-Glossar für die Kategorie „mittelgradig“ ein Intelligenzbereich zwischen 36 und 51 (erfasst mit dem Stanford-Binet-Test), im deutschen Glossar für die entsprechende Kategorie ein Bereich zwischen 60 und 74 (erfasst mit Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Kinder)“ Symptome: „...Obwohl in den meisten Klassifikationssystemen nicht explizit als Kriterien aufgeführt, finden sich bei Personen mit Intelligenzminderungen auch Störungen in weiteren Bereichen, z.B. Persönlichkeit oder Antrieb. Die Persönlichkeit ist häufig wenig ausdifferenziert. Es zeigen sich oft Beeinträchtigungen im Bereich der Steuerungsfähigkeit mit aggressiven Durchbrüchen (mangelnde Selbstregulierungsfähigkeit). Neben häufig auftretenden affektiven Verstimmungen kann es auch zu deutlicher Antriebssteigerung oder –minderung kommen...“ (lt. Lv. 3, S.198) „...Beeinträchtigung von Kognition, Sprache, sozialen Fähigkeiten u. Motorik;...“ (lt. Lv. 5, S.190) räumliche und zeitliche Orientierung unter einfachen Bedingungen meist gut situative und personelle Orientierung, Selbsteinschätzung weniger gut, oft Überschätzung, dann wieder zu wenig Selbstvertrauen Wahrnehmung, Auffassung, Verständnis- und Lernfähigkeit verlangsamt und eingeschränkt Kurz- und Langzeitgedächtnis gestört (Dinge, die man nicht versteht, kann man sich schlechter merken) teilweise sehr gutes partielles Gedächtnis (z.B. für Zahlen) Konzentrationsstörungen (z.B. leicht durch Geräusche abzulenken) Störungen des Affekts (z.B. Apathie, Erregbarkeit, Stimmungslabilität) unausgeglichene Anlage der Intelligenz (z.B. einerseits ausgeprägte Intelligenzlücken, andererseits besondere Fähigkeiten in der Musik) 10 Denken gestört: an Sinneseindrücken haftendes, verlangsamtes Denken (z.B. von Christus nur das wissen, was von Bildern her bekannt ist) Schwierigkeiten, Vorstellungen aus dem früheren Zusammenhang zu lösen und für neue Gedanken und Situationen zu nutzen mangelhafte Abstraktionsfähigkeit im Denken („Religion ist, wenn man in die Kirche geht“) Überschwang (z.B. zwei spontane Reaktionen: entweder totale Hinwendung oder völlige Ablehnung stark Abhängig von Äußerlichkeiten wie Frisuren, Uniformen Vorlieben oder Ablehnen entstehen oft durch intensives Training der Eltern) (lt. Lt. Lv. 6) Aufgrund des gehäuften Auftretens soziokultureller, psychiatrischer und organischer Risiken gegenüber der Normalbevölkerung haben schwer geistig Behinderte auch eine deutlich verminderte Lebenserwartung. Für die unterschiedlichen Schweregrade der IntelligenzMinderung finden sich in der älteren Literatur zum Teil sehr unterschiedliche Begriffe: Leicht: Schwachsinn, leichte geistige Behinderung, leichte Oligrophrenie, Debilität. Mittelgradig: Imbezillität, mittelgradige geistige Behinderung, mittelgradige Oligophrenie. Schwer: Schwere geistige Behinderung, schwere Oligophrenie Schwerst: Idiotie, schwerste geistige Behinderung, schwerste Oligophrenie (lt. Lv. 3, S.198) Verlauf und Prognose: „Generell hat Prävention Vorrang vor Rehabilitation. Anzahl und Verlauf geistiger Behinderungen können durch Maßnahmen wie genetische Beratung, Früherkennung von Stoffwechsel- und Chromosomenerkrankungen (durch Amniozentese), Erkennung geistiger und körperlicher Behinderungen nach der Geburt und rechtzeitiger Einleitung entsprechender therapeutischer Maßnahmen erheblich positiv beeinflusst werden. Dies erfordert eine weitere Verbesserung der prä-, peri- und postnatalen ambulanten und klinischen Betreuung der Mütter.“ (lt. Lv. 3, S.203ff.) Insbesondere bei leichten Formen ist die Prognose durch die heilpädagogische Förderung gut. Wichtig ist eine frühzeitige Diagnose. (lt. Lv. 2. S.377) Therapieverfahren: „Die umfassende und differenzierte Diagnostik der Intelligenzstörungen stellt die Basis therapeutischer Interventionen dar. Ansatzpunkte sind neben dem Patienten selbst besonders die Angehörigen.“ Bei kausal behandelbaren Formen, wie erblichen Enzymdefekten (z.B. der Phenylketonurie) sind mittels Screening-Strategien Präventivmaßnahmen der entscheidende Faktor. Hierzu zählen auch genetische Beratungsangebote an Eltern, Schwangerschaftsvorsorge, Vorsorge bei Risikokindern, d.h. entwicklungsgefährdeten Kindern. Für nicht kausal behandelbare Formen sind verschiedene Fördermaßnahmen angezeigt, beginnend bei der Frühförderung über Kindergartenbetreuung bis hin zur schulischen und beruflichen Förderung (spezielle Schultypen abhängig vom Grad der Behinderung: lern11 gegenüber geistig Behinderten). Wichtig ist dabei auf jeden Fall ein frühzeitiger Beginn der Fördermaßnahmen. Darüber hinaus sind spezifische und unspezifische psychotherapeutische Ansätze notwendig. Entsprechend der zum Teil multifaktoriellen Bedingtheit der Störung sowie den Beeinträchtigungen in unterschiedlichen Bereichen muss es sich dabei um eine multimodale Therapie handeln. Hierzu zählen logopädische Behandlungen, Musiktherapie, Beschäftigungstherapie sowie eine verhaltens- oder tiefenpsychologische bzw. Familientherapie. Seitens des Betroffenen haben sich besonders verhaltenstherapeutische Ansätze bewährt. Ansatzpunkte sind zum einen klinisch bedeutsame psychopathologische Symptome (z.B. Verhaltensexzesse wie Aggressivität), ferner ist entsprechend der Beeinträchtigung der praktischen Lebensführung und Selbstversorgung der Aufbau lebenspraktischer Fertigkeiten von zentraler Bedeutung, insbesondere auch sozialer Fertigkeiten (z.B. Aufbau elementarer Formen sozialer Kompetenzen). Auf Seiten der Angehörigen steht zunächst die ausführliche Information über die Erkrankung sowie damit verbundene Einschränkungen und Konsequenzen (Gleichgewicht zwischen Über- und Unterforderung) im Vordergrund. Familientherapeutische Ansätze stellen weiterführend die Triade „Behinderter, Familie, Therapeut“ in den Mittelpunkt. Dabei wird ein Klima des wechselseitigen Vertrauens angestrebt. Maßnahmen sollen gemeinsam besprochen und umgesetzt werden. Wesentliches Behandlungsziel ist die Akzeptanz der Behinderung und damit verbunden die Fähigkeit, Bedürfnisse und Wünsche des Behinderten wie auch der Familienangehörigen zu formulieren und wenn möglich umzusetzen. Eine spezifische medikamentöse Behandlung der Intelligenzstörung gibt es nicht. Zielsymptome einer Behandlung können jedoch sein: Störungen der Aufmerksamkeit und Ausdauer, Antriebsschwäche, psychische Verlangsamung. Akute wie chronische Unruhe- oder Erregungszustände Pathologische Hypersexualität bzw. sexuelle Devitationen Es ist zu beachten, dass eine medikamentöse Behandlung immer im Kontext mit anderen therapeutischen Maßnahmen gesehen werden muss, insbesondere heilpädagogischen und psychologischen. Jede Therapie sollte demzufolge mehrdimensional und interdisziplinär sein. Verlaufskontrollen sind in jeder Behandlungsphase unabdingbar mit dem Ziel der Modifikationen der Maßnahmen abhängig vom aktuellen Zustandsbild.“ (lt. Lv. 3, S. 203) Diagnoseverfahren: Somatisch-neurologische Untersuchungen Pflegediagnostik / Merkmale (=Verhaltensdiagnostik): o kognitive Defizite o direkte offene Gefühlswelt o autistische Züge o Aussehen und Bewegung o Kindliches Verhalten o gute Stimmung o mehr Körperkontakt o eingeschränktes Sprachvermögen ("einfache" Satzzusammenstellung) o Distanzgemindert /-los Wörter bzw. 12 psychologische Untersuchung einschließlich Intelligenz- und Persönlichkeitstests (=Testdiagnostik) soziale Diagnose: Analyse der Bewältigungsstrategien: 4 wichtige Bereiche sind: Verstand, soziale Verpflichtung Körper, Gefühl, (lt. Lv. 6) „Hauptkriterium der Störung stellen die Beeinträchtigung der Intelligenz und die damit verbundenen Einschränkungen der sozialen Anpassung (soziale Fertigkeiten) dar. Bei der Intelligenz handelt es sich nicht um ein homogenes Phänomen, sondern um ein Merkmal, das sich aus verschiedenen Teilkomponenten, Teilfertigkeiten zusammensetzt (logisch-abstraktes Denken, räumliches Vorstellungsvermögen). Dadurch bedingt ergeben sich intra- wie interindividuell große Unterschiede hinsichtlich des klinischen Erscheinungsbilds. So können neben starken Beeinträchtigungen in bestimmten Funktionen (logisch-abstraktem Denken) besondere Fähigkeiten in anderen Funktionen (rechnerischen Fertigkeiten) bei einer Person vorkommen. Aus diesem Grund sollten entweder einzelne (komplexe) oder mehrere Verfahren verwendet werden, um verschiedene Bereiche der Intelligenz abbilden zu können. Neben der Beeinträchtigung von Intelligenz und sozialer Anpassung finden sich häufig weitere neurologische wie körperliche Erkrankungen (Multimorbidität; Epilepsie, körperliche Behinderungen, sensorische Beeinträchtigungen) bei geistig Behinderten. Dabei nimmt die Häufigkeit weiterer Erkrankungen mit zunehmendem Schweregrad der Intelligenzminderung zu. Intelligenzminderungen stellen daher eine sehr heterogene Störungsgruppe dar, die häufig mit Mehrfachbehinderungen assoziiert ist. Bei der Diagnostik einer Intelligenzminderung sollten demzufolge mehrere Aspekte berücksichtigt werden: Neurologische und genetische Diagnostik mit besonderer Beachtung der lebensgeschichtlichen Entwicklung. Erhebung der Anamnese (besonders frühkindliche Entwicklung). Einbeziehung der Familie (Bedingungsgefüge). Anwendung standardisierter Verfahren zur Erfassung der Intelligenz und sozialen Anpassung. Aufgrund der Definition der Intelligenzminderung als einer entwicklungsbedingten Störung ist die Krankheits- und Entwicklungsanamnese von zentraler Bedeutung. Wegen der meist vorkommenden Kommunikationsstörungen der Patienten ist die Einbeziehung fremdanamnestischer Angaben (insbesondere im Hinblick auf Spracherwerb, -entwicklung) unerlässlich. Dies gilt auch für die Diagnose weiterer Störungen (z.B. anderer psychiatrischer Störungen) bei diesen Patienten. Fremdanamnestische Angaben sind in erster Linie von den Eltern zu erhalten, jedoch auch von Personen, die einen engen und längeren Kontakt zu diesen Kindern haben (Betreuer). Die Diagnostik der Intelligenz ist ein traditionell psychologischer Bereich, für den viele Instrumente vorliegen, die sich hinsichtlich zahlreicher Merkmale unterscheiden (verbal gegenüber nichtverbal, eindimensional gegenüber mehrdimensional). Für den Bereich der Diagnostik der Intelligenzminderung stellt sich jedoch das Problem, dass nicht vorgegeben ist, mit welchem Verfahren die Intelligenz erfasst werden soll. Außerdem ist zu beachten, dass im unteren Intelligenzbereich eine Feindifferenzierung, wie sie ICD-10 verlangt, problematisch ist. Die geforderten IQ-Werte können damit lediglich als Richtwerte angesehen werden. Bei der Auswahl von Testverfahren sind daher vom klinischen Eindruck 13 ausgehend das individuelle Leistungsniveau sowie etwaige zusätzliche Behinderungen (z.B. Sprache) zu berücksichtigen. Zudem sollten auch alle weiter verfügbaren Informationen mit herangezogen werden. Einen viel versprechenden Ansatz stellen entwicklungsorientierte Verfahren, z.B. die TEKO (Testbatterie zur Erfassung kognitiver Operationen), dar. Mit der TEKO lassen sich auf der Grundlage des erfassten Stadiums Vorhersagen machen, welches Entwicklungsstadium als nächstes anzustreben ist. Allerdings liegt dieses Verfahren nur als Arbeitsform vor. (lt. Lv. 3, S.199ff.) 2.2 Ergotherapeutische Maßnahmen In Werkstätten für behinderte Menschen werden verschiedene Maßnahmen der beruflichen Bildung und Rehabilitation durchgeführt. Darunter fällt Arbeitstraining genauso wie Einzelfördermaßnahmen. Im ergotherapeutischen Bereich „Arbeitstherapie“ geht es um das Erwerben oder Wiedererlangen von Fähigkeiten. Bei der kompetenzzentrierten Methode werden ausgewählte handwerkliche Techniken oder „Übungen aus dem lebenspraktischen bzw. dem Freizeit Bereich eingesetzt, um verloren gegangene oder nicht vorhandene Fähigkeiten zu erwerben und Fertigkeiten zu trainieren. Die Aufgabe, die in der Regel geschlossen ist, wird mündlich oder schriftlich (Vorlage) gestellt oder vom Patienten gewählt.“ (lt. Lv. 4, S. 163.ff) Vorgehen: Der Therapeut… …gibt dem Patienten eine konkrete Aufgabe oder regt ihn zu eigener Entscheidung an. …bespricht mit dem Patienten gemeinsam z.B. die Arbeitsphasen, Pausen und Ziele (Arbeitsbündnis). …unterstützt und korrigiert den Patienten bei seinen Handlungen. …reflektiert mit ihm, ob die Ziele erreicht wurden, macht Fort- und Rückschritte transparent und erarbeitet mit ihm Problemlösungsstrategien und das weitere Vorgehen. Zielsetzung: (lt. Lv. 4, S. 163.ff) Verbesserung der Handlungsplanung und -ausführung Beherrschung von instrumentellen Fertigkeiten (Umgang mit Werkzeug, Maschinen) Steigerung der Frustrationstoleranz Verbesserung der Selbsteinschätzung mit der Bereitschaft, Fehler zu korrigieren, Übernahme von Verantwortung Steigerung der psychischen und physischen Belastbarkeit Verbesserung der Geschicklichkeit und Fingerfertigkeit Förderung der Eigenständigkeit, Verlässlichkeit und Sorgfalt Steigerung von Konzentration und Ausdauer Auseinandersetzung mit eigenen Wünschen und Bedürfnissen Ablenkung von Konflikten Selbständige Übernahme bestimmter Aufgaben Erhöhung der Zuverlässigkeit bei der Erfüllung von Aufträgen Förderung der Kontaktfähigkeit 14 In der Arbeitstherapie schult der Therapeut gezielt Arbeitsvorgänge und bestimmte einzelne Fähigkeiten. Informationen für Menschen mit geistigen Behinderungen müssen einfach und übersichtlich sein. Es soll eine Forderung ohne Überforderung stattfinden („fördern und fordern ohne zu überfordern“) Für den geistig Behinderten ist es besser einen überschaubaren Arbeitsplatz zu haben. Nur notwendige Utensilien sollten sich darauf befinden. Ein Zeitdruck für den behinderten Mitarbeiter sollte vermieden werden. Wünsche und Bedürfnisse sollten nach Möglichkeit mit berücksichtigt werden. 3. Falldarstellung 3.1 Angaben zur Person der Patientin 3.1.1 Persönliche Daten Name: Frau B. Geschlecht: weiblich Alter: 22 Jahre Geburtsort: Süddeutschland Familienstand: ledig Wohnort: Wohngruppe im Haus X, Gruppe Y der Einrichtung Beruf: keine abgeschlossene Berufsausbildung, derzeit im Berufs-BildungsBereich beschäftigt 3.1.2 Daten zur Aufnahme Frau B. wurde laut Hausakte und nach eigenen Angaben am 13.10.2003 in der Einrichtung aufgenommen. Die Werkstatt und dort explizit den Berufs-Bildungs-Bereich besucht sie seit dem 01.12.2004 halbtags und seit 15.02.2005 ganztägig. Der Heimvertrag wurde auf „unbestimmte Zeit“ geschlossen, weswegen über eine voraussichtliche Entlassung keine Angaben gemacht werden können. 3.1.3 Therapierelevante Diagnosen F20.1 Hebephrene Schizophrenie Frau B. befindet sich Momentan in keinem akuten Stadium ihrer Erkrankung. Im Vordergrund stehen bei ihr affektive Veränderungen, d.h. ihre Affektivität ist der Situation unangepasst und ihre Stimmung schwankend. F70.1 leichte Intelligenzminderung mit Verhaltensstörungen Bei Frau B. handelt es sich um eine Intelligenzminderung die sich wohl an der oberen Grenze einer leichten Intelligenzminderung befindet. Auffällig ist vor allem die leichte 15 Ablenkbarkeit, eine teils sehr starke Selbstüberschätzung und wiederum die Störung des Affekts. 3.1.4 Medikation (lt. Hausakte u. Lv. 8) Risperdal® 1–0–1–0 Wirkstoff: Risperidon Risperdal® ist ein so genanntes atypisches Neuroleptikum. Risperidon beeinflusst die Übertragung von Signalen zwischen den Nerven im Gehirn. Risperdal® wird vor allem zur Behandlung der Schizophrenie eingesetzt. Risperdal® ist aber auch zugelassen zur Behandlung von demenzbedingten Psychosen sowie von ausgeprägten Verhaltensstörungen, wie z.B. schwerer chronischer Aggressivität bei Patienten mit Demenz, wodurch sie sich selbst oder andere gefährden können. Mögliche Nebenwirkungen: bestehendesRisiko extrapyramidaler Effekte (Tremor, Rigor, Unruhe) sedative Wirkung (Schläfrigkeit, Benommenheit, Konzentrationsschwäche) Gewichtszunahme Kopfschmerzen Störungen der Menstruation und der Sexualfunktion malignes neuroleptisches Syndrom Omeprazol® 1–0–0–0 Wirkstoff: Omeprazol Omeprazol zählt zu den Protonenpumpenhemmern und wird für die Behandlung von MagenDarm-Beschwerden eingesetzt. Es ist die Standardsubstanz, welche als Protonenpumpenhemmer bei der Triple-Therapie zur Eradikation (Ausradierung) des Helicobacter pylori eingesetzt wird. Ebenfalls geeignet sind sie zur Vorbeugung eines Magengeschwürs unter langfristiger Einnahme von nichtsteroidalen Schmerzmitteln. Mögliche Nebenwirkungen: gelegentlich Beschwerden im Bereich des Magen-Darm-Trakts wie Durchfall, Verstopfung, Blähungen, Übelkeit und Erbrechen Mundtrockenheit Entzündungen der Mundschleimhaut Levomepromazin® ½ - ½ - ½ - 1 Wirkstoff: Levomepromazin Levomepromazin® wirkt stark dämpfend und verringert die Wirkung des Botenstoffes Dopamin im Gehirn, so dass weniger Signale an den Nervenendigungen übertragen werden und somit Angst, Spannungen, Unruhe, Wahnvorstellungen und Halluzinationen abnehmen. Mögliche Nebenwirkungen: Reaktionsvermögen kann beeinflusst werden unwillkürliche Bewegungen (Dyskinesien) Herzrasen 16 3.1.5 Besonderheiten Frau B. ist stark adipös, weswegen ihre körperliche Ausdauer eingeschränkt ist. Weitere Besonderheiten wie Linkshändigkeit oder die Benutzung einer Sehhilfe liegen nicht vor. 3.1.6 Bisheriger Therapieverlauf Während ihres Aufenthalts in der stationären Behandlung der Klinik für Psychiatrie, wurde Frau B. Ergo- und Psychotherapie angeboten. Diese wurden von ihr jedoch auch nach Androhung einer Limitierung der Zigaretten erfolgreich verweigert. Einzig und allein an der Morgenrunde nahm sie sporadisch teil. 3.2 Anamnese 3.2.1 Medizinische Anamnese, Krankheitsverlauf Folgende Angaben stammen aus der internen Hausakte von Frau B. und dem persönlichen Anamnesegespräch. Genauere Angaben zur früheren Krankheitsgeschichte von Frau B. können nicht gegeben werden, da hierüber keine Informationen vorliegen und auch nicht eingebracht werden konnten. Laut Akte wurde bei der Einschulung von Frau B. erheblicher Förderbedarf sowohl in der Leistung, Konzentration als auch im Sozialverhalten festgestellt. Es ist zu bezweifeln, das Frau B. die erforderliche Förderung im erforderlichen Umfang zu Teil wurde, bzw. im häuslichen Umfeld fortgesetzt wurde. Um 1991 (genaues Datum konnte Frau B. nicht angeben) wurden Frau B., zeitgleich mit ihrem Bruder die Mandeln operativ entfernt. Den Krankenhausaufenthalt hat sie als sehr positiv in Erinnerung, da sie und ihr Bruder viel Spaß hatten. Frau B. begab sich 1997 aufgrund ihrer Adipositas und den daraus resultierenden Folgeerkrankungen (Gelenksüberlastung, Bluthochdruck, Atemwegsbehinderung) in stationäre Behandlung. Die Behandlung scheiterte aber schon nach einem Tag am Wiederstand von Frau B. und am Durchsetzungsvermögen ihrer Mutter. Ebenfalls 1997 wurde laut Hausakte die Empfehlung für stationäre Behandlung in der Kinderund Jugendpsychiatrie durch das Gesundheitsamt dringend angeraten. Laut den Aufzeichnungen der Hausakte scheiterte die Umsetzung bzw. die Aufnahme in die Kinderund Jugendpsychiatrie jedoch an den Bedenken der Mutter. In den Folgejahren lebte Frau B. zunehmend zurückgezogener bei der Mutter. Das Zimmer verlies nach eigenen Angaben immer seltener und beschäftigte sich den ganzen Tag mit Musikhören, Zeichnen und im Bett liegen. Heute, im nachhinein beschrieb sie mir sehr Einsichtig wie sie damals Verwahrloste und gespürt habe das etwas mit ihr nicht stimme. Sie beschrieb, dass sie am Abend des 19.01.03 eine Ohrenentzündung bekommen habe. Als sie am nächsten Morgen erwachte waren ihr keine Bewegungen möglich und sie schrie nach ihrer Mutter ohne zu wissen wer sie sei. Ihren Zustand beschrieb sie als absolut Verwirrt. Laut Akte gab die Mutter im Nachfeld an, das sie ihre Tochter im stuporösen Zustand auffand und diese sich als Comicfigur empfand. Mit dem Bild eines akuten Verwirrtheitszustandes wurde Frau B. am 22.01.03 stationär in die Klinik für Psychiatrie aufgenommen. 17 In der Aufenthaltsdauer von knapp 9 Monaten wurde sie anfangs mehrfach fixiert, jedoch konnten diese Zeiten schnell abgebaut werden. Gründe für die Fixierung wurden in der Akte nicht angegeben. Laut Akte besserten sich die psychotischen Zustände von Frau B. erst nach mehrmaliger medikamentöser Umstellung. An Therapieangeboten nahm sie während ihres Aufenthalts weites gehend nicht teil. Nach 2 Monaten Aufenthalt wurde es Frau B. gestattet die Wochenenden zuhause zu verbringen. Sie gab an, dass es am ersten Wochenende zuhause aufgrund eines Wutanfalls zu einem tätigen Angriff gegenüber ihrer Mutter gekommen sei, ihr dies aber im Nachhinein leid tat und dies auch der einzige Vorfall dieser Art war. Im Anschluss an die stationäre Behandlung und nach fast völligem Abklingen der psychotischen Symptome wurde Frau B. in eine geschlossene Wohngruppe der Einrichtung der Barmherzigen Brüder überwiesen. Seit der Überweisung in die Einrichtung hat Frau B. nach eigenen Angaben viel gelernt und es gehe ihr hier viel besser als früher. Laut einer Mitarbeiterin ihrer Wohngruppe hat sich Frau B. vor allem in Hinblick auf ihr Sozialverhalten positiv entwickelt. Im Dezember 2004 wurde Frau B. mit Verdacht auf Blinddarm Entzündung stationär im Bezirkskrankenhaus aufgenommen. Der Verdach konnte sich allerdings genau so wenig bestätigen wie der spätere Verdacht auf eine Zyste am Eierstock. In der Nacht vom 24. auf den 25.03.2005 beging Frau B. einen Suizidversuch, bei dem sie sich beide Pulsadern mit einer Glasscherbe quer zum Arm aufschnitt. Als Grund gab sie an, dass ihr ihre Mutter im Traum erschienen sei und sie zu ihr kommen solle. Aufgrund dessen wurde Levomepromazin® von Bedarfs- auf Dauermedikation umgestellt. 3.2.2 Soziale Anamnese Folgende Angaben wurden eigenanamnestisch in einem Gespräch mit Frau B. erhoben und Später von einer Mitarbeiterin ihrer Wohngruppe bestätigt bzw. weiter ausgeführt. Frau B. wurde unehelich in einer süddeutschen Großstadt geboren, in der sie bis zu ihrer Erkrankung mit ihrer Mutter und deren 13 Jahre jüngeren Freund lebte. Den Vater kennt sie nicht persönlich sondern nur namentlich, wisse aber dass er zurück nach Italien gegangen sei. Die Mutter sei sehr adipös gewesen und konnte deshalb nicht mehr arbeiten. Sie ist die jüngste der 5 Kinder der Mutter, von denen die 3 ältesten aber gleich nach der Geburt zur Adoption freigegeben wurden. Das Verhältnis zu ihrem Bruder der mit im Haushalt lebte beschreibt sie als sehr gut, dementsprechend schmerzhaft beurteilte sie auch den Auszug des Bruders im Alter von 17 Jahren. Er sei für sie immer ein Vorbild gewesen, doch ist sie mittlerweile enttäuscht von ihm, da er seit ihrer Erkrankung im Jahr 2003 den Kontakt nahezu abgebrochen hat. Zur Mutter hatte sie bis zu deren plötzlichen Tod im Jahr 2003 meist ein gutes Verhältnis, das jedoch seit ihrer Pubertät schrittweise flacher wurde. Den Freund der Mutter beschreibt sie nur sehr kurz, was auf keine enge Bindung schließen lässt, aber als nett. „Er hat der Familie Geld gegeben“. Ihren Lebensunterhalt bestritt die Familie mit Sozialhilfe und den Zuschüssen des Freundes der Mutter. Sie lebten in einer geräumigen Wohnung die sie aber später zwangsräumen mussten. Infolgedessen lebten sie in einer 37qm Sozialwohnung in der Frau B. nach eigenen Angaben in einer „Abstellkammer“ schlief. Durch den Umzug, ihren Schulwechsel und ihre zunehmende Zurückgezogenheit aufgrund der sich entwickelnden Krankheit verlor sie nach und nach alle ihre sowieso eher rar gesäten Freundschaften. In der neuen Schule habe sie noch weniger und auch nur oberflächliche Freundschaften gehabt. 18 Im späteren Verlauf, als ihre Mutter bereits verstorben und sie in psychiatrischer Behandlung war wurde ihre Oma zur wichtigsten Bezugsperson. Bei ihr verbrachte sie laut eigenen Angaben die Wochenenden. Seit ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus und ihrem Umzug in das Wohnheim der Einrichtung habe sich jedoch auch dieser Kontakt auf ein Minimum reduziert, worüber sie sich sehr enttäuscht zeigt. Ihren bisher einzigen „Freund“ haben sie im alter von 11 Jahren gehabt, auch sehnte sie sich bisher und auch jetzt nach keiner partnerschaftlichen Beziehung. Summierend gab sie an, dass sie ihre frühe Kindheit als schön/glücklich empfand, jedoch alles mit der Zeit immer „dunkler und schlechter“ wurde. Seit 13.10.2003 lebt sie auf der Gruppe X im Haus Y der Einrichtung der Barmherzigen Brüder. Hierbei handelt es sich um eine geschlossene Wohngruppe. Dort bewohnt sie zusammen mit einer 37 Jahre alten Dame ein „geräumiges, helles und schönes Zimmer“. Ihre Zimmerkollegin sowie zwei weitere Bewohnerinnen ihrer Gruppen mit denen sie die meiste Zeit verbringen bezeichnet sie als nett, aber nicht ihre richtigen Freunde. Eine dieser Damen litt in letzter Zeit an einem akuten Schub ihrer psychischen Krankheit, weswegen sie von der Arbeit befeit war. Frau B. konnte dies nicht verstehen und erschien immer sehr aufgebracht in der Werkstatt. „Der geht es gut, die lacht doch den ganzen Tag, die wird nur bevorzugt und muss nicht arbeiten“ waren ihre Aussagen. Mittlerweile befindet sich die Dame in stationärer Behandlung. Ihre Aufgebrachtheit und ihre sichtliche Enttäuschung über die Abwesenheit der Mitbewohnerin läst Spielraum für die Annahme, dass es doch mehr als nur eine „nette Mitbewohnerin“ war. Nach eigenen Angaben sieht sie die Mitarbeiter (Gruppenleiter, Therapeuten im BBB) als Freunde an. Als ihre Hobbys bezeichnet sie Musik hören, sich schminken und Malen/Zeichnen. Letzteres falle ihr jedoch seit der Zeit in der sie ganztägig den BBB besucht nicht mehr so leicht wie früher. 3.2.3 Arbeitsanamnese All ihre bisherigen Schulbesuche sind durch ihre sich manifestierende Krankheit und das schwache soziale Umfeld von vielen Fehlzeiten geprägt, die von der Mutter damals durch Entschuldigungen legitimiert wurden. Hierin kann auch ein Grund der äußerst wenigern Freundschaften von Frau B. gesehen werden. Ihre Kindergartenzeit beschreibt sie als schön wohingegen die Schulzeit bei ihr wenig Erwähnung findet. Nur einmal habe sie eine nette Lehrerin gehabt, die sie auch verstanden hat. Durch ihr häufiges Fehlen in der Berufsschule wurde sie im Vorfeld 2-mal von der Polizei zum Jugendarrest abgeholt. Dieser habe nach eigener Einsicht „nichts genutzt“. Frau B. hat bisher keinen Schulabschluss erworben. Beruflicher und schulischer Werdegang von Frau B. 1986-1989 Kindergarten 1989 Grundschule 1989-1996 Sonderschule 1996-1998 Sonderschule (Schulwechsel durch Umzug) 19 1998-1999 Berufsvorbereitendes Jahr (BVJ) 1999 nach eigenen Angaben Jugenddorf 2000 – 2001 Berufsschulpflichtig, jedoch nur einmal in der Berufsschule anwesend 2002- 2003 Arbeitslos seit 13.10.03 Aufnahme in die Einrichtung seit 01.12.04 halbtags tätig im BBB seit 14.02.05 ganztags tätig im BBB 3.2.4 Suchtanamnese Frau B. hat nach eigenen Angaben mit 13 Jahren das Rauchen begonnen. Damals rauchte sie täglich ca. 40 Zigaretten. Hier wurde von ihr auch ein Konfliktpunkt zur Mutter beschrieben, die ihr manchmal kein Geld für Zigaretten geben wollte. Seit sie in der Einrichtung lebt hat sich der Konsum, bedingt durch die begrenzte Zigarettenausgabe auf der Wohngruppe und zur Arbeitszeit auf tägl. ca. 15 Stück gesenkt. Ihr Verlangen nach Nikotin stufe ich als sehr hoch ein, da sie seltenst vergisst pünktlich an abgemachten „Rauchzeiten“ zu erinnern und meist sogar früher nach Zigaretten fragt. Gelegentlich bittet sie andere Beschäftigte um Zigaretten. Vor einigen Monaten hat sie eine Beschäftigte deswegen massiv unter Druck gesetzt. In der Vergangenheit habe sie bereits 4 Versuche gestartet das Rauchen aufzugeben, hielt aber nie mehr als 3 Tage durch. Der letzte Versuch wurde durch den erst kürzlich erfolgten Suizidversuch beendet. Alkohol trinke sie nur sehr selten und nur zu besonderen Anlässen wie Silvester, folglich gab sie an auch noch nie durch Alkohol in eine Konfliktsituation gekommen zu sein. Cannabis habe sie im Jugendalter ein einziges mal probiert aber es sei ihr nicht sonderlich gut bekommen (Bauchschmerzen) und somit war das ihr bisher einziger Kontakt zu illegalen Drogen. 3.2.5 Juristische Anamnese Folgende Daten stammen aus der Hausakte von Frau B. Frau B. wurde mit Ausbruch ihrer Krankheit 2003 unter gesetzliche Betreuung gestellt. Als Betreuerin wurde für alle Lebensbereiche ihre Mutter bestellt. Nach dem Tod der Mutter 2003 wurde dieses Amt vom Gericht einer Berufsbetreuerin übertragen. Ebenfalls 2003, mit sich nähernder Entlassung aus der Psychiatrie wurde für Frau B. eine „Unterbringung in einer geschlossenen Abteilung eines psychiatrischen Krankenhauses oder einer soziotherapeutischen Einrichtung vormundschaftlich genehmigt.“ Dies geschah unter dem Blickwinkel, dass die Gefahr bestünde, dass sich Frau B. „erheblichen gesundheitlichen Schaden zufügt“. Eben genannter Beschluss läuft dieses Jahr aus und wird aller Vorrausicht im September verlängert. 20 3.3 Befunderhebung 3.3.1 Persönlichkeitsbeschreibung Frau B. ist 22 Jahre alt, räumlich, örtlich, situativ und zur Person voll orientiert. Sie ist ca. 1,70 groß und mit einem Gewicht von über 100kg stark adipös. Ihr genaues Gewicht wollte sie mir nicht verraten. Sie hat mittellanges, glattes schwarz gefärbtes Haar und hat grau blaue Augen. Ihre Hautfarbe ist hell, aber nicht bleich. Trotz ihres erheblichen Übergewichtes wirkt Frau B. nicht träge. Ihre Kleidung ist immer sehr sauber und ordentlich, teilweise sogar unangepasst ordentlich bzw. „overdressed“ (z.B. Hosenanzug). Die Körpergrundhygiene beherrscht sie und wirkt allgemein immer sehr gepflegt. Dies bewerte ich als klaren Fortschritt wenn man es mit Aufnahmeprotokollen in die stationäre Behandlung und ihren eigenen Angaben vergleicht („ich war richtig Verwahrlost“). Im Berufs-Bildungs-Bereich trägt sie keine Ohrringe und auch keinerlei anderen Körperschmuck, aber gab an das sie sich in der Freizeit gerne schminkt. Ihr Gangbild ist kräftig und aufrecht, ihre Stimme laut und verständlich. Sie ist um eine gepflegte Wortwahl bemüht, weshalb ihre Sprache manchmal leicht stockend wirkt und sie erst nach den geeigneten Wörtern „suchen“ muss. Beim persönlichen Gespräch hat sie keine Probleme Blickkontakt zu halten. Gestik und Mimik werden von ihr der Situation entsprechend eingesetzt. Frau B. hat meistens eine positive Grundstimmung, die aber auch umschwanken kann wenn sie Probleme(z.B. mit Mitbewohnern) plagen. Dann wirkt die sonst offene und mitteilungsfreudige Klientin eher verschlossen und still oder teilweise auch aufgebracht und gereizt. Im Verlauf konnte ich jedoch feststellen, dass bei ihr zunehmend die positive Stimmung Vorrang hat. Ihr Selbstvertrauen in sich ist (ausgenommen Stimmungsschwankungen) hoch, teils zu hoch, was sich in ihren unrealistischen Zielvorstellungen zeigt. Die aussagekräftigsten Beispiele sind ihre beruflichen Zukunftsvorstellungen, nach denen sie Haupt- und Realschulabschluss nachträglich abschließen und den Beruf des Heilerziehungspflegers erlernen möchte. Ihre Motivation ist gut, aber sie scheitert häufig an ihrer Ausdauer, ihrem Antrieb und ihrer Sprunghaftigkeit(siehe 3.3.7) Nach Aufforderung ist sie Hilfsbereit gegenüber anderen, jedoch bemerke ich auch hier zunehmende Eigeninitiative. Beispielsweise führte sie einen fast blinden Kollegen beim spazieren gehen und in den Speisesaal aus völlig eigenem Antrieb. Bis auf ihren Suizidversuch war Frau B. in letzter Zeit weder eigen noch fremd aggressiv. Die Reflexionsfähigkeit Frau B.’s ist eingeschränkt. Zwar zeigt sie Stolz bezüglich ihr gemeisterter Aufgaben/Arbeiten, jedoch ist (wie schon erwähnt) ihre eigene Zielsetzung teils sehr utopisch. Arbeitsangelegenheiten sind für sie nach Beendigung abgeschlossen, d.h. sie reflektiert sie nur selten im Nachhinein. 3.3.2 Soziale Kompetenz Frau B. ist durchaus Kontaktfähig und nicht verschlossen. Sie geht auf andere zu, beschränkt dies jedoch auf einen überschaubaren Personenkreis. Dieser beinhaltet vor allem Wohngruppen- und Werkstattpersonal, sowie eine ältere Dame ihrer Gruppe die sie sozusagen als „Mutterersatz“ ansieht (nach eigenen Angaben). Ihr Verhalten gegenüber Vorgesetzten würde ich gut bzw. angepasst beschreiben. Auch bezüglich der sozialen Kontakte zeigte sie in den vergangenen 3 Monaten deutliche Fortschritte. Laut Befundungsbogen des Eingangsverfahrens war sie noch vor 3 Monaten ein Einzelgänger der kaum gruppenfähig war. Mittlerweile ist sie durchaus teamfähig. In einem Selbsteinschätzungbogen gab sie die 21 Gruppenarbeit nicht als gehasste Arbeitsform an. Sie arbeitet in Arbeitsreihen, passt dort ihr Tempo an die anderen Mitglieder an und akzeptiert deren Leistungen. Ihre Kritikfähigkeit ist eingeschränkt, was sich daran zeigt, dass es ihr sichtlich schwer fällt nach der Annahme von Kritik nicht das letzte Wort zu haben. Trotzdem geht sie Kritik nicht aus dem Weg. Ihre eigene Kritik äußert sie selbstständig und angemessen. Frau B. ist nur sehr bedingt Konfliktfähig, außer man bietet ihr einen Lösungsweg an. Bleibt dies aus kreisen ihre Gedanken und sie findet keine passende Lösungsstrategie. Infolgedessen beschäftigt sie sich sehr lange und kraftraubend mit einem Konflikt/Problem. Als Beispiel: Vor einigen Wochen hatte sie einen handfesten Streit mit einer Mitbewohnerin ihrer Gruppe bei dem ihre Gedanken stetig um das Problem mit dieser Mitarbeiterin kreisten ohne auch nur nach einer Lösung zu suchen. Ihren eigenen Willen und ihre eigenen Interessen versucht sie stets durchzusetzen. Diese Fähigkeit ist teils sogar zu stark vorhanden, sodass ihr Verhalten schon fast trotzig wirkt. Bedürfnisse weiß sie zu äußern, jedoch geschieht dies teils unadäquat ohne Beachtung der allgemeinen Höflichkeitsregeln und mit einem sehr fordernden Ton. Frau B. übernimmt während der Arbeit wenig Verantwortung wenn es um die Führung einer Arbeitsreihe oder eine Gruppe geht. Nach eigenen Angaben möchte sie gerne Macht ausüben, jedoch scheitert dies an ihrer fehlenden Konfliktfähigkeit. Eines ihrer größten Probleme liegt in der Einhaltung und der Akzeptanz von Regeln und Grenzen. Dies spiegelt sich vor allem in der Pünktlichkeit und ihrem häufigen fragen nach Zigaretten außerhalb der vereinbarten „Rauchzeiten“.(Anmerkung: Sie bekommt ihre Zigaretten von den Mitarbeitern zu festen Zeiten ausgeteilt, andere bekommt sie von anderen Beschäftigten) Weitere Beispiele sind der übermäßige Kaffee- und Süßspeisenkonsum, obwohl ihr hier von der Wohngruppe klare Grenzen gesetzt wurden. Ihre Rücksicht und Toleranz gegenüber anderen Mitarbeitern ist völlig in Ordnung. Sie akzeptiert Leistungen anderer und nimmt auf deren teils wesentlich stärkere Behinderung Rücksicht. 3.3.3 kognitive Kompetenzen Frau B. besitzt eine eingeschränkte Auffassung. Komplexe Aufgaben die sie allein bewältigen soll bereiten ihr große Probleme, jedoch kann sie diese unter Anleitung und mit klarer Struktur gut bewältigen. Einfache serielle Tätigkeiten die sich häufig wiederholen erfasst sie schnell und zielstrebig. Verbale Anweisungen versteht sie und kann sie auch umsetzten. Probleme bereitet ihr auch die Arbeitsplanung. Komplexere Arbeiten plant sie wenig gedanklich vor sondern schreitet lieber schnell zur Tat. Sichtbar wird dies bei der Einrichtung eines Arbeitsplatzes, bei der sie oft einzelne benötigte Materialien vergisst und nachträglich hinzuholen muss. Die Aufmerksamkeit und Konzentration ist bei Frau B. teils hoch und teils sehr gering, abhängig von der jeweiligen Tätigkeit. Arbeiten die sie interessieren verfolgt sie mit teils vorbildlicher Konzentration, wohin gegen für sie weniger interessante Arbeiten (monotone Arbeiten) teils sehr schleppend und geprägt von Unterbrechungen verlaufen. Generalisierend kann gesagt werden, dass sich Frau B. sehr leicht ablenken lässt und ihre bevorzugten Tätigkeiten immer mit Abwechslung einhergehen. Konkret nimmt sie während eine eher monotonen Montagearbeit jede Gelegenheit zur Abwechslung war(Rauchen, WC Gänge, Suche nach anderen Mitarbeitern) Frau B. besitzt nur wenige eigene Problemlösungsstrategien. Bei bestehenden Problemen fährt sie sich oft in einem falschen Lösungsweg fest und kommt erst durch Gedankenanstöße eigenständig auf einen anderen Lösungsweg. Ihre Umstellungsfähigkeit von einer Tätigkeit auf eine völlig andere ist uneingeschränkt. 22 Ihre eigene Vorstellungskraft ist beschränkt. Arbeitsschritte und benötigte Werkzeuge kann sie sich nur mit Mühe und teils mit Hilfe bildlich Vorstellen. Sie benötigt eine Niederschrift ihrer bereits erfolgten Einfälle und Gedanken zu einer Planung um eine Art Gerüst zur Verfügung zu haben. Erleichternd ist für sie die Arbeit mit anschaulichen Modellen. Es ist ihr nicht möglich Bilder aus ihrer eigenen Vorstellung zu zeichnen, sie benötigt hierfür immer eine Vorlage zum abzeichnen. Die Kulturtechniken sind ihr möglich. Frau B. liest auch fortlaufende Texte ohne Probleme, wohingegen sie beim Schreiben teilweise Rechtschreibdefizite aufweist. Ist sie sich beim Schreiben unsicher fragt sie nach. Rechnen ist ihr im einfachen Rahmen (Regelschulniveau ca. Klassenstufe 4-5) unter Hilfestellung und teils Visualisierungen möglich. Das Sprachverständnis ist uneingeschränkt. Die Fähigkeiten Lernen und Merken sind bei Frau B. nicht stark eingeschränkt. Sie merkt sich zum Beispiel genauer Datumsangaben und Zahlen sehr gut. Ihre Grenzen sind durch ihre festgefahrenen Denkweisen gesetzt. 3.3.4 Psychomotorische Merkmale Frau B. besitzt einen stark geminderten Antrieb, der vor allem bei von ihr nicht selbst gewählten Tätigkeiten zum Vorschein kommt (z.B. Montagearbeiten). Sie muss dann oft motiviert/aktiviert werden. Folglich ist die Effektivität schwankend. Bei von ihr bevorzugten Tätigkeiten wie Zeichnen oder Sägen an der Dekupiersäge ist ihr Antrieb normal bis fast übersteigert. Die Motorik (Grob- und Fein-) ist bei Frau B. im Rahmen ihrer Adipositas uneingeschränkt. Anzumerken ist jedoch ihre sehr ausgeprägte mangelnde Motivation zur Bewegung (bewegungsfaul). Die Reaktionsfähigkeit ist unauffällig. Frau B. reagiert auf akustische, visuelle und taktile Reize völlig adäquat. Folglich ist ihre Wahrnehmung nicht eingeschränkt. 3.3.5 Organisation der Arbeitsabläufe Ihre Gruppenarbeitsfähigkeit hat sich wie bereits erwähnt in den letzten 3 Monaten seit dem ganztätigen Aufenthalt im Berufs-Bildungs-Bereich stark verbessert. Wie erwähnt war sie anfänglich ein Einzelgänger der aber mittlerweile gerne in der Gruppe arbeitet. Eine Fremdoder Eigengefährdung durch unsachgemäße Handhabung von Materialien ist am Gruppenarbeitsplatz nicht gegeben. Die Einzelarbeit stellt für Frau B. kein Problem dar. Sie ist nicht auf stetigen persönlichen Kontakt angewiesen. In der Einzelarbeit kann sie sich sichtlich besser Konzentrieren weil Aspekte/Reize die wesentlich zu ihrer Ablenkung beitragen weniger präsent sind (z.B. andere Gruppenmitglieder). 23 3.3.6 Kurzbeschreibung der Tätigkeiten Montagetätigkeiten Der Berufs-Bildungs-Bereich zeichnet sich dadurch aus, dass in ihm im Gegensatz zu den Montagen wesentlich weniger Auftragsdruck herrscht. Dennoch werden die üblichen Montagearbeiten ausgeführt, im Hinblick auf eine Umfassende Erfahrungsvermittlung. Zu den Aufgaben an deren Fertigung auch Frau B. beteiligt war zählen: Spitzer verpacken o 20 Einzelspitzer in eine Schachte sortieren und diese schließen Schachteln falten o für die spätere Verwendung in einer Fabrik für Kugellager Figuren für den Hauseigenen Werkstattladen kleben o Feder an Kopf und Aufhängering befestigen o Füße und Beine ankleben Faltarbeiten o Auftrag einer externen Firma o Flyer für die hauseigene Kickerproduktion Kontrolltätigkeit o Produktionsnummer kontrollieren und ggf. Aussortieren (Nr.4) Entfernung der Schleifen an Plüschbären o Mithilfe einer Trennadel bzw. Schere Zusätzlich werden auch kreative Arbeiten gefertigt, die entweder für den BBB, Frau. B selbst oder andere Mitarbeiter bestimmt waren. Hierzu zählen Arbeiten mit Holz (z.B. Mobiles), Papier (z.B. Geburtstagkarten) und Wolle (z.B. Sitzkissen weben mit Stäbchenwebrahmen) 3.3.7 Beschreibung der Arbeitsausführung Die Ausdauer von Frau B. ist stark vermindert. Bei uninteressanten und/oder monotonen Tätigkeiten benötigt sie häufig Anstoß. Konkret äußert sich dies durch häufiges pausieren und das häufige fragen nach einer Zigarette auch außerhalb der abgemachten Zeiten. In letzter Zeit bemüht sich Frau B. jedoch zunehmend sich in diesem Punkt zu bessern, sicherlich auch mit dem Hintergedanken einer Verlegung auf eine offene Wohngruppe. In der Vergangenheit war ihre Ausdauer so herabgesetzt das sie Tätigkeiten häufig nicht zu Ende geführt hat. Das Arbeitstempo von Frau B. stufe ich im Vergleich zum Durchschnittstempo der anderen Beschäftigten, bei gleicher Qualität als erhöht bzw. schnell ein. Auch ihre Kritische Kontrolle der eigenen Arbeit ist sehr schwanken und von Tätigkeit zu Tätigkeit unterschiedlich. Bei kreativen Arbeiten die ihr Spaß machen ist sie teilweise fast perfektionistisch (Sägen an der Dekupiersäge) wohingegen sie beim Schleifen sehr Nachlässig ist was die Qualität angeht. Auf von ihr gemeisterte Aufgaben ist sie Stolz, vergleicht dieser auch mit anderen und stellt Unterschiede fest. Die Verantwortung die in Frau B. gesetzt und widergespiegelt wird ist nicht sehr hoch, da ihre Zuverlässigkeit mangelnd ist. Dies ist Frau B. durchaus bewusst und sie möchte an diesem Problem arbeiten. Ein sichtliches Problem stellt für Frau B. die Ordnungsbereitschaft dar. Ihren Arbeitsplatz räumt sie nach beendeter Arbeit nur seltenst von allein auf. Nach vorheriger Aufforderung räumt sie meist etwas widerwillig auf und dann auch nur sehr lapidar und oberflächlich. Zur Ordnungsbereitschaft delegiert sie gerne andere Mitarbeiter. Die herabgesetzte Ordnungsbereitschaft bringe ich auch mit ihrer fehlenden Regelakzeptanz in Verbindung. 24 Problematisch ist bei Frau B. auch die Pünktlichkeit, wobei dieses Problem vor einiger Zeit noch wesentlich präsenter war. Trotzdem würde ich die Pünktlichkeit weiterhin als schwankend bezeichnen. Frau B. handelt durchaus selbstständig. Im Rahmen eines gegebenen Arbeitsauftrages kann sie Teilaufgaben eigenverantwortlich initiieren und durchführen. Bei Entscheidungsfindungen ist sie jedoch zurückhaltend. In Leerlaufräumen beschäftigt sie sich selbstständig mit kreativen Kurzarbeiten wie Geburtstagkarten bemalen. Die Sorgfalt mit der Frau B. arbeitet hat sie in letzter Zeit enorm Verbessert. Sie kann Arbeiten entsprechend der Vorgabe ausführen, jedoch unterliegt die Sorgfalt bei ihr auch der Tätigkeitsart und ihrer Tagesform und somit ihrer ausgeprägten Sprunghaftigkeit. Ihre Sprunghaftigkeit war vor einigen Monaten noch so ausgeprägt, das sie jegliche Arbeiten angefangen doch nie beendet hat. 4. Behandlungsplanung 4.1 Zielsetzung 4.1.1 Zusammenfassung der Stärken und Defizite Stärken: Aufgeschlossene und freundliche Art Offen für neue Arbeiten - Umstellungsfähigkeit Frau B. ist mobil und orientiert Krankheitseinsicht (zeitweise) Kulturtechniken Lesen, Scheiben, Rechnen Rücksicht und Toleranz gegenüber anderen großes Interesse an kreativen Arbeiten gute Feinmotorik Defizite: verminderter Antrieb verminderte Ausdauer/Durchhaltevermögen Starke Adipositas Unpünktlichkeit Regelakzeptanz Vorstellungsvermögen Niedrige Konzentration und Aufmerksamkeit utopische Zielvorstellungen Sprunghaftigkeit 4.1.2 Zielvorstellung der Patientin Das selbsternannte Ziel von Frau B. ist die Erlangung größtmöglicher Selbstständigkeit und ein fester Arbeitsplatz. Konkret möchte sie die geschlossene Wohngruppe baldmöglichst verlassen, eine offene Wohngruppe beziehen und später sogar in der Außenwohngruppe leben. Ihre Zielvorstellungen sind schwankend und teils sehr utopisch. 25 4.1.3 Rehabilitationsziel Die Patientin erlangt größtmögliche Selbstständigkeit unter Einhaltung von ausgemachten Regeln und Grenzen, lernt dabei ihre Fähig- und Fertigkeiten kennen, findet den für sie passenden Arbeitsplatz innerhalb der Werkstatt und bezieht einen Wohnplatz auf einer offenen Wohngruppe. 4.1.4 Ergotherapeutische Zielsetzung Grobziel: Verbesserung der Ausdauer und Konzentration Feinziele: -Frau B. arbeitet mindestens 30 Minuten ohne wesentliche Unterbrechung -Frau B. arbeitet mindestens 15 Minuten an einer für sie uninteressanten Tätigkeit -Frau B. lässt sich weniger leicht durch Unwesentliches ablenken -Frau B. beendet angefangene Arbeiten -Frau B. folgt der theoretischen Unterweisung Peddigrohr aufmerksam über 10 Min. Grobziel: Verbesserung des Vorstellungsvermögens/Handlungsplanung Feinziele: -Frau B. findet selbst Lösungswege für ein Problem -Frau B. kann ohne Vorlage eine Schablone entwerfen -Frau B. weiß vor einer Arbeit welche Werkzeuge sie benötigt -Frau B. kann eine Schrittweise Anleitung für eine Arbeit erstellen -Frau B. richtet ihren Arbeitsplatz selbst ein -Frau B. macht sich Gedanken über Sicherheit an der Bandsäge -Frau B. stellt Transfer zwischen Korbflechten und Kissenweben her -Frau B. analysiert ein Bodenkreuz Grobziel: Frau B. akzeptiert Regeln und Grenzen Feinziele: -Frau B. erscheint pünktlich in der Werkstatt -Frau B. holt sich nur zu Pausenzeiten Kaffee -Frau B. räumt ihren Arbeitsplatz nach Beendigung einer Arbeit ordentlich auf -Frau B. raucht nur in den abgemachten „Rauchzeiten“ Grobziel: Verbesserung der Kontakt-/Kommunikationsfähigkeit Feinziele: -Entstehung eines guten Patient-Therapeuten Verhältnisses -Frau B. gewinnt Vertrauen in den Therapeuten -Frau B. kann sich ungehemmt mitteilen -Frau B. lässt sich auf die persönliche Gesprächssituation ein Grobziel: Verbesserung der Reflexionsfähigkeit Feinziel: -Frau B. kann über ihre Arbeiten reflektieren -Frau B. erkennt Probleme die ihr eine Arbeit bereitet hat Grobziel: Kennen lernen und Benutzen neuer Werkzeuge und Werkmittel Feinziele: -Frau B. lernt die Handhabung der Bandsäge kennen 26 -Frau B. lernt die für sie neue Technik Peddigrohr kennen -Frau B. beherrscht die Technik „Zäunen“ -Frau B. fertigt ein Bodenkreuz für einen Korbuntersetzer (-Frau B. stellt einen Korbuntersetzer her) 4.2 Therapieplanung 4.2.1 begründete Therapiemethoden Als Therapiemethoden kommt bei Frau B. die Kompetenzzentrierte Methode zum Einsatz, da ich ihr so eine konkrete Aufgabe stellen kann, mit der die oben genannten Ziele verfolgt werden können und mit der sie ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten schule/ausbauen kann. Da Frau B. im Vorfeld den Wunsch äußerte neue Techniken kennen zu lernen und ein Geschenk für den Geburtstag eines Mitarbeiters ihrer Wohngruppe fertigen wollte bietet sich diese Methode besonders an. „Die Kompetenzzentrierte Methode umfasst einen ergebnisorientierten Ansatz mit prozesshaften Anteilen, bei denen der Patient ausgewählte handwerkliche, alltags- oder freizeitbezogene Techniken oder Übungen zum motorischen, sozialen oder kognitiven Training ausführt. Um verloren gegangen oder nicht vorhandene Fähigkeiten und Fertigkeiten (wieder-)zu erlangen und zu üben. Dies kann in der Einzeltherapie oder innerhalb einer Gruppe geschehen. Nach Absprache mit dem Patienten wird eine Aufgabenstellung entwickelt, bei deren Durchführung sich die angestrebten Fähigkeiten und Fertigkeiten trainieren lassen.“ (lt. Lv. 7, S.331) Vorgehen: (lt. Lv. 4,163f) Der Therapeut… …gibt dem Patienten eine konkrete Aufgabe oder regt ihn zu eigener Entscheidung an. …bespricht mit dem Patienten gemeinsam z.B. die Arbeitsphasen, Pausen und Ziele (Arbeitsbündnis). …unterstützt und korrigiert den Patienten bei seinen Handlungen. …reflektiert mit ihm, ob die Ziele erreicht wurden, macht Fort- und Rückschritte transparent und erarbeitet mit ihm Problemlösungsstrategien und das weitere Vorgehen. Ziele der Kompetenzzentrierten Methode: (lt. Lv. 4, S.163.ff) Verbesserung der Handlungsplanung und -ausführung, Beherrschung von instrumentellen Fertigkeiten (Umgang mit Werkzeug, Maschinen), Steigerung der Frustrationstoleranz Verbesserung der Selbsteinschätzung mit der Bereitschaft, Fehler zu korrigieren, Übernahme von Verantwortung, Steigerung der psychischen und physischen Belastbarkeit, Verbesserung der Geschicklichkeit und Fingerfertigkeit, Förderung der Eigenständigkeit, Verlässlichkeit und Sorgfalt, Steigerung von Konzentration und Ausdauer, Auseinandersetzung mit eigenen Wünschen und Bedürfnissen, Ablenkung von Konflikten, 27 Selbständige Übernahme bestimmter Aufgaben, Erhöhung der Zuverlässigkeit bei der Erfüllung von Aufträgen, Förderung der Kontaktfähigkeit 4.2.2 begründete Therapiemittel Das Einzel- und Anamnesegespräch stellt den Einstieg in die Kontaktaufnahme zur Patientin dar. Es soll die Grundlage für eine vertrauensvolle Atmosphäre schaffen und in diesem Rahmen ein persönliches Gespräch über die Lebens- und Krankheitsgeschichte von Frau B. ermöglichen. Als Therapiemittel für einen Teil meiner Einheiten mit Frau B. Verwendete ich Holz, da es ein sehr großes Spektrum an gestalterischen Möglichkeiten bietet. Es kann für unterschiedlichste Zwecke eingesetzt werden. Entwicklung bzw. Steigerung der Kreativität Verbesserung des räumlichen Vorstellungsvermögens Steigerung der Sorgfalt Verbesserung der Handlungsplanung durch gedankliche Vorwegnahme Arbeitsschritten in der korrekten Reihenfolge (Erstellen eines Leittextes) Erwerb von Kenntnissen im Umgang mit dem Werkstoff, Werkzeugen und Maschinen Steigerung der Konzentration durch häufigen Tätigkeitswechsel Holz bietet bei der Bearbeitung die Möglichkeit, Arbeitsschritte ohne Probleme getrennt voneinander zu beüben, außerdem kann durch entsprechende Planung des Vorgehens eine Über oder Unterforderung vermieden werden. Die Arbeit mit Holz kann in den meisten Phasen unterbrochen, sodass die Arbeit bei unerwarteten Zwischenfällen(z.B. Umschlagende Stimmung, starker Konzentrationsabfall) jederzeit beendbar bzw. unterbrechbar ist. Im anderen Teil meiner Einheiten mit Frau B. entschied ich mich für die Verwendung von Peddigrohr. Peddigrohr bietet vor allem in der Phase des Erlernens nur wenig gestalterische Möglichkeiten, aber trotzdem kann Werkstücken durch die verwendete Technik oder den Randabschluss eine persönliche Note gegeben werden. Dennoch kann Peddigrohr für die Unterschiedlichsten Zwecke eingesetzt werden. Erwerb von Kenntnissen im Umgang mit dem Werkstoff und verwendeten Werkzeugen Steigerung der Kontinuität Steigerung der Ausdauer Zentrierung der Gedanken Steigerung der Sorgfalt Schnelles Erfolgserlebnis strukturierter Arbeitsablauf einfach zu erlernen Wie auch bei Holz ist die Arbeit in nahezu allen Arbeitsstadien unterbrechbar und später fortsetzbar. Somit bietet sie auch weniger ausdauernden Patienten die Möglichkeit der Ausübung. Eindeutige Vorteile der schnell zu erlernenden Technik sind ein strukturierter Arbeitsablauf und vor allem das schnelle Erfolgserlebnis. 28 Für die Planungsphasen verwendete ich das Therapiemittel Papier und Pappe. Papier bietet unter Verwendung eines Bleistifts die Möglichkeiten von Aufzeichnungen die reversibel sind und somit nicht wie beim Sägen von Holz ein Endgültiges Ergebnis darstellen. Auch Papier bietet ein breites Spektrum an gestalterischen Möglichkeiten die jedoch im vorliegenden nicht relevant sind, da das Papier nur als Medium für Aufzeichnungen und Planungen verwendet wurde. 4.2.3 begründete Sozialform Die Therapieeinheiten mit Frau B. werden im Rahmen der Einzeltherapie abgehalten. Die Einzeltherapie ermöglicht es, in einem abgegrenzten Werkstattbereich klientenzentriert zu arbeiten. Diese Zweier-Situation ermöglicht eine direkte und ungestörte Kontaktaufnahme und schafft rasch eine intimere Atmosphäre. Patient und Therapeut können sich weitestgehend ohne Einflüsse von außen auf den Therapieprozess konzentrieren, Schwierigkeiten können sofort geklärt, die richtige Hilfestellung erteilt werden. Der Therapeut kann dem Patienten direkt Rückmeldung geben und Bedingungen, die gegebenenfalls ungünstig geworden sind, verändern. Vorteile der Einzeltherapie bei Frau B: der Therapeut kann sie besser und schneller kennen lernen Unsicherheit und Misstrauen werden rascher abgebaut der Therapeut kann sich den Fähigkeiten und Schwierigkeiten besser annehmen die Patientin erhält vom Therapeuten in der 1:1 Situation mehr Zuwendung und Anerkennung als in der Gruppe Leistungsvergleiche der Patientin mit anderen fallen weg weniger ablenkende Faktoren Bei einem Einzelgespräch, welches in der Anamnese angewandt wurde arbeitet der Therapeut alleine mit dem Patienten in einem separaten Raum und wird dadurch zu einer direkten Bezugs- und Vertrauensperson. Die Arbeit in einem separaten Raum schafft eine ungestörte Situation, in der die Patientin ungehemmt und offen über ihre Geschichte sprechen kann. Der Therapeut kann sich voll und ganz auf das Gespräch einlassen und konzentrieren. 4.3 Bisheriger Therapieverlauf 1. Therapieeinheit – Anamnesegespräch (20.06.05 - 13:00-14:00 ca. 60 Min.) Sozialform: Einzeltherapie (siehe 4.2.3.) Therapiemethode: kompetenzzentrierte Methode (siehe 4.2.1.) Therapiemittel: Einzelgespräch Ziele: Grobziel: Verbesserung der Kommunikation und Kontaktfähigkeit Feinziele: -Entstehung eines guten Patient-Therapeuten Verhältnisses -Frau B. gewinnt Vertrauen in den Therapeuten -Frau B. kann sich ungehemmt mitteilen -Frau B. lässt sich auf die persönliche Gesprächssituation ein 29 Nachdem mir bekannt war, wer mein Sichtstundenpatient wird bat ich Frau B. zu gegebenen Zeitpunkt um ein persönliche Gespräch in einem Nebenraum, dem sie bereitwillig zustimmte. Im Vorfeld zur Anamnese informierte ich sie über die Sachlage das Ergotherapeuten in Ausbildung in Anwesenheit einer Lehrkraft eine Sichtstunde ableisten müssen. Auf meine Frage hin ob sie einverstanden wäre für diese Sichtstunde meine Patientin zu sein stimmte sie erfreut zu. Im Folgenden klärte ich sie darüber auf, dass ich im Rahmen meiner Sichtstunde eine Anamnese erheben muss aber alle von ihr geschilderten Daten und Erzählungen einem strengen Datenschutz unterstehen und nichts an 3. weitergegeben wird. Durch die intime Atmosphäre gelang es Frau B. sehr schnell sich auf ein tiefer gehendes Gespräch einzulassen. Bereitwillig beantwortete sie mir alle meine Fragen und es entwickelte sich eine sehr angenehme Stimmung mit der ich nicht gerechnet hätte. Frau B. zeigte sich sehr Einsichtig was ihr damaliges Leben und ihre Krankheit betrifft. Im Gesprächsverlauf betonte sie mehrmals wie gut es ihr gehe seit sie in der Einrichtung lebt. Sichtlich betroffen zeigte sie sich über die Situation des offensichtlichen Desinteresses ihrer Familie. Reflexion: Mit ihrer Offenheit war sie mir eine sehr große Hilfe, nicht nur was die soziale, sondern auch die medizinische Anamnese anging. Ich war erstaunt wie genau sie über den Verlauf ihrer Krankheit und den damit verbunden Krankenhausaufenthalten informiert war. Beim späteren Gespräch mit einer Heilerziehungspflegerin/Mitarbeiterin ihrer Wohngruppe und dem Studium der Hausakte stellte ich fest das alle Daten die sie mir in unserem Gespräch mitteilte der exakt Wirklichkeit entsprachen. Im Hinblick auf meine festgelegten Ziele war dieses Anamnesegespräch ein voller Erfolg. 2. Therapieeinheit – Planung und Entwurf für eine eigenen Holzarbeit (21.04.05 – 8:55-9:40 ca. 45 Min.) Sozialform: Einzeltherapie (siehe 4.2.3.) Therapiemethode: kompetenzzentrierte Methode (siehe 4.2.1.) Therapiemittel: Papier&Bleistift und Pappe zur Planung und für einen Entwurf, diverse Vorlagen Ziele: Grobziel: Verbesserung des Vorstellungsvermögens/Handlungsplanung Feinziele: -Frau B. kann ohne Vorlage eine Schablone entwerfen -Frau B. weiß vor einer Arbeit welche Werkzeuge sie benötigt -Frau B. richtet ihren Arbeitsplatz selbst ein Grobziel: Verbesserung der Ausdauer und Konzentration Feinziele: -Frau B. arbeitet mindestens 30 Minuten ohne wesentliche Unterbrechung -Frau B. lässt sich weniger leicht durch Unwesentliches ablenken -Frau B. beendet angefangen arbeiten Grobziel: Frau B. akzeptiert Regeln und Grenzen Feinziele: -Frau B. erscheint pünktlich in der Werkstatt -Frau B. holt sich nur zu Pausenzeiten Kaffee -Frau B. räumt ihren Arbeitsplatz nach Beendigung einer Arbeit ordentlich auf 30 -Frau B. raucht nur in den abgemachten „Rauchzeiten“ Grobziel: Verbesserung der Reflexionsfähigkeit Feinziel: -Frau B. kann über ihre Arbeiten reflektieren -Frau B. erkennt Probleme die ihr eine Arbeit bereitet hat Geplanter Verlauf: Anfangsphase (ca. 5 Min.) Ich werde mit Frau B. in den hinteren Teil des BBB gehen, einen Ordner und ein Buch mit Arbeitsvorlagen nehmen wir aus dem Büro mit. Aktionsphase (ca. 35 Min.) Ich zeige Frau B. den Ordner und das Buch mit Ideenvorschlägen für Holzarbeiten und bitte sie, sich etwas auszusuchen. Wenn sie sich für ein Werkstück entschieden hat rege ich sie dazu an, das eben Ausgesuchte mit eigenen Ideen zu verknüpfen. Im Anschluss daran soll Frau B. damit beginnen, selbstständig eine Schablone für die spätere Übertragung auf Holz zu fertigen. Alle dazu benötigten Materialien und Werkzeuge soll sie sich an den Arbeitsplatz holen. Bei der Planungs- und Überlegungsarbeit stehe ich höchsten stützend zu Seite, greife aber nicht aktiv ein. Falls noch genügend Zeit bleibt mache ich mit ihr ein schriftliches „Brainstorming“ für die folgende Holzarbeit. Schlussphase (ca. 5 Min.) Frau B. soll ihren Arbeitsplatz und die verwendeten Materialien und Werkzeuge möglichst ohne viel Aktivierung meinerseits aufräumen und eventuell entstehenden Müll in die dafür vorgesehen Eimer werfen. Nach Abschluss der Aufräumarbeiten reflektiere ich zusammen mit ihr über die geschaffte Arbeit. Tatsächlicher Verlauf: Anfangsphase (ca. 5 Min.) Die Anfangsphase verlief ohne Abstriche nach Planung Aktionsphase (ca. 35 Min.) Als ich Frau B. das Buch und den Ordner mit Ideen für Holzarbeiten zeigte begann sie sofort interessiert darin zu blättern. Während des Durchsehens steckte sie sich 2-mal sehr utopische Ziele, von sehr aufwendigen Werkstücken die sie darin sah. Ich regte sie an sich etwas auszusuchen was in den Rahmen von wenigen Stunden passen soll und nicht mehrere Tage an Zeit verschlingen würde. Letztendlich viel ihre Wahl auf eine Tulpe aus Holz, was sie auch schnell mit einem Verwendungszweck verband(Geschenk für eine Mitarbeiterin). Mit der schon vorhandenen Vorlage wollte sie sofort anfangen mit den Sägearbeiten. Ich bremste ihren Tatenzwang und fragte ob die wisse welche Blumen besagter Mitarbeiterin besonders gefallen würde. Ihr kam nach kurzem Überlegen der Einfall dass sie Sonnenblumen sehr möge. Gleich im Anschluss fing sie an nach einer Vorlage für eine Sonnenblume zu suchen und fragte auch nach ob es eine gäbe. Die Frage verneinte ich und fragte sie ob sie nicht selbst eine Sonnenblume gestalten wolle. Nach kurzem Zögern meinte sie, sie könne keine selbst zeichnen und fragte nach einer Bildlichen Vorlage einer Sonnenblume. Ich überzeugte sie von ihrem Geschick zu Zeichnen und sie solle sich alle benötigten Materialien und Werkzeuge holen es au dem Gedächtnis versuchen. Aus dem Lager holte sie sich etwas Karton und eine Bleistift, vergas aber Radiergummi und Schere. Auf meine Frage hin was währe wenn sie sich vermalt und was im Anschluss mit der Schablone geschehen soll bemerkte sie was fehlte. 31 Etwas wiederwillig begann sie auf den zuvor besorgten Karton mit dem Zeichnen einer Sonnenblumenblüte. Nach nur einem Fehlversuch war sie mit ihrem Versuch zufrieden und begann mit dem Ausschneiden. Da nach Abschluss dieser Arbeit noch Zeit genug war fragte ich sie, welche Werkzeuge sie für die nachfolgende Holzarbeit benötigt. Sie begann zögerlich und nachdenklich mit der Aufzählung. Nach der Wiederholten Nennung einiger Werkzeuge fragte ich sie ob sie sich vorstellen könne, dass es ihr leichter fallen würde, wenn sie sich bereits genannte Werkzeuge auf Papier notieren würde. Dies bejahte sie und begann mit dem Notieren. Mit einiger Hilfestellung gelang es ihr dann, alle Werkzeuge für die folgende Arbeit zu notieren. Schlussphase (ca. 5 Min.) Da es zum Ende der Therapieeinheit auf die Pause zuging fragte sie nach der Beendigung der Aktions-/Arbeitsphase gleich nach ihrer Zigarette und wollte gehen. Auf meine Nachfrage ob sie ihren Arbeitsplatz so verlassen wolle lenkte sie ein und begann mit den Aufräumarbeiten. Diese erledigte sie schnell und nach Erinnerung auch recht gründlich. Die geplante Reflexion erfolgte ihrerseits nur sehr kurz, es gefalle ihr ganz gut. Reflexion: Im Vorfeld war ich etwas skeptisch ob sich Frau B. auf meinen Vorschlag einlassen würde eine eigene Schablone zu entwerfen oder ob sie sich auf ein gesehenes Werkstück festlegen und nicht mehr davon ablassen würde. Zum Glück war dies nicht der Fall. In diesem Fall hätte ich versucht sie mit mehr Denkanstößen zum eigenständigen Überlegen anzuregen. Ein Abgleich mit den gesteckten Zielen ist bereits im „tatsächlichen Verlauf“ gegeben. Die Ziele wurden mit teils kleinen Abstrichen während der Stunde erreicht. Problematisch war wie vorherzusehen ihre Ordentlichkeit beim Aufräumen, die kurze Reflexion kann auch auf die bereits nahe stehende Pause zurückgeführt werden, kann aber auch durchaus in Bezug zur abreißenden Ausdauerspanne gesehen werden. 3. Therapieeinheit – Erstellung einer Schritt für Schritt Anleitung und Beginn der Sägearbeiten (22.04.05 - 8:10–9:10 ca. 60 Min.) Sozialform: Einzeltherapie (siehe 4.2.3.) Therapiemethode: kompetenzzentrierte Methode (siehe 4.2.1.) Therapiemittel: Papier&Bleistift zur Erstellung der Anleitung, Holz, Blumenvorlage, Bandsäge, Dekupiersäge Ziele: Grobziel: Verbesserung der Ausdauer und Konzentration Feinziele: -Frau B. arbeitet mindestens 30 Minuten ohne wesentliche Unterbrechung -Frau arbeitet mindestens 15 Minuten an einer für sie uninteressanten Tätigkeit -Frau B. lässt sich weniger leicht durch Unwesentliches ablenken -Frau B. beendet angefangen arbeiten Grobziel: Verbesserung des Vorstellungsvermögens/Handlungsplanung Feinziele: -Frau B. findet selbst Lösungswege für ein Problem -Frau B. weiß vor einer Arbeit welche Werkzeuge sie benötigt -Frau B. kann eine Schrittweise Anleitung für eine Arbeit erstellen -Frau B. richtet ihren Arbeitsplatz selbst ein 32 -Frau B. macht sich Gedanken über Sicherheit an der Bandsäge Grobziel: Frau B. akzeptiert Regeln und Grenzen Feinziele: -Frau B. erscheint pünktlich in der Werkstatt -Frau B. holt sich nur zu Pausenzeiten Kaffee -Frau B. räumt ihren Arbeitsplatz nach Beendigung einer Arbeit ordentlich auf -Frau B. raucht nur in den abgemachten „Rauchzeiten“ Grobziel: Verbesserung der Reflexionsfähigkeit Feinziel: -Frau B. kann über ihre Arbeiten reflektieren -Frau B. erkennt Probleme die ihr eine Arbeit bereitet hat Grobziel: Kennen lernen und Benutzen neuer Werkzeuge und Werkmittel Feinziele: -Frau B. lernt die Handhabung der Bandsäge kennen Geplanter Verlauf: Anfangsphase (ca. 5 Min.) Ich werde mit Frau B. wieder in den hinteren Teil des BBB gehen. Wir nehmen am dortigen Tisch platz und reflektieren nochmals kurz die gestrige Arbeit. Aktionsphase (ca. 45 Min.) Ich plane die Aktionsphase bewusst länger ein, da es sich um eine von Frau B. selbst ausgesuchte Arbeit handelt bei der sie erfahrungsgemäß eine längere Ausdauer aufzeigt. Für die Anleitung plane ich ca. 25 Minuten ein, da sie der Hauptteil dieser Therapieeinheit sein soll. Ich plane die Sägearbeiten noch in dieser Therapieeinheit zu beginnen, da Frau B. schon am Vortag stetig fragte „ob wir morgen mit der Sonnenblume beginnen“. Hätte ich dies gestern verneint und würde es auch am Anfang dieser Therapieeinheit verneinen, könnte es sein, das sich Frau B. nicht auf die Erstellung einer Anleitung einlässt. Direkt im Anschluss an die Reflexion der gestrigen Arbeit schlage ich ihr vor, den Arbeitsablauf vor der praktischen Arbeit schriftlich zu fixieren um ein besseres Gerüst zur Verfügung zu haben. Falls sie nicht damit einverstanden ist, versuche ich zu erklären das es für nachfolgende und vor allem für stärker eingeschränkte Mitglieder des BBB sicher hilfreich wäre, wenn sie zu der von Frau B. gestalteten Schablone eine gut strukturierte Anleitung haben würden. Im Falle ihre Zustimmung bitte ich sie, sich alle benötigten Materialien für die Erstellung der Anleitung zu besorgen. Anschließend beginnt sie mit dem ersten Schritt ihrer Anleitung. Bei der Erörterung der aufeinander folgenden Arbeitsschritte unterstütze ich sie nur wenn sie nicht selbst einen Lösungsweg bzw. den nächsten Schritt findet und dann auch nur „lenkend“ und nicht „einsagend“. Mit dem Übertrag von Schablone zur Holzplatte dürfte Frau B. keinerlei Probleme haben. Darauf folgend schlage ich Frau B. vor die Bauteile erst grob mit der Bandsäge zuzusägen. Eventuelle Zweifel ihrerseits versuche ich durch Vermittlung von Sicherheitsbestimmungen zu verflüchtigen. Die Sicherheitsbestimmungen versuche ich mit ihr gemeinsam zu erörtern (z.B. Haare zusammenbinden). Falls sie alles sehr schnell erfasst und auch sägt, beginnt sie noch mit dem „Feinzuschnitt“ ihrer Blume an der Dekupiersäge bis zu Ende der Aktionsphase. 33 Schlussphase (ca. 10 Min.) Frau B. soll ihren Arbeitsplatz, die verwendeten Materialien, Werkzeuge, entstandene Späne und Holzreste möglichst ohne viel Aktivierung meinerseits aufräumen und entsorgen. Nach Abschluss der Aufräumarbeiten reflektiere ich zusammen mit ihr über die geschaffte Arbeit. Ich erhoffe mir durch die längere Schlussphase diesmal eine bessere Reflexion. Tatsächlicher Verlauf: Anfangsphase (ca. 5 Min.) Frau B. erschien mit etwa 5 Min. Verspätung im BBB. Sie wirkte etwas „außer Atem“, weshalb es ihr etwas schwer viel nochmals über die gestrige Arbeit zu reflektieren. Die Reflektion verlief aber diesmal erfreulicher. Frau B. betonte mehrmals wie stolz sie auf ihre gelungene Vorlage sei. Aktionsphase (ca. 45 Min.) Auf meinen Vorschlag hin, eine Schrittweise Anleitung zu erstellen reagierte Frau B. im ersten Moment ablehnend, stand auf und meinte sie wolle lieber sofort mit Sägen beginnen. Ich versuchte sie daraufhin wie schon in der Planung angegeben zu überreden, was von Erfolg gekrönt war. Anschließend holte sie selbstständig alle zur schriftlichen Fixierung notwendigen Materialien aus eigenem Antrieb. Mit leicht lenkenden und ideenanregenden Hilfestellungen gelang es ihr die Anleitung zu erstellen. Probleme hatte sie teilweise alle für einen Schritt benötigten Werkzeuge und Werkmittel aufzuzählen, jedoch weniger mit den Schritten an sich. Sie beendete die Anleitung etwas schneller als geplant nach etwa 20 Minuten. Nach dem Übertragen der Schablone auf eine Holzplatte fragte ich Frau B. wie sie jetzt mit dieser großen Platte an der Dekupiersäge arbeiten wolle. Nach kurzem Zögern kam ihr der Einfall die Blume erst grob vorzusägen, den Einfall dies mit der Bandsäge zu tun hatte sie jedoch nicht, sie wollte es mit der Dekupiersäge machen. Ich wies sie daraufhin vorsichtig auf die Bandsäge hin. Sie zeigte wenig Anzeichen von Angst und wollte sofort loslegen, was ich jedoch bremste. Ich zeigte ihr die Säge und fragte sie was sie sich an möglichen Unfällen mit der Bandsäge vorstellen könne. Durch ihre Aufzählungen erörterten wir Schritt für Schritt zusammen alle möglichen Sicherheitsrisiken. Im Anschluss daran sägte sie ihre Bauteile korrekt, sicher und unter Beachtung aller Sicherheitsbestimmungen grob zu. Da noch etwas Zeit war und Frau B. sehr motiviert und voller Tatendrang war gestatte ich ihr noch mit dem Sägen an der Dekupiersäge zu Beginnen. Die Zustimmung verband ich mit einem leichten Wink in Richtung des späteren Aufräumens, was sie mit positiv bestätigte. Schlussphase (ca. 10 Min.) Als ich Frau B. bescheid gab, dass es an der Zeit währe die Arbeit einzustellen tat sie das sofort und begann ohne Widerwillen mit Aufräumarbeiten an beiden Sägen. Das Ergebnis war diesmal durchaus passabel. Auf ihre Frage ob wir jetzt fertig seien bat ich sie sich noch mal zu setzten und mit mir über das eben geschaffte zu sprechen. In der Reflexion gestand sie sich ein, dass es doch gut war eine Anleitung zu erstellen. Weiterhin war sie stolz auf ihren Entwurf. Reflexion: Über das Einlenken bei der Erstellung, das Durchhalten und vor allem ihre Einsicht im Reflexionsgespräch hinsichtlich der Anleitung habe ich mich sehr gefreut. Zwar kam Frau B. diesmal etwas zu spät, dennoch bin ich summierend mit ihren Leistungen zufrieden. Sie schaffte es eine für sie schwere Arbeit (Anleitung erstellen) ausdauernd und konzentriert zu bewerkstelligen. Während der gesamten Stunde fragte sie nicht nach 34 Zigaretten und stellte am Ende sogar erstaunt fest, das sie die 9:00 Rauchpause glatt vergessen hat. Anfallende Probleme hat sie mit geringer Hilfestellung weitestgehend selbstständig gelöst, was ihr sicher auch ein kleines Stück Freude bereitet hat. Ablenkende Umstände waren nicht gegeben. Über ihre gestrige und die heute Arbeit hat sie etwas reflektiert, wenn auch nur nach Aufforderung. 4. Therapieeinheit – Einführung Peddigrohr (25.04.05 - 8:00-8:40 ca. 40 Min.) Sozialform: Einzeltherapie (siehe 4.2.3.) Therapiemethode: kompetenzzentrierte Methode (siehe 4.2.1.) Therapiemittel: versch. Starkes Peddigrohr, Seitenschneider, Ahle, Wanne mit Wasser, fertige Körbe und Untersetzter als Anschauungsmaterial, Holzboden für erste Versuche mit Peddigrohr Ziele: Grobziel: Verbesserung der Ausdauer und Konzentration Feinziele: -Frau B. lässt sich weniger leicht durch Unwesentliches ablenken -Frau B. folgt der theoretischen Unterweisung Peddigrohr aufmerksam über 10 Min. Grobziel: Verbesserung des Vorstellungsvermögens/Handlungsplanung Feinziele: -Frau B. findet selbst Lösungswege für ein Problem -Frau B. stellt Transfer zwischen Korbflechten und Kissenweben her Grobziel: Frau B. akzeptiert Regeln und Grenzen Feinziele: -Frau B. erscheint pünktlich in der Werkstatt -Frau B. holt sich nur zu Pausenzeiten Kaffee -Frau B. räumt ihren Arbeitsplatz nach Beendigung einer Arbeit ordentlich auf -Frau B. raucht nur in den abgemachten „Rauchzeiten“ Grobziel: Verbesserung der Reflexionsfähigkeit Feinziel: -Frau B. kann über ihre Arbeiten reflektieren -Frau B. erkennt Probleme die ihr eine Arbeit bereitet hat Grobziel: Kennen lernen und Benutzen neuer Werkzeuge und Werkmittel Feinziele: -Frau B. lernt die für sie neue Technik Peddigrohr kennen -Frau B. beherrscht die Technik „Zäunen“ Geplanter Verlauf: Anfangsphase (ca. 5 Min.) Um eine ungestörte Einzeltherapiestunde mit Frau B. zu gestallten bitte ich sie, mich wieder in den hinteren Teil des BBB zu begleiten. Ich bitte sie am dortigen Tisch platz zunehmen und erkundige mich wie ihr Wochenende war. Aktionsphase (ca. 35 Min.) Um Frau B. mit der geplanten Theorie und der neuen Technik an sich nicht zu überfordern gestallte ich die Aktionsphase bewusst kurz. 35 Nach dem kurzen Gespräch über das vergangene Wochenende zeige ich Frau B. einige fertige Werkstücke aus Peddigrohr und teile ihr mein Vorhaben mit, ihr erst etwa 15 Min. etwas über den Werkstoff zu erzählen – sie also theoretisch einzuführen um im Anschluss daran einen ersten Versuch an einem vorbereiteten Holzboden mit „Latten-Staken“ zu unternehmen. Da ich mich im Vorfeld(Anamnesegespräch) über ihre Interessen informiert habe gehe ich nicht davon aus bei ihr auf Ablehnung zu stoßen. Zunächst werde ich ihr einige geschichtliche Informationen über die Herkunft der Flechterei an sich erzählen um dann auf Peddigrohr, seine Herkunft, Herstellung, Verarbeitung und benötigte Werkzeuge/Zubehör überzuleiten. Um ihre Aufmerksamkeit zu erhalten begleite ich meine Theorie mit allerlei Anschauungsmaterial und beziehe Frau B. aktiv mit ein indem ich ihr Fragen zum Thema stelle – um sie somit zum mitdenken/nachdenken anzuregen. Im Anschluss an die Theorie wiederhole ich zusammen mit ihr benötigte Werkzeuge und Werkmittel und bitte sie diese zusammenzutragen (Wanne mit Wasser, Ahle, Seitenschneider) Ich gebe Frau B. den vorbereiteten Holzboden und rege sie an einen Transfer zwischen der Technik beim Korbflechten und der ihr bekannten Technik beim Stuhlkissen weben (mittels Stäbchenwebrahme) herzustellen. Falls sie zu keiner Lösung kommt werde ich ihr einen ähnlichen Korb mit Holzboden zeigen. Bei der nun folgenden Flechtarbeit halte ich mich weitestgehend zurück und beobachte das Arbeitsverhalten von Frau B. Schlussphase (ca. 5 Min.) Ich bitte Frau B. die Arbeit einzustellen und bitte sie den Arbeitsplatz aufzuräumen, das Wasser auszuleeren. Im Anschluss an die Aufräumarbeiten bedanke ich mich für ihre Aufmerksamkeit und versuche sie zur Reflexion über das eben erlernte zu bewegen. Tatsächlicher Verlauf Anfangsphase (ca. 5 Min.) Frau B. erschien heute schon vor 8:00 im BBB, damit war sie überpünktlich zur geplanten Therapieeinheit. Sie wirkte müde und im Gespräch über das Wochenende etwas „wortkarg“, was sich aber Im Verlauf ergab und sie regelrecht aufklarte. Aktionsphase (ca. 30 Min.) Nach dem Gespräch unterbreitete ich Frau B. meinen Vorschlag(erst Theorie dann Praxis) und sie willigte ein. Ich zeigte ihr einige Werkstücke aus Rohr die sie sehr interessiert begutachtete, sie hatte sichtlich Interesse an der neuen Technik. Im Theorieteil war sie weitestgehend aufmerksam und konnte meine Reproduktionsfragen zum eben erzählten auch beantworten. Gegen Ende der geplanten Theorie kam von ihr aber dennoch die Frage auf wann wir endlich beginnen würden. Nach Abschluss der Theorie über Korbflechten bat ich Frau B. alle benötigten Werkzeuge/ mittel, sowie das von mir im Waschbecken bereits eingelegte Peddigrohr zu holen. Im Folgenden gab ich ihr den vorbereiteten Holzboden und fragte sie wie es ihrer Meinung nun losgehen würde. Nach kurzem Zögen stellte sie vollkommen richtig fest: Wie beim Kissenweben. Darauf startete sie sofort mit der Arbeit des „Zäunens“, was ihr keine großen Schwierigkeiten bereitete. Einzig und allein das Einsetzten eins neuen Flechtfadens stellte sie beim ersten Mal vor ein Problem. Die konnte sie jedoch unter mündlicher Hilfestellung selbst bewältigen. Da Frau B. sehr schnell mit der Arbeit vorankam bremste ich sie beim Wechsel des Fadens und fragte sie erneut einige Fragen über Fakten aus dem vorigen Theorieteil, die sie vollkommen richtig beantwortete. Die Aktionsphase viel durch das hohe Tempo von Frau B. etwas kürzer aus als geplant. Schlussphase (ca. 5 Min.) 36 Nach Abschluss der Arbeiten am Korb, stand Frau B. auf und begann mit den Aufräumarbeiten. Im Anschluss bat ich sie, sich nochmals zu mir an den Tisch zu setzten. Die Reflexion war durchaus erfreulich, wenn auch kurz. Die neue Technik habe ihr Spaß gemacht und sie freue sich auf die kommende Einheit Korbflechten. Auf nachfrage gab sie an, das ihr die Technik keine Probleme bereitet hat. Reflexion Das pünktliche Erscheinen von Frau B. hat mich sehr überrascht, sie war bereits 10 Min. vor 8:00 in der Werkstatt. Mit der von ihr entgegengebrachten Aufmerksamkeit während der theoretischen Unterweisung bin ich zufrieden. Das geplante Ziel von einer ungehinderten Aufmerksamkeit über 10 Min. habe ich trotz ihrer Unruhe zum Ende hin erreicht. Großes Erstaunen bereitete mir die Geschwindigkeit mit der sie die Wandung des Übungskorbes geflochten hat. Aufgrund dessen entschloss ich mich die Aktionsphase um 5 Min. zu verkürzen, entschied mich aber dagegen die Einheit auf Biegen und Brechen noch bis zum geplanten Ende auszuweiten. Kaffee oder Zigaretten waren während dieser Einheit nicht Gegenstand des Bedürfnisses von Frau B. Mit ihrer heutigen Bereitschaft den Arbeitsplatz nach Abschluss der Arbeit aufzuräumen bin ich zufrieden, denke aber dennoch, dass es nicht generell so sein wird. Durch ihr hohes Interesse das sie an der neuen Technik zeigt sehe ich der nächsten Einheit mit Peddigrohr positiv entgegen. 4.4 Planung der exemplarischen Therapieeinheit (27.04.05 - 10:15–11:00 ca. 45 Min.) 4.4.1 Zielsetzung Grobziel: Verbesserung der Ausdauer und Konzentration Feinziele: -Frau B. lässt sich weniger leicht durch Unwesentliches ablenken Grobziel: Verbesserung des Vorstellungsvermögens/Handlungsplanung Feinziele: -Frau B. findet selbst Lösungswege für ein Problem -Frau B. weiß vor einer Arbeit welche Werkzeuge sie benötigt -Frau B. richtet ihren Arbeitsplatz selbst ein -Frau B. analysiert ein Bodenkreuz Grobziel: Frau B. akzeptiert Regeln und Grenzen Feinziele: -Frau B. erscheint pünktlich in der Werkstatt -Frau B. holt sich nur zu Pausenzeiten Kaffee -Frau B. räumt ihren Arbeitsplatz nach Beendigung einer Arbeit ordentlich auf -Frau B. raucht nur in den abgemachten „Rauchzeiten“ Grobziel: Verbesserung der Reflexionsfähigkeit Feinziel: -Frau B. kann über ihre Arbeiten reflektieren -Frau B. erkennt Probleme die ihr eine Arbeit bereitet hat 37 Grobziel: Kennen lernen und Benutzen neuer Werkzeuge und Werkmittel Feinziele: -Frau B. lernt die für sie neue Technik Peddigrohr kennen -Frau B. beherrscht die Technik „Zäunen“ -Frau B. fertigt ein Bodenkreuz für einen Korbuntersetzer 4.4.2 begründete Sozialform Einzeltherapie (siehe 4.2.3.) 4.4.3 begründete Therapiemethode kompetenzzentrierte Methode (siehe 4.2.1.) 4.4.4. begründete Therapiemittel Als Therapiemittel kommt hier, wie schon in der vorigen Einheit Peddigrohr. Rohr der Stärke 3,3mm für das Bodenkreuz/Staken und Rohr der Stärke 2,4mm als Flechtfaden. Es werden an Werkzeugen nur die Standartwerkzeuge der Korbflechterei verwendet: Ahle und Seitenschneider. Zum Einweichen und Feuchthalten des Rohrs wird noch eine Wanne mit Wasser und ein Schwamm zum gelegentlichen befeuchten bereitgelegt. Ein Maßband wird zur richtigen Ablängung der benötigten Staken verwendet und ein Lappen um eventuelle Wasserspritzer/Lachen aufzuwischen. Desweiteren kommen noch verschiedene Anschauungsmodelle zum Einsatz. 4.4.5 Behandlungsdurchführung Anfangsphase (ca. 5 Min.) Zu Beginn werde ich meine Lehrkraft und Frau B. einander vorstellen. Im Anschluss daran bitte ich Frau B., meinen Anleiter und meine Lehrkraft an den Arbeitsplatz im hinteren Teil des BBB. Ich zeige meinem Anleiter und dem Lehrer wo sie sich während der Einheit aufhalten können. Aktionsphase (ca. 35 Min.) Ich erkläre Frau B. mein Vorhaben, einen Untersetzter aus Peddigrohr für die Kaffeekanne des BBB zu beginnen. Ich bitte sie sich alle benötigten Werkzeuge und Werkmittel aus dem Lager zu holen und sich ihren Arbeitsplatz einzurichten. Den Flechtfaden habe ich schon im Vorfeld in die Wanne mit Wasser gelegt damit gewährleistet ist, dass er wirklich durchweicht, dadurch biegsam und trotzdem fest ist. Wenn der Arbeitsplatz eingerichtet ist verdeutliche ich ihr das es keinesfalls das Ziel dieser einen Stunde ist einen kompletten Untersetzer zu fertigen, sondern das ein Grundgerüst für diesen in Form eines Bodenkreuzes hergestellt werden soll und eventuell noch einige Umrundungen mit der am Montag gelernten Technik „Zäunen“ geflochten werden sollen. 38 Im Anschluss gebe ich ihr ein im Vorfeld gefertigtes Anschauungsmodel zum gesteckten Bodenkreuz und bitte sie es zu analysieren(Aufbau, Stakenanzahl). Da es ihr erster Kontakt mit Bodenkreuzen ist stehe ich ihr bei Problemen hilfestellend zur Seite. Die eben erarbeitete Stakenanzahl bitte ich sie dann 2-mal zuzuschneiden, einmal für sich selbst und ein zweites mal für mich. Die Länge gebe ich ihr vor. Ich bitte sie dann mir aufmerksam zu folgen, wenn ich das erste Bodenkreuz langsam und erklärend vormache. Nachdem mein Bodenkreuz fixiert ist und eine erste Umrundung gezäunt wurde lege ich es beiseite und bitte Frau B. das für sie zugeschnittene Material zur Hand zu nehmen. Ich rege sie an, noch einmal die wichtigsten Schritte die sie eben beobachtet hat zu wiederholen. Bei Problemen werde ich sie mithilfe meines Bodenkreuzes daran erinnern. Jetzt soll sie mit den eben erörterten Arbeitsschritten beginnen: Schlitzen und Zusammenstecken der Staken Fixierung des Bodenkreuzes „Zurechtrücken“/Aufspalten der Staken mithilfe der Ahle erste Umrundung Zäunen Bei der den Arbeitsschritten, stehe ich ihr falls nötig erst mit Rat aber bei Bedarf auch mit helfender Hand zur Seite. Falls sie die Arbeit sehr schnell erfasst und auch das Bodenkreuz sehr schnell stabilisiert soll Frau B. mehr als nur eine Umrundung Zäunen. Somit wird die Arbeit einer späteren Therapieeinheit (Fertigstellung des Untersetzers) vorgezogen und soweit möglich ausgeführt. Schlussphase (ca. 5 Min.) Gegen Ende der Einheit bitte ich Frau B. die Arbeit einzustellen und ihren Arbeitsplatz aufzuräumen. Da ich diesmal auch aktiv mitgearbeitet habe werde ich mich natürlich an den Aufräumarbeiten beteiligen. Im Anschluss daran soll eine kurze Reflexion zustande kommen. Ich werde Frau B. fragen, ob ihm etwas schwer fiel und wie ihr die Arbeit gefallen hat. Zur Anregung werde ich auch von meinen ersten Versuchen im Korbflechten und auftretende Probleme berichten. Zum Schluss vergewissere ich mich, dass keine Fragen ihrerseits mehr im Raum stehen und bedanke mich für ihre Mitarbeit. 4.4.6 Alternative Planung / Variationen Frau B. ist zum Sichtstundendtermin krank ich werde einen anderen Beschäftigten bitten Frau ist durch die Prüfungssituation nervös und verhält sich anders als sonst ich werde die Zielvorstellungen dementsprechend abändern um Frau B. nicht zu überfordern Frau B. ist es nicht möglich das Bodenkreuz zu fixieren, auch nicht mit Hilfe ich biete ihr an mit dem Zäunen an dem von mir gefertigten Bodenkreuz zu beginnen Frau B. fixiert das Bodenkreiz sehr schnell und sicher in diesem Fall werde ich die Fertigstellung einen folgenden Therapieeinheit vorziehen und sie mit dem Zäunen des Bodens beginnen lassen. Es treten anderweitige schwerwiegende Probleme auf ich werde das Arbeitsziel abändern und die Sichtstunde trotzdem nach 45 Min. beenden 39 4.4.7 Arbeitsplatzbeschreibung Der Arbeitsplatz befindet sich im hinteren Teil des Berufs-Bildungs-Bereich und ist durch eine Schrank-Regalkombination vom restlichen Raum abgetrennt. Da in diesem hintere Teil meist Arbeiten mit Holz stattfinden befinden sich hier auch alle nötigen Werkzeuge und Utensilien für die Holzbearbeitung. Diese wirken sich jedoch nicht störend auf die Korbflechtearbeiten aus. Da zum Korbflechten ein wenigspezifischer Arbeitsplatz benötigt wird, besteht der Arbeitsplatz aus einem Tisch mit stabiler Platte und höhenverstellbaren Stühlen. Der Boden ist mit Sanitärfliesen gefliest, weshalb eine Rutschgefahr fast ausgeschlossen ist. Beleuchtet wird der Arbeitsplatz durch 2 Fenster die auch Lüftungsmöglichkeiten bieten. Im Falle von schlechten Tageslichtverhältnissen ist für ausreichend Kunstlicht gesorgt. 5. Anhang 5.1 Quellen: Hausakte Gespräch mit Heilerziehungspflegerin der Wohngruppe von Frau B. Gespräch mit Frau B. Gespräch mit meiner Anleiterin 5.2 Literaturverzeichnis: 1. http://www.bdp-verband.org/psychologie/glossar/schizophrenie.shtml 2. Gleixner, C. u.a., Neurologie u. Psychiatrie, 4. Auflage, Breisach: Medizinische Verlagsund Informationsdienste, 2004/05 3. Freyberger, Harald J. u.a., Kompendium Psychiatrie, 11. Auflage, Basel: Karger 2002 4. Scheiber, Ingrid, Ergotherapie in der Psychiatrie, 2. Auflage, Köln: Stam Verlag, 1995 5. Pschyrembel, klinisches Wörterbuch, 259. Auflage, Berlin: de Gruyter, 2002 6. http://www.altenpflegeschueler.de/krankheiten/geistige-behinderung.php 7. Scheepers, Clara u.a., Vom Behandeln zum Handeln, 2. Auflage, Stuttgart: Thieme Verlag, 2000 8. http://www.gelbe-liste.de Verfassererklärung: Hiermit erkläre ich, den Bericht eigenständig und ohne fremde Hilfe angefertigt zu haben und nur die angegebene Literatur und Quellen verwendet zu haben. Fürth, den 25.04.2005 Stefan Volmer 40