68618403 225 5/14/2016 weich: Flussschläuche sind leicht beweglich, ungeeignet für Anwendungen, Enerigedissipation hart: Flussschläuche sind gepinnt, H c 2 kann sehr gross sein. Mit Nb3Sn kann man bis zu 20 Tesla (200 000 G) erreichen! H Pinning kann durch Erzeugen von Gitterdefekten erreicht werden: Walzen, legieren. So kann zum Beispiel aus Pb (Typ 1) durch Zulegieren von Indium ein Typ 2 Supraleiter mit einem ca. 6 mal grösseren H c 2 erzeugt werden. Phasendiagramm des Supraleiters 2. Art: H c2 H c1 norm alleitend SchubnikovPhase M eissner-Phase Tc T Die Temperaturabhängigkeit von H c ist approximativ gegeben durch H c (T ) H 0 (1 ( TTc ) 2 ) . 7.2. Thermodynamische Eigenschaften Freie Elektronen: Im Normalleiter liegen Zustände an der Fermikante sehr dicht. Elektronen können mit beliebig kleinen Energien angeregt werden. Wie sieht es in einem Supraleiter aus, was können wir aus thermodynamischen Eigenschaften lernen? 68618403 226 5/14/2016 Für die freie Enthalpie (Gedankenstützen: G U TS pV , dG SdT Vdp MdH j dN j ) gilt im normalleitenden (NL) und supraleitenden j (SL) Zustand: G NL U NL TS NL pV GSL U SL TS SL 12 0 H 2 pV . Ein System ist für minimales G theromodynamisch stabil. G GSL supraleitend normalleitend GNL Tc T Der pV Term ist in beiden Ausdrücken gleich, wenn elastische Kopplungen vernachlässigbar sind. Wir ignorieren pV . Der Term 12 0 H 2 beschreibt die Tatsache, dass bei einem kritischen Feld H c die Supraleitung zerstört wird: H H 0 0 M dH 0 HdH 12 0 H 2 , dann ist GSL ( H c , T ) G NL ( H c , T ) . Wenn der normale Zustand unmagnetisch ist (meistens), gilt GNL ( H c , T ) GNL (0, T ) und man kann zeigen, dass G SL ( H c , T ) G SL (0, T ) 12 0 H c2 . Damit folgt mit GSL ( H c , T ) G NL (0, T ) das fundamentale Resultat G NL (0, T ) G SL (0, T ) 12 0 H c2 . Die Differenz G G NL (0, T ) GSL (0, T ) nennt man die Kondensationsenergie (per Einheitsvolumen) des Systems, wenn es vom normal- in den supraleitenden Zustand übergeht. 68618403 227 5/14/2016 Für T 0 und H 0 muss U SL U NL sein: Die innere Energie ist im supraleitenden Zustand kleiner als im normalleitenden Zustand. U USL supraleitend UNL normalleitend Tc T Hinweis darauf, dass die Energie der Elektronen kleiner geworden ist. Bei Tc ( H 0 ) muss gelten: S SL S NL der supraleitender Zustand ist mehr geordnet. S SNL SSL Tc T Für den normalleitenden Zustand ist die spezifische Wärme gegeben durch einen Anteil der Elektronen und einen Anteil der Phononen CVNL T AT 3 . Im Supraleiter findet man CVSL e / k BT AT 3 . Der exponentielle Anstieg ersetzt den linearen Beitrag von freien Elektronen und deutet auf Anregungen mit einem Energiegap hin (siehe N. E. Phillips, Phys. Rev. 134, 385 (1964)): Vergleiche mit dem Einstein-Modell für Gitterschwingungen, wo CV bei tiefen Temperaturen einen exponentiellen Anstieg zeigt. 68618403 228 5/14/2016 4 CV Spezifische Wärme von Aluminium norm alleitend Tc 3 T Da CV / T bei Tc unstetig ist, ist der Phasenübergang 2. Ordnung. Die Figur auf der rechten Seite zeigt Messergebnisse von N. E. Phillips, Phys. Rev. 114, 676 (1959). C (mJ/(Mol K)) supraleitend 2 1 0 H=0 H=0 H = 30 mT 0.5 1.0 1.5 2.0 T (K) Aus der Temperaturabhängigkeit von CV folgt, dass die Wärmeleitfähigkeit für einen Supraleiter bei tiefen Temperaturen sehr viel kleiner ist als für einen Normalleiter. Für den Supraleiter gilt CV e / k BT . Anwendung: Wärmeschalter. Wichtige Anwendung: Adiabatische Entmagnetisierung zum Erreichen von extrem tiefen Temperaturen (Siemensmeyer et al., Physica B 234, 768 (1997)). 1.) Paramagnetisches Material in Magnetfeld auf 10 mK abkühlen, Wärmeschalter in normalem Zustand. 2.) Wärmeschalter in supraleitenden Zustand bringen: Thermische Isolierung der paramagnetischen Materials 3.) Magnetfeld ausschalten: Spins werden ungeordnet, Entropie nimmt zu, Temperatur sinkt. Aus den thermodynamischen Betrachtungen kann man den Schluss ziehen, dass sich bei der Fermi-Energie eine Energielücke 2 Misch- 10 - 50 mK kryostat WärmeSchalter supraleitende Spule paramagnetisches Material abzukühlende Probe 560 pK 68618403 229 5/14/2016 auftut und damit die Energie des Elektronensystems erniedrigt wird. Gleichzeitig wird die Entropie erniedrigt, weil die Elektronen im supraleitenden Zustand stärker korreliert (“geordnet“) sind. E(k) EF normalleitend supraleitend kf k Der Energiegap bei k f soll nicht verwechselt werden mit der Energielücke, die an der Zonengrenze k ZB wegen des periodischen Potentials bei freien Elektronen entstehen kann. Isolator: Energielücke tritt auf wegen den Eigenschaften des Gitters Supraleiter ( 2 10 4 E f ): Gap tritt auf wegen den Elektronen an der Fermifläche. Für viele Supraleiter gilt: 2(T 0) /( k BTc ) 3.5 . Der Energiegap in Supraleitern kann mit Hilfe des Tunneleffekts mit Elektronen gemessen werden. Er nimmt mit zunehmender Temperatur ab. 1 (T)/(0) BCS Theorie 0 1 T/Tc In der folgenden Figur ist das Bandschema für ein Metall und einen Supraleiter aufgezeichnet. Anregungen mit E 2 , die im metallischen Zustand stattfinden sind stärker gedämpft als im supraleitenden Zustand. Beispiel: Linienbreiten von Phononen, Magnonen, Kristallfeldern, Infrarotabsorption, Tunneling, usw. EF Wellenvektor k supraleitender Zustand Energie Energie metallischer Zustand 2 EF Wellenvektor k 68618403 230 5/14/2016 Durch Messen von Linienbreiten kann man Informationen über den Energiegap 2 erhalten. Dämpfung tritt auf, wenn die zugeführte Energie ausreicht, um Cooperpaare aufzubrechen. 7.3. London’sches Modell Der Meissner Effekt und das Eindringen des magnetischen Flusses in Supraleiter können nicht mit den Maxwell-Gleichungen alleine beschrieben werden. 1935 haben Fritz und Heinz London zwei zusätzliche Gleichungen vorgeschlagen, die experimentelle Beobachtungen phänomenologisch erklären können. Der Strom im Supraleiter werde durch Quasiteilchen mit der Masse mC und der Ladung q C getragen. Die Dichte der Teilchen beträgt nC . Wegen 0 folgt für den Strom j q C nC v 2r j q C nC 2 t t Andererseits werden die Ladungen in einem elektrischen Feld beschleunigt 2r mC 2 qC E . t Daraus folgt: q q2 n 1 j q C nC C E C C E E t mC mC 0 2L Und damit für die 1. London’sche Gleichung: 1 j E. t 0 2L Die Grösse 2L mC wird als London’sche Eindringtiefe bezeichnet. 0 nC qC2 Anschaulich klar: Je grösser die Dichte der Cooperpaare, desto besser die Abschirmung: B( x) B(0)e x / L . Diese Beziehung ist eine Lösung der Differentialgleichung 2B 1 2L B 0. 68618403 231 5/14/2016 Die 2. London’sche Gleichung erhalten wir auf folgende Weise mit Hilfe der Maxwell’schen Gleichung B 0 j : 2 B B 0 j . Daraus folgt für die 2. London’sche Gleichung: j 1 0 2L B. Diese Gleichung ist für den Meissner-Effekt verantwortlich, da sie kein homogenes Feld im Supraleiter zulässt (siehe auch Übungen). Messungen zeigen, dass die einfache Londontheorie die Eindringtiefe unterschätzt. 7.4. Kohärenzlänge Die London’sche Theorie ist eine lokale Theorie, da sie einen direkten Zusammenhang zwischen der Stromdichte j am Ort r und dem Magnetfeld B liefert. Generell erfordert eine räumliche Änderung der Wellenfunktion eines elektronischen Systems zusätzliche kinetische Energie. Vergleiche mit Spinwellen: Man verteilt das Flippen eines Spins über eine grosse Distanz und erniedrigt damit die Energie der Anregungen. Eine ähnliche Beobachtung macht man in Supraleitern: Die Kohärenzlänge gibt an, über welchen räumlichen Bereich die Wellenfunktion der Quasiteilchen kohärent ist: Ausdehnung der Region, über die B wirksam ist zur Erzeugung von j, und umgekehrt Minimale Distanz zwischen normalem und supraleitendem Gebiet Folgende, einfache Betrachtung liefert eine Abschätzung für : Die Impulse der Elektronen, die zur Supraleitung beitragen haben einen Impuls EF p2 EF . 2m EF Die Dicke der Schale ist gegeben durch 2 2 (k F 2k ) 2 k F2 k F k . 2m 2m Daraus folgt k 2m 2 . 2 k F v F 2 68618403 232 5/14/2016 Das Wellenpaket, das die Cooperpaare bildet rührt von den Elektronen im Energiegap mit der Wellenvektorverteilung k her. Aufgrund der Heisenberg’schen Unschärferelation hat das Cooperpaar eine minimale Ausdehnung x v 1 F . k Diese heuristische Betrachtung liefert eine erstaunlich gute Übereinstimmung mit dem Resultat der BCS-Theorie: BCS v F . Typische Zahlenwerte: v F 10 6 ms-1, k BTc . Im Volumen eines Cooperpaars befinden sich ca. 1010 andere Elektronen. Berechnete Kohärenzlänge und London’sche Eindringtiefe bei T 0 K: Material Al Pb Nb k BTc (meV) 2 / k BTc 0.34 3.3 2.73 4.38 3.05 3.80 BCS (nm) L (nm) BCS / L Typ Supraleiter 1600 83 38 16 37 39 100 2.2 0.98 1. Art 1. Art 2. Art Aluminium ist ein ausgeprägter Typ I Supraleiter. Gegenbeispiel Nb: Der kohärente Zustand bricht schneller zusammen als die Eindringtiefe, d.h. die Wellenfunktion kann sich sehr rasch ändern: Das Entstehen von Flussschläuchen ist möglich Typ II Supraleiter. Es ist unmittelbar klar, dass Verunreinigungen zu einer Reduzierung sowohl der Kohärenz als auch der Eindringtiefe führen. 7.5. Grundzüge der BCS-Theorie Die Grundidee der BCS-Theorie von Bardeen, Cooper, and Schriefer (1957, Nobelpreis 1972) ist die Annahme einer anziehenden Wechselwirkung zwischen den Elektronen. Dies führt zu einer Erniedrigung der Energie des elektronischen Systems. Das ist in einer Art analog wie wir argumentiert haben bei i) den Halbleitern, wo die Energie der Donatorniveaus einige meV kleiner ist als die Energie der Kante des unteren Leitungsbandes, oder ii) der Reduzierung der Energie der Exzitonen (Übungsaufgabe). In der BCS-Theorie wurde als anziehende Wechselwirkung die Elektron-Phonon Wechselwirkung angenommen. Ein anschauliches Bild: Ein Elektron bewegt sich durch einen See von positiven Atomrümpfen, die dadurch angezogen werden. Weil die Ionen schwer sind, gehen sie nicht sofort in Ihre Ruhelage zurück und erniedrigen damit die