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Gliederung
1. Kurzprofil des Patienten……………………………………...S.4
2. Relevante Krankheitsbilder……………………………..……S.4
2.1 Krankheitsbilder………………………………………..…S.4
2.1.1
2.1.2
2.2
Schizophrenie
Geistige Behinderung
Egotherapeutische Maßnahmen………………………....S.14
3. Falldarstellung……………………………………………….S.15
3.1 Angaben zur Person der Patientin……………………….S.15
3.1.1
3.1.2
3.1.3
3.1.4
3.1.5
3.1.6
3.2
Anamnese………………………………………………..S.17
3.2.1
3.2.2
3.2.3
3.2.4
3.2.5
3.3
Persönliche Daten
Daten zur Aufnahme
Therapierelevante Diagnosen
Medikation
Besonderheiten
Bisheriger Therapieverlauf
Medizinische Anamnese, Krankheitsverlauf
Sozialanamnese
Arbeitsanamnese
Suchtanamnese
juristische Anamnese
Befunderhebung…………………………………………S.21
3.3.1
3.3.2
3.3.3
3.3.4
3.3.5
3.3.6
3.3.7
Persönlichkeitsbeschreibung
Soziale Kompetenz
Kognitive Kompetenz
Psychomotorische Merkmale
Organisation der Arbeitsabläufe
Kurbeschreibung der Tätigkeit
Beschreibung der Arbeitsausführung
4. Behandlungsplanung………………………………………...S.25
4.1 Zielsetzung………………………………………………S.25
4.1.1
4.1.2
4.1.3
4.1.4
Zusammenfassung der Stärken und Defizite
Zielvorstellungen des Patienten
Rehabilitationsziel
Ergotherapeutische Zielsetzung
2
4.2
Therapieplanung……………………………………...….S.27
4.2.1
4.2.2
4.2.3
begründete Therapiemethode
begründete Therapiemittel
begründete Sozialform
4.3
Bisheriger Therapieverlauf………………………………S.29
4.4
Planung der exemplarischen Therapieeinheit………..….S.37
4.4.1
4.4.2
4.4.3
4.4.4
4.4.5
4.4.6
4.4.7
Zielsetzung
begründete Sozialform
begründete Therapiemethode
begründete Therapiemittel
Behandlungsdurchführung
Alternative Planung / Variationen
Arbeitsplatzbeschreibung
5. Anhang………………………………………………………..S.40
5.1 Quellen
5.2 Literaturverzeichnis
3
1. Kurzprofil der Patientin
Frau B. ist 22 Jahre alt und befindet sich aufgrund der folgenden (nach ICD-10 klassifizierten)
Diagnosen in der Einrichtung der Barmherzigen Brüder.


F20.1 Hebephrene Schizophrenie
F70.1 leichte Intelligenzminderung mit Verhaltensstörungen
2. Relevante Krankheitsbilder
2.1 Krankheitsbilder
2.1.1 Schizophrenie
Definition: (lt. Lv. 1)
Unter Schizophrenie versteht man die Gruppe psychotischer Störungen, die durch massive
Störungen des Denkens, der Emotionen und des Verhaltens gekennzeichnet sind. Die
Bezeichnung Schizophrenie (“Spaltungsirresein”) geht auf E. Bleuler zurück; E. Kraepelin
wählte für die Erkrankung den Begriff Dementia Praecox (“frühzeitige Verblödung”). Beide
Bezeichnungen können aber nicht als charakteristische Kennzeichen der schizophrenen
Störungen gelten.
Ätiologie und Pathogenese: (lt. Lv. 2, S.303)
Die Ursache ist meist unbekannt, es wird aber von einer multifaktoriellen Genese
ausgegangen.
Eine genetische Disposition gilt nach heutigem Stand als gesichert. Das statistische Risiko bei
Kindern eines Schizophrenen beträgt 9-16% (d.h. 5-15faches Erkrankungsrisiko) Geschwister
erkranken mit einer Häufigkeit von 6-12%. Die Erkrankungs-Konkordanz beträgt bei
Eineiigen Zwillingen sogar 30-80%. Risikoallele befinden sich vermutlich auf Chromosom 6
und 10, jedoch wird insgesamt von einer polygenen Vererbung ausgegangen.
Zusätzlich diskutiert werden embryonale Entwicklungsstörungen und frühkindliche
hirnorganische Störungen, entwicklungspsychologische Momente sowie psychodynamische
und sozio-kulturelle Aspekte. Sie sind jedoch alle nur modulierend zu bewerten und dürfen
nicht für die alleinig mögliche Ätiologie verstanden werden.
Die Hypothese zur Pathogenese wird u.a. aus der Wirksamkeit der Neuroleptika abgeleitet.
Daraus ergibt sich eine erhöhte Dopaminkonzentration an den Rezeptoren im Gehirn,
insbesondere im Bereich der limbischen Areale im präfrontalen Kortex, außerdem eine
fronto-temporo-limbische Dyskonnektivität der neuronale Netzarchitektur.
Vorkommen: (lt. Lv. 2, S.303)
Ca. 1% der Bevölkerung (weltweit, d. h. keine wesentlichen transkulturellen Unterschiede) ist
an Schizophrenie erkrankt. Die Erkrankung hat einen Altersgipfel zwischen dem 20.-40.
Lebensjahr, bei Männern am häufigsten 15.-25. Lj., bei Frauen zwischen 25.-34. Lj.
Sogenannte Spätschizophrenien (nach 40. Lj.) sind bei Frauen häufiger. Frauen erkranken
insgesamt etwas häufiger und später als Männer.
Symptome: (lt. Lv. 2, S.304)
Bleuler unterscheidet bei den Schizophrenie typischen Symptomen zwischen andauernder
Grundsymptomatik und zeitweilig auftretender akzessorischer Symptomatik.
4
Grundsymptome:
 Störung der Affektivität
o Inadäquate Affektivität
o Läppische Affektivität (enthemmt, laut ausgelassen)
o depressive Verstimmung
o Stimmungsschwankungen
o Angst (bis zum Verfolgungswahn)
o Ambivalenz
o Autismus
 Störung des Denkens (formale Denkstörung)
o Zerfahrenheit, alogisches Denken
o Gedankenabreißen, Begriffszerfall, Konkretismuss
o Sprachstörungen mit Wortneubildungen und Maniertheit
Akzessorische Symptome:
 Wahn (inhaltliche Denkstörung)
o aufgezwungene Gedanken
o Personenverkennung
o Verfolgungswahn
o Vergiftungswahn
 Fehlende Krankheitseinsicht
 Halluzinationen
o Akustische
 Stimmenhören
 Gedankenlautwerden
 Geräusche
o selten optisch, olfaktorisch, gustatorisch
o Körpermissempfindungen (z.B. Bestrahlung)
 Katatone Störungen
o Stupor (Bewegungslosigkeit)
o Mutismus (Sprachlosigkeit)
o Katalepsie (Verharren in abnormen Stellungen)
o psychomotorische Unruhe
o Bewegungssteriotypien
Gebräuchlich ist auch eine zusätzliche Unterscheidung in Plus- und Minus-Symptome:
Zu den Plus-Symptomen zählen:
Wahn, Halluzinationen, formalen Denkstörungen und
psychomotorische Symptome
Zu den Minus-Symptomen zählen: Apathie, Aufmerksamkeitsstörung, Affektverflachung,
Alogie, Anhedonie, Asozialität
Verlauf und Prognose: (lt. Lv. 3, S.93f.)
Der Verlauf kann in verschiedene Krankheitsphasen und –stadien unterteilt werden. Akute
Phasen (sog. Schübe), die teilweise über Monaten andauern wechseln sich mit weniger akuten
Phasen ab. Im Krankheitsverlauf kann ein akutes Stadium und einen chronischen Verlauf
übergehen. Das Verlaufsbild wird im ICD mithilfe der 5. Stelle klassifiziert:
F20.x0 Kontinuierlich
F20.x2 Episodisch, stabil
F20.x4 Unvollst. Remission
F20.x8 Andere
F20.x1 Episodisch, zunehmend
F20.x3 Episodisch remittierend
F20.x5 Vollst. Remission
F20.x 9 Beobachtungszeitraum <1 Jahr
5
Der akuten und diagnostizierten Erstmanifestation können jahrelange unspezifische
Verhaltensauffälligkeiten vorausgehen, die schwer abgrenzbar und nicht selten zu
Fehldiagnosen führen. Im Vorfeld findet häufig ein Drogenmissbrauch statt, welcher
wiederum seinerseits psychoseauslösend sein kann.
Im günstigsten Fall klingt eine Schizophrenie unter Behandlung vollständig
ab(Vollremission). Weniger günstig sind Teilremissionen mit relativer oder absoluter
Therapieresistenz. Aufgrund von Langzeitstudien lässt sich eine prognostische Daumenregel
aufstellen:
1/3 lebt relativ ungestört
1/3 zeigt deutliche Symptome, bleibt aber sozial integriert
1/3 schwer beeinträchtigt, wird häufig rehospitalisiert oder dauerhospitalisiert
Die Mortalität bei Schizophrenen ist aufgrund des hohen Suizidrisikos(10-15%) im Gegensatz
zur gesunden Bevölkerung deutlich erhöht.
Therapieverfahren: (lt. Lv. 2, S.305)
Bei akut ausgeprägten produktiven Symptomen werden Patienten in die stationäre Therapie
aufgenommen um Fremd- od. Selbstgefährdung zu unterbinden.
Bei Langzeitpatienten kommen die Behandlungskonzepte der Sozio-, Psycho-, Verhaltensund Ergotherapie zum Tragen.
Grundlage der der Pharmakotherapie bilden die Neuroleptika, dieser wirken antipsychotische
auf produktive Wahn und Sinnestäuschungen. Bei überwiegender Plus-Symptomatik werden
hochpotente Neuroleptika gewählt, wohingegen bei überwiegender Minus-Symptomatik
atypische Neuroleptika bevorzugt werden.
Neben der pharmakologischen Behandlung kommt auch die Elektrokrampftherapie(EKT)
zum Einsatz.
Diagnoseverfahren: (lt. Lv. 2, S.305 u . Lv. 3, S.89ff.)
Da es bisher keine Möglichkeit besteht mit einem wie auch immer gearteten Test die
Diagnose zu sichern in letztendliche eine genaue Verlaufsbeobachtung entscheidend für die
Diagnose der Schizophrenie. Anwendung findet auch die neuropsychologische Testung
PANSS (Positive and Negative Syndrome Scale for Schizophrenia). Zusätzlich kommt es zur
Organischen Ausschlussdiagnostik mithilfe der neurologischen und internistischen Diagnostik
(Blutbild, Leberwerte, CT, EEG etc.) bei einem unklaren diagnostischen Bild.
Der ICD-10 unterscheidet zwischen folgenden diagnostischen Untergruppen:
 F20.0 Paranoid-halluzinatorische Schizophrenie
Die paranoide Schizophrenie ist durch beständige, häufig paranoide
Wahnvorstellungen gekennzeichnet, meist begleitet von akustischen Halluzinationen
und Wahrnehmungsstörungen.
 F20.1 Hebephrene Schizophrenie
Eine Form der Schizophrenie, bei der die affektiven Veränderungen im Vordergrund
stehen, Wahnvorstellungen und Halluzinationen flüchtig und bruchstückhaft auftreten,
das Verhalten verantwortungslos und unvorhersehbar ist und Manierismen häufig sind.
Die Stimmung ist flach und unangemessen. Das Denken ist desorganisiert, die Sprache
zerfahren. Der Kranke neigt dazu, sich sozial zu isolieren. Wegen der schnellen
Entwicklung der Minussymptomatik, besonders von Affektverflachung und
Antriebsverlust, ist die Prognose zumeist schlecht. Eine Hebephrenie soll in aller
Regel nur bei Jugendlichen oder jungen Erwachsenen diagnostiziert werden. Die
Prognose ist eher ungünstig.
 F20.2 Katatone Schizophrenie
6






Die katatone Schizophrenie ist gekennzeichnet von den im Vordergrund stehenden
psychomotorischen Störungen, hierzu zählen bizarre Zwangshaltungen und
zwischenzeitliche Erregungszustände. Die Prognose ist als positiv zu werten.
F20.3 Undifferenzierte Schizophrenie
Diese Kategorie steht für die allgemeinen diagnostischen Kriterien der Schizophrenie,
ohne einer der Unterformen von F20.0-F20.2 zu entsprechen, oder ohne dass
bestimmte diagnostische Charakteristika eindeutig überwiegen.
F20.4 Postschizophrene Depression
Eine unter Umständen länger anhaltende depressive Episode, die im Anschluss an eine
schizophrene Krankheit auftritt. Depressive Zustände sind mit einem erhöhten
Suizidrisiko verbunden.
F20.5 Schizophrenes Residuum
Wird diagnostiziert, wenn sich nach einer früheren akuten Episode ein chronisches
Bild mit ausgeprägter Negativsymptomatik entwickelt
F20.6 Schizophrenia simplex
Eine Störung mit schleichender Progredienz von merkwürdigem Verhalten, mit einer
Einschränkung, gesellschaftliche Anforderungen zu erfüllen und mit Verschlechterung
der allgemeinen Leistungsfähigkeit. Die charakteristische Negativsymptomatik des
schizophrenen Residuums (Affektverflachung und Antriebsminderung) entwickelt sich
ohne vorhergehende produktive psychotische Symptome.
F20.8 Sonstige Schizophrenie
F20.9 Schizophrenie, nicht näher bezeichnet
2.1.2 Geistige Behinderung
Definition:
„Behinderung: (engl.) impairment, handicap, disability; 1. (allg.) Bez. für Einschränkungen
des Wahrnehmungs-, Denk-, Sprach-, Lern- und Verhaltensvermögens; 2. von der WHO in
Impairment
(Schädigung),
Disability (Funktionsbeeinträchtigung)
u.
Handicap
(Benachteiligung, Behinderung) differenzierte Bez.;...“
(lt. Lv. 5, S.190)
„Behinderung, geistige: (engl.) mental handicap; Bez. für angeb. od. frühzeitig erworbene
Intelligenzminderung, die mit einer Beeinträchtigung des Anpassungsvermögens einhergeht;
Einteilung nach dem Schweregrad der Intelligenzminderung in leichte bis schwere g. B.;...“
(lt. Lv. 5, S.190)
„Intelligenzminderungen (Synonyme: Oligophrenie, Minderbegabung, Retardierung, geistige
Behinderung, Schwachsinn) sind nach ICD-10 Störungen der Entwicklung der geistigen
Fähigkeiten, die besonders zum Intelligenzniveau beitragen (z.B. Kognition, Sprache,
motorische uns soziale Fertigkeiten). Die Entwicklung kann hierbei stehen geblieben oder
unvollständig sein. Neben der Beeinträchtigung intellektueller Funktionen ist immer auch die
(soziale) Anpassungsfähigkeit mit beeinträchtigt. Wesentliche Merkmale der Kennzeichnung
von Intelligenzminderung sind demnach: Beeinträchtigte Intelligenz, unzureichende
Anpassungsfähigkeit sowie die Manifestation dieser Beeinträchtigungen in der Entwicklung.“
Klassifikation der Intelligenzminderung nach ICD 10:
F70 Leichte Intelligenzminderung (etwa 80% der Betroffenen) Intelligenzbereich 50-69
F71 Mittelgradige Intelligenzminderung (etwa 10% der Betroffenen) Intelligenzbereich 35-49
7
F72 Schwere Intelligenzminderung (etwa 3% der Betroffenen) Intelligenzbereich 20-34
F73 Schwerste Intelligenzminderung (etwa 2% der Betroffenen) Intelligenzbereich <20
F74 Andere Intelligenzminderung
F79 Nicht näher bezeichnete Intelligenzminderung
(lt. Lv. 3, S. 198ff.)
Ätiologie und Pathogenese:
„Die Ursache von Intelligenzminderungen sind hauptsächlich organischer Natur, wenngleich
hinsichtlich der Entwicklung soziokulturelle Umweltfaktoren, besonders bei den leichteren
Formen, von Bedeutung sind. Es muss im Wesentlichen von angeborenen, anlagebedingten
oder in der führen Entwicklung erworbenen Störungen ausgegangen werden. Dabei sind
leichte Störungen zu 50-75% genuin und schwere zu 80-90% exogen bedingt.“
(lt. Lv. 3, S. 202)
Exogene Schäden

Pränatal (vorgeburtlich)
o ZNS-Schäden durch Infektionen (Röteln, Herpes, Lues, Toxoplasmose,
Listeriose, Zytomegalie-Virus)
o ZNS-Schäden durch Schwangerschaftstoxikose der Mutter (Hypothyreose,
Blutungen , Strahlenschäden, Alkoholkonsum, Abtreibungsversuche,
Narkosemittel )

Perinatal (während der Geburt)
o mechanische Geburtstraumen mit Blutungen
o Hirnmangelversorgung durch verlängerte Asphyxie, Azidose, Hypoglykämie,
kalorische Mängel, Unterkühlung
o weitere Risikofaktoren sind:
 rasche Druckschwankungen bei Sturzgeburt
 Gewalteinwirkungen
 Gerinnungsstörungen

Postnatal (nachgeburtlich)
o frühkindliche Infektionen (Masern, Meningitis, Enzephalitis, Hirntumor,
Zytomegalie,
o Gewalteinwirkungen (Unfälle, SH-Trauma)
o Impfungen, Ernährungsstörungen
Chromosomale Störungen
Down-Syndrom (Trisomie 21)




1 Kind mit Down-Syndrom auf 600 - 800 Neugeborenen
ca. jedes 7. Kind der Gruppe geistig Behinderter
auch unter Lernbehinderten sind Kinder mit Down-Syndrom
Symptome:
weit
auseinander
stehende
Lidspalten
schräg
nach
außen
Augen
gezogen
8

breite
Nasenwurzel
Mund
leicht
geöffnet
- Epikanthusfalte
Kinder und Erwachsene mit Down-Syndrom verfügen im allgemeinen über hoch
entwickelte Fähigkeiten, offen und direkt auf Mitmenschen zuzugehen und Kontakte
zu knüpfen
Klinefelter-Syndrom (XXY- Muster)




angeborene Fehlanlage der Geschlechtsorgane
meist leichte geistige Behinderung
nur Jungen sind betroffen
führt oftmals zu überangepassten Verhalten, Sterilität und Retardierung
Turner-Syndrom (X0 - Muster)

seelisch gestörte Entwicklung der Mädchen oder Frauen ist häufiger als geistige
retardiert
Entwicklungsstörungen des Gehirns





angeborener Hydrocephalus
Makro- und Mikrozephalie
Tubeöse Hirnsklerose (M. Bourneville-Pringle)
verschiedene Formen des mangelhaften Abschlusses des embryonalen Neuralrohres
Phakomatosen (Gewebsmissbildungen): Fehlbildungen, die sich außer am ZNS an
anderen Organen zeigen z.B. Haut, Augen
Stoffwechselbedingte Störungen












Genetisch bedingte Enzymdefekte führen überwiegend zu schwerer geistiger
Behinderung
meist rezessiv vererbt
bei der Geburt besteht lediglich der Enzymdefekt, die Symptome entwickeln sich erst
später und durch die Nahrung, deren normale Umsetzung gestört ist
ca. 50 solcher Störungen sind bekannt, ein Teil von ihnen durch früh einsetzende
Stoffwechsel-Kompensation therapierbar
Fettstoffwechsel: z.B. M. Gaucher, M. Niemann-Pick, M. Tay-Sachs
TSH-Mangel mit schwerer Hypothyreose
Kohlenhydratstoffwechsel: z.B. Galaktosämie, Gargolysmus  führt zu Kleinwuchs
Ahornsirupkrankheit: Hartnupkrankheit
renaler Diabetes insipidus
Diabetes der Mutter:  häufig verminderter BZ-Spiegel oder einer Vermehrung des
Bilirubins im Blut, kann hirnorganische Schäden auslösen
Phenylketonurie
(PKU):
 Aminosäurestoffwechselstörung

kommt
bei
1%
aller
geistig
Behinderten
vor
 Eiweiß wird nicht verarbeitet und kann zu Vergiftung führen
 ab 1. L.J. strenge phenylalaninarme Diät für mind. die ersten 10 Jahre
9
Millieubedingte Faktoren




Hospitalismus  Folge: Autismus
seelische Misshandlung
fehlende oder mangelnde Förderung
Zurückweisung
Zusammenhänge zwischen der geistigen Behinderung und der Umwelt (soziale
Situation): (lt. Lv. 6)



Isolation
ständige Sorge der Eltern: Schuldgefühle, Überfürsorge
"Rollenfindung" innerhalb der Familie: behindertes Kind, Eltern, Geschwister
Vorkommen : (lt. Lv. 3, S.198)
„Epidemiologische Angaben zur Häufigkeit von Intelligenzstörungen sind aus verschiedenen
Gründen nur schwer zu erhalten (Wechsel des Grads der Behinderung im Verlauf, hohe
Mortalität, verschiedene Klassifikationssysteme, öffentliche Statistiken erfassen nur
„anerkannte“ Behinderungen usw.). Angaben zur Häufigkeit in der Bevölkerung schwanken
zwischen 2% und 4% wobei etwa 0,25% eine schwere und 0,5% eine mittelgradige
Intelligenzminderung aufweisen sollen. Nach Cooper und Liepmann sind Prävalenzraten aus
unterschiedlichen Ländern, die nicht auf operationalisierten Diagnosekriterien basieren, aber
irreführend. So finden sich z.B. im WHO-Glossar für die Kategorie „mittelgradig“ ein
Intelligenzbereich zwischen 36 und 51 (erfasst mit dem Stanford-Binet-Test), im deutschen
Glossar für die entsprechende Kategorie ein Bereich zwischen 60 und 74 (erfasst mit
Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Kinder)“
Symptome:
„...Obwohl in den meisten Klassifikationssystemen nicht explizit als Kriterien aufgeführt,
finden sich bei Personen mit Intelligenzminderungen auch Störungen in weiteren Bereichen,
z.B. Persönlichkeit oder Antrieb. Die Persönlichkeit ist häufig wenig ausdifferenziert. Es
zeigen sich oft Beeinträchtigungen im Bereich der Steuerungsfähigkeit mit aggressiven
Durchbrüchen (mangelnde Selbstregulierungsfähigkeit). Neben häufig auftretenden affektiven
Verstimmungen kann es auch zu deutlicher Antriebssteigerung oder –minderung kommen...“
(lt. Lv. 3, S.198)
„...Beeinträchtigung von Kognition, Sprache, sozialen Fähigkeiten u. Motorik;...“
(lt. Lv. 5, S.190)








räumliche und zeitliche Orientierung unter einfachen Bedingungen meist gut
situative und personelle Orientierung, Selbsteinschätzung weniger gut, oft
Überschätzung, dann wieder zu wenig Selbstvertrauen
Wahrnehmung, Auffassung, Verständnis- und Lernfähigkeit verlangsamt und
eingeschränkt
Kurz- und Langzeitgedächtnis gestört (Dinge, die man nicht versteht, kann man sich
schlechter merken)
teilweise sehr gutes partielles Gedächtnis (z.B. für Zahlen)
Konzentrationsstörungen (z.B. leicht durch Geräusche abzulenken)
Störungen des Affekts (z.B. Apathie, Erregbarkeit, Stimmungslabilität)
unausgeglichene Anlage der Intelligenz (z.B. einerseits ausgeprägte Intelligenzlücken,
andererseits besondere Fähigkeiten in der Musik)
10




Denken gestört: an Sinneseindrücken haftendes, verlangsamtes Denken (z.B. von
Christus nur das wissen, was von Bildern her bekannt ist)
Schwierigkeiten, Vorstellungen aus dem früheren Zusammenhang zu lösen und für
neue Gedanken und Situationen zu nutzen
mangelhafte Abstraktionsfähigkeit im Denken („Religion ist, wenn man in die Kirche
geht“)
Überschwang (z.B. zwei spontane Reaktionen: entweder totale Hinwendung oder
völlige Ablehnung stark Abhängig von Äußerlichkeiten wie Frisuren, Uniformen
Vorlieben oder Ablehnen entstehen oft durch intensives Training der Eltern)
(lt. Lt. Lv. 6)
Aufgrund des gehäuften Auftretens soziokultureller, psychiatrischer und organischer Risiken
gegenüber der Normalbevölkerung haben schwer geistig Behinderte auch eine deutlich
verminderte Lebenserwartung. Für die unterschiedlichen Schweregrade der IntelligenzMinderung finden sich in der älteren Literatur zum Teil sehr unterschiedliche Begriffe:




Leicht: Schwachsinn, leichte geistige Behinderung, leichte Oligrophrenie, Debilität.
Mittelgradig: Imbezillität, mittelgradige geistige Behinderung, mittelgradige
Oligophrenie.
Schwer: Schwere geistige Behinderung, schwere Oligophrenie
Schwerst: Idiotie, schwerste geistige Behinderung, schwerste Oligophrenie
(lt. Lv. 3, S.198)
Verlauf und Prognose:
„Generell hat Prävention Vorrang vor Rehabilitation. Anzahl und Verlauf geistiger
Behinderungen können durch Maßnahmen wie genetische Beratung, Früherkennung von
Stoffwechsel- und Chromosomenerkrankungen (durch Amniozentese), Erkennung geistiger
und körperlicher Behinderungen nach der Geburt und rechtzeitiger Einleitung entsprechender
therapeutischer Maßnahmen erheblich positiv beeinflusst werden. Dies erfordert eine weitere
Verbesserung der prä-, peri- und postnatalen ambulanten und klinischen Betreuung der
Mütter.“
(lt. Lv. 3, S.203ff.)
Insbesondere bei leichten Formen ist die Prognose durch die heilpädagogische Förderung gut.
Wichtig ist eine frühzeitige Diagnose.
(lt. Lv. 2. S.377)
Therapieverfahren:
„Die umfassende und differenzierte Diagnostik der Intelligenzstörungen stellt die Basis
therapeutischer Interventionen dar. Ansatzpunkte sind neben dem Patienten selbst besonders
die Angehörigen.“
Bei kausal behandelbaren Formen, wie erblichen Enzymdefekten (z.B. der
Phenylketonurie) sind mittels Screening-Strategien Präventivmaßnahmen der entscheidende
Faktor.
Hierzu zählen auch genetische Beratungsangebote an Eltern, Schwangerschaftsvorsorge,
Vorsorge bei Risikokindern, d.h. entwicklungsgefährdeten Kindern.
Für nicht kausal behandelbare Formen sind verschiedene Fördermaßnahmen angezeigt,
beginnend bei der Frühförderung über Kindergartenbetreuung bis hin zur schulischen und
beruflichen Förderung (spezielle Schultypen abhängig vom Grad der Behinderung: lern11
gegenüber geistig Behinderten). Wichtig ist dabei auf jeden Fall ein frühzeitiger Beginn der
Fördermaßnahmen.
Darüber hinaus sind spezifische und unspezifische psychotherapeutische Ansätze
notwendig. Entsprechend der zum Teil multifaktoriellen Bedingtheit der Störung sowie den
Beeinträchtigungen in unterschiedlichen Bereichen muss es sich dabei um eine multimodale
Therapie handeln. Hierzu zählen logopädische Behandlungen, Musiktherapie,
Beschäftigungstherapie sowie eine verhaltens- oder tiefenpsychologische bzw.
Familientherapie.
Seitens des Betroffenen haben sich besonders verhaltenstherapeutische Ansätze bewährt.
Ansatzpunkte sind zum einen klinisch bedeutsame psychopathologische Symptome (z.B.
Verhaltensexzesse wie Aggressivität), ferner ist entsprechend der Beeinträchtigung der
praktischen Lebensführung und Selbstversorgung der Aufbau lebenspraktischer Fertigkeiten
von zentraler Bedeutung, insbesondere auch sozialer Fertigkeiten (z.B. Aufbau elementarer
Formen sozialer Kompetenzen). Auf Seiten der Angehörigen steht zunächst die ausführliche
Information über die Erkrankung sowie damit verbundene Einschränkungen und
Konsequenzen (Gleichgewicht zwischen Über- und Unterforderung) im Vordergrund.
Familientherapeutische Ansätze stellen weiterführend die Triade „Behinderter, Familie,
Therapeut“ in den Mittelpunkt. Dabei wird ein Klima des wechselseitigen Vertrauens
angestrebt. Maßnahmen sollen gemeinsam besprochen und umgesetzt werden. Wesentliches
Behandlungsziel ist die Akzeptanz der Behinderung und damit verbunden die Fähigkeit,
Bedürfnisse und Wünsche des Behinderten wie auch der Familienangehörigen zu formulieren
und wenn möglich umzusetzen.
Eine spezifische medikamentöse Behandlung der Intelligenzstörung gibt es nicht.
Zielsymptome einer Behandlung können jedoch sein:
 Störungen der Aufmerksamkeit und Ausdauer, Antriebsschwäche, psychische
Verlangsamung.
 Akute wie chronische Unruhe- oder Erregungszustände
 Pathologische Hypersexualität bzw. sexuelle Devitationen
Es ist zu beachten, dass eine medikamentöse Behandlung immer im Kontext mit anderen
therapeutischen Maßnahmen gesehen werden muss, insbesondere heilpädagogischen und
psychologischen. Jede Therapie sollte demzufolge mehrdimensional und interdisziplinär
sein. Verlaufskontrollen sind in jeder Behandlungsphase unabdingbar mit dem Ziel der
Modifikationen der Maßnahmen abhängig vom aktuellen Zustandsbild.“
(lt. Lv. 3, S. 203)
Diagnoseverfahren:
Somatisch-neurologische Untersuchungen

Pflegediagnostik / Merkmale (=Verhaltensdiagnostik):
o kognitive Defizite
o direkte offene Gefühlswelt
o autistische Züge
o Aussehen und Bewegung
o Kindliches Verhalten
o gute Stimmung
o mehr Körperkontakt
o eingeschränktes
Sprachvermögen
("einfache"
Satzzusammenstellung)
o Distanzgemindert /-los
Wörter
bzw.
12

psychologische Untersuchung einschließlich Intelligenz- und Persönlichkeitstests
(=Testdiagnostik)
soziale Diagnose:

Analyse der Bewältigungsstrategien: 4 wichtige Bereiche sind:
Verstand, soziale Verpflichtung
Körper, Gefühl,
(lt. Lv. 6)
„Hauptkriterium der Störung stellen die Beeinträchtigung der Intelligenz und die damit
verbundenen Einschränkungen der sozialen Anpassung (soziale Fertigkeiten) dar. Bei der
Intelligenz handelt es sich nicht um ein homogenes Phänomen, sondern um ein Merkmal, das
sich aus verschiedenen Teilkomponenten, Teilfertigkeiten zusammensetzt (logisch-abstraktes
Denken, räumliches Vorstellungsvermögen). Dadurch bedingt ergeben sich intra- wie
interindividuell große Unterschiede hinsichtlich des klinischen Erscheinungsbilds. So können
neben starken Beeinträchtigungen in bestimmten Funktionen (logisch-abstraktem Denken)
besondere Fähigkeiten in anderen Funktionen (rechnerischen Fertigkeiten) bei einer Person
vorkommen. Aus diesem Grund sollten entweder einzelne (komplexe) oder mehrere
Verfahren verwendet werden, um verschiedene Bereiche der Intelligenz abbilden zu können.
Neben der Beeinträchtigung von Intelligenz und sozialer Anpassung finden sich häufig
weitere neurologische wie körperliche Erkrankungen (Multimorbidität; Epilepsie,
körperliche Behinderungen, sensorische Beeinträchtigungen) bei geistig Behinderten. Dabei
nimmt die Häufigkeit weiterer Erkrankungen mit zunehmendem Schweregrad der
Intelligenzminderung zu. Intelligenzminderungen stellen daher eine sehr heterogene
Störungsgruppe dar, die häufig mit Mehrfachbehinderungen assoziiert ist. Bei der
Diagnostik einer Intelligenzminderung sollten demzufolge mehrere Aspekte berücksichtigt
werden:
 Neurologische und genetische Diagnostik mit besonderer Beachtung der
lebensgeschichtlichen Entwicklung.
 Erhebung der Anamnese (besonders frühkindliche Entwicklung).
 Einbeziehung der Familie (Bedingungsgefüge).
 Anwendung standardisierter Verfahren zur Erfassung der Intelligenz und sozialen
Anpassung.
Aufgrund der Definition der Intelligenzminderung als einer entwicklungsbedingten Störung
ist die Krankheits- und Entwicklungsanamnese von zentraler Bedeutung. Wegen der
meist vorkommenden Kommunikationsstörungen der Patienten ist die Einbeziehung
fremdanamnestischer Angaben (insbesondere im Hinblick auf Spracherwerb, -entwicklung)
unerlässlich. Dies gilt auch für die Diagnose weiterer Störungen (z.B. anderer
psychiatrischer Störungen) bei diesen Patienten. Fremdanamnestische Angaben sind in
erster Linie von den Eltern zu erhalten, jedoch auch von Personen, die einen engen und
längeren Kontakt zu diesen Kindern haben (Betreuer).
Die Diagnostik der Intelligenz ist ein traditionell psychologischer Bereich, für den viele
Instrumente vorliegen, die sich hinsichtlich zahlreicher Merkmale unterscheiden (verbal
gegenüber nichtverbal, eindimensional gegenüber mehrdimensional). Für den Bereich der
Diagnostik der Intelligenzminderung stellt sich jedoch das Problem, dass nicht vorgegeben
ist, mit welchem Verfahren die Intelligenz erfasst werden soll. Außerdem ist zu beachten,
dass im unteren Intelligenzbereich eine Feindifferenzierung, wie sie ICD-10 verlangt,
problematisch ist. Die geforderten IQ-Werte können damit lediglich als Richtwerte
angesehen werden. Bei der Auswahl von Testverfahren sind daher vom klinischen Eindruck
13
ausgehend das individuelle Leistungsniveau sowie etwaige zusätzliche Behinderungen (z.B.
Sprache) zu berücksichtigen. Zudem sollten auch alle weiter verfügbaren Informationen mit
herangezogen werden. Einen viel versprechenden Ansatz stellen entwicklungsorientierte
Verfahren, z.B. die TEKO (Testbatterie zur Erfassung kognitiver Operationen), dar. Mit der
TEKO lassen sich auf der Grundlage des erfassten Stadiums Vorhersagen machen, welches
Entwicklungsstadium als nächstes anzustreben ist. Allerdings liegt dieses Verfahren nur als
Arbeitsform vor.
(lt. Lv. 3, S.199ff.)
2.2 Ergotherapeutische Maßnahmen
In Werkstätten für behinderte Menschen werden verschiedene Maßnahmen der beruflichen
Bildung und Rehabilitation durchgeführt. Darunter fällt Arbeitstraining genauso wie
Einzelfördermaßnahmen. Im ergotherapeutischen Bereich „Arbeitstherapie“ geht es um das
Erwerben oder Wiedererlangen von Fähigkeiten.
Bei der kompetenzzentrierten Methode werden ausgewählte handwerkliche Techniken oder
„Übungen aus dem lebenspraktischen bzw. dem Freizeit Bereich eingesetzt, um verloren
gegangene oder nicht vorhandene Fähigkeiten zu erwerben und Fertigkeiten zu trainieren. Die
Aufgabe, die in der Regel geschlossen ist, wird mündlich oder schriftlich (Vorlage) gestellt
oder vom Patienten gewählt.“
(lt. Lv. 4, S. 163.ff)
Vorgehen:
Der Therapeut…
 …gibt dem Patienten eine konkrete Aufgabe oder regt ihn zu eigener Entscheidung
an.
 …bespricht mit dem Patienten gemeinsam z.B. die Arbeitsphasen, Pausen und
Ziele (Arbeitsbündnis).
 …unterstützt und korrigiert den Patienten bei seinen Handlungen.
 …reflektiert mit ihm, ob die Ziele erreicht wurden, macht Fort- und Rückschritte
transparent und erarbeitet mit ihm Problemlösungsstrategien und das weitere
Vorgehen.
Zielsetzung: (lt. Lv. 4, S. 163.ff)
 Verbesserung der Handlungsplanung und -ausführung
 Beherrschung von instrumentellen Fertigkeiten (Umgang mit Werkzeug,
Maschinen)
 Steigerung der Frustrationstoleranz
 Verbesserung der Selbsteinschätzung mit der Bereitschaft, Fehler zu korrigieren,
 Übernahme von Verantwortung
 Steigerung der psychischen und physischen Belastbarkeit
 Verbesserung der Geschicklichkeit und Fingerfertigkeit
 Förderung der Eigenständigkeit, Verlässlichkeit und Sorgfalt
 Steigerung von Konzentration und Ausdauer
 Auseinandersetzung mit eigenen Wünschen und Bedürfnissen
 Ablenkung von Konflikten
 Selbständige Übernahme bestimmter Aufgaben
 Erhöhung der Zuverlässigkeit bei der Erfüllung von Aufträgen
 Förderung der Kontaktfähigkeit
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In der Arbeitstherapie schult der Therapeut gezielt Arbeitsvorgänge und bestimmte einzelne
Fähigkeiten. Informationen für Menschen mit geistigen Behinderungen müssen einfach und
übersichtlich sein. Es soll eine Forderung ohne Überforderung stattfinden („fördern und
fordern ohne zu überfordern“)
Für den geistig Behinderten ist es besser einen überschaubaren Arbeitsplatz zu haben. Nur
notwendige Utensilien sollten sich darauf befinden. Ein Zeitdruck für den behinderten
Mitarbeiter sollte vermieden werden. Wünsche und Bedürfnisse sollten nach Möglichkeit mit
berücksichtigt werden.
3. Falldarstellung
3.1 Angaben zur Person der Patientin
3.1.1 Persönliche Daten
Name:
Frau B.
Geschlecht:
weiblich
Alter:
22 Jahre
Geburtsort:
Süddeutschland
Familienstand:
ledig
Wohnort:
Wohngruppe im Haus X, Gruppe Y der Einrichtung
Beruf:
keine abgeschlossene Berufsausbildung, derzeit im Berufs-BildungsBereich beschäftigt
3.1.2 Daten zur Aufnahme
Frau B. wurde laut Hausakte und nach eigenen Angaben am 13.10.2003 in der Einrichtung
aufgenommen. Die Werkstatt und dort explizit den Berufs-Bildungs-Bereich besucht sie seit
dem 01.12.2004 halbtags und seit 15.02.2005 ganztägig. Der Heimvertrag wurde auf
„unbestimmte Zeit“ geschlossen, weswegen über eine voraussichtliche Entlassung keine
Angaben gemacht werden können.
3.1.3 Therapierelevante Diagnosen
F20.1 Hebephrene Schizophrenie
Frau B. befindet sich Momentan in keinem akuten Stadium ihrer Erkrankung. Im
Vordergrund stehen bei ihr affektive Veränderungen, d.h. ihre Affektivität ist der
Situation unangepasst und ihre Stimmung schwankend.
F70.1 leichte Intelligenzminderung mit Verhaltensstörungen
Bei Frau B. handelt es sich um eine Intelligenzminderung die sich wohl an der oberen
Grenze einer leichten Intelligenzminderung befindet. Auffällig ist vor allem die leichte
15
Ablenkbarkeit, eine teils sehr starke Selbstüberschätzung und wiederum die Störung
des Affekts.
3.1.4 Medikation
(lt. Hausakte u. Lv. 8)
Risperdal®
1–0–1–0
Wirkstoff: Risperidon
Risperdal® ist ein so genanntes atypisches Neuroleptikum. Risperidon beeinflusst die
Übertragung von Signalen zwischen den Nerven im Gehirn.
Risperdal® wird vor allem zur Behandlung der Schizophrenie eingesetzt.
Risperdal® ist aber auch zugelassen zur Behandlung von demenzbedingten Psychosen sowie
von ausgeprägten Verhaltensstörungen, wie z.B. schwerer chronischer Aggressivität bei
Patienten mit Demenz, wodurch sie sich selbst oder andere gefährden können.
Mögliche Nebenwirkungen:
 bestehendesRisiko extrapyramidaler Effekte (Tremor, Rigor, Unruhe)
 sedative Wirkung (Schläfrigkeit, Benommenheit, Konzentrationsschwäche)
 Gewichtszunahme
 Kopfschmerzen
 Störungen der Menstruation und der Sexualfunktion
 malignes neuroleptisches Syndrom
Omeprazol®
1–0–0–0
Wirkstoff: Omeprazol
Omeprazol zählt zu den Protonenpumpenhemmern und wird für die Behandlung von MagenDarm-Beschwerden eingesetzt.
Es ist die Standardsubstanz, welche als Protonenpumpenhemmer bei der Triple-Therapie zur
Eradikation (Ausradierung) des Helicobacter pylori eingesetzt wird. Ebenfalls geeignet sind
sie zur Vorbeugung eines Magengeschwürs unter langfristiger Einnahme von nichtsteroidalen
Schmerzmitteln.
Mögliche Nebenwirkungen:
 gelegentlich Beschwerden im Bereich des Magen-Darm-Trakts wie
Durchfall, Verstopfung, Blähungen, Übelkeit und Erbrechen
 Mundtrockenheit
 Entzündungen der Mundschleimhaut
Levomepromazin® ½ - ½ - ½ - 1
Wirkstoff: Levomepromazin
Levomepromazin® wirkt stark dämpfend und verringert die Wirkung des Botenstoffes
Dopamin im Gehirn, so dass weniger Signale an den Nervenendigungen übertragen werden
und somit Angst, Spannungen, Unruhe, Wahnvorstellungen und Halluzinationen abnehmen.
Mögliche Nebenwirkungen:
 Reaktionsvermögen kann beeinflusst werden
 unwillkürliche Bewegungen (Dyskinesien)
 Herzrasen
16
3.1.5 Besonderheiten
Frau B. ist stark adipös, weswegen ihre körperliche Ausdauer eingeschränkt ist.
Weitere Besonderheiten wie Linkshändigkeit oder die Benutzung einer Sehhilfe liegen nicht
vor.
3.1.6 Bisheriger Therapieverlauf
Während ihres Aufenthalts in der stationären Behandlung der Klinik für Psychiatrie, wurde
Frau B. Ergo- und Psychotherapie angeboten. Diese wurden von ihr jedoch auch nach
Androhung einer Limitierung der Zigaretten erfolgreich verweigert. Einzig und allein an der
Morgenrunde nahm sie sporadisch teil.
3.2 Anamnese
3.2.1 Medizinische Anamnese, Krankheitsverlauf
Folgende Angaben stammen aus der internen Hausakte von Frau B. und dem persönlichen
Anamnesegespräch. Genauere Angaben zur früheren Krankheitsgeschichte von Frau B.
können nicht gegeben werden, da hierüber keine Informationen vorliegen und auch nicht
eingebracht werden konnten.
Laut Akte wurde bei der Einschulung von Frau B. erheblicher Förderbedarf sowohl in der
Leistung, Konzentration als auch im Sozialverhalten festgestellt. Es ist zu bezweifeln, das
Frau B. die erforderliche Förderung im erforderlichen Umfang zu Teil wurde, bzw. im
häuslichen Umfeld fortgesetzt wurde.
Um 1991 (genaues Datum konnte Frau B. nicht angeben) wurden Frau B., zeitgleich mit
ihrem Bruder die Mandeln operativ entfernt. Den Krankenhausaufenthalt hat sie als sehr
positiv in Erinnerung, da sie und ihr Bruder viel Spaß hatten.
Frau B. begab sich 1997 aufgrund ihrer Adipositas und den daraus resultierenden
Folgeerkrankungen (Gelenksüberlastung, Bluthochdruck, Atemwegsbehinderung) in
stationäre Behandlung. Die Behandlung scheiterte aber schon nach einem Tag am
Wiederstand von Frau B. und am Durchsetzungsvermögen ihrer Mutter.
Ebenfalls 1997 wurde laut Hausakte die Empfehlung für stationäre Behandlung in der Kinderund Jugendpsychiatrie durch das Gesundheitsamt dringend angeraten. Laut den
Aufzeichnungen der Hausakte scheiterte die Umsetzung bzw. die Aufnahme in die Kinderund Jugendpsychiatrie jedoch an den Bedenken der Mutter.
In den Folgejahren lebte Frau B. zunehmend zurückgezogener bei der Mutter. Das Zimmer
verlies nach eigenen Angaben immer seltener und beschäftigte sich den ganzen Tag mit
Musikhören, Zeichnen und im Bett liegen. Heute, im nachhinein beschrieb sie mir sehr
Einsichtig wie sie damals Verwahrloste und gespürt habe das etwas mit ihr nicht stimme.
Sie beschrieb, dass sie am Abend des 19.01.03 eine Ohrenentzündung bekommen habe. Als
sie am nächsten Morgen erwachte waren ihr keine Bewegungen möglich und sie schrie nach
ihrer Mutter ohne zu wissen wer sie sei. Ihren Zustand beschrieb sie als absolut Verwirrt. Laut
Akte gab die Mutter im Nachfeld an, das sie ihre Tochter im stuporösen Zustand auffand und
diese sich als Comicfigur empfand.
Mit dem Bild eines akuten Verwirrtheitszustandes wurde Frau B. am 22.01.03 stationär in die
Klinik für Psychiatrie aufgenommen.
17
In der Aufenthaltsdauer von knapp 9 Monaten wurde sie anfangs mehrfach fixiert, jedoch
konnten diese Zeiten schnell abgebaut werden. Gründe für die Fixierung wurden in der Akte
nicht angegeben. Laut Akte besserten sich die psychotischen Zustände von Frau B. erst nach
mehrmaliger medikamentöser Umstellung. An Therapieangeboten nahm sie während ihres
Aufenthalts weites gehend nicht teil.
Nach 2 Monaten Aufenthalt wurde es Frau B. gestattet die Wochenenden zuhause zu
verbringen. Sie gab an, dass es am ersten Wochenende zuhause aufgrund eines Wutanfalls zu
einem tätigen Angriff gegenüber ihrer Mutter gekommen sei, ihr dies aber im Nachhinein leid
tat und dies auch der einzige Vorfall dieser Art war.
Im Anschluss an die stationäre Behandlung und nach fast völligem Abklingen der
psychotischen Symptome wurde Frau B. in eine geschlossene Wohngruppe der Einrichtung
der Barmherzigen Brüder überwiesen.
Seit der Überweisung in die Einrichtung hat Frau B. nach eigenen Angaben viel gelernt und
es gehe ihr hier viel besser als früher. Laut einer Mitarbeiterin ihrer Wohngruppe hat sich
Frau B. vor allem in Hinblick auf ihr Sozialverhalten positiv entwickelt.
Im Dezember 2004 wurde Frau B. mit Verdacht auf Blinddarm Entzündung stationär im
Bezirkskrankenhaus aufgenommen. Der Verdach konnte sich allerdings genau so wenig
bestätigen wie der spätere Verdacht auf eine Zyste am Eierstock.
In der Nacht vom 24. auf den 25.03.2005 beging Frau B. einen Suizidversuch, bei dem sie
sich beide Pulsadern mit einer Glasscherbe quer zum Arm aufschnitt. Als Grund gab sie an,
dass ihr ihre Mutter im Traum erschienen sei und sie zu ihr kommen solle. Aufgrund dessen
wurde Levomepromazin® von Bedarfs- auf Dauermedikation umgestellt.
3.2.2 Soziale Anamnese
Folgende Angaben wurden eigenanamnestisch in einem Gespräch mit Frau B. erhoben und
Später von einer Mitarbeiterin ihrer Wohngruppe bestätigt bzw. weiter ausgeführt.
Frau B. wurde unehelich in einer süddeutschen Großstadt geboren, in der sie bis zu ihrer
Erkrankung mit ihrer Mutter und deren 13 Jahre jüngeren Freund lebte. Den Vater kennt sie
nicht persönlich sondern nur namentlich, wisse aber dass er zurück nach Italien gegangen sei.
Die Mutter sei sehr adipös gewesen und konnte deshalb nicht mehr arbeiten.
Sie ist die jüngste der 5 Kinder der Mutter, von denen die 3 ältesten aber gleich nach der
Geburt zur Adoption freigegeben wurden.
Das Verhältnis zu ihrem Bruder der mit im Haushalt lebte beschreibt sie als sehr gut,
dementsprechend schmerzhaft beurteilte sie auch den Auszug des Bruders im Alter von 17
Jahren. Er sei für sie immer ein Vorbild gewesen, doch ist sie mittlerweile enttäuscht von ihm,
da er seit ihrer Erkrankung im Jahr 2003 den Kontakt nahezu abgebrochen hat. Zur Mutter
hatte sie bis zu deren plötzlichen Tod im Jahr 2003 meist ein gutes Verhältnis, das jedoch seit
ihrer Pubertät schrittweise flacher wurde. Den Freund der Mutter beschreibt sie nur sehr kurz,
was auf keine enge Bindung schließen lässt, aber als nett. „Er hat der Familie Geld gegeben“.
Ihren Lebensunterhalt bestritt die Familie mit Sozialhilfe und den Zuschüssen des Freundes
der Mutter. Sie lebten in einer geräumigen Wohnung die sie aber später zwangsräumen
mussten. Infolgedessen lebten sie in einer 37qm Sozialwohnung in der Frau B. nach eigenen
Angaben in einer „Abstellkammer“ schlief.
Durch den Umzug, ihren Schulwechsel und ihre zunehmende Zurückgezogenheit aufgrund
der sich entwickelnden Krankheit verlor sie nach und nach alle ihre sowieso eher rar gesäten
Freundschaften. In der neuen Schule habe sie noch weniger und auch nur oberflächliche
Freundschaften gehabt.
18
Im späteren Verlauf, als ihre Mutter bereits verstorben und sie in psychiatrischer Behandlung
war wurde ihre Oma zur wichtigsten Bezugsperson. Bei ihr verbrachte sie laut eigenen
Angaben die Wochenenden. Seit ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus und ihrem Umzug in
das Wohnheim der Einrichtung habe sich jedoch auch dieser Kontakt auf ein Minimum
reduziert, worüber sie sich sehr enttäuscht zeigt.
Ihren bisher einzigen „Freund“ haben sie im alter von 11 Jahren gehabt, auch sehnte sie sich
bisher und auch jetzt nach keiner partnerschaftlichen Beziehung.
Summierend gab sie an, dass sie ihre frühe Kindheit als schön/glücklich empfand, jedoch alles
mit der Zeit immer „dunkler und schlechter“ wurde.
Seit 13.10.2003 lebt sie auf der Gruppe X im Haus Y der Einrichtung der Barmherzigen
Brüder. Hierbei handelt es sich um eine geschlossene Wohngruppe. Dort bewohnt sie
zusammen mit einer 37 Jahre alten Dame ein „geräumiges, helles und schönes Zimmer“. Ihre
Zimmerkollegin sowie zwei weitere Bewohnerinnen ihrer Gruppen mit denen sie die meiste
Zeit verbringen bezeichnet sie als nett, aber nicht ihre richtigen Freunde. Eine dieser Damen
litt in letzter Zeit an einem akuten Schub ihrer psychischen Krankheit, weswegen sie von der
Arbeit befeit war. Frau B. konnte dies nicht verstehen und erschien immer sehr aufgebracht in
der Werkstatt. „Der geht es gut, die lacht doch den ganzen Tag, die wird nur bevorzugt und
muss nicht arbeiten“ waren ihre Aussagen. Mittlerweile befindet sich die Dame in stationärer
Behandlung. Ihre Aufgebrachtheit und ihre sichtliche Enttäuschung über die Abwesenheit der
Mitbewohnerin läst Spielraum für die Annahme, dass es doch mehr als nur eine „nette
Mitbewohnerin“ war.
Nach eigenen Angaben sieht sie die Mitarbeiter (Gruppenleiter, Therapeuten im BBB) als
Freunde an.
Als ihre Hobbys bezeichnet sie Musik hören, sich schminken und Malen/Zeichnen. Letzteres
falle ihr jedoch seit der Zeit in der sie ganztägig den BBB besucht nicht mehr so leicht wie
früher.
3.2.3 Arbeitsanamnese
All ihre bisherigen Schulbesuche sind durch ihre sich manifestierende Krankheit und das
schwache soziale Umfeld von vielen Fehlzeiten geprägt, die von der Mutter damals durch
Entschuldigungen legitimiert wurden. Hierin kann auch ein Grund der äußerst wenigern
Freundschaften von Frau B. gesehen werden.
Ihre Kindergartenzeit beschreibt sie als schön wohingegen die Schulzeit bei ihr wenig
Erwähnung findet. Nur einmal habe sie eine nette Lehrerin gehabt, die sie auch verstanden
hat.
Durch ihr häufiges Fehlen in der Berufsschule wurde sie im Vorfeld 2-mal von der Polizei
zum Jugendarrest abgeholt. Dieser habe nach eigener Einsicht „nichts genutzt“. Frau B. hat
bisher keinen Schulabschluss erworben.
Beruflicher und schulischer Werdegang von Frau B.
1986-1989
Kindergarten
1989
Grundschule
1989-1996
Sonderschule
1996-1998
Sonderschule (Schulwechsel durch Umzug)
19
1998-1999
Berufsvorbereitendes Jahr (BVJ)
1999
nach eigenen Angaben Jugenddorf
2000 – 2001 Berufsschulpflichtig, jedoch nur einmal in der Berufsschule anwesend
2002- 2003
Arbeitslos
seit 13.10.03 Aufnahme in die Einrichtung
seit 01.12.04 halbtags tätig im BBB
seit 14.02.05 ganztags tätig im BBB
3.2.4 Suchtanamnese
Frau B. hat nach eigenen Angaben mit 13 Jahren das Rauchen begonnen. Damals rauchte sie
täglich ca. 40 Zigaretten. Hier wurde von ihr auch ein Konfliktpunkt zur Mutter beschrieben,
die ihr manchmal kein Geld für Zigaretten geben wollte. Seit sie in der Einrichtung lebt hat
sich der Konsum, bedingt durch die begrenzte Zigarettenausgabe auf der Wohngruppe und zur
Arbeitszeit auf tägl. ca. 15 Stück gesenkt. Ihr Verlangen nach Nikotin stufe ich als sehr hoch
ein, da sie seltenst vergisst pünktlich an abgemachten „Rauchzeiten“ zu erinnern und meist
sogar früher nach Zigaretten fragt. Gelegentlich bittet sie andere Beschäftigte um Zigaretten.
Vor einigen Monaten hat sie eine Beschäftigte deswegen massiv unter Druck gesetzt.
In der Vergangenheit habe sie bereits 4 Versuche gestartet das Rauchen aufzugeben, hielt aber
nie mehr als 3 Tage durch. Der letzte Versuch wurde durch den erst kürzlich erfolgten
Suizidversuch beendet.
Alkohol trinke sie nur sehr selten und nur zu besonderen Anlässen wie Silvester, folglich gab
sie an auch noch nie durch Alkohol in eine Konfliktsituation gekommen zu sein.
Cannabis habe sie im Jugendalter ein einziges mal probiert aber es sei ihr nicht sonderlich gut
bekommen (Bauchschmerzen) und somit war das ihr bisher einziger Kontakt zu illegalen
Drogen.
3.2.5 Juristische Anamnese
Folgende Daten stammen aus der Hausakte von Frau B.
Frau B. wurde mit Ausbruch ihrer Krankheit 2003 unter gesetzliche Betreuung gestellt. Als
Betreuerin wurde für alle Lebensbereiche ihre Mutter bestellt. Nach dem Tod der Mutter 2003
wurde dieses Amt vom Gericht einer Berufsbetreuerin übertragen. Ebenfalls 2003, mit sich
nähernder Entlassung aus der Psychiatrie wurde für Frau B. eine „Unterbringung in einer
geschlossenen
Abteilung
eines
psychiatrischen
Krankenhauses
oder
einer
soziotherapeutischen Einrichtung vormundschaftlich genehmigt.“ Dies geschah unter dem
Blickwinkel, dass die Gefahr bestünde, dass sich Frau B. „erheblichen gesundheitlichen
Schaden zufügt“. Eben genannter Beschluss läuft dieses Jahr aus und wird aller Vorrausicht
im September verlängert.
20
3.3 Befunderhebung
3.3.1 Persönlichkeitsbeschreibung
Frau B. ist 22 Jahre alt, räumlich, örtlich, situativ und zur Person voll orientiert. Sie ist ca.
1,70 groß und mit einem Gewicht von über 100kg stark adipös. Ihr genaues Gewicht wollte
sie mir nicht verraten. Sie hat mittellanges, glattes schwarz gefärbtes Haar und hat grau blaue
Augen. Ihre Hautfarbe ist hell, aber nicht bleich. Trotz ihres erheblichen Übergewichtes wirkt
Frau B. nicht träge. Ihre Kleidung ist immer sehr sauber und ordentlich, teilweise sogar
unangepasst ordentlich bzw. „overdressed“ (z.B. Hosenanzug). Die Körpergrundhygiene
beherrscht sie und wirkt allgemein immer sehr gepflegt. Dies bewerte ich als klaren
Fortschritt wenn man es mit Aufnahmeprotokollen in die stationäre Behandlung und ihren
eigenen Angaben vergleicht („ich war richtig Verwahrlost“). Im Berufs-Bildungs-Bereich
trägt sie keine Ohrringe und auch keinerlei anderen Körperschmuck, aber gab an das sie sich
in der Freizeit gerne schminkt. Ihr Gangbild ist kräftig und aufrecht, ihre Stimme laut und
verständlich. Sie ist um eine gepflegte Wortwahl bemüht, weshalb ihre Sprache manchmal
leicht stockend wirkt und sie erst nach den geeigneten Wörtern „suchen“ muss. Beim
persönlichen Gespräch hat sie keine Probleme Blickkontakt zu halten. Gestik und Mimik
werden von ihr der Situation entsprechend eingesetzt.
Frau B. hat meistens eine positive Grundstimmung, die aber auch umschwanken kann wenn
sie Probleme(z.B. mit Mitbewohnern) plagen. Dann wirkt die sonst offene und
mitteilungsfreudige Klientin eher verschlossen und still oder teilweise auch aufgebracht und
gereizt. Im Verlauf konnte ich jedoch feststellen, dass bei ihr zunehmend die positive
Stimmung Vorrang hat.
Ihr Selbstvertrauen in sich ist (ausgenommen Stimmungsschwankungen) hoch, teils zu hoch,
was sich in ihren unrealistischen Zielvorstellungen zeigt. Die aussagekräftigsten Beispiele
sind ihre beruflichen Zukunftsvorstellungen, nach denen sie Haupt- und Realschulabschluss
nachträglich abschließen und den Beruf des Heilerziehungspflegers erlernen möchte.
Ihre Motivation ist gut, aber sie scheitert häufig an ihrer Ausdauer, ihrem Antrieb und ihrer
Sprunghaftigkeit(siehe 3.3.7)
Nach Aufforderung ist sie Hilfsbereit gegenüber anderen, jedoch bemerke ich auch hier
zunehmende Eigeninitiative. Beispielsweise führte sie einen fast blinden Kollegen beim
spazieren gehen und in den Speisesaal aus völlig eigenem Antrieb.
Bis auf ihren Suizidversuch war Frau B. in letzter Zeit weder eigen noch fremd aggressiv.
Die Reflexionsfähigkeit Frau B.’s ist eingeschränkt. Zwar zeigt sie Stolz bezüglich ihr
gemeisterter Aufgaben/Arbeiten, jedoch ist (wie schon erwähnt) ihre eigene Zielsetzung teils
sehr utopisch. Arbeitsangelegenheiten sind für sie nach Beendigung abgeschlossen, d.h. sie
reflektiert sie nur selten im Nachhinein.
3.3.2 Soziale Kompetenz
Frau B. ist durchaus Kontaktfähig und nicht verschlossen. Sie geht auf andere zu, beschränkt
dies jedoch auf einen überschaubaren Personenkreis. Dieser beinhaltet vor allem
Wohngruppen- und Werkstattpersonal, sowie eine ältere Dame ihrer Gruppe die sie sozusagen
als „Mutterersatz“ ansieht (nach eigenen Angaben). Ihr Verhalten gegenüber Vorgesetzten
würde ich gut bzw. angepasst beschreiben. Auch bezüglich der sozialen Kontakte zeigte sie in
den vergangenen 3 Monaten deutliche Fortschritte. Laut Befundungsbogen des
Eingangsverfahrens war sie noch vor 3 Monaten ein Einzelgänger der kaum gruppenfähig
war. Mittlerweile ist sie durchaus teamfähig. In einem Selbsteinschätzungbogen gab sie die
21
Gruppenarbeit nicht als gehasste Arbeitsform an. Sie arbeitet in Arbeitsreihen, passt dort ihr
Tempo an die anderen Mitglieder an und akzeptiert deren Leistungen.
Ihre Kritikfähigkeit ist eingeschränkt, was sich daran zeigt, dass es ihr sichtlich schwer fällt
nach der Annahme von Kritik nicht das letzte Wort zu haben. Trotzdem geht sie Kritik nicht
aus dem Weg. Ihre eigene Kritik äußert sie selbstständig und angemessen.
Frau B. ist nur sehr bedingt Konfliktfähig, außer man bietet ihr einen Lösungsweg an. Bleibt
dies aus kreisen ihre Gedanken und sie findet keine passende Lösungsstrategie. Infolgedessen
beschäftigt sie sich sehr lange und kraftraubend mit einem Konflikt/Problem. Als Beispiel:
Vor einigen Wochen hatte sie einen handfesten Streit mit einer Mitbewohnerin ihrer Gruppe
bei dem ihre Gedanken stetig um das Problem mit dieser Mitarbeiterin kreisten ohne auch nur
nach einer Lösung zu suchen.
Ihren eigenen Willen und ihre eigenen Interessen versucht sie stets durchzusetzen. Diese
Fähigkeit ist teils sogar zu stark vorhanden, sodass ihr Verhalten schon fast trotzig wirkt.
Bedürfnisse weiß sie zu äußern, jedoch geschieht dies teils unadäquat ohne Beachtung der
allgemeinen Höflichkeitsregeln und mit einem sehr fordernden Ton.
Frau B. übernimmt während der Arbeit wenig Verantwortung wenn es um die Führung einer
Arbeitsreihe oder eine Gruppe geht. Nach eigenen Angaben möchte sie gerne Macht ausüben,
jedoch scheitert dies an ihrer fehlenden Konfliktfähigkeit.
Eines ihrer größten Probleme liegt in der Einhaltung und der Akzeptanz von Regeln und
Grenzen. Dies spiegelt sich vor allem in der Pünktlichkeit und ihrem häufigen fragen nach
Zigaretten außerhalb der vereinbarten „Rauchzeiten“.(Anmerkung: Sie bekommt ihre
Zigaretten von den Mitarbeitern zu festen Zeiten ausgeteilt, andere bekommt sie von anderen
Beschäftigten) Weitere Beispiele sind der übermäßige Kaffee- und Süßspeisenkonsum,
obwohl ihr hier von der Wohngruppe klare Grenzen gesetzt wurden.
Ihre Rücksicht und Toleranz gegenüber anderen Mitarbeitern ist völlig in Ordnung. Sie
akzeptiert Leistungen anderer und nimmt auf deren teils wesentlich stärkere Behinderung
Rücksicht.
3.3.3 kognitive Kompetenzen
Frau B. besitzt eine eingeschränkte Auffassung. Komplexe Aufgaben die sie allein bewältigen
soll bereiten ihr große Probleme, jedoch kann sie diese unter Anleitung und mit klarer
Struktur gut bewältigen. Einfache serielle Tätigkeiten die sich häufig wiederholen erfasst sie
schnell und zielstrebig. Verbale Anweisungen versteht sie und kann sie auch umsetzten.
Probleme bereitet ihr auch die Arbeitsplanung. Komplexere Arbeiten plant sie wenig
gedanklich vor sondern schreitet lieber schnell zur Tat. Sichtbar wird dies bei der Einrichtung
eines Arbeitsplatzes, bei der sie oft einzelne benötigte Materialien vergisst und nachträglich
hinzuholen muss.
Die Aufmerksamkeit und Konzentration ist bei Frau B. teils hoch und teils sehr gering,
abhängig von der jeweiligen Tätigkeit. Arbeiten die sie interessieren verfolgt sie mit teils
vorbildlicher Konzentration, wohin gegen für sie weniger interessante Arbeiten (monotone
Arbeiten) teils sehr schleppend und geprägt von Unterbrechungen verlaufen. Generalisierend
kann gesagt werden, dass sich Frau B. sehr leicht ablenken lässt und ihre bevorzugten
Tätigkeiten immer mit Abwechslung einhergehen. Konkret nimmt sie während eine eher
monotonen Montagearbeit jede Gelegenheit zur Abwechslung war(Rauchen, WC Gänge,
Suche nach anderen Mitarbeitern)
Frau B. besitzt nur wenige eigene Problemlösungsstrategien. Bei bestehenden Problemen
fährt sie sich oft in einem falschen Lösungsweg fest und kommt erst durch Gedankenanstöße
eigenständig auf einen anderen Lösungsweg.
Ihre Umstellungsfähigkeit von einer Tätigkeit auf eine völlig andere ist uneingeschränkt.
22
Ihre eigene Vorstellungskraft ist beschränkt. Arbeitsschritte und benötigte Werkzeuge kann
sie sich nur mit Mühe und teils mit Hilfe bildlich Vorstellen. Sie benötigt eine Niederschrift
ihrer bereits erfolgten Einfälle und Gedanken zu einer Planung um eine Art Gerüst zur
Verfügung zu haben. Erleichternd ist für sie die Arbeit mit anschaulichen Modellen.
Es ist ihr nicht möglich Bilder aus ihrer eigenen Vorstellung zu zeichnen, sie benötigt hierfür
immer eine Vorlage zum abzeichnen.
Die Kulturtechniken sind ihr möglich. Frau B. liest auch fortlaufende Texte ohne Probleme,
wohingegen sie beim Schreiben teilweise Rechtschreibdefizite aufweist. Ist sie sich beim
Schreiben unsicher fragt sie nach. Rechnen ist ihr im einfachen Rahmen (Regelschulniveau
ca. Klassenstufe 4-5) unter Hilfestellung und teils Visualisierungen möglich.
Das Sprachverständnis ist uneingeschränkt.
Die Fähigkeiten Lernen und Merken sind bei Frau B. nicht stark eingeschränkt. Sie merkt sich
zum Beispiel genauer Datumsangaben und Zahlen sehr gut. Ihre Grenzen sind durch ihre
festgefahrenen Denkweisen gesetzt.
3.3.4 Psychomotorische Merkmale
Frau B. besitzt einen stark geminderten Antrieb, der vor allem bei von ihr nicht selbst
gewählten Tätigkeiten zum Vorschein kommt (z.B. Montagearbeiten). Sie muss dann oft
motiviert/aktiviert werden. Folglich ist die Effektivität schwankend. Bei von ihr bevorzugten
Tätigkeiten wie Zeichnen oder Sägen an der Dekupiersäge ist ihr Antrieb normal bis fast
übersteigert.
Die Motorik (Grob- und Fein-) ist bei Frau B. im Rahmen ihrer Adipositas uneingeschränkt.
Anzumerken ist jedoch ihre sehr ausgeprägte mangelnde Motivation zur Bewegung
(bewegungsfaul).
Die Reaktionsfähigkeit ist unauffällig. Frau B. reagiert auf akustische, visuelle und taktile
Reize völlig adäquat. Folglich ist ihre Wahrnehmung nicht eingeschränkt.
3.3.5 Organisation der Arbeitsabläufe
Ihre Gruppenarbeitsfähigkeit hat sich wie bereits erwähnt in den letzten 3 Monaten seit dem
ganztätigen Aufenthalt im Berufs-Bildungs-Bereich stark verbessert. Wie erwähnt war sie
anfänglich ein Einzelgänger der aber mittlerweile gerne in der Gruppe arbeitet. Eine Fremdoder Eigengefährdung durch unsachgemäße Handhabung von Materialien ist am
Gruppenarbeitsplatz nicht gegeben.
Die Einzelarbeit stellt für Frau B. kein Problem dar. Sie ist nicht auf stetigen persönlichen
Kontakt angewiesen. In der Einzelarbeit kann sie sich sichtlich besser Konzentrieren weil
Aspekte/Reize die wesentlich zu ihrer Ablenkung beitragen weniger präsent sind (z.B. andere
Gruppenmitglieder).
23
3.3.6 Kurzbeschreibung der Tätigkeiten
Montagetätigkeiten
Der Berufs-Bildungs-Bereich zeichnet sich dadurch aus, dass in ihm im Gegensatz zu den
Montagen wesentlich weniger Auftragsdruck herrscht. Dennoch werden die üblichen
Montagearbeiten ausgeführt, im Hinblick auf eine Umfassende Erfahrungsvermittlung.
Zu den Aufgaben an deren Fertigung auch Frau B. beteiligt war zählen:
 Spitzer verpacken
o 20 Einzelspitzer in eine Schachte sortieren und diese schließen
 Schachteln falten
o für die spätere Verwendung in einer Fabrik für Kugellager
 Figuren für den Hauseigenen Werkstattladen kleben
o Feder an Kopf und Aufhängering befestigen
o Füße und Beine ankleben
 Faltarbeiten
o Auftrag einer externen Firma
o Flyer für die hauseigene Kickerproduktion
 Kontrolltätigkeit
o Produktionsnummer kontrollieren und ggf. Aussortieren (Nr.4)
 Entfernung der Schleifen an Plüschbären
o Mithilfe einer Trennadel bzw. Schere
Zusätzlich werden auch kreative Arbeiten gefertigt, die entweder für den BBB, Frau. B selbst
oder andere Mitarbeiter bestimmt waren. Hierzu zählen Arbeiten mit Holz (z.B. Mobiles),
Papier (z.B. Geburtstagkarten) und Wolle (z.B. Sitzkissen weben mit Stäbchenwebrahmen)
3.3.7 Beschreibung der Arbeitsausführung
Die Ausdauer von Frau B. ist stark vermindert. Bei uninteressanten und/oder monotonen
Tätigkeiten benötigt sie häufig Anstoß. Konkret äußert sich dies durch häufiges pausieren und
das häufige fragen nach einer Zigarette auch außerhalb der abgemachten Zeiten. In letzter Zeit
bemüht sich Frau B. jedoch zunehmend sich in diesem Punkt zu bessern, sicherlich auch mit
dem Hintergedanken einer Verlegung auf eine offene Wohngruppe. In der Vergangenheit war
ihre Ausdauer so herabgesetzt das sie Tätigkeiten häufig nicht zu Ende geführt hat.
Das Arbeitstempo von Frau B. stufe ich im Vergleich zum Durchschnittstempo der anderen
Beschäftigten, bei gleicher Qualität als erhöht bzw. schnell ein.
Auch ihre Kritische Kontrolle der eigenen Arbeit ist sehr schwanken und von Tätigkeit zu
Tätigkeit unterschiedlich. Bei kreativen Arbeiten die ihr Spaß machen ist sie teilweise fast
perfektionistisch (Sägen an der Dekupiersäge) wohingegen sie beim Schleifen sehr
Nachlässig ist was die Qualität angeht. Auf von ihr gemeisterte Aufgaben ist sie Stolz,
vergleicht dieser auch mit anderen und stellt Unterschiede fest.
Die Verantwortung die in Frau B. gesetzt und widergespiegelt wird ist nicht sehr hoch, da ihre
Zuverlässigkeit mangelnd ist. Dies ist Frau B. durchaus bewusst und sie möchte an diesem
Problem arbeiten.
Ein sichtliches Problem stellt für Frau B. die Ordnungsbereitschaft dar. Ihren Arbeitsplatz
räumt sie nach beendeter Arbeit nur seltenst von allein auf. Nach vorheriger Aufforderung
räumt sie meist etwas widerwillig auf und dann auch nur sehr lapidar und oberflächlich. Zur
Ordnungsbereitschaft delegiert sie gerne andere Mitarbeiter. Die herabgesetzte
Ordnungsbereitschaft bringe ich auch mit ihrer fehlenden Regelakzeptanz in Verbindung.
24
Problematisch ist bei Frau B. auch die Pünktlichkeit, wobei dieses Problem vor einiger Zeit
noch wesentlich präsenter war. Trotzdem würde ich die Pünktlichkeit weiterhin als
schwankend bezeichnen.
Frau B. handelt durchaus selbstständig. Im Rahmen eines gegebenen Arbeitsauftrages kann
sie Teilaufgaben eigenverantwortlich initiieren und durchführen. Bei Entscheidungsfindungen
ist sie jedoch zurückhaltend. In Leerlaufräumen beschäftigt sie sich selbstständig mit
kreativen Kurzarbeiten wie Geburtstagkarten bemalen.
Die Sorgfalt mit der Frau B. arbeitet hat sie in letzter Zeit enorm Verbessert. Sie kann
Arbeiten entsprechend der Vorgabe ausführen, jedoch unterliegt die Sorgfalt bei ihr auch der
Tätigkeitsart und ihrer Tagesform und somit ihrer ausgeprägten Sprunghaftigkeit. Ihre
Sprunghaftigkeit war vor einigen Monaten noch so ausgeprägt, das sie jegliche Arbeiten
angefangen doch nie beendet hat.
4. Behandlungsplanung
4.1 Zielsetzung
4.1.1 Zusammenfassung der Stärken und Defizite
Stärken:








Aufgeschlossene und freundliche Art
Offen für neue Arbeiten - Umstellungsfähigkeit
Frau B. ist mobil und orientiert
Krankheitseinsicht (zeitweise)
Kulturtechniken Lesen, Scheiben, Rechnen
Rücksicht und Toleranz gegenüber anderen
großes Interesse an kreativen Arbeiten
gute Feinmotorik
Defizite:









verminderter Antrieb
verminderte Ausdauer/Durchhaltevermögen
Starke Adipositas
Unpünktlichkeit
Regelakzeptanz
Vorstellungsvermögen
Niedrige Konzentration und Aufmerksamkeit
utopische Zielvorstellungen
Sprunghaftigkeit
4.1.2 Zielvorstellung der Patientin
Das selbsternannte Ziel von Frau B. ist die Erlangung größtmöglicher Selbstständigkeit und
ein fester Arbeitsplatz. Konkret möchte sie die geschlossene Wohngruppe baldmöglichst
verlassen, eine offene Wohngruppe beziehen und später sogar in der Außenwohngruppe
leben. Ihre Zielvorstellungen sind schwankend und teils sehr utopisch.
25
4.1.3 Rehabilitationsziel
Die Patientin erlangt größtmögliche Selbstständigkeit unter Einhaltung von ausgemachten
Regeln und Grenzen, lernt dabei ihre Fähig- und Fertigkeiten kennen, findet den für sie
passenden Arbeitsplatz innerhalb der Werkstatt und bezieht einen Wohnplatz auf einer
offenen Wohngruppe.
4.1.4 Ergotherapeutische Zielsetzung
Grobziel: Verbesserung der Ausdauer und Konzentration
Feinziele:
-Frau B. arbeitet mindestens 30 Minuten ohne wesentliche
Unterbrechung
-Frau B. arbeitet mindestens 15 Minuten an einer für sie uninteressanten
Tätigkeit
-Frau B. lässt sich weniger leicht durch Unwesentliches ablenken
-Frau B. beendet angefangene Arbeiten
-Frau B. folgt der theoretischen Unterweisung Peddigrohr aufmerksam
über 10 Min.
Grobziel: Verbesserung des Vorstellungsvermögens/Handlungsplanung
Feinziele:
-Frau B. findet selbst Lösungswege für ein Problem
-Frau B. kann ohne Vorlage eine Schablone entwerfen
-Frau B. weiß vor einer Arbeit welche Werkzeuge sie benötigt
-Frau B. kann eine Schrittweise Anleitung für eine Arbeit erstellen
-Frau B. richtet ihren Arbeitsplatz selbst ein
-Frau B. macht sich Gedanken über Sicherheit an der Bandsäge
-Frau B. stellt Transfer zwischen Korbflechten und Kissenweben her
-Frau B. analysiert ein Bodenkreuz
Grobziel: Frau B. akzeptiert Regeln und Grenzen
Feinziele:
-Frau B. erscheint pünktlich in der Werkstatt
-Frau B. holt sich nur zu Pausenzeiten Kaffee
-Frau B. räumt ihren Arbeitsplatz nach Beendigung einer Arbeit
ordentlich auf
-Frau B. raucht nur in den abgemachten „Rauchzeiten“
Grobziel: Verbesserung der Kontakt-/Kommunikationsfähigkeit
Feinziele:
-Entstehung eines guten Patient-Therapeuten Verhältnisses
-Frau B. gewinnt Vertrauen in den Therapeuten
-Frau B. kann sich ungehemmt mitteilen
-Frau B. lässt sich auf die persönliche Gesprächssituation ein
Grobziel: Verbesserung der Reflexionsfähigkeit
Feinziel:
-Frau B. kann über ihre Arbeiten reflektieren
-Frau B. erkennt Probleme die ihr eine Arbeit bereitet hat
Grobziel: Kennen lernen und Benutzen neuer Werkzeuge und Werkmittel
Feinziele:
-Frau B. lernt die Handhabung der Bandsäge kennen
26
-Frau B. lernt die für sie neue Technik Peddigrohr kennen
-Frau B. beherrscht die Technik „Zäunen“
-Frau B. fertigt ein Bodenkreuz für einen Korbuntersetzer
(-Frau B. stellt einen Korbuntersetzer her)
4.2 Therapieplanung
4.2.1 begründete Therapiemethoden
Als Therapiemethoden kommt bei Frau B. die Kompetenzzentrierte Methode zum Einsatz, da
ich ihr so eine konkrete Aufgabe stellen kann, mit der die oben genannten Ziele verfolgt
werden können und mit der sie ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten schule/ausbauen kann. Da
Frau B. im Vorfeld den Wunsch äußerte neue Techniken kennen zu lernen und ein Geschenk
für den Geburtstag eines Mitarbeiters ihrer Wohngruppe fertigen wollte bietet sich diese
Methode besonders an.
„Die Kompetenzzentrierte Methode umfasst einen ergebnisorientierten Ansatz mit
prozesshaften Anteilen, bei denen der Patient ausgewählte handwerkliche, alltags- oder
freizeitbezogene Techniken oder Übungen zum motorischen, sozialen oder kognitiven
Training ausführt. Um verloren gegangen oder nicht vorhandene Fähigkeiten und Fertigkeiten
(wieder-)zu erlangen und zu üben. Dies kann in der Einzeltherapie oder innerhalb einer
Gruppe geschehen. Nach Absprache mit dem Patienten wird eine Aufgabenstellung
entwickelt, bei deren Durchführung sich die angestrebten Fähigkeiten und Fertigkeiten
trainieren lassen.“
(lt. Lv. 7, S.331)
Vorgehen: (lt. Lv. 4,163f)
Der Therapeut…
 …gibt dem Patienten eine konkrete Aufgabe oder regt ihn zu eigener Entscheidung
an.
 …bespricht mit dem Patienten gemeinsam z.B. die Arbeitsphasen, Pausen und
Ziele (Arbeitsbündnis).
 …unterstützt und korrigiert den Patienten bei seinen Handlungen.
 …reflektiert mit ihm, ob die Ziele erreicht wurden, macht Fort- und Rückschritte
transparent und erarbeitet mit ihm Problemlösungsstrategien und das weitere
Vorgehen.
Ziele der Kompetenzzentrierten Methode: (lt. Lv. 4, S.163.ff)
 Verbesserung der Handlungsplanung und -ausführung,
 Beherrschung von instrumentellen Fertigkeiten (Umgang mit Werkzeug,
Maschinen),
 Steigerung der Frustrationstoleranz
 Verbesserung der Selbsteinschätzung mit der Bereitschaft, Fehler zu korrigieren,
 Übernahme von Verantwortung,
 Steigerung der psychischen und physischen Belastbarkeit,
 Verbesserung der Geschicklichkeit und Fingerfertigkeit,
 Förderung der Eigenständigkeit, Verlässlichkeit und Sorgfalt,
 Steigerung von Konzentration und Ausdauer,
 Auseinandersetzung mit eigenen Wünschen und Bedürfnissen,
 Ablenkung von Konflikten,
27



Selbständige Übernahme bestimmter Aufgaben,
Erhöhung der Zuverlässigkeit bei der Erfüllung von Aufträgen,
Förderung der Kontaktfähigkeit
4.2.2 begründete Therapiemittel
Das Einzel- und Anamnesegespräch stellt den Einstieg in die Kontaktaufnahme zur Patientin
dar. Es soll die Grundlage für eine vertrauensvolle Atmosphäre schaffen und in diesem
Rahmen ein persönliches Gespräch über die Lebens- und Krankheitsgeschichte von Frau B.
ermöglichen.
Als Therapiemittel für einen Teil meiner Einheiten mit Frau B. Verwendete ich Holz, da es
ein sehr großes Spektrum an gestalterischen Möglichkeiten bietet. Es kann für
unterschiedlichste Zwecke eingesetzt werden.
 Entwicklung bzw. Steigerung der Kreativität
 Verbesserung des räumlichen Vorstellungsvermögens
 Steigerung der Sorgfalt
 Verbesserung der
Handlungsplanung durch gedankliche Vorwegnahme
Arbeitsschritten in der korrekten Reihenfolge (Erstellen eines Leittextes)
 Erwerb von Kenntnissen im Umgang mit dem Werkstoff, Werkzeugen und Maschinen
 Steigerung der Konzentration durch häufigen Tätigkeitswechsel
Holz bietet bei der Bearbeitung die Möglichkeit, Arbeitsschritte ohne Probleme getrennt
voneinander zu beüben, außerdem kann durch entsprechende Planung des Vorgehens eine
Über oder Unterforderung vermieden werden. Die Arbeit mit Holz kann in den meisten
Phasen unterbrochen, sodass die Arbeit bei unerwarteten Zwischenfällen(z.B. Umschlagende
Stimmung, starker Konzentrationsabfall) jederzeit beendbar bzw. unterbrechbar ist.
Im anderen Teil meiner Einheiten mit Frau B. entschied ich mich für die Verwendung von
Peddigrohr. Peddigrohr bietet vor allem in der Phase des Erlernens nur wenig gestalterische
Möglichkeiten, aber trotzdem kann Werkstücken durch die verwendete Technik oder den
Randabschluss eine persönliche Note gegeben werden. Dennoch kann Peddigrohr für die
Unterschiedlichsten Zwecke eingesetzt werden.
 Erwerb von Kenntnissen im Umgang mit dem Werkstoff und verwendeten
Werkzeugen
 Steigerung der Kontinuität
 Steigerung der Ausdauer
 Zentrierung der Gedanken
 Steigerung der Sorgfalt
 Schnelles Erfolgserlebnis
 strukturierter Arbeitsablauf
 einfach zu erlernen
Wie auch bei Holz ist die Arbeit in nahezu allen Arbeitsstadien unterbrechbar und später
fortsetzbar. Somit bietet sie auch weniger ausdauernden Patienten die Möglichkeit der
Ausübung. Eindeutige Vorteile der schnell zu erlernenden Technik sind ein strukturierter
Arbeitsablauf und vor allem das schnelle Erfolgserlebnis.
28
Für die Planungsphasen verwendete ich das Therapiemittel Papier und Pappe. Papier bietet
unter Verwendung eines Bleistifts die Möglichkeiten von Aufzeichnungen die reversibel sind
und somit nicht wie beim Sägen von Holz ein Endgültiges Ergebnis darstellen. Auch Papier
bietet ein breites Spektrum an gestalterischen Möglichkeiten die jedoch im vorliegenden nicht
relevant sind, da das Papier nur als Medium für Aufzeichnungen und Planungen verwendet
wurde.
4.2.3 begründete Sozialform
Die Therapieeinheiten mit Frau B. werden im Rahmen der Einzeltherapie abgehalten.
Die Einzeltherapie ermöglicht es, in einem abgegrenzten Werkstattbereich klientenzentriert
zu arbeiten. Diese Zweier-Situation ermöglicht eine direkte und ungestörte Kontaktaufnahme
und schafft rasch eine intimere Atmosphäre. Patient und Therapeut können sich
weitestgehend ohne Einflüsse von außen auf den Therapieprozess konzentrieren,
Schwierigkeiten können sofort geklärt, die richtige Hilfestellung erteilt werden. Der
Therapeut kann dem Patienten direkt Rückmeldung geben und Bedingungen, die
gegebenenfalls ungünstig geworden sind, verändern.
Vorteile der Einzeltherapie bei Frau B:
 der Therapeut kann sie besser und schneller kennen lernen
 Unsicherheit und Misstrauen werden rascher abgebaut
 der Therapeut kann sich den Fähigkeiten und Schwierigkeiten besser annehmen
 die Patientin erhält vom Therapeuten in der 1:1 Situation mehr Zuwendung und
Anerkennung als in der Gruppe
 Leistungsvergleiche der Patientin mit anderen fallen weg
 weniger ablenkende Faktoren
Bei einem Einzelgespräch, welches in der Anamnese angewandt wurde arbeitet der Therapeut
alleine mit dem Patienten in einem separaten Raum und wird dadurch zu einer direkten
Bezugs- und Vertrauensperson. Die Arbeit in einem separaten Raum schafft eine ungestörte
Situation, in der die Patientin ungehemmt und offen über ihre Geschichte sprechen kann. Der
Therapeut kann sich voll und ganz auf das Gespräch einlassen und konzentrieren.
4.3 Bisheriger Therapieverlauf
1. Therapieeinheit – Anamnesegespräch (20.06.05 - 13:00-14:00 ca. 60 Min.)
Sozialform: Einzeltherapie (siehe 4.2.3.)
Therapiemethode: kompetenzzentrierte Methode (siehe 4.2.1.)
Therapiemittel: Einzelgespräch
Ziele:
Grobziel: Verbesserung der Kommunikation und Kontaktfähigkeit
Feinziele:
-Entstehung eines guten Patient-Therapeuten Verhältnisses
-Frau B. gewinnt Vertrauen in den Therapeuten
-Frau B. kann sich ungehemmt mitteilen
-Frau B. lässt sich auf die persönliche Gesprächssituation ein
29
Nachdem mir bekannt war, wer mein Sichtstundenpatient wird bat ich Frau B. zu gegebenen
Zeitpunkt um ein persönliche Gespräch in einem Nebenraum, dem sie bereitwillig zustimmte.
Im Vorfeld zur Anamnese informierte ich sie über die Sachlage das Ergotherapeuten in
Ausbildung in Anwesenheit einer Lehrkraft eine Sichtstunde ableisten müssen. Auf meine
Frage hin ob sie einverstanden wäre für diese Sichtstunde meine Patientin zu sein stimmte sie
erfreut zu. Im Folgenden klärte ich sie darüber auf, dass ich im Rahmen meiner Sichtstunde
eine Anamnese erheben muss aber alle von ihr geschilderten Daten und Erzählungen einem
strengen Datenschutz unterstehen und nichts an 3. weitergegeben wird.
Durch die intime Atmosphäre gelang es Frau B. sehr schnell sich auf ein tiefer gehendes
Gespräch einzulassen. Bereitwillig beantwortete sie mir alle meine Fragen und es entwickelte
sich eine sehr angenehme Stimmung mit der ich nicht gerechnet hätte. Frau B. zeigte sich sehr
Einsichtig was ihr damaliges Leben und ihre Krankheit betrifft. Im Gesprächsverlauf betonte
sie mehrmals wie gut es ihr gehe seit sie in der Einrichtung lebt. Sichtlich betroffen zeigte sie
sich über die Situation des offensichtlichen Desinteresses ihrer Familie.
Reflexion:
Mit ihrer Offenheit war sie mir eine sehr große Hilfe, nicht nur was die soziale, sondern auch
die medizinische Anamnese anging. Ich war erstaunt wie genau sie über den Verlauf ihrer
Krankheit und den damit verbunden Krankenhausaufenthalten informiert war. Beim späteren
Gespräch mit einer Heilerziehungspflegerin/Mitarbeiterin ihrer Wohngruppe und dem
Studium der Hausakte stellte ich fest das alle Daten die sie mir in unserem Gespräch mitteilte
der exakt Wirklichkeit entsprachen. Im Hinblick auf meine festgelegten Ziele war dieses
Anamnesegespräch ein voller Erfolg.
2. Therapieeinheit – Planung und Entwurf für eine eigenen Holzarbeit (21.04.05 – 8:55-9:40
ca. 45 Min.)
Sozialform: Einzeltherapie (siehe 4.2.3.)
Therapiemethode: kompetenzzentrierte Methode (siehe 4.2.1.)
Therapiemittel: Papier&Bleistift und Pappe zur Planung und für einen Entwurf, diverse
Vorlagen
Ziele:
Grobziel: Verbesserung des Vorstellungsvermögens/Handlungsplanung
Feinziele:
-Frau B. kann ohne Vorlage eine Schablone entwerfen
-Frau B. weiß vor einer Arbeit welche Werkzeuge sie benötigt
-Frau B. richtet ihren Arbeitsplatz selbst ein
Grobziel: Verbesserung der Ausdauer und Konzentration
Feinziele:
-Frau B. arbeitet mindestens 30 Minuten ohne wesentliche
Unterbrechung
-Frau B. lässt sich weniger leicht durch Unwesentliches ablenken
-Frau B. beendet angefangen arbeiten
Grobziel: Frau B. akzeptiert Regeln und Grenzen
Feinziele:
-Frau B. erscheint pünktlich in der Werkstatt
-Frau B. holt sich nur zu Pausenzeiten Kaffee
-Frau B. räumt ihren Arbeitsplatz nach Beendigung einer Arbeit
ordentlich auf
30
-Frau B. raucht nur in den abgemachten „Rauchzeiten“
Grobziel: Verbesserung der Reflexionsfähigkeit
Feinziel:
-Frau B. kann über ihre Arbeiten reflektieren
-Frau B. erkennt Probleme die ihr eine Arbeit bereitet hat
Geplanter Verlauf:
Anfangsphase (ca. 5 Min.)
Ich werde mit Frau B. in den hinteren Teil des BBB gehen, einen Ordner und ein Buch mit
Arbeitsvorlagen nehmen wir aus dem Büro mit.
Aktionsphase (ca. 35 Min.)
Ich zeige Frau B. den Ordner und das Buch mit Ideenvorschlägen für Holzarbeiten und bitte
sie, sich etwas auszusuchen. Wenn sie sich für ein Werkstück entschieden hat rege ich sie
dazu an, das eben Ausgesuchte mit eigenen Ideen zu verknüpfen.
Im Anschluss daran soll Frau B. damit beginnen, selbstständig eine Schablone für die spätere
Übertragung auf Holz zu fertigen. Alle dazu benötigten Materialien und Werkzeuge soll sie
sich an den Arbeitsplatz holen. Bei der Planungs- und Überlegungsarbeit stehe ich höchsten
stützend zu Seite, greife aber nicht aktiv ein.
Falls noch genügend Zeit bleibt mache ich mit ihr ein schriftliches „Brainstorming“ für die
folgende Holzarbeit.
Schlussphase (ca. 5 Min.)
Frau B. soll ihren Arbeitsplatz und die verwendeten Materialien und Werkzeuge möglichst
ohne viel Aktivierung meinerseits aufräumen und eventuell entstehenden Müll in die dafür
vorgesehen Eimer werfen. Nach Abschluss der Aufräumarbeiten reflektiere ich zusammen mit
ihr über die geschaffte Arbeit.
Tatsächlicher Verlauf:
Anfangsphase (ca. 5 Min.)
Die Anfangsphase verlief ohne Abstriche nach Planung
Aktionsphase (ca. 35 Min.)
Als ich Frau B. das Buch und den Ordner mit Ideen für Holzarbeiten zeigte begann sie sofort
interessiert darin zu blättern. Während des Durchsehens steckte sie sich 2-mal sehr utopische
Ziele, von sehr aufwendigen Werkstücken die sie darin sah. Ich regte sie an sich etwas
auszusuchen was in den Rahmen von wenigen Stunden passen soll und nicht mehrere Tage an
Zeit verschlingen würde. Letztendlich viel ihre Wahl auf eine Tulpe aus Holz, was sie auch
schnell mit einem Verwendungszweck verband(Geschenk für eine Mitarbeiterin). Mit der
schon vorhandenen Vorlage wollte sie sofort anfangen mit den Sägearbeiten. Ich bremste
ihren Tatenzwang und fragte ob die wisse welche Blumen besagter Mitarbeiterin besonders
gefallen würde. Ihr kam nach kurzem Überlegen der Einfall dass sie Sonnenblumen sehr
möge. Gleich im Anschluss fing sie an nach einer Vorlage für eine Sonnenblume zu suchen
und fragte auch nach ob es eine gäbe. Die Frage verneinte ich und fragte sie ob sie nicht selbst
eine Sonnenblume gestalten wolle. Nach kurzem Zögern meinte sie, sie könne keine selbst
zeichnen und fragte nach einer Bildlichen Vorlage einer Sonnenblume. Ich überzeugte sie von
ihrem Geschick zu Zeichnen und sie solle sich alle benötigten Materialien und Werkzeuge
holen es au dem Gedächtnis versuchen. Aus dem Lager holte sie sich etwas Karton und eine
Bleistift, vergas aber Radiergummi und Schere. Auf meine Frage hin was währe wenn sie sich
vermalt und was im Anschluss mit der Schablone geschehen soll bemerkte sie was fehlte.
31
Etwas wiederwillig begann sie auf den zuvor besorgten Karton mit dem Zeichnen einer
Sonnenblumenblüte. Nach nur einem Fehlversuch war sie mit ihrem Versuch zufrieden und
begann mit dem Ausschneiden.
Da nach Abschluss dieser Arbeit noch Zeit genug war fragte ich sie, welche Werkzeuge sie
für die nachfolgende Holzarbeit benötigt. Sie begann zögerlich und nachdenklich mit der
Aufzählung. Nach der Wiederholten Nennung einiger Werkzeuge fragte ich sie ob sie sich
vorstellen könne, dass es ihr leichter fallen würde, wenn sie sich bereits genannte Werkzeuge
auf Papier notieren würde. Dies bejahte sie und begann mit dem Notieren. Mit einiger
Hilfestellung gelang es ihr dann, alle Werkzeuge für die folgende Arbeit zu notieren.
Schlussphase (ca. 5 Min.)
Da es zum Ende der Therapieeinheit auf die Pause zuging fragte sie nach der Beendigung der
Aktions-/Arbeitsphase gleich nach ihrer Zigarette und wollte gehen. Auf meine Nachfrage ob
sie ihren Arbeitsplatz so verlassen wolle lenkte sie ein und begann mit den Aufräumarbeiten.
Diese erledigte sie schnell und nach Erinnerung auch recht gründlich. Die geplante Reflexion
erfolgte ihrerseits nur sehr kurz, es gefalle ihr ganz gut.
Reflexion:
Im Vorfeld war ich etwas skeptisch ob sich Frau B. auf meinen Vorschlag einlassen würde
eine eigene Schablone zu entwerfen oder ob sie sich auf ein gesehenes Werkstück festlegen
und nicht mehr davon ablassen würde. Zum Glück war dies nicht der Fall. In diesem Fall
hätte ich versucht sie mit mehr Denkanstößen zum eigenständigen Überlegen anzuregen.
Ein Abgleich mit den gesteckten Zielen ist bereits im „tatsächlichen Verlauf“ gegeben. Die
Ziele wurden mit teils kleinen Abstrichen während der Stunde erreicht. Problematisch war
wie vorherzusehen ihre Ordentlichkeit beim Aufräumen, die kurze Reflexion kann auch auf
die bereits nahe stehende Pause zurückgeführt werden, kann aber auch durchaus in Bezug zur
abreißenden Ausdauerspanne gesehen werden.
3. Therapieeinheit – Erstellung einer Schritt für Schritt Anleitung und Beginn der
Sägearbeiten (22.04.05 - 8:10–9:10 ca. 60 Min.)
Sozialform: Einzeltherapie (siehe 4.2.3.)
Therapiemethode: kompetenzzentrierte Methode (siehe 4.2.1.)
Therapiemittel: Papier&Bleistift zur Erstellung der Anleitung, Holz, Blumenvorlage,
Bandsäge, Dekupiersäge
Ziele:
Grobziel: Verbesserung der Ausdauer und Konzentration
Feinziele:
-Frau B. arbeitet mindestens 30 Minuten ohne wesentliche
Unterbrechung
-Frau arbeitet mindestens 15 Minuten an einer für sie uninteressanten
Tätigkeit
-Frau B. lässt sich weniger leicht durch Unwesentliches ablenken
-Frau B. beendet angefangen arbeiten
Grobziel: Verbesserung des Vorstellungsvermögens/Handlungsplanung
Feinziele:
-Frau B. findet selbst Lösungswege für ein Problem
-Frau B. weiß vor einer Arbeit welche Werkzeuge sie benötigt
-Frau B. kann eine Schrittweise Anleitung für eine Arbeit erstellen
-Frau B. richtet ihren Arbeitsplatz selbst ein
32
-Frau B. macht sich Gedanken über Sicherheit an der Bandsäge
Grobziel: Frau B. akzeptiert Regeln und Grenzen
Feinziele:
-Frau B. erscheint pünktlich in der Werkstatt
-Frau B. holt sich nur zu Pausenzeiten Kaffee
-Frau B. räumt ihren Arbeitsplatz nach Beendigung einer Arbeit
ordentlich auf
-Frau B. raucht nur in den abgemachten „Rauchzeiten“
Grobziel: Verbesserung der Reflexionsfähigkeit
Feinziel:
-Frau B. kann über ihre Arbeiten reflektieren
-Frau B. erkennt Probleme die ihr eine Arbeit bereitet hat
Grobziel: Kennen lernen und Benutzen neuer Werkzeuge und Werkmittel
Feinziele:
-Frau B. lernt die Handhabung der Bandsäge kennen
Geplanter Verlauf:
Anfangsphase (ca. 5 Min.)
Ich werde mit Frau B. wieder in den hinteren Teil des BBB gehen. Wir nehmen am dortigen
Tisch platz und reflektieren nochmals kurz die gestrige Arbeit.
Aktionsphase (ca. 45 Min.)
Ich plane die Aktionsphase bewusst länger ein, da es sich um eine von Frau B. selbst
ausgesuchte Arbeit handelt bei der sie erfahrungsgemäß eine längere Ausdauer aufzeigt. Für
die Anleitung plane ich ca. 25 Minuten ein, da sie der Hauptteil dieser Therapieeinheit sein
soll. Ich plane die Sägearbeiten noch in dieser Therapieeinheit zu beginnen, da Frau B. schon
am Vortag stetig fragte „ob wir morgen mit der Sonnenblume beginnen“. Hätte ich dies
gestern verneint und würde es auch am Anfang dieser Therapieeinheit verneinen, könnte es
sein, das sich Frau B. nicht auf die Erstellung einer Anleitung einlässt.
Direkt im Anschluss an die Reflexion der gestrigen Arbeit schlage ich ihr vor, den
Arbeitsablauf vor der praktischen Arbeit schriftlich zu fixieren um ein besseres Gerüst zur
Verfügung zu haben. Falls sie nicht damit einverstanden ist, versuche ich zu erklären das es
für nachfolgende und vor allem für stärker eingeschränkte Mitglieder des BBB sicher
hilfreich wäre, wenn sie zu der von Frau B. gestalteten Schablone eine gut strukturierte
Anleitung haben würden.
Im Falle ihre Zustimmung bitte ich sie, sich alle benötigten Materialien für die Erstellung der
Anleitung zu besorgen.
Anschließend beginnt sie mit dem ersten Schritt ihrer Anleitung. Bei der Erörterung der
aufeinander folgenden Arbeitsschritte unterstütze ich sie nur wenn sie nicht selbst einen
Lösungsweg bzw. den nächsten Schritt findet und dann auch nur „lenkend“ und nicht
„einsagend“.
Mit dem Übertrag von Schablone zur Holzplatte dürfte Frau B. keinerlei Probleme haben.
Darauf folgend schlage ich Frau B. vor die Bauteile erst grob mit der Bandsäge zuzusägen.
Eventuelle Zweifel ihrerseits versuche ich durch Vermittlung von Sicherheitsbestimmungen
zu verflüchtigen. Die Sicherheitsbestimmungen versuche ich mit ihr gemeinsam zu erörtern
(z.B. Haare zusammenbinden). Falls sie alles sehr schnell erfasst und auch sägt, beginnt sie
noch mit dem „Feinzuschnitt“ ihrer Blume an der Dekupiersäge bis zu Ende der
Aktionsphase.
33
Schlussphase (ca. 10 Min.)
Frau B. soll ihren Arbeitsplatz, die verwendeten Materialien, Werkzeuge, entstandene Späne
und Holzreste möglichst ohne viel Aktivierung meinerseits aufräumen und entsorgen. Nach
Abschluss der Aufräumarbeiten reflektiere ich zusammen mit ihr über die geschaffte Arbeit.
Ich erhoffe mir durch die längere Schlussphase diesmal eine bessere Reflexion.
Tatsächlicher Verlauf:
Anfangsphase (ca. 5 Min.)
Frau B. erschien mit etwa 5 Min. Verspätung im BBB. Sie wirkte etwas „außer Atem“,
weshalb es ihr etwas schwer viel nochmals über die gestrige Arbeit zu reflektieren. Die
Reflektion verlief aber diesmal erfreulicher. Frau B. betonte mehrmals wie stolz sie auf ihre
gelungene Vorlage sei.
Aktionsphase (ca. 45 Min.)
Auf meinen Vorschlag hin, eine Schrittweise Anleitung zu erstellen reagierte Frau B. im
ersten Moment ablehnend, stand auf und meinte sie wolle lieber sofort mit Sägen beginnen.
Ich versuchte sie daraufhin wie schon in der Planung angegeben zu überreden, was von Erfolg
gekrönt war. Anschließend holte sie selbstständig alle zur schriftlichen Fixierung
notwendigen Materialien aus eigenem Antrieb. Mit leicht lenkenden und ideenanregenden
Hilfestellungen gelang es ihr die Anleitung zu erstellen. Probleme hatte sie teilweise alle für
einen Schritt benötigten Werkzeuge und Werkmittel aufzuzählen, jedoch weniger mit den
Schritten an sich. Sie beendete die Anleitung etwas schneller als geplant nach etwa 20
Minuten.
Nach dem Übertragen der Schablone auf eine Holzplatte fragte ich Frau B. wie sie jetzt mit
dieser großen Platte an der Dekupiersäge arbeiten wolle. Nach kurzem Zögern kam ihr der
Einfall die Blume erst grob vorzusägen, den Einfall dies mit der Bandsäge zu tun hatte sie
jedoch nicht, sie wollte es mit der Dekupiersäge machen. Ich wies sie daraufhin vorsichtig auf
die Bandsäge hin. Sie zeigte wenig Anzeichen von Angst und wollte sofort loslegen, was ich
jedoch bremste. Ich zeigte ihr die Säge und fragte sie was sie sich an möglichen Unfällen mit
der Bandsäge vorstellen könne. Durch ihre Aufzählungen erörterten wir Schritt für Schritt
zusammen alle möglichen Sicherheitsrisiken. Im Anschluss daran sägte sie ihre Bauteile
korrekt, sicher und unter Beachtung aller Sicherheitsbestimmungen grob zu.
Da noch etwas Zeit war und Frau B. sehr motiviert und voller Tatendrang war gestatte ich ihr
noch mit dem Sägen an der Dekupiersäge zu Beginnen. Die Zustimmung verband ich mit
einem leichten Wink in Richtung des späteren Aufräumens, was sie mit positiv bestätigte.
Schlussphase (ca. 10 Min.)
Als ich Frau B. bescheid gab, dass es an der Zeit währe die Arbeit einzustellen tat sie das
sofort und begann ohne Widerwillen mit Aufräumarbeiten an beiden Sägen. Das Ergebnis war
diesmal durchaus passabel. Auf ihre Frage ob wir jetzt fertig seien bat ich sie sich noch mal
zu setzten und mit mir über das eben geschaffte zu sprechen. In der Reflexion gestand sie sich
ein, dass es doch gut war eine Anleitung zu erstellen. Weiterhin war sie stolz auf ihren
Entwurf.
Reflexion:
Über das Einlenken bei der Erstellung, das Durchhalten und vor allem ihre Einsicht im
Reflexionsgespräch hinsichtlich der Anleitung habe ich mich sehr gefreut.
Zwar kam Frau B. diesmal etwas zu spät, dennoch bin ich summierend mit ihren Leistungen
zufrieden. Sie schaffte es eine für sie schwere Arbeit (Anleitung erstellen) ausdauernd und
konzentriert zu bewerkstelligen. Während der gesamten Stunde fragte sie nicht nach
34
Zigaretten und stellte am Ende sogar erstaunt fest, das sie die 9:00 Rauchpause glatt vergessen
hat.
Anfallende Probleme hat sie mit geringer Hilfestellung weitestgehend selbstständig gelöst,
was ihr sicher auch ein kleines Stück Freude bereitet hat. Ablenkende Umstände waren nicht
gegeben.
Über ihre gestrige und die heute Arbeit hat sie etwas reflektiert, wenn auch nur nach
Aufforderung.
4. Therapieeinheit – Einführung Peddigrohr (25.04.05 - 8:00-8:40 ca. 40 Min.)
Sozialform: Einzeltherapie (siehe 4.2.3.)
Therapiemethode: kompetenzzentrierte Methode (siehe 4.2.1.)
Therapiemittel: versch. Starkes Peddigrohr, Seitenschneider, Ahle, Wanne mit Wasser, fertige
Körbe und Untersetzter als Anschauungsmaterial, Holzboden für erste Versuche mit
Peddigrohr
Ziele:
Grobziel: Verbesserung der Ausdauer und Konzentration
Feinziele:
-Frau B. lässt sich weniger leicht durch Unwesentliches ablenken
-Frau B. folgt der theoretischen Unterweisung Peddigrohr aufmerksam
über 10 Min.
Grobziel: Verbesserung des Vorstellungsvermögens/Handlungsplanung
Feinziele:
-Frau B. findet selbst Lösungswege für ein Problem
-Frau B. stellt Transfer zwischen Korbflechten und Kissenweben her
Grobziel: Frau B. akzeptiert Regeln und Grenzen
Feinziele:
-Frau B. erscheint pünktlich in der Werkstatt
-Frau B. holt sich nur zu Pausenzeiten Kaffee
-Frau B. räumt ihren Arbeitsplatz nach Beendigung einer Arbeit
ordentlich auf
-Frau B. raucht nur in den abgemachten „Rauchzeiten“
Grobziel: Verbesserung der Reflexionsfähigkeit
Feinziel:
-Frau B. kann über ihre Arbeiten reflektieren
-Frau B. erkennt Probleme die ihr eine Arbeit bereitet hat
Grobziel: Kennen lernen und Benutzen neuer Werkzeuge und Werkmittel
Feinziele:
-Frau B. lernt die für sie neue Technik Peddigrohr kennen
-Frau B. beherrscht die Technik „Zäunen“
Geplanter Verlauf:
Anfangsphase (ca. 5 Min.)
Um eine ungestörte Einzeltherapiestunde mit Frau B. zu gestallten bitte ich sie, mich wieder
in den hinteren Teil des BBB zu begleiten. Ich bitte sie am dortigen Tisch platz zunehmen und
erkundige mich wie ihr Wochenende war.
Aktionsphase (ca. 35 Min.)
Um Frau B. mit der geplanten Theorie und der neuen Technik an sich nicht zu überfordern
gestallte ich die Aktionsphase bewusst kurz.
35
Nach dem kurzen Gespräch über das vergangene Wochenende zeige ich Frau B. einige fertige
Werkstücke aus Peddigrohr und teile ihr mein Vorhaben mit, ihr erst etwa 15 Min. etwas über
den Werkstoff zu erzählen – sie also theoretisch einzuführen um im Anschluss daran einen
ersten Versuch an einem vorbereiteten Holzboden mit „Latten-Staken“ zu unternehmen.
Da ich mich im Vorfeld(Anamnesegespräch) über ihre Interessen informiert habe gehe ich
nicht davon aus bei ihr auf Ablehnung zu stoßen.
Zunächst werde ich ihr einige geschichtliche Informationen über die Herkunft der Flechterei
an sich erzählen um dann auf Peddigrohr, seine Herkunft, Herstellung, Verarbeitung und
benötigte Werkzeuge/Zubehör überzuleiten.
Um ihre Aufmerksamkeit zu erhalten begleite ich meine Theorie mit allerlei
Anschauungsmaterial und beziehe Frau B. aktiv mit ein indem ich ihr Fragen zum Thema
stelle – um sie somit zum mitdenken/nachdenken anzuregen.
Im Anschluss an die Theorie wiederhole ich zusammen mit ihr benötigte Werkzeuge und
Werkmittel und bitte sie diese zusammenzutragen (Wanne mit Wasser, Ahle, Seitenschneider)
Ich gebe Frau B. den vorbereiteten Holzboden und rege sie an einen Transfer zwischen der
Technik beim Korbflechten und der ihr bekannten Technik beim Stuhlkissen weben (mittels
Stäbchenwebrahme) herzustellen. Falls sie zu keiner Lösung kommt werde ich ihr einen
ähnlichen Korb mit Holzboden zeigen.
Bei der nun folgenden Flechtarbeit halte ich mich weitestgehend zurück und beobachte das
Arbeitsverhalten von Frau B.
Schlussphase (ca. 5 Min.)
Ich bitte Frau B. die Arbeit einzustellen und bitte sie den Arbeitsplatz aufzuräumen, das
Wasser auszuleeren. Im Anschluss an die Aufräumarbeiten bedanke ich mich für ihre
Aufmerksamkeit und versuche sie zur Reflexion über das eben erlernte zu bewegen.
Tatsächlicher Verlauf
Anfangsphase (ca. 5 Min.)
Frau B. erschien heute schon vor 8:00 im BBB, damit war sie überpünktlich zur geplanten
Therapieeinheit. Sie wirkte müde und im Gespräch über das Wochenende etwas „wortkarg“,
was sich aber Im Verlauf ergab und sie regelrecht aufklarte.
Aktionsphase (ca. 30 Min.)
Nach dem Gespräch unterbreitete ich Frau B. meinen Vorschlag(erst Theorie dann Praxis)
und sie willigte ein. Ich zeigte ihr einige Werkstücke aus Rohr die sie sehr interessiert
begutachtete, sie hatte sichtlich Interesse an der neuen Technik. Im Theorieteil war sie
weitestgehend aufmerksam und konnte meine Reproduktionsfragen zum eben erzählten auch
beantworten. Gegen Ende der geplanten Theorie kam von ihr aber dennoch die Frage auf
wann wir endlich beginnen würden.
Nach Abschluss der Theorie über Korbflechten bat ich Frau B. alle benötigten Werkzeuge/ mittel, sowie das von mir im Waschbecken bereits eingelegte Peddigrohr zu holen. Im
Folgenden gab ich ihr den vorbereiteten Holzboden und fragte sie wie es ihrer Meinung nun
losgehen würde. Nach kurzem Zögen stellte sie vollkommen richtig fest: Wie beim
Kissenweben. Darauf startete sie sofort mit der Arbeit des „Zäunens“, was ihr keine großen
Schwierigkeiten bereitete. Einzig und allein das Einsetzten eins neuen Flechtfadens stellte sie
beim ersten Mal vor ein Problem. Die konnte sie jedoch unter mündlicher Hilfestellung selbst
bewältigen. Da Frau B. sehr schnell mit der Arbeit vorankam bremste ich sie beim Wechsel
des Fadens und fragte sie erneut einige Fragen über Fakten aus dem vorigen Theorieteil, die
sie vollkommen richtig beantwortete. Die Aktionsphase viel durch das hohe Tempo von Frau
B. etwas kürzer aus als geplant.
Schlussphase (ca. 5 Min.)
36
Nach Abschluss der Arbeiten am Korb, stand Frau B. auf und begann mit den
Aufräumarbeiten. Im Anschluss bat ich sie, sich nochmals zu mir an den Tisch zu setzten. Die
Reflexion war durchaus erfreulich, wenn auch kurz. Die neue Technik habe ihr Spaß gemacht
und sie freue sich auf die kommende Einheit Korbflechten. Auf nachfrage gab sie an, das ihr
die Technik keine Probleme bereitet hat.
Reflexion
Das pünktliche Erscheinen von Frau B. hat mich sehr überrascht, sie war bereits 10 Min. vor
8:00 in der Werkstatt. Mit der von ihr entgegengebrachten Aufmerksamkeit während der
theoretischen Unterweisung bin ich zufrieden. Das geplante Ziel von einer ungehinderten
Aufmerksamkeit über 10 Min. habe ich trotz ihrer Unruhe zum Ende hin erreicht.
Großes Erstaunen bereitete mir die Geschwindigkeit mit der sie die Wandung des
Übungskorbes geflochten hat. Aufgrund dessen entschloss ich mich die Aktionsphase um 5
Min. zu verkürzen, entschied mich aber dagegen die Einheit auf Biegen und Brechen noch bis
zum geplanten Ende auszuweiten.
Kaffee oder Zigaretten waren während dieser Einheit nicht Gegenstand des Bedürfnisses von
Frau B.
Mit ihrer heutigen Bereitschaft den Arbeitsplatz nach Abschluss der Arbeit aufzuräumen bin
ich zufrieden, denke aber dennoch, dass es nicht generell so sein wird. Durch ihr hohes
Interesse das sie an der neuen Technik zeigt sehe ich der nächsten Einheit mit Peddigrohr
positiv entgegen.
4.4 Planung der exemplarischen Therapieeinheit
(27.04.05 - 10:15–11:00 ca. 45 Min.)
4.4.1 Zielsetzung
Grobziel: Verbesserung der Ausdauer und Konzentration
Feinziele:
-Frau B. lässt sich weniger leicht durch Unwesentliches ablenken
Grobziel: Verbesserung des Vorstellungsvermögens/Handlungsplanung
Feinziele:
-Frau B. findet selbst Lösungswege für ein Problem
-Frau B. weiß vor einer Arbeit welche Werkzeuge sie benötigt
-Frau B. richtet ihren Arbeitsplatz selbst ein
-Frau B. analysiert ein Bodenkreuz
Grobziel: Frau B. akzeptiert Regeln und Grenzen
Feinziele:
-Frau B. erscheint pünktlich in der Werkstatt
-Frau B. holt sich nur zu Pausenzeiten Kaffee
-Frau B. räumt ihren Arbeitsplatz nach Beendigung einer Arbeit
ordentlich auf
-Frau B. raucht nur in den abgemachten „Rauchzeiten“
Grobziel: Verbesserung der Reflexionsfähigkeit
Feinziel:
-Frau B. kann über ihre Arbeiten reflektieren
-Frau B. erkennt Probleme die ihr eine Arbeit bereitet hat
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Grobziel: Kennen lernen und Benutzen neuer Werkzeuge und Werkmittel
Feinziele:
-Frau B. lernt die für sie neue Technik Peddigrohr kennen
-Frau B. beherrscht die Technik „Zäunen“
-Frau B. fertigt ein Bodenkreuz für einen Korbuntersetzer
4.4.2 begründete Sozialform
Einzeltherapie (siehe 4.2.3.)
4.4.3 begründete Therapiemethode
kompetenzzentrierte Methode (siehe 4.2.1.)
4.4.4. begründete Therapiemittel
Als Therapiemittel kommt hier, wie schon in der vorigen Einheit Peddigrohr. Rohr der Stärke
3,3mm für das Bodenkreuz/Staken und Rohr der Stärke 2,4mm als Flechtfaden. Es werden an
Werkzeugen nur die Standartwerkzeuge der Korbflechterei verwendet: Ahle und
Seitenschneider. Zum Einweichen und Feuchthalten des Rohrs wird noch eine Wanne mit
Wasser und ein Schwamm zum gelegentlichen befeuchten bereitgelegt. Ein Maßband wird
zur richtigen Ablängung der benötigten Staken verwendet und ein Lappen um eventuelle
Wasserspritzer/Lachen aufzuwischen.
Desweiteren kommen noch verschiedene Anschauungsmodelle zum Einsatz.
4.4.5 Behandlungsdurchführung
Anfangsphase (ca. 5 Min.)
Zu Beginn werde ich meine Lehrkraft und Frau B. einander vorstellen. Im Anschluss daran
bitte ich Frau B., meinen Anleiter und meine Lehrkraft an den Arbeitsplatz im hinteren Teil
des BBB.
Ich zeige meinem Anleiter und dem Lehrer wo sie sich während der Einheit aufhalten können.
Aktionsphase (ca. 35 Min.)
Ich erkläre Frau B. mein Vorhaben, einen Untersetzter aus Peddigrohr für die Kaffeekanne
des BBB zu beginnen. Ich bitte sie sich alle benötigten Werkzeuge und Werkmittel aus dem
Lager zu holen und sich ihren Arbeitsplatz einzurichten. Den Flechtfaden habe ich schon im
Vorfeld in die Wanne mit Wasser gelegt damit gewährleistet ist, dass er wirklich durchweicht,
dadurch biegsam und trotzdem fest ist.
Wenn der Arbeitsplatz eingerichtet ist verdeutliche ich ihr das es keinesfalls das Ziel dieser
einen Stunde ist einen kompletten Untersetzer zu fertigen, sondern das ein Grundgerüst für
diesen in Form eines Bodenkreuzes hergestellt werden soll und eventuell noch einige
Umrundungen mit der am Montag gelernten Technik „Zäunen“ geflochten werden sollen.
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Im Anschluss gebe ich ihr ein im Vorfeld gefertigtes Anschauungsmodel zum gesteckten
Bodenkreuz und bitte sie es zu analysieren(Aufbau, Stakenanzahl). Da es ihr erster Kontakt
mit Bodenkreuzen ist stehe ich ihr bei Problemen hilfestellend zur Seite.
Die eben erarbeitete Stakenanzahl bitte ich sie dann 2-mal zuzuschneiden, einmal für sich
selbst und ein zweites mal für mich. Die Länge gebe ich ihr vor.
Ich bitte sie dann mir aufmerksam zu folgen, wenn ich das erste Bodenkreuz langsam und
erklärend vormache. Nachdem mein Bodenkreuz fixiert ist und eine erste Umrundung gezäunt
wurde lege ich es beiseite und bitte Frau B. das für sie zugeschnittene Material zur Hand zu
nehmen. Ich rege sie an, noch einmal die wichtigsten Schritte die sie eben beobachtet hat zu
wiederholen. Bei Problemen werde ich sie mithilfe meines Bodenkreuzes daran erinnern.
Jetzt soll sie mit den eben erörterten Arbeitsschritten beginnen:
 Schlitzen und Zusammenstecken der Staken
 Fixierung des Bodenkreuzes
 „Zurechtrücken“/Aufspalten der Staken mithilfe der Ahle
 erste Umrundung Zäunen
Bei der den Arbeitsschritten, stehe ich ihr falls nötig erst mit Rat aber bei Bedarf auch mit
helfender Hand zur Seite.
Falls sie die Arbeit sehr schnell erfasst und auch das Bodenkreuz sehr schnell stabilisiert soll
Frau B. mehr als nur eine Umrundung Zäunen. Somit wird die Arbeit einer späteren
Therapieeinheit (Fertigstellung des Untersetzers) vorgezogen und soweit möglich ausgeführt.
Schlussphase (ca. 5 Min.)
Gegen Ende der Einheit bitte ich Frau B. die Arbeit einzustellen und ihren Arbeitsplatz
aufzuräumen. Da ich diesmal auch aktiv mitgearbeitet habe werde ich mich natürlich an den
Aufräumarbeiten beteiligen.
Im Anschluss daran soll eine kurze Reflexion zustande kommen.
Ich werde Frau B. fragen, ob ihm etwas schwer fiel und wie ihr die Arbeit gefallen hat. Zur
Anregung werde ich auch von meinen ersten Versuchen im Korbflechten und auftretende
Probleme berichten.
Zum Schluss vergewissere ich mich, dass keine Fragen ihrerseits mehr im Raum stehen und
bedanke mich für ihre Mitarbeit.
4.4.6 Alternative Planung / Variationen
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



Frau B. ist zum Sichtstundendtermin krank  ich werde einen anderen Beschäftigten
bitten
Frau ist durch die Prüfungssituation nervös und verhält sich anders als sonst  ich
werde die Zielvorstellungen dementsprechend abändern um Frau B. nicht zu
überfordern
Frau B. ist es nicht möglich das Bodenkreuz zu fixieren, auch nicht mit Hilfe  ich
biete ihr an mit dem Zäunen an dem von mir gefertigten Bodenkreuz zu beginnen
Frau B. fixiert das Bodenkreiz sehr schnell und sicher  in diesem Fall werde ich die
Fertigstellung einen folgenden Therapieeinheit vorziehen und sie mit dem Zäunen des
Bodens beginnen lassen.
Es treten anderweitige schwerwiegende Probleme auf  ich werde das Arbeitsziel
abändern und die Sichtstunde trotzdem nach 45 Min. beenden
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4.4.7 Arbeitsplatzbeschreibung
Der Arbeitsplatz befindet sich im hinteren Teil des Berufs-Bildungs-Bereich und ist durch
eine Schrank-Regalkombination vom restlichen Raum abgetrennt. Da in diesem hintere Teil
meist Arbeiten mit Holz stattfinden befinden sich hier auch alle nötigen Werkzeuge und
Utensilien für die Holzbearbeitung. Diese wirken sich jedoch nicht störend auf die
Korbflechtearbeiten aus.
Da zum Korbflechten ein wenigspezifischer Arbeitsplatz benötigt wird, besteht der
Arbeitsplatz aus einem Tisch mit stabiler Platte und höhenverstellbaren Stühlen. Der Boden
ist mit Sanitärfliesen gefliest, weshalb eine Rutschgefahr fast ausgeschlossen ist.
Beleuchtet wird der Arbeitsplatz durch 2 Fenster die auch Lüftungsmöglichkeiten bieten.
Im Falle von schlechten Tageslichtverhältnissen ist für ausreichend Kunstlicht gesorgt.
5. Anhang
5.1 Quellen:

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Hausakte
Gespräch mit Heilerziehungspflegerin der Wohngruppe von Frau B.
Gespräch mit Frau B.
Gespräch mit meiner Anleiterin
5.2 Literaturverzeichnis:
1. http://www.bdp-verband.org/psychologie/glossar/schizophrenie.shtml
2. Gleixner, C. u.a., Neurologie u. Psychiatrie, 4. Auflage, Breisach: Medizinische Verlagsund Informationsdienste, 2004/05
3. Freyberger, Harald J. u.a., Kompendium Psychiatrie, 11. Auflage, Basel: Karger 2002
4. Scheiber, Ingrid, Ergotherapie in der Psychiatrie, 2. Auflage, Köln: Stam Verlag, 1995
5. Pschyrembel, klinisches Wörterbuch, 259. Auflage, Berlin: de Gruyter, 2002
6. http://www.altenpflegeschueler.de/krankheiten/geistige-behinderung.php
7. Scheepers, Clara u.a., Vom Behandeln zum Handeln, 2. Auflage, Stuttgart: Thieme
Verlag, 2000
8. http://www.gelbe-liste.de
Verfassererklärung:
Hiermit erkläre ich, den Bericht eigenständig und ohne fremde Hilfe angefertigt zu haben und
nur die angegebene Literatur und Quellen verwendet zu haben.
Fürth, den 25.04.2005
Stefan Volmer
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