1. Lange Zeit ging man davon aus, dass Frauen von einer koronaren Herzerkrankung generell nicht betroffen sein können. Wie kam man zu dieser Annahme? > durch erste Publikationen der Framingham Studie Anfang der 60ziger Jahre. Aufgrund der anamnestischen Angaben konnte man zunächst davonausgehen, daß Frauen aufgrund ihres hormonellen Status vor einer KHK geschützt seien. > Frauen erleiden ihren Herzinfarkt mit einer Altersverschiebung von ca 15 Jahren nach den Männern zumeist nach den Wechseljahren, aber erst seit Ende letzten Jahrhunderts überlebt eine grosse Anzahl von Frauen ihre Wechseljahre, früher verstarben Frauen schon mit 30-40 Jahren im Kindbett, an Lungenentzündungen, Tuberkulose und an anderen Erkrankungen 2. Warum ist es so schwer, eine Herzerkrankung bei einer Frau zu diagnostizieren? Welche Symptome sind bei ihnen anders als bei Männern und wie sehen diese Symptome aus? Männer klagen meist über linksseitiges Druck- und Engegefühl, zum Teil mit Ausstrahlung in den linken Arm/Schulter, einige haben Unterkieferschmerzen, Brennen unter dem Brustbein Frauen klagen im Infarkt dagegen meist über Übelkeit, Völlegefühl, Bauchschmerzen aber auch Luftnot Insgesamt ist es bei Frauen schwieriger als bei Männern eine KHK zu diagnostizieren: Die Untersuchungsmethoden wurden halt auch an Männern etabliert: Ruhe und Belastungs EKG als die beiden Klassiker. Während bei Männern diese einfachen Untersuchungsmethoden eine Aussagekraft von immerhin 40% haben hat das Belastungs EKG bei Frauen nur eine sichere Aussagekraft von ca 25%. 3. Gelten für Frauen auch andere oder mehr Risikofaktoren als bei Männern? Nein die Risikofaktoren sind geschlechtsunabhängig: Bluthochdruck, Zuckererkrankung, erhöhtes Cholesterin, Zigaretten rauchen, Bewegungsmangel, Stress, Nierenfunktionsstörung, familiäre Belastung (also Infarkte bei Eltern oder Geschwistern) allerdings sieht man z.B. beim Nikotin unterschiedliche Tendenzen. Während bei Männern der Nikotinkonsum jedes Jahr durch Aufklärung zurückgeht, nimmt er bei Frauen jedes Jahr weiterhin zu. Besonders Mädchen und junge Frauen rauchen um ihr Gewicht halten zu können. Frauen sind zum Zeitpunkt der Feststellung einer koronaren Herzerkrankung „älter“, und damit auch „kränker“ als Männer, weil sie dann altersbedingt auch mehr Begleiterkrankungen haben. 4. Ab welchem Zeitpunkt ist das Risiko einer koronaren Herzerkrankung bei Frauen besonders hoch? Zum Zeitpunkt des Abfalls der Östrogene, also der weiblichen Hormone. Bei Frauen, bei denen aus anderen Gründen frühzeitig die Eierstöcke entfernt werden mussten, besteht wesentlich früher as Risiko einer KHK, meist kurz nach Wegfall der Hormone. 5. Wie sieht es bei einem akuten Infarkt aus? Gibt es auch hier Unterschiede bei der Versorgung von Männern und Frauen? Nein, wenn bei Frauen erst einmal mit EKG und Labor die Diagnose eines Infarktes gesichert worden ist, ist die Versorgung bei Frauen und Männern gleich 6. Was kann man tun, wenn man als Frau das Gefühl hat, erkrankt zu sein? Besteht immer noch die Gefahr, dass ein Arzt die Erkrankung nicht erkennt und die Symptome nicht richtig deutet? aufgrund der deutlich erschwerten Diagnostik, also anderen Symptomen und weniger sicheren Untersuchungsmethoden bei Frauen im Vergleich zu Männern besteht auch heute noch die Gefahr, dass das Risiko bei Frauen eine KHK zu haben und einen Infarkt zu erleiden zu spät oder gar nicht erkannt wird Frauen selber rechnen immer noch nicht mit der Gefahr die Ihnen durch eine KHK und einen Herzinfarkt droht: Frauen glauben auch heute noch daran, dass sie eher ein Brustdrüsen- oder Gebärmuttertumor entwicken. Eine 50jährige Frau hat heutzutage ein 46% Risiko an einer KHK zu erkranken und ein 31% Risiko daran zu versterben. Im Vergleich dazu besteht lediglich eine 2,8%ige Wahrscheinlichkeit dass sie am Brustdrüsentumor verstirbt. Rechtzeitige Vorstellung bei einem Herzspezialisten und frühzeitige Durchführung eines Belastungs Ultraschalls des Herzens oder eine sogenannte Herzszintigraphie, dass sind einfach durchzuführende Funktionsuntersuchungen, die eine deutlich höhere Treffsicherheit bei Frauen haben als zum Beispiel das Belastungs EKG. 7. Was soll in Zukunft getan werden, um die erhöhte Sterblichkeit von Frauen bei akutem Infarkt zu senken? > Aufklärung, wie heute auch dank Ihnen > solange man ein Problem nicht erkannt hat, kann man das Problem auch nicht in den Griff bekommen: Frauen selber, die Hausärzte, Gynäkologen und Medien müssen immer wieder auf die Gefährdung hinwiesen 8. Was kann man selber tun, um als Frau einem Infarkt vorzubeugen? > Reduzierung der Risikofaktoren, wenn möglich. Als wichtigster Risikofaktor sollte man das Rauchen aufgeben (dafür darf aus ärztlicher Sicht auch die Gewichtzunahme in Kauf genommen werden) > Körperliche Bewegung, wobei Putzen und Versorgung des Haushaltes nicht Spaziergänge, Schwimmen und Sport ersetzt > Ein gesunder Egoismus der Frauen: Frauen machen sich immer noch mehr Sorgen um die Gefahr eines Herzinfarktes bei Ihren Vätern, Männern, Brüdern und Söhnen als bei sich selber > Noch immer kommen Frauen im akuten Infarkt zum Teil Stunden zu spät in die Klinik, weil sie zunächst noch Ihre Familien versorgen wollen (Essen einfrieren, Wäsche waschen, bügeln, Hamster versorgen ect) > Das aller Wichtigste ist daran zu denken!