Dorothea Orem

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Dorethea Orem
(1914 geborene, amerikanische Pflegetheoretikerin, pflegepraktische Erfahrungen als Leiterin
einer Krankenpflegeschule und als Direktorin des Pflegedienstes; später war sie Beraterin im
Gesundheitsministerium)
Menschenbild von Orem
Zwei wesentliche Charakteristika:
 Selbstpflege ist eine erlernte alltägliche Handlung, die jeder Mensch „normalerweise“
z. B. „wenn er gesund ist“, für sich selbst vollzieht
 Der Mensch ist ebenfalls „normalerweise“ daran interessiert, für sich selbst Sorge zu
tragen. Dazu eignet er sich ganz bewusst Fähigkeiten an und sucht aktiv nach
Lösungen
Die Person gilt bei Orem stets als ganzheitliches Wesen, obwohl sie zwischen strukturellen
Teilen (Arme, Beine, Magen, Lunge,...) und funktionellen Teilen (Harnsystem, endokrines
System,...) unterscheidet. Trotzdem sieht sie die Teile als Einheit an.
(vgl. Referat von D. Schubert und S. Eckmair am 23. April 2002 in 2.3. Einführung in die Pflegetheorien)
Leitfragen und Einteilung
Orem geht von drei Leitfragen aus:
1. Was tun Pflegekräfte und was sollten sie als die Ausübenden der Pflege tun?
2. Warum tun Pflegekräfte, was sie tun?
3. Was ist das Ergebnis dieses Tuns?
(vgl. Lauber, A. (Hg): Grundlagen beruflicher Pflege, 2001, S. 121)
Orems Theorie wird von Meleis (1985) unter Pflegetherapien – bzw. laut Skript zum Referat
von D. Schubert und S. Eckmair am 23. April 2002 als Bedürfnismodell – abgehandelt, von
Fawcett (1989) als Entwicklungstheorie eingeordnet, ... bei Marriner (1989) als humanistische
Pflege und bei Rhiel-Sisca !1989) als Interaktionsmodell gesehen.
(in Drerup, E.: Pflegetheorien. Lehrerhandbuch für den Pflegeunterricht, 1989, S. 63)
Orems Theorie ist sehr komplex und beschreibt viele Aspekte der Pflege. Ausdruck findet
dies auch in der Tatsache, dass ihre Theorie von den Metatheoretikern sowohl als
Entwicklungs- bzw. Interaktionsmodell sowie auch als Bedürfnismodell bezeichnet wird.
Orem unterteilt ihre globale Theorie in drei Theorien mittlerer Reichweite:
1. Theorie der Selbstpflege
2. Theorie des Selbstpflegedefizits
3. Theorie des Pflegesystems
1. Die Theorie der Selbstpflege
... beschreibt und erklärt Selbsthilfe (in Marriner-Tomey, A.: Pflegetheoretikerinnen und ihr Werk,S. 191)
Innerhalb der Theorie der Selbstpflege werden von Orem drei zentrale Konzepte erläutert:
1. Selbstpflege
2. Selbstpflegebedarf
3. situativer Selbstpflegebedarf
Als Selbstpflege bezeichnet Orem alle Handlungen eines Menschen, die er „für sich selbst“
und „durch sich selbst“ in die Wege leitet oder ausführt, um sein Leben, sein Wohlbefinden
oder seine Gesundheit zu erhalten.
Erwachsene Menschen sorgen normalerweise für sich selbst, während Säuglinge, Kinder,
ältere Menschen, Kranke und Behinderte eine teilweise oder vollständige Unterstützung bei
ihren selbstpflegerischen Handlungen benötigen. Wird diese Unterstützung von
verantwortlichen Erwachsenen für abhängige Personen (z. B. von der Mutter für ihr Kind)
durchgeführt, spricht Orem von der so genannten Dependenzpflege (Abhängigkeitspflege).
(vgl. Lauber, A. (Hg): Grundlagen beruflicher Pflege, 2001, S. 121)
„Orem betrachtet den Menschen als ein Wesen, das für sich selbst sorgen kann, d.h. das es als
positiv empfindet, für sich selbst zu sorgen. Von diesem Ansatz aus baut sie ihr „Selbstpflegemodell“ auf. Die Selbstpflege betrachtet sie als erlerntes und zielgerichtetes Verhalten, das
aus Aktivitäten besteht, die Menschen ausführen, um am Leben zu bleiben, ihre Gesundheit
und ihr Wohlbefinden zu erhalten. Orem spricht in diesem Zusammenhang von einem
„gesunden Dasein“, in dem sich der Mensch als „ganz“ und „gesund“ empfindet. Laut Orem
lernt ein Mensch im Laufe seines Lebens, für sich selbst zu sorgen.“ (in Fawcett, J.: Pflegemodelle
im Überblick, 1996, S. 294)
 Fremdpflege
“Die Selbstpflege bedeutet sowohl Sorge für sich selbst, aber auch durch sich selbst.
Während sich Erwachsene im Normalfall selber versorgen, brauchen Kinder und
sozial abhängige Erwachsene Hilfestellung bei selbstpflegerischen Aktivitäten. Wird
diese Hilfestellung von verantwortungsvollen Familienmitgliedern oder anderen
Bezugspersonen geleitet, spricht man von der Abhängigenpflege bzw. Fremdpflege.“
(in Fawcett, J.: Pflegemodelle im Überblick, 1996, S. 294)
 Fähigkeitskomponenten
„Das jeweilige Potential der Person, selbstpflegerisch tätig zu werden wird von zehn
Komponenten beeinflusst, die sich auf individuelle Fähigkeiten und Ressourcen beziehen.“
(in Fawcett, J.: Pflegemodelle im Überblick, 1996, S. 295)
Orem nennt in diesem Zusammenhang zehn Grundfähigkeiten:

Das eigene Selbst als verantwortlich beobachten

Körperliche Energie kontrolliert einsetzen

Eigene Körperhaltung und –bewegung zu kontrollieren

Kritische Reflexion

Motivation

Entscheidungen treffen und diese auch umsetzen

Erforderliches technischen Wissen aneignen und umsetzen

Fähigkeiten im kognitiven, perzeptuellen (= wahrnehmbaren), manipulativen,
kommunikativen und zwischenmenschlichen Bereich

Handlungen in Beziehung zu setzen, Prioritäten zu setzen und einzelne
Maßnahmen sinnvoll anzuordnen

Selbstpflegerische Maßnahmen konsistent durchzuführen und im persönlichen,
familiären und gemeinschaftlichen Leben zu integrieren
Das Ziel der Selbstpflege besteht darin, das man diesem Menschen hilft, seine Gesundheit
wiederzuerlangen und „selbständig zu werden“. Es bedeutet:
- sich um andere kümmern und ihn helfen
- zu anderen Menschen, die nicht für sich zu sorgen können, einen engen pflegerischen
Kontakt aufbauen
- diesen Menschen zu helfen, ihre Gesundheit wiederzuerlangen und selbständig zu
werden
Ziel der KS: Bedürfnisse des Pat. erkennen und befriedigen.
(vgl. Referat von D. Schubert und S. Eckmair am 23. April 2002 in 2.3. Einführung in die Pflegetheorien)
Der Selbstpflegebedarf eines Menschen ergibt sich aus den allgemeinen,
entwicklungsbedingten und gesundheitsbedingten Selbstpflegeerfordernissen.
(vgl. Lauber, A. (Hg): Grundlagen beruflicher Pflege, 2001, S. 121ff.)
 Selbstpflegeerfordernisse
„Wenn Menschen für sich selbst sorgen, versuchen sie, bestimmte Ziele zu erreichen; Ziele,
die direkt in Zusammenhang mit den unterschiedlichen Aspekten des gesunden Daseins
stehen. Der Mensch verspürt das Bedürfnis, diese Ziele zu erreichen, um den Zustand des
gesunden Daseins zu realisieren. Orem nennt diese Ziele die Selbstpflegeerfordernisse.“
(in Kruijswijk, J.: Pflegeprozess. Die Pflegemodelle von Orem und King im Pflegeprozess, 1997, S. 24)
 Allgemeine, universelle Selbstpflegeerfordernisse
... sind allen Menschen gemeinsam, jeweils abhängig vom jeweiligen Lebensalter,
Geschlecht, Entwicklungsstadium, Gesundheitszustand, soziokultureller Orientierung
und Ressourcen.
Beispiel:
Aufrechterhaltung einer ausreichenden Sauerstoffzufuhr
(vgl. Lauber, A. (Hg): Grundlagen beruflicher Pflege, 2001, S. 122)
 Entwicklungsbezogene Selbstpflegeerfordernisse
... beziehen sich auf die Entwicklung des Menschen und die Umstände, die diese
behindern können. Sie ergeben sich aus der Tatsache, dass Menschen im Lauf ihres
Lebens einen Entwicklungsprozess durchlaufen, der in den jeweiligen Phasen
spezifische Erfordernisse notwendig macht.
Unterscheidung in zwei Kategorien:
a
Selbstpflegeerfordernisse, die im Zusammenhang mit der Lebensphase stehen,
in der sich jemand befindet stehen.
Beispiel:
b
vorgeburtliche Phase, Geburt
S., die im Zusammenhang stehen mit einem Ereignis, bestimmten
Verhältnissen, einer Situation oder einem Zustand
Beispiel:
schlechter Gesundheitszustand
(vgl. Referat von D. Schubert und S. Eckmair am 23. April 2002 in 2.3. Einführung in die Pflegetheorien und
Lauber, A. (Hg): Grundlagen beruflicher Pflege, 2001, S. 122)
 Gesundheitsbezogene Selbstpflegeerfordernisse
... bestehen bei Menschen, die krank, verletzt oder behindert sind bzw. sich
in medizinischer Behandlung befinden.
Beispiel: Effektive Ausführung der verordneten diagnostischen, therapeutischen und
rehabilitativen Maßnahmen
Als situativer Selbstpflegebedarf bezeichnet Orem alle Maßnahmen der Selbstpflege, die
erforderlich sind, um die individuellen Selbstpflegeerfordernisse (allgemeine,
entwicklungsbedingt und gesundheitsbedingte) eines Menschen zu erfüllen.
Er wird beeinflusst von folgenden zehn grundlegenden Bedingungsfaktoren, die z. B. die Art
und den Umfang sowie Methode und Techniken zur Erfüllung der Selbstpflegeerfordernisse
bestimmen:
-
Alter
-
Geschlecht
-
Entwicklungsstand
- soziokulturelle Orientierung
-
Faktoren des Gesundheitpflegesystems, z. B. medizinische Diagnostik- und
Behandlungsmodalitäten
- Familiäre Systemfaktoren
-
Lebensstrukturen einschließlich der regelmäßigen Aktivitäten
- Verfügbarkeit und Angemessenheit von Ressourcen
Übersteigt der situative Selbstpflegebedarf die Selbstpflegekompetenz, so liegt ein
Selbstpflegedefizit vor.
(in Lauber, A. (Hg): Grundlagen beruflicher Pflege, 2001, S. 122f.)
2. Die Theorie des Selbstpflegedefizits
... beschreibt und erklärt, warum man Menschen durch Pflege helfen kann. (Marriner-T., S. 191)
Orem beschreibt wiederum drei wichtige Konzepte:
1. Selbstpflegekompetenz
2. Selbstpflegeeinschränkungen
3. Selbstpflegedefizit
Unter Selbstfpflegekompetenz versteht Orem die komplexe, erworbene Fähigkeit eines
Menschen, seine Selbstpflegeerfordernisse zu erfüllen. Sie sind ebenfalls von den zehn
grundlegenden Bedingungsfaktoren beeinflusst. (vgl. oben) Das bedeutet, dass sich nicht bei
jedem Menschen zu jeder Zeit seines Lebens gleich stark ausgeprägt ist.
Nach Orem beinhaltet die Selbstpflegekompetenz zwei wesentliche Bereiche:
 alle bewussten Handlungen in der Selbstpflege (Selbsterkenntnis, rationale Überlegungen,
bewusste Zielsetzung, Vorgehensplanung und Entschlossenheit, einen entworfenen Plan
auszuführen)
 Wissen über gültige und verlässliche Methoden
Die Entwicklung der Dependenzpflegekompetenz sieht Orem als Reaktion auf die
Hilfsbedürftigkeit beispielsweise von Familienmitgliedern oder Freunden. Die Selbstpflegekompetenz kann durch verschiedene Faktoren begrenzt werden. Diese Aspekte bezeichnet
Orem als Selbstpflegeeinschränkungen.
Orem ordnet sie drei Gruppen zu:
- eingeschränktes Wissen, z. B. neue Situation: Feststellung eines D.m.
- eingeschränkte Urteils- und Entscheidungsfähigkeit, z. B. unzureichendes Wissen
- eingeschränkte Handlungsfähigkeit, z. B. Hilfsmittel wegen eingeschränkter Körperbeherrschung
Selbstpflegeeinschränkungen begrenzen die Selbstpflegekompetenz eines Menschen und
können zu einem Selbstpflegedefizit führen. Es besteht dann, wenn der situative
Selbstpflegebedarf die Selbstpflegekompetenz übersteigt, d.h. wenn die Fähigkeiten und das
Wissen eines Menschen in einer bestimmten Situation nicht zur Deckung seines situativen
Selbstpflegebedarfs ausreichen.
(vgl. Lauber, A. (Hg): Grundlagen beruflicher Pflege, 2001, S. 123)
 Grundsätze der Theorie des Selbstpflegedefizits
 Selbstpflegerisch für sich tätig zu werden, setzt eine Fähigkeit voraus, dass ich in einer
stabilen, oder sich wandelnden Umwelt weiß, mit den eigenem Selbst bewusst umzugehen
 Die Intensität, wie ich mich für meine Selbstpflege einsetze, hängt stark von meiner
Einstellung über das Leben, die Lebensentwicklung, die Gesundheit und das
Wohlbefinden ab
 Die Qualität und Vollständigkeit der Selbstpflege in Familien und Gemeinschaften ist
kulturell bedingt. Auch die wissenschaftliche Fähigkeit bestimmter sozialer Gruppen
sowie die allgemeine Lernfähigkeit der Gruppenmitglieder ist von Bedeutung
 Das individuelle Wissen, was man in bestimmten Situationen zu tun hat und wie es getan
werden muss, schränkt das Engagement der Selbstpflege ein
 Ursachen und Gründe, die zu einem Defizit führen
Wenn die Person die erforderliche Fähigkeiten für Selbstpflege noch nicht entwickelt hat
Wenn die vorhandenen Fähigkeiten aufgrund gesundheitlicher oder situativer Umstände nicht
ausgeführt werden können
Informationsdefizit, so dass der Patient nicht angemessen auf die neue Situation reagieren
konnte
Fehlende Fähigkeit des Patienten, auf neue oder veränderte Anforderungen reagieren zu
können
Motivationsmangel
Eingeschränkte Auswahl an Verhaltensmöglichkeiten aufgrund von Vorerfahrungen
 Wie kann ein Selbstpflegedefizit verhindert oder behoben werden?
Laut Orem hilft der Pflegende dem Patienten folgendermaßen:
 Pp nimmt ein Pflegedefizit wahr
 Pp untersucht, worin das Defizit besteht und welche Selbstpflegeerfordernisse den
Patienten befriedigen können, um ein gesundes Dasein zu realisieren
 In welchem Punkt und warum ist die Selbstpflegekompetenz unzureichend?
 Pp überlegt, wie Selbstpflegedefizite ergänzt oder behoben werden können
Die Evaluierung der Selbstpflegedefizite ist komplex und geschieht in der Praxis mit viel
Fingerspitzengefühl von Seiten des Pflegekundigen, der wie folgt vorgeht:
 Er hört dem Pat. zu, was er sagt, wie er es sagt, wie er antwortet und auch, was er nicht
sagt; achtet auf Tonfall und Lautstärke
 Er sieht, wie der Patient „funktioniert“, achtet auf seinen Gesichtsausdruck, auf seine
Haltung
 Er achtet auf die nonverbale Kommunikation
 Er achtet auf die Atmosphäre im Raum, die Körpertemperatur, seine Hand bei der
Begrüßung oder während des Gesprächs
 Er achtet darauf wie der Patient riecht
Dem Pflegekundigen stehen folgende fünf Möglichkeiten bei der Planung und Ausführung
zur Behebung eines Defizits zur Verfügung:
1. handeln anstelle eines anderen oder für einen anderen
2. unterrichten und beraten
3. begleiten
4. jemand beistehen
5. eine für die Selbstpflege günstige Atmosphäre schaffen
(vgl. Referat von D. Schubert und S. Eckmair am 23. April 2002 in 2.3. Einführung in die Pflegetheorien)
3. Die Theorie des Pflegesystems
... beschreibt und erklärt Beziehungen, die vorhanden sein auf aufrecht erhalten werden
müssen, damit Pflege stattfinden kann.(Marriner-Tomey: Pflegetheoretikerinnen und ihr Werk, S. 191)
Die Theorie des Pflegesystems umfasst die Konzepte Pflegekompetenz, Pflegesysteme und
helfende Methoden.
Die Pflegekompetenz bezeichnet Orem als das wesentliche Element dieser Theorie. Unter
Pflegekompetenz werden die Fähigkeiten verstanden, die Menschen durch eine spezialisierte
Aus- und Weiterbildung entwickeln, um bewusst mit pflegebedürftigen Menschen zu
interagieren und gemeinsam mit ihnen die Pflege durchzuführen.
Als wünschenswerte Eigenschaften führt Orem die soziale (Höflichkeit, Verantwortungsgefühl), interpersonale (Interesse an der Wahrnehmung und Lösung menschlicher Probleme)
und die technologische Charakteristika (Fähigkeit zur Durchführung effektiver Handlungen)
auf. Das Konzept der Pflegesystme umfasst drei grundlegende Varianten:
1. Vollständig kompensatorische Pflegesysteme
2. Teilweise kompensatorische Pflegesysteme
3. Unterstützend-erzieherische (entwicklungsorientierte) Pflegesysteme
Vollständig kompensatorische Pflegesysteme werden dann eingesetzt, wenn Patienten in ihrer
Fähigkeit, ihren Selbstpflegeerfordernissen nachzukommen, erheblich eingeschränkt oder
gänzlich unfähig sind. Hierzu gehören beispielsweise komatöse Patienten.
Das teilweise kompensatorischen Pflegesystem bezieht sich auf Situationen, in denen sowohl
PP als auch Patienten Teile der Selbstpflegemaßnahmen durchführen.
Beispiel:
ein Patient braucht Unterstützung bei der Mobilisation, kann aber die
Körperpflege selbständig durchführen.
Unterstützend-erzieherische Pflegesysteme werden von PP gewählt, wenn Patienten die
erforderlichen Maßnahmen der Selbstpflege zwar durchführen und erlernen können, aber
hierbei Unterstützung benötigen.
Beispiel:
Fachgerechte Anleitung zur Versorgung einer Urostomie.
In allen drei beschriebenen Pflegesystemen kommen fünf so genannte helfende Methoden
zum Einsatz. Unter einer Methode des Helfens versteht Orem Handlungen, die die
gesundheitsbedingten Einschränkungen von Menschen kompensieren oder überwinden, damit
sie die erforderlichen Maßnahmen der Selbstpflege wieder eigenständig durchführen können.
Die fünf von Orem unterschiedenen Methoden des Helfens sind:
1. Für andere Menschen handeln und agieren
2. Andere Menschen führen und anleiten
3. Andere Menschen physische und psychologische Unterstützung geben
4. Für andere Menschen ein Umfeld errichten und erhalten, das die persönliche
Entwicklung fördert
5. Andere Menschen unterrichten
Im vollständig kompensatorischen System werden vor allem die ersten drei Methoden
eingesetzt. Im teilweise kompensatorischen System werden alle fünf Methoden verwendet,
während im unterstützend-erzieherischen Pflegesystem der Schwerpunkt eher auf den drei
letztgenannten Methoden liegt.
Zusammenfassung der zentralen Konzepte der PT von Orem
Orem – Strukturkonzepte der Pflegepraxis
 Theorie der Selbstpflege

Selbstpflege

Selbstpflegebedarf

situativer Selbstpflegebedarf
 Theorie des Selbstpflegedefizits
 Selbstpflegekompetenz
 Selbstpflegeeinschränkung
 Selbstpflegedefizit
 Theorie des Pflegesystems

Pflegekompetenz

Pflegesysteme

helfende Methoden
 Aufgaben der Pflege
Für Menschen mit Einschränkungen,
-
etwas tun
-
ihnen helfen, selbst etwas für sich zu tun
-
ihnen helfen zu erlernen, wie sie etwas für sich tun können
(vgl. Lauber, A. (Hg): Grundlagen beruflicher Pflege, 2001, S. 123ff.)
Erläuterung des Pflegeprozesses
Der Pflegeprozess, durch die die Ziele der Pflege erreicht werden sollen, besteht nach Orem
aus sechs Elementen:
1. Planung
Infosammlung
2. Pflegeverordnung
Rollenbeschreibung für Patient und Angehörige
3. Bestimmung des P.systems
konkrete Planung des Vorgangs
Nach Orem können sich die Pflegekräfte dabei – jeweils von Abhängigkeit und
Schwere der Selbstdefizite – an folgende drei Grundmustern orientieren:
- vollständig kompensatorische Pflegesysteme
Pat. kann selber nichts mehr tun
 Die professionell Pflegende:
- führt die therapeutische Selbstpflege des Pat. durch
- kompensiert
- teilweise kompensatorische Systeme
Kombination der Selbsttätigkeit von Pat. und Pp
- unterstützend-erzieherische Systeme
Anleitung/Unterstützung des Einzelnen
4. Pflegeplanung
Organisation des Ablaufs, z. B. Wer macht wann
was wie und womit?
5. Pflegerische Regulierung oder Beobachtung
Umsetzung der Pflegesystems
6. Pflegekontrolle
kritische Beurteilung
Evaluation
 Stärken des Modells
 Modell ist sehr aussagekräftig und einfach; findet auch heute noch Anwendung in bspw.
USA, Kanda, Schweiz, Schweden
 Orem gibt für die Analyse der Pflegesituation die nötige Anleitung
 Pflegekundige finden sich schnell und einfach in diesem Modell wieder
 Modell ist nachvollziehbar und in seiner Auswirkung kalkulierbar und evaluierbar, damit
ist es Voraussetzung für eine Qualitätsverbesserung in der Pflege
 Umsetzung des Modells ist bei der Behandlung von Patienten aller Altersgruppen und in
den unterschiedlichsten Umgebungen, von ambulanten Praxen, bis hin zu
Intensivstationen möglich
 starkes Bewusstsein für ethische Standars in der Krankenpflege, da umfassende
Informationen über Patienten und deren Wahrnehmung erfasst werden
 Modell kann und wird zur Forschung genutzt, da es Konzepte identifiziert, Definitionen
gibt, Beziehungen beschreibt und Annahmen macht
 Schwächen des Modells
 umfangreiches, teilweise recht ungewöhnliches Vokabular erschwert das Verständnis
 nicht deutlich, wann Selbstpflegedefizite behoben werden sollten und wenn ja, welche
 Modell sagt nicht, wann es sich genau um ein Selbstpflegedefizit handelt
 nennt keine Normen, keinen Maßstab, keine Skala, die das Selbstpflegeverhalten messen
können
 ist ungeeignet beim Einsatz spezieller Krankheiten (psychische Krankheit Straffälliger)
 Beim Einsatz des Modells sind wissenschaftliche Vorkenntnisse nötig
 Modell fördert „Spezialistendenken“, wodurch Patient und Pflegekundige in ungleiche
Machtpositionen gedrängt werden, zu Gunsten des Pflegekundigen
 (fachkundig) Pflegekundiger dominiert die Situation
(vgl. Referat von D. Schubert und S. Eckmair am 23. April 2002 in 2.3. Einführung in die Pflegetheorien)
Viel Spass beim Lernen und viel Glück für´s Vordiplom
wünscht Euch Margit!
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