┌────────────────┬───────────────────────────┬───────────────────┐ │ Fachhochschule │ Physikalische Chemie │ Vers.Nr. 28 │ │ Emden / Leer │ Praktikum │ Dez. 2000 │ ├────────────────┴───────────────────────────┴───────────────────┤ │ Cp Festkörper │ └────────────────────────────────────────────────────────────────┘ Allgemeine Grundlagen Schwingungsenergie von Molekülen, Schwingungsspektren, Wärmekapazität, spezifische Wärmekapazität, innere Energie, Verdampfungs-enthalpie, Quantentheorie der Molwärmen. Grundlagen zum Versuch Die Wärmekapazität: Die Speicherung thermischer Energie Q in Stoffen wird durch die Wärmekapazität C beschrieben. q C T = Q bzw C = T Je nachdem ob die Wärmeaufnahme-Abgabe bei konst. Volumen oder konst. Druck erfolgt, gilt d qv U = Cv = dT T v d qp H = dT T p Für die innere Energie gilt allgemein: Cp = U = f Tr 1 1 R T + f rot R T + f vib R T 2 2 1 1 U = R + f rot R + f vib R Cv = f Tr 2 2 T V (f = Anzahl der Freiheitsgrade) Der Vibrationsterm ist erst bei höheren Temperaturen zu berücksichtigen, da Schwingungen in der Regel bei niedrigen Temperaturen nicht angeregt werden. Wärmekapazität von idealen Gasen im molekularen Bild Gasförmige Moleküle können Energie, die sich aus der Aufnahme von Wärme ergibt, als Translations- Rotations- und Schwingungsenergie speichern. Betrachtet man einzelne Moleküle, dann sind deren Energiezustände quantenmechanisch zu beschreiben. Es gilt für die - 1 - - Rotationsenergie Ej = hcBJ(J+1) mit J = 0,1,2,... - Schwingungsenergie Ev = hv0(v + 1/2) mit v = 0,1,2,... Dabei ist 1 k 0 = 2 k = Bindungsstärke = reduzierte Masse Durch geeignete Energieaufnahme, z.B. durch elektromagnetische Strahlung, kann ein Molekül in einen höheren Energiezustand übergehen. Der Drehimpulserhaltungssatz erlaubt nur bestimmte Übergänge zwischen den quantenmechanischen Energiezuständen. Diese werden durch die "Auswahlregeln" erfasst: J = 1, v = 1. Bei "nicht idealen Systemen" sind auch andere Übergänge mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit möglich. Wenn eine Absorption von elektromagnetischer Strahlung durch ein Molekül erfolgt, so ist dies immer mit einem entsprechenden Energieübergang im Molekül verknüpft: E = hv Die Intensität der Übergänge hängt von der Übergangswahrscheinlichkeit und der Besetzung der Energieniveaus ab. Für Schwingungsübergänge kann angenommen werden, dass bei Raumtemperatur nur der Grundzustand besetzt ist. Damit ergeben sich nur Übergänge von v = 0 auf v = 1 Wärmekapazität von Festkörpern Betrachtet man ein Mol eines Festkörpers mit NL Atomen, dann haben die 3 Translationen und 3 Rotationen gegenüber den 3 * NL Schwingungen keine Bedeutung. Daher wird die, von einem Festkörper aufgenommene Wärme nur als Schwingungsenergie gespeichert. Es gibt also nur Schwingungsfreiheitsgrade. Atome in Festkörpern führen dreidimensionale Schwingungen um einen Ruhepunkt aus. Die Energien dieser Schwingungen sind gequantelt. Da die Kraftfelder, in denen die Atome schwingen, nicht alle gleich sind, gibt es eine Verteilung von Grundfrequenzen v0. Die Schwingungsenergie im Festkörper ergibt sich zu: - im klassischen Modell U = 2 fvib 1/2 RT fvib = 3 drei Raumrichtungen der Schwingung im Gitter U = 3 RT - im quantenmechanischen Modell U = Σ Nv Ev - 2 - wobei Ev = hv0(v + 1/2) die Energie eines Atoms ist und Nv die Anzahl der Atome im Gitter mit der dazugehörenden Grundfrequenz v0. Die Verteilung dieser Energien Ev wird durch die Boltzmannstatistik wiedergegeben. E j - Ei Nj = e- k T Ni Aus der Temperaturabhängigkeit von U erhält man Cv (=U/T). Für hohe Temperaturen erhält man als Grenzwert den klassischen Fall: Cv = 3 * R T ---> Für mittlere Temperaturen ist die quantenmechanische Beschreibung zu verwenden. (Statistische Thermodynamik) Bei sehr tiefen Temperaturen (< 20 K) erhält dabei nach DEBEY: Cv = a T3 Bei Festkörpern gilt außerdem: T ---> 0 Cp Cv Bestimmung der mittleren spezifischen Wärmekapazität: Die mittlere spezifische Wärmekapazität zwischen Zimmertemperatur und der Siedtemperatur des flüssigen Stickstoffs kann mit relativ einfachen Mitteln gemessen werden. Man bringt eine kleine Menge der Versuchssubstanz in ein, mit flüssigem Stickstoff gefülltes, thermisch isoliertes Gefäß. Bei der Abkühlung der Versuchssubstanz verdampft Stickstoff, dessen Menge volumetrisch bestimmt wird. Es gilt: Cx cx mx Ta Te Hv = n = Cx (Ta - Te) = n * Hv = mittlere Wärmekapazität des Versuchskörpers = cx mx = spezifische (massebezogene Wärmekapazität = Masse des Versuchskörpers = Anfangstemperatur (Raumtemperatur) = Temperatur des siedenden N2 (77,35 K) molare Verdampfungsentalpie des N2 (5577 J mol-1) verdampfte Stickstoffmenge - 3 - Versuchsaufbau Messung Ca. 100 mg Silberdraht werden in die Einwurfvorrichtung gegeben. Der Messdewar wird vorher halb mit flüssigen Stickstoff gefüllt und in ein Dewar mit flüssigem Stickstoff gehängt. Nachdem sich ein stationärer Zustand eingestellt hat (3-4 min), wird einige Minuten lang die Verdampfungsrate des N2 im Messdewar gemessen. Dann wird der Silberdraht durch Drehen der Einwurfvorrichtung in den flüssigen Stickstoff geworfen. Die dadurch verdampfte N2-Menge wird am Messzylinder abgelesen und notiert. Anschließend wird die Gasmenge noch einige Minuten gemessen. Auswertung Ermitteln von n: Es gilt pN2 VN2 = nN2 R Ta => nN2 pN2 = N2-Druck im Messzylinder VN2 = Volumen des N2-Gases Es ist pN2 PL pH2O pa = pL - pa - pH2O = Labor-Barometerdruck = Dampfdruck des H2O bei Raumtemperatur z.B. 23,3 mbar bei 20 °C = Unterdruck im Messzylinder = Wassersäule Trägt man n gegen die Zeit auf, so kann man die durch das eingeworfene Silber verdampfte N2-Menge von der stetig verdampften Gasmenge trennen. Die mittlere Wärmekapazität ist sowohl molar als auch spezifisch anzugeben. Zubehör Messdewar mit Schliffaufsatz Dewar Glaswanne Ag-Draht, Cd-Granulat, Pb-Granulat Schlauch je 2x Stative, Klemmen, Muffen Messzylinder Flüssiger Stickstoff - 4 -