Ollech Nicht schön und trotzdem attraktiv Warum es (nicht nur) schöne Frauen gibt 1 Inhalt 1 2 3 Prolog............................................................ 4 Einleitung...................................................... 8 Attraktivitätstypen........................................ 9 3.1 Wer oder Was ist schön? ....................... 9 4 Kombination von Merkmalen .................... 14 4.1 Zeitlose Schönheit ................................ 15 5 Wandelbare Schönheit .............................. 19 5.1 Weitere Schönheitsmerkmale - eine neue Sichtweise ....................................................... 20 5.1.1 5.2 Merkmal Taille ........................................ 20 Warum sind schlanke Körper schön? ... 21 5.2.1 Eigenschaften, die für Attraktivität und Unattraktivität gleichzeitig sprechen ................... 22 5.3 Der schöne Mann ................................. 23 6 Entstehung der Unattraktivität .................. 29 6.1 Schönheit durch Vorteil ........................ 29 6.2 Unattraktivität durch Selektion .............. 30 6.3 Die Mischung macht's .......................... 31 6.4 Einfluss der Kultur ................................ 32 7 Gründe für Attraktivitätsempfinden.......... 34 7.1 Attraktiv durch Liebesunfähigkeit.......... 34 7.2 Attraktiv durch Fruchtbarkeit ................ 35 7.3 Attraktiv durch Selbstständigkeit .......... 40 7.4 Attraktiv durch Intelligenz ..................... 41 7.5 Attraktiv durch Gefährlichkeit ............... 43 7.6 Attraktiv durch Emotionen .................... 44 8 Strategien der Schönheit........................... 45 8.1 Strategie der Unattraktivität .................. 45 2 9 Strategie der Schamanin ........................... 48 9.1 Strategie des Fettansatzes ................... 49 9.2 Strategie der Selbstständigkeit ............. 50 9.3 Strategie des Sippenwechsels ............. 53 9.4 Strategie des Kuckuckskinds ............... 54 9.5 Strategie der Vergewaltigung ............... 55 9.6 Strategie des erfolgreichen Nachwuchses 57 10 Streben nach Attraktivität ..................... 58 11 Die Schönheit der Zukunft .................... 61 12 Epilog ...................................................... 64 3 1 Prolog Schönheit spielt für uns eine außerordentlich wichtige Rolle. Schöne Frauen waren sogar Auslöser beziehungsweise Vorwand für verheerende Kriege. Das bekannteste Beispiel der Geschichte ist sicherlich der trojanische Krieg. Ein schönes Äußeres scheint unverzichtbar. Menschen, die schön sind, haben meistens mehr Erfolg, erfahren mehr Unterstützung, sind angesehener und beliebter. Kein Wunder, dass wir alles daran setzen, schön zu sein. Der steigende Umsatz der Kosmetikindustrie und die wachsende Anzahl an Schönheitsoperationen belegen dies. Es überrascht nicht, dass sich Wissenschaft und Forschung intensiv mit Attraktivität befasst und dieser Wissenschaftszweig heute interessanter erscheint denn je. Neben Psychologen und Ethnologen versuchen hauptsächlich Biologen, Schönheit aus Sicht der Evolution und Genetik zu erforschen. Bereits Charles Darwin beschreibt in seinem Buch „The Origin of Species“, wie Schönheit erzielt wird. Darwin erklärt Schönheit durch die „geschlechtliche Zuchtwahl“. Ihm zufolge sind es im Tierreich stets die schöneren Männchen, die von den Weibchen bevorzugt werden und so ihre Gene weitergeben können. Schönheit beschreibt er als auffällig und symmetrisch, wobei ihm zufolge auch Gewöhnung eine wichtige Rolle spielt. 4 Durch die "sexuelle Zuchtwahl" kann man auch erklären, warum Merkmale und Eigenschaften, die dem Individuum scheinbar nicht von Nutzen sind, ihm sogar Nachteile bringen, dennoch ausgeprägt sind. Manche Forscher sehen Schönheit als Indikator „guter Gene“, die dem anderen Geschlecht unbewusst Fruchtbarkeit und Gesundheit anzeigen. ☝ Doch was sind eigentlich „gute Gene“ oder „böse Gene“? Meiner Meinung nach ist dies eine sehr gefährliche Diskussion. Gene darf man nicht qualifizieren. Das „gute“ oder das „böse“ Gen gibt es nicht. Oft wird Schönheit durch Symmetrie erklärt. Je symmetrischer ein Gesicht sei, desto attraktiver erscheine dies. Doch kann meiner Meinung nach Attraktivität mit den bisher bekannten Informationen nur unzureichend erklärt werden. Ich sehe Schönheit nicht nur als Indiz für Gesundheit und Fruchtbarkeit. Viele Beobachtungen lassen sich durch die derzeitigen Erkenntnisse nur unzureichend erklären. In diesem Buch versuche ich Attraktivität aus einer anderen Sicht zu erklären. Da gewisse Körper- und Gesichtsmerkmale - also das äußere Erscheinungsbild - mit Wesenseigenschaften verknüpft zu sein scheinen, lässt sich über Strategien und Verhalten eines Menschen auch die Schönheit aus Sicht der Evolution erklären. In diesem Buch werden Sie vielleicht Antworten finden, auf Fragen, die bisher noch nicht gestellt wurden. 5 Wenn Schönheit evolutionär ein solcher Fitnessvorteil ist, warum gibt es dann heutzutage nicht nur hübsche Menschen? Attraktivität aber auch Unattraktivität sind eben verschiedene Strategien der Evolution um die Weitergabe der Gene sicherzustellen. Warum findet ein gewisser Typ Frau stets einen gewissen Typ Mann anziehend? Warum bevorzugt also überspitzt ausgedrückt, ein gewisser Typ Frau eher den sportlichen Macho und deren beste Freundin den verschmusten Softie? Warum wird eine Frau mit einem bestimmten Mann zwar einen Seitensprung in Erwägung ziehen, sich mit diesem aber nie fest liieren? Das Attraktivitätsempfinden ist eben nicht bei allen gleich. Vielmehr ist attraktiv, was einen Vorteil bzw. Nutzen für den Betrachter hat. Bestimmt haben sie sich auch schon dabei ertappt, dass sie anhand von Gesichtsmerkmalen, Mimik und Gestik eine Person als arrogant, hinterlistig, liebenswürdig, zurückhaltend oder vertrauenswürdig eingeschätzt haben. Wir neigen nämlich dazu, unser Gegenüber innerhalb von Sekunden unterbewusst zu analysieren. Auch beinhaltet der Spruch „Schönheit ist AnsichtsSache“ viel Wahres. So fühlt man sich meist zu einem bestimmten Typ Mann beziehungsweise Frau mehr hingezogen als zu anderen. Wissenschaftler erklären dies mit Prägung, genetischer Diversität und sexueller Zuchtwahl. Evolutionsgedanken werden leider öfters missverstanden. Zudem kann man sich über Schönheit ja bekanntlich streiten. Somit wird es wohl Kritik geben, 6 wenn ich versuche Schönheit aus Sicht der Evolution zu erklären und dies zudem mit neuen Denkansätzen und Ideen. Deshalb möchte ich gleich vorweg betonen, dass ich mit diesem Buch niemanden diskriminieren möchte, sondern neue Impulse für Wissenschaft und Forschung geben möchte. Ich halte die bisherigen Argumente, Schönheit zu erklären, für unzureichend. In diesem Buch finden sich neue Hypothesen über die Schönheit der Frau. Teilweise handelt es sich dabei um die Weiterführung bestehender Theorien, doch überwiegend soll dieses Buch eine Sammlung eigener, neuer SchönheitsHypothesen bieten, die meines Wissens bisher nicht bekannt sind. Viele der aufgestellten Thesen beruhen auf eigenen Beobachtungen und GedankenExperimente. Sollten die hier vorgestellten Denkansätze bereits irgendwo geschrieben stehen, wünsche ich mir in diesem Fall nicht nur darauf hingewiesen zu werden, sondern freue mich auch auf eine fruchtbare Diskussion. Ich erlaube mir, Hypothesen aufzustellen, die sich auf Grund evolutionärer Überlegungen ergeben, selbst wenn ich diese nicht immer detailliert untermauern kann. Daher bitte ich vor allem diejenigen Leser, die spezifische Kenntnisse in Bezug auf die Schönheitsforschung besitzen, ihr besonderes Augenmerk auf dieses Buch zu richten. Entstanden ist dieses Buch durch das Bedürfnis, Hypothesen und Gedanken zu Papier zu bringen. Sollten diese Theorien viele Menschen erreichen, hoffe ich weiteres Nachdenken anzuregen, wodurch meine Theorien widerlegt, bestätigt oder weitergeführt werden können. 7 2 Einleitung Schönheit im Verlauf der Geschichte Meinung der Wissenschaft 8 3 Attraktivitätstypen 3.1 Wer oder Was ist schön? Eigentlich ist uns ja das Äußere fast egal, beziehungsweise es ist nebensächlich, wenn die „inneren Werte“ stimmen. Zumindest behaupten wir das. Und trotzdem haben wir uns alle schon dabei ertappt, wie wir unsere Mitmenschen nach ihrem Aussehen beurteilen und sie in eine Schublade stecken. Und welcher Mann oder welche Frau kann ernsthaft von sich behaupten, es würde ihm beziehungsweise ihr nicht gefallen einen hübschen Menschen des anderen Geschlechts anzusehen oder gar mit ihm zu flirten. Wenn Männer über attraktive Frauen reden, so fällt auf, dass sie sich nicht immer einig sind. „Oh Mann, sieh Dir die an! Die ist heiß!“ „Nein, die blickt so arrogant. Aber die, dort drüben ist süß!“ „Nein. Die ist langweilig.“ Solch ein Gespräch könnte man mitbekommen, wenn man junge Männer in einer Bar belauscht. Da gibt es Frauen, die fast allen Männern gefallen, dann gibt es Frauen, die der eine Mann attraktiv findet, sein bester Freund aber gar nicht. Und dann gibt es da ja noch das „gewisse Etwas“, dass eine Frau haben kann oder eben auch nicht. Eine Frau, die extrem hübsch ist, aber das „gewisse Etwas“ nicht hat, wird von einem Mann vielleicht nicht unbedingt verschmäht, wenn es um eine Affäre geht, von diesem Mann aber 9 nicht zur Partnerin genommen. Ein zweiter Mann mag dies wiederum ganz anders beurteilen, weil diese Frau in seinen Augen nicht nur hübsch ist, sondern eben auch das „gewisse Etwas“ hat. Und dann gibt es da noch die Frauen, welche zwar im Auge des Betrachters nicht als sonderlich hübsch gelten mögen, aber dafür etwas an sich haben, weswegen der Mann ihnen verfallen ist. Ob nun die zierliche, schüchterne Frau mit Kindchen-Schema oder die schlagfertige Karrierefrau von einem Mann bevorzugt wird, hängt von vielen Faktoren ab. Über Schönheit kann man sich bekanntlich streiten. Doch wer und was ist nun eigentlich schön? Was sind die „inneren Werte und was das „gewisse Etwas“? Und wie wird man der Attraktivität gerecht, die ja so viele Facetten hat? Die Wissenschaft versucht ihr mit Methoden wie dem Morphing, bei dem viele Gesichter von Versuchspersonen übereinandergelegt werden, wobei letztendlich ein symmetrisches und damit attraktives Durchschnittsgesicht entsteht, auf die Schliche zu kommen. Auch wurden ebene, glatte und straffe Haut, prächtiges Haar, Symmetrie, Stimme, Geruch und vieles mehr als ausschlaggebende Faktoren zur Beurteilung und Bewertung von Schönheit herangezogen. Begründet wird das Attraktivitätsempfinden durch Gesundheit und Fruchtbarkeit. Unterschiedliches Schönheitsempfinden wird durch Prägung im Kindheitsalter oder die genetische Variabilität erklärt, wonach ein potentieller Geschlechtspartner attraktiver wirkt, wenn sich dessen Gene von den eigenen stark unterscheiden. Dies erhöhe nämlich die Wahrscheinlichkeit gesunder Nachkommen. Und trotzdem scheint das Geheimnis 10 der Schönheit, welches Menschen schon seit langem zu lüften versuchen, auch damit nicht ausreichend erforscht zu sein. Um Attraktivität besser zu verstehen, muss man sich auch mit der Evolution des Menschen beschäftigen. Als der Mensch noch nicht auf ein modernes Gesundheitssystem zurückgreifen konnte, als er noch nicht im Überfluss lebte, sondern als „Jäger und Sammler“, für den hohes Alter und Sicherheit keine Selbstverständlichkeit darstellte, war die richtige Partnerwahl von enormer Bedeutung für den Fortbestand der Art. Um den individuell richtigen Partner zu finden, hilft einem unterbewusst das eigene Schönheitsempfinden. Denn es gibt verschiedene Schönheitstypen und damit verbundene Strategien, welche die Weitergabe der eigenen Gene sicherstellen sollen. Dabei ist die äußere Gestalt stets mit gewissen Wesenseigenschaften verknüpft. Frauen und Männer haben also verschiedene Attraktivitäts- und Verhaltens-Strategien entwickelt, um für sich und die Nachkommen das Überleben zu sichern. Auch deshalb passt nicht jeder Männertyp mit jedem Frauentyp zusammen, da sie womöglich im Laufe der Evolution verschiedene Strategien entwickelt haben. Sogar das "Nichtschönsein" kann im Sinne der Evolution eine sehr erfolgreiche Strategie sein. Auf die verschiedenen Strategien wird später ausführlicher eingegangen. Ein Mann verhält sich nicht allen attraktiven Frauen gegenüber gleich, sondern sein Verhalten zeigt 11 unbewusst deutliche Unterschiede. Das hängt damit zusammen, dass es verschiedene Schönheitstypen gibt, beziehungsweise dass das Aussehen eines Menschen Unterschiedliches aussagt. Das Einschätzen des Gegenübers, also des potentiellen Geschlechtspartners geschieht natürlich unterbewusst. So wird ein Mann sich einer bestimmten schönen Frau ziemlich forsch nähern und einer anderen hübschen Frau gegenüber wird er so gehemmt sein, dass er sich nicht traut diese Frau anzusprechen. Diese zwei Frauen sind gleich schön aber er reagiert unterwusst unterschiedlich. Der Grund dafür ist, dass die zwei verschiedenen weiblichen Schönheitstypen unterschiedliche Aussagen machen und der Mann nach dem Diktat seiner Gene darauf reagiert. Zum Beispiel findet der Mann die eine Frau attraktiv, weil er, wenn er sie als Sexualpartnerin hätte, sozial aufsteigen würde, was wiederum seinen Kindern zugute kommen würde. Irgendeine andere Frau findet er hingegen attraktiv, weil er spürt, dass diese Frau auch ohne ihn in der Lage wäre, sich selbst und seine Kinder zu ernähren. Diese selbstständige Frau könnte dies zudem bewerkstelligen, ohne dass sie gezwungen ist, so schnell wie möglich einen neuen Partner zu finden. Hierbei bestünde nämlich die Gefahr, dass der neue Mann seine Stiefkinder schlecht behandle, was die Überlebenschancen der Kinder reduzieren würde. Man könnte also sagen, attraktiv erscheint uns derjenige potentielle Sexualpartner, der einem selbst, beziehungsweise dem Fortbestand der eigenen Gene von Nutzen ist. Doch welche Attraktivitätstypen gibt es nun bei Frauen und welche Strategien haben sie entwickelt, um sich durchzusetzen? 12 Zunächst wird auf die äußere Gestalt und der damit verknüpften Wesenseigenschaften näher eingegangen. Später im Buch werden dann die einzelnen Strategien näher durchleuchtet. Betont muss allerdings werden, dass hier nur Typen gezeichnet werden. Natürlich ist jeder Mensch individuell und einzigartig. Neben der Genetik spielen mindestens im selben Maße auch Umwelteinflüsse eine Rolle. Den Menschen und vor allem die Menschlichkeit machen andere Werte aus. Und doch wird sich mancher Leser mit einem Attraktivitätstyp identifizieren können. Unbedingt muss auch erwähnt werden, dass keine Wertung verfolgt wird. Selbst „Unattraktivität“ kann eine gute Strategie sein und Schönheit birgt nicht nur Vorteile. Es gibt zwei Typen von schönen Frauen. Der eine Typ ist evolutionär früher entstanden, der andere später. Doch bevor die beiden Frauentypen beschrieben werden, muss auf die Kombination verschiedener Körper- und Gesichtsmerkmale eingegangen werden. 13 4 Kombination von Merkmalen Körperliche Merkmale, besonders erkennbar im Gesicht, sind meistens nach bestimmten Gesetzen kombiniert. So sind im Gesicht zum Beispiel die Länge es Halses, Ausbildung der Zähne, gewölbte oder nicht gewölbte Stirn, mehr oder weniger tiefliegende Augen, der Abstand zwischen Augen und Augenbrauen oder die Stärke der Haare miteinander nach bestimmten Gesetzen kombiniert. Ein einzelnes Merkmal sagt nicht viel über den betreffenden Menschen aus. Erst die Kombination all dieser Merkmale sagt etwas über den Schönheitstyp und die damit verknüpften Wesenseigenschaften aus. Die Kombination der Merkmale erkennt unser Gehirn in Bruchteilen einer Sekunde und entscheidet, ob wir unser Gegenüber als schön empfinden. Viele der einzelnen Gesichts- und Körpermerkmale scheinen sich bei schönen Menschen eines Typs meist in selber Weise zu kombinieren. Auffällig ist, dass sich nicht nur die morphologischen Merkmale ähneln, sondern auch das Verhalten. Zu beachten ist, dass bei einer großen Anzahl von Menschen inzwischen die Kombinationen so sehr vermischt sind, dass eine Aussage über deren Attraktivitätstyp, der das Aussehen, Verhalten und Wesen des Menschen bestimmen soll, kaum noch möglich ist. Menschen, bei denen die ursprüngliche Merkmalskombination noch ausgeprägt ist, kann man vom Wesen her, soweit eine Prägung der Umwelt nicht dramatisch war, relativ gut einschätzen. 14 Das genetische Programm beschließt beispielsweise kräftige Zähne nicht mit einer gewölbten Stirn zu kombinieren sondern kräftige Zähne mit langem Hals und gerader Stirn zum Haaransatz zu verbinden, in Kombination mit tiefliegenden Augen und geringem Abstand zwischen Augen und Augenbrauen. Je mehr dieser Merkmale verknüpft sind, desto schöner empfinden wir diese Frau. Wenn die Merkmale beispielsweise bei den Gesichtszügen bestimmte Regeln verlassen, erschienen die Frauen unattraktiver. Wenn wir eine Frau schön finden, spielt es eine Rolle, ob die Schädeldecke nach hinten ansteigt oder relativ waagrecht verläuft und wie groß der Abstand von den Augen zum Mund ist, besonders wenn man die Länge des Gesichts berücksichtigt. Hübsche Frauen mit großen Augen haben häufiger eine gewölbte, hohe Stirn als schöne Frauen mit kleineren Augen, welche wiederum mit höherer Wahrscheinlichkeit kräftigere Zähne haben, als schöne Frauen mit großen Augen. 4.1 Zeitlose Schönheit Frauen des evolutionär älteren Schönheits-Typs, haben oft einen flachen Bauch, wenig Taillenumfang, muskulöse Oberschenkel und einen sportlich muskulösen Körper, der meist in Verbindung mit einer weniger üppigen Brust steht. Außerdem haben diese Frauen einen langen Hals, einen kleinen Kopf, ein ausgeprägtes Kinn, einen breiten Mund, kräftige Zähne, eine kurze Nase und eine nach vorne gerichtete Mundpartie. Der Unterkiefer setzt in der Seitenansicht unterhalb des Halsendes an. Überdies sind tief 15 liegende, mittelgroße Augen mit geringem Abstand zu den Augenbrauen kennzeichnend. Die Augenbrauen sind kaum gewölbt, die Stirnhöhe ist gering, die Stirn ist gerade bis zum Haaransatz, die Haare sind meist kräftig und die Schädeldecke steigt nach hinten an. Ferner ist die Unterkieferlinie deutlich sichtbar, lang und von den Ohren aus gesehen nach unten hin deutlich abfallend. Eine schmale Taille, mittelbreite, bis breite Schultern, ein ausgeprägtes Becken, das aufgrund der schmalen Taille besonders hervorsticht und kräftige, muskulöse Oberschenkel sind typisch für diesen Frauentyp. Ein klassisches Merkmal für diese "zeitlose Schönheit" ist die kurze, gerade Stirn, was natürlich nicht bedeutet, dass jede Frau mit solch einer Stirn zu diesem evolutionär früher entstandenen Typ gehört. Dies trifft nur zu, wenn die anderen Merkmale dazu passen. Eng mit diesen Körpermerkmalen sind auch zahlreiche Wesenseigenschaften verknüpft. So reagieren diese Frauen oft emotionell stärker. Sie sind ehrlich und sprechen auch unangenehme Dinge gerade heraus an. Deshalb könnte manchmal der Eindruck entstehen, dass sie gefühlskalt seien. Sie reagieren oft sehr spontan und fühlen sich bei Kritik schnell angegriffen, worauf sie aufgrund ihrer Ehrlichkeit und ihres regen Temperaments schnell verletzend wirken können. Aufgrund dieser Wesenseigenschaft, ist es gut, diesen Frauen gegenüber nett zu sein. Auch sind diese Frauen sehr erfolgsorientiert und reagieren gefährlich empfindlich, wenn man etwas macht oder sagt, dass ihr Ansehen untergraben könnte. Wenn Männer diese Frau als attraktiv empfinden, dann deshalb, weil ihnen das „Nettsein“ leichter fällt und dadurch gefährliche 16 Konflikte vermieden werden können. Oftmals haben Männer Angst vor diesen starken Frauen. Man findet sie häufig in der Fernsehwerbung, da man ihnen ungern widersprechen mag und sie deshalb zum Produktverkauf prädestiniert sind. Aufgrund der Kombination aus Körpermerkmalen und Wesenseigenschaften hat dieser Attraktivitätstyp eine Strategie zum Erfolg entwickelt, der zu hohem Ansehen und damit zur erfolgreichen Weitergabe der Gene, führt. Diese Frauen stellen sich nicht allzu sehr in den Mittelpunkt, wollen aber im Mittelpunkt sein. Wenn sie zuwenig beachtet werden, verlassen sie einfach den Kreis. So mag der Eindruck entstehen, sie seien etwas distanziert. Dieser starke Frauentyp ist weniger opportun, sagt seine Meinung gerade heraus und wird selten Interesse an anderen Menschen vortäuschen. Lediglich Menschen, die interessant erscheinen, eventuell auch der eigenen Karriere und dem Status dienlich sind, wird diese Frau ihr bezauberndes Lächeln und die volle Aufmerksamkeit schenken. Diese Frauen sind weniger altruistisch veranlagt und verfolgen eher die eigene Gen-Erhaltungsstrategie, was sie aus Sicht der Evolution attraktiv erscheinen lässt. Sie verlieben sich nicht intensiv und sind relativ leicht trennungsfähig. Wenn sie von einem Mann verlassen werden, ist das für sie keine große Katastrophe und wenn sie den Mann verlässt, hat sie dabei selten ein schlechtes Gewissen. Sie empfindet auch kaum Mitleid mit dem verlassenen Mann. Wenn ein Mann darum bettelt, dass sie wieder zurückkommt, hat er zu befürchten, dass sie ihn mit Verachtung bestraft. 17 Diese Frauen werden als attraktiv empfunden, da sie überwiegend sportlicher Natur sind, extrem leistungsfähig sind, sich stets guter Gesundheit erfreuen, weniger anfällig für psychische Erkrankungen sind, selten übergewichtig werden und selbst im hohen Alter noch überdurchschnittlich schön sind. Ein weiteres Merkmal dieses Typs ist der starke Gebrauch von Gestik. Der Einsatz der Hände beim sprechen ist ein Beispiel dafür. Erstaunlicherweise variiert dieser Typ in seinen Merkmalsausprägungen kaum und so ähneln sich diese Frauen auch stark in ihrem Wesen und ihren Leistungen. Außerdem verändert sich auch selten die Strategie im Laufe des Lebens einer Frau dieses Typs, eher verstärken sich die Tendenzen. Wie bereits erwähnt, entwickelte sich diese "zeitlose Schönheit" wahrscheinlich bereits sehr früh in der Evolution des Menschen. Eine weitere Möglichkeit, warum uns diese Frauen so attraktiv erscheinen, ist dass sie relativ seltener sind, die Mutationshäufigkeit geringer zu sein scheint und sich der Genotyp wahrscheinlich nicht dominant vererbt. 18 5 Wandelbare Schönheit Die "Wandelbare Schönheit", also der evolutionär später entstandene Schönheitstyp, ist im Vergleich zum vorher beschriebenen Typ häufiger anzutreffen und variiert in der äußeren Gestalt und Wesensstruktur viel stärker. Aus diesem Grund kann die "wandelbare Schönheit" nicht so genau gezeichnet werden, wie die "Zeitlose Schönheit". Deshalb werden nachfolgend lediglich die gröbsten Unterschiede festgehalten. Bücher, die sich mit dem Thema "typisch Mann" oder "typisch Frau" beschäftigen, gibt es zuhauf. Wenn Charaktere oder Aussehen von Frauen beschrieben werden, handelt es sich um den evolutionär später entstandenen Typ, also die "Wandelbare Schönheit". Im Aussehen unterscheiden sich diese schönen Frauen zum ersten Typ wie folgt: Die Stirn ist deutlich höher, meist gewölbt, die Haare sind häufig kräftig, der Mund ist weniger breit aber oft noch überdurchschnittlich groß, die Lippen sind relativ breit, die Nase ist klein und kurz, der Mund ist weniger deutlich nach vorne gerichtet, das Kinn ist zierlicher, der Hals ist in der Regel weniger lang, die Zähne sind im Schnitt weniger beziehungsweise unterschiedlich kräftig und sowohl die Gesichtszüge als auch die attraktive Figur sind unregelmäßiger. Diese Frauen versuchen sich meistens mit Dingen zu beschäftigen, die den eigenen Status erhöhen. So bemühen sie sich stets weiterzubilden, z.B. im Bereich der Kunst, Musik oder des Allgemeinwissens. Man wird diesen Typ Frau gehäuft unter Akademikerinnen antreffen, nicht etwa, weil sie intelligenter als andere 19 Frauen sind, sondern weil es ihrem Wesen entspricht, sich nicht allein auf ihre Jugend und Schönheit zu verlassen, wenn es um den sozialen Aufstieg geht. Deshalb versuchen sie zu studieren und streben nach einem guten Schulabschluss. Sie suchen immer wieder das soziale Umfeld, um ihre Attraktivität bestätigt zu bekommen. Diese Frauen sorgen dafür, dass sie möglichst im Mittelpunkt stehen und können es schlecht leiden, wenn sie übersehen werden. 5.1 Weitere Schönheitsmerkmale - eine neue Sichtweise 5.1.1 Merkmal Taille Natürlich spielen auch Körpermerkmale wie z.B. schmale Taille oder breites Becken eine wichtige Rolle bei der Einschätzung der Attraktivität. Doch auch hier ist zum Beispiel der Umfang von Taille und Becken mit den Gesichtsmerkmalen kombiniert. Eine Frau mit einer engen Taille sagt einem Mann: „Ich bin mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht schwanger“. Denn bei einer Frau mit wenig oder keiner Taille kann man eine Schwangerschaft nicht so leicht erkennen, als bei einer Frau mit enger Taille. Weil sich also für den frühsteinzeitlichen Mann, der Nachkommen zeugen will und somit für den Erhalt seiner Gene sorgt, ein Befruchtungsversuch bei einer Frau mit enger Taille eher "lohnt", erscheint ihm diese attraktiv. Natürlich gibt es auch hier wieder einige Ausnahmen. 20 Eine enge Taille kann man jedoch auch vortäuschen. Wenn nämlich Fett angesetzt wird, sieht es oft so aus, als hätte die Frau ein breites Becken, was im Allgemeinen ein Zeichen für "gebärfreudig" ist. Der Gang mit schwankendem Hintern verrät allerdings dem Mann den „Schwindel“. 5.2 Warum sind schlanke Körper schön? Die meisten Menschen finden schlanke Körper attraktiv. Eine Figur, bei dem man die Muskulatur sieht, ohne das diese übermäßig ausgeprägt ist, wird als attraktiv empfunden, weil dies bedeutet, dass der betreffende Mensch gut mit Nahrung versorgt und nicht von einer Hungersnot bedroht ist. Die Atkins Diät zeigt, dass reine Fleischkost nicht dick macht. Trennkost sorgt also dafür, dass man kein Fett ansetzt, Mischkost hingegen kann das Gegenteil bewirken. Fett anzusetzen machte aber in der Frühgeschichte der Menschheit nur dann einen Sinn, wenn der betreffende Mensch von einer Hungersnot bedroht war und sich deshalb mit Reserven für harte Zeiten rüsten musste. Mischkost, beispielsweise süße Beeren und Früchte, war also ein Indiz für drohenden Nahrungsmangel, während Trennkost für Überfluss stand. Hochrangige Menschen waren weniger von einer Hungersnot bedroht und hatten daher keinen Grund Fett anzusetzen. Ein Jäger, der Fett ansetzte, war kein guter Jäger. Ein erfolgreicher Jäger musste nicht dick werden, ein Sammler hingegen schon, besonders im Herbst, wenn es Zucker in Form von Früchten gab und er sich für einen entbehrungsreichen Winter rüsten musste. 21 Die meisten Männer finden eine Frau attraktiv, die an ihrem Körper wenig Fett, dafür aber viel Eiweiß hat. Die Attraktivität könnte daraus resultieren, dass eine Frau mit diesen Merkmalen in der Jungsteinzeit womöglich aus einer erfolgreichen Jägerfamilie mit hohem Ansehen stammte. Zudem ist bei einer Schwangerschaft eine gute Eiweißversorgung wichtig, Fett hingegen weniger. Dickere Menschen erscheinen weniger attraktiv, da eine Schwangerschaft risikobehafteter ist und die Figur nicht von Hochrangigkeit zeugt. Magersüchtige erscheinen noch weniger schön, weil neben dem Fett auch das Eiweiß fehlt. 5.2.1 Eigenschaften, die für Attraktivität und Unattraktivität gleichzeitig sprechen Es gibt Eigenschaften am Menschen, die ihn einerseits attraktiv und andrerseits unattraktiv erscheinen lassen. Wenn sich diese Eigenschaften die Waage halten, und das dürfte oft der Fall sein, dann wird der betreffende Mensch durchschnittlich schön wirken. Wie in der Wirtschaft wirken hier verschiedene Einflüsse gegeneinander. Gerade Wesenseigenschaften, die aus Sicht der Evolution eine Frau für den einen Mann attraktiv erscheinen lassen, stoßen bei einem anderen Mann auf Abneigung. Zum Beispiel sollten Frauen, die eine Neigung zum Seitensprung haben, Zeichen von Schönheit und mangelnder Schönheit gleichzeitig tragen und im Schönheitsempfinden der Männer deutlich variieren. Besonders wenn man das Sozialverhalten der Frauen betrachtet, findet man viele Beispiele, wo es sinnvoll 22 erscheint, die betreffende Frau als schön oder weniger schön zu betrachten. Versetzt man sich zurück in die Frühgeschichte des Menschen, kann man weitere Gedankenexperimente durchspielen. Zum Beispiel mussten Frauen, die die Sippe wechselten, zum Teil sehr attraktiv sein, weil sie so bessere Aussichten hatten von der neuen Sippe aufgenommen zu werden. Andererseits müssten Frauen, die dazu neigen, die Sippe zu verlassen, um zu einer anderen Sippe zu gehen, unattraktiv auf die verlassene Sippe wirken. Der Geschmack von den verschiedenen Sippen konnte aber nicht unterschiedlich sein, weshalb sich die Natur entscheiden musste, was mehr gewichtet wird. Das heißt, es gab immer wieder Beispiele wo eine Frau attraktiv erscheinen sollte und gleichzeitig unattraktiv. 5.3 Der schöne Mann Es ist an der Zeit sich über die Attraktivität der Männer Gedanken zu machen. Hierzu müssen grundlegende Fragen beantwortet werden. Zum Einen, was Männer eigentlich attraktiv macht und zum Anderen, aus welchem Grund Männer für Frauen attraktiv sind. Diejenigen Eigenschaften die zuerst ins Auge stechen sind die äußeren Merkmale. Mit der Aussage, ein schöner Mann habe eine stattliche Größe, einen breiten Unterkiefer, ein ausgeprägtes Kinn, einen muskulösen Körper mit flachem Bauch und ein kleines „knackiges“ Gesäß, wären wohl viele Frauen einverstanden. Außerdem sollte seine Statur die typische V-Form aufweisen, das heißt er sollte breite Schultern und ein schmales Becken besitzen. Aber ist 23 das wirklich so einfach? Findet jede Frau so einen Mann schön? Nein, denn wie kann eine Frau einen Mann schön finden, der zwar vielleicht einen perfekten Körper hat, aber kein hübsches Gesicht? Ein schönes Männergesicht weist kleine bis mittelgroße, tief in den Augenhöhlen sitzende Augen auf. Die wenig gewölbten Brauen haben einen geringen Abstand zu den Augen. Der insgesamt große Kopf mit schmalem Gesicht sitzt auf einem langen Hals. Außerdem sollte der Mann volles, kräftiges Haar besitzen, Glatzen sind meist unattraktiv. Dieser sehr attraktive Männertyp scheint aber ohnehin keine Probleme mit lichtem Haupthaar zu haben. Denn hauptsächlich Männer mit gedrungener Figur, der Neigung zum Fettansatz, breitem Gesicht und kurzem Hals sind von diesem Laster betroffen. Deshalb erhärtet sich der Verdacht, dass die Neigung eine Glatze zu bekommen mit verschiedensten anderen Körpermerkmalen verbunden ist. Viele weibliche Leserinnen werden nun sagen, dass nicht alle attraktiven Männer genau diese Ausprägungen an den Tag legen, und da haben sie recht. Denn es gibt neben den verschiedensten Mischtypen, auf die hier aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht eingegangen wird, auch zwei grundlegende Typen dieses großen attraktiven Mannes. Typ A ist muskulös gebaut und hat einen kleinen Kopf, Typ B unterscheidet sich nur darin, dass er einen großen Kopf besitzt, er neigt jedoch dazu Fett anzusetzen, besonders wenn er keine tiefliegenden Augen hat und sehr groß ist. Der Abstand seiner Augen zu den Brauen ist sehr groß. Jedoch hängt das Attraktivitätsempfinden auch immer vom Angebot ab. Wenn nach einem Krieg oder Ähnlichem Männermangel herrscht, empfinden Frauen auch weniger hübsche Männer attraktiv. 24 Neben den körperlichen Schönheitsmerkmalen sind für Frauen vor allem Männer attraktiv, die einen hohen sozialen Status vorweisen können. Soziobiologische Studien behaupten, dass für Frauen eine gute soziale Stellung wichtiger sei, als das Aussehen. Außerdem seien vor allem die Persönlichkeit, Zuverlässigkeit, der materielle Besitz und Sicherheit die Aspekte, die im Vordergrund stünden. Ein attraktiver muskulöser Mann, der mittelgroß ist und tiefliegende Augen hat, besitzt die besten Chancen. In früheren Zeiten war dieser Mann wohl ein guter Jäger, denn er war nicht zu groß, konnte sich also gut verstecken, er war schnell und seine Augen waren gut geschützt. Außerdem machten ihn seine Muskeln zu einem gefährlichen Gegner. So bekam er die begehrtesten Frauen und sogar Frauen von anderen Männern, da er aufgrund seiner Eigenschaften eine hohe soziale Stellung genoss. Jedoch bestand die Gefahr, dass er aufgrund seiner Lebensweise früher verstarb. Vor allem Frauen des evolutionär älteren Typs finden einen derartigen Mann sehr anziehend, da er ihre Interessen ausreichend durchsetzen kann. Gutes Aussehen ist ein Grund dafür, sich als Frau näher mit einem Mann zu beschäftigen. Trotzdem muss man die Absicht einer Frau beachten, wenn sie einen Mann als attraktiv empfindet. Es gibt grundsätzlich zwei unterschiedliche Intentionen, einen Mann kennen zu lernen, nämlich die Familiengründung und der Seitensprung. Ein Mann zum Heiraten und Kinder versorgen sollte gutmütig, finanziell unabhängig und zuverlässig sein. Außerdem sollte dieser ein hohes Maß an Sicherheit bieten können. Idealerweise wird dieser Mann 25 zusätzlich von vielen Frauen begehrt, was den sozialen Status der Partnerin erhöht. Betrachtet man dies aus evolutionärer Sicht, könnte diese Bevorzugung vielschichtige Gründe haben. Eine Frau möchte gesunde Kinder, die in Geborgenheit aufwachsen. Außerdem streben Frauen danach, in Kontakt mit unterschiedlichen Partnern zu treten, um genetisch möglichst diverse Nachkommen zu zeugen. Deshalb ist es für eine Frau von Vorteil, mit mehreren unterschiedlichen Männern Kinder zu zeugen. So wird der Genpool der Familie erweitert. Berücksichtigt man diese evolutionären Aspekte, ist für eine feste Beziehung ein Mann vorteilhaft, der gutmütig und tolerant gegenüber fremden Kindern ist, einer der mögliche Stiefkinder bzw. Kuckuckskinder nicht anders behandelt als die Eigenen. Männer, die fleißig sind und viel für ihre Frau tun, werden oft von der Frau betrogen. Sie spornt ihren Mann an, viel zu schaffen und ist dann enttäuscht, wenn er keine Zeit für sie hat. Ein hochrangiger Mann hingegen kann viel bieten und hat trotzdem genug Zeit. Ein weiteres Gedankenexperiment ist, das manch eine Frau nach dem Diktat ihrer Gene will, dass ihr Mann erfolgreich untreu ist, sich aber nicht erwischen lässt. Sie will auch, dass ihn andere Frauen begehren. Eine Frau, die solchen Mann besitzt, hat weniger Veranlassung, selbst einen Seitensprung zu machen, weil sie den Erhalt ihrer Gene dadurch nur wenig verbessern kann. Frauen, die aus dem Grund einen Mann suchen, um Nachkommen zu zeugen, also die Strategie des "Kuckuckskind" verfolgen, können bei ihrem Seitensprung die Qualitäten als "Versorger" außer Acht lassen. Dieser Mann dient nur dazu, den Genpool der 26 Familie zu erweitern. Er soll ein attraktives Äußeres besitzen und eventuell einen hohen sozialen Status mit sich bringen, wobei Schönheit dies schon oft impliziert. Wir sind also Nachkommen von Frauen, die Kinder von mindestens zwei verschiedenen Männern hatten. Paradoxerweise erscheint es sogar von Vorteil, wenn der Mann viele wechselnde Sexualpartnerinnen vorweisen kann, da eine gewisse Wahrscheinlichkeit besteht, dass seine Nachkommen ebenfalls dieses Verhalten an den Tag legen und somit die Verbreitung der Gene der Frau gesichert ist. Ein solcher Typ Mann wird oft die Erfahrung machen, dass Frauen egoistisch sind. Das liegt aber nicht so sehr an den Frauen, sondern an der Tatsache, dass viele dieser Männer immer einen attraktiven egoistischen Frauentyp anziehend finden. Attraktive Frauen, die nicht auffällig egoistisch sind, beachtet dieser Mann meist weniger, beziehungsweise diese Frauen machen sich bei dem Mann weniger bemerkbar. Da er sich nicht anstrengen muss, eine Frau zu erobern, nimmt er oft diejenige Frau als Geschlechtspartnerin, die sich am meisten bemerkbar macht. Männer die oft die Frauen wechseln, verlieben sich meist nicht in die Frauen. Jedoch werden diese Männer oft von aufopferungsvollen Frauen geliebt, denn Frauen finden es anziehend, wenn der Mann viele attraktive wechselnde Partnerinnen besitzt, da ihre Kinder genau diese Eigenschaft erben könnten und somit eine hohe soziale Stellung erreichen würden. Wenn ein Mann eine attraktive Frau hat, dann hat er bessere Aussichten, von anderen Frauen begehrt zu werden, weil er hochrangig erscheint. 27 Zusammenfassend kann man sagen, dass der brave Mann als Ehemann und der Mann, der viele Frauen hat, für den Seitensprung bevorzugt wird. Frauen wiederum, die genau dieses Verhalten an den Tag legen, erscheinen uns attraktiv. 28 6 Entstehung der Unattraktivität 6.1 Schönheit durch Vorteil Da sich der Sinn für Schönheit und Attraktivität im Laufe von einigen tausend Jahren nicht allzu sehr geändert hat, erscheinen auch heute noch hautsächlich Frauentypen attraktiv, die schon vor Jahrtausenden begehrt wurden. Wenn man weit in die Entstehungsgeschichte der Menschheit zurückgeht, dann gab es Frauen, die gegenüber anderen Frauen einen bestimmten Vorteil für einen Mann hatten. Diesen Vorteil zu erkennen haben Männer gelernt, indem ihnen diese Frauen attraktiv erschienen. Attraktive Frauen wurden immer begehrenswerter, seitdem Schönheit ein Indikator für gewisse Vorteile und Eigenschaften eines Menschen wurde. Das Erkennen von Vorteilen durch Attraktivität wurde deshalb über die Evolution verstärkt. Irgendwann kam der Zeitpunkt, als es ausreichte nur noch hübsch zu sein, ohne einen weiteren Vorteil zu haben, weil eine schöne Frau als Partnerin den Mann aufwertete und ihn hochrangig erscheinen ließ. Frauen des evolutionär früher entstandenen Schönheitstyps wurden also von anderen Frauen imitiert, obwohl diese ganz andere Wesenseigenschaften besitzen. Diese "Mimikry-Frauen" erscheinen aber trotzdem meist sehr anziehend. Eine Frau, die attraktiv ist, ohne die ursprünglichen Wesenseigenschaften und Strategien zu besitzen, nützt dem Partner lediglich dadurch, dass sein Ansehen in der Gesellschaft gesteigert wird. Wie 29 der Paradiesvogel mit seinem prächtigen Gefieder schmückt sich der Mann mit einer hübschen Frau. Dies war die Geburtsstunde der „Federschmuck-Frau“. 6.2 Unattraktivität durch Selektion Es gibt Überlebensstrategien, die für die Attraktivität jedoch ein Nachteil sind. Bei der Frage, warum nicht alle Menschen attraktiv sind, und unattraktive Menschen nicht längst ausgestorben sind, muss man weiterhin berücksichtigen, dass Menschen nicht nur für ihre eigenen Gene leben, sondern zum Beispiel auch für die Gene der Eltern oder naher Verwandter. In manchen Konstellationen ist es für den Fortbestand der Gene nämlich sinnvoller, auf die eigene Fortpflanzung zu verzichten und stattdessen den Fortpflanzungserfolg naher Verwandter zu erhöhen. Es kann für Eltern günstiger sein, nicht nur attraktive Kinder zur Welt zu bringen, sondern auch solche, die im Falle einer Katastrophe aufgrund ihrer Weseneigenschaften besser geeignet sind, das Überleben und den anschließenden sozialen Aufstieg für sich selbst und die Geschwister zu sichern. Die Menschen wurden nicht in guten Zeiten am meisten selektiert, sondern Katastrophen haben diktiert, welche Gene fortbestehen. Die Selektion greift immer am Individuum. Bei Katastrophen hat sich die Anzahl der Menschen und Sippen oft wesentlich verringert, so dass anschließend die Überlebenden weniger Konkurrenz hatten, um sich zu vermehren. Es sind sicher in der frühen Jungsteinzeit bei Katastrophen oft ganze Sippen ausgestorben. Gerade beim Menschen, einer Art, die in einem sozialen Gefüge lebt, hat ein Einzelner wenige 30 Chancen zu überleben. Was nützt es einem Menschen, wenn er attraktiv und hochrangig ist, wenn seine Sippe ausstirbt und er der einzige Überlebende ist? Das Überleben in der frühen Jungsteinzeit, ohne in eine Sippe eingebunden zu sein, war kaum möglich. Wenn hübsche Menschen deutliche Vorteile haben und trotzdem relativ selten sind, so gibt es möglicherweise auch Gesetze, wodurch schöne Menschen bei der Paarung reduziert werden. Möglicherweise gibt es ein Gesetz, das bewirkt, dass schöne Menschen im Laufe von Jahrtausenden immer weniger werden, weil vielleicht die Gene für ein hübsches Äußeres zum Teil auch auf Grund von Rekombination verloren gehen. Eventuell haben sich auch zwei menschliche Populationen vermischt. Der evolutionär ältere Schönheitstyp mit dem evolutionär jüngeren. Ein Gedankenspiel heißt: "Krieg der Gene". Die Überlegung, ob bei der Kombination und Ausprägung von Genen eventuell noch unentdeckte Gesetze bestehen, wird in einem späteren Buch behandelt. 6.3 Die Mischung macht's Ein wichtiger Faktor, der das Zusammenleben in einer Gesellschaft beeinflusst, ist das Verhältnis von schönen zu weniger schönen Menschen. Es darf auch nicht zu viele schöne Menschen geben, da sie sich aufgrund ihrer Wesenseigenschaften sowie der Tatsache, dass schöne Menschen stets bewundert werden und durch ihre Exklusivität eine Sonderstellung einnehmen, gegenseitig nicht ausreichend Beachtung schenken und in Konkurrenz zueinander stehen. Vor allem in einer Sippe mit festen Partnerbeziehungen 31 wäre der Kampf um die Rangfolge sehr schädlich. Populationen mit dem richtigen Verhältnis von attraktiven und weniger attraktiven Menschen können am besten miteinander kommunizieren. Begibt man sich im Gedankenexperiment wieder zurück zu den Anfängen des Homo sapiens, wäre eine Sippe mit überwiegend unattraktiven Frauen nicht so leicht von einer anderen Sippe überfallen worden, was deren Überlebenschance erhöhte. Wenn in einem bestimmten Bereich drei Sippen lebten, zwei Sippen mit sehr attraktiven Frauen und eine Sippe mit unattraktiven Frauen, dann hätten sich womöglich die zwei Sippen mit den attraktiven Frauen bekämpft und dezimiert, während die Sippe mit den unattraktiven Frauen leichter überlebt hätte. Nach dem Motto: "Wenn sich zwei streiten, freut sich der Dritte", hätte die Sippe mit weniger attraktiven Frauen am Schluss als Gewinner hervorgehen können und auch die hübschen Frauen der anderen Sippen übernehmen können. Unattraktive Menschen haben sich in guten Zeiten weniger vermehrt, nach einer Katastrophe jedoch haben sie sich stärker vermehrt, da Sippen mit überwiegend attraktiven Menschen leichter ausgestorben sind. Die Überlebenschancen von Sippen mit weniger attraktiven Menschen sind nämlich, aufgrund der so vermehrt auftretenden altruistischen Charaktere, in Katastrophenzeiten höher. 6.4 Einfluss der Kultur Es ist anzunehmen, dass die Menschen vor vielen Jahrtausenden zum Großteil hübsch waren. Als dann Kultur und Religion das Zusammenleben von Mann und Frau regelte, wurde Schönheit unwichtiger, da eine 32 weniger hübsche Frau meist genauso viele Kinder gebar, wie eine hübsche Frau. Zudem spielte mit der Entstehung verschiedenster Strategien, um sich in der Sippe zu behaupten, beziehungsweise ein ranghohes Mitglied in der Familie zu haben, die Attraktivität eine weniger bedeutsame Rolle. Jedoch blieb der Wunsch nach Attraktivität erhalten, weil dieser keinen Nachteil brachte. Das sich wandelnde Schönheitsideal, vor allem im Hinblick auf die Körperfülle, kann auf den folgenden Aspekt zurückgeführt werden: Bei schlanken Frauen sieht man eine Schwangerschaft eher. In Zeiten, in denen Männer ihre Frauen gut kontrollieren konnten, also ein Seitensprung unwahrscheinlicher war, durften die Frauen, dem Schönheitsideal entsprechend, Fett am Bauch haben. In der heutigen Zeit sieht man ständig neue, fremde Frauen. Eine Schwangerschaft frühzeitig zu erkennen, ist für den eigenen Fortpflanzungserfolg von entscheidender Bedeutung. Deshalb beschreibt das Schönheitsideal heute eher einen schlanken Körper. 33 7 Gründe für Attraktivitätsempfinden 7.1 Attraktiv durch Liebesunfähigkeit Man lernt immer wieder Menschen kennen, die sagen, dass es ihnen schwer fällt ,sich zu verlieben. Oft erscheint diese Unfähigkeit einen seelischen Ursprung zu besitzen. Sei es, dass derjenige etwas Traumatisches erlebt hat oder einfach Angst hat sich zu binden. Doch das muss nicht immer die Ursache der „Liebesunfähigkeit“ sein. Es kann auch eine genetische Veranlagung haben, die sich über die Jahrtausende durchgesetzt hat, weil diese Neigung einen evolutionären Vorteil mit sich bringen kann. Eine Frau, die sich nicht leicht in einen Mann verliebt, bringt für denjenigen, der sie erobern konnte, einige Vorzüge mit sich. Beispielsweise ist er davor geschützt, dass seine Frau sich in einen anderen Mann verliebt und ihn verlässt. Weiterhin sorgt er für den Fortbestand seiner Kinder, auch nach seinem Tode. Das hört sich im ersten Moment nicht sehr schlüssig an. Wenn man aber davon ausgeht, dass die Frau sich nach dem Tod ihres Mannes schnell wieder in einen anderen verlieben würde und sie dadurch nicht mehr so genau darauf achten würde, welche Eigenschaften der neue Partner an den Tag legt, kann dies schwerwiegende Folgen für ihre bisherigen Kinder haben. Würde der Mann seine Stiefkinder misshandeln, würde die Frau entweder aus Liebe darüber hinwegsehen, weil sie Angst hat, auch ihren neuen Mann zu verlieren oder es überhaupt nicht 34 merken. Dies wäre ein erheblicher Nachteil für den Kindsvater, denn so würde sein genetisches Material nicht fortbestehen. Deshalb haben liebesunfähige Frauen einen erheblichen Vorteil gegenüber Frauen, die sich sehr leicht in einen anderen Mann verlieben können. Aber dies ist nicht der einzige Nutzen, den Männer haben, die es geschafft haben, eine liebesunfähige Frau von sich zu überzeugen. Eine Frau, die sich nicht besonders viele Gedanken zum Thema Liebe macht, hat auch weniger Lust auf Sex. Sex mit dem eigenen Partner wird für sie ausreichen, wenn er sie nicht schon überfordert. Frauen, die vollkommen von ihrem Mann befriedigt wurden, werden nicht nach anderen Sexualpartnern Ausschau halten. Deshalb sorgen frigide Frauen viel seltener für Kuckuckskinder. Da dem Mann dies durchaus bewusst ist, wird er sich viel inniger um seine Kinder kümmern, da er sich sicher sein kann, dass es seine Eigenen sind. Dies kommt natürlich auch seinen Sprösslingen zugute. Deshalb finden Männer wenig liebesfähige Frauen oft sehr schön. Berücksichtigt man die Vorzüge, die für einen Mann aus einer liebesunfähigen Frau entstehen, ist diese Tatsache nur eine logische Konsequenz. 7.2 Attraktiv durch Fruchtbarkeit Von vielen Wissenschaftlern wird Schönheit als ein Ausdruck der Fruchtbarkeit angesehen. Nur kann die Fruchtbarkeit nicht in jeder Situation als angebracht angesehen werden. Wenn man fruchtbar ist und viele Kinder zur Welt bringt, ist dies nicht immer vorteilhaft. Beispielsweise ist es nicht besonders einfach, viele Kinder gleichzeitig 35 sozial aufsteigen zu lassen. In der westeuropäischen Gesellschaft werden die Kinder pro Familie immer weniger. Dies hat zum einen den Grund, dass heutzutage nahezu alle Kinder überleben und man nicht mehr auf die eigenen Kinder als Altersvorsorge angewiesen ist. Zum anderen müssen Eltern immer mehr arbeiten, um ihre Kinder ausreichend zu versorgen, ihnen also möglichst den westeuropäischen Standard an Lebensqualität bieten zu können. Dies war in der Frühgeschichte des Menschen ähnlich: Hatte man viele Kinder, so war es auch viel schwerer, den Kindern einen hohen sozialen Status zu bieten. Strebten die Eltern genau danach, war es lohnender, weniger Kinder als der Durchschnitt auf die Welt zu bringen. Denn durch den höheren Rang der Kinder war die Wahrscheinlichkeit, dass die Kinder überlebten, um einiges höher als bei Niedrigrangigen, da damit die Versorgung sichergestellt war. Auch die Anzahl der Kinder kann schwerwiegende Folgen haben, sobald der Mann frühzeitig stirbt. Denn mit weniger Nachkommen ist eine Frau nicht so sehr darauf angewiesen, sich schnell einen neuen Partner zu suchen, da sie auch ohne Mann gut auskommt und somit mehr Zeit aufbringen kann, sich den neuen Gatten besser unter die Lupe zu nehmen. Sobald ein neuer Mann gefunden war, kümmerte sich dieser auch besser um die Stiefkinder, da sie nicht so sehr zur Last fielen, wenn die Frau wenige Kinder mit in die neue Beziehung nahm. Außerdem erscheint es im Allgemeinen schwieriger, einen „guten“ Mann zu finden, wenn man viele Kinder aus der vorherigen Ehe mitbringt. Ein ranghoher Mann hat es nicht nötig, eine Frau mit vielen Sprösslingen zu nehmen, er hat genug Angebote von Frauen mit keinen oder wenigen 36 Kindern. Ein rangniedriger Mann kann die vielen Kinder aber nicht versorgen. Eine Frau mit vielen Kindern musste in der Frühgeschichte also entweder riskieren, dass nicht alle Nachkommen überlebten, weil der Mann nicht genug Nahrung aufbringen konnte, oder sie musste einige Kinder verstoßen, um bei einem ranghohen Mann anzukommen. Ein weiteres Beispiel, warum sich Attraktivität durch Fruchtbarkeit nur schwer erklären lässt, ist die Kindstötung. Bei der Kindstötung gibt es per Definition 3 verschiedene Arten. Neonatizid ist die Tötung eines Kindes innerhalb von 24 Stunden nach seiner Geburt, als Infantizid bezeichnet man die Tötung eines Kindes von einem Tag bis zu einem Jahr. Wird das Kind später umgebracht, wird dies Filizid genannt. Auch heute ist dies ein häufiger Grund für den Tod von Kindern. Die Motive der Täter sind vielschichtig. In China beispielsweise wurden vor allem weibliche Nachkommen getötet, da diese im Vergleich zu Söhnen als weniger wertvoll betrachtet wurden. Vor allem mit der Einführung der Ein-Kind-Familie im Jahre 1979 verloren Mädchen ihren Wert.1 Die Tötung von Kindern mit Fehlbildungen oder dem Mord nach einer Geburt in Unehelichkeit waren im mittelalterlichen Europa weit verbreitet.2 Aber schon seit der Antike ist der Gesellschaft die Tötung von Kindern bekannt. Vor allem in Zeiten der Not, also zum Beispiel Hunger, war Kindsmord häufiger. Es ist sehr erstaunlich, dass sogar große Philosophen wie Seneca und Platon ein Umbringen von behinderten Kindern befürworteten. Im 1 2 Langer, 1974 Moseley, 1986 37 spätantiken Askalon wurden in der Kanalisation eines Badehauses hunderte von Kinderknochen gefunden. Es stellte sich heraus, dass es sich hauptsächlich um neonatale männliche Individuen handelte. Wahrscheinlich wurde das Badehaus als frühzeitiges Bordell genutzt und, so grausam es auch klingt, hatte man für die Mädchen eine weitere Verwendung und die männlichen Nachkommen wurden einfach „entsorgt“. Erst Mitte des 18. Jahrhunderts wurde der Kindsmord mit Bestrafung geahndet. Aber auch heute ist diese Art des Mordes noch nicht vollkommen verschwunden. Man geht davon aus, dass 2-10% der „frühen Kindstode“ auf gewalttätige Handlungen zurückzuführen sind. Aber nicht nur die Versorgung von vielen Kindern war schwerer, auch die Schwangerschaft. Denn mit jeder neuen Schwangerschaft geht eine Frau ein hohes Risiko ein. Vor allem in früheren Zeiten war die häufigste Todesursache für junge Frauen der sogenannte Kindsbetttod. Bekommt eine Frau weniger Kinder, hat sie ein geringeres Risiko, durch eine Schwangerschaft zu sterben. Außerdem kostet eine Schwangerschaft sehr viel Energie in Form von Eiweiß. Dies führt dazu, dass der Mann während einer Schwangerschaft dafür sorgen muss, dass seine Gemahlin genug lebendige Nahrung zu sich nehmen kann, damit das Kind auch gesund auf die Welt kommt. So erscheint es verständlich, dass auch die Strategie weniger Kinder beziehungsweise geringere Fruchtbarkeit, vor allem in Krisenzeiten, nicht die schlechteste ist. Es gibt jedoch durchaus Gründe, warum es besser sein kann, viele Kinder zu bekommen. Viele der zuvor genannten Nachteile lösen sich auf, wenn keine 38 Krisensituation herrscht. Da man sich dessen nicht immer sicher sein kann, ist es wohl vorteilhaft, wenn die Frau der Frühgeschichte eine gemischte Strategie verfolgt hat. Bekommt man zu wenige Kinder, ist das ein Nachteil für die spätere Weitergabe des genetischen Materials der Eltern. Eltern mit nur einem Kind setzen praktisch alles auf eine Karte. Bei einer kinderreichen Familie überleben wahrscheinlich genauso viele Kinder wie bei einer kinderarmen Familie. Die kinderreiche Familie muss aber damit rechnen, dass relativ viele Kinder das Erwachsenenalter nicht erreichen werden. Deshalb kann man sagen, dass sich die ideale Kinderzahl danach richtet, wie viele Kinder man sich leisten kann. Eine Frau, die selbstständig ist und auch im Falle einer Krisensituation eine hohe Kinderzahl verantworten kann, hätte keinen Vorteil von geringer Fruchtbarkeit. Eine Frau, die unselbstständig ist, geht jedoch ein hohes Risiko ein, wenn sie viele Kinder bekommt, da sie viel aufgebrachte Energie und Zeit investiert und ein hohes Sterberisiko riskiert. Ist der Mann reich, so kann er sich viele Kinder leisten, da er einen hohen sozialen Status vorweisen kann und auch die Frau, im Falle seiner Abwesenheit, von den Mitmenschen unterstützt werden würde. Mit größerer Unterstützung konnte eine Frau auch rechnen, wenn der Mann als Held starb, da altruistisches Verhalten in einer Gesellschaft sehr hohes Ansehen mit sich bringt. Man muss aber auch anmerken, dass die Kindstötung nicht die einzige Möglichkeit war, Nachkommen, die zum Nachteil der gesamten Familie existierten, loszuwerden. Vor allem zur Römerzeit bestand die Gelegenheit, Kinder an Sklavenhändler zu verkaufen oder als Knappen oder Knechte zu vergeben. Dies 39 hatte zum einen den Vorteil, dass Eltern die Gewissheit hatten, ihre Kinder nicht getötet zu haben, zum anderen den, dass die Möglichkeit bestand, die eigenen Gene geographisch weit zu verbreiten. Dies war aber nur zu bestimmten Zeitaltern möglich. Bei einer Frau, die wenig fruchtbar ist, besteht auch keine große Gefahr, dass sie bei einem Seitensprung schwanger wird. So kann der Mann, der ja viele Befruchtungsversuche unternehmen kann, ziemlich sicher sein, dass die Kinder von ihm sind. Da eine hohe Fruchtbarkeit nicht immer die optimale Lösung ist, kann sie also nicht der Grund dafür sein, warum wir andere Menschen schön finden. Wenn es bei Schönheit nur um Fruchtbarkeit gehen würde, dann wäre es für einen Mann auch sinnlos, den Freunden seine „Neue“ zeigen zu wollen. Dies ist aber ein weit verbreiteter Brauch. Er geht sogar soweit, dass Männer dadurch nur mit mäßigem Interesse ihr sexuelles Verhältnis zu dieser Frau pflegen. Hierbei spielt bei Männern nur der erhöhte soziale Status eine Rolle, der durch diese "Federschmuck-Frau" für sie erreicht wird. Sie nutzen die Frau also nicht als „Gebärmaschine“ sondern als „Statussymbol“. 7.3 Attraktiv durch Selbstständigkeit Unser Empfinden von Schönheit bezieht sich auf viele Dinge. Selbst im Bezug auf den Tod des Mannes gibt es attraktive und unattraktive Eigenschaften. Wenn der Mann stirbt, und das dürfte in früheren Zeiten häufiger der Fall gewesen sein, ist die Frau mit den Kindern auf sich allein gestellt. Sie muss sich neuartigen Gefahren 40 stellen. Eine Mutter, die ohne den Partner auskommt, also selbstständig für ihre Kinder sorgen kann, empfinden wir als schön. Außerdem muss sie die Fähigkeit besitzen, einen Mann nach seinen Neigungen auszusuchen. Wenn ein Mann dazu neigt, die bereits existierenden Kinder zu misshandeln, darf sich eine Frau nicht in ihn verlieben, denn so ist die Weitergabe des genetischen Materials des vorherigen Mannes in Gefahr. Deshalb sind sowohl Frauen attraktiv, die liebesunfähig sind, als auch diejenigen, die die Fähigkeit besitzen ,derartige Neigungen bei einem Mann im Vorfeld zu erkennen. Auch Frauen, die Beziehungen zu homosexuellen Männern für möglich halten, werden als schön angesehen. Darauf wird aber noch in einem Nachfolgewerk eingegangen, dass sich mit der Homosexualität beschäftigt. Im Gegensatz dazu finden Männer Frauen weniger schön, wenn sie zulassen, dass der spätere Stiefvater die fremden Kinder schlecht behandelt oder die Kinder möglicherweise sozial absteigen. Auch Frauen, die sich schnell einen neuen Mann suchen, um die Nachkommen besser über die Runden zu bekommen, werden als weniger schön empfunden. Genauer wird auf dieses Thema aber im nächsten Kapitel "Strategien der Attraktivität und Unattraktivität" eingegangen. 7.4 Attraktiv durch Intelligenz Dass Geld schön macht, ist jedem bewusst. Der neue Ansatz ist nun, dass auch Intelligenz einen Einfluss auf die Schönheit haben soll. Britische Forscher fanden beispielsweise heraus, dass blaue Augen die Intelligenz steigern und auch die Wahrscheinlichkeit steigern, attraktiv zu wirken. Hierzu mussten 80 41 Probanden anhand von Fotos nach Schönheit, Intelligenz und Umgänglichkeit bewerten, wobei auf den Bildern lediglich die Augenfarbe verändert wurde. Die Probanden hielten die Personen mit blauen Augen insgesamt für intelligenter und hübscher.3 Erstaunlich ist auch, dass unterbewusst Intelligenz sowohl für eine kurze Liaison als auch für lange Beziehungen eine Rolle spielt. Diese darf aber nicht überschätzt werden. Evolutionär sinnvoll wäre es zwar schon, einen Partner auf Basis seiner Intelligenz auszuwählen, denn bei intelligenten Männern ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie ihre Kinder über lange Zeiträume versorgen können, das Aussehen bleibt bei der Schönheit aber trotzdem am wichtigsten. Eine Kombination aus beidem wäre deshalb das Beste.4 Aber gerade diese Kombination scheint nicht so abwegig zu sein. Denn der Ulmer Humangenetiker Horst Hameister, Geschäftsführender Oberarzt der Abteilung Humangenetiker der Universität Ulm hat einen genetischen Zusammenhang von Intelligenz und Schönheit postuliert. Er sagt, dass Menschen die sehr intelligent sind, auch die besten Chancen hätten gut auszusehen. Er stellt folgenden Zusammenhang her: Gene müssen viele Funktionen erfüllen, besonders Gene, die das Gehirn steuern, sind auch im restlichen Körper oft für wichtige Prozesse verantwortlich. Diese Verknüpfung ist unabhängig von der ethnischen Herkunft, da sie sich vor vielen Jahrmillionen gebildet hat. Man muss aber anbringen, dass die Gene nur zu einem geringen Anteil für die Intelligenz verantwortlich 3 http://www.shortnews.de/start.cfm?id=500551 http://gesundheitsnews.imedo.de/news/103611-intelligenz-machtattraktiv 4 42 sind. Der Rest hängt von Umwelteinflüssen, wie soziales Umfeld, Schule und vieles mehr ab. Wie bereits bei den Schönheitstypen beschrieben, versuchen vor allem Frauen des evolutionär später entstandenen Schönheitstyps, ihren Status und ihre Attraktivität durch Bildung zu erhöhen. 7.5 Attraktiv durch Gefährlichkeit Manche Frauen sind so schön, dass sie im Mann eine gewisse Unsicherheit hervorrufen. Viele Männer liegen diesen Frauen zu Füßen, sie haben oft sehr viel Erfolg im Beruf und sie werden von jeder anderen Frau beneidet. Solche starken Frauen, wie sie häufig beim evolutionär früher entstandenen Schönheitstyp vorkommen, werden auch oft in der Werbung eingesetzt, da man ihnen nicht zu widersprechen wagt. Dadurch verkaufen sich die Produkte, für die diese Frauen werben, um einiges besser. Denn das Unterbewusstsein sagt uns, dass bei solchen Frauen Vorsicht geboten ist. Frauen, die Männern gefährlich erscheinen, streben oft nach einem hohen Rang. Dies geht manchmal so weit, dass sie Menschen, die an ihrer Ranghöhe zweifeln, aus ihrem Umfeld verbannen. Dies könnte ein Grund dafür sein, warum in Männern ein unbehagliches Gefühl aufkommt, wenn sie diesen Frauen widersprechen. Einen Konflikt mit einer einflussreichen, „gefährlichen Frau“ einzugehen, kann dazu führen, von der gesamten Sippe verstoßen zu werden. Stellt sich die Frage, warum Frauen, vor denen Männer Angst haben, sich dahingehend entwickelt haben, dass sie schön sind. Womöglich deshalb, weil es Männern so leichter fällt, mit diesen Frauen vorsichtig umzugehen. Männer haben übrigens auch 43 Vorteile, wenn sie es geschafft haben, so eine Frau von sich zu überzeugen. Nicht nur Er, sondern auch seine Kinder werden mit einer nach hohem Rang strebenden Mutter einen hohen sozialen Status einnehmen. 7.6 Attraktiv durch Emotionen Frauen des evolutionär später entstandenen Schönheitstyps sind häufig emotional spontaner, weshalb sie als attraktiv empfunden wird. Diese Frauen können sich leicht in andere hineinversetzen, sind mitfühlend und hilfsbereit. Aufgrund dieser Eigenschaften, sind sie sehr beliebt, anerkannt und können eine wichtige Position in der Gesellschaft einnehmen. Mit ihrer fürsorglichen Art sind sie bestens geeignet, die Kinder und den Mann zu versorgen. Aufgrund ihrer spontanen Emotionen, weckt sie bei Männern oft den Beschützerinstinkt, was dafür sorgt, dass man sehr vorsichtiger mit ihnen umgeht. 44 8 Strategien der Schönheit Wir haben uns bereits mit den verschiedenen Schönheitstypen, der Entstehung von Schönheit und den Gründen, weshalb Frauen attraktiv wirken, auseinandergesetzt. Wenn Schönheit nur Vorteile bringen würde, müssten durch die Evolution bedingt die Frauen im Laufe der Zeit durchschnittlich immer schöner werden. Dies ist jedoch nicht der Fall. Es gibt einige wenige sehr schöne Frauen, viele durchschnittlich hübsche Frauen und wenige unattraktive Frauen. Der Anteil der schönen Frauen scheint sich nicht signifikant zu erhöhen. Einige Gründe, weshalb es nicht zu viele schöne Menschen geben kann, wurden bereits im Kapitel 'Entstehung der Unattraktivität' aufgeführt. Schönheit birgt nicht nur Vorteile und selbst Unattraktivität kann zum Erfolg führen. Die verschiedenen Strategien, die attraktive beziehungsweise weniger attraktive Frauen entwickelt haben, um für die erfolgreiche Weitergabe der eigenen Gene zu sorgen, werden nachfolgend aufgeführt. 8.1 Strategie der Unattraktivität Menschen, die nicht schön sind, wird nachgesagt, dass sie es nicht immer einfach im Leben haben. Sie haben es schwerer, einen Partner zu finden, bekommen nicht so einfach einen Job und müssen sich einen guten Status in der Gesellschaft erkämpfen. Meist werden sehr unattraktiven Menschen im ersten Moment schlechte Eigenschaften zugesprochen. Man verhält 45 sich ihnen gegenüber oft distanzierter als einem attraktiven Gegenüber. Wie zuvor schon angesprochen, ist trotz dieses Nachteils nicht zu erkennen, dass die Unattraktivität „ausstirbt“. Deshalb wäre es an der Zeit sich noch genauer mit der Frage auseinander zu setzen, welche Strategien weniger attraktive Menschen haben, um dennoch bestehen zu können. In erster Linie dient das Nicht-Schön-Sein als Schutz. Frauen, als das schwache Geschlecht, haben normalerweise nicht die Möglichkeit, sich aktiv vor Übergriffen von Männern zu schützen. Die Unattraktivität schützt die Frauen passiv z. B. vor einer Vergewaltigung. Interessieren sich weniger Männer für eine Frau, besteht auch eine geringere Gefahr, dass sie in Situationen, in denen sie alleine unterwegs ist, etwa bei einem Waldgang, um Beeren zu sammeln, überfallen oder beraubt wird. Auch deshalb hat eine unattraktivere Frau mehr Möglichkeiten, ihre Kinder allein zu versorgen. Dies ermöglicht ihr auch, von einem attraktiven Mann schwanger zu werden, der nicht an einer längerfristigen Partnerschaft interessiert ist, sondern nur daran, dass er sein genetisches Material möglichst weit verbreitet. Außerdem sind weniger schöne Frauen für Männer grundsätzlich eher für eine langfristige Partnerschaft geeignet, da sie ein geringeres Angebot an Männern haben und daher ihren Mann auch nicht betrügen werden. Deshalb erscheinen weniger schöne Frauen unterbewusst wieder attraktiv. Schöne Frauen haben damit zu kämpfen, dass sie ständig im Rampenlicht stehen. Ein Fehlverhalten fällt sofort auf und ruft Neider auf den Plan. Sie müssen 46 ihre Qualitäten auch ständig unter Beweis stellen, um nicht von Konkurrenten ausgebootet zu werden. Eine weniger schöne, unauffällige Frau hingegen muss sich nicht ständig Gedanken darüber machen, was andere von ihr halten und kann ihre Energien auf andere Projekte, wie beispielsweise der Kindererziehung, konzentrieren. Insgesamt kann man sagen, dass ein geringeres Maß an Schönheit nicht unbedingt nur Nachteile mit sich bringt, sondern in bestimmten Situationen auch von Vorteil sein kann. 47 9 Strategie der Schamanin Weniger schöne Frauen machen sich bestimmte Rollen in einer Gemeinschaft zunutze, um die Weitergabe des genetischen Materials oder einen hohen sozialen Status zu erreichen. In früheren Zeiten war eine davon beispielsweise die Rolle der Schamanin, die automatisch einen hohen Stellenwert in der frühzeitlichen Gesellschaft einnahm. Für ihre Pflichterfüllung benötigte eine Schamanin gewisse Fähigkeiten und Wesensstrukturen, die vor allem einer Variation des evolutionär später entstandenen Frauentyps zugestanden werden. Einer frühsteinzeitlichen Schamanin werden Aufgaben im Bereich der Religion und der Metaphysik zugeteilt, so ist sie damit beschäftigt, Kranke zu heilen, Rituale auszuführen, böse Geister abzuwehren aber auch das Wetter vorherzusagen oder Jagdwild zu finden. Zusätzlich beinhaltet der „Beruf“ der Schamanin Aufgaben wie Traumdeutung, soziale Regulierung und den Umgang mit geistig behinderten Menschen. Weiterhin fungieren sie auch als Lehrer in bestimmten Lebensbereichen. Da sie vom Rest der Gesellschaft nicht nur sehr oft in Anspruch genommen wird, sondern auch den Status eines „geheimnisvollen und gottartigen Menschen“ besitzt, können Männer eher hinderlich für ihre Aufgaben sein, da die Gefahr besteht, dass sie durch eine „irdische Beziehung“ den geheimnisvollen Status verliert und für andere eher ein „Mensch wie alle anderen“ wird. Auch deshalb ist es für eine Schamanin vorteilhaft, eher nicht hübsch zu sein. Ein Partner wäre für die Erfüllung der Aufgaben einer Schamanin zudem hinderlich. Schamaninnen werden 48 von Männern nicht begehrt, sondern eher hoch geachtet. Deshalb kann man davon ausgehen, dass diese Frauen sich einen Mann zum Zeugen von Kindern nehmen konnten, sobald sie es für nötig befanden. Durch den Respekt der Männer besteht weniger die Wahrscheinlichkeit, dass diese sie ablehnen, vor allem, weil sie so den Gräuel der gesamten Sippe auf sich ziehen würden. Für viele Menschen eines niedrigeren Ranges war es eine Ehre, auf die Kinder der Schamanin aufzupassen, daher war es dieser Frau trotz eines arbeitsintensiven Berufes möglich, Kinder zu bekommen und deren Versorgung sicherzustellen, da sie nicht nur von ihrer Mutter, sondern auch von vielen anderen Menschen umsorgt wurden. Eine Schamanin im Familienkreis zu besitzen begünstigt ebenso das gesamte Geschlecht, denn durch ihr Ansehen in der Gesellschaft steigt auch das der ganzen Familie. Frauen, die Eigenschaften wie eine Schamanin besitzen, leben auch heute noch unter uns. Jedoch gibt es für sie keine Aufgabe mehr, weswegen diese Frauen oft Probleme haben sich in unserer Gesellschaft zurechtzufinden. 9.1 Strategie des Fettansatzes Ob eine übergewichtige Frau attraktiv erscheint oder nicht, liegt nicht nur an der Auffassung des jeweiligen Betrachters, sondern viel mehr daran, in welcher Kultur ein Mann aufgewachsen ist. In vielen Inselkulturen gilt das Dicksein sogar als besonders hübsch. Dies kommt vor allem in Kulturen vor, in denen Männer darauf achten müssen, ob ihre Frau eine Hungersnot überstehen würde. Inselbewohner haben im Falle einer 49 Katastrophe, wie zum Beispiel bei einem Wirbelsturm, der oft die gesamte Ernte vernichtet, nicht die Möglichkeit wie Festlandbewohner, in ein anderes Gebiet auszuweichen. In solchen Zeiten müssen die Menschen von ihren Fettreserven zehren. Deshalb ist eine gewisse Körperfülle in diesen Kulturen gewünscht, da sie das weitere Fortbestehen einer Gemeinschaft sichert. Aber auch in Ländern, in denen das Dicksein nicht als schön empfunden wird, birgt diese unattraktive Eigenschaft einige Vorteile. Die Unattraktivität bietet Schutz vor sexuellen Übergriffen und macht dadurch selbstständiger. Für einen Mann ist eine füllige Frau vorteilhaft, da durch wenig Interesse anderer Männer eine geringere Gefahr besteht, dass sie dem Gatten ein Kuckuckskind unterjubelt. Das ist auch heute noch so, denn jeder kennt das Klischee, dass attraktive, schlanke Frauen ihre Ehemänner mit dem Postboten betrügen. Der „Postbote“ wird aber eher weniger an einer unattraktiven, übergewichtigen Frau interessiert sein, da es sich nur um ein kurzes Abenteuer handelt und hinter der nächsten Tür eine durchaus attraktivere Frau warten könnte. 9.2 Strategie der Selbstständigkeit In der heutigen Zeit haben wir gewöhnlich einen sehr distanzierten Bezug zu dem Thema Tod. Für uns stirbt man entweder nach langer Krankheit, nach einem Unfall oder wenn wir alt sind. Von daher sehen wir den Tod fast immer als ein Geschehen an, das in weiter Zukunft liegt. Zur Entstehungszeit des Menschen nahm das Sterben einen völlig anderen Stellenwert ein. Es war allgegenwärtig, weil das Leben sehr viel gefährlicher 50 war, und somit das Risiko, zu sterben, um einiges höher war. Deshalb kann man durchaus verstehen, dass das Leben viel mehr davon geprägt war, die Versorgung der eigenen Kinder und damit den Fortbestand der eigenen Gene, sicherzustellen. Somit erschien eine selbstständige Frau, die in der Lage war, die Kinder auch ohne den Mann zu versorgen, attraktiver als unselbstständige Frauen. Heute spielt Selbstständigkeit keine so große Rolle mehr. In unseren Breiten sorgt im Zweifelsfall der Staat dafür, dass jedes Kind selbst nach dem Tod der Eltern gut versorgt wird. Früher, als die Gründung eines Staates noch in weiter Ferne lag, und an einen Sozialstaat, wie wir ihn aus Industrieländern kennen, noch gar nicht zu denken war; mussten sich die Menschen über die weitere Versorgung ihrer Zöglinge Gedanken machen, für den Fall, dass sie selbst aus dem Leben gerissen würden. Deshalb war die Wahl eines geeigneten Partners sehr wichtig. Vor allem bei den Männern scheint dies eine wichtige Entscheidung gewesen zu sein, denn im Falle des Ablebens des Vaters hätten die Kinder natürlich einen erheblichen Nachteil. Da war es günstig, wenn der Mann bei der Partnerwahl darauf achtete, ob seine zukünftige Frau mit einer derartigen Situation klar kommt oder nicht. Aber wie? Schließlich steht ihr das ja nicht ins Gesicht geschrieben. Oder doch? Wenn eine Frau dazu in der Lage ist, auch ohne ihren Mann die gemeinsamen Kinder großzuziehen, also sehr selbstständig ist, erscheint sie dem Mann attraktiv. Somit hat sie es auch nicht nötig sich beispielsweise nach seinem Tod von anderen abhängig zu machen und kann sich daher auch genug Zeit nehmen, einen neuen Mann zu suchen, der dann mit ihr die Kinder 51 versorgt. Eine Frau musste sich zu dieser Zeit, möglichst schnell einen neuen Mann suchen, da sonst das Überleben nicht gesichert war. Außerdem erleichterte sich die Kindererziehung und Versorgung um einiges, wenn man zu zweit war. War sie allein, musste die Frau die Kinder teilweise ohne Aufsicht zurücklassen um Nahrung zu besorgen, was bedeutete, dass sie einer größeren Gefahr ausgesetzt waren, als Kinder, die von zwei Elternteilen aufgezogen wurden. Wenn die Kinder des Verstorbenen aber einen neuen Vater bekamen, bestand für die Kinder in dem Falle, dass die Mutter den falschen auswählte, eine neue Gefahr: Viele Männer in der prähistorischen Zeit waren darauf bedacht, dass ihr eigenes genetisches Material weitergegeben wird, und dass die eigenen Kinder im Verhältnis zu anderen einen besseren Start ins Leben hatten. Also kam es oft vor, dass ein Mann, der mit einer Frau zusammen war, die bereits Kinder hatte, seine Stiefkinder sehr schlecht behandelte. Wenn die Frau des Verstorbenen nicht die Fähigkeit besaß, selbständig zu leben und die Kinder zu erziehen, konnte sie nicht sehr viele Ansprüche an den neuen Partner stellen, sondern musste sich auch mit einem sozial niedrig gestellten Mann zufrieden geben und in Kauf nehmen, dass die Kinder schlechter behandelt würden. War eine Frau dazu in der Lage, die Kinder allein großzuziehen, konnte sie sich Zeit lassen, einen Mann zu finden, der zu den Kindern, die sie mit in die neue Beziehung brachte, gut wäre. Zusammenfassend kann man sagen, dass Frauen, die eigenständig sind, attraktiver erscheinen, da eine solche Frau mehr Chancen hat, alleine zu überleben und die Kinder dennoch gut versorgen kann. 52 9.3 Strategie des Sippenwechsels Eine weitere Strategie von attraktiven Frauen ist die Möglichkeit, eine Gruppe zu verlassen und sich einer anderen anzuschließen. Wie zuvor bereits erwähnt, haben beispielsweise Frauen, deren Mann frühzeitig verstoben ist, eine nicht ganz einfache Aufgabe zu erfüllen: Sie müssen einen Mann finden, der die Stiefkinder akzeptiert und sie wie die Eigenen behandelt; außerdem sollte er der Frau eine höhere Stellung in der Gesellschaft ermöglichen. Vor allem in kleinen Gemeinschaften war dies nicht besonders einfach. Zum einen war die Witwe eine sehr starke Belastung für die gesamte Sippe, zum anderen ist es immer schwerer, mit einem „neuen“ Mann eine funktionierende Beziehung zu führen, falls er den Vorgänger kannte; denn so fließen nicht nur äußeren Umstände, sondern auch die frühere persönliche Beziehung zwischen den beiden Männern mit ein. Außerdem war es wohl für keinen Mann einfach, die Kinder eines fremden Mannes zu versorgen. Daher waren vor allem Frauen von Vorteil, die unabhängig von der gesamten Sippe leben konnten und die Möglichkeit besaßen, im Falle des Ablebens ihres Gatten, die Sippe zu wechseln. Denn dies wirkt nicht nur dem oben beschriebenen Konflikt entgegen, sondern birgt auch noch weitere Vorteile. Das genetische Material, ein Teil des Genpools der Sippe, wird weiter verbreitet und ein Verlassen der Gruppe wirkt auch der Inzucht entgegen. Für die neue Sippe sind fremde Frauen auch reizvoll, da der Genpool erweitert wird und mehr potentielle Geschlechtspartner in Frage kommen. Besonders attraktiv wirken Frauen, die die Fähigkeit besitzen, in einer anderen Gemeinschaft schnell integriert und ranghoch zu 53 werden, obwohl sie Kinder mit in die Sippe gebracht haben. 9.4 Strategie des Kuckuckskinds Jeder Mann möchte sich sicher sein, dass sein eigenes genetisches Material weitergegeben wird. Außerdem steckt er, wie jeder Elternteil, sehr viel Energie in das Aufziehen der Kinder. Natürlich ist es da nicht von Vorteil, unwissentlich ein fremdes Kind zu versorgen. Das Problem der Kuckuckskinder besteht nicht erst seit einigen Jahren und hat sich auch im Laufe der Zeit nicht verändert. Es ist zwar erschreckend, dass heutzutage ca. 10 % der Nachkommen als Kuckuckskinder aufwachsen, aber wie gesagt, das war schon immer so. Stellt sich die Frage, warum im Laufe der Evolution Männer nicht gelernt haben, treue Frauen von untreuen zu unterscheiden. Der Grund dafür ist wahrscheinlich, dass es nicht nur Nachteile für den Mann mit sich bringt, wenn die Gattin nicht gerade die Unschuld vom Lande ist. Denn diese Eigenschaft vererbt sie an ihre Kinder weiter. Die Nachkommen des Betrogenen haben dadurch die Möglichkeit genau diesen Charakterzug zu erben und somit den Fortbestand der väterlichen Gene zu sichern. Dadurch ist womöglich auch zu erklären, dass Männer Frauen mit der Affinität zu Seitensprüngen durchaus als attraktiv empfinden. Zwar steigt bei einer Frau, die dazu neigt, zu betrügen, die Wahrscheinlichkeit, dass Energie aufgebracht wird ,um fremde Kinder großzuziehen; jedoch ist der Nutzen der Eigenschaften dieser Frau um einiges größer. Vor allem, wenn der Mann diese 54 Neigung bei der Gemahlin versucht zu unterdrücken, ist der „Makel“ für den Mann nur vorteilhaft. Aber nicht nur für Männer birgt dies einen großen Vorteil. Frauen betrügen ihre Gatten teils mit hochrangigeren und attraktiveren Konkurrenten. Dadurch wird das eigene genetische Material der Frau mit Eigenschaften aufgewertet, die für das Kind eventuell die Möglichkeit bietet, letztendlich ranghöher zu werden als seine Eltern. 9.5 Strategie der Vergewaltigung Ein sehr einschneidendes und belastendes Erlebnis im Leben einer Frau ist eine Vergewaltigung. Nicht nur, da nach einer Vergewaltigung oft psychische Probleme eine Rolle spielen, sondern auch evolutionär gesehen. Natürlich sollte man das Trauma, das eine Frau in so einer Situation erleidet, nicht links liegen lassen, da dieses sehr erheblich und belastend ist; aber in diesem Kapitel wird, wie im gesamten Buch, der evolutionäre Aspekt in den Vordergrund gerückt. Bei einer Vergewaltigung hat eine Frau nicht die Kontrolle darüber, von wem sie schwanger werden könnte. Sie sucht sich den Mann nicht aus. Nur er sucht sie aus, und das wird von der Lust des Mannes bestimmt oder von der Möglichkeit, mit einer so attraktiven und ranghohen Frau Nachkommen zu zeugen, an die er anders nie rankommen würde. Deshalb muss eine Frau Strategien entwickeln, die sichern, dass eine geringere Gefahr besteht, dass sie vergewaltigt wird. Einige Seiten zuvor wurde angesprochen, dass Unattraktivität vor einer Vergewaltigung schützen könnte, hierbei könnte vor allem eine weite Taille und ein Bauchansatz eine große 55 Rolle spielen, denn so erkennt der Vergewaltiger nicht, ob eine Frau bereits schwanger ist. Außerdem besteht durch den hohen Fettanteil die Gefahr, dass diese Frau womöglich weniger fruchtbar ist als andere, da das Fett Einfluss auf den Hormonhaushalt nimmt. Aber nicht nur diese Strategie ist denkbar, denn auch attraktive Frauen müssen sich vor einer Vergewaltigung schützen können. Es gibt mehrere Aspekte, die möglich wären, wie auch hübschere Frauen einer Vergewaltigung entgehen. Diese Strategie nutzt zwar auch die unattraktive Wirkung, macht aber Frauen nicht zugleich weniger hübsch. Bei schönen Frauen, die, wie schon angesprochen, meist auch ranghöher sind, geht der Vergewaltiger ein größeres Risiko ein, denn falls er erkannt wird, kümmern sich viel mehr Menschen darum, dass er eine gerechte Strafe bekommt, als bei rangniedrigen Frauen. Dabei ist sehr wichtig, dass beachtet wird, dass dabei von einer prähistorischen Sippe ausgegangen wird und nicht von der heutigen Bevölkerung, in der die Gerechtigkeit viel mehr etabliert ist, als in diesen frühen Gemeinschaften. Es bestünde eventuell auch die Möglichkeit, dass Frauen im Falle einer Vergewaltigung eine geringere Wahrscheinlichkeit aufweisen, schwanger zu werden, was eine Frau für Vergewaltiger natürlich unattraktiver erscheinen lässt. Außerdem sollte man anmerken, dass auch hier Frauen, deren Mann gestorben ist, in größerer Gefahr sind, dass sie auf der Nahrungssuche vergewaltigt werden, wenn sie die Eigenschaften besitzt ,sich erfolgreich zu wehren oder weniger leicht schwanger werden könnte, würde sie für Männer ohne Vergewaltigungsabsicht natürlich attraktiver erscheinen. 56 9.6 Strategie des erfolgreichen Nachwuchses Sind die Eltern attraktiv, so kommt das auch deren Kindern zugute. Wie schon erwähnt, sind attraktive Menschen meist erfolgreicher, besitzen also einen hohen sozialen Status. Dies wirkt sich dadurch positiv auf die Kinder aus, die in diesen Rang hineingeboren werden und ihn daher auch nicht so leicht verlieren. Auch eine Frau, die auf den Rang ihrer Kinder achtet, erscheint Männern aus genau dem Grund attraktiv. Kinder, welche von den Eltern als attraktiver empfunden werden als andere, werden instinktiv besser behandelt. Aus einer Studie geht hervor, dass Eltern unterbewusst mehr Aufmerksamkeit für attraktiven Nachwuchs aufbringen. Als Erklärung für dieses Phänomen könnte man anbringen, dass Eltern instinktiv auch hier eine Strategie verfolgen, um ihre Kinder gut auf deren spätere Aufgabe vorzubereiten, damit auch sie erfolgreich die „Gene der Familie“ weitergeben können. 57 10 Streben nach Attraktivität Oft denkt man, schöne Menschen haben es in vielen Lebenslagen einfacher. Ist das der Grund, weshalb wir alle nach einem hohen Maß an Schönheit streben? Der Drang nach Anerkennung ist wohl eher ein Grund, warum wir schön sein wollen, weil man es dadurch einfacher hat, einen hohen Rang in der Gesellschaft einzunehmen. Wenn aber jeder schön wäre, und somit einen Anspruch auf hohen Status erheben würde, ginge der Vorteil der Hochrangigkeit verloren. In der Frühgeschichte des Menschen war Ranghöhe enorm wichtig, vor allem, um das eigene genetische Material über die nächsten Generationen sicher zu erhalten. Denn Menschen mit einem hohen sozialen Status hatten wesentlich mehr Aussichten, alle Kinder, auch wenn es viele waren, am Leben zu erhalten. Das ist wohl der Grund, warum wir nach Ranghöhe streben. Die Lebenserwartung der Oberschicht dürfte in der Vorzeit um einiges höher als die der Unterschicht gewesen sein. Dies hing zum einen mit der niedrigen „effektiven Kinderzahl“, also die Zahl derjenigen Kinder, die letztendlich überlebten, und zum anderen mit der niedrigeren Lebenserwartung der Menschen mit weniger hohem Status zusammen. Somit sterben sozusagen die niedriger gestellten Menschen aus, die ranghohen Menschen können sich vermehren. Damit ein Ausgleich von ranghoch und rangniedrig erhalten bleibt, müssen Ranghohe absteigen. Nebenbei ist anzumerken, dass es viel schwerer ist, in einer Gesellschaft aufzusteigen, dies kommt auch selten vor. Viel häufiger geschieht es, dass Menschen innerhalb 58 ihrer Gruppe an Akzeptanz verlieren und sozial absteigen. Trotz alledem gibt es verschiedene Strategien, um in der Gemeinschaft aufzusteigen. Eine, die zuvor schon erwähnt wurde, ist die Schönheit. Mit dieser physischen Eigenschaft sind häufig unterschiedliche Wesenseigenschaften kombiniert, was dazu führt, dass es in Verbindung mit der Schönheit verschiedene Strategien gibt, um einen besseren sozialen Status einzunehmen. Wobei grundsätzlich zu sagen ist, dass diese Taktik größtenteils unterbewusst angewandt wird. Frauen, die nur einen Mann mit hohem sozialem Status akzeptieren, sind vorteilhaft für viele Männer. Haben diese Frauen nämlich einen auserwählt, zeigen sie automatisch, dass dieser Mann hochrangig ist und werden somit dafür sorgen, dass er es auch bleibt. Also ist sein Platz in der Gesellschaft gesichert. Einen hohen sozialen Stand vorzuweisen, ist heute immer noch sehr wichtig. Allerdings bedeutet dieser heute nicht mehr, dass man es sich leisten kann, viele Kinder auf die Welt zu bringen. Heute hat dies viel mehr, als zu früheren Zeiten, mit dem Erhalt von Anerkennung zu tun. Die „Hochrangigen“ stellen heute Stars und Sternchen dar, unser Streben nach einer ähnlichen Ranghöhe äußert sich dadurch, dass Dinge, die Stars benutzen, oder Kleidung, die sie tragen, einen größeren Umsatz machen, weil viele Leute sich mit „den gleichen Federn“ wie ihre Stars schmücken wollen. Es gibt aber durchaus paradoxe Zusammenhänge, warum wir gerade nach Schönheit streben. Es existieren nämlich Lebenslagen, für die Schönheit ein Nachteil wäre. Diese treten aber nur in Zeiten auf, die von Notlagen geprägt sind. Zu diesen 59 Katastrophenzeiten wurde die Anzahl der Menschen um einiges dezimiert. Anschließend hatten die Überlebenden mehr Raum, sich zu vermehren. In Hungersnöten wurden die hochrangigen und somit schönen Menschen viel besser versorgt als diejenigen, die in der Sippenhierarchie niedriger angesiedelt waren. Aber zu Kriegszeiten wurden beispielsweise die hübschen Frauen viel öfter geraubt als die weniger schönen. In diesem Zusammenhang war Schönheit ein eindeutiger Nachteil. Außerdem konnte eine Notlage dazu führen, dass oft ganze Sippen ausstarben. Und falls doch einer überlebte, war dies mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Mensch mit hohem sozialem Status. Diesem nutzte seine besondere Stellung in der Gesellschaft und die Schönheit jedoch nichts, wenn er einer von sehr wenigen oder gar der einzige Überlebende war, denn das Überleben ohne eine Sippe war in der Frühgeschichte des Menschen kaum möglich. 60 11 Die Schönheit der Zukunft Wie sieht die Schönheit der Zukunft aus? Das ist eine Frage, die mit der Evolution wahrscheinlich nicht mehr eindeutig behandelt werden kann. Heute greift der Mensch schon oft in den natürlichen Lauf der Evolution ein, indem er Menschen mit der genetischen Disposition an Krankheiten zu leiden hilft, diese zu überstehen. Auch Abtreibungen greifen in den natürlichen Lauf der Dinge ein. Schon heute können Eltern entscheiden, ob sie ein Kind wollen oder nicht, sie können vor der Geburt erfahren, ob ihr Kind eine Behinderung hat und sich aufgrund dessen entscheiden, das Kind abzutreiben. Bei einer künstlichen Befruchtung werden der Frau mehrere Eizellen entnommen und jede einzelne befruchtet, nur diejenigen die am „gesündesten“ aussehen werden in die Gebärmutter eingesetzt, so wird eine künstliche Selektion von Menschenhand durchgeführt. In der Zukunft wird es anhand von Gentechnik durchaus möglich sein, die meisten Krankheiten, so wie wir sie heute kennen, zu eliminieren. Wir wissen zwar nicht, ob dies zu neuen, unerforschten und viel schlimmeren Krankheiten führen kann, aber die Medizin beschreitet trotzdem kontinuierlich diesen Weg. Das zweite große Ziel ist es, die Menschen immer intelligenter werden zu lassen, zwar werden wir nie erreichen, dass jeder Einzelne ein "Superhirn" wird, aber wir werden wahrscheinlich genetisch gesehen die besten Aussichten haben, intelligent zu werden. Man muss auch immer bedenken, dass nicht nur die Gene eine Ausprägung verursachen, sondern die äußeren 61 Einflüsse spielen mindestens eine genauso große Rolle. Das dritte Ziel, nämlich zu erreichen, dass alle Menschen schön sind, wird nicht wirklich funktionieren. Das große Problem wird sein, dass die Schönheit an eine gewisse Wesensstruktur gebunden ist. Menschen die hübsch sind, haben außerdem eine definierte Kombination aus verschiedenen Merkmalen, die den Menschen erst in ihrer Gesamtheit attraktiv erscheinen lassen. Werden diese Kombinationen aufgehoben, empfindet man diesen Menschen als weniger schön. Menschen können sich instinktiv an äußeren Merkmalen orientieren um die grundlegenden Wesensmerkmale zu erkennen. Kann man sich nicht mehr auf diesen Instinkt verlassen, kommt es zum einen zu immensen Kommunikationsproblemen. Zum Anderen wird es auf der Erde zu sehr starken Rivalitätskämpfen kommen, wenn zu viele „gleiche“, schöne Menschen an einem Fleck sind, da jeder hochrangig und einzigartig sein möchte. Ferner wird es keine Menschen mehr geben, die „die Schönen“ bewundern. All diese Folgen entstehen, wenn man die seit Jahrtausenden festgelegten Kombinationen von Schönheit und Wesensmerkmalen trennt oder wenn diese zwar beibehalten werden, aber zu viele Menschen mit derartigen Kombinationen erschaffen werden. Trennt man die Verknüpfungen von Körper- und Wesensmerkmalen, so kann es ein weiteres Problem geben. Das Gehirn jedes Menschentypen tickt unterschiedlich, weniger schöne Menschen sind beispielsweise oft zurückhaltend, hübsche Menschen sind extrovertierter. Würde man ein „extrovertiertes Gehirn“ in den Körper eines weniger schönen Menschen stecken, so könnte es zu einigen Problemen 62 führen. Der extrovertierte, weniger schöne Mensch würde Hiebe und Tritte der Gesellschaft einstecken müssen, er würde oft auf Menschen stoßen, die ihn, wäre er zurückhaltend, nicht beachten würden. Aber so sehen schönere Menschen ihn als potentielle Bedrohung an, die aus dem Weg geschafft werden muss. Sie haben vor dem extrovertierten, weniger schönen Menschen keinen Respekt, weil er sozusagen keine „Waffen“ hat, um sich zu verteidigen. Durch Schönheitsoperationen oder gentechnische Veränderungen mag es in naher Zukunft vielleicht möglich sein, überwiegend attraktive Menschen zu schaffen. Da Schönheit jedoch mit dem Wesen eines Menschen stark verbunden ist, wird eine Trennung von Körper und Geist sicherlich mit nicht abschätzbaren Risiken verbunden sein. 63 12 Epilog 64