Handlungsbegriff in der modernen Soziologie

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Der Handlungsbegriff in der modernen Soziologie
Handlungsbegriff in der modernen Soziologie
Die drei Schritte der Erklärung gesellschaftlicher Vorgänge
Alle gesellschaftlichen Prozesse drehen sich, letztlich, um die Reproduktion befriedigender Zustände des alltäglichen
Lebens.
Die Erklärung gesellschaftlicher Vorgänge erfordert die Erklärung dreier Schritte:
1.
Die „Logik der Situation“, die Untersuchung der Situation
2.
Die „Logik der Selektion“, die Untersuchung des Handelns
3.
Die „Logik der Aggregation“ , die Untersuchung der Folgen des Handelns.
Was ist Handeln
Das Handeln ist en Verhalten. Hierbei unterscheidet man:
-
Ob das Verhalten erlernt oder genetisch vorbestimmt ist.
-
Ob man spontan handelt (als Reaktion) oder bewusst (man hat mindestens eine Alternative und man verfolgt
ein Subjektives Ziel).
Das Subjektive Ziel
In den meisten Fällen ist dass Erkennen des Wahren Zieles nicht einfach, oder gar möglich, den Menschliches handeln
verbirgt meistens einen praktischen Syllogismus (sie benutzen logische Schlussfolgerungen): Wenn ich das Ziel Z habe,
und um dieses zu erreichen A brauche, dann werde ich alles tun um an A ranzukommen.
Doppelte Hermeneutik (Hermeneutik heisst etwas interpretieren, also, doppelte Interpretation)
Um ein menschliches Verhalten zu erklären muss man also die subjektiven Ziele (Bewertungen und Erwartungen)
verstehen. Diese persönlichen Vorstellungen der Dinge und Situationen werden „Konstruktionen erster Ordnung
genannt“.
Die Sozialwissenschaftlichen Modelle und Theorien, die ja weit über das Handeln der einzelner Menschen
hinausgreifen, werden also als „Konstruktionen zweiter Ordnung“ bezeichnet.
Die Tatsache dass die Konstruktionen zweiter Ordnung die Konstruktionen erster Ordnung enthalten, nennt man
Doppelte Hermeneutik.
Die Wert-Erwartungstheorie
Wähle die Alternative, bei der Du etwas für Dich möglichst zuträgliches bekommst, die aber auch vergleichsweise
leicht und wahrscheinlich zum Ziel führt! Oder anders gesagt: Strebe keine Dinge an, die Dir schaden, ebenso wie
solche, die zwar interessant, aber unerreichbar sind (erfolgt im as-Modus).
Zweck-Rationalität (Homo Öconomicus)
Der Akteur kennt alle Alternativen, hat eindeutige geordnete Präferenzen für die verschiedenen möglichen
Konsequenzen, und ist über die Wirksamkeit der verschiedenen Alternativen perfekt informiert. Dieses Phänomen tritt
in seiner reinsten Form niemals auf, (erfolgt im rc-Modus).
Mensch als Gesellschaftliches Wesen (Homo sociologicus)
Der Mensch ist ein Passiver Akteur, sein Handeln wird ganz und gar von der Gesellschaft gesteuert. Er Verhält sich
seinem gesellschaftlichen Stand gemäss und handelt nur nach den gegebenen Normen. Sein Ziel ist es sozialer
Sanktionen zu entgehen. Die Gesellschaft gibt also die Ziele vor (Anerkennung z.B.) und zeigt den weg dazu (du musst
studieren um einen guten Job zu bekommen).
Drei Typen des Handelns
Wertrationales Handeln
Ein Akteur folgt einem ihm unbedingt Wert, auch wenn die Kosten dafür hoch und andere Alternativen verlockend sind
er lässt sich also nicht durch materielle Interessen leiten, sonder ausschliesslich durch das „ideelle Interesse nach einer
Sinnordnung der Welt“. Dieses Verhalten kann man als Rational bezeichnen, weil der Akteur sich seiner Entscheidung
bewusst ist.
Affektuelles Handeln
Dieses Handeln folgt einem, genetisch oder gelernten emotionalen Programm, dieses wir von entsprechenden Gefühlen
begleitet (Wutanfälle z.B.).
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Traditionales Handeln
Dieses folgt ebenfalls einem gewissen Programm. Im Unterschied zum Affektuellen Handeln ist es jedoch emotionsfrei.
Es folgt über Habitualisierung erworbenen Programmen der automatischen Abwicklung. Der Unterschied zwischen
rationalem und normativen Handelns, ist dass das rationale an den Konsequenzen orientiert ist.
Begrenzte Rationalität und normatives Handeln
Der Hintergründ aller dieser Unterscheidungen ist die (deutlich) begrenzte Rationalität der Menschen. Die Begrenzung
liegt besonders in der mangelnden Fähigkeit zur Informationsverarbeitung, und an den oft hohen Kosten für die
Beschaffung der eigentlich nötigen Informationen.
Um trotzdem Entscheidungen zu treffen, halten sich Menschen an einfachen und bekannten Mustern fest. Auch wenn,
oder gerade wenn, die Situation komplexer wird.
Diese einfachen Muster (normatives Handeln) die der Mensch befolgt, stammen von in der Vergangenheit erworbenen
Regeln, demnach berücksichtigen nicht die in der Zukunft liegenden Konsequenzen. Das heisst, man benutzt immer das
gleiche Handlungsschema, auch wen die Situation immer anders ist, dass erklärt wieso sich Situationen, trotz gleichem
Handeln nicht gleich entwickeln.
Heuristiken (die Kunst wahre Aussagen zu finden)
Wir haben gesehen dass der Mensch nach gewissen Programmen handelt, es gibt jedoch Situationen in den er rational
zu handelt. Zwischen diesen zwei Extremformen gibt es eine Reihe von Zwischenstufen oder Heuristiken. Die Wahl der
Heuristik entscheidet sich je nach Gegebenheit. Je „rationaler“ eine Heuristik ist, umso aufwändiger ist sie auch
(Informationen sammeln und auswerten), dafür ist sie objektiver und ermöglicht bessere Entscheidungen. Umgekehrt, je
„automatischer“ die Heuristik ist, desto leichter ist sie. Bei vielen Alltagsituationen lohn sich eine stark
„rationale“ Heuristik nicht.
Dual-Process Theorie
Ihr Gegenstand ist die Erklärung der Selektion automatischer versus stärker belaborierter Heuristiken. Sie versucht also
die Bedingungen zu spezifizieren, unter denen die Akteure der einen oder der anderen Logik folgen: war der Auslöser
der Handlung, ein von einem rassistischen Stereotyp gesteuerter Impuls, oder war es das Resultat einer gut
abgewogener Überlegung?
Der Theorie zufolge, folgt die Aktivierung eines mentalen Modells (Stereotyp) einem Match: zwischen typischen
symbolischen Reizen in der Situation bestimmten, damit assoziierten gedanklichen Vorstellungen (man folgt dem
Modell ohne es zu hinterfragen, auch im automatisch-spontanen Modus „as-Modus“ handeln genannt). Erst bei einer
unerwarteten Störung des Matchs besteht die Chance auf eine „rationale“ Beurteilung. Z.B. Ich will in der Post eine
Einzahlung machen. Ich gehe in die Post rein, da es nicht das erste Mal ist das ich das tue erkenne ich die Situation
augenblicklich wieder (der Match ist also die Post die mir vertraut ist), und das Verhaltungsmodell wird aktiviert. In der
Praxis sagt mir das Modell nun, „ich muss ein Ticket ziehen und warten“. Wen dieses Modell aber gestört ist, die
Papierrolle des Ticketautomaten ist fertig, dann bin ich gezwungen „rational“ zu denken, „wie gehe ich mit der mir
unvertrauten Situation um, was tue ich jetzt?“.
Das Modell der Frame-Selektion
Um ein Handeln logisch korrekt erklären zu können, benötigt man eine als Gesetz formulierte Handlungstheorie. Das ist
etwas dass die Dual-Process Theorie nicht liefern kann, darum hat man sie überarbeiten und Frame-Selektion genannt.
Dieses Frame-Selektion Modell geht davon aus, dass vor jedem konkreten Verhalten oder Handeln sowohl ein
bestimmtes gedankliches Modell oder Orientierung aktiviert wird, wie auch der Modus der Selektion der Alternativern,
der jeweils angewandte Grad der Informationsverarbeitung, die jeweils benutze Heuristik also. Dass heisst, wen man
auf ein Match trifft, dann befolgt man nicht einfach nur ein Modell bis es nicht mehr geht, sondern man hat auch immer
Alternativen im Kopf (das auswählen zwischen Alternativen nennt man im reflexiv-kalkulierenden Modus „rc-Modus)
handeln). Statt mich in der Post anzustellen, kann ich auch wieder gehen und ein anderes Mal kommen, oder ich kann
versuchen mich dreist vorzudrängeln. Die gedankliche Orientierung wird als Frame Bezeichnet.
Der Frame definiert die Situation nur als ein Muster, die eigentliche Handlung folgt in einer weiteren Selektion: der
eines Modells des Handelns, dieses wird auch als Skript bezeichnet. Nehmen wir an wir sind in einer gewissen Situation,
je mehr Matches aus dieser Situation auf unserer gedanklicher Vorstellung passen, desto automatischer folgen wir dem
Skript (normatives Handeln).
Die „rationale“ Heuristik wir aber nicht schon allein durch einen Miss-Match angewendet. (Wenn die Papirolle fertig ist,
schalten wir das nächste Modell ein, dass uns sagt: „geht zur Kassiererin und sag ihr dass die Papierrolle fertig ist“,
auch hier überlegen wir nicht lange, weil wir die Lösung dieses Problems schon aus anderen Situationen kennen).
Damit ein Mensch anfängt zu denken (Entscheidungen nach der Wert-Erwartungstheorie zu treffen), braucht es drei
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Bedingungen: es muss eine hinreichen hohe Motivation geben (es ist uns wichtig), wir müssen genug Zeit haben um die
Folgen des neuen Handelns zu berechnen und die Kosten um uns die Informationen über die Situation zu beschaffen um
sie richtig einzuschätzen, dürfen nicht zu hoch sein.
Variable Rationalität
Wider stellt sich die Frage wie man Handeln soll wen die Informationen die man dazu hat sehr begrenzt sind, wir haben
gesehen dass man dafür Modelle benutzt, die sich durch Matches selbst aktivieren. Wen dem aber nicht so ist, dann
wählt man eben die Logik, bei der es um einen nennenswerten Ertrag geht und die bei de Problem behilflich zu sein
verspricht. Nochmals, wen man nicht mehr weiter weis dann wählt man nicht das Handeln sonder die Logik die zum
Handeln führt, man stöbert in der Erinnerung statt voraus zu denken, das erspart Energie und gibt dem Alltagsleben
einen stabilen Rahmen, also Sicherheit.
Das Thomas Theorem
If men define situations as real, they they are real in their consequences. Das verbindet sich mit der self fulfilling
prophecy, soll heissen, wen Menschen z.B. glauben es bedrohe sie eine echte Gefahr obwohl da gar keine ist, dann kann
es passieren das sie sie sich erschaffen, (wie die Aussenpolitik eines gewissen Landes).
Eine „General Theory of Aktion“?
Soziale Situationen und Soziales Handeln
Bis jetzt haben wir nur das Individuum unter die Lupe genommen, und dabei nicht darauf geachtet dass der Mensch in
einer Gesellschaft seine Existenz fristet. Das Verhalten des Einzelnen hängt von dem der Anderen ab und viceversa
(doppelte Kontingenz)
Strategisches Handeln, Interaktion und soziale Beziehung
Strategisches Handeln
Bein strategischem Handeln ist die doppelte Kontingenz am ausgeprägtesten. Die Akteure sind nur an ihren Interessen
orientiert und durch keinerlei kulturelle Prägungen oder normative Vorgaben gebunden. Es können drei Situationen
auftreten:
- Man muss die Handlungen koordinieren indem man Regeln aufstellt.
- Es kommt zu einer Dilemma-Situation, man möchte gerne zusammenarbeiten aber man hat Angst vom Anderen
ausgenutzt zu werden, die Kollaboration kommt nicht zu stande.
- Es gibt einen Konflikt, die Interessen sind so verschieden dass man versucht den Anderen auszuschalten.
Interaktion
Die Interaktion ist ein soziales Handeln, das durch geteilte kulturelle Vorstellungen und wechselseitig vermittelte
symbolische Hinweise gesteuert ist. Wider können davon drei Typen unterscheidet werden, die doch alle stark
zusammenhängen:
- Koorientierung, zwei Akteure orientieren sich an dem gleichen Objekt/Symbol.
- Symbolische Interaktion, ist die wechselseitige Abstimmung über Zeichen und Gesten.
- Kommunikation, die Verständigung über Medien, (die Sprache).
Soziale Beziehungen
Eine soziale Beziehung basiert auf wechselseitig geteilte Orientierungen. Das beginnt mit der Beziehung zwischen zwei
Menschen und endet mit der Hierarchie der Gesellschaft. Soziale Beziehungen werden gesucht und gefordert (Gesetze)
um die Kosten für das eigene Handeln zu sänken, wenn sich jeder an gewisse Beziehungen/Normen hält dann kann man
routiniert durch den Tag schreiten, da man keine unerwartete Situationen befürchten muss. Bei den sozialen
Beziehungen ist die doppelte Kontingenz am schwächsten, da sie von Automatismen bestimmt sind.
Kollektives Handeln
Beim kollektiven Handeln sind alle daran interessiert, ein gewisses „kollektives“ Gut zu schaffen. Alle wissen auch
dass es nötig ist, dass sich möglichst viele daran beteiligen. Aber es kommt nicht dazu weil niemand weis ob der andere
mitmacht oder ob man alle Kosten und Risiken selbst tragen muss. Die Lösung des Problems ist eine
Herrschaftsstruktur.
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