Die Diktatur des Nationalsozialismus 1) Gründe für den Niedergang der Republik Nach den linksradikalen, rechtsradikalen und separatistischen Bewegungen am Anfang und einer vorübergehenden Beruhigung Mitte der Zwanziger Jahre musste die scheinbar stabilisierte Republik eine Krise angehen, die von außen ausgelöst wurde und nicht von politischer Natur war: Die Weltwirtschaftskrise von 1929. Die Gründe für diese wirtschaftliche Rezession lagen nicht in Deutschland, sondern in den USA: Die Produktion von Konsumgütern war schon seit Jahren höher als die Nachfrage und Ende der Zwanziger Jahre konnten viele Industrien ihre Produkte nicht mehr verkaufen. Am sogenannten Schwarzen Freitag (24.10.29) verkauften deswegen viele Aktionäre mit einem Schlag alle ihre Wertpapiere (=fast 13 Millionen Aktien!). Die amerikanische Depression blieb nicht nur auf dem amerikanischen Kontinent, sondern weitete sich auf die ganze Welt aus, weil die USA vor der Krise viel in Europa und Asien investiert hatten und nach der Krise viele Kredite aus dem Ausland zurückforderten. Die deutsche Wirtschaft konnte diese Kreditforderungen nicht abbezahlen, denn vom "Aufschwung der Zwanziger Jahre" gab es keine Ersparnisse mehr. Die Konsequenz waren Schließungen der Fabriken, Konkurs der Firmen und Massenarbeitslosigkeit. In vielen Industriestädten in Deutschland war jeder dritte Deutsche arbeitslos und "stand auf der Straße", das öffentliche Elend wuchs immer mehr. Die "Große Koalition" aus SPD, DDP und DVP (Deutsche Volkspartei) konnte nach 1929 nicht die richtigen Antworten auf die vielen sozialen Fragen geben und schon 1928 hatte sie nur eine sehr knappe Mehrheit im Reichstag. Es gab viele kleine republikfeindliche Parteien und Koalitionen waren sehr schwierig. Nach nur wenigen Monaten ging diese Koalition auch zu Bruch. Vor allem die kommunistische Partei (KPD) und die rechtsradikale NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) konnten bei den Neuwahlen 1930 massiv gewinnen, sie konnten ihre Stimmen verdoppeln bzw. verachtfachen. Ihre Deputierten blockierten systematisch die parlamentarische Arbeit und stellten sogar gemeinsame Anträge, um unpopuläre Steuern und Gesetze zu stoppen und populäre Ideen zu verbreiten (z.B. höhere Renten, sozialer Wohnungsbau etc.). 2) Die Zerstörung der Republik durch die NSDAP und die Machtergreifung Hitlers Die NSDAP verstand es, Arbeiter und kleine Angestellte, die Angst vor der Arbeitslosigkeit haben, Handwerker und Kleinbürger, welche sich von den "Roten" wie von der Großindustrie Wahlplakate 1932 und Ergebnisse der Reichspräsidentenwahl 1 bedroht fühlen, und auch Großindustrielle anzuziehen. So bekam die Partei Adolf Hitlers mehr und mehr Stimmen. Bei den erneuten Neuwahlen 1932 wurde sie stärkste Kraft und bekam fast 38% der Stimmen, doch der damalige Reichskanzler Franz von Papen (ein Konservativer) wollte nicht die Regierung an Hitler abgeben, sondern seine Position gegenüber den Nationalsozialisten verbessern (z.B. setzte er sich für die Streichung der Reparationszahlungen in der Außenpolitik ein). Doch er konnte keine Mehrheit im Parlament halten. Da er keinen anderen Ausweg sah, verwirklichte er seine "Idee": Er ernannte am 30. Januar 1933 Adolf Hitler zum Reichspräsidenten (definitiv durch den Reichspräsidenten Hindenburg am 31. Januar 1933). Von Papen glaubte, dass er Hitler mit Hilfe der anderen konservativen Parteien "einrahmen" könne. Tatsächlich gab es im ersten Kabinett von Hitler "nur" zwei weitere NSDAP-Mitglieder, doch von Papen hatte den fatalen Fehler gemacht, die Macht an einen Mann abzugeben, dessen Ziele dem Geiste der Verfassung völlig und ganz widersprachen. Hitler ergriff letzten Endes die ganze Macht. Hitler rief wenig später Neuwahlen aus. In den folgenden Wochen setzte er seine Parteitruppen als "Hilfspolizei" ein und ließ mindestens 10.000 Oppositionelle festnehmen. Wegen eines Generalstreiks der Kommunisten erließ die Regierung eine erste, nach einem Brand im Reichstag (Hitler sagte, dass die Kommunisten verantwortlich für diesen Sabotageakt seien) eine zweite "Notverordnung": Meinungs-, Presseund Versammlungsfreiheit sind außer Kraft gesetzt. Bei der Reichtagswahl vom 5. März 1933 bekam die NSDAP 44% und zusammen mit der Deutschnationalen Volkspartei konnte Hitler weiter regieren. Ende März erließ der Reichstag (die Sozialdemokraten wählten nicht, die Kommunisten waren verhaftet oder geflohen) das "Ermächtigungsgesetz": Die Regierung durfte jetzt ohne den Konsens des Parlaments Gesetze erlassen. Kommunisten, Gewerkschaften und drei Monate später auch die SPD wurden verboten. Viele andere Parteien lösten sich selbst auf. Bald entstanden auch die ersten Konzentrationslager. Schon am 7. April folgten weitere Gesetze. So durften Oppositionelle und Juden im Deutschen Reich nicht mehr als Beamte arbeiten. Ob Professor oder Pedell, Arzt oder Krankenpfleger: Sie alle wurden entlassen, wenn sie oder ihre Vorfahren Juden waren. 3) Die menschenfeindliche Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten Am 30. Juni 1934 ließ Hitler konservative Kritiker und auch unabhängige Kräfte innerhalb der NSDAP ermorden. Am 2. August des selben Jahres übernahm Hitler nach Hindenburgs Tod auch das Amt des Reichspräsidenten, weshalb er sich auch Führer und Reichskanzler nennen ließ. Auch die Soldaten der Reichswehr mussten ihm ab diesem Zeitpunkt Treue schwören. Die Situation der Juden im Land 2 verschlechterte sich schnell. Ab 1935 konnten sie nicht mehr Ärzte oder Apotheker werden und im selben Jahr wurden die "Nürnberger Gesetze" erlassen: Juden durften ab diesem Zeitpunkt nicht wählen, Juden und "Arier" durften nicht mehr heiraten und sexuelle Beziehungen haben. In den folgenden Jahren kam es zu den ersten Deportationen von Juden in Konzentrationslagern und ihr Besitz wurde konfisziert und an Freunde des Regimes billig verkauft oder verschenkt. In der Nacht ("Reichskristallnacht") vom 9. zum 10. November zerstörten Nazi-Gruppen jüdische Geschäfte, Häuser und Synagogen und später, ab 1941, mussten alle Juden einen gelben Stern auf ihrer Kleidung tragen. Wer Freund von Juden war, konnte zu drei Monaten Haft verurteilt werden. Juden durften auch nicht mehr in Reisezügen oder -schiffen, jedenfalls keine längeren Strecken als sieben Kilometer, fahren. Ab 1941 arbeiteten die Leute für Heinrich Himmler, einem der brutalsten Nationalsozialisten. Sie sollten eine Endlösung der Judenfrage ausarbeiten und fanden schnell eine Antwort: Die Massenvernichtung der Juden. Ab 1942 wurden Juden aus ganz Europa (Deutschland hatte sich mit militärischer Kraft bis dahin nach Osten und nach Westen weit verbreitet) nach Auschwitz deportiert und in Gaskammern in der Nähe ermordet. 4) Ideologie und Leben im Nationalsozialismus Hitler beschrieb in seinem Buch "Mein Kampf" seine Weltanschauung. Der Kernpunkt seiner Weltanschauung ist seine Rassenlehre. Die Geschichte der Menschheit wird für ihn durch den Kampf der Rassen dominiert. Entscheidend für den Wert eines Menschen sind "Rasse und Blut". Die höchste Rasse stellen für ihn die Arier dar (groß, blond, blauäugig). Er sieht die Welt auch auf sozialdarwinistische Weise (Der Schwächere muss verlieren und zerstört werden) und für seine Arier forderte er eine Ausweitung des Lebensraumes, der für die Deutschen allein aus rassischen Gründen nur im Osten liegen konnte. Wichtig in seiner Ideologie war auch das Führerprinzip, in der nur ein Wille gilt, der Wille des Führers. Der Führer steht an der Spitze von Volk und Staat und besitzt uneingeschränkte Befehlsgewalt ("Du bist nichts, dein Volk ist alles"). Von Anfang an erschien es Hitler wichtig, die Jugend für sich zu gewinnen. Er gründete Jugendorganisationen, z.B. die Hitler-Jugend und den Bund deutscher Mädel". Die Jugendlichen wurden oft gezwungen, an diesen Organisationen teilzunehmen. Oft wurden sie über die Rassenlehre unterrichtet, mussten an Reisen zu wichtigen nationalsozialistischen Monumenten teilnehmen und unterlagen 3 einer massiven Propaganda. Ein weiteres wichtiges Medium für die Volkspropaganda war der "Volksempfänger", über den Hitler und seine Partei alle wichtigen Informationen und Befehle ans Volk bringen konnte. Gewalt und Terror wurden durch die immer größer werdenden SA (Sturmabteilung) und SS (Schutzstaffel) verbreitet. Sie kontrollierte das Volk und begann später systematisch, Andersdenkende zu verfolgen. Wichtig war auch die Gestapo (Geheime Staatspolizei), die wichtigsten Personen waren Joseph Goebbels und Heinrich Himmler. Natürlich gab es auch großen Widerstand gegen dieses Diktaturregime, doch das Leben im Nationalsozialismus war bis in das kleinste Detail durch die militärische und polizeiliche Gewalt kontrolliert. Kommunisten und Liberale, Protestanten und Katholiken bildeten kleinere Gruppen, manche schrieben Flugblätter oder verübten Sabotage, viele hörten Radio London, andere machten Witze über Hitler - für jede dieser Aktivitäten konnte man hingerichtet werden. Es gab auch die "Edelweißpiraten" im Rheinland, diese wanderten und sangen und spielten auf der Gitarre. Manchmal verteilten auch sie Flugblätter gegen Hitler und räumten allein stehende Waggons mit Lebensmitteln und Kohle aus. Eine große Widerstandsbewegung gab es aber nicht, es herrschte einfach nur blanke Angst. 4