Musik ist Sprache – Sprache ist Musik

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Musik ist Sprache – Sprache ist Musik
LAG für SprachheillehrerInnen
Maria Trost 20. – 21. Oktober 2004
Für mich stellt sich die Frage: „ Gibt es eine Sprache ohne Musik und Musik ohne
Sprache?“
Beides ist nicht trennbar.
„Die Sprache ist rhythmischen Elementen unterworfen. Melodie und Rhythmus sind
die ältesten Elemente. Sprache, Bewegung und Musik sind an die Grundelemente
Zeit – Kraft und Form gebunden.
In der Sprache drückt sich das zeitliche Element im Sprechtempo aus.
Sprechimpulse, Sprachintensität und Akzente sind an das Element Kraft gebunden.
Klangfarbe, Tonhöhe und Melodieablauf werden durch das klangliche Element der
Sprache bestimmt.
Wortwahl und Satzaufbau durch das Element Form.
Sie werden durch Spannung und Entspannung erlebt. Mittels der Sprache kann ein
Bewegungsablauf geführt, koordiniert und kontrolliert werden, andererseits kann die
Bewegung die Sprache anbahnen, unterstützen, die Atmung günstig beeinflussen
und regulieren.
Sprache als Ausdrucks- und Kommunikationsmittel wird in der Rhythmik beim
Bewegungsspiel mit Texten und Liedern verwendet.
Außerdem ist die Sprache ein Mittel zur Förderung der individuellen und sozialen
Fähigkeiten.
Sprache kann durch Bewegung und Musik erlebt, angebahnt, geübt und bewusst
gemacht werden.“ (Kornelia Böert – deutsche Sozialpädagogin)
Es gibt viele Ideen, mit denen es gelingen kann, Sprache sichtbar, begreifbar, fühlbar
zu machen, in Bewegung umzusetzen, ihr eine Melodie zu geben, sie in
Fantasiebilder einzubetten und vieles mehr.
Die Rhythmik kann durch ihre ganzheitliche Methode und das spielerische
Arbeitsprinzip Alternativen zur Erarbeitung traditioneller Inhalte bieten.
Warum ist ganzheitliches Lernen wichtig?
„Der Mensch vermag gar manches durch zweckmäßigen Gebrauch einzelner Kräfte,
er vermag das Außerordentliche durch Verbindung mehrer Fähigkeiten.
Aber das Einzige, ganz, ganz Unerwartete leistet er nur, wenn sich die sämtlichen
Eigenschaften gleichmäßig in ihm vereinen.“
Johann Wolfgang von Goethe, Schriften zur Kunst
Helge Mayerhofer
SPZ Leoben
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Historische Ansätze
Schon früh erkannten Pädagogen, Philosophen und Psychologen, dass vielfältige
Sinneserfahrungen für die kindliche Entwicklung bedeutsam sind.
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Als einer der ersten Pädagogen wies Johann Amos Comenius (1592 –
1670) darauf hin, dass Wissen auf Sinneswahrnehmung basiert.
Der Philosoph Jon Locke (1632 – 1704) verkündete:“ Nichts ist im Verstand,
was nicht vorher in den Sinnen war.“ In dieser Theorie des Sensualismus ging
man jedoch noch von einer Zweiteilung des Menschen in sinnliche und
geistige Kräfte aus.
In seinem berühmten Erziehungsroman „Emile oder Über die Erziehung“
widmete der Philosoph Jean-Jacques Rousseau (1712 – 1778) ein Kapitel
der „Übung der Organe und Sinne“.
Und den heute viel zitierten Spruch „Lernen mit Kopf, Herz und Hand“
verdanken wir dem Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi (1746 – 1827)
Diese frühen Theorieansätze verstanden unter Sinnesschulung ein hartes Training,
in dem einzelne Sinnesorgane geschärft werden sollten. Noch fehlte die Erkenntnis,
dass der gezielte Einsatz aller Sinne unsere Denk- und Lernleistung zu optimieren
vermag.
Die früheste Kritik an der Verkopfung und Sinnesfeindlichkeit pädagogischer
Einrichtungen übten die Reformpädagogen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts
erkannten der französische Arzt und Begründer der Heilpädagogik Jean-Marc Itard
(1775 – 1838) und sein Schüler Edouard Séguin (1812 – 1880) die Wechselwirkung
von Sinnesarbeit und Intellekt, von Motorik und Geist. Sie entwickelten die
„physiologische Methode“, mit der sie von der Peripherie (Bewegungsapparat) aus
auf das Zentrum (Gehirn) einwirken wollten – was ihnen auch gelang.
Diesen heilpädagogischen Ansatz zur Sinnesschulung übertrug die italienische Ärztin
Maria Montessori (1870 – 1952) auf die allgemeine Pädagogik. Ihr Ausspruch „Hilf
mir, es selbst zu tun“ spricht für sich.
Zur gleichen Zeit begannen Psychologen sich mit dem Phänomen der
Ganzheitlichkeit auseinanderzusetzen.
Felix Krueger (1874 – 1948) begründete die Ganzheitspsychologe: Hier ist das
Ganze mehr als die Summe der Teile. Die Ganzheit des Erlebens besteht vor allen
Teilen.
Dieser historische Exkurs soll zeigen, dass die Sinnesschulung keine Erfindung der
neuzeitlichen Pädagogik ist. „Lernen mit allen Sinnen“ ist eine wiederentdeckte
Forderung.
Heute können wir sie allerdings mit Erkenntnissen aus der Hirn-, Intelligenz- und
Lernforschung untermauern.
Die damalige Vermutung, dass Kopf, Herz und Hand eine Lerneinheit bilden könnten,
ist heute zur wissenschaftlichen funktionierten Gewissheit geworden.
Helge Mayerhofer
SPZ Leoben
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Die Sinnessysteme im Wahrnehmungsprozess
Bereiche und Funktionen des Gehirns
Die Welt wäre nichts als ein chaotisches Trommelfeuer von Reizen, wenn wir nicht in
der Lage wären, die vielfältigen Sinnesreize zu strukturieren und in „geordnete
Bahnen“ zu lenken.
Die Entwicklung der Großhirnrinde ist die jüngste in der evolutionären Entwicklung
des Zentralnervensystems. Viele Bereiche des Gehirns arbeiten nur für die Erhaltung
der lebensnotwendigen Funktionen (Hirnstamm, Kleinhirn), andere sind für bewusste
Assoziations- und Denkprozesse (Großhirnrinde) zuständig, wieder andere für die
Entstehung von Gefühlen und emotionalen Verhaltensweisen (limbisches System).
In aufsteigenden Bahnen im Rückenmark werden die Sinnesreize durch die
verschiedenen Bereiche des Gesamthirnes geleitet. Die daraus entstehenden
Reaktionen werden als neuronale Befehle über die absteigenden Bahnen des
Rückenmarks in den Körper zurück gesandt.
Das Großhirn
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stellt 7/8 der Gesamtmasse des Zentralnervensystems
ist der jüngste und am weitesten entwickelte Hirnteil und die körperliche
Grundlage unseres bewussten Erlebens
beinhaltet das motorische Zentrum, in dem bewusste Muskelbewegungen
gesteuert werden
beinhaltet das motorische Sprachzentrum, das sich direkt an das motorische
Zentrum anschließt und die Umsetzungsfähigkeit des Sprechens in
Sprechbewegungen und Mimik steuert
beinhaltet
das
Areal
der
Körperwahrnehmung,
von
der
alle
Körperempfindungen (taktil-kinästhethisch/ propriozeptiv) registriert werden
beinhaltet das Sehzentrum, in dessen Nähe auch das Rindenareal für die
Raumorientierung liegt. Dieses ist außerdem für die Rechts-linksUnterscheidung sowie für das Rechenvermögen zuständig
beinhaltet das Hörzentrum, das außer für das Erlebnis von Klängen und
Geräuschen auch für das Sprachverständnis wichtig ist.
Helge Mayerhofer
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Das Zwischenhirn
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ist ein sehr viel älterer Hirnteil. Er beinhaltet das Steuerungszentrum für
angeborene, erblich gespeicherte Bewegungsabläufe und Erfahrungen aus
der Entwicklung der Menschheit, die unbewusst unser Denken und Verhalten
beeinflussen
beinhaltet wesentliche Kerngebiete, vor allem den Thalamus („Vorzimmer des
Großhirns“ oder „Tor zum Bewusstsein“). Er ist die Umschalt- und
Verknüpfungsstelle für die meisten Nervenbahnen.
enthält das limbische System, das die körperliche Grundlage aller
angeborenen, instinktiven Verhaltensweisen beinhaltet, darunter auch die
unserer Gefühle und Triebe. Es enthält auch u.a. die Riechbahn, weshalb wir
uns z. B. an Gerüche aus der Kindheit und die damit verbundenen Gefühle
erinnern.
enthält den Hypothalamus. Im Zusammenspiel mit der Hypophyse.
(= Hirnanhangdrüse – für die Steuerung des Hormonhaushaltes
verantwortlich), dem Hirnstamm und dem Rückenmark ist der Hypothalamus
das Steuerungsorgan des vegetativen Nervensystems, das wiederum
Kreislauf, Stoffwechsel, Sekretion, Körpertemperatur und Verdauung reguliert.
Das Kleinhirn (Cerebellum)
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ist die zentrale Steuerungsstelle für alle Bewegungsabläufe (Gleichgewicht,
Muskeltonus, Bewegungskoordination). Es reagiert auf sensorische Reize –
nicht eigenaktiv.
speichert gelernte Bewegungsabläufe
koordiniert die komplexen Bewegungsabläufe während des Sprechens.
Darüber hinaus ist das Kleinhirn an Assoziationsleistungen von Sprache, die
mit Bewegung zu tun haben, stark beteiligt
ist für das korrekte Erkennen von gehörten Silben zuständig. Das bedeutet,
dass das Kleinhirn nicht nur für die zeitliche Koordination von Bewegung
zuständig ist, sondern auch für die sprachliche Hörwahrnehmung.
ist stärker am aktiven Tasten beteiligt, als bisher angenommen. Das bedeutet,
dass es wichtige Aufgaben der Wahrnehmung übernimmt.
Der Hirnstamm
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steht in Verbindung mit dem Rückenmark und dem Hypothalamus und ist mit
ihnen für die Steuerung lebensnotwendiger Stoffwechselfunktionen zuständig.
enthält die „Formatio reticularis“, die für die Hemmung oder Verstärkung von
sensorischen Reizen bei der Weiterleitung zur Großhirnrinde zuständig ist.
Zusätzlich verknüpft sie alle sensorischen Informationen miteinander, die an
darüber liegende Hirnregionen und an die Nervenbahnen in den Körper
weitergeleitet werden.
steuert und stimmt die willkürliche, bewusste Motorik mit der unwillkürlichen
Motorik ab.
Helge Mayerhofer
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Helge Mayerhofer
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Die Sinnessysteme
Der Gehörsinn (auditiver Sinn)
Wahrnehmungsfunktion:
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Ort und Art der Schallquelle
Lautstärke
Dauer
Tonhöhe
Klangfarbe
Zeitfolge
Rhythmus
Die Hörwahrnehmung ist der letzte intakte Sinn, wenn wir ohnmächtig werden oder
im Sterben liegen.
Fehlentwicklung der Hörwahrnehmung
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Minderung der Fähigkeit, Laute differenziert zu hören
verkürztes auditives Gedächtnis
Richtungshören ist beeinträchtigt
Wiedergabe von artikulierter Sprache (auch Lieder) ist eingeschränkt. Kein
Gefühl für Sprachrhythmus und Sprachmelodie.
Rhythmisch-musikalisches Förderangebot
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Wahrnehmungsspiele für des Hören (Geräusche, Töne……)
Instrumentalspiel (auditiv, visuell, taktil - kinästhetisch )
Dirigenten-Spiele (auditiv, visuell, sozial)
Lieder in Grob- und Feinmotorik (auditiv, visuell, kinästhetisch,)
Fortbewegungsarten (auditiv, visuell, kinästhetisch)
Finger- und Handgestenspiele
Reime in Grob- und Feinmotorik (auditiv, visuell, taktil – kinästhetisch)
Wahrnehmungsspiele mit Materialien (auditiv, taktil – kinästhetisch, visuell)
Entspannungsmusik
Helge Mayerhofer
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Der Sehsinn (visuelle Sinn)
Wahrnehmungsfunktionen
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Helligkeit
Farbe
Farbsättigung
Form
Aufbau
Struktur
Raumlagen
Fehlentwicklungen der Sehwahrnehmungen
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Fehlentwicklung der visumotorischen Koordination
Fehlentwicklung in der Wahrnehmungskonstanz
Fehlentwicklung in der Figur – Grundwahrnehmung
Störung der Raumorientierung (keine Entfernungen)
Fehlentwicklung bei Form- und Farbwahrnehmung
Rhythmisch-musikalisches Förderangebot
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Wahrnehmungsspiel für das Sehen
Instrumentalspiel
Wahrnehmungsspiele „Führen – und Folgen“
Wahrnehmungsspiele mit Materialien
Experimentieren mit Materialien
Lieder in Grob- und Feinmotorik
Fortbewegungsarten
Finger und Handgestenspiele
Reime in Grob- und Feinmotorik
kreatives Gestalten mit Materialien
Helge Mayerhofer
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Der Geruchssinn (olfaktorischer Sinn)
Wahrnehmungsfunktionen
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Ort und Art der Geruchsquelle
Zusammensetzung von Substanzen/Duftstoffen
Der Geschmackssinn (gustatorischer Sinn)
Wahrnehmungsfunktionen
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Zusammensetzung von Nahrungsmitteln
Unterscheidung der vier Geschmacksqualitäten
Geruchs- und Geschmackssinn hängen eng miteinander zusammen. Nicht die
Zunge, sondern die Nase mit ihren zehn Millionen Sinneszellen erschließt den guten
Geschmack
Erst wenn die Luft in der Nasenhöhle zirkuliert und zur Schleimhaut im Mund
zurückkehrt, können wir schmecken.
Der taktil-kinästhetische Sinndas grundlegende Orientierungssystem
(taktil, vestibulär, statisch, motorisch, propriozeptiv, haptisch)
Physiologischer Vorgang
Der tatktil-kinästhetische Sinn ist sehr komplex und das grundlegendste
Orientierungssystem unserer Sinneswahrnehmung. Er registriert die aus dem
eigenen Körper stammenden Reize (propriozeptiv) und ist sozusagen als „innere
Instanz“ mit den exterozeptiven Sinnen (Hör-, Seh-, Geruchs- und Geschmackssinn)
verbunden.
Der kinästhetische Sinn ist eine unbewusste Wahrnehmungsreaktion, die jedoch bei
besonderer Aufmerksamkeit für den Körper bewusst gemacht werden kann.
Der taktil-kinästhetische Sinn ist eine Meisterleistung an Koordination: Das Gehirn
muss Dehnungsreize der Muskeln, Seh- und Höreindrücke sowie Botschaften aus
den im Folgenden aufgeführten Sinnen miteinander verbinden.
Helge Mayerhofer
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Wahrnehmungsfunktionen
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Körperposition
Körperbewegungen
Anspannungsgrade der Muskulatur
Körpereinstelllungen und ihre Bezogenheit aufeinander
Gleichgewichtszustände
Speicherung von Bewegungsfolgen
Koordination von Bewegung mit den exterozeptiven Fernsinnen
Informationen an das Gehirn über Tastrezeptoren in der Haut und über
Propriozeptoren in tiefern Gewebeschichten sowie an Gelenken und Muskeln
Tast – und Spürsinn (taktiler Sinn)
Tastsinn
Wahrnehmungsfunktionen
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Beschaffenheit von Objekten
Materialien
Form
Konsistenz
Stofflichkeit
Materialart
Fehlentwicklungen des Tastsinns
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Wahrnehmung der Körpergrenzen (hohe Schmerztoleranz) – Tastsinn
unterentwickelt
Tastsinn überentwickelt – Abscheu gegenüber allem, was das Tastempfinden
anspricht (Kleidung, Kleber, Matsch….)
Spürsinn
Passive Oberflächenwahrnehmung – wir spüren und fühlen auf unserer Haut, d.h. wir
sind in der Lage, Berührungsreize zu lokalisieren und einzugrenzen.
Tiefensensibilität – Eigenwahrnehmung – Propriozeptives System
Sinnesrezeptoren an Gelenken, Muskeln, Knochenhaut und tieferen
Gewebsschichten informieren unseren Hirnstamm und das Stammhirn ständig über
die Kontraktion und die Streckung von Muskeln sowie über das Hängen, Dehnen,
Ziehen und Drücken von Gelenken. Nur ein Teil der Information wird zur
Bewusstmachung eines Körpergefühls oder einer Bewegung/Lage an das Großhirn
weitergeleitet. Das propriozeptive System ist fas ebenso ausgedehnt wie das taktile
System.
Helge Mayerhofer
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Fehlentwicklung des Spürsinns und der Tiefen- und Eigenwahrnehmung
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Geringer Hautkontakt in der frühen Kindheit
reizarme Umgebung und stundenlanges Sitzen vor dem Fernseher führen zu
einer Verminderung der eigenen Körperwahrnehmung, da sich kein „inneres
Bild“ von der Ausdehnung und den Grenzen seines Körpers (Körperschema)
entwickeln kann.
Die Stimulation der Haut, die Tiefen- und Eigenwahrnehmung (propriozeptive
Wahrnehmung) durch Bewegung und Berührung ist enorm wichtig für die positive
emotionale Entwicklung und daraus resultierend für die Entwicklung von
Selbstvertrauen und Selbstsicherheit.
Gleichgewichtssinn (vestibulärer Sinn)
Physiologischer Vorgang
Der Gleichgewichtssinn reguliert sich im Vestibularapparat im Innenohr reflektorisch,
d. h. ohne eigene Mitwirkung. Wir sind dadurch in der Lage, unseren Körper in
Beziehung zur Schwerkraft im Gleichgewicht zu halten. Der Gleichgewichtssinn ist
mit dem Gehör- und Sehsinn verbunden, und die Ergebnisse werden vom Nervus
vestibularis im Kleinhirn regulierend in den Körper gesendet.
Die Entwicklung der Sprache ist von dem Zusammenspiel des auditiven und
vestibulären Sinnes abhängig. Trotz intakten Gehörs kann es bei einer vestibulären
Fehlentwicklung zu einer Verzögerung der Sprachentwicklung kommen
Fehlentwicklungen des Gleichgewichtssinns
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vestibuläre Überempfindlichkeit macht sich durch das Vermeiden von Spielen
bemerkbar, die das Gleichgewichtssystem ansprechen (Schaukeln,
Balancieren, Klettern, das Hochwerfen in die Luft).
allgemeine grobmotorische Ungeschicklichkeit
Bei vestibulärer Unterempfindlichkeit kommt es zu einem gesteigerten
Bewegungsbedürfnis der Kinder, bei dem sie Gefahren, die durch Klettern,
Schaukeln, Wippen… nicht einschätzen können.
Durch Verbindung des Gleichgewichtssinn mit dem Sehsinn- und
Gehörsystem kommt es zu einer Orientierungsstörung des Körpers im Raum
das räumliche Vorstellungsvermögen ist stark eingeschränkt (verlaufen sich
leicht)
Helge Mayerhofer
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Rhythmisch-musikalische Förderangebote
Kinästhetischer Sinn
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Wahrnehmungsspiel für den Gleichgewichtssinn
Wahrnehmungsspiele mit Materialien und Instrumenten
Lieder, Reime und Tänze in Grobmotorik mit integrierten
Überkreuzbewegungen
Reime/ Finger- und Handgestenspiele
Lieder in Feinmotorik mit integrierten Überkreuzbewegungen
Fortbewegungsarten
Wahrnehmungsspiele „Führen und Folgen“
Experimentierphasen mit Material und Instrumenten
Tastsinn
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Wahrnehmungsspiele für das Spüren und Tasten
Partner und Gruppenspiele
Wahrnehmungsspiele mit Materialien und Instrumenten
Regenspiele
Spürsinn und Tiefen- und Eigenwahrnehmung
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Wahrnehmungsspiele für das Spüren und Tasten
Wahrnehmungsspiele mit Materialien
Wahrnehmungsspiele „Führen und Folgen“
Spiele zur Förderung des Gleichgewichtssinns
Reime – Lieder – Finger – Handgestenspiele in Grob- und Feinmotorik
Da alle Sinne eng miteinander verbunden sind, regen spielerische
Aufgabenangebote, die einen bestimmten „sinnlichen“ Schwerpunkt haben, immer
das Wechselspiel von mehreren Sinnen an.
Die Sinneswahrnehmung ist so komplex, dass wir zum Beispiel mit der Förderung
des Gleichgewichtssinnes automatisch die visuelle Wahrnehmungsfähigkeit und die
Raumorientierung ansprechen.
Fördern wir durch „blindes „ Balancieren den Gleichgewichtssinn, wird automatisch
der Tastsinn aktiviert und ebenso die Sprachentwicklung gefördert.
Helge Mayerhofer
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Literaturangaben
Hirler, Sabine
Wahrnehmungsförderung durch Rhythmik und Musik
Verlag Herder
Liebertz, Charmaine
Das Schatzbuch ganzheitlichen Lernens
Grundlage, Methoden und Spiele für eine zukunftsweisende Erziehung
Don Bosco/Spectra
Kreusch – Jacob, Dorothée
Das Musikbuch für Kinder – Mit Kinder singen, spielen, musizieren
Schott
Hirler,Sabine – Penz, Edith
Rhythmikspiele - Hand und Fuß können tanzen
Kallmeyer Verlag
Schneider, Monika und Ralph
Bewegen und Entspannen nach Musik
Verlag an der Ruhr
Kreusch, Dorothée
Musik macht klug
Kösel Verlag
Monschein, Maria
Spiele zur Sprachförderung Band 1 und Band 2
Don Bosco
Fuchs, Birgit
Spiele für Gruppenprozesse
Don Bosco
Hering, Wolfgang
Aquaka della Oma
88 alte und neue Klatsch – und Klanggeschichten mit Musik und vielen Spielideen
Ökotopia Verlag
Quaas, Beate
Alles wird Musik
Eine spielerische Entdeckungsreise für Kinder
Christophorus Verlag
Helge Mayerhofer
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Anregungen für die Praxis
Sprechrap (zum Kennenlernen)
- Ich heiß Eva und ich komm aus Proleb
Auf 1 und 3 Stampfen
auf 2 und 4 Klatschen
Auf 1 und 3 Stampfen
auf 2 1x klatschen auf 4 2x klatschen
Alle Teilnehmer stellen sich im selben Rhythmus vor.
Gesundheitsrap (im 4/4 Takt)
Kiwi, Kiwi, Kiwi, Kiwi, Kiwi,Kiwi , Kiwi –
A –nanas – Bananas, A –nanas – Bananas
Ä – pfel und Stachel –beern, Ä - pfel und Stachel – beern
O—rangeade – O—rangeade –
Concentration
- paschen – klatschen – rechts schnippen – links schnippen
Das Spiel funktioniert mit Zahlen, Namen, Farben ……
Durchzählen lassen , jeder merkt sich seine Zahl:
Paschen – klatschen – rechts schnippen und die eigene Zahl nennen – links
schnippen und eine andere Zahl nennen. Wer einen Fehler macht, muss eine
Aufgabe erfüllen oder bekommt einen schwarzen Punkt.
Wer hat den Keks aus der Dose geklaut?
Wer hat den Keks aus der Dose geklaut?
Eva (Name des Spielleiters einsetzen)
hat den Keks aus der Dose geklaut!
Wer, ich?
(fragt der/die Angesprochene)
Ja, du! (Alle)
Niemals. (der/die Angesprochene)
Wer dann? (alle)
Susi hat ….
Helge Mayerhofer
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Einfache Begleitung des Sprechtextes mit Körperinstrumenten – immer
abwechselnd.
Reaktionsvermögen und rhythmisches Sprachgefühl werden gefördert. (Eher für
ältere Kinder geeignet).
Ein sinnloses Gedicht mit Bewegung
I:Schnipperdi schnapperdi schnipperdi schnapp
zipperdi zapperdi zipperdi zapp
tripperdi trapperdi tripperdi trapp
schnipp zipp tripp und :I
Schnipperdi – paschen
schnapperdi – klatschen
schnipperdi – rechte Hand auf linke Schulter
schnapp
- linke Hand auf rechte Schulter
Immer wiederholen – Sprechrhythmus und Bewegung werden immer schneller.
Ein Gedicht aus Afrika (Regenmacher – Sonnenmacher ……)
Ene mene mente.
Lokum, tokum, tente.
Karabuti, karabuti.
Witsch, watsch, ab, trumm.
Ene – mit rechter Hand auf rechten Oberschenkel schlagen
mene – mit linker Hand auf linken Oberschenkel schlagen
men – mit rechtem Fuß stampfen
te – mit linkem Fuß stampfen
Karabuti – Bewegung im Sprechrhythmus (ganz unheimlich, wie Medizinmann) von
unten nach oben
witsch – schnippen
watsch – klatschen
ab – paschen
trumm – mit beiden Beinen stampfen.
Helge Mayerhofer
SPZ Leoben
Seite 14
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Beim Bäcker hat´s gebrannt
Beim Bäcker hat´s gebrannt, -brannt, -brannt,
da bin ich hingerannt, -rannt, -rannt.
Da kam ein Polizist, -zist, -zist,
der schrieb mich auf ´ne List, List, List.
Die List´ fiel in den Dreck, Dreck, Dreck,
da war mein Name weg, weg, weg.
Da lief ich schnell nach Haus, Haus , Haus,
zu meinem Bruder Klaus, Klaus, Klaus.
und da war die Geschichte aus, aus , aus.
Partnerspiel:
1. in die eigenen Hände klatschen
2. mit der rechten Hand auf die rechte Hand des Partners klatschen
3. in die eigenen Hände klatschen
4. mit der linken Hand auf die linke Hand des Partners klatschen
5. dreimal mit beiden Händen gegeneinander klatschen
Immer im Sprechrhythmus wiederholen.
Lieder mit viel Bewegung
Das Auto von Lucio
I:Das Auto von Lucio
das hat ein Loch im Reifen:I
Das Auto von Lucio,
das hat ein Loch im Reifen
und wenn´s ein Loch im Reifen hat,
dann kleb´es zu mit Kaugummi.
Hier werden einzelne Wortteile durch Bewegung und Laute ersetzt
Auto – brumm brumm – drehen am Lenkrad
Lucio – bum tschak – den Hut heben
Loch – bss – Finger auf Loch legen
Reifen- blubb blubb blubb – einen Kreis zeigen
Kaugummi – jamm jamm jamm – Kaubewegung machen.
Erst langsam – dann immer schneller werden.
Mein Hut der hat 3 Löcher (eventuell auch im Dialekt)
Mein Hut der hat 3 Löcher
3 Löcher hat mein Hut
Und hätt´ er nicht 3 Löcher
so wär es nicht mein Hut.
Helge Mayerhofer
SPZ Leoben
Seite 15
14.05.2016
Tante aus Marokko
Ich kenne einen Cowboy
Laurentia
Und jetzt gang i ans Peters Brünnerle ………
Spiele mit unterschiedlichen Instrumenten
Klänge – Verschenk – Spiel
Jedes Kind hat ein Orff – Instrument in der Hand.
Auf Blickkontakt wird ein Klang einem Kind verschenkt. Dieses verschenkt seinen
Klang weiter, bis alle an der Reihe waren.
Das laute Echo
Die Kinder haben die Augen geschlossen.
Ein Kind spielt einen Rhythmus vor – die Gruppe antwortet im Echo – Spielleiter
ernennt nächsten Spieler…..
Rhythmus-Kette
Ein Kind spielt einen Rhythmus vor – der Spielleiter erwählt den nächsten Mitspieler
der den gleichen Rhythmus mit schlägt usw….
Klangdirigent
gibt an ob laut oder leise gespielt wird
langsam oder schnell
lauter oder leiser
alleine oder gemeinsam
Rückenklopfer
Paarspiel
Ein Kind hält eine Handtrommel, das andere Kind ist hinter seinem Rücken. Das
dahinter sitzende Kind streicht, klopft, schlägt, kratzt, trommelt…. auf den Rücken,
das Kind mit der Handtrommel macht die Bewegung und den Rhythmus nach.
Schlusstanz
Down by the Sally Garden - CD Tänze für die Gruppe(Ökotopia Verlag)
Helge Mayerhofer
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Helge Mayerhofer
SPZ Leoben
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