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IP/10/362
Brüssel, 25. März 2010
EU-Bericht: Mehr Frauen in Führungspositionen
schafft Wirtschaftswachstum
Nur jedes zehnte Aufsichtsratsmitglied der größten börsennotierten
Unternehmen Europas ist eine Frau, und alle Zentralbanken in der EU haben
einen männlichen Präsidenten. Wenn Frauen und Männer in den
Führungspositionen der Unternehmen aller Wirtschaftsbereiche in einem
ausgewogenen Verhältnis vertreten wären, würde dies Wachstum schaffen dies geht aus einem neuen Bericht hervor, den die Europäische Kommission
heute vorgelegt hat. Dem Bericht wird eine neue Strategie für die
Gleichstellung der Geschlechter folgen, die die Europäische Kommission im
Laufe des Jahres annehmen wird.
„Wenn Europa es ernst meint und die Krise wirklich überwinden und eine
wettbewerbsfähige Wirtschaft dank eines intelligenten Wachstums ohne
Ausgrenzung schaffen will, dann müssen wir die Talente und Fähigkeiten der Frauen
besser nutzen. Die Gleichstellung von Frauen und Männern ist daher ein zentrales
Anliegen der Strategie Europa 2020. Wenn Frauen mehr Arbeit haben, können wir
auch die Krise überwinden", sagte Viviane Reding, in der EU-Kommission für das
Ressort Justiz, Grundrechte und Bürgerschaft zuständig und Vizepräsidentin der
Europäischen Kommission. „Mehrere Studien haben gezeigt, dass Unternehmen, in
denen Frauen angemessen vertreten sind, auch die besten finanziellen Ergebnisse
vorweisen können. Ich appelliere an die Unternehmen und Regierungen, große
Anstrengungen zu unternehmen, um sicherzustellen, dass ein ausgewogenes
Geschlechterverhältnis in den Führungspositionen Realität wird. Ich appelliere auch
an alle talentierten Frauen, sich der Herausforderung zu stellen und sich um
Führungspositionen und einen Sitz in den Aufsichtsräten von Unternehmen zu
bewerben."
Der Bericht „Mehr Frauen in Führungspositionen – der Schlüssel zu wirtschaftlicher
Stabilität
und
Wachstum"
zeigt,
dass
Frauen
bei
wirtschaftlichen
Entscheidungsprozessen auch weiterhin stark unterrepräsentiert sind. In den
Aufsichtsräten der größten börsennotierten Unternehmen in Europa sitzen zu fast
89% Männer. Der Unterschied ist an der Unternehmensspitze am größten: Nur 3 %
der börsennotierten Unternehmen werden von einer Frau geführt. Norwegen ist das
einzige Land, das dank einer Frauenquote ein annähernd ausgewogenes
Geschlechterverhältnis in den Aufsichtsräten der größten börsennotierten
Unternehmen vorweisen kann: 42 % Frauen und 58 % Männer.
Gleichzeitig geht aus mehreren Studien hervor, dass sich ein ausgewogenes
Geschlechterverhältnis auszahlt und eine positive Korrelation zwischen dem Anteil
von Frauen in den Führungspositionen eines Unternehmens und der
Unternehmensleistung besteht. So kam beispielsweise eine in Finnland erstellte
Studie zu dem Ergebnis, dass Unternehmen mit einer geschlechtermäßig
ausgewogenen Unternehmensführung im Schnitt 10% mehr Gewinn erzielen als
Unternehmen mit einer ausschließlich männlichen Unternehmensführung.
Teilhabe der Frauen am politischen Entscheidungsprozess: Im Europäischen
Parlament ist das Geschlechterverhältnis mit 35 % Frauen und 65 % Männern seit
den ersten Direktwahlen im Jahr 1979 am ausgewogensten. Der Anteil der
weiblichen Abgeordneten in den nationalen Parlamenten (eine oder zwei Kammern)
in Europa insgesamt ist von 16 % im Jahr 1997 auf 24 % im Jahr 2009 angestiegen.
Allerdings liegt dieser Anteil noch weit unterhalb der so genannten kritischen Masse
von 30 %, ab der Frauen spürbar Einfluss auf die Politik nehmen können. Der
Frauenanteil in den Regierungen der EU-Mitgliedstaaten nimmt beständig zu und
liegt derzeit bei 27 %. Die Europäische Kommission umfasst neun weibliche (33 %)
und achtzehn männliche (67 %) Kommissionsmitglieder, dies ist das ausgewogenste
Geschlechterverhältnis, das je erreicht worden ist. 1994/1995 lag der Frauenanteil
der Europäischen Kommission bei 5,6 %.
Bei einer jüngeren Eurobarometer-Umfrage zum Anteil der Frauen und Männer in
den nationalen Parlamenten antwortete mehr als die Hälfte der befragten Europäer
(55 %), dieses Thema müsse „dringend“ angegangen werden. Vor dem Hintergrund
der weltweiten Wirtschaftskrise nimmt die Rolle der Frauen in Unternehmen weiter
an Bedeutung zu. Um die Krise zu überstehen, brauchen die Betriebe eine
erstklassige Unternehmensführung; ferner müssen sie die talentiertesten und
kompetentesten Bewerber(innen) anziehen. Einer unter schwedischem EURatsvorsitz erstellten Studie aus dem Jahr 2009 zufolge könnte die Beseitigung
geschlechtsspezifischer Unterschiede bei der Beschäftigung in den EUMitgliedstaaten zu einem Anstieg des BIP um 15 % bis 45 % führen (siehe Anhang).
Um zu einer ausgewogeneren Vertretung von Frauen und Männern in
Führungspositionen in allen Bereichen und auf allen Ebenen zu gelangen, ist daher
rascher Fortschritt vonnöten. Mit der „Charta für Frauen” vom 5. März diesen
Jahres (IP/10/237) hat die Kommission ihr verstärktes Engagement für eine
Gleichstellung von Frau und Mann in sämtlichen Politikbereichen der EU bekräftigt.
Zur Umsetzung der Charta wird die Kommission im Laufe dieses Jahres eine neue
Strategie für die Gleichstellung der Geschlechter annehmen, zu deren
Kernprioritäten die Förderung der Gleichstellung in Entscheidungspositionen zählen
wird.
Die Verbesserung der Gleichstellung von Frau und Mann in Führungspositionen
kann unter anderem mit Hilfe folgender Maßnahmen erreicht werden: Erstellung von
Plänen für die Gleichstellung am Arbeitsplatz, Festlegung von Zielen und
regelmäßige Kontrollen, Formeln zur besseren Vereinbarkeit von Arbeitsleben und
Privatleben,
Förderung
weiblicher
Vorbilder,
Mentoringprogramme
und
Netzwerkarbeit.
2
Hintergrund:
Dieser Bericht wird anlässlich einer Europäischen Konferenz zum Thema „Die
Gleichstellung von Frau und Mann als Grundlage für Wachstum und Beschäftigung"
und eines informellen Treffens der EU-Minister für Gleichstellungsfragen am 25./26.
März 2010 in Valencia vorgelegt.
Vertiefende Informationsquellen:
- Bericht „Mehr Frauen in Führungspositionen – Schlüssel zu Wirtschaftsstabilität
und Wachstum"
http://ec.europa.eu/social/main.jsp?catId=762&langId=en&furtherPubs=yes
- Datenbank zum Thema „Frauen und Männer in Entscheidungspositionen”
http://ec.europa.eu/social/main.jsp?catId=764&langId=en
- „Europäische Kommission verstärkt Engagement für Gleichstellung von Mann und
Frau – Die Charta für Frauen"
http://ec.europa.eu/social/main.jsp?langId=en&catId=89&newsId=726&furtherNews=yes
- Eurobarometer-Umfrage: Gleichbehandlung von Männern und Frauen in der EU
http://ec.europa.eu/public_opinion/archives/ebs/ebs_326_fact_de_de.pdf
- Video News Release I-060553: Women to the top
http://www.tvlink.org/mediadetails.php?key=a5daf1c5f0eed1f9627a&title=Women+to+the+top&titleleft=Employment
3
ANNEX
Gender balance amongst board members of the largest publicly listed companies,
2009
Share of women in national parliaments (single/lower house) and in the European
Parliament, 2009
4
Women and men in national governments (senior and junior ministers), 2009
5
Study by the Swedish Ministry of Integration and Gender Equality: "Gender equality,
economic growth and employment"
6
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