Gute Kombination: Reisanbau und Fischzucht in China China lässt die 2000 Jahre alte Methode der Fischzucht in Reisfeldern wieder aufleben: Menge der Ernte und Einkommen steigen, die Artenvielfalt wird bewahrt, es ist weniger Dünger nötig und sogar die Krankheit Malaria geht zurück. Würden Sie einem Engländer erzählen, dass die Zutaten für das heimliche Nationalgericht Fisch And Chips auf dem gleichen Stück Land gedeihen, würde er Sie sofort für verrückt erklären. Aber genau das haben die Chinesen und andere Asiaten Jahrhunderte lang gemacht – wenn auch mit Fisch und Reis und nicht mit Pommes. Diese Verbindung von Landwirtschaft und Fischzucht ist ein äusserst seltener Erfolg in Sachen Artenvielfalt. Eine himmlische Verbindung Der Himmel auf Erden – das war für die alten Chinesen ein Ort, an dem es genügend Reis und Fisch gab. Das erfinderische Volk begann, diese beiden Grundlagen der chinesischen Ernährung gemeinsam zu züchten: Dazu setzten sie junge Karpfen in die Reisfelder, während sie die Reissetzlinge ausbrachten. Bis zur Ernte waren die auch Fische ausgewachsen. Reis/Fisch-Zucht gibt es in China seit über 2000 Jahren. Doch in den 1960er und 1970er überrollte die ‚Grüne Revolution’ Asien: Es begann der intensive Reisanbau, für den grosse Mengen Düngemittel nötig waren – alles Gift für die Fische. Die Reis/Fisch-Zucht war fast nicht mehr möglich. In den 1980er und 1990er Jahren machten die Politiker diese Entwicklung wieder rückgängig. Die Flächen für die Reis/Fisch-Zucht stiegen vom Jahr 1985 bis 2007 um das Dreifache. Zur gleichen Zeit stieg die Fischproduktion von 81.700 Tonnen auf 1,16 Millionen Tonnen. Heute bezieht China mehr Fischprodukte aus der Fischzucht als aus dem Meer. Die Reis/Fisch-Zucht macht etwa ein Viertel davon aus. Wie funktioniert diese Methode? Die Bauern ziehen Gräben im und um das Reisfeld. Die überschüssige Erde nutzen sie, um die Ränder so weit zu erhöhen, dass weder Wasser noch Fische entweichen können. Auf diesen befestigten Rändern wachsen andere Pflanzen wie Sojabohnen, Raps oder Gräser, die als Fischfutter verwendet werden. Die Gräben bieten den Fischen während der Pflanz- und Erntezeit Versteckmöglichkeiten. Gleichzeitig halten sie die Fische von den jungen Reispflanzen fern. Zu Beginn der Wachstumszeit werden die Felder geflutet (mit Wasser überschwemmt). Die Bauern pflanzen den Reis und setzen Jungfische in die Gräben. Sobald der Reis angewachsen ist, werden die Fische auf die gefluteten Felder gelassen, wo sie bis zur Erntezeit wachsen können. Dann wird das Wasser abgelassen und die Fische werden eingesammelt. Fressen die Fische nicht die Reispflanzen an? Damit die Fische nicht die jungen Reispflanzen anknabbern, füttern die Bauern sie mit grünen Gräsern und anderem Futter. Aber es gibt noch jede Menge weiterer Futterquellen auf den Feldern – und zwar solche, die die Bauern gerne loswerden wollen. Da die Fische auch Schädlinge fressen, werden weniger Pestizide (Gift gegen Käfer) benötigt. Sie fressen auch Unkraut, das die jungen Reispflanzen erstickt. Der Bauer seinerseits muss durch das kostenlose Nahrungsangebot weniger Zeit und Geld für das Züchten oder Einkaufen von zusätzlichem Fischfutter aufwenden. Die Fische scheiden guten organischen Dünger aus, was den Bedarf an Kunstdünger senkt. Bringt das Geld ein? China befürwortet die Reis/Fisch-Zucht, um den Bauern zu mehr Geld zu verhelfen. Peking möchte mehr Wohlstand in den ländlichen Regionen, um die massenhafte Abwanderung der Bevölkerung in die Städte einzudämmen. Das liegt nicht nur am Zusatzeinkommen durch hochwertigen Fisch: Krustentiere (Krebse) und andere teure Arten erzielen drei- bis fünfmal so viel wie Karpfen. Auch die Reiserträge sind gestiegen, und das, obwohl die Gräben für die Fische bis zu 15 Prozent der Fläche eines Reisfelds ausmachen können. Was ist schwierig? Voraussetzung für den Anbau ist gutes Wasser. Leider ist China berüchtigt für seine verschmutzten Gewässer. Für die Zukunft muss China ausserdem Dürren befürchten, vor allem im Yangtse-Becken (unser Fluss), wo es besonders viele Reis/Fisch-Kulturen gibt. Quelle: http://www.wissen.allianz.ch/?1518/artenvielfalt-reisanbau-fischzucht-china (gekürzt und abgeändert)