Mag. Beate Hattinger

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ÖSTERREICHISCHER
BLINDEN- UND SEHBEHINDERTENVERBAND
Selbsthilfeorganisation blinder und sehbehinderter Menschen
Austrian Association of the Blind and Visually Impaired
Geschäftsbericht
2008/09
Dachverband des
Österreichischen Blinden- und
Sehbehindertenverbandes
(ÖBSV)
Vorgelegt anlässlich der
63. Delegiertenversammlung
am 20. November 2009
Einrichtungen: Hörbücherei · Lotterie · Hilfsmittelshop · ETTM · SEBUS
Landesgruppen: Wien, NÖ und Burgenland · Kärnten ·Oberösterreich · Salzburg · Steiermark ·Tirol ·Vorarlberg
Bank: Erste Bank  Bankleitzahl: 20111  Kontonummer: 283-340-24601
IBAN: AT 772011128334024601  BIC: GIBAATWW
2
Inhaltsverzeichnis
1. Bundesgeschäftsstelle (Mag. Raimund Lunzer) ………………………………….. 3
Einrichtungen und Projekte
2. |ETTM Einrichtung für Text, Ton und Medien (Dr. Claudia S. Mohr) …………… 17
3. Hörbücherei (Alexander Guano) ……………………………………………………. 19
Fachgruppen
4. ALBE (Veronika Haupt) ……………………………………………………………… 22
5. Blindenführhunde (Beate Krames) …………………………………………………. 24
6. Hilfsmittel (Mag. Beate Hattinger) …………………………………………….……. 26
7. TELEKOMMUNIKATION und Büroberufe – FGTB (Kurt Feuerstein) ………….. 30
Sonstige Tätigkeitsfelder
8. Brailleschrift-Kommission (Prof. Erich Schmid) ………………………………….. 34
9. Bundesverkehrsgremium (Hubert Onitsch) ………………………………………. 35
10. EBU Technologiekommission (Michael Busboom) ………………………………. 40
11. EBU Verbindungskommission (Dr. Markus Wolf) ………………………………... 43
Impressum: Herausgeber: Österreichischer Blinden- und Sehbehindertenverband
(ÖBSV), A-1140 Wien, Hägelingasse 3/2; Für den Inhalt verantwortlich: ÖBSVPräsident Mag. Gerhard Höllerer; Redaktion: Mag. Raimund Lunzer, PR-Referent,
Mail: [email protected]; Berichte (AutorInnen alphabetisch): Michael Busboom,
Kurt Feuerstein, Mag. Alexander Guano, Mag. Beate Hattinger, Veronika Haupt,
Beate Krames, Dr. Claudia S. Mohr, Hubert Onitsch, Prof. Erich Schmid, Dr. Markus
Wolf.
3
Bundesgeschäftsstelle
(Mag. Raimund Lunzer)
Nach dem Behindertenbericht 2008 gibt es in Österreich 318.000 Menschen mit
dauerhaften
Sehbeeinträchtigungen.
Der
Österreichische
Blindenund
Sehbehindertenverband (ÖBSV) ist mit seinen 5.000 Mitgliedern die größte
Selbsthilfeorganisation blinder und sehbehinderter Menschen in Österreich. Zentrale
Aufgabe ist die Förderung der Interessen und Bedürfnisse von blinden und
hochgradig sehbehinderten Menschen. Der ÖBSV-Dachorganisation gehören die
sieben Landesgruppen, die im gesamten Bundesgebiet tätig sind, als Mitglieder an.
Als Dachorganisation vertritt der ÖBSV österreichweit die Anliegen der
Landesorganisationen und deren Mitglieder. Im Berichtszeitraum gab er zahlreiche
Stellungnahmen im Rahmen von Begutachtungsverfahren legistischer Maßnahmen
ab, damit auf die Anliegen von blinden und sehbehinderten Menschen nicht
vergessen wird. Er betreibt eine


Wertlotterie und eine
Hörbücherei sowie
zwei Projekte:
 SEBUS – Schulungseinrichtung für Blinde und Sehbehinderte (vormals
BBFZ)1
 ETTM – Einrichtung für Text, Ton und Medien
Die Hilfsmittelzentrale wird mit Ende dieses Jahres aufgelöst, der Hilfsmittelshop in
die Landesgruppe Wien, Niederösterreich und Burgenland eingegliedert. Über die
Zukunft der defizitären und desolaten Erholungseinrichtung „Pension zur
Waldquelle“2 in St. Georgen am Reith befindet die diesjährige 63.
Delegiertenversammlung.
Das Bundessekretariat des ÖBSV ist das organisatorische Zentrum des Verbandes.
Hier laufen alle bundesweiten Agenden zusammen. Zudem ist der ÖBSV auch
europaweit und international bestens vernetzt. Im Bundessekretariat arbeitet Sina
Brychta, die ÖBSV-Präsidenten Mag. Gerhard Höllerer tatkräftig unterstützt. Ihm zur
Seite steht PR-Referent Mag. Raimund Lunzer.
In den Entscheidungsgremien, im Verbandsvorstand, der Verbandsleitung und
Delegiertenversammlung
werden
gemeinsam
die
richtungsweisenden
Entscheidungen einer modernen Blindenselbsthilfe getroffen.
Einen kleiner Ausschnitt aus dem umfangreichen Tätigkeitsfeld der
Bundesgeschäftsstelle sollen folgende chronologisch (die jüngste Meldung zuerst)
geordnete Informationen dienen:
1
Das Nachfolgeprojekt des BBFZ hat im vorliegenden Geschäftsbericht kein eigenes Kapitel, Berichte
darüber finden sich im vorliegenden Kapitel.
2 Auch über diese Einrichtung wird im vorliegenden Kapitel berichtet.
4

Arzneimittel-Hotline
Der Österreichische Blinden- und Sehbehindertenverband konnte im November 2009
eine wichtige Service-Einrichtung für die 318.000 sehbeeinträchtigten Menschen in
Österreich durchsetzen: Die gebührenfreie Arzneimittel-Hotline für Blinde und
hochgradig Sehbehinderte. Diese langjährige Forderung des ÖBSV wurde auf
Initiative des FPÖ-Behindertensprechers Ing. Norbert Hofer im parlamentarischen
Gesundheitsausschuss von allen Parteien einstimmig beschlossen. Wir hoffen, dass
wir die Arzneimittel-Hotline noch heuer gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium
umsetzen können.
Denn Menschen mit starken Sehbeeinträchtigungen können die Beipacktexte der
Medikamente nicht lesen. Gemäß einer EU-Richtlinie ist es daher notwendig, nicht
nur die Verpackungen der Arzneimittel mit Braille-Blindenschrift zu versehen,
sondern auch die Gebrauchsinformationen in Formaten, die für blinde und
sehbehinderte Personen geeignet sind, verfügbar zu machen. Diese Richtlinie hätte
bereits Mitte 2005 umgesetzt werden müssen. In Tirol gibt es seit 2007 ein
Pilotprojekt einer Arzneimittel-Hotline für blinde und stark sehbehinderte Personen.
Die meisten Anfragen betreffen hier die Themen Wechselwirkungen bzw.
Verträglichkeit und allfällige Nebenwirkungen sowie Dosierung der Medikamente.
Der Österreichische Blinden- und Sehbehindertenverband wird in den nächsten
Wochen gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium an einer möglichst raschen
österreichweiten Umsetzung der Arzneimittel-Hotline arbeiten.

Wiener Braille-Erklärung
Anlässlich der „Lesung im Dunkeln“ am 24. September 2009 in der Französischen
Botschaft wollte der ÖBSV nicht nur an den 200. Geburtstag von Louis Braille, dem
Erfinder der gleichnamigen Blindenschrift, erinnern, sondern auch die nach wie vor
große Bedeutung der Braille-Schrift im Computerzeitalter unterstreichen. Am 17.
November 2009 überreichte ÖBSV-Präsident Mag. Gerhard Höllerer die "Wiener
Braille-Erklärung" in Braille-Schrift an Sozialminister Rudolf Hundstorfer – mit der
Bitte um Unterstützung. Hier die Erklärung im Wortlaut:
Seit der Erfindung der Blindenschrift durch Louis Braille sind blinde Menschen in der
Lage, in einer Welt des Sehens selbst zu lesen und zu schreiben. Heute sind die
sechs tastbaren Punkte mehr und besser verfügbar als je zuvor. Und das nicht nur in
gedruckten Braillebüchern, sondern am Computer, auf Fahrstuhlknöpfen,
Treppengeländern, Medikamentenverpackungen und Speisekarten. Ab dem
nächsten Jahr sogar auf den E-Cards. Brailleschrift ist die optimale Schrift für
sensible Fingerkuppen. Erst durch das eigene Lesen erschließt sich der volle Sinn
des geschriebenen Textes und entwickeln und erhalten sich gute
Rechtschreibkenntnisse. Wer komplizierte Texte lesen, auch selbst Dinge
aufschreiben, anderen vorlesen, Fremdsprachen erlernen oder Computerprogramme
bedienen will, muss die Brailleschrift beherrschen. Auch für erfolgreiches Arbeiten im
Beruf ist sie unerlässlich. Die Fähigkeit, selbst zu lesen, muss daher auch stets das
Ziel der Bildung für blinde Menschen sein. Der Österreichische Blinden- und
Sehbehindertenverband (ÖBSV) fordert daher:
5
1. Schulische Ausbildung: Wer blinde Schülerinnen und Schüler betreut,
insbesondere an Haupt- sowie berufs- oder allgemeinbildenden höheren Schulen,
wird nicht umhin kommen, sich auch mit der Blindenschrift zu befassen. Wir fordern
daher, dass beim pädagogischen Personal zumindest Grundkenntnisse in Braille
vorhanden sein müssen, bei Bedarf auch darüber hinausgehend.
2. Rehabilitation: Bei Späterblindeten hilft die Braille-Schrift nicht nur im Alltagsleben,
sie gibt den Menschen auch das Gefühl, trotz ihrer Erblindung lesen und schreiben
zu können und nimmt ihnen daher einen enormen psychischen Druck. Der ÖBSV
fordert, dass die Vermittlung der Brailleschrift als fixer Bestandteil in jeder
Rehabilitationsmaßnahme berücksichtigt wird.
3. Computerbraille: Die Acht-Punkte-Brailleschrift auf der Braillezeile des Computers
kann zwar mehr Zeichen als die Sechs-Punkteschrift darstellen, ist aber kein Ersatz
für diese. Wir fordern, dass allen blinden Schülerinnen und Schülern im
Informatikunterricht die Möglichkeit geboten wird, dieses für das Berufsleben so
wichtige Computerbraille zu erlernen, um den Einstieg in das Berufsleben zu
erleichtern.

Tag des Weißen Stockes: Thema Mobilität
40 Jahre, nachdem die Vereinten Nationen den 15. Oktober zum Tag des weißen
Stockes ausgerufen haben, sind in Österreich weder Blindenführhunde als
medizinische Rehabilitationsmaßnahme anerkannt, noch das unersetzliche
Mobilitäts- und Orientierungstraining sowie das Unterweisen in den
lebenspraktischen Fertigkeiten als Teil medizinischer Maßnahmen anerkannt. Dabei
handelt es sich um eine unglaubliche Diskriminierung visuell beeinträchtigter
Menschen. Es kann im 21. Jahrhundert doch nicht wahr sein, dass Menschen, die
erblinden, für Rehabilitationsmaßnahmen betteln gehen müssen, damit sie wieder
möglichst selbständig am gesellschaftlichen Leben teilhaben können.
Der heurige „Tag des weißen Stockes“ war für den ÖBSV Anlass, auf die zahlreichen
gefährlichen Hürden im Straßenverkehr hinzuweisen, welche die 318.000
sehbeeinträchtigten Österreicherinnen und Österreicher tagtäglich überwinden
müssen. Seit einem Jahrzehnt bemüht sich der ÖBSV um die Novellierung der
Straßenverkehrsordnung im Sinne der Barrierefreiheit, vor allem bei der Montage von
Straßenverkehrszeichen auf Gehsteigen und Gehwegen. Bisher ohne Erfolg.
Der ÖBSV fordert, dass Verkehrszeichen und Zusatztafeln im Lichtraum von
Fußgängern keinesfalls unter einer Höhe von 2,20 Metern angebracht werden
dürfen. Ansonsten können sich sehbehinderte Menschen durch das Unterlaufen
dieser Verkehrszeichen, die auch mit dem Langstock nicht ertastbar sind, schwere
Verletzungen zuziehen. Auch an Wänden angebrachte Briefkästen der Post können
mit Blindenstöcken nicht ertastet werden und stellen ebenso gefährliche Hindernisse
dar wie zum Beispiel Mistkübel, die an den Stangen von Verkehrsschildern montiert
sind. Öffentliche Räume sollen so gestaltet sein, dass sie auch für blinde und
hochgradig sehbehinderte Menschen ohne besondere Erschwernis und ohne fremde
Hilfe zugänglich und nutzbar sind. Hierzu gehören taktile Bodenmarkierungen
genauso wie Verkehrsampeln mit akustischen Signalen. Verkehrszeichen bei
Baustellen dürfen keinesfalls scharfkantig sein und die Standsockel nicht überragen,
6
Absperrbänder oder –Ketten sind für blinde Menschen mit ihren Langstöcken nicht
ertastbar.
Derzeit beschäftigt sich der Österreichische Blinden- und Sehbehindertenverband mit
den boomenden Elektro- bzw. Hybridautos. Sehbeeinträchtigte Menschen können
diese umweltfreundlichen Fahrzeuge kaum wahrnehmen, da diese nahezu
geräuschlos unterwegs sind. Wir fordern, als Voraussetzung für die Zulassung
derartiger Autos in Österreich den gesetzlich vorgeschriebenen Einbau von
akustischen Geräuschen, damit auch visuell beeinträchtigte oder ältere Menschen
bzw. Kinder Elektro- und Hybridfahrzeuge wahrnehmen und auf diese rechtzeitig
reagieren können. Wir sind nicht technik- oder umweltfeindlich, sondern wollen
gefährliche Unfälle durch das Überhören von geräuscharmen Fahrzeugen von
vornherein vermeiden.

Audiokommentierung von Fußball-Ländermatches
Mit dem wichtigen WM-Qualifikationsspiel gegen Litauen startete der ORF am
Samstag, dem 10. Oktober 2009, ein ganz besonderes Service für blinde und
sehbehinderte Menschen. In Zusammenarbeit mit dem Österreichischen FußballBund (ÖFB) und der Plattform „football4all“, in der auch der Österreichische Blindenund Sehbehindertenverband (ÖBSV) vertreten ist, werden die Heimspiele der
österreichischen Fußball-Nationalmannschaft künftig mit Audiokommentaren
versehen und so für blinde und hochgradig sehbehinderte Menschen erlebbar
gemacht. Ermöglicht wird dies durch eine Ausstrahlung in Zweikanalton-Technik.
Während auf der regulären Tonspur der ORF-Kommentator zu hören ist, wird mittels
Zweikanal-Tontechnik eine
eigene Kommentierung für Menschen mit
Sehbehinderung, die sich intensiv mit der Beschreibung des Geschehens am
Bildschirm auseinandersetzt, ausgestrahlt.
ÖBSV-Präsident Mag. Gerhard Höllerer: „Der Österreichische Blinden- und
Sehbehindertenverband als größte Selbsthilfeorganisation für sehbeeinträchtigte
Menschen in Österreich freut sich ganz besonders, dass Fußball nun auch für visuell
beeinträchtigte Menschen erlebbar gemacht wird. In der UN-Konvention für die
Rechte von Menschen mit Behinderungen hat sich Österreich ja dazu verpflichtet,
dafür Sorge zu tragen, dass die Massenmedien und damit auch der öffentlichrechtliche Rundfunk ihre Dienstleistungen für Menschen mit Behinderungen
zugänglich machen. Dazu gehört natürlich auch das Angebot im Bereich des Sports.
Unser besonderer Dank gilt dem ORF, der für unsere Anliegen stets ein offenes Ohr
hat.“
Ergänzend zur Ausstrahlung des Zweikanaltons durch den ORF wird dieser auch in
den eigens dafür adaptierten Stadien auf einer eigenen Hörfunkfrequenz gesendet.
Blinde und sehbehinderte Menschen können die Heimspiele des ÖFB-Teams daher
auch in den Stadien via Hörfunk Empfangsgerät (z. B.: Mobiltelefon) empfangen und
so die Spiele auch live am Spielort besser mitverfolgen. Tickets für die Heimspiele
der Nationalmannschaft sind für sehbehinderte Menschen über die Plattform
www.football4all.eu zu beziehen. Tickets für blinde und sehbehinderte Menschen
werden vom ÖFB kostenfrei zur Verfügung gestellt; Begleitpersonen erhalten für
EUR 10,– ermäßigte Karten.
7

200 Jahre Louis Braille: Lesung im Dunkeln
"Die Braille-Schrift muss auch in unserer Zeit unbedingt der Welt erhalten bleiben",
fasste Mag. Gerhard Höllerer, Präsident des Österreichischen Blinden und
Sehbehindertenverbandes (ÖBSV) bei der "Lesung im Dunkeln" am 24. September
2009 in der Französischen Botschaft die Bedeutung der Blindenschrift im
Computerzeitalter zusammen. Braille-Schrift auf Medikamentenpackungen oder ab
dem nächsten Jahr auf der E-Card sind aktuelle Beispiele dafür. Anlass für die
Festveranstaltung war der 200. Geburtstag von Louis Braille (1809-1852), dem
Schöpfer der gleichnamigen Blindenschrift, die mit den Fingerkuppen ertastet werden
kann.
Die sozial engagierte ORF-Moderatorin Ingrid Thurnher führte besonders einfühlsam
durch den Abend. Philippe Carré, Frankreichs Botschafter in Österreich, erzählte
über das für einen blinden Menschen in der damaligen Zeit außergewöhnliche, aber
kurze Leben seines Landsmannes Louis Braille. Eine "größtmögliche Teilhabe von
behinderten Menschen" am gesellschaftlichen Leben forderte Sozialminister Rudolf
Hundstorfer. Barrierefreiheit und Integration sollten längst eine Selbstverständlichkeit
sein. "Dort, wo der Schuh drückt, helfen wir sofort", versprach der Bundesminister
und konnte in Zeiten des Sparstiftes auch gleich mit einer guten Nachricht aufwarten:
"Das Budget des Bundessozialamtes wird auch 2010 nicht gekürzt!"
Weiterer Höhepunkt des Abends war, neben dem Auftritt von Prof. Erich Schmid
(Bundes-Blindenerziehungsinstitut, kurz BBI) als Louis Braille, die eigentliche
"Lesung im Dunkeln": Im abgedunkelten Festsaal wurden auch die Sehenden im
Publikum für wenige Minuten in die Welt von blinden Menschen versetzt. Die BBISchülerinnen Barbara Geher und Anita Budimlic lasen Ausschnitte aus "Der kleine
Prinz" - auf Französisch und Deutsch, in Braille-Schrift.
Nach einem "Runden Tisch", an dem Betroffene mit Ingrid Thurnher über die
Bedeutung der Blindenschrift diskutierten, wurde die "Wiener Braille-Erklärung" des
ÖBSV vorgetragen. "Die Fähigkeit, selbst zu lesen, muss stets das Ziel für blinde
Menschen sein", stellt der Österreichische Blinden- und Sehbehindertenverband
darin fest (siehe oben).

ÖBSV kämpft um mehr Hörfilme im ORF
Anlässlich der parlamentarischen ORF-Enquete am im September 2009 forderte der
ÖBSV die volle Teilhabe von blinden und sehbehinderten Menschen in Österreich
am Fernsehprogramm des ORF. Dies wäre, so es einen gesetzlichen Auftrag gäbe,
durch Hörfilme, die mit Audiodeskription versehen sind, möglich. Dabei handelt es
sich um eine Art akustischer Untertitel, die erklären, was am Fernsehschirm vor sich
geht. In knappen Worten werden in den Dialogpausen die wichtigsten Teile der
Handlung und Gestik, Mimik bzw. Dekor erklärt.
Der ÖBSV fordert einen klaren gesetzlichen Auftrag für den ORF, ein ausreichendes
Angebot für blinde und hochgradig sehbehinderte Menschen bereitzustellen. Derzeit
zahlen wir für etwas, das wir gar nicht konsumieren können! Bis Ende Oktober wurde
nur ein einziger Hörfilm, nämlich "Good Bye, Lenin!" am 29. September um
Mitternacht, gesendet. Insgesamt strahlte der ORF nach eigenen Angaben 2007
8
insgesamt 18 Filme und TV-Movies im Hörfilmformat aus, 2008 waren es 18 - neben
zahlreichen Krimifolgen der Serien "Tatort", "Der Alte" und "Ein Fall für Zwei".
Wer in Österreich erblindet, muss schon ein eingefleischter Fan des
Fernsehdetektives „Matula“ sein! Kein Wunder, sind im derzeitigen ORF-Gesetz
weder Audiodeskription, noch Hörfilme verankert - entgegen rechtlich verbindlichen
Aufträgen wie zum Beispiel in der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit
Behinderungen und im Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz. Um endlich diese
untragbare Diskriminierung von blinden und sehbeeinträchtigten Menschen im
öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu beseitigen, fordert der ÖBSV:
1. Im ORF-Gesetz muss, insbesondere bei Fernsehsendungen im Rahmen des
ursächlichen
öffentlich-rechtlichen
Auftrages
(Informationssendungen,
Dokumentationen etc.) die Verpflichtung zur Audiodeskription verankert werden.
2. Alle Filme, die vom ORF (mit-)finanziert werden, müssen Hörfilme sein. Generell
müssen alle (im Rahmen der verschiedenen Filmförderungen) mit öffentlichen
Geldern mitfinanzierten Filme mit Audiodeskription versehen sein.
3. Solange der ORF den in den Punkten 1 und 2 geforderten Verpflichtungen nicht
nachkommt, sind blinde und sehbehinderte Menschen in Österreich - unabhängig
von ihrem (Haushalts-)Einkommen - von der Bezahlung der GIS-Gebühr zu befreien.
Diese Forderungen wird der ÖBSV im derzeitigen Begutachtungsverfahren zur
Novelle des ORF-Gesetzes mit Nachdruck einbringen!

Anspruch auf einen integrativen Kindergartenplatz!
„Sind blinde und sehbehinderte Kinder Menschen zweiter Klasse?“, fragte sich der
ÖBSV angesichts der diskriminierenden Artikel 15a-Vereinbarung des
Bundesverfassungsgesetzes, nach der behinderte Kinder vom verpflichtenden
Kindergartenjahr für Fünfjährige ausgenommen sind, in einer Aussendung. Und
forderte: „Für jedes blinde und hochgradig sehbehinderte Kind muss ein barrierefreier
integrativer Kindergarten in zumutbarer Nähe zum Wohnort vorhanden sein.
Einschließlich der fachgerechten Betreuung von Pädagoginnen und Pädagogen, die
eigens für diese Sinnesbehinderung ausgebildet sind.“
Die Regelung, blinde und stark sehbeeinträchtigte Kinder vom verpflichtenden
Kindergartenjahr auszuschließen, verstoße klar gegen Artikel 7 der von Österreich
ratifizierten „UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen“. Im
besagten Artikel über „Kinder mit Behinderungen“ verpflichtet sich Österreich, „dass
Kinder mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen Kindern alle Menschenrechte
und Grundfreiheiten genießen können“. Eine Trennung in sehende und blinde
Kinder, wie sie bei der Regelung über das verpflichtende Kindergartenjahr
vorgesehen ist, verstößt damit klar gegen die UN-Konvention und ist diskriminierend.
Gerade für blinde und hochgradig sehbehinderte Kinder ist es besonders wichtig,
möglichst früh regelmäßigen Kontakt zu sehenden Gleichaltrigen und deren Spielund Lernwelten zu bekommen. Dadurch werde ihre Sinnesbehinderung gemildert,
etwaigen Entwicklungsverzögerungen entgegengesteuert und insgesamt ein
lebenswerter Alltag ermöglicht. Umgekehrt werden dadurch sehende Kinder im
9
Umgang mit blinden oder stark sehbeeinträchtigten Spielgefährtinnen und –
Gefährten sensibilisiert, lernen deren Bedürfnisse kennen und pflegen dadurch auch
im späteren Leben einen umkomplizierten und toleranten Umgang mit behinderten
Menschen. Auch für die Eltern von blinden bzw. hochgradig sehbeeinträchtigten
Kindern sei das verpflichtende Kindergartenjahr eine unverzichtbare Entlastung im
Hinblick auf die berufliche Wiedereingliederung.
Der ÖBSV forderte daher einen generellen Rechtsanspruch von behinderten Kindern
auf einen integrativen Kindergartenbesuch. Den Eltern muss es jedoch im Sinne des
selbstbestimmten Lebens ihrer Kinder freigestellt bleiben, ob sie diese einem
integrativen Kindergarten oder einer Sonderkindergartengruppe anvertrauen.

54. Lotterie des ÖBSV
Im Juli fand in den Räumlichkeiten der Österreichischen Lotterien unter notarieller
Aufsicht die Ziehung der 54. Wertlotterie des Österreichischen Blinden- und
Sehbehindertenverbandes statt. Die Abwicklung der Auszahlung bzw. Abrechnung
lag in den bewährten Händen von Sina Brychta. Haupttreffer war ein Mercedes A 150
Blue EFFICIENCY im Wert von 22.000 Euro, der jedoch nicht gezogen wurde. Den
Lotterieerlös verwendet der ÖBSV, die größte Blindenselbsthilfe-Organisation in
Österreich, zur Förderung des selbstbestimmten Lebens blinder und sehbehinderter
Menschen. Zur Ausführung dieser Aufgaben bedarf es allerdings nicht nur des
Einsatzes ideeller Hilfestellung, sondern auch von beträchtlichen finanziellen Mitteln,
die durch die Wertlotterie und die Hilfe der LoskäuferInnen hereingebracht werden.
Mit dem Kauf eines der 450.000 Lose zum Preis von je 1,50 Euro unterstützte man
zudem
die
Einrichtungen
des
Österreichischen
Blindenund
Sehbehindertenverbandes, von der Hörbücherei bis hin zur Einrichtung für Text, Ton
und Medien. 168.750 Euro war der Gesamtwert aller Treffer. Es gab eine Reihe von
wertvollen Haupttreffern zu gewinnen: Von der Wohnungseinrichtung über
Urlaubsreisen bis hin zu Uhren und Schmuck. Zudem gab es noch jede Menge
weitere Waren- und Bargeldtreffer in der Höhe von 20 bis 430 Euro.

„Pension zur Waldquelle“ muss voraussichtlich geschlossen werden
Der ÖBSV übernahm Ende Juli vom damaligen Bürgermeister Andreas Rautter (St.
Georgen am Reith) 702 Unterstützungs-Unterschriften zur Rettung des BlindenErholungsheimes „Pension zur Waldquelle“. Samt einer Unterstützungs-Petition von
Nachbargemeinden und dem „Kulturpark Eisenstraße-Ötscherland“, in dem diese
„dem ÖBSV und der Gemeinde St. Georgen am Reith ihre bestmögliche
Unterstützung bei ihren Bemühungen um einen erfolgreichen Weiterbestand“ der
Pension zusichern.
Die „Pension zur Waldquelle“ wurde mit Ende der Sommersaison vorerst
geschlossen. Im Rahmen der Delegiertenversammlung wird über die endgültige
Schließung der Erholungseinrichtung befunden. Der ÖBSV-Dachverband kann sich
auf Dauer die defizitäre Erholungseinrichtung nicht mehr leisten. In den letzten
Jahren musste ein jährlicher Abgang von rund 100.000 bis 200.000 Euro verbucht
werden, die Auslastung lag nur noch bei rund 30 bis 40 Prozent. „Wir müssen mit
unseren Geldern sorgsam haushalten“, sieht sich Höllerer außer Stande, den
jährlichen Verlust aus Mitteln der Selbsthilfeorganisation zu begleichen. Zudem wäre
eine Generalsanierung der veralteten Zimmer – teilweise sind Dusche und WC noch
10
am Gang – unbedingt erforderlich. Dafür müsste laut fachkundiger Kostenschätzung
mindestens eine Million Euro investiert werden.
Den blinden und hochgradig sehbehinderten Menschen stehen weiterhin vier
moderne Erholungseinrichtungen der ÖBSV-Landesgruppen zur Verfügung: Nur ca.
zehn Kilometer von St. Georgen am Reith entfernt der Waldgasthof Maria Seesal in
Ybbsitz (NÖ), das Gästehaus in Stubenberg am See (Steiermark), das Haus Ingrüne
in Vorarlberg sowie das Wohn- und Pflegeheim Haus Bernstein im Burgenland.

Blühende Kooperation mit Gartencenter Dehner
Im Rahmen des großen Weinfestes überreichten MitarbeiterInnen des Gartencenters
Dehner im niederösterreichischen Brunn am Gebirge am 20. Juni einen Scheck in
der Höhe von 5.000 Euro an Vertreter des Österreichischen Blinden- und
Sehbehindertenverbandes (ÖBSV). Mehrere Dehner-Filialen aus ganz Österreich
hatten im Vorjahr zugunsten der ÖBSV-Landesgruppe des jeweiligen Bundeslandes
gesammelt. Die Grundlage dafür schaffen nicht zuletzt die engagierten
MitarbeiterInnen der Firma Dehner.
Jede finanzielle Unterstützung bedeutet einen wertvollen Beitrag zum
selbstbestimmten Leben der blinden und sehbehinderten Menschen. Die langfristige
Kooperation mit der Dehner GartenCenter GmbH hatte bereits 2007 begonnen und
wurde seitdem kontinuierlich ausgeweitet. Konkret unterstützt Dehner Projekte wie
zum Beispiel verschiedene Schwerpunktmaßnahmen für Kinder und Jugendliche zur
besseren sozialen Integration blinder und sehbehinderter Menschen.

Treffen Deutscher, Schweizer und Österreichischer Verbände
Schon seit Jahren treffen sich Führungspersonen von deutschsprachigen
Blindenverbänden, diesmal, von 22. bis 24. Mai 2009 auf Einladung von ÖBSVPräsident Mag. Gerhard Höllerer, in Wien. Mit dabei: Renate Reymann (Präsidentin
des DBSV), Frank Buchter (Co-Präsidium des sBB, des Schweizer Blindenbundes)
und Christian Hugentobler (Präsident des SBV, des Schweizer Blindenverbandes);
Luxemburg war entschuldigt. Im Rahmen einer Tagung unter dem Motto
„Gemeinsam sind wir stark!“ in den Räumlichkeiten des ÖBSV-Dachverbandes kam
eine Reihe von wichtigen länderübergreifenden Themen zur Sprache.

Eröffnung der modernisierten Hörbücherei
Nach mehreren Monaten Umbauarbeiten wurde die komplett modernisierte
Hörbücherei des ÖBSV am 15. Mai 2009 von Sozialminister Rudolf Hundstorfer
offiziell eröffnet. Höhepunkt der Festveranstaltung, die von einem „Tag der offenen
Tür“ und einem Sonderpostamt umrahmt wird, war die Präsentation des Hörbuches
„Auch Schildkröten brauchen Flügel!“ von Dr. Franz-Joseph Huainigg. Im 50. Jahr als
Einrichtung des ÖBSV hat die Hörbücherei jetzt den Aufbruch ins audio-digitale
Zeitalter vollzogen. Im Rahmen eines Sonderpostamtes wurde die mit Brailleschrift
geprägte Louis Braille-Sonderbriefmarke des ÖBSV präsentiert.
11

Vom BBFZ zur SEBUS
„Das Berufsbildungs- und Forschungszentrum für Blinde und Sehbehinderte, kurz
BBFZ, ist ein sehr gutes Projekt, das selbstverständlich weitergeführt wird", bereitete
Sozialminister Rudolf Hundstorfer in einer Aussendung Mitte April 2009 den
Gerüchten über eine Schließung dieser Einrichtung nach der Aufdeckung von
finanziellen Ungereimtheiten und der Entlassung zweier MitarbeiterInnen ein jähes
Ende.
Nach einer Umstrukturierungsphase, während der einzelne Kurse auf Sparflamme
weitergeführt wurden, startet das Projekt mit neuem Namen (SEBUS –
Schulungseinrichtung für Blinde und Sehbehinderte) und neuem Leiter (DSA Peter
Sternthal) derzeit neu durch. Trägerverein von SEBUS ist der ÖBSV, die
Finanzierung erfolgt zu hundert Prozent über Mittel des Bundessozialamtes. Die
Schulungseinrichtung wurde errichtet, um blinden und sehbehinderten Menschen
den Einstieg am primären Arbeitsmarkt zu erleichtern bzw. Betroffenen den Erhalt
ihres bestehenden Arbeitsplatzes zu ermöglichen.

Diskussion über Barrierefreiheit des ORF
Kritik am ORF gab es Ende März bei einer vom ÖBSV initiierten Diskussion zum
Thema „Barrierefreier Film?“ in der UCI-Kinowelt in der Millennium-City. Konkret ging
es darum, ob der öffentlich-rechtliche Rundfunk seinem gesetzlichen
Programmauftrag nachkommt und ausreichend Programme für die mehr als eine
halbe Million dauerhaft seh- bzw. hörgeschädigten Österreicher anbietet.
„Nach meinem Dafürhalten wird diesen Aufträgen nach dem ORF-Gesetz – auch im
Vergleich zu anderen Ländern Europas – viel zu wenig entsprochen“, analysierte Dr.
Alfred Grinschgl, Geschäftsführer für den Fachbereich Rundfunk der Rundfunk und
Telekom Regulierungs-GmbH (RTR) bzw. des Fernsehfonds Austria. In dieselbe
Kerbe stieß der Vertreter von Behindertenanwalt Haupt, Mag. Sascha-Michael van
Tijn: „Der ORF als öffentlich-rechtlicher Sender kommt noch immer nicht seinem
gesetzlichen Auftrag nach. Das Angebot von barrierefreien Filmen und
Fernsehsendungen ist nach wie vor zu gering.“
Kritik gab es auch von den Vertretern der seh- bzw. hörgeschädigten Menschen.
Mag. Gerhard Höllerer, Präsident des Österreichischen Blinden- und
Sehbehindertenverbandes (ÖBSV), schlug vor, nur noch jene Filme zu fördern, die
mit Audiodeskription (zwischen den Dialogen werden stumme Szenen eines Filmes
auf einem eigenen Tonkanal für sehbeeinträchtigte Konsumenten kommentiert)
versehen sind. Höllerer forderte eine Befreiung der blinden- und sehbehinderten
Menschen von der GIS-Gebühr: „Wo keine Leistung, da kein Geld!“ Lukas Huber,
Vorstandsmitglied des Österreichischen Gehörlosenbundes (ÖGLB), bemängelte die
geringe Untertitelung des ORF-Angebotes: „Obwohl gehörlose Menschen in
Österreich sehr wohl Rundfunkgebühren bezahlen müssen, bleibt ihnen der Großteil
des Fernsehprogrammes vorenthalten.“
Peter Schöber, Social Broadcasting-Beauftragter des ORF, verteidigte
Bemühungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, vermehrt Angebote für sehhörgeschädigte Kunden anzubieten: „Wir haben uns verpflichtet, im Laufe
nächsten Jahre eine Untertitelungsquote von 50 Prozent zu erreichen.“ Auch
die
und
der
das
12
Angebot von TV-Spielfilmen und Serien, die mit Audiodeskription versehen sind, soll
in Zusammenarbeit mit anderen deutschsprachigen Sendern ausgeweitet werden.
Schöber kritisierte die Mitbewerber des ORF: „Das barrierefreie Angebot von
privatem Rundfunk und Medienplattformen ist für Menschen mit Behinderung
praktisch inexistent.“
RTR-Geschäftsführer Grinschgl hakte hier ein, möchte künftig für Produzenten einen
Anreiz geben und griff eine Forderung des Österreichischen Blinden- und
Sehbehindertenverbandes auf: „Für den Fernsehfonds Austria planen wir im Rahmen
unserer Richtlinien auch vorzusehen, dass z.B. Filme, die Übersetzungshilfen wie
Audiodeskription für Sehbehinderte oder Untertitelung für hörbeeinträchtigte
Menschen aufweisen, eine höhere Fernsehfilm-Förderung bekommen können als
Fernsehfilme, die diese Aspekte nicht aufweisen.“ Dem ersten barrierefreien Kinofilm
„Echte Wiener – Die Sackbauer-Saga“ möchte Produzent Robert Winkler von der
Bonusfilm GmbH noch weitere Projekte folgen lassen – bis hin zu einem Archiv an
Filmen für hör- und sehbehinderte Menschen.

ÖBB: Ausstiegsseite wird angesagt
Nach Interventionen des ÖBSV bei Infrastrukturministerin Doris Bures sowie SPÖBehindertensprecherin Ulrike Königsberger-Ludwig werden in allen Personenzügen
mit tauglicher Lautsprechereinrichtung vor bzw. nach dem Halt in einem Bahnhof die
Ausstiegseiten wie folgt durchgesagt: „Ausstiegseite in Fahrtrichtung rechts!“ bzw.
„Ausstiegseite in Fahrtrichtung links!“ Eine rasche und unbürokratische Lösung, die in
Zukunft verhindert, dass blinde oder stark sehbehinderte Menschen in einem
Bahnhof auf der falschen Seite aussteigen und damit nicht selten ihr Leben riskieren!

Braille-Schrift auf E-Card
Eine langjährige Forderung des ÖBSV geht in Erfüllung: Ab 2010 werden die ECards mit den Buchstaben "SV" in Braille-Schrift gekennzeichnet und damit für
318.000 dauerhaft sehbeeinträchtige Österreicherinnen und Österreicher von
anderen Karten unterscheidbar sein. Jene 4,6 Millionen E-Cards, die ab dem
nächsten Jahr ausgetauscht werden müssen, werden schon mit Zeichen in
Blindenschrift versehen sein. Das beschlossen die Abgeordneten aller fünf
Fraktionen im Nationalrat in einer parlamentarischen Plenarsitzung im März 2009
einstimmig. Diese Maßnahme bedeutet für blinde und stark sehbehinderte Menschen
im Alltag eine große Erleichterung.
Der ÖBSV forderte bei der Umsetzung, weiterhin einen personenbezogenen
Aufdruck in Blindenschrift in Erwägung zu ziehen. Dies ist in Italien bereits Standard.
"Mit dem Aufdruck von individuellen Daten in Braille-Schrift, zum Beispiel in Form der
Sozialversicherungsnummer, wäre für Sehbeeinträchtigte eine E-Card von der
anderen E-Card unterscheidbar. Damit käme es auch innerhalb der eigenen Familie
zu keinen Verwechslungen mehr.

Angelika Lang begrüßt ÖBSV-Mitglieder
Seit Februar 2009 begrüßt die bekannte Moderatorin Angelika Lang die Anrufer bei
der neugestalteten kostenlosen Serviceline des Österreichischen Blinden- und
Sehbehindertenverbandes, Tel. 0800 22 77 00. Über die Eingabe von zweistelligen
13
Zahlen wird man automatisch in die verschiedenen ÖBSV-Einrichtungen verbunden,
ebenso in eine der sieben Landesgruppen. Selbstverständlich können diese
Durchwahlen auch gleich direkt an die Nummer der Serviceline angehängt werden.
Trifft man keine Auswahl, wird man automatisch in das ÖBSV-Bundessekretariat
verbunden. Mit dieser kostenlosen Serviceline optimiert Telekom Austria
(Hauptsponsor des ÖBSV) die Kommunikation innerhalb des Verbandes und
erleichtert damit den Alltag von blinden und sehbehinderten Menschen. Die Nummer
steht allen Mitgliedern des ÖBSV zur Verfügung.

Fünf Forderungen anlässlich des Besuches der WBU-Präsidentin
318.000 Menschen haben in Österreich laut Behindertenbericht 2008 eine
dauerhafte Sehbeeinträchtigung, das sind 3,9 Prozent der Bevölkerung. „Doch der
Politik ist diese hohe Zahl an blinden und sehbehinderten Menschen, immerhin die
dritthäufigste Beeinträchtigung, offensichtlich nicht wichtig genug“, stellt ÖBSVPräsident Mag. Gerhard Höllerer Mitte Februar fest. Anlass für diese Bilanz war der
Besuch einer hochrangigen internationalen Delegation, an der Spitze die Präsidentin
von „World Blind Union“ (WBU), die Australierin Maryanne Diamond (gemeinsam mit
Vizepräsidenten Arnt Holte aus Norwegen und der Kanadierin Penny Hartin, Leiterin
des WBU-Büros) im Dachverband des ÖBSV.
Höllerer berichtete der Vorsitzenden der Weltblindenunion, dass die von der WBU
mitverhandelte UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen in
Österreich erfreulicherweise ratifiziert, aber in der Praxis noch lange nicht umgesetzt
ist. Der ÖBSV-Präsident erläuterte dies an folgenden fünf Hauptanliegen:
1.
Angesichts
der
derzeitigen
Wirtschaftskrise
gehört
dringend
ein
Beschäftigungsprogramm für blinde und sehbehinderte Menschen ins Leben
gerufen. Höllerer, auch Vizepräsident der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für
Rehabilitation (ÖAR), warnt davor, dass in Zeiten wie diesen gerade Menschen mit
Behinderungen unter die Räder kommen und in die Armutsfalle tappen. Der ÖBSVPräsident spricht sich für eine Erhöhung der Ausgleichstaxen aus, damit
Unternehmen verstärkt „begünstigte Behinderte“ einstellen und kritisiert: „Derzeit
kaufen sich immer noch 35 Prozent der Firmen mit Ausgleichszahlungen von der
Einstellung begünstigt behinderter Mitarbeiter frei!“ Zudem fordert Höllerer eine
Anhebung des seit 1987 (!) gleich gebliebenen Freibetrages für erhöhten Aufwand
durch Behinderung und warnt eindringlich: „In Zeiten von Bankenhilfspaketen und
Verschrottungsprämien darf auf keinen Fall auf die Anliegen der blinden und
sehbehinderten Menschen vergessen werden!“
2. Hochqualifizierte Blindenführhunde, ein Mobilitäts- und Orientierungstraining sowie
eine Unterweisung in lebenspraktischen Fertigkeiten sind für Menschen mit schweren
Sehbeeinträchtigungen unverzichtbar. „Leider werden diese wichtigen Maßnahmen
für ein selbständiges Leben blinder und stark sehbehinderter Menschen, die nicht im
Erwerbsleben stehen, nur zu einem geringen Teil bezahlt. Die Betroffenen müssen
im 21. Jahrhundert für die Ausfinanzierung von Blindenführhunden immer noch
betteln gehen“, kritisiert Präsident Höllerer.
3. Barrierefreiheit ist für blinde und sehbehinderte Menschen in Österreich in vielen
Bereichen immer noch ein unerfüllter Wunschtraum. „Der öffentliche Raum wird für
Personen mit starken Sehschwächen oft zu einer gefährlichen Falle, die nicht selten
14
mit schweren Verletzungen endet“, erzählt Höllerer. Fehlende taktile
Bodeninformationen, das falsche Anbringen von Verkehrszeichen und Postkästen,
die mit dem Blindenstock nicht ertastbar sind, machen blinden und sehbehinderten
Menschen das eigenständige Leben schwer. „In Zügen, in denen die
Ausstiegsrichtung links oder rechts nicht durchgesagt wird, aber beide Türen zu
Öffnen sind, kommt es immer wieder zu lebensgefährlichen Situationen, wenn blinde
Menschen auf der falschen Seite aussteigen!“ Auch geräuschlose Fahrzeuge (z.B.
Hybrid- oder Elektroautos bzw. Scooter) sind für visuell stark eingeschränkte
Personen nicht hörbar und stellen eine weitere große Gefahrenquelle dar.
4. Eine weitere Barriere sind die Beipacktexte von Medikamenten. Zwar sind die
meisten Arzneimittel mit ertastbaren Braillezeichen versehen, die (lebens-) wichtigen
Informationen für deren Verwendung sind für blinde- und sehbehinderte Menschen
jedoch nicht lesbar. Der ÖBSV-Präsident forderte daher die Installierung einer
österreichweiten Hotline für Gebrauchsinformationen von Arzneispezialitäten. Hier
läuft bereits seit geraumer Zeit ein erfolgreiches Pilotprojekt in Tirol.
5. Nicht zuletzt ruft Höllerer die Verantwortlichen im ORF auf, trotz Sparpaketes
endlich ihren öffentlich-rechtlichen Auftrag zu erfüllen und etwas für Menschen mit
schweren visuellen Beeinträchtigungen zu tun. „Wenn sich der ORF dafür rühmt,
2007 sechs (!) Filme und TV-Movies im Hörfilmformat mit Audiodeskription gesendet
zu haben, ist das angesichts von 318.000 sehbeeinträchtigten Gebührenzahlern ein
Hohn. Blinde und hochgradig sehbehinderte Menschen haben einen Anspruch
darauf, nicht nur Krimis wie „Ein Fall für zwei“ barrierefrei mit Audiodeskription
konsumieren zu können.“ Der ÖBSV-Präsident fordert abschließend, dass Menschen
mit starken Sehbeeinträchtigungen, unabhängig vom Haushaltseinkommen, von der
GIS-Gebühr befreit werden: „Warum sollen wir für etwas zahlen, was wir kaum
nutzen können?“

Erfolg bei steuerlicher Spendenabsetzbarkeit
Erster Teilerfolg bei der steuerlichen Absetzbarkeit von Spenden: Die Bekanntgabe
der Sozialversicherungsnummer durch die begünstigen Körperschaften wurde im
Februar 2009 im Ministerratsentwurf auf 2011 verschoben. „Da für die Jahre 2009
und 2010 eine automationsunterstützte Datenübermittlung nicht realisiert werden
kann, muss der oder die Steuerpflichtige die Spende in die Steuererklärung
aufnehmen und auf Verlangen der Abgabenbehörde belegmäßig nachweisen“, heißt
es in den Erläuterungen des Gesetzesentwurfes.
Diese Lösung hält der ÖBSV auch für die Zeit ab 2011 für die Vernünftigste. Schon
in seiner Stellungnahme zum ursprünglichen Begutachtungsentwurf hatte der
Dachverband die Übermittlung der Sozialversicherungsnummer durch die
begünstigte Körperschaften an die Finanzbehörden wegen des enormen
Verwaltungsaufwandes, eventueller Haftungsfragen bei Fristversäumnis bzw.
fehlerhafter Übermittlung sowie offener Fragen des Datenschutzes bzw. des
Schutzes der Privatsphäre abgelehnt: „Ebenso werden damit „gläserne
SpenderInnen“ produziert, aus deren/dessen Spendeverhalten staatliche Behörden
so manche verfassungsrechtlich geschützten privaten Verhaltensweisen per
Knopfdruck herauslesen können“, hießt es darin wörtlich. Der ÖBSV forderte
weiterhin
die
steuerliche
Absetzbarkeit
von
Mitgliedsbeiträgen
an
15
Behindertenorganisationen und die Abschaffung des finanztechnisch antiquierten
Begriffes der „Mildtätigkeit“.
Auf der ersten Liste der begünstigten Spendeempfänger schienen schließlich drei
Landesgruppen
des
ÖBSV
auf:
Der
Steiermärkische
Blindenund
Sehbehindertenverband (StBSV), der Tiroler Blinden- und Sehbehindertenverband
(TBSV) sowie die ÖBSV-Landesgruppe Wien, Niederösterreich und Burgenland.
Spenden an diese Landesorganisationen sind mit 1. Jänner 2009 rückwirkend
steuerlich absetzbar.

Gebührenfreie Blindensendungen gesichert!
Gebührenfreie Blindensendungen wird es auch nach der Umsetzung der neuen EUPostrichtlinie in Österreich geben. Dies bestätigen gegenüber dem Österreichischen
Blinden- und Sehbehindertenverband (ÖBSV) sowohl die Österreichische Post AG,
als auch das zuständige Bundesministerium für Verkehr, Innovation und
Technologie.
„Die Mitgliedstaaten können kostenlose Postdienstleistungen für Blinde und
Sehbehinderte aufrechterhalten oder einführen“, heißt es in der Richtlinie vom 20.
Februar 2008, welche damit die endgültige Entscheidung dem jeweiligen EU-Staat
überlässt. Durch das Wort KÖNNEN ist bei den blinden und sehbehinderten
Menschen sowie bei den Blinden-Selbsthilfeorganisationen eine große Unsicherheit
aufgetreten, die durch das klare Bekenntnis der zuständigen Stellen in Österreich
nun endgültig beseitigt ist“, so der ÖBSV in einer Aussendung Ende Jänner.über den
Erfolg der größten Selbsthilfegruppe für blinde und sehbehinderte Menschen in
Österreich. Damit können Blindensendungen mit Schriftstücken in Brailleschrift,
Blindenbücher sowie für blinde und sehbehinderte Menschen bestimmte
Tonaufzeichnungen auch in Hinkunft portofrei verschickt werden. Auch die
Weiterführung der ältesten und größten Blindenhörbücherei Österreichs wäre bei
Streichung dieses kostenlosen Postdienstes gefährdet gewesen.

Dr. Millesi übergab Hörbücher
Am 15. Oktober 2008 übergab die renommierte plastische und ästhetische Chirurgin
Dr. Dagmar Millesi 2.500 Hörbücher aus ihrer privaten Sammlung an den
Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverein. Die Hörbücher spezialisieren
sich auf klassische literarische Werke, aber es sind auch Bücher der aktuellen und
der letzten Bestseller-Listen in der umfangreichen Sammlung inkludiert. Dr. Millesi
übergab die Bücher, da sie bei einer blinden Verwandten, der sie vor kurzem einige
Exemplare geschenkt hat, sah, wie viel Freude sie ihr dadurch bereiten konnte.

Briefwahl auch für blinde und sehbehinderte Menschen
Der ÖBSV hat im September 2008 einen wichtigen Schritt geschafft, den sich viele
blinde und sehbehinderte Menschen schon lange gewünscht haben. Bei der
Nationalratswahl war es erstmals möglich, dass blinde und sehbehinderte Menschen
mittels Schablone persönlich, unbeobachtet und unbeeinflusst ihr Wahlrecht per
Briefwahl wahrnehmen können.
16
Ist die Briefwahl für den ÖBSV ein erster großer Schritt, so wäre der nächste wichtige
Schritt für ein barrierefreies Leben, wenn die Stimmzettelschablone automatisch mit
der Wahlkarte zugesandt wird. Um blinden und sehbehinderten Menschen noch eine
weitere Erleichterung zu gewährleisten, könnte man den Stimmzettel schon vorab in
die Schablone einlegen und gemeinsam mit der Wahlkarte in einem verschicken.

7. Generalversammlung der World Blind Union (WBU)
Vom 17. bis 23. August 2008 kamen rund 500 Delegierte aus 117 Nationen der Welt
in Genf (Schweiz) zur 7. Generalversammlung der World Blind Union (WBU)
zusammen, darunter auch ÖBSV-Präsident Mag. Gerhard Höllerer. Als neue
Präsidentin der WBU für die Amtsperiode 2009 bis 2012 wurde Maryanne Diamond,
Australien, gewählt.
17
|ETTM Einrichtung für Text, Ton und Medien
(Dr. Claudia S. Mohr)
Das |ETTM ist ein Projekt des Dachverbandes des Österreichischen Blinden- und
Sehbehindertenverbandes – zur Gänze gefördert durch das Bundessozialamt
Landesstelle Wien –, das Blinde und Sehbehinderte durch die individuelle
Aufbereitung von Unterlagen in der beruflichen Aus- und Weiterbildung unterstützt.
Ziel ist es, die KlientInnen bei der Erhaltung oder Erlangung eines Arbeitsplatzes zu
unterstützen.
Die Einrichtung befindet sich mittlerweile im 6. Jahr ihres Bestehens. Seit der
Gründung entwickelte sich das Projekt stetig weiter, so wurde z.B. die digitale
Aufsprache eingeführt und seit Jänner 2009 erfolgte die Ausweitung des
Tätigkeitsbereichs vom Wiener Raum auf ganz Österreich. Dies ist eine bedeutsame
und besonders zu begrüßende Ausdehnung, da den Menschen außerhalb der
Ballungszentren ohnehin weniger Hilfeleistungen zur Verfügung stehen. Die
Leistungen des |ETTM stehen nun allen blinden und sehbehinderten Personen in
Österreich zur Verfügung, die sich in beruflicher Aus- oder Weiterbildung befinden
und dafür individuell aufbereitete Unterlagen benötigen.
Da das Projekt vom Bundessozialamt gefördert wird, entstehen den begünstigten
Personen lediglich Materialkosten. Die oft sehr zeit- und arbeitsintensive
Aufbereitung würde ohne Förderung unzumutbare Kosten verursachen und eine
massive Benachteiligung für die betroffenen Personen darstellen. Das Ziel des
|ETTM ist es, gerade solche Barrieren aufzuheben und Menschen mit visueller
Beeinträchtigung die Teilnahme an Bildungsmaßnahmen jeglicher Art zu ermöglichen
– auch solchen, die eben nicht speziell für blinde und sehbehinderte Personen
konzipiert sind. Indem die erforderlichen Unterlagen von uns entsprechend den
individuellen Wünschen und Möglichkeiten unserer KlientInnen in den Bereichen des
Lesens, Hörens und Lernens aufbereitet werden, ermöglichen wir die
gleichberechtigte Teilnahme an allen Fort- und Weiterbildungen.
Der Hauptaufgabenbereich des |ETTM besteht zum einen im Digitalisieren von
Texten, der sorgsamen Korrektur und Formatierung sowie der anschließenden
Endverarbeitung – sei es Druck in Brailleschrift, Großdruck oder der Weitergabe in
digitaler Form. Zum anderen werden Bücher und Skripten je nach Wunsch auf
Kassette oder im digitalen Format DAISY aufgesprochen. Das DAISY-Format, in
allen Blindenhörbüchereien mittlerweile etabliert, ist ein standardisiertes Verfahren,
das es ermöglicht, den gesamten aufgesprochenen Text gemäß der Vorlage zu
strukturieren, also in Kapitel zu gliedern und mit Seitenzahlen zu versehen. Der Hörer
/ die Hörerin kann diese Navigation daraufhin nutzen, um wie in einem Buch zu
blättern, also zu einer bestimmten Stelle zu springen, oder eine Originalseitenzahl zu
zitieren.
In diesem Jahr durften erstmals auch Studenten die Leistungen des |ETTM in
Anspruch nehmen, so erweiterte sich das ohnehin breit gestreute Spektrum der
Bearbeitungsgebiete, das von Sprachlehrwerken über Statistik bis Anatomie reicht,
noch um Unterlagen aus dem Bereich der Musikwissenschaft und Kunsttherapie.
18
Bis Mitte November 2009 wurden im |ETTM rund 90 Aufträge bearbeitet, etwa zwei
Drittel der Aufträge kamen aus Wien, ein Drittel aus den Bundesländern.
Dabei wurden insgesamt rund 7.680 Seiten gescannt, 4.030 Seiten in Braille und 892
Seiten im Großformat gedruckt sowie 94 Stunden fertig aufgesprochen.
Personell besteht das |ETTM aus einem 2009 von Frau Dr. Claudia Mohr großteils
neu zusammengesetzten und inzwischen gut zusammengewachsenen Team. Frau
Dr. Mohr ist mit der Projektleitung betraut und setzt auf die Zusammenarbeit mit den
MitarbeiterInnen Frau Mag. Vielnascher, Herrn Mag. Preissl, Herrn Steinkellner und
Frau Schachinger. Jeder Mitarbeiter/jede Mitarbeiterin hat eigene Aufgaben- und
Verantwortungsbereiche, jedoch ist ein übergreifendes Teamwork unverzichtbar,
besonders wenn es um große oder komplizierte Auftragsbearbeitungen geht oder
Entwicklungen und Ideen für organisatorische Abläufe zu planen sind.
Neben der Auftragsbearbeitung, die zumeist auch eine ausführliche Besprechung mit
dem Klienten/der Klientin erfordert, um deren individuellen Anforderungen
berücksichtigen zu können, sind die MitarbeiterInnen des |ETTM auch mit einer
Reihe administrativer Aufgaben nach Auflagen des BASB beschäftigt. Hinzu kommen
Tätigkeiten im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit, um den Bekanntheitsgrad der
Einrichtung weiter zu steigern zu können, sowie Recherchearbeiten, um den
Anspruch hinsichtlich neuer Entwicklungen im Bereich der barrierefreien
Aufbereitung von Unterlagen zu erfüllen.
Das Projekt |ETTM ist bereits seit mehreren Jahren – unverändert – im Internet auf
der Seite www.ettm.at zu finden, die Website wurde inzwischen komplett überarbeitet
und wird Ende des Jahres, spätestens aber Anfang 2010 mit mehr Informationen,
Hinweisen und Serviceleistungen in 100% barrierefreier Form in neuem Glanz
erstrahlen. Unter anderem durch den neuen Webauftritt soll die Aufmerksamkeit
weiterer blinder- und sehbehinderter Personen erregt werden, die so die Chance, die
ihnen das |ETTM bietet, erkennen und wahrnehmen können. In Österreich gibt es
keine vergleichbare Möglichkeit für betroffene Personen, Ausbildungsunterlagen
aufbereiten zu lassen, das |ETTM ist somit die Einrichtung, die dem Klienten/der
Klientin als Sprungbrett zur erfolgreichen Integration oder Reintegration in den
Arbeitsmarkt dienen kann.
Das Team des |ETTM freut sich darauf, auch 2010 wieder einen Beitrag zum Abbau
von Benachteiligungen von Blinden und Sehbehinderten und zu beruflichen
Erfolgsgeschichten leisten zu können.
19
Hörbücherei
(Mag. Alexander Guano)
Unter der Ägide des Herrn Präsidenten Mag. Höllerer, wurden für die Entwicklung der
Hörbücherei 2008/2009 folgende Schritte gesetzt:
1. Renovierung und Adaptierung der Verwaltungsräumlichkeiten..
2. Beschaffung der notwendigen finanziellen Mittel für die Neuausstattung der
Räumlichkeiten mit Möbel und Computern die bis spätestens Jänner 2010
abgeschlossen sind.
3. Einführung einer einheitlichen Kommunikationsanlage für den gesamten zentralen
Bereich, wodurch eine einheitliche Nummer für alle zentralen Bereiche geschaffen
wird.
Die ebenfalls notwendigen Veränderungen in den Serviceleistungen und
Verwaltungsorganisation konnten bisher nicht im gewünschten Rahmen durchgeführt
werden. Erst mit Ende 2009 – Anfang 2010 werden notwenige Neuerungen eingeführt
werden. Diese sind schon in Vorbereitung und umschließen derzeit folgende
wesentlichen Punkte:

Schaffung eines Loginbereichs auf der Homepage. Darin sollen Hörproben zu
einzelnen Hörbüchern angeboten werden, die die Auswahl der Hörbücher
erleichtern soll. Zudem soll die Ausleihe erleichtert werden, indem man die
Bücher direkt vom Katalog aus bestellen kann ohne langwierige Listen
schreiben zu müssen. Längerfristig wird angestrebt die Möglichkeit des
Downloads von Hörbüchern für Mitglieder, der neben dem eigentlichen
Versand angeboten werden soll, aufzubauen. Hier sollen nicht nur die
hauseigenen produzierten Hörbücher angeboten werden sondern auch der
Inhalt von ausgewählten Zeitschriften. Derzeit ist das jedoch auf Grund der
rechtlichen Situation und den hohen Kosten noch nicht möglich.

Ab nächstem Jahr wird der Verleih von Audiokassetten in allen
deutschsprachigen Hörbüchereien, die Mitglied von Medibus sind, offiziell
eingestellt. Zu Medibus zählt auch die Hörbücherei des ÖBSV. Von daher ist
es uns ein Anliegen die noch auf Kassetten aufgesprochenen Bücher
schnellstens zu digitalisieren und zu daisyfizieren, sofern es die Qualität und
die Sinnhaftigkeit der Aufnahmen es zuläßt.

Die Hörbücherei bekommt dankenswerterweise vom ORF sämtliche Hörfilme
zur Verfügung gestellt. Bereits ab den ersten Monaten von 2010 sollen diese
Hörfilme für die Nutzer entlehnbar sein.

Es wird die Möglichkeit der Buchpatenschaft geben, bei der einzelne
Personen, Personengruppen oder Institutionen die Kosten für die Produktion
eines Hörbuches übernehmen. Die Namen der Paten werden im Hörbuch und
20
im Internet in einem eigenen Bereich verewigt werden. Wir hoffen so zu
Mitteln zu gelangen um unseren Bestand schneller anwachsen lassen zu
können.

Ausbau des Bestandes um das Angebot und somit die Wartezeiten zu
verringern

Die derzeitige Situation, dass für von medibus übernommene Bücher nochmal
an die Verwertungsgesellschaft eine Lizenz zu entrichten ist, widerspricht im
Grunde europäischem Recht. Die Hörbüchereien in Deutschland versuchen
diesen Umstand anzufechten, sollte dies gelingen, wird auch die Hörbücherei
die Verwertungsgesellschaft Litera-mechana dazu bewegen diesen Umstand
abzuändern und einen neuen Vertrag aushandeln.

Die Hörbücherei des ÖBSV ist seit November 2009 vollwertiges Mitglied des
österreichischen Büchereiverbandes als solches sind wir informiert über
österreichweite Projekte im Bibliothekswesen die auch für uns von Nutzen sein
könnten. Zudem steht der Verband den einzelnen Mitgliedern beratend bei
juristischen und professionellen Fragen zur Seite.

Die Hörerzahl soll erhöht werden, dazu sollen vor allem auch Jugendliche
mehr angesprochen werden und auf Ihre Bedürfnisse und Wünsche
eingegangen werden. Es wird dazu primär die Zusammenarbeit mit den
schulischen
Institutionen
gesucht
(Odilien-Institut,
BundesBlindenerziehungsanstalt).
Diese Neuerungen werden in Folge auch die Aufgabenverteilung innerhalb des
Mitarbeiterstabes der Hörbibliothek betreffen. Wobei eine Reduktion des
Mitarbeiterstabes nicht im Raum steht, sondern eine Umverteilung der Ressourcen.
So soll mehr Zeit in die Digitalisierung fliesen. Der Zeitaufwand für das Internetportal wird
ebenfalls sicherlich erhöht.
Statistik zur Hörbücherei 2009:
Entlehnungen (ohne Jänner, November und Dezember)
Kassetten
10132
CD
27156
Gesamtentlehnungen
37288
Bestand Hörbücher (Stand November 2009):
Kassetten
CD
2900-3600
2407
21
Bestandszuwachs 2009 (Stand November 2009)
Gesamtzuwachs: 598 Hörbücher
Neuerscheinungen Eigenproduktion:
138 (1376,56 Std.)
Übernahmen von anderen Hörbüchereien: 36
Umkopierungen aus Altbestand:
424
Umkopierungen gesamt bisher:
1696
Weitere Produktionen und Auftragsarbeiten:
Neuerscheinungsliste:
1873 CDs
Auftragsarbeiten (für Landesgruppe Wien)
Kassetten
232
CD
274
Gesamt
506
Reparaturen und Nachkopierung
Reparaturen Kassetten: 1763 Kassetten
Reparaturen CDs: 393 CDs (237 kaputte CDs, 108 verbrannte CD, 48 bei Hörern verloren
gegangene CDs)
Zeitschriften
Das Beste:
Konsument:
Durchblick:
445 CDs
327 CDs
367 Kassetten / 368 CDs
22
ALBE
(Veronika Haupt)
Die ALBE ist nicht nur bestrebt, die Sprache Esperanto in Österreich bekannter zu
machen und besonders auch unter blinden Menschen neue Interessenten zu finden
und Mitglieder zu werben, sondern auch Kontakte ins Ausland zu Pflegen.
Diesbezüglich darf ich zwei Veranstaltungen erwähnen, an denen Mitglieder der
ALBE teilnahmen.
Der IKBE, internationaler Kongress blinder Esperantisten 2008 in Premantura,
„Kroatien“,, an dem unser Ehrenpräsident, Herr Reg.rat Harald Rader teilnahm, hatte
das Thema Mobilität Blinder Menschen. Herr Reg.rat Rader konnte über interessante
Vorträge berichten und war an einem wertvollen Gedankenaustausch über diese
Problematik beteiligt.
Die zweite Veranstaltung war eine Esperanto Konversationswoche in Tschechien, zu
der wir von unseren tschechischen Esperantofreunden eingeladen wurden. Sechs
Esperantisten unserer Vereinigung nahmen an dieser gelungenen Woche teil und
verbesserten so ihre Sprachkenntnisse.
Die Veranstaltung, die teilweise vom tschechischen Blindenverband geplant und
betreut wurde, brachte österreichische und tschechische Menschen, gefördert durch
die gemeinsame Sprache Esperanto einander näher und wir erkannten viele
Gemeinsamkeiten, die nicht zuletzt durch unsere gemeinsame Geschichte
vorhanden sind.
Weiters konnten wir sehr gute Kontakte zu den sehenden Esperantisten in Wien
knüpfen, die es uns ermöglichen, in angenehmer Atmosphäre die Sprache Esperanto
zu pflegen.
Im Jahr 2009 kann ich ebenfalls über zwei Veranstaltungen berichten, an denen
Mitglieder der ALBE teilnahmen.
Das war der IKBE „internationaler Kongress blinder Esperantisten in Muszyna,
„polen“, an dem Frau Mag. Etzenberger und Veronika Haupt teilnahmen und der
unter dem Tema Integration stand. Darauf wies nicht nur ein interessanter Vortrag
hin, der von einer rumänischen Teilnehmerin verfasst wurde, hier wurde die Praxis
spürbar. Die polnischen blinden Esperantisten veranstalteten mit großer
Unterstützung der sehenden Esperantisten diese Veranstaltung, die in einem
Erholungsheim
des
polnischen
Blindenverbandes
stattfand.
Zahlreiche
Kulturveranstaltungen und Ausflüge wurden für uns organisiert und brachten uns die
schöne Landschaft und die Volkskultur näher.
Für die zweite Veranstaltung organisierte die ALBE in der Pension zur Waldquelle ein
Dreiländertreffen, an dem Esperantisten aus Deutschland, Tschechien und
Österreich
teilnahmen.
Das
Ehepaar
Jelinek
übernahm
wieder
die
Konversationsstunden, die wir am Vormittag abhielten, während wir am Nachmittag
23
Ausflüge machten. Über diese gelungene Veranstaltung ist bereits ein Artikel in der
deutschen Esperantozeitschrift „Der blinde Esperantist“ erschienen, in dem die
Pension zur Waldquelle, das freundliche Personal, die Gastfreundlichkeit und das
angenehme Ambiente sehr gelobt wurden. Ich habe mir bereits erlaubt, einen Artikel
über diese Begegnungstage an die Redaktion des „Durchblick“ zu senden.
Nun noch ein kurzer Ausblick auf das kommende Jahr:
Beim Kongress in Muszyna wurde an die ALBE der dringende Wunsch
herangetragen, den IKBE „internationalen Kongress blinder Esperantisten“ 2010 in
Österreich auszurichten. Diesem Wunsche konnten wir uns nicht entziehen und
haben somit diesen Auftrag angenommen. Dies stellt für unsere doch kleine Gruppe
eine große Herausforderung dar. Ich werde mir daher erlauben, den Öbsv um
Unterstützung zu bitten. Die Hilfe unserer sehenden Esperantofreunde in Wien wurde
uns bereits zugesagt. Weiters sind wir wie immer bestrebt, neue Mitglieder und
Interessenten für Esperanto zu gewinnen und auch den Kontakt zu unseren
ausländischen Esperantofreunden eng zu halten.
Unser Dank gilt auch dem ÖBSV für seine Unterstützung, um die wir auch weiterhin
bitten.
24
Blindenführhunde
(Beate Krames)
Das 8. Führhundeseminar fand von 12.-20.5.2008 im Gästehaus Stubenberg am See
statt. Bei diesem Seminar haben 18 Gespanne teilgenommen. Leider mussten wir
dieses Mal ohne des langjährigen Seminarleiter Herrn Josef Bürger auskommen, da
er aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen konnte. Frau Gerstmann Maria
hat freundlicherweise kurzfristig die Leitung des Seminars übernommen. Sie wurde
von Frau Christine Allenbach (Schweiz), Herrn Claas Esser (Deutschland) und Herrn
Karlheinz Ferstl (Österreich)unterstützt.
An den folgenden Tagen wurde mit den Hunden praktische Übungen wie z.B. per
Fuß gehen, ablegen des Hundes und sich entfernen des Besitzers, Hindernisse
anzeigen, Futterverweigerung und Abrufen des Hundes trainiert, alles was von einem
Blindenführhund verlangt wird. Weiters hielt Herr Claas Esser Vorträge.
Bei diesem Seminar konnte ich aus dem Bundesministerium für Arbeit Soziales und
Konsumentenschutz
Frau
Waltraud
Palank-Ennsmann
und
aus
dem
Bundessozialamt Landesstelle Wien Frau Erika Kober begrüßen. Diese hatten
unsere Aktivitäten beobachtet und wir konnten mit ihnen über unsere Probleme
sprechen.
Der Höhepunkt war das Stadttraining in Hartberg, über dieses wurde erfreulicher
weise vom steirischen Rundfunk berichtet. Das Seminar wurde wieder mit dem
beliebten Hunderennen abgeschlossen. Jeder von den Vierbeinern wurde mit
Futterproben, welche uns dankenswerterweise von drei Futtermittelfirmen zur
Verfügung gestellt wurden, reichlich belohnt.
Auch unser Rundschreiben auf CD wurde wieder versendet. Ich wurde von der
Landesgruppe Wien, NÖ und Burgenland mit meiner Hündin Sissi für eine
Vorführung beim Wiener Ferienspiel eingeladen. Im Herbst 2008 wurde die
Homepage der Fachgruppe selbstständig übernommen. Ich möchte mich an dieser
Stelle bei Herrn Kurt Prall für die Betreuung dieser bedanken.
Da die Kosten für die Vortragenden beim Seminar doch sehr erheblich sind, stellte
ich einen Antrag an den Vorstand des ÖBSV um im Jahre 2009 wieder ein qualitativ
hochwertiges Seminar durchführen zu können. Dankenswerterweise wurde der
Antrag positiv erledigt.
Anfang Februar wurde ich mit Sissi von der Landesgruppe Wien, NÖ und Burgenland
für das einwöchige Ferienspiel ins Louis Braille-Haus eingeladen, um den Kindern zu
zeigen, was ein Blindenführhund leisten muss.
25
Auch im Jahre 2009 wurde das 9. Blindenführhundeseminar im Gästehaus
Stubenberg am See in der Zeit von 11.-17.5.2009 abgehalten. Bei diesem Seminar
war wieder unser langjähriger Seminarleiter Herr Josef Bürger dabei. Er wurde
wieder von Frau Christine Allenbach (Schweiz), Herrn Claas Esser (Deutschland)
und Herrn Karlheinz Ferstl (Österreich) unterstützt.
Es wurden interessante Vorträge von einer Naturfuttermittelfirma, Herrn Reinelt
Bernhard (Tierarzt) und von den Trainern vorgetragen. Eine Lesung von Herrn
Martin Nolte (Deutschland)aus seinem Buch „irka, ein Hundeleben zwischen Familie,
Freizeit und Beruf“ war auch dabei. Auch das komplette Trainingsprogramm wurde
abgehalten. Das Seminar wurde wieder mit dem beliebten Hunderennen
abgeschlossen. Jeder von den Vierbeinern wurde mit Futterproben, welche uns
dankenswerterweise von drei Futtermittelfirmen zur Verfügung gestellt wurden,
reichlich belohnt. Nochmals herzlichen Dank an die Trainer und Helfer! Die
Geselligkeit kam bei diesem Seminar auch nicht zu kurz. Ganz besonders möchte ich
mich beim Steirischen Blinden- und Sehbehindertenverband und dem Personal des
Gästehauses Stubenberg für die freundliche Aufnahme bedanken.
Am 18.6.2009 wurden die Landesfachgruppenleiter von Herrn Präsidenten Mag.
Gerhard Höllerer zu einer Aussprache nach Wien eingeladen. Bei diesem Treffen
wurde beschlossen, dass sich die Landesfachgruppenleiter zwei bis drei Mal im Jahr
zu einem Fachgespräch treffen sollen. Das erste wurde am 25.7.2009 in Salzburg
abgehalten. Dort wurde beschlossen, dass die Fachgruppe bei Prüfungsfragen und
bei Vorsprachen bei den Behörden mehr einbezogen werden muss. Es ist erfreulich,
dass fast jede Landesgruppe einen Landesfachgruppenleiter hat. Nur Kärnten hat
uns bisher noch keinen genannt.
Ganz wichtig ist für uns die Öffentlichkeitsarbeit, daher ist die Fachgruppe
interessiert, dass die Landesfachgruppenleiter sehr aktiv in Ihrer Landesgruppe tätig
sind. Zum Beispiel in Kindergärten, Schulen, Messen und Seniorenheimen usw. Bei
dieser Gelegenheit möchte ich mich bei Herrn Franz Peter Lechner für die
langjährige Zusammenarbeit in der Fachgruppe bedanken. Bedanken möchte ich
mich auch beim Herrn Präsidenten Mag. Gerhard Höllerer. Obwohl er keinen
Führhund hat, hat er immer ein offenes Ohr für unsere Angelegenheiten. Bei den
Obmännern der Landesgruppen, besonders bei meinen Tiroler Obmann, möchte ich
mich für die gute Zusammenarbeit bedanken. Nicht zu letzt bedanke ich mich auch
bei den Landesfachgruppenleitern.
26
Hilfsmittel
(Mag. Beate Hattinger)

Leitungssitzungen
Im Berichtszeitraum tagte die Fachgruppenleitung insgesamt 4 Mal:
29.5.2008:
6.2.2009:
8.5.2009:
2.10.2009:

Leitungssitzung in Wien
Leitungssitzung in Wien
Leitungssitzung in Wien
Leitungssitzung in Wien
SightCity 2008
Diese bedeutendste Hilfsmittelmesse für blinde und sehbehinderte Menschen im
deutschsprachigen Raum (es waren 119 Aussteller anwesend) bildete den
Jahresschwerpunkt der FGH im Jahr 2008.
Zunächst waren 4 ReporterInnen vor Ort unterwegs, sammelten eine Fülle an
Informationen, machten Interviews mit Herstellern, Händlern und sonstigen
Ausstellern wie Bildungseinrichtungen. Danach wurden all diese Beiträge unter
redaktioneller Betreuung zu Sonder-CD’s zusammengestellt (siehe dazu den
Tätigkeitsbericht der Redaktion).
Auch die Fachgruppenveranstaltung, die den 3.10.2008 am BBI Wien abgehalten
wurde, stand ganz im Zeichen der SightCity. Neben einer Hilfsmittelausstellung,
bei der alle österreichischen Hilfsmittelfirmen ihre neuesten Produkte vorführten,
referierten die ReporterInnen zu verschiedensten Schwerpunktthemen, unter
anderem:
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

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Mobile Geräte, mobiles Arbeiten
Aus- und Fortbildungseinrichtungen
Daisy
Screen Reader
Braillezeilen und Drucker
OCR – Texterkennung
Freizeit und Alltagshilfen
Windows Vista – Erfahrungswerte nach zwei Jahren Einsatz
Hilfen für sehbehinderte Nutzer
Bildschirmlesegeräte im Wandel
27

Eigener Webauftritt der FGH
http://www.fachgruppe-hilfsmittel.at
Seit dem 1.3.2009 präsentiert die FGH ihr Angebot in einem eigenen Webauftritt.
Dort finden Sie gebündelte Informationen über unsere Aufgaben und Aktivitäten,
aktuelle Termine und Veranstaltungshinweise, Hintergrundwissen, Berichte über
Hilfsmittel sowie einen Downloadbereich mit ausgewählten Artikeln aus dem
Audiomagazin, die wir allen Interessierten zugänglich machen möchten.

Fachgruppenveranstaltung 2009
„Sicher Unterwegs“ lautet das Thema der diesjährigen Fachgruppenveranstaltung,
die am 7.11.2009 stattgefunden hat. Neben einer Hilfsmittelausstellung gab es ein
Round-Table-Gespräch mit fachkundigen Teilnehmern, das ganz dem Thema
Mobilität gewidmet war. Zudem wurde an diesem Tag noch die 15. ordentliche
Fachgruppenversammlung
mit
Neuwahlen
der
Fachgruppenleitung
und
Rechnungskontrolle abgehalten.

Zusammenarbeit mit den Einrichtungen des ÖBSV und seinen
Landesgruppen
Vernetzung und Informationsaustausch mit den Einrichtungen des ÖBSV, seinen
Landesgruppen und allen Hilfsmittelbewegten sind uns ein großes Anliegen. Oft ist
es die Suche nach einem geeigneten Hilfsmittel, die interessierte blinde und
sehbehinderte Menschen zum ersten Mal in eine Landesgruppe, Fachgruppe oder
sonstige Einrichtung des ÖBSV führt. Aus diesem Grund informieren wir dieser Tage
die Landesgruppen in schriftlicher Form über unser Angebot. Wir würden uns sehr
darüber freuen, auch unsererseits Angebote der Landesgruppen und sonstigen
Einrichtungen des ÖBSV, die sich mit dem Thema Hilfsmittel befassen, in unseren
Medien (Audiomagazin und / oder Webseite) veröffentlichen zu dürfen.
Bevor ich nun das „Wort“ an unseren Redaktionsleiter Franz Kirnbauer übergebe,
möchte ich mich im Namen meines gesamten Teams für die stets freundliche
Unterstützung der ÖBSV-Dachorganisation bedanken. Hilfsmittel sind uns ein großes
Anliegen, denn wir wissen aus eigener Erfahrung, dass sie uns vieles im Leben ganz
wesentlich erleichtern.
Mag. Beate Hattinger (Fachgruppenleiterin)
Redaktion der Fachgruppe Hilfsmittel

Information Motivation
Laut Auskunft des für die Vervielfältigung und den Versand verantwortlichen
Redaktionsmitarbeiters Gerhard Fink liegt die Auflagenzahl unserer 6 Mal jährlich
28
erscheinenden Hörzeitschrift „Information Motivation“ derzeit bei ca. 145 Stück. Diese
Hörzeitschrift erschien im Berichtszeitraum 11 Mal, wobei die Sommerausgabe 2009
aufgrund Beitragsmangels ausfiel.
Da nach wie vor ein beträchtlicher Beitragsmangel vorherrscht und dieser Zustand
schon längere Zeit anhält, hat die Fachgruppenleitung beschlossen, die CD ab dem
Jahr 2010 generell nur noch 5 Mal herauszugeben, wobei im Falle eines
Beitragsüberschusses natürlich sehr wohl weitere Ausgaben erscheinen würden.

Sonderausgaben
Im Berichtszeitraum wurden von der Redaktion 3 Sonderausgaben herausgegeben.
Diese erscheinen nicht in einer fixen Auflagenhöhe, sondern werden aufgrund von
Einzelbestellungen, die bei der Redaktionsleitung eingehen, produziert.
Folgende Sonderausgaben wurden erstellt:
Titel
Anzahl Medien
Auflagenhöhe
SightCity Frankfurt 2008,
Teil 1, Blindenhilfsmittel
SightCity Frankfurt 2008,
Teil 2,
Sehbehindertenhilfen
Navigationshilfen für
Blinde
4 CD’s
25
1 CD
19
1 CD
5
Insgesamt 3
Sonderausgaben
6 CD’s
49

Sonstiges
Die Arbeiten an der Digitalisierung des gesamten Fachgruppenarchives schreiten
weiter voran. Inzwischen wurden alle Sonderausgaben erfasst. Bei der Digitalisierung
der Hörzeitschrift „Information Motivation“ fehlen noch die Jahrgänge 1982 bis 1992
sowie vereinzelt Ausgaben aus späteren Zeiträumen. All jenen, die in der Redaktion
in den vergangenen eineinhalb Jahren tatkräftig mitgeholfen haben, möchte ich einen
herzlichen Dank aussprechen. Das sind:




Eva Papst, Interviews für die Sonderausgabe SightCity 2008, Teil 1,
Blindenhilfsmittel
Christine Kahlert, Interviews für die Sonderausgabe SightCity 2008, Teil 1,
Blindenhilfsmittel
Claudia Rauch, Interviews für die Sonderausgabe SightCity 2008, Teil 1,
Blindenhilfsmittel,
Digitalisierung
des
Audioarchives,
Umbau
der
Beitragsdatenbank
Regina Hettegger, Interviews für die Sonderausgabe SightCity 2008, Teil 2,
Sehbehindertenhilfen
29




Gerhard Fink, Vervielfältigung und Versand
Walter Lindner, Produktion verschiedener Ausgaben von „Information
Motivation“
Wolfgang Kremser, Gestaltung der Rubrik „Mobil“ in unserer Hörzeitschrift
Ernest Tschutschek, Betreuung der Hilfsmittelbörse und Mitgestaltung von
Sonderausgaben
Schließlich möchte ich mit Nachdruck darauf aufmerksam machen, dass wir eine von
ganz wenigen Zeitschriften veröffentlichen, bei denen die Beiträge aus der
Hörerschaft kommen. Dadurch machen in der Zeitschrift „Information Motivation“
unsere Hörer das Programm.
Abschließend sei noch allen aktiven Mitarbeitern für Ihr Engagement und allen
Hörerinnen und Hörern für die Treue bzw. die oft ausgesprochene Anerkennung
unserer Arbeit gedankt.
Franz Kirnbauer (Redaktionsleiter)
30
TELEKOMMUNIKATION und Büroberufe (FGTB)
(Kurt Feuerstein)
Im Berichtszeitraum hat die Fachgruppe folgende Veranstaltungen durchgeführt:

VI. Kongress der FGTB. vom 28-30.11.2008 im BBI. in Wien.
Im Rahmen unseres bundesweiten Kongresses führten wir diesmal zusammen mit
der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs und dem „Verein
Blickkontakt“ eine Fachtagung zum Thema: „Büroberufe für sehbehinderte und blinde
Menschen“ durch. Die Zusammenarbeit mit den genannten Organisationen gestaltete
sich angenehm und völlig problemlos. Die Veranstaltung wurde von etwas über 30
auswärtigen Besuchern frequentiert. Außerdem nahmen die Absolventen der
Handelsschule und der Telefonistenausbildung des BBI teil. Nach der Eröffnung und
Begrüßung durch Frau Direktorin Susanne Alteneder wurden an den zwei Tagen im
Einzelnen folgende Vorträge gehalten:









DSA Sezer Misirli und Maga. Andrea Neuberger von der Arbeitsassistenz:
„Arbeitsgebiete und Aufgabenbereiche im Büroalltag - Herausforderungen und
Perspektiven“;
Die technischen Arbeitsassistenten Herbert Hametner und René Oberdorfer:
„Überblick über technische Hilfsmittel – Anamnese, Einsatzgebiete und
Förderungen“;
Ing. Franz Jank vom Personalmanagment des ÖAMTC: „Beschäftigung
sehbehinderter und blinder Menschen im Bürobereich aus der Sicht des
Arbeitgebers“;
Prof. Erich Schmid: „Handelsschule – die neue und verbesserte
Stenotypistenausbildung“ und „Telefonistenausbildung neu“;
Mag. (FH) Erico F. Zeyen: “Erwachsenenfortbildung im BBFZ – das vielfältige
Angebot für in Büroberufen tätige Menschen ermöglicht neue und
anspruchsvollere Tätigkeiten“;
Maga. Dr. Beatrix Eder-Gregor: BIV integrativ, Akademie für integrative
Bildung sowie Silvia und Martin Oblak vom Verein Blickkontakt: „Fortbildung in
integrierter Umgebung – wie können Blinde und Sehbehinderte die Angebote
der Erwachsenenbildungseinrichtungen nutzen“;
Carola Rückert, Maga. Gabriele Schatzl und Ernestine Pirringer präsentieren
ein umfangreiches Seminarangebot für Berufstätige;
Prof. Erich Schmid: „Qualitätsmanagement an Schulen am Beispiel der
HASCH im BBI“;
Betroffene berichten über ihr Berufsleben: Jürgen Bernold zum Thema: „Vom
Telefonisten zum Programmierer“; Osmann Porca zum Thema: „Büroarbeiten
im Krankenhaus Hietzing“;
31



Hansjörg Lienert von der Firma Dräger & Lienert: „Büroorganisationssysteme
für Sehbehinderte und Blinde – selbstständiges Arbeiten und reibungslose
Zusammenarbeit mit anderen Kollegen“;
Jürgen Schwingshandl von der Firma Baum: „Zukunftsperspektiven in Büro
und Gesellschaft – die technischen Voraussetzungen und was wir daraus
machen können“;
Christian Zehetgruber von der Firma TSB Transdanubia: „Möglichkeiten und
Herausforderungen bei CRM-Lösungen“
Die Hilfsmittelfirmen stellten einen Nachmittag lang ihre Bürohilfsmittelausstattungen
vor. An jedem der beiden Tage standen zum Abschluss eine moderierte Reflexion
des Gehörten und ein Erfahrungsaustausch der Teilnehmer auf dem Programm.
Audioaufnahmen aller Vorträge im MP3-Format können bei [email protected]
Tel. 0512 287663 angefordert werden. Umfang 1CD, welche kostenfrei abgegeben
wird.

VI. Fachgruppenversammlung
Am Sonntag, den 30.11., fand die VI. Fachgruppenversammlung statt. Bei den im
Rahmen dieser Versammlung abgehaltenen Wahlen wurden alle bisherigen
Funktionsträger der Fachgruppe wiedergewählt. Als Gast an der Versammlung und
dem gesamten Kongresses nahm auch Tanja Pregler, die Leiterin der
Koordinationsstelle für Telekommunikations- und –Büroberufe in Deutschland, teil.
Über unseren heurigen Fachgruppenausflug nach Linz berichtet Nothburga Bänder
folgendermaßen auf unserer Homepage:

Fachgruppenausflug 2009 nach Linz
Nach München 2003, Graz 2005 und Bern 2007 führte uns unser heuriger
Fachgruppenausflug nach Linz, der europäischen Kulturhauptstadt 2009. Das Image
der reinen Industriemetropole ist Linz bereits in den Achtziger- und Neunzigerjahren
des vorigen Jahrhunderts losgeworden und es hatte besonders auch für uns
sehbehinderte und blinde Menschen einiges zu bieten. Linz wurde heuer zur
„Hörstadt“ und das schlug sich in unserem Reiseprogramm auch deutlich nieder.
Am Sonntag, dem 13. September 2009, reisten die Teilnehmer samt Begleitpersonen
aus verschiedenen Bundesländern und dem Ausland an. Untergebracht waren wir im
Hotel Haselgraben in der Leonfelderstraße, wohin wir mit der Autobuslinie 38
gelangten. Es liegt am Stadtrand, umgeben von bewaldeten Bergen und hat
komfortable Zimmer. Nach Ankunft und kurzer Pause in den Zimmern speisten wir in
dem Chinarestaurant nebenan. Dort lernten wir auch unseren Begleiter und
Zivildiener Alois Huch kennen. Wir waren insgesamt 13, später 16 Personen, die sich
im Laufe des Abends kennen lernten und sich gut unterhielten.
Das Frühstücksbuffet war ausreichend, jedoch reine Selbstbedienung, was für blinde
und hochgradig sehbehinderte Menschen ohne sehende Hilfe stets ein Problem
darstellt. Weil es bereits seit einigen Stunden regnete, marschierte unsere Gruppe
relativ zügig zum „Akustikon“ – einer Welt des Hörens, sprich einem Museum der
Akustik, das sich nahe des Hauptplatzes befindet. Ein akustisches Highlight waren
viele Schubladen, aus denen witzige und interessante Töne zu hören waren, öffnete
32
man sie. Fasziniert hat uns auch ein schallisolierter Raum, wie er in manchen
Ländern als Folterkammer eingesetzt wird. Absolute Stille halten die wenigsten Leute
länger aus. Drei Rohre boten verschiedene Klänge, sprach man hinein. Der
Vormittag verging auch durch die interessante Führung von Claudia Hutterer sehr
schnell.
Nach dem Mittagessen empfing uns Frau Mag. Sonja Thauerböck, die uns eine
blindengerechte und ausführliche Stadtführung bot. Alle waren sehr erleichtert, dass
es zu regnen aufgehört hatte. Vom Hauptplatz gings zur Dreifaltigkeitskirche und
weiter zum Maria Empfängnisdom, der 134 Meter hoch ist. Besonders
bemerkenswert fand ich die bunten Gemäldefenster und das Grabdenkmal für
Bischof Rudiger. Auch der Besuch in der Dombauhütte war äußerst interessant. Wir
konnten Steinmetzen bei ihrer Arbeit zusehen und die Werke auch angreifen. Die
Erklärungen waren ausführlich, sodass auch wir uns unter der Domrestauration
etwas vorstellen konnten. Schautafeln, sowie Demonstrationsobjekte rundeten das
Erlebnis ab.
Weitere Stationen waren das Lentos Kunstmuseum, die Donaulände mit
Skulpturenpark, die Altstadt, das Landhaus und das Schloss. Dazwischen kehrten wir
in der Konditorei Jindrak ein, dem Haus der Original Linzer Torte. Zwischendurch
hörten wir die Klänge des Glockenspiels und um 18 Uhr die Turmmusik der
Stadtpfarrkirche. Zu Abend speisten wir im Restaurant Cubus, das sich im Ars
Electronica Center befindet. Die lichtdurchflutete und transparente Architektur bietet
einen herrlichen Ausblick auf die Donau und über die Stadt, was mir besonders gut
gefiel.
Am Dienstag fuhren wir zum BBRZ Riss, in dem uns Frau Mag. Christina Skelo über
die berufliche Rehabilitation sehbehinderter und blinder Menschen informierte. Das
Projekt wird von Kostenträgern unterstützt, dafür müssen die Auszubildenden in einer
gewissen Zeit den Lernstoff samt Abschlussprüfung absolvieren. Wie alle anderen
Arbeitssuchenden haben auch sie große Schwierigkeiten, wieder in den beruflichen
Alltag einzusteigen, sofern sie nicht in ihrem bisherigen Beruf umgeschult werden
und ihn danach weiter ausüben können. Bei einem anschließenden Besuch einer
Klasse konnten wir in den Alltag der „Schüler“ schnuppern.
Das Mittagessen wurde uns in der Makartstuben des Oberösterreichischen Blindenund Sehbehindertenverbandes serviert. Bei herrlichem Spätsommerwetter fuhren wir
anschließend vom Hauptplatz mit der Pöstlingbergbahn auf den Pöstlingberg, der
auch Linzer Hausberg genannt wird. Dort besichtigten wir die barocke
Wallfahrtskirche, die laut Legenden aufgrund von Wunderheilungen erbaut wurde.
Während einige sich im nahe gelegenen Restaurant niederließen, fuhren die anderen
mit der Grottenbahn. Kleine, aber auch vor allem große Besucher erfreuen sich an
der bunt beleuchteten Märchenwelt der Zwerge. Mich faszinierten die vielen
Lichteffekte. Sehr beeindruckend ist die maßgetreue Abbildung des Linzer
Hauptplatzes um das Jahr 1900. Er ist mit weihnachtlichen Lichterketten, Sternen
und Laternen wunderschön beleuchtet und in den Seitengassen erfreuten uns die
Szenen bekannter Kindermärchen. Auch wir stärkten uns danach mit Kaffee und
Kuchen, bevor wir die Heimreise antraten und uns in alle Richtungen zerstreuten.
Für mich Sehbehinderte war dieser Ausflug ein Seh- und Hörerlebnis der besonderen
Art. Vor allem die Farbenspiele des Cubus und der Grottenbahn, sowie der schön
33
erleuchtete gebaute Linzer Hauptplatz haben es mir angetan. Farb- und Lichteffekte
gefielen mir schon von jeher. Der fast schalltote Raum im Akustikon erschreckte mich
eher, während er blinde Menschen beruhigte und sie sich darin sehr wohl fühlten.
Die verschieden klingenden Rohre haben sich ebenso interessant angehört wie
Klänge aus verschiedenen Richtungen. Ich freue mich direkt schon wieder auf den
nächsten Fachgruppenausflug und bin schon gespannt, was uns erwartet.
Ich möchte es nicht verabsäumen, mich an dieser Stelle, bei Herrn Obmann
Ferdinand Kühtreiber, dem Obmann der Landesgruppe Oberösterreich des ÖBSV,
und seiner lieben Gattin, für die zur Verfügungstellung eines sehr geschickten und
hilfsbereiten Zivildieners sowie für die Mithilfe bei der Organisation, auf das
Allerherzlichste zu bedanken.

Neben zweier Regionaltreffen führte die FGTB im Berichtszeitraum einen
„Handy-Workshop, einen Kurs zum Thema „Mobbing“ und einen kleinen
Selbstverteidigungskurs durch.
Zu all diesen Veranstaltungen sind auf unserer Homepage www.fgtb.at
ausführlichere
Berichte
vorhanden.
Ich
verweise
außerdem
auf
unser akustisches Magazin FGTB-INFO sowie auf unsere Mailingliste.
Die Berater- und Vermittlertätigkeit bei technischen Problemen hat weiter
abgenommen und wurde im Berichtszeitraum nur in zwei Fällen in Anspruch
genommen. Dies kann nur als erfreulich beurteilt werden, weil daraus ersichtlich wird,
dass die Betreuung durch die Hilfsmittelausstatterfirmen hervorragend funktioniert.
Außerdem konnte eine Telefonistenstelle neu geschaffen und an einen Blinden
vermittelt werden.
Ich hoffe, Ihnen mit diesem Bericht, einen genügenden Eindruck über die Tätigkeit
der FGTB vermittelt zu haben und stehe Interessierten jederzeit für weitere Fragen
zur Verfügung.
34
Brailleschrift-Kommission
(Prof. Erich Schmid)
Seit 1995 bin ich Vorsitzender der österreichischen Brailleschriftkommission. Die
erste wichtige Tätigkeit war 1998 die Anpassung der Kurzschrift an die
Rechtschreibreform von 1997. Die letzten Beschlüsse wurden in Wien gefasst und
das „Brailleschriftkommitee der deutschsprachigen Länder“ mit der Beobachtung der
weiteren Entwicklung betraut. In diesem Gremium bin ich der Vertreter Österreichs.
2009 hat sich diese Gruppe neu konstituiert.
An das Brailleschriftkommitee wurde die Bitte um Vereinheitlichung der 6-PunktStenografie, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg in West- und Ostdeutschland
auseinander entwickelt hatte, herangetragen. Ich war der Leiter der
Redaktionsgruppe und konnte die Vereinheitlichung erreichen.
Der nächste Arbeitsschritt war die Reform der Chemieschrift, wobei neue
Entwicklungen eingearbeitet werden mussten.
Die Reform der Mathematikschrift ist von den Beschlüssen her durchgeführt,
allerdings steht die Erstellung des Regelwerkes noch an. Als Ergänzung sind hier die
Darstellung in LATEX und ein Daisybuch mit der Verbalisierung der Beispiele
geplant, wofür ich mich in spezieller Weise zuständig fühle.
Zehn Jahre nach der Anpassung der Kurzschrift an die Rechtschreibreform soll auch
diese Schrift überprüft werden. Ergänzungen und Klarstellungen werden hier in die
vorhandene Systematik eingearbeitet.
Parallel zur Tätigkeit in den diversen Brailleschriftkommissionen bin ich im
Österreichischen Normungsinstitut, in der europäischen Normungsorganisation CEN
und in der weltweiten Standardisierungsorganisation ISO tätig. Nach der
weitgehenden Normierung des 8-Punkt-Computerbrailles in den 90er Jahren liegt
derzeit der Arbeitsschwerpunkt auf der Standardisierung von Braillebeschriftungen
auf Medikamentenverpackungen. Die letzte Sitzung im Oktober 2009 in Bonn hat ein
vielversprechendes Ergebnis gebracht, das von den Mitgliedsländern der CEN 2010
in einer Abstimmung bestätigt werden muss. Somit sollte diese Norm für neu auf den
Markt kommende Medikamente spätestens 2011 wirksam werden.
Auch in Gruppen für Verkehrsnormen arbeite ich mit dem Schwerpunkt der
Standardisierung von tastbaren Symbolen und Schriftzeichen mit.
Ein Arbeitsgebiet, das nur am Rande mit Braille zusammenhängt, hat sich seit
letztem Jahr aufgetan. Es geht dabei um die Zugänglichmachung von Musik- und
35
Audiobearbeitungssoftware für blinde Menschen. In Boltenhagen an der Ostsee
konnte ich 2008 ein Referat über die diesbezüglichen Bemühungen in Wien halten.
Trotz des Austausches von Dokumenten und Diskussionsbeiträgen innerhalb der
Gruppen über Mail, sind immer wieder Treffen erforderlich und daher müssen Reisen
angetreten werden.
Bundesverkehrsgremium
(Hubert Onitsch)
Dieser Bericht umfasst die Arbeit des Bundesverkehrsgremiums (BVG) seit der
letzten Delegiertenversammlung im März 2008. Nachfolgend sind die besuchten
Termine nach Datum aufgelistet.
10.06.08 ÖAVV Sitzung Wien (Diskussion über Handlaufbeschriftungen und
Glasflächenmarkierungen
Praterstern,
Elektro-Auto/Roller,
Postbeförderung,
Tickettarife für Bundesländer in Wien, Vorschlag wie in Deutschland: gratis in
Umkreis 50 km.
23.06.08 Inforunde BH City Wien West in der Vienna International City: Hier wurden
der Umbau des Westbahnhofs erstmals dem BVG vorgestellt. Genaue Angaben zum
Umbau werden nachträglich auf USB-Stick verschickt.
19.07.08 BVG Sitzung Klagenfurt: Bei dieser Sitzung wurden nach der Bestellung
des neuen BVGL zum besseren Kennenlernen die verschiedenen Partner des BVG
auch eingeladen. Anwesend: Präsident Mag. Höllerer, Ing. Schwarzl ÖBB, Riha
Generalsekretär Österreichische Arbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (ÖAR), Mag
Jeitler Gleichstellungsbeirat Klagenfurt, Ing. Ertl technisches Büro. Die Schriftführerin
Frau Hinkel und
Herr Scheiber als Sehbehindertenbeauftragter werden
wiedergewählt. Folgende Themen wurden diskutiert:







Bei Handlaufbeschriftungen die Schriftgröße notfalls bis minimal Arial 13 (bei
langen Namen), Länge jedenfalls nicht über 25 cm.
Anregung Regionalfahrpläne ÖBB: bundesländerübergreifend.
Glasflächenmarkierungen: In jedem Fall Markierungslinie bei 1 m Höhe,
möglichst auch bei 1,50 m, eventuell zusätzlich bei 0,50 m. Kontraste wichtig,
Markierungsvarianten frei wählbar im Rahmen der getesteten Palette.
Elektronische Anzeigen: Man regt verstärkte Kontraste für die elektronischen
Anzeigen bei den ICEs an.
Zugbeschreibungen (Zugbegleiter): könnten jeweils in einigen Exemplaren bei
den ÖBB aufliegen (gesamt 50 Stück/Zugart), vom Zugpersonal bei Bedarf an
unsere Fahrgäste zu verleihen. Gedacht nur für die Fernzüge (ICEs).
Nummer für Security: laut Herrn Schwarzl – wie bisher: 05-1717-55. Nur
dieses Service ist offiziell, keine privat erhaltenen Nummern verwenden - 24Stunden-Anmeldefrist empfohlen, Schulungen bei den ÖBB, Vorschlag Herr
Riha: Der ÖBSV sollte an die ÖBB herantreten und Beratung anbieten. Dies
müsste nicht nur Schulungen umfassen, sondern auch Beratung bei den
diversen Bahnhofsumbauten
Bedarfshaltestellen: sollten angesagt werden.
36

Übernahmeverträge öffentliche Linien
entsprechende
Barrierefreiklauseln
Stationsdurchsagen…).
an
private Betreiber: Sollten
enthalten
(Beibehaltung
04.08.08 Treffen mit Verein „Barrierefreies Österreich“ mit Herrn Kindl
(Geschäftsführer) und seinem Team, Vereinbarung für Zusammenarbeit wird
getroffen, um den Verein bei blindenspezifischen Fragen zu beraten.
10.09.08 Wien Normungsinstitut ON AG 01105 Barrierefreies Planen und Bauen
Änderung B 1600.
15.09.08 roll out railjet ÖBB-Technische Services GmbH Werk Wien Simmering
Grillgasse 48, 1110 Wien: Hier wurde der erste Railjet von der Firma Siemens an die
ÖBB übergeben. Genaue Besichtigung des Railjet möglich.
16.09.08:
Richtlinie:
Arbeitsgruppe
„Planung
und
Verkehrssicherheit“;
Arbeitsausschuss „Strukturelle Verkehrssicherheit“; Themenstellung:
Richtlinie
Alltagsgerechter barrierefreier Straßenraum (RVS); Diskussion unter den
Teilnehmern und Einarbeitung der Änderungswünsche.
22.09.08 Wien: Besprechung Rodlauer über die Zusammenarbeit ÖBB und BVG
18.10.08 BVG Sitzung Salzburg: Man einigt sich auf 3 Fixsitzungen pro Jahr. Der
City Cane Ampelstock wird vom BVG abgelehnt, weil dadurch eine Gefährdung des
Benutzers leicht möglich ist. Fotografieren auf Bahnhöfen: Alle Mitarbeiter des BVG
können Gefahrenstellen fotografieren, dürfen die Fotos aber zunächst nur intern bzw.
gegenüber den ÖBB verwenden; erst nach Bewilligung durch die ÖBB ist
Weiterleitung an Zeitschriften usw. gestattet. Man ist der Meinung, dass ein
Fotografierverbot (bzw. Einschränkung beim Fotografieren) ÖBB-seitig zu
kennzeichnen wäre. Sitzungsprotokollauszüge zu Themen können an die übrigen
LVG weitergeleitet werden. Nachfolgende Themen wurden ausführlich besprochen:



Pöstlingbergbahn/Tarifpflichtigkeit: Man könnte sich an den Linzer Stadtsenat
oder den Verkehrsausschuss wenden.
Zebrastreifen/Verkehrsberuhigungsschwellen: Schwellen für uns nicht nötig.
Falls man Abschaffung der Zebrastreifen plant, auf Schwerpunktsetzung
drängen.
Das BVG und die LVG können Beratungen, Auskünfte und Schulungen zu
Barrierefreiheit (Planen, Bauen usw.) an auswärtige Stellen aller Art zur
Verfügung stellen.
30.10.08 Normungsinstitut: ON AG 01105 Barrierefreies Planen und Bauen
Überarbeitung B 1600 und Zertifizierung B1610
29.11.08 Im ÖBB Tower wird mit Herrn Rodlauer, Präsident Höllerer und dem BVGL
ein Grundkonzept für den Zugbegleiter in Braille erarbeitet.
09.12.08 Normungsinstitut: ON AG 01105 barrierefreies Planen und Bauen
Überarbeitung B 1600 und B1610. Vorstellung Fluchtwegkonzept
im
Bundessozialamt Wien durch Ing. Wolfgang Fiala
37
20.01.09 Normungsinstitut: ON AG 01105 Überarbeitung B 1600 und B1610.
22.01.09 Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit, 1010 Wien, Stubenring 1,
Marmorsaal, 1. Stock: barrierefreier Tourismus Workshop : "Bauliche Grundkriterien für
Barrierefreiheit". Sinn- und Endlosdiskussion mit Vertretern der Wirtschaftskammer
um die Anerkennung der Normen B1600 oder ähnliche Richtlinien
31.01.09 BVG Sitzung Salzburg: Da in Zukunft bei öffentlichen Gebäuden immer
mehr Glasflächen zur Verwendung kommen, wurde eine Arbeitsgruppe
Glasflächenmarkierungen gebildet. Sie besteht aus Herrn Habisch, Herrn Pruckner
und Herrn Scheiber. Herr Onitsch erhält alle Infos. Das BVG gibt eine Stellungnahme
zum Entwurf der Richtlinie „Barrierefreie Bushaltestellen“, erhalten vom KOBV, ab.
Herr Onitsch sendet die Stellungnahme zur Info und evtl. Änderungswünschen
zunächst an die Vertreterinnen des BVG, dann an den KOBV.
09.02.09 Wien BMVIT: Diskussion mit Frau Metzger, Hammerschlag, Präsident
Höllerer und Mitgliedern der ÖAVV über die Vorschläge die per Mail eingebracht
wurden (Höhe Straßenschilder, Kreisverkehr, Ausstiegseite bei Zügen, Elektroautos,
Tarifdschungel von Öffis)
25.02.09 FG Mobil: Leitfaden barrierefreier öffentlicher Verkehr: Einbringen von
Vorschlägen und Anregungen, damit sich Blinde und Sehbehinderte besser mit
dem Öffentlichen Verkehr bewegen können.
04.03.09 ÖAVV Sitzung 1140 Wien, Hägelingasse 3/2. Stock
11.03.09 Normungsinstitut: ON AG 01105 Barrierefreies Planen und Bauen,
Überarbeitung B 1600 und B 1610.
12.03.09 Normungsinstitut: AG Aufzüge Überarbeitung der Normen.
23.03.09 Projekt Inomat von der ÖBB: Bei dieser Veranstaltung wurde versucht,
einen für alle Behindertengruppen barrierefreien Kartenautomaten vorzustellen.
Nach ausgiebiger Diskussion kamen alle Teilnehmer zur Einsicht dass dies nur unter
enormen finanziellen Aufwand (ca. € 60000 pro Automat) möglich ist. Mit der ÖBB
gab es schon die Vereinbarung, dass für Blinde und Sehbehinderte die Fahrkarten
ohne Aufpreis im Zug zu lösen sind. Herr Schwarzl/ÖBB stimmte dieser Regelung
voll zu.
24.03.09 Normungsinstitut: ON AG 196.06 Blindenhilfsmittel.
verschiedene Vorlagen von Tastbaren Symbolen für Pläne erörtert.
Hier
wurden
01.04.09 Normungsinstitut: ON AG 01105 Barrierefreies Planen und Bauen:
Überarbeitung B 1600 und B1610.
16.04.09
Richtlinie:
Arbeitsgruppe
„Planung
und
Verkehrssicherheit“;
Arbeitsausschuss „Strukturelle Verkehrssicherheit“; Themenstellung:
Richtlinie:
Alltagsgerechter barrierefreier Straßenraum RVS.
38
27.05.09 Wien ÖBB Wagramerstraße: Endbesprechung Auflage eines Zugbegleiters
in Brailleschrift, zusätzlich wird dem Brailledruck ein Zugbegleiter in Großschrift
(mindestens Schriftgröße 24) beigelegt. Damit steht dann einem Großteil der Blinden
und Sehbehinderten eine komplette Information zur Verfügung.
Vorbesprechung Hilfsmöglichkeit durch Personal der MUNGOS – mit der
Geschäftsführung ein Treffen vereinbaren. Gespräch über Generalabo bzw.
Netzkarten. Tarifbestimmungen sollen an BVGL und „Donaukurier“ weitergeleitet
werden.
28.05.09
Richtlinie:
Arbeitsgruppe
„Planung
und
Verkehrssicherheit“;
Arbeitsausschuss „Strukturelle Verkehrssicherheit“; Themenstellung: Richtlinie
Alltagsgerechter barrierefreier Straßenraum (RVS). Diesem RVS Entwurf wird
einstimmig zugestimmt.
04.06.09 Barrierefreie Flugreisen Flughafen Wien: Scheinbar können im neuen
Terminal derzeit keine Änderungen für barrierefreie Benutzung durchgeführt werden.
Begehung für taktiles Leitsystem wird vereinbart. Lob von Mag. Haupt für vorbildhafte
Verlegung der Leitlinien am BH Klagenfurt.
16.06.09 Normungsinstitut: ON AG 01105 Barrierefreies Planen und Bauen:
Überarbeitung B 1600 und B1610.
20.06.09 BVG Sitzung Salzburg





Zu Ermäßigungspauschalen für Umfeld bzw. späterhin Generalabo: Die
entsprechenden Schritte sind ausschließlich über das BVG abzuwickeln.
Schriftliche Stellungnahme des BVG an die ÖBB zu Infopoint Flughafen
Schwechat: Der ÖBSV begrüßt es, wenn der Infopoint möglichst nahe der
ÖBB-Station situiert ist und ein taktiles Leitsystem von der ÖBB-Station zum
Infopoint führt. Zu veranlassen über den BVGL.
Es wird die Einbindung der BVG-Homepage in die ÖBSV-Seite für sehr gut
empfunden, da dadurch die Wartung der Seite von der TA automatisch
durchgeführt wird.
Elektroautos: Man ist im BVG einheitlich der Meinung, dass ein
Zusatzgeräusch unbedingt benötigt wird, um diese Autos zu hören.
Verkehrsmittel: Man ist dafür, dass genügend Servicepersonal auch weiterhin
auf den Verkehrsmitteln zur Verfügung steht (nicht schaffnerlos usw.).
23.06.09 Normungsinstitut: ON AG 196.06 Überarbeitung V2101 bis V2105.
01.07.09
Treffen mit Geschäftsführung Mungos: Grundkonzept für genauere
Definition des Begleitbereichs. Von U-Bahnen wird im Normalfall kein Begleitservice
angeboten. Vorschlag für Auffinden des Infopoints mit Funkfernsendern,
02.07.09 Normungsinstitut: ON AG 01105 Barrierefreies Planen und Bauen:
Überarbeitung B 1600 und B1610.
16.09.09 Normungsinstitut: ON AG 01105 Barrierefreies Planen und Bauen:
Überarbeitung B 1600 und B1610.
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29.09.09 Projekt Neue Busbahnsteige (Wien, Schwechat, Hauptplatz). Hier wurden
die Bushaltestellen der Zukunft als Kommunikationsstelle mit Einkaufsmöglichkeit
(Automaten), Schließfächern,
Ladestationen für E-Scooter und Laptops mit
Windkraft oder Fotovoltaik vorgestellt.
Projekt von der Forschungsgruppe „Zeit“.
12.10.09 Normungsinstitut: ON AG 01105 Barrierefreies Planen und Bauen:
Überarbeitung B 1600 und B1610.
13.10.09 Normungsinstitut: ON AG 196.06 Blindenhilfsmittel: Tastbare Symbole für
Pläne, Auswertung Änderungsvorschläge Ö-Norm V2100-2106 , .
21.10.09 ÖAVV Sitzung: Es wurden folgende Probleme besprochen:
Straßenverkehrsschilder – Mindesthöhe, Elektro- und Hybridfahrzeuge, Vehemente
Ablehnung von shared space, Kreisverkehr im innerstädtischen Bereich, Ergebnisse
Glasflächenmarkierung BH Floridsdorf, kontrastierende Ausführung von Handläufen
gegenüber dem Hintergrund.
40
EBU Technologiekommission
(Michael Busboom)
1. Einleitung
Seit 2003 vertrete ich den ÖBSV in der Technologiekommission der Europäischen
Blindenunion (kurz EBU). In den letzten zwei Jahren haben wir uns drei Mal
getroffen, jeweils einmal in Kopenhagen, London und Leipzig. Zusätzlich zu diesen
offiziellen Terminen gab es mehrere inoffizielle Termine bei technischen
Veranstaltungen, bei denen ich und andere Kommissionsmitglieder aus beruflichen
Gründen anwesend waren.
In den letzten zwei Jahren haben wir uns sehr stark mit drei Themen
auseinandergesetzt. Diese waren:
•
•
•
Digitales Fernsehen
Digitales Radio
Zugang zu E-Books
2. Digitales Fernsehen
Es ist derzeit nahezu unmöglich für blinde und stark sehbehinderte Menschen,
digitale Fernsehapparate selbstständig zu bedienen. Wir verfolgen die Entwicklungen
in der Industrie und Kommissionsmitglieder treffen sich so oft wie möglich mit
Experten, die die digitalen Standards festlegen, um unsere technischen
Erfordernisse klarzulegen. Ebenso haben wir als Berater bei der Entwicklung der
ersten zugänglichen digitalen Prototypfernsehempfänger eng mit RNIB
zusammengearbeitet.
Bei einer Kommissionssitzung hatten wir auch die Möglichkeit, diesen digitalen
Prototypempfänger kennen zu lernen, und wir waren von der Implementierung der
Standards des "Universal Designs" sehr beeindruckt. Der blinde bzw. sehbehinderte
Benutzer konnte ohne sehende Hilfe bestimmen, welcher Fernsehkanal von
Interesse war und diesen konnte er auch problemlos einstellen. Es war ebenfalls
möglich, Menüs, die auf dem Bildschirm zu sehen waren, zu bedienen.
Beim digitalen Fernsehen hat der sehende Zuschauer die Möglichkeit, das gesamte
Fernsehprogramm direkt am Bildschirm anzuschauen. Bei dem digitalen
Fernsehempfänger der RNIB konnte das Fernsehprogramm ebenfalls mittels einer
hochqualitativen Sprachausgabe und einer intuitiven Bedienerführung bequem
studiert werden. Es muss noch geklärt werden, ob dieses Gerät in anderen Ländern
verwendet werden kann und ob die Hersteller von Fernsehgeräten dazu gebracht
werden können, "Accessibility" bei manchen Modellen direkt einzubauen.
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Digitales Fernsehen wird in der Zukunft immer interaktiver, d.h. Zuschauer werden
während einer Sendung eingeladen, persönliches Feedback abzugeben. Wie ein
blinder bzw. stark sehbehinderter Zuschauer bei solchen Aktivitäten mitmachen
kann, muss noch geklärt werden.
Obwohl wir einiges erreicht haben, muss noch sehr viel mehr getan werden. Da wir
nicht immer wissen, welche Projekte die Industrie in Planung hat, ist es nicht leicht
für uns, zeitgerechte Lösungen anzubieten, die von Herstellern angenommen
werden. Unsere Vorschläge sind auch nicht zwingend. Sie sind nur Empfehlungen.
Im Dezember 2008 Wien wurde ich von RNIB bei der E-Inclusion Tagung in Wien
eingeladen, gemeinsam mit ihnen die Anliegen blinder und sehbehinderter
Menschen in Sachen digitales Fernsehen den führenden Industrievertretern nahe zu
legen. Obwohl wir auf nicht wenig Interesse gestoßen sind, kann man nicht wissen,
ob die Firmenvertreter, die mit uns sprachen und unsere Vorführungen sahen,
unsere Anliegen ihren Chefs mit der gleichen Begeisterung und Überzeugung
weitergeben konnten. Dieses Thema wird die Technologiekommission die nächsten
Jahre intensiv weiterbeschäftigen.
3. Digitales Radio
In Europa gibt es derzeit zwei Systeme, die für die Übertragung von digitalem Radio
eingesetzt werden. Diese sind DAB (Digital Audio Broadcasting) und DAB+. Die
wesentlichen Unterschiede zwischen diesen zwei Übertragungsarten liegen in der
Qualität des Signals und in der Übertragungsgeschwindigkeit. Obwohl DAB+ erst in
einigen europäischen Ländern verwendet wird, ist es anzunehmen, dass sich dieser
Standard in Zukunft durchsetzen wird. Unsere Kommission verfolgt interessiert diese
Entwicklungen, nicht zuletzt deshalb, weil digitales Radio und Fernsehen ähnliche
Technologien verwenden und daher zugängliche digitale Fernsehempfänger in vielen
Situationen für das Empfangen vom digitalen Radio eingesetzt werden könnten.
4. E-Books
Hinweis: Auch im Deutschen wird E-Books statt E-Bücher in der Regel verwendet.
Ein weiteres Thema, das für großes Interesse und Spannung in unserer Kommission
sorgt, ist die Verbreitung von elektronischen Büchern, sogenannte e-Books. Solche
Bücher können entweder mit einem Computer oder mit portablen Geräten (sog. EBook Readers) gelesen werden. Die Hersteller von E-Book Readers arbeiten sehr
eng mit Adobe Systems zusammen, weil das PDF Format - allerdings in einer für uns
nicht zugängliche Variante - am häufigsten in E-Book Readers verwendet wird.
Die Bemühungen zur Überwindung der technischen Schwierigkeiten sind bereits weit
fortgeschritten. PDF-Dateien können mit moderner Technologie relativ leicht gelesen
werden, und es gibt bereits einen amerikanischen E-Book Reader, der mit einer
Sprachausgabe ausgerüstet ist. Mit diesem schon sehr populären "Kindle“ kann man
sich zwar problemlos ein Buch anhören, aber leider spricht die Bedienerführung noch
nicht, weil Amazon aus firmenpolitischen und juristischen Gründen dieses Feature
bewusst unterdrückt. Es gibt sonst keinen einzigen kommerziell erhältlichen E-Book
Reader mit Sprachausgabe auf dem Markt.
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Obwohl ich als Technik-Beauftragter in der EBU Technologiekommission arbeite,
widme ich mich, zusammen mit RNIB, ebenso den juristischen Problemen der Digital
Rights Management (DRM). Denn urheberrechtliche Hindernisse bereiten uns im
Moment mehr Probleme als die technischen Schwierigkeiten. Zwar sind wir
optimistisch, dass sich langfristige Lösungen bieten werden, dennoch ist der Weg zu
sprechenden E-Book Readers zweifellos langwierig.
Bei unserer letzten Kommissionssitzung, die im Rahmen der DAISY Tagung in
Leipzig stattfand, haben wir erfahren, dass das DAISY Format in dem EPUB
Standard integriert wird. In Europa ist der EPUB Standard sehr verbreitet, und somit
könnte auf die Belange unseres Personenkreises auf diesem Sektor besser
eingegangen werden.
5. Andere Aktivitäten
In unserer Kommission werden auch andere Themen behandelt. Jeder von uns ist für
einen bestimmten Bereich zuständig, worüber er dann bei unseren Treffen berichten
muss. Meine Aufgabenbereiche waren Betriebssysteme und Bookshare. In diesem
Zusammenhang habe ich u.a. GSM Screenreader und das von Apple entwickelte
Mac OS Betriebssystem mit Voice Over, einem Screenreader für den Mac
präsentiert.
Die EBU sucht immer Möglichkeiten, Geld einzusparen und trotzdem effizient zu
arbeiten. Eine meiner Aufgaben in unserer Kommission ist es, technische Lösungen
zu finden, wodurch wir uns in der Zukunft leicht und zuverlässig virtuell treffen
können. Wenn sich solche Lösungen als praktisch, leicht zu bedienen und
kostengünstig erweisen, werden wir versuchen, sie bei allen Kommissionen
einzuführen.
6. Schlussbemerkungen
Zwar tagt unsere Kommission in der Regel nur einmal im Jahr, trotzdem ist fast jedes
Mitglied sehr aktiv. Wir arbeiten viel per E-Mail und „treffen“ uns per Skype. Obwohl
unsere Arbeit ehrenamtlich ist und nicht wenig Zeit in Anspruch nimmt, halten wir sie
für sehr wichtig und fruchtbringend. Ich möchte dem ÖBSV für das Vertrauen, das
mir geschenkt wird, herzlich danken.
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EBU-Verbindungskommission
(Dr. Markus Wolf)
Wie viele von Ihnen wissen, bin ich seit 2002 österreichischer Vertreter in der
Verbindungskommission der Europäischen Blindenunion (EBU). Weniger bekannt
mag noch sein, dass ich seit der letzten Generalversammlung, die 2007 in Antalya
stattfand, auch Kabinettsmitglied dieser Kommission bin.
Die Verbindungskommission ist die größte der EBU-Kommissionen, da in ihr jedes
EU-Mitgliedsland, sowie auch Norwegen einen Vertreter hat, besteht sie derzeit aus
28 Mitgliedern. Vorsitzender dieser Kommission ist Rodolfo Cattani aus Italien, den
einige von Ihnen vom EBU-Infotag, der im Mai 2007 hier im ÖBSV stattfand, kennen
werden. Er wird von fünf weiteren Personen bei den wichtigsten Aufgaben
unterstützt. Diese bilden zusammen mit ihm das Kabinett der Kommission.
Die wichtigste Aufgabe dieser Kommission ist die Herstellung und Aufrechterhaltung
der Beziehungen zu den Institutionen der Europäischen Union, damit die Interessen
der 10-Millionen blinden und sehbehinderten Personen der Europäischen Union in
den Richtlinien, Verordnungen und Empfehlungen der EU berücksichtigt werden.
Unsere Hauptaufgabe ist also die Lobbyarbeit bei der Europäischen Kommission,
dem Rat der Europäischen Union und dem Europäischen Parlament. Dies bedeutet,
dass ich als österreichischer Vertreter eine Vielzahl an Briefen an die
österreichischen Abgeordneten zum Europäischen Parlament,
an die
österreichischen Vertreterinnen und Vertreter im Rat und in Ratsarbeitsgruppen der
EU geschrieben habe.
Zusammen mit meinen Kommissionskollegen und –
Kolleginnen erarbeiten wir Stellungnahmen zu Vorschlägen der Europäischen
Kommission, die wir dann, als EBU, einreichen. Besonders wichtig ist hier die
gemeinsame Abstimmung unter den Verbindungskommissionsmitgliedern, damit wir
mit einer Stimme, mit einer starken Position, der Europäischen Kommission
selbstbewusst gegenübertreten und für das gemeinsame Ziel kämpfen können.
Einmal pro Jahr trifft sich die Verbindungskommission zu einer dreitägigen
Arbeitssitzung, um Bilanz zu ziehen, Probleme zu besprechen, gemeinsame
Positionen und Strategien zu erarbeiten und Herausforderungen der Zukunft zu
identifizieren. Beim Treffen im Oktober 2008, das in Talin stattfand, habe ich mich
von Mike Busboom vertreten lassen, da ich fast zeitgleich beruflich auf Dienstreise in
Straßburg war. Dieses Jahr fand das Treffen im Mai in einem sehr verregneten
Dublin statt, an dem ich wieder teilnehmen konnte. Verbunden war das Treffen mit
einer Europäischen Konferenz mit dem Titel „Citizens’ Europe for All, Disabled
People on the Move“ („Europa der Bürger für Alle, Personen mit Behinderungen in
Bewegung“). Diese Konferenz wurde gemeinsam von Irland, Österreich, Malta und
der Slowakei organisiert. Neben den Vertreterinnen und Vertretern der EBU waren
wichtige Vertreter des Europäischen Parlaments, der irischen Regierung, des
Europäischen Behindertenforums und der Sozialen Plattform vertreten.
44
Wir, die Europäische Blindenunion,
haben unsere Arbeit im Europäischen
Behindertenforum (European Disability Forum – EDF) intensivieren können – bei der
letzten Generalversammlung wurden drei Vertreter der EBU in den EDF-Vorstand
gewählt, sodass unsere Interessen noch stärker im wichtigsten Dialogforum
zwischen der Europäischen Kommission und den Behindertenverbänden vertreten
sind. Wie Sie wissen, wurde das EDF 1998 von der Europäischen Union ins Leben
gerufen, um alle europäischen Behindertenverbände in einem großen Forum
zusammenzubringen und somit einen Hauptansprechpartner für die Europäische
Kommission zu Behindertenfragen zu bilden. EDF, dessen Präsident, Jannis
Vardakastanis, übrigens auch blind ist, vertritt die Interessen der mehr als 50Millionen Behinderten in Europa. Wir in der EBU betreiben Lobbyarbeit, einerseits
durch das Behindertenforum, meist zu allgemeinen Fragen, andererseits direkt als
Europäische Blindenunion, zu spezifischeren Fragen.
Eines der wichtigsten Probleme, mit dem wir uns derzeit beschäftigen, ist die
Zugänglichmachung des digitalen Fernsehens für blinde und sehbehinderte
Personen. Das digitale Fernsehen hat das Fernsehmedium mit zumindest einer
neuen wichtigen Dimension versehen, hat es im wahrsten Sinne des Wortes
revolutionalisiert. Mit dem digitalen Fernsehen hat man nicht nur einen komplett
reinen, störungsfreien Empfang, es bietet auch die Möglichkeiten des E-MailVersendens, des Online-Shoppings, sowie die interaktive Teilnahme an vielen dazu
ausgerichteten Fernsehsendungen. Für blinde und sehbehinderte Personen liegt
das Problem in der Bedienung des digitalen Receivers. Ohne sehende Hilfe ist es für
blinde und sehbehinderte Personen fast unmöglich, überhaupt die Sender
einzustellen, geschweige von Nutzen der neuen Features. Wir in der EBU bestehen
darauf, dass unser Recht auf Selbstständigkeit respektiert wird, sowie das Recht auf
einen vollen Zugang zu technischen Entwicklungen.
Wir haben bisher die
Europäische Kommission aber leider noch nicht dazu bewegen können, ein Gesetz
zu initiieren, dass die Hersteller von digitalen Receivern dazu verpflichten würde, die
Receiver mit Sprachausgabe zu versehen. Wenn dies standardmäßig gemacht
würde, hätte es eine kaum wahrnehmbare Auswirkung auf den Endpreis. Die
Europäische Kommission setzt derzeit noch auf Verhandlungs- und
Überzeugungsarbeit bei den Erzeugern, derzeit leider ohne viel Erfolg. Wir in der
Verbindungskommission haben noch viel Lobbyarbeit zu leisten. In dieser Frage
arbeiten wir eng mit der Technologiekommission zusammen.
Nach der Digitalisierung des Fernsehens kommt die Digitalisierung des Radios als
nächstes Problem auf uns zu. Geplant ist, bis spätestens 2016 innerhalb der EU den
analogen Radioempfang abzuschalten und mit einem digitalen zu ersetzen. Denkbar
wäre es, dass die digitalen Radios dann ohne für uns bedienbare Regler und Knöpfe
entworfen werden. Wir wissen alle, wie wichtig das Radio für sehbehinderte und
blinde Personen ist – in vielen Fällen ist es noch immer unsere primäre Informationsund Unterhaltungsquelle. Es ist daher ein absolutes Imperativ, dass wir als EBU, alle
zuständigen Personen über das Problem informieren und dann gemeinsam an einer
zufriedenstellenden Lösung arbeiten. Auch in diesem Fall arbeiten die Technologieund die Verbindungskommission eng zusammen – die erste beschäftigt sich mit den
technischen Problemen und Lösungsmöglichkeiten, die zweite mit der Lösung auf
rechtlicher Ebene bei den EU-Institutionen.
Ich bin zuversichtlich, dass es uns letztendlich gelingen wird, eine gemeinsame
Lösung zu erzielen. Wir haben dies auch bei der Zugänglichmachung von PDF-
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Dateien geschafft. Vor einigen Jahren waren diese Dateien nicht lesbar; durch Druck
auf den Hersteller wurden diese für uns, zum Vorteil aller Benutzerinnen und
Benutzer, nicht nur der sehbehinderten und blinden, weiterentwickelt.
2009 hatten die Europawahlen unsere volle Arbeitsaufmerksamkeit. Es war uns sehr
wichtig, dass die Parteien, die zur Wahl standen, über die Ziele und Aktivitäten der
EBU informiert wurden. In manchen Ländern wurden sie vor der Wahl auch gebeten,
einen kurzen Fragebogen zu wichtigen Behindertenfragen zu beantworten. Die
Antworten wurden dann vor der Wahl auf Homepages veröffentlicht. Ein weiteres
Anliegen mit Bezug auf die Wahlen war, ob blinde und sehbehinderte Personen in
allen Ländern selbstständig ihre Stimme abgeben können. Dies ist derzeit in
Österreich der Fall, aber wir müssen darauf achten, dass dies auch so bleibt, wenn
die elektronische Stimmabgabe verbreitet wird.
Die vollständige Umsetzung der pharmazeutischen Kennzeichnungsrichtlinie in den
einzelnen Mitgliedstaaten wird bei jedem Treffen besprochen. Die EBU hat sich mit
der Pharmaindustrie auf eine Höhe der Braille-Punkte auf Medizinpackungen
geeinigt. Diese Höhe ist zwar geringer als gewöhnlich, sie ist aber noch immer sehr
gut tastbar. In einigen Mitgliedstaaten, wie auch in Österreich, arbeitet man noch auf
eine Lösung hin, die die Packungsbeilagen für blinde und sehbehinderte Personen
zugänglich macht.
Bei der Sitzung in Dublin wurde darüber berichtet, dass eine Richtlinie des Rates zur
Implementierung des Gleichbehandlungsprinzips zwischen Personen, ungeachtet
deren Religion oder Glauben, Behinderung, Alter, oder sexueller Orientierung
(horizontale Nichtdiskriminierungsrichtlinie) zur Diskussion stehen könnte. So eine
Richtlinie würde die Behindertenpolitik in Europa wieder einen wichtigen Schritt
weiterbringen. Das wäre ein ziemlich langer Prozess von der Veröffentlichung des
ersten Entwurfs durch die Europäische Kommission bis zur Inkrafttretung, in dem
sich die EBU und das EDF in jeder Phase vollstens für unsere Rechte und
Bedürfnisse einsetzen werden.
Bei jeder Sitzung bekommen wir ein Update über den Ratifizierungsprozess der UNKonvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Österreich hat diese
Konvention und ihr optionales Protokoll am 27 Oktober 2008 ratifiziert. Die Chancen
stehen auch gut, dass auch die Europäische Union als Gemeinschaft die Konvention
unterschreiben wird.
Es wäre die erste UN-Konvention, die von der EU
unterschrieben wird. In Österreich wird die Umsetzung der Konvention durch den
Monitoringausschuss überwacht, in dem ich die Ehre habe, als Ersatzmitglied unsere
Interessen zu vertreten.
Die Verbindungskommission arbeitet am Problem der immer häufiger werdenden
stillen Elektroautos, die kaum hörbar sind und daher für blinde und sehbehinderte
Personen eine erhebliche Gefahr bedeuten können sowie am Abbau von Barrieren
bei Mobilität, bei Freizeitaktivitäten und Kulturbesuchen. Sehr wichtig ist auch die
Diskussion über eine digitale Bibliothek in Europa und die Lockerung der
Urheberrechtsbestimmungen, die den Austausch vorhandener digitalisierter und
aufgenommener Bücher zu unserem Vorteil erleichtern würde. Weiters nehmen wir
die besonderen Probleme von Jugendlichen, von älteren Personen und von Frauen
genauer in Betracht, die sehr oft mit ihrer Behinderung eine doppelte Diskriminierung
erleiden. Ich habe Anfang November in diesem Zusammenhang in meiner Funktion
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als Kabinettsmitglied der Verbindungskommission ein EBU-Jugendseminar in
Bratislava eröffnet und beigewohnt.
An dieser Stelle möchte ich die Wichtigkeit einer multinationalen Zusammenarbeit
unterstreichen. Viele unserer Probleme können wir nicht mehr alleine, auf nationaler
Ebene lösen. Eine gemeinsame Anstrengung auf europäischer und manchmal auf
globaler Ebene wird verlangt. Bei der oben erwähnten Konferenz in Dublin wurde
eine Deklaration verabschiedet (wo ich die Ehre hatte mit Lord Colin Low (EBUPräsident), Rodolfo Cattani (Vorsitzender der Verbindungskommission), Kicki
Nordström (ehemalige Präsidentin der Weltblindenunion und eine der
Hauptverhandlerinnen der UN-Konvention), Mokrane Bussaid (Geschäftsführer des
EBU-Büros in Paris) und Branislav Mamojka (Vizevorsitzender der
Verbindungskommission) zusammenzuarbeiten. In der Deklaration verlangt die EBU
folgendes:
1. das Recht auf Partizipation in EU-Entscheidungsprozessen, auf allen Ebenen und
in allen Stadien – nichts über uns ohne uns;
2. rasche Ratifizierung und Implementierung der UN-Konvention über die Rechte von
Menschen mit Behinderungen – die Zukunft kann nicht warten;
3. baldige Annahme der Gleichbehandlungsrichtlinie, damit der Zugang in allen
Lebensaspekten gewährleistet wird, inklusive Bildung, am Arbeitsmarkt, Verkehr,
Gesundheit, soziale Sicherheit, Sozialdienste, Güter und Dienstleistung, die bebaute
Umgebung, Information und Kommunikation und Wohnen – von Worten zu Taten;
4. Bildung im inklusiven Rahmen, die unsere spezifische Bedürfnisse und Wünsche
bezüglich Bildung beachtet;
5. Maßnahmen gegen die katastrophale Situation, in der drei von fünf blinden und
sehbehinderten Personen im erwerbsfähigen Alter arbeitslos sind;
6. einen vernünftigen Lebensstandard;
7. rechtliche Maßnahmen im Binnenmarkt, damit alle Produkte und Dienste nach
dem Design-for-all-Prinzip entworfen und geliefert werden, damit sie völlig bedienbar
sind;
8. zugängliche Informationen und ICT, inklusive Web- und E-Informationen und EUInformationen;
9. den Abbau von Urheberrechtshindernissen, damit Bücher in allen Formen,
inklusive elektronischer, zugänglich sind;
10. das Recht auf Erlernen der Braille-Schrift und ihre Nutzung zusammen mit
modernen Technologien;
11. zugängliche Telekommunikationstechnologien, inklusive digitaler Medien, so
entworfen,
dass
sie
uns
Audiodeskription,
zugängliche
elektronische
Fernsehprogramme und alle anderen Bedienungsmöglichkeiten ermöglichen;
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12. zugängliche Wahlvorgänge und das Recht als Kandidat/Kandidatin bei Wahlen
zu stehen;
13. Erhaltung von klaren Abgrenzungen zwischen Fußgängerbereichen und Verkehr,
sowie Warnmöglichkeiten beim Nähern des so genannten geräuschlosen Autos
14. Erhaltung des freien Postdienstes für blinde und sehbehinderte Personen.
Ich hoffe, Ihnen mit diesem Überblick einen Einblick in unsere Arbeit in der EBU
gegeben zu haben. Sollten Sie Fragen oder Anregungen haben, oder einfach mit mir
über die EBU diskutieren wollen, dann kontaktieren Sie mich per Mail oder
telefonisch unter [email protected], bzw. 069912386251. Ich bedanke mich an
dieser Stelle für Ihre bisherige Unterstützung. Ich brauche sie auch in Zukunft. Nur
gemeinsam können wir die großen Aufgaben bewältigen!
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