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DIE SCHICKSALE DES NARZISSMUSES AUS DER PERSPEKTIVE DER
PROJEKTIVEN TESTVERFAHREN
Der Begriff des Narzissmusses, den Freud vor bald fast einem Jahrhundert im Fach der
Psychoanalyse eingeführt hat, ist heute sehr ungenau geworden. Er ist mit unterschiedlicher,
ja manchmal sogar widersprüchlicher Bedeutung angewandt worden. Wir wissen, dass Freud
von der „narzisstischen“ Neurose sprach, um eine Psychose zu beschreiben. Gleichzeitig aber
handelt es sich nicht um eine Psychose, wenn man von einer „narzisstischen Persönlichkeit“
spricht, wie das, zum Beispiel, in den Lehrbüchern der diagnostischen Klassifizierung der Fall
ist. Es handelt sich eher um eine Persönlichkeitsorganisation, die andere, wie Kernberg (1975)
im Allgemeinen eher zu dem Register „borderline“ zählen. Bei Bergeret (1986, 1996) in
Frankreich umfasst der Narzissmus ein weites Feld von Persönlichkeiten, die er „étatslimites“ nennt, die nun wiederum nur teilweise mit dem Begriff „Borderline-Persönlichkeit“
der internationalen Klassifizierung übereinstimmen. Wir werden versuchen, uns nicht in den
zahlreichen Theorien zu verirren, indem wir uns nur auf einfache Anhaltspunkte beziehen.
Wir werden auch versuchen, einen Unterschied zwischen dem Narzissmus im weiteren Sinne
und dem Narzissmus im engeren Sinne zu ziehen, zwischen dem narzisstischen Register
einerseits und der narzisstischen Persönlichkeit andererseits, wobei die erstere ja nur einen
spezifischen Fall der letzteren darstellt.
Eine psychogene Konzeption
Wir stützen uns auf eine psychogene Konzeption, laut der die Persönlichkeitsstruktur in den
ersten Lebensjahren gebildet wird. Ganz insbesondere der Unterschied zwischen Ich und
Nicht-Ich entsteht in derjenigen Lebensphase, die die Psychoanalyse « orale » Phase nennt,
sollten nun aber Traumata in dieser Periode auftreten, können diese eine ganze Reihe von
sonst nur vorübergehenden Verwechslungen zu ständigen machen. Diese Verwechslungen
zwischen innen und außen, zwischen Subjekt und Objekt, zwischen Wahnvorstellungen und
Wirklichkeit nährt die Angst der Zersplitterung. Bei Piaget (1967) kann dadurch das Bilden
der Wirklichkeit beeinträchtigt werden, d.h. das Bilden der grundsätzlichen Kategorien wie
Raum, Zeit und Logik. Die Psychotische Struktur wird durch eine Störung der primären
Identität gekennzeichnet, d.h. im Sinne einer Störung der einzelnen, abgetrennten,
unveränderlichen und unversehrten Identität. Bei den projektiven Testverfahren erkennt man
diese
Identitätsstörung vor allem an der Verwechslung mehrerer Identitäten, an ihren
1
Transformationen und an ihrem Mangel an Unversehrtheit (Zersplitterung, Spaltung,
Bedrohung, Verfolgung).
Bei Bergeret (1974) verlässt ein Kind das Register der psychotischen Struktur, sobald es ohne
desorganisierende Traumata das Ende der ersten analen Teilphase überwunden hat, wie sie
von Abraham identifiziert wurde, d.h. wenn es die von Knight beschriebene „divided-line“
überschritten hat. Denn dann wird der andere ganz klar als anderer identifiziert und die Angst
konzentriert sich auf das Risiko, ihn zu verlieren. Diese Abhängigkeit von dem anderen und
das Bedürfnis, sich an ihn zu lehnen, werden dann als narzisstische Verwundung erlebt
(Grunberger 1971), ebenso wie alle von Autoritätspersonen und von der Realität auferlegten
Beschränkungen, eindeutig als extern identifiziert werden. Darunter versteht man, dass das
Subjekt gegen sein Gefühl der Allmacht stößt, in dem Sinne, als wäre es ohne Mängel, als
gäbe es nichts Unvollständiges an ihm, als sei es vollkommen. Die Psychoanalyse geht davon
aus, dass erst in dem Augenblick, wenn sich der Ödipuskomplex einschaltet, sich das Kind
von der Allmacht verabschieden kann. Alle Persönlichkeitsorganisationen aber, die in ihrer
Entwicklung zur Zersplitterung geführt haben und die diesseits im Bereich der Allmacht
geblieben sind, kann man zur Kategorie des narzisstischen Registers zählen. Hinsichtlich der
Persönlichkeitsinstanzen ist dann das Über-Ich, das ja bei Freud die Nachfolge der
Ödipuskomplexes übernimmt, noch nicht gebildet und so ist die Realität mit dem Ideal
konfrontiert und kann mit ihm in Konflikt geraten. Narziss bewundert im griechischen
Mythos ein idealisiertes Bild von sich selbst, und gerade wegen der so großen Bedeutung des
Ideals können wir dieses Register hier als ein narzisstisches bezeichnen, mit all dem, was der
Begriff „ideal“ an Bildern impliziert. Die Forderungen, die mit diesem idealisierten Bild
verbunden sind, führen im Vergleich zum wirklich Erlebten zum Gefühl der Scham und nicht,
wie bei der echten neurotischen Struktur, zur Schuld, die interner Natur ist (Erikson, 1951).
Zwei Ebenen des Ideals
Man weiß, dass Freud keinen Unterschied zwischen dem Idealich und dem Ichideal machte.
Er verwendete die beiden Begriffe unterschiedslos. Einige Autoren (Nunberg, 1932; Lagache,
1958; Bleichmar, 1982) haben versucht, einen Unterschied zwischen zwei Ebenen des Ideals
zu ziehen: einerseits das Idealich als etwas Archaischeres und andererseits das Ichideal als
etwas Vielschichtigeres. Das erstere bezieht sich auf die anale Phase der psychogenen
Entwicklung
und
charakterisiert
so
die
verhaltensgestörte
und
perversen
Persönlichkeitsorganisation. Das zweitere ist der phallischen Phase zuzuordnen und
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charakterisiert so ganz insbesondere die narzisstische Persönlichkeitsorganisation im engeren
Sinne, aber auch diejenige Persönlichkeit, die man „false-self“ nennt.
Bei den Rorschachtests werden die spezifischen Phänomene der Selbstkritik und der
Objektkritik (Bohm, 1951) zu wertvollen Instrumenten, um diesen Unterschied zu illustrieren.
Sie beleuchten in der Tat den Entwicklungsgrad der Verbotsinstanz, d.h. ganz spezifisch der
Instanz der Selbstkritik (Revaz, 2005). Bohm definiert die Selbstkritik als Ausdruck einer
kritischen Haltung des Subjektes zu sich selbst und die Objektkritik als Ausdruck einer
kritischen Haltung zu allen ihn umgebenden Interpretationsprodukten.
Ideal ich und verhaltensgestörte Organisation
In den Protokollen der verhaltensgestörten Subjekte („untere“ narzisstische Störungen oder
Charakterstörungen) findet man keine Selbstkritik, dafür aber mangelt es bei ihnen nicht an
Objektkritik. Dieses Verhalten kann durch das Einschalten eines Mechanismus einer
Projektion nach außen erklärt werden: jede Selbstkritik wäre das Eingeständnis der eigenen
Unvollkommenheit, eines unerträglichen Mangels; um das Bedürfnis der Allmacht zu
bewahren, wird der Mangel unermüdlich im Äußeren gesucht und beklagt, und zwar mit umso
größere Erbitterung, weil man ja gerade die Erkenntnis der eigenen Unvollkommenheit am
meisten fürchtet. Bei der Kritik einer verhaltensgestörten Persönlichkeit gibt es weder ein
Bestreben, die bemängelten Missstände zu beheben, noch die Dinge mit größerer
Differenziertheit sehen zu wollen: im Gegenteil, die Kritik wird vom Subjekt mit
aussagekräftigen Begriffen noch verstärkt, was sie auch leicht erkennbar macht:
Tafel I. «Das ist zu hässlich um ein Schmetterling zu sein.»
Tafel VII. «Ja, das erinnert mich an diese Figuren, wie man sie an den Kathedralen
sieht, diese Figuren, der Kopf so groß wie der eines Elefanten, aber sehr schlecht
gemacht oder aber das Aushängeschild einer Kneipe, aber auch sehr schlecht
gemacht.»
Tafel VI. «Da fehlen Farben! (dann, bei Tafel VIII) Hier ist endlich ein bisschen
Farbe.»
Bild 1. «Was für eine Geschichte soll ich Ihnen denn da erzählen, das suggeriert mir
gar nichts hier.»
Bild 13. «Schon wieder kaltes Fleisch!
fröhlichere? Das hier ist düster.»
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…sind die Fotos alle so, gibt es nicht
Der Proband kritisiert die Testgegenstände und die Testsituation auf eine sehr markante Art
und Weise, was mit dem Begriff der Spaltung im Sinne von Kernberg (1975)
zusammenhängt: das andere kann nur voll und ganz schlecht sein und das Ich kann nur voll
und ganz gut sein (Idealich). Im Übrigen ist die angewandte Sprache auch ziemlich
abschätzig. Schimpfwörter fallen häufig, ebenso wie Grunzworte und Ausrufeworte, und
manchmal duzt das Subjekt den Prüfer:
Tafel IX. «Da gibt es hübsche Details, aber das Bild als Ganzes ist nicht gut… wenn
man nur diesen Teil des Bildes hätte, dann wäre das ein cooles Bild. (er bedeckt mit
beiden Händen einen Teil der Tafel)»
Tafel VIII. «[Rot an der Seite?] Das ist vielleicht Ungeziefer, kleine Tierchen, was
weiß ich.»
Tafel II. «ein Unfall… [Ermittlung] ja, denn man könnte meinen, die sind wirklich
zusammengeklatscht denn da sind so kleine Striche… das ist nicht gut abgerundet.»
Wahl. «Tja… dieses da (VI) und dann das da… (VII) sieht nach gar nichts aus.»
Im Konflikt zwischen dem Idealich und der Realität wird die Bedeutung des Wissenserwerbs
geleugnet, denn das Bedürfnis des Lernens erinnert an das Prinzip der Realität - an die
Notwendigkeit, sich selbst im Prozess des Erlernens anstrengen zu müssen – ebenso wie an
das Prinzip der Generationsfolge, die ältere Generation vermittelt ihr Wissen an die jüngere.
In der Testsituation stellt der Proband häufig das Wissen des Prüfers in Frage:
Tafel II. «Die haben alle den gleichen Stil… ja und was nützt Ihnen das denn?»
Tafel VI. «Wozu soll den dieser Test gut sein?… glauben Sie echt, dass ich da
ernsthaft mitmache?»
Tafel VI. «Ich habe keine Ahnung, ich finde das eigentlich eher lächerlich, was ich da
mache.»
Tafel IX. «Da hat man rosa rein gepfuscht, ich find das echt blöd.»
Tafel X. «Da hier, da denke ich an so ein medizinisches Dings, Geisteswissenschaften
oder so irgendetwas.»
Bald 6. «So insgesamt, ganz klar, sind das Zeichnungen, die nicht von heute sein
können… und das verfälscht alles.»
In diesen Beispielen wird der Prüfer auf eine Art und Weise in die Kritik miteinbezogen, die
das für den Narzissmus charakteristische Leugnen des anderen zum Ausdruck bringt, so wie
es Bergeret (1975) beschrieben hat. Diese Art des Infragestellens des Prüfers unterscheidet
sich jedoch wesentlich von derjenigen des Paranoischen, und zwar insofern, weil man im
ersteren Fall die Sorge um die vermeintlich bösartigen Verfolgungsabsichten des Prüfers nicht
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wieder findet. Es handelt sich eher um ein abschätzige Reaktion dem Prüfer gegenüber, der
als verantwortlich für die zu erfüllende Pflicht betrachtet wird.
Bei dem Verhaltensgestörten werden auch die vom Prüfer gemachten Anregungen während
des Tests zum Objekt der Kritik, denn einen Vorschlag von außen anzunehmen, wird als eine
Bedrohung des Allmachtsbedürfnisses empfunden. Wir kennen alle den «Widerspruchsgeist»
des Verhaltensgestörten, der immer zu allem nein sagt, und der den Standpunkt von anderen
nicht in der Lage ist zu berücksichtigen:
Tafel I. «[Fledermaus?] Ja… aber mit Löchern, den hier unter den Flügeln ist so eine
Kante… eine Fledermaus hat feinere Flügel.»
Tafel VI. «[Tierfell?] «Dann wäre der Kopf nicht so … die Flügel wären länger.»
In diesen Beispielen hängt der Proband an der konkreten Realität, die er aber nach eigenem
Gutdünken benutzt, denn die hier zu interpretierenden Gegenstände entsprechen
„alltäglichen“ Wahrnehmungen, d.h. die der Realität am nächsten liegenden Auslegung. So
stellt man fest, dass der Verhaltensgestörte nicht darum bemüht ist, sich der Realität
anzupassen, sondern sie seinen eigenen momentanen Bedürfnissen zu unterwerfen: in diesem
Fall besteht dies daraus, sich von dem gesunden Menschenverstand abzuheben. Tatsächlich
empfindet sich der Verhaltensgestörte als Besitzer eines Wissens, das nicht mit den
kollektiven Vorstellungen konform läuft, das diesen überlegen ist. Er trägt dieses Wissen
häufig auch über konkrete Aktivitäten zur Schau, die an sich selbst schon jenseits der
geltenden Normen liegen, also als marginal, illegal oder gefährlich betrachtet werden.
Wir sollten hier festhalten, dass diese Beispiele klar den Mangel an inner-psychischem Leben
beleuchten, der für solche Funktionsebenen kennzeichnend ist. Alles sieht so aus, als würde
die Wechselbeziehung zwischen Zeichen und Bezeichnetem, die eigentlich den Anweisung
implizit anhaftet, das mangelhafte Verhältnis zwischen Realität und Verstand beim Probanden
unter Beweis stellen, da er nur in der Lage ist, Antworten in dem Register des Handelns und
der konkreten Realität zu geben.
Das Idealich und die perverse Organisation
Bei Fränkel und Benjamin (1934), ist die Selbstkritik Ergebnis eines Vergleichs zwischen
dem Ich des Subjektes und den anderen, die meistens in ihren Fähigkeiten als überlegen
betrachtet werden. Eine solche Haltung trifft nun aber auf nicht jede Art von Selbstkritik zu,
denn sie setzt in der Tat voraus, dass die Differenzierung zwischen dem Ich und dem NichtIch abgeschlossen sein muss und sich so die geistige Funktionsmechanismen außerhalb des
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Bereichs der Psychose anzusiedeln sind. Der Vergleich wirft auch Licht auf die
Beziehungsspannung zum Objekt, von dem die perverse Organisation abhängig ist oder
dessen Verlust sie fürchtet. Konkreter gesagt: Eine Selbstkritik, die auf mehr oder weniger
offensichtliche Weise einen Vergleich mit dem anderen voraussetzt, der dann notgedrungen
zum Nachteil des Subjektes ausfällt, ist ein Phänomen, das wir in Zusammenhang mit dem
Masochismus wieder finden. Zum Beispiel:
Bild 2. «Ja hier, das ist eine Grundschullehrerin, sie geht gerade weg zum Unterricht
und dahinter ist ihr Mann, der gerade das Feld bebaut, sich um die Pferde kümmert …
die Geschichte einer Familie, nicht wahr… bin nicht so gut im Geschichten erzählen…
da werden wir halt versuchen, unser Bestes zu geben (lächelt).»
Tafel II. «Ich habe nicht viel Phantasie... das hier sagt mir überhaupt nicht viel... kann
ich Ihnen die Tafel zurückgeben?»
Im letzten Beispiel ist das Subjekt nicht in der Lage, dem Bild einen Inhalt zuzuordnen und
wendet sich dann an den Prüfer in einer Art von Rollentausch, wobei er eine unterwürfige
Haltung einnimmt
Tafel I. «Eine Fledermaus von unten... die fliegt... da muss ich mir sie mal etwas näher
ansehen, weil... (Lachen)»
Hier gibt sich das Subjekt als unfähig aus, dem Bild einen Inhalt zuzuordnen, auch wenn sich
dieser als sehr geläufig herausstellen sollte. Weiter zu bemerken ist auch die Bezugnahmen
zur
Betrachtungsperspektive
(«von
unten»),
charakteristisch
für
eine
perverse
Persönlichkeitsorganisation (Merceron 1985), die auf einen voyeuristischen Trieb beruht.
Die meisten klassischen Autoren hätten dieses Beispiel dem «Minderwertigkeitskomplex»
zugeordnet und sich auf Adler bezogen (1933). Die nach außen zur Schau gestellte
Minderwertigkeit verdeckt aber nur die Wahnvorstellung einer verborgenen Allmacht, gerade
weil sich das Subjekt als Opfer betrachtet. Allem Anschein zum Trotz lassen also
masochistische Selbstkritiken ganz und gar nicht darauf schließen, dass wir von einem Sichin-Frage-stellen sprechen könnten. Denn diese Kritik weist direkt auf ein „Ideal-Opfer-Ich“,
bei dem nichts verändert wird, denn dieses bietet ja die Möglichkeit auf den anderen
einzuwirken und andere handeln zu lassen, und zwar immer mit dem Ziel, die Bedürfnisse des
Subjektes zu befriedigen.
Und so werden auch die sich selbst herabwertenden Bemerkungen mit einen verzagten und
betrübten Ton gemacht, der die Anteilnahme des Prüfers erwecken soll:
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Tafel I. «[Detail in der Mitte?] Tja… ich weiß nicht, ja, vielleicht ein kleines Tier, so
wie, keine Ahnung, eine Ameise oder ein Skorpion, denn hier habe ich den Eindruck,
das sind Zangen… aber nur deswegen … da bin ich überhaupt nicht sicher, was ich da
sage.
Tafel VII. « ▼ Ein Tunnel, ein etwas komischer, aber ein Tunnel… [Ermittlungen]
das ist vielleicht alles ein bisschen abwegig, aber ich weiß nicht, was da gerade in mir
vor ging (lächelt).»
Bild 1. «Der kleine Junge überlegt sich vor der Geige, welches Stück er als nächstes
spielen soll und ob er überhaupt Lust auf Geigespielen hat… das ist schwer! … das
ergibt keinen Sinn, was ich da sage»
So bringt das Subjekt Pseudomängel an die Oberfläche, was nur ein Ziel verfolgen soll,
nämlich beim anderen den Wunsch zu wecken, diese Mängel zu beseitigen, als wäre es
Aufgabe des anderen, die Bedürfnisse des Subjektes zu befriedigen. Das Subjekt versucht im
Übrigen die Neugier des Prüfers über alle mögliche ihm durch den Kopf gehenden Gedanken
zu wecken, der Proband versucht auch, durch das Offenlegen der eigenen Schwächen eine
Nähe zu ihm herzustellen und beim Prüfer eine Gesinnung zu fördern, die ihm nutzen soll, um
seine eigenen Wünsche zu erfüllen. Mit einem Wort, das Subjekt versucht mit dem Prüfer
eine Beziehung der Bemächtigung herzustellen (Dorey, 1981), indem es sich durch seine
Opferhaltung wieder mehr Wert verleiht. Diese Haltung ist direkt mit der narzisstischen
Problematik der Allmacht verbunden (Enriquez, 1984), ebenso wie mit dem Konflikt
zwischen dem Idealich und der Realität, während man in den ersten Jahren der Psychoanalyse
eher von einer Verbindung zu dem Konflikt zwischen Es und Über-Ich und der
Kastrationsangst ausgegangen wäre (Nacht, 1967).
In diesem Sinne wundert uns die Feststellung nicht, dass masochistische Subjekte, trotz der
Zurschaustellung ihrer Minderwertigkeit, es sich nicht nehmen lassen, das Außen zu
kritisieren. Ihre Objektkritik ist vor allem dadurch gekennzeichnet, dass sie das Testmaterial,
durch das ein Inhalt zufriedenstellend festgelegt werden soll, zurechtrücken (das andere ist
ungenügend), das wiederum bedeutet, dass die gesamte Situation in Frage gestellt wird und
dass es zu einem Rollentausch kommt:
Tafel.VIII. « ▼ Vielleicht ein Schmetterling aber der Kopf müsste…markanter sein.»
Tafel II. «[Tiere?] Mit sehr viel Fantasie könnte man… man müsste ein paar… Striche
hinzufügen.»
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Tafel II. «Wenn ich mir das Rot wegdenke, dann ja, dann sehe ich zwei Hunde, die
sich an der Schnauze kratzen… aber eine Sache passt nicht so ganz dazu, nämlich das
kleine Ding da oben.»
In diesem Funktionsmodel führt das Risiko, seine eigenen Mängel wahrnehmen zu müssen,
zu einer Reaktion, die aus der Transformation des Testmaterials besteht, man fügt entweder
etwas eigenmächtig hinzu oder entfernt etwas anderes, oder aber man hebt bestimmte Details
hervor, wie als hätten sie eine fetischistische Bedeutung, all das, um sich die eigene
Unvollkommenheit nicht eingestehen zu müssen. Hier sind wir im Register des Handelns, was
die fehlende mentale Verinnerlichung unter Beweis stellt. Ähnlich wie bei der Selbstkritik,
zielt auch die Objektkritik der perversen Organisation darauf ab, andere handeln zu lassen
(Bemächtigung): « da müsste man ergänzen… » «der Kopf müsste markanter sein ».
Das narzisstische Ichideal
In diesem Kapitel werden wir über den Narzissmus im engeren Sinne sprechen, nämlich über
den der narzisstischen Persönlichkeit. Wir werden zunächst einige ganz typische
Charakteristika beschreiben, die der Ausdrucksart solcher Persönlichkeiten eigen sind. Im
griechischen Mythos betrachtet sich Narziss selbst und bewundert sich, so als würde er den
anderen nicht brauchen. In der Testsituation verhält sich der Proband aber auch so, als sei er
sich selbst genug. Er spricht sich selbst an, als wäre er sein eigener Ansprechpartner und sein
eigener Prüfer (Revaz und andere, im Druck):
Tafel VI «Da fällt mir ein Radio ein, oder das könnte eine Wirbelsäule sein… ich sage
mir, das ist ein Radio, das könnten aber auch ein Beckenknochen sein, oder der
Schmetterling von vorher…»
Tafel III. «(Nachdem er mehrere Inhalte beschrieben hat) ich glaube, dabei lass ich es
aber jetzt bleiben…»
Bild 8BM. «Ich würde sagen, das ist ein Jagdunfall und einer der Teilnahme hat von
einer Flinte einen Seitenschuss abbekommen… weil das eine sehr abgelegene Gegend
ist und es deshalb kein Krankenhaus weit und breit gibt, schneiden ihm seine
Kameraden gerade das Blei heraus… da fällt mir ein, dass ich nur einen Teil des
Bildes beschrieben habe, ich weiß nicht, was ich mit diesem Jungen anfangen soll…
das ist vielleicht der Vetter des verletzten Mannes.»
Bild 1: «Um mal positiv zu sein, man könnte sagen, dass sich diese Szene auf einem
Ball zum fünfundzwanzigjährigen Hochzeitsjubiläum zweier Menschen abspielt…»
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Ein solcher Wortlaut kann auch damit verglichen werden, was Kernberg (1975) bei dem
narzisstischen Subjekt in Analysesituation offen gelegt:
«Obwohl es den Anschein hat, dass er sich frei und ohne Druck in der Gegenwart des Prüfer
ausdrückt, spricht er im Grunde genommen dennoch mit sich selbst und entwickelt
schrittweise die Figur des "Selbstbeobachters"». Green (1976) beschreibt auf ähnliche Art und
Weise die Haltung dieser Persönlichkeitsvariante auf dem Sofa:
Der Analysierte scheint in einem Traum zu leben, in dem er gleichzeitig der Träumer
und der Traumerzähler ist. […] Der Analytiker fehlt, er ist zum Zuschauer, zum Statist
geworden. Da er sich aber von den Ereignissen der Traumwelt ausgegrenzt fühlt,
bleibt ihm vielleicht am Ende keine andere Lösung übrig, als der Schlaf seines
Traumes zu werden (p. 118).
In der Situation eines psychologischen Tests führt die narzisstische Versuchsperson einen
Dialog mit sich selbst, sie wiederholt sich die Anweisungen, stellt Fragen, auf die sie sich
selbst die Antwort gibt oder erwartet zumindest vom Prüfer nicht, das dieser ihr Antworten
liefert:
Tafel.II. «was ich hier sehe… ich sehe zwei Ebenen, eine rote hinten, eine schwarze
vorne, die wie eine Maske verdeckt ist, dann eine Öffnung, trotz alledem… ja, etwas
Beschützendes, irgendwo – auf jeden Fall…»
Tafel III: «Zwei Personen, die sich mit den Ellbogen aufstützen, reden sie miteinander
oder trinken sie Tee, ich weiß nicht…»
Tafel VIII : «…Muss ich da noch etwas Bestimmtes erkennen können?... (starrt auf die
Tafel)»
Tafel IX: «das wäre der Schädel eines Tieres, vielleicht ein Pferd oder ein Kamel?...
dort findet man das gleiche…»
Bild.7BM. «Na gut, ist das jetzt sein Vater oder nicht?... wenn es sein Vater ist, dann
gibt dieser ihm gerade gute Ratschläge, wenn es sein Vorgesetzter im Unternehmen
ist,
dann
gibt
dieser
ihm
Anweisungen…
auf
jeden
Fall
besteht
ein
Vertrauensverhältnis, auch wenn ich mir anfangs die Frage gestellt habe, ob der Alte
nicht den Jungen kauft.»
Tafel X. «… ich habe einen ungenauen Eindruck von einer Giraffe, hier in dem gelben
Klecks, aber wenn ich mir das genauer überlege, hat das kein Hand und Fuß… ich
glaube, ich habe alle Aufgaben abgearbeitet…»
Im letzten Beispiel kann man feststellen, dass das Subjekt sich bemüht, alle Variante zu
erschöpfen, ein Bemühen, das mit dem Kampf gegen das eigene Unvollkommenheitsgefühl
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im Zusammenhang steht, das gleiche gilt auf für die Neigung des Subjekts, die ganze Flecke
in einer einzigen Antwort umzufassen:
Tafel III. «(Das Rot in der Mitte?) Es gelingt mir nicht, es mit dem Rest in Einklang
zu bringen na ja… nur an einen Schmetterling könnte man da denken, aber mich stellt
das nicht zufrieden.»
Der narzisstische Monolog entspricht auch einer Selbstbehauptung, des eigenen
Vollendetseins, es nährt die Wahnvorstellung, sich selbst zu genügen. Aber «kann man
überhaupt Narziss sein, wenn niemand den Spiegel hält?», fragt sich Widlöcher (1986). Auch
wenn die Sprechweise des Probanden in der Testsituation den Eindruck erwecken mag, dass
er allein ist und nur mit lauter Stimme nachdenkt, eingeschlossen in seinem «glanzvollen
Abgeschiedenheit» (Kernberg, 1975), bleibt der Prüfer dennoch nicht abwesend. Er bekommt
eine passive Rolle zugewiesen, nämlich dem Probanden Geltung zu verleihen, ihm eine
narzisstische Stütze zu sein, denn das narzisstische Subjekt braucht die Bewunderung des
anderen:
Tafel X. «Abgesehen von einer Spinne könnte man einen Auerhahn sehen, mit
ausgebreiteten Federn… ich kann Ihnen noch einen Hund anbieten, das könnte eine
Schweizer Herdehund sein, der gerade läuft…»
Tafel VII. «Sehen Sie mehr oder weniger, was ich sehe oder muss ich es Ihnen
erklären?»
Tafel I. «Ich könnte jetzt sagen, das sieht wie ein Schmetterling aus, aber das ist nicht
sehr originell, das wird wohl jeder sagen…»
Tafel I. «Eine Art Statue, deren Gleichgewicht wegen der großen Masse mit Schnüren
gesichert wird, sehen Sie, ich bin Ingenieur…»
In dieser letzten Aussage sehen wir, dass das Subjekt seine Fachkenntnisse und seinen
ehrenwerten Beruf ins Spiel bringt, um sich Geltung zu verleihen; dennoch ist seine Art
anders als diejenige des Paranoischen, der seinerseits alle seine Aussagen mit Beweisen
untermauert. Das narzisstische Subjekt wertet sich selbst auf, aus Angst, es könnte ihm nicht
ausreichend gelungen sein, die Bewunderung des anderen zu erwecken. Jenseits des
psychodynamischen Fachbereichs lässt diese Haltung an eine der von Wallon (1941)
beschriebenen Phasen denken, die ein Kind ab dem vierten Lebensjahr erlebt und die Wallon
als «positiver» als die gerade abgeschlossene Widerstandsphase bezeichnet :
Er ersetzt sich selbst als Objekt und wird Objekt. Seine zuvor den Blicken anderer so
abgeschirmte Person beschäftigt ihn jetzt voll und ganz, und mehr als alles andere (…)
Dieser eifrige Streben an sich selbst geht notgedrungen mit Ängstlichkeit,
Enttäuschung und Konflikten einher. Das Kind [in dieser Phase] ist nur mit sich selbst
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zufrieden, wenn es den Eindruck gewinnt, anderen gefallen zu können, es bewundert
sich nur, wenn es sich von anderen bewundert wähnt (Seite 172).
Im Rahmen der psychoanalytischen Behandlung beschreibt Abraham (1919) kurz nach dem
Einführen des Begriffs Narzissmus durch Freud, dass seine besonders stark narzisstischen
Patienten die Neigung haben, ihrem Analytiker stolz das Ergebnis ihrer «Selbstanalyse»
vorzustellen. In seinem Monolog verhält sich der narzisstische Patient auch so, als wäre er der
einzige, dem eine Beurteilung über sich selbst zustünde. So übt er Selbstkritik, als wäre nur er
in der Lage, sich zu beurteilen und bewahrt so die Illusion der Allmacht. Diese Haltung lässt
auf die Angst der Testperson rückschliessen, ihre Leistungen im Test könnten Mängel
offensichtlich machen, die vom Prüfer dann wahrgenommen werden könnten (Rossel und
andere, 1989). So möchte das Subjekt den Erkenntnissen des Prüfers «vorausgreifen»
(Vorwegnahme eines Urteils des anderen) und ein Urteil über sich selbst auf selbstgenügsame
Art und Weise fällen:
«Phantasie ist nicht meine Stärke.»
«Heute habe ich keine Phantasie.»
Das Zurschaustellung seiner eigenen Unzulänglichkeiten, aber nur derjenigen, die man bereit
ist zu enthüllen, ebenso wie die Fähigkeit, solche auch - ohne mit der Wimper zu zucken «erkennen zu können», sollen bekunden, dass das Subjekt sich selbst bestens kennt und
kontrolliert. Außerdem kann man in den oben genannten Beispielen den vorübergehenden
Charakter der dargestellten Mängel feststellen, was wiederum auf die Allmacht Bezug nimmt:
«Heute habe ich keine Phantasie» soll bedeuten, an anderen Tage habe ich ein gutes
Einfallsvermögen. Auch: «Phantasie war noch nie meine Stärke» soll verständlich machen,
dass die Versuchsperson andere Stärken besitzt. Diese Formulierung kann auch jene
Anmerkung von Eiguer (1999) illustrieren, die er in einem Werk über Narzissmus
niederschrieb, laut der «manche Individuen Selbstkritik verwenden, um sich selbst Geltung zu
verleihen.»
Man kann ganz klar aussagen, dass der andere als eine narzisstische Verlängerung benutzt
wird, um die Illusion der Allmacht zu bewahren:
Bild 1. «[?] Ich habe kein Musikstudium absolviert, aber ich habe viele Musiker als
Freunde aber da muss man doch Masochist sein, wenn man jahrelang dieses KratzKratz macht, bevor da irgendetwas herauskommt, was Musik ähnlich ist, und da sehe
ich, da zweifelt er.»
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Mangelnde Qualitäten, wie kein Musikstudium absolviert zu haben (oder keine Phantasie zu
besitzen) werden vom Subjekt auch deshalb umso leichter eingestanden, weil sie von ihm
gleichzeitig als wertlose Qualitäten betrachtet werden («da muss man doch Masochist sein,
wenn man jahrelang dieses Kratz-Kratz macht »). Dies ist Ausdruck eines Mechanismusses
der «Herabwertung» den Kernberg (1975) bei den borderline Persönlichkeiten beschreibt und
die er als logische Konsequenz des Allmachtsgefühls bezeichnet. Wie man hier sieht, drückt
das narzisstische Subjekt diese Herabwertung auf eine sehr subtile und indirekte Art und
Weise aus, ähnlich wie es auch bei der Objektkritik der Fall ist.
Innerhalb des narzisstischen Registers gibt es nun aber auch solche Subjekte, die ein sehr
hohes Ideal anstreben (sie wollen durch die Zahl an Inhalten oder durch derer Ausgefallenheit
beeindrucken oder alle Klecksteile in eine einheitliches Bild integrieren, usw.), ein Ideal, das
sie dann aber vorgeben, nicht erreichen zu können:
Tafel I. «(nach einem Duzend Inhalten) Ich glaube, da kann ich jetzt nicht mehr
ganz...»
Tafel V. «Schon wieder ein Schmetterling... das ist aber nicht originell.»
Tafel I. «Das hier, man könnte sagen, ein Insekt… viel sehe ich da nicht… vielleicht
habe ich nicht mehr so viel Fantasie wie seinerzeit, weiß nicht.»
Tafel VII. «Es tut mir leid... ich sehe überall nur Tiere.»
Bild 13. «[Beziehung?] Da komme ich wieder ein klein wenig auf das Cliché Kino,
ich würde meinen, ein Liebhaber und seine Liebste, die eine etwas zu leidenschaftliche
Auseinandersetzung gehabt haben könnten.»
Solche Äußerungen lassen eine nur sehr relative Selbstherabwertung erahnen, da das Subjekt
sich vorwirft, nicht so glänzend abzuschneiden, wie es sich wünschen würde, d.h. eben nur
«fast vollkommen» zu sein. Wir sollten nicht vergessen, dass einige Formulierungen, das
Gefühl der Unzulänglichkeit wieder abschwächen : «ich kann jetzt nicht mehr ganz», «das ist
nicht sehr originell», «da komme ich wieder ein klein wenig auf das Cliché Kino», «vielleicht
habe ich nicht mehr so viel Phantasie so wie seinerzeit».
Diese Beispiele weisen auf eine Art von Narzissmus hin, der dem des siegerischen
Narzissmusses entgegengesetzt ist, der sich als makellos darstellt und in der Lage ist,
jegliches großartige Ziel zu erreichen. In der angelsächsischen Literatur unterscheidet
Gabbard (1989, 1999) bei einer Synthese der wichtigsten Werke über den Narzissmus
zwischen the oblivious narcissistic und the hypervigilant narcissistic. Den letzteren beschreibt
der Autor als überempfindlich fremdem Urteil gegenüber:
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Diese Patienten sind schüchtern und verklemmt und stellen sich selbst völlig in den
Schatten. Sie vermeiden es, ins Rampenlicht zu treten, weil sie davon überzeugt sind,
auf Ablehnung und Demütigung zu stoßen. Im Kern ihres Inneren tragen sie ein tief
verankertes Gefühl der Scham, verbunden mir ihrer geheimen Hoffnung, sich trotz alle
dem durch etwas Großartiges zu behaupten. (1990, p. 374, freie Übersetzung)
In der französischen Literatur könnte man sagen, dass der von Green (1976, 1993)
beschriebene «narcissique négatif» dem «hypervigilant» von Gabbard entspricht.
Zusammenfassend können wir sagen, dass der verhaltensgestörte und der perverse Subjekt
das Erlebnis des Mangels nur entweder verleugnen oder nach außen projezieren kann, oder
aber er inszeniert einen Pseudomangel, um auf den anderen einzuwirken oder ihn zum
Handeln zu bringen. Durch seine Fähigkeit zu geistigen Kunststücken gelingt es dem
narzisstischen Subjekt, in seiner Selbstkritik das Erlebnis des Mangels anzusprechen, auch
wenn dies auf einer Ebene geschieht, die es ihm erlaubt, die Allmacht zu bewahren. Diese
Differenzierung illustriert hervorragend die unterschiedlichen Ebenen der Verinnerlichung
von den Organisationen des narzisstischen Registers, d.h. eine untere und eine obere Ebene.
Das Ichideal bezieht sich auf ein Ideal jenseits des Ichs, ein Ideal-für-das-Ich, mit dem eine
Distanzierung möglich wird, während das Idealich ein Ich widerspiegelt, das sein eigenes
Ideal ist, vollkommen und ganz. Ein Sich-In-Frage-Stellen ist ausgeschlossen und ein
größerer Konflikt mit der Realität kann nur zu einem Zusammenbruch führen, vollkommen
und ganz, zu einem depressiven in-sich-Zusammenstürzen, was wiederum zu selbst
zerstörerischen Handlungen überleiten kann.
Wenn wir jetzt die Objektkritik der narzisstischen Versuchsperson betrachten, so stellen wir
fest, dass sie auf Elemente der Realität abzielt, die sie dafür verantwortlich macht, ihr
Idealziel nicht erreichen zu können. Zum Beispiel wird eine bestimmte Eigenschaft des
Testmaterials dafür verantwortlich gemacht, dass die Versuchsperson ihre ihr sonst eigene
Kreativität nicht entfalten kann. Dabei ist die Symmetrie eine beliebte Zielscheibe:
«Das ist lästig mit der Symmetrie, da denkt man direkt an Schmetterlinge.»
Eine solche Formulierung stellt eine klassische Reaktion des narzisstischen Subjektes dar. Die
Symmetrie nimmt nämlich Bezug auf das Doppelte, auf ein gleiches oder vergleichbares
Exemplar außen. So stößt sie gegen das Bedürfnis der Einmaligkeit des Narziss, gegen seine
fehlende Toleranz dem ihm ähnlichen gegenüber. So gibt er zwischen den Zeilen zu
verstehen, dass er viel origineller sein könnte, wenn die Kleckse nicht symmetrisch wären.
Die Symmetrie wird auch hinsichtlich ihres sich wiederholenden Charakters kritisiert:
13
Tafel IX. «Was mich an dieser Zeichnung stört, ist die Symmetrie… das ist etwas…
wie soll ich sagen, monoton… die sind halt alle ein bisschen ähnlich.»
Die gleiche Art von Bemerkungen wird auch über andere Testmaterialeigenschaften gemacht,
die man auf den einzelnen Tafeln findet:
Tafel VII. «Da gibt es keine Perspektive… sie haben alle den gleichen Stil diese
Zeichnungen… immer diese dunklen Farben.»
Die Kritik des ihm Ähnlichen finden wir im persönlichen und kulturellen Bezugssystem des
narzisstischen Subjektes. Durch seine Kritik versucht das Subjekt sich von denjenigen
abzuheben, mit denen es sich vergleichen kann oder mit denen er sich in einem
Konkurrenzverhältnis sieht, und zwar auf Grundlage einer willkürlichen Ähnlichkeit,
familiärer, professioneller, kultureller oder geographischer Art. Diese Haltung können wir mit
derjenigen gleichsetzen, die Freud (1918, 1921, 1930) den Narzissmus der kleinen
Unterschiede nennt:
Tafel IX. «Das sieht aus wie ein Kürbis… das erinnert mich an Halloween…▼… aber
hier gibt es eine vornehmere Seite, eleganter… da bekommt man Lust, nach Venedig
zu fahren… bei Halloween gibt es eine Art von "Kulturverlust" denn das wird ja nicht
bei uns gefeiert…▲… aber hier sehe ich eine traditionelle Seite, chic und schöner.»
Tafel X. «Hier, da denke ich doch an jemanden ohne Geschmack (zeigt das blaue
Detail), das erinnert mich an meine Familie, meine Onkel, mit denen ich wirklich nicht
viel gemeinsam habe, auf jeden Fall intellektuell… das war groß in Mode, diese
Flecken, so wie Farbkleckse auf den Autos damals… so als würden sie dadurch zu
einer anderen sozialen Schicht gehören, zu der sie aber nie gehören können,
zumindest nicht intellektuell …sie setzen alles auf den Schein»
In dieser letzten Aussage gibt die Versuchsperson zu verstehen, dass sie wahrhaftig gebildet
ist und dass sie sich mit dem Schein nicht zufrieden gibt. Sie verhält sich zu seinem
Gesprächspartner auch nicht abfällig, um sich Geltung zu verleihen, so wie dies die
verhaltensgestörte oder perverse Persönlichkeit tun würde. Sie greift den Narzissmus des
Prüfers nicht an, sondern stellt ihn, ganz im Gegenteil, implizit auf seine Seite, indem sie sich
an ihn wie an einen «positiven Doppelgänger» wendet, als würde er der gleichen Elite
angehören wie sie selbst, aber dafür äußert sie sich abfällig über Dritte.
Das Bedürfnis des narzisstischen Subjektes, als einmalig zu gelten, wird auch durch
Anmerkungen zur eigentlichen Gültigkeit des Tests unter Beweis gestellt, wobei die
Gültigkeit nur bei seiner Persönlichkeit in Zweifel gestellt wird, denn diese könne nicht
katalogisiert werden, sie stünde jenseits jeglichen Vergleichs und jeglicher Klassifizierung:
14
«Heute kann das so etwas sein, morgen etwas ganz anderes.»
Das Bedürfnis der narzisstischen Selbstaufwertung bringt jedoch diesen Typ von
Persönlichkeit dazu, sein Kritik auf mäßige Art und Weise auszudrücken. So nuanciert das
narzisstische Subjekt seine herabwertenden Äußerungen, indem es darauf hinweist, dass sie
nur für einen Teil des Testmaterials oder der Testsituation gelten, wobei es den Wert anderer
Teile anerkennt:
Tafel VIII. «Das ist schon farbiger… (ohne dass eine ästhetische Kritik bisher
ausgesprochen wurde).»
Tafel V. «Es ist komisch, dass einige Tafeln einen mehr inspirieren als andere, diese
hier finde ich nichts sagend.»
Außerdem wird die Kritik mit Ausdrücken formuliert, die eine mögliche aggressive
Konnotation abschwächen, denn der Narziss achtet mit ganz großer Aufmerksamkeit auf
seine Wortwahl:
Tafel VIII. «Vielleicht ein Schmetterling… aber nicht sehr gut entworfen, nicht sehr
genau sagen wir mal.»
Tafel X. «Spinnen, nicht kohärente Spinnen… nein, das ist nicht das Wort, das ich
suche… anarchistische...»
Tafel IX. «Was mich an dieser Zeichnung stört, ist die Symmetrie… das ist etwas…
wie soll ich sagen, monoton… die sind halt alle ein bisschen ähnlich.»
Bild 13. «Welche Tragik, Ihre Geschichten, nicht wahr!»
In den hier angeführten Beispielen kritisiert die Versuchsperson das Testmaterial, indem sie
sich auf entgegenkommende Art und Weise an den Prüfer wendet, ihre Worte sind halb
verführerisch und sie strebt danach, den Prüfer auf ihre Seite zu bringen, sei es durch den
Tonfall oder durch die Wortwahl («sagen wir mal», «wie soll ich sagen?», «Ihre
Geschichten!»), so befriedigt sie ihr narzisstisches Anlehnungsbedürfnis und mäßigt damit
gleichzeitig die an ihr geübte Kritik. So sieht alles danach aus, als würde das Subjekt nach der
Zustimmung des Prüfers streben, oder zumindest durch die Wortwahl seiner Kritik diesen
nicht persönlich in Frage stellen.
Diese nuancierten Bemerkungen des narzisstischen Subjektes sind der Ausdruck eines
Verteidigungsmechanismusses, den Bergeret (1996) als charakteristisch für dieses Register
hält, und zwar als «Verdrängung der Affekte, sowohl sexueller als auch gewaltbereiter
Affekte» (Seite 40). Der Begriff der Verdrängung von gewaltbereiten Affekten erklärt auch
einiges - sowohl über die Art des Objektkritik des Narzissten – als auch darüber, was Brelet
(1986) beim TAT den «narzisstischen Stil» nennt, d.h. die Wiedergabe einer
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entkonfliktualisierten Geschichte (Seite 92). Man kann diese Verdrängung als eine Art Kampf
gegen das Risiko eines Objektverlusts betrachten: im Falle der Kritik handelt es sich darum,
rücksichtsvoll mit seinem vermeintlichen Bewunderer umzugehen. Man kann aber in diesem
Mechanismus auch einen Versuch erkennen, die Kluft zwischen dem Ichideal und der Realität
zu verringern (die Aggressivität zu verdrängen, die sich mit dem Ideal nicht vereinbaren
lässt). Oder treffender gesagt, alles sieht danach aus, als ob das Ideal des Subjektes daraus
bestünde, sich stärker als seine eigene Natur zu zeigen, mächtiger als sein eigener Trieb zu
sein, denn der zwingende Charakter dieses Triebes wird als narzisstische Verwundung erlebt.
In seinem Werk über den Narzissmus stellt sich Grunberger (1975), auf Ferenczi aufbauend,
die Frage, in wie weit das Gefühl der Allmacht nicht von dieser Wunde genährt sein könnte:
Ferenczi erklärte das Gefühl der Allmacht wie «eine Projektion dessen, was das Kind
über seine Triebe feststellt, nämlich, dass diese unbezähmbar sind, dass es diesen
sklavisch gehorchen muss». Das Kind identifiziert sich tatsächlich […] mit seinem
Trieb, es macht sich die Macht des Triebes sogar eigen, versucht aber gleichzeitig, ihn
zu überwinden, d.h. diesem tyrannischen Zwang zu entrinnen, dessen nicht los
lassende Krallen von ihm als narzisstische Verwundungen erlebt werden. (p. 178, von
uns unterstrichen)
In diesem Wechselspiel scheint es folgendes an sich zu haben: folgt man dem
unbezwingbaren Trieb, dem Trieb zum Handeln, befindet man sich eher auf der Ebene
derjenigen Allmacht, so wie wir sie bei dem unteren narzisstischen Register, dem «Idealich»
vorfinden, gibt man jedoch der Versuchung nach, diesen Trieb zu bezwingen, befindet man
sich eher auf der Ebene jener Allmacht, die für den oberen narzisstischen Register, für das
«Ichideal» charakteristisch ist.
Die Nuancierungen der narzisstischen Persönlichkeit machen klar, dass es sich nicht auf dem
Register «alles oder nichts» befindet, wie dies beim unteren Niveau der Fall ist. Wir sind sehr
weit von der Spaltung im Sinne Kernbergs (1975) entfernt, gemäß der der andere vollkommen
schlecht ist. Dieser Unterschied stimmt mit demjenigen überein, den Bleichmar (1982)
zwischen dem Idealich und dem Ichideal macht, das Idealich sei an einer «all umfassenden
Rhetorik» zu erkennen. Das Ichideal aber «bezieht sich nur auf einen isolierten Charakterzug,
jenseits eines all umfassenden Anspruchs, und niemals auf die gesamte Person, auf eine
vereinheitliche Darstellung des Wesens» (Seite 93). Wir sollten hier übrigens feststellen, dass
auch Kernberg (1975) zwar nicht die Differenzierung zwischen Idealich und Ichideal
übernimmt,
dennoch
aber
auf
unterschiedliche
Idealisierungstypen
hinweist,
die
unterschiedlichen Funktionsebenen entsprechen. Er unterscheidet ganz insbesondere die
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narzisstische Idealisierung von der «allgemeinen» borderline Idealisierung, er nennt die
letztere «primitive Idealisierung», die auf der Vorherrschaft der Spaltung beruht.
Die Existenz gesellschaftlich anerkannter Vorschriften wird von dem narzisstischen Subjekt
nicht in Frage gestellt, sein Anliegen besteht eher daraus, durch die Zurschaustellung seines
Wissens zu glänzen. Und so werden seine Unzulänglichkeiten, die der Narzisst selbst betont,
zu einer sich selbst auferlegten Herausforderung: das zu erreichende Ideal besteht daraus, die
Unvollkommenheit zu überwinden, und zu zeigen, dass diese ihn beim Erfüllen der gestellten
Aufgaben nicht hindert:
Tafel VII. «Das suggeriert mir nichts Besonderes… eventuell ein Beckenknochen…
zwei Frauengesichter, die einander ansehen.»
Tafel VII. «Da gibt es keine Perspektive oder? …sie sind alle auf der gleichen Ebene,
diese Zeichnung… weiß wirklich nicht… das könnte eine Landkarte sein… eine Insel
aus dem Flugzeug gesehen.»
Bild 8. «Die Szene hinten pass nicht sehr gut zu der Figur vorne… Man könnte sich
vorstellen, dass der Junge sich die Szene hinten vorstellt…das könnte ein
Operationssaal sein, mehrere Personen mit einem Skalpell über einen Körper
gebeugt… und dann ist da eine Art von Gewehrlauf, der an eine Konfliktsituation
denken lässt, an einen Krieg… der Junge stellt sich vor, wie man einen Verletzten
pflegt.»
In diesen Beispielen können wir feststellen, dass das narzisstische Subjekt auf das Register
der Darstellung greift, um sich den erwähnten Unzulänglichkeit gegenüber als überlegen zu
zeigen.
Das Ichideal und die Organisation false-self
Die Autoren der Lausanner Gruppe haben mehrere Arbeiten der Persönlichkeitsorganisation
„falsches Ich“ gewidmet (Merceron und andere, 1989, 1990, 2001; Cedraschi und andere.,
1990). Sie verstehen damit eine bestimmte Anordnung des narzisstischen Registers, bei derer
Analyse sie sich im Wesentlichen auf die von Deutsch (1942) beschriebene Persönlichkeit «so
wie» beziehen, ebenso wie auf das von Winnicott (1965) beschriebene false-self. In der
französischen projektiven Literatur scheint sich die Organisation „faux-self“ weder von der
narzisstischen Organisation, noch von den zahlreichen mit Hysterie qualifizierten Figuren zu
unterscheiden, sodass wir in der Beschreibung des narzisstischen Subjektes auch Elemente
wieder finden, die wir als charakteristisch für das false-self betrachten. Nun drücken aber die
beiden Typen von Organisationen unterschiedliche Beziehungen zur Realität aus.
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Zum Beispiel machen Merceron und andere (1989) in ihren Anmerkungen zum Thema
künstlerische Anspielungen einen Unterschied zwischen denjenigen, die ein Ergebnis des
Urteils oder des Wissens sind, wie man sie bei dem narzisstischen Subjekt vorfindet, und
denjenigen, die ein Ergebnis subjektiven Empfindens sind, wie man sie im Zusammenhang
false-self findet:
Tafel I. «Eine Lithographie von Dali… das ist erstaunlich!»
Tafel II. «Nicolas de Staël… grau und blau… vielleicht etwas fleckig, wie es ist...»
Die Autoren zeigen, dass das false-self das Interesse des Bezugsobjektes nicht durch eine
Selbstdarstellung versucht zu erwecken, sondern durch eine Zurschaustellung seines
Gemütszustandes: « Das false-self sorgt sich vor allem um die Einmaligkeit seiner
emotioneller Erlebnisse». Die Neigung, dieses Selbst durch «subjektiv Empfundenes» zur
Schau zu stellen, zeigt sich nicht nur in den zahlreichen kulturellen Bezugnahmen des
Subjektes false-self, sondern auch in seiner Beurteilung. Wenn er eine Objektkritik äußert, tut
er es mit Gefühlsbegriffen:
Tafel I. « Jetzt sehe ich auch Hände… fast mütterliche Hände, Eher Matrix als
Geschlecht… ich habe diese Gefühle… es gefällt mir gar nicht.»
Aber im
Allgemeinen
neigt
er
eher zu einer positiven
Beurteilung in
einer
Psychologietestsituation, da diese ja gerade den Inhalt seiner Psyche zum Schwerpunkt hat
(Merceron und andere, 1989). Er zeigt sich darin häufig begeistert, und betont die positive
Gemütsverfassung, die das Material in ihm wachruft:
Tafel VII. «Ich finde das sehr graziös, leicht, etwas, was im Himmel fliegt, Wolken,
das ist weniger dunkel, da ist eine Öffnung… man könnte meinen, kleine
Eichhörnchen hier… ja, irgendetwas, das mir Weisheit suggeriert.»
Tafel 10. «Eine schöne Liebesszene, wahrscheinlich ein Mann und eine Frau, aber es
könnten auch zwei Männer sein… aber eher eine Frau hier, mittleren Alters, um die
fünfzig, viel Zärtlichkeit, Ruhe, eine gewisse Intensität auch… wahrscheinlich durch
eine Kaminfeuer beleuchtet, es erinnert mich an Harmonie.»
Bild 11. «Das ist wahrhaftiger Ausschnitt aus einem Science-Fiction, ein Abenteuer,
oder ?…die Entdeckung unbekannter Welten und dieses Tier mit Flossen dort… stellt
diese Brücke eine verbotene Grenze dar ?...auf jeden Fall sieht man hier einen man
fliehen… das Bild gefällt mir sehr, er lässt mich träumen…und ich liebe ScienceFiction und finde nicht, dass er Angst einflösst… eine Steinbrücke.., die Welt der
Steine gefällt mir.»
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In diesen Aussagen können wir das erkennen, was Khan (1974) eine Überinvestition in die
innere Realität nennt, oder was Merceron und andere (1989) eine Überinvestition in das
Subjektive, in das Impressionistische bezeichnen. In der französischen Schule bekommen
diese Phänomene den Namen «procédés labiles», die Chabert (1997) mit der hysterischen
Neurose, dem Narzissmus, dem Etat-Limite und der Manie verbindet. Es scheint zu stimmen,
dass das false-self und die manische Persönlichkeit mit einander verwandt sind, denn beide
kennzeichnen sich durch ihre Ausdrucksstärke, wie Rebourg (1992) feststellt. Dennoch weist
sie darauf hin, dass ein wesentlicher Unterschied zwischen dem rohen körperlich
Empfundenen der manischen Persönlichkeit und dem subjektive Empfundenen des false-self
besteht. «Das false-self scheint uns eher einen seelischen als einen körperlichen Zustand zu
vermitteln, ein Gemütsempfinden eher als einen physische Wahrnehmung» Wir können
sagen, dass die manische Persönlichkeit das Objekt als physisch präsent fühlt, während das
false-self es geistig empfindet, er bewegt sich auf der Ebene der geistigenVerinnerlichung und
nicht der körperlichen Präsenz.
Das subjektiv Erlebte wird gesteigert, dramatisiert, als ob es darum ginge, es «wahrhaftiger
als die Natur selbst» zu machen, als wäre die Sichtbarkeit des Erlebten ein Beweis seiner
Echtheit, obwohl gerade diese Betonung das Erlebte als unecht, als gekünstelt erscheinen
lässt. Gerade wegen der Überinvestition in die interne Realität handelt es sich eher um eine
interne Pseudorealität, d.h. eben ein falsches Selbst. Deutsch (1942) betont in seiner
Auseinandersetzung mit dem «als ob» die Mimese mit der Umwelt. In den von uns zitierten
kulturellen Bezugnahmen zum Beispiel eignet sich das Subjekt das vom erwähnten Künstler
Erlebte in einer Art von Karikatur des sozialen Konsenses an (Merceron und andere 1989).
Das Äußere bleibt immer ein ständiges Bezugsmodel, wie Pontalis (1975) betont:
«Schematisch könnten wir sagen, dass das „false-self“ das Ergebnis einer Überinvestition in
die Umwelt ist: durch einen Prozess der Introjektion werden die externen Erwartungen zum
Schauplatz der inneren Welt.» Die Identifizierung mit der beim Objekt wahrgenommenen
Erwartung hätte das Ziel, gegen die Ängste anzukämpfen, die narzisstische Unterstützung des
Objektes zu verlieren:
Bild 1. «Das ist ein kleiner Junge, den man zwingt, Geige zu spielen, der aber die Nase
davon voll hat… aber im tiefsten Inneren hat er dennoch Lust, Geige zu spielen…also,
das ist ein Gegensatz zwischen Geige spielen wollen und dann die Nase voll zu haben,
und dann seufzt er… und dann wird es ihm gelingen die Person zufrieden zu stellen,
die gerne möchte, dass er Geige spielt…»
19
Um den Konflikt zwischen dem Ichideal, das von den in der Umwelt wahrgenommenen
Erwartungen geprägt ist, und der Realität zu lösen, verschiebt sich das Ich, es verformt sich
auf gewisse Art und Weise in Richtung dieses Ideals («im tiefsten Inneren hat er dennoch
Lust »).
Bei der Beschreibung von Charakterstörungen spricht Fenichel (1945) von denjenigen
Subjekten, die «das Reale nachahmen» und den Glauben erwecken möchten, dass das, was
ihnen widerfahren ist, von ihnen auch so gewollt wurde. Den Wunsch des Objektes zu
übernehmen, was als unerlässlich zur eigenen Genugtuung empfunden wird, macht es
unmöglich, sich über die damit verbundene Unechtheit klar zu werden, denn dies würde dazu
führen, dass man sich notgedrungen mit dem Erlebnis seiner eigenen affektiven
Unzulänglichkeiten konfrontieren müsste. Das Subjekt false-self streitet daher erbittert
jeglichen Vorwurf der Unechtheit ab («im tiefsten Inneren hat er dennoch Lust») Dadurch,
dass er das subjektiv Erlebte aufgebläht zur Schau stellt, positioniert er sich als Autorität, auf
die er die Aufmerksamkeit des anderen lenken möchte, als wäre er derjenige, der als Vorbild
bewundert und nachgeahmt werde müsste. Aus diesem Grund drückt er sich auch bei seinen
künstlerischen Anspielungen so aus, als würde er an dem Genie des Künstlers teilhaben, und
stellt er sich auch gern selbst als schöpferisch dar. Aus dem gleichen Grund wird auch
verständlich, warum bei dem TAT die Objektkritik des Subjektes false-self oft den Eindruck
hinterlässt, die Figuren auf der Tafel wären unecht, als würde das Subjekt seine eigene
Unechtheit nach außen projizieren und sich dadurch selbst in ein Licht des Vorbildes für
Echtheit rücken:
Bild 6GF. «Wieder ein Filmplakat, ein oberflächliches Bild von zwei Figuren, ich
habe den Eindruck, dass sie gar nichts wirklich leben, sie spielen es nur.»
Die Kritik einer vermeintlichen «Falschheit» der Figuren findet man auch bei dem
Paranoischen, der sich aber eher Sorgen darum macht, welche Fallen ihm gestellt werden
könnten, um ihn in die Irre zu führen, und der nach konkreten Spuren dafür sucht; hier aber
stützt sich das Subjekt beim Vorwurf der Unechtheit auf einen bloßen Eindruck und er
bewertet das Erlebte («die leben gar nicht»), seine Gefühlswelt, eine Welt die dem
Paranoische fremd bleibt.
Im folgenden Beispiel weigert sich das Subjekt, eine Anregung des Prüfers zu übernehmen,
mit dem Argument, dass diese Anregung ihn nicht berühren würde, wobei er aber gleichzeitig
darauf achtet, dem Prüfer verständlich zu machen, wie aufmerksam er diese Anregung zur
Kenntnis genommen hat:
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Tafel II. «(zwei Tiere, einander gegenüber) Ja, ich verstehe, was Sie meinen, aber ich
kann das hier nicht erkennen, ich sehe die gesamte Form, ich reagiere emotionell und
nur wenn es mich bewegt, habe Lust zu analysieren, sonst nicht.»
Auf der nächsten Tafel berücksichtigt er jetzt aber ganz ausdrücklich diese Anregung, als
würde der Verzug von einer Tafel auf die andere seinen Konformismus weniger unmittelbar
machen, und als könne er sich ihn so leichter eingestehen:
Tafel III. «Sie haben mich orientiert, denn hier könnte man tatsächlich zwei einander
gegenüber stehende Personen sehen.»
In diesem Fall gibt es also ein Eingeständnis der Imitation, vorausgesetzt allerdings, dass
diese als beabsichtigt gelten kann und sich nicht mehr auf die Tafel bezieht, für die die
Anregung ursprünglich gemacht wurde. Diese Beispiele illustrieren sehr gut die
Pseudoindividualität des Subjektes false-self, der das Nachahmen hinter dem Anschein der
Originalität verbirgt. Aber sein Ziel ist keineswegs als etwas Besonderes erscheinen zu
wollen, denn dies wäre für ihn mit «abnormal» gleichzusetzen und würde bei ihm die Angst
erwecken, er könnte als nicht-konform den Erwartungen anderer nicht entsprechen und würde
so auf ihre Ablehnung stoßen. Der Argumentation von Bergeret (1972) und David (1972)
folgend könnte man, ganz im Gegenteil, das false-self scherzhaft auch als «stink-normal»
bezeichnen.
Schlussfolgerung
Mit Hilfe der projektiven Testverfahren haben wir versucht, den Unterschied zwischen dem
narzisstischen Register im Allgemeinen und der narzisstischen Persönlichkeit im Besonderen
zu illustrieren. Zu diesem Zweck haben wir eine Differenzierung zwischen zwei Ebenen des
Ideals vorgenommen. Bei dem Begriff Idealich ist das Ideal nicht wirklich vom Ich getrennt,
dieses Ich erlebt sich selbst als voll und ganz gut, vollkommen, und alles, was auf eine
Unvollkommenheit oder Unvollständigkeit weisen könnte, wird nach außen projiziert. Die
Selbsteinschätzung und die Beurteilung anderer ist gespalten (total gut / total schlecht). Bei
dem Begriff Ichideal, ist das Ideal vom Ich getrennt, die Konfrontation zwischen dem Ich und
dem Ichideal ermöglicht das Offenlegen eines Mangels, auch wenn diese Entblößung mit
allen Mitteln vermieden und bekämpft wird, denn sie würde zu einem Schamerlebnis führen.
Die beiden Ebenen, die wir beim Ideal unterschieden haben, entsprechen so auch zwei
unterschiedlichen Ebenen der geistigen Verinnerlichung.
21
Zwei Ebenen der geistigen Verinnerlichung
Auf der oberen Ebene kann man sich des Mangels bewusst werden, während auf der unteren
Ebene jegliche geistige Verinnerlichung unmöglich ist, alle Konfliktgeladenen Spannungen
entladen sich im Handeln. Es ist auch im Handeln und im Körper, dass das Schamgefühl auf
der unteren Ebene Ausdruck verliehen wird, wie zum Beispiel bei perversen
sadomasochistischen Praktiken, bei Ernährungsstörungen oder bei anderen Suchtstörungen.
Auf der oberen Ebene offenbart sich Gefühl der Scham auf moralischer Ebene, wie zum
Beispiel bei demjenigen Masochismus, den Freud gerade als moralisch bezeichnete. Der
Unterschied zwischen zwei geistigen Verinnerlichungsebenen kann auch durch die
Bezugnahme zur eigenen Person illustriert werden, so wie wir sie bei denjenigen Subjekten
feststellen, die zu dem narzisstischen Register gehören (Revaz und andere, im Druck). Man
findet bei diesen Subjekten tatsächlich zwei unterschiedliche Ebenen, um sich auf sich selbst
zu beziehen.
Auf der unteren Ebene wird der persönliche Bezug als Inhalt geliefert, denn das Subjekt ist
sich der Tatsache bewusst, dass das Testmaterial nicht speziell in seinem Interesse entwickelt
worden ist und dass es sich nicht besonders auf sich bezieht, was nämlich bei dem
psychotischen Subjekt der Fall ist. Dennoch verwendet der Proband das Hilfsmittel des
Bildes, um seine eigene Geschichte zu erzählen. Er reduziert auf sehr egozentrische Weise die
Angaben des Bildes auf seine Realität:
Bild 3. «Das erinnert mich an meine Bestrafungen, so war das… wir waren in einem
Zimmer eingesperrt, nach der Plackerei mit den Kartoffeln, wir waren eingesperrt, ohne
ein Abendessen zu bekommen oder sonst was.»
Auf der oberen Ebene erweist sich die Geschichte auch dann als vollständig, wenn man die
persönlichen Bezugnahmen entfernen würde, denn diese bilden das Echo der Geschichte. Das
Subjekt schaltet seine Person nicht deshalb ein, weil die Aufgabenstellung dazu verleitet
hätte, sondern et tut es zusätzlich. Er positioniert klar die Figuren im Register der Darstellung,
verleiht ihnen aber gleichzeitig einen Status eines Doppelgängers, einer Widerspiegelung von
Figuren, die zu seiner eigenen Realität gehören.
Bild 1. «Ein schmollendes '(trucovité) Kind vor seiner Geige, schmollend oder
zumindest entmutigt aussehend, vielleicht eher…ich muss sagen, das erinnert mich
ziemlich lebhaft an gewisse unangenehmen Augenblicke meiner Vergangenheit als
Familienmutter… aber nun ja, das ist eine Parenthese, also dieses Kind, wie ich schon
sagte, schmollt (usw.).»
22
Zwei Abhängigkeitsebenen
Auf der unteren Ebene ist der Beziehungsmodus nutzorientiert: er dient dazu, die Bedürfnisse
des Subjektes zu befriedigen, und zwar auf konkrete Art und Weise. Wie schon oben erwähnt
ist es auf dieser Ebene, dass sich das Einnehmen von abhängigkeitsverursachenden
Substanzen ansiedelt. Auf der oberen Ebene ist die Abhängigkeit eher affektiver Natur: das
Subjekt benötigt eine Bestätigung der Zuneigung, die der andere für ihn empfindet. Das
narzisstische Subjekt tendiert dazu, mit ungewöhnlichen Kenntnissen oder Fähigkeiten
glänzen zu wollen, sich selbst für seine Taten zu beglückwünschen, um dadurch die
Bewunderung und Genugtuung des anderen hervorzurufen. Das Subjekt false-self tendiert
eher dazu, die Aufmerksamkeit des anderen durch sein emotionell Erlebtes zu erwecken,
indem er eine Haltung dramatisiert, die seiner Auffassung nach am besten den Erwartung des
anderen entspricht.
Nur das neurotische Subjekt ist wirklich unabhängig und braucht keine unentwegte
Bestätigung im Interesse seines Selbstwertgefühls. Beim TAT kann es zwar vorkommen, dass
er eine Spannung zwischen den Figuren suggeriert oder ein Fehlen an Interaktion zwischen
ihnen feststellt, ohne aber die Existenz einer Beziehung zwischen ihnen anzuzweifeln und
ohne sich gezwungen zu fühlen, eine Verteidigung mobil machen zu müssen, um gegen die
Trennungsangst anzukämpfen :
Bild 4: «Da ist ein Paar, der Mann sieht verärgert aus, die Frau versucht, ihn
zurückzuhalten, weil sie ihm etwas erklären will, er scheint genervt zu sein. »
Bild 6GF: «Hier, das ist das Gegenteil, eine Frau, die ein kleines Problem hat…sie
scheint ihm etwas verständlich machen zu wollen, und ihr Mann, er scheint ihr zu
antworten, nicht wahr… »
Bild 7GF : «Das ist eine Mama mit ihrem kleinen Mädchen, sie spielt mit ihrer
Puppe… das Mädchen ist nachdenklich, vielleicht erzählt die Mutter ihr eine
Geschichte, aber das Mädchen ist geistesabwesend »
In der Praxis eines klinischen Psychologen ist es dennoch selten, einen solchen Grad von
Unabhängigkeit vorzufinden. 1972 schätzte Bergeret den Anteil von neurotischen Strukturen
in der Bevölkerung auf 20% und er ging davon aus, dass dieser Anteil sinken würde. Im
Gegensatz dazu schätzte er den Anteil derjenigen Organisationen, die zu dem narzisstischen
Register zählen, auf 50% und er war der Auffassung, dass diese Proportion ansteigen würde.
Es scheint nicht, dass die Entwicklung der letzten Jahrzehnte ihm Unrecht gegeben hätte.
23
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