Zusammenfassung

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1. ------IND- 2010 9018 N-- DE- ------ 20101231 --- --- IMPACT
05.11.10
Folgenabschätzung zur Regulierung von mittelkettigen CChlorparaffinen 14-17 (MCCPs) in Verbraucherprodukten
Zusammenfassung ...................................................................................................................... 1
1
Hintergrund und bisheriger Prozess ................................................................................... 3
1.1
Hintergrund ................................................................................................................ 3
1.2
Bisheriger Prozess ...................................................................................................... 5
2
Beschreibung des Problems ............................................................................................... 6
2.1
Stoff oder Stoffgruppe ................................................................................................ 6
2.2
Begriffsbestimmungen und Einschränkungen ........................................................... 6
2.3
Vorkommen ................................................................................................................ 6
2.4
Gesundheitliche Folgen und Umweltfolgen - Risikobewertung .............................. 10
3
Anwendungsbereich ......................................................................................................... 12
3.1
Ermittelte Anwendungen .......................................................................................... 12
3.2
Verbrauch und Potenzial für MCCP-Emissionen .................................................... 12
3.3
Alternativen .............................................................................................................. 16
4
Derzeitige Politik.............................................................................................................. 17
4.1
Nationale Ziele ......................................................................................................... 17
4.2
Bestehende Regulierung ........................................................................................... 18
4.3
Anstrengungen in der EU ......................................................................................... 18
5
Vorschlag für eine Verordnung und Gründe .................................................................... 19
5.1
Vorschlag für eine Verordnung ................................................................................ 19
6
Bewertung von anderen Maßnahmen ............................................................................... 20
7
Folgenabschätzung ........................................................................................................... 21
7.1
Nutzen ...................................................................................................................... 21
7.2
Kosten....................................................................................................................... 22
7.3
Zusammenfassung und Schlussfolgerung ................................................................ 23
8
Bezugsdokumente ............................................................................................................ 24
Zusammenfassung
Die norwegische Regierung schlägt die Regulierung der Herstellung, Einfuhr, Ausfuhr und
des Verkaufs von Verbraucherprodukten, die mittelkettige Chlorparaffine C14-17 (MCCPs)
enthalten vor, wenn der Stoffgehalt in den einheitlichen Einzelteilen des Produkts 0,1
Gewichtsprozent entspricht oder übersteigt. Dieser Vorschlag erfasst keine Produkte mit
speziellen Flammschutzanforderungen (Brandsicherheit) und keine Produkte, für die es keine
zufriedenstellenden Alternativen gibt.
Die norwegische Regierung hat nationale Ziele zur Beseitigung oder wesentlichen
Reduzierung der Freisetzungen von prioritären gefährlichen Stoffen bis 2010 festgesetzt, mit
dem Ziel, sie bis 2020 ganz zu beseitigen, (Vorschlag 1 S (2009-2010) des norwegischen
Umweltministeriums, Vorschlag an das Parlament (Storting) für das Haushaltsjahr 2010). Die
1
in diesem Ziel eingeschlossenen Stoffe sind auf der Liste der gefährlichen Stoffe der
Regierung angeführt (die Prioritätsliste). MCCPs sind einer der Stoffe auf dieser Liste.
Mittelkettige Chlorparaffine (MCCPs) werden als Weichmacher und Flammschutzmittel
verwendet und kommen insbesondere in Produkten wie Gummi und PVC vor, die
anschließend in der Produktion von Kabeln, Bodenbelägen und unterschiedlichen
Verbraucherprodukten verwendet werden. MCCPs werden in der norwegischen
Fertigungsindustrie kaum eingesetzt, kommen aber in Produkten vor, die aus der EU und
anderen Ländern eingeführt werden.
Die Verbrauchs- und Freisetzungszahlen von MCCP zeigen, dass „Produkte“ als
Gruppe das größte Verwendungsgebiet darstellen und über das größte Potenzial zur
Abgabe an die Umwelt verfügen. Berechnungen auf Grundlage von EU-Daten zeigen,
dass im Jahr 2006 etwa 640 Tonnen MCCPs in Verkehr gebracht wurden und dass es
von 1996 - 2006 keine nennenswerte Verringerung bei Verbrauch und Ausbreitung
gegeben hat.
MCCPs kommen in der Umwelt nicht auf natürliche Weise vor. Allerdings ist in der
norwegischen Umwelt eine signifikante Menge an MCCPs nachgewiesen worden, sowohl in
biologischen Materialien und Ablagerungen von Süßwasser- als auch von
Meeresumgebungen (unter anderem in Mjøsa, dem größten See in Norwegen, der eine
wichtige Trinkwasserquelle darstellt). MCCPs wurden im Sickerwasser von Mülldeponien
nachgewiesen und Boden- und Ablagerungsproben von Mülldeponien zeigen, dass Produkte
eine wesentliche Quelle für MCCP-Freisetzungen an die Umwelt darstellen. Darüber hinaus
sind MCCPs auch in Ablagerungen in der Arktis nachgewiesen worden, was auf die
Möglichkeit hindeutet, über weite Entfernungen transportiert werden zu können.
MCCPs sind eingestuft worden als „sehr giftig für Wasserorganismen und können in
Gewässern längerfristig schädliche Wirkungen verursachen“ und wurden in der neuen
technischen Anpassung der EU an die neue Verordnung über die Einstufung, Kennzeichnung
und Verpackung von gefährlichen Stoffen und Gemischen (1. Anpassung an den technischen
Fortschritt (Adaptation to Technical Progress, ATP) von Einstufung, Kennzeichnung und
Verpackung (Classification, Labeling and Packaging, CLP) für die Einstufung mit dem RSatz „Kann Säuglinge über die Muttermilch schädigen“ vorgeschlagen. MCCPs werden in
der Umwelt nachgewiesen und in Muttermilch, Kuhmilch, einigen Meeresfischen und
Meeressäugern festgestellt. Die Aufnahme von MCCPs über Nahrung ist von Bedeutung, da
höhere Werte festgestellt worden sind als die Werte, die von den Biokonzentrationswerten her
erwartet werden konnten.
Belegmaterial zeigt, dass einige Bestandteile von MCCP persistente, bioakkumulierende und
toxische (PBT) Eigenschaften aufweisen, was bedeutet, dass sie sind toxisch,
bioakkumulierend und persistent in der Umwelt sind. Da MCCPs potenziell ein PBTähnlicher Stoff sind, können mit Gewissheit keine akzeptablen Grenzwerte für
Konzentrationen dieses Stoffes in der Umwelt festgelegt werden. Das wichtigste Problem
besteht darin, dass MCCPs von vielen verschiedenen Produkten während ihres gesamten
Produktlebenszyklus durch die Verwendung und die Entsorgung dieser Produkte an die
Umwelt abgegeben wird. Dies gilt insbesondere für Gummi- und Kunststoffprodukte,
einschließlich PVC, wo die Freisetzung signifikant sein kann. MCCPs in Produkten werden
während ihrer Nutzungsdauer nicht umgewandelt; die gesamte in den Produkten enthaltene
Menge kann durch die Verwendung dieser Produkte oder bei Entsorgung der Produkte als
2
Abfall an die Umwelt abgegeben werden. Die Ausbreitung von Stoffen, die persistent sind
und in lebenden Organismen angesammelt werden, stellt ein spezielles Problem dar, weil die
Akkumulation in der Umwelt schwer rückgängig gemacht werden kann und die langfristigen
Auswirkungen schwer zu prognostizieren sind. Das ist ein entscheidendes Problem, das den
Bedarf für Maßnahmen rechtfertigt.
Verbraucherprodukte sind in Norwegen eine wichtige Quelle unkontrollierter Abgabe
prioritärer Stoffe an die Umwelt. Verbraucherprodukte sind von besonderer Bedeutung, weil
Verbraucher nicht über die erforderlichen Kenntnisse und das nötige Bewusstsein für die
gesundheits- und umweltbezogenen Probleme im Zusammenhang mit der Verwendung dieser
Produkte und ihrer Abfallentsorgung verfügen. Die Verbraucher verfügen auch nicht über das
erforderliche Wissen und die nötigen Fähigkeiten, um sich gegen Emissionen zu schützen.
Die gesamte Bevölkerung, einschließlich besonders gefährdeter Gruppen wie Kinder, ist
deshalb Freisetzungen und Emissionen von Verbraucherprodukten ausgesetzt, entweder
indirekt über die Umwelt oder direkt über die Produkte selbst.
Wo MCCPs lediglich als Weichmacher verwendet werden, gibt es mehrere Alternativen, die
beide die technischen Eigenschaften erfüllen, und weniger gravierende gesundheitsschädliche
und umweltschädliche Eigenschaften aufweisen. Für viele der entsprechenden PVC-Produkte,
bei denen MCCPs als Weichmacher verwendet werden, gibt es alternative Materialien mit
elastischen Eigenschaften ohne den Zusatz von Weichmachern. Es gibt auch Alternativen für
Flammschutzmittel, allerdings nicht in derselben Auswahl wie für Weichmacher. Die
Alternativen sind teurer und einige von ihnen verfügen ebenfalls über bedenkliche
Umwelteigenschaften. Der Vorschlag erfasst deshalb keine Produkte mit speziellen
Flammschutzanforderungen (Brandsicherheit) und keine Produkte, für die es keine
zufriedenstellenden Alternativen gibt.
Der Verordnungsvorschlag kann zu geringen Kostenerhöhungen führen, hat aber erhebliche
Reduzierungen der Abgabe von MCCPs an die Umwelt zur Folge und verringert das Risiko
von Umwelt- und Gesundheitsschäden. Vor dem Hintergrund der Auswirkungen von MCCPs
auf die Gesundheit und die Umwelt und angesichts der Eigenschaften der Alternativen sind
wir der Ansicht, dass die erhöhten Kosten annehmbar sind. Der Vorschlag wirkt sich positiv
auf Unternehmen aus, die Alternativen herstellen. Unserer Abschätzung zufolge wird sich die
Maßnahme nicht signifikant auf die sozioökonomischen Kosten auswirken. Auf der
Grundlage der erwarteten positiven Wirkungen, die der Vorschlag für die Gesundheit und die
Umwelt haben wird, rechnen wir damit, dass die Nutzen die Kosten aufwiegen werden. Der
Vorschlag sieht Ausnahmen für Verwendungen vor, bei denen es keine Alternativen gibt,
bzw. bei denen Alternativen mit erheblichen Kosten verbunden sind.
1 Hintergrund und bisheriger Prozess
1.1 Hintergrund
Die von der vorgeschlagenen Verordnung erfassten mittelkettigen Chlorparaffine C14-17
(MCCPs) sind prioritäre gefährliche Stoffe und zählen zu den gefährlichsten Stoffen, die wir
kennen. Die Auswirkungen von Stoffen dieser Art sind gravierend, weil diese Stoffe
persistent, bioakkumulierend und/oder toxisch sind; beispielsweise können sie den
Fortpflanzungsapparat schädigen und krebserregend sein. Ihre Auswirkungen müssen deshalb
als irreversibel gelten. Prioritäre Stoffe stellen eine ernsthafte Bedrohung der Gesundheit
nachfolgender Generationen, der Umwelt und der künftigen Lebensmittelsicherheit dar.
3
Ökologische Giftstoffe sammeln sich in der Natur und in den Nahrungsmitteln an, die wir
essen, und sie verfügen über Eigenschaften, die so beschaffen sind, dass keine Maßnahmen
mehr ergriffen werden können, wenn der Schaden erst einmal angerichtet wurde.
Die norwegische Regierung hat nationale Ziele zur Beseitigung oder wesentlichen
Reduzierung der Freisetzungen von prioritären gefährlichen Stoffen bis 2010 festgesetzt, mit
dem Ziel, sie bis 2020 ganz zu beseitigen, (Vorschlag 1 S (2009-2010) des norwegischen
Umweltministeriums, Vorschlag an das Parlament (Storting) für das Haushaltsjahr 2010). Die
in diesem Ziel eingeschlossenen Stoffe sind auf der Liste der gefährlichen Stoffe der
Regierung angeführt (die Prioritätsliste). MCCPs sind einer der Stoffe auf dieser Liste. Die
Anstrengungen zum Erreichen dieser Ziele basieren auf der Umsetzung von Initiativen zur
Bekämpfung der festgestellten Bedrohungen durch gesundheits- und umweltschädliche
Chemikalien, auch wenn die wissenschaftlichen Daten noch nicht vollständig dokumentiert
worden sind. Die Verordnung zur Reduzierung bzw. zur Beseitigung der Verwendung und
Freisetzung von gesundheitsschädlichen und umweltschädlichen Chemikalien basiert auf
vorhandenen Kenntnissen über die gesundheitsbezogenen Eigenschaften und die
Umwelteigenschaften von Chemikalien und ihrer kurz- und langfristigen Auswirkungen.
Diese Kenntnisse müssen im Zusammenhang mit dem Bedarf der Gesellschaft gesehen
werden, Gesundheit und Umwelt zu schützen. Das Vorsorgeprinzip bedingt, dass, sobald eine
Bedrohung von Gesundheit und Umwelt durch Chemikalien erkannt worden ist, Maßnahmen
zur Reduzierung oder Beseitigung dieser Bedrohung umgesetzt werden müssen, selbst wenn
der Wissensstand unsicher bleibt.
Produkte sind eine wichtige Emissions- und Verbreitungsquelle in Norwegen.
Verbraucherprodukte sind von besonderer Bedeutung, weil Verbraucher nicht über die
erforderlichen Kenntnisse und das nötige Bewusstsein für die gesundheits- und
umweltbezogenen Probleme im Zusammenhang mit der Verwendung dieser Produkte und der
Abfallentsorgung dieser Produkte verfügen. Die Verbraucher verfügen auch nicht über das
erforderliche Wissen und die nötigen Fähigkeiten, um sich gegen Emissionen zu schützen.
Die gesamte Bevölkerung, einschließlich besonders gefährdeter Gruppen wie Kinder, ist
deshalb Emissionen von Verbraucherprodukten ausgesetzt, entweder indirekt über die
Umwelt oder direkt über die Produkte selbst. Die Reduzierung der Menge an MCCPs in
Produkten stellt außerdem einen wichtigen Schritt zur Reduzierung der Menge an
gefährlichem Abfall dar, der produziert wird. Verbraucherprodukte sind eine wichtige Quelle
unkontrollierter Verbreitung von MCCPs an die Umwelt. Im Vergleich zu anderen Produkten,
die MCCPs enthalten, können Verbraucherprodukte in einem besonders hohen Maße zu
diffuser Ausbreitung führen.
Der starke Anstieg beim Umsatz von Verbraucherprodukten mit einer größeren Auswahl und
einer kürzeren Lebensdauer kann zu einem weiteren Anstieg der Verbreitung von MCCPs
führen. Die meisten Produkte setzen den Stoff während ihrer Verwendung unabsichtlich frei.
Es gibt allerdings einige Beispiele dafür, dass chemische Stoffe so aus Waren austreten
können, dass die Freisetzungen sowohl zeitlich (über den gesamten Lebenszyklus des
Produkts) als auch räumlich (Menschen werden indirekt über die Umwelt belastet) allmählich
erfolgen. So können MCCPs beispielsweise durch Leckverluste von Polymermaterialien oder
die Instandhaltung von Waren, wie zum Beispiel Waschen, aus Produkten freigesetzt werden.
Im Gegensatz zu punktuellen industriellen Quellen sind diffuse Freisetzungen von Produkten
in der ganzen Gesellschaft weiter verbreitet. Das Wissen über die Mechanismen und die
Reichweite diffuser Emissionen von Produkten ist begrenzt.
4
Die vermehrte Ausbreitung von MCCPs, die von Produkten an die Umwelt abgegeben
werden, führt dazu, dass Menschen mit dem Stoff belastet werden, indem sie ihn einatmen,
trinken oder über die Haut aufnehmen. Die Ausbreitung von persistenten Stoffen, die in
lebenden Organismen angesammelt werden, stellt ein besonderes Problem dar, weil die Stoffe
nur ganz langsam auf eine Menge reduziert werden können, die nicht potenziell gesundheitsoder umweltschädlich ist. MCCPs sind nur einer von vielen gesundheits- und
umweltschädlichen Stoffen, die zusammen mit anderen ähnlichen Stoffen dazu beitragen,
dass die Verbraucher mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Stoffen belastet werden. Das
Wissen um die Synergieeffekte, also darum, wie Menschen und Umwelt durch die
gleichzeitige Belastung mit verschiedenen gefährlichen Stoffen beeinträchtigt werden, ist
bisher noch nicht ausreichend dokumentiert worden.
Am effizientesten werden Probleme im Zusammenhang mit einem Stoff, der in verschiedenen
Produkten vorkommt, begrenzt, wenn dieser Stoff so nah wie möglich an der Quelle und so
früh wie möglich in der Lieferkette reguliert wird. Es ist erheblich schwieriger, Schritte zur
Verhinderung einer unkontrollierten Verbreitung von MCCPs zu ergreifen, wenn die Produkte
bereits in Verkehr gebracht worden sind. Unserer Ansicht nach erfüllt der Vorschlag zur
Regulierung von MCCPs in Verbraucherprodukten deshalb die allgemeinen Grundsätze des
Risikomanagements.
Die gesundheitlichen Auswirkungen und die Umweltauswirkungen von MCCPs zeigen sich
erst nach vielen Jahren. Es ist deshalb von entscheidender Bedeutung, dass das Risiko im
Zusammenhang mit der Verwendung von MCCPs-haltigen Produkten eingegrenzt wird,
insbesondere weil Untersuchungsdaten belegen, dass der Stoff in der norwegischen Umwelt
nachgewiesen wurde. Zur Eingrenzung des Risikos müssen unserer Ansicht nach
Verbraucherprodukte reguliert werden, die mehr als 0,1% Gewichtsprozent an MCCPs in den
einheitlichen Einzelteilen der Produkte enthalten. Produkte, deren MCCPs-Gehalt unter
diesem Grenzwert liegt, können rechtmäßig verkauft werden.
1.2 Bisheriger Prozess
Der Vorschlag zur Regulierung von PFOA in Verbraucherprodukten war in einem früheren
Vorschlag zur Regulierung einer Reihe gefährlicher Stoffe in Verbraucherprodukten
enthalten, den Norwegen zur nationalen Konsultation eingereicht und der ESA (gemäß
Richtlinie 98/34/EG) sowie der WTO im Jahr 2007 notifiziert hat. Norwegen hat sehr wenige
besondere Bemerkungen zur Regulierung von MCCPs erhalten. Die konsultierten Stellen
forderten, dass die norwegische Regierung den Prozess abwarten möge, der in der EU
stattfindet. Dieser Prozess läuft nun bereits seit einigen Jahren und es kann immer noch nicht
abgesehen werden, wann er abgeschlossen sein wird.
Der jetzt notifizierte Vorschlag ist eine überarbeitete Fassung des Vorschlags von 2007 und
ist das Ergebnis der Bemerkungen, die während des zu der Zeit durchgeführten
Konsultationsverfahrens eingereicht wurden.
5
2 Beschreibung des Problems
2.1 Stoff oder Stoffgruppe
Dieser Vorschlag für eine Verordnung erfasst mittelkettige Chlorparaffine C14-17 (MCCPs),
CAS Nr. 85535-85-9. MCCPs werden besser als eine Stoffgruppe und nicht als einzelner
Stoff definiert. Die entsprechende CAS-Nummer ist die am häufigsten verwendete Nummer
für die Gruppe C14-17 und ist deshalb die spezifischste Nummer für MCCPs. Es gibt einige
weniger spezifische CAS-Nummern, die MCCPs beinhalten, allerdings erfassen sie entweder
auch kurzkettige Chlorparaffine (SPPCs) und/oder auch langkettige Chlorparaffine (LCCPs).
2.2 Begriffsbestimmungen und Einschränkungen
Dieser Vorschlag für eine Verordnung erfasst mittelkettige Chlorparaffine C14-17 (MCCPs),
die in Verbraucherprodukten verwendet werden.
Der Begriff „Verbraucherprodukte“ bezieht sich hier auf alle Produkte, die für Verbraucher
vorgesehen sind oder bei denen nach vernünftigem Ermessen im Einklang mit der
Begriffsbestimmung in Abschnitt 2 Buchstabe a des norwegischen Gesetzes Nr. 79 vom 11.
Juni 1976 über die Kontrolle von Produkten und Verbraucherdienstleistungen
(Produktkontrollgesetz) davon ausgegangen werden kann, dass sie von Verbrauchern benutzt
werden. Anwendungen, die bereits in anderen Richtlinien oder Verordnungen reguliert
wurden, wurden in Bezug auf Alternativen und Kosten nicht bewertet.
Die Verordnung bezieht sich nicht auf Lebensmittelerzeugnisse, Lebensmittelverpackungen,
Dünger, medizinische Geräte und Transportmittel, fest eingebaute Einrichtungen für
Transportmittel, Reifen und ähnliche Zubehörteile für Transportmittel. Diese Anwendungen
werden in der Umweltfolgenabschätzung deshalb nicht detailliert beschrieben.
2.3 Vorkommen
MCCPs werden künstlich hergestellt und kommen in der Umwelt nicht auf natürliche Weise
vor. Das heißt, dass alle Nachweise von MCCPs in der Umwelt die Folge von Emissionen
durch verschiedene Quellen sind, wie Industrie, Produkte und Abfall.
Die Daten zeigen ein signifikantes Vorkommen von MCCPs in der norwegischen Umwelt,
sowohl in biologischen Materialien und Ablagerungen von Süßwasserumgebungen als auch
von Meeresumgebungen, unter anderem in Mjøsa, dem größten See in Norwegen, der eine
wichtige Trinkwasserquelle darstellt. Der Nachweis von MCCPs im Sickerwasser von
Mülldeponien und Boden- und Ablagerungsproben von Mülldeponien zeigt, dass Produkte
eine signifikante Quelle für MCCP-Emissionen an die Umwelt darstellen. Darüber hinaus
sind MCCPs auch in Ablagerungen in der Arktis nachgewiesen worden, was auf ein Potenzial
für Ferntransport hindeutet.
Untersuchungsdaten belegen in Norwegen für kurz- (SCCP) wie mittelkettige Chlorparaffine
(MCCP) ein weit verbreitetes Auftreten in der Umwelt, siehe Fjeld et al.: Bericht der
norwegischen Umweltschutzbehörde TA 2006/2004, „Mapping select new organic priority
substances – brominated flame retardants, chlorinated paraffins, bisphenol A and triclosan)
[Kartierung von ausgewählten neuen organischen prioritären Stoffen - bromierte
Flammschutzmittel, Chlorparaffine, Bisphenol A und Triclosan].“ Die Verbindungen wurden
6
sowohl in Meeresfischen aus dem Drammenfjord als auch in Süßwasserfischen aus dem
Mjøsa- und dem Øyerensee nachgewiesen (Abbildung 2). In Proben, die aus dem Øyerensee
entnommen wurden, war MCCPs der vorherrschende Stoff.
Perch
Pike
Pike (m)
Sparling
Lake herring
Trout small
Trout big
Trout big (m)
Trout medium (m)
Perch (m)
Chub stammering (m)
Trout (m)
Flounder (l)
Cod (l)
Eel (m)
Drammen river/fjord
Chlorinated paraffins, ng/g lipid
Flussbarsch
Hecht
Hecht (m)
Stint
Seehering
Forelle, klein
Forelle, groß
Forelle, groß (m)
Forelle, mittel (m)
Flussbarsch (m)
Döbel (m)
Forelle (m)
Flunder (l)
Dorsch (l)
Aal (m)
Drammen Fluss/Fjord
Chlorparaffine, ng/g Lipid
7
Abbildung 2: Konzentrationen von kurzkettigen (SCCPs) und mittelkettigen Chlorparaffinen
(MCCPs) in Fischen aus dem Mjøsa-, Losna- und Øyerensee (oberes Panel) und aus dem
äußeren Mündungsgebiet.
Fluss Drammen und innerer Drammenfjord (unteres Panel). Die Konzentrationen (ng/g
Lipid) wurden gegen den Lipidgehalt in den Proben normiert. Die Proben bestanden aus
zusammengesetzten Stichproben von ganzem homogenisiertem Fisch, Muskelfilets (M) oder
Leber (L).
Die Stoffe wurden in allen Ablagerungsproben aus Süßwasser- und Meerwasserumgebungen
in dieser Untersuchung nachgewiesen, unter anderem in Ablagerungen aus dem Fluss
Drammen und dem Drammenfjord, dem äußeren Oslofjord, den Häfen von Trondheim und
Tromsø und anderen Meeresstandorten an der Küste (Abbildung 3). Die Stoffe wurden in
Fischen und Ablagerungen aus Mjøsa nachgewiesen. Der höchste bekannte Wert in
Norwegen wurde in Ablagerungen aus dem Drammenfjord gemessen. Am Grund des Flusses
Drammen betrug das Verhältnis von SCCPs zu MCCPs 1:3. In Fischen wurden die höchsten
Werte (normierte Lipide) in Forellen aus dem Fluss Vorma gemessen.
Drammen river/fjord
Concentration, µg/g TOC
Vikersund
Los river
Hokksund
Drammen Fluss/Fjord
Konzentration, µg/g TOC
Vikersund
Fluss Los
Hokksund
8
Mjøndalen
Langes island
Police station
Railway bridge
Main basin
Lier terminal
Teigen quay structures
Teigen floating dock
Mjøndalen
Insel Langes
Polizeistation
Eisenbahnbrücke
Hauptbecken
Lier Anlegebrücke
Teigen Hafendammanlagen
Teigen Schwimmdock
Abbildung 3: Konzentrationen von kurzkettigen (SCCPs) und mittelkettigen Chlorparaffinen
(MCCPs) in Ablagerungen aus dem Losna- und Øyerensee (oberes Panel) und aus dem Fluss
Drammen und dem inneren Drammenfjord (unteres Panel).
Die Konzentrationen (µg/g TOC) wurden gegen den Gehalt an organischen Kohlenstoffen in
den Proben normiert.
Sowohl kurzkettige als auch mittelkettige Chlorparaffine sind im Sickerwasser von
Mülldeponien und Boden- und Ablagerungsproben von Mülldeponien in Werten von 2.700
bis 11.400 ng/g Nassgewicht gemessen worden, Schlabach et al. Bericht der norwegischen
Umweltschutzbehörde TA 1924/2002, „Mapping brominated flame retardants and
chlorinated paraffins. [Kartierung von bromierten Flammschutzmitteln und
Chlorparaffinen].“ In diesen Proben war das Vorkommen von MCCPs leicht höher als das
Vorkommen von SCCPs. SCCPs gelten als derart besorgniserregend, dass sie in Norwegen
und in der EU verboten wurden. Die Eigenschaften von SCCPs und MCCPs verfügen über
viele Ähnlichkeiten; sie unterscheiden sich lediglich durch die Länge ihrer Kohlenstoffkette.
In einer wichtigen britischen Untersuchung von Flussablagerungen, für die flussabwärts von
Abwasseraufbereitungsanlagen Wasserproben entnommen wurden, sind SCCP- und MCCPKonzentrationen von 200 bis 63.000 ng/g Trockengewicht gemessen worden. Berücksichtigt
man den Verlust beim Trocknen und die Unterschiede zwischen Trocken- und
Nassgewichten, stimmen diese Untersuchungsergebnisse mit den Ergebnissen der
norwegischen Studie überein. Die Proben von den norwegischen Mülldeponien sind
allerdings direkt in der Freisetzungsquelle entnommen worden und nicht in der Nähe der
Freisetzungsquelle.
In abgelagerten Materialien aus Mülldeponieabflüssen sowie Süßwasser- und
Meerwasserablagerungen besteht eine eindeutige Tendenz für höhere Messwerte von MCCPs
als von SCCPs. SCCPs überwiegen allerdings in Proben, die Miesmuscheln und Fischen
entnommen wurden, mit Ausnahme der Fische aus dem Øyerensee. Eine Erklärung könnte
darin bestehen, dass die Biokonzentration (d. h. der Übergang von Wasser in biologische
Materialien) von SCCPs im Vergleich zu MCCPs größer ist. Die in der norwegischen Umwelt
gemessenen MCCPs-Werte sind besorgniserregend, insbesondere im Vergleich zu den
Werten an SCCPs, das verboten wurde.
Die im Trockengewicht von Süßwasser und Meerwasserablagerungen gemessenen
Konzentrationen sind mehr oder weniger gleich hoch und zum Teil etwas höher als die Werte,
die in industriell belasteten deutschen Flüssen gemessen worden sind:
SCCPs von < 5 bis 700 ng/g Trockengewicht (siehe D. Muir et al., 2000). Die
Konzentrationen von SCCPs und MCCPs in Fischen aus Mjøsa weisen dieselben Werte auf
wie die Werte, die von Jansson et al. (1993) in Süßwasserfischen aus Storvindeln und Vättern
gemessen wurden: 6,6–30 ng/g Nassgewicht bzw. 570 - 1.000 ng/g Lipid.
9
MCCPs sind in Ablagerungsproben aus der Barentssee nachgewiesen worden, siehe Bakke et
al.; Bericht der norwegischen Umweltschutzbehörde TA-2400/2008: „Mapping select organic
contaminants in the Barents Sea 2007. [Kartierung ausgewählter organischer Kontaminanten
in der Barentssee 2007].“ Der Bericht zeigt vor dem Hintergrund ähnlicher Untersuchungen
in der Arktis, dass MCCPs potenziell über große Entfernungen transportiert werden können.
MCCPs sind - wenn auch in relativ niedrigen Konzentrationen - in Seen ohne örtliche
Kontaminationsquellen in Südnorwegen nachgewiesen worden, Fjeld et al., Bericht der
norwegischen Umweltschutzbehörde TA 2544/2009; „Prioritäre Stoffe in Süßwasserfischen
2008.“
2.4 Gesundheitliche Folgen und Umweltfolgen - Risikobewertung
Mittelkettige Chlorparaffine (MCCPs) sind mit großer Wahrscheinlichkeit bioakkumulierend.
Für den Biokonzentrationsfaktor (BCF) in Fischen wurden Werte von bis zu 1.087 gemessen.
Daten weisen darauf hin, dass der BCF in einigen Meeresmuscheln noch größer ist. Es liegen
MCCP-Daten über die relativ lange Halbwertszeit in einigen Arten, Untersuchungsdaten und
Daten über die Akkumulation über die Nahrung vor.
Eine Gesamtbewertung dieser Angaben deutet darauf hin, dass der GesamtBioakkumulationsfaktor (BAF) - der alle Aufnahmewege umfasst - für einzelne Bestandteile
in MCCPs höher ist als der Grenzwert von 2.000 für Bioakkumulation im PBT-Kriterium,
Anhang XV des vom Vereinigten Königreich am 30. November 2008 eingereichten
Beschränkungsberichts.
MCCPs sind persistent. MCCPs wurden in der Nahrungskette unter anderem in Fischen,
Kuhmilch und Muttermilch nachgewiesen. Eine EU-Risikobewertung hat Risiken (durch
Ausbreitung von Abwasser) für im Wasser und in Ablagerungen lebende Organismen und für
Bodenorganismen in Landumgebungen sowie für Vögel nachgewiesen, die höher in der
Nahrungskette stehen. Die Daten weisen unter Umständen darauf hin, dass sich das
Abbaupotenzial verringert, je stärker der Chlorgehalt ansteigt. Das bedeutet, dass
Verbindungen mit einem hohen Chlorgehalt persistenter sind als Verbindungen mit einem
geringeren Chlorgehalt. Einige MCCP-Verbindungen in Handelsprodukten können
Eigenschaften aufweisen, die ein Potenzial für den Ferntransport über die Atmosphäre
darstellen können.
Die EU-Risikobewertung (Risk Assessment Report, RAR August 2007) kommt außerdem zu
dem Schluss, dass die Gefahr von Nierenschäden, Krebs und - über die Belastung (unter
anderem) durch Muttermilch - Gefahren für Säuglinge bestehen. MCCPs wurden in der 1.
Anpassung an die neue Verordnung über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung
von gefährlichen Stoffen und Gemischen (1. Anpassung an den technischen Fortschritt
(Adaptation to Technical Progress, ATP)) eingestuft. MCCPs wurden eingestuft als „sehr
giftig für Wasserorganismen und können in Gewässern längerfristig schädliche Wirkungen
verursachen“ und wurden dem R-Satz „Kann Säuglinge über die Muttermilch schädigen“
(R64) zugeordnet. MCCPs wurden mit R64 eingestuft, deshalb besteht das Potenzial für
sekundäre Vergiftungen.
Die EU-Risikobewertung und die Bewertung der PBT-Eigenschaften (also persistent in der
Umwelt, bioakkumulierend und toxisch) kommen zu dem Schluss, dass mehr Daten
erforderlich sind, um zu ermitteln, ob der Stoff das B-Kriterium (bioakkumulierend) rein
technisch erfüllt. Wenn wir den zuverlässigsten BCF-Wert von 1.087 als Grundlage
verwenden, würden MCCPs das B oder das vB-Kriterium (sehr stark akkumulierend (very
10
bioaccumulative) nicht erfüllen, würden aber das Prüfkriterium für B erfüllen. Es wurde
beschlossen, die Bioakkumulation in Fisch weiter zu prüfen; das Untersuchungsergebnis der
Einzelprüfung im vorgeschlagenen Testprogramm scheint aber schwer interpretierbar zu sein
(Risk Assessment Report, RAR August 2007). Im Entwurf des EU-Risikobewertungsberichts
vom August 2007 wurde darauf hingewiesen, dass es unter Umständen eine lange Zeit dauern
könne, bis ausreichend Belegmaterial vorliegt, um sichere Schlussfolgerungen zu ziehen, und
in dem Bericht wird deshalb empfohlen, dass eine Bewertung zur Einführung einer
Verordnung auf Grundlage von Vorsichtserwägungen durchgeführt werden solle. Diese
Argumentation wird durch die Tatsache bekräftigt, dass zumindest einige MCCPVerbindungen PBT-Eigenschaften aufweisen. Es gibt Anzeichen dafür, dass die Aufnahme
von MCCPs über Nahrung von Bedeutung ist, weil höhere Werte festgestellt worden sind als
die Werte, die von den Biokonzentrationswerten her erwartet werden konnten.
Messungen in der Umwelt und in Biota können für eine abschließende Bewertung des
Potenzials des Stoffes für Bioakkumulation und Konzentration in der Nahrungskette von
entscheidender Bedeutung sein. In dem Entwurf des Risikobewertungsberichts vom August
2007 wurde darauf hingewiesen, dass MCCPs in der Umwelt jüngst mit Hilfe bestimmter
Verfahren in Muttermilch, Kuhmilch, einigen Meeresfischen und Meeressäugern
nachgewiesen worden sind, auch wenn die Daten - insbesondere für Fische und Meeressäuger
- immer noch etwas dünn sind. Im November 2007 sind MCCPs auf der Grundlage der
nachgewiesenen Vorkommen in den Ablagerungen und in den Biota in den Aktionsplan für
die Ostsee aufgenommen worden.
Kurzkettige Chlorparaffine (SPPCs) sind persistent und erfüllen außerdem das vP-Kriterium
(very persistent [stark persistent]). Es kann deshalb davon ausgegangen werden, dass auch
MCCPs das Kriterium für Persistenz erfüllen. In Anhang XV des vom Vereinigten Königreich
am 30. November 2008 eingereichten Beschränkungsberichts wurde auf die Möglichkeit
hingewiesen, dass mit Eintreffen der Ergebnisse aus den laufenden Prüfungen von MCCPs
zusätzliche Maßnahmen in Erwägung gezogen werden müssen.
Zusammenfassend zeigt das Belegmaterial, dass einige MCCP-Bestandteile persistent,
bioakkumulierend und toxisch sind, also über PBT-Eigenschaften verfügen. Es wurde
vorgeschlagen, dass MCCPs als „sehr giftig für Wasserorganismen und können in Gewässern
längerfristig schädliche Wirkungen verursachen“ eingestuft und dem R-Satz „Kann Säuglinge
über die Muttermilch schädigen“ (R64) zugeordnet werden sollen. MCCPs werden in der
Umwelt gemessen und wurden in Muttermilch, Kuhmilch, einigen Meeresfischen und
Meeressäugern nachgewiesen. Die Aufnahme von MCCPs über Nahrung ist von Bedeutung,
da höhere Werte festgestellt worden sind als die Werte, die von Biokonzentrationswerten her
erwartet werden konnten.
MCCPs sind potenziell ein PBT-Stoff, und für Konzentrationen solcher Stoffe in der Umwelt
können mit Gewissheit keine akzeptablen Grenzwerte festgelegt werden. Die Regulierung von
MCCPs darf deshalb nicht alleine auf Grundlage der traditionellen
Risikobewertungsverfahren erfolgen. Die Ausbreitung von Stoffen, die persistent sind und in
lebenden Organismen angesammelt werden, stellt ein spezielles Problem dar, weil die
Akkumulation in der Umwelt schwer rückgängig gemacht werden kann und die langfristigen
Auswirkungen schwer zu prognostizieren sind.
Das Hauptproblem besteht darin, dass MCCPs von vielen verschiedenen Produkten während
ihres gesamten Lebenszyklus durch die Verwendung und die Entsorgung dieser Produkte an
11
die Umwelt abgegeben wird. Dies gilt insbesondere für Gummi- und Kunststoffprodukte,
einschließlich PVC, wo die Emission signifikant sein kann. Da MCCPs in einer Vielzahl
unterschiedlicher Produkte enthalten sind, die allmählich zu Abfall werden, leisten die
verbleibenden Abfallmengen ebenfalls einen signifikanten Beitrag zur Abgabe von MCCPs
an die Umwelt. Da MCCPs in Produkten während ihrer Nutzungsdauer nicht reagieren oder
umgewandelt werden, kann die gesamte in den Produkten enthaltene Menge durch
Verwendung der Produkte oder bei Entsorgung der Produkte als Abfall an die Umwelt
abgegeben werden. Dieses Problem ist von erheblicher Bedeutung, wenn die
Schlussfolgerung gezogen wird, dass MCCPs über PBT-Eigenschaften verfügen.
3 Anwendungsbereich
3.1 Ermittelte Anwendungen
Wichtigste Anwendungen:
MCCPs sind in einer Vielzahl unterschiedlicher Produkte enthalten. Die bekanntesten
Hauptanwendungen sind:
 Polyester (Weichmacher/Flammschutz) (in Norwegen: in Polyester für die Herstellung
von Rettungsbooten),
 Isolierung- und Dichtungsmittelverbindungen, Klebstoff,
 Farben, Lacke, Oberflächenbehandlung (hauptsächlich Lösungsmittel-basiert),
 PVC (hauptsächlich Tapeten, Bodenbeläge, Kabel, Freizeit- und Reiseartikel),
 Gummikabel,
 Schmierstoffe/Schmieröle für die Metallverarbeitung,
 Lederimprägnierung, und
 Sonstiges, wie zum Beispiel Gummi und nicht aus Kohlenstoff hergestelltes Papier.
Einige dieser Einsatzgebiete/Produkte werden ausschließlich gewerblich verwendet und
werden von der vorgeschlagenen Regulierung von MCCPs in Verbraucherprodukten nicht
erfasst. Dies gilt unter anderem für:
 Schmierstoffe für die Metallverarbeitung,
 Polyester für die Herstellung von Rettungsbooten und
 Bodenbeläge mit speziellen Brandschutzanforderungen.
3.2 Verbrauch und Potenzial für MCCP-Emissionen
Es wurden achtundsiebzig Tonnen MCCPs erfasst, die im norwegischen Produktregister (PR)
TA 2571/2010 „Prioritäre gefährliche Stoffe - Stand 2007 und Freisetzungsprognosen.“
eingetragen sind. Eingeführte Gegenstände sind in diesen Zahlen nicht enthalten. Tabelle 1
stellt die Verteilung von Produkten über Mengen und Anteile dar. Der Hauptanteil der
eingetragenen Produkte besteht aus Verbraucherprodukten; diese Produkte wurden mit einem
Stern gekennzeichnet.
Tabelle 1: Verteilung von MCCPs in Produkten in Norwegen.
Kategorie
Verkaufszahlen in
Norwegen
12
2007 (in Tonnen)
Polyester (Weichmacher/
Flammschutzmittel)
Isolierung- und
Dichtungsmittelverbindungen,
Klebstoff*
PVC*
Schmierstoffe/Schmieröle
Farbe und Lackerzeugnisse,
Oberflächenbehandlung*
Lederimprägnierung*
Sonstige Verbraucherprodukte,
Leder, usw.*
Gesamt
23 (etwa 30%)
46 (59%)
Nicht im Produktregister
eingetragenes und in
Norwegen hergestelltes PVC
Etwa 3 (etwa 4%)
2 (2.5%)
?
Etwa 4 (5 %)
78 Tonnen
* Beinhaltet vollständig oder zum Teil Verbraucherprodukte.
Schätzungen zufolge lag die verkaufte Menge an MCCPs in den 25 EU-Mitgliedstaaten
(EU-25) in Westeuropa im Jahr 1997 bei 63.000 Tonnen und im Jahr 2006 bei etwa
64.000 Tonnen, Anhang XV des vom Vereinigten Königreich am 30. November 2008
eingereichten Beschränkungsberichts. Wenn wir von der Annahme ausgehen, dass der
norwegische Absatz dem westeuropäischen Absatz entspricht und etwa 1% des
westeuropäischen Absatzes ausmacht (da die norwegische Bevölkerung etwa 1% der
Bevölkerung von EU-25 ausmacht), liegt der ungefähre Verbrauch bei etwa 630 Tonnen
im Jahr 1997 und bei etwa 640 Tonnen im Jahr 2006. Dies ist erheblich mehr als die in
Norwegen eingetragenen Mengen (78 Tonnen); der Grund dafür besteht hauptsächlich
in der massiven Einfuhr von Gegenständen, unter anderem verschiedene PVC-Produkte,
die im norwegischen Produktregister nicht gemeldet werden. Diese Mengen sind
deshalb in den norwegischen Zahlen nicht enthalten. Es ist keine Verwendung von
MCCPs bei der norwegischen Herstellung von PVC eingetragen, allerdings wurde der
Stoff in einer Vielzahl verschiedener eingeführter weicher PVC-Produkte
nachgewiesen, wie in Tabelle 2 dargestellt.
Die Zahlen aus der EU basieren auf einer anderen Berechnungsgrundlage und erfassen
eine bestimmte Anzahl von Artikeln. Das Nutzungsmuster in der EU unterscheidet sich
von dem Nutzungsmuster in Norwegen, weil die Zahlen aus der EU die Verwendung
von MCCPs in PVC für etwa 50% der eingetragenen Gesamtmengen an MCCPs
beinhalten. Berechnungen auf der Grundlage der EU-Angaben deuten darauf hin, dass
es für den Zeitraum von 1996 - 2007 keine nennenswerte Verringerung bei Verbrauch
und Emissionen von MCCPs gegeben hat.
13
Die norwegische Umweltschutzbehörde hat das Vorkommen von MCCPs in vielen
Verbraucherprodukten, insbesondere Weichkunststoff- und Gummiprodukten, wie zum
Beispiel Tapeten, Stromkabel und Freizeitartikel, wie Rucksäcke, Taschen und
Campingstühlen eindeutig nachgewiesen. MCCPs werden in einer Vielzahl von
weichen PVC-Produkten verwendet, insbesondere wenn Brandsicherheit ein
entscheidender Faktor ist, beispielsweise bei Kabeln und feuerfesten Bodenbelägen. In
von der norwegischen Umweltschutzbehörde durchgeführten Analysen von Artikeln
(hauptsächlich PVC) wurden große Mengen von MCCPs in Produkten nachgewiesen,
bei denen keine Brandsicherheit erforderlich ist, wie zum Beispiel Reise- und
Freizeitartikel (Rucksäcke, Taschen, Gepäck, Campingstühle, usw.) und Bauprodukte,
wie zum Beispiel Tapeten (siehe Tabelle 2). Die analysierten Produkte enthalten
MCCPs über dem vorgeschlagenen Grenzwert von 0,1% Gewichtsprozent und werden
deshalb in den Verordnungsentwurf aufgenommen. All diese Produkte werden nach
Norwegen eingeführt und viele von ihnen werden in Billiglohnländern in Asien
hergestellt. Die Verwendung von MCCPs ist günstig und die Herstellung ist einfach, da
sie teilweise auf alten Technologien basiert.
Tabelle 2: Analyseergebnisse - Vorkommen von MCCPs in Produkten (Norwegische
Umweltschutzbehörde).
Produkt
Vinyltapete
Feuchtraumtapete
Campingstühle
Picknicktaschen
Rucksäcke
Rucksäcke
Gürteltaschen
Schaumisolierung
(PUR)
Fausthandschuhe
Gummikabel**
Stromkabel**
Stromkabel**
Festgestellte Mengen
(ppm)
Gehalt Gewicht-%*
13,000
7,000
16,300
4,700
8,800
3,600
4,500
125,000
1.3
0.7
1.63
0.47
0.88
0.36
0.45
12.5
1,400
110,000
26,000
78,000
0.14
11.0
2.6
7.8
* Der Grenzwert in der vorgeschlagenen Verordnung beträgt 0,1 Gewichtsprozent.
** Werden von dem Vorschlag nicht erfasst, wenn MCCPs als Flammschutzmittel hinzugefügt werden.
Die Emissionszahlen für MCCPs zeigen, dass die Hauptquellen Produkte sind (siehe
Abbildung 4). Emissionen von anderen bekannten Quellen sind marginal.
14
Ton/year
Total
Air
Water
Soil
Industry
Municipal sources
Diffuse sources
Oil/gas
Products
Tonne/Jahr
Gesamt
Luft
Wasser
Boden
Industrie
Kommunale Quellen
Diffuse Quellen
Öl/Gas
Produkte
Abbildung 4: Der Beitrag verschiedener Quellen zur nationalen Abgabe von MCCPs für Luft,
Wasser und Boden sowie die Gesamtemission von MCCPs in Norwegen (2007) - gestützt auf
EU-Zahlen.
Die wichtigste Herausforderung besteht darin, dass MCCPs von vielen verschiedenen
Produkten während des gesamten Produktlebenszyklus durch die Verwendung und die
Entsorgung dieser Produkte an die Umwelt abgegeben wird. Dies gilt insbesondere für
Gummi- und Kunststoffprodukte, einschließlich PVC, wo die Freisetzung signifikant sein
kann. Da MCCPs in einer Vielzahl unterschiedlicher Produkte enthalten sind, die allmählich
zu Abfall werden, leisten die verbleibenden Abfallmengen ebenfalls einen signifikanten
Beitrag zur Abgabe von MCCPs an die Umwelt. Da MCCPs in Produkten während ihrer
Nutzungsdauer nicht reagieren oder umgewandelt werden, kann die gesamte in den Produkten
enthaltene Menge durch Verwendung der Produkte oder bei Entsorgung der Produkte als
Abfall an die Umwelt abgegeben werden. (Anhang XV des von dem Vereinigten Königreich
am 30. November 2008 eingereichten Beschränkungsbericht).
Der Risikobewertung der EU zufolge können MCCPs in der Metallverarbeitung und
Lederimprägnierung auch zu erheblichen Emissionen führen, es sei denn die
Abfallverarbeitung ist optimal.
Die Verbrauchs- und Freisetzungs-/Emissionszahlen von MCCP zeigen, dass
„Produkte“ als Gruppe über das größte Einsatzgebiet und das größte Potenzial zur
15
Abgabe an die Umwelt verfügen. Berechnungen auf der Grundlage der EU-Daten
deuten darauf hin, dass die Schätzung des norwegischen Produktregisters zu niedrig
liegt und dass es für den Zeitraum von 1995 - 2007 keine nennenswerte Verringerung
bei Verbrauch und Emissionen von MCCPs gegeben hat.
3.3 Alternativen
MCCPs werden wegen ihrer physischen Eigenschaften hauptsächlich als Flammschutzmittel
und Weichmacher in PVC und Gummi verwendet, beispielsweise in der Lederverarbeitung
und in Farben. MCCPs werden weithin verwendet, weil sie günstig und einfach herstellbar
sind. Die Alternativen sind in „Environmental risk reduction strategy and analysis of
advantages and drawbacks for medium chain chlorinated paraffins (MCCPs), Updated report,
November 2008 - Entec report commissioned by the UK Department for Environment, Food
and Rural Affairs (Defra), Annex XV Restriction Report Submitted by the United Kingdom,
30 November 2008 and RRS for MCCPs (February 2008) from Defra, United Kingdom
[Strategie zur Reduzierung des Umweltrisikos und Analyse der Vorteile und Nachteile von
mittelkettigen Chlorparaffinen (MCCPs), Aktualisierter Bericht, November 2008 - Von dem
Ministerium für Umwelt, Ernährung und ländliche Angelegenheiten (Defra) in Auftrag
gegebener Bericht der Entec, Anhang XV des vom Vereinigten Königreich am 30. November
2008 Beschränkungsberichts und RRS für MCCPs (Februar 2008) des Defra, Vereinigtes
Königreich)].
Weichmacher
Wo MCCPs lediglich als Weichmacher verwendet werden, gibt es mehrere Alternativen, die
sowohl die technischen Eigenschaften erfüllen, als auch weniger gravierende
gesundheitsschädliche und umweltschädliche Eigenschaften aufweisen. Phthalate - unter
anderem DINP - können als zufriedenstellende Alternative in PVC verwendet werden und
sind etwa 50% teurer. Das Phthalat DEHP wurde früher als Weichmacher in PVC verwendet,
ist heute aber kaum mehr von Bedeutung, weil es im Rahmen des EU-Regelwerks zur
Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe (Registration,
Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals, REACH) auf die Liste der sehr
bedenklichen Stoffe (Substance of Very High Concern, SVHC) (auch Kandidatenliste
genannt) eingetragen wurde. Unter anderem können auch Adipate, Citrate und
Organophosphate verwendet werden. Für Gummi/Polymere (mit Ausnahme von PVC)
gehören langkettige Chlorparaffine (LCCPs) zu den Alternativen. LCCPs weisen bessere
Gesundheits- und Umwelteigenschaften auf als MCCPs, sind aber teurer.
Für viele der entsprechenden PVC-Produkte, bei denen MCCPs als Weichmacher verwendet
werden, gibt es alternative Materialien mit elastischen Eigenschaften ohne den Zusatz von
Weichmachern. Einige dieser Materialien weisen bessere Umwelteigenschaften auf als
MCCPs. Alternative Kunststoffmaterialien sind unter anderem Polyolefine, wie zum Beispiel
Polyethylen (PE) und Polypropylen (PP) sowie Ethylvinylacetat (EVA).
Flammschutzmittel
Es gibt auch Alternativen für Flammschutzmittel, allerdings nicht in derselben Auswahl wie
für Weichmacher. Sie sind teurer und einige der relevanten Alternativen weisen ebenfalls
bedenkliche Umwelteigenschaften auf, unter anderem Trialkylphosphat, das in PVC
verwendet werden kann. Es gibt allerdings auch Alternativen mit einem akzeptablen Risiko
für die Gesundheit und die Umwelt. Aluminiumtrioxid in Verbindung mit Antimontrioxid
wird in Kabelummantelungen verwendet. Für einige Verwendungen werden Phosphate als
16
Alternativen zu MCCPs vorgeschlagen. Phosphate haben schlechtere Eigenschaften als
Weichmacher und erfordern deshalb größere Mengen, wodurch auch höhere Kosten
entstehen.
MCCPs werden in weichem PVC hauptsächlich und ausschließlich als Flammschutzmittel
verwendet. MCCPs sind in der norwegischen Industrie nicht in der Herstellung von PVC
eingetragen. Uns sind keine Anforderungen in Bezug auf die Brandsicherheit von PVCProdukten für Verbraucher bekannt. MCCPs werden unter anderem in Bodenbelägen und
Tapeten verwendet, allerdings legt die norwegische Bauordnung (TEK), die EU/EWRRichtlinien und -Verordnungen für Bauprodukte (EU-Bauprodukterichtlinie) umsetzt, keine
solchen Brandanforderungen für Bauprodukte fest. Die Bauordnung legt lediglich
Rahmenanforderungen fest und diese können durch andere bautechnologische Lösungen
erfüllt werden. MCCPs werden unter anderem in feuerfesten Bodenbelägen und Kabeln
verwendet, die allerdings nur für den professionellen Einsatz auf spezielle Anforderung
bestimmt sind. Die letztgenannten Produkte werden deshalb wahrscheinlich nicht von dem
Vorschlag zur Regulierung von Verbraucherprodukten erfasst werden.
Lederimprägnierung
Es gibt verschiedene Alternativen zu MCCPs für die Lederverarbeitung, unter anderem
LCCPs, Phosphorverbindungen und verschiedene pflanzliche und tierische Öle. LCCPs
weisen bessere Gesundheits- und Umwelteigenschaften als MCCPs auf und für pflanzliche
und tierische Öle gilt wahrscheinlich dasselbe. Ungewisser sind dagegen die Auswirkungen
auf Gesundheit und Umwelt im Zusammenhang mit Phosphorverbindungen.
Farben
LCCPs sind eine gute Alternative zu MCCPs für Außenanstriche. Die Alternativen zu
verschiedenen speziellen Farben sind ungewisser. Die letztgenannten Produkte sind
hauptsächlich für den professionellen Einsatz bestimmt und deshalb für Verbraucher nur von
geringerem Interesse.
4 Derzeitige Politik
4.1 Nationale Ziele
Die norwegische Regierung hat die folgenden nationalen Ziele zur Beseitigung oder
wesentlichen Reduzierung der Freisetzungen von prioritären gefährlichen Stoffen bis 2010
festgesetzt, mit dem Ziel, sie bis 2020 ganz zu beseitigen, (siehe Vorschlag 1 S [2009-2010]).
Vorschlag an das Parlament (Storting) für das Haushaltsjahr 2010:
- Freisetzungen oder Emissionen einiger prioritärer gefährlicher Stoffe (vgl. Prioritätsliste)
müssen bis 2010 abgeschafft oder erheblich reduziert werden.
- Freisetzungen oder Emissionen und die Verwendung von chemischen Stoffen, die eine
ernsthafte Bedrohung für Gesundheit und Umwelt darstellen, müssen mit dem Ziel
kontinuierlich reduziert werden, die Emissionen und Freisetzungen innerhalb einer
Generation abzuschaffen (also bis 2020).
17
Es wurden dreißig Stoffe und Stoffgruppen priorisiert und auf die Prioritätsliste gesetzt, die
dieses Ziel abdeckt. Die Liste wurde zum ersten Mal im Parlamentsbericht (Storting Report)
Nr. 58 (1996-1997) vorgestellt. Mittelkettige Chlorparaffine (MCCPs) sind einer der Stoffe
auf der Prioritätsliste.
4.2 Bestehende Regulierung
Es gibt keine nationale oder EU-weite bestehende spezielle Regulierung für die Verwendung
von MCCPs in Verbraucherprodukten. Kurzkettige Chlorparaffine (SPPCs) sind in Norwegen
und in der EU streng reguliert. MCCPs fallen unter die allgemeine norwegische
Substitutionsanforderung. Diese Anforderung hat sich als unzulänglich erwiesen.
4.3 Anstrengungen in der EU
Im Auftrag des britischen Ministeriums für Umwelt, Ernährung und ländliche
Angelegenheiten (Defra) hat das Beratungsunternehmen Entec einen Entwurf für eine
aktualisierte Umweltrisikobewertung ausgearbeitet (siehe MCCP Updated Stage 4 Report
(Draft) Februar 2008), der bei der EU-Konferenz zur Ausarbeitung einer
Risikobegrenzungsstrategie im April 2008 vorgestellt worden ist. Der Bericht ist anschließend
im November 2008 aktualisiert worden. Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass mehrere
kombinierte Maßnahmen ergriffen werden müssen. Es gibt keine Einzelmaßnahme, mit der
das Risiko begrenzt wird und die zu keinen erheblichen Nachteilen in Bezug auf Kosten,
technologische Effizienz und potenziellem Risiko führt, wenn die Alternativen verwendet
werden.
In dem Bericht werden die Maßnahmen in zwei Gruppen zusammengefasst: (1) Maßnahmen,
die auf messbaren Risiken beruhen, und (2) Maßnahmen, die auf dem Vorsichtsprinzip
beruhen. Die aktualisierte Fassung der Risikobewertung kommt zu dem Schluss, dass
Maßnahmen wegen der potenziellen PBT-Eigenschaften der MCCPs und der Auswirkungen
des Abfalls der Produkte auf die Umwelt mit dem Vorsichtsprinzip bewertet werden müssen.
Die EU hat eine Strategie zur Risikobegrenzung für MCCPs vorgeschlagen. Dieser Vorschlag
empfiehlt, MCCPs als eine prioritäre Verbindung in den Anhang C der
Wasserrahmenrichtlinie aufzunehmen (Richtlinie 2000/60/EG, die im Anhang 8 der
norwegischen Wasserverordnung umgesetzt wird.) MCCPs sind auf der Liste der Stoffe, die
im Zusammenhang mit dem für 2011 geplanten Abschluss der Überarbeitung zur Aufnahme
in die Wasserrahmenrichtlinie in Betracht gezogen werden. Es ist allerdings nach wie vor
ungewiss, ob der Stoff tatsächlich aufgenommen wird.
Es wird vorgeschlagen, im Rahmen von REACH zusätzliche Arbeiten mit MCCPs
durchzuführen. Das bedeutet unter anderem, dass ab Dezember 2010 infolge der Einstufung
von MCCPs im Rahmen der 1. Anpassung an die neue Verordnung über die Einstufung,
Kennzeichnung und Verpackung von gefährlichen Stoffen und Gemischen (1. Anpassung an
den technischen Fortschritt (Adaptation to Technical Progress, ATP)) nachgelagerten Nutzern
Sicherheitsdatenblätter (SDS) verfügbar gemacht werden müssen. Der Ausschuss für die
Risikobeurteilung (Risk Assessment Committee, RAC) hat einen Anhang XV des vom
Vereinigten Königreich am 30. November 2008 eingereichten Beschränkungsberichts
ausgearbeitet, der als Fallbeispiel für die Ausarbeitung der Unterlagen von Anhang XV
seitens der Mitgliedstaaten verwendet wurde. Der Zeithorizont für die weitere Regulierung
von MCCPs in der EU ist ungewiss.
18
5 Vorschlag für eine Verordnung und Gründe
Die norwegische Regierung hat sehr wenige besondere Bemerkungen zu ihrem 2007
notifizierten Vorschlag zur Regulierung von MCCPs erhalten (vgl. Abschnitt 1 Absatz 2).
Einige konsultierte Stellen forderten, dass die norwegische Regierung den Prozess abwarten
möge, der in der EU stattfindet. Das beinhaltet die Prüfung auf Bioakkumulation von MCCPs
in Fischen, um zu bewerten, ob MCCPs die Kriterien für PBT-Eigenschaften erfüllen. Dieser
Prozess läuft nun bereits seit einigen Jahren und es kann immer noch nicht abgesehen werden,
wann die Testergebnisse vorliegen werden und der Prozess abgeschlossen sein wird.
Der Berichterstatter für die EU-Risikobewertung und einige Mitgliedstaaten schlagen vor,
dass Vorsichtsmaßnahmen bewertet werden. Die EU hat vorgeschlagen, sich im Rahmen von
REACH weiter mit MCCPs zu befassen. Der Prozess in der EU wird noch Zeit brauchen. Auf
der Grundlage einer vorsichtigen Bewertung muss deshalb bis zu einer künftigen EU-/EWRVerordnung bezüglich aller Nutzungsgebiete eine nationale Verordnung eingeführt werden.
Der Vorschlag behandelt alle Verbraucherprodukte gleich. Er erfasst sowohl eingeführte
Produkte als auch in Norwegen hergestellte Produkte.
5.1 Vorschlag für eine Verordnung
Es wird vorgeschlagen, dass MCCPs-haltige Verbraucherprodukte folgendermaßen reguliert
werden und dass diese Regulierung in die Verordnung Nr. 922 vom 1. Juni 2004 bezüglich
Beschränkungen für die Herstellung, die Einfuhr, die Ausfuhr, den Verkauf und die
Verwendung von chemischen Stoffen und anderen gesundheits- und umweltschädlichen
Produkten (Produktverordnung) aufgenommen wird:
Es ist verboten, Verbraucherprodukte, die mittelkettige Chlorparaffine C14-17 (MCCPs) (CAS
Nr. 85535-85-9) enthalten, herzustellen, einzuführen, auszuführen und zu verkaufen, wenn der
Gehalt dieses Stoffes in den einheitlichen Einzelteilen des Produkts 0,1 Gewichtsprozent
entspricht oder übersteigt.
Das Verbot gilt nicht für Produkte mit speziellen Flammschutzanforderungen
(Brandsicherheit), wenn keine zufriedenstellenden Alternativen gefunden werden können.
Die Verbote in Absatz 1 gelten nicht für Lebensmittelerzeugnisse, Lebensmittelverpackungen,
Dünger, Tabak, Arzneimittel, Transportmittel, fest eingebaute Einrichtungen für
Transportmittel, Reifen und ähnliche Zubehörteile für Transportmittel. Die Verbote gelten
außerdem nicht für Ersatzteile von Verbraucherprodukten, die vor dem [XX MONAT JAHR Datum des Inkrafttretens] zum Verkauf angeboten wurden.
Der Begriff „Verbraucherprodukte“ bezieht sich hier auf alle Produkte, die für Verbraucher
vorgesehen sind oder bei denen nach vernünftigem Ermessen davon ausgegangen werden
kann, dass sie von Verbrauchern benutzt werden, vgl. die Begriffsbestimmung in Abschnitt 2
Buchstabe a des norwegischen Gesetzes Nr. 79 vom 11. Juni 1976 über die Kontrolle von
Produkten und Verbraucherdienstleistungen (norwegisches Produktkontrollgesetz).
Einheitliche Einzelteile bezeichnet hier ein Material, das mechanisch nicht in verschiedene
Materialien getrennt werden kann.
Für Verbraucherprodukte hat dieser Abschnitt Vorrang vor den anderen Bestimmungen in
der vorliegenden Verordnung.
19
6 Bewertung von anderen Maßnahmen
Nach Norwegens Einschätzung können die Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt, deren
Erreichen mit dem Vorschlag angestrebt wird, nicht mit weniger restriktiven Maßnahmen
erzielt werden. Nachstehend bewerten wir alternative Maßnahmen zu unserer
vorgeschlagenen Verordnung.
Der Vorschlag wird unter anderem damit begründet, dass die Verbraucher keine Kenntnisse
über die Gesundheits- und Umweltprobleme im Zusammenhang mit der Verwendung von
Produkten haben, die gefährliche Stoffe enthalten können; dass sie nicht wissen, wie sie sich
gegen potenzielle Belastungen durch die Produkte schützen können und dass sie nicht wissen,
wie die Produkte als Abfall entsorgt werden müssen. Es könnte die Frage gestellt werden, ob
dieses Problem durch an die Verbraucher gerichtete Informationskampagnen gelöst werden
kann. Erfahrungen aus OECD-Studien und anderen Forschungen zeigen, dass
Informationskampagnen nicht ausreichen, um die Emissionen von prioritären gefährlichen
Stoffen zu verringern. Eine solche Maßnahme ist zu unscharf und zu unbestimmt, um die
notwendigen Ziele zu erreichen. Informationskampagnen sind deshalb keine geeignete
Alternative zu der vorgeschlagenen Verordnung.
Aus Norwegens Sicht können gleichwertige Gesundheits- und Umweltauswirkungen nicht mit
Hilfe von wirtschaftlichen Maßnahmen, wie zum Beispiel Steuern erzielt werden. Eine Steuer
ist am besten in solchen Fällen geeignet, bei denen das einzige Ziel darin besteht, die
Verwendung eines Stoffes zu reduzieren und in Fällen, in denen kein dringender Bedarf zur
Reduzierung der Emissionen besteht. Angesichts der gesundheits- und umweltschädlichen
Eigenschaften von MCCPs müssen die Verwendung und die Emissionen von MCCPs so
schnell wie möglich reduziert werden. Daraus folgt, dass eine Steuer keine geeignete
Maßnahme ist. Zur Reduzierung von Emissionen haben sich wirtschaftliche Maßnahmen in
der Regel als weniger wirkungsvoll erwiesen als Nutzungs- und Verkaufsbeschränkungen. Es
wäre außerdem sehr schwer, ein Steuersystem einzurichten, das dieselbe Wirkung erzielen
würde wie die vorgeschlagene Verordnung. Die große Anzahl möglicher Einsatzgebiete
würde es besonders kompliziert machen, ein Steuersystem auszuarbeiten und in Kraft zu
setzen.
Genau so unzureichend ist es, Maßnahmen in einer späteren Stufe der Verkaufskette
einzuführen. Sammelsysteme wären in Bezug auf den Handel beispielsweise weniger
restriktiv als ein Verbot, hätten aber nicht dieselbe Auswirkung auf die Gesundheit und die
Umwelt. Wenn das Ziel darin besteht, schnelle Reduzierungen der Emissionen zu erhalten, ist
die Regulierung an der Emissionsquelle das wirksamste Regulierungsverfahren. Wenn
Maßnahmen in einem späteren Stadium eingeführt werden, wenn die Produkte bereits in
Verkehr gebracht worden sind, ist es erheblich schwieriger, Maßnahmen einzuführen, die eine
unkontrollierte Ausbreitung prioritärer Stoffe wirkungsvoll verhindern. Darüber hinaus wäre
das Risiko von Verlusten und Emissionen größer, wenn die Reduzierungsmaßnahmen erst
eingeführt werden, wenn die Produkte bereits in Verkehr gebracht worden sind. Eine
Regulierung in der Nähe der Quelle wäre wirksamer. Viele Verbraucher verfügen nicht über
die entsprechenden Kenntnisse über Sammelsysteme. Es ist bereits schwierig genug, zu
überwachen, ob die Verbraucher die bereits vorhandenen Sammelsysteme nutzen.
20
Darüber hinaus sind Beschränkungen eine weitaus effizientere Maßnahme als die
Kennzeichnung von MCCPs-haltigen Produkten. Es ist nicht wahrscheinlich, dass die
Kennzeichnung per se das Risiko der Ausbreitung von bzw. das Risiko der Belastung durch
MCCPs reduzieren wird.
In anderen Umweltbereichen, unter anderem zur Sicherstellung einer ordnungsgemäßen
Abfallbehandlung, haben sich freiwillige Vereinbarungen zwischen den Behörden und der
Industrie als wirksame Maßnahmen erwiesen. In diesem Fall, wo der Zweck darin besteht,
eine schnelle Reduzierung der Emissionen zu erreichen, sind freiwillige Vereinbarungen
jedoch eine weit ungewissere Maßnahme als die Einführung von Beschränkungen. Darüber
hinaus kommen MCCPs in einer Vielzahl von eingeführten Produkten vor. Diese Produkte
können mit freiwilligen Vereinbarungen nur schwer erfasst werden. Zum Erreichen des
gewünschten Ergebnisses sind die vorgeschlagenen Beschränkungen deshalb eine wirksamere
Maßnahme.
7 Folgenabschätzung
7.1 Nutzen
Die Regulierung von MCCPs wird vorgeschlagen, weil es sich dabei um einen ernsthaft
gefährlichen prioritären Stoff handelt, der in der Umwelt und der Nahrungskette ebenso
nachgewiesen wurde, wie in Muttermilch. MCCPs werden als potenzieller PBT-Stoff
eingeschätzt. Dokumentationen zeigen, dass einige Bestandteile von MCCP PBTEigenschaften aufweisen und ihr Vorkommen in der Umwelt und in Muttermilch ein
potenzielles Risiko für Mensch und Umwelt darstellt.
MCCPs werden in der Fertigungsindustrie in Norwegen (allerdings nicht in der norwegischen
PVC-Fertigungsindustrie) und in eingeführten Produkten verwendet. Die Verwendung von
MCCPs ist in den letzten Jahren - wahrscheinlich als Folge des Verbots von PCB und SCCPs
- angestiegen. Es gibt Alternativen zu MCCPs, die als Weichmacher dienen und
umweltverträglich sowie technisch und finanziell akzeptabel sind. Es gibt auch aus anderen
Materialien hergestellte Produkte, die diesen Zweck erfüllen.
Der Verordnungsvorschlag hat viele positive, nicht quantifizierbare Auswirkungen für
Gesundheit und Umwelt:
 Die Ausbreitung von MCCPs in der Umwelt und die Abgabe von MCCPs an die
Umwelt durch Produkte, die als Abfall entsorgt werden, wird reduziert. Der Vorschlag
wird verhindern, dass MCCPs an die Umwelt abgegeben werden, wenn die Produkte
als Abfall enden und entweder in der zugelassenen Abfallaufbereitung verarbeitet
werden oder auf andere Weise ihren Weg in die Umwelt finden. Der Vorschlag wird
langfristig die Menge an MCCPs reduzieren, die (in Form von Sickerwasser) aus
Mülldeponien auslaufen. Das Risiko der Ausbreitung von MCCPs wird reduziert.
 Es wird unwahrscheinlicher, dass Menschen MCCPs über Nahrungsmittel und
Trinkwasser aufnehmen, weil die Menge an MCCPs, die in der Nahrungskette
akkumulieren kann, verringert wird. Das führt langfristig zu einem niedrigeren Risiko
für Gesundheitsschäden.
 Das Risiko, dass Kinder über die Muttermilch MCCPs aufnehmen, wird reduziert.
 Kinder werden nicht mit MCCPs belastet, wenn sie an verschiedenen Produkten
lutschen, beispielsweise an Fausthandschuhen.
21
 Fische werden in einem niedrigeren Ausmaß direkt oder indirekt durch die Aufnahme
von MCCPs geschädigt. Verringerte Emissionen von MCCPs in die Umwelt leisten
einen Beitrag dazu, das Ziel der Bewahrung der Artenvielfalt zu erreichen.
 Das Potenzial für den Transport von MCCPs über weite Entfernungen wird verringert.
 Produkte, die mehr als 0,25% (2.500 ppm) MCCPs enthalten, werden als gefährlicher
Abfall definiert. Die Menge an gefährlichem Abfall - und dadurch auch die Kosten im
Zusammenhang mit der Ablieferung an zugelassene Annahmestellen - werden
reduziert. Darüber hinaus wird der Abriss von Gebäuden vereinfacht und
kostengünstiger, weil es nicht länger erforderlich ist, MCCPs-haltige Anteile für den
Abtransport als gefährlicher Abfall zu trennen.
 Das Ziel der norwegischen Regierung besteht darin, die größtmögliche Anzahl an
erzeugten Abfallanteilen zu recyceln und wiederzuverwenden. Dazu dürfen diese
Anteile keine gefährlichen prioritären Stoffe enthalten. Dadurch wird das Risiko von
Gesundheits- und Umweltschäden im Zusammenhang mit Produkten aus
wiederverwerteten Materialien ebenso reduziert wie die Verwendung neuer
Rohstoffressourcen. Dieser Vorschlag hilft sicherzustellen, dass ausreichend
Kunststoffmaterialien ohne MCCPs für die Materialverwertung zur Verfügung stehen.
 Positive Auswirkungen für Unternehmen, die Alternativen zu MCCPs herstellen und
Unternehmen, die Produkte ohne MCCPs oder alternative Materialien herstellen.
Der Verordnungsvorschlag führt zu erheblichen Reduzierungen bei den Freisetzungen von
MCCPs. Eine umfassende Regulierung der Verwendung von MCCPs in
Verbraucherprodukten ist deshalb die beste Maßnahme, weil der Wunsch besteht, die
Emissionen und Belastungen signifikant und kurzfristig zu reduzieren.
7.2 Kosten
Das Ersetzen von MCCPs als Weichmacher durch alternative Stoffe wird keine signifikanten
Kostensteigerungen mit sich bringen. Durchgeführte Schätzungen (Environmental risk
reduction strategy and analysis of advantages and drawbacks for medium chain chlorinated
paraffins (MCCPs), November 2008 Updated Entec report Commissioned by the UK
Department for Environment, Food and Rural Affairs (Defra) [Strategie zur Reduzierung des
Umweltrisikos und Analyse der Vorteile und Nachteile von mittelkettigen Chlorparaffinen
(MCCPs), Aktualisierter Bericht der Entec, November 2008 - In Auftrag gegeben von dem
Ministerium für Umwelt, Ernährung und ländliche Angelegenheiten (Defra)] deuten auf einen
Anstieg der Rohstoffkosten für Phthalate in Höhe von 3 - 4 Prozent für einige wenige
Verwendungsgebiete, wie zum Beispiel Tapeten und auf Kostensteigerungen von bis zu 50%
hin, wenn MCCPs unter anderem in Kabeln durch DINP ersetzt werden.
Ersetzen von MCCPs durch alternative Flammschutzmittel führt zu höheren Kosten beispielsweise in wetterfest machenden Mitteln/Dichtungsmitteln und weichem PVC. Es
bestehen allerdings andere Alternativen zu PVC und alternative Verfahren zum wetterfest
machen (beispielsweise Mineralwolle). Ausnahmeregelungen werden außerdem für Produkte
vorgeschlagen, die spezielle Flammschutzanforderungen aufweisen und für die es keine
zufriedenstellenden Alternativen gibt. Das wird zu einer erheblichen Reduzierung der Kosten
für die Verwendung alternativer Flammenschutzmittel führen.
Wir schlagen vor, Anwendungen von der Regulierung auszunehmen, wenn derzeit keine
akzeptablen Alternativen vorliegen. Dies gilt für Fälle, bei denen ein spezieller Bedarf nach
22
MCCPs als Flammschutzmittel vorliegt und für die es derzeit keine zufriedenstellenden
Alternativen gibt.
Es ist schwierig, sich eine Übersicht über die Gesamtzahl der betroffenen Akteure zu
verschaffen. Eine begrenzte Anzahl von Akteuren verwendet MCCPs in ihrer Produktion in
Norwegen. Allerdings führen viele Einführer Produkte ein, die unter Umständen MCCPs
enthalten. In Norwegen werden keine MCCPs hergestellt, MCCPs werden aber bei der
Herstellung von Produkten/Waren in Norwegen verwendet.
7.3 Zusammenfassung und Schlussfolgerung
Der Verordnungsvorschlag kann zu geringen Kostenerhöhungen führen, hat aber erhebliche
Reduzierungen der Abgabe von MCCPs an die Umwelt zur Folge und verringert das Risiko
von Umwelt- und Gesundheitsschäden. Vor dem Hintergrund der Auswirkungen von MCCPs
auf die Gesundheit und die Umwelt und angesichts der Tatsache, dass zufriedenstellende
Alternativen mit einem niedrigeren Risiko für Gesundheit und Umwelt vorhanden sind, sind
wir der Ansicht, dass die erhöhten Kosten annehmbar sind. Der Vorschlag wirkt sich positiv
auf Unternehmen aus, die Alternativen herstellen. Unserer Abschätzung nach wird sich die
Maßnahme nicht signifikant auf die sozioökonomischen Kosten auswirken. Auf der
Grundlage der erwarteten positiven Wirkungen, die der Vorschlag für die Gesundheit und die
Umwelt haben wird, rechnen wir damit, dass die Nutzen die Kosten aufwiegen werden. Der
Vorschlag sieht Ausnahmeregelungen für Anwendungen vor, bei denen keine
zufriedenstellenden Alternativen vorhanden sind.
Das Belegmaterial zeigt, dass einige MCCP-Bestandteile über PBT-Eigenschaften verfügen.
Da MCCPs potenziell ein PBT-ähnlicher Stoff sind, können mit Gewissheit keine akzeptablen
Grenzwerte für Konzentrationen dieses Stoffes in der Umwelt festgelegt werden. Die
wichtigste Herausforderung besteht darin, dass MCCPs von vielen verschiedenen Produkten
während des gesamten Produktlebenszyklus durch die Verwendung und die Entsorgung dieser
Produkte an die Umwelt abgegeben wird. Dies gilt insbesondere für Gummi- und
Kunststoffprodukte, einschließlich PVC, wo die Freisetzung signifikant sein kann. MCCPs in
Produkten werden während ihrer Nutzungsdauer nicht umgewandelt; die gesamte in den
Produkten enthaltene Menge kann durch die Verwendung dieser Produkte oder bei
Entsorgung der Produkte als Abfall an die Umwelt abgegeben werden. Die Ausbreitung von
Stoffen, die persistent sind und sich in lebenden Organismen ansammeln, stellt ein besonderes
Problem dar, weil die Akkumulation in der Umwelt nur schwer rückgängig gemacht werden
kann und die langfristigen Auswirkungen schwierig zu prognostizieren sind. Das
Vorsorgeprinzip schlägt deshalb vor, dass Maßnahmen umgesetzt werden sollten.
Produkte sind der wichtigste und signifikanteste Anwendungsbereich für MCCPs. Es ist nicht
hinnehmbar, dass ein solcher gefährlicher prioritärer Stoff wie MCCPs in
Verbraucherprodukten vorkommt. Verbraucherprodukte sind in Norwegen eine wichtige
Quelle unkontrollierter Abgabe prioritärer Stoffe an die Umwelt. Es ist deshalb von
entscheidender Bedeutung, die Verwendung von Produkten mit solchen gefährlichen Stoffen
einzuschränken. Verbraucherprodukte sind besonders wichtig, weil Verbraucher nicht über
die erforderlichen Kenntnisse und das nötige Bewusstsein für die gesundheits- und
umweltbezogenen Probleme im Zusammenhang mit der Verwendung dieser Produkte und
ihrer Abfallentsorgung verfügen. Die Verbraucher verfügen auch nicht über das erforderliche
Wissen und die nötigen Fähigkeiten, um sich gegen Emissionen zu schützen. Die gesamte
Bevölkerung, einschließlich besonders gefährdeter Gruppen wie Kinder, ist deshalb
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Emissionen von Verbraucherprodukten ausgesetzt, entweder indirekt über die Umwelt oder
direkt über die Produkte selbst.
Die EU-Kommission hat ein Dokument über die Anwendung des Vorsorgeprinzips mit dem
Titel „Mitteilung der Kommission über das Vorsorgeprinzip“ (KOM [2000] 1 Endgültig)
abgefasst. In diesem Dokument wird festgelegt, dass das Vorsorgeprinzip hauptsächlich für
die Gesundheit zukünftiger Generationen und die Bewertung potenzieller Risiken auf lange
Sicht gilt.
Nach Ansicht der norwegischen Regierung gibt es keine sekundäre Gesetzgebung (EU/EWRVerordnungen oder Richtlinien), die Norwegen die nationale Regulierung von MCCps in
Verbraucherprodukten verbietet. Weder die im Hauptteil des EWR-Abkommens festgelegten
Regeln, noch die Rechtssprechung des EuGH werden als Hindernisse für den
Verordnungsvorschlag angesehen. Wir beziehen uns hier auf die Angaben über die
besonderen gesundheits- und umweltschädlichen Eigenschaften des Stoffes sowie auf das
besondere Risiko, das MCCPs für Gesundheit und Umwelt darstellen, wenn sie in
Verbraucherprodukten vorkommen. Die vorgeschlagene Verordnung stützt sich unserer
Ansicht nach auf legitime Bedenken (gesundheitliche Bedenken und Umweltbedenken) und
wird als angemessene und notwendige Maßnahme angesehen, um das Ziel von reduzierten
MCCPs-Emissionen aus Verbraucherprodukten zu erreichen. Die Maßnahme geht nicht über
das erforderliche Maß zum Erreichen der von uns angestrebten Ziele hinaus, vgl. die
Folgenabschätzung und die früheren Verlautbarungen zur Verhältnismäßigkeit der
Maßnahme.
8 Bezugsdokumente



Vorschlag 1 S (2009-2010) des norwegischen Umweltministeriums. Storting-Vorschlag
(Storting Bill) für das Haushaltsjahr 2010.
TA 2571/2010 „Prioritäre gefährliche Stoffe - Stand 2007 und Freisetzungsprognosen.“
EU-Risikobewertungsbericht (Risk Assessment Report, RAR), August 2007.

„Environmental risk reduction strategy and analysis of advantages and drawbacks for
medium chain chlorinated paraffins (MCCPs),“ November 2008 – Updated Entec Report
Commissioned by the UK Department for Environment, Food and Rural Affairs (Defra)
[„Strategie zur Reduzierung des Umweltrisikos und Analyse der Vorteile und Nachteile
von mittelkettigen Chlorparaffinen (MCCPs),“ November 2008 Aktualisierter Bericht der
Entec, in Auftrag gegeben von dem Ministerium für Umwelt, Ernährung und ländliche
Angelegenheiten (Defra)].

Anhang XV des von dem Vereinigten Königreich am 30. November 2008 eingereichten
Beschränkungsberichts.

Schlabach et al. Bericht der norwegischen Umweltschutzbehörde TA 1924/2002,
Kartierung von bromierten Flammschutzmitteln und Chlorparaffinen. [SFT-rapport TA
1924/2002, Schlabach et al.: „Kartlegging av bromerte flammehemmere og klorerte
parafiner.“]
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
Fjeld et al.: „Bericht der norwegischen Umweltschutzbehörde TA 2006/2004: „Kartierung
von ausgewählten neuen organischen prioritären Stoffen - bromierte Flammschutzmittel,
Chlorparaffine, Bisphenol A und Triclosan).““ [SFT-rapport TA 2006/2004, Fjeld et al.:
Kartlegging av utvalgte nye organiske miljøgifter - bromerte flammehemmere, klorerte
parafiner, bisfenol A og triclosan]

Weholt et al. Bericht der norwegischen Umweltschutzbehörde TA 2195/2005:
„Kartierung von mittelkettigen Chlorparaffinen.“ [SFT-rapport TA 2195/2005, Weholt et
al.: Kartlegging av mellomkjedede klorparafiner.]

Bakke et al. Bericht der norwegischen Umweltschutzbehörde TA-2400/2008: Kartierung
ausgewählter organischer Kontaminanten in der Barentssee 2007.

Fjeld et al.: Bericht der norwegischen Umweltschutzbehörde TA 2544/2009: „Prioritäre
Stoffe in Süßwasserfischen 2008.“ [SFT-rapport TA-2544/2009, Fjeld et al.: Miljøgifter i
ferskvannsfisk 2008.]

Mitteilung der Kommission über das Vorsorgeprinzip (KOM [2000] 1 Endgültig).
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