Beata Strycharz-Szemberg Skript zur Vorlesung Mathematik für Wirtschaftswissenschaftler UNIVERSITÄT D U I S B U R G E S S E N Essen 2007 Voraussichtliche Inhalte der Vorlesung Grundlagen 1 Logik 2 Mengenlehre 3 Zahlenmengen 3.1 Natürliche Zahlen 3.2 Ganze Zahlen 3.3 Rationale Zahlen 3.4 Reelle Zahlen 3.5 Die Menge Rn 3.6 Summen- und Produktzeichen 4 Abbildungen Lineare Algebra 5 Der Rn als Vektorraum. 5.1 Unterräume 5.2 Linear unabhängige Vektoren 5.3 Basis und Dimension endlich-dimensionaler Vektorräume 5.4 Lineare Abbildungen 6 Matrizen und Operationen zwischen Matrizen 6.1 Matrizenaddition und Skalarmultiplikation 6.2 Multiplikation von Matrizen 6.3 Zusammenhang von linearen Abbildungen und Matrizen 7 Homogene und inhomogene lineare Gleichungssysteme 7.1 Graphische Lösung eines linearen Gleichungssystems 7.2 Zusammenhang von linearen Gleichungssystemen und linearen Abbildungen 7.3 Lösungsmenge eines linearen Gleichungssystem 7.4 Lösungsverfahren für lineare Gleichungssysteme – Gaußscher Algorithmus 7.5 Lösbarkeit linearer Gleichungssysteme 7.6 Berechnung von inversen Matrizen 2 7.7 Lineare Gleichungssysteme und Vektoren 8 Determinanten und Cramersche Regel 8.1 Berechnung von Determinanten größerer Ordnung 8.1.1 Laplace–Entwicklung 8.1.2 Eliminationsverfahren 8.2 Determinanten und Vektoren 8.3 Determinanten und inverse Matrizen 8.4 Lineare Gleichungssysteme und Cramersche Regel Analysis 9 Intervalle und Umgebungen 9.1 Betrag und Signum 9.2 Intervalle 10 Folgen und Reihen 10.1 Folgenbegriff und Beispiele 10.2 Konvergenz von reellen Zahlenfolgen 10.2.1 Cauchy–Konvergenzkriterium 10.2.2 Konvergenz beschränkter und monotoner Folgen 10.3 Berechnung von Grenzwerten 10.4 Reihenbegriff, Beispiele und Eigenschaften 10.5 Konvergenzkriterien für Zahlenreihen 11 Funktionen einer reellen Variablen 11.1 Der Funktionsbegriff und Beispiele 11.2 Rechnen mit Funktionen 11.3 Erste Eigenschaften reeller Funktionen 11.3.1 11.3.2 11.3.3 11.3.4 Nullstellen Symmetrie Periodizität Monotonie 11.4 Grenzwerte von Funktionen 11.5 Stetigkeit von Funktionen 11.6 Eigenschaften stetiger Funktionen 3 11.7 Monotone Funktionen 11.7.1 Die Exponentialfunktion 11.7.2 Die Logarithmus Funktion 12 Differentialrechnung für Funktionen einer reellen Variablen 12.1 Der Ableitungbegriff 12.2 Ableitungsregeln 12.3 Höhere Ableitungen 12.4 Ableitungen und Grenzwerte 12.5 Extremwerte und Monotonie 12.5.1 Der Mittelwertsatz der Differentialrechnung 12.5.2 Ableitungen und Monotonieverhalten 12.6 Krümmung und zweite Ableitung 12.7 Kurvendisskusion 13 Funktionen in mehreren Variablen 13.1 Norm, Umgebung, offene und abgeschlossene Teilmengen des Rn 13.2 Folgen in Rn 13.3 Stetige Funktionen in Rn 14 Differentialrechnung für Funktionen in mehreren Variablen 14.1 Richtungsableitung 14.2 Partielle Ableitungen höherer Ordnung 14.3 Extremwerte von Funktionen in mehreren Variablen 14.3.1 Positiv (Negativ) Definite Matrizen 14.3.2 Hinreichende Bedingungen für Extrema 14.4 Extremwerte unter Nebenbedingungen 14.4.1 Variablensubstitution 14.4.2 Lagrange–Multiplikatorenregel 15 Integralrechnung 15.1 Das Riemann–Integral 15.2 Stammfunktionen 15.3 Integrationsregeln 15.4 Uneigentliche Integrale 15.4.1 Der unbeschränkte Integrationsbereich 15.4.2 Der unbeschränkte Integrand LITERATUR 4 Literatur [1] Tietze, J.: Einführung in die angewandte Wirtschaftsmathematik (Übungsbuch) [2] Dörsam, P.: Mathematik anschaulich dargestellt für Studierende der Wirtschaftswissenschaften (Übungsbuch) [3] Rommelfanger, H.: Mathematik für Wirtschaftswissenschaftler (Übungsbuch) [4] Gal, Th. et all: Mathematik für Wirtschaftswissenschaftler 5 Teil I Grundlagen 1 Logik Seien A, B, . . . Aussagen, wie z. B. die Sonne scheint” oder 3 ist größer als 5”, die entweder wahr ” ” oder falsch sind (zweiwertige Logik), und seien A(x), B(x), . . . Aussagenformen, d. h. Aussagen, in denen eine oder mehrere Variablen auftreten und die erst dann wahr oder falsch werden, wenn für die Variablen Elemente aus einer sinnvollen Menge eingesetzt werden. Beispiele 1.1. • Essen ist eine Stadt in NRW (w) √ • 2 ist eine rationale Zahl (f ) • 32 − 2 · 3 + 1 > 0 (w) • Der Graph einer quadratischen Funktion ist eine Gerade (f ) • Winkelsumme im Dreieck ist 180◦ (w) • x ist eine Primzahl • x | 27 (x ist ein Teiler von 27) • x2 + y 2 = 4 Wir werden als Abkürzungen einige Symbole benutzen: • Negation, Verneinung: ¬ A, ∼ A — nicht A”. ” • Konjunktion, Verbindung: A ∧ B — sowohl A als auch B”, A und B”. ” ” • Disjunktion: A∨B — ” A oder B ist wahr, oder beide sind wahr”. • Implikation, Folgerung: A ⇒ B — aus A folgt B”, wenn A, dann auch B”, ” ” B ist notwendig für A”, ” A ist hinreichend für B”; ” A – Voraussetzung oder Prämisse, B – Behauptung oder Konklusion. 6 2 MENGENLEHRE • Äquivalenz, Gleichwertigkeit: A ⇔ B — A gilt genau dann, wenn B gilt”, ” A und B sind gleichwertig”, ” A ist äquivalent mit B”, ” aus A folgt B und umgekehrt”, ” A ist notwendig und hinreichend für B und umgekehrt”. ” • Quantoren: Sei G eine gegebene Grundmenge derart, dass A(x) zu einer Aussage wird, wenn man für x ein Element von G einsetzt. ∀x∈G A(x) — A(x) für alle x aus der Menge G ” ” für alle x aus der Menge G ist A(x) wahr”. ” ∃x∈G A(x) — A(x) für mindestens ein x aus der Menge G ”, ” es existiert mindestens ein x aus G, so dass A(x) wahr ist”. ” Wir werden auch die folgende Symbole benutzen: ∀ ! — für fast alle . . . ” ” ∃ ! — es existiert genau ein . . . ” ” 2 Mengenlehre Mengen werden charakterisiert entweder durch Aufzählen ihrer Elemente in geschweiften Klammern (die Reihenfolge der Aufzählung ist ohne Bedeutung), z. B.: M := {He, Ne, Ar, Kr, Xe, Rn} , oder durch Angabe einer charakteristischen Eigenschaft, z. B.: M := {a : a ist ein Edelgas} , oder durch graphische Darstellung, z. B.: M Kr Xe He Ne Ar Rn Der Definitionsdoppelpunkt :=” ist folgendermassen zu verstehen: definitionsgemäß gleich”, bedeutet”, ” ” ” soll sein”. ” 7 2 MENGENLEHRE Wir werden die folgenden Bezeichnungen benutzen: • A, B, M, X, Y , . . . — Mengen, große lateinische Buchstaben; • a, b, m, x, y, . . . — Elemente, kleine lateinische Buchstaben; • a ∈ A — a ist ein Element der Menge A; • a 6∈ A — a ist kein Element der Menge A; • Ø — die leere Menge; die Menge, die kein Element besitzt. Für Mengen verwenden wir die folgenden Beziehungen und Verknüpfungen: Definition 2.1. Seien A und B Mengen. a) A ist Teilmenge von B genau dann, wenn aus a ∈ A stets a ∈ B folgt: A⊆B ⇐⇒ (a ∈ A ⇒ a ∈ B) . Die Menge B heißt in diesem Fall auch Obermenge von A. b) A und B sind gleich genau dann, wenn A ⊆ B und B ⊆ A: A=B ⇐⇒ (a ∈ A ⇔ a ∈ B) . c) A heißt echte Teilmenge von B genau dann, wenn A ⊆ B und A 6= B: A⊂B ⇐⇒ (a ∈ A ⇒ a ∈ B) ∧ (∃ a ∈ B : a 6∈ A) . Die leere Menge Teilmenge jeder Menge ist: ∀A−Menge Ø ⊆ A. Beispiel 2.2. ❶ {2, 4, 6, 8} ⊆ {1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9} {2, 4, 6, 8} ⊆ {8, 6, 4, 2} ❷ {2, 4, 6, 8} = {8, 6, 4, 2, 2, 4, 6, 8} ❸ {2, 4, 6, 8} ⊂ {1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9} ¬ {2, 4, 6, 8} ⊂ {8, 6, 4, 2} 8 2 MENGENLEHRE Definition 2.3. Seien A und B Teilmengen einer Grundmenge G. a) Die Menge A B A ∪ B := {a : a ∈ A ∨ a ∈ B} A∪B heißt die Vereinigung von A und B. b) Die Menge A B A ∩ B := {a : a ∈ A ∧ a ∈ B} A∩B heißt der Durchschnitt von A und B. c) Die Menge A B A \ B := {a : a ∈ A ∧ a 6∈ B} A\B heißt die Differenz zwischen A und B. Beispiel 2.4. ❶ {2, 4, 6, 8} ∪ {1, 3, 5, 7, 9} = {1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9} {2, 4, 6, 8} ∪ {8, 6, 4, 2} = {2, 4, 6, 8} ❷ {2, 4, 6, 8} ∩ {1, 3, 5, 7, 9} = Ø {2, 4, 6, 8} ∩ {1, 2, 3, 4} = {2, 4} ❸ {2, 4, 6, 8} \ {1, 3, 5, 7, 9} = {2, 4, 6, 8} {2, 4, 6, 8} \ {1, 2, 3, 4} = {6, 8} 9 2 MENGENLEHRE Die Verknüpfung verschiedener Mengenoperationen kann nicht willkürlich geschehen; sie ist vielmehr durch strenge Gesetzmäßigkeiten geregelt. Wir listen die wichtigsten dieser Gesetze hier auf. Eigenschaften 2.5. Seien A, B und C Teilmengen einer Grundmenge G. Dann gelten: • Kommutativgesetze: A∪B = B∪A und A ∩ B = B ∩ A; • Assoziativgesetze: (A ∪ B) ∪ C = A ∪ (B ∪ C) =: A ∪ B ∪ C, (A ∩ B) ∩ C = A ∩ (B ∩ C) =: A ∩ B ∩ C; • Distributivgesetze: A ∪ (B ∩ C) = (A ∪ B) ∩ (A ∪ C), A ∩ (B ∪ C) = (A ∩ B) ∪ (A ∩ C); • Idempotenzgesetze: A∪A = A und A ∩ A = A; A∩G = A und A ∪ Ø = A; A∩Ø = Ø und A ∪ G = G. • Neutrale Elemente: • Dominante Elemente: Von Bedeutung wird im Folgenden noch der Begriff des Produktes von Mengen sein: Definition 2.6. Für zwei Mengen A und B heißt die Menge A × B := {(a, b) : a ∈ A ∧ b ∈ B} kartesisches Produkt von A und B. Das Paar (a, b) heißt geordnetes Paar. 10 3 ZAHLENMENGEN Beispiel 2.7. ❶ Das Produkt der Mengen A = {1, 3, 5} und B = {0, 2} ist die Menge A × B = {(1, 0) , (1, 2) , (3, 0) , (3, 2) , (5, 0) , (5, 2)} . ❷ Für jede Menge A gilt A×Ø = Ø 3 3.1 und Ø × A = Ø. Zahlenmengen Natürliche Zahlen Die Menge der natürlichen Zahlen werden wir mit N := {1, 2, 3, . . .} bezeichnen. Praktisch, und häufig verwendet, ist die Bezeichnung N0 := {0, 1, 2, 3, . . .}. Die Grundoperationen: Addition +” und Multiplikation ·” sind in der Menge der natürlichen Zah” ” len N uneingeschränkt durchführbar. Summe und Produkt zweier natürlicher Zahlen sind wieder eine natürliche Zahl. Das heißt, die Menge N ist unter den beiden algebraischen Operationen +” und ·” ” ” abgeschlossen. Bemerkung 3.1. Die Gleichungen x+5 = 3 und 5·x = 3 sind in der Menge der natürlichen Zahlen nicht lösbar (d. h. es existiert keine natürliche Zahl x, die diese Gleichungen erfüllt). Andersgesagt: die Umkehrungen der Addition und der Multiplikation, d. h. die Subtraktion und die Division, sind nur manchmal in N durchfürbar: 3 − 5 6∈ N und 3 6∈ N. 5 11 3 ZAHLENMENGEN 3.2 Ganze Zahlen Die Menge der ganzen Zahlen bezeichnen wir mit Z := {. . . , −3, −2, −1, 0, 1, 2, 3, . . .}. Die Elemente von {. . . , −3, −2, −1} heißen negative ganze Zahlen und die Elemente von {1, 2, 3, . . .} positive ganze Zahlen. Es gilt N ⊂ Z. Bemerkung 3.2. Zu je zwei ganzen Zahlen a und b existiert genau eine ganze Zahl x, so dass a + x = b; kurz geschrieben: ∀ a, b ∈ Z ∃ ! x ∈ Z : x + a = b, (x := b − a) d. h. die Subtraktion ist in der Menge der ganzen Zahlen uneingeschränkt durchführbar. 3.3 Rationale Zahlen Die Menge der rationalen Zahlen wird mit Q := p : p, q ∈ Z ∧ q 6= 0 q = Menge der periodischen Dezimalbrüche. bezeichnet. Es gilt Z ⊂ Q, da die Zahl p ∈ Z mit dem Bruch p 1 ∈ Q identifiziert werden kann. Bemerkung 3.3. Zu je zwei rationalen Zahlen a 6= 0 und b existiert genau eine rationale Zahl x, so dass a · x = b; kurz geschrieben: ∀ a ∈ Z \ {0}, b ∈ Z ∃ ! x ∈ Q : a · x = b, b x := . a In Q sind jetzt die vier Grundoperationen Addition, Multiplikation, Subtraktion und Division (außer durch 0!) unbeschränkt ausführbar, d. h. die Menge der rationalen Zahlen ist bzgl. dieser Operationen abgeschlossen. 12 3 ZAHLENMENGEN 3.4 Reelle Zahlen Rationale Zahlen kann man mit Punkten einer geraden Linie, der Zahlengerade, identifizieren. Aber dann wird man feststellen, dass diese Gerade kein Kontinuum ist. Es gibt Lücken in der rationalen” ” Zahlengerade: 0 Es gibt nichtrationale Zahlen, z. B. √ 1 √ 2 2 oder 0,1 01 001 0001 00001 . . . – nichtperiodischer Dezimalbruch. Bekannte irrationale Zahlen: √ 2 = 1,41421356 . . . – die Länge der Diagonale in einem Quadrat der Seitenlänge 1, π = 3,141592654 . . . – die Kreiszahl, e = 2,71828182 . . . – die Eulersche Zahl. Die Menge der reellen Zahlen R erhält man aus Q durch die Forderung der Vollständigkeit: Wir wollen, dass die Zahlengerade lückenlos (ein Kontinuum) ist, wie uns die Anschauung lehrt. Diese anschauliche Erklärung der Menge R stellt natürlich keine exakte Definition dar. Wir werden uns R als Menge der Dezimalbrüche vorstellen R := Menge der Dezimalbrüche Es gilt Q ⊂ R, und auch in R sind die vier Grundoperationen natürlich unbeschränkt ausführbar. Zwei reelle Zahlen x, y ∈ R kann man addieren: x+y ∈R multiplizieren: x · y ∈ R, dabei gelten die aus der Schule bekannten Regeln: 13 3 ZAHLENMENGEN Eigenschaften und Regeln 3.4. Es seien x, y, z ∈ R. • Assoziativität der Addition: (x + y) + z = x + (y + z) • Existenz der Null – des neutralen Elementes bzgl. der Addition: ∀x ∈ R : x+0 = x = 0+x • Existenz des Negativen (−x): ∀ x ∈ R ∃! (−x) ∈ R : x + (−x) = 0 = (−x) + x • Kommutativität der Addition: x+y = y +x • Assoziativität der Multiplikation: (x · y) · z = x · (y · z) • Existenz der Eins – des neutralen Elementes bzgl. der Multiplikation: ∀x ∈ R : x·1 = x = 1·x • Existenz des Inversen x1 : ∀ x ∈ R \ {0} ∃! 1 x ∈R: 1 1 x· = 1 = ·x x x • Kommutativität der Multiplikation: x·y = y·x 14 3 ZAHLENMENGEN • Distributivität: x · (y + z) = x · y + x · z Aus den obigen Rechenregeln können jetzt die zahlreichen Rechengesetze der Arithmetik abgeleitet werden, die zum Großteil zum Schulstoff gehören. Besonders erwähnt werden soll, dass R nullteilerfrei ist. • x·y =x·z ∧ x 6= 0 • x·y = 0 ⇐⇒ =⇒ x=0 y=z ∨ (Kürzungsregel); y = 0. Beispiel 3.5. In der Vorlesung. Die Menge der reellen Zahlen R ist geordnet, d. h. es gilt Trichotomiegesetz: Für je zwei Zahlen x, y ∈ R gilt genau eine der folgenden drei Beziehungen: oder x<y x=y oder y < x. Manchmal ist es sinnvoll, den Gleichheitsfall anzuschließen und anstelle von <” die schwächere Ord” nungsrelation x≤y : ⇐⇒ x < y oder x = y zu betrachten. Wir listen jetzt wichtige Rechenregeln für Ungleichungen auf. Rechenregeln 3.6. Es seien x, x′ , y, y ′, z ∈ R. • Transitivität: x < y und =⇒ y < z x < z • Monotonie der Addition: =⇒ x < y x < y und x+a < y+a =⇒ x′ < y ′ für alle a ∈ R x + x′ < y + y ′ • Monotonie der Multiplikation: x < y =⇒ x < y =⇒ 0 ≤ x < y und a·x < a·y a·x > a·y 0 ≤ x < y ′ für alle a > 0 für alle a < 0 ′ =⇒ 0 ≤ x · x′ < y · y ′ 15 3 ZAHLENMENGEN • 0 < x < y =⇒ 1 1 < y x • =⇒ x < y 3.5 x < λx + (1 − λ)y < y für alle λ ∈ R mit 0 < λ < 1 Die Menge Rn Definition 3.7. Für n ∈ N ist Rn die Menge der geordneten n-Tupel mit Komponenten aus R: Rn := {x = (x1 , x2 , . . . , xn ) : xi ∈ R, i ∈ {1, . . . , n}} . In der linearen Algebra bezeichnet man x ∈ Rn auch als Vektor. Dabei schreibt man x als Spaltenvektor” ” x1 x2 x = .. = (x1 , x2 , . . . , xn )t . . xn In der Analysis werden die Elemente vom Rn als Punkte bezeichnet und, damit die Formeln nicht zu lang werden, als Zeilenvektoren” geschrieben, also x = (x1 , x2 , . . . , xn ). Für n = 2 bzw. n = 3 kann ” man sich die Elemente vom Rn auch als Punkte in der Ebene R×R (s. Def. 2.6) bzw. im Raum R×R×R vorstellen. Außerdem ist natürlich R1 = R. 3.6 Summen- und Produktzeichen Für die Summe bzw. für das Produkt von mehreren Zahlen am , am+1 , am+2 , . . . , an , m, n ∈ N, m ≤ n werden folgende Bezeichnungen benutzt: n X i=m n Y i=m ai := am + am+1 + am+2 + · · · + an , ai := am · am+1 · am+2 · . . . · an . 16 3 ZAHLENMENGEN Rechenregeln 3.8. • Zerlegen einer Summe: Ist l eine ganze Zahl zwischen m und n, so ist n X ai = i=m l X n X ai + i=m ai . i=l+1 • Assoziativität: n X (ai + bi ) = i=m n X ai + i=m n X bi . i=m • Distributivität: n X i=m (c · ai ) = c · n X ai . i=m • Indexverschiebung: Man kann ein beliebiges Symbol (ausgenommen n) als Summationsindex verwenden n X ai n−m X j:=i−m = i=m aj+m . j=0 Die untere Summationsgrenze ist oft die Zahl 0 oder 1. • Doppelsummen: Summanden können manchmal zwei Indizes haben, etwa ai,j = n,m X 1 . i+j Eine Summe ai,j i,j=1 heißt Doppelsumme. Man rechnet sie aus, indem man zuerst über einen Index addiert und dann über den anderen: n,m X i,j=1 ai,j := n m X X i=1 Beispiele 3.9. In der Vorlesung. Für Produkte gelten ganz ähnliche Regeln. j=1 ai,j ! = m n X X j=1 i=1 ai,j ! . 17 4 ABBILDUNGEN Beispiel 3.10. Als ein wichtiges Beispiel nennen wir hier n–Fakultät: n! := n Y i=1 i = 1 · 2 · 3 · . . . · (n − 1) · n, für alle n ∈ N. Vereinbarungsgemäss setzt man 0! := 1. Ein weiteres Beispiel wird in der Vorlesung angegeben. 4 Abbildungen Das wichtigste Hilfsmittel zur Untersuchung von Mengenstrukturen sind Abbildungen von einer Menge X in eine zweite Menge Y . Wir werden später ausführlicher auf diesen Begriff eingehen und beschränken uns hier nur auf die Erläuterung der Grundtatsachen. Definition 4.1. Seien X und Y Mengen. Eine Zuordnungsvorschrift f , die jedem Element x ∈ X genau ein Element y ∈ Y zuordnet, heißt eine Abbildung von X nach Y . Schreibweise: f : X → Y, bzw. f : X −→ Y x 7−→ y. a) Das Element x heißt Urbild von y bezüglich f . b) Die Menge X heißt Vormenge, Definitionsmenge (Definitionsbereich) oder Urbildmenge der Abbildung f . c) Die Menge Y nennt man (potentielle) Nachmenge von f . d) Das Element y heißt das Bild von x unter f und wird mit dem Symbol f (x) bezeichnet. e) Die Menge f (X) = {f (x) : Wertebereich. x ∈ X} ⊆ Y bezeichnet man als Bild von f , Bildmenge oder f) Die Menge Γf = {(x, y) ∈ X × Y : y = f (x)} heißt Graph von f . 18 4 ABBILDUNGEN Beispiel 4.2. Eine Abbildung f : {1, 2, 3} → {a, b, c}: X Y 1 c 3 b a 2 Keine Abbildung: X Y 1 c 3 b a 2 Definition 4.3. Gegeben seien Mengen X und Y und eine Abbildung f : X → Y . a) Das Bild von M ⊆ X unter f ist f (M) := {y ∈ Y : ∃x∈M mit f (x) = y} ⊆ Y. b) Das Urbild von N ⊆ Y bezüglich f ist f −1 (N) := {x ∈ X : f (x) ∈ N} ⊆ X. Ist N = {y} für y ∈ Y , so ist f −1 (y) := f −1 ({y}) = {x ∈ X : f (x) = y}. Beispiel 4.4. Wir betrachten die Abbildung aus dem Beispiel 4.2. Dann ❶ f ({3}) = {a}, ❷ f −1 ({a}) = {2, 3}, f ({1, 2}) = {a, b}, f −1 ({b}) = {1}, f ({1, 2, 3}) = {a, b} f −1 ({c}) = Ø Weitere Beispiele werden in der Vorlesung angegeben. 19 4 ABBILDUNGEN Definition 4.5. Gegeben seien Mengen X und Y . Eine Abbildung f : X → Y heißt a) surjektiv (oder Abbildung auf), falls • f −1 (y) für jedes y ∈ Y aus mindestens einem Element besteht, • ∀y∈Y ∃x∈X f (x) = y, d. h.: d. h.: • f (X) = Y . b) injektiv (oder eineindeutige Abbildung), falls • f −1 (y) für jedes y ∈ Y aus höchstens einem Element besteht, • ∀x1 ,x2 ∈X f (x1 ) = f (x2 ) =⇒ x1 = x2 , • ∀x1 ,x2 ∈X x1 6= x2 =⇒ f (x1 ) 6= f (x2 ). d. h.: d. h.: c) bijektiv (oder eineindeutige Abbildung auf), falls f injektiv und surjektiv ist, • f −1 (y) für jedes y ∈ Y aus genau einem Element besteht, • ∀y∈Y ∃!x∈X d. h.: d. h.: f (x) = y. d) Ist f bijektiv, so definiert man die Umkehrabbildung f −1 : Y → X durch: f −1 (y) = x ⇐⇒ f (x) = y. Beispiel 4.6. Die Abbildung aus dem Beispiel 4.2 ist weder surjektiv (f −1 ({c}) = Ø) noch injektiv (f −1 ({a}) = {2, 3}). Weitere Beispiele werden in der Vorlesung angegeben. Definition 4.7. Seien X, Y , Z Mengen, und seien f : X → Y und g : Y → Z Abbildungen. Dann heißt die Abbildung X → Z g◦f : x 7−→ g (f (x)) die Verknüpfung von f mit g. X f Y x y g◦f Beispiel 4.8. In der Vorlesung. g Z z