Bulimie Vorwort I. Krankheitsbild 1. Diagnosekriterien und Begriffsdefinition 2. Leben mit Bulimie 3. Medizinische Folgeerscheinungen II. Entstehung der Krankheit 1. Gesellschaftliche Aspekte 2. Rolle der Familie 3. Traumatische Ereignisse III. Psychische Probleme Betroffener 1. Fehlendes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen 2. Falsche / fehlende Wahrnehmung von Gefühlen 3. Starke Verlustängste 4. Perfektionismus IV. Wege aus der Krankheit 1. Therapie in einer psychosomatischen Klinik 2. Ambulante Therapie 3. Selbsthilfegruppen V. Leben nach der Krankheit 1. Neue Lebensinhalte finden 2. Die Gefahr eines Rückfalls Anhang Literaturverzeichnis Vorwort Für viele Menschen ist es absolut nicht nachvollziehbar, dass man Probleme mit dem Essen haben kann: „Essen ist doch ganz normal.“ „Du musst doch merken, wann du satt bist.“ „Aber essen muss doch jeder!“ Solche Kommentare hört man leider oft und meist zeugen sie von Unverständnis und Unwissenheit. Dies ist ein Grund, warum ich die Essstörung Bulimie als Facharbeitsthema gewählt habe. Ich möchte, dass endlich begriffen wird, warum so viele Menschen täglich Probleme mit einem normalen Essverhalten haben, Unmengen in sich stopfen und anschließend wieder erbrechen. Ich möchte zeigen, dass ernsthafte Probleme hinter diesem Symptom stehen und nicht nur eine pubertäre Spinnerei oder übertriebener Schlankheitswahn. Eine weitere Tatsache hat mich in meiner Wahl bestärkt: Es ist kaum zu übersehen, dass das Problem Essstörungen immer aktueller, präsenter, ja sogar bedrohlicher wird. Die betroffenen Mädchen werden immer jünger und längst ist Bulimie nicht mehr nur eine Frauenkrankheit. (Da die meisten Betroffenen jedoch Frauen sind, werde ich im Folgenden hauptsächlich die weibliche Form verwenden.) Darüber hinaus soll diese Facharbeit ein Stück Krankheitsbewältigung für mich selbst sein. Ich leide seit etwa vier Jahren an Bulimie und befinde mich seit knapp zwei Jahren in ambulanter Behandlung. Ich habe viel über die Sucht und mich selbst gelernt und habe mich ausführlich mit der Thematik auseinandergesetzt. Vieles, was ich in meiner Facharbeit schreiben werde, beruht auf eigener Erfahrung, oder auf Wissen, das ich mir über die Jahre hinweg angeeignet habe. Auch der Kontakt zu anderen Betroffenen hat mir viel geholfen und mir eines deutlich gemacht: Bei diesem komplexen Thema darf auf keinen Fall verallgemeinert werden, denn jede Kranke hat ihre eigene Geschichte, ihren eigenen Lebens- bzw. Leidensweg. Ich will mit meiner Facharbeit also nicht sagen „So ist es“, sondern möchte Beispiele geben, aufklären und zeigen, wie schwer es ist mit Bulimie zu leben. Es ist aber nicht unmöglich, wieder einen normalen Umgang mit dem Essen zu lernen, wenn man bereit ist, seine wahren Probleme zu erkennen und diese zu lösen. Der Weg ist anstrengend und lang und Rückfälle sind vorprogrammiert – aber er ist in jedem Fall besser, als ein Leben mit dieser Sucht. Auch meine Facharbeit ist ein Weg. Von der Frage „Was ist Bulimie?“ , über die Entstehung der Krankheit, bis hin zu ihrer Überwindung möchte ich die vielen Seiten dieser relativ unbekannten Suchtkrankheit beleuchten. Ich hoffe, das wird mir gelingen! I. Krankheitsbild 1. Diagnosekriterien „Essstörungen beginnen im Kopf.“ Diese Aussage ist mit Sicherheit richtig. Vielen Betroffenen ist es am Anfang selbst nicht bewusst, dass ihre Gedanken nur noch um die Themen Gewicht, Kalorien, Essen und Nicht-Essen kreisen. Langsam werden diese Denkstrukturen und auch das Verhalten zwanghaft und schnell steckt man in der Bulimie oder in einer anderen Essstörung. Lange denkt man, sein Essverhalten jederzeit ändern zu können, aber das ist Illusion, denn es hat längst süchtigen Charakter angenommen. Die Übergänge zwischen Diät, kontrolliertem Essen und einer „echten“ Essstörung sind meist fließend und nur selten abgrenzbar. Was man unter Bulimie versteht, kann man in der Definition des klinischen Fachwörterbuches „Pschyrembel“ lesen: „Bulimia nervosa (gr. Heißhunger): synonym Ess- Brechsucht; psychogene Essstörung bei der exzessive, meist hochkalorische Nahrungsmengen in kürzester Zeit zugeführt und anschließend Maßnahmen ergriffen werden, das Körpergewicht in einem (sub)normalen Rahmen zu halten (z. B. periodisches Fasten, selbstinduziertes Erbrechen oder Missbrauch von Laxanzien und Diuretika mit entsprechenden Komplikationen)“1 Jedoch fällt es sogar Ärzten und Spezialisten auf diesem Gebiet oft schwer, diese Essstörung zu erkennen. Um dies zu erleichtern wurden für jede Essstörung gewisse Diagnosekriterien erarbeitet. Am gängigsten ist das Klassifikationssystem der Amerikanischen Psychiatriegesellschaft „Diagnostic and Statestical Manual of Mental Disorders“ (DSM). In seiner vierten Fassung von 1994 lauten die Diagnosekriterien für Bulimia nervosa wie folgt: A.) Heißhungerattacken B.) Kompensatorische Maßnahmen zur Vermeidung einer Gewichtszunahme C.) Frequenz der Heißhungerattacken und der kompensatorischen Maßnahmen mindestens zweimal pro Woche über drei Monate 1 Quelle siehe LV 6, S. 223 D.) Ausgeprägte Abhängigkeit des Selbstwertgefühls von Körpergewicht und Figur E.) Störung tritt nicht ausschließlich bei einer Episode von Anorexia nervosa (Magersucht) auf2 Die unter Punkt B) genannten „kompensatorischen Maßnahmen“ können in die verschiedensten Richtungen gehen: Die meisten Bulimikerinnen erbrechen nach einer Heißhungerattacke. Viele verwenden zusätzlich Abführmittel oder Entwässerungstabletten, zumeist in großen Mengen. Außerdem ist es möglich, eine Gewichtszunahme durch Hungerphasen oder übertriebene sportliche Aktivität zu verhindern. Was die Diagnose von Bulimie extrem erschwert, ist der fließende Übergang zu anderen Essstörungen. Oft sind sich Bulimie und Magersucht sehr ähnlich und unterscheiden sich nur in wenigen Merkmalen. Viele Patientinnen können ihre Störung selbst nicht genau benennen, da sie oft verschiedene Phasen durchleben. Auf eine Hungerphase folgt eine bulimische Phase, und umgekehrt. Sehr häufig geht eine Magersucht auch in Bulimie über, wenn dem Hungergefühl nicht mehr Stand gehalten werden kann.(60% der Magersüchtigen werden bulimisch.) Nun noch einige Fakten und Zahlen zum Thema Bulimie: - Erst seit 1980 ist Bulimia nervosa als eigenständiges Krankheitsbild anerkannt, obwohl die Symptome schon lange beobachtet wurden. - Etwa 4% aller Frauen sind betroffen, allerdings ist die Dunkelziffer mit Sicherheit noch höher und die Tendenz stark steigend. - Das Durchschnittsalter der Betroffenen ist 20-30 Jahre und ca. 85% davon sind weiblich. - 60% der Bulimikerinnen erbrechen 1-2 mal täglich, 10% häufiger als sechs mal. - Bei einem Fressanfall, der bis zu 70 DM kosten kann, werden etwa 6000 kcal. verschlungen.3 2. Leben mit Bulimie Nach den vielen nüchternen Zahlen und Fakten ist es nun wichtig, zu verstehen, was es wirklich heißt, mit Bulimie zu leben. 2 3 Quelle siehe LV 2, S. 17 vgl. LV 3, S. 17 Als Bulimikerin befindet man sich in einem ständigen Auf und Ab zwischen Fressanfall, Erbrechen und Hungern. Genauso schwanken auch die Gefühle zwischen Euphorie, Verzweiflung und absolutem Selbsthass. Oft fühlt man sich nicht liebenswert und völlig unfähig, da man es wieder nicht geschafft hat, normal zu essen. Viele Betroffene sind sich anfangs ihrer Krankheit nicht bewusst. Entweder wollen sie sie nicht wahrhaben, oder sie haben ihr Verhalten bereits so verinnerlicht, dass sie es als normal ansehen. Auch die Umwelt, das heißt Familie, Freunde oder Partner, bemerken die Essstörung häufig nicht. Ein Grund hierfür ist, dass Bulimikerinnen meist normalgewichtig sind und im Gegensatz zu Magersüchtigen nicht so extrem durch ihre Figur auffallen. Darüber hinaus ist Bulimie eine sehr heimliche Krankheit. Bei einem Fressanfall weiß man, dass man etwas Verbotenes tut (oft ist gerade das reizvoll) und würde alles dafür tun, dass keiner etwas bemerkt. Die Frage, wie der Tagesablauf einer Bulimiekranken aussieht, kann auf keinen Fall pauschal beantwortet werden, da es hier große Unterschiede gibt. Es gibt Bulimikerinnen, die beispielsweise nach außen hin normal essen und nur „verbotene“ Nahrungsmittel erbrechen, oder andere, die sich an sechs Tagen der Woche normal ernähren, bis dann am siebten Tag das große Fressen kommt. Viele bulimiekranke Frauen nehmen tagsüber kaum Nahrung zu sich und stopfen sich schließlich abends voll. Die Anzahl und das Ausmaß der Heißhungerattacken ist also von Fall zu Fall verschieden. Man kann aber davon ausgehen, dass sich die Frequenz und auch die Menge der verschlungenen Nahrung steigert, je länger und tiefer man in der Bulimie steckt. Dies kann so weit gehen, dass die Betroffene gar keine Nahrung mehr bei sich behält, sondern alles wieder erbricht. Die Auslöser für einen Fressanfall sind meist psychische Probleme, mit denen die Kranke nicht umgehen kann, und die durch das Fressen verdrängt werden sollen oder aktuelle Ereignisse. (Auf dieses Thema werde ich später noch ausführlich eingehen.) Neutral betrachtet ist ein Fressanfall mit dem anschließenden Erbrechen absolut geschmacklos, widerlich und eklig; er zeugt von purer Aggression gegen sich selbst. Er ist aber auch irgendwie mit Genuss verbunden. Bei einer Fressattacke werden wahre Berge von Nahrungsmitteln verschlungen. Die meisten Bulimikerinnen entwickeln im Laufe der Zeit eine Art Liste mit verbotenen Nahrungsmitteln, die sie zu den normalen Mahlzeiten nie zu sich nehmen würden. Sie sind meist fett- und kohlenhydratreich und werden dann bei einem Fressanfall bevorzugt. Dazu zählen vor allem Nudeln, Semmeln, Schokolade, Kuchen, Sahne, Eis und andere Süßigkeiten. Viele Bulimiekranke stopfen auch Nahrung in sich, die sie mit besonderen Gefühlen und Erinnerungen verbinden. So kann z.B. Pudding oder Grießbrei die Illusion von Geborgenheit geben und an die Kindheit erinnern. Wichtig bei der Auswahl der Nahrungsmittel ist auch, dass sie anschließend leicht erbrochen werden können. Besonders geeignet sind deshalb z.B. Eis, Joghurt aber auch Obst und Gemüse. Aus demselben Grund trinken Bulimikerinnen während oder nach dem Fressanfall extrem viel. Mit normalem Essen hat ein Heisshungeranfall nicht mehr viel zu tun. Man verliert absolut die Kontrolle, spürt weder Hunger noch Sättigung und hat keinerlei Gewalt mehr über sich selbst. Man hat das Gefühl, nicht mehr aufhören zu können und will nur noch mehr, mehr, mehr... Dabei spielt auch Geschmack keine große Rolle. Man verschlingt die Nahrung fast ohne zu kauen und nimmt daher oft gar nicht mehr wahr, was man isst. Die Orgie geht meist so lange, bis der Magen absolut voll ist und man kaum noch gehen kann. Nun ist nur noch ein Gedanke im Kopf: „Ich muss das alles sofort wieder los werden, sonst halte ich es nicht mehr aus.“ Was jetzt folgt, ist natürlich sehr eklig, wird aber von den meisten Bulimikerinnen als Erlösung angesehen: Der Gang zur Toilette. Hier wird versucht, so viel wie möglich wieder zu erbrechen, was oft mit Schmerzen und großer Anstrengung verbunden ist. Um diese Tortur zu erleichtern, stecken sich viele nicht nur den Finger in den Rachen, sondern auch Gegenstände, oder sie trinken Alkohol bzw. Salzwasser. Aus Angst vor Entdeckung haben bulimische Frauen oft Kaugummi, Mundwasser und Parfüm dabei, um den unangenehmen Geruch zu überdecken, doch einem aufmerksamen Blick werden die verräterisch geröteten Augen nicht entgehen. Darüber hinaus gibt es auch Betroffene, die davor zurückschrecken, immer zu erbrechen. Sie versuchen dann, ihre Tat anders rückgängig zu machen. Meist werden dazu eine Überdosis Abführmittel oder auch Entwässerungstabletten verwendet. Es ist durchaus bekannt, dass dies gefährlich ist und zu keinem Kalorienverlust führt, sondern man nur Wasser verliert. Aber man macht es trotzdem, allein um sein Gewissen zu beruhigen und um das Gefühl zu haben, dass alles schnell wieder ausgeschieden ist. Fast ebenso gefährlich ist die übertriebene sportliche Betätigung, die viele nach einem Fressanfall betreiben. Es wird Gymnastik gemacht, gejoggt oder ins Fitnessstudio gegangen. Oft belasten die Betroffenen ihren Körper bis an die Grenzen, nur um sich zu beweisen, dass sie stark sind und etwas leisten können und um die zuvor zugeführten Kalorien wieder loszuwerden. Wenn alles vorbei ist, haben die meisten Bulimikerinnen große Schuldgefühle und sind verzweifelt. Sie denken, dass sie versagt haben und nehmen sich vor, ab jetzt ganz normal zu essen. Dies gelingt aber natürlich nicht und durch noch stärker kontrolliertes Essen ist der nächste Fressanfall bereits vorprogrammiert. Man befindet sich also in einem Teufelskreis aus Kontrolle, Kontrollverlust, Schuldgefühlen und Wut, aus dem meist nur mit fremder Hilfe ausgebrochen werden kann. 3. Medizinische Folgeerscheinungen Bulimie ist eine Suchtkrankheit. Genau wie Alkoholismus oder Drogenmissbrauch macht sie nicht nur physisch abhängig, sondern zieht auch ernsthafte körperliche Schädigungen nach sich. Durch die übermäßige Aufnahme von Nahrung kommt es häufig zur Magenerweiterung, die sogar zum Magendurchbruch führen kann. Dies endet in manchen Fällen sogar tödlich. Das anschließende Erbrechen lässt häufig Speiseröhrenrisse oder Entzündungen entstehen und führt zum Anschwellen der Ohrspeicheldrüse. Zusätzlich wird der gesamte Mundbereich mit Magensäure verätzt. Karies bis hin zum Verlust der Zähne ist die Folge. Auch wenn Bulimikerinnen nicht so stark an Gewicht verlieren wie Magersüchtige, so befindet sich der Körper doch in einem ständigen Zustand der Mangelernährung. Das bedeutet, dass der Grundumsatz gesenkt und auch der Hormonhaushalt gestört wird. Deshalb haben viele Betroffene nur sehr unregelmäßige oder ganz ausbleibende Monatsblutungen. Nach sehr langer Krankheit ist sogar Unfruchtbarkeit möglich. Meistens stellt sich aber wieder eine geregelte Menstruation ein, wenn das Essverhalten normalisiert wird. Darüber hinaus werden dem Körper durch häufiges Erbrechen wichtige Mineralsalze entzogen. Besonders gravierend ist der Verlust von Kalium. Dieses Mineralsalz spielt eine wichtige Rolle für die Funktion von Herz und Nieren. Extremer Kaliummangel kann demnach Herzrhythmusstörungen und Nierenversagen nach sich ziehen. Natürlich hat auch der Missbrauch von Abführmitteln und Entwässerungstabletten negative Folgen. Durch den ständigen Wechsel zwischen Durchfall und Verstopfung kann der Darm nicht mehr normal arbeiten, was zur Darmträgheit führen kann. Außerdem verliert der Körper mit der Flüssigkeit auch sehr viele Mineralsalze, die lebenswichtig sind. Wie man sieht, ist Bulimie durchaus eine lebensbedrohliche Krankheit. Die große Gefahr liegt hauptsächlich darin, dass viele Bulimikerinnen nicht zum Arzt gehen, auch wenn die Schäden bereits offensichtlich sind. Oft spielt hierbei die Angst vor Entdeckung eine große Rolle. Problematisch ist auch, dass viele Ärzte nicht erkennen, woher der schlechte Zustand ihrer Patientinnen kommt. Viele Hausärzte haben einfach keine Erfahrung und oft schrecken sie auch davor zurück, jemandem auf eine mögliche Essstörung anzusprechen. Hinzu kommt noch, dass viele Betroffene ihren Zustand herunterspielen oder verleugnen und Ausreden erfinden. Nicht zu unterschätzen sind auch die psychischen Probleme, die eine Bulimie nach sich ziehen kann. Bulimiekranke haben oft kein Selbstwertgefühl. Um ihrer Sucht nachgehen zu können, isolieren sie sich immer mehr von ihrer Umwelt. Viele sind deshalb zusätzlich zu ihrer Essstörung auch noch depressiv. Die Ausweglosigkeit, die viele im Bezug auf ihr ganzes Leben empfinden und durch ihre Ess- Brechsucht kompensieren, hat schon manche in den Freitod getrieben. Eine traurige Tatsache ist, dass 17% der an Bulimie Erkrankten frühzeitig sterben.4 II. Entstehung der Krankheit Was bringt jemanden dazu, ein unnormales Essverhalten und schließlich eine Bulimie zu entwickeln? Warum gehen gerade viele Frauen diesen heimlichen, grausamen Weg? Die Antwort auf diese Fragen sind fast so vielfältig wie die Anzahl 4 vgl. LV 3, S. 16,17 ; LV 4, S. 25ff. der Betroffenen. Jede Einzelne hat sich irgendwann bewusst oder unbewusst für diese Sucht entschieden und sie anfangs als Lösung oder Erleichterung betrachtet. Wahrscheinlich findet man nirgendwo zwei Bulimikerinnen, die genau denselben Weg in die Krankheit gingen, denn meistens spielen viele Faktoren zusammen. Trotzdem gibt es doch einige Muster und Strukturen, die man häufig beobachten kann. Diese sollen nun genauer betrachtet werden. 1. Gesellschaftliche Aspekte Kann unsere Gesellschaft mit ihrem Frauenbild und Rollenerwartungen einen Menschen krank machen? Es wäre mit Sicherheit übertrieben zu sagen, dass sie alleine dafür verantwortlich gemacht werden kann, aber man darf ihren Einfluss nicht unterschätzen. „Höher, schneller, weiter“, sind Worte, die unsere derzeitige Gesellschaft gut beschreiben. Man könnte allerdings genauso gut „schlanker, erfolgreicher, beliebter“ sagen. Mit dieser Erwartungshaltung ist natürlich ein idealer Nährboden für eine Essstörung gegeben. Ständig wird jedem von uns vermittelt, wie er zu sein hat. Schaltet man den Fernseher ein, sieht man nur noch junge, schlanke, erfolgreiche Menschen. Bei etlichen Werbungen wird „schlank“ und „schön“ direkt miteinander in Verbindung gebracht und für viele bedeuten diese Worte annähernd das gleiche. Auch in der Modebranche zeigt sich ein trauriges Bild. Die Modells müssen extrem schlank sein, um mit der großen Konkurrenz mithalten zu können. Das Business ist hart, und da die meisten Frauen noch sehr jung sind, kommen sie mit dem Druck nicht zurecht. Glücklicherweise geht der Trend derzeit wieder etwas von den superdürren Modells weg. Trotzdem ist die Zahl der Bulimikerinnen und Magersüchtigen in dieser Branche extrem hoch. Leider gerät diese Tatsache zu selten und nur in Einzelfällen an die Öffentlichkeit. Umstritten ist auch der Einfluss, den die Modeszene auf Jugendliche ausübt. Viele Teenager sind sehr empfänglich für gewisse Idealbilder, denen sie versuchen nachzueifern. Meist ohne den gewünschten Erfolg, denn schlank ist nicht gleich glücklich. Außerdem sind die Ansprüche an Frauen heute sehr vielfältig und oft widersprüchlich. Die Karriere wird immer wichtiger, und hier heißt es durchsetzungsfähig, tough und immer perfekt zu sein. Gleichzeitig soll man die liebevolle Mutter, fürsorgliche Ehefrau und sexy Geliebte verkörpern. Um diesen zahlreichen Rollen gerecht zu werden, opfern viele Frauen sich selbst und ihre Bedürfnisse. Bulimie passt sehr gut zu solch einem Leben, da diese Krankheit heimlich abläuft und man endlich seine schwachen, aber auch aggressiven Seiten ausleben kann. Für diese scheint nämlich im wahren Leben meist wenig Platz zu sein. Es wäre ungerecht, beim Thema Rollenerwartungen nur an Frauen zu denken, denn auch an Männer werden immer höhere Ansprüche gestellt. Langsam aber sicher setzt auch hier ein gefährlicher Fitnesskult ein und ein gut trainierter Körper wird zur Pflicht. Hand in Hand mit dieser Entwicklung geht auch die Zunahme der männlichen Bulimiker. Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob wir nicht grundsätzlich in einer bulimischen Gesellschaft leben. Zum Einen macht das Überangebot an Nahrung die Entstehung dieser Essstörung erst möglich. Zum Anderen ist es typisch für uns, alles haben zu wollen, ohne dann die Konsequenzen zu tragen. Genau dieses Prinzip trifft auch auf einen Fressanfall zu. 2. Rolle der Familie Es wäre nicht richtig, der Familie die Schuld zuzuschreiben, wenn ein junges Mädchen an Bulimie erkrankt. Trotzdem: Die Betroffene erkrankt innerhalb der Familie und deshalb spielt sie meist eine unübersehbare Rolle. Von einer pauschalen Aussage, die man des öfteren lesen kann, möchte ich mich allerdings distanzieren. Es wird nämlich behauptet, Bulimikerinnen stammen aus zerrütteten, gewalttätigen Familien, während Mädchen, die sehr behütet wie in einem goldenen Käfig aufwachsen, eher an Magersucht erkranken. Damit macht man es sich zu einfach. Vielleicht ist es passender zu sagen, dass Familien mit magersüchtigen Kindern oft Probleme haben, diese in die Selbstständigkeit zu entlassen. Meist ist hier das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter sehr vertraut und liebevoll, es gibt kaum eine Privatsphäre. Aber auch Bulimikerinnen können aus solchen Familien stammen. Hier hat die Krankheit die Aufgabe, etwas Eigenes, Privates und auch Heimliches auszuleben. Es ist durchaus bekannt, dass sehr junge Kinder bereits viel mehr von ihrer Umwelt miterleben und aufnehmen, als man erwarten würde. Sie reagieren sehr sensibel auf Reize von außen und beginnen bereits, eine Persönlichkeit zu entwickeln. Deshalb kann der Grundstein für eine Essstörung schon in den ersten Monaten gelegt werden. Während dieser Zeit ist hauptsächlich die Mutter für das Baby da. Sie sorgt für die nötige Geborgenheit und befriedigt die wichtigsten Bedürfnisse ihres Kindes. Dazu gehören natürlich Hunger und Durst, aber auch Zärtlichkeit und Zuwendung. Verwechselt nun die Mutter diese Bedürfnisse und interpretiert alles als Hunger, tut sie ihrem Baby nichts Gutes. Denn wenn sie die Bedürfnisse ihres Kindes nicht unterscheiden kann, lernt es selbst auch nicht, diese differenziert wahrzunehmen. Auch als Erwachsener wird derjenige nämlich noch dazu neigen, seine Wünsche nach Nähe und Aufmerksamkeit mit der Aufnahme von Nahrung zu befriedigen. Ein anderes Thema ist der große Leistungsdruck, der in vielen Familien herrscht. Das Kind muss funktionieren, um es nach außen stolz als Vorzeigeobjekt präsentieren zu können. Oft ist es der Vater, dem das Mädchen besonders gefallen will, weil von ihm die nötige Liebe und Anerkennung fehlen. Jugendliche, die sich selbst noch nicht gefunden haben, setzen so hohe Ansprüche natürlich unter Druck. Schnell wird hier die Ess- Brechsucht zum Ventil. Oft ist die Betroffene noch recht begeistert über das Lob, das sie anfangs erhält, weil sie an Gewicht verloren hat. Ein Teufelskreis! Besonders auffällig ist auch, dass viele junge Mädchen an Bulimie erkranken, wenn sie zu früh in die Selbstständigkeit entlassen werden. Das kann z.B. der Fall sein, wenn ein Elternteil stirbt, die Eltern sich trennen oder beide berufstätig sind. Das Kind oder der Jugendliche ist dann auf sich allein gestellt und kann mit dieser Verantwortung nicht umgehen. Oft werden aus Liebe zu den Eltern oder aus Angst sie zu verlieren Rollen oder Aufgaben übernommen, die einfach nicht altersgemäß sind und schlichtweg überfordern. Natürlich will die Betroffene diese Aufgaben trotzdem meistern und niemanden enttäuschen, obwohl das kaum möglich ist. Dieser Konflikt mit sich selbst kann leider sehr schnell krank machen. Auch wenn es ein trauriges Thema ist: Man darf nicht übersehen, dass viele Bulimikerinnen aus sehr gewalttätigen Familien kommen. Dabei ist es egal, ob es sich um verbale, körperliche oder sexuelle Gewalt handelt, denn beides ist gleichermaßen schlimm und verletzend. Die Betroffenen spüren ihre Hilflosigkeit und Ohnmacht und können sich oft nicht wehren, weil sie die Schwächeren sind. Ihre Aggression können sie nur in der Bulimie ausleben. Allerdings richten sie ihre Wut gegen sich selbst, was oftmals tragisch endet. 3. Traumatische Ereignisse Im letzten Kapitel ist vielleicht der Gedanke aufgekommen, dass bei der Entstehung einer Bulimie von Anfang an sehr viel schief laufen muss. Das ist nicht ganz richtig, denn Betroffene können auch aus ganz normalen Familien stammen, in denen die Beziehungen und Verhältnisse völlig durchschnittlich sind. Hier ist oft ein besonders prägendes, trauriges oder traumatisches Ereignis der Auslöser für eine Ess- Brechsucht. Natürlich kann die Pubertät nicht grundsätzlich als ein solches negatives Erlebnis bezeichnet werden. Für viele junge Mädchen stellt sie allerdings eine schwere Entwicklungsaufgabe dar, die durchaus eine Krise auslösen kann. Sie wollen die Veränderungen in ihrem Körper nicht wahrhaben und für viele ist es schwer, die neue Weiblichkeit zu akzeptieren. Natürlich erkrankt nicht jede Jungendliche, die mit ihrem Erwachsenwerden nicht zurecht kommt, unweigerlich an Bulimie. Einige protestieren jedoch auf diesem Weg gegen das Frau- bzw. Mannwerden und beginnen ihren Körper so zu bestrafen. Manchmal scheint diese Wahnidee anfangs durchaus zu funktionieren, denn der Körper entwickelt sich durch die mangelhafte Ernährung tatsächlich langsamer und die Periode setzt verzögert ein. Es könnte genauso gut eine Bulimikerin gewesen sein, die folgende Zeilen verfasste: „Ich denke, ich bin in diese furchtbare Magersucht geraten, weil ich nicht erwachsen werden wollte. (...) Eines Tages begriff ich, dass ich meinen Körper und mein Erwachsenwerden manipulieren konnte, und zwar durch Hungern und Sporttreiben. (...) Meine Periode blieb aus. Vor ihr hatte ich mich ohnehin nur geekelt, weil sie ein greifbares Zeichen dafür war, dass ich nun kein kleines Mädchen mehr war."5 Für viele Jugendliche wird es auch zum traumatischen Ereignis, wenn die Eltern sich trennen. Es ist allgemein bekannt, wie sehr Kinder darunter leiden, wenn die Eltern sich nicht mehr verstehen, sich dauernd streiten oder die alte Liebe gar in Hass umschlägt. Oft stehen die Kinder zwischen den Fronten und wissen nicht mehr, bei wem sie Halt suchen sollen. Am Schlimmsten ist es wohl, wenn das Kind Schuldgefühle hat und sich für die Trennung verantwortlich fühlt. Solch ein Konflikt ist für einen Jugendlichen nur schwer zu bewältigen, oft führt er noch Jahre nach dem tatsächlichen Vorfall zur Entstehung der Krankheit. Erst kürzlich hat die Wissenschaft damit begonnen, sich für den Zusammenhang zwischen Bulimie und sexuellem Missbrauch zu interessieren. Sie fand heraus, dass sehr viele Frauen, die in ihrer Kindheit sexuell missbraucht wurden, später an Bulimie erkranken. Sie spüren große Ablehnung und Hass gegen ihren Körper, beides wird in der Bulimie ausgelebt. Es sind auch Fälle bekannt, bei denen eine Essstörung entwickelt wurde, obwohl keine bewusste Erinnerung an den Missbrauch vorhanden war. Ein weiteres Beispiel für ein traumatisches Ereignis ist der vorzeitige oder plötzliche Tod eines nahestehenden Menschen. So ein Erlebnis ist sicher für jeden kaum zu verarbeiten und es ist schwer mit dem Verlust umzugehen und ihn zu betrauern. Auch hier scheint die Bulimie anfangs ein Ausweg zu sein, um nicht mit dem Schmerz konfrontiert zu werden. Anhand eines kurzen Textes, den ich vor einiger Zeit für die Homepage meiner Selbsthilfegruppe erstellt habe, möchte ich zeigen, dass ich aus solch einer Situation heraus erkrankte. „Mein Name ist Nina und ich bin 18 Jahre alt. Ich lebe bei meiner Mutter und gehe noch in die Schule. Soweit hört sich alles ganz normal und gewöhnlich an, aber da ist noch etwas: Ich habe Bulimie. Mit 14 oder 15 fing es an, natürlich ohne dass es jemand wusste. Da mein Essverhalten nie extrem auffällig wurde, konnte ich es auch lange verheimlichen. Außerdem erkrankte mein Papa zu dieser Zeit an Krebs, und natürlich haben wir uns alle um ihn gekümmert und gesorgt. Gemeinsam haben wir gehofft und gekämpft, aber leider hatte Papa keine Chance. Er starb im Dezember 1998. Natürlich hatten wir danach noch genug andere Probleme und eigentlich merkte keiner, dass meine Essstörung immer schlimmer wurde - auch ich nicht. Ich hatte zwar mit ein paar guten Freundinnen darüber gesprochen, aber so richtig Bewegung kam erst im Sommer 1999 in die Sache. Ich vertraute mich meiner Mutter an, die mir wirklich sehr geholfen hat. Erst dachten wir, dass wir es alleine schaffen könnten, aber das klappte nicht. Kurz darauf haben wir einen ambulanten Therapieplatz gesucht und hatten sofort Glück. Ich kann nicht sagen, dass die Therapie sofort geholfen hat, aber wenn ich auf das letzte Jahr zurückblicke, hat sich da doch einiges getan. Mit dem Essen habe ich wesentlich weniger Probleme und meine Gedanken kreisen nicht mehr nur um dieses Thema. Aber natürlich ist die Therapie anstrengend, schließlich lerne ich mich jetzt auch neu und anders kennen, das ist oft auch erschreckend. Mittlerweile kann ich mir auch eingestehen, dass Papas Tod doch einiges mit meiner Krankheit zu tun hat, ich habe mich damals wohl ziemlich überfordert. Meine Therapeutin denkt, ich wäre so weit, die Bulimie hinter mir zu lassen. Das finde ich auch, obwohl ich sehe, wie schwer das ist. Ich werde noch einen weiten Weg gehen müssen, aber ich weiß, dass es der richtige ist. Außerdem möchte ich meine Probleme jetzt aufarbeiten, solange 5 Quelle siehe LV 1, S. 27 alles noch überschaubar ist und ich mich noch gut an Papa und seine Krankheit erinnern kann.“ 6 III. Psychische Probleme Betroffener Bulimie ist eine psychosomatische Erkrankung. Der seelische Zustand äußert sich über den Körper. Das Erbrechen ist also nur Symptom. Man könnte das Essen und anschließende Erbrechen demnach als Spitze des Eisbergs betrachten, unter dem noch zahlreiche andere Probleme liegen. Aus diesem Grund soll im folgenden Kapitel gezeigt werden, mit welchen Problemen sich Bulimikerinnen herumschlagen. Allgemein ist es so, dass sich diese Frauen und Mädchen sehr viele Gedanken machen, wobei diese nach außen oft kompliziert und nicht nachvollziehbar erscheinen. Genau diese Gedanken und die daraus resultierenden Verhaltensmuster führen jedoch zu einem Fressanfall, halten die Bulimie aufrecht und machen es so schwer, davon loszukommen. Es ist nämlich erst möglich die Fressanfälle zu reduzieren, wenn man weiß, was dahinter steckt und welche Ersatzfunktionen das Essen übernommen hat. Im Folgenden möchte ich mich vor allem mit den Fragen „Wie denken Bulimikerinnen?“, „Welche Rollen kann Essen übernehmen?“ und „Was führt zu einem Fressanfall?“ beschäftigen. 1. Fehlendes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen Meistens mögen sich Frauen mit Bulimie selbst nicht besonders gerne, sie trauen sich nichts zu und verabscheuen ihren Körper, den sie oft als schwach und unförmig empfinden. Das geht so weit, dass manche gar von Selbsthass sprechen. Da die meisten Frauen ein sehr geringes Selbstvertrauen haben, wollen sie möglichst kaum auffallen, bei allen beliebt sein und sich überall anpassen. Sie wollen genauso schlank und schön sein, wie von ihnen erwartet wird und können dadurch ihren Körper nicht akzeptieren. Aus diesem Gedanken heraus kann schnell eine 6 Quelle siehe LV 8 Magersucht entstehen, die allerdings auch in eine Bulimie übergehen kann, wenn es nicht mehr möglich ist, dem Hunger standzuhalten. Durch das fehlende Selbstvertrauen kommt auch schnell das Gefühl auf, versagt zu haben. Um dies zu kompensieren und vielleicht auch um sich zu strafen, stopfen sich viele mit Nahrung voll. Bulimikerinnen neigen auch dazu, es immer auf sich selbst zu beziehen, wenn etwas schief läuft und alle Ereignisse negativ zu bewerten. Zu diesem Thema gibt es ein anschauliches Modell, das von Ellis 1997 im Rahmen der rational-emotionalen Therapie entwickelt wurde. Es macht deutlich, dass nicht ein bestimmtes Ereignis eine bestimmte Konsequenz nach sich zieht, sondern wie wir selbst es bewerten. A (activating events) B (beliefs) C (consequences) Auslösende Ereignisse Bewertung Konsequenzen Überzeugungen Demzufolge wird das Schema ABC-Modell genannt.7 Das Beispiel zeigt, dass Bulimikerinnen bestimmte Ereignisse grundsätzlich negativ bewerten und die Schuld bei sich suchen. A Kein Anruf auf Anrufbeantworter A Vor einer Prüfung B C dem Niemand denkt an mich Fressanfall Niemand mag mich Ich werde immer allein sein B C Ich kann nichts Null-Diät Ich bin eine Versagerin Joggen Wenn ich durchfalle, bin ich verloren Das Einzige, was ich kann, ist hungern Kennt man das ABC-Modell, fällt es leichter sich der negativen Bewertung bewusst zu werden, sie zu überprüfen und dann durch eine positive zu ersetzen. 2. Fehlende/falsche Wahrnehmung von Gefühlen Viele Betroffene haben das Problem, dass sie ihre Gefühle kaum wahrnehmen, sie unterdrücken und sich dadurch selbst kaum mehr kennen. Meist hat das Essen zu lange die Funktion übernommen, negative Erlebnisse zu kompensieren und die damit verbundenen Gefühle nicht zuzulassen. Wenn man jahrelang gefressen und erbrochen hat, um das Gefühl von Trauer, Wut oder Enttäuschung nicht zu spüren, weiß man irgendwann gar nicht mehr, wie sich so etwas anfühlt und vor allem nicht, wie man damit umgehen soll. Natürlich geschieht es nicht bewusst, dass man anfängt zu essen, um seine Gefühle zu unterdrücken. Jedoch empfindet man die Aufnahme von Nahrung als beruhigend (mechanisches Kauen), wohltuend (endlich ist man ausgefüllt) und vertraut, da man genau weiß, wie der Fressanfall ablaufen wird. Viele emotionale Enttäuschungen stehen mit dem Umgang mit anderen Menschen in Verbindung. Eine junge Patientin des TCE (Therapie-Centrum für Essstörungen) in München beschreibt ihre Erfahrungen wie folgt: „... Zu Hause lief alles schief. Ich hatte ständig Streit mit meiner Mutter, wegen Weggehen, Putzen und anderen Sachen, bis ich es nicht mehr aushielt und auszog. Als ich wieder einmal eine Fressattacke beim Küchendienst hinter mir hatte und mich meine Arbeitskollegen schon auf meine Gewichtszunahme angesprochen hatten, ging ich zum ersten Mal auf die Toilette und steckte mir den Finger in den Hals. Es war ein Ventil, um all die Anspannung und Wut über all die Umstände rauszulassen.“8 Dieses Beispiel zeigt deutlich, dass die Patientin ihre Wut und Aggression gegenüber der Mutter bzw. den Arbeitskollegen nicht richtig annehmen und rauslassen konnte. Diese Gefühle verschafften sich auf anderem Wege Ausdruck: Durch einen Fressanfall. Je länger Fressattacken Gefühle ersetzen, desto größeren und gravierenderen Einfluss bekommt dieses Verhalten auch auf andere Lebensbereiche. Bei mir selbst konnte ich folgendes beobachten: Zwar erkannte ich durch meine Therapie, dass ich viele Gefühle unterdrückte und auch welche das waren. Trotzdem scheiterten meine Versuche, sie auszuleben, anstatt zu essen nur zu oft. Ich wusste 7 8 Quelle siehe LV 2, S. 68,69 Quelle siehe LV 1, S. 32 einfach nicht mehr, wie es ist, traurig zu sein, oder wie sich Wut anfühlt und wie man sie dort auslebt, wo sie hingehört. Auch für mein Umfeld war es oft sehr schwierig, weil ich auf manche Situationen völlig unerwartet und unangemessen reagierte. So wurde ich oft extrem aggressiv, obwohl mir nur langweilig war, oder ich fing aus Ärger über jemanden zu weinen an und war traurig. Noch heute zweifle ich oft sehr an mir und überlege, ob mein Verhalten und meine Gedanken überhaupt angemessen sind, weil ich sie so lange einfach nicht zuließ und unterdrückte und deshalb nicht mehr weiß, ob sie richtig sind. 3. Starke Verlustängste Bei einem Großteil der Bulimikerinnen kann man extreme Verlustängste beobachten. Sie leiden ständig unter dem Gedanken einen Freund, den Partner oder die Eltern zu verlieren. Aus diesem Gefühl heraus versuchen viele junge Frauen sich möglichst anzupassen und harmonische Beziehungen zu führen. Deshalb kann schon ein kleiner Streit zur Katastrophe werden, da bei der Bulimikerin schnell irrationale Gedanken aufkommen. Sofort glaubt sie an ihre eigene Schuld, will den Gegenüber beschwichtigen und so die Situation retten. Oft kommt es auch vor, dass die Betroffene ihr ganzes Leben nur noch auf den Partner fixiert, praktisch nicht mehr ohne ihn leben kann. Sie begibt sich also in eine andere Art der Abhängigkeit, die fast so süchtigen Charakter wie die Bulimie annehmen kann. Nur übersieht die Betroffene dabei häufig, dass ihre überschwängliche Liebe den Partner überfordern kann und sie damit ihre Beziehung gefährdet, was sie ja gerade verhindern wollte. Besonders problematisch bei diesem Thema ist, dass manche Bulimikerinnen nicht mehr zwischen Abschied und Verlust unterscheiden können. Diese zwei Worte werden praktisch gleichgesetzt und ein Abschied wird als etwas Endgültiges, sehr Trauriges betrachtet. Deshalb kann es beispielsweise schon zu einem Drama werden, wenn der Partner in Urlaub fährt, eine Freundin umzieht oder die Eltern nicht da sind. Im Allgemeinen fühlt sich eine bulimische Frau sehr einsam und leer, wenn sie allein ist. Da sie dieses Gefühl kaum aushalten kann, muss die Leere mit Nahrung ausgefüllt werden. Viele sprechen davon, ein Loch in sich stopfen zu müssen. Sie empfinden die Nahrung dann als sehr angenehm und sind durch den Fressanfall von ihrer Einsamkeit abgelenkt. Wenn alles vorbei ist, fühlen sie sich durchaus nicht besser, da jetzt noch die Zweifel und Selbstvorwürfe wegen der Heißhungerattacke hinzukommen. Nun stellt sich noch die Frage, warum viele Bulimikerinnen so unter der Einsamkeit leiden. Einerseits kann es daran liegen, dass viele Betroffene einfach nicht mit sich allein sein wollen, weil sie glauben, nichts mit sich anfangen zu können und dann schnell in sinnloses Grübeln verfallen. Auf der anderen Seite liegen die Gründe oft schon viele Jahre zurück. Manchmal hat die Bulimikerin nicht die nötige Liebe von ihren Eltern erfahren und fühlt sich deshalb alleingelassen und kann kein Vertrauen aufbauen. Es ist auch möglich, dass schon in früher Kindheit ein schmerzlicher Verlust erfahren wurde, der nicht verarbeitet werden konnte. Das kann beispielsweise die Scheidung der Eltern oder auch der Tod einer geliebten Person gewesen sein. Dabei erlebt die Betroffene sehr intensiv, dass man gegenüber solch einem Ereignis absolut hilflos ist und man die schmerzliche Erfahrung einfach hinnehmen muss. Betrachtet man diese Hintergründe, ist es leicht verständlich, warum manche Bulimikerinnen so starke Verlustängste haben und einen drohenden Abschied oft überbewerten. Sie mussten nämlich schon einmal erfahren, dass sie keinen Einfluss mehr hatten und jemand ging, ohne sie zu fragen. 4. Perfektionismus Grundsätzlich kann man sagen, dass fast alle Bulimikerinnen sehr perfektionistisch sind. Egal in welchem Lebensbereich, sie wollen immer durchhalten und alles erreichen. Deshalb wird ein Scheitern als große Niederlage empfunden und der Verlust von Selbstwertgefühl ist die Folge. Dieser angestrebte Perfektionismus zeigt sich zum Einen natürlich im Essverhalten. Zuerst werden Gefühle wie Hunger und Sättigung ignoriert und an ihre Stelle treten genau geplante und zeitlich kontrollierte Mahlzeiten. Viele nehmen sich beispielsweise vor, bis zum Abend nichts zu essen oder nur 1400 kcal. zu sich zu nehmen. Andere verbieten sich bestimmte Nahrungsmittel oder wollen ganz auf Fett verzichten. Jede Abweichung wird schließlich als Kontrollverlust angesehen und kann zu einem Fressanfall führen. Zum Anderen haben Bulimiekranke den Wunsch, auch in allen anderen Lebensbereichen besonders gut zu sein. Deshalb setzen sie sich selbst unter großen Leistungsdruck. Es ist auffällig, dass viele Betroffene nach außen sehr zufrieden und beneidenswert wirken: Sie sind erfolgreich im Beruf oder der Schule, führen eine harmonische Beziehung, haben teure Kleidung und ein perfektes Äußeres. Das genügt den meisten aber nicht. Sie wollen immer noch besser und noch erfolgreicher sein. Es macht sie also nicht wirklich glücklich, wenn ein Ziel erreicht ist. Oft wird nun das Erreichte abgewertet und sofort ein neues Ziel gesucht, das natürlich noch höher gesteckt ist. Zusätzlich brauchen sie viel Anerkennung von außen, um ihr Selbstwertgefühl aufzubauen. Das liegt daran, dass sie nicht glauben, sie selbst seien in Ordnung und zusätzlich glauben, etwas leisten zu müssen um geliebt zu werden. Für die meisten Bulimikerinnen spielt auch Konkurrenz eine große Rolle. Sie vergleichen sich ständig mit ihrer Umgebung und wollen immer die Schlankeste, Hübscheste und Beste sein. Sie können es kaum ertragen, wenn jemand anderes in irgendeinem Bereich erfolgreicher ist als sie und empfinden es als persönliche Niederlage. Es kann sogar während eines Klinikaufenthalts passieren, dass eine Essgestörte ihre Mitpatientinnen als Konkurrenz erlebt und ein Art Wett- Hungern beginnt. Wie vorher gezeigt wurde, sind die meisten bulimischen Frauen den ganzen Tag über sehr streng mit sich selbst. Sie kontrollieren fast jeden Gedanken und jede Handlung. Wenn allerdings etwas nicht ganz ihren Vorstellungen entspricht oder eine gewisse Leere auftritt, bricht sofort Chaos aus. Schnell haben sie das Gefühl, dass alles sinnlos ist, oder dass sie versagt haben. Folgt nun ein Fressanfall, kann er einerseits dazu dienen, diesen Gedanken zu überspielen und ihn nicht wahrzunehmen. Andererseits kann er ein Mittel sein, endlich locker zu lassen und die Kontrolle verlieren zu dürfen.9 IV. Wege aus der Krankheit 9 vgl. LV 7, S. 39ff. Die meisten Bulimikerinnen leiden nach einiger Zeit sehr unter ihrer Krankheit und beurteilen ihre Situation als ausweglos. Dies ist aber durchaus nicht der Fall, denn auch Bulimie ist heilbar oder man kann wenigstens eine Verbesserung der Lebensqualität erreichen. Der beste Weg hierzu ist der Entschluss eine Therapie zu beginnen. Allerdings ist das nur dann sinnvoll, wenn der Patient selbst dazu bereit ist. Eine erzwungene Therapie kann unmöglich erfolgreich sein, da der Betroffene nie dazu bereit sein wird, richtig an sich zu arbeiten und die Notwendigkeit einer Änderung nie einsehen wird. Deshalb ist es häufig der Fall, dass es demjenigen psychisch und körperlich extrem schlecht geht, bevor er sich professionelle Hilfe holt. Oft ist ein Gespräch mit den Eltern oder Freunden der erste Schritt. Am Einfachsten ist es, im Anschluss eine Beratungsstelle, das Gesundheitsamt oder einen Arzt aufzusuchen, um Kontakt zu weiteren Therapieeinrichtungen herzustellen. Natürlich schrecken viele aus Angst vor diesem Schritt zurück, aber es ist keine Schande sich Hilfe zu holen – im Gegenteil, es ist die einzige Möglichkeit wieder ein normales Leben zu führen. Die Wege, aus der Bulimie auszubrechen, sind vielfältig und im Anschluss sollen einige Möglichkeiten beschrieben werden. 1. Therapie in einer psychosomatischen Klinik Diese Art der Therapie ist besonders für Patientinnen geeignet, die schon sehr lange an ihrer Krankheit leiden, ein extrem schlechtes Essverhalten haben oder zusätzlich depressiv sind. Außerdem ist eine stationäre Aufnahme notwendig, wenn die Betroffene stark untergewichtig ist oder andere medizinische Komplikationen auftreten. Wie eine stationäre Behandlung aussehen kann, möchte ich am Beispiel der Medizinisch – Psychosomatischen Klinik Roseneck erklären. Diese Klinik in Prien am Chiemsee ist eine der bekanntesten zur Behandlung von Essstörungen und hat darüber hinaus einen sehr guten Ruf. Sie umfasst 352 Behandlungsplätze für Patienten mit psychosomatischen Erkrankungen ( u.a. Angsterkrankungen, Zwangserkrankungen, Depressionen, Persönlichkeitsstörungen), wobei ca. 100 Plätze zur Behandlung von Essstörungen vorhanden sind. Roseneck geht davon aus, dass essgestörte Menschen besonders anfällig für Belastungen und chronische Schwierigkeiten sind. Außerdem haben sie den Wunsch nach Kontrolle und oft ist die Wahrnehmung von Körper und Gefühlen gestört. Diese Probleme sollen durch die Therapie bewältigt werden, deshalb werden folgende Ziele formuliert: - „Verbesserung der Wahrnehmung eigener Körpersignale Aufbau von Selbstsicherheit und Entkoppelung des Selbstwertgefühls von Figur und Gewicht Verbesserter Umgang mit negativen Gefühlen und Steigerung der angemessenen emotionalen Ausdruckskraft Normalisierung des Essverhaltens Erweiterung der Problemlösefertigkeiten und Verbesserung der Interaktion und Kommunikation im sozialen Umfeld Erhöhung der Freizeitaktivitäten und Aktivierung von Eigenverantwortlichkeit“10 Die Bestandteile des Therapieprogramms in Roseneck sind sehr zahlreich und beruhen alle auf einem „integrativen verhaltensmedizinischen Ansatz“. Das bedeutet, dass medizinische, psychologische und psychotherapeutische Kenntnisse für die Behandlung verknüpft werden. In Roseneck wird jeder Patient von einem Bezugstherapeuten betreut, mit dem er sich zu regelmäßigen Einzelgesprächen trifft. Hier wird die Vorgeschichte geklärt und der Patient erkennt, warum es zur Bulimie kam. Außerdem versuchen der Therapeut und der Betroffene gemeinsam ein Konzept zur Krankheitsbewältigung zu erarbeiten und individuelle Probleme zu lösen. Der Bezugstherapeut hat darüber hinaus die Aufgabe, den Ablauf der Therapie zu koordinieren und zu begleiten und die Weiterbehandlung nach dem Klinikaufenthalt zu planen. Das zentrale Behandlungselement in Roseneck ist allerdings die Gruppentherapie. Hier kommt eine relativ kleine Anzahl von Patienten zusammen, um in Anwesenheit eines Therapeuten ihre Erfahrungen auszutauschen. Dieser Kontakt zu anderen Betroffene ist sehr wichtig, da man nun wieder lernen kann, zu kommunizieren und Kritik zu üben oder anzunehmen. Außerdem ist es oft leichter, bestimmte Probleme innerhalb der Gruppe zu lösen, da man viele verschiedene Standpunkte kennenlernen muss. So kann man auch lernen, bestimmte Denk- und Gefühlsmuster zu überprüfen und gegebenenfalls zu berichtigen. Natürlich soll durch die Therapie auch wieder ein geregeltes Essverhalten erlernt werden. Roseneck versucht hierbei den Mittelweg zwischen Eigenverantwortung und Fremdkontrolle zu finden. Dazu wird eine „Anti- Diät-Gruppe“ angeboten. Die Patientinnen sollen hier lernen, ihr Essverhalten zu normalisieren und wieder einen normalen Umgang mit ihrem Körper, ihrem Gewicht und der Nahrung zu bekommen. Außerdem werden die Mahlzeiten gemeinsam eingenommen, oft ist dabei ein Therapeut anwesend. Die Patienten sollen vor allem die Scheu vor bestimmten Nahrungsmitteln verlieren, normale Portionen und ausreichend Kalorien zu sich nehmen und wieder in Gemeinschaft essen. Da viele Betroffene verlernt haben, was ausreichende Nahrungsmengen sind und wie man sie zubereitet, steht eine Lehrküche zur Verfügung. Hier kann der Umgang mit Lebensmitteln mit Hilfe einer Ernährungsassistentin erprobt werden. Wie bereits erwähnt, stehen die meisten Bulimikerinnen ständig unter Stress oder Belastungen und haben ein schlechtes Körpergefühl. Aus diesem Grund gibt es ein Entspannungstraining, bei dem der Patient Strategien erlernen soll, um auch später im Alltag die nötige Ruhe und Gelassenheit zu finden. Durch die Bewegungstherapie bzw. durch Sport soll wieder ein besseres Körpergefühl erlangt werden. Dadurch werden auch Belastbarkeit und Wohlbefinden gesteigert. Unterstützend kann hierbei auch die Therapie mit Bädern und Massagen sein. Natürlich ist dies nur möglich, wenn der Betroffene körperlich dazu in der Lage ist. Die Gestaltungstherapie kann helfen, die Gefühle auf nonverbale Weise auszudrücken, z.B. durch Malen oder Tonarbeiten. Natürlich werden die Patienten während ihres Aufenthalts kontinuierlich von einem Arzt betreut. Einerseits wird das Gewicht überwacht, andererseits werden aber auch körperliche Folgeschäden behandelt. Man muss sagen, dass auch eine Behandlung in der Klinik Roseneck, die durchschnittlich sechs bis zwölf Wochen dauert, keinen Erfolg garantiert. Es wird deshalb davon ausgegangen, dass nach der Entlassung noch eine ambulante Betreuung notwendig ist oder die Patientin anderweitig Unterstützung braucht. Um nun noch einen direkten Eindruck von Roseneck zu erhalten, sollen abschließend zwei ehemalige Patientinnen zu Wort komme. Eva (18) war bereit, mir ihren Tagesablauf zu schildern. Sie schreibt: „So, nun zu meinem Tagesablauf in Roseneck. 7.25-8.10 Uhr Frühstück, 12.10-13.00 Uhr Mittagessen, 17.45- 18.30 Uhr Abendessen. Das sind die festen Zeiten, an die man sich jeden Tag halten muss. Am Montag und am Donnerstag ist zwischen 6.45- 7.15 Uhr wiegen. Ebenfalls Montag und Donnerstag hatte ich Gruppentherapie. 10 Quelle siehe Behandlungskonzept (im Anhang) Einmal wöchentlich Einzeltherapie, zweimal pro Woche GSK (soziale Kompetenz), zweimal AntiDiät, einmal BWT (Bewegungstherapie), einmal Wirbelsäulengymnastik, Atemtherapie, dreimal PME (progressive Muskelentspannung) nach Jackobsen, Lehrküche und Fangos. Ich hoffe, dass ich keinen Kurs vergessen habe. Ansonsten war noch zweimal die Woche medizinische Sprechstunde, zweimal Blutabnahme und einmal EKG. So in etwa sah meine Woche in Roseneck aus. Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich Lehrküche z.B. erst hatte als Anti- Diät und GSK schon vorbei waren. So dass es nicht so stressig wurde. Eines habe ich doch übersehen und zwar war noch zweimal in der Woche Gestaltungstherapie. Ich hoffe, dass ich dir einen kleinen Einblick in das Klinikleben geben konnte.“11 Auch eine andere Patientin, die fast ein halbes Jahr in Roseneck verbracht hat, war bereit mir von ihren Erfahrungen zu erzählen. Ihr Name ist Birgit und sie ist 34 Jahre alt. „Durch meinen damaligen Therapeuten bin ich auf die Klinik Roseneck aufmerksam geworden, worauf ich mich mit meinem Hausarzt besprach und anmeldete. Aufgrund der Schwere der Erkrankung wurde ich binnen kürzester Zeit aufgenommen. Die Klinik machte sofort einen positiven Eindruck, ich fühlte mich nach langer Zeit geborgen und aufgehoben. Nach der Ankunft bekam ich eine „Klinik- Patin“, die mich einführte und mir half mich zurecht zu finden. Mein Therapieprogramm bestand aus Einzel- und Gruppensitzungen, Selbstsicherheitstraining, Progressiver Muskelentspannung, Feldenkreis, Tanztherapie, AntiDiätkonzept, Gestaltungstherapie. Bei der Genusstherapie lernte ich wieder die Mahlzeiten zu genießen. Manchmal war alles ganz schön stressig, aber ich lernte dadurch wieder mit Stress und Hektik zu leben. Binnen weniger Wochen verspürte ich kein Bedürfnis mehr Fressattaken zu haben, zu erbrechen, abzuführen oder Diät zu halten, auch ließ das Verlangen nach diversen Medikamenten nach. Kurzum, ich fühlte mich nach langen Jahren wieder befreit, konnte wieder lachen, mich des Lebens freuen. Die Gemeinschaft unter uns Patienten war einfach toll, denn wenn es nötig war, konnten wir uns gegenseitig das Herz ausschütten. Manche Kontakte hielten ca. zwei Jahre. Fazit: Aus meiner Sicht ist diese Einrichtung nur zu empfehlen.“12 2. Ambulante Therapie Bei der Bearbeitung dieser Thematik war mir meine ehemalige Therapeutin Frau Erl eine große Hilfe. Sie ist Diplom Psychologin und seit fünf Jahren bei der Suchtfachambulanz in Altötting tätig, hat also lange Erfahrung mit der Behandlung von essgestörten Frauen. Ich selbst war zwei Jahre lang bei Frau Erl in Behandlung. Auf meinen Wunsch hin war sie sofort bereit mir meine Fragen zum Thema „ambulante Therapie“ zu beantworten. 11 12 Quelle siehe Tagesablauf (im Anhang) Quelle siehe Erfahrungsbericht (im Anhang) 1. Frau Erl, könnten Sie bitte zuerst erläutern, wie in der Regel eine ambulante Therapie abläuft? Wie muss man sich eine gewöhnliche Therapiesitzung vorstellen? An unserer Fachambulanz besteht eine ambulante Therapie in der Regel aus einer Kombination von Einzel- und Gruppentherapie, wobei in den Gruppen Patientinnen mit Essstörungen gemeinsam mit Patienten mit stoffgebundenen Suchterkrankungen behandelt werden. Jüngere, insbesondere minderjährige Patientinnen werden von mir jedoch ausschließlich in Einzeltherapie behandelt, da wir für diese Personengruppe derzeit keine eigene Behandlungsgruppe anbieten können. Die Einzeltherapie findet i.d.R. einmal pro Woche statt. Kostenträger für die ambulante Therapie bei Essstörungen ist die Krankenkasse. Eine gewöhnliche Therapiesitzung dauert 50 Minuten. Sie gestaltet sich je nach Phase der Therapie unterschiedlich. Während am Anfang eher das Symptom im Vordergrund steht, geht es im weiteren Verlauf immer mehr um die Hintergründe der Erkrankung. Grundsätzlich verstehe ich unter Psychotherapie die Zusammenarbeit zwischen Patientin und Therapeutin mit dem Ziel, das Symptom zunächst zu verstehen, um schließlich Verhaltens- bzw. Einstellungsveränderungen zu erzielen, so dass das Symptom nicht mehr notwendig ist. Eine Besonderheit bei der Behandlung von Suchterkrankungen und damit auch bei Essstörungen ist, dass der Suchtkreislauf unterbrochen werden muss, um schließlich herauszufinden, wofür das Symptom eigentlich steht. Ist es gelungen, den Automatismus zu unterbrechen, tritt das Symptom nur noch in psychodynamisch bedeutsamen Situationen auf, die dann einer Bearbeitung zugänglich werden. 2. Was sind die realistischen Ziele einer solchen Behandlung? - Verbesserung der Symptomatik, bzw. Symptomfreiheit - Wiedererlernen eines normalen Essverhaltens - Alternativen zum Symptom erarbeiten - Verstehen der Hintergründe - Integration von abgelehnten Persönlichkeitsanteilen - Zugang zu den wahren Gefühlen wiederfinden - Verstehen und Bearbeiten der Familiendynamik - Fähigkeiten erlernen, eigene Bedürfnisse und Gefühle adäquat auszudrücken 3. Für wen ist eine ambulante Therapie geeignet? Gibt es Fälle, bei denen sie nicht ratsam ist? Grundsätzlich für eine leichte bis mittelschwere Ausprägung der Symptomatik. Die Bereitschaft zur aktiven Mitarbeit muss vorhanden sein, insbesondere zu Beginn die Bereitschaft, das gestörte Essverhalten unter therapeutischer Begleitung zu verändern. Falls dies auf ambulantem Weg nicht gelingt, liegt eine stationäre Therapie nahe. Wenn bei Magersucht das Körpergewicht in einem lebensbedrohlichen Bereich liegt, ist eine ambulante Therapie nicht ratsam. 4. Über welchen Zeitraum hinweg ist diese Art der Therapie sinnvoll? Solange die Patientin an Veränderungen arbeiten möchte, bei denen sie therapeutische Unterstützung bzw. Begleitung benötigt. 5. Können Sie aus Erfahrung abschätzen, welche Erfolgsaussichten bei der ambulanten Behandlung bestehen? Mit welchen Erwartungen kommen Betroffene zu Ihnen? Wenn die Patientin wirklich an einem Punkt angelangt ist, wo ihr klar ist, dass es so nicht mehr weitergehen kann und die ernsthafte Bereitschaft zu einer Veränderung und Arbeit an sich vorhanden ist, bestehen gute Erfolgsaussichten, Verbesserungen im Essverhalten und in vielen Fällen eine völlige Aufgabe des Symptoms zu erreichen. Betroffene kommen oftmals mit dem Wunsch, nur ihr gestörtes Essverhalten „loszuwerden“. Tiefergehende Hintergründe ihrer Erkrankung können sie sich gar nicht vorstellen, da sie durch die Symptomatik von ihrem wahren Erleben völlig entfremdet sind. Auch gibt es untergewichtige Patientinnen, die beispielsweise zwar nicht mehr erbrechen wollen, aber eine Normalisierung ihrer Ernährung und damit eine Gewichtszunahme auf Normalgewicht noch völlig ablehnen. Hier geht es zunächst um eine Aufklärung über die Zusammenhänge von kontrolliertem Essverhalten und Heisshungerattacken und eine anschließende Motivation, ernsthafte Veränderungen zuzulassen.13 3. Selbsthilfegruppen Man kann davon ausgehen, dass eine Selbsthilfegruppe nur in den seltensten Fällen eine Therapie ersetzen kann. Trotzdem sind solche Gruppen wichtig, da sie verschiedene Funktionen übernehmen. Für viele Frauen oder Mädchen ist es beispielsweise leichter, mit Gleichgesinnten Kontakt aufzunehmen, als sich gleich an eine Beratungsstelle zu wenden. Oft gehen Betroffene in diesem Rahmen zum ersten Mal aus sich heraus und sprechen über ihre Probleme. Sie sehen dabei, dass sie durchaus nicht alleine sind, und dass ihr Verhalten nicht abnormal oder verrückt ist. Viele merken durch die Gespräche mit anderen Betroffenen, dass es noch Hoffnung gibt, und dass es Zeit wird, etwas zu ändern. Oft wird dadurch die Selbsthilfegruppe zum Sprungbrett für eine richtige Therapie. Auch während einer Therapiephase kann der Besuch einer Selbsthilfegruppe eine gute Unterstützung sein. Da alle hier dieselben Probleme haben, ist eine gute Grundlage für ergiebige Gespräche gegeben. Schnell baut sich Vertrauen auf und man kann seine Schwierigkeiten und Zweifel offen aussprechen und gemeinsam 13 Quelle siehe Fragebogen (im Anhang) Lösungen finden. Manchmal tut es aber auch sehr gut, wenn der Betroffene sich einfach die Last von der Seele reden kann und er endlich das Gefühl hat, ihm hört jemand zu. Viele werden auch nach der Therapie, wenn es ihnen schon wieder besser geht, Mitglied einer solchen Gruppe. Manche tun dies, um weiter an sich zu arbeiten und sich weiter mit der Krankheit auseinanderzusetzen. So können z.B. auch eventuelle Rückfälle besser verkraftet werden. Für viele bietet die Gruppe auch den festen Rahmen und die Sicherheit, die sie noch dringend brauchen. Andere wiederum wollen ein gutes Beispiel sein und diejenigen motivieren, die noch tiefer in der Essstörung stecken. Auch in unserem Landkreis gibt es eine Selbsthilfegruppe für Mädchen und Frauen mit Essstörungen, die sich jeden Freitag um 19.00 Uhr in den Räumen der Suchtfachambulanz Burghausen trifft. Die Gruppe existiert seit April 2000 und besteht derzeit aus etwa sechs Frauen zwischen 18 und Mitte 30. Allerdings schwankt die Mitgliederzahl ständig, da manche unregelmäßig kommen oder derzeit einen Klinikaufenthalt machen. Ich selbst bin seit Juni 2000 Mitglied. Die Treffen beginnen immer um 19.00 Uhr, wobei in den ersten Minuten meist Neuigkeiten ausgetauscht werden. Oft hat man beispielsweise Nachricht von ehemaligen Mitgliedern bekommen oder die Öffentlichkeitsarbeit muss besprochen werden (Plakate, Flyer, Visitenkarten, Ausstellungen usw.). Wenn zu diesen Themen alles gesagt worden ist, startet die Leiterin die sogenannte „Runde“. Das bedeutet, dass nun jeder erzählt, wie es ihm die letzte Woche ergangen ist, welche Probleme er hatte, was ihn geärgert oder gefreut hat usw. Dabei geht es natürlich nicht nur um Fressanfälle oder Hungern, sondern um das ganze Leben und den Alltag. Die wichtigste Regel ist, dass jeder die Zeit bekommt, die er braucht und die anderen ihm aufmerksam zuhören. Natürlich soll man auch ehrlich zu sich selbst und den anderen sein. Deshalb hat die Gruppe den Grundsatz „Es gibt kein eigentlich“ aufgestellt. Dadurch sollen Sätze wie „Eigentlich geht es mir gut.“ oder „Eigentlich bin ich mit dem Erzählen fertig.“ vermieden werden. Um mir bei meiner Facharbeit zu helfen, war meine Gruppe bereit, folgendes Gespräch mit mir zu führen und dabei ihre Meinung zum Thema Selbsthilfe zu erklären. Nina: Daniela, gab es einen bestimmten Grund dafür, dass du die Gruppe gegründet hast? Daniela: Der eigentliche Auslöser war ein Artikel über Essstörungen im Wochenblatt. Es wurde behauptet, der Grund für Essstörungen sei oft die Werbung. Das hat mich geärgert und da ich zeigen wollte, was wirklich los ist, habe ich mich bei der Zeitung gemeldet. Dort habe ich erfahren, wie groß die Resonanz gewesen war und wie großer Bedarf für eine Selbsthilfegruppe bestünde. Es gibt nämlich meines Wissens keine richtige Gruppe für essgestörte Frauen in den Landkreisen Altötting, Mühldorf, Pfarrkirchen und Traunstein. Daraufhin habe ich mich mit Hr. Brand von der Suchtfachambulanz getroffen und die Rahmenbedingungen ausgemacht. Nina: Ihr anderen gehört alle seit kurzem oder schon recht lange zur Gruppe. Könnt ihr mir sagen, worin ihr allgemein den Sinn von Selbsthilfe seht? Birgit: Ich finde den Erfahrungsaustausch am Wichtigsten, denn dabei sieht man endlich, dass andere die gleichen Probleme haben. Außerdem kann man private Kontakte knüpfen und wieder aus der Isolation herauskommen. Daniela: Genau das finde ich auch. Ich bin jetzt sogar schon öfter gemeinsam mit Birgit zum Essen gegangen und wir konnten uns dabei gegenseitig helfen und unterstützen. Nina: Hat sich für eine von euch auch etwas verändert, seit sie in der Gruppe ist? Beate: Ich habe in letzter Zeit wesentlich weniger erbrochen, was teilweise auch an der Gruppe liegt. Daniela: Für mich ist die Selbsthilfegruppe ein fester Punkt, an dem ich mich orientieren kann. Der Freitag Abend gehört einfach mir, und daran darf sich auch nichts ändern.14 V. Leben nach der Krankheit Gibt es das überhaupt? Grundsätzlich kommt das wohl ganz auf die jeweilige Person und ihre individuelle Krankheitsgeschichte an. Sehr junge Frauen und solche, die nur einen begrenzten Zeitraum an Bulimie erkrankt waren, können es sicher schaffen, wieder ein normales Leben zu führen. Dazu gehört nicht nur, dass sie sich gesund und ausgewogen ernähren, keine Fressanfälle mehr haben und nicht mehr erbrechen, sondern auch, dass sie wieder normal mit ihrem Körper, ihren Gefühlen und Problemen umgehen können. Dies wäre natürlich der Idealfall, aber die Realität sieht meist anders aus. Viele Bulimiekranke können nach einer Therapie zwar entspannter mit der Nahrung umgehen, werden aber trotzdem immer ein problematisches Verhältnis dazu haben. 14 Quelle siehe Gesprächsprotokoll (im Anhang) Das kann z.B. bedeuten, dass sie weiterhin Light- Produkte bevorzugen, bestimmte Lebensmittel meiden oder in Extremsituationen wieder Heißhungerattacken haben. Bei manchen Betroffenen ist die Bulimie zur Lebenseinstellung geworden. Ihr ganzer Tagesablauf ist von Fressen und Kotzen bestimmt und normales Essverhalten haben sie längst verlernt. Man kann das vielleicht nachvollziehen, wenn man bedenkt, dass manche über Jahrzehnte an Bulimie leiden. In solchen Fällen scheitern auch die meisten Therapieversuche (da sich die krankmachende Problematik durch das ganze Leben zieht oder sehr weit zurückliegt) und ob es ein „Leben nach der Krankheit“ gibt, ist fraglich. Davon soll aber im Folgenden nicht ausgegangen werden, denn es gibt durchaus ein lebenswertes Leben ohne Bulimie. Deshalb möchte ich als Abschluss zeigen, was wichtig ist, wenn man die Bulimie einigermaßen überwunden hat und welche Probleme dabei auftauchen können. 1. Neue Lebensinhalte finden Wenn man sich bewusst macht, wieviel Zeit eine ausgeprägte Bulimie in Anspruch nimmt, ist es leicht verständlich, dass man diese sinnvoller gestalten muss, um die Krankheit hinter sich zu lassen. Schon während der Therapie und vor allem danach sollte man sich immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass eine Stunde mit Fressanfall und Erbrechen eine verlorene Stunde ist. Man hätte diese Zeit wesentlich sinnvoller gestalten können, indem man sich etwas Gutes tut. Ich persönlich finde es etwas leichtfertig, wenn Bücher den Rat geben, zu lesen, ein Bad zu nehmen, zu schreiben oder zu telefonieren, wenn ein Fressanfall naht. Wenn wirklich Fressdruck vorhanden ist, kommt es meistens tatsächlich zu einer Heißhungerattacke und die Betroffene wird sich kaum auf ein Buch oder Ähnliches konzentrieren können. Deshalb verstehe ich unter „neue Lebensinhalte finden“ nicht, dass man krampfhaft versucht sich abzulenken und von einer Beschäftigung zur nächsten hetzt, denn das kann nur eine kurzfristige Strategie zur Vermeidung von Fressanfällen sein. Man muss hingegen erkennen, was wirklich wichtig ist und was wirklich gut tut. Wenn man lernt, entspannter und ruhiger zu leben, wird auch das Verlangen nach Fressanfällen abnehmen. 2. Die Gefahr eines Rückfalls Es wird wohl kaum eine Bulimikerin geben, die ihre Sucht hinter sich lassen kann, ohne einmal rückfällig zu werden. Viele sind wohl noch Jahre nach der eigentlichen Bulimie gefährdet. Vielleicht kann man diese Tatsache mit Fahrrad fahren vergleichen: Man hat es zwar gelernt und kann sich sicher auf dem Rad fortbewegen, aber ein Sturz ist trotzdem jederzeit möglich. (Besonders dann, wenn man nicht gut auf sich achtet oder mit den Gedanken woanders ist.) Ist man einmal rückfällig geworden, ist es das Wichtigste, diesen Vorfall nicht als Katastrophe zu bewerten. Man sollte sich auf keinen Fall als Versager abstempeln und denken, dass man nun alles Erreichte wieder verloren hat. Sonst ist die Gefahr, sich gehen zu lassen, sehr groß. Im Gegenteil: Hat man die Bulimie für einen gewissen Zeitraum hinter sich gelassen, hat man viel Stärke bewiesen und kann stolz auf sich sein. Der Rückfall zerstört also nicht die bisherigen Fortschritte, sondern er ist ein wichtiger Hinweis! Man sollte nun genauer hinsehen, was in letzter Zeit schief gelaufen ist, was einem gefehlt hat oder vor was man sich mit dem Fressanfall schützen wollte. Oft kann es auch zu einem Anfall kommen, wenn man sich wieder kontrollierter ernährt oder Diät hält. Allgemein muss man bedenken, dass sich die Bulimie langsam eingeschlichen hat, und dass man Jahre mit ihr gelebt hat. Wie soll dann der Abschied von dieser Sucht von heute auf morgen gehen? Das ist mit Sicherheit kaum möglich und man sollte nicht ungeduldig werden, sondern sich die Zeit geben, die man braucht. Dazu gehört auch, sich Rückfälle einzugestehen und etwas Positives aus ihnen zu ziehen. Literaturverzeichnis 1. Backmund, H. und Gerlinghoff, M., Essen will gelernt sein, Weinheim, Beltz Verlag, 2000 2. Backmund, H. und Gerlinghoff, M., Was sind Ess- Störungen?, Hemsbach, Druckhaus Beltz, o.J. (Informationsschrift des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Gesundheit) 3. Baeck, S., Ess- Störungen, Bundeszentale für gesundheitliche Aufklärung, Köln, o.J. 4. Cavelius, A. und Grasberger, D., Befreiende Wege aus der Bulimie, München, Südwest Verlag, 1999 5. Keppler, C., Bulimie – Wenn Nahrung und Körper die Mutter ersetzen, Solothurn und Düsseldorf, Walter Verlag, 1995 6. Pschyrembel, klinisches Wörterbuch, Berlin und New York, Walter de Gruyter, 1994, 257. Auflage 7. Wise, K., Wenn Essen zum Zwang wird, Mannheim, PAL Verlagsgesellschaft, 1992 Internetquellen 8. www.heisshunger.net Weitere Quellen (im Anhang) Behandlungskonzept der Klinik Roseneck Erfahrungsbericht der ehemaligen Roseneck Patientin Birgit Tagesablauf von Eva S. in Roseneck, Briefform Fragebogen an die Dipl. Psychologin Karin Erl Gesprächsprotokoll „Interview mit der Selbsthilfegruppe“