Lehrstuhl Prof.em. Dr. rer. nat. Eberhard G. SCHMIDT Universität Essen, FB 9: Grundvorlesung BIOLOGIEDIDAKTIK, Bearbeitungsstand vom 20.1.2001 Kap. 0: Ziele der Vorlesung. Kap. 1: Begriff Biologiedidaktik 0&1— 1 0 Ziele der Vorlesung Stellung im Studienplan: Die Grundvorlesung „Biologiedidaktik“ ist eine Pflichtveranstaltung des Grundstudiums für die Lehrämter Biologie SI und SII und damit Grundlage für die Zwischenprüfung (und zwar für den Teil Biologiedidaktik). Die Vorlesung hat einen Umfang von 2 SWS, etwa zu einem Drittel prüfungsrelevante Inhalte und zu zwei Dritteln veranschaulichende Beispiele, Bezug zur Schulpraxis (als Vorbereitung auf das Referendariat) und (schwer abprüfbares) Verständnis und kritisches Hinterfragen von Zusammenhängen. Für die Klausur ist dabei (unbeschadet der technischen Schwierigkeiten des Abfragens und Bewertens) Verständnis von Zusammenhängen wichtiger als „Vokabel- & Schlagwortwissen“. Zur Vorlesung wurde ein Skript herausgegeben, das als Kopiervorlage bei mir im Labor (bei Herrn Kaminski, S05 V00 E07) ausgeliehen werden konnte. Dieses Skript wurde jeweils zum Vorlesungsende aktualisiert. Angesichts meiner Emeritierung per 1.8.2000 ist dieses Verfahren im neuen Jahrtausend nicht mehr so günstig, das Skript wird daher per Januar 2001 unter meinem Lehrstuhl in das Internet gestellt. Bei den laufenden Überarbeitungen wurden im WS 1999/2000 das Schema und die Beispiele zur didaktischen Rekonstruktion und die Gliederung der Biologischen Arbeitsweisen umgestellt, in diesem WS 2000/01 die Ziele um grundlegende Leitziele erweitert und die Begriffe „Beobachten“ (jetzt unter Einschluß des „naiven“, also unvoreingenommenen Beboachtens) und „Untersuchen“ (nun unter Einschluß zielgerichteter Beobachtungen mit Arbeitshypothese) neu gefaßt. Die Grundvorlesung ist auch die allgemeine Grundlage für die Biologiedidaktik im Hauptstudium (Lehramt SI & SII), insbesondere für das Hauptseminar zur Speziellen Biologiedidaktik (SII: Didaktik der Evolutionsbiologie bzw. Ökologie in der Oberstufe des Gymnasiums bzw. der Gesamtschule NRW) und für die Schulpraktischen Studien. Die Schulpraktischen Studien und das Referendariat: Die Schulpraktischen Studien können nicht die Fertigkeit im Unterrichten perfektionieren, dafür sind das Unterrichtsgeschehen und seine Beherrschung zu komplex, die Schulpraktischen Studien zu kurz. Professionalisierung der Unterrichtstechnologie und –gestaltung, des Umganges mit den Schülern und der Umsetzung der Unterrichtsziele ist die Hauptaufgabe des zweijährigen Referendariats mit der Kombination von Schulpraxis und Anleitung durch die Fachleiter im Studienseminar. Den Abschluß bildet das 2. Staatsexamen, das aus einer schulpraktisch/ fachdidaktischen Hausarbeit und Lehrproben nebst mündlichen Prüfungen in den Erziehungswissenschaften und Fachdidaktiken besteht (vgl. MSWWF NRW 1997; allgemeine Details zur 2. Phase und der Methodik des BU bei WAGENER 1992 [aus der Sicht eines Fachleiters für Biologie in der SI am Ausbildungsseminar Göttingen]). Die Schulpraktischen Studien können also nur einen ersten Eindruck von dem späteren Berufsfeld geben, sollen daher wirklich schulpraktische Teile umfassen. Es kann allen Biologiestudierenden nur dringend empfohlen werden, über diese Pflichtanteile des Studiums hinaus Gelegenheiten zu Schulbesuchen (z.B. bei von früher her bekannten Lehrern an der alten Schule) zu suchen. Es gilt sorgsam zu prüfen, ob der Beruf als Lehrer so begeistert, daß er mit Erfolg und Freude 40 Jahre lang ausgeübt (und nicht nur durchgestanden) werden kann, daß sich also ein Engagement im Studium (als Kern des 3. Lebensjahrzehnts der Studierenden) auch so lohnt, so daß dieser nicht wiederholbare Lebensabschnitt nicht vertan ist. Lehrstuhl Prof.em. Dr. rer. nat. Eberhard G. SCHMIDT Universität Essen, FB 9: Grundvorlesung BIOLOGIEDIDAKTIK, Bearbeitungsstand vom 20.1.2001 Kap. 0: Ziele der Vorlesung. Kap. 1: Begriff Biologiedidaktik 0&1— 2 Der Bereich E, Biologiedidaktik, im Hauptstudium. Die Fachdidaktik ist nach der (alten wie der neuen) Lehramtsprüfungsordnung (LPO) des Landes NRW (bzw. den Verwaltungsvorschriften der Prüfungsämter dazu) im Hauptstudium ein Pflichtbereich mit mindestens 4 SWS und obligatem Leistungsnachweis. Dabei ist zwischen den Teilgebieten „Allgemeine Biologiedidaktik“ (mit Klärung und Klassifikation von Grundbegriffen wie Unterrichtsziele, biologische Arbeitsweisen im Biologieunterricht, Medien, Unterrichtsverfahren) und „Spezielle Biologiedidaktik“ (Didaktik von biologischen Kurs-/ Unterrichtsthemen) zu wählen. Diese Untergliederung wird in dieser Vorlesung in den Vordergrund gestellt, auch wenn sie nicht konsequent durchzuhalten ist. In den gängigen Lehrbüchern zur Biologiedidaktik wird sie dagegen nicht ausgewiesen (bei EKR 1998 beispielsweise gibt es kein Stichwort „Allgemeine“ oder „Spezielle Biologiedidaktik“, sondern nur die Stichworte „Allgemeine“ und „Spezielle Biologie“), BERCK (1999, z.B. S.168) nennt wohl diese Begriffe, setzt sie aber mit den Begriffen „formale Unterrichtsprinzipien“ (die sich auf allgemeine Fertigkeiten und Fähigkeiten beziehen) bzw. „kognitive Unterrichtsprinzipien“ (die sich auf bestimmte Themen des BU beziehen) gleich (was in der Sache nicht überzeugt). Die alternative Entscheidung für eines der beiden Teilgebiete im Hauptstudium ist allerdings nicht sinnvoll, da beide Sichtweisen für den Lehrer unverzichtbar sind. Das haben auch die Diskussionen mit Fachleitern für Biologie an Studienseminaren aus unserem Gebiet, insbesondere deren Erfahrungen mit Defiziten der Referendare selbst nach einem ordnungsgemäßen Studium ergeben. Konkret wurde deutlich, daß die fachliche und didaktische Grundlegung zu den Kursthemen der Schule, also die fachliche Breite und die Prinzipien der didaktischen Umsetzung (dem Kern der Speziellen Biologiedidaktik), im Studium zu lückenhaft bleiben und angesichts der Verkürzungen des Studiums mit der neuen LPO und der engen Limitierung des Stundenvolumens und der Leistungsanforderungen im Studium auch lückenhaft bleiben müssen. Bei der Neufassung der Prüfungsordnungen LA Biologie SI/SII gemäß der LPO wurde in Essen versucht, durch Änderungen der Wahlmöglichkeiten für die fachlichen Teilgebiete (A-D) das Problem der zu engen fachlichen Grundlegung im Studium zu mindern; außerdem ist im Hauptstudium obligat das Teilgebiet „Spezielle Biologiedidaktik“ zu wählen (die „Allgemeine Biologiedidaktik“ ist ja mit dieser Vorlesung und der Zwischenprüfung abgedeckt). Das wurde auch von dem WS 1997/98 an für das Lehramt Biologie SII konsequent mit den Seminaren zur Didaktik der Evolutionsbiologie (als Muster für die Behandlung des Aspektes der Geschichtlichkeit [Evolution] des Lebendigen) umgesetzt. Dabei bildeten 2 SWS als Seminar im klassischen Sinne mit Referat und Hausarbeit und 2 SWS als Projekt mit Eigenarbeit zu praktischen Grundlagen (wie Fossilien in Museen oder Aufarbeitung der Anschauung an rezenten Formen im Zoo) eine Einheit. Mein Lehrangebot ist allerdings über das SS 2000 hinaus aus Altersgründen eingeschränkt, die Nachfolge ist seitens des Fachbereichs 9 bzw. der Universität GH Essen bislang noch nicht angemessen geklärt. Mit dem WS 2000/01 wurde das Hauptseminar unter Bezug auf den besonderen Schwerpunkt „(Angewandte) Ökologie“ im FB 9 wieder auf Ökologiedidaktik in der SII (der Allgemein bildenden Schulen NRW) umgestellt. Lehrstuhl Prof.em. Dr. rer. nat. Eberhard G. SCHMIDT Universität Essen, FB 9: Grundvorlesung BIOLOGIEDIDAKTIK, Bearbeitungsstand vom 20.1.2001 Kap. 0: Ziele der Vorlesung. Kap. 1: Begriff Biologiedidaktik 0&1— 3 Das Leitziel „Kritisches Hinterfragen und Denken in Vernetzungen“ und die Bedeutung eigener Naturerfahrungen für Studierende Lehramt Biologie: Wichtig ist es mir, eine kritische, distanzierte und differenzierte Sicht der Biologiedidaktik im Praxiskontext zu fördern. Dazu gehört es, Daten aus den verschiedenen biologischen oder didaktischen Teilgebieten zu verknüpfen und nicht in „Schubladen“ zu denken (Leitziel des „inklusiven Denkens“, vgl. Kap. 2.8). Auch sind stets Alltagserfahrungen und Informationen aus anderen Quellen (z.B. aus Fernseh-Naturfilmen) als Prüfstein für die gelernte Theorie zu einzubringen. Querverbindungen zu Erfahrungen des täglichen Lebens vermitteln zugleich schon im Eigen-Studium wichtige Grundlagen für später, für den Bezug zur Lebenswirklichkeit von Schülern. Dieses eigene Querdenken ist überdies die Voraussetzung dafür, Schüler zum unbequemen, aber förderlichen kritischen Denken anzuregen. Ein solches Denken in Vernetzungen wird heute vielfach als Gebot der Stunde gesehen (vgl. den Buchtitel „Vernetztes Denken“ bei VESTER, 1991, der aber schon in der sprachlichen Formulierung [gemeint ist „Denken in Vernetzungen“!] die Begrenztheit aufzeigt). Diese Vorlesung soll somit dafür sensibilisieren, immer wieder zu fragen, ob man durch den akademischen Lehrkanon (oder durch Vorurteile) auf eine bestimmte, zu einseitige Sichtweise festgelegt worden ist. Bei begrenzter Erfahrung ist das schwer zu erkennen. Eigene Naturerfahrung (im Sinne des selbsttätigen forschend-entdeckenden Lernens aus eigenem Ansporn) hilft in besonderer Weise, Lücken/ Grenzen im Lehrkanon aufzuspüren und zu hinterfragen. So sollten Studierende des Faches Biologie bei jeder Gelegenheit (auch in der Freizeit) mit offenen Augen (und passender optischer Ausrüstung) in die Natur gehen, sie auf ausgewählten Teilgebieten eigenständig erforschen (und damit auch vertieft erleben). Derartige biologische (Feld-) Erfahrungen sind überdies oft schulrelevant und Voraussetzung für einen lebendigen Biologieunterricht. Das ist schon deutlich von JUNGE (1885, vgl. Kap. 4.4) herausgestellt worden! Biologiedidaktik als akademische Disziplin: Biologiedidaktik ist in dieser Vorlesung auch als akademische Disziplin vorzustellen. Sie war (wie die anderen Fachdidaktiken auch) bis in die 60er Jahre nur außerhalb der Universitäten, an den Lehrerakademien/ Pädagogischen Hochschulen und in der Lehrerfortbildung, etabliert und ist daher an der Universität eine relativ junge, dynamische Arbeitsrichtung, im Kern mit angewandter Fragestellung. Sie wird daher von den Vertretern der „reinen“ biologischen Diziplinen noch keineswegs voll akzeptiert, sie ist auch in ihrem akademischen Selbstverständnis noch nicht gefestigt und von einem Meinungspluralismus geprägt. Das hatte auch die 11. Zweijahres-Tagung der Biologiedidaktiker, die wir im September 1997 hier in Essen ausgerichtet hatten, deutlich gemacht (BAYRHUBER et al. 1999): Leitziel der Vorlesung: Diese Vorlesung faßt den gesicherten Lehrkanon der Biologiedidaktik eher knapp und verweist zur Ergänzung auf ein Lehrbuch nach eigener Wahl (wie EKR 1998). Sie will vielmehr den Meinungspluralismus der Disziplin aufzeigen und Hilfe für eine kritische Bewertung geben, insbesondere das traditionell Bewährte den eher modischen Zeitströmungen gegenüberstellen und die aktuellen Herausforderungen deutlich machen. Dabei kann ich auf 35jährige didaktische Erfahrungen zurückgreifen: In der Schule (Studienrat in den 60ern in Kiel), am Lehrstuhl Prof.em. Dr. rer. nat. Eberhard G. SCHMIDT Universität Essen, FB 9: Grundvorlesung BIOLOGIEDIDAKTIK, Bearbeitungsstand vom 20.1.2001 Kap. 0: Ziele der Vorlesung. Kap. 1: Begriff Biologiedidaktik 0&1— 4 didaktischen Forschungsinstitut (IPN in Kiel in der Gründungsphase 1968-70) und als Hochschullehrer für Biologie und ihre Didaktik (seit 1970 in Flensburg, seit 1978 Lehrstuhl in Bonn und seit 1990 in Essen) und auf mehr als ein halbes Jahrhundert intensive Freilandbiologie vor allem an Gewässern aller Art (Forschungsschwerpunkt Ökologie der Libellen und ihrer Habitate und Ökosystem Teich/See als Lehrbeispiel) zurückgreifen. Der Stellenwert mancher Inhalte dieser Vorlesung wird demgemäß teilweise erst im Hauptstudium, oft auch erst im Referendariat deutlich werden. Sollte das zu Motivationsproblemen führen, müssen Sie, die Sie Sich jetzt ja von der Schülerperspektive lösen und der Lehrerperspektive zuwenden, damit für sich fertig werden. Die Prüfungs- und Studienordnungen lassen uns leider keine andere Wahl des Lehrangebotes. Die Vorlesung wurde schrittweise auf die Zielvorstellungen zur Biologiedidaktik als Bereich der Lehramts-Studiengänge SI/II in NRW umgestellt. Mit dieser Fassung wurde das konsequent zum Abschluß gebracht. Die Vorlesung gliedert sich daher (nach der Begriffsklärung und der akademischen Institutionalisierung der Biologiedidaktik nebst des akademischen Selbstverständnisses der Disziplin) in die Hauptabschnitte Unterrichtsziele, Allgemeine und Spezielle Biologiedidaktik sowie Methodik des BU (als Voraussetzung für die Schulpraktischen Studien). Abschließend folgt die Geschichte des BU, die die wechselhafte Entwicklung der heutigen Vorstellungen aufzeigen soll. Der Anhang gibt einen ersten Zugang zu den didaktischen Handbüchern und Zeitschriften (als Übersicht der Themen von Themenheften). Eigene Skripte werden zu den Hauptseminaren „Didaktik der Evolutionsbiologie bzw. der Ökologie (LA SII)“ semesterweise erstellt. Literatur: BAYRHUBER, H., K.ETSCHENBERG, U.GEBHARD, K-H.GEHLHAAR, R.HEDEWIG, M.HESSE, S.KLAUTKE, R.KLEE, J.MAYER, M.PRENZEL, E.G.SCHMIDT (Hrsg.): Biologie und Bildung. 11. Int. Tagung Sektion Biologiedidaktik im VDBiol Sept. 1997 in Essen. IPN, Kiel 1998 (real Mitte 1999). BERCK, K-H.: Biologiedidaktik. Grundlagen und Methoden. UTB 8175. Wiebelsheim, Quelle & Meyer 1999. FEY, M.: Biologie am Bach. Praktische Limnologie für Schule und Naturschutz. Biologische Arbeitsbücher 48, Quelle & Meyer, Wiesbaden 1996. JUNGE, F.: Der Dorfteich als Lebensgemeinschaft, Lipsius & Tischer, Kiel/Leipzig 1885. Nachdruck der 3. Aufl. (1907) mit einer Einleitung von G.TROMMER & W.RIEDEL (Hrsg., Vorwort W.JANßEN), Lühr & Dircks, St.Peter-Ording 1995. MSWWF (Ministerium für Schule & Weiterbildung, Wissenschaft & Forschung) NRW (Hrsg.): Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer in Nordrhein-Westfalen. Kamp, Bochum (unveränderter Nachdruck) 1997. VESTER, F.: Leitmotiv vernetztes Denken; für einen besseren Umgang mit der Welt. Heyne TB, München, 2.Aufl. 1991 (= 2.Aufl. 1989). WAGENER, A.: Biologie unterrichten. Ein fachdidaktisches Arbeitsbuch. Quelle & Meyer, Heidelberg 1992. WILHELMI, V.: Didaktik und Methodik der Umwelterziehung, eine praxisorientierte Gesamtkonzeption. Mitt. Pollichia 80: 347-380 (1993). Lehrstuhl Prof.em. Dr. rer. nat. Eberhard G. SCHMIDT Universität Essen, FB 9: Grundvorlesung BIOLOGIEDIDAKTIK, Bearbeitungsstand vom 20.1.2001 Kap. 0: Ziele der Vorlesung. Kap. 1: Begriff Biologiedidaktik 0&1— 5 1 Der Begriff „Biologiedidaktik“ 1.1 Definition und Untergliederungen des Begriffs „Biologiedidaktik“ Das Wort Didaktik leitet sich her von griechisch didaskein im Sinne von lehren, belehren, unterweisen, jemanden unterrichten lassen; als Substantiv entsprechend: Lehrer, Belehrung, Lehrtätigkeit, Unterricht, Schule, Lehrer. Das Wort hat so einen weiten Bedeutungsbereich. In den Erziehungswissenschaften wird der Begriff Didaktik unterschiedlich gefaßt. Hier wird Didaktik verstanden als Wissenschaft vom Lehren und Lernen. Hier im Kontext der Lehramtsstudiengänge wird Didaktik auf die entsprechende Stufe an Allgemeinbildenden Schulen als Adressatengruppe eingeschränkt. Hochschuldidaktik wird also ebenso ausgeschlossen wie beispielsweise außerschulische Umwelterziehung. Statt des Begriffs Didaktik wurde früher in verschiedenen Bereichen der Begriff Pädagogik benutzt. Er hat sich an einigen Stellen noch gehalten (z.B. Museums-, Zoopädagogik, Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften [IPN] in Kiel). Biologiedidaktik im Sinne dieser Vorlesung ist damit die Wissenschaft vom Lehren und Lernen im Biologieunterricht in den Sekundarstufen I/II des Allgemeinbildenden Schulwesens. Damit blieben hier die außerschulischen Unterrichts- und Bildungsmöglichkeiten zur Biologie (wie im Fernsehen, durch Sachbücher, in Biologischen Stationen oder Museen) außer Betracht, es sei denn sie werden in Verbindung mit dem o.g. Schulunterricht genutzt. Ein besonderes Feld ist die Werbung (z.B. mit Tieren oder Naturerlebnissen), sie hat ähnliche Paradigmen, aber völlig andere Ziele (kommerzielle Ziele statt der Bildungsziele, die höchstens als Mittel zum Zweck eingesetzt werden, z.B. bei der Förderung von Naturfilmen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen). Die Begriffe „Didaktik und Methodik“ des Biologieunterrichts: (Biologie-) Didaktik (i.w.S.) wird gegliedert in: (Biologie-) Didaktik i.e.S. als Theorie der Bildungsinhalte, d.h. Theorie der Bildungsziele, des Bildungswertes, der Bildungsinhalte und der Bildungsbedingungen der Biologie (im o.g. Unterricht). Didaktik i.e.S. kann damit schlagwortartig als Diskussion der Kritierien der Stoffauswahl charakterisiert werden. Methodik des (Biologie-) Unterrichts als Unterrichtstechnologie d.h. Technologie der Planung, Durchführung und Erfolgskontrolle konkreter Unterrichtsstunden (oder-stundenkomplexe). Hinweis: In der ehemaligen DDR wurde der Begriff (Biologie-) Methodik (i.w.S.) genau umgekehrt als Oberbegriff benutzt. Didaktik im o.g. Sinne wäre damit die eher akademische Disziplin, Methodik das Tagesgeschäft des Lehrers. In der Praxis ergeben sich jedoch vielfältige Verzahnungen. Lehrstuhl Prof.em. Dr. rer. nat. Eberhard G. SCHMIDT Universität Essen, FB 9: Grundvorlesung BIOLOGIEDIDAKTIK, Bearbeitungsstand vom 20.1.2001 Kap. 0: Ziele der Vorlesung. Kap. 1: Begriff Biologiedidaktik 0&1— 6 Allgemeine und Spezielle Biologiedidaktik: Nach der Lehramts-Prüfungsordnung (LPO) gliedert sich der (Pflicht-) Bereich E „Biologiedidaktik“ des Hauptstudiums in die Teilgebiete E 1 „Allgemeine Biologiedidaktik“ und E 2 „Spezielle Biologiedidaktik“. Diese Teilgebiete sparen eigentlich die Methodik des BU im vorstehenden Sinne aus (sie kommt im Hauptsstudium vor allem in den Schulpraktischen Studien zur Anwendung). Sie sind daher im Kern eine Untergliederung der Didaktik i.e.S. im vorstehenden Sinne. Wie schon in den Vorbemerkungen gesagt, wird die Untergliederung in Allgemeine und Spezielle Biologiedidaktik von den Lehrbüchern zur Biologiedidaktik (fast) nicht angenommen; ihre Autoren kommen auch nicht aus unserem Lande NRW. Die Spezielle Biologiedidaktik ist dabei die Didaktik der biologischen Disziplinen oder der Kursthemen im BU (wie Ethologie oder Ökologie in einer bestimmten Jahrgangsstufe und Schulart; auszugehen ist von Zielsetzungen, davon herzuleiten sind die Stoffauswahl und -anordnung, die Möglichkeiten praktischen Arbeitens, der Medieneinsatz etc.). Die Spezielle Biologiedidaktik ist damit auf die Umsetzung von Biologie im BU ausgerichtet und daher mit der Methodik verzahnt. Spezielle Biologiedidaktik wird oft mit Biologiedidaktik i.e.S. insgesamt identifiziert (vgl. Kap. 2) und an den Anfang der Vorlesung gestellt. BERCK (1999: 168) ersetzt den Begriff(snamen) „Spezielle Biologiedidaktik“ durch den Begriff(snamen) „kognitive Unterrichtsprinzipien“ und den der „Allgemeinen Biologiedidaktik“ durch „formale Unterrichtsprinzipien“; diese Ausdrücke assozieren jedoch einen anderen Kontext (wie zum Unterrichtsprinzip des Exemplarischen: Kap. 2) und führen daher leicht zu Mißverständnissen; sie werden daher hier nicht verwendet. Die Allgemeine Biologiedidaktik befaßt sich mit (kursthemen-) übergreifenden Begriffen, Klassifikationen und Fragen, z.B. mit dem Begriff „Medien im BU“ oder mit „Biologischen Arbeitsweisen im BU“ (wie biologische Experimente im BU). Sie erarbeitet z.B. Charakteristika und Klassifikationen dieser Begriffe, ordnet dabei oft nach formalen Kriterien, also nicht nach funktionalen Kriterien (wie Einsatz im konkreten Unterricht). Zur Allgemeinen Biologiedidaktik (zur Benennung mit „formalen Unterrichtsprinzipien bei BERCK 1999 s.o.) gehört auch die Geschichte des BU und seiner Schwerpunktsetzungen in den verschiedenen Epochen oder die Curriculum-Theorie (angewendet auf den BU). Bei der Klassifikation von Unterrichtsverfahren ergibt sich eine Verzahnung mit der Methodik. Insgesamt gesehen vermittelt die Allgemeine Biologiedidaktik mehr den geistigen Hintergrund für den BU. Die Beziehung von Biologiedidaktik und Erziehungswissenschaften wird hier mit einbezogen. Spezielle und Allgemeine Biologiedidaktik sind damit zwei Achsen (Dimensionen) des gleichen Feldes, bestimmen also unterschiedliche Zugangsrichtungen zu dem gleichen Phänomen. Nicht einfach zuzuordnen sind die Erziehungsaufgaben im BU (wie Gesundheits-, Umwelterziehung) oder auch die Lernzieltaxonomien und die Fragen der Evaluation von BU. Das gleiche gilt für Untersuchungen zu Motivationen und Einstellungen von Schülern in Bezug auf Biologieunterricht. Wie schon vorstehend ausgeführt, gibt diese Grundvorlesung vor allem eine Einführung in die Allgemeine Biologiedidaktik. Lehrstuhl Prof.em. Dr. rer. nat. Eberhard G. SCHMIDT Universität Essen, FB 9: Grundvorlesung BIOLOGIEDIDAKTIK, Bearbeitungsstand vom 20.1.2001 Kap. 0: Ziele der Vorlesung. Kap. 1: Begriff Biologiedidaktik 0&1— 7 1.2 Grundlegende Literatur zur Biologiedidaktik allgemein 1.2.1 Lehrbücher für die Biologiedidaktik insgesamt Jeder Lehramtsstudent sollte unbedingt eine Didaktik zu seiner ständigen Verfügung haben, um jederzeit zu Begriffen, Inhalten, Gliederungen und anderen Stichpunkten nachschlagen zu können. Diese einführende Vorlesung setzt diese Nachschlagemöglichkeit voraus und versucht vor allem, aktuelle Blickrichtungen, Interpretationen strittiger Fragen und Schwerpunkte herauszustellen, will also eine kritische Lesehilfe für die gängigen Lehrmeinungen vermitteln und die Belange des Berufsfeldes aus der Sicht der 1. Phase der Lehrerausbildung herausstellen. Im nachstehenden Text werden diese Werke mit Autor und Jahr zitiert und nicht in die kapitelweisen Literatur-Übersichten aufgenommen. Als Lehrbuch wird besonders empfohlen: ESCHENHAGEN, D., U.KATTMANN & D.RODI (Begründer), U.KATTMANN (aktueller Hrsg.): Fachdidaktik Biologie. Aulis, Köln, 1 Aufl. 1983, 2. Aufl. 1993, unveränderter Nachdruck 1996, Neubearbeitung 1998 [im Skript zitiert als EKR mit dem betr. Jahr]. Alternativen sind: BERCK, K-H.: Biologiedidaktik. Grundlagen und Methoden. UTB 8175. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 1999. KILLERMANN, W.: Biologieunterricht heute. Eine Didaktik für Grundschule und Sekundarstufe I. Auer, Donauwörth, 9. Aufl. 1991. STAECK, L.: Zeitgemäßer Biologieunterricht. 1. Aufl. Metzler, Stuttgart, 1975, 3. Aufl. 1987; Cornelsen, Berlin, 5. Aufl. 1995. Den unmittelbaren Bezug zur Natur im Unterricht betonen besonders: STICHMANN, W.: Biologie. Didaktik, Schriftenreihe für den Unterricht an der Grund- & Hauptschule. Päd.Verlag Schwann, Düsseldorf, 1970, 2. Aufl. 1973. VERFÜRTH, M.: Kompendium Didaktik Biologie. Eine Biologiedidaktik für naturnahen Unterricht von der Vorschule bis zur Sekundarstufe II. Ehrenwirth, München 1987. Sehr anregend und als Ergänzung zu empfehlen ist: ELLENBERGER, W. (Hrsg.): Ganzheitlich-kritischer Biologieunterricht. Für das Leben lernen. Cornelsen, Berlin 1993. Zu nennen sind auch die Klassiker unter den (Nachkriegs-) Biologie-Didaktiken, die zum Nachschlagen (bei zeitlosen Themen) sehr empfohlen werden: SIEDENTOP, W.: Methodik und Didaktik des Biologieunterrichts. Quelle & Meyer, Heidelberg, 1964, 4.Aufl. 1972. GRUPE, H. (jun.): Biologie-Didaktik. Auswahl der Lehrinhalte und Gestaltung des Unterrichts. Aulis/ Deubner, Köln, 1971, 4.Aufl. 1977. Lehrstuhl Prof.em. Dr. rer. nat. Eberhard G. SCHMIDT Universität Essen, FB 9: Grundvorlesung BIOLOGIEDIDAKTIK, Bearbeitungsstand vom 20.1.2001 Kap. 0: Ziele der Vorlesung. Kap. 1: Begriff Biologiedidaktik 0&1— 8 1.2.2 Fachzeitschriften für die Biologiedidaktik insgesamt (Handbücher und Fachzeitschriften zur Speziellen Biologiedidaktik s. Kap. 3, zu Richtlinien/ Lehrplänen s. Kap. 2). ZfDN: Zeitschrift für Didaktik der Naturwissenschaften. Biologie, Chemie, Physik. 5. Jahrg. 1999. Zeitschrift für die (akademisch etablierte) Didaktik der Naturwissenschaften aus dem IPN Kiel (ab 2000 als Internet-Druck). MNU: Der mathematische und naturwissenschaftliche Unterricht; 54. Jahrg. 2001 (Organ des Vereins zur Förderung des MNU; Jahrestagungen jeweils in der Osterwoche an wechselnden Orten, die 92. Hauptversammlung 2001 in Köln). PdN-Bio S (ab Jg. 49, Heft 7, Okt 2000 unter dem neuen Namen): Vereinigung von PdB und Bio S. Ausgelaufen oder umgestellt sind: BU Der Biologieunterricht. 1 (1965) - 20 (1984). Klett, Stuttgart. Jeweils 4 Hefte (oft unter einem Thema) je Jahrgang, die Zeitschrift wurde leider ein Opfer der Ökonomie, vieles ist aktuell geblieben (Themenübersicht im Anhang 3). BioS Biologie in der Schule; 49. Jahrg. 2000. Volk und Wissen-Verlag (früher Ost-Berlin), jetzt bei Cornelsen, Berlin. Seit der Wende sehr gewandelt und ansprechend gestaltet, einzige Zeitschrift zur Biologiedidaktik für alle Schulstufen, in der ohne Themenbindung die aktuellen Fragen zur Sprache kommen. Mit Heft 3/ 2000 ging die Eigenständigkeit verloren; ab Jg. 49, Heft 4 (Okt. 2000) vereinigt mit PdB (Praxis der Naturwissenschaften/ Biologie, ab Jg. 49, Heft 7) unter dem Namen Praxis der Naturwissenschaften/ Biologie in der Schule: NiU Naturwissenschaften im Unterricht, Teil B – Biologie. Zeitschrift für die Unterrichtspraxis in der S I, zahlreiche Themenhefte (vgl. Anhang ##). Ausgelaufen mit dem Jahrgang ###/ 19##. 1.2.3 Tagungsbände der Sektion Biologiedidaktik im Verband Deutscher Biologen (VDBiol) Fachtagungen oder Symposien dienen dem raschen Erfahrungsaustausch zwischen den Wissenschaftlern und Anwendern. Sie ermöglichen den direkten Kontakt der Fachkollegen und (im Anschluß an Vorträge bzw. bei den Poster-Präsentationen) eine direkte Diskussion der vorgestellten Ergebnisse. Sie sind daher für die Kommunikation innerhalb der Wissenschaft unersetzlich. Die Vorträge/ Poster werden üblicherweise in Tagungsbänden rasch publiziert. Die Symposien der Sektion Biologiedidaktik im Verband Deutscher Biologen (VDBiol) sind d i e Fachtagungen der deutschsprachigen Biologiedidaktiker. Sie werden im Zweijahresrhythmus an wechselnden Orten [örtlicher Organisator in der nachstehenden Übersicht in Klammern] mit wechselnden Schwerpunkten veranstaltet. Die Tagungsbände haben wechselnde Herausgeber und geben einen guten Überblick der jeweils aktuellen Fragestellungen zur Biologiedidaktik. 1997 haben wir mit unserer kleine Arbeitsgruppe die Tagung hier in Essen ausgerichtet (BAYRHUBER et al. 1999). Das Tagungsmotto „Biologie und Bildung“ galt dem Ringen um die Aktualisierung der Bildungswerte und ihrer Umsetzung im BU. Hinzu kam der örtliche Tagungschwerpunkt „Biologie im Ballungsraum“. Er sollte die Chancen für einen lebendigen Biologieunterricht im Freiland im Ballungsraum aufzeigen. Das Symposium „Kognitive und motivationale Dimensionen des Biologieunterrichts“ stellte die von der DFG geförderten Projekte zur empirischen (statistisch gesichertern) Untersuchung von biologischen Kenntnissen und Motivationen von Schülern im BU vor und war damit das Forum der empirischen Lehr- & Lernforschung der akademischen Biologiedidaktik. Lehrstuhl Prof.em. Dr. rer. nat. Eberhard G. SCHMIDT Universität Essen, FB 9: Grundvorlesung BIOLOGIEDIDAKTIK, Bearbeitungsstand vom 20.1.2001 Kap. 0: Ziele der Vorlesung. Kap. 1: Begriff Biologiedidaktik 0&1— 9 XI. Tagung der Sektion Biologie-Didaktik im Verband deutscher Biologen, Universität GH Essen, 14.09. - 19.09.1997: Biologie und Bildung Neben dem Tagungsmotto mit den Symposien Biologieunterricht im Ballungsraum und Kognitive und motivationale Dimensionen des BU Die Symposien der Sektion Biologiedidaktik im VDBiol hatten ihre Vorläufer in den Tagungen der Biologiedidaktiker Deutschlands. Deren 4. Tagung wurde 1973 in Schwäbisch Gmünd durch den Kollegen RODI ausgerichtet. Erstmals gab es einen Tagungsband. Auf dieser Tagung wurde die Sektion begründet, sie war aber erst zur nächsten Tagung (bei Kiel 1977) auch juristisch gesichert. So wurde ursprünglich die Tagung in Schwäbisch Gmünd (sachgerecht, aber juristisch nicht korrekt) als erste Tagung der Sektion, der Tagungsband als erster der Reihe gezählt (in der nachfolgenden Übersicht ist er daher an erster Stelle aufgeführt), später setzen sich die Formalisten mit dem Beginn der Zählung erst ab der Kieler Tagung durch. Lehrstuhl Prof.em. Dr. rer. nat. Eberhard G. SCHMIDT Universität Essen, FB 9: Grundvorlesung BIOLOGIEDIDAKTIK, Bearbeitungsstand vom 20.1.2001 Kap. 0: Ziele der Vorlesung. Kap. 1: Begriff Biologiedidaktik 0 & 1 — 10 Übersicht der Tagungen und der Tagungsbände der Sektion Biologiedidaktik im VDBiol: 1973: Schwäbisch Gmünd [RODI, PH am Ort]; (4. Tagung des Vorläufers der Sektion). RODI, D. (Hrsg.): Biologie und curriculare Forschung. Aulis, Köln 1975. 1977: Marina Wendtorf bei Kiel [EULEFELD, IPN Kiel] (1. Tagung der Sektion im formaljuristisch korrekten Sinne). EULEFELD, G. & D.RODI (Hrsg.): Biologielehrerausbildung. Aulis, Köln 1978. 1979: Bad Boll [BAUER, PH & Studienseminar Eßlingen]. RODI, D. & E.BAUER (Hrsg.): Biologiedidaktik als Wissenschaft. Aulis, Köln 1980. 1981: Hofgeismar [HEDEWIG GH Kassel]. HEDEWIG, R. & D.RODI (Hrsg.): Biologielehrpläne und ihre Realisierung. Aulis, Köln 1982. 1983: Berlin [STAECK, TU am Ort]. HEDEWIG, R. & L.STAECK (Hrsg.): Biologieunterricht in der Diskussion. Aulis, Köln 1984. 1985: Loccum [KNOLL, Uni Hannover]. HEDEWIG, R. & J.KNOLL (Hrsg.): Biologieunterricht außerhalb des Schulgeländes. Aulis, Köln 1986. 1987: Iserlohn [STICHMANN, Uni Dortmund]. HEDEWIG, R. & W.STICHMANN (Hrsg.): Biologieunterricht und Ethik. Aulis, Köln 1988. 1989: Hersching [KILLERMANN, Uni München]. KILLERMANN, W. & STAECK, L. (Hrsg.): Methoden des Biologieunterrichts. Aulis, Köln 1989. 1991: Bad Zwischenahn [ENTRICH, Uni Bremen]. ENTRICH, H. & L.STAECK (Hrsg.): Sprache und Verstehen im Biologieunterricht. Leuchtturm, Alsbach 1992. 1993: Ludwigsfelde [GRÖNKE; PH/Uni Potsdam]. BAYRHUBER, H. et al. (Hrsg.): Interdisziplinäre Themenbereiche und Projekte im BU. IPN, Kiel 1994. 1995: Weilburg/Lahn [KLEE, Uni Gießen]. BAYRHUBER, H. et al. (Hrsg.): BU und Lebenswirklichkeit. IPN, Kiel 1997. 1997: Essen [SCHMIDT, Uni am Ort]. BAYRHUBER, H. et al. (Hrsg.): Biologie und Bildung. IPN, Kiel 1999. 1999: Salzburg (UNTERBRUNNER, Uni am Ort). BAYRHUBER, H. et al. (Hrsg.): Lernen im Biologieunterricht. (Zusammenfassungen der Vorträge); Uni Salzburg 1999. (Tagungsband mit ausgewählten Beiträgen erscheint gesondert!). Lehrstuhl Prof.em. Dr. rer. nat. Eberhard G. SCHMIDT Universität Essen, FB 9: Grundvorlesung BIOLOGIEDIDAKTIK, Bearbeitungsstand vom 20.1.2001 Kap. 0: Ziele der Vorlesung. Kap. 1: Begriff Biologiedidaktik 0 & 1 — 11 1.3 Institutionalisierung der Biologiedidaktik Biologiedidaktik war noch im vorigen Jahrhundert von (begnadeten) Lehrern, also außerhalb der etablierten Wissenschaften, vorangetrieben worden (vgl. Kap. 6). Für die Volksschullehrer waren die Seminare (später Pädagogische Akademien und dann Pädagogische Hochschulen) Stätten (biologie-) didaktischer Lehre und (einphasiger) Lehrer-Ausbildung. In der Gymnasiallehrer-Ausbildung an der Universität war die Biologiedidaktik nicht vorgesehen. Dafür gab es hier das zweijährige Referendariat, eine schulpraktische 2. Ausbildungsphase am Studienseminar mit fachkundiger Anleitung/ Unterrichtung durch besonders qualifizierte Fachleiter (am Studienseminar) und Mentoren (als Betreuer an den Schulen). Dazu gehörten regelmäßige Lehrproben (oft an fremden Schulen, vor den anderen Referendaren des Studienseminars und dem Fachleiter mit ausgiebigen und nicht immer erfreulichen Nachbesprechungen) und eine schulpraktische 2. Staatsexamensarbeit. Seit den 60er Jahren (beschleunigt mit der Integration der Pädagogischen Hochschulen in die Universitäten in den meisten Bundesländern, Ausnahme z.B. Baden-Württemberg) etablierten sich die Fachdidaktiken als akademische Disziplin an den Universitäten mit Promotions- und Habilitationsrecht, die Fachdidaktik wurde fester Bestandteil auch des Studienganges Gymnasial-/ SII-Lehrer. Die schulpraktische Ausbildung blieb eine eigenständige 2. Ausbildungsphase an den Studienseminaren dieses Studienganges, bei den anderen Lehrämtern wurde sie neu eingerichtet. Ansätze zu einer einphasigen Lehrerausbildung wurden in der Bundesrepublik eingestellt: Ihre Erprobung war an „Reformhochschulen“ angesiedelt worden und litt unter zu starken Kürzungen der Ausbildungsdauer sowie an einer kritischen Einstellung zur Leistung. Die bewährte einphasige Lehrerausbildung der DDR wurde ein Opfer der Wende. Jetzt gibt es in NRW wieder Reformvorstellungen in diese Richtung. So haben wir derzeit ein Nacheinander von akademisch orientierter Fachdidaktik an der Universität in der 1. Phase und von schulpraktischer Ausbildung am Studienseminar in der 2. Phase der Lehrerausbildung, dem Referendariat. Die Studienseminare sondern sich leider von der Fachdidaktik an der Universität in der Regel deutlich ab. Auch die unterrichtspraktische Hausarbeit zum 2. Staatsexamen wird allein von den Studienseminaren betreut, fachdidaktische Innovationen in diesen Arbeiten werden damit leider kaum einmal publiziert, leiden auch oft unter der Hochschulferne der Seminare. Die Biologiedidaktik an der Universität sollte die Verbindung vom Fachstudium Biologie zum Berufsfeld Biologie als Schulfach herstellen und dazu beitragen, die Kluft akademischer Lehre und schulischer Praxis zu mindern. Für die Biologiedidaktik hier an der Universität bedeutet diese Abkopplung von der Schulpraxis, daß vornehmlich die Prinzipien der Umsetzung von Biologie in den Schulstoff im Fach Biologie (Kriterien der Stoffauswahl, vgl. das Stichwort „Didaktische Rekonstruktion“, Kap. 3) deutlich zu machen sind. Sie richten sich nach den Zielen des jeweiligen Unterrichts und nach den jeweiligen, konkreten Unterrichtsbedingungen. Man kann also keine allgemein gültigen Rezepte erlernen, sondern nur allgemeine Prinzipien und Denkansätze, aus denen heraus im Einzelfall die Optimierung anzustreben ist. Das entspricht den Prinzipien der Berufsausbildung Lehrstuhl Prof.em. Dr. rer. nat. Eberhard G. SCHMIDT Universität Essen, FB 9: Grundvorlesung BIOLOGIEDIDAKTIK, Bearbeitungsstand vom 20.1.2001 Kap. 0: Ziele der Vorlesung. Kap. 1: Begriff Biologiedidaktik 0 & 1 — 12 in anderen akademischen Disziplinen (wie bei Betriebswirten, Juristen oder Medizinern). Die Betreuung und Ausbildung der Studienreferendare in den Studienseminaren NRW wird leider in NRW mit einer Neufassung der Ausbildungsordnung zurückgefahren. Die Referendare erhalten damit zwar mehr Freiraum, mehr Selbständigkeit und mehr Eigentätigkeit; das Ministerium spart dadurch Stellen ein und nimmt die Gefahr des Dilettantismus in Kauf. Biologiedidaktik ist aber in den letzten 3 Jahrzehnten (wie die anderen Fachdidaktiken auch) zu einer eigenständigen akademischen Disziplin mit eigenen Denk- und Forschungsansätzen (Paradigmen) geworden. Diese müssen nicht unbedingt hilfreich für die Unterrichtspraxis sein, der angehende Lehrer muß aber von ihnen gehört haben und sollte sie auch für sich beurteilen bzw. bewerten können. Bei einer so jungen akademischen Disziplin ist auch vieles noch nicht zum Lehrkanon gefestigt, manches wird kontrovers gesehen. Die Vorlesung soll helfen, hier Spreu (i.S. von Modischem) von Weizen (i.S. von bleibend Wertvollem) zu trennen, und damit zum kritischen Aufnehmen der Fachliteratur anregen. Wertvoll ist dafür auch ein historischer Überblick der Ziele und der Schwerpunkte des Biologieunterrichts in der Schule, der am Schluß der Vorlesung angefügt wird. Literatur: EULEFELD, G.& D.Rodi (Hrsg.): Biologielehrer-Ausbildung. Bericht Tagung Sektion Fachdidaktik VDBiol & IPN Wendtorf b. Kiel 1977. Aulis/ Deubner, Köln 1978. 1.4 Das Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften (IPN) an der Universität Kiel Es gibt in Deutschland nur ein überregionales Forschungsinstitut zur Didaktik der Naturwissenschaften. Es ist das Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften (IPN) an der Universität Kiel. Es wurde 1966 mit Mitteln aus der Stiftung Volkswagenwerk gegründet (Leitung der Physikdidaktiker Prof. Dr. HECHT) und vereinte die Abteilungen Physik-, Chemie-, Biologiedidaktik (Leiter Prof. Dr. G. SCHAEFER ab 1969) mit den Abteilungen Erziehungswissenschaften und PädagogischPsychologische Methodenlehre (nebst Datenverarbeitung). Aufgabe war zunächst vor allem die Entwicklung von Curricula zu den Naturwissenschaften in der SI nach den Kriterien der Curriculum-Theorie (vgl. Kap. 6), später erweiterte sich das Spektrum. Das IPN wurde zu einer Bund-Länder-Einrichtung der BR Deutschland (vgl. FREY 1980, HECHT 1986, SCHROOTEN 1971), seine Beiträge zur Biologiedidaktik sind eine interessante Facette im breiten Spektrum der Hochschuldidaktik. Hinsichtlich der Kontakte zu internationalen Einrichtungen hat das IPN ein herausragendes Engagement. Nach den Curriculum-Konstruktionen der 60er und 70er Jahre liegt der Forschungs-Schwerpunkt nun maßgeblich auf der empirischen Lehr-/ Lernforschung (Kap. 1.5). Literatur: FREY, K.: Forschungsplanung am IPN. IPN, Kiel 1980. HECHT, K.: Meine Erinnerungen an die Vor- und Frühgeschichte des IPN. IPN, Kiel 1986. SCHROOTEN, G. (Hrsg.): IPN-Curriculum-Entwicklung. Themenheft BU 7 (4). Klett, Stuttgart 1971. Lehrstuhl Prof.em. Dr. rer. nat. Eberhard G. SCHMIDT Universität Essen, FB 9: Grundvorlesung BIOLOGIEDIDAKTIK, Bearbeitungsstand vom 20.1.2001 Kap. 0: Ziele der Vorlesung. Kap. 1: Begriff Biologiedidaktik 0 & 1 — 13 1.5 Aktuelle Forschungsschwerpunkte der Biologiedidaktik in Deutschland Die klassischen Forschungschwerpunkte der Biologiedidaktik in Deutschland entsprechen den Aufgaben der Biologiedidaktik. Im Mittelpunkt standen: Diskussion der Klassifikationen von Grundbegriffen (Allgemeine Biologiedidaktik) vor allem in den Lehrbücheren und in Zeitschriftenaufsätzen/ Tagungsbeiträgen. Diskussion der Bildungsziele und Stoffpläne für den BU. Aufarbeitung von Materialien zur Speziellen Biologiedidaktik (wie Schulversuche oder Medien) und Entwicklung von Unterrichtseinheiten. Diese Materialien und Unterrichtseinheiten waren aber i.a. nicht auf eine ganz konkrete Situation spezifiziert, sondern so gehalten, daß sie vom Fachlehrer an seine konkrete Unterrichtsplanung angepaßt werden mußten, ihm aber Anregungen gaben und aufwendige Vorbereitungs- und Entwicklungsarbeit abnahmen. Damit wurden sie der Individualität eines jeden Unterrichts gerecht. Mit der Reformperiode im Zeichen der Curriculumstheorie in den 70er Jahren (vgl. Kap. 6.11) sollte die Wissenschaftlichkeit der Biologiedidaktik durch eine statistische Sicherung (im Sinne der Testtheorie) der Ergebnisse deutlich gemacht werden. Das erste wissenschaftliche Großinstitut in Deutschland, das IPN in Kiel (s. Kap. 1.4), legte dementsprechend die Erprobung/ Evaluierung von CurriculumKonstruktionen so an, daß etwa 30 Klassen mit zusammen etwa 1000 Schülern einen weitgehend genormten Unterricht erhielten, um der Testtheorie zugenügen. Die Erprobungen dienten dann auch vor allem der Erprobung der Vor- und Nachtests, nicht einer fortschreitenden Verbesserung der Unterrichtsinhalte. Die IPNUnterrichtseinheiten Biologie waren daher trotz des immensen Aufwandes für ihre Entwicklung und vor allem für ihre Evalutation für den Fachlehrer nicht sonderlich dienlich. Aktuell sind Projekte zur empirischen Lehr-/ Lernforschung in der Biologiedidaktik. Im Mittelpunk steht die statistisch gesicherte Analyse von Vor-, Einstellungen/ Motivationen oder dem Wissensstand. Inzwischen hat Biologiedidaktik damit auch Anteil an der Förderung durch die DFG, obwohl hier die Wissenschaftlichkeit gewissermaßen von der Testpsychologie „geborgt“ wird und der Transfer auf die Anwendung auf den täglichen Unterricht kaum möglich ist. Einige Beispiele werden nachstehend spezifiziert. Diese aktuellen Forschungsschwerpunkte der Biologiedidaktik spiegelten sich auch gut in den Symposien der Biologiedidaktik-Tagung in Essen im September 1997 wieder (BAYRHUBER et al. 1999): Biologie und Bildung (als Motto der Tagung insgesamt, nach Stufen getrennt und jeweils untergliedert in „bildungstheoretische Grundlagen“, „fachdidaktische Konzepte“ und „Praxisbeispiele“) Biologie im Ballungsraum (mit Vorlage praktischer Konzepte), hierzu auch die Exkursionen an die Ruhr (Essen/ Mülheim einschließlich der Arbeit im Haus Ruhrnatur), zur BUGA Gelsenkirchen („Grünes Klassenzimmer“) und zum Zoo Wuppertal (Zooschule) sowie ein Praktikum „Ökologie am Uniteich“. Lehrstuhl Prof.em. Dr. rer. nat. Eberhard G. SCHMIDT Universität Essen, FB 9: Grundvorlesung BIOLOGIEDIDAKTIK, Bearbeitungsstand vom 20.1.2001 Kap. 0: Ziele der Vorlesung. Kap. 1: Begriff Biologiedidaktik 0 & 1 — 14 „Kognitive und motivationale Bedingungen des BU“ (Vorstellung der aktuellen DFG-Projekte im Sinne statistisch gesicherter Erhebungen dazu). Lehrstuhl Prof.em. Dr. rer. nat. Eberhard G. SCHMIDT Universität Essen, FB 9: Grundvorlesung BIOLOGIEDIDAKTIK, Bearbeitungsstand vom 20.1.2001 Kap. 0: Ziele der Vorlesung. Kap. 1: Begriff Biologiedidaktik 0 & 1 — 15 Empirische Forschung zum Schüler im Biologieunterricht (Lehr-Lern-Forschung): In der Biologiedidaktik sind statistische Erhebungen von Einstellungen, Interessen, Motivationen oder der Einschätzungen des Lernklimas zu einem wesentlichen Bestandteil von Forschungsprogrammen verschiedener Arbeitsgruppen geworden (empirische Unterrichtsforschung; Tab. ##; Abb. ##, ##). Die Untersuchung der Assoziationsprofile zu biologischen Begriffen (ehem. Arbeitsgruppe SCHAEFER in Hamburg) wird im Kap. 3.4, Sprache) behandelt. Die Arbeitsgruppe des leider früh verstorbenen Kollegen LÖWE, Heidelberg, ist der Frage der biologischen Interessen von Schülern (z.B. der Unterschiede nach Schularten und Geschlecht oder ihrem Wandel mit dem Alter) detailliert nachgegangen (vgl. LÖWE 1992). Damit erhält die Biologiedidaktik wertvolle, wenn auch (z.B. hinsichtlich der Übereinstimmung von Äußerung im Fragebogen und tatsächlichem subjektivem und objektivem Interesse oder der Übertragbarkeit) im einzelnen zu hinterfragende Informationen. Im folgenden werden einige Beispiele an Hand von Grafiken etc. gegeben: Tab. ##: I n t e r e s s e n b e f r a g u n g (aus EULEFELD u.a. 1974: 55, Frage 2) Frage 2: Was meinst Du zu der Darstellung von Beziehungen und Vorgängen mit Hilfe von Pfeildiagrammen? a) ### Es ist lustig, daß man z. B. sowohl die Beziehung zwischen Spechten und Käfern mit Pfeilen darstellen kann als auch die Beziehung zwischen der Dicke der Schnee decke und der Wärme. b) ### Ich glaube, daß dies wenig dazu beiträgt, das Geschehen in der Natur deutlich und verständlich zu machen. c) ### Ich habe mir kaum Gedanken darüber gemacht, weil ich die Pfeile unanschaulich und langweilig finde. d) ### Es hat mich beeindruckt, weil man damit wichtige biologische Beziehungen einfach darstellen kann. Wie ersichtlich, stellen die Aussagen a) und d) in Bezug auf das Thema Pfeildiagramme eine positive Bewertung, die Aussagen b) und c) eine negative Bewertung dar. Lehrstuhl Prof.em. Dr. rer. nat. Eberhard G. SCHMIDT Universität Essen, FB 9: Grundvorlesung BIOLOGIEDIDAKTIK, Bearbeitungsstand vom 20.1.2001 Kap. 0: Ziele der Vorlesung. Kap. 1: Begriff Biologiedidaktik 0 & 1 — 16 7 normierter Summenscore 6 5 4 3 2 1 0 Zufriedenheit Jungen (Klasse A) 7 Verständlichkeit/ Anforderungen thematische Relevanz Partizipationsmöglichkeiten Mitarbeit der Klasse Partizipationsbereitschaf t Lehrperson (Klasse A) Mädchen (Klasse A) normierter Summenscore 6 5 4 3 2 1 0 Zufriedenheit Jungen (Klasse B) Verständlichkeit/ Anforderungen thematische Relevanz Mädchen (Klasse B) Partizipationsmöglichkeiten Mitarbeit der Klasse Partizipationsbereitschaf t Lehrperson (Klasse A) Abb.##: Beispiel für eine Erhebung zur Einschätzung des Lernklimas. Einschätzung des als real wahrgenommenen Lernklimas durch die Schüler (Säulen) und die antizipierte Einschätzung der Antworten durch die Lehrperson in zwei Klassen, A (oben) und B (unten), getrennt nach Jungen, Mädchen und Lehrperson (offenen Kreise/ Rechtecke) für 6 Parameter des Lernklimas (als Mittelwerte aus: BOLTE 1994). Lehrstuhl Prof.em. Dr. rer. nat. Eberhard G. SCHMIDT Universität Essen, FB 9: Grundvorlesung BIOLOGIEDIDAKTIK, Bearbeitungsstand vom 20.1.2001 Kap. 0: Ziele der Vorlesung. Kap. 1: Begriff Biologiedidaktik 0 & 1 — 17 75 69 HK MN MN HK 37 36 32 29 29 23 21 20 21 30 11 24 21 10 7 3 Bio Erd Ges Mat Che Phy Deu Kun Spo 2. Modelljahr Bio Erd Ges Mat Che Phy Deu Kun Spo 3. Modelljahr Abb. ## : Die am häufigsten genannten Lieblingsfächer während der Schulzeit (aus MAYER 1993, S. 387: Eingangsfragebogen, Frage 16; 2. Modelljahr 89/90, N=61 100%; 3. Modelljahr 90/91, N=71 100%; Werte in %; durch Mehrfachangaben Werte über 100%). HK Fächergruppe der traditionell heimatkundlichen Vermittlung von Naturschutzerziehung: Bio Biologie, Erd Erdkunde, Ges Geschichte. MN Fächergruppe Mathematik und „exakte“ Naturwissenschaften: Mat Mathematik, Che Chemie, Phy Physik. Ohne Bezeichnung Auswahl anderer Fächer: Deu Deutsch, Kun Kunst, Spo Sport Literatur: BERCK, K. & R.KLEE: Interesse an Tier- & Pflanzenarten und Handeln im Natur-/Umweltschutz. Eine empirische Untersuchung. Lang, Frankfurt/M. 1992. BOLTE, C.: Motivationale Merkmale des Lernklimas als Entscheidungshilfe für die Nachbereitung, Planung und Durchführung des (eigenen) Unterrichts; Konzeption und Einsatz von Befragungsinstrumenten zur Analyse motivialer Merkmale des Lernklimas im Chemieunterricht. MNU 47: 434-440 (1994). ELLENBERGER, W. (Hrsg.): Ganzheitlich-kritischer Unterricht. Für das Leben lernen. Cornelsen, Berlin 1993. EULEFELD, G., G.SCHAEFER & K.DYLLA.: Biologisches Gleichgewicht. Unterrichtseinheit für die Klassenstufen 6-8. IPN-Einheitenbank Biologie, Lehrerheft. Aulis/ Deubner, Köln 1974. LÖWE, B.: Schülerinteressen und BU; Forschungsansätze und schulpraktische Konsequenzen. PdB 31: 3338 (1982). LÖWE, B.: Biologieunterricht und Schülerinteresse an Biologie. Dt. Studienverlag, Weinheim 1992. MAYER, J.: Formenvielfalt im Biologieunterricht. IPN, Kiel 1992. RODI, D. & E.BAUER (Hrsg.): Biologiedidaktik als Wissenschaft. Bericht über die Tagung der Sektion Fachdidaktik im VDBiol. in Bad Boll 1979. Aulis/ Deubner, Köln 1980. ROLBITZKI, D.: Diagnostik der Lern- & Leistungsmotivation im BU. PdB 1982: 53-64 (1982). WERNER, A. & A.GERHARDT: Schutz der Saumbiotope; Schüler erkunden und dokumentieren Einstellungen und praktisches Verhalten gegenüber "Unkräutern". NiU-B 32: 406-414 (1984). ZABEL, E. (Hrsg.): Differenzierter Biologieunterricht im Rahmen der Erneuerung der Schule. Leuchtturm, Alsbach/Bergstr. 1991. Lehrstuhl Prof.em. Dr. rer. nat. Eberhard G. SCHMIDT Universität Essen, FB 9: Grundvorlesung BIOLOGIEDIDAKTIK, Bearbeitungsstand vom 20.1.2001 Kap. 0: Ziele der Vorlesung. Kap. 1: Begriff Biologiedidaktik 0 & 1 — 18 1.6 Die biologie-didaktischen Lehrerverbände Für Biologielehrer ist Biologiedidaktik die Grundlage für ihr Tagesgeschäft, für ihren Biologieunterricht. Eine Reihe von Biologielehrern ist dabei innovativ und vorbildlich. Mit der Publikation dieser Erfahrungen und Ergebnisse in den didaktischen Zeitschriften wird ihre Arbeit zu einem wissenschaftlichen Beitrag zur Biologiedidaktik. Ein anderes Forum bieten die biologiedidaktischen Vereinigungen mit ihren Fachtagungen und den Berichtsbänden zu den Tagungen. Zu nennen sind hier vor allem: Der Deutsche Verein zur Förderung des mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterrichts (MNU) e.V. Der Verband Deutscher Biologen (VDBiol). MNU war ursprünglich ein Zusammenschluß von Gymnasiallehrern, hat sich aber in jüngerer Zeit für Lehrer aller Schularten und -stufen geöffnet. Die Biologiedidaktiker an den Hochschulen nutzen die MNU-Tagungen weniger. Die Jahrestagungen dienen der privaten Lehrer-Fortbildung, finden an wechselnden Orten (in Eigeninitiative örtlicher Lehrer) traditionell in den Osterferien statt. Interessierte Lehrer können daher ohne Formalitäten mit den Schulbehörden teilnehmen. Auf dem 91. Kongreß in der Karwoche 2000 in Stuttgart berichtete ich über „Evolutionsbiologie in der Gymnasialen Oberstufe: Anschaulich, bildend, kritisch gegen Spekulationen“. Die Vorträge werden in der Verbands-Zeitschrift MNU (s.o.) publiziert. Auch beim VDBiol dominierten anfangs die Lehrer, inzwischen haben die Biologen in Wissenschaft und Forschung und in der Angewandten Biologie ein größeres Gewicht. Er hat auch die Funktion eines Berufsverbandes (Zeitschrift „Biologen heute“). Die jährlichen Fachtagungen an wechselnden Orten liegen im September und sind (oft mit Leitthemen) allgemeineren Fragen/ Problemen gewidmet. Die Tagung 2000 war in Münster. Dem VDBiol sind eine Reihe von Sektionen beigeordnet. Eine ist die Sektion Biologiedidaktik, vornehmlich für die Biologiedidaktiker an den Hochschulen, mit ihren Zweijahres-Tagungen (1997 bei uns in Essen, 1999 in Salzburg, 2001 in Kiel). Für die Lehrer bietet sich die Sektion „Biologie und Schule“ an. Beide Verbände äußern sich zu allgemeinen Fragen der naturwissenschaftlichen Lehrer und Ausbildung. Dazu gehören die Lehrerausbildung und die Erstellung von Rahmenplänen auch zum Biologie-Unterricht