Pressemitteilung Medizin/Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie/Zahnmedizin Osteoporose- und Krebsbehandlung mit Knochenstabilisatoren: Immer erst zum MKG-Chirurgen! Arbeitsgruppe „septische Chirurgie“ der DGMKG fordert fachübergreifende Transparenz in der Patientenbehandlung. Hofheim, März 2008. Wirkstoffe zur Knochenstabilisierung, so genannte Bisphosphonate (kurz BP, Salze der Phosporsäure), sind aus der modernen Behandlung unterschiedlicher Knochenerkrankungen nicht mehr wegzudenken. Betroffene haben meist fortgeschrittene Osteoporose oder Knochenmetastasen aufgrund verschiedener Tumorerkrankungen wie Brust- oder Prostata-Krebs. Diese Patienten sind durch spontane Frakturen, auch im Bereich der Wirbelsäule, bedroht und leiden häufig unter heftigen Schmerzen. Sie profitieren deshalb erheblich von der Bisphosponat-Therapie: Der Knochenabbau wird gehemmt und Betroffene gewinnen viel verlorene Lebensqualität zurück. Obwohl Experten Bisphosphonate bei derartigen Befunden seit mehr als 30 Jahren einsetzen, wurde erst vor wenigen Jahren eine unerfreuliche Begleitreaktion bekannt: Kieferteilverlust (Kiefernekrose). Doch Rettung ist jetzt in Sicht: Für einen dennoch individuell bestmöglichen Behandlungserfolg fordert die Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) jetzt eine fachübergreifende Transparenz der Patientenbehandlung. Auch wenn längst noch nicht alle auslösenden Faktoren dieser für die Zähne und die Kaufunktion mitunter dramatischen Erkrankung der Kiefernekrose erforscht sind, so steht der Zusammenhang zu den Bisphosphonaten dennoch mittlerweile außer Zweifel. Doch das Risiko einer Kiefernekrose ist von Patient zu Patient sehr unterschiedlich und hängt neben Mund- und Kiefer-Befunden auch entscheidend von der Wahl des Bisphosphonats und seiner Verabreichung, also Dosis und Therapiedauer, ab. Hinsichtlich größtmöglicher Patientensicherheit und Lebensqualität gilt deshalb, für jeden Betroffenen das individuelle Risikoprofil zu bestimmen, um nicht sprichwörtlich „mit Kanonen auf Spatzen zu schießen“, das heißt ohne Rücksicht auf persönliche Befindlichkeiten das Risiko der Kieferauflösung einzugehen. Die Arbeitsgruppe „septische Chirurgie“ der DGMKG unter der Federführung der Professoren und Hochschullehrer Knut A. Grötz (Wiesbaden), Jörn-Uwe Piesold (Erfurt) und Bilal Al-Nawas (Mainz) hat in Zusammenarbeit mit anderen führenden Fachgesellschaften einen Wegweiser erarbeitet, der durch Prophylaxe vor und Prävention während einer Bisphosphonat-Therapie die Kiefernekrose vermeiden hilft. Bisphosphonate – Segen ohne Fluch Bisphosphonate führen chemisch zu einer vermehrten Einlagerung von Calcium in den Knochen und damit zur Knochenstabilisierung. Überdies ist bekannt, dass Bisphosphonate durch ihren Einbau im Knochen den Stoffwechsel der Bindegewebszellen beeinflussen und dadurch einerseits ein Wachstum der Tumorzellen im Knochen verhindern und andererseits die durch die bereits existenten Tumorzellen ausgelöste Auflösung des Knochens verringern. Deshalb sind sie heute aus der modernen Therapie der Osteoporose oder auch bei fortgeschrittenen Tumoren mit Knochenmetastasen nicht mehr wegzudenken. Jüngst haben Wissenschaftler entdeckt, dass Bisphosphonate jedoch die sehr unangenehme Nebenwirkung der krankhaften Kieferknochenauflösung bewirken können. Nun wäre es dennoch völlig verfehlt, auf die grundsätzlich sehr hilfreiche Behandlung mit Bisphosphonaten zu verzichten. Es gilt vielmehr Maßnahmen zu etablieren, wie Betroffene adäquat betreut und begleitet werden können. Hierzu hat die DGMKG zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) eine wissenschaftliche Stellungnahme verfasst (nachzulesen unter www.dgzmk.de). Dies basierend auf der Tatsache, dass Entzündungsherde und unerkannte Wunden im Mund zu den wichtigsten Auslösern der Kiefernekrose gehören. Vermeidet man diese, vermindert man das Risiko einer Nekrose erheblich. Deshalb empfehlen Spezialisten vor Beginn einer Bisphosphonattherapie eine ausführliche Untersuchung beim Zahnarzt oder Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgen, um sicherstellen, dass Zähne und Zahnwurzeln gesund sind und keine Entzündungsherde vorliegen. Ansonsten sollte vorab unbedingt eine entsprechende zahnärztliche Therapie erfolgen. Damit der Zahnarzt und MKG-Chirurg das individuelle Risikoprofil des Patienten exakt abschätzen können, werden darüber hinaus komplexe Angaben zum jeweiligen Bisphosphonat selbst und zu den individuellen Begleitfaktoren benötigt. Die Arbeitsgemeinschaft „supportive Maßnahmen in der Onkologie“ (ASO) innerhalb der Krebsgesellschaft hat deshalb in Kooperation mit der DGMKG und DGZMK sowie weiteren Gesellschaften zusätzlich einen hilfreichen „Laufzettel“ entwickelt (downloadbar unter www.onkosupport.de/laufzettel), mit dem der verordnende Arzt schnell und sicher alle wesentlichen Informationen dokumentiert. Diese Informationen kann der Patient dann mit zu seinem Zahnarzt oder MKG-Chirurgen nehmen und schafft so die Voraussetzungen für eine optimale Betreuung. Die DGMKG: reine Kopfsache Die Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) wurde in ihren Wurzeln bereits im Jahre 1951 zunächst als rein wissenschaftliche Gesellschaft gegründet. Im Jahre 2000 fusionierte sie mit dem Berufsverband Deutscher Ärzte für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie und vertritt seitdem mit über 1.300 Mitgliedern sowohl alle wissenschaftlichen und medizinischen Belange als auch die berufs- und standespolitischen Aspekte des Fachgebietes. Dabei ist MKG-Chirurgie das einzige Fachgebiet, das ausschließlich auf das gesamte Spektrum der Gesichtschirurgie einschließlich des Schädels und Kiefers spezialisiert ist. Anders als alle anderen Fachärzte hat der MKG-Chirurg eine umfassende Ausbildung sowohl in der Medizin als auch in der Zahnmedizin, hohe Kompetenz in der Knochen- und Plastisch-Rekonstruktiven Chirurgie. Diese Spezialisierung setzt die erfolgreiche Behandlung von Unfallfolgen, Fehlbildungen und Tumorerkrankungen im Gesichts- und Kopfbereich sowie aller Erkrankungen im Zusammenhang mit dem Zahnund Kausystem und seinen komplexen Funktionen voraus. Im Gegensatz zum Facharzt für Plastische Chirurgie, dessen Ausbildung 6 Jahre dauert und den gesamten Körper umfasst, erwirbt der MKG-Chirurg seine Kompetenz durch eine 7jährige chirurgische Ausbildung nur für das Gesicht. Im Bereich der Präventiven Diagnostik, zum Beispiel bei Tumor- oder Systemerkrankungen bietet die MKG-Chirurgie die Diagnostik und Therapie unabhängig von der Ausdehnung der Erkrankung aus einer Hand. Somit ist der MKG-Chirurg grundsätzlich bereits von seiner Ausbildung her der hoch qualifizierte und spezialisierte Ansprechpartner für alle Problemstellungen des Gesichts und der Mundhöhle, einschließlich Korrektur von Fehlbisssituationen, schlafassoziierter Erkrankungen, plastisch rekonstruktiver Verfahren und ästhetischer Gesichtschirurgie. Weitere Informationen unter www.mkg-chirurgie.de.