Zweite Einleitung in die Wissenschaftslehre

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Universität Trier SS 2010
Fachbereich I: Philosophie
Proseminar: Fichte: Einleitungen in die Wissenschaftslehre
Dozent: Thomas Hoffmann
Referentinnen: Katharina Bohr, Dilek Adam
Datum: 18.05.2010
Johann Gottlieb Fichte
Zweite Einleitung in die Wissenschaftslehre (Abschnitte 1-4)
Abschnitt 1:
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für unbefangene Leser, die noch nicht über ein eigenes philosophisches System
verfügen, ist die gegebene Erste Einleitung in die Wissenschaftslehre ausreichend
Lesern allerdings, die schon über ein solches philosophisches System verfügen,
gestaltet sich die Betrachtung etwas schwieriger: sie haben eine allgemeingültige
Methode zurecht gelegt und alles, was dagegen spricht, kennzeichnen sie als falsch
Bau und Bedeutung der Wissenschaftslehre unterscheidet sich völlig von dem
Bau und der Bedeutung anderer philosophischer Systeme
Unterscheidung zwischen 2 Arten philosophischer Herangehensweisen:
Philosophen anderer Systeme
Philosophen der Wissenschaftslehre
- Begriff (unklar woher er stammt und
- Gegenstand ihres Denkens: etwas
woraus er sich zusammensetzt) wird
Lebendiges, Tätiges
analysiert und mit einem anderen
- Erzeugt aus sich selbst und durch
Begriff (ebenfalls unklar, woher er
sich selbst Erkenntnisse
stammt) kombiniert
- Lässt Grenzen des Objektes
 daraus entsteht dann ihre
unberührt
Philosophie (d.h. in ihrem
- Versetzt das Lebendige in
eigenen Denken)
zweckmäßige Tätigkeit
- arbeitet mit einer „toten Masse“
- Philosoph beobachtet nur
- Herstellung eines Kunstproduktes
- Aufgabe des Philosophen:
- Objekt, mit dem er arbeitet
Das Lebendige in eine Tätigkeit zu
konzentriert sich nur auf die Materie,
versetzen, ihm dann zuzusehen, es
innere, selbsttätige Kraft bleiben
aufzufassen und als Eins zu begreifen
außen vor
- Sache des Philosophen, auf die
- Diese „Masse“ wird alleine durch
Erscheinungen aufzumerken, sie zu
das Hinzutun des Philosophen ein
verfolgen, zu verknüpfen
von ihm schon vorher überlegter
- Nicht seine Sache, wie das Objekt
Begriff
sich äußert -> tötet das Objekt nicht
- Die Handlung derjenigen ist die
ab, sondern akzeptiert es, wie es ist
Erscheinung selbst
- Die Handlung ist nicht die
- das Misstrauen gegenüber ihren
Erscheinung selbst, sondern nur der
eigenen Regeln muss geweckt
Begriff von ihr
werden
- nicht generalisierbar, da aus eigenem
Denken entstanden
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> Fichte stellt die anderen Systeme als etwas selbst Erdichtetes dar, während das in der
Wissenschaftslehre dargestellte höchste Prinzip aus sich selbst heraus existiert
-
Wissenschaftslehre unterscheidet 2 Reihen:
 Die des Ich, welches der Philosoph beobachtet
 Die Beobachtungen der Philosophen
-> andere kritisieren das, weil sie das in ihren Systemen nicht akzeptieren (sie kennen nur
eine Reihe: die der Gedanken der Philosophen)
Abschnitt 2:
-
-
Frage, die die Wissenschaftslehre zu klären hat:
 „Woher das System der vom Gefühle der Notwendigkeit begleiteten
Vorstellungen?“ (Zur Erinnerung: System der vom Gefühle der
Notwendigkeit begleiteten Vorstellungen: Erfahrung) -> „Mit welcher
Berechtigung schreiben wir subjektiven Vorstellungen Objektivität zu?“
bei der Frage wird davon ausgegangen, dass das Objekt des Bewusstseins das
Bewusstsein selbst sei -> daher kann man von keinem Sein, außer einem Sein für uns
selbst sprechen -> In der Wissenschaftslehre sind Objekt und Subjekt eins
Abschnitt 3:
-
Wer nimmt die Abstraktion von allem Sein vor?
Liegt offenbar in der Reihe des philosophischen Räsonnements (vernünftige
Überlegungen, vgl. 1. Einleitung S. 34) -> 2. Reihe: Gedanken der Philosophen
-
Grundbehauptung der Philosophen:
 „So wie das Ich nur für sich selbst sei, entstehe ihm zugleich notwendig ein
Sein außer ihm“
Ich
- Der Grund des Seins ist im Ich begründet
- Bedingende
Sein (außerhalb von ihm)
- Das Sein wird durch das Ich bedingt
- Bedingte
Selbstbewusstsein
- beide sind notwendigerweise
miteinander verbunden
- das Bedingende
Bewusstsein eines Etwas
- beide sind notwendigerweise
miteinander verbunden
- das Bedingte
 das „Sein“ kann nicht wie das Ich für sich selbst sein!
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Abschnitt 4:
Was gehört den Beobachtungen der
… dem Ich?
Philosophen zu, was …
- Faktum des System der gesamten
- Das Ich geht nur in sich selbst zurück
Erfahrung schon vorhanden
- Phil. kann sich so ausdrücken, wie er
möchte, weil er die Erfahrungen
schon gemacht hat und die dazu
erforderlichen Begriffe schon kennt > deshalb kann man ihn verstehen
-
Behauptung: „Ich geht zurück in sich selbst“
 Ist dieses Ich schon vor dieser Einkehr in sich selbst vorhanden?
 Muss ein Ich vorhanden sein, um eine Handlung möglich zu machen?
 „Philosophie setzt schon voraus, was sie erklären soll“
-
Zurückgehen in sich selbst ist keine Modifikation des Bewusstseins
Akt des In- Sich- Kehrens des „Ich“

Akt bringt kein Bewusstsein zustande

deshalb schließt man auf einen anderen Akt; dadurch entsteht ein Nicht- Ich

erst durch den anderen Akt ist das System der Erfahrung möglich

es entsteht nur die Möglichkeit des Selbstbewusstseins; kein richtiges Bewusstsein
Frage: „Wie verhält es sich dagegen mit dem Philosophen als solchem?“
 Der Philosoph merkt auf das Ich auf, damit auch auf den Akt des In- SichKehrens
- Akt: willkürlich, mit Freiheit in sich
-> „wird die Philosophie dadurch, dass sie durch einen willkürlichen Akt zustande
gebracht wird, nicht zu einem Hirngespinst?“
-
-
Laut Fichte: Diese Handlung ihrer Natur nach objektiv: ich bin für mich, das ist
Faktum.
durch jedes weitere Handeln kommt etwas anderes zustande
 Jedes Handeln ist nun der Begriff des Ich und der Begriff des Ichs ist der
Begriff jenes Handelns
 Ein Handeln und der Begriff des Ich sind dasselbe, d.h. ein Handeln ist also
unser Ich selbst
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-
Philosoph: besitzt die Fähigkeit darüber nachzudenken, was er vorher gedacht hat,
gedacht zu haben und was er eigentlich jetzt denkt
 das er über sich selbst denkt ist in seinem Bewusstsein unmittelbar deutlich
Ich
-> etwas ganz anderes als die eigenen Gedanken
Eigener Gedanke -> subjektiv, jedem Gedanken geht ein anderer Gedanke voraus
-
Ob der Gedanke des Ich über eine objektive Gültigkeit verfügt, darüber kann auch die
Wissenschaftslehre keinerlei Auskunft geben
Schlussfolgerung:
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
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Jeder muss eigenständig die Verbindung zwischen Subjekt und
Objekt erkennen und begreifen
Eindeutig ist jedoch, dass der Philosoph seinem Handeln (also
dem Ich) unmittelbar zu bzw. es anschaut, da er weiß, was er tut
weil er selbst es tut
Was Handeln ist, lässt sich nur anschauen; man kann es nicht
aus Begriffen entwickeln und durch Begriffe mitteilen
Das Wort „Ich“ und der Begriff „In sich zurückkehrendes
Handeln“ drücken völlig identische Begriffe aus, d.h., dass das
in sich zurückkehrende Handeln das „Ich“ ist!
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