Prof. Dr. Hans-Werner Hahn Vorlesung WS 2011/12 Mi 8-10 REVOLUTIONEN UND REFORMEN: EUROPA 1780/89-1815 14. Niedergang der napoleonischen Herrschaft. M. ERBE, Revolutionäre Erschütterung und erneuertes Gleichgewicht. Internationale Beziehungen 1785-1830, Paderborn 2004. Henry A. KISSINGER, Großmacht-Diplomatie. Von der Staatskunst Castlereaghs und Metternichs, Düsseldorf/Wien 1962. P. KRÜGER, Das unberechenbare Europa. Epochen des Integrationsprozesses vom späten 18. Jahrhundert bis zur Europäischen Union, Stuttgart 2006. Volker SELLIN, Die geraubte Revolution. Der Sturz Napoleons und die Restauration und Europa, Göttingen 2001. I. Widerstand gegen die napoleonische Herrschaft 1808/09 Nachdem Napoleon 1808 auch Spanien seinem Einflussgebiet untergeordnet und seinen Bruder Joseph als König eingesetzt hatte, stieß seine Herrschaft in Europa auf zunehmenden Widerspruch. In Spanien begann ein von England unterstützter, für Napoleon sehr verlustreicher Guerillakrieg gegen die Franzosen. 1809 kam es zur Erhebung Österreichs unter dem Grafen Stadion. Die Wiener Politik wollte sich mit dem durch die Niederlagen und Gebietsabtretungen verbundenen Machtverlust auf Dauer nicht abfinden. Nachdem die Staatsführung eine Zeitlang zwischen Anpassung und Widerstand geschwankt hatte, setzte sich im Herbst 1808 die Kriegspartei durch. Johann Philipp Graf von Stadion, leitender Minister und treibende Kraft der antinapoleonischen Partei in Wien, gründete seine Vorwärtsstrategie auf drei Hoffnungen. Erstens hoffte er auf eine Unterstützung durch die europäischen Mächte. Tatsächlich aber griffen Russland, Preußen und England dann nicht in den österreichisch-französischen Krieg von 1809 ein. Zweitens rechnete Wien damit, dass Napoleon durch die Guerillakämpfe in Spanien entscheidend geschwächt sei, zumal sich auch in Frankreich die Unzufriedenheit über die expansive Politik Napoleons verstärkte. Drittens setzte der reichspatriotisch gesinnte Graf von Stadion bei seiner Entscheidung zum Kampf gegen Napoleon auf einen nationalen Volkskrieg der Deutschen für die Wiederherstellung des aufgelösten Reiches und organisierte zu diesem Zweck eine groß angelegte nationale Propagandakampagne. Von den Aufstandsaktionen, die vor allem im nördlichen Deutschland unternommen wurden, ging dann aber keine Signalwirkung aus. Die österreichische Bevölkerung verhielt sich ruhig. Nur in Tirol erhob sich das Volk gegen die napoleonische und bayerische Herrschaft. Der von Andreas Hofer geführte Aufstand trug jedoch eher Züge eines konservativen, auch gegen die bayerischen Reformen gerichteten Regionalismus als Züge eines „nationalen“ Befreiungskampfes. Der Aufstand blieb Episode, Hofer wurde gefangen genommen und hingerichtet. Nicht die Volkserhebungen, sondern die Kämpfe der regulären Armeen führten schließlich die militärische Entscheidung herbei. In der Schlacht von Aspern vom 21./22. Mai erlitt Napoleon zwar gegen die von Erzherzog Karl geführten österreichischen Truppen seine erste Niederlage, wenig später verlor aber Österreich den Krieg in der Schlacht bei Wagram am 5./6. Juli 1809 und musste sich erneut dem Diktat Napoleons unterwerfen. Der am 14. Oktober desselben Jahres geschlossene Friede von Schönbrunn wies der Habsburgermonarchie eine halbselbständige Stellung im Südosten des napoleonischen Hegemonialsystems zu. Nach der österreichischen Niederlage übernahm Klemens Lothar Wenzel Graf (seit 1813 Fürst) von Metternich die Leitung der Wiener Politik. Als Staatsmann des 18. Jahrhunderts, aber mit Blick auf die neuen Realitäten, orientierte er sich an den gegebenen 1 Machtverhältnissen. Seine Hauptsorge galt der Existenzsicherung des geschrumpften österreichischen Staates. Eine gewisse Garantie bot die von Metternich eingefädelte Heirat der Kaisertochter Maria Luise mit Napoleon. Diese dynastische Verbindung erweiterte den Handlungsspielraum der österreichischen Politik. Sie hob das Abhängigkeitsverhältnis zum französischen Kaiserreich aber nicht grundsätzlich auf. Erst im Verlauf der Kriege gegen die napoleonische Herrschaft 1813/14 und bei den Verhandlungen über die Neuordnung Europas errang die Habsburgermonarchie wieder die Stellung einer Großmacht. Napoleon schien damit weiter zu dominieren, zumal auch Russland noch auf seiner Seite stand. Die Allianz, die Napoleon und Alexander auf dem Erfurter Fürstentag 1808 nochmals zu bekräftigen versucht hatten, wurde aber wegen der Mittelmeer- und Ostseepolitik Napoleons (wenig Rücksicht auf russische Empfindlichkeiten) und die Folgen der Kontinentalsperre immer brüchiger. II. Wirtschaftskrieg und Kontinentalsystem Die Kontinentalsperre knüpfte unmittelbar an den seit 1793 geführten englischfranzösischen Krieg um Kolonialbesitz und Handelsmacht an und erreichte in der Rheinbundära ihren Höhepunkt. Nach der Seeschlacht von Trafalgar 1805 trieb Napoleon, um das auf dem Meer unbesiegbare britische Empire auf dem Kontinent zu schlagen, konsequent die Europäisierung des Konfliktes voran. Das bedeutete einmal die Unterwerfung aller Staaten – auch der befreundeten und verbündeten Länder – unter die am 21. November 1806 in Berlin verkündete und durch weitere Dekrete verschärfte Kontinentalsperre. Sie hatte das Ziel, die britische Industrie von den kontinentalen Rohstoffreserven und Absatzmärkten abzuschneiden. Zugleich lief die Europäisierung des englisch-französischen Handelskrieges auf die Unterordnung aller europäischen Länder unter das napoleonische Kontinentalsystem hinaus. Um den französischen Produkten die Märkte des Kontinents zu reservieren und das Kaiserreich von der Konkurrenz anderer Länder abzuschirmen, zwang Frankreich die europäischen Staaten, seine Zolltarife und Handelsverträge anzuerkennen. Politisch zahlte sich diese aggressive Wirtschaftspolitik Napoleons, der ganz Europa wie eine Kolonie ansah und behandelte, nicht aus. Im Gegenteil, der Wirtschaftskrieg und die Eroberungspolitik, die sich gegenseitig bedingten und verstärkten, entfalteten eine Eigendynamik, die der Herrschaft Napoleons ein Ende setzte. Die ökonomischen Auswirkungen von Kontinentalsperre und Kontinentalsystem auf die deutschen Länder waren zwiespältig. Verluste erlitten vor allem die Handelsplätze an der Nord- und Ostsee, wenngleich der Schmuggel und die nur vorübergehende Umleitung von Handelsströmen den Schaden in Grenzen hielten. Sodann gerieten bestimmte von den Überseemärkten abgeschnittene Regionen und Wirtschaftszweige in Schwierigkeiten, wie zum Beispiel das Textilgewerbe im Großherzogtum Berg, das Leinengewerbe in Nordwestdeutschland oder der Getreide- und Holzexport in Preußen. Demgegenüber profitierten vor allem die Eisen- und Textilindustrie am linken Niederrhein, aber auch die Baumwollherstellung besonders in Sachsen von dem Schutz vor der überlegenen britischen Konkurrenz. In sozialer Hinsicht förderten die mit der napoleonischen Wirtschaftspolitik verbundenen Entwicklungen den Aufstieg eines modernen Wirtschaftsbürgertums. Während dieser Teil der Gesellschaft von der napoleonischen Herrschaft profitierte, trug die Wirtschafts- und Handelspolitik Napoleons in weiten Teilen der übrigen Gesellschaft ebenfalls zur Unzufriedenheit bei. Vor allem aber litten die Menschen in Europa unter den ständigen Kriegen, die zur Sicherung der Kontinentalsperre geführt wurden. 2 III. Russlandfeldzug Daniel FURRER, Soldatenleben. Napoleons Rußlandfeldzug, Köln/Wien/Weimar 2012. Die Widersprüche der napoleonischen Herrschaft über Europa führten schließlich auch ihr Ende herbei. Der Niedergang der napoleonischen Macht setzte voll ein, als der Kaiser 1812 versuchte, die größte Macht des Kontinents, die sich seinen Vorgaben nicht unterwerfen wollte, niederzuringen. Russland hatte seit 1792 mehrfach in antifranzösischen Koalitionen gekämpft, war 1805 und 1807 von Napoleon geschlagen worden. 1807 hatte der seit 1801 regierende Zar Alexander I. mit Napoleon den Frieden von Tilsit geschlossen, der eine französisch-russische Partnerschaft zu begründen schien. Russland überließ seine Mittelmeerposition Frankreich und durfte sich dafür das bislang schwedische Finnland einverleiben. Die Allianz, die Napoleon und Alexander auf dem Erfurter Fürstentag 1808 nochmals zu bekräftigen versuchten, war aber von Anfang an brüchig. Napoleon nahm in seiner Mittelmeer- und Ostseepolitik immer weniger Rücksicht auf russische Empfindlichkeiten. Er griff durch die Annexion Norddeutschlands, das 1811 dem französischen Kaiserreich einverleibt wurde, tief in Interessensphären der Russen ein; und er verlangte vor allem, dass sich Russland am Wirtschaftskrieg gegen England beteiligen sollte. Ein Anschluss an die Kontinentalsperre ohne Ersatzmärkte musste langfristig den Ruin der russischen Wirtschaft bedeuten. Da Napoleon diese Märkte nicht bieten konnte und für Frankreich selbst 1810 den Englandhandel teilweise wieder aufnahm, den er anderen verbot, ging der Zar daran, die Kontinentalsperre zu umgehen. Ein Kampf gegen Napoleon war im Lande populär, weil der Kaiser der Franzosen bei Konservativen als Vollender der verhassten Revolution galt und bei liberalen Kreisen wiederum als eroberungswütiger Tyrann und Verräter der freiheitlichen Ideale. Napoleon war nicht bereit, diese Schwachstelle seines Systems hinzunehmen. Seit 1811 bereitete er daher einen großen Feldzug gegen Russland vor. Im Juni 1812 brach der Krieg aus. Der Zar hatte gemeinsam mit England die sechste Koalition gegen Frankreich gebildet. Er war Frankreich allerdings zahlenmäßig weit unterlegen. Weder Österreich noch Preußen sahen sich imstande, einer Koalition gegen Napoleon beizutreten. Im Gegenteil, sie mussten sich mit Hilfskorps am Russland-Feldzug beteiligen. Preußen wurde darüber hinaus wichtigstes Aufmarsch- und Durchmarschgebiet der großen Armee, die Napoleon nach dem Fürstentag zu Dresden im Juni 1812 nach Russland führte. Zwei Drittel dieser 600 000 Mann Armee stammten gar nicht aus Frankreich, sondern aus Deutschland, Italien und Polen. Napoleon hoffte auf eine rasche Entscheidung, doch gegen die russische Strategie der hinhaltenden Verteidigung und des Rückzuges in den weiten russischen Raum war er angesichts der Versorgungsprobleme bald machtlos. Erst vor Moskau kam es am 7. September 1812 in der Schlacht von Borodino zur militärischen Auseinandersetzung zwischen Napoleon und den von Marschall KUTUSOW geführten russischen Truppen. Napoleon gewann zwar unter schweren Verlusten und zog am 14. September 1812 in Moskau ein. Doch die von den Bewohnern verlasse Stadt wurde am 15. September von Russen in Brand gesetzt und zu drei Vierteln zerstört. Napoleon wartete bis zum 19. Oktober vergeblich auf Friedensangebote des Zaren. Dann musste er wegen fehlender Verpflegungsreserven den Rückzug antreten. Die Kälte des einbrechenden Winters, die Nachschubprobleme, der Hunger, Krankheiten und Angriffe der nachrückenden russischen Truppen ließen seine Armee auf weniger als hunderttausend Mann schrumpfen. Besonders verlustreich war der Übergang über die eisige Beresina, wo Ende November 1812 viele Soldaten dem Geschützfeuer der Russen zum Opfer fielen. Am 5. Dezember 1812 verließ Napoleon die stark dezimierte Armee (30 000 Mann), um in Eilmärschen nach Paris zurückzukehren. Hier traf er am 18. Dezember 1812 ein und unternahm sogleich alle Anstrengungen, um militärische und politische Fehler wieder wettzumachen. 3 IV. Deutscher Frühnationalismus und Freiheitskriege P. BRANDT, Die Befreiungskriege von 1813 bis 1815 in der deutschen Geschichte, in: DERS. (Hrsg.), An der Schwelle zur Moderne. Deutschland um 1800, Bonn 1999, S. 83-115. J. ECHTERNKAMP, Der Aufstieg des deutschen Nationalismus (1770-1840), Frankfurt/ Main 1998. U. PLANERT, Der Mythos vom Befreiungskrieg. Frankreichs Kriege und der deutsche Süden: Alltag – Wahrnehmung – Deutung. 1792-1841, Paderborn 2007. Die Führungsrolle im Kampf gegen Napoleon fiel nun Zar Alexander I. zu. Er entschloss sich gegen den Widerstand seiner wichtigsten Generäle zur Fortsetzung des Kampfes. Der Zar ließ sich - beeinflusst von seinem polnischen Jugendfreund und zeitweiligem Außenminister Czartoryski und dem Florentiner Abbé Piattoli - in die Rolle eines Befreiers der unterdrückten Völker hineindrängen. Den befreiten Völkern wollte er eine "freie und kluge Verfassung" geben, die den konstitutionellen und nationalen Wünschen entsprach und sowohl dem inneren wie dem äußeren Frieden zugute kommen sollte. Alexander unterstützte sowohl die liberale spanische Verfassung von 1812 als auch Verfassungspläne in den deutschen Staaten. Die liberalen Neigungen des Zaren, die sich gut in die spezifisch russischen Großmachtinteressen einbauen ließen, waren am Ende nur von kurzer Dauer. Zunächst aber weckten sie gerade in Deutschland große Hoffnungen. Zahlreiche preußische Reformer waren gezwungenermaßen oder aus Enttäuschung über die zögernde Politik des eigenen Königs in russische Dienste getreten (Freiherr vom Stein, die Militärreformer Gneisenau und Clausewitz) und unterstützten in ihren Positionen den Zaren. Wesentlich vorsichtiger taktierten der preußische König Friedrich Wilhelm III. und sein Staatskanzler Hardenberg. Nach dem Fiasko des Russlandfeldzuges gerieten sie aber am 30. Dezember 1812 in Zugzwang, als der konservative preußische General von York das preußische Hilfskontingent von Napoleons Armee abspaltete und eigenmächtig im ostpreußischen Tauroggen einen Neutralitätsvertrag mit Russland abschloss. Nach diesem in der preußischen Militärgeschichte ungewöhnlichen Akt organisierte der Freiherr vom Stein in Ostpreußen Landwehr und Landsturm. Er proklamierte vor den ostpreußischen Landständen den Krieg gegen Frankreich. Ende Februar 1813 gelang es den Reformkräften in Preußen, auch die Bedenken des noch zögernden Königs zu zerstreuen. Friedrich Wilhelm III. verließ das besetzte Berlin, ging nach Breslau und schloss am 28. Februar 1813 mit Russland das Kriegsbündnis von Kalisch. Wenig später stiftete er das „Eiserne Kreuz“ und rief sein Volk zum Kampf gegen Napoleon auf. Es ist umstritten, inwieweit der preußische König dabei den von der neuen Nationalbewegung ergriffenen "Kräften des Volkes" nachgab. Im Laufe des 18. Jahrhunderts war vor allem im Bildungsbürgertum ein neues, zunächst kulturelles Nationalgefühl gewachsen, das nun gerade in Preußen durch die geschickte Propaganda der Wortführer auch politisch immer wirksamer wurde (Fichte, Arndt, Jahn). Am Ende des Befreiungskampfes sollte ein einheitlicher deutscher Staat stehen, der auch die freiheitspolitischen Zielsetzungen der Nationalbewegung (Verfassung, Rechtsvereinheitlichung und -gleichheit) erfüllte. Man darf allerdings die Stoßkraft und innere Geschlossenheit dieser frühen Nationalbewegung nicht überschätzen. Die Vorstellungen von der politischen Ordnung und das Ausmaß der mit ihr verbundenen Freiheitsvorstellungen gingen in Deutschland noch weit auseinander. Zudem setzte sich die Widerstandsbewegung gegen Napoleon (Kriegsfreiwillige) noch aus sehr heterogenen Elementen und unterschiedlichen Motivationen zusammen (liberale Bildungsbürger, Adel, königstreue und konservative Bauern). Die unterschiedliche Interessenlage der beteiligten Freiwilligen wurde durch die Parole von der „deutschen Freiheit“, die sich bei manchen auf die äußere Freiheit beschränkte, nur notdürftig überdeckt. 4 V. Das Ende der napoleonischen Hegemonie und die Neubegründung des europäischen Gleichgewichtssystems: Der Kampf gegen Napoleon trug anfangs auch in Deutschland Züge eines Volkskrieges. Russland und Preußen versprachen in der Proklamation von Kalisch vom März 1813 den Deutschen die Wiedergeburt eines ehrwürdigen Reiches und die Achtung der Rechte der Völker. Als Österreich während des Waffenstillstandes vom 2. Juni bis zum 10. August 1813 unter Außenminister METTERNICH auf die Seite der antinapoleonischen Koalition trat, änderte sich jedoch der Charakter des Krieges. Ziel Metternichs war es, die Konflikte in die überschaubaren Bahnen traditioneller Kabinettspolitik zu leiten und innenpolitische Risiken einer Volkserhebung zu bannen. Es gelang ihm, die Ziele der Koalition an die österreichischen Positionen anzupassen. Fortan ging es beim Kampf gegen Napoleon weniger um die Zukunft der Völker, sondern mehr um dynastische Rechte, Machtinteressen und das europäische Gleichgewicht. Das 1713 erstmals vertraglich festgehaltene Gleichgewichtsprinzip sollte eine neue Ära des Friedens begründen. Neben Metternich war England unter seinem Außenminister CASTLEREAGH der Hauptverfechter dieses Prinzips. England wollte Ruhe auf dem Kontinent, um besser Weltpolitik treiben und wirtschaftlich expandieren zu können. Die Habsburger Monarchie wollte das Gleichgewicht, weil sie am stärksten von französischen, aber auch neuen russischen Expansionstendenzen betroffen war und jede Förderung nationaler Bestrebungen als Gefahr für das eigene Vielvölkerreich ansah. Mit dieser Entwicklung waren machtpolitisch wichtige Vorentscheidungen gefallen. Hinzu kam, dass Metternich schon im August 1813 dem von Napoleon abfallenden Bayern eine Garantie seiner souveränen Existenz versprach, damit die seit 1803 eingetretenen Veränderungen akzeptierte und eine wichtige Vorentscheidung für die föderative Gestaltung der deutschen Dinge traf. VI. Völkerschlacht von Leipzig und 1. Pariser Friede Nach der Völkerschlacht von Leipzig (16.-19. Oktober 1813) brach Napoleons Macht endgültig zusammen. Am 6. April 1814 dankte der inzwischen auch innenpolitisch unter starkem Druck stehende Napoleon ab und ging auf die ihm verbleibende Insel Elba. Der französische Senat bereitete die Einführung einer konstitutionellen Monarchie unter den Bourbonen vor. Die 1814 in Frankreich eingeführte "Charte constitutionelle" schien reformerische Hoffnungen zu bestätigen. Sie war der Versuch eines Kompromisses zwischen den legitimistischen Ansprüchen des früheren französischen Königshauses und dem von der Revolution eingeführten Prinzip der Volkssouveränität, wobei sich in wichtigen Fragen am Ende doch der Monarch behauptete. Am 31. Mai 1814 schlossen die europäischen Mächte mit dem besiegten Frankreich den 1. Frieden von Paris. Das wieder von den Bourbonen regierte Frankreich (Ludwig XVIII.) erhielt relativ milde Friedensbedingungen. Zum einen hing dies mit der Architektur des europäischen Gleichgewichtssystems zusammen, in dem Frankreich weiter die Rolle einer Großmacht spielen sollte. Zum anderen sollte der relativ milde Frieden auch die neue Herrschaft der Bourbonen stützen. 5